Liebe Leserinnen, liebe Leser,
liebe Blog-Userinnen und -User,
ich komme erst jetzt dazu, das FR-Blog wieder zu eröffnen, weil ich heute tagsüber alle Hände voll damit zu tun hatte, der Flut Ihrer Mails halbwegs Herr zu werden. (Heute war mein erster Arbeitstag nach meiner Aus-Zeit.) Auslöser dieser Flut sind die Meldungen über die Insolvenz der Frankfurter Rundschau, die am gestrigen Dienstag, dem 13.11.2012, beantragt worden ist. Dazu gebe ich gleich noch ein paar Links. Zuerst aber möchte ich die Worte veröffentlichen, mit denen FR-Chefredakteur Arnd Festerling und Rouven Schellenberger, Chefredakteur Digitales von FR, Berliner Zeitung und DuMont Digitale Redaktion, auf Ihre zahllosen Mails reagieren. Ich schließe mich diesen Worten an. Wir versenden diese Antwort parallel zu dieser Veröffentlichung per Mail an alle Leserinnen und Leser, die uns geschrieben haben.
*
Liebe Leserinnen, lieber Leser,
wir sind zutiefst gerührt und beeindruckt von der Flut Ihrer mitfühlenden Mails in Sachen Insolvenz der Frankfurter Rundschau. So viele Zuschriften erreichten uns, dass es uns schier unmöglich ist, Ihnen allen einzeln und individuell zu antworten. Wir können gar nicht anders als zum Mittel der standardisierten Antwort zu greifen. Dafür möchten wir aufrichtig um Nachsicht und um Entschuldigung bitten.
Einer der Gründe dafür, dass wir Ihnen auf diese Weise antworten, ist natürlich, dass wir jetzt mit aller Kraft versuchen, die Zukunft der FR zu sichern. Denn wir glauben weiter an die Existenzberechtigung einer guten Zeitung mit vielen Lesern, obwohl die Anmeldung der Insolvenz zweifellos eine tiefe Zäsur in der Geschichte der FR bedeutet. Manche traurige Mail liest sich schon wie ein Nachruf, doch es sei Ihnen gesagt: Dafür ist es viel zu früh. Gerade die Meldung von der Insolvenz hat vielen Menschen wieder ins Bewusstsein gerufen, wie wichtig die FR für die öffentliche Meinungsbildung in Deutschland ist. Das sehen offenbar auch viele Menschen so, die uns nicht mehr abonniert haben oder die FR nur gelegentlich am Kiosk kaufen. Und auch wir sehen das natürlich so. Daher wollen wir alles dafür tun, dass die FR weiter existiert und Ihnen auch künftig kritischen Qualitätsjournalismus ins Haus liefert. Wir arbeiten daran, dies zu gewährleisten.
Sie haben uns Ihrer Solidarität versichert. Darüber freuen wir uns ungeheuer! So viele treue Abonnentinnen und Abonnenten haben sich gemeldet und uns – bei aller Kritik – wissen lassen, dass sie die FR weiter lesen wollen. Das ist uns ein enormer Ansporn. Und wenn Sie kein Abonnement haben: Kaufen Sie die FR am Kiosk.
Wir glauben an die Frankfurter Rundschau und wir freuen uns sehr darüber, dass wir uns Ihrer Unterstützung sicher sein dürfen. Das bedeutet unendlich viel in diesen stürmischen Zeiten.
Arnd Festerling
Chefredakteur
Frankfurter Rundschau
Rouven Schellenberger
Chefredakteur (Digitales)
Frankfurter Rundschau / Berliner Zeitung / DuMont Digitale Redaktion
*
Zum Thema hier die Erklärung der FR-Belegschaft. Auch Insolvenzverwalter Frank Schmitt sagt im FR-Interview: „Das Wichtigste ist: Weiterhin an den Kiosk gehen und die Frankfurter Rundschau kaufen und Anzeigen schalten. Alles, was aktuell zum Umsatz beiträgt, ist hilfreich.“
Prima, wenn die FR die Krise durchsteht und weiter erscheint. Woher soll ich sonst meine Lokalnachrichten aller Art beziehen, wenn ich die Wettbewerber als nicht attraktiv empfinde?
Ich wünsche mir von der FR, daß sie im Lokalteil wieder interaktiver wird, wie es eine zeitlang war. Da wurde fast jeden Tag und vor allem zeitnah eine halbe Seite Leserinnenzuschriften veröffentlicht. Seit längerem wurde dieses Konzept wieder aufgegeben, es herrschte wieder der „alte Stil“, Briefe erscheinen bestenfalls alle paar Wochen und damit völlig zusammenhanglos. Im Zeitalter der Foren und Blogs kann sich das auch eine gedruckte Zeitung nicht mehr leisten.
Ein Ärgernis ist die Anmeldeprozedur zur direkten Kommentierung von Artikeln auf der Website der FR. Es ist eine Zumutung für Leserinnen, die über einen Abo-Account verfügen, noch einmal ihre Daten komplett erfassen zu müssen. Danke nein, das ist IT-Steinzeit. Warum es möglich ist, mit einem sich FB-Zugang anzumelden, aber eine Verknüpfung zum Kundinnenaccount nicht funktionieren soll, will mir als gelernter IT-Fachfrau nicht einleuchten.
In diesem Sinne hoffe ich, daß sich das Miteinander der FR mit den Leserinnen im Lokalteil wieder verbessern wird, denn diesen empfinde ich als fast noch wichtiger als den überregionalen Teil.
Über die Schwierigkeiten, Artikel direkt zu kommentieren, ärgere ich mich auch schon lange.
Dessen ungeachtet würde ich die FR sehr vermissen, sollte es sie wirklich nicht mehr geben. Ich hoffe deshalb sehr auf ein Fortbestehen der Zeitung, die ich inzwischen mehr als 40 Jahre abonniert habe, gerade auch wegen der Lokalnachrichten.
Als jemand der regelmäßig seit 30 Jahren die FR liest würde mir wohl auch etwas fehlen wenn sie nicht mehr erscheinen würde. Ich wünsche der FR, der Belegschaft und letztlich auch mir das eine Möglichkeit gefunden wird das Ende zu verhindern. Weiß aber aus eigener Erfahrung das ein Neustart aus einer Insolvenz nicht einfach wird.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Redakteure und Mitarbeiter der FR,
nach 34 Jahren Abo will es mir natürlich nur schwer in den Kopf, dass es demnächst vorbei sein könnte mit der morgendlichen FR-Lektüre. Viel ließe sich sagen über die persönlichen Befindlichkeiten eines passionierten Zeitungslesers.
Aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig. Die Wut, die ich empfinde, resultiert aus einem ganz anderen, dennoch engen Zusammenhang. Wenn ich heute lese, dass eine Zeitung mit Schlagzeilen wie „Gottschalk verkauft sein Schloss“ aufmacht und offensichtlich damit gut leben kann, wenn ich im Medienteil der Rundschau lese, wie die Trennungen von Anzeigen und Redaktion, von Unabhängigkeit und Abhängigkeit von Werbekunden verwischen (so auch die NDR-ZAPP-Sendung heute Abend) und wenn ich mir überhaupt vor Augen halte, welch unsäglicher Medienmüll tagtäglich sich über uns ergießt und es keinen juckt und das dies wiederum auch keinen juckt, dann kann ich nur resigniert feststellen, dass eine unendliche kulturelle Armseligkeit unser Land ergriffen hat, dass sich ein Qualitätsblatt wie die FR hier nicht mehr halten kann, dass für solche Blätter offensichtlich kein Platz mehr in der sog. Medienlandschaft ist. Es ist zwar schon etwas her, aber Neil Postman lässt mehr denn je mit sein Weitsicht grüßen, auch wenn er Twitter und Co noch nicht erahnen konnte.
Ich möchte Ihnen so gerne Mut zusprechen, ein „nicht unterkriegen lassen“, irgendwie Hilfe anbieten, aber angesichts des zitierten Umfelds fällt es mir sehr schwer. Wenn man die Entwicklung des Zeitungsmarkts und der Medien in den letzten Jahren verfolgt hat, wenn man sich die politische, insbesondere bildungspolitische Ödnis links und rechts am Wege vor Augen hält, fällt es mir meinem Alter schwer, an kurzfristige Besserungen zu glauben.
Trotzdem alles Gute von einem treuen Leser bis zum letzten Tag mit einem kleinen Schuss Hoffnung!
Erst einmal ein herzliches Willkommen, lieber Bronski. Nach drei Monaten in anderen Sphären ist die Rückkehr sicher wie eine eiskalte Dusche.
Natürlich wird die FR bleiben. Die Frage ist nur, wie sie dann gestaltet sein wird. Die Altleser werden schon noch eine gute Zeit lang bei der Stange bleiben, einen guten Freund lässt man ja nicht im Stich, wenn er schwer krank ist. Nur, was ist nach der Genesung?
Was Frerk Meyer (4.)schreibt, beobachten wir älteren ja alle mit großer Sorge um unsere Demokratie, die ohne kritische Publikationen kaum existieren kann.
FR-Abo als Weihnachtsgeschenk – zur Nachahmung empfohlen!
Der letzte Dienstag war für mich ein grauenhafter Tag! Unvorstellbar, dass ich in Zukunft auf meine Lektüre der FR verzichten sollte! Der Zuschrift von Hilmar Hoffmann in der heutigen FR kann ich mich nur voll und ganz anschließen. Seit ich mich mit Politik beschäftige, begleitet mich dabei die FR, und das ist schon eine gefühlte Ewigkeit.
Ab sofort werde ich meinem Sohn, der leider jetzt in München wohnt, zu Weihnachten ein FR-Abo schenken. Auch er ist mit der FR groß geworden und hatte mit Entsetzen auf die Nachricht reagiert. Das kann nur ein kleiner Beitrag sein, aber vielleicht folgen ja noch mehr Leser diesem Beispiel…?!
Ich könnte mir auch vorstellen, mich als treue Leserin bei Abo-Werbeaktionen zu beteiligen, wenn so etwas von der Zeitung aus organisiert werden würde.
Nein, nach dem ersten Schock kommt der Kampfgeist. So schnell wird nicht aufgegeben!
Ihnen allen meinen herzlichen Dank!
@ I. Werner
“ … eine eiskalte Dusche“
Das können Sie laut sagen. Und das ausgerechnet auch noch am letzten Tag meiner Aus-Zeit! Hätte ich nicht gebraucht.
Aber es ist, wie es ist – und aufgegeben wird nicht, genau wie Elke Wehrmann oben geschrieben hat. Die Nachricht scheint die Zeitungsbranche aufzurütteln. Springer-Chef Döpfner drängt jetzt auf Einführung von Bezahlschranken im Internet.
@Bronski: Es ist verständlich und legitim, wenn Döpfner mehr kostenpflichtige Inhalte im Web fordert, aber seine Einlassung zeugt von einer fundamentalen Unkenntnis des Webs und der Mentalität seiner Nutzer. Gerade bei Jüngeren herrscht vielfach die Sicht vor, kostenpflichtige Inhalte seien „Abzocke“, der Content habe gefälligst frei zu sein. Die werden einfach dahin abwandern, wo die gleichen Informationen kostenlos erhältlich sind, und diese Angebote werden sich nicht unterdrücken lassen. Das sind spätestens dann verlorene Kunden, wenn sie es vorher nicht sowieso schon waren.
@ EvaK
Das ist ja eigentlich eine alte Debatte. Ich bin nun nicht derjenige, der groß mitzureden hätte, wenn es um die Entscheidung geht, wie sowas aufzuziehen wäre, aber es kann natürlich nicht sein, dass beispielsweise Agenturmeldungen kostenpflichtig gemacht werden – also eben die Nachrichten, die man an jeder Ecke bekommt. Aber eigenrecherchierte, exklusive Texte, die alle anderen eben nicht haben, die könnte man durchaus auf diese Weise zu verkaufen suchen, natürlich mit Hinweis auf den Schutz des Urheberrechts. Das würde dazu führen, dass die Online-Ausgaben der Zeitungen ihre Eigenheiten stärker betonen würden – mehr Vielfalt im Netz. Dass viele junge Leute meinen, kostenpflichtige Inhalte sei „Abzocke“, beeindruckt mich dabei nicht besonders.
Es ist doch eigentlich völlig klar das es nicht möglich ist Artikel die viele Stunden an Rechere beinhalten,teilweise noch bevor sie in der Printausgabe verkauft werden,umsonst zur Verfügung gestellt werden können.Das man dieses im Moment tut ist ein Grund für die Probleme aller Zeitungen. Mir ist eigentlich nicht klar wie man auf die Idee kommen kann eine Leistung die Geld gekostet hat zu verschenken und sich dann zu wundern das man keine Löhne zahlen kann.
Zur Sache, Schätzchen. Mein erstes FR-Abo hatte ich in den 70ern, danach immer wieder eines über kürzere oder längere Zeiträume. Damals war die FR noch eine recht kritische, linksliberale Zeitung, ein mit Betonung auf „links“ ausgerichtes Printmedium. Dann kam die Kür von Ypsilanti, und ich war voller Hoffnung für Hessen, mit einer offenen, wirklich „links“-liberalen SPD und den Hessen-Grünen endlich dieses Land aus der Starre, aus dem schwarzen Steuervermeidungs- und Hinterziehungssumpf, aus dieser Koch’schen Selbstherrlichkeit zu ziehen. Und dann hat die FR eingeprügelt, auf Frau Y. Dieses Bashing war es dann für mich, ade FR, ade Storz, Hebel & Co.. Und so wie mir ging es vielen Anderen. Hin und wieder gab es mal wieder kritische Zuckungen, so zum Steuerfahnder-Skandal und zu Stuttgart 21. Aber das war dann bereits verpackt im Tabloid-Format, für mich halber Stoff zum selben Preis. Ich habe dann verglichen, mit dem, was ich an Lesestoff, vor allem an Kritischem, in Süddeutscher, in taz, oder auch als – durchaus hinkender – Vergleich, im SPIEGEL fand, und wieviel Lesezeit ich damit verbracht habe. Erstaunliches fand ich sogar im Feuilleton-Teil der FAZ. Die FR-Wochenendausgabe war für mich dann eher Instant-Kaffee, oder Fast Food, gelesen in 25 Minuten, ohne Nachhall, oder doch, nachgehallt sind bei mir die ganzen uninteressanten Lifestyle-Infos, und die wenigen kritischen Polit-Infos konnten das nicht ausgleichen.
Ich unterstütze jetzt seit Jahren die NachDenkSeiten, mit einem Betrag, der deutlich unter den Kosten für ein FR-Monats-Abo liegt, und ziehe daraus nicht nur mehr Infos, sondern auch mehr persönlichen Gewinn. Ökonomisch betrachtet natürlich Äpfel und Birnen verglichen, ich weiß. Wer wird in Talkshows aus den Print-Medien eingeladen, zuletzt waren das wohl Stephan Hebel und Wolfgang Storz, der ja dann wohl eher mit kleinem „Golden Handshake“ verabschiedet wurde. Inzwischen scheint im Presseclub die FR nicht mehr präsent und repräsentativ zu sein.
Nein, FR, sorry, ich vermisse Dich nicht – mehr. So wie Du früher warst, wirst Du nicht mehr werden. Irgendwie hast Du das, was jetzt in Europa im Großen passiert, zeitlich vorgezogen: Gespart am Platz, an den Infos, am Raum für Leserbriefe, vor allem am – guten – Personal, und die Sache wurde dann zum Selbstläufer. Weniger Abonnenten, weniger Kiosk-Käufer, daraus resultierend sinkende Anzeigenpreise, wieder Sparmaßnahmen, wieder Unzufriedene, und weniger Käufer, usw. usf. Vielleicht gäbe es die Chance mit und bei einem Genossenschafts-Modell, wie bei der taz, aber dann weg von den Alt-Eigentümern DuMont und SPD. Eine „Steinbrück“-Rundschau will ich nicht!
Wir können kritische Medien in den nächsten Jahren gut gebrauchen, aber welche, die nicht dauernd mit den Wölfen heulen.
Lieber Bronski,
schön, dass du wieder zurück bist!
Mein Mitgefühl gilt allen Mitarbeitern der FR.
Ich hoffe, dass die FR als E-Book überlebt, allerdings nicht nur für das IBook, sondern auch für andere Geräte (z.B. Kindle). Ich wäre sofort bereit, für gut geschriebene Artikel Geld zu bezahlen. Ich fände z.B. ein Angebot wie folgt interessant: Ich bezahle jeden Monat einen Abopreis und dafür kann ich mir z.B. im Monat eine bestimmte Anzahl von Artikeln runterladen. Noch besser wäre es, wenn man sich das Abo nach bestimmten Themen oder Autoren zusammenstellen könnte, die man automatisch bekäme. Das würde ich sehr praktisch finden. Ich träume schon lange von einer Zeitung nach dem Baukastenprinzip.
Ich hoffe, dass Ihr einen Weg aus der Krise findet.
Beste Grüße
Deine maat
Willkommen zurück , Bronski.
Die geamte Printbranche dürfte vor einer Krise stehen , die sich gewaschen hat. Hauptgrund ist die langjährige Anbiederung an die Interessen der Wirtschaftslobbies. Solange das Anzeigengeschäft läuft , geht das gut – wir laufen aber auf einen zweiten (evtl.schleichenden) Crash zu , und dann wird nicht zuletzt der Anzeigenetat in vielen Unternehmen radikal gekürzt werden.
Die FR war leider auch schon länger nicht mehr frei von solcher Einflußnahme , es mag ja ganz gut sein , daß sich etwa ein Götz Aly immer mal wieder mit kruden Thesen austoben durfte , dann hat er sein Ventil und kommt nicht auf die Idee, Amok zu laufen , für die FR selber aber sind solche und andere Eskapaden desatrös .
Gerade sie FR kann sich so etwas am allerwenigsten leisten , wiel sie wie kaum eine andere der überregionalen Zeitungen von der eigenen Nische lebt und auch in diesem Sinne gegründet wurde, da sind selbst im Vergleich noch geringe Ausfälle das blanke Gift.
Gleiches gilt auch für das immer wieder zu lesende Nachplappern von Phrasen , die sich klischeeartig gegen die Linkspartei wenden ,auch das etwas , was man in jeder anderen Zeitung serviert bekommt , und was sich Blätter wie die FR am allerwenigsten leisten können, zumal die FR nicht die gleiche Transformation ihrer Leserschaft durchlebt hat , wie Spiegel oder Zeit , die heute einen erheblichen Teil an ( gewendeten ) neu-konservativen Lesern haben.
Ob die FR noch zu retten ist , wer weiß , als halbfreies Anhängsel des Durchschnittsbreis ganz sicher nicht , die FR muß anders sein , ansonsten auf Nimmerwiedersehen.
@Bronski: Sie scheinen dabei das Wiki-Prinzip zu vergessen. Bei Wikipedia finden Sie jede Menge eigenrecherchierte Texte – Referate – erster Qualität, die kostenlos gegen die Auflagen der freien Lizenzen zur Verfügung stehen. Das ist prägend. Wir leben tatsächlich in Zeiten, die für viele Berufsgruppen einen Umbruch bedeuten. Durch die Möglichkeiten des eigenverantwortlichen Publizierens im Netz haben viele die Möglichkeit, ihre Inhalte dort unabhängig von Verlagen und Lektoren zu veröffentlichen. Nicht ohne Grund klagt die Fotografenzunft Stein und Bein, daß die Preise für Fotos verfallen und Berufsfotografen nicht selten kaum noch ein Auskommen finden. Und ähnliches trifft auch langfristig die schreibende Zunft. Die Exklusivität bestimmter Berufsgruppen und ihrer Publikationsmedien wird aufgelöst. Auf Dauer wird sich die klassische Presse radikal reformieren müssen, um als Medium zu überleben. Im Rahmen von Meinungsvielfalt halte ich das für wichtig und regelrecht gesellschaftstragend. Betrachten Sie meinen Beitrag daher als Aufforderung und nicht als Abgesang.
@EvaK
Prufessinelle Leistung die nicht bezahlt wird wird es nicht auf Dauer geben. Dann laufen also nur noch Hobbyfotografen und Schreiber rum und verbreiten Geschwätz oder von Lobbygruppen bezahltes Scheinwissen.
@hans: Es lohnt sich, ab und zu mal mehr hinter die Kulissen zu schauen, satt Vorurteile zu pflegen. Es ist nämlich ein klassisches Vorurteil, daß nur professionelle, d.h. beruflich ausgeübte Tätigkeit von Wert ist, während Hobbyleistungen /amateurhaft/ im Sinne von /minderwertig/ seien. Sie vergessen dabei ganz, wenn Sie Hobbyfotografinnen mit dem Unterton „Knipser“ schreiben, daß gerade in diesem Bereich viele Fotoamateurinnen hervorragende Ergebnisse vorzeigen können. Und wenn Sie von Geschwätz verbreitenden Schreiberinnen reden, ist das geradezu eine Beleidung für viele Autorinnen der Wikipedia, die eine wissenschaftliche Ausbildung haben und nach entsprechenden Standards arbeiten. Knipsbildchen, Geschwätz und von Lobbygrupen bezahltes Scheinwissen werden wiederum in professionellen Medien von bezahlten Knipserinnen und Schreiberinnen durchaus reichlich verbreitet. Da geht es nämlich häufig darum, wes Brot ich eß, des Lied ich sing.
@EvaK
Ich möchte bei weitem nicht die Leistungen von Leuten die im Ehrenamt oder Hobby erbracht werden abwerten. Dazu gehöre ich zu sehr auch zu diesen Leuten,aber wenn es darum geht sehr viel Zeit und Geld in Recherchen z.B. zu stecken ist es ganz schnell vorbei. Leute die dann so etwas tun muss man die Möglichkeit geben für dieses tun ein Einkommen zu erzielen sonst wird es nicht mehr getan.
@Hans: Sie ahnen gar nicht, wie viel Geld und Zeit Leute in ihre Liebhabereien und Hobbys stecken. Für Wikipedia-Artikel bestellen die antiquarisch Bücher, fahren in ihrer Freizeit in Bibliotken, besorgen Fotoerlaubnisse und machen Fotoexkursionen… alles ohne Bezahlung und auf eigene Kosten. Das dauert manchmal etwas länger, bis ein Ergebnis vorliegt, weil es eben in der Freizeit passiert, aber es kommt auch was dabei heraus. Die interaktiven Möglichkeiten des Mediums Internet bieten vielen Leuten eine Chance, ihre Qualitäten einzubringen und zu publizieren, wozu sie sonst aus verschiedenen Gründen keine Chance hätten. Und auch die Presse, u.a. FR, nutzt gerne das Internet und die Wikipedia als Quelle, das kann ich aus Erfahrung sagen.
Ich hätte gerne eine unabhängige Tageszeitung, die mir zu einem reellen Preis angeboten wird, sagen wir mal 12,50 am Tag, deren Journalisten das Brot von 500 000 Abonennten essen und die deren vielfältige Meinung ebenso unabhängig bedienen, kommentieren, beeinflussen und korrigieren, wie es dem journalistische Ethos entspricht, mit der Möglichkeit, die Kosten der 12,50 am Tag (375 Euro im Monat) durch regionale Werbung zu reduzieren, die mich anzusprechen vermag und mir auch die Möglichkeit gibt, bei den werbenden Firmen tatsächlich Produkte zu erwerben.
Ein freier Redaktionsteil, mit regionaler, personifizierter Werbung, deren Personfizierung ich ausdrücklich zustimme und die meine Kosten für den unabhängigen Journalismus auf einen vernünftigen Tagespreis reduziert.
Kriegt ihr das nicht hin?
Die große Werbeblase schafft das auch ohne redaktionellen Teil, sie räubert die Kreativität der Masse aus, ganz ohne redaktionelle Leistung.
„Wes` Brot ich eß‘ des‘ Lied ich sing‘.. ?“
Nein. Mein Brot isst der, der mein Lied singt.
Werbestatistiken sind bloss Teil der Blase. Ein Coupon, der mir einen kleinen Preisvorteil bei meinem lokalen Händler gewährt, würde schon genügen und wäre real. Der Satz:“ Ich kaufe bei Ihnen aufgrund einer Empfehlung der Frankfurter Rundschau“ würde Rundschau und Händler zum Singen bringen und wäre Musk in meinen Ohren.
Und wiedermal ein Tierqualbild in der FR
http://www.fr-online.de/sport/wunderpferd-totilas–mit-totilas-ist-alles-schiefgegangen-,1472784,20923930.html
Das Ypsilanti-Bashing war tatsächlich ein Sündenfall, der mich damals auch fast dazu veranlaßte, mein Abo zu kündigen. Aus meiner Sicht war das ein persönliches Problem des damaligen Chefredakteur, der inzwischen sonstwo sein Unwesen treibt. Auch die generelle Verteufelung der Linken klingt oft mehr nach Pflicht als nach Durchdachtem. Die Ergüsse von Götz Aly lese ich schon lange nicht mehr, sie ärgern mich trotzdem.
Leider scheint seit Jahrzehnten in den Medien eine allgemeine Volksverblödungskampagne zu laufen, der jetzt möglicherweise auch die FR zum Opfer fällt. Ein verblödetes Volk läßt sich nun mal sehr viel leichter manipulieren und regieren. Sonst hätten wir nicht die Politiker die eben wir haben.
Da aber im Gehirn nur die Bahnen funktionieren, die auch aktiviert und genutzt werden, ist Denken unbequem, besonders wenn es zu unangenehmen Folgerungen führt wie heute oft zwangsläufig. Es wird durch Konsum von immer mehr Müll wie Gottschalks Schloß sorgsam vermieden und überdeckt, die Denkfaulheit greift um sich und damit auch Dummheit.
Doch die Menschen wirken oft auch wie hilflos erstarrt in dem Gefühl, sowieso nichts ändern zu können an kommenden Katastrophen wie die Geldentwertung u. a., weiterdenken macht Angst, sie wollen es gar nicht wissen. Stuttgart21 oder die Fluglärmkampagne machen Hoffnung, bewirkten außer der Aufmerksamkeit aber noch nicht viel.
Also für die, die auf Denken trotzdem nicht verzichten wollen: wir brauchen die FR noch dringend, selbst wenn pro-Anzeigenkunden etwas verfälscht, weil sie sonst wohl heute nicht mehr existieren kann.
Wer sich lieber eine Zeitung selbst backen will, in der nur steht, was er lesen will, keine Gedanken quer zu den eigenen, der soll es eben tun.
@Ursula Samman
Glauben Sie wirklich, man bräuchte die Zeitungen noch zum Denkenlernen? Da sind die Menschen, speziell die Jugendlichen, Ihnen und den Zeitungen weit voraus. Die fünfeinhalb Interpretationsmuster, die Zeitungen bieten können, sind längst überholt, auf jedem Schulhof hört man bessere Analysen, als man in den Zeitungen finden kann.
Pessimistisch kann man sagen: Meinungsmedien sind überholt. Optimistisch kann man sagen: Sie haben ihr Ziel erreicht.
Zeitungen missverstehen ihren eigenen Auftrag, sie sind bloss Überbringer von Nachrichten, das Denken können sie getrost den Lesern überlassen, und wenn sie sich dazu aufgerufen fühlen, Meinung zu machen, müssen sie Meinungen entgegennehmen, diskutieren und beantworten.
Dieser Blog war ein genialer Ansatz dazu, er scheitert leider an mangelnder Beteiligung von beiden Seiten.
Heutzutage wird Meinung nicht mehr gemacht, sie wird im Dialog gefunden. An dieser „Meinungsfindung“ beteiligen sich die Zeitungen nicht, ausser in diesem Blog, sie greifen bloss Stichworte und Tendenzen ab, um sie in ihren Publikationen zu verwerten.
Dieser Blog ist mit diesem Anspruch angetreten und stand ständig in jenem Verdacht. Die Idee und das Bedürfnis ist bloss mit einem einzigen Redakteur beantwortet worden, und das ist zuwenig.
Zeitungen sind Nachrichtenmedien aus der Welt zum Leser, sie sind aber Meinungsmedien vom Leser in die Welt. Wenn Zeitungen das nicht begreifen, verschwinden sie. Für die Nachrichten aus der Welt stehen hunderte Redakteure zur Verfügung, für die Meinung der Leser nur einer.
Das Blogkonzept ist ein ganz altes Konzept, das schon in den ’70 Jahren formuliert war. Die Zeitungen haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt, und so hat sich der Leserwille seine eigenen Kanäle gesucht.
Das Internet ist der Tod der Zeitungen. Aber nur deshalb, weil die Zeitungen sich dem Leser verwehrt haben.
Es ist durchaus nicht so, daß Leser nur das lesen, was sie lesen wollen. Aber backen können sie sich ihre Zeitung schon jetzt.
Es scheint eine Arroganz durch, die den Leser als blöde kennzeichnet, so als wollte oder könnte er andere Meinungen nicht wahrnehmen. Sie täuschen sich selbst: Der Leser ist intelligenter, als es die Zeitungen unterstellen. Er hat nämlich Raum und Zeit, an diesen mangelt es den Zeitungen, nicht dem Leser!