Viele glauben, dass die „soziale Hängematte“ der Hauptgrund dafür ist, dass es viele Migranten nach Deutschland zieht – darunter viele Muslime. Diese Schmarotzer! Müssen wir da nicht Angst haben, dass unsere Sicherungssysteme mittelfristig kollabieren? Zumal die Muslime sich bekanntlich vermehren wie die Karnickel – ein weiterer Grund, Angst vor denen zu haben. Außerdem ist ja bekannt, dass das alles potenzielle Fundamentalisten und Selbstmordattentäter sind. – Dies sind die Ängste gegenüber den Muslimen, die auch immer wieder aus Leserbriefen hervorscheinen, die ich fast täglich bekomme. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler hat sich in seiner FR-Kolumne damit beschäftigt, und er sagt: Angst macht dumm! Im Gegensatz zu Furcht. Eine Differenzierung, die nur scheinbar spitzfindig ist, denn:
„Furcht ist objektbezogen, sie ist eine Reaktion auf Gefahr und Bedrohung. Es gibt für sie einen identifizierbaren Grund. Furcht kann bearbeitet werden, indem dieser Grund beseitigt oder, wenn dies nicht möglich ist, eine Sicherung gegen seine Einwirkung errichtet wird. Angst dagegen ist frei flottierend. Sie ist eine Befindlichkeit, deren Ursachen in den Menschen und nicht in der Welt zu suchen sind – auch wenn die Verängstigten versichern. nicht sie, sondern die äußeren Entwicklungen seien das Problem. Wer Angst hat, dem wird alles zur Ursache seiner Ängstlichkeit, und wenn die eine Ursache beseitigt ist, so hat er sogleich drei weitere zur Hand.“ Und: „Politische Kämpfe werden nicht zuletzt darüber geführt, dass Furcht als Angst denunziert und Angst als Furcht ausgegeben wird. Das gilt auch für den Umgang mit den Muslimen. Die Vielzahl der Gründe, warum wir angeblich vor ihnen auf der Hut sein sollten, spricht dafür, dass hier mehr Angst als Furcht im Spiel ist. Vor allem fällt ein mangelndes Vertrauen in die Attraktivität der eigenen gesellschaftlichen und kulturellen Ordnung auf. Warum soll eigentlich das, was für uns selbst attraktiv ist – Frieden, Wohlstand und ein gutes Leben – auf Muslime keine Anziehungskraft besitzen. Angst macht sich dort breit, wo man kein Vertrauen zu sich selbst hat. Mehr Selbstvertrauen erleichtert uns und anderen gelingende Integration.“
Dazu meint Rihab Abu-Jebara aus Offenbach:
„‚Warum soll eigentlich das, was für uns selbst attraktiv ist – Frieden, Wohlstand und ein gutes Leben – auf Muslime keine Anziehungskraft besitzen‘, heißt es in der Kolumne über den angstfreien Umgang mit Muslimen, zu dem Sie aufrufen. Dazu möchte ich anmerken, dass diese Dinge selbstverständlich Anziehungskraft besitzen, sonst wären die Menschen nicht hier. Dies sind nicht die Punkte, an denen Integration scheitert! Sie scheitert vielmehr wesentlich an der mangelnden Wertschätzung bzw. Ablehnung der in Deutschland vorherrschenden Lebensweise und der Verachtung ‚der Deutschen‘ an sich, die in Teilen der muslimischen Communities vorherrscht.
Leider ist dies ein Tabuthema, das gerne unbeachtet bleibt, weil es das politisch korrekte Loblied von Migranten als unbedingte Bereicherung stört. Sie können jedoch nicht dauerhaft ausblenden, dass eine Integration in die deutsche Gesellschaft von einer nicht unerheblichen Anzahl von Migranten nicht erwünscht ist und – wenn es sich um Frauen handelt – sogar massiv von der eigenen Community behindert wird. Die rasante Ausbreitung der angeblich religiös vorgeschriebenen Vermummung mit Kopftuch und bodenlanger Kleidung, die zunehmende Abschottung gegenüber der deutschen Gesellschaft, weil man zwar alle materiellen Vorteile genießen, aber ansonsten hier lieber wie daheim in Pakistan, der Türkei oder den arabischen Staaten leben will, die Tatsache, dass sich in manchen Stadtteilen von Berlin und anderswo z.B. homosexuelle Menschen nicht mehr offen bewegen können, weil sie zur Zielscheibe von Angriffen aus dem Migrantenmilieu werden – all das sind Dinge, die einem Angst machen müssen!
Man hat sogar allen Grund zur Angst, wenn man sich bestimmte Ausprägungen im Migrantenmilieu ansieht. Ich empfinde es als Horrorvision, dass dies noch zunehmen könnte. Jedoch nicht, weil ich ‚dumm‘ bin, wie Sie es in ihrer Kolumne für solche Fälle nahelegen. Sondern weil ich nicht möchte, dass die gesellschaftlichen Freiheiten und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung, die in Deutschland mühsam errungen wurden, durch mittelalterliches Denken, religiöse Zwänge und rückwärtsgewandte Vorstellungen von Männlichkeit, Ehre und Moral eingeschränkt werden.
Wenn Sie daher von ‚mangelndem Vertrauen in die Attraktivität der eigenen gesellschaftlichen und kulturellen Ordnung‘ sprechen, treffen Sie nicht den Kern des Problems. Solange man hierzulande von Migranten nicht konsequent die Anpassung an diese Ordnung einfordert und fördert (wie es für jedes Einwanderungsland selbstverständlich sein sollte), braucht man sich nicht zu wundern, wenn Ängste und Ablehnung gegenüber Migranten entstehen. Die Integrationsdebatte ist an Heuchelei und Blindheit kaum noch zu überbieten, und deshalb wird sie auch zu nichts führen!“
Danke an Rihab Abu-Jebara für den Leserbrief. Dem Inhalt kann ich nur voll und ganz zustimmen. Falsch verstandene religiöse Rücksichtnahme lässt eine sachliche Diskussion nicht zu. Wenn Vertreter einer Religion Lebensvorschriften propagieren, die mit Demokratie, Gleichberechtigung und Menschenrechten nicht vereinbar sind, so kann ich sehr wohl in meinem Land dafür eintreten, dass das nicht auch noch legitimiert wird! Warum darf ich als deutscher Bürger nicht frei sagen, dass ich nicht möchte, dass solche Menschen hier leben, bzw. ihre Lebensweisen frei entfalten können? Deshalb bin ich doch nicht rassistisch! Mir ist doch völlig egal, welche Hautfarbe oder Religion jemand hat. Geht es jedoch in Richtung Fundamentalismus (egal von welcher Religion) muss man Einhalt gebieten! Jede verschleierte Frau zeigt uns, wie sie oder ihr Mann/Vater Lebensregeln befolgen, die aus vergangenen Jahrhunderten stammen. Selten wird seitens der Politik erkannt, dass das ein Gesamtpaket ist. Wer sich schon in der Kleiderfrage auf religiöse Vorschriften beruft, der akzeptiert selbstverständlich auch alle anderen Vorschriften aus einem Koran, einer Bibel (AT), der Thora, Hadithen, Fatwas und was es sonst noch so alles gibt. Und die sind mit unserem Grundgesetz und Verständnis von Gleichberechtigung und Menschenrechten nicht zu vereinbaren. Das kann jeder nachlesen. Nur tun es die wenigsten.
Zu schön um wahr zu sein!
Warum habe ich bei solchen Texten immer das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt? Kann es sie nicht geben, die Integrierten, denen humanitäre Werte auch etwas bedeuten? Doch es gibt sie! Sie ergreifen nur selten das Wort und noch seltener erhalten sie Gehör bei den manipulativen Medien (heutiges Beispiel in der FR/Tagesspiegel: Jan Dirk Herbermann (epd!): „Das Land der Kuhglocken fürchtet den Muezzin“, einer der PC-Spei-Artikel).
Solche oder ähnliche Texte werden auch von Biodeutschen verfasst und von der Gutmenschenmeute zerrissen. Ist es also illegitim von einem Fake auszugehen? 1984 haben wir zwar längst hinter uns, nicht jedoch die Fiktion, die hier im Raum steht.
Ich würde Herrn Rihab Abu-Jebara aus Offenbach nur zu gerne kennenlernen. Sehen und anfassen. Außerdem hätte ich gerne erfahren, welcher „Glaubensrichtung“ er angehört. Mohammedanisch wohl eher nicht, vgl. „…sonst wären die Menschen nicht hier“, „angeblich religiös vorgeschriebenen Vermummung mit Kopftuch“. Das würde schon mal vieles relativieren.
Wer außer Göthe könnte es besser zusammenfassen:
„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“
Sorry:
Goethe natürlich!
In diesem Zusdammenhang fällt mir immer wieder die einstige Forderung nach Reisefreiheit ein. Wer kommt denn? Doch wohl die, die sich hier ein sicheres Einkommen erhoffen. Nuw, was nützt denn da die Reisefreiheit, wenn die Mernschen fast nirgends ankommen dürfen. Und wenn sie es denn dann doch geschafft haben hierher zu kommen, wird Ihnen mit Worten und Taten gesagt, sie seien hier nicht willkommen. Sowas kennen diese Menschen nicht. Gastfreundschaft ist nämlich dem Kapitalismus unbekannt. Dass solches Verhalten der sog. Hiesigen vom Gast dann als Verachtung angesehen wird, ist doch wohl nachzuvollziehen. Das Bundesverfassungsgeriicht hat doch geurteilt, dass niemand nach Griechenland abgeschoben werden dürfe, weil dort die Zustände in den Asylbewerberlagern menschenunwürdig seien. Trotzdem wird dorthin abgeschoben. Denkt denn ein Kritiker jemals darüber nach, dass diese Nachrichten es sind die Verbitterung schaffen und damit auch Gerwalt gegen andere?
An den „Kritiker“ – „Zu schön, um wahr zu sein“ …
1. Es handelt sich nicht um ein Fake, es gibt mich tatsächlich, ich bin kein Mann (wie kommen sie darauf?), ich gehöre keiner Glaubensrichtung an, habe aber einen muslimischen Vater, der noch viel radikaler denkt als ich, wenn es um die Infragestellung des Kopftuches geht und man kann mich gerne sehen, auch hören – aber das mit dem Anfassen lassen wir dann lieber sein!
2. Alles, was ich geschrieben habe, würde ich jederzeit wiederholen und ich bitte zu beachten, dass ich von einer bestimmten GRUPPIERUNG der Migranten gesprochen habe, nicht von Migranten per se.
Grüße aus Offenbach!
Hallo, Frau Abu-Jebara,
ich erinnere mich, daß Sie auch schon früher sehr vernünftige Leserbriefe geschrieben haben.
Das Problem ist, daß viele eigentlich intelligente Menschen es sich hier einfach nicht vorstellen können/wollen, daß die weitaus meisten Moslem auch hier keineswegs engstirnig fanatisch auf Regeln bestehen, die mehr auf Sitten und Gebräuchen des jeweiligen Landes auch aus vorislamischer Zeit zurückgeführt werden müssen wie z.B. Zwangsehen etc. Man müßte nur versuchen, sich sachlich zu informieren, also eher nicht bei den Kirchen. Dabei gibt es auch Geistliche, die über den christlichen Tellerrand sehen.
Schon Papst Urban II hat überwiegend Lügen in die Welt gesetzt, als er zum Kreuzzug aufrief.Sich als Christ dem zu stellen, ist nicht leicht.
Die Angst vor muslimischer Einwanderung hängt meines Erachtens vor allem mit der in den letzen Jahren stark gestiegenen Angst vor dem sozialen Abstieg hier im Lande zusammen; der Angst um den Arbeitsplatz, den immer höheren Abgaben bei gleichzeitig abnehmenden (Staats)Leistungen, dem Schulstress der eigenen Kinder bzw. der Angst sie könnten es nicht ins Gymansium schaffen, gute Noten zu bekommen etc. (Die Ereignisse von „9/11“ spielen eine eher untergeordnete Rolle, kommen möglicherweise allenfalls gelegen, um eine „muslimische Gefahr“ herbeizureden.)
Da die Mehrzahl der muslimischen Einwanderer einen „bildungsfernen“ Hintergrund hat und dazu noch bitterarm sind – kann leicht der Verdacht aufkommen, dass viele hier sind, um zu nehmen aber kaum etwas zu geben imstande sind. Ihnen wird vielfach eine Anspruchshaltung unterstellt, in der Art wie sie im Englischen so treffend als „they think, we owe them a living“ umschrieben wird. Ausserdem schottet sich eine Großzahl der Muslime in ihren Communities ab, u. a. auch deshalb, weil sie mit dem als frivol empfundenen Lebensstil der Deutschen wenig anfangen können. So wird das Tragen von Kopftüchern in der deutschen Gesellschaft oft auch als ein Symbol der Ablehnung „unserer“ freizügigen westlichen Kultur empfunden, und da von muslimischer Seite im gleichen Atemzug Toleranz für die eigene traditionelle Lebensweise gefordert wird, ist die Empörung darüber besonders groß.
Ich wage zu behaupten, dass so eine Art Stimmungsbild zumindest in Teilen unserer Gesellschaft vorherrscht, woraus sich pauschale Ressentiments gegenüber Muslimen ergeben, die wiederum gegenseitige Anfeindungen zur Folge haben und damit Integration auch für diejenigen schwer gemacht wird, die sich sehr darum bemühen.
Ich persönlich finde ja den allgemeinen Umgangston in Deutschland vergleichsweise unfreundlich, teilweise sogar schroff, worauf Werner Thiele-Schlesier in # 4 schon hingewiesen hat. Das war mir persönlich besonders aufgefallen, als ich nach mehreren Jahren aus dem Ausland nach Deutschland zurückkehrte und von dort „etwas anderes gewohnt war“. Könnten wir in dieser Beziehung mehr Sensibilät entwickeln und mehr Gelassenheit walten lassen, würden sich „Fremde“ hier wahrscheinlich wohler fühlen können, sich weniger an ihren eigenen Traditionen festklammern und somit nicht nur aus wirtschaflichen Gründen hier bleiben wollen. Und – vielleicht wollten dann ja sogar auch weniger Deutsche auswandern…
Ich habe es satt, wenn die Deutschen von eigenen Landsleuten fremdenfeindlich genannt werden – oft noch von profilierungssüchtigen Menschen. Dass es gerade in der rechten Szene hier Ausnahmen gibt, streite ich nicht ab. Ich aber kenne in meinem gesamten Umfeld niemanden, der integrationswillige, humanitär denkende Menschen aus anderen Kulturkreisen verachtet und ablehnt. Im Gegenteil! Wir freuen uns immer, Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen. Was wir Bürger aber nicht wollen, sind Menschen, die hier ihre „traditionelle“ Lebensweise fortführen, die sich nicht mit unserer Vorstellung von Demokratie und Menschenrechten vereinbaren lässt! Die ihre eigenen Werte- und Moralvorstellungen größtenteils abgeschottet ausleben möchten. Nur um diese geht es! Leider gibt es von diesen Menschen sehr viele und seit einigen Jahren immer mehr.Das nehmen die Bürger einfach täglich wahr! Wären es nur eine Handvoll, hätten wir die ganze Diskussion nicht. Wann wird dies endlich erkannt?
Liebe Frau rihab aba-jebara,
Sie sind einen mutige und tolle Frau!!
Danke für Ihren Beitrag.
Als christlicher Deutscher kann ich im Prinzip den bisherigen Beiträgen zustimmen. Besonders dem Beitrag von Frau Julia Worbs-Kauer. Zu dem Beitrag @6 von Ursa möchte ich anmerken das ich in meinem nicht ganz kleinen mehrheitlich deutschen Bekanntenkreis niemanden kenne der mit irgendwelchen Äußerungen eines Pabstes Namens Urban II ein Problem hätte. Einer riesigen Mehrheit unterstelle ich das sie mit diesem Namen erst nach längerem Nachdenken etwas anfangen kann.
Es ist die Utopie der reinen Vernunft:
Religion weg, Grenzen weg, Dummheit weg.
Das geht wahrscheinlich nicht.
Die Realität muss sein: Integration von komplizierten Menschen in alle Gruppen und Milieus.
Wenn man bedenkt,dass im Wort Integration das Wort ‚integer‘, vgl. Integrität, steckt, das Unantastbarkeit, Unbestechlichkeit bedeutet, so ist die Integration ein Kraftakt, der von jedem fordert den anderen so zu lassen, wie dieser eben ist und von diesem verlangt sich nicht ob der eigenen religiöse, ideeller und auch seelischer Befindlichkeiten seinem Drumherum zu verschließen, sondern sich voll der Kultur zu öffnen. Da wären wir nahe beim Kategorischen Imperativ, der da besagt, dass man immer so handeln soll als wäre die Handlung normgebend für ein allgemeines Gesetz.
Das hätte jedes Kind zu lernen, egal ob katholisch, mohammedanisch oder ökonomisch.
sapere aude!
Wenn H. Münkler in seinem Kommentar über „Angst“ redet, so baut er meines Erachtens einen Popanz auf, um dann den Verständnissinnigen spielen zu können, der diese irrationale „Angst“ abbauen will. Das ist ja das Schema F, daß uns auch Politiker aller Richtungen jetzt in der Minarettfrage bieten. Und daß das Volk zur „Dummheit“ neigt, egal ob aus irrationaler Angst heraus oder sonstwie, das deutet nicht nur Münkler an, sondern auch das deuten uns die Politiker jetzt reichlich an (Wiefelspütz: „Demokratie ist riskant. Das Volk kann sich ja auch irren“ oder Laschet sinngemäß, daß es ganz in Ordnung ist, wenn wir hier in D keine Referenden haben, denn das Volk sei nunmal nicht in der Lage, Komplexes auf ein Ja/Nein einzudampfen).
In solchen Situationen wie jetzt nach der Schweizer Entscheidung, die für die Phalanx der Wohlmeinenden in Politik und Journalismus „krisenhaft“ erscheinen, schimmert es also durch, was die Haupterzeuger der öffentlichen Meinung vom Volk halten: Dumm ist es wohl oft und von irrationalen Ängsten getrieben. Gähn.
Ein wirkliches Glück, daß man uns noch die Teilnahme an Wahlen überhaupt zumutet und die hochkomplexen Entscheidungsprozesse, die damit verbunden sind (Auf den Tag warte ich noch, an dem Wiefelspütz einräumt, der Wähler, der ihn wählte, hätte sich womöglich auch geirrt).
Diese Dummheit und diese Ängste, die sind ja wirklich nicht totzukriegen… rund um die Uhr, auf allen TV-Kanälen, in taz, FR, Süddeutsche, Boulevard (Hamburger Mopo heute: „Das Haß-Virus steckt Europa an“) und jedem hinterletzten Lokalblättchen, die ständigen Erziehungsversuche, die Beteuerungen, wie durchweg bereichernd Immigration hierzulande doch ist, und am Ende? Schlottern die Menschen immernoch vor Angst… Merkwürdig.
Einer der letzten großen, weil denkunabhängigen Journalisten, die es noch gibt, nämlich Burkhard Müller-Ullrich, hat auf der Website „Die Achse des Guten“ in seinem Artikel „Art. 72 Abs. 3 (neu): Der Bau von Minaretten ist verboten.“ die Situation in der Schweiz sehr gut beschrieben; die Wörter „Angst“ oder „Dummheit“ kommen darin nicht vor, sondern die Gründe, warum auch angstfreie, intelligente Schweizer sich gegen Minarette aussprechen können. Es sind die gleichen, warum auch intelligente, angstfreie Deutsche sich gegen bestimmte Formen der Immigration aussprechen.
Und für die Fälle, Herr Münkler, die (als Hauptproblem) in der ungeregelten Armutsimmigration der letzten 20 Jahre und ihrer Fortsetzung die Ursache enormer volkswirtschaftlicher Belastungen sehen, und die ganz einfach die mit den Folgen der Armutimmigration verbundenen Milliarden nicht einsehen aufbringen zu sollen: Wie wärs, sie schrieben mal was Lustiges über den „Geiz“ der Deutschen, um diesen Blickwinkel auch noch „abzudecken“?
Kommentar verschoben nach „Wie es in die Berge schallt …„
Eine kleine Geschichte:
Recht bald nach dem neuen Einbürgerungsgesetz durch Rot/Grün beantragte ein Mann in Hanau die Deutsche Staatsbürgerschaft. Alles lief glatt – anschließend wollte die damalige Oberbürgermeisterin Härtel dem neuen Deutschen gratulieren – worauf dieser sich weigerte, ihr die Hand zu geben.
Eine Ausnahme oder keine Ausnahme?
Claus Leggewie, „Glaubensgemeinschaften zwischen nationalen Staatskirchen und globalen Religionsmärkten. — Zur Regulierung religiös motivierter Konflikte – im Blick auf die Muslime in Deutschland“. Der Einleitungsvortrag beim International Congress on Justice and Human Values in Europe, bei Eurozine publiziert am 19.10.2007 (da auch auf English zu haben).
[www eurozine.com/articles/2007-10-19-leggewie-de.html]
Den Artikel — er beginnt mit „Die Islam-Konferenz, […] ist glücklich gescheitert.“ — habe ich doch als etwas komisch bzw. enttäuschend empfunden, das hätte ich vom Autor (u.a. ZMI an der Uni GI) kaum erwartet.
Die Suche nach dem Ausdruck „öffentlich-rechtliche“ war erfolglos, dabei ist ÖRRG (=ÖR Religionsgemeinschaft) der maßgebende Begriff in Deutschland. Die zwei großen christlichen Kirchen und auch der ZRJD (=Zentralrats der Juden in Deutschland) sind je eine ÖRRG. Die Idee, den ZRJD als Muster für die Moslems anzuführen, hinkt etwas… Lage BRD: Vor der Eurowende von 1989 waren hier ca. 60.000 Juden, ca. 40.000 (2/3) als JG-Mitglied, der Dachverband ZRJD als ÖRRG; 20 Jahre später sind ca. 200.000 Juden da, nur ca. 50% (1/2) beim ZRJD und auch andere, etwa die Liberalen, liebäugeln mit dem ÖRRG-Status. Dabei ist ein ÖRRG-Jude nicht unbedingt besser oder jüdischer als ein nicht-ÖRRG-Jude…
Wer wundert sich, auch warum, daß die Moslems in der BRD nicht einen einzigen Sprecher haben?! Warum sollten sie sich nach dem ZRJD-Muster richten?! Im Islam gibt es unterschiedliche Glaubensrichtungen, einige Moslems in der BRD könnten sich zu einer ÖRRG zusammentun, auch mehrere moslemische ÖRRGs dürften nach deutschem Recht ent- & bestehen. Der Staat hat nun mal Maßstäbe für eine ÖRRG gesetzt, wer der Definition entspricht und dies begehrt, muß wohl als ÖRRG akzeptiert werden. Die Anerkennung als ÖRRG ist Frage von Rechtslage, nicht Qualitätssiegel bezüglich der anderen…
Stellen wir uns das hypothetische Beispiel eines fiktiven nicht-christlichen Staates — sagen wir Fernland (FL) — vor. Einige Christen bilden einen ZRCFL (ZR der Christen in FL) und registrieren sich als ÖRRG. Es ist ihre Sache. Wer nicht zum ZRCFL gehört, wäre/ist nicht weniger christlich als die Mitglieder… Man sollte ihnen auch nicht vorschreiben, wenigstens je eine katholische und evangelische ÖRRG zu bilden, ist ja ihre Sache, wie sie sich organisieren.
@ Paul Ney # 15
Sie müssen nur unter Staatskirchenrecht nachschauen. Die entsprechenden Artikel der Weimarer Verfassung, die in das Grundgesetz übernommen wurden, räumen den christlichen Kirchen und anderen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften den Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts (K.d.ö.R.) ein. Damit sind einige Privilegien (eigene Gerichtsbarkeit für „innerreligiöse“ Angelegenheiten, Steuerrecht usw.) verbunden.
Der Status der K.d.ö.R. wird von den Bundesländern verliehen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, über die auch das (von den Zeugen Jehovas angerufene) Bundesverfassungsgericht entschieden hat. Den Muslimischen Gemeinden wird bisher dieser Status verweigert, weil sie keine „einheitliche Religionsgemeinschaft“ bilden. Das fehlen eines „Zentralrats“ ist nicht entscheidend (den gab es auf jüdischer Seite in der Weimarer Zeit auch nicht, als die jüdischen Gemeinden als K.d.ö.R. anerkannt wurden). Entscheidender ist eine gewisse religiöse Struktur, die aber auch unterschiedliche Bekenntnisse (Konfessionen) umfassen kann.
Religionsfreiheit sicher das Grundgesetz aber allen Religionsgemeinschaften zu, egal ob sie als e.V. oder gar ohne jede Rechtsform organisiert sind.
@ Katja Wolf # 14
Nicht nur strenggläubige muslimische Männer, sondern auch orthodoxe jüdische Männer geben einer fremden Frau nicht die Hand. Deren Begründung ist nicht, dass die Frau unrein wäre. Vielmehr ist dem Mann die Berührung einer fremden Frau verboten, damit er nicht in sexuelle Versuchung geführt wird. Dabei ist nicht die Frau die „Verführerin“, sondern der „Unvollkommene“ ist der Mann, der seine Gelüste nicht zügeln kann. Es ist also keine Gäste gegen die Frau, sondern das Eingeständnis der eigenen Unvollkommenheit. Ich teile diese religiöse Auffassung nicht, kann sie aber akzeptieren. Allerdings muss der Mann dann soviel Takt haben, der Frau auf andere Weise seine Hochachtung auszudrücken und seine Haltung zu erklären (was manchmal auch an mangelnder Bildung scheitert). Inder, in derer Kultur das Berühren der Hände (unabhängig vom Geschlecht) unschicklich ist, falten die Hände und verbeugen sich.
@AbM,
erstmal sehe ich in Bezug auf „Gelüste“ keinen Unterschied zwischen dem christlichen Mann und dem muslimischen Mann, dem deutschen Mann und dem ägyptischen Mann, oder dem jüdischen Mann aus Tel-Aviv.
Wenn es also eine religiöse Auffassung gibt, die so ganz offensichtlich der modernen Wirklichkeit zuwiderläuft, nämlich daß der Mann seine Gelüste nicht zügeln kann, wenn er einer Frau die Hand gibt, so frage ich mich, ob es nicht an der Zeit ist, über eine gewisse Anpassung nachzudenken. Sicher, diese Anpassung an die Realität kann man nicht von heute auf morgen und auch nicht von irgendwelchen Individuen unbedingt erwarten. Es wäre ein längerer Prozeß, der auch hauptsächlich von den Gelehrtenzentren des Islam ausgehen müsste. Es müsste dabei natürlich nicht nur ums Händeschütteln gehen, sondern um eine generelle Revision im wahrsten Sinne des Wortes („nochmals betrachten“, statt als auf alle Zeit unveränderlich gegeben hinzunehmen) der Interpretationen zur Rolle der Frau.
Das Christentum hat ja ähnliche Modernisierungen für sich durchlebt, warum nicht auch der Islam.
Ein Wunsch, auch in nächster Nähe friedlich mit dem Islam zusammenleben zu wollen, würde gefördert, wenn solche Modernisierungsbestrebungen erkennbar wären.
Leider ist es beim Islam aber eher so, daß da nicht viel erkennbar ist. So hat ja das Christentum schon eine Wende weg gemacht von Ritualen und Symbolen, hin zu der Erkenntnis, daß das, was im Herzen sich abspielt, wichtiger ist als alle Symbolik und alles rituelle Trara. Muslime hingegen (beispielhaft mit ihrer Beharrung auf Minaretten als Symbolen, gegen die Wünsche der Mehrheitsgesellschaft) zeigen eine ausgeprägte Verhaftung mit Symbolen und Ritualen, die vielen Menschen nicht mehr zeitgemäß vorkommt, weil Sie, wenn es Christen sind, sich davon schon verabschiedet haben, und als Atheisten sowieso.
Hier gibt es ja eine merkwürdige Widersprüchlichkeit bei den Deutschen. Was die eigene Kirche angeht, so wird sie oft abgelehnt wegen überkommener Rituale und überhaupt einer falschen Schwerpunktsetzung zugunsten von Ritualen, die gleichen gutmenschlichen Kritiker setzen sich aber jetzt dafür ein, daß Muslime Rituale und Symbole unbedingt gegen die Mehrheitsgesellschaft durchsetzen können sollten.
Ich sehe es anders, ich sehe die Zwänge, denen Muslime hier ausgesetzt sind, auch als Anstöße, einen moderneren Islam zu entwickeln bzw. zu dessen Entwicklung aus Europa heraus beizutragen.
Betr. #16, comment-24006, AbM am 11.12.2009 17:13
Danke für die Anmerkung. KDÖR wird im zitierten Artikel sicherlich angeführt (KöR). Nach dem Satz „Die Suche nach dem Ausdruck …“ (der noch etwas einleiten wollte) kann KÖDR statt ÖRRG sinngemäß gelesen werden.
„Die Verfassung des Deutschen Reiches“ v. 11.08.1919, i.d.F.v. 24.03.1921, liegt mir als zeitgemäße Ausgabe vor. „Dritter Abschnitt; Religion und Religionsgesellschaften“ enthält Art. 135-141.
Übrigens, wer einen Sende-Button vorschnell abdrückt und einen Text postet, muß gleich zum Lexikon greifen?! 😉
Heute geht es doch nicht mehr um *Die Verfassung des Deutschen Reiches* von 1919! Sondern, um die Verfassung der Länder und um das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland von heute.
Doch was nützen uns die Verfassungen und das GG, wenn es nicht nach Recht und Gesetz sondern nach Macht und Geld geht!?!
Lest hierzu auch meine privaten Anzeigen in der *Frankfurter Rundschau* von heute.
@ # 18 Max Wedell
1. Nur eine sehr kleine Minderheit der muslimischen Männer (und der jüdischen Männer) in Deutschland gibt aus religiösen Gründen einer Frau nicht die Hand. Die Merheit interpretiert ihre Religion bereits moderner.
2. Die islamische (und die jüdische) Religion unterscheiden sich vom Christentum auch dadurch, dass es nicht nur um „Glauben“ geht, sondern die Religion auch das alltägliche umfasst. Dafür ist in einer pluralistischen Gesellschaft genügend Platz.
Oh, hallo Herr Wedell,
hier stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu!
Nachtrag @ # 18 Max Wedell
Ohne Symbole und Rituale ist auch die christliche Religion nicht denkbar. Ohne meinen Sie, dass die Kirchen auf Taufe, Kommunion, Messe oder Beerdigungsrituale und Grabkreuze verzichtet? Und welche Rituale möchten Sie den Muslimen „wegmodernisieren“? In welcher Weise stört es Sie, wenn Muslime z.B. während des Ramadans tagsüber fasten?
@AbM,
ICH möchte gar nichts, Modernisierungen müssen von den Verwaltern der Religionen selber kommen, bzw. von ihren Anhängern.
Jede Religion kann in ihren Dogmen und Vorschriften erstarren wie sie möchte, ich kann als Atheist dagegen rein gar nichts machen. Ich wollte nur darauf hinweisen, wie für gewöhnlich jene, die beim Christentum Erstarrung in Dogmen und Vorschriften am lautstarkesten kritisieren, von einer gläubigen und politisch linken Haltung her, beim Thema muslimische Immigranten den Eindruck erwecken, Erstarrung in Dogmen und Vorschriften auf einmal gar nicht so kritikwürdig zu finden. Das erkläre ich für mich durch die stattgefundene Konditionierung, die ich im andern Thread erwähnte, die das Eigene ständig zwanghaft als schlechter als das Fremde sehen muß.
Daß es verschiedene Stufen der „Modernität“ gibt, sowie daß die Vorstellung, ein Mann könne seine Gelüste nicht zügeln, wenn er eine Frau kurz an der Hand berührt, nicht gerade ein Ausbund an Modernität darstellen, haben Sie ja selber zugegeben mit dem Satz: „Die Mehrheit interpretiert ihre Religion bereits moderner.“
Dann ist doch in dieser Hinsicht alles schon auf dem besten Weg.
Wieviel einfacher müsste es dann doch sein, unmodern erscheinende Vorstellungen aufzugeben, die im Gegensatz zur Frauenberührung gar nicht aus den heiligen Büchern herauslesbar sind, wie z.B. die Vorstellung, man könne in einer Moschee nur beten, wenn draußen ein Minarett daneben steht? Zumal wenn man mit einer solchen Modernisierung einem friedlichen Zusammenleben mit der andersdenkenden Mehrheit bedeutend näher kommt?