Eigentlich eine wunderbare Idee, die Sache mit den nachwachsenden Rohstoffen. Vor allem Raps und Mais liefern Biodiesel und Biosprit, und der Verkehr lacht befreit auf: Endlich umweltverträglich und kohlendioxodneutral Auto fahren. Doch ganz so unbeschwert wird es wohl nicht gehen, denn bei genauerem Hinsehen scheint es, als ob die Klimabilanz dennoch negativ ausfallen könnte, weil beim Anbau bzw. durch die Düngung Lachgas entsteht. Jürgen Hoffmann aus Oestrich-Winkel hat noch mehr Bedenken:
„Biosprit aus Raps und Mais, ob Biodiesel oder Bioethanol, ist der falsche Weg in die Zukunft der Ersatzkraftstoffe, nicht nur wegen einer möglicherweise negativen Ökobilanz, sondern wegen eines ganz anderen, bisher noch nicht beachteten Problems der Nachhaltigkeit. Der Mensch steigert zurzeit die Produktion von Nahrungsmittel- und Energiepflanzen durch zusätzliche Düngung. Wie bei den fossilen Rohstoffen gibt es auch hier ein Problem der Endlichkeit. Im Unterschied zu den Elementen C, O, H, N und S, die der Pflanze über die Luft zugänglich sind, gibt es vom Element Phosphor keine gasförmigen Verbindungen. Die Pflanze kann den Düngerbestandteil als Phosphat nur am Standort (Boden) erschließen.
Zur Steigerung der Biomasseproduktion holt der Mensch zusätzliches Phosphat aus großen Lagerstätten. Bei der derzeitigen jährlichen Abbaumenge von 128 Millionen Tonnen Phosphaterz reichen die abbauwürdigen Reserven von etwa 12 Milliarden Tonnen noch knapp 100 Jahre. Dann ist keine Steigerung des Pflanzenwachstums mehr möglich. Wenn wir alles Phosphat gleichmäßig auf der Erde verstreut haben, sinkt die Biomassenproduktion auf das Maß der Landwirtschaft des 19. Jahrhunderts.
Wir sollten unsere Energieprobleme besser ohne die Pflanzen lösen, z.B. durch Energiedirektumwandlung mittels Photovoltaik. Die Pflanzen werden uns dabei langfristig nicht helfen können; wir brauchen sie für unsere Ernährung. Allenfalls den Abfällen aus der Pflanzenproduktion (Biomasse) kann CO2-neutral erneuerbare Energie entzogen werden. Da unter den Bedingungen der Landwirtschaft des 19. Jahrhunderts – was etwa den heutigen Vorstellungen eines nachhaltigen, ökologischen Landbaues entspricht – nur eine Milliarde Menschen zu ernähren sind, muss auch die Bevölkerungsexplosion dringend gestoppt und umgekehrt werden.“
Alan Searle aus Köln hat eine Lösung:
Da diskutieren Experten, wie man am besten Bio-Energie anwenden kann. Ja, die Gefahr ist groß, dass das Endergebnis negativ sein könnte. Und wir hören, dass die vermehrte Benutzung von Agrarfläche für Bio-Kraftstoffe zu Hunger in den ärmeren Ländern der Erde führen könnte. Verschiedene komplizierte Lösungen werden vorgeschlagen, aber für mich steht die einfachste Lösung schön rot und klar auf Seite 7 (D-Ausgabe): Ein stabiles Fahrrad mit allem, was man braucht, um von A nach B zu kommen.
Ich staune immer, wenn Wissenschaftler und Politiker diskutieren und dabei (vielleicht gewollt) die einfachsten Lösungen übersehen. Egal ob Öl, Bio-Benzin oder Wasserstoff – ein Auto wiegt über eine Tonne, und die Kraft, um es fortzubewegen, wird niemals gratis vom Himmel fallen. Die beste Verwendung für Bio-Kraftstoff ist, wenn wir ihn als Nahrung zu uns nehmen und unsere Muskeln bewegen. Alan Searle, Köln
Jürgen Hoffmann hat sicherlich weitgehend Recht: überall, wo der Mensch in der Natur Zauberlehrling spielt, läuft er Gefahr, „Überschwemmungen“ zu produzieren. Eines jedoch hat er gelernt: selbst aus Produkten, die aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden Abgaben in Form von Steuern zu erzielen, natürlich erst, nachdem er den Bedarf forciert hat!
Wenn’s doch so einfach wäre, wie uns Alan Searle glaubhaft machen möchte. Er hat zweifellos Recht, wenn es um Wege im näheren Umfeld geht, aber was machen diejenigen, denen „der Arbeitsmarkt“ Flexibilität in Form von Wegen zum Arbeitsplatz von 20 und mehr km abverlangt? So einfach ist’s halt doch nicht.
„Wenn’s doch so einfach wäre, wie uns Alan Searle glaubhaft machen möchte. Er hat > zweifellos Recht, wenn es um Wege im näheren Umfeld geht; aber was machen diejenigen, denen „der Arbeitsmarkt“ Flexibilität in Form von Wegen; zum Arbeitsplatz von 20 und mehr km abverlangt? So einfach ist’s halt doch nicht.“
Herr Gebhardt hat hier den Kernpunkt des Problems erkannt: Wenn die Wege lang sind, dann ist man gezwungen Auto zu fahren. Aber die Lösung sollte man nicht beim Auto suchen sondern in der Planung von Gemeinden, von Städten und von öffentlichen Verkehrsmitteln.
Wenn Firmen, Einkaufszentren und Privatpersonen sich immer häufiger fernab von den Ballungsgebieten ansiedeln, dann ist es klar, dass alle ein Auto brauchen werden. Wahrscheinlich sogar zwei oder drei pro Familie!
Aber würde man versuchen diese Tendenz zu bremsen oder rückgängig zu machen, dann könnten viel mehr Leute entspannt mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.
M.f.G
Alan Searle
lieber Herr Searle,
Sie haben ja im Grundsatz Recht, zumal dies auch noch einen gesundheitspolitischen Aspekt hat (übrigens hat der Mensch – neben dem Fahrrad – ja auch noch zwei Extremitäten, Beine genannt, die nicht nur zum Betätigen der Pedale nutzbar sind 😉 ), aber
1. ist der Trend zur „eigenen Scholle“ (Eigenheim) recht ausgeprägt, und wer will ernsthaft jemandem diesen Wunsch nehmen? Daraus ergibt sich die Erschliessung von Wohnraum ausserhalb der Zentren.
2. (letztendlich auch als Folge von 1.) sind „die Leute“ immer mehr zum Reduzieren der Lebenshaltungskosten gezwungen. Dies lässt sich nun mal nicht durch den Einkauf im klassischen Einzelhandel – mit Sitz in den Wohn-Zentren (hohe Mieten) erzielen. Ausserdem: was ist mit dem viel gelobten „Einkauf direkt beim Erzeuger“? Bauernhöfe liegen nun mal nicht unbedingt in Stadtzentren!
3. die Kommunen tragen diesem Umstand (1.)bedauerlicherweise nicht Rechnung durch angepasste ÖPNV-Angebote. Dies ist sicherlich hauptsächlich darin begründet, dass noch immer die Forderung nach Rentabilität im Vordergrund steht (das geht nun mal bei neuen Angeboten nicht so ohne Weiteres).
4. am Automobil hängen nun mal – auch im Zeitalter der Globalisierung – auch bei uns sehr viele Arbeitsplätze, nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei Reparatur und Instandhaltung. Ob sich dies durch eine – überwiegend neu zu schaffende – Fahrradindustrie kompensieren liesse, ist doch wohl zu bezweifeln.
Das Ganze bezieht sich jedoch nicht auf das eigentliche Thema, das – platt ausgedrückt heisst: „ist Bio-Energie in der derzeit ausgeführten Art und Weise ein Flop?“.
Ich denke, diese Frage kann man mit einem entschiedenen Ja beantworten, zumal die entsprechenden Rohstoffe gleichzeitig von verschiedenen Seiten beansprucht werden:
1. Kraftstoff-Erzeuger
2. Biogas-Erzeuger
3. (nicht zuletzt) Erzeuger von Brennmitteln wie Pellets
.. und der dort benötigte Rohstoff ist zwar nachwachsend, aber doch nicht in beliebiger Menge!
Gruss
Hajo Gebhardt
Hallo Herr Gebhardt,
wieder richtig erkannt …
Ja diese ‚ich-Träume‘ wie ‚Eigenheim‘, eigenes Auto, billig-Einkaufen und out-of-town Arbeiten wollen wir niemanden entnehmen, oder?
… das Problem ist nur, dass gerade diese Träume, egal wie schön sie sind, das Planet kapputt machen.
Schade eigentlich.
Grüße,
Alan Searle
Nun, lieber Herr Searle, das eigene Haus und Auto sind sicherlich Träume, beim billigen Einkaufen sehe ich das schon nicht ganz so aber was das out-of-town-Arbeiten betrifft: das liegt ja wohl in ganz anderen Händen, oder?
Und was das Zerstören unseres Planeten betrifft: sicherlich ist es richtig, das Seine dazu zu tun, um zumindest ein gutes Gewissen zu haben, aber leider gibt es noch grössere „Störeinflüsse“ wie fossile Kraftwerke (mit – gegenüber z.B. Müllverbrennungen – reduzierten Anforderungen bezüglich des Schadstoffausstosses), Industrie und Staaten wie die USA, China u.dgl., die sich – noch – permanent weigern, ihren Schadstoffausstoss dem Stand der Technik anzupassen.
Es ist gut und richtig, dass Europa den Vorreiter macht, aber wenn „der Rest der Welt“ nicht mitmacht ..
Gruss
Hajo Gebhardt
Herr Gebhardt,
ich stimme Ihnen eigentlich zu. Und weiß eigentlich nicht was die konkrete Antworten sind. Ich spüre nur, dass wir alle viel zu viel verbrauchen der ‚Billig-wahn‘ führt zu noch höhere Konsumierung.
Ja, leider habe ich keine Antwort außer, dass das Planet und unsere Enkelkinder uns bedanken würden, wenn wir einen etwas bescheidenen Lebenstil wählen würden.
Und leider sehe ich auch sehr schwarz für die nächsten Jahrzehnte: Es kommen auf uns ‚Resourcen-Kriege‘ und viele Notsituationen zu.
Das ist nicht schön und wir sollten uns daher in keinem bequemen ‚Wohlstands-Kakoon‘ verstecken.
Aber schön, dass Sie sich auch mit diesen Themen befassen.
Liebe Grüße,
Alan Searle.
Kleine Korrektur: Es gibt gasförmige Verbindungen von Phospor, sog, Phosphane.
@7 Eman
Es gibt wohl, schenkt man wikipedia Glauben, gasförmige Phosphane, die jedoch zum Einen extrem giftig und zum Anderen fähig sind, sich selbst zu entzünden, daher erscheinen mir Phosphane (zumal in grossen Messstäben) als Dünger nicht brauchbar: Wie dies den Pflanzen zugeführt werden könnte, entzieht sich meiner Kenntnis.
nachdem Bronski die Idee hatte mit demm UNter-Unter-Unterthema der Petrochemie und ihrer Industrie,der Biospritgewinnung und Vermarktung nämlich einen Blog aufzumachen, der sich in 8 beiträgen erschöpfte, die neben der globalen Lösung durch die Alan-Searle-Maschine (das ist das Fahrrad), und den unbestimmten Fragen nach dem ewig unbestimmbaren Rest des Universums durch Herrn Gebhardt so recht nichts brachte, bietet die FR jetzt wieder einen ihrer freien festen, regelmäßig unregelmäßigen Gastkommentatoren aus der Klasse der höchstens Vierzigjährigen auf.
Die Rede ist von Klaus Kocks, der endgültig alle Klima- und sicher bals auch auch sonstigen Probleme löst, indem er kurzerhand die gesammte Klimadiskussion zum „Klima-Rummel“ erklärt. Vgl. den heutigen Leitartikel gleichen Titels in der Print-FR:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/kommentare?em_cnt=1227952
Mit Verlaub liebe FR:
Dieser sogenannte Leitartikel ist eine einzige journalistische Frechheit. So kann man am Stammtisch reden, um für dumm gehaltenen Dörflern zu imponieren. Hier outet sich aber die „neue“ FR über ihr Leitfossil Kocks, dessen Name sich wohl ableiten könnte von „Koks“. „Koks ist ein poröser, stark kohlenstoffhaltiger Brennstoff mit hoher spezifischer Oberfläche, der in Kokereien aus asche- und schwefelarmer Fettkohle (Braun- oder Steinkohle) durch Wärmeeinwirkung unter Sauerstoffabschluss (Pyrolyse) erzeugt wird“, so sagt die Wikipedia. Es sollte uns eine Warnung sein, da, wo kein Sauerstoff, da kein Leben, wo kein Leben da kein Denken, nur verbrennung unter weiterem Sauerstoffverbrauch.
Aber zurück zum Thema: Herr Kocks profiliert die FR offensichtlich kongenial im Mainstream der Bürgerlichkeit mit schlechtem Journalismus, aber nicht mehr als Qualitätszeitung links von der Mitte. Es mag ja unterhaltsam sein, die persönliche verkorkste Sicht, die interessierte Meinung eines Redakteurs zu lesen. Wenn diese aber im Gewand des vorgeblich informierten Experten daherkommt (Er wisse wo die Büchsenspanner der Atomindustrie säßen), in Wahrheit aber nur aus seiner Unbedeutendheit heraus Al Gore ans Bein p…, dann erübrigt sich jeder weitere Kommentar! Vielleicht nicht ganz: Verneigen wir uns noch in uns jetzt erst richtig zu Bewußsein kommender Trauer vor dem tiefgründigen „Thememheft“ der FR zum Thema Klimawandel vom 6. Juli 2007, auf dessen Titelseite der dort gemalte Al Gore aber auch schon keinen sehr guten Eindruck machte.
#9
Mensch Theel, das ist ja nicht mal Deutsch, geschweige denn sinnvoll.
Ein Satz aus 80 Worten mit ungezählten polemischen Seitenhieben, Einschränkungen und Relativierungen.
Wer soll denn sowas lesen? Schon nach dem ersten Satz will man Sie gar nicht mehr verstehen.
Ihre sprachlichen gordischen Knoten fordern drastische Maßnahmen heraus, keine intelligenten…
@ #10. BvG
Na dann ergreifen Sie die von Ihnen anvisierten Maßnahmen mal Herr Blogwart von Gestern! Das Klima werden Sie damit nicht verbessern.
#11
Im Ernst und wohlgemeint:
Kehren Sie in die Fahrwasser zurück, es gibt Lotsen und Bojen.
Diese Scharmützel mit Ihnen haben immer Spaß gemacht, aber nun ist Schluß.
Grüße
@ 12. Kommentar von: BvG
Wenn Sie der Meinung sind, dass der von mir kritisierte Leitartikel „Klima-Rummel“ seriöser Journalismus ist, dann möchte ich mit Ihnen lieber doch nicht im selben Boot sitzen. Sie scheinen mir eher Treibminen für Bojen zu halten. Der Lotse Kocks hat jedenfalls kein Patent für Große Fahrt. Ich stecke meinen Kurs selbst, nach meinem Ziel. Da liegt das Hauptfahrwasser nicht immer in der richtige Richtung.
Kock’sche Gute-Nacht-Lektüre:
„Frage: Ihnen ist wiederholt vorgeworfen worden, dass Sie nicht nur anderen zu einem gelungenen Medienauftritt verhelfen, sondern auch sich selbst gern in Szene setzen. Stehen Sie sich dadurch nicht manchmal selbst im Wege?
Kocks: Das kann schon sein. Ich habe den Ruf, gelegentlich zu weit zu gehen. Aber nur wirklich grenzwertige Sachen sind auch wirklich gut. Das ist wie bei einem politischen Witz, der kann zum Brüller oder zur größten Peinlichkeit Ihres Lebens werden. Dazwischen liegt ein Millimeter. Eitelkeit ist ein schlechter Ratgeber, aber alle PR-Leute sind eitel, sonst wären sie Buchhalter. Das ist auch eine Frage des Naturells. Ich gehe auch Risiken ein, und das hat mir gelegentlich schon geschadet. Ich bin zum Beispiel gerade wegen unbotmäßigen Benehmens aus der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft geflogen.“
Quelle:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,459450-2,00.html
#13
Natürlich stecken Sie Ihren Kurs selbst!
Aber hier sind keine Leuchtfeuer, nur Irrlichter.
Für deutlichere Worte ist dies keine Plattform.
Freundliche Grüße