Nimm Geld, viel Geld, sehr viel Geld. Tu 24 Männer und eine Frau hinzu, pack den Deckel auf den Topf und lass die Mischung eine Weile gehen. Was wird das Ergebnis sein, wenn Du den Deckel wieder herunternimmst? Drei Antworten zur Auswahl: a) Korruption. b) Viel Korruption. c) Sehr viel Korruption.

Dass die Fifa ein Sumpf von Korruption ist, ahnen kritische Geister schon seit langem. Seit 1991 machte der Weltfußballverband mit Sitz in der Schweiz immer wieder Schlagzeilen. Zurzeit ist der Verband in der Krise, nachdem die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Präsidenten Sepp Blatter aufgenommen hat. Davor waren es die Vergaben der Fußballweltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und an Katar, die von Verdachtsmomenten begleitet waren, dass da im Hintergrund Geld geflossen sein muss — denn wer, der bei Vernunft und Verstand ist, wird ein solches Großereignis des Leistungssports an einen Wüsten-Zwergstaat vergeben, der weder eine Fußball-Infrastruktur noch eine respektable Nationalmannschaft hat, dafür aber sommerliche Höchsttemperaturen von 45 Grad und mehr?

Nun bekamen alte Vorwürfe neue Nahrung, dass es auch bei der Vergabe der WM 2006 an Deutschland nicht mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Der „Spiegel“ berichtete groß — und der deutschen Fußball-Lichtgestalt Franz Beckenbauer droht eine Fifa-Sperre. Der Deutsche Fußballbund dementiert den vermuteten Stimmenkauf, aber das muss er natürlich auch, schon allein aus juristischen Gründen. „Bis heute ist ungeklärt“, schreibt FR-Autor Jan-Christian Müller in seinem FR-Leitartikel, „weshalb der inzwischen verstorbene neuseeländische Abgeordnete Charles Dempsey in der Stichwahl nicht zugegen war und somit den Auftrag seines ozeanischen Verbandes, für Südafrika zu stimmen, ignorierte.“

Dazu als Gastbeitrag ein längerer Leserinbrief von Dagmar Schön aus München.

Man hält uns für blöd!

Von Dagmar Schön

Wer noch immer glaubt, dass es sich beim Profi-Sport incl. Fußball um irgendetwas Seriöses handelt, ist genauso verlogen wie die Funktionäre, die sich auf jede mögliche Weise und wann immer es geht – auch wenn es nicht gehen dürfte – bereichern. Die Sportler, die mit Anabolika und anderen Drogen den Platz an der Spitze und damit Ruhm und Reichtum anstreben oder die Schiedsrichter, die Spiele verscherbeln, sind auch nicht besser.

„Gesund“ sind weder Hochleistungssport noch Profi-Fußball. Körperlich und psychisch gesund ist beides nur, wenn es ohne berufliche Ambitionen im Sportverein oder am Wochenende mit Freunden betrieben werden.
Blatter und Armstrong sind nicht „besonders böse Typen‘“, sondern die adäquaten Protagonisten der Geld- und Ruhmgier-‘Kultur‘ im Sport.

Das Letzte, was wir als Menschheit brauchen, sind Kämpfe jeglicher Art, selbst wenn man sie nur „Wettkämpfe“ nennt. Wir haben davon – ganz offensichtlich – schon genug auf der Welt. Wir brauchen individuell und kollektiv Tätigkeiten, die die empathischen und poetischen Fähigkeiten der Menschen fördern und zum Ausdruck bringen. Verlesung von Gedichten oder philosophischen Sentenzen am Ende der Nachrichten – statt der Bundesligaergebnisse – könnten ein erster kleiner Schritt in diese Richtung sein.

Nach den Spiegel-Veröffentlichungen wird erst wieder einmal geleugnet auf Teufel komm raus. Wie immer. Schlimmer als die Bestechungen ist auch hier wieder die Demonstration der Verantwortlichen durch ihr Leugnen, für wie blöd man uns, die Bürger, hält.

Warum soll 2006 der Vertreter Neuseelands „einfach so“ die Abstimmung über den Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft verlassen, wenn das Abstimmungsergebnis anders gewesen wäre, als das tatsächlich festgestellte, wenn selbst bei seiner Enthaltung Südafrika und nicht Deutschland gewonnen hätte?
Weil dieser Neuseeländer ein völlig selbstloser Fan Deutschlands war? Noch einmal: Für wie blöde hält man uns?

Solange es bei Fußball und Sport um großes Geld, viel Macht und weltweites Ansehen geht, wird sich nichts ändern. Wie könnte man ändern, dass es darum geht? Indem die Berichterstattung darüber nur noch in Spartensendern stattfindet und die Ergebnisse keinesfalls Erwähnung in den Nachrichtensendungen der Öffentlich-Rechtlichen finden.

Sehr hilfreich hierfür wäre es auch, einen Vorschlag von Prof. Hans-Peter Dürr, langjähriger Heisenberg-Kollege und Ehrenbürger Münchens, für die Olympischen Spiele umzusetzen: Die angereisten Athleten erfahren erst durch Verlosung am Tag vor der Austragung einer Disziplin, wer in einer bestimmten Disziplin antritt. Wenn die olympischen Spiele so durchgeführt werden würden, würde wahrscheinlich sogar ich sie mir ansehen. Auf einem Spartenkanal.

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17 Kommentare zu “Man hält uns für blöd!

  1. Professionelle Sportwettkämpfe sind Unterhaltungsveranstaltungen, die die Zuschauer unterhalten sollen und mit denen die Beteiligten (möglichst viel) Geld verdienen wollen. Sie haben in dieser Funktion die Zirkusse abgelöst.
    Dagegen ist erstmal nicht viel einzuwenden. Wer da dem wieviel Geld gibt, ist doch dem Zuschauer erstmal egal.
    Das Problem ist nur, dass der Staat mit kräftiger Unterstützung der Medien es dabei nicht belässt. Es sind zum Teil staatliche Veranstaltungen geworden, gefördert vom Staat, aufgeladen mit nationalen Symbolen. Der Profisport wird zu einem nationalen Ereignis überhöht. Statt dem „Einzug der Gladiatoren“ erschallen die Nationalhymnen. Dann geht es nicht mehr um Unterhaltung sondern um Moral. Wer käme auf die Idee im Zirkus Dopingproben zu nehmen? Dabei könnte man viele olympische Wettbewerbe ohne weiteres im Zirkus zeigen.
    Vor der Wende mussten wir uns jedesmal, wenn ein Westdeutscher Sportler verlor, anhören, dass der Wettbewerb unfair sei, weil unsere Amateure gegen Staatsbeamte antreten. Die meisten Olympiateilnehmer sind heute Staatsangestellte. Der zuständige Minister fordert Medaillen. Wer nicht erfolgreich ist, wird erst in den Medien fertig gemacht und danach entlassen.

  2. Ich habe erst mal etwas gegen den ersten Satz von Dagmar Schön. Ich widerspreche heftig,dass alle diejenigen, die noch an etwas Seriöses im Sport glauben, „verlogen“ sind. „Naiv“ ließe ich gelten.
    Ich glaube sogar, dass z.B. beim FC Darmstadt,
    aufgestiegen in die 1.Liga, noch einige Spieler dabei sind, seriös zu sein.
    Sie werden erst später, weiter oben, „verdorben.“

    Aber ist es nicht überall so, wo es um das „große Geld“ geht, der Anständige immer der Dumme ist ? In der Politik, der Wirtschaft und schließlich auch im Sport ?
    Das Abzuschaffen, hieße zuerst den Menschen abzuschaffen, so wie er sich heute gibt.
    Eine unlösbare Aufgabe.

    Der Fall „FIFA“ wird geiöst. Wie? Schaun mer mal, dann sehn ma weiter.

  3. Dieser Skandal um das Sommermärchen zeigt einmal mehr wie Dämlich sich intelligente Menschen verhalten können. Nach dem ersten Verdacht einfach das Kaufen der Wahlstimmen mit dazugehörigen Empfängernamen zugeben und die Geschichte hätte sich nach 2 Tagen erledigt. Jetzt werden noch Wochenlang, mit Recht, Lügner an den Pranger gestellt und verlieren Renommee und Posten. Wie heißt es so schön?
    Lügen haben kurze Beine!!!

  4. Dagmar Schöns Kritik an den mafiösen Zuständen nicht nur im Fußball ist zunächst berechtigt.
    Leider wird sie dann unglaubwürdig , weil sie die Mißverhältnisse sofort benutzt für eine in linken Kreisen häufig vorzufindende , grundsätzliche Sportfeindlichkeit , die sich vor allem am Wettbewerb aufhängt.

    Da wird dann zwischen den Zeilen davon ausgegangen , der Mensch sei ein an sich friedfertiges Wesen , dem man nur „philosophisches “ vortragen müsse , und schon verbessere sich die Welt.

    Völlig falsch , der Mensch trägt sie in sich , jede/r Einzelne , die kriegerischen , die kämpferischen Seiten , von Natur aus.
    Ein brauchbarer Umgang damit ist möglich , aber nicht durch Verleugnen , sondern durch einen vernünftigen Umgang damit.Und genau an dieser Stelle leistet der Sport – auch der Spitzensport – sehr viel. Er ist eine Zivilisierung des Wettbewerbs , er lebt von Fairness und von dem Umstand , daß der Verlierer nicht nur am Leben bleibt , sondern sogar seine Würde behält , ich würde sogar so weit gehen , dem Sport eine pazifizierende Wirkung zu bescheinigen, auch und gerade in seiner wettbewerbsorientierten Form.

    Die pauschale Sportfeindlichkeit hingegen ist rückwärtsgewandt und zivilisationsfeindlich.

  5. @DH

    Zunächst: Ja, die zivilisatorische Bedeutung des Sportes kann man so sehen und akzeptieren. Das ist die Idee der Ritualisierung von kriegerischen Auseinandersetzungen. Dieses Konzept ist in „linken Kreisen“ jedoch akzeptiert und willkommen.

    Wo aber sehen sie eine „Sportfeindlichkeit“ linker Kreise?

    Da würde ich doch eher vermuten, daß es eine „organisationsfeindlichkeit“ oder „Hierarchiefeindlichkeit“ gibt, die sich dagegen wehrt, diese Ritualisierung wiederum den Gesetzen der Hierarchie und des Kapitals zu unterwerfen, um erneut aus dem friedlichen Wettstreit denselben Profit abzuschöpfen, den vormals nur die kriegerischen Auseinandersetzungen hervorbrachten.

    Es sei denn, Sie weiten den Begriff der Ritualisierung auch auf die Funktionäre aus, deren Macht- und Gewinnstreben auch aus der realen Politik ausgegliedert werden soll.

    Dem steht aber die Untrennbarkeit von Geld und Macht entgegen, aus dem folgenden Grunde:

    Der ritualisierte Wettstreit erfährt seine friedensspendende Wirkung daraus, daß es um nichts materielles geht und also Sieg und Niederlage ohne konkreten Nachteil bleiben.

  6. @BvG

    Meiner Erfahrung nach trifft man links recht häufig auf Leute , die einen ganz pauschalen Hass auf den Sport an sich haben , der vor allem persönliche Gründe hat und gar nicht so weit kommt , sich weitergehende Gedanken zu machen.
    Aber wie gesagt , „häufig“ , es gibt auch viele Linke , die neutral oder offen zum Sport stehen , und Kritik an den Verhältnissen ist ja schließlich wichtig .
    Sie haben Recht , es wird immer versucht werden , den Sport zu kommerzialisieren , insbesondere Zustimmung zum letzten Satz , geht der Sport dabei zu weit , gefährdet er sich in seiner Existenz.
    I

  7. @ DH, #4,6, BvG, #5

    Grundsätzlich sehe ich es ähnlich wie DH.
    Allerdings meine ich, dass der Begriff „Sportfeindlichkeit“ nicht das Wesentliche des Problems trifft.
    Solche Art von Kritik taucht ja immer dann auf, wenn es um Sportveranstaltungen internationaen Charakters mit nationaler Beteiligung geht. Wobei den Kritikern die Sportveranstaltung ziemlich egal ist. Da schauen sie ja gar nicht zu – wie ja auch Dagmar Schön deutlich macht.
    Ich weiß nicht, wie oft ich anlässlich von Fußballspielen der Nationalmannschaft von Leuten, die sich für „kritisch“ halten (ob „links“, weiß ich nicht so genau), gehört habe, dass auf jeden Fall die Deutschen verlieren sollten. Es versteht sich, dass sie nichts zur Spielweise der Deutschen hätten sagen können und auch nicht wüssten, was ein Abseits ist.
    Das hat nun mit „Sportfeindlichkeit“ bestenfalls indirekt zu tun, ist vielmehr Ausdruck eines gestörten Verhältnisses zur eigenen Nation. Wenn ich hier in Frankreich so etwas äußern würde, würde man mir den Vogel zeigen – zurecht.
    Denn auch das ist eine Form des Nationalismus, nur eben mit negativem Vorzeichen, und dazu auch Ausdruck von Intoleranz. Denn wer den eigenen nicht die Freude über ein gewonnenes Spiel gönnt, wie kann der das dann anderen zubilligen?
    Woher solche Haltungen kommen, liegt auf der Hand. Nur dass eben solche Leute bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit auf halbem Wege stecken geblieben sind, noch nicht zur Klärung des eigenen Verhältnsses durchgedrungen sind und deshalb auf alles ablehnend bis aggressiv reagieren, was irgendwie mit Nation zusammenhängt.

    Die beste Widerlegung ist m.E. das, was im „Sommermärchen“ tatsächlich geschehen ist: der Nachweis, dass man hierzulande nicht nur gastfreundlich ist, dass man sich auch mit anderen mitfreuen kann, selbst, wenn die eigene Mannschaft verloren hat. – Und so soll es auch sein.
    Deswegen sollte man hier auch säuberlich trennen zwischen dem Verhalten von Funktionären und dem von Zuschauern und dem Sport an sich.
    Das positive Ergebnis bliebe selbst dann, wenn sich die Korruptionsvorwürfe bestätigen würden. Das wäre bestenfalls ein Beleg dafür, dass es in einem durch und durch korrupten System ohne Angleichung an solches Verhalten gar nicht geht.
    Von dem Verhalten eines Armstrong, der zum Zweck der Vertuschung ohne Skrupel Ruf und soziale Existenz von Freunden zerstört hat, ist das noch meilenweit entfernt.

    „Wir brauchen individuell und kollektiv Tätigkeiten, die die empathischen und poetischen Fähigkeiten der Menschen fördern und zum Ausdruck bringen. Verlesung von Gedichten oder philosophischen Sentenzen am Ende der Nachrichten – statt der Bundesligaergebnisse.“ (Dagmar Schön)

    – Solche Äußerungen zeigen m.E., dass Frau Schön von beidem nichts versteht. Sonst wüsste sie, dass diese „poetischen Fähigkeiten“, eines ganz bestimmten Rahmens, einer bestimmten Atmosphäre bedürfen.
    Sie sollte einmal versuchen, ihr Lieblingsgedicht auf der Frankfurter Buchmesse vorzutragen, umgeben von tönenden Lautsprechern und flanierenden Menschen ringsum. – Was da von ihren „poetischen Fähigkeiten“ noch übrig bliebe?
    (Ich habe übrigens solche Beobachtungen gemacht und auch selbst Lesungen in Frankfurt und Leipzig gehalten.)

  8. @Werner Engelmann

    Stimmt , das mischt sich gerne mit einer grundsätzlichen , antideutschen Grundeinstellung. Allerdings gibt es selbstverständlich keine Pflicht zum Patriotismus (das nur als allgemeine Klarstellung , nicht an Ihren Kommentar gerichtet).

    Beim „Sommermärchen“ , das man ruhig wörtlich verstehen darf , bin ich etwas zwiegespalten .
    Die Korruptionsvorwürfe passen ins Bild , ich hatte schon seinerzeit , das Gefühl eines aufgesetzten „Event“-Charakters .
    Allerdings nur bei deutschen Spielen , der „Projekt“-Trainer Klinsmann , das hysterische Jubel-Gekreische um jedes mittelmäßige Ergebnis der deutschen Mannschaft , alles irgendwie künstlich.
    Ganz anders hingegen die gelassene Stimmung bei anderen Spielen , das hat dann schon Spaß gemacht und war auch ehrlich so gemeint.

  9. @Engelmann#7

    Hier ein humanistischer „Salto mortale“:

    Dem entspricht das Bedürfnis des Menschen nach dem „Wahren,Schönen und Guten“.

    Da dieses jedoch auch finanziert werden muß, kann man beim Schönen und Guten vielleicht ein paar Abstriche machen, beim Wahren aber nicht.

  10. @DH

    Der „Eventcharakter“, also die geplante und gelenkte Stimmung, tut ja dem wirklich empfundenen Ereignis schon einigen Abbruch. Es ist in Ihrem Sinne nur noch künstlich.

    Insgesamt wird die „nationale (lokale) Identifikation“ im Sport sehr überhöht und wird irgendwann auch schädlich und bedenklich. Schlimmer noch: Sie wird zum Argument erhoben, noch dazu zum hohlen und widerlegten Argument.

    In den Vorgängen des „Sommermärchens“ wird deutlich, daß bestimmte Funktionäre ein erhebliches Problem damit haben, nicht „Weltmeister“ zu sein, und dieses „nichtmeisterhafte wegen mangelnder sportlicher Leistungsfähigkeit“ durch unlautere (finanzielle) Mittel kompensieren wollen. Dies gilt für einzelne Sportler (Doping), für nationale Komitees (finanzielles Doping) und andere Interessengruppen (politisches Doping).
    Der Wettbewerb wird dadurch unsportlich, daß er durch Geld, nicht durch Leistung gewährleistet wird(siehe Formel 1).

    Herr Engelmann betont zutreffend, daß zum sportlichen Wettstreit auch das Verlierenkönnen und das Akzeptieren der Leistung des Gegners gehört.

    Die friedensspendende Qualität des Sports wird eben nicht durch Triumph, sondern durch generöses Unterliegen gewährleistet und durch die menschliche Größe, den Sieg nur als bedingt und zufällig zu betrachten.

    Diese sportliche Größe fehlt denjenigen Funktionären, die den Sieg unbedingt erzielen wollen, und dazu auch sportfremde Mittel einsetzten. Sie sind daher im Kern unsportlich und haben im sportlichen Geschehen nichts verloren. Mit ungleichen Mitteln wird niemals ein Vergleich erzielt, also auch kein Sieg.(Achilleus).

  11. @ @DH, #8

    „Allerdings gibt es selbstverständlich keine Pflicht zum Patriotismus.“
    – Stimmt. Genauso wenig, wie es eine Pflicht gibt, Sportereignisse zu konsumieren, die man nicht mag.Deswegen gibt es ja auch den Ausschaltknopf.

    BvG, #9

    „Da dieses jedoch auch finanziert werden muß, kann man beim Schönen und Guten vielleicht ein paar Abstriche machen, beim Wahren aber nicht.“
    – Soll das nun heißen, dass das „Wahre“ sowie durch den Heilligen Geist über uns kommt und daher das alles nicht braucht?
    Zustimmung hinsichtlich keine „Abstriche“, vor allem, wenn man seine „Wahrheit“ lediglich aus eigenen Befindlichkeiten produziert (gegenwärtig „Ängste“ genannt, siehe „Pegida“).

    „Diese sportliche Größe fehlt denjenigen Funktionären, die den Sieg unbedingt erzielen wollen, und dazu auch sportfremde Mittel einsetzten. Sie sind daher im Kern unsportlich und haben im sportlichen Geschehen nichts verloren.“
    – Schön gesagt. Bleibt nur die Frage nach anderen Mitteln.

  12. @Engelmann#11

    Wie schön, wir versteh’n uns!
    Der Einwand war erwartbar.

    Kramen Sie in der philosophische Kiste:

    Das „Wahre“ ist nicht relativ, wiewohl zu erstreiten.
    Das „Schöne“ ist relativ, weil dem Geschmack anheim gegeben.
    Das Gute ist relativ, weil dem Erreichbaren anheim gegeben.

    Es heißt:“Dem Wahren, Schönen und Guten“

    Sehen Sie dies als bedingte Abfolge oder als gleichwertige, korrespondierende Bedingungen?

    Eine wesentliche Frage, denke ich.

  13. @7 W. Engelmann
    „Wobei den Kritikern die Sportveranstaltung ziemlich egal ist.“
    Ich habe den Eindruck, dass es den Zuschauern auch nicht um die sportliche Veranstaltung geht. Wenn ich gerne Fussball schaue, schaue ich auch Fussball, wenn es nicht um die Weltmeisterschaft geht. Wenn es um den Sport ginge, blieben die Zuschauer auch wenn „ihr“ Team uneinholbar hinten liegt. Den Zuschauern geht es um das Gewinnen. Sie fühlen sich als Sieger, obwohl sie selber nichts dazu beigetragen haben. Den bescheidenen Beitrag durch Schreien oder Grölen vernachlässige ich mal. Gruppendynamische oder massenpsychogie Effekte spielen hier die grosse Rolle.

    „Wenn ich hier in Frankreich so etwas äußern würde, würde man mir den Vogel zeigen – zurecht.“
    Haben Sie die Abschiedsfeier der französischen Fussballnationalmannschaft vor der Weltmeisterschaft in Japan / Südkorea im Stade de France gesehen? Diese Mischung aus Arroganz, Pathos, Kitsch und Nationalismus war unerträglich. In dieser Richtung sollten wir uns ausnahmsweise mal nicht an Frankreich orientieren.
    Die französiche Mannschaft hat bei der Rugby-Weltmeisterschaft gerade eine grosse Niederlage erlitten.
    Wurde dabei die französiche Nation demütigt, wie die Presse meint? Wenn ja, war das eine friedensstiftende Massnahme? Die sogenannte friedensstiftende Wirkung des Sports ist doch eine unbewiesene Behauptung, der am Sport viel Geld (zum Teil auch Steuergeld) verdienenden Funktionäre.

    „Denn wer den eigenen nicht die Freude über ein gewonnenes Spiel gönnt, wie kann der das dann anderen zubilligen?“ Kennen Sie einen deutschen Fussballfreund, der sich über einen Sieg der niederländischen Mannschaft freut?

    Der Sport ist doch der letzte Bereich, in dem man seine nationalistischen Gefühle austoben darf. Hier ist Nationalismus noch politisch korrekt.
    Ein deutscher Sportmoderator hat mal ein Spiel zwischen Deutschland und Italien so kommentiert, dass die FR am nächsten Tag über Volksverhetzung schrieb. Das hat seiner Karriere aber nicht im geringsten geschadet.
    Da lobe ich mir den inzwischen wohl vergessenen Heinz Maegerlein, der darauf bestand, dass Georg Thoma die Goldmedaille gewonnen hat und nicht Deutschland oder die deutschen Zuschauer.

    Bevor ich jetzt zum Sporthasser abgestempelt werde: Ich betreibe man ganzes Leben Sport (Basketball, Marathon, Floorball, Radsport) und ich schaue mir auch Sportveranstaltungen an. Ich bin jedes Jahr bei der Tour de Suisse und nächstes Jahr bei der Tour de France. Nur beim Fussball schlaf ich ein.

  14. @BvG

    Genau richtig , nicht zu triumphieren gehört unbedingt dazu , folgerichtig gelten Sportler schnell als unsympathisch , die es dennoch tun , zumindest bei der Mehrheit der Sportfans.

  15. @ BvG, #12

    O.K. Einverstanden mit der Erklärung.
    Vor der Antwort auf die neue Frage sollte man erst noch ein bisschen schlafen.

  16. @Engelmann
    oT (ohne Themenbezug)

    Wissen Sie, was echt entspannend ist?

    Daß in diesem Blog die Frühvögel den Nachteulen nicht mehr vorwerfen, unnormal zu sein, was ja die Nachteulen den Frühvögeln auch nie vorgeworfen haben.

  17. Sehr peinlich heute wieder die pseudoreligiöse Aufmachung der „Champions League“ in der Methodik des kläglichen „Herr der Ringe“ Klamauks.

    Je verlogener, desto bombastischer.

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