Wir Christen im Bistum Limburg müssen viel aushalten

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist, wie es scheint – siehe die Leserbriefe unten -, unter katholischen Gläubigen im Bistum Limburg nicht besonders beliebt. Das Verhältnis des Bischofs etwa zum  Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz könnte man als angespannt bezeichnen, seit der Dekan, der in Frankfurt ziemlich beliebt ist und selbst auch zur Bistumsführung gehört, schon im Vorjahr ein Papier unterzeichnet hatte, das davon sprach, dass „eine Atmosphäre lähmender Furcht“ im Bistum herrsche. Auf Wikipedia heißt es dazu, Tebartz-van Elsts Amtsstil sei von Misstrauen, Rückzug und Abschottung geprägt, unter Priestern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im pastoralen Dienst und Engagierten in der caritativen Arbeit entwickle sich zunehmend Furcht vor Bischof und Bistumsleitung. Drei Limburger Bürger haben den Bischof angezeigt. Derzeit ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts einer falschen eidesstaatlichen Versicherung gegen ihn.

Man muss schon ein besonderes Verständnis von caritativer Arbeit haben, um zum Besuch eines Elendsviertels erster Klasse nach Indien zu fliegen – und zwar erster Klasse. Der Preis für Hin- und Rückflug soll bei 7000 Euro pro Person liegen. Dieses Geld sei allerdings nicht geflossen, sondern das Business Class-Ticket des Bischofs sei mit privat erflogenen Bonusmeilen des mitfliegenden Generalvikars upgradet worden sein. Der Spiegel hatte über dieses geschmacklose Verhalten berichtet. Das Bistum Limburg hatte zunächst versucht, die Berichterstattung per einstweiliger Verfügung zu verhindern, hatte sich aber nicht durchsetzen können. In der eidesstattlichen Versicherung,. um die es nun geht, soll der Bischof versichert haben, nie gegenüber dem Spiegel-Journalisten die falsche Behauptung aufgestellt zu haben, anstatt First Class nur Business Class geflogen zu sein. Der Spiegel konnte jedoch einen eindeutigen Videobeweis vorlegen. Inzwischen hat die Hamburger Staatsanwaltschaft das Verfahren anscheinend so gut wie abgeschlossen; man erwartet noch eine Stellungnahme der Verteidigung. Mitte September werden wir mehr wissen.

Da kommt also einiges zusammen. Die Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken  – Frankfurt gehört zum Bistum Limburg – will dem unbeliebten Bischof daher demnächst einen offenen Brief zustellen lassen, der derzeit in vielen Gemeinden der Diözese ausliegt und bereits kurz nach dem Start der Aktion von mehr als 1000 besorgten Gläubigen unterzeichnet worden ist. Den Wortlaut kann man auf der Website der Frankfurter Gemeinde St. Bonifatius nachlesen. Darin heißt es unter anderem:

„Wir teilen die Auffassung der Priester im Hofheimer Kreis und vieler hauptamtlicher Mitarbeiter/innen im Bistum, dass die Zukunft unseres Bistums in hohem Maße gefährdet ist. Die Bistumsleitung muss umgehend einen anderen Weg einschlagen, will sie die katholische Kirche in unserem Bistum und darüber hinaus glaubhaft und glaubwürdig vertreten. Vertrauen kann nur wieder entstehen, wenn es eine umfassende, ehrliche, schonungslose Information über alle in die Kritik geratenen Vorgänge in der Bistumsleitung gibt. (…) Wir bitten Sie auch, anzuerkennen und zu respektieren, dass die von Ihnen zu Recht eingeforderte Loyalität nicht heißen kann, dass Widerspruch und Kritik verboten sind. Gerade die Sorge um unser Bistum gebietet zwangsläufig, Fehlentwicklungen zu benennen und auf Änderung hinzuwirken.“

Von Rücktritt wird da nicht gesprochen. Die FR-Leserinnen und -Leser, die mir zu diesem Thema geschrieben haben, nehmen in dieser Hinsicht jedoch kein Blatt vor den Mund. So schreibt mir Thomas Fix aus Frankfurt:

„Wir wollen einen wahren Hirten sehen,
Wir wollen, dass van Elst und seine Schergen gehen,
Limburg war unter Kamphaus ein Ort der Demut,
Heute nur noch Missgunst, Autorität und Wut.
Von Gottes Demut hat dieser Mann nix gehört,
Was uns Gläubige gar erst recht empört.
An seinem Vorgänger sollte er sich schulen,
Der tat sich nicht in Macht suhlen.
Lieber, neuer Papst Franziskus,
Mach mit diesem schlechten Bischof Schluss!“

Sylvia Gaul aus Bad Vilbel:

„Während des gestrigen Gottesdienstes in St. Bartholomäus wurden mein Mann und ich mit der Frage konfrontiert, ob auch wir heute hier seien, um die – so die Journalistin – kritisch kämpferische Predigt des Stadtdekans Johannes zu Eltz zu hören. Beim Lesen der heutigen Berichterstattung stellten wir uns dann die Frage, ob jene Dame und wir wirklich die gleiche Predigt hörten. Denn an eine instrumentalisierte Nutzung mit „subtilen und (…) expliziten Bildern, um seinem (Hrn. zu Eltz) Unmut über das Verhalten des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst kundzutun“, oder an eine „klare Konfliktäußerung zwischen ihm (Hrn. zu Eltz) und Bischof Franz- Peter Tebartz-van Elst“ konnten wir uns zu keinem Zeitpunkt erinnern. Statt dessen vernahmen wir die Botschaft eines handlungsunabhängigen Liebesvorschusses, den Jesus am Beginn seiner Begegnung mit Nathanael verschenkte und dessen wir alle bedürfen. Eines wohlwollenden Angesehenwerdens, in dessen Augen wir Gutes von uns entdecken und auf dessen Grundlage kritische Selbstreflexion überhaupt erst möglich sei. Wir hörten auch die Aufforderung zu Weite und Offenheit versus des sich verschließenden Spaltes aus dem Evangelium. Und die bildhafte Beschreibung einer Kirche, die sich als Hände und Füße eines solch liebenden Gottes versteht.
Vielleicht – so dachte ich – gelänge durch eine solche Haltung der Weite statt worttrennender Haarspalterei eine Konfliktunterbrechung, die Herrn Bischof Tebartz-van Elst die Möglichkeit zu einer kritischen Selbstreflexion eröffnen würde.
Wäre im Regionalteil des alten Jerusalem über die Tempelreinigung berichtet worden, so hätten die politisch Interessierten wahrscheinlich mit Genugtuung lesen können: „Man hat mich in den Harnisch gebracht und auf den Kampfplatz geschickt“. Nein, wir sind nicht da gewesen, um einer kämpferischen Rede beizuwohnen. Wir kamen auch, um unsere Solidarität für unseren Stadtdekan zu bekunden, und weil Herr zu Eltz nie nur über Gott spricht, sondern ihn in jeder Begegnung ganz erfahrbar macht.“

Ralf Weißenseel aus Oberursel:

„Wir Christen müssen im Bistum Limburg und darüber hinaus seit einiger Zeit viel aushalten. Unser Bischof Tebartz-van Elst ist der Inbegriff der alten Kirche im Mittelalter. Selbstherrlich, feudal und ohne jegliche Moral. Wer auch immer diesen Bischof als Nachfolger des im Geiste und Lebenswandel allseits beliebten Franz Kamphaus vorgeschlagen hat, muss offensichtlich vom „Heiligen Geist“ verlassen gewesen sein.
Es ist an der Zeit, dass Papst Franziskus, der als wirklich gutes Vorbild und Oberhaupt der katholischen Kirche die Möglichkeit hat, diesen Bischof abberuft.“

Hildegard Weißenseel aus Oberursel:

„Was ist nur in den Kirchen los? Ich bin glücklich, dass wir so einen demütigen und bescheidenen Papst haben. Er ist ein Vorbild für alle Christen und für die ganze Menschheit. Aber der Bischof von Limburg ist in keiner Weise ein Vorbild mit seiner Führung und seinem teuren Lebenswandel. Er schadet der Kirche und den Christen. Doch kann er mir nicht schaden. Ich bin und bleibe als gläubige Katholikin in der Kirche, weil ich Gott liebe und an ihn glaube. Der Bischof ist für mich nur ein Mensch mit Fehlern. Ich bedaure sehr, dass wir so einen Bischof haben, und bin dafür, dass er zurücktritt.“

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7 Kommentare zu “Wir Christen im Bistum Limburg müssen viel aushalten

  1. Ich und die katholischen Mitglieder meiner Familie möchte an dieser Stelle als Katholiken unsere tiefste Zustimmung für unseren Stadtdekan und unseren Vertreter Christoph Hefter aussprechen. Seit der Nachfolger unseres sehr verehrten Bischofs Kamphaus angetreten ist, ist die Gemeinschaft von der Gemeinde bis zum Bistum nachhaltig gestört. Es nutzt nichts, in unserer aufgeklärten Zeit einen linientreuen uneinsichtigen Vorsitzenden zu haben. Auch bei allem Verständnis für den Vatikan, auf Grund von 2000-jähriger Zeitreise, nicht jedem Zeitgeist zu folgen, finden wir dies einen unhaltbaren Zustand in unserem Bistum. Wir möchten zu dem Miteinander und der Gemeinschaft zurückfinden, die unsere Kirche geprägt haben und in unserem Herzen sind. Das ist aus unserer Sicht mit diesem Bischof nicht möglich. Wir vertrauen auf unsere Repräsentanten und stehen hinter Ihnen.

  2. Ein innerkirchliches Problem ist die Angelegenheit nicht, denn die höchsten beruflichen Ränge der Christen-Gemeinden werden nicht von den Kirchensteuerzahlern sondern von allen Steuerbürgern finanziert:

    Bei 7.500 Euro geht es los; Erzbischöfe oder Kardinäle bekommen bis über 11.500 Euro monatlich – in den meisten Bundesländern vom Staat! Außerdem wohnen sie meist mietfrei in Kirchenpalästen und verfügen über Dienstkarossen mit Chauffeur. Die Eminenzen fahren S-Klasse, der sie unterhaltende Steuerzahler fährt S-Bahn…

    Landesbischof Johannes Friedrich, München:
    ca. 11.500,00 Euro Monatsgehalt, von unseren Steuergeldern bezahlt.
    Zusatzleistungen:
    – Dienstwohnung
    – Dienstwagen

    Kardinal Joachim Meisner, Köln:
    11.243,00 Euro Monatsgehalt, von unseren Steuergeldern bezahlt.
    Zusatzleistungen:
    – Dienstwohnung
    – Dienstwagen, Hauspersonal

    Quelle:

  3. @Rudi: Das ist das einzige, was mich als erklärte Ungläubige, die keiner Religionsgemeinschaft angehört, massiv stört. Per Steuergeldern bin ich dann doch wieder zwangsverpflichtet, das zu finanzieren, was ich freiwillig nicht unterstützen will, insbesondere diejenigen, die gegen mich als frauenliebende Frau haßpredigen.

    Hinzu kommt der Fakt, daß der Staat sich im Art. 140 GG und per Länder-Staatsverträgen verpflichtet, die Mitgliedsbeiträge von als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannten Religionsgemeinschaften als Kirchensteuern einzuziehen. Damit ist ein echt säkularer Staat nicht gegeben, existiert die Trennung von Staat und Religion nur bedingt.

  4. @ EvaK

    Mich würde interessieren, wie die christlichen Gemeindemitglieder rechtfertigen, dass Externe über Steuergelder deren Infrastruktur mitfinanzieren. Kein christliches Krankenhaus, keine christliche Kita laufen ohne Steuermittel. Aber das kirchliche Arbeitsrecht ist so gestaltet, dass Außerkirchliche kein Arbeitsverhältnis aufnehmen können. Für mich ist das widersprüchlich, für die Gläubigen wohl nicht.

  5. @Rudi: Eigentlich interessiert mich das herzlich wenig, wie die das rechtfertigen. Aus meiner Sicht sollten diese Einrichtungen keinen Cent Steuermittel bekommen, vor allem nicht vor dem Hintergrund, daß seitens der Regierungen öffentliche Krankenhäuser als unwirtschaftlich an Privatunternehmen verramscht werden. Die doch offensichtlich von allein nicht lebensfähigen kirchlichen Einrichtungen, sonst würden ihnen ja keine Steuermittel zufließen, werden dann wiederum fleißig mit dem Geld der Bürgerinnen alimentiert. Dabei ist es ja nicht nur das Personal, das durch das kirchliche Arbeitsrecht – Stichwort Tendenzarbeitgeber – unter Kuratell gehalten wird. In den Krankenhäusern sind ja auch die Patientinnen betroffen, die der Willkür religiöser Ideologie ausgesetzt sind.

    http://www.ksta.de/politik/erzbistum-koeln-kliniken-weisen-vergewaltigte-ab,15187246,21481786.html

    Da kommt bei mir auch die Frage auf, wie solche Einrichtungen, Krankenhäuser wie Pflegeheime, sich gegenüber homosexuellen Patientinnen und deren Lebenspartnerinnen verhalten, insbesondere dann, wenn es um Entscheidungen im Notfall geht. Oder wie sieht es in kleinere Gemeinden oder in Stadtteilen aus, in denen nur konfessionelle Kindergärten existieren? Eltern, die ihre Kinder nicht religiöser Indoktrination aussetzen wollen, sind dort regelrecht gekniffen.

  6. @Eva

    Der Leserbriefschreiber Ralf Weisenseel schreibt(siehe oben):

    Es ist an der Zeit, dass Papst Franziskus … diesen Bischof abberuft.

    Es wäre an der Zeit, dass die Betroffenen diesen Bischof abwählen. Nur: Das geht nicht. In diesem hierarchisch strukturierten Männerverein gibt es weder etwas zu wählen noch abzuwählen. Jeder gemeinnützige Verein braucht eine Satzung nach demokratischen Regeln. Werden diese nicht eingehalten, gibt es keine steuerlichen Vergünstigungen. Die christlichen Kirchen ficht das nicht an. Sie schweben über dem Grundgesetz. Verfassungsrechtler rechtfertigen dieses Schweben u.a. mit dem Paritätsprinzip. Die Kirchen übernähmen Aufgaben, die sonst der Staat zu tragen hätte. Deshalb seien steuerliche Zuwendungen zu rechtfertigen.

    Es ließen sich unendlich viele groteske Privilegien aufzählen. Doch kein maßgeblicher Politiker traut sich, diese öffentlich in Frage zu stellen.

  7. @Rudi: Wie ich bereits schrieb, sind mir innerkirchliche Queleren egal. Ob und wie sich die Katholiken mit ihrem Glaubensverein und seiner Struktur auseinandersetzen, ist allein deren Sache. Es geht mir allein um die Steuergelder, die solchen Organisationen generell ungerechtfertigt zufließen. Die Kirchen sollen sich auch aus den Aufgaben heraus halten, die Angelegenheiten des Staates oder der Kommunen sind, weil das eine nicht zu rechtfertigende Einflußnahme bedeutet.

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