Die Schutzmaßnahmen für Wildtiere in Deutschland und Europa sind erfolgreich. Steinadler, Bartgeier, Wildkatze, Luchs und selbst der Wolf sind nach Deutschland zurückgekehrt. Mit erwartbaren Folgen: Die Vorbehalte gegen das Raubtier, welches die Debatte vor allem prägt — den Wolf –, sind in den vergangenen Jahrzehnten nämlich nicht verschwunden. Und tatsächlich: So ein Wolfsrudel reißt schon mal ein Schaf, wenn es nicht ausreichend gesichert ist. Für den Menschen hingegen würde der Wolf allenfalls dann eine Gefahr darstellen, wenn er mit Tollwut infiziert ist, doch diese Krankheit kam zuletzt in Deutschland kaum noch vor (2004 fünf befallene Füchse). Der Mensch steht nicht auf dem Speiseplan des Wolfes.

Für viele Zeitgenossen ist es ein ungewohntes Gefühl, sich mit einem derart effizienten, klugen, aber auch scheuen Jäger einrichten zu müssen, womöglich noch in der Nachbarschaft. Eigentlich duldet der Mensch — selbst das effzienteste Landraubtier dieses Planeten — keinen Konkurrenten neben sich. Aber da gibt es ja diese Gesetze! Übrigens nicht nur bei uns; in Norwegen gab es deswegen bereits Demonstrationen. Dennoch kommen wir wohl nicht darum herum, das Zusammenleben mit diesen Tieren zu erlernen. Das beschränkt sich natürlich nicht auf Wölfe oder Raubtiere überhaupt. Auch andere Wildtiere können rasch lästig werden. Von diesen Problemen handelt der Beitrag „Ein Biber ist kein Wildschwein„.

500 Biber gibt es inzwischen wieder in Hessen, und wo sie auftauchen, greifen sie gestaltend in die Landschaft ein. „Tatsache: Am Flussufer im Frankfurter Norden, zwischen Har- und Berkersheim, sieht es aus wie beim Riesenmikado“, schreibt FR-Redakteur Thomas Stillbauer gewohnt plastisch. Kommt da eine Plage auf uns zu? Wie damit umgehen? Bejagen, rät FR-Leser Stefan Ziegler aus Frankfurt. Um den Bestand zu regulieren. Eben doch wie bei den Wildschweinen. Und sonst? Wie wäre es — mit mehr Wölfen? Canis lupus zählte früher zu den wichtigsten natürlichen Feinden des Bibers. Er könnte es wieder werden.

Ich veröffentliche den langen Leserbrief von Stefan Ziegler, von dem ich im Print-Leserforum eine gekürzte Fassung gebracht habe, hier in voller Länge.

Vorbeugung durch Bejagung

Von Stefan Ziegler

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Herr Stillbauer nimmt in diesem Artikel mal wieder die Bedenken von Fachleuten zum Thema Biber und Kormoran nicht ernst. Mit der Wiederansiedelung von Bibern am Unterlauf der Nidda war jedem Fachmann klar, dass es bei der Vergrößerung des Bestandes Probleme mit den Anliegern geben wird. Erste Beschwerden waren ja schon nach einer kurzen Zeit da. Wie kann denn ein Biber an der Nidda so einfach Bäume fällen! Mittlerweile sind diese Fällungen schon ganz schön massiv. Durch den Populationsdruck — sprich: Zu viele Biber in einem Gebiet ist gleich zu wenig Futter –, ziehen die Biber nun auch in andere Gebiete der Nidda. Das ein Biber ein Futter Einzugsgebiet bis zu mehrere Kilometer rechts und links seines Heimatgewässers hat, kann bei jedem Wildbiologen abgefragt werden. Sind die ufernahen Bereiche abgefressen wird weiter entfernt Nahrung geholt. Bei der Nidda sind das die nächst gelegen Gärten und Landwirtschaftlichen Flächen.

Diese Erfahrungen gibt es auch aus anderen Biberansiedlungsgebieten. Dort kommt es noch zu anderen Problemen, die bei der Nidda im Stadtgebiet nicht so gravierend sind, da die Nidda sehr hohe Uferböschungen besitzt. Durch den Bau von Staudämmen kommt es in diesen Gebieten zu großflächigen Überflutungen der gewässernahen Bereiche. Landwirtschaftlich genutzte Flächen, Wiesen und Äcker, werden unbrauchbar. Die Grundstücksbesitzer bekommen keine Entschädigung oder nur eine sehr geringe, dem Wert der Fläche nicht entsprechende Beträge. Und die Maßnahme „Abbau des Biberdamms“ wird nicht durchgeführt. Die Anträge der Grundstückseigentümer auf Abbau werden von den Naturschutzbehörden auf parteilichen Druck abgelehnt. Dieser parteiliche Druck geht so weit, das über Bedenken und andere Ansichten nicht mehr gesprochen werden darf.

Nutrias und Bisamratten haben sich in den letzten Jahren sehr stark an der Nidda vermehren können. Im innerstädtischen Bereich werden sie nicht bejagt, wie überhaupt durch die Grünen-Parteigänger die Bejagung überall stark eingeschränkt wurde. Damit steigt nun mal die Anzahl der Wildtiere, da die natürlichen Feinde nicht in ausreichender Anzahl vorhanden sind und diese eher von dem urbanen Nahrungsangebot Gebrauch machen, weil dies leichter zu erbeuten ist. Durch den höheren Bestand an Bisamratten und Nutrias wird es auch in Zukunft zu Beschädigungen der Uferbereiche der Nidda kommen, und es können sich damit auch Beeinträchtigungen des Hochwasserschutzes ergeben. Erste Folgen dieser Entwicklung sind auch an anderen Bauwerken des Hochwasserschutzes im Stadtgebiet zu sehen. Der Hochwasserschutzdeich in Sindlingen ist durch Baumbewuchs und Kaninchenbauten beschädigt.

Für den Kormoranbestand gilt das gleiche: Zu viel ist zu viel, und nur durch eine starke Bejagung kann Schäden vorgebeugt werden. Sprechen Sie mal mit einem Fischwirt, dessen Fisch-Aufzucht durch Kormorane leergeräumt wurde. Hier wurde Geld, Zeit und viele Herzblut investiert — und dann alles für die Katz bzw. für den Kormoran. Das gleiche gilt auch für Fließgewässer, hier sind es die örtlichen Angelvereine, die sich um die Gewässer und den Fischbestand bemühen und Zeit sowie Geld in den Fischbestand investieren.

Es tut mir leid, aber ich muss es mal platt formulieren: Die Tier- und Naturschützer habe ich noch bei keiner Aktion zu Bestandssicherung und zum Fischbesatz gesehen. Die Natur ist ein großes Ganzes, mit vielen kleinen Rädchen, und werden irgendwo Rädchen vergrößert oder fallen weg, muss nachgestellt oder ersetzt werden. Das soll heißen: Die Wildtierbestände müssen reguliert und die natürlichen Feinde durch den Menschen ersetzt werden. Auch die Einflüsse durch Landwirtschaft und Industrie müssen berücksichtig und reguliert werden, sonst kommt alles in Schieflage.

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Ein Kommentar zu “Vorbeugung durch Bejagung

  1. „Die Wildtierbestände müssen reguliert und die natürlichen Feinde durch den Menschen ersetzt werden.“ Und warum? Vielleicht, weil die jagende Zunft (der Herr Ziegler vermutlich angehört) die natürlichen Feinde, darunter auch den Wolf, ausgerottet hat? Wenn es ein überflüssiges Rad im Getriebe der Natur gibt, dann ist das der Mansch. Und davon kommen jedes Jahr 80 Millionen dazu.

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