Unicef Deutschland hat ein Problem. Die FR hatte den Skandal aufgedeckt, inzwischen sind andere Medien auf den fahrenden Zug aufgesprungen: Gewerbliche Spendeneintreiber erhielten Provisionen – und zwar auch dann, wenn sie am Zustandekommen einer Spende nicht beteiligt waren. Lidl hatte Unicef eine halbe Millionen gespendet, im Zweiergespräch zwischen Lidl-Chef und Unicef-Chef verabredet; davon bekam ein Agent 30.000 Euro, obwohl er mit dem Vorgang nicht befasst war. Außerdem haben die Wirtschaftsprüfer der KPMG bei Unicef eine nicht nachvollziehbare Mittelverwendung bemängelt; bei Verträgen lag keine Schriftform vor. Doch sollten Spendengelder nicht denen zugute kommen, für die sie gezahlt werden? Und sollte dies nicht unter größtmöglicher Transparenz und Nachvollziehbarkeit geschehen?
Jetzt versucht Unicef, zu retten was zu retten ist – indem der neue Vorstandschef Schlagintweit seine Vorgängerin Heide Simonis als das eigentliche Problem von Unicef bezeichnete. Dagegen wehrt sich Simonis im FR-Interview. Währenddessen mobilisiert Unicef seine Botschafter zum Unternehmen Ehrenrettung und hat die FR verklagt. Bei letzterem Projekt ist Unicef jedoch auf ganzer Linie unterlegen – hier dazu mehr in eigener FR-Sache.
Zu diesem Thema haben mir zahlreiche Leserinnen und Leser geschrieben, so etwa Tina Kaminski von der „Kinderzukunft“ in Gründau:
„Wer sich dazu entschließt, ein Kinderhilfswerk mit Spenden zu unterstützen, möchte selbstverständlich möglichst vielen mittellosen Kindern helfen. Dass bei einigen Organisationen dennoch mehr oder wenig große Anteile der Spenden in der Verwaltung hängen bleiben, statt bei den Kindern anzukommen, ist zwar allgemein bekannt – dennoch zeigen die aktuellen Diskussionen, dass generell zu wenig Transparenz bei der Mittelverwendung einzelner Hilfsorganisationen herrscht.
Leidtragende in Sachen Vertrauen sind bei diesen zweifellos zu Recht geführten Debatten aber leider auch Organisationen wie die Kinderzukunft (Rudolf-Walther-Stiftung), bei der nachweislich 100 Prozent aller Spenden direkt an die Kinder fließen, da der Stiftungsgründer sämtliche Verwaltungskosten persönlich trägt. Denn wer als Konsequenz der aktuellen Vorfälle alle Hilfswerke über einen Kamm schert, schadet letztlich nur den Schwächsten: den hilfsbedürftigen Kindern, die unsere Hilfe so dringend benötigen.“
Ulrich Uffrecht aus Buxtehude berichtet aus eigener Erfahrung:
„Vor fünfzig Jahren war ich junger Lehrer in Hamburg. Voller Begeisterung für die Unicef-Idee habe ich damals intensiv für Unicef geworben, viele Unicef-Karten verkauft und an meiner Schule Verkaufsaktionen organisiert. Aufgrund der ansehnlichen Beträge, die ich an Unicef überweisen konnte, wurde ich zu einem offiziellen Unicef-Empfang eingeladen. Da kam man nach kurzen Ansprachen schnell zum Höhepunkt des Abends: Die vielen elegant gekleideten, wohlgenährten Gäste drängten sich um ein üppiges Buffet. Man brauchte keine großen Rechenkünste, um zu erkennen, dass dieses Buffet ein Vielfaches von dem gekostet haben musste, was ich in mehreren Jahren an Spendengeldern zusammengebracht hatte. Seither hat Unicef von mir keinen Pfennig mehr bekommen.“
Wolfgang Schäfer aus Bonn stellt fest:
„Die ungebrochene Verschwendungsmentalität möge man an der Tatsache erkennen, dass Unicef die Pressekonferenz in Berlin angesetzt hat und nicht an ihrem Sitz in Köln. Wer bezahlt wohl die Reise- und Aufenthaltskosten dafür? Richtig, die Spender!“
Renate Schellhaas aus Bischofsheim, ehemalige Leiterin der Unicef-Arbeitsgruppe Rüsselsheim, meint hingegen:
„Die FR-Berichterstattung ist ungeheuerlich und einseitig! Unicef wird diffamiert, Dr. Garlichs in unwürdiger Weise angegriffen, eine kleine Minderheit in den Arbeitsgruppen wird zitiert und alles erdenkliche getan, den Namen von Unicef zu beschmutzen. Das ist ganz schlechter Journalismus!Warum spricht die FR nicht mit Arbeitsgruppen, die die Vorwürfe zwar kritisch sehen und sie aufgeklärt wissen wollen, die aber zu ihrem Geschäftsführer stehen und vor allem die gute Arbeit zum Wohle der Kinder im Blick haben?
Die FR schadet bewusst und gezielt den Kindern in den Projekten. Ich frage mich, wer ist Informant und warum hebt er oder sie nicht das Visier? Lesen Sie bitte auch andere seriöse Zeitungen. Dort finden sie einen solchen Journalismus nicht! Ich stehe zu Unicef und zu Dr. Garlichs.“
Dazu Peter Arnold aus Bad Homburg :
„Die Nibelungentreue von Frau Schellhaas in allen Ehren. Aber sie werden nicht ernsthaft bestreiten wollen, dass kaum jemals Spenden an Unicef geflossen wären, wenn die Spender gewusst hätten, dass fast ein Drittel davon in der Verwaltung hängen bleiben würde.
Ich weiß nicht, wie man bei einem Stundensatz von 850 Euro für gewerbliche Spendeneintreiber guten Gewissens den Vorwurf der Verschwendung bestreiten kann. Da muss sich Frau Schellhaas schon fragen lassen, wer hier den Namen von Unicef beschmutzt: diejenigen, die von einer 500.000 Euro Spende rechtsgrundlos 30.000 zugunsten eines unbeteiligten Dritten abzweigen oder die, die hiervon berichten.
Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass sich Herr Garlichs bei Unicef nicht mehr lange halten wird. Unicef täte das sicher gut.“
Vorab: Ich finde die Berichterstattung der FR in diesem Fall angemessen. Man hat nicht nachgelassen, den Finger in eine Wunde zu legen um Missstände (30.OOO € Provision für nicht vermittelte Spende) aufzudecken (seltsamerweise sagt dazu Garlichs immer noch nichts konkretes).
Inzwischen, da bin ich sicher, ducken sich bereits die Vorstände und Kassenwarte anderer spendensammelnden Organisationen. Denn, da bin ich mir sicher, Unicef ist kein Einzelfall. Nur an höchstens an zwei Händen abzuzählenden Organisationen können ein “reines Gewissen“ vorweisen. Der Spender muss sich unbedingt zuvor informieren und sollte keineswegs jeder Broschüre glauben…….
Professionelles Spendensammeln ist ein Widerspruch in sich.
Es muß ehrenamtlich bleiben, ohne Vergütung, ohne Aufwandsentschädigung.
Es ist Zeit für eine übergreifende Regelung, innerhalb der eine staatliche Organisation das Spendenaufkommen überwacht. Staatlich finanziert und lückenlos kontrolliert.
Niemand darf aus Spenden Vorteil ziehen, außer den Spendern und den Zielgruppen.
Endlich zieht Dr.Garlichs die Konsequenzen, aber leider sich nicht aus dem Sumpf, in den er sich und die gesamte UNICEF Organisation hineingezogen hat. Wenn Frau Schellhaas meint, dass die FR Berichterstattung ungeheuerlich sei, da weiss ich nicht was Geschäftsführung und Vorstand der Organisation sind. Nicht die FR hat UNICEF geschadet, sondern Dr. Garlichs und der Vorstand, der zu lange zugeschaut hat und der Geschäftsführung keine Grenzen aufgezeigt hat. Logisch, dass man hier den Schulterschluss probt.Die Erfolge von Dr. Garlichs sollen in keiner Weise geschmälert werden, manchmal ist es jedoch besser, der Wahrheit ins Auge zu sehen und nicht an alten Bequemlichkeiten und Missständen fest zu halten. Das hat UNICEF und der Idee viel mehr geschadet!
Was sind das alles für Heuchler – jetzt tun sie so, als wäre Ihnen Aufbau und Struktur der UNICEF vollkommen unbekannt gewesen – aber sie waren mit im Vorstand, für Frau Christiansen wäre es besser sie würde den Mund halten und von der Frau unseres Herrn Bundespräsidenten hat man auch noch keine Stellungnahme gehört. Unglaubwürdig auch die Prüfkommission für das Zertifikat, auch sie tun so als hätten sie von all diesen Abläufen und zu dem Aufbau der Organisation nichts gewußt. Nach welchen Kriterien wird denn überhaupt geprüft und wer prüft wen? FR weiter so und Hochachtung für Heide Simonis, für mich eine der ganz wenigen intakten und sauberen Politiker und hier war das Mass nach einer gewissen Zeit voll. Ich hoffe nur, dass jetzt keiner auf die Idee kommt dem armen Herrn Garlich für seine „harausragenden Opfer und Dienste“ das Bundeverdienstkreuz vorzuschlagen. Ja, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Vielleicht lässt der Gesetzgeber sich zu der Spendenpraxis was neues einfallen z.B. beim Spendenaufruf muß der exakte Verwaltungskostenanteil genannt werden, vielleicht fragt auch mal jemand nach den Gewinnen den die Banken erziehlen oder sollte ich mich täuschen und dies alles ist umsonst und wird großzügig von den Banken „verwaltet“.