„Deshalb ist Kulturpolitik um so erfolgreicher, je mehr sie sich als Bildungsaufgabe und Schmiermittel sozialer Infrastruktur, Wirtschaftsförderer und Integrationsmotor, Stadtentwicklungsprogramm und Präventionsstelle versteht – also Aspekte der Kultur berücksichtigt, die eben nicht etablierte Kunst sind.“
Das ist ein Satz aus einem Programm von fünf Thesen des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann, SPD. Frankfurt, die Stadt des Geldes, ist notorisch klamm. Wieder und wieder geht der Sparteufel um, und wieder und wieder trifft es als erstes, so scheint es zumindest, die Kultur. Der OB wollte nun endlich dem Eindruck entgegentreten, kulturfern zu sein, und hat darum ein Papier veröffentlicht, dass ich hier als pdf-Dokument verlinke. Schon die ersten Sätze verraten, dass Feldmann einen völlig anderen Kulturbegriff vertritt als beispielsweise die Schriftstellerin Eva Demski, die die Sache mit dem Schmiermittel – siehen oben – mit den Worten kommentierte: „Das ist furchtbar – das klingt wie Gleitcreme!“
Die Aufregung ist groß in Frankfurt, aber ich habe den Eindruck, dass mal wieder jeder an jedem vorbeiredet. Mir persönlich ist ein Kulturbegriff, der eher zur Förderung des Stadtteil- oder Zuckerfestes führt, lieber als einer, der zur Förderung des Museumsuferfestes führt, auf das ich wegen der schieren Masse an Menschen gar nicht gehen mag. Ich gehe auch nur dann in die Oper, wenn es sich nicht vermeiden lässt (demnächst mal wieder „Don Giovanni“), denn ich bevorzuge die sogenannte Kleinkunst – am 25. Januar zum Beispiel Jo van Nelsen im Neuen Theater Höchst. Oder Kabarett in der Käs‘. Die Millionen, die für Feuerwerke auf dem Main im Lauf des Jahres ausgegeben werden, sollten lieber in Kleinprojekte gesteckt werden, die auch integrativ wirken.
Klaus Philipp Mertens aus Frankfurt meint:
„Wenn Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann in seiner fünften These zur kommunalen Kulturpolitik von „Kulturschaffen“ und indirekt von Kulturschaffenden spricht, definiert er Kultur als eine Funktion, aber nicht als Ausdruck und als Reflexionsebene der Gesellschaft. Er versteht sie offensichtlich nicht als ein „Abbild ihrer Normen und Werte, das zum Widerspruch und zur Diskussion anregen soll“ (Prof. Wolfgang Schneider, UNESCO-Lehrstuhl „Cultural Policy for the Arts in Development“, Hildesheim).
Bezeichnenderweise wurden beide Begriffe (Kulturschaffende, Kulturschaffen) in der Zeit des Nationalsozialismus als Synonyme für Verpflichtete bzw. Verpflichtungen gegenüber der Volksgemeinschaft verstanden. Darum fanden sie nach dem Krieg Eingang in das „Wörterbuch des Unmenschen“, das von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm Emanuel Süskind (zunächst in Zeitschriftenartikeln) verfasst worden war.
Auch in der DDR wurden diese Begriffe offiziell verwendet und dokumentierten die Erwartungshaltung der Staatsführung an die verschiedenen Künstler, nämlich Gegenleistungen zu bringen für die eng umgrenzten Freiräume, in denen Kultur möglich oder geduldet war.
Zweifellos ist der Oberbürgermeister einer Metropole wie Frankfurt zu Stellungnahmen veranlasst, wenn die Finanzen seiner Stadt die Aufrechterhaltung von Räumen, Institutionen und Freiräumen zur Praktizierung von Kultur künftig immer weniger gestatten. Und es ist sehr typisch für einen Politiker, dessen Partei in Berlin mitregiert, dass er die Kultur (wie immer er sie versteht) als Sanierungsfall betrachtet und nicht die öffentlichen Finanzen, welche die Diskussion ausgelöst haben. Letztere könnten durch die Verbesserung von Einnahmen (Steuererhöhungen) nachweislich gesunden.
Kultur aber schafft sich selbst, auch dann und dort noch, wenn und wo keine öffentlichen Gelder (mehr) fließen. In diesem Fall aber stünde die Teilhabe am Kulturleben nur noch relativ Wenigen offen. Wenn sich aber breite Schichten einbringen sollen (was selbstverständlich sein müsste), bedarf es einer öffentlichen Förderung, bedarf es Bibliotheken, Theater, Musikstätten, Begegnungszentren etc. mit entsprechenden Etats.
Feldmanns Engführung des Kulturbegriffs auf eine bestimmte Funktionalität („Schmiermittel“) innerhalb sozialer und wirtschaftlicher Prozesse kollidiert u.a. auch mit der Definition der UNESCO-Kulturkonferenz von 1982, die längst als Orientierung dient. Dieser zufolge wird Kultur als Gesamtheit der unverwechselbaren geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Eigenschaften angesehen, durch die eine Gesellschaft gekennzeichnet ist.
Sie ist sowohl das Spiegelbild einer Gesellschaft als auch deren Identität. Und sie ist es eigentlich immer nur für einen Moment, denn sie verändert sich, weil ihre Gegenstände ebenfalls der Veränderung unterworfen sind. Und vergleichbar einem Spiegel wirft sie das Licht zurück und beeinflusst das Geschehen, das sie reflektiert, im günstigsten Fall trägt sie dazu bei, es zum Positiven hin zu verändern.
Die Erkenntnis, dass in der Kultur ein ständiges Nachdenken der Gesellschaft über ihre jeweiligen Werte und Normen stattfindet, hat Avantgardisten des kommunalen Kulturlebens wie Hilmar Hoffmann in Frankfurt („Kultur für alle“) oder Hermann Glaser in Nürnberg („Bürgerrecht Kultur“) geleitet.
Peter Feldmann hingegen spricht von „Kultur als einem Teil der Sozialpolitik“. Solche Einschätzungen rufen unweigerlich das Bild von einem Kulturpalast mit diversen Unterhaltungsangeboten hervor, die sich jeder leisten kann und nach deren Aufführung man in den Alltag zurückkehrt. Vielleicht mit Erinnerungen an schöne Stunden und möglicherweise mit der Hoffnung, dass irgendwann einmal ein Wunder geschieht – Kultur als Durchhalteparole, eben als Schmierstoff zwischen Mächtigen und Untertanen.“
Friedhilde Scholl aus Frankfurt:
„Der Kulturbegriff einer Eva Demski, eines Felix Semmelroth oder eines Hilmar Hoffmann ist elitär. Sie huldigen der selbsternannten „Stadtgesellschaft“, die unter Ex-OB Petra Roth kultiviert wurde. Ihnen ist eine Opernpremiere, bei der sich diejenigen abgeschottet treffen, die sich für die Elite des Rhein-Main-Gebietes halten, sich aber diesen Besuch von den gemeinen Frankfurter Bürgern subventionieren lassen, keine Diskussion wert.
Dass kulturelle Veranstaltungen, gerade wenn sie mit öffentlichen Geldern gefördert werden, nicht als Schmiermittel für Politiker und Wirtschaftseliten missbraucht werden, sollte selbstverständlich sein. Was nützt es, wenn im Städel die x-te Blockbuster-Ausstellung, wie aktuell Albrecht Dürer, stattfindet, deren Besuch aber keinerlei Relevanz für die Gegenwart hat und lediglich dazu dient, dass sich das Publikum die eigenen Ansichten bestätigt oder mit einem „Ich war auch dort“ als Teil des Bildungsbürgertums fühlen kann? Kunst ist nicht Kultur sondern nur ein Teil der Kultur. Kunst ist gerade keine Unterhaltung, sondern sollte, wenn sie gut ist, Gewissheiten, Vorurteile und Bestehendes hinterfragen. Kunst stört und verstört. So ermöglicht sie, dass der Status quo diskutiert und verändert wird. Es fließt viel städtisches Geld in Veranstaltungen, die genau dem Gegenteil, nämlich der Unterhaltung und dem Statusgehabe der selbsternannten Eliten dienen. Peter Feldmann tut gut daran, das in Frage zu stellen.“
Erwin Schöppner aus Frankfurt:
„Natürlich hätten einige Passagen dieses Thesen-Papiers anders formuliert werden können, und das mit dem „Schmiermittel“ ist danebengegriffen. Insgesamt aber ist es richtig und wichtig, dass Feldmann einen „sozialen Kulturbegriff“ vertritt, der sich auf das Zusammenleben der Menschen bezieht. Aus meiner Sicht ist Kulturpolitik Sozialpolitik und Sozialpolitik Kulturpolitik.
Die herostratische Art, in der Kulturdezernent a.D. Hoffmann der Debatte in der Stadt ein „Niedrigst-Niveau“ bescheinigt, wird allmählich nervig. Schon vor bald 20 Jahren hat Hoffmann öffentlich beklagt, dass sich die Frankfurter kulturpolitische Szene in einem erschreckenden Zustand befände und es den Politikern im Römer an „Kompetenz, Sensibilität und Engagement“ fehle. Seine andauernde Schelte gegen Feldmann soll durch einen Totalverriss eines kulturpolitischen Papiers der CDU-Fraktion ausgeglichen werden. So sind halt Päpste! Man kommt schlecht weg, wenn man nicht vorher Hilmar Hoffmann gefragt hat.“
Eva Kröcher aus Frankfurt
„Vor etwas über einem halben Jahr hatte ich es in Bronskis Blog schon einmal formuliert, und Feldmanns nächster Patzer bestätigt mich: Peter Feldmann ist nicht deshalb Frankfurter OB, weil die Frankfurter ihn unbedingt haben wollten und er eine charismatische Lokalpolitiker-Persönlichkeit ist. Er ist es deshalb, weil die Frankfurter aus guten Gründen nicht Boris Rhein als OB wollten.
Kurz nach seinem Amtsantritt hatte sich Feldmann schon einmal einen kulturpolitischen Lapsus geleistet, als er empfahl, Werke aus dem Städel mal hier und da temporär in die Stadtteile zu verfrachten, um den Stadtteilen Kulturnähe zu verschaffen. Das zeigte, wie wenig sich Feldmann als Oberbürgermeister über das Kulturschaffen und die kulturellen Aktivitäten in den Stadtteilen informiert hatte. Nun kommt Feldmanns nächste kulturpolitische Bauchlandung.
Der gelernte Sozialbetriebswirt und Sozialpolitiker Feldmann reduziert mit wenigen Worten Kultur und Kulturpolitik auf eine Funktion der Sozialpolitik und Wirtschaftsförderung, mehr bleibt nicht. Da fällt mir nur noch die alte Weisheit ein, dass für den, der nur einen Hammer hat, die ganze Welt wie ein Nagel aussieht. Die vordergründige Instrumentalisierung von Kultur für rein edukative, soziale und wirtschaftliche Zwecke als „Schmiermittel“ reduziert sie auf bloße Nützlichkeit. Doch abgesehen von den Aufhängern für die kulturpolitische Aufregung lese ich das so nicht in Feldmanns fünf Thesen. Eigentlich lese ich außer einem widersprüchlichen Geschwafel und einigen Plattitüden dort überhaupt keine sinnvolle kulturpolitische Aussage.
Ich erwarte von Feldmann nicht unbedingt, dass er einen ausgeprägt intellektuellen Kulturbegriff hat und pflegt. Aber dass er kulturpolitisch dermaßen ignorant argumentiert, passt nicht zu einer Stadt wie Frankfurt und ihrem kulturellen Erbe. Bei Feldmann ist schlicht kein Platz für irgendeine Kultur in Frankfurt, die durch die realen oder projizierten wirtschaftlichen Zwänge sowieso schon immer hintenan stehen muss, mit immer größeren Mittelkürzungen zu kämpfen hat und doch bisher noch irgendwie durchhält.
Mit seinen Thesen hat aber Feldmann nach Eva Demskis Formulierung der Kultur in Frankfurt nicht nur „nichts zu geben“, sondern durch seine Hilflosigkeit dem Thema gegenüber schiebt er eine dringend nötige kulturpolitische Debatte in die völlig falsche Richtung und lenkt von den eigentlichen Problemen ab. Gleichzeitig zeigt er, wie wenig er von Kultur weiß und versteht. Wenn Demski sagt, Feldmann habe „nicht einmal Neugierde“, kann ich das mit Blick auf seinen ersten kulturellen Lapsus nur verstärken und sagen, er ist regelrecht lernunwillig.“
Heinz Göppner aus Frankfurt:
„Was habe ich mich gefreut, dass sich endlich mal jemand gemeldet hat, um den sogenannten Kulturpäpsten und -päpstinnen den Marsch zu blasen. Ich habe mich schon zu den Zeiten innerlich aufgeregt, als Hilmar Hoffmann die „Kulturmeile“ am Main propagiert und auch durchgesetzt hat. Hat dieser Mann mal an die Folgekosten gedacht oder daran, wer die aufbringen muss? Oder Schauspielhaus, Oper, Alte Oper – wer geht da eigentlich rein, wer hat denn von dieser Kultur etwas, das gemeine Volk, das mittlere Volk oder das obere Volk? Die eigentliche Stadtgesellschaft trifft sich da, wo es Spaß macht, finanziell tragbar ist.
Kunst, Kultur sind auch Straßenfeste, Feste in den Parks, in der Brotfabrik, Mousonturm, wenig bis nicht subventioniert. Da geht das gemeine Volk hin, soziale Kultur eben. Kunst, Kultur ist nur scheinbar da, wo sich Frau und Herr Dr. Wichtig treffen. Ich bin Herrn Oberbürgermeister Feldmann dankbar, dass er dieses Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat, und werde ihn nach Kräften dabei unterstützen.“
zu Eva Kröcher
Frau Kröcher sollte nicht abstrakte Definitionen absondern, sondern schlicht und einfach konkrete Forderungen stellen.
Was stört Frau Kröcher an dem neuen Oberbürgermeister von der SPD.
Wo und wen und wann:
Ist das so schwer zu formulieren?
Was ist Kultur? Opern und Theater alleine mit Sicherheit nicht. Wer geht dorthin? Wahrscheinlich nur so genannte Bildungsbürger.
Die jungen Leute müssen Ihre Eintritte zu Rockkonzerten u. ä. Veranstaltungen ohne Subventionen bezahlen.
Der Opernstar bekommt seine Gage aus der Steuerkasse, der Rockstar aus der Tasche von jungen Leuten, denen es schwer fällt, das Eintrittsgeld aufzubringen.
Das ist die Realität.
@runeB: Na, machen Sie mir mal wieder Vorschriften, was ich zu sagen – oder in Ihren Worten: abzusondern – habe und was aus Ihrer Sicht besser nicht? Sie scheinen sich ja auf mich fixiert zu haben.
http://www.frblog.de/femen/#comment-44247
Was mich am gar nicht mehr so neuen Oberbürgermeister stört, hatte ich doch ausgedrückt. Einfach noch mal lesen und dann bitte auch verstehen, Herr runeB.
Ganz bewußt habe ich den Begriff Kultur nicht durch eine starre Definition und willkürliche Festlegung auf irgendwelche Facetten einengen wollen. Aber sich ständig an irgendwelchen „Bildungsbürgern“ – von mir aus auch mit der Füllphrase „sogenannt“ oder mit der Spitze „elitär“ attribuiert – aufzustellen, halte ich für unpassend. Das wird zum hohlen Kampfbegriff, ohne daß benannt wird, was eigentlich darunter zu verstehen ist und wer damit gemeint ist. Auf der einen Seite stehen die Bildungsbürger, auf der anderen steht wer? Die Unbildungsbürger? Ich kann mir keine deutlich gesagt dämlichere Polarisierung vorstellen, dann stehe ich doch gerne und freiwillig auf der Seite der gescholtenen Bildungsbürger, weil ich eine Menge von Bildung halte und mich für die meine auch gerne schmähen lasse. Dabei gehe ich nicht mal in die Oper, weil ich das musikalisch unterlegte Geschrei unerträglich finde, und zum fürs Volk als „panem et circenses“ angelegte Massenveranstaltung Museumsuferfest gehe ich auch nicht, weil ich mir das schlicht zuviel Mensch auf einen Haufen ist. Wie sich das mit dem Bildungsbürgertum übrigens real darstellt, hat am besten Eugen Roth in seinem Gedicht „Der Kenner“ geschrieben:
Ein Mensch sitzt stolz, programmbewehrt,
In einem besseren Konzert,
Fühlt sich als Kenner überlegen –
Die anderen sind nichts dagegen.
Musik in den Gehörgang rinnt,
Der Mensch lauscht kühn verklärt und sinnt.
Kaum daß den ersten Satz sie enden,
Rauscht er schon rasend mit den Händen
Und spricht vernehmliche und kluge
Gedanken über eine Fuge
Und seufzt dann, vor Begeisterung schwach:
„Nein, wirklich himmlisch, dieser Bach!“
Sein Nachbar aber grinst abscheulich:
„Sie haben das Programm von neulich!“
Und sieh, woran er gar nicht dachte:
Man spielt heut abend Bruckners Achte.
Und jäh, wie Simson seine Kraft,
Verliert der Mensch die Kennerschaft.
Allerdings kann ich auch Friedhilde Scholl nicht beipflichten, die Sonderausstellungen der Frankfurter Kunstmuseen für überflüssig und nicht gegenwartsrelevant hält, weil die Besucher sich nur ihre eigene Weltsicht bestätigen würden. Ob eine solche Ausstellung Bezug zur Gegenwart hat, ist eine Frage der Konzeption. Auch frage ich mich, ob sich hinter dieser Forderung nach Relevanz für die Gegenwart nicht eine gewisse Geschichtsferne verbirgt und auch das gerne mal „wir haben doch nun wahrlich wichtigere Probleme“ versteckt ist. Zudem gibt es tatsächlich Menschen, die keinen Anspruch auf Kunstkennerschaft erheben und doch gerne eine solche Austellung anschauen. Da werden Werke eines zeitlichen Kontexts und bestimmter Künstler zusammen gezeigt, die sonst an vielen Orten verstreut sind. Noch unangenehmer finde ich Scholl Forderung, was Kunst aus ihrer Sicht zu sein habe, wir beachten bitte alle den unerläßlichen sozialkritischen Touch. Das ist nicht weniger Diktat als das von F. J. Degenhardt in seinem Chanson „Väterchen Franz“ ironisierte Kunst ist doch Genuß. Letztlich ist es doch so, daß mit einer Erwartungshaltung an Kunst, wie Scholl sie vorträgt, nicht wenige zu Kunstereignissen gehen, um sich an der Störung und Verstörung ästhetisch zu erfreuen, um nachher mit wohligem Schauer nach Hause zu gehen – die Welt ist in Wirklichkeit doch gar nicht so schrecklich. Doch Kunst ist weder permanente Verstörung mit sozialkritischer Attitüde noch ästhetischer Genußrausch, das sind wie bei der Kultur allgemein nur Facetten.