Klimawandel: Das eigentliche Problem ist unser Lebensstil

Der Klimagipfel von Kattowitz ist vorbei, und es wurde Bilanz gezogen. Zufrieden oder wenigstens halbwegs zufrieden scheinen nur die Verhandlungsführer zu sein, unter anderem die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze, die dabei war und gesehen hat: Wir haben das Optimum herausgeholt, mehr war nicht drin. So gesehen ist es selbstverständlich ein Fortschritt, dass sich der Gipfel auf das Regelwerk einigen konnte, das die Vereinbarung von Paris aus dem Jahr 2015 konkretisiert. Es enthält Regelungen zur Transparenz und Verbindlichkeit der Emissionspläne sowie zur Klimafinanzierung für die Entwicklungsländer. Mit diesen Regeln will die Weltgemeinschaft das 1,5-bis-zwei-Grad-Ziel erreichen, dass sie sich in Paris gesteckt hat, soll heißen: Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur soll bei höchstens zwei Grad gedeckelt werden, gemessen an vorindustriellen Zeiten. Zweifel sind berechtigt, ob das gelingen wird, trotz Regelwerk. Derzeit steuert dieser Planet eher auf drei bis vier Grad mehr zu, und die 1,5 Grad werden voraussichtlich bereits in den 2040er Jahren erreicht. Im Jahr 2016 lag die globale Durchschnittstemperatur bereits 1,1 Grad über der aus vorindustrieller Zeit; es war das wärmste Jahr seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880.

EderseeDer warme und überdurchschnittlich trockene Sommer 2018 hat viele Deutsche wachgerüttelt. Er hat einen Vorgeschmack auf die Klimaveränderungen gegeben, die uns ins Haus stehen könnten, und hat uns aufgezeigt, wie groß unsere Abhängigkeit vom Wasser ist. Die Trinkwasserversorgung war zwar nicht in Gefahr, aber viele Wasserreservoire sind auf Niedrigststände gefallen, beispielsweise der Edersee in Nordhessen, der unter anderem die Schifffahrt auf der Weser sichert. Was es bedeutet, wenn die Binnenschifffahrt nicht wie gewohnt liefern kann, sehen wir am Beispiel des Rheins: Dann wird in weiten Teilen von Süddeutschland Benzin und Diesel an den Tankstellen knapp und teuer. Der Pegel von Bingen misst derzeit 124 Zentimeter – mittleres Niedrigwasser.

Das wäre alles kein großes Problem, wenn es bei einem Sommer dieser Art bliebe. Aber es besteht die Gefahr, dass wir vermehrt Trockenheit im Sommer bekommen. 16 der 17 wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen traten im 21. Jahrhundert auf. Soll heißen: Der Klimawandel ist nicht fern, sondern er hat bereits begonnen. Und er ist kein „normaler“ Vorgang, wie es schon früher Klimaveränderungen gegeben hat, sondern er vollzieht sich hundertmal schneller als diese früheren Veränderungen, da er menschengemacht ist. Wesentlich dafür verantwortlich ist der globale CO2- und Methan-Ausstoß der Menschheit.

Der Zusammenhang ist erkannt. Warum fällt es der Weltgemeinschaft trotzdem so schwer, die nötigen Schritte zu tun, um zumindest den CO2-Ausstoß zu verringern? Weil es Bremser gibt, Staaten wie die USA, Russland, Saudi-Arabien, deren Regierungen an der auf fossilen Brennstoffen basierenden Energiewirtschaft festhalten wollen? Oder Staaten, die vorrangig ihre nationalen Interessen verfolgen wie Brasilien, das sich Vorteile bei der CO2-Anrechnung sichern wollte, oder China, das aus machtstrategischen Erwägungen ein hohes Wirtschaftswachstum braucht, was großen Energiehunger nach sich zieht? Oder weil andere Staaten, die es durchaus könnten, momentan nicht vorangehen, kein Beispiel geben wollen, Staaten wie die Bundesrepublik Deutschland, die schon weit gekommen sind bei der Energiewende, jetzt aber stolpern und sich nicht trauen, den nächsten Schritt zu gehen: Kohleausstieg? Oder weil einfach das Format des Klimagipfels inzwischen zu groß geworden ist? Ließe sich mehr erreichen, wenn die Verhandler sich in kleinen Runden zusammenfänden?

Der nächste Klimagipfel ist 2019 in Chile. Spätestens dort muss allen klar sein: Die 2020er Jahre sind das entscheidende Jahrzehnt. In dieser Frist muss die globale Energiewende substanziell eingeleitet werden, wenn das Zwei-Grad-Ziel noch erreicht werden soll. Derzeit sieht es nicht so aus, als könnte das gelingen.

Balken 4Leserbriefe

Ingrid Brauneis aus Tübingen:

„Eine Regelung zum Handel mit CO2-Zertifikaten zwischen Staaten – vertagt von Kattowitz auf den nächsten Klimagipfel in Chile 2019, vertan damit auch die Chance, endlich den global stark wachsenden Flugverkehr zu regeln. Zum Jahresende hin feiern die europäischen Fluggesellschaften Wachstumsraten von 10%, für 2019 wird ebenfalls eine zweistellige Wachstumsrate erwartet, aber erst 2020 sollen sie ihre Emissionen deckeln.
Diese drastische Entwicklung des Flugverkehrs in Zeiten des Klimawandels spiegelt sich auch im jüngsten FR-Leserreisenmagazin für 2019 wider. Vornehmlich CO2-intensive Kreuzfahrt-und Flugreisen werden beworben, auch zwei Berlinreisen sind Flugreisen. Nirgendwo aber wird auf die Möglichkeit verwiesen, dass Fluggäste ihre Emissionen zumindest kompensieren könnten, z.B. bei www.atmosfair.de oder www.myclimate.org./de.
Die Forderungen an die Politik müssen sein: eine Bepreisung der CO2-Emissionen, auch der privaten, ab 2019; Besteuerung von Kerosin; Deckelung des europäischen Flugverkehrs; Ausbau des Schienen- und Radnetzes; Förderung nachhaltiger Tourismuskonzepte.“

Rüdiger von Neubeck aus Würzburg:

„Naturgemäß klingt es verheißungsvoll, dass der jüngste Weltklimagipfel in Polen ein umfassendes Regelwerk zum Klimaschutz beschlossen hat, welches in Sonderheit die fatalen Folgen der Erderwärmung einzudämmen versuchen soll. Ziel ist es, dieselbe gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter auf unter zwei Grad zu begrenzen. Sicherlich hört sich diese Vorgabe recht vernünftig an, indes muss der Klimaschutz, vor allem was die armen Länder betrifft, denen womöglich das Versinken im Meere und damit der Untergang droht,  unbedingt noch deutlich intensiviert werden. So sollte etwa der Ausstoß von Treibhausgasen hauptsächlich aus der Verbrennung von Kohle und Öl sowie der Tierhaltung drastisch heruntergefahren werden. Klimagipfel hin oder her, manchmal hat man als halbwegs kritischer Zeitgenosse den Eindruck, dass die Politiker sich nur ein Mäntelchen umhängen wollen, um sich gleichsam die Hände in Unschuld reinzuwaschen, dass es aber an den nötigen Impulsen hinsichtlich eines umfassenden Klimaschutzes noch großenteils fehlt. Diesbezüglich indes müssten die Bürgerinnen und Bürger gerade der Industrienationen noch viel mehr Druck auf die bis dato eher zögerlich lasche Politik ausüben.“

Bernd Bremen aus Aachen:

„So gut es ist, eine ökologisch ausgerichtete Alternative zu den herkömmlichen Suchmaschinen der Datenabgreif-Konzerne zu haben; die damit einhergehende „Pflanzung neuer Bäume“ als „echte Lösung für das Problem“ des Klimawandels einzustufen, ist, pardon, Unfug. Die Pflanzungen können allenfalls einen Beitrag zur Problemlinderung oder Eintrittsverzögerung liefern, aber die Menschheit, zumal in den Industrieländern, wird nicht darum herum kommen, einzugestehen, dass alle technischen „Lösungen“ uns nur angepriesen werden, um der Kardinalfrage nach der notwendigen Änderung unserer Lebensweise auszuweichen. Ohne Abkehr vom Wachstumswahn und der Profitmaximierung der kapitalistischen Wirtschaftsweise wird es aber keine echte Lösung bei der Klima- und Umweltkatastrophe geben!
Es ist nahezu unerträglich, mitzuerleben, wie z.B. die Konzerne der Automobilbranche, die erdölproduzierende Industrie und die großen Energiekonzerne unter der hätschelnden Schützenhilfe der Politik so lange wie irgend möglich an ihrem, die Umwelt und die Gesundheit der Menschen schädigenden Geschäftsmodel festhalten, um das Maximale Herauszupressen.
Daher ist das verzweifelte Fazit des Klimaforschers Prof. Schellnhuber leider realitätstauglicher als alles sonstige Gerede: „Wir fahren diesen Planeten gerade an die Wand“. Die Menschheit verhält sich derzeit wie die „drei Affen“ – ein tödliches Spiel, wo’s doch ums Ganze geht.“

Otfried Schrot aus Ronnenberg:

„Auf die großen Worte der Klimakonferenz von Paris sind kleine Taten gefolgt. Während viele Staaten der Welt einschließlich Deutschlands nur mühsam den Weg aus der Kohle finden – so der Gastgeber Polen – und Staaten wie die USA und Brasilien dem Klimavertrag ganz den Rücken kehren, ertrinken zahlreiche Inseln im Pazifik bereits im steigenden Meeresspiegel. Starke Einsicht in Notwendigkeiten und schwacher Wille, das Notwendige zu tun, halten sich die Waage. Die Menschheit ist noch nicht an dem Punkte angelangt, an dem sie willens und fähig ist, das Notwendige beizeiten zu tun, um die Bewohnbarkeit ihres Lebensraumes zu erhalten! Was nunmehr fehlt, ist eine willensstarke, glaubwürdige, international anerkannte politische Führerpersönlichkeit, die die anderen Nationen mitreißt, um zeitgerecht das definierte Klimaziel zu erreichen.
Da Donald Trump die USA in die internationale Isolation zu führen beschlossen hat, nach dem er sich mit zwei Reden vor der UN – Vollversammlung und mit der Aufkündigung der Mitgliedschaft der USA im Klimavertrag von der UNO distanziert hat, muss ein anderer Staat die Führung der Menschheit bei der Rettung des Weltklimas und damit des menschlichen Lebensraumes, bei der Schaffung einer überlebensfähigen Weltordnung und auf dem Wege in ein helleres Zeitalter übernehmen.
Möge die nächste Kanzlerwahl in Deutschland die Führungspersönlichkeit hervorbringen, die den von einem unfähigen Weltmachtführer geräumten Platz einnimmt!“

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27 Kommentare zu “Klimawandel: Das eigentliche Problem ist unser Lebensstil

  1. Mir sind die Beiträge hier alle viel zu negativ. Das große Sparen ist nicht angesagt wenn man so preiswert wie nie Energie in jeder gewünschten Menge mit EE erzeugen kann. Angesagt sind Umstellungen die dazu führen das dieses auch passiert. Das alte System hält am falschen fest weil es damit immer noch Geld zu verdienen gibt. Die Energiewende muss Fahrt aufnehmen und das muss noch nicht mal auf Sicht was kosten. Das wird zwar aus ökonomischen Gründen von selbst passieren. Ob das vom Tempo her klimaverträglich ist, ist eine andere Frage.

  2. „Möge die nächste Kanzlerwahl in Deutschland die Führungspersönlichkeit hervorbringen, die den von einem unfähigen Weltmachtführer geräumten Platz einnimmt!“. Ich denke, dass die Welt dann doch eher den Klimawandel bevorzugt.
    Ich würde mir in der Diskussion mehr Redlichkeit wünschen.
    Unser Lebensstil beruht auf jederzeit in unbeschränkter Menge verfügbarer Energie zu günstigen Preisen. Wenn jemand die Grundlage unseres Lebensstiles ändern will, ohne dass wir unseren Lebensstil ändern müssen, dann akzeptieren wir das, aber unseren Lebensstil ändern, nein danke. So ehrlich sollte man sein.
    Wir sollten auch so ehrlich sein, zu gestehen, dass es an uns liegt und nicht an den Saudis, D. Trump, RWE oder VW. Die Saudis bestimmen nicht, wie warm es in unseren Wohnzimmern ist und VW hat uns auch nicht verboten, ein 3l-Auto zu kaufen. Wieviel Strom produziert wird, entscheiden wir und nicht RWE. Schluss mit den dummen Ausreden.
    Wir sollten auch zugeben, dass wir mehr Angst vor der Kernenergie als vor dem Klimawandel haben und uns daher war der Kernenergieausstieg wichtiger war als der Kohleausstieg.
    Wir sollten uns nicht weiter vormachen, dass wir ein Vorbild für die Welt seien und die Welt am deutschen Wesen genesen wolle. Das nervt die anderen nur.
    Wer meint, das gelte für ihn alles nicht, der fahre nach Mumbay oder Mexiko City und erkläre den Menschen im Slum, dass sie aus Klimaschutzgründen leider nicht so reich wie wir werden können.

  3. Das mit dem Kanzler als Führungsfigur, da habe auch ich meine Probleme. Die letzte Lichtgestalt in Form von Herrn Macron wurde auch sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es bleibt wohl nichts anderes übrig, als den Lauf der Dinge abzuwarten, so unbefriedigend es auch aussieht. Es ist das Problem mit den latenten Krisen, mit denen der Mensch nicht umgehen kann. Gestern Abend im Fernsehen ARD hatte man Gelegenheit den Tiraden von Herrn Nuhr zu lauschen und zu sehen, wie das Publikum Beifall klatschte . Für den gibt es diese Probleme gar nicht, das Problem für ihn sind nur die, die immer nur von Krise reden, die Himbi Spinner, die auf Bäumen sitzen und Deutschland klein machen,die Autoindustrie klein machen etc. Das Publikum freute sich . Mit anderen Worten, weiter so, wie Trump und Co. Dass es da Experten gibt, die sagen wir fahren den Planeten an die Wand (Schellnhuber), alles Spinner. Was rege ich mich auf ??

  4. In der Tat erleben die gegenwärtigen Generationen einen fundamentalen Epochenbruch: Aus dem jahrhundertealten Traum aller Alchimisten, Kohle in Gold zu verwandeln, ist inzwischen der Albtraum geworden, aus Gold Kohle machen zu müssen. Insofern ist es durchaus eine Frage des Lebensstils, wenn wertvollste Güter wie insbesondere die Fähigkeit des Menschen, lebendige Arbeitsleistungen zu erbringen, durch Vorgabe des Ziels, den Anstieg der Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ohne Rücksicht auf die Eigenlogik der Lebens- und Produktionsweise wertlos wird. Zumindest sollte zu denken geben, was einst Karl Marx als Bedingung formulierte und was bis heute gilt: Naturgemäße Entwicklungsphasen können weder übersprungen noch wegdekretiert werden.

  5. @Henning Flessner
    Sie schreiben: „Wir sollten auch so ehrlich sein, zu gestehen, dass es an uns liegt und nicht an den Saudis, D. Trump, RWE oder VW. Die Saudis bestimmen nicht, wie warm es in unseren Wohnzimmern ist und VW hat uns auch nicht verboten, ein 3l-Auto zu kaufen. Wieviel Strom produziert wird, entscheiden wir und nicht RWE. Schluss mit den dummen Ausreden.“

    Ganz so einfach ist es nicht, denn der Normalbürger kann sich ja nicht selbst die zum Umsteuern notwendige Infrastruktur besorgen. Bleiben wir einmal beim von Ihnen erwähnten Elektroauto. Ich wohne in Mannheim, einer Stadt mit immerhin rund 300.000 Einwohnern. Laut dem Ladesäulenregister des Bundesverbands der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) gibt es im gesamten Stadtgebiet zur Zeit gerade mal 5 öffentlich zugängliche Elektrotankstellen mit 8 Ladepunkten (Steckdosen). Wer zu Hause keine Garage mit Steckdose hat, wie die meisten Mannheimer (bei uns ist der Laternenparker Standard), kann sich – selbst wenn er wollte – gar kein Elektroauto kaufen, weil er es nicht aufladen kann. Würden hier tausende von Elektroautos herumfahren, müsste man zum Aufladen tagelang Urlaub nehmen, bis man einen freien Ladepunkt gefunden hat. Von der Ladezeit ganz zu schweigen.

    Insofern stehen Politik und Industrie m.E. schon in der Verantwortung, für die Infrastruktur zu sorgen. Doch genau das unterbleibt.

  6. @Michael Schöfer
    Ich kenne die Situation in Mannheim. Ich habe 10 Jahre in den Quadraten gewohnt. Wenn wir mal einen Parkplatz vor dem Haus hatten, sind wir wochenlang mit dem Fahrrad gefahren, um den Parkplatz nicht zu verlieren.
    Ich habe aber Mühe zu glauben, dass die Leute sich kein E-Auto kaufen, weil es nicht genug Ladesäulen gibt. Die existierenden Ladesäulen sind kaum ausgelastet (https://www.energate-messenger.de/news/186074/bdew-beklagt-geringe-auslastung-von-ladesaeulen) . Bei uns gibt es am Bahnhof zwei Parkplätze mit Ladesäulen. Manchmal sieht man ein Auto, meistens keins, nie zwei. Die meistens Menschen leben hier in Einfamilienhäusern und praktisch niemand kauft ein E-Auto.
    Der Grund ist ganz einfach. Die E-Autos sind teurer und bei der Fahrt in den Süden muss man häufiger tanken. Soviel ist uns der Klimaschutz dann doch nicht wert.
    Die Politik hat das erkannt und führt die E-Autos mit Planwirtschaft ein.

  7. @ Michael Schäfer

    Herr Flessner sprach von der Entscheidung, ein 3-Liter-Auto zu kaufen. Für ein solches ist die Kraftstoffversorgung gewährleistet. Immer mehr Menschen entscheiden sich aber für immer größere und schwerere Autos mit entsprechend relativ höherem Verbrauch.

  8. @Brigitte Ernst
    Stimmt, da habe ich wohl was verwechselt. „3l“ habe ich als „3i“ gelesen und an das Elektroauto gedacht, das allerdings der BMW i3 ist. Dennoch ist meine Kritik an der unzureichenden Infrastruktur für Elektroautos berechtigt, denn dahin soll ja der Trend gehen (auch ein 3-Liter-Auto wäre angesichts der Notwendigkeit, die CO2-Emissionen möglichst rasch auf NULL zu reduzieren, keine echte Lösung).

  9. Mit der Überschrift: Das eigentliche Problem ist unser Lebensstil, habe ich ein bisschen ein Problem. Das ist bestenfalls eine Halbwahrheit um nicht zu sagen falsch. Außerdem kann man sich hinter so einer Aussage gut verstecken, weil Maximalforderungen dazu führen das man zu der Meinung kommt das es keinen Sinn macht kleine Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Ein typisches Beispiel ist der neue bayrische Koalitionsvertrag. Jetzt wird eine Legislaturperiode weitgehend gar nichts gemacht mit der Begründung das alles andere der Bevölkerung nicht zugemutet werden kann.

  10. Spätestens wenn sich jemand das Buch von Franz Alt “ Lust auf Zukunft“ durchgelesen hat sollte klar werden das die Bekämpfung des Klimawandels eher als Chance zu verstehen ist als, als Problem. Das der Lebensstil in Richtung Einschränkung verändert werden muss sehe ich überhaupt nicht oder nicht mehr. Energie steht in unbegrenzter Menge extrem preiswert inzwischen zur Verfügung deshalb gibt es langfristig keinen Grund sie einsparen zu müssen. Das Energiesystem muss umgebaut werden und das scheint um so weniger zu geschehen je mehr man dieses Thema als Problem sieht. Es ist aber eine riesen Chance. Ich möchte an zwei Beispielen aufzeigen was passiert ist und passieren müsste. Im PV Forum gibt ein jährliches Thema das heißt: Preisentwicklung PV 2018. Ich habe jetzt mal als Link eine Tabelle eingestellt die eine Zusammenfassung des Jahres darstellt. Was man da sehen kann ist das sich die Herstellkosten für PV Anlagen in 2018 grob gesagt halbiert haben.
    https://www.photovoltaikforum.com/core/attachment/72002-auswertung-jpg/
    An D. ist diese Entwicklung weitestgehend vorbei gegangen und ich denke auch kaum bekannt. Die Folgen werden aber gewaltig sein. Man hat damit bei Ausschreibungen die 2 Cent/KWh deutlich unterschritten womit es viele Anwendungen in Zukunft geben wird die sinnvoll werden. Z.B. Meerwasserentsalzung oder das was vor ein paar Wochen mit PV in Gaza aufgezeigt worden ist. Das PV inzwischen die Ärmsten der Armen beginnt zu erreichen. Jetzt zu der Frage warum geht es in D. nicht mehr voran. Ich denke es gibt ein gutes Beispiel an dem man das sehen kann. Mit einer KWh Gas kann man 0,8-0,9 KWh Wärme erzeugen. Mit einer KWh Strom kann man 3-4 KWh Wärme erzeugen. Der Grund warum nicht alle Strom zur Wärmeerzeugung nutzen ist eindeutig nur die unterschiedliche Summe der Abgaben die auf Strom oder Gas erhoben werden. Solch eine Fehljustierung zu beheben hat nicht wirklich was mit der Änderung eines Lebensstils zu tun. Gleiches gilt für das Thema Landwirtschaft. Da sind wir in Hessen ja auf den richtigen Weg eingebogen. Das Thema hatten wir ja gerade an anderer Stelle.

  11. @ Hans
    Mit Ihrer Solareuphorie sehen Sie die Probleme unserer Umwelt und Gesellschaft sehr eindimensional. Dabei missverstehen Sie auch noch die Fakten, wenn Sie z.B. das Ergebnis der PV-Ausschreibungen („die 2 Cent/kWh deutlich unterschritten“) mit den Stromgestehungskosten gleichsetzen. Die 2 Cent/kWh sind nämlich die für 20 Jahre zugesagten Subventionen, die den Betreibern aus dem „EEG-Topf“ zusätzlich zu den an der Strombörse erzielten Verkaufserlösen (derzeit um die 5 Ct/kWh) gezahlt werden.

    Falsch ist auch Ihr Vergleich der Wärmeerzeugung mit Gas und Strom („Mit einer kWh Gas kann man 0,8-0,9 kWh Wärme erzeugen. Mit einer kWh Strom kann man 3-4 kWh Wärme erzeugen.“). Letzteres gilt nur bei dem Einsatz einer Wärmepumpe bei einer optimierten Niedertemperaturheizung, wenn eine günstige (Grundwasser-)Wärmequelle verfügbar ist. Bei solchen Rahmenbedingungen erreicht eine gasmotorische Wärmepumpe noch bessere Arbeitszahlen als eine elektrische Wärmepumpe. Im Altbau und Außenluft als Wärmequelle ist die Effizienz einer elektrischen Wärmepumpe nicht höher (manchmal sogar niedriger) als einer Elektro-Direktheizung, bei der eine kWh Strom ebenfalls nur in etwa 0,9 kWh Wärme umgewandelt wird.

    Alle Fachleute sind sich darin einig, dass die Energiewende in Deutschland mit einem Übergang zu einer erneuerbaren Stromerzeugung nur gelingen kann, wenn gleichzeitig der Endenergieverbrauch gesenkt und die Effizienz der Energieumwandlung erheblich erhöht wird. Eine Änderung unseres Lebensstils mit verringertem Verbrauch von Energie, Rohstoffen, Wasser und Flächenbeanspruchung halte ich daher für unabdingbar, was allerdings nicht weniger, sondern u.U, mehr Lebensqualität bedeutet: Was nützen uns z.B. Elektroautos, wenn der Individualverkehr weiterhin die Straßen der Innenstädte und Fernstraßen verstopft?

  12. zu @ Jam
    2 Cent die KWh für Solarstrom werden nicht in D. bei Ausschreibungen erreicht sondern im außereuropäischem Ausland. Das dahin Gelder aus dem EEG Topf fließen wäre mir neu, aber vielleicht können sie ja belegen was sie schreiben?
    Das eins der größten Probleme für die Energiewende in D. die unterschiedlichen Abgaben die auf Öl, Gas oder Strom erhoben werden sind wollen sie wirklich ernsthaft bestreiten?

  13. zu @ Jam
    Wenn sie einen Blick auf die Seite 10 die ich bei meinem Link erwähnt habe inzwischen geworfen haben ist ihnen mit Sicherheit aufgefallen wie veraltet ihre oben genannten Fakten sind. Auch in D. wird derzeit bei Ausschreibungen nur noch ein Preis von 4,33 Cent/ KWh erzielt. Im November lag der Spitzenlastpreis in Leipzig bei >6 Cent/ KWh. Also auch hier fließt nicht ein einziger Euro aus irgendwelchen EEG Töpfen irgendwo hin. Aus diesen Töpfen wurde und wird die Entwicklung bezahlt. Das ist inzwischen aber Geschichte zumindest ab mittelg0ßen Anlagen.

  14. @ Hans
    Auf Seite 10 der von Ihnen verlinkten Publikation steht lediglich: „Die Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur zum Gebotstermin 1. Februar 2018 hat einen mittleren Zuschlagswert von 4,33 ct/kWh ermittelt.“ Auch wenn Sie es nicht glauben wollen, durch die Ausschreibung wird die Förderhöhe für PV-Anlagen ab einer Nennleistung von 750 kW ermittelt, nicht die Gesamtvergütung. Sie können es gerne auf den Seiten der Bundesnetzagentur nachschauen. Ich will hier aber nicht mit Ihnen darüber diskutieren, ob Solarstrom billig oder teuer ist (und auch nicht über die unterschiedlichen Belastungen der Energieträger mit Steuern und Abgaben oder über andere Hindernisse bei der Umsetzung der Energiewende in Deutschland), sondern habe Ihre eindimensionale Argumentation (und falsches Faktenverständnis) kritisiert, wegen reichlich verfügbarem und billigem Solarstrom sei Klima- und Naturschutz auch ohne eine Änderung unseres Lebensstils erreichbar. Dem widerspreche ich unverändert.

  15. zu @ JaM
    Was an dem Faktenverständnis falsch sein soll haben sie bisher aber vergessen zu erwähnen. Es stehen langfristig Global gesehen unbegrenzte Mengen an billiger Energie zur Verfügung und dieser Fakt wird auch Wirkung zeigen. Ob sie das bestreiten oder nicht. Oder können sie diesen Fakt widerlegen?
    Der Lebensstil hat sich im Strom der Zeit schon immer geändert. Das wird er auch weiter tun. Die Rahmenbedingungen sind aber langfristig so gut das wir das als Chance sehen sollten nicht als Problem.

  16. Der Leitartikel auf der Meinungsseite, Seite 11, in der FR heute von Frank- Thomas Wenzel trifft es auf den Punkt. Ich möchte für die ihn nicht gelesen haben einige Sätze zitieren. Das kann man alles, wenn man auch die Reaktionen hier liest wenn ich ähnliches schreibe, nicht oft genug sagen.
    Der Kommentar handelt von Sonne und Energie. Geschrieben steht darin: Gerade haben sich die Tore in diese Welt weit geöffnet. Wobei der technische Fortschritt noch lange nicht abgeschlossen ist.
    Mehr versuche ich die ganze Zeit hier auch nicht rüber zu bringen.

  17. Ohne mich in die Preisdiskussion einzumischen muss man doch der Tatsache Rechnung tragen,dass wir in Deutschland nach wie vor aus Braunkohle Strom herstellen, mit allen Folgen für die Atmosphäre. So wie die Dinge liegen will man das bis 2040 fortführen. Das gilt es zu verhindern. Mit dieser unserer Regierung scheint das aber nicht zu funktionieren. Also, was ist zu tun ?

  18. zu @ Jürgen H.Winter
    Ich denke das die Regierung nicht so weiter macht. Die GroKo hat ein Klimaschutzgesetz angekündigt. Das sollte man jetzt erst mal abwarten. Der Anstieg der Grünen in Umfragen und Wahlen wird Wirkung zeigen. In dem Gesetz steht beim Kohleausstieg nicht mehr 2040. Das würde mich schon sehr wundern.

  19. Hier entscheidet sich ob es noch möglich ist den Klimawandel in den Griff zu bekommen. So schlecht sehen die Zahlen gar nicht aus. Es ist halt nur ökonomisch getrieben. Wann da die Politik sich gegen die Lobbyisten noch durchsetzen könnte wäre es wohl sogar zu schaffen den Klimawandel erfolgreich einzudämmen. Das hat nämlich nicht wirklich viel damit zu tun ob in D. Straßen verstopft sind.
    http://www.ren21.net/wp-content/uploads/2018/06/Figure_511.jpg

  20. Der von mit eingestellte Link stellt die Situation positiver da als sie ist. Die Zubau Zahlen gehen nämlich im jährlichem Mehrbedarf an Energie komplett unter. Das Ganze ist also nur rein ökonomisch getrieben weil die EE beim Neubau billiger sind. Das führt zwar irgendwann auch zur Energiewende, aber es fehlen die politischen Entscheidungen auch den vorhandenen Kraftwerkspark umzustellen.

  21. @ hans
    Bei allen begrüßenswerten Fortschritten, die Wind- und Solarkraftwerke erreicht haben, ist die vollständige Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energiequellen eine enorme Herausforderung, weil für die Sicherung der Netzstabilität gewaltige Investitionen in Netzausbau und Speicher notwendig sind. Diese Kosten, die von den Netzbetreibern aufgebracht werden und über die Netznutzungsentgelte auf die Stromkunden umgelegt werden, sind in den von Ihnen angeführten Stromgestehungskosten gar nicht enthalten. Wenn auch noch CO2-freie Wärme und Energie für den Verkehrssektor (e-Mobilität, synthetische Treibstoffe oder Wasserstoff) mit Solar- und Windstrom bereitgestellt werden sollen (was sicherlich technisch lösbar ist), steigen die Kosten nochmals deutlich an. Auch schon deshalb wird es notwendig sein, den Energieverbrauch insgesamt zu reduzieren, was ohne Verlust der Lebensqualität möglich sein sollte, aber nicht ohne die Änderung unsers verschwenderischen Lebensstils. Wenn auch alle Asiaten und Afrikaner den gleichen Energieverbrauch und Fleischverzehr wie die Nordamerikaner und Europäer heute beanspruchen sollten, würden die Kosten des Klimaschutzes (und der Verbrauch von Rohstoffen, Wasser und die Flechenbeanspruchung) überproportional steigen.

  22. zu @ JaM
    Dem was sie jetzt geschrieben haben möchte ich gar nicht widersprechen. Es benötigt eine EU Energieunion die ein Desertec ähnliches Netz aufbaut unter Einbeziehung der Speichermöglichkeiten in Norwegen und ähnliches. Die Sektorenkupplung zum Thema Wärme und Verkehr wird das Ganze eher erleichtern weil beides recht gut speicherbar ist. Das es in der Übergangszeit nötig sein wird den Energieverbrauch herunter zu fahren möchte ich auch nicht in Abrede stellen aber am Ende werden sich die Potentiale die die EE inzwischen darstellen durchsetzen. Die weltweite Energiewende beinhaltet die Chance den Lebensstandart weltweit zu erhöhen und damit viele Problem zu lösen.

  23. Man muss da natürlich auch dagegen sehen das wir viele Milliarden Euro jedes Jahr zu Putin und co überweisen. Dieses Geld wird natürlich auf der Haben Seite auflaufen. Vor 2 Jahren haben einige Institute ja berechnet was bis 2050 teurer wird mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen. Ich denke das nach dem überraschendem Preisrutsch bei den EE in den letzten Monaten das mit den unterschiedlichen Ergebnissen vorbei ist.

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