Willkommen im Jahr 2017!
Ich hoffe, Sie hatten einen guten Rutsch und konnten in der ruhigen Zeit, die man kurioserweise „zwischen den Jahren“ nennt, ein wenig Kraft tanken, denn nun ist Ihre Mitwirkung wieder gefragt. Schreiten Sie mit Schwung zur Tat! Von nun an haben Sie nämlich die Möglichkeit zur
Blattkritik hier im FR-Blog!
Je zu Beginn eines Monats wird ein neuer Diskussionsstrang eröffnet, so wie dieser. Er ist für 28 Tage geöffnet. Mit Beginn des folgenden Monats wird der nächste Diskussionsstrang aufgemacht. Sie können jetzt also praktisch jederzeit Ihre Meinung zur FR sagen – öffentlich, hier im FR-Blog. Ausgenommen sind die wenigen Tage am Ende eines Monats, die über die 28-tägige Laufzeit der Blattkritiken hinausgehen, und die Wochen, in denen Bronski Urlaub macht. Da gönnen wir uns mal ein bisschen Ruhe. Sollte es nötig werden, etwas zu FR-Ausgaben dieser Tage zu sagen, können sie das jedoch jederzeit nachholen, sobald der nächste Monat eröffnet ist.
Hat die FR Ihrer Meinung nach in einem Artikel nicht sauber genug zwischen Nachricht und Kommentierung unterschieden? Hätte Sie Themen anders gewichten sollen? Fehlt gar etwas, was Ihnen wichtig ist? Was gefällt Ihnen an einer konkreten FR-Ausgabe besonders gut? Haben Sie einen Fehler gefunden und wollen ihn melden? Oder haben Sie Fragen zur FR? Scheuen Sie sich nicht, Ihre Meinung hier zu veröffentlichen. Ich möchte Sie lediglich bitten, die Blog-Regeln zu beachten, die hier geltende „Netiquette“, darunter insbesondere Regel Nr. 4: Bleiben Sie freundlich und sachlich.
Kritik in freundlichem, konstruktivem Ton
Schon früher haben wir Blattkritiken im FR-Blog veranstaltet. Klicken Sie –> HIER, um ein Beispiel anzusehen. Eigentlich wollten wir das regelmäßig machen. Nun setzen wir das alte Versprechen um – allerdings mit kleinen Abstrichen: Bascha Mika und Arnd Festerling von der Chefredaktion werden nicht permanent teilnehmen, sondern sich nur zu Wort melden, sollten die Umstände es erfordern. Bis dahin müssen Sie mit mir vorliebnehmen als demjenigen, der Ihre Kritik in die Redaktion weiterspielt, etwaige Fehlermeldungen überprüft und gegebenenfalls Korrekturen veranlasst und der Ihnen auf Ihre Fragen antwortet.
Interessiert? Dann machen Sie mit.
Ihr Bronski
die man kurioserweise „zwischen den Jahren“ nennt
Nein, der Ausdruck „zwischen den Jahren“ hat nichts kurioses an sich. Seine Wurzeln liegen in der Geschichte. Heute sicherlich nicht mehr passend, weswegen es sinnvoller wäre von „zwischen den Feiertagen“ zu sprechen, aber wenn sich erst einmal was eingebürgert hat, dann wird es beibehalten, selbst wenn klar ist, dass es falsch ist.
Wikipedia behandelt die Redewendung „Zwischen den Jahren“ sogar als eigenständigen Artikel (https://de.wikipedia.org/wiki/Zwischen_den_Jahren)
Berichterstattung islamistisches Attentat in Berlin
FR 30.12.2016 Seite 1 „Terrorakt belastet Regierung“ ….dabei zwölf Menschen getötet….
FR 30.12.2016 Seite 4 „Auf dem Radar der Ermittler“ ….mit neun Toten und mehr……
Mein Wunsch in Sachen FR für 2017 – einfach eine bessere Zeitung! So etwas wie oben darf einfach nicht passieren.
Im Zusammenhang mit der „Medienrevolution“ zu Beginn des 16. Jahrhunderts wird zwar immer auf Johannes Gutenberg und die Erfindung des Buchdrucks hingewiesen, aber nicht auf die Herstellung von preisgünstigem Papier, auf das Luther ebenso angewiesen war wie auf den Buchdruck. Könnten Sie darüber nicht auch einmal berichten, wie, von wem und wo es in den erforderlich großen Mengen produziert wurde?
http://www.fr-online.de/kultur/verlagswesen-luther–der-mediengigant,1472786,35047252.html
Frankfurter Rundschau, Dienstag den 27.12.2016 Meinung 10 – 11 LEITARTIKEL: Abschied von der Zigarette
Frankfurter Rundschau, Freitag den 30.12.2016 Politik 2 – 3: Das Zeitalter der Zigarette
Wenn ich solche Artikel lese kommt es mir vor, als verstünde sich die Rundschau als Zentralorgan der Tabakindustrie.
Die “Frankfurter Rundschau” ist für mich eine herausragende Zeitung. Ob Politik, Kultur, Sport oder Wirtschaft – ich finde alle Mantelressorts dieser Zeitung hervorragend. Gerade der jüngste Artikel zur Problematik “Japan-China-USA” war excellent. Wie hat Stephan Carreras, dessen Vater im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner gestorben ist, einmal sinngemäß gesagt: “Wenn die Linke an der Macht ist, hat die Kultur eine Chance. Wenn die Rechte an der Macht ist, ist es umgekehrt.” – Dem gilt es nichts hinzuzufügen. Die “Rundschau” hat sich nie dem sogenannten mainstream angebiedert. Denn Mittelmäßigkeit war schon immer die Maxime der Denkfaulen und Ja-Sager. Ihnen würde es guttun, hin und wieder einen Blick in die “Rundschau” zu werfen.
im Artikel „Noch reicher dank Trump“ vom 30.12.2016, Seite 15 steht zu
lesen: „Laut Finanzagentur Bloomberg wuchs das Vermögen der reichsten
Personen der Welt im vergangenen Jahr um 237 Milliarden auf etwa 4,4
Billionen Dollar.“.
Aber um wieviel Personen handelt es sich genau? Um die 10, 20, ??
reichsten Personen?
Auch bei der großen Anzahl der genannten Zahlen, sind diese nutzlos,
wenn nicht auch die Zahl der reichsten Personen zugefügt wird.
Wenn das Vermögen um 237 Mrd auf 4.4 Billion angewachsen ist, sind das nur 5% und das liesse sich einfach durch Steigen der Aktienkurse erklären. Was aber bedeutet es eigentlich, wenn Vermögen durch Steigen der Aktienkurse zunehmen? Sind die Personen dann wirklich reicher, denn mit Aktien kann man sich nichts kaufen? Welchen Einfluss hat das auf das reale Leben? Ohne Zusatzinformationen sind diese Zahlen eigentlich ziemlich nutzlos.
Ohne die anderen Ressorts zu vernachlässigen, möchte ich vor allem das Feuilleton in seiner Mischung von Berichten, Rezensionen, Interviews besonders hervorheben: guter Stoff zum Nachdenken. Na ja, dann ist die Qualität des Leserforums ein Ausrufezeichen wert! Auf einige Gastkommentare aus freundlichen Wirtschaftskreisen könnte ich gerne verzichten, aber das nur so am Rande. Gelegenheiten zum Anecken sind sie jedenfalls.
Lob und Tadel:
Nach wie vor bin ich immer wieder beeindruckt von den Top-Auslandskorrespondenten J. Dieterich und I. Günther. Bommarius‘ Beiträge finde ich oft auch verständnisbereichernd, Herl (so liebenswert er sein mag) ab und zu nichtssagend, dann wieder treffsicher. (Lieber M. Herl, warum halten Sie nicht Ihr höheres Niveau?). Kahane: Da frage ich (und nicht nur ich) mich nach wie vor, warum sie diesen festen Platz in der FR hat. Es gibt so viele eindeutige und widersprüchliche Berichte (und Fakten!)…Sorry,was bewegt die FR dazu, sich dieser Frage nicht zu stellen bzw. dem Rumoren durch klare Fakten ein Ende zu bereiten? Und last but not least ein alter Hut: Mely Kyiak war im Vergleich mit manchen der jetzigen Kolumnisten bereichender…
Dass Sport soviel Raum einnimmt (nehmen muss), liegt wohl an der entsprechenden Lesergemeinschaft. Ich überblättere einfach.
Dass dann mal im Wirtschaftsteil öfters wirklich lesenswerte Beiträge kommen, ist eine Stärke der FR.
Nach wie vor vermisse ich bewusst gesetzte andere Priuoritäten zu den anderen Katastrophenschauplätzen der Welt (etwa Jemen – Danke, hneute ist ein Beitrag dabei)…Ich glaube, die FR könnte sich noch mehr als eine der wenigen „nicht das Übliche-Berichten“ Zeitungen profilieren, indem sie eben nicht bei Aktualität ausschliesslich Mengen von Seitenplatz für das vergibt, was die anderen bringen, sondern gerade dann in den Hintergrund verschwundene Problemfelder aufzeigt. M.E. gelingt das etwa der taz besser…
Und zum Schluss uneingeschränktes Lob für Bronski, der (ich weiss nicht, wie er das in 24 Stunden schafft) die Leserbriefseiten, das FR-Blog gründlich und aufmerksam betreut und obendrein noch unzählige eigene Beiträge kredenzt.
’s reicht erst einmal.
FR vom 3.1.2017
Prof. Hickel schreibt in seinem Gastbeitrag:
«Übrigens zeigen die Systeme in Österreich und in der Schweiz, dass die gesetzliche Rentenversicherung [ ] auf der Basis des Umlageverfahrens machbar ist.»
Das schweizerische Rentensystem beruht hauptsächlich auf zwei Säulen. Die erste Säule «AHV» beruht auf dem Umlageverfahren. Die Renten aus dieser Säule sind jedoch gering (für Schweizer Verhältnisse). Den Hauptanteil ihrer Rente erhalten Schweizer aus den «Pensionskassen», die nach dem Kapitalansparverfahren arbeiten.
Guten Abend !
Blattkritik? Immer wieder gerne:-)!
Erst einmal hätte ich eine eher allgemeine „Kritik“ an der FR (habe ich früher schonmal losgelassen).
Die FR ist eine Tageszeitung mit überregionalem Anspruch- und das ist auch gut so. Dass sie dabei ihre Wurzeln im Rhein-Main-Gebiet nicht vergisst, merke ich als Rheinländer daran, dass der Zeitung täglich eine entsprechende Beilage hinzugefügt wird.
Da ich dafür keine wirkliche Verwendung habe, kann ich die Beilage entsorgen/überblättern oder sonstwas. Stört also nicht weiter.
Etwas störend finde ich dann aber die „hessischen Einsprengsel“ im verbleibenden, an sich ja überregionalen Teil.
Einmal natürlich im (wohl auch deshalb etwas überdimensioniert wirkenden) Sportteil, wo mich jeden Tag seitenlange Berichte über „die Eintracht“ oder FSV Mainz, SV Darmstadt oder FSV Frankfurt oder andere hessische Sportvereine nicht wirklich erfreuen.
Aber auch im Feuilleton finden sich immer wieder doch recht hessische Ereignisse.
Wohlgemerkt- ich hab nix gegen Hessen- und „die Eintracht“ spielt ja in dieser Saison recht erfolgreich.
Aber mein Vorschlag wäre: Den „Rhein-Main-Teil“ für die überregionalen Zeitungen einfach um einen Doppelbogen vergrößern- also von zwei Doppelbögen auf drei und dafür auch wirklich alle regionalen Themen dort hinein packen. Dafür könnte man im Gegenzug das TV Programm in die überregionale Zeitung integrieren.
Für denjenigen, der einen wie auch immer gearteten Bezug zum Regionalen hat, wäre der Rhein-Main-Teil dann eine wahre Fundgrube mit Hessenthemen, für denjenigen, der nur mal durchblättern will, ist das auch kein problem- und derjenige, der damit nun gar nix am Hut hat, könnte den Teil einfach entnehmen.
Dadurch wäre die Zeitung mMn klarer gegliedert und differenziert. Dadurch wirkt der „Hauptteil“ der FR an der ein oder anderen Stelle eben auch weniger provinziell und das verdeutlicht mMn auch den klaren überregionalen Anspruch eine Zeitung für ganz Deutschland zu sein.
Ein Schritt weiter gedacht, könnte man für nichtinteressierte Abonnenten den größer gewordenen Rhein-Main-Teil sogar aus dem Abo herausnehmen.
Würde das alles denn produktionstechnisch solch ein Aufwand bedeuten, dass man auf die klare Trennung verzichtet oder warum vermischt man auch im Hauptteil überregionales mit Regionalmeldungen?
Würde mich mal interessieren!
Zu den Jubelmeldungen aus den Ministerien fehlt mit regel-mäßig die kritische Einordnung. Die Regierungsmitteilungen werden einfach im Stile der Hofberichterstattung abgedruckt.
Beispiel? Gern:
Meldung der Arbeitsagentur zur Beschäftigungslage: „Noch nie gab es so viele Arbeitsplätze. Arbeitslosigkeit sehr gering!“
Von einer kritischen Presse erwarte ich, dass sie diese Meldung relativiert: wie viele Ein-Euro-Jobs, wie viele Früh-Rentner, wie viele krankgemeldete Arbeitslose und wie viele in Umschulungsmaßnahmen verfälschen das Bild. Wie würde eine bereinigte Arbeitslosenquote aussehen?
Leider hat auch die FR auf diese Art der kritischen Einordnung verzichtet. Wieso nur?
Sehr geehrte(r) A.H.,
ich könnte es kurz machen: Ja, Sie haben Recht. (Mal abgesehen davon, dass mich die hessischen Einsprengsel nicht stören).
Ich kann es auch länger machen: Zunächst müssen Sie wissen, dass wir innerhalb der Zeitung zwischen überregionalem und regionalem Teil aus drucktechnischen Gründen – das halbe Format wird auf einer Vollformatmaschine gedruckt – immer nur in vier-Seiten-Schritten verschieben können. Umfangsveränderungen sind nur in Achter-Schritten möglich (auf einer Vollformat-Papierbahn werden acht „kleine“ Seiten gedruckt). Dann gibt es noch ein paar weitere, variable Einschränkungen, die vom Gesamtumfang abhängen. Aber das verstehe ich auch nicht mehr, sobald die Erklärung länger als einen halben Tag zurückliegt: Es ist wirklich kompliziert!
Und das ist dann schon das Ende der Überlegungen, die Sie (und auch wir immer mal wieder) angestellt haben. Es lässt mit unseren redaktionellen/technischen Möglichkeiten sich keine Zeitung mit einem komplett nicht-hessischen Mantel produzieren. Das würde drucktechnisch und vom notwendigen „Umbau“-Aufwand der verschiedenen Ausgaben nicht hinhauen.
Und eins noch: Ich finde unseren Regioanlteil nicht provinziell! Vielelicht nicht so interessant für einen Rheinländer, aber provinziell?
Viele Grüße
Arnd Festerling
Was ist eigentlich die Frankfurter Rundschau wirklich? Wenn in Artikeln etwa steht: „N.N. äußerte gegenüber der Frankfurter Rundschau, dass…“, dann ist das so ganz richtig nicht. Schließlich kann der selbe Artikel in der Berliner Zeitung, in der Mitteldeutschen Zeitung, Weser-Kurier oder etwa im Kölner Stadtanzeiger stehen. Genauer müsste es heißen: „N.N. äußerte sich gegenüber der DuMont Redaktionsgemeinschaft GmbH, dass…“.
Markus Decker, Holger Schmale, Daniela Vates, Thomas Kröter, Stefan Sauer, Stephan Kaufmann, Harry Nutt oder Arno Wittmann u.a. gehören nicht der Redaktion der FR an. Sie arbeiten für DuMont-Hauptstadtredaktion. Die Frankfurter Rundschau kauft die Texte ein.
Ich halte das nicht für kritisierenswert, schließlich gibt es wirtschaftliche Zwänge. Nur, diese kleine Irreführung, meine ich, müsste nicht sein. Wir haben schon viele Jahre ein FR-Abo. Aber dieses FR-Feeling, eine einmalige Zeitung, nämlich die linksliberale Frankfurter Rundschau zu lesen, ist nicht mehr da, wenn man weiß, politische und feuilletonistische Artikel dieser Zeitung stehen auch in anderen Blättern. Ich meine zu spüren, dass so viel linke Liberalität gar nicht mehr sein kann, wenn der Weser-Kurier mit den selben Inhalten reüssiert.
Sehr geehrter Herr Festerling !
Vielen Dank für Ihre Erklärung. Ja, ich musste mir den Absatz ein paarmal durchlesen bis ich wenigstens gedacht habe, dass ich ihn verstanden habe.
Aber die Quintessenz habe ich wohl verstanden- und bedanke mich für Ihre Antwort- auch wenn ich es gerne etwas anders hätte.
„Provinziell“ war vielleicht auch etwas provokativ.
Letztendlich stören mich die „hessischen Einsprengsel“ auch nicht mehr so sehr wie früher- man gewöhnt sich an vieles:-). Aber natürlich lese ich die FR sicher nicht, weil es da so viele Infos über den FSV Frankfurt gibt:-).
Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es „Neugierige“ gibt, die sich mal die FR anschauen, weil ihnen der linksliberale Anspruch gefällt und die dann doch etwas verwundert sind, dass im Sport sicher zwei bis drei Seiten über Hessen stehen und im Feuilleton auch nochmal ein paar sehr regionale Ereignisse beleuchtet werden, wenn es doch zusätzlich auch noch einen ausdrücklichen regionalen Teil in der Mitte gibt- und dann vielleicht die Zeitung nicht wieder kaufen.
Trotzdem „Danke“ nochmal für Ihre Antwort. Ich werde mich sicher gerne weiter (auch) an der „Blattkritik“ beteiligen.
Zum Artikel: Kraftwerk im Koma
Die Bildunterschrift „Der Kohlestaub muss weg.“ ist falsch. Wie im Artikel richtig beschrieben, handelt es sich um Asche. Kohlestaub (wer noch mit Kohle geheizt hat, mag sich erinnern) ist schwarz, die Asche ist weiß.
In meiner Regionalzeitung lese ich beim Frühstück: «Tesla verfehlt Ziel». In FR heißt die Überschrift «Tesla steigert Produktion im Jahr 2016 deutlich». Im Text berichten beide etwa das Gleiche. Die Produktion wurde ausgebaut, aber nicht alle Autos konnten verkauft werden.
Zu dem Kommentar von Rudi:
Ich lese interessehalber neben der FR noch die Berliner Zeitung, u. a. weil die sehr viel ausführlicher über Filme berichtet. So kann ich täglich vergleichen. Heute war das mal ganz interessant. In dem Themenartikel zu Anis Amri steht zweimal „nach Informationen der Kölner Stadt-Anzeiger“. Das ist korrekt, denn dort ist er augenscheinlich originär erschienen. Die Berliner Zeitung reklamiert die Erkenntnisse hingegen für sich. Insofern kann ich Rudi nur beipflichten.
Tatsache ist, dass die FR nicht mehr die Ressourcen hat, ein eigenes Korrespondenten-Netz zu unterhalten, und das schon lange. Damit müssen wir wohl leben. Um so wertvoller erscheinen mir exklusive pointierte Kommentare, wie sie insbesondere Stephan Hebel schreibt.
Rechts – Recht – Grundrecht – Rechtsanwalt / Rechte Szene, die Rechten, rechtsradikal, …..
Den Scenentrend, in dem alles politisch unrechte als rechts (Recht) publiziert wird, empfinde ich als äußerst bedenklich. Es wird wohl seinen Sinn haben weshalb die Medienmächtigen uns suggerieren, dass unrecht rechts sei. Von der ursprünglichen parlamentarischen Sitzordnung ausgehend, wäre die Regierungsfraktion auf der rechten Seite zu suchen und die Opposition links. Also dann frage ich: „Regieren AFD, NPD, Nationalisten, Populisten etc.?- Nein! Mithin säßen sie, falls sie in das ehrenwerte Parlament gewählt würden als Opposition Links. Aber sie werden als Rechte bezeichnet. Rechtsradikal, radikal für das Rechte, das Richtige, unser Recht sollte allenfalls die Regierung handeln und entsprechen dargestellt werden, alles andere als rechts suggerierte empfinde ich als extremes Unrecht.
Hallo Rudi,
ja, was ist die Rundschau wirklich? Das ist eine Frage, die ich sicher nicht beantworten kann. Ich kann sagen, was die Rundschau sein will, wie wir uns sehen, was wir für wichtig und richtig und berichtenswert halten, wie wir versuchen, diese Ansprüche mit unseren Möglichkeiten in Übereinstimmung zu bringen. Das verstellt ganz sicher den Blick dafür, „was die Rundschau wirklich ist“. Das müssen schon Sie entscheiden.
Bitte lesen Sie meine weiteren Bemerkungen in Erinnerung an diese Sätze.
Ein paar Fakten gibt es aber schon. Einer ist: Die Rundschau hatte nie, jedenfalls nicht solange ich dabei bin (25 Jahre), „eigene“ Korrespondenten. Schon immer haben wir uns unsere Korrespondenten mit anderen geteilt, auch als manche (wenige) noch fest bei uns angestellt waren. Der Grund: Außer FAZ, Süddeutscher Zeitung und Springer-Zeitungen hatte keine Tageszeitung in Deutschland je genug Geld für ein „eigenes“ Korrespondenten-Netz. Keine! Wir haben mit Schweizer Zeitungen zusammen Korrespondenten gehabt, aber auch mit vielen deutsche Zeitungen. Das war nur bei unserem Bonner Büro anderes, aber auch dessen Artikel haben wir immer mal wieder mit Partnerinnen geteilt.
Früher fehlte allerdings die Aufmerksamkeit für dieses Thema – und ich kann verstehen, dass sich das nach unserer jüngeren Geschichte geändert hat.
Und ja, wir kaufen, wenn Sie so wollen, die Texte von der Hauptstadtredaktion. Das machen wir, weil da gute Leute arbeiten – viele mit einer speziellen Rundschau-Vergangenheit, alle mit einer Rundschau-„Haltung“. Wenn das nicht so wäre, könnten wir aus ihren Texten schließlich keine Rundschau zusammenstellen!
Natürlich äußern sich die Leute gegenüber der FR, sie tun es vielleicht auch vor der Berliner Zeitung oder vor dem Stadtanzeiger. Aber nicht alle Zeitungen drucken alle Artikel, gerade wenn vielleicht eine andere bestellt hat, nicht alle Zeitungen drucken die volle Länge und nicht alle Zeitungen machen die Texte gleich auf.
@ Roland Wolter
Den Amri-Text hat der Kölner Kollege für den Stadtanzeiger recherchiert, uns hat er so gut gefallen, dass wir gefragt haben, ob wir ihn drucken dürfen – das ist der Unterschied zu Texten des Hauptstadtbüros, die für uns (und die anderen Kunden) geschrieben werden.
Wieder zurück zum Thema: Ich lasse als alter Bremer auf den Weserkurier nichts kommen! Aber Sie werden nicht behaupten wollen, dass er die FR ersetzen kann (und umgekehrt natürlich auch nicht). Und wird die FR nun in Ihrer Rückschau eine andere Zeitung, weil Sie gerade erfahren haben, dass Texte damals vielleicht auch in der Stuttgarter Zeitung standen und nicht nur in der FR?
Für uns gilt, dass wir unsere Leserinnen und Lesern die besten Texte bieten wollen, die wir bekommen können. Deswegen nehmen wir auch einen Text wie den Amri-Text und schreiben den Stadtanzeiger als Quelle rein.
Und damit bin ich nach vielen Worten wieder am Anfang: Wir können nur versuchen, unsere Ideen mitzuteilen. Sie müssen entscheiden, was davon klappt, ob die FR eine Zeitung ist, die es wert ist, gelesen zu werden. Aber ich sage Ihnen: Die Qualität eines Textes wird nicht schlechter, nur weil er auch in einer anderen Zeitung steht. Und die Komposition, das tägliche Zusammenfügen von Texten und Themen (exklusiven wir geteilten – und die Agenturen nicht zu vergessen) zu einer Gesamtheit, das macht den Charakter einer Zeitung aus. Da unterscheiden wir uns ziemlich von allen anderen. Ob es reicht? Das müssen wieder Sie beurteilen.
Arnd Festerling
Hallo Arnd Festerling,
ich will Ihrer Diagnose nicht widersprechen. Schließlich habe ich selbst auf die wirtschaftlichen Zwänge der FR hingewiesen und als Leser die diversen Besitzerwechsel der letzten Jahre mitverfolgen müssen. Mir ging es vornehmlich um den Punkt, auf den auch Roland Wolter als Leser der Berliner Zeitung hingewiesen hat: externe Schreiber als die exklusiven auszugeben.
In einem heute erschienen Artikel von Markus Decker (DuMont Hauptstadtredaktion) heißt es: „Die thüringische Abgeordnete Martina Renner sagte der Frankfurter Rundschau…“. Der Artikel, aus dem das Zitat entnommen ist, steht heute auch in der Berliner Zeitung und in der Mitteldeutschen Zeitung. Dort heißt es an der selben Stelle: „Die thüringische Linken-Abgeordnete Martina Renner sagte dieser Zeitung…“. In allen drei Fällen wird dem Leser nahegelegt, es handele sich um ein Gespräch, das mit der jeweiligen Zeitung exklusiv geführt worden sei. Allerdings ruft die FR mit dem Einsetzen des eigenen Namens diese Assoziation am stärksten hervor.
Herr Festerling, das ist vielleicht keine große Sache. Ich finde trotzdem, es würde der Glaubwürdigkeit der FR zuträglich sein, wenn sie auf diesen Kniff verzichtete. Wie Sie auch verfolgen, wird die Funke-Mediengruppe als solche immer genannt, wenn etwa in den elektronischen Medien auf einen politischen Sachverhalt hingewiesen wird, der aus diesem Medienunternehmen kommend zu einer Nachricht wird, das unterschiedliche Tageszeitungen besitzt, die von einer Zentralredaktion mit identischen Texten versorgt werden. Letztlich, Herr Festerling, steckt in meinem Anliegen eine politische Dimension, weil bei der Leserschaft mehr Presse-Vielfalt wahrgenommen wird als tatsächlich vorhanden ist, wenn die FR so verfährt wie von mir beschrieben.
Guten Tag !
Heute mal ein Extralob für den im Wirtschaftsteil erschienen Artikel zum Thema „Anbau von Cashewnüssen in Ghana“.
So ein Artikel macht für mich eine Zeitung aus. Das sind Themen, die man, bei aller Erfordernis an die Aktualität einer Tageszeitung, nicht schon am Vortag im Internet, im Radio, im TV sehen, hören, lesen konnte.
Von der Art wünsche ich mir mehr. Gerne auch in Form einer Serie (es gab da mal diese Artikel aus Afrika, die, wenn ich mich recht erinnere, im „Panorama“ erschienen sind und die ich sehr lesenswert fand).
Themen dazu gibt es, abseits der Tagesaktualität sicher mehr als genug. Ich bin letztens auf der Seite http://www.telepolis.de z.B. mal auf einen Artikel über Portugals wirtschaftliche Entwicklung unter der neuen Linksregierung gestoßen (die nach diesem Artikel deutlich besser sein soll als alle einschlägigen Auguren erwartet haben). Dabei ist mir aufgefallen, dass man, selbst wenn man viel liest oder sich sonstwie Informationen beschafft, über viele Länder nicht wirklich Bescheid weiß. Wie lebt es sich z.B. in Portugal? Oder gar Rumänien oder Finnland? Was sind dort die bestimmenden politischen Themen? Wie sieht das Leben eines Durchschnittsbulgaren aus? Alles Länder, die in der EU sind, von denen man aber sowohl was die Politik angeht als auch was die Menschen dort angeht, wenig weiß. Man weiß als deutscher Zeitungsleser vielleicht etwas über das Lebensgefühl in Frankreich und in Großbritannien und fährt in den Urlaub nach Spanien oder Italien- aber was ist mit dem Rest der EU? Von Ländern iN Afrika oder Asien mal ganz zu schweigen.
Darüber würde ich gerne viel mehr erfahren- und der heutige Artikel in der FR ist dazu bestens geeignet. Hut ab und Danke!
Keine Äußerung zu den vorstehenden Kommentaren, vielmehr vermisse ich in der FR einen Bericht und eine Kommentierung zu der Blockadehaltung verschiedener EU-Regierungen gegen den Verhaltenskodex für eine stärkere Verhinderung von Steuertricks.
Ich verweise z.B. auf nachstehende Seite des MdEP Fabio de Masi, wonach selbst die FAZ hierüber berichtet: http://www.fabio-de-masi.de/de/article/1340.presseschau-juncker-leaks.html.
Ein Bericht in der FR sowie ein entsprechender Kommentar, z.B. des von mir geschätzten Stephan Hebel, fände ich wichtig zur Information der Leser.
Zusätzlich gestatte ich mir an dieser Stelle nochmals den Hinweis auf das kürzlich erschienene von mir verfasste Buch „Ist Europa gescheitert?“, in dem ich u.a. ebenfalls zu diesen Steuerskandalen Stellung bezogen habe.
Die Äusserungen von Frau Wagenknecht tauchen gleich dreimal in einer Ausgabe auf, dabei sehr herausgestellt auf Seite 1. Ist die Frau so wichtig und gab es wirklich nichts Interessanteres in der Welt? Lesenswert ist eigentlich nur der Kommentar von Herrn Bommarius, weil er ihre Äusserungen mit Fakten widerlegt.
zustimmung zu A.H. = spricht mir aus der (minderheiten)seele!!!
und to whom it may concern: lieber gut recherchierte und formulierte beitraege von „fuer-mehr-auftraggeber“ schreibende ( etwa guenter, dieterich usw.) als aufteufelkommraus-eingemachte ( nicht so kenntnisreiche) fr-autoren.
Hallo Herr Flessner !
Eigentlich wollte ich den Kommentar von Herrn Bommarius nicht ansprechen- aber da Sie diesen Kommentar ausdrücklich loben, würde ich gerne anmerken, dass der Kommentar für mich zu den eher schlechteren Kommentaren in der FR gehört.
Warum?
Herr Bommarius behauptet zunächst, dass die Polizei ja zuvorderst in den Bundesländern „kaputtgespart“ wurde und Frau Merkel da ja nicht zuständig ist. Er belegt das aber nicht. Ist es denn wirklich so, dass bei der Bundespolizei nicht gespart wurde? Und wenn das so ist, ist es denn nicht so, dass Frau Merkel auch als Kanzlerin für den eher „schlanken Staat“ steht und damit auch den „Privat vor Staat-Apolegeten“ in den Ländern Tür und Tor öffnet? Herr Hebel hat das ja oft genug moniert.
Und was den Zeitpunkt der Einreise von Amri angeht- wenn man sich die „Mühe“ macht, das Interview im Original zu lesen, dann wird schon in der Frage des Stern gesagt, dass Amri zwar „schon im Juli 2015 nach Deutschland kam, aber die Überforderung der Behörden infolge des Massenansturms am vergangenen Jahr ausgenutzt hat“ (wie gesagt, das war die Frage des Stern!). Die Antwort lautet dann: „Es gibt eine Mitverantwortung aber sie ist vielschichtiger. Neben der unkontrollierten Grenzöffnung ist da die kaputtgesparte Polizei, die … nicht so ausgestattet ist, wie es der Gefahrenlage angemessen wäre. Ebenso fatal ist die Außenpolitik: die von Merkel unterstützten Ölkriege der USA und ihrer Verbündeten, denen der „IS“ erst seine Existenz und Stärke verdankt.“
Auf den letzten Aspekt geht Herr Bommarius gar nicht erst ein. Dabei sollte sich doch noch jeder daran erinnern, wie Frau Merkel seinerzeit in die USA gereist ist, um sich für die Nichtteilnahme (oder nur geringe) Teilnahme von Schröder am Irakkrieg zu entschuldigen.
Jedenfalls ist es keinesfalls so, wie Herr Bommarius in seinem Kommentar behauptet, dass Frau Wagenknecht irrtümlich davon ausgegangen ist, dass Amri während der Flüchtlingswelle eingereist ist sondern der Stern(!) behauptet (für mich auch durchaus nachvollziehbar), dass Amri die überforderten Behörden ausgenutzt hat. Insofern widerlegt das Einreisedatum auch nicht die Aussage von Frau Wagenknecht.
Im übrigen: Wenn es schon im Juli 2015 möglich war, als potentieller Gefährder (mit der Vorgeschichte von Amri) nach Deutschland einzureisen, wie viel einfacher wird es dann im September gewesen sein?
Die Augen davor zu verschließen und jedwede Kritik an der seinerzeit geübten Praxis der AFD zu überlassen indem man jeden, der eine solche Kritik äußert, nahelegt, in die AFD einzutreten bzw. ihm/ihr die Berechtigung abspricht, die Linke als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl zu führen, betreibt letztendlich das Geschäft der AFD, weil jede (berechtigte) sachliche Kritik außerhalb der AFD durch solche Kommentare wie den von Herrn Bommarius verunmöglicht, wenigstens aber erschwert werden.
Man muss die Aussagen von Frau Wagenknecht nicht immer gelungen finden aber man sollte schon versuchen, sich sachlich mit der Meinung auseinanderzusetzen.
Natürlich ist ein Kommentar immer subjektiv (genau wie ein Beitrag hier in diesem Forum) aber er sollte mMn schon auf Fakten und nicht auf Vorurteilen basieren, wenn er ernst genommen werden will.
Ich wünsche ein charmantes Wochenende!
Zum Artikel: Dreckiger als ein Lastwagen
NOx schreibt man mit großem O. Da hat mal wieder die automatische Korrekturfunktion des Schreibprogrammes zugeschlagen.
@A.H.
Die Frage, wer an einem Problem schuld sei, ist doch vollkommen überflüssig. Es bringt einem keinen Millimeter der Problemlösung näher.
Dadurch, dass bei „Blattkritik“ und „meinung“ die gleichen Themen diskutiert werden (Beispiel Wagenknecht), habe ich gerade Probleme die beiden blogs inhaltlich zuzuordnen. Was ist jetzt was? Wer kann helfen?
@Herr Flessner: Ohne die Diskussion jetzt allzusehr vertiefen zu wollen, glaube ich schon, dass es wichtig ist, die Ursachen für ein Problem zu kennen, um dann auch Lösungen für dieses zu finden.
@Herr Malyssek: Von meiner Seite habe ich bei „Meinung“ den Artikel von Herrn Decker kritisiert, weil der meiner Meinung nach eben Meinung und Nachricht miteinander vermischt.
Hier wird von mir der Kommentar von Herrn Bommarius diskutiert, den ich inhaltlich deutlich weniger anspruchsvoll fand als andere Teilnehmer hier.
An A.H.: Danke für Ihre Hinweise.
Bei „meinung“ habe ich mich zu Seite 1, M. Decker und S. Wagenknecht (das Kopfschütteln, das sie bei mir verursacht) geäußert. Bommarius drückt es mit der „blauen Sahra“ nicht viel anders aus. Das habe ich erst im Nachhinein gelesen.
Hallo Herr Malyssek !
Sie finden dann den Kommentar von Herrn Bommarius sicher auch sehr gut?
Ich kann mich dem nach wie vor nicht anschließen (siehe oben) und habe mal etwas recherchiert.
Herr Bommarius behauptet ja in seinem Kommentar, dass bei der Bundespolizei gar nicht so sehr gespart worden sei und deshalb die Aussage von Frau Wagenknecht falsch ist (Herr Flessner meinte dazu ja in seinem Beitrag, dass Herr Bommarius Wagenknecht „mit Fakten widerlegt“).
Leider ist das Gegenteil der Fall- nur mal ein paar Beispiele aus der aktuellen Presse:
Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann sagt in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der ZEIT zum Vorschlag des Innenministers, dass die Bundespolizei zusätzliche Aufgaben in den Ländern übernehmen soll, dass er den Vorschlag ablehnt, weil die Bundespolizei „nach eigenen Bekunden nicht genug Leute hat, um überall in Deutschland die Grenzen wirksam zu kontrollieren.“
Herr Müller-Vogg sagt im Presseclub von heute Mittag, dass die Bundespolizei in 2014 gerne 1.500 Stellen mehr gehabt hätte, dies im Haushalt durch die Mehrheit jedoch abgelehnt wurde.
Und Siegmar Gabriel sagt im Interview mit dem aktuellen SPIEGEL, dass der Ruf der CDU nach einem starken Staat Zitat: „ziemlich unglaubwürdig ist. Wer hat denn in den letzten 11 Jahren bei der Bundespolizei fast 14.000 Stellen zu wenig bereitgestellt? Das waren ausschließlich Innenminister der CDU.“
Wenn ich diese Aussagen aus sehr unterschiedlichen Lagern einigermaßen ernst nehme, kann doch niemand (außer vielleicht Herr Bommarius) behaupten, dass an der Bundespolizei nicht gespart wurde. Wenn 14.000 Stellen fehlen, dann ist das keine Kleinigkeit.
Und zum Thema „Wann ist Amri denn eingereist“ habe ich ja schon oben etwas geschrieben.
Es bleiben also leider (Herr Flessner) keine Fakten, mit denen Herr Bommarius die Aussagen von Frau Wagenknecht widerlegt sondern lediglich zerplatzende Luftblasen und sowas ist mMn kein Ausweis von gehobener Qualität.
Frau Ernst wird lachen, aber diese Argumentation ist selbst mir zu blöd. Sorry, A.H., es steht hier natürlich jedem frei, sich selbst jederzeit größtmöglich bloßzustellen. Wolfgang Fladung hat das schon gemacht, und Sie sind der nächste. Bommarius hat geschrieben:
„Und was die Polizei betrifft, so wurde sie vor allem in den Bundesländern „kaputt gespart“; Wagenknechts Behauptung ist schlicht Unsinn.“
A.H. schreibt:
„Herr Bommarius behauptet ja in seinem Kommentar, dass bei der Bundespolizei gar nicht so sehr gespart worden sei.“
Aha. Wo schreibt er das denn? Damit alle das noch einmal nachlesen können:
http://www.fr-online.de/aktuelle-kommentare/kommentar–die-blaue-sahra,30085308,35060360.html
Ja, so kann das laufen, wenn man selbst die rosa Wagenknecht-Brille auf der Nase hat. Kritik an der Ikone ist verboten, man erblindet. Fein.
Hallo Herr Briem !
Jetzt müssten Sie mir mal auf die Sprünge helfen.
Frau Wagenknecht hat in dem Interview gesagt, dass Frau Merkel eine gewisse Mitverantwortung für den Anschlag trägt, weil „die Polizei kaputtgespart wurde“ Zitat aus dem Stern: „Neben der unkontrollierten Grenzöffnung ist da die kaputtgesparte Polizei, die … nicht so ausgestattet ist, wie es der Gefahrenlage angemessen wäre.“
Herr Bommarius sagt, dass diese Behauptung „schlicht Unsinn“ wäre, weil die Polizei ja vor allem in den Bundesländern kaputtgespart wurde (und meint damit, dass dafür Frau Merkel ja keine Verantwortung trägt, weil sie ja Bundeskanzlerin ist und nicht Ministerpräsident- so habe ich seine Aussage jedenfalls verstanden und mMn kann man die Aussage auch nur so verstehen denn andernfalls wäre die Aussage von Frau Wagenknecht ja auch nicht als „Unsinn“ abzuqualifizieren sondern richtig:-)).
Er meint also mMn anders gesagt: Nicht „DIE Poliziei“ wurde kaputtgespart sondern vor allem die Länderpolizei und für die ist Frau Merkel ja nicht verantwortlich also ist die Aussage von Frau Wagenknecht Unsinn.“
Dies ist aber eben ganz offensichtlich falsch- mindestens sehen (und belegen das die Herren Herrmann, Müller-Vogg und Gabriel so, die ja alle feststellen, dass auch bei der Bundespolizei zu sehr gespart wurde! Und die Ausstattung der Bundespolizei liegt nun einmal in der Verantwortung der Bundesregierung und Frau Merkel ist die Chefin dieser Regierung- mithin trägt sie die politische Gesamtverantwortung.
Ergo ist die Aussage von frau Wagenknecht, dass DIE Polizei kaputtgespart wurde nicht „Unsinn“ sondern richtig und wichtig!
Ich weiß jetzt daher ehrlich gesagt auch nicht, wer jetzt welche Brille aufhat.
Und ich möchte auch noch einmal Ihren aggressiven Ton zurückweisen. Nicht jeder, der Ihre Meinung nicht teilt ist irgendwie blind oder verbohrt. Man muss nicht blöde oder dumm sein, um zu einem anderen Ergebnis zu kommen als Sie. Ich finde so einen Tonfall in einer Diskussion jedenfalls ziemlich unangemessen und unnötig!
An A.H.
Mein Ton ist nicht aggressiv, sondern direkt. Damit müssen Sie sich abfinden.
Auch Sie machen also dabei mit, einen Zusammenhang zwischen dem Flüchtlingszustrom und dem Anschlag von Berlin zu konstruieren. Das ist Populismus ebenso wie die Suche nach einem Sündenbock. Die Menschen wollen Schuldige präsentiert bekommen, als ob das etwas ändern oder Lösungen bringen würde. Genau das macht Wagenknecht, wenn sie Merkel mitverantwortlich für das Attentat von Berlin macht. Sie isntrumentalisiert das Attentat für ihren politischen Kampf. Das ist schlicht ekelerregend und disqualifiziert Wagenknecht als Demokratin.
In der Online-Ausgabe der FR finde ich das hier:
„In der Linkspartei gibt es neuen Unmut über die Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl, Sahra Wagenknecht. Grund sind jüngste Äußerungen im Stern, in dem sie von einer „Mitverantwortung“ von Kanzlerin Angela Merkel für den Terroranschlag am Breitscheidplatz sprach und neben „der unkontrollierten Grenzöffnung“ auch „die kaputtgesparte Polizei“ als Grund nannte. Die Polizei sei „weder personell noch technisch so ausgestattet“, wie es der Gefahrenlage angemessen sei, betonte Wagenknecht.“
Das heißt, Wagenknecht unterstellt einen Zusammenhang zwischen Grenzöffnung und Anschlag. Wie Bommarius zutreffend sagt, ist der Attentäter aber nicht mit der großen Flüchtlingswelle gekommen. Wagenknecht lügt also. Richtig ist, dass die Polizeien mit der Situation in der Kölner Silvesternacht vor einem Jahr überfordert waren. Dafür ist unter anderem der fatale „Spar“-Zwang verantwortlich, den ich schon immer kritisiert habe. Aber trotzdem muss man trennen zwischen Länderpolizeien, der Bundespolizei, den Verfassungsschutzbehörden der Länder und des Bundes, den Landeskriminalämtern und dem Bundeskriminalamt, der Generalbundesanwaltschaft und so weiter, für die verschiedene Institutionen in diesem Land verantworlich sind. Ich kann es mir kaum vorstellen, aber an Ihnen scheint die Erkenntnis vorbeigegangen zu sein: Wir leben in einem föderalistischen Land in einer komplexen Struktur. Wenn Sie also unbedingt einen einzelenn Menschen für das Attentat von Berlin verantwortlich machen wollen, warum dann nicht sich selbst? Sie sind ja schließlich laut Verfassung der Souverän. Ich traue es kaum, es zu sagen: mit mir zusammen. Ich habe Merkel zwar nicht gewählt und Sie vermutlich auch nicht, aber wir wissen ja, wie demokratische Entscheidungen zustandekommen, nicht wahr? Merken Sie, wie weit die Suche nach Sündenböcken uns führt und welchen Sinn sie hat?
Ich sehe eine politische Verantwortlichkeit Merkels für viele Dinge. Der Sparzwang ist eines davon. Ich glaube aber, dass die Bundespolizei selbst bei allerbester Ausstattung nicht in der Lage gewesen wäre, den Flüchtlingsansturm problemlos zu bewältigen. Das fängt schon damit an, dass offenbar etliche Flüchtlinge ohne geltende Papiere eingereist sind. Trotzdem musste diesen Menschen geholfen werden. Dass diese Hilfe erfolgte, dafür ist Merkel hauptverantwortlich, und dafür hat sie meinen allergrößten Respekt. Daraus eine Mitverantwiortlichkeit für den Berliner Anschlag zu konstruieren, ist schlicht niederträchtig.
Die klaren Worte in der FR sind völlig berechtigt. Ich hoffe sehr, dass meine FR diese Frau Wagenknecht auch weiterhin als das bezeichnet, was sie ist: die blaue Sahra.
Um hier jetzt keine ausschließliche „Wagenknechtdiskussion“ aufzumachen, würde ich gerne noch schreiben, dass ich den Beitrag von maiimili (richtig geschrieben?:-) vom 02.01. sehr zutreffend finde (außer natürlich das Lob für Bommarius:-).
Von mir aus könnte der Sportteil gerne auch zwei Seiten kürzer sein und auch ich denke, dass die FR ihre Nische eher in den Hintergrundberichten über Themen suchen sollte, die nicht in allen Zeitungen im Fokus stehen (wie maiimili schon geschrieben hat- der Krieg im Jemen oder mMn auch das sehr beredte Schweigen über die sicher auch vorhandenen zivilen Opfer bei der Rückeroberung von Mossul vom IS oder eben Berichte über den Alltag der Menschen in anderen Ländern der EU oder in Afrika oder oder oder).
Oder wären solche Recherchen abseits der „normalen Wege“ für die FR zu aufwendig?
Wäre z.B. eine Serie über das Alltagsleben der Leute in verschiedenen Ländern der EU oder gar in Ländern Afrikas einfach zu teuer oder ließe sich sowas im vorhandenen Korrespondetennetz realisieren?
Hallo A.H., ich sage nicht, dass ich den Kommentar sehr gut finde, aber dass die Kritik an Sahra Wagenknecht doch in die ähnliche Richtung geht, wie im Artikel von Markus Decker bzw. bei seiner Auflistung der Kritiken aus der eigenen Partei und dem Beifall von AfDlern. Christian Bommarius weist auf die Gefahren hin, die Wagenknecht mit ihren zweideutigen Aussagen zur Flüchtlings- und Sicherheitspolitik heraufbeschwört. Das sehe ich ähnlich, zumindest ist der Schaden für die Linke schon mal da.
An der „kaputtgesparten Polizei“ will ich mich gar nicht so festbeissen. Zumindest sehe ich da nicht den eigentlichen Grund für die Terrorakte und die „unkontrollierte“ Zuwanderung. Fest steht meines Erachtens, dass die Polizei schon seit langen die „Drecksarbeit“ machen muss und an allen Brennpunkten scheinbar gleichzeitig und massenhaft sein muss. Die Schieflage ist kein aktuelles Problem. Ich halte die Polizei inwischen mit den riesigen Aufgaben und Einsätzen für total überlastet.
Ich verstehe Wagenknecht wirklich nicht, was sie damit bezwecken will, die Bundeskanzlerin „mitverantwortlich“ zu machen für dem Berliner Terroranschlag. Habe das an anderer Stelle schon geäußert: Was soll das? Dahingehend sind ihre linken Parteigenossen Liebich und von Aaken besser drauf und besser kritisieren zurecht ihre Vorsitzende: „Wer Merkel von rechts kritisiert, kann nicht Vorsitzende einer Linksfraktion sein.“ (van Aaken). Insofern finde ich den Ausdruck „blaue Sahra“ nicht deplatziert, sondern so nennenswert.
Ich sage es zu dritten Mal: Aus dieser Frau werde ich (politisch) nicht schlau!
Ich habe hier keine rosarote Brille auf, weil ich es schädlich finde für die Linke, was Frau Wagenknecht da gerade inszeniert.
So kriegt sogar ein Sigmar Gabriel wieder Oberwasser, weil er sich jetzt schön mit Bessermacherei profilieren kann bzw. möchte.
An Herrn Briem: Ich möchte jedenfalls die „Mitverantwortung“ von Frau Merkel nicht an der Frage der Polizeiausstattung festmachen wollen. Zuviele andere Komponenten spielen bei der Gefahr von Terroranschlägen und deren Vereitelung gesamtpolitisch eine Rolle.
Eine Anmerkung zu der eigentümlichen Vokabelverwendung:
Ist es in diesem Fall
http://www.fr-online.de/tuerkei/anschlag-in-izmir–taeter-trugen-schwere-kriegswaffen–,23356680,35060524.html
noch „Fake-“ oder schon „Fun-News“?
Denn entweder trifft die Überschrift zu, dann fehlt der zugehörige Inhalt im Artikel, oder die Überschrift wird vom Artikelinhalt widerlegt.
So ist es tatsächlich ziemlich unbefriedigend.
Hallo Herr Briem !
Mit was ich mich abfinde und mit was nicht, überlassen Sie doch bitte mir.
Sie hätten Ihren Beitrag auch ruhig kürzer fassen können, da Sie mir ja offenbar in allen Punkten hinsichtlich der Fehlerhaftigkeit der Aussagen des Herrn Bommerius in Bezug auf das Thema „Polizei“ Recht geben bzw. gar nicht erst mehr auf Ihren vorherigen Beitrag eingehen sondern flugs ein neues Fass aufmachen. Glauben Sie ernsthaft, das merkt keiner?
Von mir aus rüpeln Sie gerne hier noch weiter rum- ich für meinen Teil werde jedoch auf Ihre Beiträge nicht mehr eingehen, denn ich wage es tatsächlich, selbst zu entscheiden ob ich mir Ihren aggressiven Diskussionsstil weiter antun möchte oder nicht.
Mit Ihnen zu diskutieren war reine Zeitverschwendung, dennoch wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Abend!
An A.H.
Sie haben mich missverstanden. Ich gebe nicht Ihnen Recht hinsichtlich Ihrer Kritik an Bommarius, die falsch ist, sondern ich gebe mir selbst recht, weil ich schon vor einem Jahr anlässlich der Silvesternacht in Köln gesagt habe, dass unsere Polizei nicht ausreichend ausgestattet ist. Darüber hinaus füge ich nun hinzu, dass es selbst mit dem allergrößten Einsatz polizeilicher Mittel nicht möglich sein wird, solche Anschläge wie in Berlin mit hundertprozentiger Sicherheit zu verhindern, so dass Sie hier leider eine Stellvertreterdebatte angezettelt haben. Genau das ist es, was die Populisten immer wieder tun und was auch Wagenknecht hier getan hat.
Sie sind ein freier Mensch und dürfen auf meine Beiträge nicht weiter eingehen. Ich bin ebenfalls ein freier Mensch und werde auf Ihre Beiträge weiter eingehen. Vereinfachern wie Ihnen oder Wagenknecht, Petry, Pretzell und Höcke muss entschieden widersprochen werden.
Hallo Herr Malyssek !
Ich habe ja schon eingeräumt, dass ich Frau Wagenknecht für eine sehr fähige und kluge Politikerin halte. Das muss man aber nicht teilen.
Während Sie glauben, dass Wagenknecht schädlich für die Linke ist, glaube ich, dass Wagenknecht sehr hilfreich für die Linke ist- und dass die Linke ohne Wagenknecht deutlich schlechter dastehen würde.
Aber um diese „Glaubensfragen“ gehts hier und im Kommentar von Bommarius gar nicht.
Herr Bommarius hat einen Kommentar zu einer Aussage von Frau Wagenknecht im Stern verfasst. Ein Kommentar enthält selbstverständlich „Meinung“, er besteht ja ausschließlich daraus. Insofern habe ich auch kein Problem damit, wenn jemand „meint“, dass Wagenknecht in die AFD gehört. Ich teile diese Meinung allerdings nicht, setze mich aber mit ihr auseinander und würde gerne wissen, wie jemand zu dieser Auffassung kommt.
Woran ich mich störe ist die Tatsache, dass Herr Bommarius diese seine Meinung meiner Ansicht nach mit falschen Aussagen belegt.
Seine zentrales Argument ist ja, dass die Aussage von Frau Wagenknecht in dem Interview (Zitat) „schlicht Unsinn“ ist, weil erstens Frau Merkel ja nix dafür kann, wenn die Länderpolizei kaputtgespart wird (im Umkehrschluss heißt das für mich, dass die Polizei, die in der Verantwortung von Frau Merkel steht eben nicht kaputtgespart wurde) und zweitens wäre die Aussage falsch, weil Anis Amri ja gar nicht im September sondern schon im Juli 2015 nach Deutschland eingereist ist.
Was hat Frau Wagenknecht denn nun in dem Interview gesagt?
Frage des Stern: „Ist nach Ihrer Logik Angela Merkel etwa auch für den jüngsten Terroranschlag in Berlin verantwortlich? Der Täter war ein Flüchtling aus Tunesien, der zwar schon im Juli 2015 nach Deutschland kam, aber die Überforderung der Behörden infolge des Massenansturms im vergangenen Jahr ausgenutzt hat.“
Antwort Wagenknecht: „Es gibt eine Mitverantwortung aber sie ist vielschichtiger. Neben der unkontrollierten Grenzöffnung ist da die kaputtgesparte Polizei, die … nicht so ausgestattet ist, wie es der Gefahrenlage angemessen wäre. Ebenso fatal ist die Außenpolitik: die von Merkel unterstützten Ölkriege der USA und ihrer Verbündeten, denen der „IS“ erst seine Existenz und Stärke verdankt.“
Herr Bommarius meint nun, diese Aussage sei „Unsinn“ weil falsch.
Dann schauen wir mal, ob das stimmt.
Die von Bommarius kritisierte Aussage nennt drei Gründe für die Mitverantwortung Merkels.
Auf die Außenpolitik geht Bommarius gar nicht erst ein. Meiner Ansicht nach ist es aber schon einmal argumentativ schwach, wenn jemand eine Aussage als Unsinn abqualifiziert, sich dann aber gar nicht erst mit der Aussage im Ganzen beschäftigt. Das wäre mein erster Kritikpunkt. Und zwar vollkommen unabhängig davon, ob man Merkels außenpolitisches Handeln gut findet oder nicht- man sollte schon auf die ganze Äußerung eingehen, wenn man sie bewerten will.
Mein zweiter Kritikpunkt: Im Gegensatz zur Behauptung von Bommarius, wurde eben nicht nahezu ausschließlich bei der Landespolizei gespart sondern, wenn man die drei von mir oben zitierten Äußerungen aus vollkommen unterschiedlichen politischen Lagern erst nimmt, fehlen auch bei der Bundespolizei Stellen in größerer Zahl und es fehlt an der Ausstattung. Hierfür trägt aber ausschließich die Bundesregierung und damit deren Chefin Frau Merkel die politische Verantwortung. Mithin ist die Aussage, dass auch die im Veranwortungsbereich von Frau Merkel stehende Polizei mangelhaft ausgestattet ist, nicht „Unsinn“ sondern richtig.
Dritter Kritikpunkt: Der Stern, nicht Frau Wagenknecht, behauptet ja in Frageform, dass Amri sich die Überforderung der Behörden kurz nach seiner eigenen Anreise zunutze gemacht hat. Frau Wagenknecht stimmt dem dann zu.
Ist diese Aussage falsch?
Meiner Meinung nach nicht, denn es ist ja nicht zu bestreiten, dass die Behörden spätestens ab September 2015 total überfordert waren. Es ist aber auch nicht so, dass in den Monaten zuvor niemand nach Deutschland eingereist ist. Aus dem FAZ-Artikel
http://www.faz.net/aktuell/fluechtlinge-zahl-der-asylbewerber-erreicht-im-juli-rekordhoch-13728780.html
kann man ersehen, dass auch im Juli 2015 die Zahl der Flüchtlinge auf einem Rekordhoch lag (Zitat „höchster Zugang aller Zeiten“). Und wenn jemand wie Amri, der in Italien schon straffällig gewesen ist und abgeschoben werden sollte, offenbar vollkommen unbehelligt ins Land kommt, spricht das ja nicht dafür, dass im Juli 2015 in Deutschland noch alles ordnungsgemäß abgelaufen ist.
Dass in den Folgemonaten noch deutlich mehr Menschen gekommen sind, hat es ihm sicher noch zusätzlich erleichtert, sich bei den in der Tat offenbar überforderten Behörden durchzumogeln, wie er es getan hat.
Ich komme also zu dem Schluss, dass die von Herrn Bommarius als „Unsinn“ bezeichnete Äußerung von Frau Wagenknecht letztendlich nicht widerlegt sondern im wesentlichen richtig ist und keine Unwahrheit oder Ungenauigkeit enthält. Die Polizei wurde auch unter der Verantwortlichkeit von Frau Merkel kaputtgespart und Amri hat es offenbar genutzt und genützt, dass so viele Flüchtlinge gleichzeitig und kurz nach ihm ins Land gekommen sind, weil die Behörden dadurch ihrer Arbeit nicht mehr ordnungsgemäß nachkommen konnten.
Zudem wäre noch zu diskutieren, inwieweit die Außenpolitik von Frau Merkel, deren Auftritt in Washington noch als Oppositionsführerin als sie George W. Bush versichert hat, dass Deutschland unter ihrer Regie am Golfkrieg teilgenommen hätte, jedenfalls mir unvergessen bleibt, mitverantwortlich für das Entstehen und Erstarken des IS ist, in dessen Auftrag/Namen Amri ja in Berlin gemordet hat.
Deshalb beruht der Kommentar von Herrn Bommarius mMn eben nicht auf Fakten sondern auf Halb- oder Viertelwahrheiten bzw. sogar auf Fehlern und bewussten Weglassungen, was ihn für mich dann eben auch wenig beachtenswert macht.
Etwas anderes ist möglicherweise die politische Einschätzung der Aussagen. Dazu schreibe ich dann aber noch einmal eine gesonderten Beitrag sonst wird das hier zu lang.
Einen guten Wochenstart wünsche ich.
@A.H.
Jetzt müssen Sie noch beweisen, dass mit mehr Bundespolizisten der Anschlag verhindert worden wäre.
Ich denke, dass es S. Wagenknecht darum geht A. Merkel zu kritisieren. Wofür ist eigentlich egal.
Herr Malyssek,
Sie weisen ja darauf hin, dass es aus Ihrer Sicht nicht zielführend sondern sogar schädlich ist, wenn Frau Wagenknecht Frau Merkel „von rechts kritisiert“. Ich nehme an, dass Sie damit sowohl die Aussage zur Mitverantwortlichkeit von Frau Merkel an den Terroranschlägen als auch die früher geäußerte Kritik an dem Satz „Wir schaffen das“ meinen.
Dazu müsste man vielleicht erst einmal die Frage beantworten, warum die AFD so erfolgreich ist.
Die AFD nimmt diffuse und konkrete, berechtigte und eingebildete Ängste in Teilen der Bevölkerung auf und artikuliert diese.
Welche Ängste sind das?
Einmal die Angst, dass „die Flüchtlinge/die Fremden“ hier in Deutschland die Sicherheitslage bedrohen (Stichwort „Anschläge“, „Silvester 2015/2016 in Köln).
Daneben gibt es noch die Befürchtungen der sozial Abgehängten in diesem Land, das sie zukünftig auch noch mit den Flüchtlingen um die prekären Jobs, um die wenigen bezahlbaren Wohnungen und sogar um das Essen „der Tafeln“ werden konkurrieren müssen.
Schließlich nimmt die AFD den Ärger vieler Bürger auf, die vom Staat immer nur zu hören bekommen haben, für dies und das ist kein Geld da und die auf einmal sehen, dass der Staat durchaus Geld für die Flüchtlinge zur Verfügung stellt- für Deutsch- und Integrationskurse, für den Lebensunterhalt etc.
All den Ängstlichen und Ärgerlichen gibt die AFD die Möglichkeit, „die da oben“ mal zurückzuärgern.
Sind die Ängste und der Ärger denn berechtigt?
Meiner Meinung nach kann man Vieles von dem, was einen Teil der Bürger offensichtlich so umtreibt, dass sie deshalb sogar die AFD wählen, nicht von der Hand weisen.
Es ist ja eben richtig, dass sich die Sicherheitslage in Deutschland durch den (unkontrollierten) Zuzug einer großen Zahl von Flüchtlingen, die dann auch noch auf „kaputtgesparte“ Polizeien und andere Behörden getroffen sind, verschärft hat (ich verweise da auch mal auf den Kommentar von Herrn Decker in der heutigen Ausgabe der FR, der das auch so sieht).
Und für die Entkernung des Staates trägt mMn selbstverständlich auch Frau Merkel und ihre Politik des „Privat vor Staat“ und der Verschonung der Reichen und Superreichen eine große Verantwortung.
Richtig ist auch, dass es in Deutschland lange Zeit als oberste Priorität galt, keine neuen Schulden zu machen (Stichwort „schwarze Null“, „Schuldenbremse“) und dass viele Wünsche der Bürger mit dem Hinweis auf fehlende Geldmittel abgeschmettert worden sind (man erinnere sich doch nur noch einmal an das unwürdige Gezerre wenn es darum geht, ob die Hartz IV Bezüge um ein oder zwei oder fünf Euro angehoben werden sollen, man schaue sich den Zustand vieler Schulen und anderer öffentlicher Infrastruktur an, man schaue sich an, wie viele kommunale Einrichtungen- Schwimmbäder, Bibliotheken etc. geschlossen worden sind, weil angeblich kein Geld da war usw).
Gleichzeitig wurde der Sozialstaat nicht nur aber eben auch in Deutschland (auch auf Betreiben von Frau Merkel- man lese dazu das Buch von Stefan Hebel oder frage mal in Griechenland oder Spanien nach) abgebaut.
Privat vor Staat war eben auch mal die Agenda der Union unter Merkel (Leipziger Parteitag) und wirklich geändert hat sich an der Doktrin bis heute nichts. Man nehme nur mal die strikte Weigerung der Union über Steuer- oder Abgabenerhöhungen für Erben, Vermögende oder Gutverdiener, um damit die nach Expertenmeinung immer maroder werdende Infrastruktur in diesem Land zu sanieren auch nur zu reden oder man nehme eben die Patentrezepte, die Frau Merkel über die EU in anderen europäischen Ländern mit Haushaltsproblemen exekutieren lässt- sparen bis es knallt, vor allem im Sozialen und bei den „kleinen Leuten“, da sieht man wes Geistes Kind Frau Merkel bis heute noch ist.
Wohlgemerkt- der Abbau des Staates auf allen Ebenen (Sozialstaat, Daseinsvorsorgestaat) erfolgte nicht wegen der Flüchtlinge- aber die Aussage „Dafür ist kein Geld da!“ ist vielen Bürgern schon lange wohlbekannt.
Und natürlich ist es dann für diese Bürger überraschend oder ärgerlich, wenn für die Flüchtlinge auf einmal dann doch Gelder aufgetrieben werden. Genauso wie es erstaunlich und ärgerlich war, dass für die Rettung der Banken ungleich höhere Beträge auf den Tisch gelegt worden sind- und zwar schnell; das macht aber die Mär davon, dass kein Geld da ist, sehr schnell unglaubwürdig, mindestens aber sehr angreifbar und das führt zu Ärger unter Teilen der Bürger.
Es gibt in der aktuellen ZEIT einen mMn ausgezeichneten Artikel von Carola Lobenstein („Hier herrscht Klassenkampf“) über die Gemengelage in Bitterfeld, einem Wahlkreis in dem die AFD bei der letzten Landtagswahl 31% der Stimmen holen konnte und der jetzt auch bei der BTW an die AFD gehen könnte. Dieser Artikel zeigt mMn sehr eindrücklich, warum die AFD diesen Erfolg hat.
Sie nimmt eben die Ängste und Probleme eines Teils der Menschen auf und gibt ihn das Gefühl (aber eben perfiderweise auch NUR das Gefühl) sie ernst zu nehmen.
Die AFD gibt sich national (gegen alles Fremde) und sozial (gegen „die da oben“, dabei nutzt sie sehr geschickt die ja ebenfalls nicht zu bestreitende Ungleichheit in Deutschland als Argument) ist aber in Wirklichkeit eine national und wirtschaftsliberal ausgerichtete Partei (Arbeitslosenversicherung privatisieren, ebenfalls keine Steuererhöhungen usw.)
Wenn man nun aber jeden, der auf existierende und durch die Flüchtlinge verschärfte Probleme z.B. auf die Versäumnisse der Verantwortlichen (und dazu gehört nun einmal schon seit Jahren auch Frau Merkel) im Bereich Sicherheit hinweist, gleich dem AFD Lager zurechnet, dann überlassen wir (diejenigen, die den Erfolg der AFD nicht wollen) das Feld der berechtigten und sachlichen Kritik aber von vorneherein der AFD und die nutzt diese Vorlage derzeit weidlich aus.
Es ist doch richtig zu sagen, dass der Satz „Wir schaffen das“ für sich alleine genommen zwar sehr sympathisch klingt, damit aber die Probleme der Integration von Flüchtlingen nicht ansatzweise zu lösen sind, solange man nicht sorgfältig ausbuchstabiert, „Wer“ „was“ denn schaffen soll.
Insbesondere wäre doch mal zu klären, wer denn die Kosten für die Integration tragen wird, wenn die Haushaltslage nicht mehr so komfortabel ist. Ich vermute, dass es keinerlei (linke) Kritik an Frau Merkel gegeben hätte, wenn diese gesagt hätte, „Wir schaffen das, indem wir eine Vermögensabgabe einführen, die dem Staat jedes Jahr 10 Mrd Euro in die Kassen spült.“
Das exakt hat sie aber wohlweislich unterlassen, um sich nicht der Kritik ihrer Anhänger auszusetzen. Und die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft spüren wahrscheinlich nicht zu Unrecht, dass sie das sind, die „das“ zu schaffen haben. Wie gesagt, wie Frau Merkel tickt, sieht man daran, welche Politik sie in anderen Ländern der EU durchsetzt; wer sagt denn, dass sie bei einem Haushaltsengpass in Deutschland nicht die gleichen oder ähnliche Rezepte auch für die deutschen Bürger aus der Schublade zaubert? Dann heißt es wieder „Wir müssen den Gürtel enger schnallen, damit es uns bald wieder besser geht“ – nur leider gibt es zwischen denen, die den Gürtel enger schnallen sollen und denen, denen es dann besser geht, keine Personenidentität.
In dem bewussten Interview mit dem Stern sagt Frau Wagenknecht (Zitat) „Wer trägt die Kosten? Werden sie auf Mittel- und Geringverdiener abgewälzt, führt das zu großer Abwehr, die sich dann von rechts instrumentalisieren lässt.“
Damit hat sie mMn Recht und dazu hat Frau Merkel bis heute keinen Ton gesagt und das darf man mMn nicht nur, das muss man grade dann kritisieren, wenn man nicht die einfachen Antworten der AFD geben will (alle wieder raus aus Deutschland).
Es ist auch nicht falsch, wenn jemand sagt, dass die Flüchtlinge zu einem nicht unwesentlichen Teil auf Dauer von Sozialhilfe leben werden, weil ein Teil (nicht alle) mangels Fertigkeiten nicht in den anspruchsvollen deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren sein wird.
Es ist auch nicht falsch zu sagen, dass unter den Flüchtlingen auch einige (wenige) sind, die Deutschland nicht als Land betrachten, in denen sie Zuflucht finden, sondern hier anderes im Sinn haben.
Und es ist auch nicht falsch wenn man (tiefergehend) auch einräumt, dass uns die Integration der schon länger hier lebenden Menschen ausländischer Herkunft, bisher nicht einmal vollständig gelungen ist und dass es deshalb eben auch kein Selbstläufer ist, die neuen Flüchtlinge zu integrieren sondern Mühe, Zeit und Geld kosten wird.
Das bedeutet in meinen Augen, dass die AFD einen Teil der Probleme richtig benennt. In der „Analyse“ liegt die AFD nicht falsch.
Und deshalb ist es meiner Meinung nach auch so fatal, jeden der eine gleich oder ähnlich lautende Kritik an der konkreten Politik der Kanzlerin in dieser Frage äußert, gleich ins Lager der AFD einzusortieren, weil man damit der AFD das Monopol auf solche (wie ich oben gezeigt habe in meinen Augen berechtigte) Kritik einräumt- und das ohne Not.
Auch der Stern fragt Frau Wagenknecht, was sie denn dazu meint, dass ihre Kritik am Satz „Wir schaffen das“ von Andre Poggenborg mit der Aufforderung, in die AFD einzutreten, quittiert worden ist. Sie antwortet darauf (Zitat) „…Alles wo irgendein Poggenborg aufjodeln könnte, darf nicht mehr gesagt werden, egal, ob es richtig oder falsch ist? Das ist absurd. Wir können doch nicht so tun als sei es einfach, eine Million Menschen zu integrieren. Wenn wir die Benennung der Probleme der AFD überlassen, dann Gute Nacht.“
Meiner Meinung nach können wir die AFD eben genau nicht dadurch stellen, dass wir alles, was die sagen in Bausch und Bogen verurteilen sondern grade selber die Probleme benennen, die es objektiv gibt und vor denen die AFD Wähler Angst haben- und selbstverständlich muss es auch möglich sein, die Verantwortlichen dafür zu nennen. Ich wüsste jedenfalls nicht, warum man Frau Merkel in der politischen Auseinandersetzung nur deshalb schonen sollte, weil es in der rechten Ecke den Slogan „Merkel muss weg“ gibt. Dass Merkel „weg“ muss, dürften doch alle anderen Parteien außer der Union ähnlich sehen (wobei ich da manchmal schon meine Zweifel habe), mindestens muss es aber das Ziel der Linkspartei sein und das wird eben nicht dadurch falsch oder unappetitlich, dass die AFD das gerne auf irgendwelchen Veranstaltungen skandiert.
Die anderen Parteien müssen sich natürlich von der AFD abheben- aber eben nicht indem sie so tun als ob es keine Probleme geben würde oder indem sie diese verschwiegen und jeden, der sich nicht daran hält in die Nähe der AFD rücken, sondern indem sie andere LÖSUNGEN (oder überhaupt Lösungen) anbieten.
Und da unterscheidet sich Frau Wagenknecht eben erheblich von Frau Petry. Frau Wagenknecht ist für eine stärkere Besteuerung der Vermögenden, der Erben und der Reichen, Frau Petry nicht. Frau Petry ist für einen weiteren Sozialstaatsabbau, Frau Wagenknecht nicht. Frau Petry ist für weitere Kriegseinsätze der Bundeswehr, Frau Wagenknecht nicht. Die AFD wird mit Spenden aus der Wirtschaft unterstützt (warum wohl?), die Linke eher weniger (warum wohl?).
Es wäre wichtig denjenigen, die zurecht Ängste und Ärger artikulieren nicht einzureden, dass diese Ängste unberechtigt sind (denn sie sind es eben teilweise nicht) sondern ihnen klar zu machen, dass die AFD zwar so tut als ob sie diese Menschen ernst nimmt, an deren konkreter Situation aber eben gar nix ändern will.
Wer also mehr bezahlbaren Wohnraum, eine gerechtere Verteilung der Vermögen, einen besseren Ausgleich zwischen privatem Reichtum und öffentlicher Armut und einen aktiveren und besser ausgestatteten Staat will und wer eben auch möchte, dass die Kosten der Integration der Flüchtlinge nicht von den Mittel- und Kleinverdienern bezahlt werden soll, der sollte eben nicht die AFD wählen, weil sie nix von all dem umsetzen würde sondern letztendlich eine ähnliche neoliberale Wirtschaftspolitik wie Union und FDP exekutieren würde. DA unterscheiden sich die Parteien voneinander.
Dass die AFD dabei auch einige Positionen besetzt, die auch die Linke bzw. Frau Wagenknecht richtig findet (z.B. Gegnerschaft zu TTIP, andere Politik Russland gegenüber), kann man ja erstens nicht verhindern und machen die Positionen von Frau Wagenknecht zweitens nicht automatisch falsch.
Frau Wagenknecht meint dazu im Sterninterview (Zitat) „Wenn die AFD morgen in ihr Programm schreibt, dass die Sonne im Osten aufgeht, werde ich trotzdem nicht behaupten, der Sonnenaufgang wäre im Westen.“
Dem ist nichts hinzuzufügen. Sahra Wagenknecht in eine rechte Ecke drängen zu wollen und dabei zu übersehen, dass sie möglicherweise teilweise die gleichen Fragen stellt wie die AFD aber zu gänzlich anderen Antworten kommt, war und ist in meinen Augen absurd, ein Kommentar mit der Überschrift „Die blaue Sahra“ ist nicht lustig oder originell sondern peinlich und faktisch falsch.
Hallo Herr Flessner !
Wie soll ich das denn machen? Es ist aber doch nachvollziehbar zu glauben, dass die Anzahl und die Ausstattung der Bundespolizei Auswirkungen auf die Sicherheitslage des Landes hat und das allgemein das von Frau Merkel gerne intonierte Lied vom schwachen Staat bei der Bewältigung solcher Probleme nicht hilft.
Warum sollten denn sonst die drei von mir zitierten Herren (Herrmann, Müller-Vogg und Gabriel) das Thema Zahl und Ausstattung der Bundespolizei ebenfalls thematisieren. Selbst Cem Özdemir hat laut FR von heute für eine „gut ausgestattete Polizei“ plädiert (und wenn die schon gut ausgestattet wäre, müsste man nicht dafür plädieren).
Warum man in dem Zusammenhang nicht Frau Merkel kritisieren darf oder sollte, erschließt sich mir nicht. Es ist doch die genuine Aufgabe der Opposition die Arbeit der Bundesregierung zu hinterfragen und sachlich zu kritisieren. Und wenn Frau Wagenknecht anmerkt, dass Frau Merkel mit ihrer Politik an zentraler Stelle dafür verantwortlich ist, dass die Polizei nicht gut ausgestattet ist (personell und sachlich), dann ist das doch nicht zu leugnen. Ich sehe ganz ehrlich den Skandal/das Anrüchige an dieser Kritik nicht.
Es mag sein, ein weiterer Artikel von Markus Decker in der heutigen Ausgabe der FR legt das nahe, dass es in der Linkspartei durchaus Mitglieder gibt, die das, was Frau Wagenknecht sagt, kritisch sehen. Das bedeutet aber eben nicht automatisch, dass die Aussagen von Frau Wagenknecht falsch sind.
Herr Decker, den ich heute im übrigen nicht zu kritisieren habe, weil er mMn heute auch nicht Meinung und Nachricht vermischt, schreibt ja, dass sich das linke Millieu an den Aussagen von Frau Wagenknecht reibt, es aber kaum bzw. nur sehr moderate Kritik aus der Partei gibt (bis auf die üblichen Verdächtigen Liebich und van Aken sowie Nord und Renner, die Wagenknecht eben nicht mögen, was ja auch okay ist).
Ich vermute, die Mehrheit in der Linkspartei weiß sehr genau, dass Frau Wagenknecht die Stimmung unter einem Großteil der möglichen Wähler der Linkspartei sehr gut trifft. Grade die sozial meist nicht so gut gestellten Wähler der Linken fürchten doch die Konkurrenz durch die Flüchtlinge- mindestens eben so lange bis klar gestellt ist, dass nicht sie die Last der Intergration zu tragen haben (was Frau Merkel aber ablehnt). Diese Ängste nicht aufzugreifen und zu thematisieren würde grade diese Menschen in die Arme der AFD treiben, die ihnen eben die Pseudolösung- wir schicken die alle wieder nach hause- bietet.
Das mag nicht die reine linke Lehre sein aber was nutzt mir die reine Lehre wenn sie nicht gewählt wird und deshalb zu einer Art politischer Selbstbefriedigung verkommt, weil die Menschen nicht wissen wollen, welche Visionen die Linke von einer grenzenlosen Welt in der Zukunft hat sondern wie die Linke konkret die anstehenden Probleme meistern will.
Frau Wagenknecht hat sich z.B. immer wieder dafür eingesetzt, den „Krieg gegen den Terror“ endlich zu beenden, weil der ganz offensichtlich den Terror nicht beendet sondern befördert. Hierzu hört man von der AFD mWn nichts.
Sie hat auch immer wieder dazu aufgerufen, die unsoziale Wirtschaft- und Handelspolitik gegenüber Afrika zu beenden, damit die Menschen dort die Möglichkeit haben, sich selber eine Existenz aufzubauen- auch dazu hört man nichts von der AFD.
Deshalb verstehe ich nicht, wie man sie in die Nähe der AFD rücken kann- nur weil sie Merkel kritisiert und verantwortlich macht für die ein oder andere Fehlentwicklung in diesem Land?
@A.H.
„Wie soll ich das denn machen?“ Natürlich können Sie nicht beweisen, dass mehr Polizisten einen Anschlag verhindern können, weil diese es eben nicht können. Selbst Polizeistaaten können Anschläge nicht verhindern und darum gibt es nur einen Schuldigen: den Attentäter.
Hallo Herr Flessner !
Das ist dann ja eine (Entschuldigung) merkwürdige Argumentation, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.
Natürlich ist Amri der Schuldige aber wenn ich Ihrer Argumentation folgen würde, dann würde es ja gar keinen Unterschied machen, ob es viele Polizisten oder wenige gibt und ob diese gut oder schlecht ausgestattet sind? Das glaube ich ehrlich gesagt nicht.
Klar kann man Straftaten nie ganz verhindern- und es ist eine Illusion zu glauben, dass wir irgendwie durch noch so viele Gesetze und Polizisten und Videokameras eine „absolute Sicherheit“ herstellen können aber das kann doch dann nicht heißen, dass wir die Polizei nicht bestmöglich ausstatten sollten (sowohl personell als auch sachlich), denn dann kann sie zwar nicht alle aber doch einige Straftaten verhindern- mehr jedenfalls als wenn sie kaputtgespart wird.
Und genau wie ich natürlich nicht beweisen kann, dass mehr Polizisten Amri gestoppt hätten, können Sie ja auch nicht beweisen, dass mehr Polizisten nicht ausgerechnet ihn gestoppt hätten:-).
Heute ist es mal wieder soweit. Eine unrühmliche Quellenangabe ziert die FR. Deshalb unrühmlich, weil sie diffus bleibt, weil sie für den Leser nicht nachprüfbar ist. Markus Decker beruft sich auf diese Quelle. Er nennt sie „verlautet aus führenden Parteikreisen“. Ja, ja: es verlautet also. Es verlautet aus führenden Parteikreisen. Was sind denn führende Parteikreise? Es müssen auf jeden Fall mehrere sein. Und diesen Kreisen ordnet er eine, ja, eine wörtliche Rede zu. Diese sollen nämlich gesagt haben: „Sie (Wagenknecht) wird die Partei nicht auf ihre Linie zwingen, das kann sie vergessen.“
Vielleicht – man kann als Leser nur vermuten – sagte es wenigstens eine Person. Es könnten auch mehrere gewesen sein. Oder auch niemand. Wenn es nur eine Person äußerte, hätte Herr Decker sie nennen müssen. Er erweckt jedoch den Eindruck, da er den Plural ‚Parteikreise‘ benutzt, es sei Tenor in der Partei. Jedoch: Diesen Tenor in ein wörtliches Zitat zu kleiden, ist, vorsichtig gesagt, fragwürdig. Und wenn es niemand sagte, schließlich bleibt die Aussage ja anonym, ist das auch kein großer journalistischer Höhepunkt.
Heute gibt es einen Artikel von dpa mit der Überschrift: «US-Forscher fürchten um die Wahrheit». In Wirklichkeit und das wird in dem Artikel auch beschrieben fürchten sie um ihre Jobs.
Der Verfasser zeigt uns aber, dass er von Naturwissenschaft nichts versteht, denn in den Naturwissenschaften interessiert man sich nicht für die Wahrheit. Das überlässt man den Philosophen und Theologen.
Da ich jetzt nicht von der „Blattkritik“ abschweifen will und bevor ich selber die Übersicht verliere, sage ich nur noch folgendes zu Meinungen obenstehend:
1. Wagenknecht ist gewiss eine kluge Frau, aber keine kluge Politikerin.
2. Natürlich gehört sie nicht in die AFD, aber ihre politischen Aussagen (s. Kritik von rechts)sind wirklich für die eigene Partei nicht sehr dienlich. Da drücke ich mich sehr zurückhaltend aus.
Mit dem Satz „Wir schaffen das“, da möchte ich mich nicht mehr dran abarbeiten (A.H.’s Frage).
3. Die Kritik an der Kanzlerin Merkel sind so typisch Wahlkampfgetöse und maßlos übertrieben („Mitverantwortung für den Terroranschlag in Berlin“). Da gebe ich Henning Flessing vom 9.1. meine Zustimmung.
4. Die Schleife, die A.H. (9.1.) zieht zur damaligen Außenpolitik von Merkel (Treffen mit Bush, Golfkrieg …), die ist mir nun wirklich zu weit.
4. Warum die AfD so erfolgreich ist, dürfte inzwischen ausreichend bekannt sein (A.H.). Ich glaube nicht, dass wir jetzt noch die x-te Analyse brauchen.
5. Ängste hin, Ängste her, berechtigt oder nicht? Deshalb muss man noch lange nicht die AfD wählen. Das das passiert, sagt viel über die politische Bildung des Teils der Bürger aus, die diesen Schritt nötig haben, aber auch viel über die fehlende Zugehörigkeit zu einer ehemals greifbaren linken Alternative in der politischen Landschaft aus (darüber ist auch schon debattiert worden: vgl. Lektüre Didier Eribon und das Verschwinden der Sozialdemokratie im westlichen Europa).
6. Die sog. Entkernung des Staates („Privat vor Staat“), das war schon lange vor Merkel (siehe 5.). Ebenso der Abbau des Sozialstaates. Und ich möchte auch nicht die Flüchtlingsfrage vermengen mit der Armutsentwicklung in Deutschland seit Agenda 2010. Natürlich ist Merkel (und eben Schäuble mit seinem schwarzen Loch, entschuldigung, seiner schwarzen Null) kritikwürdig, aber jetzt sind wir gerade bei der Flüchtlings- und Sicherheitspolitik.
7. Nochmal: Bitte nicht ewig auf diesem Satz „Wir schaffen das“ herumreiten. Er hat leider vieles durch viele falsche Zungen maßlos hochschwappen lassen. Aber jetzt muss auch mal gut sein.
8. Die Überwachung und Nichtüberwachung von Amri, war sicher ein großer Fehler mit den schlimmen Folgen. Aber deshalb kann noch lange nicht von Staatsversagen sprechen. Dafür ist die Entwicklung des Terrorismus nun wirklich zu komplex und unberechenbar geworden, um sie mit einfachen Schuldzuweisungen an eine staatliche Instanz alleine beherrschbarer zu machen. Das ist jetzt eine verdammt harte Arbeit, an der wir Bürger uns mit unseren Vorwürfen auch mal hier und da etwas zügeln müssten, Kraft für Vernunft und Verstand bewahren. Und ich sage es gerne noch einmal: Unseren Lebensstil ernsthaft einer Revision unterwerfen sollten. Aber eigentlich, gehört das, was ich jetzt gesagt habe in einen anderen Blog.
Zu den Seiten 38/39 der FR vom 13.01.17
Gibt es wirklich FR-Leser, die sich für einen Haufen madenfressender und schlammkriechender Dumpfbacken interessieren? Und das auf zwei Seiten ausgewalzt? Hätte man diese beiden Seiten nicht mit anspruchsvollerem Inhalt füllen können? Unterhaltung in Ehren, aber diese grässlichen Köppe!
Ist heute in Hessen Feiertag oder warum gibt es heute keine FR? (Ich lese E-Paper.)
An Frau Ernst: Ich finde die madenfressenden Dschungelcamp-Besucher als Unterhaltungsteil auch ziemlich belanglos, aber etwas Flaches zur Entspannung schadet auch wieder nicht so sehr. Die anderen Zeitungsteile sind davon ja nicht betroffen. Warum so ein alter guter Fußballer wie Thomas „Icke“ Hässler auch dabei ist, das habe ich mich schon gefragt. Auch ein FR-Leser greift mal zur leichten Kost.
@ Jürgen Malyssek
Sie haben recht,jeder hat in punkto Entspannung seinen eigenen Geschmack. Ich lese und glotze z.B. haufenweise Krimis, sogar die Rosenheim Cops (!). Man sollte die eigenen Verirrungen nicht zum Maßstab machen.
@ Henning Flessner
Stimmt, auch ich kann keine FR e-paper aufrufen. Ärgerlich. Am Zusteller kann´s ja nicht liegen.
Zwei Seiten über attac , zwei Seiten übers Dchungelcamp , bei der FR kann einem alles passieren.
Wird es die Samstagausgabe noch als E-Paper geben?
Betr. E-Paper: Offenbar hat es am Wochenende technische Probleme mit dem E-Paper gegeben. Ich habe die Auskunft erhalten, dass die fehlenden Ausgaben schnellstmöglich nachgeliefert werden sollen. In den E-Paper-Apps (iOS und Android) sind die Ausgaben verfügbar.
FR, 14. Jan. 2015, F7
Rechte Hetze;
AfD gegen bunte Stadtverwaltung von Georg Leppert.
Hieße „Am äußersten rechten Rand“ Am unrechten Rand, –„ Rahn ist ein Rechtspopulist“ Rahn ist ein Unrechtspopulist –„rechte Hetze“ unrechte Hetze, dann könnte der Kommentar und der Bericht bewirken, dass Recht, recht bleibt. So aber erscheint die Äußerung von Herrn Leppert ebenso populistisch wie der geschmähte Herr Rahn.
Verehrte Diskutanten,
ich habe mich eine zeitlang rausgehalten, weil das Thema Wagenknecht jenseits des Rahmens einer „Blattkritik“ diskutiert wurde – daran ist nichts Schlechtes, aber es ist eben auch kein Thema für die Chefredaktion.
Auf die Kritik an unserer Dschungelcamp-Berichterstattung antworte ich morgen in der Zeitung / epaper, das will ich hier nicht vorweg nehmen – vielleicht könne wir ja morgen diskutieren. Was bleibt mir also: Ja, Herr Schultheis, sprachliche Kreativität ist eine schöne Sache, die allerdings in der Berichterstattung einer Tageszeitung eher schräg kommen würde. Und NEIN, Herr Schultheis, Herr Leppert ist weder populistisch noch in irgendeiner anderen Weise mit Herrn Rahn zu vergleichen.
Viele Grüße
Arnd Festerling
Lieber Arnd Festerling,
nun finde ich schon zum zweiten Mal, jetzt im Lokalteil, einen langen Artikel über das Dschungelcamp, diesmal „nur“ eine Seite lang. Irgendwie scheint die FR-Redaktion fasziniert von diesem Thema zu sein. Natürlich ist der ironische Unterton nicht zu überhören, aber dennoch: Ich kann mir nicht vorstellen, dass der durchschnittliche Rundschauleser sich so etwas ansieht.
Ich selbst handle nach dem Motto: Warum soll ich mir im Fernsehen bescheuerte, prollige Leute ansehen, um die ich im echten Leben einen Riesenbogen machen würde? Deshalb bin ich auch nicht sonderlich erpicht darauf, dann doch in meiner Zeitung von ihnen verfolgt zu werden.
Liebe Frau Ernst, nehmen Sie doch diesen Teil der FR-Unterhaltungs-Berichterstattung nicht so ernst. Ich habe ihn als FR-Leser auch gelesen, ohne großen Gewinn, aber ich wollte wissen, wer „Honey“ ist und habe dabei erfahren, dass so viele Hessen im Camp sind. Das wusste ich vorher nicht. Also, ich meine nur, wir ringen um so viele ernste Themen. Da darf doch auch mal leichte Kost im Spiel sein.
Lebenswichtig sind die Dschungelberichte natürlich nicht.
Wir haben nun ungefähr Halbzeit in unserer Blattkritik für Januar. Es sind noch ein paar Fragen offen geblieben, und ich möchte versuchen, die eine oder andere Antwort zu liefern.
@ Diethelm Henkelmann 4. Januar 2017 um 12:18
„Leider hat auch die FR auf diese Art der kritischen Einordnung verzichtet.“
Es geht ums Hinterfragen der offiziellen Arbeitslosenstatistik. Die FR mache „Hofberichterstattung“, indem sie „Jubelmeldungen aus den Ministerien“ nicht kritisch einordne, meint Herr Henkelmann. Gerade mal zwei Tage vor diesem Kommentar ist der Artikel „So viele wie nie im Job“ erschienen (–> HIER), der genau das tut. In der Print-FR müsste er am 3.1. erschienen sein. So wollen wir das gern auch weiterhin handhaben. Aber nicht in jeder Monatsmeldung über den Stand der Arbeitslosigkeit, sondern dann, wenn es darum geht, Bilanz zu ziehen. Zum Beispiel wie hier am Jahresende.
@ Peter Boettel 6. Januar 2017 um 14:14
Sie vermissen „Bericht und eine Kommentierung zu der Blockadehaltung verschiedener EU-Regierungen gegen den Verhaltenskodex für eine stärkere Verhinderung von Steuertricks“
Das ist ein wichtiges Thema. Ich habe bei den KollegInnen in der Wirtschaftsredaktion nachgefragt, und mir wurde versichert, dass sie es auf dem Radar haben. Wenn sich ein guter Anlass dafür bietet, werden wir wieder darüber berichten. Zuletzt haben wir das am 12./13. Dezember in einem Text unseres Brüssel-Korrespondenten Peter Riesbeck getan (–> HIER). Erinnern Sie uns gern wieder daran, wenn Sie glauben, dass wir eine Möglichkeit zu berichten übersehen haben.
@ Henning Flessner 6. Januar 2017 um 18:29
„Ist Wagenknecht so wichtig und gab es wirklich nichts Interessanteres in der Welt?“
Diese Frage stellt sich ja eigentlich bei so gut wie jedem Thema: Ist es wichtig und interessant genug, um auf die Seite 1 gehievt zu werden? Darüber wird bei uns täglich diskutiert. Darüber gibt es keine endgültige Klarheit. Irgendwann im Lauf der Zeitungsproduktion fällt eben die Entscheidung darüber, welches Thema wir für wichtig und interessant genug halten. Da es hier um Populismus ging und da die FR eine aufklärerische Haltung vertritt, kann man diese Entscheidung m.E. gut rechtfertigen.
@ Henning Flessner 7. Januar 2017 um 11:57
„Da hat mal wieder die automatische Korrekturfunktion des Schreibprogrammes zugeschlagen.“
Eine Automatik bei der Korrektur gibt es bei uns nicht. Die Korrekturvorschläge der Software müssen immer vom Redigierer bestätigt bzw. angenommen werden. Wie man sieht, können dabei Fehler passieren. Dafür möchten wir um Entschuldigung bitten.
@ Rudi 10. Januar 2017 um 10:50
„Eine unrühmliche Quellenangabe ziert die FR. Deshalb unrühmlich, weil sie diffus bleibt, weil sie für den Leser nicht nachprüfbar ist. Markus Decker beruft sich auf diese Quelle. Er nennt sie „verlautet aus führenden Parteikreisen“. Ja, ja: es verlautet also. (…) Vielleicht – man kann als Leser nur vermuten – sagte es wenigstens eine Person. Es könnten auch mehrere gewesen sein. Oder auch niemand. Wenn es nur eine Person äußerte, hätte Herr Decker sie nennen müssen.“
Diese Formulierung ist tatsächlich ein bisschen komisch, aber im Kern nicht ungewöhnlich. Was daran unrühmlich oder auch nur ungewöhnlich sein soll, erschließt sich mir jedoch nicht. Markus Decker hat als Berichterstatter über die Linke vermutlich eine ganze Reihe von Kontakten in die Partei hinein. Wenn einer dieser Kontakte ihm etwas sagt — zum Beispiel den von Ihnen zitierten O-Ton „Sie (Wagenknecht) wird die Partei nicht auf ihre Linie zwingen, das kann sie vergessen“ –, aber nicht namentlich mit diesem Zitat in Zusammenhang gebracht werden will, muss der Journalist eine sprachliche Wendung finden, um seinen Informanten zu schützen. Zum Beispiel „gut unterrichtete Parteikreise“, „sagt jemand, der nicht namentlich genannt werden will“ usw. Daraus können Sie schließen: Es handelt sich um ein durch den Journalisten verbürgtes Zitat, für das er mit seiner Glaubwürdigkeit steht und das ihm von einer Person aus führenden Parteikreisen gegeben wurde, die namentlich nicht genannt werden will. Was mit „führende Parteikreise“ genau gemeint ist, bleibt dabei Ihrer Fantasie überlassen. Es handelt sich jedenfalls um eine Person mit Gewicht. Da es um die innerparteilichen Spannungen geht, denen die Linke nach dem Wagenknecht-Interview ausgesetzt ist, ist das eine relevante Information. Dieses Verfahren ist so alt wie der Journalismus.
@ DH 15. Januar 2017 um 22:41
„Zwei Seiten über attac, zwei Seiten übers Dchungelcamp, bei der FR kann einem alles passieren.“
Immer für eine Überraschung gut, nicht wahr? Das ist doch gut so! Ich finde es jedenfalls gut, dass meine Zeitung mich gelegentlich mit ungewohnten Themen bekanntmacht. Ich kann den Hype um diese Sendung zwar nicht richtig nachvollziehen, aber wenn sich knapp siebeneinhalb Millionen Menschen dafür interessieren, versuche ich gern gelegentlich auch mal zu verstehen, warum das so ist oder sein könnte.
Zum Artikel: «Ernte per Mausklick»
«Wenn der Traktor mit einem GPS-System ausgestattet ist und zum Hacken der Feldfrüchte auf zwei, drei Zentimeter genau…»
Es wird der Eindruck erweckt, dass das GPS-System auf zwei, drei Zentimeter genau sei. Das möchte ich bezweifeln.
Zum Artikel: Der zweigeteilte Acker
Der Artikel enthält viele Zahlen, doch vermeidet er tunlichst Zahlen zu vergleichen. Es wird z. B. die Zahl der Biohöfe genannt, aber die Zahl der konventionellen Höfe nicht. Manchmal verleiten die Zahlen auch zu falschen Schlüssen. Jedes zehnte Ei kommt aus ökologischer Produktion und vier von zehn behaupten, dass sie, wenn möglich, Bio-Produkte kaufen würden. Wer würde bei diesen Zahlen auf die Idee, dass der Marktanteil der Bio-Produkte nur ca. 4% beträgt.
Zum Interview mit Herrn Müller-Kraenner:
Ich dachte bisher, dass es in den USA zwei Staaten mit dem Namen Virginia gibt (Virginia und West Virginia). Aus dem Interview mit Herrn Müller-Kraenner lerne ich, dass es auch noch ein Nordvirginia gibt.
Zum Artikel: So heiss wie nie
Hier können wir lernen, wie genau man die Temperatur der Erde messen kann, nämlich mindestens auf 0.07 Grad genau. Früher wäre das noch innerhalb der Messungenauigkeit gewesen. Der Fortschritt der Messtechnik ist nicht aufzuhalten.
In der Samstagausgabe schreibt Herr Wille, dass man den Plastikstrudel im Pazifik gemäss UN aus dem Weltall sehen könnte. Komischerweise gibt es keine Fotos des Plastikstrudels. Die Erklärung könnte die Behauptung aus Wikipedia sein, dass die Dichte 0.2 Teilchen pro Quadratmeter sei und die Teilchen in der Regel nur wenige Millimeter gross sind. Die Chance etwas aus dem Weltall zu sehen, erscheint doch sehr unwahrscheinlich.
Gleich daneben wird man durch die Überschrift «Zeitbombe» erschreckt. Liest man dann den Artikel, so findet man, dass die zugrundeliegende Studie handwerkliche Fehler enthält und eigentlich nicht ernst zu nehmen ist. Aber die Zeitbombe wirkt.
@ Henning Flessner
Unter dem Bezeichnung „Northern Virginia“ werden einige Counties im Norden des Staates Virginia zusammengefasst, die als eigene Region verstanden werden.Ich habe das Interview mit Sascha Müller-Kraenne nicht mehr vorliegen. Wenn er behauptet, dass Nordvirginia ein eigener US-Staat sei, liegt er falsch. Aber tut er das denn?
„Kohlestaaten wie Nordvirginia“ hört sich an wie „Flächenländer wie Mecklenburg-Vorpommern und Ostfriesland“.
„Kohlestaaten wie Nordvirginia“ ist tatsächlich falsch. Lassen Sie einfach das „Nord“ weg. Ich werde den Fehler korrigieren. Danke für den Hinweis.
Zu Joachim Willes Text: Dass die Müll-Strudel wachsen, ist unbestreitbar. Warum es keine Fotos des Strudels im Pazifik (oder anderer) gibt, weiß ich nicht, aber das ist nicht das Thema des Artikels. Die Müllteilchen sind durchaus unterschiedlicher Größe, wie Wille schreibt. Das Spektrum reicht von der kompletten Plastikflasche bis zu den von Ihnen bemerkten kleinen Teilchen. Die durchschnittliche Größe ist mir nicht bekannt. Ich halte das allerdings nicht für die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang.
Die Studie über den Golfstrom hat keine handwerklichen Fehler, sondern geht von unvollständigen bzw. ungenauen Voraussetzungen aus, u.a. von alten Daten. Da die Datensammlungen immer noch unvollständig sind, bleibt wohl kaum etwas anderes übrig, als diese Daten zu nehmen. Warum die Studie das Grönlandeis nicht einbezieht, erschließt sich mir zwar nicht, aber da diese Mängel im Artikel thematisiert, wird der Wert der Studie gleich richtig eingestuft. Sie stellt höchstens einen kleinen Schritt auf dem Weg zum vollen Verständnis der Zusammenhänge dar.
@Bronski
Sie schreiben selbst, dass die Studie offensichtliche Mängel hat und das ist für mich ein handwerklicher Fehler. Unter Wissenschaftlern ist man in der Regel extrem höflich und die im Artikel geäusserte Kritik („Schnellschuss“) bedeutet in Umgangssprache: „Werfen Sie es in die runde Tonne!“
Nein, mach ich nicht. Immerhin dokumentiert der anschauliche Bericht das möglicherweise drohende Problem mit dem Golfstrom („Zeitbombe“), und wenn Sie die Studie als rundheraus nutzlos bewerten, erfahren Sie auf diese Weise immerhin, wofür Forschungsgelder ausgegeben werden.
@Bronski
Der Artikel ist ein gefundenes Fressen für alle. die meinen, dass das Geld für die Klimaforschung Verschwendung ist. Das ist das Problem beim „Alarmismus“. Man arbeitet seinen Gegnern zu.
@ Henning Flessner
Welche Gegner? Wir berichten nachrichtlich über den Stand der Forschung in Sachen Golfstrom. Das ist ein wichtiges Thema, weil das Klima in Mitteleuropa wesentlich vom Golfstrom abhängt. Es ist sicher nötig, dieses Thema hin und wieder ins Bewusstsein zu rufen. Dass es da jetzt eine unzulängliche Studie gegeben hat, schmälert die Bedeutung dieses Themas nicht. Darüber hinaus gilt, finde ich, dass Forschungsgelder natürlich möglichst sinnvoll investiert werden sollten. Wenn diese Studie jetzt ein negatives Echo bekommt, wird das die Verantwortlichen hoffentlich sensibilisieren. Es ist also nur zum Besten der Forschung, auch über solche Dinge zu berichten.
Ich verfolge diese Online-Blattkritik erst seit kurzem. Deshalb geht für mich bei der Vielzahl der Themen alles ziemlich durcheinander. Einige Male hat sich wohl der Chefredakteur hier geäußert. Ansonsten nimmt in bedenklicher Weise der Moderator dieser Seite inhaltlich Stellung zu den doch sehr unterschiedlichen Themen, die in Ihrer Zeitung behandelt wurden. Da tut sich bei mir dann doch die Frage auf nach der Kompetenz dieses Herrn. Einerseits finde ich es richtig und gut, wenn Herr Bronski dafür einsteht, dass in der Zeitung auch die Themen abgehandelt werden, die zumindest für einen Teil der Leser als inakzeptabel gelten. Andererseits möchte ich hier nicht die Ansichten dieses Redakteurs als der Weisheit letzten Schluss lesen. Ich lese die FR schon sehr lange und hätte dauernd etwas an dem Blatt auszusetzen, wenn mir Ungereimtheiten aufstoßen. Aber über Inhalte diskutiere ich doch nicht an dieser Stelle.
@Bronski
Der Artikel enthält erstmal ein Horrorszenario und Bombendrohugen, die in keiner Weise Stand der Forschung sind. Dann wird behauptet, dass das Ereignis mit mehr als 50% Wahrscheinlichkeit eintreten wird. Das bedeutet nämlich der Ausdruck „nicht unwahrscheinlich“. Auch das ist nicht Stand der Forschung und später im Artikel wird die Behauptung auch wieder zurückgenommen. Es wird die vermutlich schlechteste Studie des letzten Jahres genommen, um den Leuten Angst einzujagen und dann wird doch noch die Studie kritisiert und alles relativiert. Aber im Gedächtnis des Lesers sind die Bilder Zeitbombe und ein Katastrophenfilm geblieben. (…)
(…) Passage gelöscht, Anm. Bronski. Schauen Sie in Ihre Mail.
Ich glaube, Sie unterschätzen unsere Leserinnen und Leser. Das Schlagzeilen manchmal ein bisschen reißerisch sind, liegt in ihrer Natur. Sie sollen schließlich zum Lesen des Artikels reizen.
Wieso bedeutet die Formulierung „nicht unwahrscheinlich“, dass ein Ereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent eintritt?
@Bronski
„nicht unwahrscheinlich“ ist eine doppelte Negation und hat als Ergebnis nach Entfernung der doppelten Negation die Bedeutung „wahrscheinlich“. Alles was eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 50% hat ist wahrscheinlich, was unter 50% ist, ist unwahrscheinlich. So habe ich es in der Schule gelernt.
@ Henning Flessner
Doppelte Negation — d’accord. Die Festschreibung eines Wahrscheinlichkeitsgrades bei 50 Prozent halte ich dagegen für willkürlich. Die Floskel wird ja eingesetzt, um klarzustellen, dass über den Wahrscheinlichkeitsgrad keine genaue Aussage gemacht werden kann. Es ist möglich, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt, aber mit welcher Wahrscheinlichkeit — oder gar wann genau — es eintritt, darüber ist nichts bekannt. So gesehen umfasst „nicht unwahrscheinlich“ die gesamte Wahrscheinlichkeitsskala von 0,00001 bis 99,99999 Prozent. Aber ich glaube, das brauchen wir hier nicht auszudiskutieren.
@Bronski
Wenn ich 8 mal würfele und es kommt jedes Mal eine 6, dann ist das nach Ihrer Definition „nicht unwahrscheinlich“ (= wahrscheinlich). Ich stimme zu, dass man das wirklich nicht diskutieren muss.
So ist das eben mit der Umgangssprache. Sie drückt sich nicht immer wissenschaftlich präzise aus. Oder um es mit einem Bild zu sagen: Sie lässt auch mal Fünfe gerade sein. Trotzdem versteht jeder, was gemeint ist.
@Bronski
Da können Sie sehen, welche Schäden ein Physikstudium anrichten kann. Man verspürt den Zwang, sich präzise auszudrücken und versteht als einziger nicht, was gemeint ist.
In dem sehr informativen Artikel zum Kraftwerk Fessenheim heisst es, dass das Kraftwerk 8 m unterhalb des Wasserspiegels des Rheinkanals liege (was ich nicht bestreiten will). Auf dem Bild es aber gar nicht danach aus.
Zum Artikel: Der Gülle-Wahnsinn
Es wird im Internet behauptet, dass Nitrat am besten ins Grundwasser sickert auf sandigen Böden, die stark gedüngt werden. Mais gedeiht gut auf sandigen Böden und braucht sehr viel Dünger und die Landkreise Cloppenburg und Vechta sind riesige Maisanbaugebiete (für die Stromproduktion). Ich kann nicht beurteilen, ob etwas daran ist, aber es hätte den informativen Artikel abgerundet, wenn darauf eingegangen wäre.
Nachtrag zu Fessenheim:
Wenn ich mir diese Quelle (von Atomkraftgegnern!!) anschaue, erlaube ich mir die 8 m Höhenunterschied doch anzuzweifeln.
http://www.netzwerk-regenbogen.de/akwfes110614.html
Es heisst dort: „Bei einem Erdbeben können laut Studie die Betonplatten des Rheinseitenkanals brechen. Da der Wasserspiegel des Kanals über dem des AKW-Geländes liegt, können in der Folge 480 Kubikmeter Wasser in der Sekunde auslaufen. Diese Menge würde ausreichen, um das Gelände rund um die Reaktoren innerhalb von acht bis neun Stunden einen Meter hoch zu überfluten.“ Das spricht mehr dafür, dass der Unterschied eher bei 1 Meter als bei 8 m Meter liegt, was auch besser zu allen Bildern im Internet passt. Vielleicht ist es ein Tipfehler und es sollte 0.8 m heißen?
Nachtrag 2 zu Fesseheim:
Es gibt doch wohl Teile des Kraftwerks, die 8 m unterhalb des Rheinseitenkanals liegen. Die Bilder verwirren.