Vom Schwuchteln und Fuchteln

Ioannis Amanatidis ist ein bekannter Experte fürs Thema „Schwuchteln“. Damit ist er natürlich nicht allein; die Zahlen derer unter den Fußballfans, die dies Wort (nur dies Wort) gern in den Mund nehmen, ist Legion. Von weiteren Fans darf vermutet werden, dass sie aus eigener Erfahrung über das bloße Wort hinaus kompetent etwas zum Thema beitragen können. Manchmal tun sie das sogar und organisieren sich in Schwuchtel-Fanclubs. Eintracht Frankfurt hat keinen solchen Fanclub, aber sie hat Amanatidis, und der kennt sich aus. Der schwuchtele da so rum, die Schwuchtel, hat er im Oktober 2005 über den Uruguayer Dario Rodriguez gesagt – und sich damit, wie das bei manchen Experten eben so ist, als gänzlich unbeleckt vom Thema erwiesen. Rodriguez, eine Schwuchtel? Da wüsste ich eine ganze Handvoll Bundesligakicker, bei denen ich dies eher vermuten würde.

Vom Schwuchteln kommen wir zum Fuchteln. Amanatidis ist, wie oben anzüglich beschrieben, bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Nicht einmal vor Eintracht-Trainer Michael Skibbe hat er Respekt. (Vielleicht hält er ihn für eine Schwuchtel?) “ Ich bin von mir überzeugt, ich bin stabil“, sagte Amanatidis der FR. Ersteres darf man ihm abnehmen, letzteres aber … Stabil? Er sitzt bei der Eintracht auf der Bank, was Trainer Michael Skibbe mit mangelnder Belastbarkeit, Fitness und Schnelligkeit im Training begründete. „Da muss ich einfach reagieren“, sagte Amanatidis der FR. Das müsse er sich nicht gefallen lassen. Skibbe reagiert auf die Kritik und nimmt Amanatidis aus dem Kader. Sowas nennt man Abstieg. Seit Skibbe Amanatidis vor eineinhalb jahren als Kapitän der Mannschaft abgesetzt hatte, hakte es zwischen den beiden. Eines steht aber fest: Ohne den Schwuchtel-Experten verliert die Eintracht. Was ich persönlich nicht weiter schlimm finde.

Ich habe jedoch einen Tipp für die beiden Streithähne, mit dem sie sich und uns die öffentlichen Macho-Posen vielleicht ersparen könnten. Es ist eigentlich ganz einfach: Ab mit euch beiden in die Kiste! Rumgeschwuchtelt! Ihr werdet sehen, sowas entspannt. Ich sähe euch jedenfalls lieber händchenhaltend am Spielfeldrand.

Björn Winkler aus Marburg meint:

„Michael Skibbe mag technisch gesehen am längeren Hebel sitzen, emotional tut er es nicht. Dieser Trainer hat seit seinem Amtsantritt dafür gesorgt, dass Unruhe ins Umfeld kommt. Das produktive, langsame, aber stetige Tempo des Aufbaus kaputt gemacht. Die Fans brauchen Typen wie Amanatidis, sie sind es, wegen denen Bindung zum Verein entsteht. Gesichter, Geschichten und Beispiele von Aufopferung – Amanatidis ist so ein Gesicht, vielleicht mit das Letzte nachdem schon Pröll weggeschickt wurde und Nikolov bald seine Karriere beenden wird. Bestimmt kommen die Leute nicht wegen eines Michael Skibbe, der viele große Töne spuckt und sich spätestens jetzt als das entlarvt hat, was er ist. Ich würde mir wünschen, dass Heribert Bruchhagen sieht, dass den Fans das Herz blutet und einen Umbau á la Skibbe fürchten. Wir sind der Verein, wir sind Eintracht Frankfurt. Amanatidis ist ein Teil Eintracht Frankfurt. Lassen Sie diesen Trainer nicht das einreissen, was dieses neue Eintracht Frankfurt ausmacht: Bindung, Herzblut, Treue und Ruhe.“

Bodo Hackemann aus Maintal:

„Es stimmt traurig und nachdenklich, wie instinktlos und undankbar Skibbe und die Eintracht mit wirklich verdienten Spielern umgehen. Die unnötige Profilierung von Skibbe ist nur zum Schaden der Eintracht. Trotz schwerer Verletzungen hat Amanatidis stets Alles für die Eintracht gegeben (man denke etwa an seinen Einsatz im Karlsruhe-Spiel) und sich immer wieder herangekämpft. Bewundernswert wie er Demütigungen und Provokationen (unnötige Absetzung als Kapitän; Einwechslungen nur für Minuten; öffentliche Herabstufung seiner Fitness) fast alle unkommentiert ertragen hat. Irgendwann muss aber der (gewünscht) mündige Spieler auch einmal reagieren dürfen. Amanatidis hat das durchaus maßvoll getan und er hat Recht: die Eintracht läuft Gefahr nicht nur gute Spieler zu vergraulen (Pröll, Fenin, Korkmaz, Heller, Tosun), sondern auch treue Fans. Hoffentlich bekommt er Unterstützung der Mannschaftskameraden und Fans. Die Tendenz und der Weg unserer Eintracht gehen zur Zeit wohl eher abwärts. Skibbe ist dann irgendwann weg. Es ist höchste Zeit zum Nachdenken und für Neuorientierung.“

Edwin Witsch aus Frankfurt:

„Man muss es der FR Sportredaktion, vornehmlich den Herren Kilchenstein/Durstewitz, zu Gute halten, dass sie ein Gespür für eskalationsfähige Situationen haben. Wissend, dass der Spieler Amanatidis unzufrieden mit seiner sportlichen Situation ist, luden sie ihn vor Monaten zu einem Interview ein. Nun durfte man erfahren, das bei Eintracht Frankfurt das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt ist, weil Herr Amanatidis nicht ausreichend Spielzeit erhält. Nun hatte man den Fall Skibbe/Amanatidis. Die öffentliche Fortsetzung erfolgte nun vor wenigen Tagen: das nächste Interview. Wohlwissend, dass man wieder Sprengstoff erhält. Man handelt schließlich im Sinne von Eintracht Frankfurt und möchte das Bestmögliche für die Mannschaft und deren sportlichen Erfolg. Herr Skibbe sieht das etwas anders und seine Autorität untergraben. Könnte man verstehen, aber nach Meinung Herrn Kilchensteins mangelt es ihm an Souveranität. Nun könnte man Herrn Skibbe tatsächlich etwas mehr Humor wünschen angesichts immer wiederkehrnder Scharmützel von gleicher Seite. Einmal hat Eintracht Frankfurt ein Torwartproblem (noch nicht so lange her); hier war erkennbar, dass man R.Fährmann ins Tor wünschte, früher war es Pröll, der sich der Unterstützung der Sportredaktion FR sicher sein konnte. Entsprechend fielen die Burteilungen von Nikolov aus. Was kommt als nächstes? Die Trainerfrage, falsches System, Altintop … Aber ich möchte der Sportredaktion nicht vorweggreifen. Sie ist eines der Kraftzentren der Meinungsmache im Rhein-Main Gebiet und braucht meine Ratschläge nicht.“

Paul Brasch aus Santa Fe (USA):

„Fußballtrainer und das Recht auf freie Meinungsaeusserung – ist das eigentlich vereinbar?“

Etienne Garde aus Hamburg:

„Ich betrachte ja Skibbes Wirken hier spätestens nach den Abgängen von unseren jungen Talenten sehr kritisch, und es erhält auch noch mehr Nahrung mit seinen planlosen Aufstellungen und auch dem Umgang mit den Spielern. Auch seine Eitelkeit erscheint mir immer mehr zum Schaden der SGE zu werden. Ich will aber trotzdem noch nicht so weit gehen, dass er entlassen werden müsse. Dahinter sehe ich wenig Alternativen derzeit, und Kurzschlusshandlungen gibt es bei Herri ja glücklicherweise nicht. Auch ist ja gerade erst sein Vertrag verlängert worden, obwohl diese ja auch bekanntlich abgeschlossen werden um sie auch des öfteren wieder zu kündigen! Bin mal gespannt, wie am Samstag die Mehrzahl der Fans reagieren wird!? Vor allem wenn der Wind ergebnisstechnisch nicht zur Zufriedenheit wehen sollte.“

Thomas Hahn aus Frankfurt:

„Von Michael Skibbe war ich anfangs sehr begeistert, spielerisch hat sich die Eintracht ja auch deutlich weiterentwickelt. Leider allerdings bin ich zunehmend von MS enttäuscht, Amanatidis ist da „nur“ aktueller Anlass. Grundsätzlich hat MS von Anfang an an Amanatidis ein Exempel statuiert, wohl um die „alte“ Struktur und Hierarchie aufzubrechen und eine neue zu bilden. Das ist übliches Verhalten neuer Manager. In der letzten Zeit nun führt sich MS immer mehr ad absurdum. In der vorletzten Woche beklagt er sich, seine Stürmer seien alle nicht „fit“ (nicht nur A.). Ich dachte, ich lese nicht richtig, hat die Eintracht doch kurz vorher 3 Stürmer (Korkmaz, Tosun und Alvarez) abgégeben, weil sie angeblich zu viel an Bord waren. Und jetzt sind die gebliebenen Stürmer bnicht fit???? MS bezeichnet sich auch gern als Förderer der Jugend. Da kann ich nur fragen, ei, wo isse dann? Rohde und Kittel bekommen trotz guter Kritiken bestenfalls Alibi-Einsätze, Förderung, Annäherung an die Mannschaft oder gar Integration ist das nicht zu nennen. Dafür aber dürfen „ältere“, genehme Spieler kicken, auch wenn ihre Leistung absolut nicht stimmt (z.B. Köhler, Maier). Die abgegebenen Tosun und Alvarez haben ebenso keine faire Chance erhalten, auch im Tor (bei allem Respekt für Oka Nikolov) wird der fällige Generationswechsel nicht vollzogen. Die Eintracht spielt immer mit einem Stürmer. Andere Mannschaften sind flexibler und fähig, das System auch mal zu wechseln – teilweise sogar mitten im Spiel. Entweder sind die Spieler zu dumm oder MS zu stur, denn auch Auswechselungen finden nicht oder nur zum Auslaufen nach dem Warmlaufen statt. Wären die Spiele gut gelaufen, hätte ich dafür ja Verständnis, aber bei der augenblicklichen Leistung? Ich könnte noch mehr Beispiele bringen. MS handelt wenig rational, hat aus meiner Sicht keinen Plan und wirkt hilflos. Da kam ihm A., der noch nicht einmal überzogene Aussagen getätigt hat, gerade recht, um von eigener Schwäche abzulenken. Schade und hoffentlich nicht der Anfang vom bösen Ende für unseren Lieblingsverein.“

Joachim Nesseldreher aus Erbach:

„Das Spiel der Eintracht ist offensiver geworden unter Michael Skibbe, die Kombinationen flüssiger. Erfolgreicher wurde die Eintracht dadurch nicht. Bedenkt man, dass mit Gekas und Schwegler wirkliche Verstärkungen hinzugekommen sind, die Entwicklung von Jung es erlaubte, das Mittelfeld durch Ochs wesentlich zu verstärken, ist die Ausbeute angesichts schwächelnder Spitzenmannschaften recht mager. Freiburg, Mainz, Hannover, alles Mannschaften, die man eher hinter der Eintracht erwartet hätte angesichts deren Budgets, mischen die Liga auf, während Frankfurt seinen Ansprüchen hinterher läuft. Und gerade jetzt die Kaltstellung von Armanitidis, dem Symbol für Einsatz, Kampf und Engagement. Das zeigt einmal mehr, dass Skibbe sicherlich unter technischen Aspekten ein gut ausgebildeter Trainer ist, dass es aber an seiner zwischenmenschlichen Kompetenz mangelt. Er ist kein Teambuilder, der zumindest dem 18-köpfigen Kader das Gefühl vermittelt dazu zu gehören, wie die ein Klopp, Tuchel und Dutt können. Er ist keiner, der dem Nachwuchs das Gefühl gibt, eine echte Chance zu haben; siehe die jüngsten Abgänge. Er ist kein Motivator, sondern jemand, der eher mit Einschüchterung arbeitet, der Spieler klein hält. Mit wem er nicht kann, wird aussortiert. Wenn nicht sofort, dann sobald als möglich. Seine Vertragsverlängerung kam da gerade gelegen. Am Ende dieser Saison sollte Bilanz gezogen, ob Frankfurt sich einen solchen Trainer leisten will und kann. Angesichts der anderen Namen, die seinerzeit als Funkelnachfolger im Gespräch waren, kann man trotz aller sonstigen Verdienste von Heribert Bruchhagen Zweifel daran hegen, dass ein Trainer mit Perspektive nachfolgen würde. Aber möglicherweise wird es der Tabellenplatz sowieso nicht erlauben, bis Saisonende zu warten.“

Michael Remke-Smeenk aus Rheine:

„Na endlich sehen Sie es auch so und schreiben auch so,. wie es wirklich ist und was ich Ihnen schon nach dem Spiel gegen Hannover (eigentlich war das Aachen Spiel auch schon die reinste Katastrophe und die Vorbereitungsspiele in der Türkei waren auch vorne ein Ausbund an Hramlosigkeit) geschrieben habe! Skibbe ist mit seinem Latein aber so was von am Ende – der muss weg, sonst sind wir am Ende abgestiegen (ich würde mich freuen, ich irrte…!!!!) Wer nur auf 14 Spieler setzt, fördert nicht de nKonkurrenzkampf und macht keinen Druck – Krauss, Kittel, Rode warum spielen die nicht…die anderen haben doch schon ihre 8te Chance bekommen….ich habe wenig Hoffnung!“

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2 Kommentare zu “Vom Schwuchteln und Fuchteln

  1. Hallo Bronski und Fans der Eintracht,

    ein Vollblutstürmer , noch dazu ein griechischer, darf meiner Meinung nach schon ein wenig mehr Egomane (natürlich nicht im klinischen Sinne!) sein, als sein Trainer. Ich glaube, dass eine solche Einstellung, verbunden mit einem gesunden Schuss Megalomanie und Ehrgeiz erst dazu führt, dass er seinen Job „Spielen“ unbedingt ausüben will. Sonst könnte er sich nach Vertragsunterzeichnung mit „Dienst nach Vorschrift“ ja gleich auf die Tribüne setzen.

    Von seinem Trainer sollte man eigentlich eine andere geistige Einstellung als die eines kapitalen hormongesteuerten Platzhirsches bei der Brunft erwarten können. Wenn er in dieser Situation nicht in der Lage ist, seinem Spieler mit einigen wohl fundierten Sätzen unter vier Augen klare Zukunftsperspektiven und damit verknüpfte Bedingungen aufzuzeigen und auch ein (vermeintliches?) Fehlverhalten anzusprechen, offenbart er damit eklatante Schwächen im Bereich der Menschenführung, die ja wohl Grundvoraussetzung für seinen Job ist.

    Ich kann nur hoffen, die Verantwortlichen im kaufmännischen Bereich erkennen, dass ein Amanatidis auf der Tribüne im wahrtsen Sinne des Wortes nur „Totes Kapital“ ist und Kapital hat die Eintracht ja nicht allzuviel – oder?

    Gruss

    Alfred Bein, Neu-Isenburg

  2. Schwuchtel als Schimpfwort, die Bildung von Schwuchtel-Fanclubs als trotzige Reaktion. Man fühlt sich ja um 30 Jahre zurückversetzt. Frankfurt liegt eben doch nur zu einem Teil diesseits des Weißwurst-Äquators, dahinter kommt Schwarz-Bavaria.

    Bemerkenswert insofern auch, dass von den Kommentatoren viel über Trainer und Stürmer und deren Leistungen schwadroniert wird, aber – soweit ich beim Überfliegen sehe – das Schwuchtel-Thema zielgerichtet umgangen wird.

    Dabei kann einen der bloße Satz „die Zahlen derer unter den Fußballfans, die dies Wort (nur dies Wort) gern in den Mund nehmen, ist Legion.“ doch schon zu hübschen Assoziationen verleiten (ist der Wortgebrauch „Legion“ in solchen Zusammenhängen vielleicht irgendwann von mir übernommen worden?) Allerdings, ohne die Fußballszene näher zu kennen, „Ich sähe euch jedenfalls lieber händchenhaltend am Spielfeldrand“ würde ich denn doch eher ins Reich der Utopie verweisen. Dazu müssten wahrscheinlich erst die wirklichen Leistungsträger des Fußballs, nämlich die Fußballerinnen, das öffentliche bild dieses Sports dominierend. Trainerin und Spielerin händchenhaltend am Spielfeldrand, daran würde wohl niemand Anstoß nehmen und das könnte dann beispielgebend sein.

    Manchmal wirkt das Unbewusste beim Schreiben mit, und ich überlegte soeben, wie ich auf die 30 Jahre kam. Und dies ist es wohl: Es erschien damals das revolutionäre Aufklärungsbuch „Sexfront“ von Günter Amendt auf dem Markt, und darin befand sich ein Foto von einer Gruppe von vier oder fünf Fußballern, die sich auf dem Spielfeld in die Arme fallen, mit dem bezeichneten Untertitel: „Homosexuelle Orgie“.

    Es bricht sich das homoerotische Motiv also jenseits aller Abwehr und Diskriminierung gerade auch in solchen männerbündischen Zusammenhängen in spontaner Begeisterung Bahn.

    http://www.fluter.de/de/jungsundmaedchen/buecher/2088/

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