Liebe Leserinnen, liebe Leser,
als unser Leserforum in der Print-FR vor etwas mehr als einem Jahr mehr Platz erhielt, gab es viel Zustimmung, aber auch Kritik: Leserbriefe seien doch nur wichtigtuerische Elaborate von Selbstdarstellern, und diesen so viel Platz einzuräumen, sei Platzverschwendung.
Ich sehe das völlig anders: Leserbriefe sind Teilhabe an der Demokratie und an den Debatten und gesellschaftlichen Prozessen in unserem Land. Manche sind pointierte Meinungsbeiträge, manche liefern zusätzliche Information, manche kritisieren die FR und ihre Arbeit. Bei der FR ist es seit Jahren gepflegter Usus, solche Debatten ins Internet hinaus zu verlängern und sie im FR-Blog weiterzuführen, angestoßen von Ihren Leserbriefen. Natürlich freut man sich als Leserbriefautorin oder -autor, den eigenen Namen in der Zeitung lesen zu können. Doch das ist mit Sicherheit nicht der einzige Grund für den Impuls, einen Leserbrief einzuschicken.
Michael Maresch (links) und Roland Klose von der „Bürgerredaktion“ sind quasi hauptamtliche Leserbriefautoren (Quelle beider Bilder: privat). Michael Maresch schreibt seit zwölf Jahren Leserbriefe und nennt sich selbst auf seiner Webseite „Bürgerrechtler ohne Parteibindung“. Er ist der Meinung, „dass dem anonymen Gequassel im Netz die Verantwortung der Leserbriefschreiber als Vorbild dienen“ könne. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Roland Klose ist 58 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Er kandidierte 2005 bei der NRW-Landtagswahl als Direktkandidat für die WASG im Hochsauerlandkreis und holte 1,8 Prozent der abgegebenen Stimmen. Herr Klose schrieb mir in einer Mail im Vorfeld: „Leserbriefe schreiben ist nichts für Weicheier und Wichtigtuer, die sich nur gerne abgedruckt in den Zeitungen sehen möchten. Leserbriefe schreiben ist nämlich ein Knochenjob mit einem gewissen Restrisiko.“ Was er damit meint, wird er uns sicher im Blogtalk erzählen.
Und das bin ich: Lutz „Bronski“ Büge, Ihr Gastgeber, Mitarbeiter der FR seit 2001, 50 Jahre alt, verpartnert. Ich leite das FR-Blog, seit es im Jahr 2005 online ging. Ende Mai 2007 wurde mir die Betreuung der Leserbriefseite der FR übertragen. Ich habe immer versucht, die rein physisch definierten Grenzen zu ignorieren, die eine gedruckte Zeitung dem Umfang und der Zahl von Leserbriefen quasi naturgesetzlich gibt. So werden die Debatten, die von Ihren Leserbriefen im Print angestoßen werden, seit 2007 hier im FR-Blog fortgesetzt. Für diese relativ einfache Idee erhielt ich 2007 den „European Newspaper Award“. Im Juni 2013 wurde der Platz, der in der FR für Leserbriefe zur Verfügung steht, um eine ganze Seite erweitert.
Wenn ich mich mal nicht mit Leserbriefen oder dem FR-Blog beschäftige, schreibe ich Romane, die ich als E-Books veröffentliche, verfasse Artikel auf meinem Autorenblog Ybersinn.de oder bereite das deutsch-französische Foto-Kunstprojekt „365 Blicke / 365 vues“ vor, das am 1. Oktober starten soll: 365 Tage lang werde ich Bilder aus 27 Jahren Frankreich-Reisen veröffentlichen.
Michael Maresch und Roland Klose wollen sich einmischen und mitreden. Fast täglich schicken sie Leserbriefe. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, werden diese Namen vielleicht auch schon aufgefallen sein, denn hin und wieder werden Zuschriften dieser beiden Herren im FR-Leserforum veröffentlicht. So auch im Lauf der Zeit, in der wir hier reden wollen. Denn ab heute, Montag dem 21. Juli, unterhalten wir drei uns über den Sinn und Zweck von Leserbriefen. Und Sie sind eingeladen mitzureden! Dieser Blogtalk ist offen für alle. Das heißt: Jede/-r kann jederzeit dazwischenreden – zum Thema, natürlich:
Warum Leserbriefe schreiben?
Meine Bitte an Sie alle ist lediglich, sich an die Blog-Regeln zu halten, aber das dürfte Ihnen nicht schwerfallen.
Die Unterhaltung wird am 21. Juli gegen 10 Uhr eröffnet.
Ich freue mich auf eine interessante Diskussion.
Ihr Lutz „Bronski“ Büge
Guten Morgen Herr Maresch und Herr Klose – und wer da vielleicht noch von Ihrer Bürgerredaktion mitliest: Hallo an alle! Hab mir gerade Kaffee gemacht. Haben Sie auch einen vor sich stehen?
Herr Maresch, was ist geschehen, dass Sie sich vor zwölf Jahren plötzlich zum Leserbriefautor berufen sahen?
Guten Morgen Bronski,
Kaffee hatte ich heute morgen um 7.00 Uhr. Danach war ich in der Stadt unterwegs um mir die Frankfurter Rundschau zu besorgen. Die war überall ausverkauft, was ich als gutes Zeichen werte. Ganz am Schluss um 9.45 Uhr habe ich sie dann doch noch bekommen.
Mein Problem war, bis ich so in etwa 50 Jahre alt war, dass ich immer wieder versucht habe politisch tätig zu sein. Leider musste ich oft, nein immer feststellen, dass, wenn ich mein Anliegen zu einem, nennen wir es „Fall“, in eine Partei einbringen wollte, die Konsequenz war, dass ich eine Menge andere Kröten schlucken musste, um mit meinem Anliegen Gewicht zu erhalten. Ich kann das nicht. Ich kann nicht den Krieg in Afganistan z.B. gut heißen, nur weil ich mit dem Verhalten der Partei in, z.B. der Energiewende,übereinstimme.
Also habe ich Mitte der 1990er Jahre angefangen Briefe an meine Hauszeitung, die Abendzeitung in München, zu schreiben und siehe da, beinahe alle wurden gedruckt. Selbstverständlich, da gebe ich Ihrer Anmoderation zu diesem Blog recht, Bronski, war da am Anfang ein gewisser Stolz, dauernd gedruckt zu werden, der die Produktion von immer neuen Briefen angeheizt hat.
Nach einiger Zeit aber war mir klar, dass diese Art der politischen Betätigung, Leserbriefe schreiben, meins ist: ich bin frei wie ein Vogel, bin nur mir und meiner Frau verantwortlich, habe keinen Chefredakteur, keinen Parteivorsitzenden, niemanden der mich behindert.
So nach zwei- dreihundert gedruckten Briefen nur in der AZ und der SZ aber, stellte sich etwas anderes ein, das ich mit „der Einsamkeit des Leserbriefschreibers vor dem gedruckten Brief“ bezeichnen will. Denn Leserbriefschreiben macht einsam, auch wenn dauernd gedruckt wird: Resonanz, beinahe Fehlanzeige. Man rettet sich damit, dass man u.U. in den Köpfen der Leser etwas verändert hat, aber das bleibt eine Vermutung.
Nun magt ja der Eindruck entstehen, dass ich wie Bronski andeutet, „hauptamtlich“ Leserbriefschreiber bin. Das ist nicht so. Ich bin zwar schon 69, aber immer noch voll im Job. Und das werde ich auch bleiben, solange mein Kopf das zulässt. Ich bin Erfinder und Unternehmer und solange mir etwas in der Gesellschaft auffällt, was so nicht sein kann oder darf, werde ich zusätzlich zu meinen anderen Tätigkeiten, darüber schreiben. Als freier Bürger.
Um 7 Uhr habe ich noch selig geschlafen bei diesen relativ angenehmen Temperaturen. Dafür habe ich – natürlich – in der vergangenen Nacht noch lange gearbeitet und mich auch ein wenig auf diesen Talk vorbereitet.
Dieses Schweigen der Leser, von dem Sie sprechen – deuten Sie das als Missachtung im Sinne von Nichtbeachtung oder als Zustimmung?
Das Schweigen als Zustimmung zu bewerten, meine ich, wäre überheblich. Es als Ablehnung oder Missachtung meiner Meinung zu verinnerlichen, hätte Züge einer manischen Depression. Dazwischen genau, erwächst die Einsamkeit. Noch eine andere Art der Einsamkeit zwischen Zustimmung und Ablehnung hat der Leserbriefschreiber: Die Zustimmung oder Ablehnung des Redakteurs in den Zeitungen, der den Druck entscheidet. Oft geschieht es, dass ich selbst ganz überzeugt bin, einen wahren und wichtigen Brief geschrieben zu haben und niemand druckt ihn. Diese Einsamkeit, meine ich, kennen Millionen von Leserbriefschreibern.
„Das Schweigen als Zustimmung zu bewerten, meine ich, wäre überheblich.“
Ich habe es als Verantwortlicher für die Leserforum-Seiten der FR ja nicht nur mit Zuschriften zu tun, deren Abdruck als Leserbrief erwünscht wird, sondern auch mit Kritik, die sich an die Zeitung richtet. Viel Kritik bedeutet dabei keineswegs viel Ehr‘, denn wenn die Leserinnen und Leser viel kritisieren, hat die FR vermutlich etwas falsch gemacht. Das Ausbleiben von Kritik dagegen kann dann eigentlich nur bedeuten, dass wir vermutlich alles richtig gemacht haben – oder? Daher deute ich Leserschweigen gern als Zustimmung. Denn dass mal jemand ausdrücklich ein Lob ausspricht, kommt wirklich nur sehr selten vor. Aber das ist natürlich eine völlig andere Perspektive und Situation, die mit Ihnen, der sich im stillen Kämmerlein hinterfragt, nicht viel zu tun hat. Und Sie meinen, diese Einsamkeit verbindet Sie mit Millionen von Leserbriefschreiberinnen und -schreibern? Glauben Sie wirklich, dass es so viele gibt?
Und Sie, Herr Klose? Sie werden doch Ihre Meinung früher nicht etwa für sich behalten haben?
Guten Morgen
Als Einstieg erstmal die Kategorien „Weichei“ und „Wichtigtuer“ angeboten zu bekommen, ist schonmal ein Wort.
Vermutlich ist es doch so, daß den Leser ein Artikel oder ein Satz aus der Zeitung so sehr anspricht, aufregt oder „rührt“, daß er die sachliche Distanz oder Gleichgültigkeit zu Blatt und Sache überwindet und sich einmischen will oder muß. Das unterscheidet wohl den gelegentlichen vom notorischen Leserbriefschreiber.
Sie, Damen und Herren der Bürgerredaktion, verstehen sich als mehr professionelle Schreiber, die das gelegentliche Element „Leserbrief“ zur Methode machen, nicht als „notorische“, sondern als geübte Schreiber.
Geraten da nicht die gelegentlichen Schreiber in’s Hintertreffen?
Leserbriefschreiben, Bronski, ist doch ein globales Phänomen. Überall auf der Welt fordern innerlich freie Bürger auch äußere Freiheit, andere Freiheit, als die, die ihnen als Freiheit verkauft wird. Ja, ich glaube das sind Millionen. Und es werden täglich mehr.
Gut, wenn Sie also förmlich darum betteln, hier der einzige Kritikpunkt an Ihrer Arbeit. Aus meiner Sicht. Und, vorausgeschickt, daran, dass ich nur einen Punkt habe, sehen Sie wie gut Sie das machen. Ich sage Ihnen ausdrücklich lobend, auch wenn Sie mich in Zukunft gar nicht mehr drucken, dass Sie der einzige in Deutschland tätige Leserbriefmoderator sind, der diesen Namen verdient.
Mit einer einzigen kleinen Einschränkung:
Ich halte es für ein Gebot der Höflichkeit, jemanden der Ihnen einen Brief schreibt, wenigstens dann Rückmeldung zu geben, wenn der Brief gedruckt wurde. Das tun Sie nicht und das finde ich schade, weil das so aussieht, als würden Sie Ihre Leserbriefschreiber dazu zwingen wollen die FR zu kaufen. Ein bischen sieht das auch so aus, als würde es keine sehr guten Ideen außerhalb Frankfurt geben, über die Ihre Leser ein Recht haben informiert zu werden. Was natürlich nicht stimmt. Das Gegenteil kann man ja jeden Tag in der FR sehen. Nur: der Autor selbst weiß halt dann nichts davon und kann kein bisschen stolz sein, siehe oben.
# 8
Da tangieren wir den Kern der Angelegenheit ein erstes Mal. Es geht ja um Leserbriefe, also Briefe von Lesern. Wenn jemand einen Leserbrief schreibt, setzt er/sie sich darin mit den Inhalten ihrer/seiner Zeitung auseinander. So gesehen ist ein solcher Leserbrief Ausdruck der Wertschätzung der Leserin/des Lesers seiner Zeitung gegenüber, denn wenn es ihr/ihm egal wäre, was in der Zeitung steht, würde er/sie den Leserbrief gar nicht erst schreiben. So haben Sie ja auch mal angefangen: als Leserbriefautor, der sich zu Inhalten der Abendzeitung und der SZ geäußert hat. In der Tat gehe ich davon aus, dass jemand, die/der einen Leserbrief an eine Zeitung schickt, diese Zeitung liest und verfolgt, unter anderem um mitzubekommen, was mit ihrem/seinem Leserbrief passiert. Schließlich will er/sie ja eine Debatte anstoßen. Da fällt Ihnen Ihre eigene Einsamkeit auf die Füße, denn Sie haben sich bisher an keiner der Debatten beteiligt, die durch Ihre Zuschriften angestoßen wurden. Weder haben Sie eine Erwiderung auf einen anderen Leserbrief geschrieben (siehe heute etwa die Erwiderung von Ralf-Michael Lübbers auf einen anderen Leserbrief) noch haben Sie sich an den Blog-Debatten beteiligt, in denen Zuschriften von Ihnen im FR-Blog veröffentlicht wurden. So zum Beispiel gleich hier nebenan die Debatte über die Pkw-Maut, für die ich sogar die von Ihnen vorgeschlagene hübsche Überschrift genommen habe. Sie wollen doch Debatten führen?
#Matthias Borck-Elsner
Ja, Herr Borck-Elsner, das könnte man so sehen. Und das führt auch oft dazu, dass Zeitungen nur noch eigene Abonennten drucken und oft sehr rigide Einschränkungen in der Druckhäufigkeit haben.
Von der Sache her gesehen, ist das nicht richtig. Denn: einziges Kriterium, ob ein Brief gedruckt werden soll oder nicht, ist doch wohl oder sollte wenigstens, neben dem verfügbaren Platz, die Qualität des Inhalts des Briefes sein. Alle anderen Regularien, von denen ich Ihnen ein Dutzend aufzählen könnte (nageln Sie mich bitte nicht fest), sind Formalismen die vordergründig der Zeitung nutzen, ihr aber mittelfristig schaden: Die Dinge globalisieren sich und die Leserbriefschreiber ärgern sich über ihre defekte Wasserpumpe?
Nein, ich meine, es ist Platz für Alle. Für die guten Schreiber, die guten Ideen, den neuen Aspekt und für die „Wasserpumpe“. Warum übrigens nicht auch mal die Möglichkeit, dass sich so ein Leserbriefschreiber in die Seele des Volks schreibt? Warum soll es unter den Leserbriefschreibern nicht auch eine Elite geben? Eliten sind überall nützlich. Solange sie nicht verdrängen, oder ausbeuten, sondern helfen, zum Nachdenken anregen, warum nicht?
Zeigt ein Leserbrief auf, dass der Verfasser zu eigenständiger Arbeit auf einschlägigen Gebieten befähigt ist, kann sich jede Zeitung überaus glücklich schätzen, eine solche Zuschrift zu erhalten. Es kommt daher zuvörderst nicht auf dessen Veröffentlichung an. Einzig der Tatbestand einer zum Wohle aller erbrachten Leistung zählt.
#11
Altruistisch bin ich nicht. Der Papierkorb von Bronski ist nicht besser als mein eigener. Und im Übrigen, Herr „Toter Handlungsreisender“, rede ich lieber mit lebenden Menschen. Solchen mit Namen, Adresse und Telefonnummer. Denn das, genau, war einer der vielen Gründe, warum ich die Bürgerredaktion.de gegründet habe.
#9
Das führt nahtlos zu Ihnen, Bronski. Da geht es um Vertrauen, Anonymität, das Wesen der Printmedien, deren Niedergang und meinen Entschluss, das wenige, das ich als Einzelner tun kann, um wenigstens eine kleine Bremsscheibe zu sein, auch wirklich real zu tun: Die Bürgerredaktion.de. Ich habe sie ganz allein entworfen, programmiert und mit Hilfe meiner Mitautoren, Herrn Sepp, Kerrn Klose, Frau Schön und Herrn Maul (in der Reihenfolge ihres Beitritts) gefüllt. Und ich administriere sie allein. So wie das aussieht, werde ich noch im Laufe dieses Jahres an meine Leistungsgrenze geraten. Wenn aber igendeiner mir eine Mail schickt, beantworte ich sie. Persönlich und wie Sie sehen, notfalls auch im Blog.
Das mit der Einsamkeit ist damit auch vorbei. Das wirkt wie eine Genossenschaft. Ich habe noch keines der Mitglieder gesehen, aber ich kenne sie ganz gut. Und sie mich. Da ist auch mal Hilfe. Und Trost. Und Freude. Sie wissen doch: Geteiltes Leid …
# 12
Wo Sie die Leistungsgrenze ansprechen – eine solche gibt es auch bei mir. Früher wurden bei Veröffentlichung von Leserbriefen noch Belegexemplare, also ganze Zeitungen, verschickt, aber früher bestand eine Leserbriefredaktion auch noch aus mehreren Leuten, mindestens einem Redakteur nebst Sekretariat. Heute bin ich ganz allein (ohne dass ich mich einsam fühlen würde) mit meinen 1,5 Zeitungsseiten täglich. Der Strukturwandel in der Medienlandschaft hat gerade bei der FR hart zugeschlagen. Ich kann daher nur sagen: Mut zur Lücke. Wer einen Leserbrief eingeschickt hat, möge bitte das Leserforum verfolgen – oder noch einmal per Mail nachfragen. Solche Mails werden von mir beantwortet.
Jetzt wollen wir mal nicht andauernd von Leid reden, auch nicht von geteiltem. Sie machen das alles ja nicht, weil Sie leiden wollen, sondern weil Sie Lust drauf haben, Leserbriefe zu schreiben. Hoffe ich jedenfalls. Sie haben Lust darauf, den Printmedien zu helfen, wenn ich Sie richtig verstanden habe. Damit die ihre Leserbriefseiten gefüllt bekommen?
@Michael Maresch
Zu der Seite Bürgerredaktion.de und besonders der Programmierung: Respekt!
Es gibt ja in vielen Zeitungen mittlerweile größere Anstrengungen, die Leserschaft zu beteiligen, was nicht leicht ist, aber sicher haben eifrige Leserbriefschreiber dazu beigetragen. Auch geben nur wenige Zeitungen soviel Platz dafür frei, wie die FR. Da ist dieses Forum früh auch andere Wege gegangen.
Sozusagen „Bürgerredaktion“ und „Bügeredaktion“ 🙂
Nebenher habe ich übrigens soeben zwei neue Diskussionen im FR-Blog eröffnet – eine zum „Gaucho“-Auftritt von sechsen unserer Nationalkicker und eine zum Umgang mit Asylbewerbern, wie er in unserem Land gepflegt wird. Wer mag, ist eingeladen, vorbeizuschauen und seine Meinung beizusteuern.
So, dann werde ich mir mal was zu essen machen und hoffe, dass sich heute Nachmittag dann auch Herr Klose (oder andere Mitglieder Ihrer Bürgerredaktion) hier einschaltet.
@ Matthias Borck-Elsner
„Sozusagen ‚Bürgerredaktion‘ und ‚Bügeredaktion‘.
Aua. 😉
Wünsche gut gegessen zu haben, lieber Bronski!
Ich bin erstaunt, dass sich die Beteiligung an der Diskussion bisher auf so wenige Menschen beschränkt – angesichts der vielen Leserbriefschreiber, die meistens keine „Wiederholungstäter“ sind.
Schreiben generell und mich zu wichtigen Themen oder Ereignissen schriftlich zu äussern, ist seit Jahrzehnten mein „Ventil“. Das Mittel „Leserbrief“ nutze ich seit einigen Jahren – ausschliesslich bei der FR. Natürlich freue aujch ich mich, wenn ich ausser meinem Beitrag noch einige Gleichgesinnter entdecke – vor allem, wenn es um besonders kontroverse angepackte Themen geht (Beispiel: Herl, Kyiak)… Man fühlt sich bestärkt, bestätigt… und dann ist es auch schon wieder verpufft…
Zur Zeit hält sich mein Drang zum Kommentieren in Grenzen. Ich schreibe meist, wenn mir ein Thema oder ein Ereignis so unter den Nägeln brennt, dass es „schwarz auf weiss“ raus muss und oft nur, wenn mir nicht schon mancher Leserbriefschreiber zuvorgekommen ist.
Wenn sich allerdings zeitgleich so viele Schreckensereignisse häufen, dass ich die diversen Inhalte kaum verdaut habe, ziehe ich es vor, erst einmal „besonnen“ abzuwarten, bevor ich meinem Mitteilungsdrang in Form eines Leserbriefs nachgebe.
Hingegen nutze ich gerne und vermehrt die Möglichkeit an einem der für mich interessanten Blog-Themen teilzunehmen. An dieser Stelle mal wieder ein (lobendes) Danke an LBB für diese Vielfalt und gründlichen Vorgaben!
Nun zur dritten Möglichkeit: den direkten Kommentaren bei FR online: Auch wenn sich die Qualität der Beiträge m.E. hier oft sehr unterscheidet von denen im Blog oder in den Leserbriefen, so nutze ich auch gerne mal das Mittel zum direkten Austausch.
So wäge ich nicht etwa jedes Wort auf der Goldwage ab, bevor ich auf „senden“ drücke.
Hier und beim Blog finde die Möglichkeit, unter einem Decknamen zu schreiben, hilfreich, weil die Spontanität weniger gebremst wird. Da LBB die Hintermänner und -frauen der jeweiligen Decknamen kennt, kann er ja einschätzen, ob grünes oder rotes Licht angesagt ist.
Interessieren würde mich, ob sich hinter den Blog-, FR online- und Leserbrief-Mitschreibern oft dieselben Personen verbergen.
Nachtrag: Soeben habe ich die neuen Blog-Themen entdeckt…wieder ein Ansporn mehr!
@ maiillimi
Vielen Dank für das Lob. Tut auch mal gut. – Zum Thema Anonymität kommen wir später noch.
„Ich bin erstaunt, dass sich die Beteiligung an der Diskussion bisher auf so wenige Menschen beschränkt.“
Wir haben ja erst angefangen. Sicher werden sich noch mehr Leute äußern. Die Ankündigung war ja auch heute erstmals in der Print-FR. Eigentlich hatte ich sie schon für vergangenen Samstag vorbereitet, aber dann musste ich eine Seite Platz abgeben, und so fiel der Hinweis weg. Nun, der Talk wird ja bis Donnerstag laufen. Zeit genug für alle, etwas dazu beizutragen.
#12
Ich habe Herbert Rhiehl-Heyse gekannt, der hat mal über mich geschrieben. Jeder, fast jeder kennt Siggi Sommer. Auch Augstein ist manchem noch ein Begriff, usw.. Ich kenne mich. Da war es einfach einen Zusammenhang zwischen der verantworteten Meinung und deren wirtschaftlichen Erfolg „herbeizudenken“, und einfach erst mal nur zu konstatieren, dass mit der Zunahme des anonymen Gefasels im Netz, die Zeitungsverkaufszahl sank. Wenn das so ist, dass Menschen einem Herbert Rhiel-Heyse mehr vertrauen, als einer „Toten Hose 343“, dann haben wir Leserbriefschreiber, so meine damalige Überlegung, zum Erhalt der Zeitungen etwas Entscheidendes beizutragen: unseren guten Namen. Und damit unsere Verletzlichkeit. Also habe ich als allererstes beschlossen, dass auf unserer Seite nur Klarnamen schreiben. Das war durchaus als, zugegebenermaßen versteckter, Hinweis an die Printredaktionen gedacht, sich von dem Trend zur Beliebigkeit zu trennen und ihren Mitschreibern wieder mehr Gelegenheit zu geben, sich namentlich an die Spitze zu schreiben. Mehr Identifikation mit dem Schreiber, meine ich, gibt mehr Geld. Anders ausgedrückt. Das einzige Kapital einer Zeitung sind die Autoren.
Wenn das aber, das war erkennbar, nicht funktioniert, weil die wirtschaftlichen Zwänge ein Perpetuum mobile des automatischen Niedergangs anzeigten und weil kein Mensch auf Dauer diesen Drücken standhalten kann, dachte ich, dann sind wir Leserbriefschreiber gefordert. Wir haben all diese Drücke nicht. Und dann habe ich erst mal einen „Krieg“ gegen Zeitungen geführt, die Usermeinungen neben Leserbiefe druckten. Der war einigermaßen erfolgreich. Das kommt heute kaum noch vor.
Dann habe ich überlegt, wie den Zeitungen sonst noch zu helfen sei. Da war zuerst einmal die Platznot. Die hatte ich im Internet nicht. Also konnten wir die ganzen Briefe ungekürzt darstellen und dem Leser diese Zusatzinformation geben: was von deinem Brief wurde gedruckt? Daraufhin folgte ein ganzer Wust von Zusatzinformationen. Z.B.: welche Zeitung hat was gedruckt. Oder eine Emailliste der Leserbriefredaktionen deutscher Zeitungen, oder, oder, oder.
Nur damit jetzt hier nicht der Eindruck entsteht, ich wäre dann doch noch ein versteckter Altruist: die Bürgerredaktion.de will das was oben steht: beteiligen, einmischen, ändern. Also den Bürgern und ihren Leserbriefschreibern etwas mehr Macht verschaffen, als ihnen von den Zeitungen aus vielen, vielen Gründen gegeben werden kann. Denn davon, von mächtigeren Bürgern, werden auch die Printmedien profitieren. Als einziger Hort der verantworteten Meinung.
Zu der „Einsamkeit des Leserbriefschreibers“, die von Michael Maresch angesprochen wurde:
Diese Einsamkeit scheint abzunehmen. Denn ich registriere seit dem Ende der 1990er Jahre, dass ich als Leserbriefschreiber tatsächlich in den Zielgruppen wahrgenommen werde, die ich im Kopf habe, wenn ich meine Zuschriften verfasse.
Leser, die sich besonders geärgert haben rufen an. Die, die meine Meinung teilen, schicken mir Briefe, denen Kopien von Artikeln zum Thema beigefügt sind. Zunehmend werden auch Leserbriefe von anderen Zeitschriften wiedergegen (Vielen Dank dafür an meine Fans bei der „Roten Fahne“, es ist mir immer ein Vergnügen!).
Mitmenschen, denen ich persönlich bekannt bin (also über den engeren Freundeskreis hinaus), sprechen mich regelmäßig auf die veröffentlichten Zuschriften an. Und loben die FR dafür, dass sie auch Ansichten jenseits des Mainstreams zur Kenntnis nimmt und öffentlich macht.
Die steigende Resonanz hängt sicherlich auch mit den Recherchemöglichkeiten zusammen, die das Internet bietet. Und deswegen gehe ich davon aus, dass auch BND und NSA mitlesen. Ich hoffe das sogar, denn für euch, meine unheimlichen Freunde, schreibe ich stets mit besonderer Leidenschaft!
#14, #16
@ Matthias Borck-Elsner
“Sozusagen ‘Bürgerredaktion’ und ‘Bügeredaktion’.
Touché
# 19
Sie konstatieren einen Zusammenhang zwischen der „verantworteten Meinung“ und dem wirtschaftlichen Erfolg, als wäre Meinungsschwäche der Grund für den Strukturwandel in der Medienlandschaft. Die FR war jedoch immer eine sehr meinungsstarke Zeitung mit prägnanter Kommentierung und vielen Leserbriefen. Gerade sie hat es jedoch als erstes erwischt. Ich glaube, so einfach geht Ihre Gleichung „Mehr und/oder pointiertere Meinung führt zum wirtschaftlichen Erfolg“ nicht auf.
Übrigens, an alle Leserbriefvielschreiber, die diesen Blog lesen: Ganz nebenbei ergab sich noch ein weiterer Aspekt durch die Bürgerredaktion: Die Briefe blieben und bleiben, gedruckt oder nicht, dauerhaft erhalten. Erstaunlicherweise steigen die Zugriffe auch auf die ältesten Briefe immer noch. Da sind über die zwei Jahre, die wir das jetzt betreiben, ganze Psychogramme entstanden. Auch das nutzt den Zeitungen. Denn selbstverständlich kann man, wenn man zwischen den Zeilen lesen kann, auch Psychogramme der Entscheider ableiten.
Zum Thema „Rückkopplung“ hätte ich auch noch eine Bemerkung: ich habe letztes Jahr, als das Thema DSL-Drosselung aufkam, einige Leserbriefe an diverse Zeitungen geschrieben, u.a. auch an die FR, und habe leider von den Autoren der Artikel, auf die ich mich bezog, keine Antwort bekommen. Das Thema hat es sogar zu einen Gastbeitrag im Blog geschafft (nochmals danke dafür), aber leider wenig Resonanz erhalten.
Insbesondere hat mich verwundert, dass auf die sachlichen Einwände keinerlei Reaktion mehr erfolgte. Das fand ich sehr bedauerlich.
Ich finde ja, dass eine Zeitung an Qualität gewinnen kann, wenn sie auf Einwände reagiert, und dass sie ihre Käufer umgekehrt auch vergrätzt, wenn auf sachliche Kritik keinerlei Reaktion erfolgt.
#22
nein, nein, es ist nicht die „Meinungsschwäche“. Dazu hätte ich gar nicht das Recht geschweige das Wissen. Es ist der Trend zur Beliebigkeit im Bezug auf Personen, im Bezug auf Identifikationsfiguren, die immer mehr abgelöst werden durch Agenturmeldungen oder ausgelagerte Redaktionen. Geht es einer Zeiung heute schlecht, wird die Redaktion verkleinert. Ein Teufelskreis, der bis zur Desinformation geht, weil in allen Zeitungen der gleiche Müll steht.
Ich bezweifle auch, Bronski, dass es möglich ist die Zeitungslandschaft zu erhalten und ich habe mir viele Gedanken gemacht wie das zu ändern sei. Da ist die Bürgerredaktion das allerkleinste Licht.
Aber wenn man dann vorschlägt einen Meinungsvielfaltsrettungsschirm (Fordern und Fördern) aufzuspannen und dafür einen kleinen Teil der GEZ Gebühren einzusetzen, kriegt man von wirklich niemandem irgendeine Reaktion.
# 24
Ich weiß genau, dass alle Kolleginnen und Kollegen sich bemühen, auf Einwände zu reagieren, aber leider sind alle bis über die Nase hinaus voll mit Arbeit. Ich hoffe daher, dass diese tägliche Arbeit, die sich ja in Berichterstattung niederschlägt, Ihre Verärgerung wieder ein wenig mildert. Sie können darauf vertrauen, dass alle Zuschriften, in denen jemand direkt angeschrieben bzw. angesprochen wird, an den Autor / die Autorin weitergegeben und dass sie dort auch registriert werden.
# 25
„der gleiche Müll“
Das ist einer der Gründe für den Strukturwandel: Durch ihre Online-Auftritte sind die Zeitungen vergleichbar geworden. Wenn überall gleich- oder ähnlichlautende Agenturmeldungen veröffentlicht werden, bekommen die Userinnen und User natürlich das Gefühl, das Sie beschreiben. Der Ausweg kann nur sein, eigene Texte und eigene Inhalte durch eigene Autoren zu kreieren und mehr Hintergrundberichterstattung zu bringen, die es so woanders eben nicht zu lesen gibt. Gerade bei den Leserbriefen sind die meisten Zeitungen aber sehr eigen, und ich denke, die alte Weisheit hat immer noch ihre Berechtigung: Die Leserbriefe tragen viel zur Profilbildung einer Zeitung bei. Wenn Sie jetzt sagen, dass viele Zeitungen das unterschätzen, dann gebe ich Ihnen recht. Leserbriefe gelten vielfach als Rangiermasse, die oft zur Disposition steht. Im Kampf gegen diese Haltung sind wir uns einig.
Vielleicht sagt ja nachher mal Chefredakteur Arnd Festerling was zu diesem Thema. Ich habe ihn gebeten, ein Grußwort hier hereinzuschicken.
Nun, Herr Maresch, gehen wir mal ins Detail. Sie lesen die FR normalerweise nicht, haben sie sich heute aber besorgt. Was sagen Sie denn zu den Seiten 12 und 13, dem heutigen Leserforum?
#26
dazu braucht nichts gesagt zu werden. Das ist galaktisch. So als wäre die FR die Sonne und dann vielleicht noch der Münchner Merkur und u.U. die TAZ als Planet und sonst nur eine Menge Weltraumschrott. Wären alle Zeitungen so, würde ich die Bürgerredaktion zum Archiv umbauen.
Oh, vielen Dank. Das Lob gebe ich natürlich sofort weiter an all jene, welche die Inhalte geliefert haben. Einer der Leserbriefe ist übrigens von Ihrem Mitstreiter Roland Klose, wie Sie sicher gesehen haben. Am Donnerstag kommt noch einmal einer. Ich bin also gar nicht abgeneigt, auch Leserbriefe von zeitgenössischen Menschen zu veröffentlichen, die nie in die FR schauen. Früher wurde das auch bei uns mal so gehandhabt, dass Menschen, die die FR im Abonnement beziehen, bei den Leserbriefen bevorzugt wurden. Es gab da auch mal die Haltung, dass online eingesandte Zuschriften eher sofort in die virtuelle runde Ablage wanderten. So pflegen manche Zeitungen ihre Leserinnen und Leser. Sie, Herr Maresch, kritisieren das – aber haben diese Zeitungen nicht das Recht, so zu verfahren?
Aber selbstverständlich haben alle Zeitungen das Recht da hineinzuschreiben was immer sie wollen. Aber eines sage ich Ihnen schon: eine Zeitung, die immer noch nicht begriffen hat, dass die Bürger, die sie kaufen, globaler und auch streitbarer geworden sind und dass das ein Trend ist, der sich enorm verstärken wird, die sich also einigelt und auf ihrer kleinen Insel Leserbriefchen bäckt, verliert Leser und damit Geld. Und wenn sie dann nicht gerade die SZ ist, die im Hauptteil ein intergalaktisch schlechtes Leserforum ausgleicht durch drei vier Edelfedern, womit wir erneut bei der verantworteten Meinung sind, dann geht das mittelfristig den Bach runter. Und damit ist nun wirklich niemandem geholfen. Den Zeitungen nicht und uns Lesern schon gar nicht. Ihre FR Geschichte und jetzt die AZ in München, denkt man, sollten doch Warnschüsse genug sein. Nicht nur für uns Leserbriefschreiber. Alle Zeitungen, meine ich, sollten intern mal darüber nachdenken, ob dieses blöde Marktgehabe Jeder gegen Jeden noch den realen Gegebenheiten entspricht. Und ob sie weiter die Zeitung der Mächtigen sein wollen oder die Zeitungen der Bürger. Noch scheint mir Zeit dafür. Wenn der Markt einst halbiert ist, nützt auch kein Rettungsschirm mehr. Dann haben wir einen großen Teil Freiheit verloren.
PS: Herr Klose wird in etwa einer Stunde verfügbar sein.
#29 Anhang
Wer aber glaubt, die bei den Printmedien verlorene Freiheit im Internet wieder zu finden, der hat überhaupt nichts begriffen. Im Internet vordergründig gewonnene Freiheiten sind in aller Regel so geplant, dass sie aussen so aussehen und innen die Freiheit für Dritte verfügbar machen. Nein, gehen die Printmedien, geht auch ein Stück Freiheit. Unwiederbringbar.
# 29
„Marktgehabe Jeder gegen Jeden“
Es wird Sie vielleicht wundern, wenn ich als Protagonist einer eher linken Zeitung sage: Wettbewerb ist gut. Der Wettbewerb um die besten Ideen, die besten Artikel, die besten Leserinnen und Leser – in der Summe: um die beste Zeitung. Nur nützt das alles nicht viel, wenn das Umfeld so ist, dass Tageszeitungen schon deswegen ein Problem haben, weil sie auf Totholz gedruckt werden, während die Jüngeren in der Welt da draußen nur noch online lesen. Das Informationsangebot – oder das, was dafür gehalten wird – ist ja riesig, doch liegt darin nicht eine Gefahr? Wenn die Leserinnen und Leser nur noch das zur Kenntnis nehmen, was sie interessiert, und sich für anderes nicht mehr interessieren lassen, dann geht ihnen vieles andere durch die Lappen, was vielleicht nicht passieren würde, wenn sie eine Zeitung durchblättern und sich dabei von Überschriften einfangen ließen. Nein, sie suchen online gezielt die Inhalte auf, die sie interessieren. Was glauben Sie, was kann man gegen diesen Trend tun?
@Maresch
Eine gewisse „Meinungsmacht“ entsteht sicher dadurch, daß in Ihrem Forum Leserbriefe nachgehalten werden und auch aufgezeigt wird, wer was veröffentlicht. Ist es eigentlich so, daß alle Zeitungen aus Ihrem Fundus zitieren dürfen, bzw Leserbriefe übernehmen können?. Das wäre immerhin eine Basis zur übergreifenden Zusammenarbeit. Da würden sich die Zeitungen mit der Zeit sicher als dankbare Mitstreiter erweisen.
Das Motto unserer Bürgerredaktion.de lautet: Beteiligen, einmischen, ändern! Politische und gesellschaftliche Fehlentwicklungen in Leserbriefen provokant und gleichzeitig humorvoll aufgreifen, anprangern und durch eigene Ideen beseitigen helfen, das sehe ich als meine ureigene Aufgabe. Ich möchte auf diesem Wege allen Politikern und Institutionen im In- und Ausland symbolisch den Stinkezinger zeigen, wenn sie gegen das Volk regieren und entscheiden. Schließlich sind die demokratischen Regierungen für das Volk und nicht das Volk für die Regierungen da.
Die Bürgerredaktion.de ist auf diesem beschwerlichen Weg auf die Mithilfe der Leserbriefredaktionen unseres Landes angewiesen. Die Frankfurter Rundschau und einige andere Zeitungen unterstützen uns mit dem Abdruck unserer Leserbriefe. Doch das ist nicht selbstverständlich. Vielfach werden unsere Leserbriefe auch ignoriert oder verfälscht und verstümmelt wieder gegeben.
Was erhoffe ich mir von der Frankfurter Rundschau im Speziellen? Eine größere Leserbriefrubrik in der FR, aber auch das Eingehen auf Vorschläge und Meinungen der Leser zu bestimmten Themen. Stellen Sie die Vorschläge und Meinungen aus den Leserbriefen öffentlich zur Diskussion und machen Sie sich zum Anwalt der Bürger bei Politikern und Parteien. Dann wird die FR zu einer wirklichen Bürgerzeitung, welche die Interessen der Bürger in der Praxis vertreten kann. Dieses Ziel sollten Sie gerade in Zeiten sinkender Abonnentenzahlen nicht aus den Augen verlieren.
Übrigens, Leserbriefe schreiben ist nichts für Weicheier und Wichtigtuer, die sich nur gerne abgedruckt in den Zeitungen sehen möchten. Leserbriefe schreiben ist nämlich ein Knochenjob mit einem gewissen Restrisiko. Was kann ihnen dabei alles passieren?: z. B. Telefonanrufe von ihnen unbekannten Lesern, anonyme Drohbriefe, Abmahnungen von Rechtsanwälten im Auftrag rechtsextremistischer Parteien, Spam-eMails von Barack Obama höchstpersönlich und Einfangen des sog. Uroburos-Virus etc. Außerdem laufen sie Gefahr, von amerikanischen und russischen Geheimdiensten ausgespäht und überwacht zu werden. Wetten, dass unser Blogtalk gerade von den Geheimdiensten mitgelesen wird!?
Roland Klose, Bad Fredeburg
@ Roland Klose
„Eine größere Leserbriefrubrik in der FR, aber auch das Eingehen auf Vorschläge und Meinungen der Leser zu bestimmten Themen.“
Zum ersten Teil des Satzes: Haben Sie mal einen Blick in die FR geworfen? Zum zweiten Teil: Was machen wir denn hier?
#32
Jede Zeitung kann jeden Artikel (wir haben inzwischen über 1800, die übrigens über 1,5 Mio. mal aufgerufen wurden) jederzeit nachdrucken. Das stand schon vor der Gründung fest. Auch, dass man uns darüber informiert, ist nur eine Bitte.
Nachdem bei uns niemand Mitglied werden kann, der nicht mindestens 200 Briefe in großen Zeitungen (zu denen ich die FR zähle, Herr Büge)veröffentlicht bekommen hat, ist wohl auch die Qualität gesichert. Man könnte sich also vorstellen, dass eine Zeitung uns überhaupt nicht mehr druckt, sondern irgendwo in einer Ecke schreibt: Mehr Leserbriefe unter Bürgerredaktion.de.
#31
Hätte ich ein Patentrezept für dieses Problem, das mir auch bei meinen erwachsenen Kindern begegnet, ich würde es nicht patentieren sondern einfach nur für jeden schreiben. Es ist wohl so, dass die Jugendlichen die Zeitungen nicht mehr spannend finden. Versuchen Sie es doch mal mit einer halben Seite nur Kinder bis 18. Die Kinder selbst, nicht irgendwelche Omas, die ihnen was erzählen. Oder soll ich das tun?
Was die Bürgerredaktion als Archiv betrifft: Das FR-Blog kann das leicht toppen. Seit es online ging, wurden bis auf den heutigen Tag 1404 Artikel verfasst, und es gab bis heute 36044 Kommentare zu diesen Artikeln. In den Artikeln wurden Tausende von Leserbriefen von FR-Leserinnen und -Lesern veröffentlicht, die damit für eine etwaige digitale Ewigkeit archiviert sind. Das wird vielleicht einmal die Historiker interessieren. Ich wüsste allerdings nicht, warum Tageszeitungen sich aus einem Leserbrief-Archiv bedienen sollten, wenn sie doch täglich selbst mehr Leserbriefe bekommen, als sie veröffentlichen können. So ist das zumindest bei der FR. Mir geht es nicht darum, Seiten zu füllen, sondern interessante Debatten zu führen. Das bedeutet, dass Leserbriefe aktuell sein müssen.
Einiges musste zusammenkommen bis ich meinen ersten Leserbrief am 1.2.11 an die FR gesendet habe. Alles ist möglich, von Ärger bis Lob, denn auch Bekannte, Verwandte, Freunde und Antifreunde können den Leserbriefschreiber identifizieren (Name und Adresse). Den nötigen Mut, mich sozusagen nackig zu machen, habe ich erst aufgebracht als mir zusätzlich noch die Galle übergelaufen ist. Damals war es das Missverhältnis des Artikels 5 Meinungsfreiheit im Grundgesetz und dem Umgang der Politiker mit der Meinungsfreiheit. Und dann der Nackenschlag, der Leserbrief wurde nicht gedruckt. Entweder er hat Bronski nicht gefallen, oder es war, ganz profan, der fehlende Eintrag Straße und Hausnummer.
2 Jahre und 4 Monate hat es gedauert bis ich einen weiteren Leserbrief geschrieben habe (dank meiner Galle) der dann auch gedruckt wurde. Es ging um den Frankfurter Oberbürgermeister und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (auch eigene Erfahrung). Bronski hat mir am Vorabend der Veröffentlichung eine Mail zugesandt mit Abbildung des Leserbriefs auf der entsprechenden FR- Seite. Dafür einmal herzlichen Dank, denn ich hatte das Abo ab dem nächsten Tag für eine Woche abgemeldet. Besonders erfreut war ich über die Reaktion der FR Redaktion. Wochenlang stand Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Artikeln wenn es um einen abgesagten Termin des OB am Abend ging. Ab und zu kann man auch mit einem Leserbrief etwas erreichen!
Morgens lese ich zuerst alle Leserbriefe und freue mich darüber dass es doch viele Menschen gibt die eine ähnliche Sicht der Dinge haben. Besonderen Dank an Hr. Lübbers für den heutigen Leseerbrief, die Menschlichkeit gebietet… , und an Hr. Fischer für seinen Leserbrief v. 25.1.14, wir „tolerieren“ nicht, der uns den Unterschied zwischen Toleranz und Mensch sein erläutert. Auf solche „Artikel“ möchte ich nicht verzichten müssen.
Es freut mich, dass nicht nur die Gene von Kain sondern auch einige von Abel überlebt haben.
Daran gibt es nichts auszusetzen.
In diesem Zusammenhang der einzige Satz, der bei uns zwei mal vorkommt:
Die Bürgerredaktion steht um Ihre Leserbriefe nicht im Wettbewerb mit den Printmedien. Die Mitglieder der Bürgerredaktion sind selbst Leserbriefschreiber, die ihre Zeitung lieben. Sinn der Bürgerredaktion.de ist, dem anonymen Gequassel im Netz verantwortete Meinung gegenüber zu stellen. Also die Möglichkeiten des Netzes zu nutzen um die aus Platz-, Zeit- und Personalgründen eingeschränkten Möglichkeiten der Printmedien zu deren Gunsten, aber auch zum Vorteil der Leserbriefschreiber und -leser zu erweitern.
Punkt.
#38 war für #36 gedacht
und der nette Brief von Herrn Sturm hat sich „dazwischengemogelt“
@ Gerhard Sturm
„Entweder er hat Bronski nicht gefallen, oder es war, ganz profan, der fehlende Eintrag Straße und Hausnummer.“
Zunächst: Vielen Dank für Ihren Kommentar. Es freut mich, dass Sie mitmischen.
Zu dem Zitat: Mein Gefallen spielt bei der Auswahl von Leserbriefen überhaupt keine Rolle. Ich habe hohen Respekt vor der Meinung von Leserinnen und Lesern, ganz egal, ob ich derselben Meinung bin oder nicht. Es könnte also daran gelegen haben, dass Sie Ihre Adresse nicht mitgeliefert haben. Das passiert leider bis heute immer und immer wieder, obwohl ich täglich im Leserforum kommuniziere, dass die Adresse mitmuss. Daher an dieser Stelle noch einmal der Aufruf an alle: Wenn Sie einen Leserbrief einschicken, denken Sie bitte daran, Ihre Adresse mitzuschicken. Nach dem Presserecht darf ich nur solche Zuschriften als Leserbriefe veröffentlichen, deren Autorinnen und Autoren mir ausreichend (im Sinne des Gesetzes) bekannt sind.
Es kann aber auch sein, dass Ihr Leserbrief damals einfach wegen Platzmangels nicht veröffentlicht wurde. Damals hatte ich gerade mal eine halbe Seite täglich zur Verfügung, und selbst die wurde noch als Rangiermasse betrachtet. Wie glücklich bin ich – und Sie vielleicht mit mir -, dass wir jetzt eine Chefredaktion haben, die den Wert von Lesermeinung schätzt.
Grundsätzlich gilt bei der FR für die Auswahl von Leserbriefen: Die Zahl der Zuschriften zu einem Thema signalisiert, wie stark dieses Thema den Leserinnen und Lesern unter den Nägeln brennt. So entscheidet sich, was den Schwerpunkt auf der Hauptseite bildet. Meistens gibt es einen zweiten Schwerpunkt eine Etage tiefer und einen dritten auf der halben Nebenseite über dem Wetter.
Sie sind übrigens nicht der Einzige, für den es mit dem ersten Leserbrief nicht geklappt hat. In dieser Hinsicht sind Michael Maresch und Roland Klose vorbildlich: Einfach dranbleiben!
# 38
Das ist wohl Ihr Lieblingsbegriff: „anonymes Gequassel“. Was meinen Sie damit eigentlich?
Guten Tag, Bronski, Guten Tag, liebe Blogtalker,
habe leider den Start des Blogtalks um 10 Uhr verpasst, weil ich geschäftlich außer Haus war. Jetzt bin ich bereit. Werde momentan allerdings von den Kommentaren der Blogtalker förmlich erschlagen. Als Leserbriefschreiber fühle ich mich keinesfalls einsam, sondern in der Bürgerredaktion.de gut aufgehoben. Mein Traum ist es, dass daraus einmal eine große Bewegung der unzufriedenen Bürger in Deutschland erwachsen kann: sozusagen die „Wutbürger-Partei“. Denn, Volksentscheide – sprich direkte Demokratie – gibt es ja leider nicht in Deutschland. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als die vielen Leserbriefschreiber, die mit der augenblicklichen Situation in Deutschland nicht einverstanden sind, unter dem Dach der Bürgerredaktion.de zu vereinen.
Sicher ist die Frankfurter Rundschau ein gute Zeitung, die sich mit den Vorschlägen und Meinungen der Leser auseinander setzt. Aber trotzdem geht mir das nicht weit genug. Ein gelegentlicher Blogtalk reicht nicht aus. Um eine wirkliche Bürgerzeitung werden zu können, muss man sich noch intensiver zum Sprachrohr der desillusionierten Bürger machen, die jede Beteiligung an Wahlen mittlerweile kategorisch ablehnen. Es gibt nämlich ein riesiges Heer an Wahlverweigerern, welche die FR mit einer engagierten Bürgerzeitung für sich als Abonnenten gewinnen kann.
Meine Meinung für mich behalten, das liegt mir fern. Ich war immer schon ein politischer Mensch. Aber Leserbriefe schreiben, kann auch ganz schnell zur Sucht werden, wenn man meint, zu allem etwas sagen zu müssen. Das hat mir auch schon viel Ärger eingebracht: Drohbriefe, Abmahnungen etc. (siehe Rubrik – „Wir über uns“ – von http://www.buergerredaktion.de). Als NRW-Landtagsdirektkandidat im Hochsauerlandkreis war ich 2005 für die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) aktiv, weil ich von Oskar Lafontaine begeistert war. Das hat sich aber ganz schnell wieder gelegt, als er die feindliche Übernahme der WASG durch die PDS (Partei des demokratischen Sozialismus) zur Partei „DIE LINKE“ initiierte.
Mein Tipp an alle: Werdet Mitglied in der Bürgerredaktion.de (meinetwegen auch Bügeredaktion) und bombardiert die FR so lange mit Leserbriefen, bis sie zwangsläufig zum Anwalt der entrechteten, verarmten und enttäuschten Bürger in Deutschland werden muss!!!
@Bronski#36
Ich könnte mir denken, daß solche Archive, natürlich auch das Blog-Archiv, für Redakteure eine gute Möglichkeit sind, Meinungen zu (wieder) aktuellen Themen zu finden.
Welche Menge an Leserbriefen anfällt, weiß man ja aus der Ferne nicht zu beurteilen.
@Klose#33
Versuche zur „Leserbeteiligung“ hat es auch in der Vergangenheit genügend gegeben,letztlich muß aber wohl jede Zuschrift durch den „Filter“ Redaktion, die nur personell begrenzte Ressourcen hat. Meist sind sie daran gescheitert. Aber Zeitungen durch den „Leserbriefeingang“ zu Bürgerzeitungen umzufunktionieren, hat auch sein eigenes Problem. Letztlich nutzt man ja ein Medium, daß einem nicht gehört, auch wenn man dafür bezahlt hat.
@ Roland Klose
„… bis sie zwangsläufig zum Anwalt der entrechteten, verarmten und enttäuschten Bürger in Deutschland werden muss …“
Das ist die FR doch schon. Kennen Sie die Zeitung überhaupt, in der halbwegs regelmäßig Ihre Leserbriefe erscheinen, so etwa heute?
Zu 40
Hallo Bronski, ob der Leserbrief veröffentlicht wird oder nicht war nicht das Problem ich hatte es nicht einmal erwartet. Mir ging es eher um die Gedanken die sich ein Leserbriefschreiber vor seinem ersten Leserbrief macht. Vielen Leserbriefschreibern deren erster Leserbrief nicht gedruckt wird würde schon eine E-Mail mit einem kurzen Hinweis genügen um am Ball zu bleiben. Aber auch Ihre Arbeitszeit ist endlich und auch hier gilt „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Im Blog mit einem Pseudonym zu schreiben ist sicherlich leichter für den inneren Schweinehund.
Zu 42
Hr. Klose, wenn die Rundschau zu einem „Sprachrohr“, für wen auch immer, werden sollte muss ich mich von meinem über 33 Jahre alten Abo verabschieden. Eine Tageszeitung hat für mich immer noch die Aufgabe der Meinungsvielfalt Rechnung zu tragen. Als Leserbriefschreiber können wir uns dann über das geschriebene Aufregen. Das ist ja auch ein Teil unserer Motivation!
Zu 44:
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Bronski, ich kenne und schätze die FR und die Tatsache, dass darin meine manchmal äußerst kritischen und für viele schwer verdaulichen Leserbriefe veröffentlicht werden. Aber wie fragt schon die Fleischerfachverkäuferin: „Darf es ein bisschen mehr sein?“ Der Fürsprech ist der Ritter des Rechts (deutsches Sprichwort).
Zu 45:
Sprachrohr für eine bestimmte Gruppe zu sein, schließt nicht automatisch Meinungsvielfalt aus. Unterschiedliche Meinungen können, sollen und müssen öffentlich ausdiskutiert werden. Und zwar anders als in TV-Talkshows, wo unerwünschte Meinungsäußerungen gleich abgewürgt werden.
Ein wenig enttäuscht bin ich, daß die Aktion Bürgerredaktion doch wohl eine reine Fortsetzung linker Politik mit anderen Mitteln ist, und statt dem langen Marsch durch die Institutionen nun den langen Marsch durch die Leserbriefkolumnen antritt, oder täusche ich mich da?
Ich hätte es mir neutraler vorgestellt.
Liebe Blogtalker,
Eigentlich (und ich warne die Kolleg/innen immer vor Sätzen, die so anfangen), eigentlich hatte ich mich schon am ersten Tag intensiver mit Ihnen auseinandersetzen wollen. Dazwischen kam ein Termin in Gießen, und nun ist es so spät, dass ich erst einmal alles nachlesen muss. Ich bitte um Vergebung, dass ich nun nur das Bronski zugesagte Lebenszeichen (Grußwort) übermittel, aber mehr ist nicht mehr drin.
Morgen bin ich dann hoffentlich auch etwas substanzieller dabei.
Ich freue mich jedenfalls sehr, dass Sie sich derart intensiv mit unserer FR beschäftigen!
Ein Maßstab für die Qualität einer Zeitung sind ihre Leser…
Vielen Dank!
Arnd Festerling
#47
Herr Borck-Elsner, Sie täuschen sich. Im Augenblick sind wir fünf in keinster Weise gleichgeschaltete Mitglieder. Jeder vertritt ausschließlich seine Meinung. Eine Meinung der Bürgerredaktion gibt es nicht. Und schon gar nicht einen langen Marsch.
Gelegentlich wurde auch etwas von mir in der FR veröffentlicht und das tat meinem „angegriffenen“ Selbstbewusstsein gut.
Ich war vorher dabei, auf die schiefe Bahn zu kommen, ich war dabei unter die Räder zu kommen.
Es ging bei mir privat drunter und drüber, ich habe immer schon gerne geschrieben, nur hat niemand diese Leidenschaft geteilt.
Dass ich mit 39 Jahren zwangsverrentet wurde, darüber habe ich geschrieben. Später gab es auch einen Untersuchungsausschuss in Hessen, den „Steuerfahnder Ausschuss“, dabei ging es um die Praktiken einer Zwangspensionierung aufgrund psychiatrischer Gutachten. Das war auch ein bisschen meine Geschichte. Es ist gut am Leseforum, das nicht anonym diskutiert wird, wie im Internet, es ist auch sehr abwechslungsreich. So gibt es manchmal Gedichte im Leseforum, oder Kurzgeschichten, oder eben Erlebtes.
@Maresch #49
Das ist gut zu wissen, man erlebt ja gelegentlich im Netz, daß sich Gruppen zusammenfinden, um ein Medium zu vereinnahmen und die eigenen Meinungen und Richtungen zu verbreiten. So ein Vorgehen wäre der Niedergang der Leserbriefe, die ja gerade die individuelle Meinung transportieren sollen.
#51
Man muss sich das eher vorstellen wie eine Arche Noah: Mäuse, Elefanten, Schnecken usw. mit dem gemeinsamen Willen die Flut zu überleben. Ich jedenfalls glaube, dass Demokratie ohne Vielfalt nicht denkbar ist. Und deshalb würde ich, wenn es schon darum geht Redaktionen zu „bombardieren“ eine Aktion bevorzugen, die Vielfalt und Toleranz statt immer neuer Verbote fordert. Aber nochmal: das bin ich. Nicht fünf und nicht „Die Bürgerredaktion“.
Die Frage ist für mich, was bringt es online zu kommentieren? Wie willkürlich ist die Zensur? Meiner Meinung nach jeweils mehr als man denkt,(wenn ich auch leider irgendwie nicht mehr unter diesem Namen zu Potte komme online.Passwortprobleme oder Generalblockung? man weiß es leider nie, die zensur hat absolute Vollmacht und braucht neimand Rechenschaft zu geben)
ich möchte vorschlagen, das Leseforum in der FR zum Andenken an die Opfer des Absturzes MH17 einmal mit einer Seite oder einer halben Seite ausfallen zu lassen,stattdessen mit einem schwarzen Balken, oder einer kleinen Erklärung.Die Opfer können nicht mehr mitdiskutieren, oder mitschreiben, wie sie es wohl gerne würden.Wir reden über Leserbriefe und reden weiter trotz großer Katastrophen. Anteilnahme zeigen und keine Haarspaltereien über leserbriefe und das drumherum
Puh. Bronski hat mir angeraten, mich hier zu beteiligen. Und ich tue es deshalb, weil ich eine etwas andere Sicht auf die Dinge habe. Früher habe ich jahrzehntelang Tagebuch geführt, jetzt blogge ich und schreibe Leserbriefe. Und frage mich: brauche ich Resonanz zur Selbstbestätigung, bin ich ansonsten kommunikativ eher mager konstruiert bzw. aufgestellt oder menschenscheu geworden? Und – was bringt das mir, und Anderen? Glauben ich – und Andere – das wir wirklich etwas ändern durch diese Schreiberei, die mich oft an „Stille-Kämmerlein-Schreibereien“ a la „Gebet einer Jungfrau“ erinnert? Ist das nicht alles, pardon, Bronski, „Hirn-Gewichse“? Ändern wir wirklich etwas, oder bestätigen wir uns nicht nur selbst, im Sinne esoterischer Kreise der 80er, in dem wir „Ommh“ sagen, und wissen, jetzt wird alles – gut. Oder bestätigen wir uns nicht selbst, weil wir ja die „richtige“ Einstellung haben. Wissen ist Macht, nichts Wissen macht auch nix.
Welche Situation erleben wir? Natürlich gibt es, Scheitan sei Dank, immer noch kritische Medien in Old Germany, deren Beiträge dann nur ganz geschickt, siehe Football-WM, zu einer Zeit gesendet werden, in denen ein Spiel der deutschen Mannschaft läuft. Warum sind „unsere“ Kanzlerin und „unser“ Bundes-Präses so beliebt, wegen ihrer sozialen Einstellung? Warum wird nicht debattiert und gestritten darüber, ob die Daten unserer Meinungsforschungs-Institute nur deshalb so glorreiche Zahlen abliefern, weil sich entweder die Befrager nicht mehr in die Ban-Lieus trauen oder die Abgehängten sowieso nur noch das Götz-Zitat eintätowiert haben? FDP – kannst Du vergessen, vorbei die glorreichen Zeiten des Ordo-Liberalismus. Ich bin 1972 in die SPD eingetreten und dann zu Schmidt-Schnauzes Zeiten wieder raus, wohin? Natürlich zu den Grünen! Und da habe ich mich dann getummelt, bis ein gewisser Joschka Fischer sich als beinharter Neo-Lib erwiesen hat. Also dann, Morgendämmerung, es gab eine neue Parteien-Gründung, die WASG, da saß ich 2 Plätze neben dem Klaus Ernst. Klasse, dachte ich, jetzt passiert etwas. Doch dann kam der Zusammenschluß mit der LInken, dem ich erst einmal, zwar skeptisch, folgte, aber dann aufgrund dieser „pragmatischen“ Ost-Linken nicht mehr folgen konnte und wollte. Und nu? Rot-Grün-Rot, und dann kräftig gestalten und verändern – wer glaubt an den Weihnachtsmann?
Natürlich gibt es bei uns viele kritische Medien, elektronisch und gedruckt, und alle bilden viele kritische Meinungen ab. Super, kann ich mir was für kaufen, Meinungsvielfalt! Nur – ändert das etwas? Werden die Reichen dadurch und trotzdem nicht immer reicher, die Mittelschicht immer schwächer und die Abgehängten immer abgehängter? Da kann ich mich in Tausenden Medien tummeln, und dieselben unterstützen, allein – es wird sich, da bin ich hoffnungsloser Pessimist, nix ändern. Die „oben“ wissen doch, das man dem Volk Opium verabreichen muß, und das heutige Opium heißt „Presse- und Meinungsfreiheit“. Und BND, MAD, NSA, und wie die ganzen Dienste, und die sie finanzierenden Köpfe heißen, schauen sich das als eine Art amüsantes Abendprogramm an, und wiehern sich beim 18-Jahre-Single-Malt einen drüber.
Lutz meinte, ich solle positiver denken. Also habe ich meinen Beitrag mal positiv formuliert.
@ 54…Das spricht mich an. Allerdings moechte ich noch all die vielen Opfer der anderen Katastrophen und „Brennpunkte“ mit einbeziehen. Gute Nacht.
Warum Leserbriefe schreiben ?
Ich schreibe ab und zu meine Meinung hier zu einem Thema, das mich auch bewegt und anspricht.
Ich schreibe hier, weil es am PC so einfach geworden ist.
Ich schreibe hier nicht unter meinem vollen Namen, weil er nicht so geläufig ist und ich nicht in einer Großsstadt wohne.
Meine Meinung sage ich auch in der Hoffnung, Gleichgesinnten zu signalisieren, dass noch eine Stimme mehr „in diese Richtung denkt“.
Meine Meinung sage ich auch deshalb gerne hier, weil ich die Freiheit zur freien Meinungsäußerung hoch schätze, und mich freue, in einer Zeit zu leben, welche dies gefahrlos zulässt.
Noch eine Ergänzung: Zwei Meldungen, die – natürlich – nichts miteinander zu tun haben.
Die 1., im Teletext: Weltweiter Hitzerekord gebrochen.
die 2., heute in den 17.00 Uhr Nachrichten: Thema 1, Gaza-Israel-Konflikt, Thema 2: Ukraine, Flugzeug-Abschuß MH, und dann die nächste, superwichtige, Nachricht: Die Börse geht um über 1% ins Minus.
Ist doch was, oder?
Und jetzt, Leserbriefe?
@ Wolfgang Fladung
„Und jetzt, Leserbriefe?“
Nein, es ist natürlich viel besser, sich in eine Ecke zu hocken und zu schmollen, weil die Welt so schlecht ist.
Aus Deinen Worten spricht die Verzweiflung des Individuums über seine Machtlosigkeit, die sich an so banalen Dingen wie der Reihenfolge von Nachrichten in einer Nachrichtensendung entzündet. Soll „heute“ wegen der Nachrichten aus Gaza und der Ukraine keine Börsennachrichten bringen? Dann können die ja gleich aufhören zu senden. Nein, solche Nachrichtensendungen sind im Prinzip genauso aufgebaut wie Tageszeitungen. Du kriegst die Meldungen immer weitgehend in der Reihenfolge Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Buntes. Wenn Du eine Zeitung liest und bist schockiert über eine Nachricht, blätterst dann aber um, dann findest Du auf der nächsten Seite natürlich Nachrichten zu ganz anderen Themen. Du kannst dann gern empört darüber sein, dass die Zeitung die Folgeseite nicht leer gelassen hat, aber Du änderst mit Deiner Empörung nichts. Ein Leserbrief, der das thematisiert, wäre auch nicht meine allererste Wahl für die Veröffentlichung.
Du willst „etwas ändern“. Das ist auch das Ziel der „Bürgerredaktion“. Roland Klose hat das mit seiner wuchtigen Werbeprosa in # 42 ja klar genug herausgehoben. Ich will Folgendes noch einmal festhalten: Die FR wird schon jetzt mit Leserbriefen „bombardiert“, und zwar in einer Weise, dass ich aus dem Vollen schöpfen kann, was gute, interessante, kritische Leserbriefe betrifft. Die Vielfalt der abgebildeten Meinungen könnte kaum größer sein. Die Akteure der „Bürgerredaktion“ liefern hin und wieder kleine Beiträge dazu. Ich traue mir ohne Weiteres zu, die Balance bei den Leserbriefen auch dann zu halten, wenn noch mehr Beiträge von dort kämen, denn es ist diesen Zuschriften natürlich anzumerken, dass sie aus professioneller Feder stammen.
Bevor wir die Frage vertiefen, welche Ziele dieses „Ändernwollen“ hat, bleibe ich noch mal kurz bei dem eben gestreiften Punkt. Ich bin gehalten, eine ausgewogene Auswahl aus den vorliegenden Leserbriefen zu treffen. Ausgewogen meint: Abbilden möglichst vieler Facetten des Meinungsspektrums zu einem Thema – und dafür möglichst viele Menschen zu Wort kommen lassen. Das gelingt natürlich nur, wenn viele Zuschriften zu einem Thema vorliegen. Insofern gefällt mir die Idee der „Bürgerredaktion“. Ich weiß allerdings auch aus Erfahrung, dass es Leserinnen und Leser gibt, die es nicht mögen, immer wieder dieselben Namen im Leserforum wiederzufinden. Es gibt außer den Autoren der „Bürgerredaktion“ ja noch ein paar andere Vielschreiber – ein Begriff, den ich nicht negativ meine. Zu Zeiten, als ich nur die halbe Seite über dem Wetter für Leserbriefe zur Verfügung hatte, galt die Faustregel: Ein Brief pro Autor und Monat. Die gilt jetzt nicht mehr, denn ich habe schön viel Platz zur Verfügung. Ich bemühe mich, jetzt die Regel „Ein Brief pro Autor und Woche“ einzuhalten, was mir auch nicht immer gelingt.
Herr Maresch, Sie haben in # 10 geschrieben:
„Warum übrigens nicht auch mal die Möglichkeit, dass sich so ein Leserbriefschreiber in die Seele des Volks schreibt? Warum soll es unter den Leserbriefschreibern nicht auch eine Elite geben?“
Nach meiner Erfahrung werden vielschreibende Leserbriefautoren eher kritisch betrachtet, jedenfalls von den FR-Leserinnen und -Lesern. Das ging schon mal so weit, dass die FR Kündigungsdrohungen bekam, weil ich bestimmte Autoren nach Meinung eines Lesers zu oft gebracht hatte. Der Leser selbst war aber nie durch Leserbriefe in Erscheinung getreten. Ich habe mich davon nicht beirren lassen, sondern diese Leserbriefe dann gebracht, wenn es gepasst hat. Lassen Sie sich von solchen Meinungen irritieren?
@fladung
Nun ja, man trifft so diesen und jenen, spricht und hört und geht auseinander.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
(Rilke, Der Panther)
Aber manchmal hört das Bild auch nicht auf zu sein. Ich lese vieles, und ich lese hier, besonders gerne ihre Beiträge und mir ist, als ob es hinter tausend Stäben doch noch eine Welt gibt. Da wacht der Blick wieder auf, was kann man mehr erwarten? Immerhin hat man sich in diesem „Jardin des Plantes“ mal gesehen und sich einen Blick zugeworfen.
Ob man hinter oder vor dem Gitter steht, weiß man nicht. Aber den Vorhang der Pupille, den schieben Sie schon öfters mal auf…
Unseren Blogtalk, „Leserbriefe schreiben“, scheint auch Barack Obama und die NSA zu interessieren. Warum? Gerade um 02.55 Uhr erhalte ich unaufgefordert eine Spam-eMail von Jim Messina von BarackObama.com. (siehe Anlage). Ich soll John Boehner angeblich eine eMail senden. Das sind die Vorgehensweisen und Methoden der NSA mittels einer Spam-eMail unseren Blogtalk, die Bürgerredaktion.de und Millionen unschuldige deutsche Bürger auszuspähen und auszuspionieren. Und unsere Bundesmutti Angie sitzt nur frustriert in ihrem Kanzlerinnenamt. Verstehen Sie jetzt meine „wuchtige Werbeprosa“, Bronski (zu 59)?:
Organizing for Action
Roland —
No, you didn’t just wake up from a bad dream.
John Boehner and House leaders are actually moving forward with their plan to sue the President.
Of course, it’s an unbelievable waste of time and taxpayer dollars — and when you think about what Speaker Boehner hasn’t gotten done for the American people, it’s even more outrageous. Name any issue you’ve wanted to see progress on, and you can be pretty damn sure the House hasn’t done anything meaningful to move it forward.
That isn’t working for the vast majority of Americans, and it’s up to us to let him know it.
So I’m asking you, Roland — what’s the one thing you would say to John Boehner, if you could? Because OFA volunteers are going to hand-deliver all of your messages straight to his office.
It’s not really the political stunt of suing the President that makes me mad.
What really ticks me off is that John Boehner and House leaders are spending time (and our money) on a wasteful lawsuit instead of doing anything good for the American people.
Right now, John Boehner is personally standing in the way of progress.
A lot of it.
He and House leaders are blocking comprehensive immigration reform. They’re refusing to make long-term investments in our transportation infrastructure, and aren’t even considering a bill to raise the minimum wage for hard-working families. They’re preventing action from being taken on climate change. They won’t lift a finger to help relieve the burden of student loan debt, or reduce discrimination against LGBT Americans.
And it’s not the first time we have seen this from John Boehner and his friends in the House — remember when they shut down the government and wasted hundreds of hours trying to repeal Obamacare and take away affordable health care from Americans?
It seems like John Boehner goes through a lot of trouble to keep real work from getting done. That’s something that frustrates a whole lot of people across the country who work hard every day.
It’s time he heard from us. Let Speaker Boehner know what’s on your mind and tell him to stop wasting our time:
(…)
Thanks,
Messina
Jim Messina
Chair
Organizing for Action
Paid for by Organizing for Action
Contributions or gifts to Organizing for Action are not tax deductible.
This email was sent to: (…)
If that is not your preferred email address, you can update your information here. We believe that emails are a vital way to stay in direct contact with supporters. Click here if you’d like to unsubscribe from these messages.
Organizing for Action, P.O. Box 66732 Washington, D.C. 20035
# 59
Zunächst einmal guten Morgen. Ich hatte gestern dank der FR einen anstrengenden Tag und habe doch tatsächlich bis 8.30 Uhr geschlafen.
Mich freut an diesem Talk, dass da so viele sind, die mir und meinen Mitschreibern professionelles Schreiben unterstellen. Denn das hat in meiner Lebensgeschichte einen großen Wert. Erlauben Die mir deshalb einen Exkurs:
So mit 25, nach den ersten großen Erfolgen und den ersten großen Misserfolgen, steckte ich irgendwie in einer Lebenskrise. Beim Nachdenken über Alter und Tod habe ich damals beschlossen, niemals in Rente zu gehen. Der Sinn der Rente erschloss sich mir nicht, hatte ich doch vor, den Lebenszustand, den die Rentner so schätzen, ein ganzes Leben zu leben. So stellte sich damals die Frage a. was aber wenn du unheilbar krank wirst? und b. was wenn du Pflegefall wirst. a. war mit akzeptierten Selbstmord schnell beantwortet. Und b. führte, nachdem ich auch damals schon gerne Gedichte schrieb, zu der Folgerung: ok, wenn du denn 50 werden solltest, wirst du dann anfangen an deiner Sprache zu arbeiten, so dass, wenn du es gelernt has,t die Menschen zu erreichen, das Schreiben als Geldquelle unabhängig, ob gehend oder aus dem Rollstuhl, zur Verfügung steht.
Sehen Sie, Bronski, ein kleines Outing.
Heute, nachdem mir der erste Schritt offensichtlich gelungen zu sein scheint, wofür ich mich hiermit bei all den Leserbriefauswahlredakteuren bedanke, die harte Lehrmeister waren, fehlt also nur noch der Schritt vom Schreiben zum Geld. Denn inzwischen, man möge mir verzeihen, spielt das Gedrucktwerden nicht mehr die Geige von einst. Ich schicke meine Briefe an 123 Zeitungen und wer sie will oder versteht soll sie drucken oder soll es bleiben lassen, vor allem dann, wenn er vor lauter Selbstbeschränkung eben beschränkt ist. Selbstverständlich hat in diesem Kalkül auch die Bürgerredaktion einen Platz. Denn dort gibt es solche redaktionellen Einschränkungen nicht. Dort ist, aus Leserbriefschreibersicht schon jeder ein Star. Dort praktizieren wir unsere Art von „Social media“. Verantwortet.
Nicht anonym.
Denn, um auf Ihre Frage, Bronski, zurückzukommen, was „Gequassel“ für mich heißt, wo ich es doch immer wieder verwende, antworte ich: Gequassel ist für mich alles, was vollständig unabhängig vom Inhalt, anonym daherkommt.
In den Dreißigerjahren im zwanzigsten Jahrhundert gab es lange Zeit professionelle Leserbriefschreiber, die, finanziert von den Nazis und von den Kommunisten, unter ständig wechselnden Namen die Zeitungen überschwemmten. Das ist für mich Gequassel und jeder mag sich aus der heutigen Situation sein Bild machen. Auch das ständig wiederkehrende Argument, es ginge einem anonym einfach leichter von der Leber, lasse ich nicht gelten. Die Wahrheit klebt an der Leber fest und muss mit harter Arbeit freigelegt werden. Wenn der Leser aber schon die Leber nicht kennt, von der die Wahrheit stammt, ist sie schon verdorben, bevor sie die Tastatur erreicht. Das mögen Sie und alle Zeitungen anders sehen, für mich ist und bleibt das einer der Gründe für den Niedergang der Printmedien. Ein wenig auch für eine gezielte Kampagne zur Verblödung, um es gefügiger, beliebiger zu machen, des Volks: du kannst noch so doof sein, für Twitter reicht es alle mal.
gleich noch was, Bronski: wenn ich es nicht schaffe, Sie zu dieser einfachen freundlichen Geste zu überreden, sich in einer kurzen Mitteilung bei den Lesern für das Füllen Ihrer Seiten zu bedanken, sich auch stellvertretend für die passiven Leser bei den aktiven Einzelnen zu bedanken, egal ob Leser der FR oder nicht, denn auch Dauerleser der FR freuen sich über ein kurzes Danke, werde ich mich nach diesem Blog ein klein wenig gescheitert fühlen.
@ Roland Klose, # 61
Unser Blogtalk ist öffentlich. Wir dürfen davon ausgehen, dass die NSA uns über die Schulter schaut, ja. Sie wollen Angela Merkel zum Jagen tragen, indem Sie den Druck auf sie per Leserbrief erhöhen? Wolfang Fladung, was sagst Du dazu?
@ Michael Maresch, # 62
„Auch das ständig wiederkehrende Argument, es ginge einem anonym einfach leichter von der Leber, lasse ich nicht gelten.“
Anonym ist nicht gleich anonym. Ich hatte neulich einen Kandidaten zur Veröffentlichung, der sehr interessant und sachlich über die rechtlichen Grundlagen der Bejagung von Nil- und Kanadagänsen schrieb. Die werden zurzeit in Frankfurt zu einem echten Problem. Er wollte den Leserbrief aber nur anonymisiert veröffentlicht sehen, weil er schon von sogenannten Tierschützern angegriffen worden war. Wir haben uns auf ein Pseudonym geeinigt, unter dem der Leserbrief dann erschien. Wenn Anonymität in einem solchen Fall sinnvoll ist, warum soll sie dann in anderen Fällen Teufelszeug sein?
# 64
Oh, Bronski, Äpfel mit Birnen vergleichen? Wenn jemand nicht die Hutzbe hat, seine abweichende Meinung frei zu vertreten, mag er sich Hilfe holen. In Ihrem Fall war die Hilfe der breite Rücken der FR. Das hätte auch eine Tierschutzorganisation oder der Bundespräsident sein können, der, von der Wichtigkeit des Anliegens überzeugt, seinen Buckel drüberstülpt. Genau besehen, ist das aber ein schmaler Grad. Auf der Spitze dieses Grades sitzen die Radikalen und handeln genau mit dieser Angst: „Wir wissen wo deine Familie wohnt.“
Dort aber liegt auch die Stärke des verantworteten Leserbriefschreibens: Je mehr Menschen sich dieser Angst entziehen, also, um es modern auszudrücken, je mehr Menschen ihre „Kahn-Eier“ entdecken und darüber schreiben, desto unangreifbarer wird der Einzelne.
Die anonyme Meinung aber, bildet eine solche Widerstandslinie nicht. Bleibt Gequassel.
Sie finden es nicht besser, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, als alles – und noch Bananen, Pfirsiche und Maracuja hinzu – in einen Topf zu werfen und „Gequassel“ draufzustempeln?
#64 Anhang
Das gilt, Bronski, übrigens auch für die „User“, die Sie mit Anschrift, Namen und Telefonnummer kennen, die aber im Blog als „Tote Hose343“ erscheinen.
Denn da passiert doch nichts anderes, als dass die Verantwortung, die dann auf Ihrem Rücken geschrieben wird, also auch die Gefahr der Verantwortung, verlagert wird: Um den Schreiber bedrohen zu können, muss der Spinner erst mal den Bronski bedrohen. Ich nenne das, mit Verlaub, feige.
@ all
Nur damit keine Unklarheit aufkommt: Ich trage Herrn Mareschs Verdikt nicht mit. Ich halte es nicht für feige, einen geschützten Rahmen wie das FR-Blog zur Meinungsäußerung zu nutzen und biete allen Userinnen und Usern, die das wollen, weiterhin den Schutz meines „breiten Rückens“ an. Herrn Mareschs Aussage ist aber natürlich von der Meinungsfreiheit gedeckt, auch wenn sie eigentlich nicht mit den Regeln des FR-Blogs zusammenpasst. Ich lasse sie im Rahmen dieses Blogtalks stehen, weil sie einen O-Ton darstellt.
@ Michael Maresch
Erzählen Sie doch mal, was Sie schon für Reaktionen auf Ihre Leserbriefe erlebt haben.
#66
Ich habe es da leicht: nachdem es immer noch genügend Leute gibt, die ihre eigene Meinung selbst vertreten, gebe ich denen, die mir als wirkliche Menschen gegenüberstehen den Vorzug.
Und, ja. All die anderen Bananen oder Kiwis esse ich nicht.
Das ist von fundamentaler Bedeutung für mich: ich muss, wenigstens im übertragenen Sinn, also so wie Sie, Sie “ kenne“ ich ja auch nur übertragen, meinem Gesprächspartner „in die Augen sehen“. Was gleichzeitig heißt, dass ich meine Kraft nicht dafür einsetze ein Gespräch über den Buckel des Verantwortungslochs Internet zu führen. Da bin ich wohl nicht alleine. Viele versuchen dieses Loch zu stopfen.
#68
@all
Moment, moment.
vorher noch ein Wort zu dem „Verdikt“ das den Regeln des Blogs widerspricht.
Ist es nicht anders herum? Beuge ich mich, trotz meiner Ansicht, nicht dem „Verdikt“ des Blogs? Und tue das auch noch gerne? Bewege ich mich außerhalb des Blogs, wenn ich seine Grundregeln hinterfrage? Ich tue das in Ihrem Blog, Bronski. In ihm. Wenn jemand so will: für ihn. Niemand muss das wollen. Denn meine Freiheit, von der wir am Anfang geredet haben, gilt selbstverständlich auch hier. Ob jemand das will oder nicht.
Ein „Verdikt“? Habe ich nicht, ist mir auch fremd.
Lieber Herr Maresch,
wären Sie ein normaler Blog-User, dann wären diese Regeln auch für Sie bindend, denn Sie bewegen sich hier auf einer Seite der FR, deren Recht (und Pflicht) es ist, diesem Forum Regeln zu geben, um eine gesittete Diskussion in angenehmer Atmosphäre zu ermöglichen. Diese Regeln sind eine Art Hausrecht. Eine dieser Regeln lautet: Bleiben Sie sachlich, freundlich und beim Thema. Ihr Verdikt „feige“ kann man wirklich nicht als freundlich bezeichnen. Es wird über diese Regeln keine Diskussion geben.
Kommen wir also zum Thema zurück. Wollen Sie nun etwas über die Erfahrungen erzählen, die Sie als Reaktionen auf Ihre Leserbriefe gemacht haben?
Das worum wir hier herumalbern, ist doch, wie alle wichtigen Dinge, ganz einfach:
Sie selbst, Bronski, haben vor nicht all zu langer Zeit Ihren Klarnamen mit Ihrem Synonym verbunden und damit dem Mut bewiesen als Mensch identifizierbar gegenüber der Öffentlichkeit Verantwortung zu übernehmen.
Was also ist daran so falsch, wenn ich jedem Menschen diesen Mut wünsche? Wenn ich mir wünsche, dass Leser, die diesen Blog vor sich haben, anfangen darüber nachzudenken was sie der Öffentlichkeit schulden? Daran sehe ich keinerlei Fehl.
Wenn Sie das so formulieren, ist daran auch kein Fehl.
Möchten Sie nun bitte meine Frage beantworten?
#71
(…)
Zurück also zum Thema.
Die meisten der Reaktionen auf meine Leserbriefe, überraschenderweise auch die positiven, erreichten mich anonym. Nein, ich will nicht schon wieder damit anfangen. Nur: anonymem Response kann man nicht bearbeiten. Zweimal wurde ich bedroht, fünf mal beschimpft und etwa zehn mal gelobt und mit weiteren Informationen beschenkt. Das war’s.
Dann waren da die Reaktionen der Zeitungen. Da gab es alles. Von „bitte nehmen Sie uns aus dem Verteiler“, bis „Ihre Briefe, und was für Briefe, bereichern unser Forum“.
Nun muss man, schon wieder, wissen, dass ich ein komischer Mensch bin. Ich kümmere mich nicht um Konkurrenz und wenig um Lob und Tadel. Das hängt mit meiner Erfinderkarriere zusammen, in der das Betrachten des Wettbewerbs immer die wirklich neue Idee verhindert hat. Ein wenig ist das auch so beim Schreiben: wenn ich zuviel über ein Thema lese, fällt mir nichts mehr dazu ein. Und wer mich zu viel lobt oder tadelt, erzeugt meinen Widerstand.
Ich weiß nicht, ob es vielen Leserbriefschreibern so geht und ich habe mir bisher eine solche Frage nach meinen Erfahrungen mit den Reaktionen auf meine Briefe noch nicht gestellt. Vielleicht habe ich aber auch die Frage nicht richtig verstanden.
(…) Passage gelöscht, Anm. Bronski
Wie lief das ab, als man Sie bedrohte? Bekamen Sie Anrufe, wurden Ihre Autoreifen aufgestochen?
‚ 64, Bronski: Der Angie geht es am Allerwertesten vorbei, wer hier Leserbriefe schreibt und ob die Menschen mit der Schnüffelei der Dienste (die Schlapphüte hängen jetzt als Blendschutz überm PC) einverstanden sind und vor allem sich betroffen fühlen. Anscheinend fühlen sich zu wenige betroffen, sonst hätte Merkel nicht diese breite Zustimmung in der Bevölkerung. Das Motzen der Regierung wird von den Amis mit einem müden Lächeln quittiert, weil sie wissen, daß da grundsätzliches Einverständnis vorhanden ist. Schließlich haben wir ja unsere historischen Erfahrungen in West und Ost gesammelt.
Müde lächeln tue ich dann 2x, einmal über dieses Schmierentheater in Berlin und Washington, und einmal über unser Volk, das sich beschwert, aber dann Tag und Nacht mit angeschalteten Handys und allen möglichen -Phones herumrennt, sich gläsern machend überall mithören läßt und Bewegungsprofile möglich macht, zuhause natürlich kein altes analoges Telefon wie bei Fladungs mehr steht, sondern ein digitales drahtloses, natürlich bargeldlos zahlt usw. usf. Natürlich habe auch ich ein Handy, so rund 15 Jahre alt, das ich nur zum Telefonieren anschalte und dann – ausschalte, und nicht im Stand-By belasse. Früher gab es noch Telefonzellen, aber wenn mensch heute unterwegs ist, benötigt er, vor allem als mit Krankheiten behafteter Älterer, ein Kommunikationsmittel. BIG BROTHER is watching us, aber man sollte es ihm nicht allzu leicht machen.
So, mehr später, weil jetzt ein Arzttermin ansteht. Ich muß noch etwas zu # 59 antworten.
Hallo Wolfgang,
„… das ich nur zum Telefonieren anschalte und dann – ausschalte, und nicht im Stand-By belasse“.
Handys sind auch ausgeschaltet noch ortbar. Um Dein Handy völlig aus dem Verkehr zu nehmen, musst Du auch die SIM-Karte noch entfernen.
Mal sehen, was Roland Klose und Michael Maresch zur von Dir so empfundenen Nutzlosigkeit von Leserbriefen sagen.
#75
einmal, ich hatte damals einen FC Bayern Spieler (den Janker) wegen seiner martialischen Frisur und gleichem Auftreten in die rechte Ecke gestellt, erreichte mich ein Fax mit einem Galgen, an dem ich hing.
Ein zweites mal ein Brief mit den üblichen Verbalentgleisungen und der Verfolgungsandrohung an meine Familie. Tenor: wenn wir dich nicht erwischen, dann eine deiner Töchter. Ich habe beides einfach weggeworfen und fertig.
Viel schlimmer aber erwischte es Herrn Klose in einer Sache zwischen der Bild Zeitung, der NPD und ihm, die bis heute andauert. Aber darüber soll er, wenn seine agit prop Gelüste das zulassen, selbst berichten.
@Klose übernehmen Sie
Ja, Herr Klose, erzählen Sie bitte mal.
Währenddessen:
Herr Maresch, mich würde noch Ihr Statement zu meiner Frage am Schluss von # 59 interessieren.
#76
Herr Fladung, niemand behauptet, dass Leserbriefe Regierungserklärungen sind. Ich empfinde mich in diesen großräumigen Zusammenhängen als ganz, ganz kleines Licht.
Aber: solange ich brenne, brenne ich eben. Ich wünschte mir, durchaus aus Selbsterhaltungsgründen, dass sich nicht so viele (Was aber bei Ihnen noch nicht der Fall zu sein scheint) innerlich verabschieden. Dass sie, wenn sie schon selbst nicht mehr brennen wollen, wenigstens als „Petroleum“ zur Verfügung ständen. Denn, das ist meine blauäugige Hoffnung, manchmal reicht ein Funke. Wenn er auf Leichtentzündliches trifft..
#59, #62, #79
Das ist lustig, weil meine Frau ganz im Gegenteil zu mir auch Ihrer Meinung war, ich hätte Ihre Frage aus #59 in # 62 nicht richtig beantwortet.
Die Frage war:
Bronski: „Nach meiner Erfahrung werden vielschreibende Leserbriefautoren eher kritisch betrachtet, jedenfalls von den FR-Leserinnen und -Lesern. Das ging schon mal so weit, dass die FR Kündigungsdrohungen bekam, weil ich bestimmte Autoren nach Meinung eines Lesers zu oft gebracht hatte. Der Leser selbst war aber nie durch Leserbriefe in Erscheinung getreten. Ich habe mich davon nicht beirren lassen, sondern diese Leserbriefe dann gebracht, wenn es gepasst hat. Lassen Sie sich von solchen Meinungen irritieren?“
Nein, mich irritieren solche Meinungen nicht. Sie treffen auf mein vollstes Verständnis. Selbstverständlich ist jedem Schreiber sein Text am nächsten. Und selbstverständlich mag es den einen oder anderen erzürnen, da schon wieder lauter fremde Texte vorzufinden, für die sich ein Entscheider entschlossen hat, gegen, so scheint es, den eigenen Text. Und wenn dann auch noch Texte darunter sind von Schreibern, die häufig erscheinen, bleibt nur verständlicher Zorn.
Verständnis also jede Menge, aber irritieren, nein. Mein Text steht einfach in einem Wettbewerb. Und die Juroren haben das eigentliche Problem: die stehen zwischen den ganzen Schreibern und dem Geld. Wäre ich also Juror, wäre ich meist oder wenigstens oft, irritiert. Als Autor: nein.
Schreibern, denen das häufig geschieht rate ich: weitermachen! nicht aufgeben! Am Stil arbeiten, an der Verständlichkeit. Erst dem Partner vorlesen und deren Kritik ernst nehmen! Feilen, feilen, feilen. Andere Briefe lesen. Darüber ernsthaft nachdenken: warum der und nicht meiner. Sich ein zeitliches Ziel setzen. Und das, wenn es doch nicht klappt auch befolgen. Aber: Sie werden sehen, es klappt.
Einen Gruß an Ihre Frau. Schaut sie Ihnen oft beim Schreiben über die Schulter?
„Feilen, feilen, feilen“
Sie wollen damit sagen, dass sich die Wahrscheinlichkeit, abgedruckt zu werden, erhöht, wenn man sprachlich ausgefeilte Leserbriefe vorlegt?
Ich hatte eine ähnliche Debatte vor einer Weile mit einer Leserin (in diesem Zusammenhang handelt es sich um eine Leserin eines meiner Romane, nicht der FR), die einen Beitrag zu meiner Webseite beigesteuert hatte, in dem sie über eine Reise von Hurghada nach Luxor berichtete. Bei allen sprachlichen Holprigkeiten wurde das ein lesenswerter Text, der, wie ich meine, gerade durch das Nichtgefeiltsein seine individuelle Note erlangt. (Nur nebenbei, wen es interessiert –> hier.)
Ich bin ja nun einer der „Entscheider“, die darüber bestimmen, welche Leserbriefe ins Blatt kommen und welche nicht. Ich sag mal so: Der sprachliche Schliff interessiert mich wenig. Ausschlaggebend sind für mich die Inhalte, die Positionen und vor allem die Argumente. Vor einer Weile hatte ich einen kleinen Mailverkehr mit einem Leser, der mir vorschlug, Leserbriefe zu lektorieren, um unter anderem sprachliche Unebenheiten zu glätten. Dem habe ich geantwortet: Nein, will ich nicht, sondern ich möchte Zuschriften mit individueller Handschrift. Leserbriefe müssen nicht perfekt formuliert sein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich Leserbriefe gar nicht lektoriert veröffentlichen dürfte, weil jeder Leserbrief urheberrechtlich geschützt ist. So was ginge also nur nach Absprache und wäre daher nicht praktikabel.
Weitermachen, nicht aufgeben – ja, Leute, bleibt dran. Da bin ich bei Ihnen, Herr Maresch. Aber feilen? Entspricht das dem Wesen von Leserbriefen?
#82
Ich bin ja bei Ihnen. Feilen klingt nach glatter Oberfläche.
Nachdem ich es schon per email versucht habe, bitte ich alle Mitglieder der Bürgerredaktion sich hier ein wenig zu beteiligen. Ich finde mich immer nur selbst zu lesen anstrengend.
zu 82 :
am liebsten schreibe ich meinen Leserbrief nachts, wenn es draußen ruhig ist, mir ein Thema auf den Nägeln brennt.Vorher lese ich mir es natürlich durch, versuche daran zu feilen.Wenn ich genug daran gefeilt habe, schicke ich es weg.Ganz ganz selten erscheint es dann sogar einmal, das ist für mich wie eine positive Rückmeldung. Es hat sich auch noch niemand bei mir beschwert,ich versuche nach Möglichkeit die Redaktion nicht zu bombardieren, ich habs auch schon witzig versucht.Ich halte es für wichtig nicht alles ernst zu sehen, ich betrachte meine Beiträge wirklich als Auflockerung, jeder wie er kann
juhu. Genauso habe ich das gemeint.
Feilen bedeutet mitnichten glatt, auch wenn die direkte Übertragung des Bildes aus dem Handwerk das suggeriert. Feilen bedeutet bei Leserbriefschreibern wie bei Journalisten vor allem, dem Werk eine gelungene Form zu geben – vom einzelnen Satz bis zum gesamten Text/Brief.
Und gelungen heißt in diesem Fall verständlich! Denn darum geht es uns allen doch vor allem: Wir wollen verstanden werden. Dazu gehört aber, sich bei jedem Satz zu fragen, ob er das auch sagt, was er sagen soll. Es klingt wie eine Binsenweisheit, aber ich darf Ihnen auch als Journalist nach vielen Jahren Berufsleben sagen: Das ist eine Aufgabe, die sich täglich neu stellt. Und die man immer weider angehen sollte. Also: Feilen Sie!
Hallo Bronski, Blogtalker und Kollege Maresch,
komme gerade erst von der Arbeit, kann deshalb nicht den ganzen Tag im Blogtalk präsent sein. Mit mangelnder Lust hat dies rein gar nichts zu tun. Ob Leserbriefe wirklich etwas zum Positiven hin verändern können, das ist eine gute Frage. Entscheidend ist aber, dass wir Fehlentwicklungen und Missstände in unserem Land aufzeigen und anprangern. Dafür haben wir schließlich laut Grundgesetz die Presse- und Meinungsfreiheit. Wir Deutsche wollen uns doch nicht wieder wie nach 1945 vorwerfen lassen, nichts gegen das NS-Unrechtsregime gesagt und getan zu haben, oder? Insofern können Leserbriefe gar kein nutzloses Geschreibe sein. Deshalb sollte auch jeder Leserbriefschreiber für seine Meinung mit seinem eigenen Namen gerade stehen – mit allen Konsequenzen.
Auch wenn es weh tut. So hat die BILD schon einmal einen Leserbrief von mir in Ostdeutschland gedruckt, worin ich die NPD „fälschlicherweise“ in die Nähe der NSU rückte. Daraufhin bekam ich eine Abmahnung und eine Kostenrechnung für den Anwalt der NPD in vierstelliger Höhe. Diese Sache läuft seit Dezember 2012. Mehr möchte und darf ich aus rechtlichen Gründen nicht dazu sagen. Ebenfalls erreichte mich im Dezember 2012 ein anonymer Drohbrief, in dem mir Schmerzen angedroht wurden, wenn ich nicht das Leserbriefe schreiben unterlassen würde. Ob dieser Drohbrief mit der Abmahnung in Zusammenhang steht, ist ungeklärt. Jedenfalls erstattete ich im Dezember 2012 eine Strafanzeige bei der Polizei in Meschede. Der Verfassungsschutz in Dortmund wurde eingeschaltet. Aber alles leider ohne Erfolg, so dass alles im Sande verlief.
Als vielschreibender Leserbriefschreiber werde ich übrigens nicht immer mit meinem tatsächlichen Namen gedruckt. Es gibt da eine Zeitung, die druckt mich mit den unterschiedlichsten Pseudonymen, weil deren Leser es nicht gerne sehen, wenn immer die gleichen Autoren zu Wort kommen. Den Namen der Zeitung möchte ich natürlich nicht nennen. Aber es ist nicht die FR. Meinen gedruckten Leserbrief erkenne ich dann immer an meinem persönlichen Stil und Wortlaut.
Zu 64:
Lieber Bronski, ich will BK Angela Merkel nicht zum „Jagen tragen“, indem ich auf sie Druck per Leserbrief aufbaue. Ich will nur gleiches Recht für alle. Wenn ich als Spion z. B. im Bundesverteidigungsministerium oder in der Kasernenkita agiere, dann wird mir als Spion der Prozess gemacht. Wenn aber ein befreundeter Spion der CIA oder der NSA aus den USA das gleiche tut wie ich, dann muss er nur die BR Deutschland verlassen. Wie kann das sein? In welcher Bananenrepublik leben wir überhaupt?
@ Roland Klose
„Fehlentwicklungen und Missstände in unserem Land aufzeigen und anprangern“ bedeutet also nicht, die Verantwortlichen verantwortlich zu machen?
Wenn Sie einen solchen Leserbrief schicken wie den, den ich in der Montagsausgabe veröffentlicht habe und in dem Sie Angela Merkel ganz direkt zum Rücktritt auffordern – was ist dabei Ihr Impuls, Ihre Motivation? Druck wollen Sie also nicht aufbauen und Merkel auch nicht zum Jagen tragen — aber was denn sonst? Das müssen Sie mir etwas genauer erklären.
Angespornt durch Herr Vollmertshausen in # 85 ein Beitrag zur Auflockerung:
Wie alle meine Briefe schickte ich letztes Jahr einen Brief auch an die Bild. Die Bild, man mag von ihr halten was man will, hat im Leserbriefbereich begriffen, was sonst keine Zeitung bisher verstanden hat: sie verknüpft Briefe gerne mit Bildern der Autoren. Diese Tatsache erweitert auf angenehme Weise unsere Diskussion um Anonymität.
Also fragten Sie mich um ein Bild und ich schickte es ihnen. So wußte ich: die Bild druckt was von dir.
Als ich dann, am angekündigten Tag, die Bild aufmachte, fand ich auch sofort mein Bild und meinen Namen, aber… kein Wort des Textes war von mir.
Ich habe das dann, nach einigem Hin und Her dem Presserat ( an den sich alle Leserbriefschreiber wenden können ) gemeldet.
Der hat eine Ermahnung ausgesprochen und das war es.
Soviel zum Schutz der Persönlichkeitsrechte. Lustig. Oder?
# 77, Bronski: Lutz, danke für die Info, wußte ich nicht, weil ich mich so gründlich auch wieder nicht damit beschäftige. Meine Frau wußte es, ich hätte sie fragen sollen! Was mich allerdings ein wenig ärgert, und was ich nur damit erklären kann, daß Du ja auf alle und nicht nur auf mich eingehen kannst bzw. willst, ist die Tatsache, daß Du dir immer nur einen oder zwei Punkte von mir heraus pickst und den Rest dann, nach der Tauben-Methode, fallen läßt. Dein Recht und auch gut, nur frage ich mich dann, ob ich wirklich noch auf Deine Antwort # 59 eingehen soll, wenn ich auf diese wieder nur Comments zu einer oder zwei meiner Anmerkungen erhalte.
Ich probiere es mal so: Da ich nicht, hoffe ich, ganz von gestern bin, glaube ich zu wissen, wie Medien gestrickt sind, und in welcher Reihenfolge berichtet wird. Wieviele Menschen in D. besitzen Aktien, 5%? Wieviele Menschen in D. wollen wissen, wie das Wetter wird, 50%? Soll ja auch Menschen gegen, für welche die Vorhersage aus beruflichen Grünen wichtig und Kosten-beeinflussend ist. Aber trotzdem kommen die Börsen immer v o r dem Wetter, eben alte Tradition. Da kann ich, wegen Tradition, noch mit leben, aber nicht, wenn erst die Toten abgehandelt werden und dann die noch toteren Börsen.
Ja, ich als Individuum spüre, verzweifle aber – noch nicht – an meiner Machtlosigkeit, weil im Zweifel auf irgend einem Dachstuhl immer noch eine alte Schrotflinte liegt. (Achtung NSA/BND, potentieller Terrorist!) Ich bin mit zwei zentralen Sätzen groß geworden, der 1.:
„Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt“.
Der 2.: „Wenn die Demokratie etwas an den Zuständen ändern könnte, wäre Sie verboten.“
Ich habe seit 1972 gestritten, gekämpft, in Parteien, als IG-Metaller, Betriebsrats-Mitglied, natürlich daher Einbußen in Kauf genommen, was mir klar war. Meine letzte Hoffnung war die WASG, meine eigene Abkürzung dafür: „Wäre alles schön gewesen“. Und jetzt will die Linke, in die ein Teil der WASG ein- und aufgegangen ist, eine Koalition genau mit den neoliberalen Säcken aus SPD und Grünen, wegen deren Treiben sich damals nach den stinkenden Hartzer Käse sich die WASG gründete? Ja wo bin ich denn?
Und grundsätzlich: Meine Frau hat mir von einem Report berichtet, das California (erinnert sich noch jemand an die 5th Dimensuion und Jefferson Airplane) seit Jahren unter einer Dürre lechzt und der Wassermangel immer schlimmer wird. Dies auch aufgrund der Fehler in der Landwirtschaft und dem Aasen bei der Wasserentnahme. Wo soll das Wasser demnächst dann herkommen, aus China? Und – nur Californien? Nein, auf der ganzen Welt. Und da glauben wir, daß wir auch, irgendwie, 8 oder 10 Milliarden, und warum nicht 15 Milliarden durchkriegen, wenn wir weiter so aasen? Na ja, lieber Lutz, Dein, aber nicht mein, Glauben stirbt zuletzt. Früher haben wir, wenn mal wieder in heißen Hochsommer-Tagen das Wasser rationiert wurde, nix Duschen, Baden und Garten spritzen, gesagt: Macht nix, wenn’s Wasser alle ist, trinken wir Bier.
Die Lieblingsbeschäftigung der Menschheit: Sich vermehren und Ressourcen unwiderbringlich vernichten. Aber aus der Ferne betrachtet sieht der Mars ja auch ganz schön aus.
Zu 89:
Wo es Fehlentwicklungen und Missstände gibt, da gibt es natürlich auch immer Verantwortliche. Ross und Reiter müssen benannt werden. Und die Bundesregierung hat es in der Hand, die richtigen oder falschen Weichen in unserem Land zu stellen. Bei falscher Weichenstellung kann es zum Supergau kommen. Als ich den besagten und von der FR veröffentlichten Leserbrief geschrieben habe, wollte ich nicht BK Merkel wie eine Sau durchs Dorf jagen, sondern an ihre politische und moralische Verantwortung appellieren, nach dem Vorbild des von mir so sehr geschätzten Bundeskanzlers Willy Brandt zu handeln und wegen eines Spions (in ihrem Fall sind es sogar mehrere Spione) zurückzutreten.
#97
Was, Herr Fladung, bedeuten all diese Dinge von denen Sie berichten und die Sie aufzeigen in unserem Zusammenhang? Ist es wirklich das was Bronski andeutet, dass Leserbriefschreiben nutzlos wäre?
Ihr Kommentar schaut eher anders daher. Wenn ich das interpretieren sollte und nicht den einfachen Abwürgeweg gehen wollte indem ich flapsig bemerke, dass Verbitterung auch ein Weg der Problembewältigung ist, würde ich sagen: dieser Kommentar schreit nach Leserbriefen, nach Ventilen. Jedenfalls aber liefert er 10 Themen sich einzumischen. Vielleicht, ich kenne Sie nicht, Sie aber den Bronski, haben Sie die Briefe zu Ihrem Kommentar schon hinter sich.
Also bitte, sagen Sie mir was Ihr Brief in unserem Blogzusammenhang bedeutet.
Lutz, # 77:
nur mal ne Zwischenmeldung zur Handy-Ortung. Auf heise-online habe ich folgende Info gefunden:
„Ein Handy muss zur Ortung im Mobilfunknetz des Anbieters eingeloggt sein. Das ist es allerdings nicht nur beim Telefonieren, sondern auch im Standby-Modus. Wenn es aber komplett ausgeschaltet ist (in der Regel über langes Drücken des Ein-/Ausschalters), lässt es sich nicht mehr orten; zumindest ist uns kein Handy bekannt, das im ausgeschalteten Zustand die Verbindung mit dem Netz aufrechterhält.“
Dann bitte ich doch um nähere Hinweise, warum das auch ausgeschaltet funktionieren soll. Ich bin zwar kein Physiker, aber was ausgeschaltet ist, strahlt auch`keine Impulse ab. Genauso wie meine Nachttischlampe.
# 93, Michael Maresch: Danke zunächst für die Replik. Vielleicht deute ich diese Blog-Möglichkeit und das Thema falsch. Leserbriefe und Blogs sind natürlich eine wunderbare Sache, von denen in gelenkten Demokratien oder Diktaturen nur geträumt werden kann. Und ich will sie, beileibe nicht, abschaffen. Ich frage halt nur, vielleicht ketzerisch: Bringen Sie etwas, außer die Bestätigung von Gleichgesinnten, in einem gemeinsamen Boot zu sitzen, auch wenn dieses auf den neoliberalen und kapitalistischen Abzocker-Wellen schon gefährlich schwankt. Mein Mut zur Veränderung und zum Engagement ist halt ziemlich eingetrübt, wegen all der mich umgebenden Ignoranz, Intoleranz, Blödheit, oder einfach nur Unwissenheit und Abgeschottetheit von Infos., usw. Und ich selbst weiß auch und wieder, das ich eigentlich nichts weiß. Und ich bewundere all die, die noch an den Weihnachtsmann glauben.
Mache ich dadurch, was ich hoffe, meine Haltung etwas klarer? Mehr zur Verwirrtheit beizutragen, will ich nicht.
Und weil ich gerade auf dem Balkon ein Glas südfranzösischen Rotwein genieße, kommt mir die absurd-verrückt-komische Idee: Warum nicht, liebe Mitblogger, so etwas schaffen wie einen Blogger-Treff, vielleicht 1x im Monat, irgendwo zwischen Frankfurt und Limburg, also in für die meisten erreichbarer Nähe. Da könnten wir bei einem Äppler und einem Handkäs‘ uns dann beschnuppern, austauschen, Symphatien und Antipathien empfinden, und vielleicht auch etwas kreieren, von dem ich jetzt noch nicht weiß, was es sein könnte. Eine Idee, Schnapsidee trifft es nicht, weil nur Rotwein.
#90
kein Leserbrief, ein Leserbild, und die BILD macht dann ihre eigene Texte dazu. Das geschieht bei der BILD allgemein so, die Paparazzifotos mit eigenem Text, da sehen sie einmal wie es den ganzen Promis ergeht. Sie, Herr Maresch, waren bestimmt nicht der erste beim Presserat wegen der BILD. Irgendwie versuche ich nur an die zu schreiben, die ich auch lese und BILD lese ich nicht, ich gebe zu die Schlagzeile schaue ich mir ab und zu an
#95
Hallo Herr Fladung,
ich liefere den Metaxa, damit Ihr Wein doch noch zu einer gemeinsamen Schnapsidee werden kann.
Das Problem das Sie beschreiben ist so alt wie es Einzelpersonen und Staat gibt. Auch mich beschäftigt es hin und wieder.
Meine Idee dazu war nicht der Äppelwoi oder der Metaxa sondern eine Bündelung der meistgedruckten Leserbriefschreiber unabhängig untereinander, aber unter einem Dach. Ich denke und es sieht nicht schlecht aus, dass mir das gelingt. Gegen eine solche Zusammenrottung von Kompetenz, die in hunderten Zeitungen publiziert, ist kein politisches Kraut oder Unkraut mehr gewachsen. Vor allem dann, wenn es uns gelingt den Zeitungen zu vermitteln, dass wir, auch, ihre Sache vertreten: das Verhindern der Abschaffung der Meinungsvielfalt.
Vielleicht gefällt Ihnen das und Sie besuchen uns mal.
Prost
#97
Hallo Herr Vollmershausen,
obwohl ich Ihre Einschränkung verstehe, habe ich es längst aufgegeben Zeitungen nach meinen persönlichen Bevorzugungen zu beschicken: wenn sie meinen Brief drucken, habe ich sie ein Microgran verändert. Das, meine ich, ist beinahe wichtiger, als nur immer an die zu schreiben, die meinen Blödsinn eh schon kennen oder vermuten. Nein. Beides ist wichtig. Pflege der Altkunden und Eroberung von Diaspora.
Die Leserbriefschreiber
Am Morgen setzt sich der Redakteur an seinen Schreibtisch, mit zitternden Händen, eine wackelnde Tasse Kaffee in der Hand, Schweiß auf der Stirn und einer Tafel Schokolade in Reichweite. Mit einem verstohlenen Blick mustert er ängstlich den Stapel Briefe, der ihn erwartet. Die Kollegen halten diskret Abstand, jeder hat scheinbar gerade was ganz dringendes zu erledigen und verschwindet hinter dem Bildschirm. Festerling streift mit einem kurzen Blick den Stapel, schaut Bronksi mitleidend an und überdenkt schon mal die Urlaubsstatistik.
Da, es knistert. Bronski hat den Brieföffner in der Hand und .. aber da erkennt er die Handschrift des Absenders, ha! seit Jahren derselbe Fehler, aber immer wieder erkennt er Hubert Grantlers Briefe rechtzeitig. Nein, zum guten Beginn doch lieber was verständnisvolles, vielleicht sogar was sachliches?
Er zieht einen hochwertigen Umschlag aus dem Stapel, mit fein gedruckter Adresse und Absender. Er atmet auf: Der ist von Sabine Schauinsland. Sie hat Philosophie und Biologie studiert und hat eine feine Art zu schreiben. das ist der richtige Einstieg…
(wird fortgesetzt…)
(Leserbriefschreibernamen sind frei erfunden)
wenn Gustl Mollath Leserbriefe geschrieben hätte, statt an die Gerichte -inklusive Gerichtspräsidenten – Anklagen und Beschwerden, vielleicht wäre das Gericht weniger voreingenommen gewesen, die Sicherungsverwahrung wäre Mollath erspart geblieben. Ein Lob den Redaktionen, die mit Verfolgungswahn freier umgehen! Die Medien haben den Fall aufgegriffen, bis zur Freilassung Mollaths und Neuverhandlung. Also: Leserbriefe können befreien!
Warum lese ich die FR und schreibe gelegentlich Leserbriefe? Als katholisch-konservativer FR-Abonnent gehöre ich ziemlich sicher nicht zur typischen FR-Leserschaft. Viele Artikel rufen in mir oft spontanen Widerspruch hervor, der mich aber auch zu Reflektionen über meine eigenen Vorurteile anregt. Diese Denkprozesse führen zu Bereicherungen des eigenen Meinungshorizonts. Artikel und Texte zu lesen, die nur die eigene Meinung widerspiegeln, empfinde ich als langweilig. Meine Reflektionen über Texte in der FR sind nun der Ausgangspunkt meiner gelegentlichen Leserbriefe. Abhängig vom Inhalt enthalten sie Einspruch, ergänzende Zustimmung oder Betrachtungen in einem anderen aber für das Thema relevanten Kontext. Bevor ich mit dem Schreiben beginne, denke ich immer an Karl Valentin, der einmal sinngemäß gesagt hatte, dass zwar schon alles gesagt wurde, aber noch nicht von jedem. Wenn mein Text fertig ist, weiß ich zwar, dass der Inhalt schon tausendmal gesagt und gedacht wurde, bilde mir aber gleichzeitig auch ein, dass mein Leserbrief den einen oder anderen Leser interessieren könnte. Die Aufgabe der objektiven Draufsicht fällt Bronski zu. Ich betrachte ihn als eine Art Gutachter, ähnlich wie die Prüfer auf dem Patentamt oder die Gutachter von wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Was mir am Leserbriefschreiben besonders gefällt, ist die damit einhergehende Selbstdisziplinierung, sich auf das Wesentliche seines Inhalts zu konzentrieren, denn für Schwafeleien gibt es nicht genügend Platz. Durch diese Selbstdisziplinierung wird einem auch der eigene Gedanken noch einmal deutlich vor Augen geführt. Das Leserforum der FR finde ich einmalig in der deutschen Presselandschaft und betrachte es als einen positiven Beitrag zur weiteren Meinungsbildung, die über den üblichen FR-Redaktionsrahmen hinausgeht.
@ Wolfgang Fladung, # 91
Und schon wieder so ein Kommentar, in dem Du vom Hundertsten ins Tausendste kommst. Die Dürre in Kalifornien also. Was kannst Du dagegen tun? Wenn die Leute dort selbst nichts dagegen tun, wer soll ihnen dann helfen? Nichts kann man dagegen tun. Und sorry, wenn das jetzt wieder so aussieht, als würde ich mir nur Teile aus Deiner Zuschrift herauspicken – mehr fällt mir nicht dazu ein als Folgendes: Du hast drei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. 1. Du ignorierst das Problem einfach und versuchst, Dein Leben möglichst unbeschwert zu genießen. 2. Du gehst den oben schon beschriebenen Weg und ziehst Dich in den Schmollwinkel zurück, weil die Welt so schlecht ist. 3. Du engagierst Dich auf einem der Wege, auf denen es möglich ist, die Stimme gegen solche Missstände zu erheben. Einer davon ist, Leserbriefe zu schreiben. So sehe ich das zumindest. In der Tat hast Du früher viele Leserbriefe geschrieben, und ich habe viele davon veröffentlicht. Du hattest Deine Fans, wie ich weiß. Irgendwann hast Du damit aufgehört.
@ Michael Maresch
„Gegen eine solche Zusammenrottung von Kompetenz, die in hunderten Zeitungen publiziert, ist kein politisches Kraut oder Unkraut mehr gewachsen. Vor allem dann, wenn es uns gelingt den Zeitungen zu vermitteln, dass wir, auch, ihre Sache vertreten: das Verhindern der Abschaffung der Meinungsvielfalt.“
Jetzt klingen Sie genauso wie Kollege Roland Klose in # 42. Das Szenario, das Sie anstreben, dürfte das Gegenteil von dem erzielen, was Sie anstreben. Es ist zwar ein unrealistisches Szenario, aber spielen wir das gern mal in Gedanken durch. In allen Tageszeitungen stehen also dieselben Leserbriefe. Sehr schön. Und Sie meinen, das diene dazu, die Abschaffung der Meinungsvielfalt zu verhindern? Korrigieren Sie mich – aber wäre nicht genau das Gegenteil der Fall? Eine Art von Meinungs-Monokultur?
@ Michael G. Hoffmann
Wie schön, Sie hier zu lesen. Sie beschreiben einen Aspekt am Leserbriefschreiben, der bisher gar nicht zur Sprache gekommen ist: die eigene Reflexion eines Themas. Leserbriefe haben natürlich auch eine kontemplative Komponente: Man konzentriert sich beim Schreiben auf sein Thema, hinterfragt sich dabei selbst und sucht nach Worten, das eigene Anliegen so zu vermitteln, dass es von anderen Menschen verstanden wird. Hier wurde ja viel darüber gesprochen, was sich durch Leserbriefe ändern lässt – oder auch nicht. Würden Sie zustimmen, dass es Sie selbst verändert, wenn Sie Leserbriefe schreiben?
Zu dem Bonmot von Karl Valentin sage ich: Zu einem Thema, egal welchem, ist erst dann abschließend alles gesagt, wenn die Menschheit aufgehört hat zu existieren. Und vielleicht nicht einmal dann.
#103
Um Gotteswillen,Bronski, nein welche abstruse Vorstellung Sie mir da unterstellen! Wenn ich die Elite sammle, mähe ich doch nicht die Vielfalt, von deren Unabdingbarkeit Sie, seit ich darüber hier geschrieben habe, wissen. Ich werde doch nicht, um die Vielfalt der Printmedien zu erhalten die Vielfalt der Leserbriefschreiber in Frage stellen! Wie kommt ein kluger Kopf wie Sie auf so einen Gedanken?
Nein, wenn ich die brillanten unter einem Dach versammle, ändert sich für die Zeitungen erst mal gar nichts: jeder Autor kocht weiter sein eigenes Süppchen wie bis dahin. Nur: jeder unter dem Dach, darüber habe ich hier auch schon geschrieben, wird unangreifbarer. Und die gesamte Gruppe, obwohl jeder Einzelne unverändert bleibt, gewinnt Macht. Diffuse Macht, vor der niemand mehr Angst hat als die Mächtigen und die Sie als Vertreter einer einzelnen Zeitung niemals generieren könnten.
Nehmen Sie das als Vision. Als Vision eines Konzepts, dass auch den Erhalt Ihrer Arbeit mitbedenkt.
# 98 – Michael Maresch: Wahrscheinlich bin ich näher bei Ihnen als bei Bronski. Wo soll ich Sie denn besuchen, und gibt es dort etwas Gutes zu trinken? Allerdings, ich bin Autofahrer, mag aber auch die Züge.
Und # 103 – Bronski: Irgendwie reden bzw. schreiben wir aneinander vorbei. Ich komme vom 100sten ins 1000ste. Gut, ok. Mein Fehler, oder meine Art, mich auszudrücken. Acceptiere, oder auch nicht. Du bist nicht in den 60ern und 70ern sozialisiert worden, weil Du dann das alte Hippie-Wort kennen würdest: ALL IS ONE. Du verzettelst Dich für mich in Einzelheiten, und siehtst keine Zusammenhänge, und die Herstellung von Zusammenhängen wirfst Du mir dann vor. Eben Deine Meinung.
Ich sage und behaupte doch nicht, daß das Schreiben von Leserbriefen nutzlos ist und keine Wirkung hat. Natürlich hat es diese, wenn es viele tun. Aber Sie sollten auch ihr politisches Verhalten danach ausrichten. Ich kenne eben viele, die über die SPD-Politik grummeln, aber dann ihr Kreuz doch wieder dort machen. Wie wir damals sagten: „SCheiße, trotzdem SPD.“ Ich behaupte nur, daß es den wirklich Mächtigen am Arsch vorbei geht, ob und wie viele Leserbriefe geschrieben werden und was darin steht. Also, mach‘ mir bitte mal eine Rechnung auf, in der Leserbriefe zu politischer Veränderung führen. Und komme mir nicht mit dem Schmarren, den ich seit Jahrzehnten höre: sich einmischen, kämpfen, und all das. Das dient für mich eher der persönlichen Psycho-Aufrichtung, nach dem Motto: Ich kämpfe, also bin ich, als der wirklichen Möglichkeit zur Veränderung.
Aber das ist sicherlich wieder eine Sicht aus meinem Schmollwinkel. Du bist 50, ich fast 70, also habe ich 20 Jahre Vorsprung in der Beobachtung, Mit- und Auswirkung politischer Veränderungen. Kennst du den Unterschied zwischen Willy Brandt und Angela Merkel? Genau, die Dame genießt mehr Ansehen beim deutschen Wähler.
#106
Hallo Wolfgang Fladung,
ups. In der Buergerredaktion. de, zu der ich Dich (Sie?) eingeladen habe, gibt es nichts zu trinken. Müssen wir ändern.
@Bronski#103
Ich hoffe doch sehr, daß der Leserbrief eine individuelle Meinungsäußerung bleibt und nicht den Regeln der massenhaften Einflußnahme und gegenseitigen Gedanken-und Wirkungskontrolle anheim fällt. Wahrscheinlich merken Redakteure recht schnell, wo sie instrumentalisiert werden und sind dann mit Recht zurückhaltend bei der Veröffentlichung von Zuschriften. Aber auch die Leser und Leserbriefautoren sollten sich dagegen wehren, als politische Einflussmasse definiert zu werden.
Die Besonderheit einer Veröffentlichung in der Zeitung ist ja, daß sich eine ganze Redaktion für die Berücksichtigung eines Autoren entschieden hat und, auch wenn die inhaltliche Distanz gewahrt bleibt, der Brief dennoch als wesentlich und wichtig anerkannt wurde. Dies ist ein wichtiger Unterschied zur Beliebigkeit im Netz, den die Bürgerredaktion erkennt und fördert, seltsamerweise aber durch ihre organisierte Breitenwirkung wieder schwächt.
Irgendwie will man den Tropfen, der auf den heißen Stein fällt, zum steten Tropfen machen, der ihn höhlt. Klingt sinnvoll und durchdacht und ist trotz allem irgendwie unangenehm.
# 107 – Michael Maresch: ich möchte jetzt nicht den Eindruck eines bekennenden Alkoholikers machen, weil mir Selters (mit Kohlensäure), ein tiefgespritzter Äppler oder alkoholfreies Bier (außer Clausthaler) auch schmecken, und sinnvoll sind. Wo ist denn der Sitz Ihrer Redaktion, und da dies etwas den Rahmen dieses Blog sprengt, hier meine Mail-Adresse: Wfladung@t-online.de.
Übrigens begehe ich kommenden Dienstag, den 29.07., meine 69., wir sind also altersmäßig ziemlich nahe. Und da ich diesen Tag nicht feiern will, sondern nur mit meiner Frau essen gehen will, habe ich mir, auch in Anbetracht meiner Liebe zu Griechenland und der zu Maria Farantouri und Anderen, für ein Essen das Lokal „APHRODITE“ in Rod an der Weil, Weilstr. 6, ausgesucht. Dies wäre der 29.07. Wollen Sie dazu kommen?
LUTZ: Dies gehört wirklich nicht in den Blog, weil privat. Wenn Du es löschen solltest, was ich verstehe, leite diesen Teil der Mail doch an Herrn Maresch weiter.
#108
Hallo Herr Borck-Elsner,
ich kann es nicht oft genug sagen: Die Bürgerredaktion verändert an den Autoren und ihren Wechselbeziehungen zu den Lesern und den Redaktionen überhaupt nichts. Die Bürgerredaktion hat KEINE Meinung. Sie ist nur ein Dach unter dem jeder sich vor Regen schützen kann. Sie können gerne jedes unserer Mitglieder fragen ob es irgendeinen administrativen oder sonstigen beschränkenden Einfluss auf sie gegeben hat. NullKommaNull.
@Maresch
Ich verstehe das komplexe System schon, mein Post hat sich auch mit Maresch#105 überschnitten. Aber die Begriffe „Elite“ und „Brillianz“ sind schon provokant. Auch die Zugangsvoraussetzung zur Bürgerredaktion, daß man 200 veröffentlichte Leserbriefe vorweisen muß, schreckt alle ab, deren Lebenswerk nicht aus Leserbriefen besteht.
Prinzipiell finde ich ihre Aktion gut und auch gut organisiert und programmiert, aber der Verdacht, daß der Wirkungslosigkeit des Einzelnen die Wirksamkeit der Masse zugesellt wird, bleibt bestehen. Zugegeben, dies ist eine mögliche Reaktion auf das Problem des „Rufers in der Wüste“, aber das wirkliche Problem, nämlich daß dem Rufer kein Gehör geschenkt wird, löst es nicht. Ich erinnere da an Reinhard Mey:
http://www.reinhard-mey.de/start/texte/alben/bevor-ich-mit-den-w%C3%B6lfen-heule
„Mehr als zwei sind eine Gruppe.
Jeder dritte hat ein andres Ziel,..“
Sie versuchen erkennbar den Spagat und ich gespannt, ob es Ihnen gelingt. Das ist nicht einfach, aber einfach ist ja auch langweilig…
#111
Hallo Herr Borck-Elsner,
die Provokation habe ich sehr früh gesehen. Allerdings brauchte ich ein Auswahlkriterium, das die Spreu vom Weizen trennt und über das ich nicht selbst verfügte, weil ich wollte und noch immer will, dass die Bürgerredaktion von Einzelmacht frei bleibt.
Also habe ich die Entscheider in den Zeitungen „missbraucht“. Die entscheiden durch häufiges Drucken die möglichen Mitglieder. Wer also die Bedingungen erfüllt, kann Mitglied werden, ohne dass ich das verhindern könnte.
Wenn in einem so freien Gebilde der „Wirkungslosigkeir des Einzelnen“ die „Wirkung der Masse“ zugesellt wird, halte ich bei diesen Bedingungen für ausgeschlossen. Ich denke diese Bedingungen erfüllen in Deutschland sicher keine 100 Mann oder Frau. Wenn damit aber die Masse der Kompetenz gemeint ist, wäre dieser Verdacht von mir erwünscht. Und das mit dem Rufer in der Wüste: wir sind schon fünf und es funktioniert ohne jede Einschränkung.
@ Michael Maresch
„Nehmen Sie das als Vision. Als Vision eines Konzepts, dass auch den Erhalt Ihrer Arbeit mitbedenkt.“
Wie großzügig von Ihnen. Da sag ich doch mal ganz herzlich Danke schön.
Ich habe jetzt keine Fragen mehr. Daher eröffne ich mal die Diskussion. Herr Maresch hat mir dafür in seinem Kommentar 105 eine Steilvorlage geliefert, die Matthias Borck-Elsner in # 108 auch schon aufgegriffen hat.
Die Vision, von der Sie sprechen, Herr Maresch, wird nicht benötigt und ist auch nicht wünschenswert. Wenn Sie – auch heute wieder, wir haben nicht drüber gesprochen – ins FR-Leserforum geschaut haben, müsste Ihnen die Vielfalt der Meinungen und Themen eigentlich ziemlich deutlich ins Auge gesprungen sein. Ich sehe daher nicht, inwiefern Sie den Begriff „Elite“ ernsthaft für sich selbst in Anspruch nehmen könnten. Jede Leserin, jeder Leser gehört für mich in dem Moment zur Elite, wenn er/sie mir einen Leserbrief schreibt — zur Elite derer nämlich, die an ihrer Zeitung teilnehmen und etwas beitragen wollen. Mal mit kleinteiliger Kritik an Details, mal mit der ganzen Weltpolitik im Auge. Dabei entstehen viele lebendige Debatten, wenn andere Leserinnen und Leser auf solche Leserbriefe reagieren. Ein Beispiel dafür ist hier nebenan im FR-Blog in der Asyl-Debatte zu besichtigen.
Ihre Meinungsäußerungen sind keine Leserbriefe im engeren Sinne – Briefe von Leserinnen und Lesern an ihre Zeitung -, sondern könnten tatsächlich in jeder Zeitung stehen (und stehen wohl wirklich auch in vielen), sie könnten so aber auch in Blogs und Online-Foren zu lesen sein. Das Spezifische, also der Bezug auf einen Text der Zeitung, in der sie erscheinen, geht diesen Zuschriften völlig ab. Sie, Herr Maresch, äußern sich in diesen Zuschriften in sehr genereller Weise, die irgendwie immer passt, aber Sie gehen nicht auf den heute sehr pointierten FR-Kommentar ein, der Ihnen beim Frühstück aufgestoßen ist, oder auf die Kolumne, die Sie mal wieder völlig daneben finden, oder auf eine Ihrer Meinung nach unpassende Überschrift. Leserbriefseiten gibt es aber unter anderem auch deswegen, damit die Leser und Leserinnen einer Zeitung miteinander über deren Inhalte und auch über ihre Unzulänglichkeiten kommunizieren können. Diese Bedürfnisse einer guten Leserbriefseite können Sie nicht erfüllen, ohne die Zeitung zu kennen, in der Sie veröffentlichen wollen – Elite hin, Vision her. Es gibt auch keinen Regen, in dem Leserbriefautoren und -autorinnen stehen. Bei der FR hat grundsätzlich jeder die Chance, im Leserforum veröffentlicht zu werden.
@ Wolfgang Fladung
„Du verzettelst Dich für mich in Einzelheiten, und siehtst keine Zusammenhänge, und die Herstellung von Zusammenhängen wirfst Du mir dann vor.“
Ich werfe Dir überhaupt nichts vor. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass Du Zusammenhänge siehst, wo keine sind – etwa in der Reihenfolge von Nachrichten, über die sich niemand in der betreffenden Nachrichtenredaktion Gedanken gemacht hat. Okay, natürlich hängt alles irgendwie mit allem zusammen, aber diese Erkenntnis ist so alt wie banal. Um das verinnerlicht zu haben, muss ich nicht mit der Hippie-Generation aufgewachsen sein. Und der Hinweis auf den Altersunterschied ist Deiner eigentlich nicht würdig. Aber ich freue mich, dass Du hier offenbar Impulse bekommen hast. Das hatte ich gehofft.
@ Matthias Borck-Elsner
„… daß der Leserbrief eine individuelle Meinungsäußerung bleibt …“
Natürlich. Dafür werde ich schon sorgen.
Schauen wir uns mal den genauen Ablauf des Endes dieses Blogs an.
In #103 unterstellt mir Bronski ich wollte die Vielfalt der Leserbriefschreiber abschaffen. Das halte ich für ehrenrührig. Ich verzichte darauf Bronski an seine eigenen Regeln zu erinnern und reagiere in #105 heftig.
# 103 führt bei Herrn Borck-Elsner zum Beitrag #108, der in der Abschlussansprache von Bronski in #113 zitiert wird.
In #111 relativiert Borck-Elsner #103, weil er bei seiner Entstehung #105 noch nicht gelesen hatte, das hätte sich überschnitten.
Ich halte also fest:
Bronski benutzt die zu schnelle Antwort eines Bloggers auf eine Unterstellung auf die der Betroffene, also ich, noch nicht reagiert hatte, um sich eine Steilvorlage zum Abbruch zu geben.
Wenn das so stehen bleibt, ist das Ende dieses Blogs herbei manipuliert, indem vom Moderator einem Teilnehmer übles und falsches unterstellt wurde und ein weiterer Teilnehmer, aus dem Zusammenhang gerissen, zu eigenen Zwecken instrumentalisiert wurde.
Das wäre Mobbing in der Reinform.
Womit ich mir das verdient habe?
Wahrscheinlich durch den blöd überheblich klingenden Satz ich würde mir meiner Vision auch seinen Arbeitsplatz retten.
Shit happens.
Das ist ja teils erschreckend, was für Ziele Herr Maresch verfolgt. Ich hoffe, dass Sie so etwas wirklich nicht zulassen werden, Bronski. Das Leserforum ist unsere Seite, die Seite der Leser! Ich habe zwar noch nie einen Leserbrief beigesteuert, empfinde das aber trotzdem so. Das ist der Platz für die Reaktionen der Leser. Was sollen wir mit den Produkten einer mehr oder weniger zentralisierten „Bürgerredaktion“, die auf diesem Weg politisch zu agitieren versuchen will? Das wurde ja mehr als deutlich.
Heute Leserbriefe zur Ukraine und zu Israel. Kritik am hessischen Wirtschaftsminister. Ein Leser widerspricht der Wirtschaftsredaktion, ein anderer der Kulturredaktion. Eine Leserin erinnert daran, dass die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit nicht überall problemlosm verlief. Das ist eine bunte und interessante Mischung. Der Cartoon passt auch gut, auch wennn ich dazu eine andere Meinung habe.
Bronski, schieben Sie diesen absurden Machtphantasien des Herrn Maresch einen Riegel vor. Wir brauchen keine „Bürgerredaktion“. Es ist ja bezeichnend, dass Herr Maresch auf Ihre Kritik gleich mit dem Mobbing-Vorwurf kommt.
Herr Maresch, wenn es etwas klarzustellen gibt, warum tun Sie es denn nicht?
Herr Hoffmann (102) hat einen hervorragenden Beitrag zum Blog geliefert dem ich nur beipflichten kann. Der Beitrag trifft auch den Kern der Einladung zum Blog (die ersten Sätze). Ansonsten freut es mich, dass die Blog- Profis sich am gestrigen Abend, wohl etwas übermüdet, Verstand bzw. Schreibfinger verknotet haben. Ich hoffe der Schlaf hat sie erfrischt.
@ Michael Maresch, # 114
„Bronski benutzt die zu schnelle Antwort eines Bloggers auf eine Unterstellung auf die der Betroffene, also ich, noch nicht reagiert hatte, um sich eine Steilvorlage zum Abbruch zu geben.“
Lieber Herr Maresch, Sie schreiben, Ihre Antwort sei „zu schnell“ gewesen. Ich dachte, Ihnen wäre klar, dass Sie sich in diesem Blogtalk in der Öffentlichkeit bewegen, so dass Sie sich also durchaus gut überlegen, was Sie schreiben und wie Sie es schreiben. Wenn Sie etwas klarstellen wollen, ist dazu immer noch Platz. Dass ich keine Fragen mehr an Sie habe, bedeutet ja nicht, dass nicht weiter über das Thema geredet werden kann. Sie hätten diese Möglichkeit der Klarstellung auch gestern schon nutzen können, denn nach meinem Kommentar # 103 bis jetzt war ja einige Zeit. Stattdessen behaupten Sie, ich würde Ihnen etwas unterstellen. Erklären Sie lieber, was Sie eigentlich gemeint haben, wenn Sie sich missverstanden fühlen. Darüber hinaus denke ich, dass meine Kritik in # 113 sachlich ist.
@ Markus Ludwig
„Das Leserforum ist unsere Seite, die Seite der Leser!“
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ganz genau so sehe ich das auch. Das habe ich in meinem Kommentar 113 zum Ausdruck bringen wollen. In diesem Sinne sind auch Sie herzlich eingeladen, zum Leserforum etwas mit Ihrer Stimme beizutragen.
Nun scheint es allerdings, als habe sich Herr Maresch lediglich missverständlich ausgedrückt. Mal sehen, was er dazu noch sagen wird.
#117
@Bronski
Nicht meine Antwort war zu schnell, sondern die des Herrn Borck-Elsner, der Ihre #103 schon beantwortet hatte, bevor er meine #105 sah. Hätten sie vorher seine #111 gelesen, in der das expressis verbis steht, wäre uns der ganze Schmarrn erspart geblieben.
Vor allem aber bleibt mir nach wie vor die Spucke weg, wie Sie Sich dazu versteigen können, aus meinem Projekt, das immer noch mehr Vision als Projekt ist, auch nur den Geruch abzuleiten, dass es eine Monomeinungskultur erzeugen könnte. Das trifft mich beleidigend. Und dann das auch noch „sachlich“ nennen, wenn zwischen Ihren Zeilen zu lesen ist, dass ich mich, eingeblidet wie ich bin, zum Diktator über die Leserbriefschreiber aufschwingen will. Die Sie dann selbstverständlich retten.
Ich kämpfe seit vielen Jahren um den Erhalt einer möglichst großen Vielfalt in sämtlichen demokratischen Bereichen und dann das.
Ihre Häme allerdings zu meinen „Bemühungen“ bezüglich Ihres Jobs, habe ich verdient. Da habe ich den Wunsch schon zum Vater des Gedankens gemacht. Deppert.
#115
ja, ja, Herr Sturm so geht das. Ich werde das nicht anheizen. Ich kenne die Mechanismen.
Ich wiederhole nur ein erneutes Mal:
Die Bürgerredaktion kat keine eigene Meinung. Jedes Mitglied hat exakt die gleiche Meinung, die er außerhalb der Bürgerredaktion, allein, schon hatte. Die Bürgerredaktion nimmt darauf 0,0% Einfluß. Jedes Mitglied lagert seine Briefe vollständig allein in die Bürgerredaktion. Die Bürgerredaktion, wenn sie so wollen, gibt es eigentlich gar nicht. Jedenfalls nicht als in irgendeiner Form agierendes Teil.Nochmal anders ausgedrückt: Meinungen zu Themen haben nur die einzelnen Mitglieder. Das kann dazu führen und tut das auch oft, dass 5 verschiedene Meinungen zum gleichen Thema erscheinen.
@ Michael Maresch
Matthias Borck-Elsner ist ein Blog-User, während ich hier mit Ihnen als Person des öffentlichen Interesses gesprochen habe. Denn Sie haben ja ein Anliegen, das für die Öffentlichkeit bedeutsam sein könnte, nicht wahr? Herr Borck-Elsner kann daher gar nicht für Sie antworten. Das müssen Sie schon selbst tun. Darüber hinaus gilt: Sie haben provoziert. „Elite“, „Brillanz“, „Zusammenrottung von Kompetenz“ – wer nicht „unter Ihrem Dach“ versammelt ist, weil sie/er vielleicht nur für die FR Leserbriefe schreibt, gehört nicht zu dieser „Elite“, besitzt nicht diese Brillanz und ist daher auch nicht kompetent. Nun, das geht als Provokation und Diskussionsanreiz durch. Sie sollten dann aber nicht so empfindlich reagieren, wenn zurückprovoziert wird.
Ich weiß jetzt, das ich mit meiner Thematik hier eigentlich im falscen Film versucht habe, mitzuspielen. Da ich die FR nicht (mehr) im Abo habe und daher auch keine Leserbriefe an die FR schreibe, sondern höchsten mal im FRBlog poste, fehlt mir also die Legitimation bzw. die Eintrittskarte.
Sorry Bronski, aber durch dieses, mein, Mißverständnis habe ich mich auch „verzettelt“ und Themen angesprochen, welche gar nicht auf der Agenda standen.
Und das mit dem Altersunterschied habe ich nur deshalb angesprochen, weil uns eben 20 Jahre miterlebter und bei mir vielleicht auch ein winziges bißchen mitgestalteter politischer Zeitgeschichte unterscheiden. Als ich eben mit „Willy wählen“ hausieren gegangen bin, gingst Du noch in die Grundschule. Aber das kenne ich auch vom 35jährigen Sohn meiner Frau. Was Du selbst als Zeitzeuge miterlebt hast, hat einen anderen Wert und ein anderes Gewicht als Berichte aus zweiter und dritter Hand. Wenn ich sage: „Berlin 1968“ verstehen jüngere nur Bahnhof.
So, lassen wir es gut sein.
@ Wolfgang
Du hast nicht im falschen Film mitgespielt. Du hast eben versucht, die Themen anzusprechen, die Dich bewegen, während das Thema dieses Threads eigentlich war, Fragen nach dem Antrieb dazu und nach dem Sinn und Zweck von Leserbriefen als einem möglichen Mittel der Artikulierung solcher Themen zu stellen. Das war schon in Ordnung.
@ Lutz:
Und meine Meinung bzw. meinen Glauben an den Erfolg bzw. Mißerfolg von Leserbriefen habe ich ja versucht, darzulegen, z.B. in Beitrag # 106.
Man lernt nicht aus. Und es ist offenbar nie zu spät, um etwas klüger werden zu können. Denn durch diesen FR-Blog habe ich von der Existenz einer bundesweiten „Bürgerredaktion“ erfahren. Also von einer Initiative, in der sich das glücklicherweise immer noch von den meisten Zeitungen gepflegte Forum „Leserbriefe“ in gewisser Weise verselbstständigt hat und über das ursprüngliche Bezugsmedium hinausgeht. Doch kann ich mich darüber wirklich freuen?
Im September vor 51 Jahren habe ich als 16jähriger Untersekundaner meinen ersten Leserbrief verfasst. Und ich tat das in der Absicht, mich als junger, wenn auch längst noch nicht wahlberechtigter Staatsbürger (damals erst mit 21) zu einem Thema (Kriegsdienstverweigerung) zu äußern, über das in der betreffenden Zeitung (in der WAZ) berichtet worden war. Seither habe ich das immer so gehalten:
Berichterstattungen und/oder Kommentierungen in Tages- oder Wochenzeitungen forderten und fordern mich dazu heraus, Stellung zu beziehen. Vor allem dann, wenn ich den Eindruck hatte und habe, dass wichtige Aspekte (vor allem Minderheitsmeinungen) nicht hinreichend deutlich dargestellt wurden.
Kurzum: Mich bewegt sowohl das Thema als auch der redaktionelle Kontext der Zeitung, in dem es behandelt wird (hochinteressant sind die häufigen inhaltlichen Widersprüche von Politik- und Wirtschaftsseiten, von denen im Feuilleton ganz zu schweigen). Darüberhinaus suche ich von Fall zu Fall in Special Interest-Magazinen nach ausführlichen Gesamtdarstellungen. Oder ich recherchiere online, beispielsweise in den „nachdenkseiten.de“. Ganz abgesehen vom Erwerb diverser Buchtitel.
Würde mich die Lektüre eines Leserbriefschreiber-Forums bei diesen Bemühungen um Klarheit weiterbringen? Ich befürchte nein. Denn ich ahne ein Problem: Könnte dort das Instrument Leserbrief das Thema, zu dem er sich äußert, überlagern?
#121
@Bronski
@Alle
In Ihrer Liste sieht das provokant aus Bronski. Setzt man jeden der Begriffe aber wieder in seinen Zusammenhang wird er logisch. Nicht provokant.
Also nochmal.
Die Ursprungslage ist die Machtlosigkeit aller Leserbriefschreiber. Die fehlenden oder wenigstens ihrer Menge angepassten tatsächlichen Folgen.
Das sollte verändert werden.
Nebenschauplatz war und ist der Niedergang der Printmedien und ihre Auflösung im Internet.
Ausgegangen konnte ferner davon werden, dass sich sowohl Zeitungen als auch Leserbriefschreiber immer mehr in einer globalen Welt befinden, sich also auch ihr Interesse, globale übergreifende Themen zu besprechen, verstärkt.
Um all dieses Zeug unter einen Hut zu bekommen, ohne die lokalen, persönlichen und sonstigen Zusammenhänge zu stören, hatte ich die Idee mit der Bürgerredaktion.
Dort sollten freie Leserbriefschreiber ihren persönlichen freien Blog erhalten, neben den persönlichen freien Blogs der anderen Mitglieder. Aus freien Menschen, sollten freie Menschen unter freien Menschen werden.
Von vorne herein war bei dieser Konstruktion ausgeschlossen, dass das ein Projekt sein könnte, das sich an Alle richtet. Dafür war werder Kapazität noch Arbeitskraft, noch Wille vorhanden. Es musste also selektiert werden.
Nachdem das Ziel war mehr politischen Einfluss zu erhalten, lag es nahe die zu selektieren, die schon über etwas mehr politischen Einfluss verfügten: Die vielgedruckten Leserbriefschreiber: Die „Elite“. Was aber bitte keinesfalls elitär verstanden werden darf, nachdem es Jederman freisteht, dieser Eltite nachzueifern und sich in die Bürgerredaktion zu schreiben. Nur der Nachweis der Voraussetzungen genügt, Es entscheidet kein Mensch, nur die Anzahl der gedruckten Briefe. Anders ausgedrückt: nicht die Bürgerredaktion oder irgendein Maker wie ich entscheidet das, sondern viele Entscheider in vielen Zeitungen, die oft besonders ansprechende Texte vom selben Autor nur nach dem Inhalt bewerten und drucken. Auch die Anzahl der Zeitungen, die diese Briefe vom selben Autor drucken, sollte nicht mitentscheiden. Meine 200 Briefe beim Start z.B. habe ich alle in der Münchner Abendzeitung veröffentlicht bekommen. Bei Herrn Klose waren es viele Zeitungen, usw.
Das war der Plan. Mehr war das nicht und mehr ist es bis heute nicht.
Wenn jetzt irgendjemand anfängt die anderen Leserbriefschreiber, die diese Zahlen nicht erreichen, oft auch gar nicht erreichen wollen, oft auch, obwohl sie sie erreichen würden, alleine bleiben wollen, wenn also jemand anfängt, die gegenüber der von mir definierten „Elite“ kleinzureden, dann breche ich die Nettikette dieses Blogs. Jeder, aber wirklich JEDER, der den Mut hat seinen Namen unter seine Meinung zu schreiben und das Ganze wegzuschicken, hat meinen Respekt und ich tue was ich kann um auf der Bürgerredaktion in der Gastrubrik solche Briefe öffentlich zu machen. Aber, ich bestehe darauf, erst die Zeitung, dann die Bürgerredaktion. Die Bürgerredaktion ist und bleibt Zweitverwerter.
Trotzdem sehe ich keinen Grund warum wir, die wir seit Jahren Briefe schreiben und geringen Einfluss nehmen, unseren Scheffel unter den Tisch stellen sollen. Wer so viel gedruckt wird, meine ich, hat auch was zu sagen. Was widerum nicht bedeutet, dass der, der wenig gedruckt wird, wenig zu sagen hätte. Das ist eher ein statistisches Problem und schließt nicht aus, dass bei zwei Briefen zum gleichen Thema der Brief des Weniggedruckten ungleich wertvoller ist, als der des Vielgedruckten. Aber das entscheide nicht ich, sondern die Zeitung, die dann eben den Brief des Vielgedruckten in die Ablage P verschiebt. Da gibt es keinen Rechtsanspruch. Für Niemanden.
Soviel jetzt erst mal zur tatsächlich existierenden Bürgerredaktion.
Die wäre so auch schon ganz gut, wäre aber, wenigstens in meinen Augen, nichts, stände dahinter nicht eine Vision, die die oben angeführten Ziele wenigstens näherzubringen in der Lage ist. Eine Vision wohlgemerkt. Also etwas, dass mit entsprechender Aktion wahrscheinlicher ist einzutreffen, als ohne Aktion.
Das ist auch ein schwieriges Parkett, den der Visionär wird oft verdächtigt bestehende liebgewonnene Abläufe zu verändern.
Das Ziel dieser Vision war den Leserbriefschreibern insgesamt mehr Gewicht zu besorgen, dem Volk also ein klein wenig seiner Macht in die eigenen Hände zu geben, um diese Macht, entstände sie denn, für das Volk und als Nebenefekt für die Printmedien einzusetzen.
Das klingt großkotzig, ich weiß, und wer sich davon provozieren lässt, den kann und will ich nicht aufhalten, aber: es ist eine gerechte Sache. Und ein schöner Traum. Bei dem, da wird dieser Blog ein Waisenknabe sein, noch viele, viele Widerstände zu erwarten sind.
Denn, wenn es uns gelingt und davon träumt die Vision, sagen wir 50 Vielgedruckte, die, sagen wir, in 200 Zeitungen publizieren, in der Bürgerredaktion zu versammeln, als Freie unter Freien und alles unverändert, deren Kontakte unverändert, die Zeitungen unverändert, alles wie bisher, mit einem riesigen Anhang von zweitverwerteten Gastleserbriefen, wenn uns das also gelingt, wird es schwerer für die Mächtigen, an uns vorbei zu regieren. Wir sind zwar dann eine diffuse Macht mit unter Umständen 50 oder 500 Meinungen zum gleichen Thema, aber wir sind eine unübersehbare Macht mit der jederzeit lauernden Gefahr für die Mächtigen, dass wir uns dann, stimmt das Thema, doch mal zusammenrotten. Eine unübersehbare Macht, denn wir sind Leserbriefschreiber. Ohne jedes finanzielle Interesse, unbestechlich, unabhängig, verantwortend. Unter einem Dach, wenn der Traum wahr wird.
Wir sind Leserbriefschreiber: Uns wird vertraut.
#125
Hallo Herr Mertens,
Sie schreiben:
„Würde mich die Lektüre eines Leserbriefschreiber-Forums bei diesen Bemühungen um Klarheit weiterbringen? Ich befürchte nein. Denn ich ahne ein Problem: Könnte dort das Instrument Leserbrief das Thema, zu dem er sich äußert, überlagern?“
Ich verstehe das nicht. Helfen Sie mir bitte: Das Instrument Leserbrief überlagert seinen Inhalt?
Unter Bezug auf meinen Vorredner oder besser, Vorschreiber Maresch in # 126 kann ich seinen letzten Absatz vollinhaltlich teilen und unterstützen. Auch ich nutze (und unterstütze) die Nachdenkseiten als Medium, weil diese, abgesehen davon daß sie anders funktionieren, mir mehr Infos liefern als z.B. die FR, sowohl in der Print als auch online-Version.
Wenn es Leserbrief-Schreiber schaffen, was ich mir wünsche, bei aktuellen Themen, z.B. Ukraine, eine andere Meinung zu präsentieren als das Gros der Medien, wäre damit schon eine wichtige Funktion erfüllt und ein wichtiges Signal gesetzt. Nämlich das Signal, daß Menschen auch selber mitdenken können und nicht einfach schnell verfaßten Infos nachlaufen, sondern sich zunächst versuchen, ein eigenes Bild zu machen, auch wenn dieses manchmal eher kubistisch als naturalistisch gerät.
Ukraine ist für mich das derzeitige Paradebeispiel. In Kiew nur die Guten, die Separtisten alle Böse, und die sie unterstützenden Russen mit ihrem Oberschurken Putin noch böser. Also rasselt man mit dem Säbel, verhängt Sanktionen, und was kommt als Nächstes? Friedenstruppen? Ist mal wieder ein Märchen fällig, wie beim Sturz von Saddam Hussein und beim Irak-Krieg? Will man den 100. Jahrestag von WK I „würdig“ begehen? Ich stelle mir schon die ARD- und Heute-Nachrichten vor: „Unsere Reporter berichten live vom 3. Weltkrieg…gleich nach der Werbung.“
Natürlich sind auch wir, und vor allem unsere Waffen-Export-Industrie, und die Verantwortlichen, die Ausfuhr-Lizenzen erteilen, alle friedlich, schlafen gut und waschen ihre Hände in Unschuld. Waffen in Spannungsgebiete, i wo, weil wir diese Gebiete selbst definieren, und wenn dort die Machthaber wechseln, und Heckler & Koch „plötzlich“ den Falschen in die Hände gerät, waschen alle anderen mit. Höchstbedauerlich, das! Unseren Platz 3 auf der Weltrangliste darf uns schließlich niemand streitig machen. Und der wahre SPDler und überzeugte Gewerkschaftler Prof. Dr. h.c. Unschuld-weiß-von-nix sagt dann mit sorgenvollem Blick: „Arbeitsplätze“.
Ich erlebe im Bekanntenkreis leider oft eine mir allzu vertraute und vom Verständnis her doch fremde Schizophrenie. Da wird geschimpft, gemeckert, sich beklagt, und dann doch wieder das Kreuz bei Merkel und Gabriel gemacht. Erinnert mich an die letzten beiden Sätze eines meiner Lieblings-Gedichte von Tucholsky:
„Und ließ der Wärter selbst die Türe offen:
Man geht ja nicht.“
Vielen Dank für diese Klarstellung, Herr Maresch. Nehmen Sie es mir bitte nicht übel und fassen Sie es vor allem nicht wieder als Häme auf, wenn ich kritisch nachfrage. Sie halten es für eine gerechte Sache, wenn sich Meinungsmacht ballt, um zu einer Gefahr für die Mächtigen zu werden. Andererseits sagen Sie aber, es gebe keine Agenda für Ihre Bürgerredaktion. Jede/-r, die/der mitmacht, soll völlig frei in dem sein, was er/sie schreibt. Nun gibt es im Netz aber schon eine ganze Reihe von Webseiten und Blogs, in denen dieses Konzept umgesetzt ist. Als Netzpolitik.org sich beispielsweise (mit guten Gründen) gegen das ACTA-Abkommen stellte, war die Sache praktisch so gut wie beerdigt. Das Spektrum solcher Seiten ist breit, von PI-News bis zu den Nachdenkseiten. Meinungsteilhabe ist dort längst verwirklicht, wenn auch mitunter in einer Weltanschauungs-Nische, die nicht weit von blanker Hetze entfernt ist. Solche Seiten haben zehntausende Leserinnen und Leser. Manchmal sind es auch einzelne Blogger wie Niggemeier oder Lobo, die große Reichweite erzielen. Auf deren Seiten stehen kritische Texte für Wochen, Monate, sogar für eine digitale Ewigkeit. Auch das FR-Blog gehört zu diesen Seiten, wenn auch nicht in die erste Reihe. Online-Petitionen werden von Hunderttausenden unterschrieben. Avaaz.net lanciert sehr effektvoll und erfolgreich Kampagnen und macht auf diese Weise Politik. Ist Ihr Projekt, das sich des gedruckten Leserbriefs bedient, nicht schon jetzt ein analoger Anachronismus?
Ha, langsam komme ich diese „Eliteverquerung“ auf die Schliche.
Da fehlte wohl eine Frage.
Fragt mich also der virtuelle Bronski:
„Herr Maresch, nachdem Sie uns jetzt so viel über ihre tollen Mitglieder erzählt haben, haben denn normalsterbliche Leserbriefschreiber bei Ihnen gar nichts zu suchen?“
Der reale Maresch antwortet:
Über die Hälfte meiner Zeit in der Administration verbringe ich damit Gastleserbriefe einzusetzen. Das ist nicht einfach, denn oft werden Name oder Adresse vergessen und müssen aufwändig nachgefragt werden und dann muss und das ist eine Besonderheit bei uns, sichergestellt werden, dass der Brief mindestens gleichzeitig an eine Printredaktion gesendet wurde. Dann muss der Leserbriefschreiber registriert werden. Aber dann, wenn das alles erledigt ist, kommt der ganze ungekürzte Brief in die Bürgerredaktion und bleibt da dauerhaft erhalten und einsehbar.
Wir stellen auch für alle Gastleserbriefschreiber Adressenlisten zur Verfügung, damit sie die richtige Zeitung mit der richtigen Emailadresse schnell finden. Auch die Adressen der Bundestagsabgeordneten sind da.
Außerdem geben drei unserer Mitglieder Anfängern Tipps und last not least, kann sich jemand, der z. B. des deutschen nicht ausreichend mächtig ist und trotzdem ein seiner Meinung nach wichtiges Thema schreiben will, in unserem „Service“ helfen lassen. Diesen Service und das finde ich lustig, hat mir vor kurzer Zeit ein Zeitungsentscheider madig machen wollen.
Herr Maresch, Sie verwechseln schon wieder kritisches Nachfragen mit Madigmachen. Könnten Sie bitte mal etwas sachlicher sein?
#129
Sehen Sie Bronski, und bedanken Sie Sich nicht, weil Sie mir mehr schenken, als ich Ihnen, das ist genau der Punkt. Sie, die Zeitungen in Deutschland bestimmen indirekt, aber allein, wer da bei uns Mitglied ist.
Und wie sie sich alle sammeln. Nur, die einzigen, neben den bekannten Einzelbloggern, die da voll verantwortlich publizieren, die Leserbriefschreiber, hauen sich in Blogs die Köpfe ein.
Statt sich erst mal unverbindlich zu sammeln und dann die Köpfe in Betracht zu ziehen.
Das ist das für mich Befriedigenste an der gesamten Geschichte: diese vielen Tausend Querdenker, Einzelkämpfer, Hagestolze, Labertaschen und was weiß ich, sind alle liebenswert, weil sie mir unter ihrer Meinung ihren Namen geben.
Wenn das die Zeitungen doch nur begreifen würden, statt immer nur auf Ihre obige und sonstige Listen zu starren.
Ich habe das gerade geschrieben: Wir sind Leserbriefschreiber. Uns vertraut man. Alles andere ist, vor dem Outing, vom Vertrauen her, Internetquark.
@Bronski
#131
Bitte Herr Bronski nehmen Sie diese Anmoderation auf die lustige Schulter nicht auf die zynische oder die ironische.
Das war ein passendes Schlusswort. Herr Maresch, ich bedanke mich bei Ihnen für diese aufschlussreiche Unterhaltung. Wir beide ziehen uns jetzt zurück und überlassen den Ring all jenen, die das hier im FR-Blog weiter diskutieren wollen.
Liebe FR-Leserinnen und -Leser, liebe Blog-User und -Userinnen,
jetzt interessiert mich Ihre Meinung. Es gab schon kritische Stimmen in # 115 und 125. Lassen Sie uns das im Kreise der FR-Freunde diskutieren. Und ich sage noch einmal: Ich freue mich darüber, wenn Sie das unter Klarnamen tun, aber das ist keine Bedingung für Ihre Teilhabe.
Auf geht’s!
Danke, LBB, für die Erwähnung der 0nline-Petitionen. Ich selbst finde es sehr wichtig, avaaz und chang.org , natürlich auch Amnesty Int. zu unterstützen und konnte doch etliche Freunde anhand von erfolgreichen Vorhaben davon überzeugen. Es geht nicht darum, blind alles zu unterschreiben, sondern immer genauer hinzusehen. Die Abschmetter-Reaktion „Das bringt doch alles nichts“, lasse ich aufgrund etlicher Positivbeispiele nicht gelten. Es gibt wohl durch solche Initiativen mit mehr Mitmachern und -Unterstützer mehr sichtbaren Erfolg als etwa durch einzelne Leserbriefe, seien sie von der „Bürgerredaktion“ oder Individuen gestreut.
Zum Leserbrief an sich: Für mich war es bisher selbstverständlich, nur in der FR behandelte Themen zu kommentieren, sich auf nur dort erschienene Beiträge zu konzentrieren – so wie es auch in den diversen Blogs üblich ist.
Diese bisherige Debatte – wir sind schon bei Kommentar Nr. 132 ! – ist für mich eher enttäuschend. Ich habe mir mehr Anregung, mehr Austausch gewünscht.
Es stand zwar in der Einleitung, dass Lutz Bronski mit den beiden „Bürgerredaktion“-Herren Maresch und Klose über das Thema Leserbriefe diskutieren würden und dass jeder eingeladen ist mit- oder dazwischenzureden. Mein jetziges Resummée: Viel Platz und Dominanz für Herrn Maresch, zu wenig Unbekannte bzw. Neulinge.
Und: man schaue mal in die anderen FR-Blogs: zwischen null und 7 Kommentare zu spannenden, wichtigen und gut eingeleiteten Themen… im Gegensatz zu 133 heute und hier.
@ maiillimi
Zum Thema Leserbriefe kann es gern weiteren Austausch geben. Das Thema ist meines Erachtens noch nicht völlig durchleuchtet.
Wann hast Du denn Deinen ersten Leserbrief geschrieben?
Ein Vorschlag: Wie wäre es, wenn die Redaktionen, das Einverständnis des Schreibenden vorausgesetzt (könnte man im Editorial darauf hinweisen), von jedem Leserbrief eine Kopie an den/die zuständige Bundestagsabgeordnete(n), ggf. auch Landtagsabgeordnete(n) senden würden? Möglicherweise personell nicht zu leisten, aber ein interessanter Gedanke. In den Redaktionen wird ja auch über die Relevanz der Briefe und eine Veröffentlichung entschieden. Außerdem ist dort in der Regel bekannt, wer als Abgeordnete(r) zuständig ist. Oder verläßt mensch sich darauf, daß von allen alle Leserbriefe aus allen Zeitungen gelesen werden bzw. von den Assistenten der Abgeordneten mehr oder weniger objektiv ausgewertet?
An Bronski:
Inwieweit das Schreiben von Leserbriefen meine Sichtweisen verändern, kann ich nicht quantifizieren, zu vielfältig und ineinandergreifend sind die Einflüsse auf Veränderungen in meinen Ansichten. Aber bezüglich der Wirkung von Leserbriefen auf eine gesellschaftliche Meinungsbildung bin ich der Ansicht, dass Leserbriefe eher einen kleinen und nur indirekten Einfluss haben und weniger direkte Veränderungen beim Leser bewirken. Positiv betrachtet nehme ich an, dass Leserbriefe, insbesondere von Fachleuten manche Journalisten oder Autoren zum nochmaligen Nachdenken anregen können. Weiterhin gehe ich davon aus, dass Journalisten Leserbriefe auch als Gedankenpool bewusst und unbewusst benutzen, egal ob der Leserbrief veröffentlicht wird oder im Papierkorb landet. Klar ist der Einfluss der Journalisten viel mächtiger als der von Leserbriefschreibern, aber bezüglich der Bürgerredaktion fällt mir auch das bekannte Sprichwort ein, dass aus einer kleinen Quelle schon manch mächtiger Strom entstanden ist.
@ Wolfgang Fladung
„… von jedem Leserbrief eine Kopie an den/die zuständige Bundestagsabgeordnete(n) …“
Willst Du mein Sekretär sein? Dann kannst Du das selbst übernehmen.
@ Michael G. Hoffmann
„… aus einer kleinen Quelle schon manch mächtiger Strom …“
Ja, das stimmt. Erst am vergangenen Freitag war ich an der Fulda-Quelle unterhalb der Wasserkuppe und habe sogar daraus getrunken.
# 139, Bronski: Muß die Hitze sein. Ich habe das wichtige Wort des „ausgewählten“, d.h. zur Veröffentlichung vorgesehenen Leserbriefes, vergessen. Dadurch dürfte sich die Anzahl deutlich reduzieren. Aber mir sind selbst Zweifel gekommen, ob das wirklich „das Gelbe vom Ei“ wäre. Wenn jemand sich dazu entschließt, einen Leserbrief an eine Redaktion zu schicken, kann er auch die Adresse seiner zuständigen Abgeordneten im Netz heraus suchen, und den Brief gleich selbst entsprechend adressieren. Schnapsidee, obwohl ich gar keinen getrunken habe?
In Redaktionen werden schließlich keine politischen Entscheidungen getroffen, im besten Sinne in die eine oder andere Richtung beeinflußt. Ich kenne das Argument: Wenn Du was ändern willst, gehe in Parteien oder NGOs. Aber ich kenne eben auch Menschen, die sich offen nicht trauen, oder sich nicht ausdrücken können, oder Scheu vor freier Rede haben. Die schaffen es dann gerade mal zum, genau, Leserbrief, vielleicht.
@fladung#140, maresch
„Oder verläßt mensch sich darauf, daß von allen alle Leserbriefe aus allen Zeitungen gelesen werden bzw. von den Assistenten der Abgeordneten mehr oder weniger objektiv ausgewertet?“
Sowas ist ja rein mengenmässig gar nicht möglich, aber der Ansatz der Bürgerredaktion macht dies wenigstens prinzipiell möglich, in Form eines guten Archivs. Natürlich kann man sowas auch auf einer persönlichen Homepage mit den eigenen Leserbriefen machen, aber eine Sammlung erhöht die Nutzbarkeit und Bedeutung des einzelnen Sammlungsstückes.
Da kommen in der Bürgerredaktion einige gute Archivprinzipien zum Tragen. Ein ähnliches Archiv, in dem auch ungedruckte und ungedruckte Teile von Briefen erfasst werden, gibt es in Zeitungsarchiven wohl nicht, das könnte kaum geleistet werden. Soweit die Leserbriefe digital eintreffen, könnte man das organisieren, aber auch das ist viel Arbeit, kaum jemand wird sich aber die Mühe machen, konventionelle Briefe in Datenbanken zu übertragen, ausser dem Autor selbst und, in den Anfängen bis zur Leistungsgrenze, Herr Maresch.
Aus archivischer Sicht ist also die Arbeit von Herrn Maresch extrem wichtig und anerkennenswert. Wenige Dinge entwickeln soviel geschichtliche Wirksamkeit wie gut geführte Archive. Wesentlicher Aspekt ist dabei die Wiederauffindbarkeit. Vielleicht entwickelt so ein nur einmal geschriebener Brief mehr Wirksamkeit, als eine tausendmal auf Parteikongressen gehaltene Rede. Warum Herr Maresch trotzdem auf die massenhafte Versendung setzt, ist mir nicht klar. Bei soviel Sendungen gehört wohl auch Sendungsbewußtsein im doppelten Sinne dazu.
Der Zweck, durch Klasse plus Masse eine höhere Wirksamkeit und politische Wirksamkeit zu erfüllen, ist nicht mein Weg, aber zu respektieren.
Gewissermaßen ist die Lösung Herrn Maresch’s (etwas anachronistisch), ein Spagat zwischen althergebrachter Qualität und Echtheit und digitaler Verfügbarkeit und Beliebigkeit. Aber wenn man, wie Herr Maresch von sich sagt, Fehlentwicklungen der Gegenwart entgegenwirken will, ist man zwangsläufig anachronistisch.
Systematisch schwierig ist, Herr Maresch, ich vermute Sie sehen sofort, was ich meine, die Lenkung der freien Gewässer zur Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit. Das ist das Paradoxon an der Bürgerredaktion, das ich aber bis jetzt nicht als unlösbar ansehe.
Nach meiner Meinung sollten nicht die fleißigsten Schreiber abgedruckt werden, sondern solche, die zu einem Thema die Mehrheitsmeinung der eingegangenen Meinungen repräsentieren.
Sie, lieber Bronski, sollten die Kriterien für die Auswahl der Zuschriften klar benennen. Viele Grüße Christian Hahn
@ Christian Hahn
Das mache ich gern. Zunächst ist die Zahl der Einsendungen tonangebend: Ein Thema, das viele Leserbriefe generiert, brennt den Leserinnen und Lesern unter den Nägeln und muss daher im Leserforum – und dann auch hier im FR-Blog – debattiert werden. Die Auswahl erfolgt nach Kriterien wie:
– Wie stringent wird argumentiert?
– Wie bringe ich möglichst viele Facetten eines Themas unter, d.h. wie bilde ich kontroverse Positionen ab?
– Wie oft schreibt der Leser / die Leserin? (Vielschreiber haben es schwerer.)
– Wie viel Platz braucht ein Leserbrief? (Autoren/-innen, die sich kurz fassen, haben es leichter.)
– Wie ist die sprachliche Qualität? Inhalt vor Form. (An diesem Punkt widerspreche ich meinem Chefredakteur: Nicht der sprachliche, sondern der gedankliche Schliff ist das wichtigste Kriterium, aber die Sprache ist natürlich nicht unwichtig, und ich glaube, so hat er es auch gemeint.)
Diese Auswahlkriterien wende ich an, wenn viele Zuschriften zu einem Thema kommen, demnächst wird das zu besichtigen sein an den Leserbriefen zu Anetta Kahanes Kolumne „Die tiefere Dimension des Judenhasses“. Die Diskussion dazu wird auch hier im FR-Blog laufen.
Die Zahl der Zuschriften zu einem Thema bedeutet also eine Art Abstimmung für den Themenschwerpunkt im Leserforum. Drumherum gibt es aber noch andere Leserbriefe, die häufig einzelne Wortmeldungen zu einem Thema sind, so z.B. am Mittwoch der Leserbrief von Klaus Philipp Mertens, der auch hier mitdiskutiert hat, über Friedrich Sieburg. Hier treffe ich die Auswahl häufig nach dem Kriterium, ob eine konträre Position zur Berichterstattung der FR eingenommen wird – denn wenn man Debatten führen will, braucht man Widerspruch. Das heißt, dass ich gern Leserbriefe veröffentliche, die sich kritisch mit der FR auseinandersetzen. Ebenso gern veröffentliche ich Zuschriften, die zusätzliche Informationen liefern, kürzlich etwa die Leserbriefe über die norwegischen „Lebensborn“-Kinder. Sehr gern veröffentliche ich Erwiderungen, d.h. Positionen von Leserinnen und Lesern zu anderen Leserbriefen, denn wie gesagt: Wir wollen Debatten führen. Einen solchen Schlagabtausch habe ich kürzlich auch erst hier im FR-Blog abgebildet. Und wenn einmal Lob hereinkommt, was selten genug der Fall ist, dann darf auch mal eine solche lobende Zuschrift aufs Leserforum. Für den Rest des Platzes versuche ich, einfach eine möglichst bunte und interessante Auswahl zu treffen und jeden einmal zu Wort kommen zu lassen, was aber unmöglich ist.
Noch eine Anmerkung scheint mir wichtig:
Wir Menschen, die wir unsere Zeitungen lieben, können ihnen helfen sich ausschließlich auf die verantwortete Meinung zu konzentrieren, indem wir nur noch mit unseren Klarnamen mit ihnen kommunizieren.
Das wäre so wie eine freiwillige Selbstverpflichtung, wenn es die Zeitungen schon nicht selbst schaffen. Und allemal besser als eine Regel.
Leserbriefe in einer Zeitung sind sicher nicht die „ultima ratio“ für die Meinungsbildung in einer Gesellschaft. Doch für die Herausgeber und professionellen Zeitungsmacher können sie ein wichtiger Sensor für die künftige Gestaltung ihres Blattes sein. Leserbriefe zeigen, dass die Leser in der Zeitung wirklich lesen, nicht nur blättern wie in Bild, dass sie auf den Inhalt positiv oder negativ reflektieren, neue oder andere Gedanken einbringen und Mut zeigen, sich zu outen. Was also kann einer Zeitung Besseres passieren, als kostenfrei Informationen von der Kundschaft zu erhalten, für die andere Branchen viel Geld ausgeben müssen.
Sehr bedauerlich fände ich es, wenn es in der FR keine Leserbriefe mehr gäbe. Nichts habe ich (bin 72) gegen die moderne Art der Kommunikation per Facebook, Twitter usw. Der gute alte Leserbrief gehört zu (m)einer Kultur wie Bücher, Theater, Filme u.a. Ich und viele meiner durchaus auch jüngeren Freude und Freundinnen brauchen das zur ganzheitlichen Kommunikation. Hier in Neustadt, wo ich wohne, warten geradezu manche auf meine Leserbriefe in der örtlichen Presse. Wo sonst erfahre ich davon, dass es z.B. längst „Konfliktlösungen auf zivile Art“ (FR vom 24.7.14) gibt, die zu fördern sind.
Hans-Jörg Schmid, 91413 Neustadt
Wenn auch schon sehr viele ihre Meinung zum Thema geäußert haben, möchte ich nur kurz klarstellen, dass ich täglich die Leserbriefe zu den Themen, die mich interessieren, gerne lese, und ich Leserbriefe immer noch für ein wichtiges Forum halte, welche Meinung die MitbürgerInnen unabhängig von Berichten und Kommentaren in den Zeitungen vertreten; und hier stelle ich häufig große Unterschiede zur offiziellen Darstellung und den Lesermeinungen, wobei Letztere sich überwiegend mit meiner Meinung decken, fest.
Zur Redaktion ein Vorschlag: Vielleicht sollte die FR mal ein Treffen mit Leserbriefschreibern arrangieren. Gerne würde ich in diesem Zusammenhang beispielsweise meinen früheren Mitstreiter Manfred Kirsch aus Neuwied treffen.
Noch ein Wort zur Anonymität:
Warum jemand anonym bleiben will, kann von niemandem beurteilt werden, der die Person nicht kennt oder von dieser eine Erklärung dazu erhalten hat. Es ist deshalb unzulässig, Anonymität als Feigheit auszulegen oder sonstwie abzuqualifizieren.
Anonymität kann auch eine positive Vereinbarung sein, einen herrschaftsfreien Diskurs zu führen. Streng genommen, ist Anonymität sogar eine Bedingung für demokratisches Handeln, wie z.B. das Wahlgesetz aufzeigt (http://de.wikipedia.org/wiki/Bundeswahlgesetz).
Anonymität ist ggf auch eine zulässige Antwort auf die unrechte und ungerechtfertigte Überwachung und Bespitzelung, sowie auf Pauschalisierungen und Feindbilder. Es gibt den Grundsatz, „ohne Ansehen der Person“ zu urteilen. Dieser Grundsatz wäre besonders in den Medien zu beachten, denn nirgends in Medien findet eine wahrheitsgemäße Ansehung der Person statt.
„Persönlichkeitsprofile“, „Psychogramme“, „Verhaltensstudien“ und sonstige subjektive Interpretationen haben nichts in einer Diskussion, in der Presse und am wenigsten in den Leserbriefen zu suchen.
Ist die Debatte hier beendet?
Ich hatte, im Gegensatz zur Argumentation von Maresch und Klose, einer positiv verstandenen Anonymität das Wort geredet, um Bedingungen für einen herrschaftsfreien Diskurs zu diskutieren.. Ein solcher ist natürlich nicht erreichbar, wenn es um Herrschaft geht, also das Sammeln von Meinungen für oder gegen Herrschende oder der eigenen politischen „Meinung“.
Ich baue meine These noch etwas aus:
Ich behaupte, daß es „Identität“ im Netz, vielleicht überhaupt in der Medienwelt, gar nicht geben kann und auch nicht geben sollte.
Erstens wegen der Unzulänglichkeit der Präsentation:
Man kann sich in Medien nicht als der Mensch darstellen, der man ist.
Zweitens aus der Unzulänglichkeit der Rezeption:
Man kann aus den Medien einen anderen nicht als den Menschen wahrnehmen, der er ist.
Drittens, aus der subjektiven Mißinterpretation heraus:
Was man von dem versteht, was ein anderer sagt, ist höchst fragil und ungenau, im Extremfall auch unwahr. Kommunikationstheorien und -studien belegen das zur Genüge.
Daraus folgt, daß es unzulässig ist, aus den Informationen, die man aus den Medien über eine Person erhält oder sich zusammensucht (es ist und bleibt eine subjektive Suche, die keine Objektivität will!), Handlungen oder Urteile über die Person abzuleiten und diese in den Diskurs einfließen zu lassen.
Es gehört nach meinem Dafürhalten in jeder Diskussion dazu, sich kein Urteil über die Personen zu bilden. Da aber, auch das belegen psychologische Studien ausreichend, der Mensch nicht in der Lage ist, Inhalt von Beziehung zu trennen und auch nicht in der Lage ist, Emotion von der Sache zu trennen, bietet sich als Lösung eine diskursive Anonymität an.
Fazit: Wer sachlich diskutieren will, akzeptiert Anonymität als Bedingung.
Hallo Herr Borck-Elsner,
die einfache Tatsache, dass jede Art von unentdecktem Verbrechen ohne Anonymität nicht möglich wäre, sollte doch Hinweis genug sein, Anonymität zu hinterfragen.
Der hehre, personenfreie Gedanke setzt den Gutmenschen voraus oder ist technischer Art, ist also meinungs- und gefühlsfrei.
Wenn ich Ihre Kommentare nur in diesem Blog lese, baut sich in mir ein Gefühl für Sie auf. Ein Psychogramm Ihrer Art zu denken.
Und: wenn Sie mich einmal überzeugt haben, obwohl ich Sie nicht kenne, werden Sie es das nächste mal einfacher haben, mich zu überzeugen. Wenn Sie es aber nicht schaffen, werden Sie es das nächste mal schwerer haben und wenn Sie es drei, viermal nicht schaffen, erreichen Die mich bald gar nicht mehr.
Das sind einfache Zusammenhänge, ohne die Informationsaustausch nicht möglich ist.
Vor allem überall da, wo es um Meinungsbildung geht, ist ohne Vertrauen überhaupt nichts zu bewegen.
Die Grundlage des Vertrauens aber sind Personen. „Niemand“ kann niemand vertrauen. Es geht nicht um die Personen selbst, sondern um eine Annäherung an sie, gebildet durch ihre Entäußerungen. Es geht auch nicht darum, den „Menschen als der, der er ist“, wahrzunehmen, sondern um die Möglichkeit, die er selbst freiwillig gewährt, ihn für das, was er mir mitteilt, zur Verantwortung zu ziehen.
So sehr ich Ihren Elfenbeinturm des idealen Meinungsaustausches auch verstehe, real ist er nicht möglich. Für die Zeitungen aber wäre er der finale Todesstoß. Meiner Zeitung, sprich ihren Personen, muss ich vertrauen. Ohne dieses Vertrauen ist sie für mich schlicht wertlos. Dem Internet aber, soweit es anonym ist, vertraut niemand.
@Maresch
Hallo, Herr Maresch,
Ihr richtiger Einwand bezüglich der unentdeckten Verbrechen schien mir zunächst schwer zu entkräften, aber es geht hier doch nicht um Taten, sondern um Worte und Meinungen. Diese kann man ignorieren, diskutieren,verwerfen. Selbstverständlich rede ich hier nicht der vollständigen Willkür das Wort, strafbewehrte Äusserungen bleiben nach wie vor unzulässig und sind, mit den bestehenden Mitteln, auch verfolgbar.
Verwirrend ist wahrscheinlich meine Auffassung von „Meinung“ in Diskussionen. Ich verstehe „Meinung“ nicht als „Gesinnungsoffenbarung“, auch nicht als „Tat“, sondern einzig und allein als eine aus der Erkenntnis begrenzte Argumentation. Es obliegt der Diskussionskultur und ggf der Moderation, bedenkliche Äusserungen zu bekämpfen, zu ignorieren oder deren Veröffentlichung nicht zuzulassen.
Ein wesentlicher Fehler der derzeitigen Diskussionskultur ist, Meinung mit Tat zu verwechseln oder Taten aus der, per Definition unverbindlichen, Meinung abzuleiten. Meinung und Meinungsfindung sind ein kommunikativer Prozess, der keinerlei Rückschlüsse auf die Wirklichkeit zulassen sollte, ansonsten wären der freie Gedanke und die freie Meinungsäusserung ernsthaft in Gefahr. Selbstverständlich wird jeder ernsthafte Mensch für seine Meinung persönlich einstehen, es ist aber unzumutbar und undemokratisch, sogar unmenschlich im Sinne der Grundrechte, für Meinungsäusserungen Verfolgung überhaupt berücksichtigen zu müssen. Das Mißverständnis (auch Ihres?) liegt woanders: Es ist ein Anachronismus, daß man für Meinung überhaupt „persönlich einstehen“ und Konsequenzen befürchten muß.
Die Dimension des Vertrauens und der menschlichen Verständigung sind auch anonym erreichbar, solange es einen Garanten für die Authentizität gibt. Diese sind, in diesem Blog, Bronski und die FR. So es einen solchen Garanten nicht gibt, ist die Kraft der Anonymität der Garant, zum einen durch die Solidarität der Gleichgesinnten, zum andern durch die Abwehr der Widergesinnten.
Ich bin davon überzeugt, daß es in Ihrem Leben eine Anzahl von Autoren gibt, denen Sie vertrauen, ohne sie auch nur ein einziges Mal persönlich kennengelernt zu haben. Es ist eine schwierige Sache, „Wert“ und „Vertrauen“ miteinander in Beziehung zu setzen.
Den besten Satz formulieren Sie selbst: „Es geht nicht um die Personen selbst, sondern um eine Annäherung an sie, gebildet durch ihre Entäußerungen.“
Der Elfenbeinturm scheint Ihnen real nicht möglich. Sie haben ganz anders recht, als Sie vermuten: Medien sind nicht real!
Zunächst einmal:
Verantwortung übernehmen heißt nicht nur bestraft werden können, das auch, sondern hat auch die Freuden der Verantwortung: Vertrauen Anderer. Niemand kann sein Kind anonym erziehen, seinen Partner anonym umgarnen, einen Freund anoym gewinnen. Wieviel Freude aber gewinnt er, wenn er das alles verantwortbar tut.
Seltsam aber ist Ihr Wort ohne, wenigstens intendierte, Folge. Das, meine ich, kommt beim Leserbriefschreiber nicht vor. Das gibt es überhaupt nicht. Jedes Wort will Änderung. Und jedes Wort, selbst DaDa, verändert, wenn es denn irgendjemand erreicht. Und selbst wenn es niemanden erreicht, verändert es, allein durch seinen Entstehungsprozess, den Sprecher oder Schreiber selbst. Im negativen wie im positiven Sinn.
Womit wir beim Bronski sind. Und dem Wort „feige“, das mir dessen Tadel eingebracht hat.
Nur, welches Wort beschreibt Menschen, die sich hinter einem anderen verstecken? Es ist ja richtig: weil ich dem Bronski vertraue, haben Anonyme hinter oder unter unter ihm von mir mehr Vertrauen zu erwarten, als voll anonyme. Aber eben doch nicht das Vertrauen, das sie unter ihrem recherchierbaren Klarnamen zu erwarten hätten.
Sehen Sie Sich nur die Konsequenz der Anonymität an: soll ich Twitter oder Facebook oder, oder, trauen? Dieser Ansammlung von Beliebigkeit, von anonymen Netzgefasel? Dieser Meinungskotze?
Ich jedenfalls nicht. Und von meiner Zeitung erwarte ich, dass sie sich, mit verantworteter Meinung, kämpferisch gegen diesen Trend stellt.
Leserbriefschreiber kämpfen, mancher unbewusst, jeden Tag dagegen.
@Maresch
Was Sie als „Meinungskotze“ bezeichnen, ist für andere das, was die Biene nach Hause bringt.
Gerüchteküchen und Meldungen mit 140 Buchstaben hat es auch früher schon gegeben. „Große“ Zeitungen kommen auch mit weniger aus.
Das Problem sind nicht die normalen Leser/Nutzer, die zwischen Realität und Medien zu unterscheiden vermögen, das Problem sind die Phrasenschlinger und Phrasenschwinger, die das eine nicht vom anderen unterscheiden können oder, was schlimmer ist, nicht unterscheiden wollen. Daran scheitern auch Bundespräsidenten.
Wer Übles sucht, wird Übles finden. Tröstlich ist allerdings die Meinung jüngerer Teilnehmer:
„Wer das Internet ernstnimmt, sollte sein WLAN-Kabel durchschneiden.“
Na da sind wir doch der Sache schon ziemlich nahe.
Es geht überhaupt nicht darum ob das eine auf Holz gedruckt wird und das andere in Chips gespeichert wird, es geht darum mit dem Menschenpotential der Zeitungen Verantwortung ins Netz oder auf das Papier zu bringen. Und das, mit berechtigtem Stolz, zu verteidigen.
„Wir setzen der Beliebigkeit Verantwortung entgegen. Ihre Zeitung.“
Dabei tragen die Leserbriefschreiber, bis ihre Zeitung sich dem Netz nicht mehr anwanzt, die Fahne der Verantwortung voraus.
Klingt pathetisch und bleibt es wohl auch, wenn die Leserbriefe weiter „Verschiebemasse“ in den Zeitungen bleiben und wenn es den Leserbriefschreibern nicht gelingt, sich in irgendeiner Form überregional zu sammeln um mehr Einfluss auf die Macht zu erhalten.
Das versuchen wir mit der Bürgerredaktion.de gerade. Drücken Sie uns bitte die Daumen.
Für manche Leserbriefschreiber mag es Sinn machen einen neuen Lobbyverein zu gründen der Politiker beeinflussen kann. Ich befürchte aber dass selbiges nicht ohne zahlungsfähige Sponsoren zum Erfolg führt. Vielleicht bin ich mit dieser Ansicht ziemlich allein, aber Leserbriefe geben auch darüber Auskunft ob in einer Zeitung Meinungsvielfalt noch eine Rolle spielt. Eventuell sorgen die Leserbriefe dafür dass Redakteure und Kommentatoren nicht in allzu einseitige Berichterstattung abgleiten.