Wir hatten uns vor einer Weile hier schon einmal mit der von Teilen der deutschen Politik gewollten Renaissance der Atomenergie auseinandergesetzt. Ich möchte diese Diskussion nun noch einmal angehen, um zu einem gemeinsamen Text der Netz-Detektive zu kommen, der am 24. August veröffentlicht werden soll. Wir haben also etwas Zeit. Meines Erachtens sollten wir uns auf zwei Aspekte konzentrieren:
1. Energiesicherheit – das Hauptargument der Kernenergie-Befürworter. Ich erinnere mich an die Aussage des früheren Ministerpräsidenten Filbinger, dass, wenn das KKW Wyhl nicht gebaut würde, in Baden-Württemberg die Lichter ausgehen würden. Wyhl wurde verhindert, die Lichter brennen heute noch.
2. Zukunftssicherheit – das Hauptargument der Kernenergie-Gegner, abgesehen vom Risiko eines GAUs auch in Deutschland und Ergebnissen von Studien zur Häufung von Krebsfällen bei Kleinkindern im Umkreis von KKWs. Vor allem gibt es weltweit bisher kein einziges Endlager, in dem der strahlende Atommüll lange genug sicher gelagert werden könnte. Aktuell will Bundesumweltminister Sigmar Gabriel die Sicherheitsanforderungen für ein solches Endlager in Deutschland verschärfen: Atommüll müsse für mindestens eine Million Jahre lang sicher eingeschlossen sein, und die Aufbewahrungsbehälter sollen so stabil sein, dass die Abfälle mindestens 500 Jahre lang nicht austreten können. Hohe Hürden!
Rückblick: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Gerede von der billigen Atomkraft eine Mär ist. Derzeit erzeugen die deutschen KKWs billig Strom, weil sie steuerlich abgeschrieben sind, doch die Kosten für Forschung, Bau, Rückbau und Endlagerung werden dabei nicht berücksichtigt. In die kerntechnische Forschung sind von 1974 bis 2007 24 Milliarden Euro geflossen. Die Atomruinen Wackersdorf und Kalkar haben 9 Milliarden gekostet. Die Sanierung des früheren Uran-Abbaugebiets Wismut 7 Milliarden. Betrieb und Stilllegung des Atommüllagers Morsleben kostete 1,2 Milliarden. Abriss und Endlagerung Greifswald: 3,7 Milliarden. Und so weiter, im Detail nachzulesen hier.
Fazit 1: Die Kernenergie ist nicht billig.
Reaktorbetrieb und CO2-Ausstoß: Beim Reaktorbetrieb selbst entsteht zwar kein Kohlendioxid, doch wenn man die gesamte Prozesskette von der Förderung des Uranerzes an einbezieht, stößt ein KKW ein Fünftel bis ein Drittel der Emissionen eines Gaskraftwerkes aus. Auf der Seite „Deutschlands Informationspotenziel für Erneuerbare Energien“ ist zu lesen: „Die Oxford Research Group veranschlagt 56 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Strom allein für Produktion und Entsorgung des Brennstoffs. Hinzu kommen 28-66 Gramm CO2 durch den Bau und den Rückbau der Atomkraftwerke. Die Kohlendioxidemission von Atomkraftwerken hängt außerdem wesentlich vom Energiemix des Uran-Herkunftslandes ab. Würde der Brennstoff für deutsche Kernkraftwerke beispielsweise aus Südafrika importiert, läge der CO2-Ausstoß bei 126 Gramm pro Kilowattstunde Atomstrom (Fritsche, 2007). (…) Fritsche (2006) hat berechnet, dass ein deutsches Kernkraftwerk mit 1250 MW Leistung und einer Betriebszeit von 6500 Stunden pro Jahr etwa 250.000 Tonnen CO2 emittiert.“
Fazit 2: Die Kernenergie ist nicht CO2-arm.
Die Kernenergie ist politisch nicht mehr gewünscht. Jedenfalls wenn man nach den Vereinbarungen zum Atomausstieg geht, die unter Rot-Grün in Gesetzesform gegossen wurden und die auch im Koalitionsvertrag der großen Koalition stehen. Trotzdem taucht die Forderung nach einem Ausbau der Kernenergie auch in Deutschland wieder auf, insbesondere nachdem auf dem G8-Gipfel klar war, dass Deutschland mit seinem Atomausstieg ziemlich allein auf weiter Flur steht. Jetzt pumpt das Bundesbildungsministerium wiederum mehrere Millionen zusätzlicher Euro in die Atomforschung, genauer: in die Sicherheitsforschung neuer Reaktortypen. Dabei geht es um Schnelle Brüter mit nahezu geschlossenem Brennstoffkreislauf und um neue Hochtemperatur-Reaktoren. Der Reaktor-Experte des Öko-Instituts Darmstadt, Michael Sailer, nennt diese Reaktortypen der vierten Generation „Papierreaktoren“. Zudem waren Schnelle Brüter in der Vergangenheit in Deutschland politisch ebenso wenig durchsetzbar wie Wiederaufbereitungsanlagen.
Nach den jüngsten Störfällen hat selbst in Frankreich nun eine Diskussion über die Kernenergie eingesetzt. Bei uns hingegen scheinen die Versuche, eine erneute Diskussion loszutreten, vor allem politisch motiviert. Ich erinnere an gewisse Äußerungen von Bundeswirtschaftsminister Glos, aber auch vom wahlkämpfenden Bayern Huber. Die Vermutung scheint nahe zu liegen, dass dahinter extrem kapitalstarke Interessen der Energiewirtschaft stecken. Es ist wohl kaum nur Zufall, dass die erneute Diskussion mit aufwändigen Werbekampagnen des Deutschen Atomforums zusammenfällt. Die Stromkonzerne haben gute Drähte zur Regierung, und natürlich liegt ihnen daran, ihre abgeschriebenen Reaktoren so lange wie irgend möglich weiter laufen zu lassen.
Dabei scheint die Mehrheit der Deutschen weiterhin gegen die Kernenergie zu sein. Bleibt die Frage, warum sie die Stromkonzerne nicht einfach mit ihrer Wirtschaftsmacht zum Umsteuern zwingen. Jeder einzelne Konsument kann heutzutage zertifizierten Ökostrom beziehen, er muss nur den Anbieter wechseln. Ist es nur Trägheit?
Im Atomkonsens ist der langsame Ausstieg geregelt. Es bliebe genug Zeit, die Energieversorgung Deutschlands auf andere Füße zu stellen, nicht zuletzt, um die Grundlast zu sichern, die stets zur Verfügung stehen muss. Die nötigen Pläne liegen längst in den Schubladen. Ein Trend zeichnet sich dabei ab: Weg von zentralen Großkraftwerken hin zu zu dezentraler, regionaler Energieversorgung – so haben Block-Heizkraftwerke von den bisherigen konventionellen Kratwerken die beste CO2-Bilanz – und hin zu einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Aber auch die Steigerung der Energieeffizienz gehört dazu.
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PS: In diesem Thread geht es nun darum, einen Text zu erarbeiten. Eine Wiederholung von Argumenten, die bereits im Thread „Störfall Atomenergie“ geliefert wurden, ist nicht nötig, allenfalls können einzelne Passagen, die eurer Meinung nach unbedingt in den Text einfließen sollten, per copy and paste hier hereinkopiert werden. Natürlich ist es auch möglich, der Einfachheit halber auf einzelne Kommentare des früheren Threads zu verlinken.
Die Argumente liegen auf dem Tisch. Wir brauchen jetzt einen konkreten Einstieg.
Nun, da gibt es noch weit mehr zu sagen:
2008 wird zu Rekordjahr beim Stromexport
http://www.focus.de/politik/schlagzeilen?day=20080809&did=886581
Stromversorgung bis 2020 gesichert
http://www.heise.de/tp/blogs/2/114120
Jagt endlich diesen korruptdämlichen Politiker aus Bayern zum Teufel!
usw.usf.
Grenzwert-Management?
Asse-Lauge könnte „verpanscht“ worden sein
http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18431
„Der Staat haftet, falls etwas schief geht“
Atomkritische Christdemokraten erinnern an versteckte Kosten des Atomstroms
http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18433
20.000 Kubikmeter radioaktive Lauge in Bergwerken versenkt
http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18434
Die stetige Erdwärme zum großen Teil aus der natürlichen Radioaktivität. Wenn man, wie die Politiker es sich anmaßen, auf 250 000 bis 1 000 000 Jahre vorausdenkt, darf man das natürliche radioaktive Material nicht abbauen und in kurzer Frist verbraten. Es ist nämlich die Fußbodenheizung der Welt.
Der einleitende Text enthält eine Reihe von Ungereimtheiten bzw. auch ganz einfach Andeutungen, die auf falsche Ideen hinauslaufen.
Das Argument der „teuren Forschung“. Ein Großteil der genannten Beträge war Grundlagenforschung. Auch die heutige Sicherheitsforschung ist Grundlagenforschung. Die dort erhaltenen Erkenntnisse stehen anschließend für eine beliebige Zahl von Reaktorbauten zur Verfügung. Wenn man nur anschließend nur eine Handvoll Reaktoren baut, dann ist die Forschung, bezogen auf den Ertrag, tatsächlich teuer. Hätte man 100 Reaktoren gebaut, wäre das anders gewesen, die Forschung, auf den Ertrag bezogen, billig gewesen.
Wenn diese Forschung unternommen wurde, man aber anschließend, weil es eine weitgehend auf Hysterie basierende Bürgerbewegung gegen den Einsatz der Atomkraft gab, kaum Atomkraftwerke baute, so ist es ein starkes Stück, dies der Technologie insgesamt anzukreiden.
Ebensowenig sind Kalkar und Wackersdorf teure Ruinen deshalb, weil sie zu teuer wurden, sondern wegen einer politisch zur Irrationalität verführten Masse, die zu Maßnahmen bereit waren, die von Blockade bis sogar hin zur Sabotage reichten, was diese Bauprojekte dann zum Stopp brachte. Das der Atomkraft und ihrer angeblichen Teuerkeit anzulasten, ist wirklich ein starkes Stück.
Wenn ich das also richtig verstanden habe, brauche ich, wenn ich was gegen die Windkraft habe, nur (mit möglichst vielen Kumpels) mit einer Säge, Sprengstoff o.ä. durchs Land zu ziehen und die Anlagen zu sabotieren, um anschließend dann, wenn Wiederaufbau der Anlagen, Polizeimaßnahmen usw. enorme Summen Geld verschlungen haben, zu verkünden: Windkraft ist einfach zu teuer. Genau so ist stellt sich mir der Sachverhalt bei der Atomkraft dar, von Kalkar über Gorleben bis zu den Castor-Transporten: Die Gegener machen es durch eine Vielzahl konzertierter Aktionen teuer, und benutzen dies anschließend als Argument dagegen…
Das Fazit 1 von Bronski ist also vollkommen richtig, daß der Einsatz von Atomkraft in D(!) viel zu teuer ist, alleine schon wegen der hier notwendigen Polizeimaßnahmen, stattfindenden Verschleppungen durch Bürgerinitiativen usw. Mir liegt nur daran festzustellen, daß dies nicht an der Technologie selber liegt.
Was das CO2 bei der Uranförderung/aufbereitung angeht, sowie das gern gehörte Argument, auch Uran wäre ein begrenzt vorhandener Rohstoff: Die sog. Brüterreaktoren stellen MEHR Brennstoff her, als sie SELBER VERBRAUCHEN. Damit wird auch klar, warum sie „politisch nicht durchsetzbar“ sind. Nehmen sie doch den zahlreichen Gegnern obige zwei Lieblingsargumente weitgehend weg.
Kurz, was den Verweis auf Krebsrisiken angeht… Die Technologien Kohle, Gas und Öl verursachen EIN VIELFACHES an Gesundheitssschäden, ja sogar Toten (Interessieren eigentlich explodierende Pipelines in Nigeria mit hunderten von Toten hierzulande eigentlich jemanden). Da erscheint mir die besondere Besorgnis angesichts der Kernkraft irrational.
Ein letztes noch: es ist natürlich reichlich naiv, sich sein Weltbild zur Kernkraft rein über Quellen aus der Stromindustrie formen zu lassen. Sein Weltbild zur Kernkraft aber durch das zu formen, was man bei „Deutschlands Informationsportal für Erneuerbare Energien“ lesen kann, oder durch das, was „Experten“ von Ökoinstituten von sich geben, halte ich für ebenso fahrlässig. Lobbyorganisationen sind immer schlechte Quellen.
Natürlich ist mir klar, daß mein Beitrag für den beabsichtigten Text nichts beiträgt, weil er dem wohl gewünschten Tenor des Textes wohl widerspricht. Es wäre dennoch schade, wenn er zensiert würde.
Ich habe mir die links der ersten Kommentare angeschaut und ich bin entsetzt! Wie kann man auch nur daran denken an der Kernkraft festzuhalten oder noch schlimmer 100 weitere zu bauen nur um die Ausgaben der Forschung auf noch mehr Atommüll zu verteilen?!
Insbesondere dem max möchte ich ans Herz legen sich die links anzusehen.
Da mag man garnicht daran denken daß noch andere Nationen wie Italien wieder Kernkraftwerke bauen wollen. Die kommen ja nicht mal mit ihrem Hausmüll zurecht!!!
Da sitze ich nun vor meiner Brieftasche und zähle die Cents, die von meiner wirtschaftlichen Macht als Verbraucher übriggeblieben sind.
Diese werde ich nun rücksichtslos für mich behalten.
Bislang habe ich jahrzehntelang eine Bundesregierung, eine Landesregierung, eine Kreis- und Stadtverwaltung unterstützt, Wissenschaftler, Schulen und Bürgerinitiativen finanziert und Stromkonzerne, Bergbau und Ölwirtschaft am Leben gehalten. Aber sie alle haben meine Fragen nicht beantwortet und meine Probleme nicht gelöst, haben keine Zukunft gesichert und keine Umwelt gerettet.
Deshalb werde ich nun das Licht ausschalten, die Cents fest in meiner Hand behalten und einfach warten, bis sie alle verhungert sind.
Zu Max Wedell: „Die sog. Brüterreaktoren stellen MEHR Brennstoff her, als sie SELBER VERBRAUCHEN.“ Herrlich, endlich funktioniert das Pertuum Mobile!
Belgien und Niederlande hatten sich aus reinen Kostengründen aus Kalkar zurückgezogen, bevor es die Demo von 1977 gab. Das war die einzige Großdemo gegen Kalkar.
Und es war keine Sabotage als es in Kalkar brannte. Der Brandt wurde von vorbeifahrenden Schiffen gesehen und gemeldet. Die Feuerwehr wurde zunächst einmal abgewiesen. Soweit zur Sicherheit!
Eigentlich ist alles bereits, und manches davon mehrfach gesagt worden, und muß nicht nochmals wiederholt werden. Befürworter wie Max Wedell lassen sich durch kein Contra-Argument von ihrer Befürworter-Position abbringen. Da wird Gorleben, mit der gleichen Betreiberfirma wie Asse, als sicheres Endlager gelobt. Selbst wenn es gelänge, dieses momentan „sicher“ einzurichten – wer garantierte dann die „sichere“ Zukunft für die nächsten 250.000 Jahre? Wir brauchen auch nicht mit Toten durch die höchst fahrlässige Erdölförderung in Nigeria hausieren zu gehen – im gleichen Land wird Uran genauso fahrlässig gefördert. Und wir hatten unsere eigenen Kollateralschäden im Uran-Bergbau: Wismut! Aber alles schon xmal durchgekaut, und Betonköpfen wie Wedell nicht zu vermitteln. Leute wie er glauben wahrscheinlich auch, man müßte Schußwaffen erlauben, weil man ja Stichwaffen auch nicht verbietet.
Wenn wir unser Kapital und unsere Fähigkeiten, in einer konzertierten Aktion auf
– Einsparung
– Effezienz und
– erneuerbare Energien
– dezentrale Erzeugung (Wirkungsgrad!!!)
setzen, ist nicht nur uns, der Mitwelt, sondern auch unserer Wirtschaft damit geholfen. Mit der entwickelten Technik läßt sich dann die Erfolgbilanz der auf diesen Gebieten tätigen Unternehmen fortschreiben, Arbeitsplätze sichern, den Menschen viel Geld einsparen, Gesundheit schützen und Leben verlängern, und und und.
Nur eines wird damit natürlich nicht geschafft: die Taschen der Vorstände und Kapitalseigentümer der Großkonzerne zu füllen.
Interessant, das zu beobachten ist, das sich inzwischen auch die großen Vier der EVUs zunehmend für die Techniken der erneuerbaren Energiegewinnung interessieren und kleine und mittlere Unternehmen zukaufen.
Herr Wedell, ich garantiere Ihnen, ein weiterer Störfall wie Tschernobyl hier in Europa, und kein Hahn würde mehr nach Atomkraft krähen.
Eine Frage noch an CSU-Bayern-Fans zum Schluß:
Verfügt Erwin Huber über solch umfangreiches geologisches Grundwissen, um ein Endlager auf bayerischem Gebiet auszuschließen?
@Fladung,
Tschernobyl ist ja erstmal nur ein Geschehnis, dieses oder ein Wiederholungsfall muß, damit man es bewerten kann, analysiert werden. Wie der Bürger dann darüber denkt, hängt davon ab, was diese Analyse (durch Medien, Politiker, Lobbyisten) ihm so alles erzählt, auch wie sie seine Ängste instrumentalisiert. Leider ist da die Verführbarkeit in die Richtung einer ungerechtfertigten Ablehnung, wie die Vergangenheit zeigte, recht hoch. Warum das so ist, ist vielleicht ein Thema der Humanpsychologie.
Ich würde übrigens aber nicht unbedingt als Atomkraftbefürworter gesehen werden wollen. Atomkraft halte ich, auch unter Einbeziehung aller Begleitumstände, zwar nach wie vor für die ökonomischste Methode der Energieerzeugung, wenn aber jeder auf der Welt nur das ökonomisch sinnvollste macht, dann finden Anstrengungen, die technisch machbare Alternativen erkunden, nicht oder nur gebremst statt. Man sollte jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist und die Anti-Stimmung nun mal geschaffen ist, wodurch auch immer, und auch nicht so schnell zu beseitigen ist, die Chance nutzen, im Interesse der Menschheit ökonomisch günstigere Alternativen zu entwickeln… etwas anderes bleibt uns ja im Angesicht der Stimmungslage gar nicht übrig (außer die Hände in den Schoß zu legen und dann den Atomstrom anderer zu kaufen, vielleicht wird es auch darauf hinauslaufen).
@ Max, # 4
Hier werden keine Beiträge zensiert. Nur wenn sie nicht zum Thema sind, werden sie nicht zugelassen.
Es gibt keine zweckfreie Grundlagenforschung. Vielleicht gab es sie zu Zeiten von Otto Hahn und Lise Meitner mal, ich weiß es nicht. (Damals wurde Grundlagenforschung geleistet, nicht erst in den 70er Jahren.) Doch selbst bei Projekten der Teilchenphysik wie CERN, die meilenweit von jeder praktischen Nutzung entfernt sind, steht die Frage im Hintergrund, ob nicht die Antimaterie dereinst, irgendwann einmal, genutzt werden kann. Hinsichtlich der Forschungsgelder für die Kernenergie reicht für mich der erkennbare politische Wille, diese Form der Energiegewinnung nutzbar zu machen, um die Gelder als Kosten der Kernenergie anzurechnen. Und wenn derzeit der Ausstieg aus der Kernenergie doch eigentlich beschlossene Sache ist, wieso werden dann jetzt wieder Forschungsgelder für Kernreaktoren der Zukunft bewilligt?
Gewiss war die Stimmung in den 70er Jahren eine ganz andere heute, beseelt von einem blochschen Machbarkeitsdenken und von Technikbegeisterung. Heute sind wir zunehmend technikkritisch, je mehr uns von Technik abgenommen wird. Ich denke, hier hat sich grundlegend etwas geändert. Medien, Politik usw. haben daran sicher mitgewirkt, aber für so dumm, wie die Menschen deiner Einschätzung nach sind, so dass sie sich leicht manipulieren lassen, halte ich sie nicht. Hier ist über Jahrzehnte eine Einschätzung der Atomenergie gewachsen, die sich von der der 70er Jahre unterscheidet. Mit guten Argumenten, wie ich finde.
Mal gaanz was anneres:
Wenn es möglich wäre, daß ein Mensch sagte, er würde doch lieber keine Strahlung in seinem Garten haben wollen und die Betreiber der Atomkraftwerke sagen könnten: ‚Ok, dann machen wir das so!‘, dann gäbe es kein Problem um Wissen oder Unwissen, Manipulation oder Entscheidung.
Sie können es aber nicht, Max, sie können es nicht.
Und deshalb, lieber Max, müssen sie mich fragen, ob sie ein Atomkraftwerk bauen dürfen.
Sie tun es aber nicht,Max, sie tun es nicht.
Max Wedell, # 9: Jetzt kommen Sie wieder mit „Bewertung und Analyse“, bei einem GAU. Lesen Sie mal „Die Wolke“, von G. Pausewang, und sagen Sie mir dann, wo Sie hier „Analyse und Bewertung“ unterbringen wollen? Aber Sie meinen ja, daß ein Störfall wie in Tschernobyl hier nie und nimmer passieren könnte. Nie und nimmer? Alles supersicher? Forsmark – alles im Griff, oder jetzt die total harmlosen Störfälle in Trigastin – kann ja mal passieren? Und, gesetzt den Fall, ihre „ökonomische“ Rechnung ginge auf – was ist mit der Ökologie, auch zu vernachlässigen?
Wir erinnern uns: jahrelang war es gute bäuerliche Tradition, aus ökonomischen Gründen die anfallende Gülle auf die Felder auszubringen, auch, wenn z.B. der Salat schon fast abgeerntet werden konnte – bis dann mal jemand nachfragte, ob hier nicht ökologisch fatales getan wurde. Keime hafteten an den Blättern, konnten durch „kalt waschen“ nicht entfernt werden und wurden dann mitgegessen. Und der Nitrat-Eintrag machte sich irgendwann auch in den Grundwasser-Werten der Wasserwerke bemerkbar, wo dann wieder, durch Filterung, Beimischung und andere aufwändige Maßnahmen, nicht allzu „ökonomisch“ die vorgeschriebenen Grenzwerte erreicht zu werden versucht wurde.
Fragen Sie mal Eltern leukämiekranker Kinder, welche in der Nähe eines AKWs wohnen, ob sie nicht lieber Windräder oder ein Biogas-BHKW in der Nähe hätten, obwohl derzeit der „ökonomische“ Atomstrom – noch! – einige Cent billiger geliefert wird. Und fahren Sie auch mal ins Wendland, wo alle Bürger ganz geil auf ein Endlager sind, dessen Kosten für Errichtung und laufenden Betrieb inzwischen auf einen zweistelligen Milliarden-Betrag geschätzt werden. Und jetzt singen alle: Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld? Die EVUs hätten es, aber richten soll es der Staat und somit der Steuerzahler, damit auch der Atomstrom künftig schön(gerechnet) billig bleibt.
Das Ganze ist so absurd, da fällt mir nur noch ein Bonmot ein:
Noah sagt: „Nach mir die Sintflut“.
Wenn zukünftig unsere Energieversorgung mit der Atomkraft gesichert werden soll, ist abzusehen, dass in trockenen Sommern das Licht ausgeht, weil dann die Kühlung nicht mehr gewähleistet wird. Niedrige Wasserstände haben schon vor ein paar Jahren in Frankreich zu Import von Strom geführt. Wenns aber keine andere Gewinnung elektrischer Energie mehr gibt, kann auch kein Strom in Trockenzeiten geliefert werden. Da nützt es mir auch nichts, dass bei mir der Strom aus der Steckdose kommt.
@10, für die mehrfache Verwendung des Wortes „Zensur“ entschuldige ich mich ausdrücklich, die Moderation in diesem Forum wird meiner Erfahrung nach sehr verantwortungsbewußt wahrgenommen.
Was die Forschung angeht: Ist es denn ausgeschlossen, daß die Erkenntnisse und auch technisch verwertbaren Endergebnisse nicht vielleicht auch für einen „Einsatz“ im Ausland beabsichtigt sind? Wenn Strommanager zum Schluß kommen, daß der Weltmarkt (ohne D) für Atomenergie zukünftig ein boomender Markt sein wird, in dem man langfristig viel Geld verdienen kann, dann kann man sicher doch auch über Lobbyarbeit usw. die Politiker motivieren, Forschungsgelder locker zu machen, die den Wissensvorsprung und damit Wettbewerbsvorteil Deutschlands sichern helfen. Daß dieser Wissensvorsprung auch in D zur Anwendung kommen muß, sehe ich nicht so zwangsläufig.
Zur Stimmung: Vergleichen wir doch D und F. Die Atomkraft ist die gleiche (von der Technik her). Die Menschen sind die gleichen (von ihrer Psyche her). Die Stimmung ist extrem unterschiedlich. Die Frage ist, warum. Ist das vom Himmel gefallen?
Aber ich bin eigentlich gegen solche Diskussionen. Denn die Stimmung in D ist nicht „reparierbar“, sie ist, wie sie ist, und das auf eine lange Zeit… damit müssen wir leben. Die Versuche, die Möglichkeit für mittelfristige Atomkraft in D wieder zu reaktivieren, machen auf mich einen halbherzigen Eindruck, wäre das CO2 nicht dazwischengekommen, hätten sie wohl gar nicht stattgefunden. Ich sehe auch bisher ganz konkret nur die Wünsche nach Laufzeitverlängerungen, die Investitionen für Neubauten sind so hoch, daß niemand sie bei der genannten Stimmungslage riskieren wird.
@12, „Die Wolke“ werde ich garantiert NICHT lesen, erwarten Sie denn wirklich, daß es rein gar keine Autoren auf der Welt gibt, die nicht in einem fiktiven, d.h. 100%-ig erdachten Geschehen, in einem Science-Fiction-Roman also, einen herbeifantasierten GAU so ausschmücken können, daß auch der letzte Leser sagt: Au weia, sowas möchte ich nicht erleben. Glauben sie wirklich, solche Bücher könnten einen ernstzunehmenden Erkenntniswert haben? Nach dem Motto lesen sie doch den Thriller „Verschollen im Bermudadreieck“, dann werden sie danach auch die sofortige Einstellung allen Flugverkehrs in der dortigen Region fordern. 😉
Nein, ich habe eine viel interessantere Lektüre für Sie, nicht über einen fiktiven GAU, sondern EINEN REALEN GAU. Lesen Sie einmal das Kapitel über Tschernobyl im Buch „Medienmärchen“ von Burkhard Müller-Ullrich. Ein Text, den ich eigentlich jedem, der hier so gern das Wort „Tschernobyl“ im Munde führt, wärmstens empfehlen kann. Er zeigt auf, was ich mit „Art und Weise der Analyse“ meinte und warum diese wichtig ist.
Die Eltern leukämiekranker Kinder, welche in der Nähe von AKW’s wohnen, können im Gegensatz zu den Eltern leukämiekranker Kinder, welche nicht in der Nähe von AKW’s wohnen, natürlich in ihrer persönlichen Sicht das AKW dafür verantwortlich machen. Ein für die Atomtechnik relevantes Problem sehe ich erst dann, wenn Wissenschaftler einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Leukämie und AKW beweisen können. Ansonsten ist ein Fall von Leukämie in der Nähe eines AKW’s nicht bedauerlicher als ein Fall von Leukämie tief im Schwarzwald, beide sind sehr bedauerlich. Es wird aber auch keiner die Abschaffung des Schwarzwaldes fordern, nur weil es dort Leukämiefälle gibt.
mich würde mal interessieren wie sich das verhältnis der finanziellen investitionen für die forschung in die kernenergie gegenüber den alternativen energien präsentiert. (gegenüberstellung)
vermutlich wäre die technische entwicklung bei alternativen energien zum heutigen zeitpunkt um einiges weiter?
oder liege ich hier falsch?
@ Wolfgang Fladung # 8
Nicht die Betreiberfirma ist die Gleiche sondern der Gutachter, der die Asse als trocken für mindestens 10000 Jahre vorhersagte ist derselbe, der Gorleben begutachtete. Mehrere andere Gutachter aber haben schon sehr frühzeitig anhand der von der Betreiberfirma DBE veröffentlichten Darstellung des Gorleben-Rambower Salzstockes diesen als Endlager für atomaren Abfall für ungeeignet erklärt. Warum jetzt noch ein Symposion in Berlin dazu abgehalten werden muss, ist mir ein Rätsel, es sei denn, es soll, wie die hiesige BI befürchtet, auf ein sicheres Deckgebirge wird ganz verzichtet. Das allerding würde den Altbundeskanzler Schmidt Lügen strafen. Der hatte dereinst seinen Beauftragten der Bundesregierung in den Landkreis Lüchow-Dannenberg gesandt mit dem Versprechen, dass der salzstock nur dann atommülltauglich sei, wenn er über ein intaktes Deckgebirge verfügt. http://www.castor.de/material/salzstock.html
@BvG,
wenn Du keine Strahlung in Deinem Garten haben willst, dann müsstest Du Dich an GOTT wenden und ihn um Beseitigung der natürlichen Strahlenbelastung bitten, da eine Umhüllung Deines Gartens auf allen Seiten mit dicken Bleiplatten nicht praktikabel ist. Manche sagen aber auch, sich an GOTT zu wenden, wäre ebenfalls nicht praktikabel. Also wirst Du mit der Strahlung in Deinem Garten auch ohne AKW leben müssen.
Die Erbauer eines AKWs würden Dich vermutlich deshalb nicht fragen, weil es in ihren Augen, und ich kann das sehr gut nachvollziehen, irrational von Dir ist, von Bauwerken, die so viel Strahlung von sich geben, daß es im Rauschen der natürlichen Strahlung völlig untergeht, zu verlangen, daß deren Strahlung = NULL ist. Wäre jetzt mein Erklärungsversuch.
@ Max Wedell # 19
Da ist sie wieder, die Behauptung, dass dort wo es Atomkraftwerke gibt keine natürliche Strahlung gibt. Solche Totschlagargumente müssen also die Befürworter dieser Technologie jetzt schon anführen.
@max
Ob einer irrational ist, entscheide ich schon selbst,Max.
Im übrigen ist es leichter, mit Gott über seine Fehler zu sprechen, als einem AKW Betreiber seine eigene Fehlbarkeit nahezubringen.
Es ist sinnlos, sinnlos, sinnlos, einem AKW und Atomkraft-Befürworter irgendwie rational beizukommen. Max Wedell zeigt, das er Beiträge nur partiell wahrnimmt, d.h. er blendet den Rest, z.B. die Endlager-Problematik, aus. Drum ist es müßig, weiterhin rational argumentieren zu wollen – es bringt nichts. Egal, die Zukunft wird es weisen, und, wie ich befürchten muß, leider in der falschen Richtung.
Es ist ein Grundproblem, und jetzt werde ich esoterisch, oder hysterisch, oder sonstwas: Männer neigen dem Thanatos zu, dem Todestrieb, und Frauen dem Eros, dem Lebenstrieb. Hätten Frauen das Sagen, und bitte jetzt nicht Maggie Thatcher und Indhira Ghandi anführen, dann sähe die Welt, und die Energiepolitik, anders aus.
Ein Atomkraftwerk ist für mich nicht anderes als die Motorhaube eines Ferrari – ein Symbol für den zu kleinen Penis desjenigen, der nie aus seiner Pubertät herausgekommmen, jetzt so schön „wumm, wumm, wummm“ machen kann.
Was sind all die Machtspielchen, die wir derzeit erleben, Anderes, als die Spielchen von Männchen, die am Pissoir stehen, und sagen, „Ätsch, ich hab‘ den Größeren“?
@BvG:
In dem Fall allerdings auch wirklich gefährlich.
Ich bin jetzt in mich gegangen, und nachdem ich wieder aus mir herausgefunden habe – Max, es wird dich nicht wundern -, entscheide ich, dass der Text, den ich in einer Woche in der FR veröffentlichen möchte, kritisch mit der Atomenergie umgehen wird. Ich finde die Argumente der Gegner bei weitem überzeugender als die der Befürworter, gerade wenn es um Nachhaltigkeit, schonenden Umgang mit Ressourcen, um saubere Energiegewinnung und die Perspektive auf die Zukunft geht.
Ein wesentlicher Aspekt für mich bleibt dabei, dass wir anscheinend zu wenig generationenübergreifend denken. Ist ja auch klar, wir brauchen die Energie jetzt. Über „Kollateralschäden“ wie die Leukämiefälle in der Umgebung von KKWs, Max, magst du süffisant hinweggehen; wärst du betroffen, sähe das vermutlich auch für dich ganz anders aus.
@20, das ist aber jetzt ein Mißverständnis von Deiner Seite aus. Ich habe BvG’s Post #11 so verstanden, als daß er meint, er könne seinen Garten von Strahlung freihalten, wenn es keine AKW’s gäbe, und ich habe ihm gesagt, daß dies nicht möglich ist. Es ist MIT AKW’s ebensowenig möglich wie ohne.
@22, Ich schrieb weiter oben: „Atomkraft halte ich, auch unter Einbeziehung aller Begleitumstände, zwar nach wie vor für die ökonomischste Methode der Energieerzeugung…“ und meinte mit „Begleitumständen“ natürlich auch die Endlager“problematik“, die ich somit mitnichten ausblende. Es gibt hier nur zwei Ungerechtigkeiten, die diese „Problematik“ ständig als problematischer aussehen lässt als sie ist:
1. Lange Zeit krähte kein Hahn nach der „Endlagerproblematik“ anderer Technologien. Stattdessen sah die „Endlagerpraxis“ weitverbreitet eingesetzter Energieerzeugungsmethoden so aus, daß die gesundheitsschädlichen, ja teils hochgiftigen Abfallprodukte in rauen Mengen in die Atmosphäre gepustet wurden, sich in der gesamten Biosphäre ablagerten, wobei unsere Lungen ein Teil dieser Biosphäre sind, mit zigtausenden, über die Jahrzehnte und weltweit gerechnet sicher Millionen darauf zurückzuführenden Toten. Dies kümmerte jedoch nur wenige. Eine jetzt mögliche Alternativtechnologie, die Kernkraft, erzeugt nicht nur DRASTISCH weniger Abfall, sondern der mengenmäßig weit geringere Abfall kann auch noch so gesammelt werden, daß er kompakt und eben nicht verteilt über die ganze Welt an einem sicheren Punkt gesammelt werden kann. Ich halte das für einen großen Fortschritt.
2. Bronski hat es doch weiter oben beschrieben… man hat es in D „kompromisslosen“ Atomkraftgegnern in die Hand gegeben, die Sicherheitsanforderungen für die Abfalllagerung zu definieren. Anschließend wundert man sich, daß die Endlagerfrage deshalb ständig „problematischer“ wird… Mich wundert wirklich, daß Gabriel nur eine Million Jahre nimmt, warum nicht eine Milliarde Jahre? Dann hätte er doch, was er mit solchen Blödsinnsanforderungen bezweckt, nämlich den Einsatz der Technologie vollends unmöglich gemacht. Das beabsichtigt er doch, und verkauft es uns als „Sorge um die Menschheit“. Das ist ähnlich wie bei der Kostenfrage… man tut sein bestes, um es teuer zu machen, und lastet es am Ende der Technologie an.
@Bronski, #24
Den Sarkasmus, der sich in meinem Kommentar über die Leukämiefällen eingeschlichen hat, hätte ich mir nie erlaubt, wenn ich Anlaß hätte zu glauben, es gäbe tatsächlich Leukämiefälle, die „Kollateralschäden“ des Einsatzes der Kernkraft sind. Es gibt aber keinen! Selbst die neuen Studien, die eine statistische Häufung von Leukämiefällen im Umkreis von AKW’s diagnostizieren, die Du erwähntest, würden es nie wagen, einen Zusammenhang zu behaupten (sie schließen ihn sogar auf der Basis heutiger klinischer Erkenntnisse über biologische Auswirkungen durch Niedrigstbelastungen AUS). Sie sagen ausdrücklich, daß sie einen Zusammenhang nicht sehen, da a) das Phänomen auch durch ganz natürliche statistische Ungleichverteilungen erklärt werden kann, und b) die Strahlenbelastungen im Umkreis von AKW’s sowie die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse über Auswirkungen von Niedrig-Belastungen einen Zusammenhang ausschließen. Ich finde es daher leider unverantwortlich, wenn ein Journalist in einer Situation, in der die meisten Menschen ohnehin schon das Fazit der Studie überlesen und nur die Headline „Häufung von Leukämie im Umkreis von AKW’s“ lesen, die dadurch entstandende völlig falsche Stimmung noch dadurch anheizen, daß sie von „Kollateralschäden“ reden, d.h. eigenmächtig einen Zusammenhang konstruieren, den die Studie gar nicht behauptet.
Was den Text angeht… schöner wäre es natürlich, würde man einfach versuchen, neutral die Argumente gegeneinanderzustellen, aber ich sehe ein, daß dies nur schwer möglich ist. Sogenannte „Argumente“ gegen die Atomkraft sind an jeder Ecke massenhaft abzugreifen, Argumente dafür oder Argumente, die die Gegen“argumente“ entkräften, benötigen hingegen mittlerweile einen ziemlichen Rechercheaufwand und auch einen beträchtlichen Einarbeitungsaufwand in physikalische Themen; ein großer Teil der wissenschaftlichen Community hat ja inzwischen aufgegeben, die Stimme der Vernunft zu erheben, weil es KEINEN ZWECK hat. Man bewirkt einfach nichts dadurch, daß man den Menschen Dinge erzählt, die sie nicht glauben wollen. Für eine Zeitung wäre dies sogar ökonomisch schädlich.
Insofern ist Deine Entscheidung, Bronski, genau die richtige, ich würde sie an Deiner Stelle natürlich auch treffen.
Ja, Herr Wedell, lange Jahre krähte kein Hahn nach dem Endlager. Das Beispiel mit dem startenden Flugzeug und der noch nicht gebauten Landebahn ist hier recht treffend. Es wurde lustig weltweit Atommüll produziert, nach dem Motto „nach uns die Sintflut“. Ein noch nicht bestehendes Endlager für den bisherigen Müll hieße aber nicht, weiterhin lustig drauflos zu produzieren, nach dem Motto: Auf ein paar Tonnen mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an.
Natürlich handeln Menschen seit Jahrtausenden unvernünftig, angefangen von den Römern, die die dalmatinischen Berge als Rostofflieferant für ihr Galeerenholz abholzten, über die industrielle „Revolution“ des 19. Jahrhunderts, in dem bereits jede Menge Gift in Erde, Wasser und Luft abgelassen und geblasen wurde, bis heute, wo immer noch und mit vollkommen idiotischen Argumenten (Arbeitsplätze, Wirtschaftskraft, Wettbewerb usw.) um jedes Gramm CO2 und Feinstaub gefeilscht wird.
Sie lesen sich jedoch, als wenn Sie mit den Fehlern der Vergangenheit die von heute, und morgen, was die Atomkraft anbetrifft, rechtfertigen wollten. Merke: erneuerbare Energien erzeugen keinen Müll, keine Strahlung, keine Abfälle. Was soll der Vergleich mit „eine Million/eine Milliarde“? Selbst wenn die Brennstäbe in 100 Jahren in ihrer Strahlung abgeklungen wären – da leben wir alle nicht mehr und wissen daher nicht, was in der Zwischenzeit sich verändert, politisch, geologisch und sonstig.
Ja, das mit der Leukämie ist noch nicht ursächlich erwiesen bzw. mit der Nähe von AKWs in gesichertem Zusammenhang zu bringen. Wahrscheinlich alles „Einbildung“, wie die Sache mit dem Elektrosmog. Sind halt alles Sensibelchen, die auf die Segnungen der Technik allergisch reagieren.
Nur haben wir auch bis in die 90er Jahre rein geglaubt, ein Zusammenhang zwischen der Arbeit an militärischen Radaranlagen und Krebserkrankungen bestünde nicht – bis dann das Gegenteil bewiesen wurde. Was glauben Sie, was los wäre, wenn hier neutrale Untersuchungen einen Zusammenhang herstellen würden? Tausende, die umziehen würden, Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe – also macht man es wie bis vor kurzem die Tabaklobby und hält die Ergebnisse unter der Decke, fälscht diese oder beauftragt nur „neutrale“ Institute, die man selbst finanziert.
Ich selbst habe von 1969 – 1973 in unmittelbarer Nähe von 2 AKWs – Kahl und Großwelzheim gewohnt, mit meiner ersten Frau und meinem Stiefsohn. Wir alle sind an unterschiedlichen Leiden erkrankt, die alle auf Strahlung zurückgeführt werden „könnten“.
Sicherlich auch alles Einbildung.
@ Max Wedell # 25
Abs 1
Aber sicher doch, nur dass Sie dann die zusätzliche Strahlung als nicht vorhanden annehmen würden.
Abs 2
Da wird dann ausgeblendet, dass die sichere Endlagerung weiterhin nur in der Vorstellung von eingen wenigen gewährleistet ist. Dabei wird aber immerhin nur von Eignungshöffigkeit des Gorleben-Rambower Salzstockes geredet. Leider ist das für die Verwaltungsgerichte immer noch der Nachweis einer Entsorgung von Atommüll. Allerding ist mir immer noch ein Rätsel, warum die betreiber den Gorlebener Salzstock nach dem Bergrecht erkunden.
@ Werner
Ich hab dein Posting etwas geändert. Bitte keine Beleidigungen – siehe Blogregeln.
Zur Untermauerung ein paar Zitate aus der von Bronski angesprochenen Leukämiestudie des Bundesamtes für Strahlenschutz, die für die insgesamt deutschlandweit zwischen 1980 und 2003 beobachteten 5893 Leukämie-Fälle bei unter 5 Jährigen statistisch 20 Fälle innerhalb der 5km Zone erwartete, aber reale 37 Fälle zählte, eine, wie es Bronski schreibt „Häufung der Krebsfälle“, die über 23 Jahren verteilt 17 Fälle mehr als statistisch erwartet ausmacht:
„Die jährliche natürliche Strahlenexposition in Deutschland beträgt etwa 1,4 mSv, die jährliche durchschnittliche Exposition durch medizinische Untersuchungen etwa 1,8 mSv. Demgegenüber ist die Exposition mit ionisierender Strahlung in der Nähe deutscher Kernkraftwerke um den Faktor 1.000 bis 100.000 niedriger. Vor diesem Hintergrund ist nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand das Ergebnis unserer Studie nicht strahlenbiologisch erklärbar.“
[…]
„Diese Studie kann keine Aussage darüber machen, durch welche biologischen Risikofaktoren diese Beziehung zu erklären ist. Die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung wurde weder gemessen noch modelliert. Obwohl frühere Ergebnisse mit der aktuellen Studie reproduziert werden konnten, kann aufgrund des aktuellen strahlenbiologischen und -epidemiologischen Wissens die von deutschen Kernkraftwerken im Normalbetrieb emittierte ionisierende Strahlung grundsätzlich nicht als Ursache interpretiert werden. Ob Confounder, Selektion oder Zufall(!, Ausrufezeichen von mir) bei dem beobachteten Abstandstrend eine Rolle spielen, kann mit dieser Studie nicht abschließend geklärt werden.“
Ich denke, sinngemäß sollten diese Aussagen auch in dem FR-Text auftauchen, wenn die Studie dort zur Erwähnung kommt, das wäre nur fair. Anti-Atom-Texte, die diese oder andere Studien in einem kleinen Nebensatz erwähnen, a la „…, obwohl Studien eindeutig eine Häufung von Krebsfällen in der Nähe von AKWs beweisen, Punkt“ gibt es doch zur Genüge.
Es gibt auch zahlreiche, teilweise extrem aufwändig (z.B. Hiroshima/Nagasaki) durchgeführte Studien zu den wirklich teilweise erheblichen Strahlenbelastungen der Menschheitsgeschichte. Ende letzten Jahres kam im Spiegel einmal eine Zusammenfassung, im Spiegel-Archiv ist diese unter folgendem Link nachzulesen:
http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=54002273&aref=image036/2007/11/17/ROSP200704701600164.PDF&thumb=false
Für Tschernobyl wird dort von ca. 47 Toten Toten in den Aufräumtruppen gesprochen, sowie 9 Kindern, die aufgrund von Schilddrüsenkrebs durch die erhöhten Joddosen in Milch etc. starben (wobei zwei der Kinder nicht behandelt wurden und eines nicht die notwendigen Medikamente erhielt, also 3 der 9 aufgrund von medizinischem Pfusch starben). Weitere Tote sind bisher nicht auf Tschernobyl zurückführbar.
2005 fand eine abschließende Tschernobyl-Konferenz der internationalen Atomenergiebehörde in Wien statt, auf der die mannigfaltigen und intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Auswirkungen gesichtet wurden, um ein Fazit zu ziehen, aus der obige Spiegel-Zahlen stammen als die, man reibt sich die Augen, einzigen konkret zählbaren Opfer:
Konferenz-Seite:
http://www-ns.iaea.org/meetings/rw-summaries/chernobyl-conference-2005.htm
Zusammenfassung der Ergebnisse:
http://www-ns.iaea.org/downloads/rw/conferences/chernobyl/chernobyl-conf-conclusions-eng.pdf
Die Konferenz kommt weiter zum Schluß, daß von den 600.000 von erhöhter Strahlung oberhalb einer risikolosen Dosis Betroffenen möglicherweise 4000 wegen Tschernobyl noch sterben oder gestorben sein könnten. Aber das ist auch vage Vermutung, statistisch beobachtet werden konnten diese, was die Vergangenheit angeht, bisher nicht, wohl weil es im statistischen Rauschen untergeht.
Nehmen wir Hiroshima/Nagasaki. Dort gab es bei den über 86.000 Überlebenden der Feuerstürme, die sämtlich über ihre gesamte Lebenszeit genauestens gemonitort werden, bisher 777 Tote, die an Spätfolgen der Verstrahlung starben.
Da kommt dann so eine Kinderbuchautorin (Wikipedia: „Im Zeitgeist der Friedens- und Ökologiebewegung der 1980er-Jahre geschrieben wirken [ihre Bücher], nach Meinung einiger Kritiker, heute häufig überzeichnet und einseitig“), und fantasiert als Folge eines GAUs eine radioaktive Wolke zusammen (wahrscheinlich noch unter dem Eindruck der „Millionen Tschernobylopfer“, die damals durch die Ökologieszene geisterten), die in den ersten Tagen gleich mal durch ihre Strahlung 15.000 Tote verursacht! Diese Wolke, die einem AKW entstammt, welches aus physikalischen Gründen gar nicht „kettenreagieren“ kann, also auch nur in einer thermischen Überhitzung aufbricht wie Tschernobyl, hat also eine vieltausendfacher größere Strahlengefährlichkeit als die Kernexplosion der ATOMBOMBEN in Hiroshima/Nagasaki, die nicht einfach nur auseinandergebrochen sind und radioaktives Material in einer Wolke verteilten, sondern bei der eine Kettenreaktion stattfand, jeweils mitten über einer Stadt. Und so ein Mist, der die Menschen, egal ob mit politischer oder ökonomischer Absicht (Buchauflage!) oder einfach nur aus Fahrlässigkeit, in ganz unverantwortlicher Weise hysterisiert, wird auch noch verfilmt.
Was für Wirkungen solch ein Stuß-Horror-Buch hat, sehen wir ja hier an einem Beispiel im Forum… er wird tatsächlich ernstgenommen.
Herr Fladung,
erstmal, wenn Sie und ihre Frau und ihr Stiefsohn an unterschiedlichen Leiden erkrankten, so ist dies selbstverständlich keine Einbildung (wenn es sich nicht um Leiden handelt, die ein Arzt nicht nachvollziehen kann, Hypochondrie o.ä.). Worauf diese Leiden zurückzuführen sind, ist eine ganz andere Sache. Seien Sie doch mal ehrlich und schauen sie sich ein wenig im Bekanntenkreis um, ob dort nicht auch andere an verschiedenen Leiden erkrankten, ohne jemals in der Nähe eines AKWs gewesen zu sein. Mit solche einem „Da muß doch ein Zusammenhang sein“-Gefühl kann man doch wirklich nichts beweisen, obwohl ich ihnen problemlos abnehme, daß sie dieses mulmige Gefühl nun mal haben und nicht verdrängen können. Sie sind doch auch in die allgemeine Stimmung in diesem Land eingebunden, diese drängt sie geradezu in dieses mulmige Gefühl, Sie selber können nichts dafür.
Wenn die Autoren der Leukämiestudie mit ihrer einen Hypothese recht haben, die Beobachtung von 37 Fällen statt 20 über 23 Jahre hinweg könnten Zufall sein, dann hätte es doch „zufällig“ auch umgekehrt sein können… es hätte zufällig nur sagen wir 10 Fälle statt durchschnittlich erwarteter 20 bei bundesweit 5893 gegeben… hätten Sie dann ebenfalls die Behauptung, es gäbe keinen ursächlichen Zusammenhang, bestritten, wie sie es jetzt tun, und behauptet, AKW’s würden leukämievorbeugend wirken? Sicher nicht! Umgekehrt aber ist natürlich „glaskar“, daß „das auch von den AKWs kommt“…
„erneuerbare Energien erzeugen keinen Müll, keine Strahlung, keine Abfälle“
Also das müsste noch einmal überdacht werden, insbesondere im Hinblick auf „Biomasse“ und welche Abfälle bzw. anderen schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt da so entstehen. Biomasse als immerhin „Hauptanteiliger“ beim für D geplanten Einsatz erneuerbarer Energien.
@max
Nun, dann sag ich halt: Ich eure Strahlung nicht im Garten. Darüber wird aber hinweggegangen und gelächelt.
Diese Haltung macht viel vom Widerstand gegen die Atomkräftigen aus: Sie glauben, mit solchen albernen Argumenten die Kritiker lächerlich machen zu können. In Wirklichkeit zeigen sie nur, daß ihnen der Wille der gleichberechtigten Staatsbürger völlig wurscht ist.
Was glaubst Du, würde passieren, wenn ich die Asche von meinem Holzöfchen in Würfelchen gepresst bei einem Bundesoberwichtigen im Garten stapelte?
Ich will keinen Monolog hier draus machen, deshalb nur kurz einen Text, den ich eben beim Stöbern gefunden habe, DER MIR AUS TIEFSTEM HERZEN SPRICHT und der ALLES ERKLÄRT! Eigentlich hätte ich mir hier meine bisherigen Versuche sparen können, dieser Text reicht schon, um die Situation zu erklären:
http://www.buerger-fuer-technik.de/body_strahlenangst____.html
Einen Einwand habe ich allerdings: Der Autor scheint anders zu denken, aber ich halte die in D grassierende Strahlenfurcht (Radiophobie) für kurz- und mittelfristig nicht reduzierbar oder gar heilbar. Wir müssen mit ihr leben. GEGEN sie wird man vielleicht das eine oder andere Jährchen „längere Laufzeit“ rausschinden können, aber eine Raenaissance der Kernkraft… wirklich nicht. Man muß sich damit abfinden (was ich wie schon gesagt nicht mal soooo schlimm finde, nur teuer wird es werden), daß man mit hohem Aufwand in Richtung sog. „erneuerbarer Energien“ gehen muß, (und dabei dann irgendwann entweder erfolgreich ist, oder scheitert.)
Na, da schlägt’s ja den Fässern den Boden aus.
Solange die Werber für Atomkraft sich weigern zu begreifen, daß die verunglimpften Umweltschützer schon sehr viel länger verstanden haben, wovon wir wirklich reden, solange bleibt die Atomkraft eine verschmutzte ideologisch Energieform. Mir scheint doch, daß die wirklichen Wissenschaftler auf der grünen Seite zu suchen sind.
PS: Max:Ich stell‘ gerne jedem, der so argumentiert („Strahlenphobie“) ein Faß unbekannten Inhalts in den Garten, das er bis Weihnachten nicht anfassen darf.
Danach geht er freiwillig in die Therapie.
BvG,
das Faß, daß dir die Kernenergie in den Garten stellt hat keinen unbekannten Inhalt, sondern einen bekannten! Dieses „Faß“ belastet dich, was Strahlung angeht, gesetzt den Fall, dein Garten befindet sich im 5 km Umkreis eines Kernkraftwerkes, mit einem 500tel bis 50.0000tel der Strahlung, der du dich (als Durchschnittsbürger) aus MEDIZINISCHEN GRÜNDEN FREIWILLIG UND MIT VOLLER ABSICHT jedes Jahr aussetzt, obwohl du dies nicht müsstest. Deshalb gebrauchte ich die doch recht starken Wörter wie z.B. „Irrationalität“, oder „Hysterie“.
Hier kommen wir aber zu einer Zentralfrage der Demokratie… Wenn BvG wegen dieser irrationalen und hysterischen Reaktion gegenüber einer zusätzlichen Strahlung im geschilderten Ausmaß, das, wenn er sich NICHT im 5km-Umkreis eines Kernkraftwerks befindet, noch um viele Größenordnungen geringer ist, aus dieser seiner Befindlichkeit meint, er allein könne die Energiepolitik eines ganzen Landes bestimmen, so müsste im leider klar ein Vogel gezeigt werden. Ich bin auch nicht mit dem Feinstaub bzw. den anderen Belastungen durch den Straßenverkehr einverstanden, das sind ganz andere unerwünschten Fässer, die da in meinem Garten landen, als sie die Kernkraftbetreiber dort je abladen könnten, dennoch bilde ich mir nicht ein, daß ich das Recht habe, aus meiner Befindlichkeit heraus die Entscheidung einer Stillegung sämtlichen Verkehrs zu treffen, der auf Verbrennungsmotoren basierend stattfindet.
Was ist aber nun, wenn die irrationalen und hysterischen Ansichten bei einer Mehrheit anzutreffen sind. Dann gibt es die ganz große Frage, das große Demokratie-Dilemma, auf den Punkt gebracht die Alternative: „Aufklärung“ zur Beseitigung der Irrationalität oder „Die Mehrheit hat immer Recht, wir machens wie sie will“.
BvG, du scheinst der Meinung zu sein, letzteres müsste unbedingt geschehen: Die Befindlichkeit der Mehrheit steuert die Politik einer Demokratie, ganz unabhängig von Sachverhalten, die dagegensprächen, die spielen dann überhaupt keine Rolle mehr. Ich denke, ich habe Dich da richtig verstanden, oder nicht? Wenn nicht, sags nur.
Ich bin da, VOM PRINZIP HER, völlig anderer Meinung. Die Zeit des Nationalsozialismus oder anderer Diktaturen hat gezeigt, daß eben die Mehrheit NICHT immer Recht hat. Wenn die Mehrheit in D heutzutage z.B. der Meinung wäre (gar nicht so von der Hand zu weisen, daß sie es evtl. ist), im Angesicht massiver Armutsimmigration müsste man die Grenzen dicht machen, ein Verzweifelter würde Dir z.B. sagen, es würde ihn stören, nicht wenn jemand ihm ein Faß unbekannten Inhalts in den Garten stellt, sondern einen Afrikaner dort hinstellt… würdest Du dann auch sagen, „Die Mehrheit steuert die Politik“, oder würdest Du dann eher über den um seinen Garteninhalt Besorgten meinen, dieser wäre hysterisch motiviert, und man sollte lieber AUFKLÄRUNG betreiben als dem nachzugeben?
Ich hoffe Bronski verzeiht mir diesen kleinen Exkurs, er hat zwar nichts mit der Frage zu tun, was ist Kernkraft oder was ist sie nicht, sondern mit der Frage, was bedeutet Demokratie in solchen Fragen wie dem Kernkrafteinsatz.
Jetzt kommt aber die überraschende Wendung… auch ich bin doch, was Kernkraft angeht, GEGEN Aufklärung… es mag zwar in diesem Forum aussehen, als wäre das anders, aber Aufklärung in dieser Frage BRINGT NICHTS, ist verschwendete Energie! Meine Posts hier sind völlig UNNÖTIG, sie VERPUFFEN WIRKUNGSLOS. Ich weiß deshalb selber nicht so recht, warum ich sie mache, ich denke, es ist ein purer Reflex, wohl antrainiert in Zeiten, in denen ich noch dachte, Aufklärung könnte was bringen.
Also liegst Du völlig richtig, BvG, mit Deiner Meinung, die Politik kann einfach nichts anderes machen als die Wünsche der Mehrheit in dieser Frage zu berücksichtigen, weil es (fürs erste, d.h. mindestens die nächsten 10 Jahre) keine Alternative in dieser Frage gibt, in Deutschland, als das zu tun, was die Mehrheit wünscht. Aufklärung ist keine Alternative, da die Mehrheit der Menschen in dieser Frage aufklärungsresistent sind.
Also stimmen wir doch völlig überein, Du bist für ein Ausphasen der Kernenergie in D, und auch ich halte ein Ausphasen der Kernenergie in D für UNUMGÄNGLICH. Warum willt Du unbedingt, daß die Gründe für das, was wir gemeinsam für die unmittelbare Zukunft in D als unumgänglich sehen, bei uns beiden auch die gleichen sind? Ist das so wichtig?
Max Wedell, ich geb’s auf, mit Ihnen zu diskutieren. Sie picken sich in den Antworten immer etwas heraus, gehen auf den Rest nicht ein, und das war’s dann. Auch ich bin doch nicht so verbohrt, hier in Bezug auf die Leukämiefälle ursächliche Zusammenhänge herzustellen, die ich nicht beweisen kann, aber meine Vermutungen in Bezug auf „Qui bonum“ laß ich mir nicht nehmen.
Wir kennen die Geschichte der letzten 60 Jahre, da galt vieles als völlig harmlos, von dessen Gefährlichkeit wir heute eindeutig wissen und überzeugt sind.
Das fängt an mit den ersten Atomversuchen, bei denen US-Soldaten und Südseeinsulaner verstrahlt wurden, geht weiter über das ganze Kapitel Chlorchemie, incl. FCKW, PCB etc., führt über Radarstrahlen und Röntgendiagnostik sowie allen im erweiterten Sinne „Abgasen“, also die aus dem Auto, aus Schornsteinen, und aus Raucherlungen vorbei und weiter zu Feinstaub, Uran im Trinkwasser, Nitrat im Boden und und und.
Aber bei Ihnen gibt es das alles wohl nicht, oder wird einfach ausgeblendet, so wie wir verbohrte Atomkraftgegner sind, die die Segnung dieser Technik einfach nicht begreifen wollen. Natürlich gelten immer nur die Statistiken, welche die Institute, die Sie erwähnen. gefälscht oder manipuliert haben. Zahlen von Greenpeace, Robin Wood, Ärzte-Organisationen etc. zählen da natürlich nicht.
Irische See, hochbelastet – geht mir am A. vorbei. Fische, die seltsam aussehen – uninteressant. Biologische Veränderungen in der „Todeszone“ rund um Tschernobyl – alles Lüge! Hier auch mal von mir ein Link aus dem WDR-Archiv und noch ein zweiter vom Münchner Umweltinstitut. Wenn sogar die ukrainische Regierung von mehr als 15.000 Toten in unmittelbarer Folge des Gaus ausgeht, dann haben die wohl alle eine zu üppige und blühende Fantasie, was?
Aber da Sie es ja noch nicht einmal für nötig halten, auf die Opfer des Uranbergbaues im eigenen Land einzugehen, gehen Ihnen diese Infos wahrscheinlich wirklich, am Arsch vorbei.
@Wolfgang Fladung,
ich könnte viel zu dem von ihnen Geposteten sagen (daß ich nicht alles Gesagte kommentiere, liegt ja daran, daß man jedesmal so viel schreiben müsste, daß dieses Forum hier aus den Nähten platzen würde, ich musste also selektieren), aber im Grunde bin ich der Diskussion auch etwas müde geworden. Wie gesagt, Aufklärung ist überflüssig weil unwirksam, warum soll ich mir die Mühe machen?
Ihr Link ins Münchner Umweltinstitut ist aber auch wieder erhellend. Zitat:
„Angesichts der Risiken der Atomtechnik ist es dringend erforderlich, die Atomenergienutzung unverzüglich zu beenden.“
[…]
„Wir sind Sachbeistand in atomrechtlichen Genehmigungsverfahren, (z.B. Forschungsreaktor Garching, dezentrale Zwischenlager) sowie Gutachter zu den Folgen von Tschernobyl.“
Was kann man bei so einer Konstellation eigentlich für Gutachten erwarten? Wir haben mittlerweile fast nur noch Sachverständige, die offen zugeben, der Kernkraft den Garaus machen zu wollen. Welchen Wert haben dann aber überhaupt noch deren Gutachten? Wohlgefühle beim Bürger, weil sie das „untermauert“ bekommen, was sie schon wissen und daher nochmal hören möchten? Könnte man nicht eine Menge Steuergelder sparen, wenn man die Nutzung der Kernkraft in D (fürs erste) ohne solche Gutachten beendet?
Nö Max, dieser Salto ist mir zu kandidelt.
Es geht nicht um Mehrheiten.
Es geht um die Wahrheit, und die zu sagen haben zu viele verlernt, die das Sagen haben. Auch haben sie denen, die nichts zu sagen haben, vergällt, mühselig zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.
Das ist ein Salto!
@Max
..und laß das mal sein, über meine politischen oder demokratischen Vorstellungen zu spekulieren.
Die Wortwahl entlarvt Dich, nicht mich. Ich spreche nicht von „Befindlichkeiten“, ich spreche von Fakten und Rechten.
Und wenn die Demokratie eine Herrschaft des allgemeinen besseren Wissens (ja,nee, nicht Kalauern!)sein soll, dann gehört zuallererst dazu, daß die Menschen nicht belogen und betrogen werden.
@Max
hier ist bisher viel geschrieben worden. Es gibt für mich aber ein Hauptargument. Solange durch das Deutsche Atomgesetz die Risiken der AKW sozialisiert werden, können Sie hier auch hundert Seiten schreiben und mich nicht davon überzeugen das AKW verantwortbar sind. AKW Befürworter sollten, wenn sie das wirklich so sehen, darauf dringen das zu ändern. Ab dann kann man erst wirklich offen diskutieren.
@Hans,
ich will gar nicht mehr 100 Seiten schreiben. Die atomkritischen Deutschen kennen, wir wissen es jetzt durch BvG, die „Wahrheit“ über die Atomkraft, der Rest der Menschheit aber ist weitgehend in dieser Frage entweder blöd oder wird hinters Licht geführt oder hat sonstwie die „Wahrheit“ noch nicht erfahren.
Solange die Risiken des Straßenverkehrs auf Erdölbasis sozialisiert werden, können Sie mich übrigens nicht davon überzeugen, daß der Straßenverkehr auf Erdölbasis VERANTWORTBAR ist. Ich habe öfters nachts Bronchialasthma, das ich auf den intensiven Straßenverkehr vor meiner Wohnung zurückführe. Glauben Sie etwa, daß sich die Autoindustrie an meinen Arztkosten beteiligt? Ich selber habe kein Auto, brauche keines, und will auch keines. Ich will auch nicht, daß andere mit ihren Autos zu meinem Schaden die Luft verpesten, nur weil die Autoindustrie Profite machen will. Den jetzigen Autoverkehr halte ich somit für UNVERANTWORTLICH, zumal es schadstofffreie/arme Alternativen gibt, die die Umwelt nicht verpesten und mich daher nicht schädigen.
Soviel dazu, was auch nicht verantwortbar ist und welche Auswirkungen dies hat.
@Hans
Sehe ich ähnlich. Letztlich macht es jegliche Diskussion über die Kosten des Ganzen zu einer Farce. Die Grundlage der sog. Effektivität – sicher auch wirtschaftlich gesehen – ist, dass sie in Wahrheit unterschlagen werden. Den Müll den man als klassischer Unternehmer natürlich auch zu entsorgen hat wird schliesslich ihm berechnet und nicht den Nachbarn.
Well, und Bronski hat ohnehin bereits entschieden, dass wir kritisch sein werden.
warum also noch für und wieder? bzw. was spricht nämlich alles dagegen?!
Irgendwie haben hier alle mal mehr oder weniger Recht.
Allerdings könnte man alle Argumente zusammenfassen in dem jeder begreifen muß:
Es geht wieder mal nur um Geld !!
Sträflich aber nicht strafbar.
Eben sozialisiert!
Ps. wenn jeder von Euch Recht hat ,gibt es für alle einen gemeinsamen Feind: „das Vorrecht“!!
Und das liegt nun mal in anderen Händen.
Ich will nochmal auf den Eingangstext zurückkommen.
1. Energiesicherheit
Man braucht
a. einen „Mindeststandard“, der besagt, mit wieviel Energie man hierzulande auskommen kann. An diesem müßte sich die Grundversorgung orientieren. Das wäre gewissermaßen die Mindestproduktionsmenge, die auf Staatskosten produziert und kostenlos verfügbar sein müßte.(soziale Energieleistung)
b. einen Produktionsstandard, der die „Wachstumsenergie“ bereitstellt. Dieser wäre je nach politischem Willen und Konsens verhandelbar. (produktive Energieleistung)
c. einen „Luxusstandard“, der den verzichtbaren Anteil der Energie darstellt, der vom Verbraucher entsprechend bezahlt werden muß. (unproduktive Energieleistung)
Das alles zu realen Kosten, ohne daß Risiken, Produktionskosten und Folgekosten allgemein verteilt werden.
„Preis-Schock“ bei neuen Atommeilern
»Die Eskalation bei den Preisen ist ernüchternd, weil Industrie und Aufsichtsbehörden hart gearbeitet haben, um die Neuentwicklungen wirtschaftlicher zu machen«, heißt es weiter.
AKWs werden nur gebaut wenn sie aus „politischen“ Gründen gefördert werden, wie z.B. in Lybien.
In meinem unmittelbaren Bekanntenkreis gab es zwei Frauen über vierzig, die an Leukämie gestorben sind und in der Nähe von Atomanlagen (Geesthacht / Krümmel) gewohnt haben. Bezogen auf meinen unmittelbaren Bekanntenkreis ist das ein hoher Prozentsatz. Warum beziehen sich die Studien auf Kinder unter fünf Jahren? Vielleicht sind Kinder unter fünf ja widerstandsfähiger. Auch sind es vielleicht nicht nur Strahlen, sondern strahlende Partikel, beispielsweise Wassermoleküle.
Jedenfalls war es bisher Konsens, dass es KKWs nur geben darf, wenn es ein Endlager gibt. Da es kein Endlager gibt, hätten alle KKWs längst stillgelegt werden müssen. Durch die Grünen, die selbst Frau Dittfurt seit Joschka nicht mehr für grün hält, wurde den Betreibern von KKWs eine Frist eingeräumt, die so lang ist, dass man die Frist immer wieder anpassen kann. Da wurde das Volk für dumm verkauft. Demokratie ist, wenn man in den Laden geht und sich den Verkäufer aussuchen kann, aber nicht die Ware.
Natürlich könnte man den ganzen Müll auch in viele kleine Behälter tun und im ganzen Land verteilen. Dann ist die Gefahr einer großen Verstrahlung auch nicht mehr gegeben. Man ist ja auf dem besten Wege dazu. (Das war nicht so ernst, aber es scheint so zu werden)
Das Volk hat nun einmal Angst vor dem strahlenden Müll und auch vor weiteren Tschernobyls. Vermutlich ist diese Angst auch berechtigt, weil das Volk merkt, dass es von den KKW-Betreibern unvollständig bzw. sogar falsch informiert wird.
Wenn man berücksichtigt, dass ein Teil der indirekten Atomstromkosten über die Steuer bezahlt wird, dann frage ich mich, warum das Geld nicht für Alternativen ausgegeben wird. Vielleicht sollte man mal 10 000 km² in der Sahara aufkaufen. Dann hätte man genügend Strom in Deutschland, wenn man dort Solaranlagen installieren würde. Seit der Kosovo zur EU gehört, kann man den Strom sogar über Land transportieren, wobei noch geklärt werden müsste, in welcher Form der Stromtransport erfolgen soll. Vielleicht in Form von Wasserstoff. Dann hätte man sogar das Nachtproblem gelöst.
Dieser Tage hat der TÜV-Nord einen Bericht herausgegeben, der beschreibt, dass nach Lage der Akten in Asse II kein hochradioaktiver Atommüll gelagert ist. IMHO ist das aber gar nicht die Frage, die beantwortet werden sollte sondern ob entgegen der Akten hochradioaktiver Atommüll eingelagert wurde. Im Gorlebener Fasslager wurden seinerzeit ja auch Atommüllfässer aus der belgischen Anlage Mol rechtswidrig eingelagert. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere, dass damals von Blähfässern die Rede war. Die wurden damals aus dem Gorlebener Fasslager wieder abtransportiert. Da drängt sich mir der Verdacht auf, dass in Asse II ebenso verfahren wurde. Feststellen kann mensch das nur, wenn die Fässer direkt untersucht werden.
@Max
Der Unterschied zwischen dem Straßenverkehr und dem Betrieb von AKW ist die Haftpflichtregelung des Deutschen Atomgesetzes. siehe http://www.atomhaftpflicht.de
Die derzeitige Feinstaubdiskussion ist dafür ein gutes Beispiel
Zu Nr. 15 Max Wedell
Ich freue mich über einen Mitstreiter!
Dass die Stimmung in Deutschland (gegen Kernenergienutzung) nicht reparierbar sei, ist wohl zu pessimistisch gedacht. Die neuesten Umfragen lassen doch einen Stimmungsumschwung erkennen.
Nun zur unterschiedlichen Einstellung zur Kernenergie zwischen Franzosen und Deutschen. Ich vermute bei den Deutschen als psychologischen Hauptgrund eine ausgesprochene Verlierermentalität, möglicherweise von der 68-er Bewegung ausgelöst. Wer die Welt erobern will und dabei so grandios wie verbrecherisch scheitert wie die Deutschen, der kann doch unmöglich eine neue (und zugegebenermaßen risikobehaftete) Technik beherrschen. Ganz anders die Franzosen als Siegermacht. Die trauen sich halt was zu!
Dass die Kernenergiebefürworter in der deutschen Politik zunächst einmal nur Laufzeitverlängerung der Kernkrafwerke fordern, und nicht gleich zudem Neubauten verlangen ist wohl kein Zeichen von Zaghaftigkeit, sondern von politischer Klugheit. Man wäre froh, zunächst eimal das Minimalziel zu erreichen. Das andere kann sich später finden.
Liebe Leute,
ein paar Worte in eigener Sache, off topic.
Euer aller Bronski ist krank. Deshalb geht das hier mit der Moderation eurer Beiträge so schleppend. Hinzu kommt, dass euer Bronski ab kommendem Samstag in seinen wohlverdienten großen Jahresurlaub startet. Ich werde erst am 28. September wieder da sein. In dieser Zeit wird das Bronski-Blog ruhen.
Im Grunde ruht es jetzt schon, denn ich kann mich ja kaum drum kümmern. Aber bis kommenden Freitag, also übermorgen, sind die Diskussionen noch offen, und es kann diskutiert werden. Und glaubt bitte nicht, dass das sinnlos ist, wenn die Schließung der Threads hier absehbar ist: Die Atomenergie-Diskussion werde ich nach meinem Urlaub sicher wieder anstoßen – auch mit dem Input, den ihr hier jetzt noch leistet.
Es grüßt euch alle herzlich
euer Bronski
Lieber Bronski, ich wünsche gute Besserung. Hoffentlich bist Du wieder auf dem Damm, bis Du deine Urlaubsreise antrittst. Ich werde mich nicht mehr an der Diskussion beteiligen, weil auf meine Argumente, wie z.B. das fehlende Endlager mit allen Haupt- und Nebenwirkungen, sowieso nicht eingegangen wird. Selbst wenn Groleben eingerichtet würde, trotz aller berechtigten Zweifel auf Dichtigkeit und geologische Verwerfungen wie bei ASSE, könnte keiner für 250.000 Jahre in die Zukunft schauen. Aber die Befürworter kratzt das alles nicht.
Daher mein Tipp: wenn im nächsten Winter Erdgas und Erdöl noch teuerer werden, oder evtl. wegen eines heißer gewordenen kalten Krieges, z.B. mit einem US-Präsidenten McCain, nichts mehr aus den Rohren kommt, einfach einen der abkühlenden Brennstäbe mit in die Wohnung nehmen – macht auch schön warm!
Es ist alles ein Spiel der Kräfte und so wie es aussieht, sind die Kernkraft-Befürworter stärker. Wenn man als KK-Gegner gewinnen will, braucht man schlagkräftigere Argumente, wie Herstellungspreis, Entsorgungsaufwand, Umweltbelastung, Zukunftssicherheit, Umweltgefährdung, Bevölkerungsmehrheiten, Terrorsicherheit etc. Die Vorstellung, dass das Land am Ende voller „Hot Spots“ ist, erzeugt sicher Ängste, aber ob in 10 000 Jahren die Leukämie zunimmt, interessiert sicher keinen Investor. Die Alternativen müssen zeigen, dass sie es besser können und die Investoren müssen den vollen Aufwand bezahlen. Dann verschiebt sich das Kräfteverhältnis vielleicht etwas.
@48 Reinhardt Wolf
und warum gibt die positve und optimistische AKW- Bewegung die Risiken dann beim Staat ab?
(siehe@47)
Um mal die gegebene Endlagerungsproblematik zu beleuchten.
Salzdiapire sind dynamische Systeme die sich in ständiger Bewegung befinden. Damit verbundene Verlagerungsprozesse und Gefügeänderungen sind nur begrenzt vorhersagbar und beeinträchtigen die gewünschte homogene Diapirstruktur erheblich. Für hochaktiven Müll gibt es keinen ungeeigneteren ort, außer ev. meiner Küche.
Un noch ein Aspekt der Lagerung von hochaktiven Glascores in den üblichen Fässern. Solange Restwasser und Kristallwasser im Salzstock vorhanden sind, das ist eigentlich immer der Fall, bewirkt der Kontakt von Gebirgmaterial mit dem sehr warmen Faß einige bemerkenswerte Reaktionen:
1. Aus der näheren Umgebung diffundiert Wasser zu Faß hin.
2. Es bildet sich eine für das Faßmetall hoch korrosive Lösung. Das Fass wird in Monatsfrist zerstört.
3. Die Glascores, so wie sie verwendet werden, wurden zu Versuchszwecken in solche Lösungen verbracht um deren rückhaltevermägen uns Beständigkeit gegen solche Angriffe beurteilen zu können. Die cores haben das maximal 14 d ausgehalten, danach hatte sich das Problem tatsächlich gelöst.
Fazit: Ohne gesichrte Entsorgungsmöglichkeit ist eine weiterführende Diskussion völlig zweckfrei.
Gruß Karl
Die Frage muss doch lauten, was würde in den nächsten 1000 Jahren passieren, wenn es keine Entsorgungsmöglichkeit gäbe und wenn es keine unzerstörbaren Atomkraftwerke gäbe. Die Menschen interessieren sich nun einmal mehr für die nähere Zukunft. Mit der näheren Zukunft kann man den Menschen mehr Angst machen. Jedenfalls braucht keiner Angst zu haben, dass ohne Atomkraftwerke das Licht ausgeht. Ohne Atomkraftwerke kann man leben. Es muss gezeigt werden, dass man mit Atomkraftwerken nicht leben kann. Den Investoren muss die Suppe versalzt werden. Und das klappt nur, wenn mit Atomkraftwerken nichts mehr zu verdienen ist.
Nur zur Erinnerung:
Es gibt noch keine Entsorgungsmöglichkeit!
Außer dem Ansatz „The solution for pollution is dilution“.
Gruß Karl
Zu Nr. 52 Hans
ich habe mir die angegebene Web-Seite angesehen. Da heißt es: 4 Minister ziehen Konsequenzen aus dem Unglück von Tschernobyl.
Da sind sie spät dran, denn die Katastrophe liegt schon 22 Jahre zurück. Es ist jedoch abwegig, mit einer Wiederholung dieser Katastrophe zu rechnen. Ich habe es früher nicht verstanden, dass damals nicht gleich alle RBMK-Reaktoren von Tschernobyl abgeschaltet wurden; doch nun ist es soweit. Ich billige jedoch den Betreibern von RBMK-Reaktoren zu, dass sie alles getan haben, um weitere Pannen zu verhindern.
Westliche Reaktoren sind in der Mehrheit Leichtwasserreaktoren. Da kann es keinen Graphitbrand geben und das Druckgefäß und das Containment schützen vor einer Freisetzung radioaktiver Substanzen. Das hat sich bei dem Kernschmelzunfall von Harrisburg (Three Mile Island) bewährt. Das Kraftwerk war zwar kaputt, aber es kam niemand zu Schaden.
Was weiterhin für die Kraftwerkssicherheit spricht, sind die Kontrollen durch Atomaufsicht und unabhängige Gutachter. Hinzu kommt die gute Ausbildung und die Fachkunde der Kraftwerker sowie der Informationsaustausch der Betreiber untereinander, der es ermöglicht, Probleme und Gefahren bereits im Vorfeld zu erkennen und zu vermeiden.
Zu den angeführten Links und Studien. Das Thema ist ideologisch so aufgeladen, dass man wohl unendlich viele Argumente pro und contra finden könnte. Und Niemand weder Greenpeace oder AKW Betreiber sind hier ohne eigene Interessen.
Man sollte aber nicht nur auf die mächtige Atomlobby schimpfen sonder auch die starke Gegenbewegung sehen. Schließlich sitzen mit den Grünen eine Partei im Bundestag die sich über den Atomausstieg definiert.
Deshalb sollte man sich einen Überblick verschaffen und die Diskussion nicht nur auf D beziehen, sondern auch mal über den Tellerrand hinaus blicken.
China, Indien, Russland und fast alle westlichen Staaten wollen die Kernenergie ausbauen oder zumindest alte Anlagen ersetzen. D steht hier mit seinem Atomausstieg ziemlich verloren da.
Ist dieser Ausstieg jetzt Überbleibsel des deutschen Überlegenheitswahn? Nach dem Motto alle andern sind blöd nur wir kommen ohne AKWs aus ??
Sind es erste Auswirkungen der Pisa Studie wenn in Finnland sich Gemeinden darum reißen AKW Standort zu werden und in D man hierfür schon fast die Bundeswehr bräuchte.
Zum Schluss noch noch zu dem lieblings Argument der AKW Gegner: 100.000 Jahre strahlender Atommüll.
Mal ehrlich egal ob Fortschritts Optimist oder Pessimist wer glaubt den wirklich das der technologische Erkenntnisstand für die nächsten 1000 Jahre gleich bleibt??
Die Kernenergie ist keine 70 Jahre alt und mir meinen schon am Ende der Entwicklung zu sein? Ist es undenkbar dass man Zerfallsprozesse beschleunigen könnte?
Man Stelle sich nur mal vor man hätte bei andern Feldern nach so kurzer Zeit den Kopf in den Sand gesteckt.
Deswegen an alle „Unsere Kinder“ und „Nachhaltigkeits“ Fetischisten:
verrechnet eure Renten mit den Staatsschulden, damit wäre der Jugend mal wirklich geholfen.
Mfg
Eine Haftpflichtversicherung ist sicherlich sinnvoll, weil sie zur Verteuerung des Atomstroms beiträgt und damit zu einer Verschiebung des Kräfteverhältnisses zugunsten der alternativen Energien. Die realen Risiken für die Bevölkerung werden dadurch aber nicht reduziert. Im übrigen versichern Versicherungen alles, was nicht passiert. Wenn man aber glaubt, die Atomkraftwerke durch eine Versicherung besser verkäuflich zu machen, so halte ich das für einen Irrglauben.
@56 Reinhardt Wolf
Das die 4 Minister spät dran sind ist richtig aber nicht die Frage. Wenn die AKW so toll sind wie dann beschrieben, warum befreit sie der Staat als einzige Industrieanlage von der Haftpficht. Solch sichere Kraftwerke können doch nicht viel kosten.
@58 Jürgen Hedrich
Es geht nicht darum AKW verkäuflich zu machen.
Wenn ein Windradbetreiber seine Haftpflicht übernehmen muß, dann sollte ein AKW-Betreiber das auch tun. Um Stück für Stück Vergleichbarkeit herzustellen.
@57 Matthias
Es werden auf der Welt derzeit wesentlich mehr AKW außer Betrieb genommen als in Betrieb gehen.
Der derzeitige Präsident der USA hat bei seiner ersten Regierungserklärung vor 8 Jahren schon vom Ausbau der Kernenegie gesprochen. Bisher wurden meines Wissens nur massenhaft Windräder in Betrieb genommen und AKW noch nicht einmal beantragt. Übrigens Finnland scheint sich auch zu einem Finazdebakel für die AKW-Industrie zu entwickeln
Unter verkäuflich habe ich verstanden, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu vergrößern, weil sie vielleicht glaubt, mit Haftpflichtversicherung wäre ein Atomkraftwerk sicherer bzw. unproblematischer. Haftpflichtversicherungen sollen der Bevölkerung doch nur Sand in die Augen streuen. Die Verteuerung des Atomstroms ist aber ein nützlicher Nebeneffekt.
@60
Es gibt Schätzungen das die Übernahme
der vollen Haftpflicht durch die Betreiber den Preis für die KW/Std.um 50cent erhöhen würde. Daran kann mann auch sehen wie groß von der privaten Versicherungswirtschaft das Restrisko gesehen wird. Das bedeutet die Richtgstellung der Haftpflicht ist das sofortige Ende der Atomstromerzeugung. Das wäre dann mehr als ein nützlicher Nebenefekt.
Na, dann sollte man den Atomkraftwerkern mal einen Versicherungsvertreter ins Haus schicken. Der könnte ja eine ganz ansehnliche Provision einstreichen.
@matthias
„Nachhaltigkeitsfetischisten“
Diesen „Realistenquark“ kannste Dir sparen.
Lies mal bei den alten Griechen nach:
Es ist dumm (unrealistisch), die Büchse der Pandora zu öffnen, wenn man nicht weiß, wie man deren Inhalt wieder hineinbekommt.
„Nachhaltigkeit“ heißt auch, daß man nachher (auf)halten kann, was man losließ. Das ist Realismus, nichts Anderes.