Mal ganz vorsichtig gefragt: Wissen Sie, was das Geschlecht ist? DAS Geschlecht, nicht die Geschlechter. Schwierige Frage, oder? Auf jeden Fall handelt es sich um etwas, was die Menschen unterscheidet. Dafür gibt es eine Reihe von Indizien. Nehmen wir die Themen Fußball und Wellness. Nicht wahr, da fängt’s doch schon an. Meine beste Freundin (die mit dem Glimpf im Gästezimmer) ist Fußball-Fan, mein bester Freund (ohne Glimpf) kann da überhaupt nicht drauf. Der Lebensgefährte meiner Tante ist Wellness-Experte, obwohl das bei ihm nichts mehr nützt, während meine Tante sich nicht mal schminkt, obwohl es sicher gut aussähe.

Aber lassen wir das. Ich will ja eigentlich auch nur sagen, dass die Kategorien, um nicht zu sagen: die Schubladen ein wenig verrutscht sind. Was nichts daran ändert, dass es im täglichen Überlebenskampf immer noch ausgesprochen hilfreich ist zu wissen, wie das zwischen den Beinen da heißt. Das Geschlecht scheidet Mann und Frau, die klassischen Pole der Menschheit, die uns nicht zur Ruhe kommen lassen. Dazwischen mag es noch so manche andere Spielart der Natur geben, aber gewöhnlich ist das Geschlecht eine ziemlich einseitige Angelegenheit.

So einseitig wie die Beilage zum 60-jährigen Jubiläum der FR. Ist es Ihnen aufgefallen? Nun, dann sind Sie wahrscheinlich ein Mann. Klares Kriterium: Männer merken es nicht, wenn Frauen ausgeschlossen werden. Frauen hingegen haben dafür ein Gespür. Da hat uns wohl die männlich dominierte Geschichte der FR eingeholt: Die Beilage kam fast gänzlich ohne Frauen aus. Ich allein habe in einem Interview ein winziges verlorenes Fähnlein gereckt, als ich darauf aufmerksam machte, dass Frauen es nicht mögen, ständig nur mitgemeint zu sein. (Wir müssen doch zusammenhalten, nicht wahr?) Die Redaktion ist in dieser Hinsicht ganz kleinlaut: Sie bedauert ihr Versäumnis zutiefst und betont, dass Frauen in der 60-jährigen Geschichte der FR Beiträge geleistet haben, die es absolut wert gewesen wären, gewürdigt zu werden. Tja, Männer: Chance verpasst! In der Beilage zum Kriegsende habt ihr das viel besser hingekriegt.

Frauen bringen ihre spezifischen Sichtweisen jedoch bei der täglichen Produktion der FR ein. Das hat man am Freitag vor einer Woche mal wieder deutlich gemerkt, als unsere Autorin Hannelore Schlaffer über Angela Merkel festhielt: “Unbeholfen wirkt sie aber nicht nur, weil auf diesen Fesseln so viel Gewicht lastet.

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12 Kommentare zu “Einseitig

  1. Abgesehen davon, dass neben dem sozialen (nicht immer eindeutigen) Geschlecht (Gender) sich auf der Ebene des biologischen Geschlechtes (sex) die Hoffnung, „zu wissen, wie das zwischen den Beinen da heißt“ nicht mehr in allen Fällen erfüllt, fällt mir auf, dass hier tatsächlich nur Männer bloggen.

  2. @somlu: Woher willst du wissen, dass hier nur Männer bloggen? Namen sind Schall und Rauch – und im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist…;-)

  3. @bechtie: die vermutung liegt nahe, wenn man sich die bilder der autoren anschaut. oder sind diese auch „schall und rauch“?
    somulu sprach ja von „bloggen“, nicht von „kommentieren“.

  4. Außer Bronski vielleicht, der ist bildlich nicht so zu fassen. Wobei wenn ich mir den Beitrag so richtig anschaue, könnte es auch sein, dass hinter Bronski eine Frau steckt, schönes Beispiel für Gendertrouble 🙂

  5. Ok, tatsächlich: Die Autoren sind bislang männlich oder undefinierbar. Allerdings verfügt die FR-Redaktion über recht viele Frauen – vielleicht wollen ja noch ein paar mitbloggen?

    Oder ist es doch so, dass verbales Gerangel eher bei den Männern auf Interesse stößt?

  6. Meines Erachtens hat die FR einige Frauen, die sehr gut schreiben. Katharina Sperber, Katrin Ceballos Betancour, Canan Topçu, Friederike Tinnappel, Astrid Hölscher (um nur ein paar zu nennen): immer wieder gerne gelesen. Aber wahrscheinlich ist es bei der Rundschau wie auch sonst im Leben: die Frauen machen die tägliche Arbeit, und die Männer erhalten die Preise… 😉

    Die Frage, ob Bronski selber eine Frau ist, beantworte ich mir so:
    Wenn sie eine wäre und kein Problem damit hätte, von der FR öffentlich als ‚Leserversteher‘, ‚Kolumnist‘ und ‚Blogger‘ propagiert zu werden, dann wäre sie selbst schuld.
    Das gleiche gilt für die FR, die es nicht nötig haben sollte, eine Frau hinter einer männlichen Bezeichnung zu verstecken.

    In diesem Sinne
    mit feministischen (!) Grüßen

    FRettchen

  7. Ich setze die Liste fort:
    Regine Herrmann, Eva Roth, Karin Dalka, Ulrike Füssel, Petra Kirchhoff, Uta Goßmann, Ina Hartwig, Brigitte Spitz, Monika Kappus, Tanja Sturm, Claudia Michels, Monika Porrmann, Vera Gaserow, Elke Buhr, Brigitte Kols …

    Die FR hat eine Frau an der Spitze des Sport-Ressorts, das sonst meistens eine Männerdomäne ist: Ulrike Spitz.
    Die Stadtredaktion wird ebenfalls von einer Frau geleitet: Corinna Willführ.
    Leiterin des Ressorts Grafik/Gestaltung ist Marianna Hartz

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