Liebe Leserinnen und Leser, liebe Userinnen und User,
ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Zuerst die schlechte: Ab dem 7. August wird das FR-Blog für drei Monate ruhen. Denn – und das ist die gute Nachricht – Bronski macht eine Aus-Zeit.
Wer zwischen beiden Nachrichten einen Zusammenhang vermutet, liegt ganz richtig. Ich steige für ein Vierteljahr aus dem Betrieb aus. Ich bin dann einfach mal weg. Weg vom FR-Blog, weg von den Leserbriefen, weg von der Frankfurter Rundschau. Ein Vierteljahr lang. Eigentlich sollte das ein Menschenrecht sein: mal auszusteigen, wegzugehen, alles abzustreifen, den Kopf frei zu bekommen. Ist es aber nicht. Ich bin in der privilegierten Situation, mir das leisten zu können. Ich bin aber auch in der Situation zu sagen: Ich brauche das jetzt mal, und ich habe es mir auch verdient. Ich bin erschöpft.
Seit dem 5. September 2005, als das FR-Blog startete, wurden hier – einschließlich dieser Meldung – 1210 Artikel veröffentlicht, darunter auch viele von Gastautorinnen und -autoren. Das sind im Schnitt knapp 15 Artikel pro Monat, jeden zweiten Tag ein neuer Text. Manche haben kaum interessiert, andere eine große Resonanz erlebt und lebhafte Debatten ausgelöst. Das FR-Blog ist fester Bestandteil des publizistischen Angebots der FR. Mein schönster Erfolg – ich bin jetzt mal unbescheiden – war der European Newspaper Award, den ich 2007 für die enge Verzahnung des FR-Blogs mit der Print-Leserbriefseite erhielt. Dabei war das eine recht einfache crossmediale Idee, auf die aber anscheinend noch niemand gekommen war. Seitdem hat es viele Debatten gegeben, die im Lesernamen durch Leserbriefe angestoßen worden sind. Und das wird auch so weitergehen – nach meiner Rückkehr im November.
Mein Gefühl bei diesem Ausstieg ist ambivalent. Ich liebe die Arbeit mit der Lesermeinung – als Kurzform von Leser/-in/-meinung -, und natürlich sind mir bestimmte Abläufe in Fleisch und Blut übergegangen – zum Beispiel der, quasi rund um die Uhr ein Auge auf das FR-Blog zu haben. Es wird mir sicher schwerfallen, diese Gewohnheit abzustreifen. Andererseits freue ich mich darauf, alles Lebensnotwendige auf mein Fahrrad zu packen und mich radelnd auf den Weg nach Südfrankreich zu machen, mich fit zu machen und beispielsweise auf den Mont Ventoux zu radeln und den einen oder anderen Alpenpass zu überqueren. Es ist doch so: Auf der Reise durchs Leben lädt man sich, ohne es so recht zu merken, viel Ballast auf. Für mich ist es an der Zeit, diesen überflüssigen Ballast loszuwerden. Das geht am besten auf dem Fahrrad, wenn ich nichts weiter dabei habe außer dem, was ich für das tägliche Leben brauche. Das erdet.
Ich lasse das FR-Blog daher nun auslaufen. Bis zum Start in die Aus-Zeit werden keine neuen Diskussionen mehr aufgemacht. Im November wird es weitergehen. Ich hoffe und wünsche mir, dass Sie dann wieder dabei sind.
Was meine anderen Arbeitsfelder betrifft: Die Leserbriefseite der FR wird in dieser Zeit von meiner Kollegin Natalie Soondrum betreut, die mich auch während früherer Urlaubsabwesenheiten schon vertreten hat. Sie wird Ihnen sicher auch per Mail die eine oder andere Frage zur FR beantworten. Komplexere Anliegen, Kritik, Beschwerden wird sie an die Chefredaktion weiterleiten. Das heißt, dass die Ihnen bekannten Mail-Adressen für den Kontakt zur FR-Redaktion in Betrieb bleiben – nur werden Sie in dieser Zeit nicht von Bronski, sondern von Natalie Soondrum betreut.
Ich danke Ihnen allen und grüße herzlich –
Ihr Bronski
Da wollte ich gerade beim Beschneider vorbei schauen, und jetzt diese Meldung. Ich finde es gut und richtig, was Du zu tun vorhast! Daher wünsche ich Dir Kraft, Ausdauer und viel Gelegenheit, die Gedanken mit den Wolken ziehen zu lassen? Fährst Du allein oder in Gesellschaft? Und wenn Du es bis zu den Pyrenäen schaffst, dann schaue doch mal in Montsegur vorbei – das war die letzte Bastion der Katharer. Wenn Du zurückkommst, wird vieles anders sein, in Griechenland, in Syrien, in der EU überhaupt, in den USA, bei Preisen für Getreideprodukte und Anderes. Aber egal, die Welt wird sich weiter drehen.
Also dann, viel Freude beim Strampeln, und nicht vom Rad fallen.
Herzliche Grüße
Wolfgang
Auch ich schließe mich den guten Wünschen von Wolfgang Fladung an. Auch den Tip Katharergegend (irgendwie muss man die Häretikertradition ja aufrecht erhalten!)kann ich unterstützen. Der Weg zu Peyrepetuse ist da noch schwindelerregender als der zu Montségur. (Habe ich aber mit dem Fahrrad noch nicht versucht. – Die Aussicht vom Mont Ventoux ist aber auch ganz schön beeindruckend.) Ich kenne sonst die Gegend sehr gut, wir sind an einer GFA (Groupement Foncier Agricole) zwischen Limoux und Quillan beteiligt. Jederzeit Übernachtungsmöglichkeit für Ross und Reiter. Und wenn Sie vom Stahlross auf ein richtiges Ross umsteigen wollen: Die „Sentiers du Sud“ bieten Rundtouren auf dem hohen Ross (besser so als bei Blog-Kommentaren)von einem Reiterhof zum andern an.
Bis zum nächsten Blog also: Hals- und Beinbruch und gute Erholung!
Herzliche Grüße
Werner Engelmann
/me hat 1.651 Artikel in dieser Zeit geschrieben *angibt*, auch die FR betreffend, auch über Bronskis Beat Club seinen Senf abgegeben. Der Akku war Anfang des Jahres leer. Die „Gefahr“ der Erdung ist, der himmlische Blog rückt in weiter Ferne. Es taucht die Frage auf: Für wen oder was machst du das? Setz‘ dich doch ins grüne Eck, laß den lieben Gott nen guten Mann sein und Welt ihre Purzelbäume schlagen.
Wie dem es auch nun kommt, alles Gute auf deinen Wegen.
Gruß rü
Einfach wunderbar, ich bin begeistert und auch richtig gerührt, lieber Bronski. Nie hätte ich gedacht, dass es so etwas (noch) gibt. Ganz einfach, ganz schlicht, völlig unspektakulär, mit einer natürlichen Natürlichkeit, öffentlich das auszudrücken, was ein Mensch, was Sie denken und fühlen. Offen einzugestehen, dass es erst mal reicht. Innezuhalten, nachzudenken, aber auch einfach mal die Zügel schleifen zu lassen – sollen die „Gäule“ doch laufen wohin sie wollen – mal weg zu sein, auszusteigen aus dem täglichen Wahnsinn, sich aufs Fahrrad zu setzen, um wieder zu sich selbst zu finden. Ein beeindruckender Text, bei dem ganz deutlich wird, dass er tief aus Ihrem Inneren kommt. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen eine wunderschöne Zeit. Erholen Sie sich gut, haben Sie viel Spaß, kommen Sie gesund, munter und mit neuer, alter Frische zurück. Vielleicht wird sich mal herausstellen, dass diese Entscheidung eine der Wichtigsten, wenn nicht sogar die Wichtigste in Ihrem Leben war, zumal Sie, wie ich meine, noch früh- bzw. rechtzeitig erfolgt. Wenn ich richtig erinnere, hat es Mark Twain mal so oder so Ähnlich ausgedrückt: „Trenne dich nicht von Deinen Wünschen, Träumen und Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.“ Ich denke, das passt ganz gut.
Herzliche Grüße
Jutta Rydzewski
Der Neurowissenschafts-Student Holmes zeigt exakt das Problem heutiger Neurowissenschaftler: sie können zwar komplizierteste Vorgänge in irgendwelchen „Hirnen“ „erklären“– nur ihr eigenes „Hirn“ können sie weder „erklären“, noch unter Kontrolle halten…
Dann lieber noch eine perfekte Selbstkontrolle, als ein perfekter Student in den Neurowissenschaften…
Schöne Ferien an Bronski!
@ Bronski
Richtig , jeder sollte (immer mal wieder) eine Auszeit nehmen können , vielleicht ist das die Zukunft der dringend zu humaniserenden Arbeitswelt , die Piraten scheinen schon ein Stück weit in diese Richtung zu denken.
Viel Spaß bei Ihrem Trip.
@bronski
Ich wünsche Dir allzeit eine Handbreit Luft unter den Felgen!
@ all
Vielen Dank für die Wünsche und die freundlichen Kommentare. Wenn ich die lese, habe ich das beruhigende Gefühl, dass wir uns wiederlesen werden. So ein Ausstieg, wenn auch nur für ein Vierteljahr, ist ja natürlich auf der publizistischen Ebene ein Risiko. Aber ich möchte jetzt eigentlich nicht schon an den Wiedereinstieg denken. Das wird schon.
@ rü
„Es taucht die Frage auf: Für wen oder was machst du das? Setz’ dich doch ins grüne Eck, laß den lieben Gott nen guten Mann sein und Welt ihre Purzelbäume schlagen.“
Nein, das ist nicht meine Art. Ich will mitmischen. Ich will mich nicht einfach hinsetzen und zusehen, wie Welt ihre Purzelbäume schlägt, sondern ich will die Möglichkeiten, die ich per FR-Blog habe, nutzen, um Themen zu setzen und notwendige Debatten anzustoßen. Auch wenn das vielleicht ein Kampf gegen Windmühlen ist. Ich mache das aus Leidenschaft – die mir zurzeit allerdings ein wenig abhanden gekommen ist – und nicht zuletzt auch deswegen, weil ich damit meine Brötchen verdiene. Aber ich geb’s zu, der Gedanke ist verführerisch. Danke.
@ Wolfgang Fladung, Werner Engelmann
Dank für die Tipps. Bis zu den Pyrenäen habe ich es bisher mit dem Rad noch nicht geschafft. Das ist ein ganz ordentliches Stück Wegs. Andererseits – 2009 war ich per Velo in Limoges, wo ich Freunde habe. Das waren von Frankfurt aus gut 1100 Kilometer. Neun Tage Reisezeit. Ich schätze, ich hätte von dort aus drei Tage dranhängen müssen, um die Pyrenäen zu erreichen. Das wäre durchaus machbar gewesen, wenn mehr Zeit gewesen wäre. Urlaub ist ja immer knapp bemessen.
Die Katharer – ein interessanter Vorschlag. Und so zukunftsweisend! Das meine ich ganz im Ernst, denn mein Eindruck ist, dass die religiösen Gegensätze überall auf der Welt und auch bei uns in Deutschland zunehmen, und meine Furcht ist, dass das zu ernsthaften Problemen führen könnte. Mal an Original-Schlachtplätzen Eindrücke aufzuschnappen, welche Spuren andere derartige Auseinandersetzungen früher hinterlassen haben, ist eine schöne Idee. Auch wenn sie ein bisschen nach Arbeit riecht. 😉
@ Wolfgang
„Wenn Du zurückkommst, wird vieles anders sein, in Griechenland, in Syrien, in der EU überhaupt, in den USA, bei Preisen für Getreideprodukte und Anderes.“
Als ich 1982 aus Griechenland (!) zurückkam, war Helmut Schmidt zurückgetreten. Das hatten meine Eltern und ich nicht mitbekommen, war eine große Überraschung. Würdest Du mir empfehlen, mich auf dem Laufenden zu halten? Die Liste der zurzeit anstehenden Veränderungen, die Du da ablieferst, ist ja ziemlich erschreckend.
Nein, lieber Bronski, laß das mal mit dem „auf dem laufenden“ zu halten. Das verdirbt nur die Freude am „Carpe Diem“. Die menschliche Dummheit ist sowieso unausrottbar, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Nur noch einen Tipp dazu: Stecke Dir ein paar Fränkli ein und vielleicht auch norwegische Kronen – sie könnten nützlich sein, falls der Euro crasht (und wenn nicht, hast Du nichts verloren).
Und solltest Du es in den Süden schaffen: die Kathredrale von Albi ist quasi der Kontrapunkt zu Montsegur, erbaut im Stolz über den Sieg über die Ketzer (Katharer). In einer Seitenstraße gibt es auch eine hübsche kleine Galerie mit Zeichnungen von Toulouse-Lautrec.
Und bitte – fahr!
Kann mir irgend jemand den Blog-Beitrag von # 5 erklären? Ich verstehe den nicht.
Und zu Dir, lieber Bronski, ich mißbrauche jetzt diesen Threat mal als Mittel zum Zweck; zum Zweck nämlich, mal vielleicht über Grundsätzliches zu referieren und debattieren.
Wie schnelllebig ist unsere Zeit, und wer, im Berufsleben stehend, kann sich es leisten (oder will es sich leisten), über Themen zu debattieren. Dazu zählt halt auch die Zeit, die man hat, oder nicht hat, um sich zu informieren, zu debattieren, die schöne alte Melange These – Antithese – Synthese zu verifizieren, und vielleicht dann auch sich zurück zu lehnen, und zu sagen, „geht mir am A. vorbei“.
Wir erwarten immer wieder mündige, aufgeklärte, informierte Bürger, bedenken jedoch oftmals nicht, daß es heutzutage schon ein Privileg bedeutet, sich mündig aufzuklären, sich die Zeit dafür zu nehmen, und das Einmischen als eine Art Hobby, wie Fußball z.B., zu betrachten.
Wir glauben, haben das Zweifeln verlernt, wissen oft nix, lassen uns daher so wunderbar instrumentalisieren oder marionettenhaft dirigieren, und vergraben unser Unbehagen mit irgendwelchen untauglichen Mitteln in irgendwelchen untauglichen Möglichkeiten.
Das wäre, lieber Bronski, ein Wunsch von mir, eine Art „Rad-Schlag“, für die – hoffentliche – Blog-Wiedereröffnung im November.
Lieber Bronski,
Ich wünsche Ihnen ebenfalls viel Spaß beim Radeln, möglichst gutes Wetter und viele, schöne Reiseerlebnisse. Gute Erholung und dann also bis November in ganz neuer Frische!
Herzliche Grüße
Anna
Lieber Bronski,
Und Du meinst wirklich, dass das Radfahren auf die höchsten Berge weniger anstrengend ist als die Unterhaltung mit uns hier? Da Du ja nicht so begeistert bist von E-Books, gehe ich nämlich davon aus, dass Du auch kein E-Bike besitzt…?
Wie auch immer, ich wünsche Dir alle Gute! Und Du kannst Dich dann gerne im Blog von Deiner anstrengenden Radtour erholen im November mit neuen Themen.
Liebe Grüße
maat
Lieber Bronski,
auch von mir die besten Wünsche für die verdiente Arbeitspause!
Herzliche Grüße
Abraham
Lieber Herr Bronski,
eine Auszeit mit dem Radl das ist prima! Sie haben einen keimenden Gedanken zur Reife gebracht. Ich bin in der privilegierten Situation täglich mit dem treuen Drahtesel zur Arbeit radeln zu dürfen, ebenfalls meinen Bildungsurlaub regelmäßig zu nehmen,- ja, das könnten viele andere Kolleginnen ebenfalls. Es gibt da schon Möglichkeiten für kleine Fluchten. ..ein guter Trainingsstand mit kleinem Budget… auch so ein Schritt in die materielle Freizone. Eine Auszeit ist durchaus eine Prophylaxe um in Zeiten der fest gezurrten gesellschaftlichen Gurte locker zu bleiben, bevor sich eine große Erschöpfung einstellt.
Danke für das Vorbild.
ute
Ich möchte mich den guten Wünschen die von den Schreibern vor mir für Bronski hier eingestellt worden sind anschließen. Man wird sehen was bis November hier in D. so alles passiert ist um dann hier hoffentlich aufgearbeitet zu werden.
Auf den letzten Drücker möchte auch ich mich all den guten Wünschen anschließen, die Ihnen hier bereits mit auf den Weg gegeben wurden, und Ihnen das Lied „Viatge a Itaca“ [1] des katalanischen Sängers Lluis Llach ans Herz legen, das mich seit seinem Erscheinen 1975 begleitet. Den katalanischen und spanischen Liedtext [2] kann Ihnen vielleicht jemand aus Ihrem journalistischen Umfeld übersetzen. Notfalls gibt es eine (etwas holprige) englische Übersetzung [3], in der leider die Poesie des katalanischen Textes verlorengeht.
Weiter, immer weiter,
weiter als das Heute,
das uns jetzt begrenzt.
Wenn du davon erst frei bist,
probier‘ die neuen Schritte.
Weiter, immer noch weiter,
weiter als das Morgen,
das sich bereits ankündigt.
Wenn du glaubst angekommen zu sein,
sei so klug, neue Pfade zu finden.
Viele Abenteuer, viele Begegnungen, viele Erkenntnisse! Und kommen Sie vor allem gesund zurück!
[1] Es ist die Vertonung einer freien Nachdichtung (durch Carles Riba) eines Gedichts von Konstantinos Kavafis.
[2] http://www.lluisllach.cat/espanol/itaca.htm
[3] http://thinghswelost.blogspot.de/2008/04/our-lives-or-journey-to-ithaca.html
Lieber Bronski, ich schließ mich hier den netten Wünschen an. Kommen Sie gesund und erfrischt zurück.
@ all
Vielen Dank für all die Wünsche und guten Worte. Ich bin sehr bewegt. Falls Interesse besteht, kann ich ja nach meiner Rückkehr ein paar Reiseberichte hier einstellen. Bis dahin verbleibe ich mit den besten Wünschen für Euch/ Sie alle
Euer/Ihr Bronski