„Live Earth“ ist vorbei, und die Erde lebt noch. Der Klimawandel auch, aber daran, das muss ich zugeben, habe ich nicht als erstes gedacht, als ich mich vergangenen Samstag an der Warenausgabe von Möbel-Mann vor dem laufenden Fernseher niederließ, um Shakiras Zuckungen zuzusehen und auf meinen neuen Couchtisch zu warten. Sondern dabei habe ich als erstes gedacht: Irgendwie nicht ganz rhythmisch. Beziehungsweise von eigenwilligem Rhythmus. Ja, von einem Rhythmus wie dieser Sommer, dessen Temperaturen Shakira möglicherweise Probleme bereiteten. Die Luftfeuchtigkeit hingegen, wie sie da in Hamburg herrschte, wird sie aus Kolumbien ja gewohnt sein.
Das ist natürlich eine fürchterlich unangemessene Einleitung zu einem sehr ernsten Thema, aber ich wollte erstmal nur kurz beschreiben, was mir angesichts des Erdlebens-Konzert so durch den Kopf ging. Der nächste Eindruck, ein paar Stunden später, nachdem der Couchtisch aufgebaut war: Ich hole mir Ökostrom. Ernsthaft. Versprochen. Vielleicht war es Mia, die mir ins Gewissen geredet hat, aber die Idee kam mir während des wunderbaren Auftritts von David Grey aus London. Bei mir hat es also gewirkt. Irgendwie.
Die FR hat dieses nie dagewesene Mega-Event zum Anlass genommen, eine grüne Schwerpunkt-Ausgabe zu bringen, und in der haben wir Al Gore das Wort gegeben. Bezweifelt noch jemand den anthropogenen Ursprung des Klimawandels? Ja. FR-Leser Rolf Sternke aus Leverkusen schreibt:
„In Buenos Aires fällt seit 89 Jahren zum ersten Mal wieder Schnee, im letzten bei uns sehr milden Winter 2006/2007 musste Schwarzenegger in Kalifornien wegen ungewöhnlicher Kältewellen die Wärmeschutzzentren öffnen. Der Winter 2005/2006 war bei uns der kälteste seit 1962/1963. Schnee und Kälte als Zeichen der globalen Klimaerwärmung?
Das Wetter der Erde wird seit Jahrmillionen von der Sonne und von globalen Meeresströmungen bestimmt, die Energie aufnehmen und auf dem Globus verteilen. Neuere Eisbohrkerne lassen den Schluss zu, das es eine Nord-Süd-Klimaschaukel gibt, bei der sich die Nordhalbkugel erwärmt und die Südhalbkugel abkühlt – wie vermutlich derzeit – und umgekehrt. Der Mensch ist nicht in der Lage, diese Urkräfte zu beeinflussen! Wir müssen uns einfach anpassen, wie uns das ja auch seit mehreren Millionen Jahren überaus erfolgreich gelungen ist.“
Anders Gerhard Feix aus Brilon, der gleich mit einem Lösungsvorschlag aufwartet:
„Erneuerbare Energien und die simple Formel Energieeinsparung können nicht bereits als Lösung gelten. Bevor man in Deutschland nun anfängt, neben den Atomkraftwerken auch die Kohlekraftwerke abzuschalten, sollte man versuchen, mehr Wälder für die Klimaverbesserung anzupflanzen. Viele Quadratmeter unseres Landes werden stetig zubetoniert.
In China breitet sich die Wüste aus, weil zu viel in den Randgebieten abgeholzt wurde. Inzwischen hat man auch dort den uralten Fehler bemerkt und versucht, die Wüste aktiv zurück zu drängen. Allein durch CO2-Reduzierung würde nichts gelöst. Sizilien hatte einmal viel Wald. In der Antike wurde er für den Schiffbau abgeholzt. Da der Grundwasserpegel sank, konnte der Fehler bis heute nicht korrigiert werden.
Beispiele (Regenwald usw.) lassen sich noch viele finden. Wir müssen lernen, komplexer zu denken, wenn wir die Natur erhalten wollen. Allein mit der chemischen Formel CO2, die nun als Schlagwort aus aller Munde tönt, dürften wir nicht aus dem Schneider sein.“
Wenn das CO2 nicht als Problem erkannt wäre – warum bemüht sich dann die Energie-Industrie um Auswege? Einer davon heißt CCS: Carbon Capture and Storage. Das funktioniert so ähnlich wie die Endlagerung von Atombrennstäben: CO2 soll unter Tage weggeschlossen werden. Das „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH„, gegründet von Ernst Ulrich von Weizsäcker, beschreibt das Verfahren und kommt zu dem Ergebnis: Es ist kein Königsweg aus der Misere.
Das meint auch Michael Kees aus Berlin:
„Trotz der vollmundigen Versprechen der Energiekonzerne ist die CO2-Abscheidung bzw. ‚Carbon Capture and Storage‘-Technologie (CCS) weitgehend unerforscht. Unklar ist nicht nur der Transport und die Lagerung, sondern auch der rechtliche Rahmen. Momentan herrscht noch nicht einmal Sicherheit, ob die Einlagerung des CO2 nach dem Bergbaurecht oder den Abfallrichtlinien geschehen soll. Bislang gibt es erst Forschungsprojekte, die aufklären, ob das CO2 auch für Jahre unter der Erde bleibt. Außerdem gibt es noch keine gesellschaftliche Diskussion über den Einsatz und die Risiken der CCS Technologie. Die Bürger sollten u. a. darüber aufgeklärt werden, dass CO2 ab einer Konzentration von 8 Prozent in der Luft tödlich wirkt.
Daher fordert die Bürgerinitiative ‚Nein zum Kohlekraftwerk‘ den Stopp sämtlicher Baupläne von Kohlekraftwerken in Deutschland, bis die CCS-Technologie einsatzreif ist und die Bevölkerung bereit ist, dieses ungewisse Risiko einzugehen. Um die Diskussion darüber anzustoßen, wurde Anfang Juli eine öffentliche Petition in den Deutschen Bundestag eingereicht, die von jedem Bürger mitgezeichnet werden kann.“
Ich erlaube mir jetzt mal einen Rundumschlag: Nehmen wir die Vorfälle in Krümmel und Brunsbüttel hinzu, dann muss man wohl sagen: Großkraftwerke, egal ob Kohle oder Atom, können nicht die Lösung des Problems sein. Eines Problems, das es eigentlich nicht gibt. Denn das Problem ist ja die Sonne. Kann die mal jemand abschalten? Wird sowieso nix dieses Jahr mit dem Sommer.
zu der Frage, warum es in den USA (oder sonst wo kältere Winter gibt) und hier wärmere kann ich nur sagen, wer glaubt der Durchschnitt spiegele die Verteilung seiner einzelteile wieder hat von Mathe keine Ahnung. Immer daran denken, stehe ich mit einem Fuß im Kochenden und mit dem anderen im Eiswasser, habe ich es durchschnittlich zwar schön warm am Hintern, tatsächlich habe ich mir aber einen Fuß verbrannt und den anderen erfroren.
Wenn die Globale Durchschnitts-Temperatur steigt, dann kann es zu extremeren Wetterlagen kommen, was so viel heißt wie manchmal wird es sehr viel kälter, dafür woanders wieder sehr viele heißer. Soviel zu dem Einfachen Hinweis, dass das Klimawandelding ja stimmen könne, weil es ja auch kältere Winter gebe als früher….
@ „Urkräfte“
ganz egal ob wir menschen mit unserem verhalten das klima auf unserer erde beeinflussen (können) oder nicht. egal ob geologen zeitläufte der erdgeschichte mit klimawandel – warum auch immer – benennen können. egal ob die kräfte im innern der erde durch erdbeben oder vulkane das klima beeinflussen. egal ob ein kosmisches ereignis wie meteor, asteroid und/oder sonnenexplusionen klimawandel bewirken.
ganz egal!
wenn demnächst 10 milliarden menschen im winter es warm haben wollen und im sommer mit klimaanlagen die häuser kühlen werden, dann wird es eng und schon deshalb heißt es: energie und rohstoffe sparen, sparen und nochmal sparen!
@Gerhard Feix,
zum einen helfen Wälder nur mäßig, da diese irgendwann wieder Sterben (zumindest einzelne Bäume) stoßen sie Kohlendioxid, Methan und vieles andere letztlich genau in dem Maße aus, in dem sie es aufnehmen. D.h. eine Anpflanzung würde zwar den CO2 Gehalt in der Luft mindern, aber es wäre ein einmaliger, relativ geringer Effekt.
Und zum Zweiten. Es gibt einen Unterschied zwischen Naturschutz und Umweltschutz, der zentral und daher nicht zu verachten ist. Umweltschutz zielt darauf ab, die Umwelt des Menschen so wie sie ist zu erhalten oder gar für ihn angenehmer zu gestalten. Naturschutz möchte, dass der Mensch sich zurück zieht, er aufhört die Umwelt zu kontrollieren und in letzter Konsequenz spielt der Mensch für den Naturschutz keine Rolle, denn solange die Natur überlebt, kann der Mensch ruhig aussterben, aber bitte still und leise in seiner Ecke. (Zugegebener Maßen etwas provokativ Überspitzt die These)
Aufmerksam geworden durch Infos von Franz Alt, Quelle: http://www.sonnenseite.com, Rubrik Energie und Technik. würde ich gerne auch noch folgendes zu bedenken geben:
Wir Menschen verbrauche jetzt bereits 24% der möglichen Biomasseproduktion aller Ökosysteme der Erde, davon mehr als die eine Hälfte durch Ernte, Forstwirtschaft und Fischerei, die andere Hälfte durch den Flächenverbrauch für unsere globale Infrastruktur. Nicht nur, daß wir den Verbrauch durch den Ersatz von Fossilenergie durch Biomasse-Energie erhöhen und verstärken; wir schränken durch unsere schrankenlose Art zu leben auch die für alle anderen Arten verfügbare Nahrungsenergie immer mehr ein – mit unabsehbaren Folgen für die Biodiversität.
Jetzt leben derzeit ca. 6,6 Milliarden Menschen auf der Erde. Bis 2030 soll die Anazhl auf rund 9 Mia. angewachsen sein. Wenn diese alle einigermaßen gut leben wollen, also essen, sauberes Wasser trinken, sich kleiden, wohnen und eine funktionierende Infastruktur besitzen und benützen wollen, ist zu fragen, wie dies selbst bei einer Umstellung zur Solarwirtschaft funktionieren kann. Wir können das in die Zukunft fortschreiben, mit rund 14 Milliarden um 2060 usw….. Wir könnten jetzt eigentlich beschließen, abzudanken, z.B. indem wir uns nicht weiter vermehren. Illusorisch, ich weiß, weil für jeden aussterbenden Deutschen gleich mehrere Inder, Chinesen, Lateinamerikaner oder Afrikaner nachwachsen. Aber vielleicht schaffen wir es ja, eine weltweite Geburtenbeschränkung zu hin zu bekommen. Ich fürchte, sonst wird uns unser Planet Gaia in wenigen Jahrzehnten gnadenlos den Stinkefinger zeigen, weil für uns Parasiten und Schmarotzer kein Lebensraum mehr vorhanden ist und wir sämtliche Vorräte einfach aufgefressen und weggetrunken haben.
Und jetzt bitte keine Vorschläge in Richtung Gen-Technik!
@Fladung,
die Rechnung würde ich gerne verifiziert haben, bedeutet sie doch, dass mehr als ein drittel (12% von Verfübaren 30%) der Landmasse bereits durch Infrastruktur verbaut wäre…
Ich kenne eine andere Rechnung, die besagt, dass ein deutschland weniger als die Hälfte der Bebeauten fläche bei einem Wirkungsgrad von (aus dem Gedächtis) 15% ausreichen würde, den Primärenergieverbrauch zu decken…
Rechnungen sind immer so wie die menschen die sie anstellen mit einer Meinung versehen.