Es gibt Leserbriefe, die gibt’s eigentlich gar nicht. So einen hat mir Hans Schinke aus Offenbach geschickt. Der Brief ist so lang, dass er allein den ganzen Platz des Leserforums einer FR-Ausgabe beansprucht hätte. Das geht natürlich nicht. Aber wozu haben wir das FR-Blog? Hier ist ja endlos Platz. Also kann ich Hans Schinkes „Erfahrungsbericht eines Offenbachers nach zwei Protestjahren gegen die neue Landebahn“ des Frankfurter Flughafens hier gut veröffentlichen.
Wir wollen nur eines: Es muss wieder leiser werden!
von Hans Schinke
Ich wohne seit 1975 in Bürgel. Um das Thema Flughafenausbau und Fluglärm haben wir uns ernsthaft so richtig erst gekümmert, nachdem am 21. Oktober 2011 die neue Nordwestlandebahn eröffnet wurde. Bis dahin hatten wir aufgrund der, auch in der OFFENBACH POST frühzeitig veröffentlichten Lärmschutzzonen geglaubt, dass der Kelch an uns vorübergehen und wir von der nördlichen Anfluglinie verschont bleiben würden. Das war, wie sich sehr bald herausstellen sollte, eine fatale Fehleinschätzung. Seitdem sind wir jeden Montag mit Tausenden von anderen zornigen Bürgern aus der ganzen Rhein-Main-Region am Flughafen. Die neue Landebahn hat aber auch ihre guten Seiten. Zum einen hat der flächendeckende Fluglärm vom Kinzigtal im Osten bis nach Rheinhessen im Westen, von der Wetterau im Norden bis nach Groß-Gerau im Süden den Zusammenhalt der Bürger durch die weit über 80 Bürgerinitiativen unglaublich gestärkt. Die Hessische Landesregierung hat damit etwas geschafft, was noch keine Vorgängerin hinbekommen hat. Endlich wächst in der Region zusammen, was zusammen gehört – und das Ganze auch ohne teuren Hessentag. Zum anderen habe ich persönlich in der Auseinandersetzung mit dem Flughafenausbau sehr viel dazu gelernt. Denn alles, was in diesem Erfahrungsbericht steht, habe ich vor Eröffnung der neuen Landebahn gar nicht gewusst.
„Die Bahn muss weg!“ ist der einigende emotionale Schlachtruf, der jeden Montag am Flughafen aus über tausend Kehlen herausbricht. Ich weiß nicht, wie viele der Demonstranten wirklich an die Stilllegung der neuen Landebahn glauben. Aber dieser Aufschrei ist für mich in erster Linie ein Ausdruck für den Zorn, die Enttäuschung und vor allem die Erwartung der Menschen, dass es in der Region wieder leiser wird. Sie sind zu Recht zornig und enttäuscht, weil ihnen anderes versprochen wurde. Beim Bau der heftig umstrittenen Startbahn 18 West wurde ein weiterer Ausbau des Flughafens klar ausgeschlossen. So steht wörtlich im Planfeststellungsbeschluss von 1971: „Die Befürchtung, dass in Zukunft eine weitere Start- oder Landebahn errichtet wird, entbehrt jeder Grundlage. Eine solche Genehmigung wird auf keinen Fall erteilt“. Die Menschen haben das wirklich geglaubt. Auch in den darauf folgenden 25 Jahren wurde der Bevölkerung immer wieder versichert, dass es keinen weiteren Ausbau geben wird. „Für diesen Flughafen wird kein Baum mehr fallen“, versprach 1981 der hessische Ministerpräsident Holger Börner (SPD). Der verbliebene Wald wurde als unersetzlich erklärt, und zur Bekräftigung das Bannwaldgesetz erlassen. Das Versprechen wurde nicht gehalten und das Bannwaldgesetz einfach aufgehoben. 2009 begann die Rodung des Kelsterbacher Waldes. Unvergessen ist die Revision der Hessischen Landesregierung vom März 2010 beim BVG in Leipzig mit der Begründung, man wolle gegen die Entscheidung des Hessischen VGH zum Nachflugverbot klagen, um Rechtssicherheit herzustellen. Genauso gut könnte ein Dieb erklären, er sei nur deshalb in den Laden eingestiegen, um zu testen, ob die Alarmanlage auch funktioniere. Der Flughafenausbau ist somit zugleich ein Lehrstück dafür, wie Regierungsparteien ihren Ruf für viele Bürger nachhaltig oder sogar irreparabel ruinieren können.
Auch das als Muster für Bürgerbeteiligung hoch gelobte Mediationsverfahren trug nicht wirklich zur Befriedung der Region bei, weil es nicht ergebnisoffen war. In dem Verfahren ging es nämlich nicht mehr darum, ob der Flughafen ausgebaut wird, sondern nur noch um das WIE. Die beteiligten Bürgerinitiativen sollten sich „freiwillig“ zwischen „Pest oder Cholera“, „Strick oder Fallbeil“ entscheiden. Außerdem war die Mediation höchst unfair. Den Gegnern des Ausbaus – Kommunen, Bürgerinitiativen, Einzelpersonen – stand eine hochgerüstete Phalanx von Gutachtern, Sachverständigen, Rechtsanwälten und Luftverkehrsexperten gegenüber. Welcher Bürger kann sich schon in seiner Freizeit durch Tausende von Aktenseiten durchwühlen, um der Gegenseite die Stirn zu bieten? Es war letztlich ein aussichtsloser Kampf David gegen Goliath ohne Waffengleichheit. Wer kann sich da heute hinstellen und behaupten, es sei alles mit rechten Dingen zugegangen und der Planfeststellungsbeschluss zum Flughafenausbau damit durch und durch legal? Nach diesen Erfahrungen müßte der Staat bei zukünftigen Großprojekten den Bürgern kostenlos die besten Anwälte und Sachverständigen zur Seite stellen, um wirkliche Waffengleichheit zu garantieren.
Beschäftigt man sich näher mit dem Flughafenausbau, stößt man auf fast unglaubliche Absurditäten. Die kann man als normaler Bürger mit gesundem Menschenverstand eigentlich so recht gar nicht begreifen. Diese „Absurditäten“ haben allerdings System, weil sie alle der Luftverkehrswirtschaft zugute kommen. Viele Bürger können z. B. überhaupt nicht verstehen, dass sie keinen Anspruch auf Schallschutz haben sollen, auch wenn sie bis in die tiefe Nacht hinein vom Fluglärm genervt und bereits in den frühen Morgenstunden wieder aus den Betten geholt werden. Für die Festlegung von Lärmschutzzonen werden nämlich schlichtweg die nervtötenden und Schlaf raubenden Einzelschallereignisse ganz legal zu harmlosen Dauerschallpegeln heruntergerechnet. Damit wird die Tatsache ignoriert, dass bereits ein einziges Schallereignis unsere Nachtruhe zunichte machen kann. Hinzu kommt, dass die einmal aufgrund von Prognosen festgelegten Schutzzonen auch dann beibehalten werden, wenn die durch Zählung/Messung festgestellten tatsächlichen Werte über den Prognosewerten liegen sollten. Ein neues Kraftwerk, das die der Betriebsgenehmigung zugrunde liegenden Filterwerte nicht erreicht, wird stillgelegt. Ein Planfeststellungsbeschluss jedoch, bei dem sich die Prognosen später in der Praxis als falsch herausstellen, bleibt rechtgültig. Das soll der kleine Mann auf der Strasse mal verstehen.
Der kleine Mann versteht auch nicht, warum in Deutschland Nachbarschaftslärm, Industrielärm, Straßenlärm und Fluglärm jeweils für sich betrachtet und nicht längst in einem einheitlichen Lärmschutzgesetz geregelt werden. Wenn der Nachbar am Sonntag den superleisen elektrischen Rasenmäher anwirft, ist das verboten und eine Sache für die Polizei. Wenn aber gleichzeitig im Minutentakt Flugzeuge heulend und pfeifend über die Dächer donnern, ist das legal. Polizeinotruf zwecklos. An der A 661 südlich vom Offenbacher Kreuz stehen Verkehrsschilder mit der Aufschrift „Tempo 100 Lärmschutz 22 – 6 Uhr“. Gleichzeitig werden die Menschen ab 05:00 Uhr morgens durch die ersten Heuler aus den Betten geholt. Das soll mal einer verstehen. 75% des Stadtgebietes von Offenbach liegen in der Siedlungsbeschränkungszone. Innerhalb dieses Gebietes wird im Jahr 2020 bei prognostizierten 701.000 Flugbewegungen pro Jahr ein Dauerschallpegel von 60 Dezibel angenommen. Deshalb dürfen so genannte lärmsensible Einrichtungen wie Kindergärten oder Krankenhäuser innerhalb dieses Gebietes nicht mehr errichtet und keine neuen Baugebiete mehr ausgewiesen werden. Aber die existierenden Kindergärten, Krankenhäuser und Bewohner, dier dürfen weiterhin dem Krach von oben ausgesetzt bleiben. Muss man das verstehen? Und noch ein letztes Beispiel. Die Stadt Offenbach musste nach langen und zähen Verhandlungen mit den Industrieanliegern auf der Fechenheimer Seite extra einen Vertrag schließen. Die Unternehmen befürchteten, ihre Betriebe würden im Zuge der Offenbacher Hafenbebauung wegen der von ihnen ausgehenden Lärmemissionen dicht gemacht. Für die Betriebe gilt nämlich die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm). Doch gleichzeitig donnern jetzt bei Ostbetrieb die startenden Flugzeuge mit einem höllischen Krach über das neue Wohngebiet. Alles geht dabei formal mit rechten Dingen zu. Die Luftverkehrswirtschaft hat erfolgreich gesetzliche Regelungen im Luftverkehrs- und Fluglärmschutzgesetz untergebracht, die den Lärm schützen und nicht die Menschen. Nicht nur im, sondern auch am Himmel gelten ganz offensichtlich eigene Gesetze.
Tief enttäuscht bin ich von den ehemaligen Regierungsparteien CDU und FDP, die ja den Ausbau maßgeblich vorangetrieben und in der Öffentlichkeit massiv propagiert haben. Vertreter antworteten mir stets auf Anfrage, dass sie großes Verständnis für meine Sorgen hätten. Sie räumten zudem ein, dass durch den Ausbau für den Bürger Belastungen entstanden seien. Den Begriff „Gesundheitsschädigung“ vermieden sie dabei tunlichst. Sie zählten auf, welches umfangreiche Maßnahmenpaket für mehr Lärmschutz die Hessische Landesregierung im Februar 2012 auf den Weg gebracht habe und versprachen, dass es kontinuierlich zu einer Verbesserung der Lärmsituation kommen werde. Und in der Zwischenzeit? Da nehmen unsere gewählten Volksvertreter ganz offensichtlich die Schädigung unserer Gesundheit billigend in Kauf. Wenn ich konkret nachfrage, wann es denn in der Region wieder leiser werde und die permanente Gesundheitsschädigung der Bürger endlich abgestellt wird, bekomme ich keine Antwort. Das sind im übrigen die gleichen Abgeordneten, die sich vehement für einen weiteren Ausbau des Flughafens einsetzen. Stets wird zum Schluss des Briefes auf den Rhein-Main-Flughafen als Jobmotor, „Herzmuskel der Region“ und Garant für Wohlstand und Prosperität verwiesen. Mit der prognostizierten Schaffung von 100.000 zusätzlichen Jobs, davon 43.000 am Flughafen, bei Dienstleistern und in der Region sollte den Bürgern ja der Ausbau versüßt werden. Die Bilanz nach 2 Jahren stößt ihnen allerdings sauer auf. Nach Angaben der Fraport AG stieg die Zahl der Beschäftigten am Flughafen nach Eröffnung der neuen Landebahn zwar um 4.000 auf 78.000 Ende 2012. In diesem Beschäftigungszuwachs ist allerdings die Verlagerung der Unternehmensberatung KPMG mit ihrem Personal an den Flughafen bereits enthalten. „Anno 2015 werden dank der dann vorhandenen Kapazität rund 95.000 Beschäftigte am Flughafen arbeiten“, sagte Dr. Stefan Schulte, Chef der Fraport AG, im März 2011. Woher bis dahin die zusätzlichen 17.000 neuen Jobs kommen sollen, ist mir ein Rätsel. Als ich Politiker gezielt schriftlich danach fragte, wie sie denn zu den von ihnen in die Welt gesetzten Arbeitsplatzzahlen eigentlich gekommen seien, musste ich mehrfach feststellen, dass die Politik die von den Gutachtern ursprünglich genannten Prognosewerte einfach kreativ weiterentwickelt hatte. Hätte ich als ehemaliger Leiter der Personalplanung dem Vorstand solche Zahlen vorgelegt, wäre ich am nächsten Tag wegen Unfähigkeit fristlos entlassen worden. In der Politik indes bleibt dies anscheinend folgenlos.
Andererseits muss es aber auch Arbeitsplätze geben, die gerade wegen des Flughafens exportiert, in Deutschland also abgebaut werden, weil flughafennahe Firmen Teile kostengünstiger im Ausland fertigen und dann just-in-time zur Endmontage einfliegen lassen. Wie viele das sind, konnte mir jedoch kein einziger Politiker beantworten. Die Materie sei einfach zu schwierig.
Wenn ich gefragt werde: „Warum sind Sie so gegen den Flughafen? Wollen Sie denn, dass die Menschen dort arbeitslos werden?“, so antworte ich stets: „Wir sind doch gar nicht gegen den Flughafen. Wir sind nur gegen den Ausbau“. Der Flughafen Frankfurt gehört für mich zur Region und ist unbestritten ein ganz wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Schnell in die Welt hinaus und nach Frankfurt zurückzukommen, ist für viele, global tätige Firmen ein Wettbewerbsvorteil und ein wesentlicher Grund, sich hier anzusiedeln. Deshalb stehen wir auch zum Flughafen. Wir sind aber gegen einen Flughafen, der in der Endausbaustufe mit über 700.000 Flugbewegungen die Bevölkerung mit seinem Krach nur noch nervt, die Gesundheit der Bürger permanent schädigt und sämtliche Naherholungsgebiete in der Region ruiniert. Ein Airport, der mit seinen Nachbarn nicht in Frieden lebt, ist nicht raumverträglich. Stuttgart, Köln und Hamburg sind im Übrigen prosperierende Regionen auch ohne Großflughafen. Wenn immer auf die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens hingewiesen wird, so muss man sich fairerweise auch mal die Kehrseite der Medaille ansehen. Im Wettbewerb der europäischen Regionen schadet der Fluglärm massiv dem Image von Rhein-Main. Die Fraport AG konnte in 2012 ja nur deshalb ein positives Konzernergebnis von 251,6 Mio. Euro vorlegen, weil sie derzeit für die Ruinierung der Naherholungsgebiete, für die zusätzliche Belastung der Sozialsysteme durch Erkrankungen als Folge von nächtlichem Fluglärm, für die Nutzung, Abnutzung und Schädigung der Gesundheit der Bevölkerung sowie für die fluglärmbedingten Produktivitätsverluste in der heimischen Wirtschaft nichts bezahlt. Müsste Fraport für die Schäden, die sie anrichtet, verursachergerecht einstehen, würde sie in Wahrheit Verluste schreiben. Soviel zur Erfolgsstory dieses Unternehmens.
Regelmäßig werden wir gefragt: „Bringt Euer Protest überhaupt etwas? Lohnt sich denn der Aufwand? Die da oben machen doch sowie so, was sie wollen. Was können wir kleinen Leute schon tun?“. Diese Äußerungen machen mich traurig, zornig und auch ein wenig ratlos. Es sind Menschen, die sich aus der politischen Teilhabe an unserem demokratischen Gemeinwesen längst verabschiedet haben. Ich antworte dann meistens: „Solange Ihr Euch alles gefallen lasst, statt mal vom Sofa aufzustehen und Euch zu wehren, solange werden die da oben auch weiterhin machen, was sie wollen. So einfach ist das“. Unser Protest war nicht erfolglos. Ich weiß, dass die Richter am BVG in Leipzig die regelmäßigen Kundgebungen am Flughafen aufmerksam registriert haben. Ohne das Aufstehen der Bürger wäre das Thema Fluglärm bei der Politik heute immer noch nicht angekommen. Die Bürger sollen jetzt bei Großprojekten und bei der Festlegung von Flugrouten stärker beteiligt werden. Von alleine hätte es im Februar 2012, also wenige Monate nach Eröffnung der neuen Landebahn, keine „Allianz für mehr Lärmschutz“ und das damit verbundene Maßnahmenpaket gegeben. An dem Regionalfonds mit 270 Mio. Euro beteiligt sich die Fraport AG als Verursacherin im übrigen nur mit 15 bis 20 Mio. Euro. Darin liegt der eigentliche Skandal. Und schließlich hat es DIE LINKE am 22. September vermutlich nur deshalb mit knapp 5,2% in den hessischen Landtag gepackt, weil Ausbaugegner ihr aus reiner Verzweiflung über die anderen Parteien die Zweitstimme gegeben haben.
Für diese Teilerfolge war der ja ausschließlich ehrenamtlich und allein aus Spenden finanzierte Aufwand in den vergangenen zwei Jahren allerdings auch enorm. Allein unsere Gruppe mit 5 Leuten hat in 75 Montagsdemonstrationen knapp 950 Stunden und 1.125 Euro für die Gruppentickets investiert. Die Zeit für Leserbriefe, Ausarbeitungen, Präsentationen, Arbeitskreise, Flyerverteilung, Kontaktgespräche und Fahrten zu Großkundgebungen und Versammlungen noch gar nicht mitgerechnet. In dieser Zeit hätte ich auch montags meine Herzsportgruppe besuchen und mich aus dem Protest verabschieden können.
Die Landtagswahlen in Hessen haben gezeigt, dass Fluglärm zwar wichtiges Thema für die Mehrheit der Wähler in der Region rund um den Flughafen war, leider aber aut drei Parteien verteilt. Dadurch gingen sämtliche Direktmandate an die CDU-Wahlkreiskandidaten. Auf jeden Fall müssen die Proteste weitergehen, denn ohne öffentlichkeitswirksamen Druck bewegt sich in der Politik bekanntlich gar nichts. Auf die Stadt können wir als Offenbacher nicht hoffen, weil die Stadtoberen Angst davor haben, Investoren und gut verdienende Wohnungskäufer mit Massenprotesten gegen den Fluglärm zu verprellen. Folglich fährt man vor Ort mit angezogener Handbremse. Noch nicht ausgereizt ist der Rechtsweg durch alle Instanzen mit zahlreichen noch offenen Verfahren. Die Studien zu den gesundheitlichen Schäden, die der Fluglärm anrichtet, als Grundlage für spätere Klagen werden immer besser und geben Anlass zu Optimismus. Die Politik muss endlich ein einheitliches Lärmschutzgesetz auf den Weg bringen und nicht zuletzt die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass Flughafenbetreiber und Luftverkehrsgesellschaften grundsätzlich mit sämtlichen Kosten belastet werden, die sie durch ihren Geschäftsbetrieb verursachen. Erst dann werden für die Bürger und die Anteilseigner die wahren Kosten des Flugbetriebs sichtbar.
Aktuelles Nahziel ist die Verhinderung des geplanten Terminal 3, in dem 25 Mio. Passagiere zusätzlich abgefertigt werden können. Entsprechend wird die Anzahl der Flugbewegungen ansteigen. Wenn man einklagbare Lärmobergrenzen und die Deckelung der Flugbewegungen fordert, wenn man ernsthaft will, dass es in der Region nicht noch lauter wird als es ohnehin schon ist, dann muss man sich auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass das Terminal 3 nicht kommt. Dafür lohnt sich die Fortsetzung des Protests.
Hans Schinke, ich bin beeindruckt und erschüttert nach der Lektüre Ihres Erfahrungsberichts, aber auch ermutigt, weiter Farbe zu bekennen und selbst bei scheinbar kleinen, – machtmenschen-gemachten – Ungerechtigkeiten vor Ort und natürlich auch bei übergreifenden „grossen Unverschämtheiten“ nicht den Mund zu halten. Ich habe grossen Respekt vor Ihnen, den Davids, die Sie mit soviel Ausdauer den Goliaths auf die Füße treten. Die Dauerskandale wie etwa Berlin-Schönefeld-Flughafen, Stuttgart 21, Elbphilharmonie bekommen ständig Aufmerksamkeit in den übergreifenden Medien. Zum geplanten 3. Termninal in Frankfurt liest man – ausser in der FR – jedoch kaum etwas in anderen Zeitungen. Auch auf den seriösen Fernsehkanälen habe ich noch keinen Beitrag dazu entdeckt. Übrigens: Warum muss ein Flughafen so expandieren, wenn dieses Land (angeblich) bald vom Aussterben seiner „Ureinwohner“ bedroht ist? Ich hoffe, dass Sie durch die Veröffentlichung im Blog (Danke, Bronski!) mehr Resonanz, Unterstützung und „Macht“ bekommen und nicht gezwungen werden zu resignieren!!!
Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die nicht alles schlucken!
Übrigens, ich lebe weit weg von Frankfurt, geschweige denn in Reichweite eines Flughagfens oder einer Autobahn… Aber ich kann meine Ruhe nicht ungetrübt genießen nach solch einer Lektüre.
Schade das sie sich vor dem 21 10.2011 nicht für Fluglärm interessiert haben, sonst könnten sie auch beurteilen wie gut es ist jetzt wenigstens zwischen 23:00 Uhr und 5:00 Uhr Ruhe zu haben. Deshalb würde ich sagen es ist schon leiser geworden und muss noch leiser werden. Vor dem Tag an dem sie in die Materie eingestiegen sind hatten wir mehr als 50 Flugbewegungen über die Nacht verteilt. Ich kann mich noch gut erinnern das bei Westwind jeden Morgen um 4:00 ein besonders lauter Brummer angekommen ist und den Schlaf beendet hat. Deshalb kann die Lösung nur sein alles zu tun was möglich ist aber mit allen 4 Bahnen die nun mal jetzt existieren und auch zur Lärmvermeidung(weg fall von Warteschleifen) eigesetzt werden sollen.
Sie sollten sich aber auch mal fragen warum sie dieses Thema erst ab dem 21.10 interessiert?
Wozu benötigt Oberbürgermeister Feldmann eine weitere Expertengruppe in Sachen Fluglärm? Sind ihm die bereits bestehenden Gremien nicht gut genug? Immerhin leisten das Forum Flughafen und Region mit seinem „Expertengremium Aktiver Schallschutz“ wie auch die „Fluglärmkommission“ seit vielen Jahren gute, in der Region anerkannte Arbeit. Diese Gremien sind paritätisch besetzt, Flughafenkritiker kommen also genauso zu Wort wie dessen Befürworter, Politik genauso wie Wirtschaft. Dies ist die Grundlage für eine konstruktive, sachliche Arbeit. Die Stadt Frankfurt ist in Person von Stadträtin Heilig sogar selbst in der Fluglärmkommission vertreten. Und nun bildet der OB ein neues, zusätzliches Gremium, anstatt die Arbeit der bisher aktiven und erfolgreichen Einrichtungen zu unterstützen und aufzuwerten?
Wer sind diejenigen, die nun zu den Beratern des OB berufen wurden – möglicherweise selbst Betroffene, die in bekannter Manier nach dem Floriansprinzip arbeiten und den Lärm zu allererst vom eigenen Häuschen fernhalten möchten? Kann man in dieser Zusammensetzung wirklich an praktikablen Lösungen zur Reduzierung des Fluglärms arbeiten oder ist dieser durchgehend einseitig besetzte „Beraterkreis“ nicht vielmehr nur in der Lage, weiterhin zu polemisieren und dramatisieren? Ist die Berufung der genannten Personen in den Beraterkreis möglicherweise ein Placebo, damit der hoffnungsvoll gewählte OB in Sachen Flughafenbekämpfung nicht als völlig tatenlos entlarvt wird? Was sollen die Flughafengegner auch von ihm erwarten? Erstens hat er als OB keine Handlungskompetenz in Sachen Flughafen – die Stadtverordnetenversammlung gibt den Ton an. Zweitens wäre es hanebüchen, Politik gegen den Flughafen zu machen – er sichert der Stadt Frankfurt Wohlstand, Weltruf und Dividenden-Einnahmen. Drittens sitzt der OB im Aufsichtsrat der Fraport AG und ist in dieser Rolle sogar explizit dem Wohle des Unternehmens verpflichtet!
Hätte der OB es nicht nötig, sich auch die Expertise pro Flughafen ins Haus zu holen, um ausgewogene Entscheidungen über Deutschlands wichtigstes Luftverkehrsdrehkreuz treffen zu können? Beispielsweise um Gespräche über Lärmreduzierungen mit dem Flughafenbetreiber und den Airlines auf Augenhöhe und unter Kenntnis der neuestens technischen Möglichkeiten führen zu können… Und vor allem: Um in der Fluglärmdebatte zu versöhnen, anstatt weiter zu spalten?
Die Ankündigung der Lufthansa zu den angeblich fluglärmreduzierenden Maßnahmen, einhergehend mit dem in diesem Zusammenhang angewandten Begriff „leisere Flugzeuge“ erscheint mehr als befremdlich.
Unter korrekter Anwendung der deutschen Sprache ist eine exakte Steigerung der Begriffe „laut“ als auch „leise“ problemlos möglich. Umgangssprachlich angewandt bedeutet dies: – leise, – leiser, am leisesten und – laut, – lauter, – am lautesten, quantifiziert subjektive Szenarien des Lärms und der Ruhe. Der Terminus „leisere Flugzeuge“, als Steigerungsform des Wortes „leise“ ist somit falsch und irreführend. Er dürfte sprachlich korrekt nur dann eingesetzt werden, wenn Flugzeuge bereits primär „leise“ wären und durch geringe Änderungen zum Beispiel an den Tankstutzen noch leiser werden würden.
Die grobe Missachtung dieser banalen Sprachregelung wird vermutlich dem Umstand geschuldet, dass Fraport, Lufthansa und die politisch Verantwortlichen die unerträgliche Belastung der Fluglärmgeschädigten einfach nicht anerkennen wollen. Zudem soll die nicht unmittelbar betroffene Bevölkerung durch solche Formulierungen über den wahren Sachverhalt getäuscht werden.
Fakt ist nämlich, dass sich nach Eröffnung der neuen Landebahn Nordwest für die Fluglärmopfer keine spürbaren Entlastungen ergeben haben. Fakt ist ebenfalls, dass in der Realität tagtäglich mehr als hunderttausend Menschen von im Tiefflug landenden Flugzeugen geschädigt werden und einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind.
Wir waren auf den Canaren im Urlaub, dort trafen wir 2 Russinnen die uns erzählten, wenn sie wieder nach Moskau wollen, müssen sie erst nach Frankfurt fliegen. Fliegen wollen sie alle, hört man von der Fraport. Was gehen uns die Ausländer an? Die könnten doch auch in Kassel umsteigen, dann würde der Flughafen seinen Zweck erfüllen. Es wäre auch mal interessant nachzuforschen, wie viele Deutsche den Flughafen Frankfurt benutzen.