Leserbriefe und Leserdaten

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

gerade aktuell: Im Zusammenhang mit der Hoeneß-Affäre erreichen mich wieder viele Zuschriften von Leserinnen und Lesern, die ich nicht veröffentlichen kann, weil sie quasi anonym eingesandt wurden. Ich schreibe „quasi anonym“ und meine damit Mails, die sehr wohl einen Klarnamen enthalten, mitunter auch einen Namen und einen Wohnort, so wie veröffentlichte Leserbriefe in der FR signiert sind. Solche Zuschriften darf ich laut Presserecht dennoch nicht veröffentlichen – oder nur in solchen Fällen, wo Sie mir durch eine frühere Einsendung und Veröffentlichung, bei der Sie sich ausreichend identifiziert hatten, noch bekannt sind.

Grundsätzlich gilt: Bitte geben Sie immer Ihre vollständige Adresse an, wenn Sie einen Leserbrief hereinreichen, am besten sogar mit Telefonnummer (optional). Erst dann sind die Bestimmungen des Presserechts erfüllt, erst dann habe ich mich hinreichend Ihrer Identität versichert und darf Ihre Zuschrift veröffentlichen. Es handelt sich dabei um eine Maßnahme, die Schwindeleien mit Fremd-Idenditäten erschweren soll.

Nun kommen gern zwei Einwände:

1. Sie sind Abonnentin/Abonnent und gehen daher davon aus, dass Ihre Adresse in unserem Haus ohnehin bekannt sei. Das ist aber nur teilweise richtig. Unserer Abonnentenverwaltung sind diese Daten selbstverständlich bekannt – müssen sie ja, schließlich wird Ihnen ja täglich eine Zeitung zugestellt -, aber die Abonnentenverwaltung gehört zum kaufmännischen Teil unseres Hauses, nicht zum redaktionellen Teil. Ich als Mitglied der FR-Redaktion habe keinen Zugriff auf diese Stammdaten, und das ist auch richtig so. Das ist eine Maßnahme zum Schutz Ihrer Daten. Daher reicht es auch nicht, wenn Sie mir Ihre Kundennummer hereinreichen – damit kann ich schlicht nichts anfangen. Es mag ein bisschen lästig sein, aber es geht nicht anders: Bitte Leserbriefe immer mit voller Adresse einsenden.

2. Manchmal höre ich den Einwand, dass ich ja auch Blog-Kommentare in der Print-FR veröffentliche, die nicht einmal mit Klarnamen gepostet wurden. Das ist richtig, aber erstens kenne ich die wahren Identitäten der meisten Blog-Kommentatorinnen und -Kommentatoren, und zweitens hinterlassen die Userinnen und User bei jedem Kommentar, den sie auf dem FR-Blog schreiben, auch ihre IP-Adresse, die rein rechtlich der postalischen Adresse analog zu sehen ist: Mittels dieser IP-Adresse – einer Nummer, die einem Computer zugeteilt wird – lassen sich auch anonyme User notfalls identifizieren. Und da sie diese IP-Adresse automatisch hinterlegen, sind die Anforderungen des Presserechts gewahrt, und ich darf solche Zuschriften auch in der Print-FR veröffentlichen.

Wie Sie zum Online-Leserbriefformular auf FR-online.de kommenGrundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, mir Leserbriefe zukommen zu lassen: Einmal per Brief/Fax/Mail an meine täglich in der FR veröffentlichte Adresse und einmal via Online-Leserbriefformular – siehe links. Dieses Formular, das Sie unter jedem Artikel auf FR-online.de finden, fragt alle benötigten Adressdaten ab. Füllen Sie bitte alle Felder korrekt aus, wenn Sie wollen, dass Ihre Zuschrift veröffentlicht wird. Es gibt Leser, die schreiben da „Bruno Mustermann“ rein, „Geht sie nichts an“ oder „Meine Daten gebe ich im Netz nicht raus“. Bei allem Verständnis für ein gesundes Misstrauen: Ohne diese Daten darf ich Ihre Zuschrift nicht veröffentlichen. Und wenn Sie mir per Direkt-Mail schreiben, denken Sie bitte ebenfalls daran. Wenn Sie sich per Post oder Fax bei mir melden, geben Sie in aller Regel ja auch Ihre Adresse preis.

Es gibt noch einen weiteren Weg, der immer wieder gern genutzt wird, um mir Leserbriefe zu schicken, aber der ist nicht optimal: das Kontakt-Formular auf FR-online.de, zu finden am Fuß unserer Website gleich neben „Impressum“. Dieses Kontaktformular ist eigentlich für Fragen an die Redaktion gedacht. Den Empfänger in unserem Haus können Sie aus einem Rollmenü auswählen. Auch „Leserbriefe“ steht da zur Auswahl – und wird mitunter aus Ratlosigkeit gewählt im Vertrauen darauf, dass ich solche Zuschriften schon weiterleiten und kanalisieren werden. Was ich auch tue. Nur: Wenn eine solche Zuschrift als Leserbrief gemeint ist, wird die Sache aufwändig.

Warum? Nun, schauen Sie sich das Formular einmal an – siehe Screenshot rechts. Sie sehen sofort: Es werden Name und E-Mail abgefragt als notwendige Angaben – aber schon die Angabe der Telefonnummer ist optional, d.h. nicht zwingend erforderlich. Um eine Leserfrage zu beantworten, sind die abgefragten Daten natürlich ausreichend. Als Grundlage für eine Veröffentlichung der Zuschrift als Leserbrief aber nicht. Und leider wählen viele Leserinnen und Leser diesen Weg, weil sie nicht lange auf FR-online.de nach dem Artikel suchen wollen, zu dem ihr Leserbrief passt.

Ich habe dann die Qual der Wahl: Versuche ich, mit dem Leser / der Leserin Kontakt aufzunehmen, um ihn / sie zu „verifizieren“? Oder halte ich mich an jene Zuschriften, die alle Anforderungen bereits erfüllt haben und die ich daher ohne weiteren organisatorischen Aufwand problemlos veröffentlichen kann? Ich glaube, diese Frage beantwortet sich von selbst, oder? Leserbriefe, die auf dem Weg über das Kontaktformular kommen, haben daher schlechte Karten. Meine Bitte an Sie wäre daher: Schreiben Sie mir lieber eine einfache Mail, statt dieses Kontaktformular zu benutzen. Eine Mail, in der Sie natürlich alle Daten, um die es hier geht, mitliefern: Name, Straße, PLZ, Wohnort und gern, aber nicht notwendigerweise auch ihre Telefonnummer. Da ich aber hin und wieder telefonisch Kontakt zu Leserbriefautorinnen und -autoren suche, um beispielsweise offene Fragen zu klären oder Kürzungen abzusprechen, freue ich mich immer, wenn mir die Telefonnummer unaufgefordert mitgeliefert wird.

Zum Schluss noch ein Punkt, der wöchentlich auftaucht: Leser wünschen, dass Ihre Zuschrift nur anonym veröffentlicht wird. Das ist grundsätzlich möglich, wenn mir trotzdem alle Adressdaten bekannt sind. Es gibt durchaus Gründe, aus denen heraus ein Leserbrief nachvollziehbar anonym veröffentlicht werden sollte – meist wenn der Autorin / dem Autor durch die Veröffentlichung Nachteile entstünden, etwa bei der Arbeit. Niemand will, dass Ihnen wegen eines Leserbriefs beispielsweise der Jobverlust droht. Trotzdem: Auch in diesen Fällen, die wie alle anderen absolut diskret behandelt werden, müssen mir die Daten zur persönlichen Identifzierung vorliegen.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Ihr Bronski
FR-Leserbriefredaktion / FR-Blog

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6 Kommentare zu “Leserbriefe und Leserdaten

  1. Nein, Bronski, das mit der IP-Adresse stympt so mitnichten. Die IP meines privaten Rechners lautet 192.168.2.102, die meines Rechners an der Arbeit wechselt täglich im Adressbereich 10.26.6.xxx. Damit können Sie herzlich wenig anfangen, denn die sind nur im hauseigenen Netzwerk gültig, es sind private Adressen. Die externe, d.h. die öffentliche Adresse für den Internetzugriff wird von Netzanbieter dem jeweiligen Router zugeteilt, entweder fest oder temporär. Dahinter können sich beliebig viele Rechner befinden, d.h. sie können über die IP-Adresse keinesfalls eine Person sicher identifizieren, sondern nur einen Standort.

    Mit den in die Formulare eingegebenen Namen und Adressen verhält es sich ähnlich. Wenn ich dort irgendeinen Namen unter einer willkürlich gewählten realen Adresse angebe und eine halbwegs plausible Mailadresse, dann werden Sie das kaum überprüfen. Schließlich kann ich auch einen Brief per Schneckenpost mit einem falschen Absender versehen. Wenn Sie konsequent sein wollten, müßten Sie jeden Absender vor einer Veröffentlichung der Zuschrift erst einmal verifizieren, um rechtlich abgesichert zu sein. Das hat zu Papierbriefzeiten niemand getan, und zu Zeiten der Elektropost passiert es auch nicht.

    Wie oft versucht eigentlich jemand Bronski – Nun gut, wer bist du denn? – zu verifizieren?

  2. @ Eva K.

    Das stimmt im Wesentlichen schon so, wie ich es oben geschrieben habe. Es geht ja auch zunächst nur um die rechtliche Dimension. Dass Schwindeleien niemals auszuschließen sind, versteht sich von selbst. Was meinen Sie, wie oft gesperrte User versucht haben, unter Angabe erfundener Mail-Adressen doch einen Kommentar zu posten?

    Es ist mit dem nötigen Aufwand sehr wohl möglich, Teilnehmer zu identifizieren. Dass ich diesen Aufwand nicht fahren werde, versteht sich von selbst; damit wären unter Umständen selbst Geheimdienste überfordert, wenn solche Kommentare aus einem Firmennetzwerk oder einem Internetcafé gepostet werden. Aber solche würde ich mir auch nicht aussuchen, um sie als Leserbriefe zu veröffentlichen – und es geht ja hier nur um Leserbriefe und die juristischen Voraussetzungen für Ihre Veröffentlichung.

    Sie, liebe Eva, sind übrigens mitnichten mit der IP-Adresse online, die sie oben nennen, sondern immer hübsch mit einer, die mit 79 beginnt. Ich bin sicher, dass ich allein mit dieser Information Ihre Identität herausfinden könnte, wenn ich sie nicht schon kennen würde.

  3. @Bronski: Sind Sie sicher, daß ich jetzt unter einer 79er-Adresse schreibe? Sie können auch nicht ohne Nachforschung beim Provider unterscheiden, ob der jeweilige Beitrag von einem Rechner geschrieben wurde, der hinter einem DSL-Router im Internetcafé oder hinter einem DSL-Router in der Privatwohnung nebenan steht. Hinter dem Router aber können zwischen 1 und n Rechner stehen, die sich den Zugang teilen. Mit den oben genannten IP-Adressen kann ich übrigens schon deshalb nicht online sein, weil das sog. private Adressen sind, die werden im öffentlichen Netz nicht geroutet.

    —–
    Joern Engmann
    Der Erlrouter

    Wer routet so spät durch Nacht und Wind?
    Es ist der Router, er routet geschwind!
    Bald routet er hier, bald routet er dort
    Jedoch die Pakete, sie kommen nicht fort.

    Sie sammeln und drängeln sich, warten recht lange
    in einer zu niedrig priorisierten Schlange.
    Die Schlangen sind voll, der Router im Streß,
    da meldet sich vorlaut der Routingprozeß
    und ruft: „All Ihr Päckchen, Ihr sorgt Euch zu viel,
    nicht der IP-Host, nein, der Weg ist das Ziel!“

    Es komme gar bald einem jeden zu Gute
    eine sorgsam geplante und loopfreie Route.
    Des Netzes verschlungene Topologie
    entwirr‘ ich mit Dijkstras Zeremonie.
    Der Lohn, eine herrliche Routingtabelle,
    dort steh’n sogar Routen zu Himmel und Hölle.

    Vergiftet der Rückweg, das Blickfeld gespalten,
    mit RIP wird die Welt nur zum Narren gehalten.
    Doch OSPF durchsucht schnell und bequem
    mein ganz und gar autonomes System.
    Für kunstvolle Routen, das vergesst bitte nie,
    benötigt man Kenntnis der Topologie.

    Zu Überraschungs- und Managementzwecken
    durchsuch‘ ich mit RMON die hintersten Ecken.
    Kein Winkel des Netzes bleibt vor mir verborgen,
    mit SNMP kann ich alles besorgen.

    Wohlan nun, Ihr Päckchen, die Reise beginnt,
    Mit jeder Station Eure Lebenszeit rinnt.
    Doch halt, Ihr Päckchen, bevor ich’s vergesse:
    „Besorgt euch mit NAT eine neue Adresse!“

    „Mein Router, mein Router, was wird mir so bang!
    Der Weg durch das WAN ist gefährlich und lang.“

    „Mein Päckchen, mein Päckchen, so fürchte Dich nicht,
    denn über Dich wacht eine Sicherungsschicht.“

    „Mein Router, mein Router, was wird mir so flau!
    Dort draußen am LAN-Port, da wartet die MAU!“

    „Mein Päckchen, mein Päckchen Dir droht nicht der Tod,
    denn über Dich wacht ja der Manchester-Code.
    Doch halte dich fern von der flammenden Mauer.
    Die sorgt selbst bei mir noch für ängstliche Schauer.“

    „Mein Router, mein Router, wie glänzt dort voll Tücke
    der schmale und schlüpfrige Weg auf der Brücke.“
    „Oh weh! Das Netz ist mit Broadcasts geflutet.
    Ach hätt‘ ich doch niemals zur Brücke geroutet!

    Mein Päckchen, den Kopf hoch, Du musst nicht verzagen,
    an Dich wird sich niemals ein Bitfehler wagen.“

    Schnell wie der Wind geht die Reise nun weiter
    durch helle und funkelnde Lichtwellenleiter.

    „Mein Päckchen, mein Päckchen, willst Du mit mir gehen?
    Die Wunder des Frame-Relay-Netzes ansehen?“

    „Mein Router, mein Router, ja hörst Du denn nicht,
    was die WAN-Wolke lockend mir leise verspricht?“

    „Glaub mir, mein Päckchen, im LAN, da entgeht
    Dir sowieso Lebens- und Dienstqualität.
    Reise nur weiter ganz ruhig und sacht
    Quer durchs ATM-Netz mit FRF.8 .“

    „Mein Router, mein Router, man hat mich verführt,
    zerlegt, verschaltet und rekombiniert!“

    „Mein Päckchen, das macht nichts, nun sparen wir viel,
    ein VPN-Tunnel, der bringt Dich ans Ziel.

    DiffSERV und TOS-Feld, merk‘ Dir die Worte,
    die öffnen zu jedem Router die Pforte.“

    Finster der Tunnel, die Bandbreite knapp,
    wie schön war die Backplane im eigenen Hub.
    Am Ende des Tunnels: Das Päckchen ist weg,
    vernichtet vom Cyclic Redundancy Check.
    —–

    Was die gesperrten Benutzer betrifft, die dennoch ihren Senf abladen wollen, so ist deren Identifizierung meist keine große Sache. Die haben ja ihren üblichen Schreibstil, den sie auch unter einer Fake-Identität kaum ablegen. An ihren Worten sollt ihr sie erkennen. Nach meiner Identität brauchen Sie übrigens nicht über den Provider nachzufragen, da reicht eine einfache Kugelsuche. Ich stehe zu dem, was ich öffentlich äußere, mein „Pseudonym“ ist eher ein – wenn auch nicht wirklich eindeutiges – Signet.

  4. @ Eva K.

    Ich weiß. Nein, jetzt sind Sie mit einer 80.er-Nummer angemeldet.
    Noch einmal zur Wiederholung: Es ging mir vor allem darum, den juristischen Hintergrund der Veröffentlichung von Leserbriefen zu erklären. Dassdie Juristerei manchmal realitätsfern ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Eine vollständige Verifikation von Autorenidentitäten ist auch schon bei Briefen unmöglich, die mit der Post eingesendet werden. Diese vollständige Verifikation fordert das Recht aber auch gar nicht, sondern nur eine weitgehende. Ist also in Ordnung so.

    Zu dem Gedicht: Sind Sie sicher, dass Sie die Rechte daran haben, so dass Sie es hier veröffentlichen dürfen?

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