Als Kronzeuge ausgerechnet NSDAP-Kiesinger

Der Historiker Götz Aly schrieb in der FR über strukturelle Analogien zwischen den Jugendbewegungen von 1933 und 1968. Die einen seien die Väter der anderen, beide Bewegungen träten totalitär auf, und manches, was deren Führer gesagt haben, ließe sich beinahe gegeneinander austauschen. Bestimmte Fakten blendet Aly aus – so etwa dass die Studentenbewegung der NS-Zeit eine geführte, von den Nazis politisch geförderte Bewegung war, während die 68er, vereinfacht gesagt, eine anarchisch sich zersplitternde Bewegung war, zwar mit Ikonen und Leitfiguren, aber ohne Anführer. Und es gäbe noch viel mehr dazu zu sagen – demnächst auch in der FR. Doch ich will der Diskussion nicht vorgreifen, sondern nun einige der Leserbriefe dokumentieren, die mir dieser Text beschert hat.

So schreibt mir etwa Jörg Sternberg aus Hanau:

„Als langjähriger Abonnent der FR und Historiker empfinde ich Alys Parallelisierung der 68er mit den braunen Horden der 33er schlichtweg als obszön. Jeder seriöse Historiker weiß, dass die Nazis, insbesondere die SA, sich die Camouflage der Arbeiterbewegungen gab, um Teile der starken revolutionären und antikapitalistischen Strömungen einzufangen. Im Hintergrund paktierte die NSDAP-Führung längst mit den Nationalkonservativen (Harzburger Front), mit dem reaktionären Militär, den Großbanken und der Schwerindustrie. Die antidemokratische, revanchistische, antisemitische und annexionistische Linie des Nazismus waren den studentischen Milieus und ihren Führern, rekrutiert vor allem aus den Corps, Burschenschaften und Landsmannschaften, nicht nur bekannt, sie waren Träger dieser Ideologie.
Was hat das mit der 68er-Bewegung zu tun? Gar nichts!
Der Antifaschismus, die emanzipatorischen und aufklärerischen Ansätze, die internationale Solidarität mit den gegen Kolonialismus und Imperialismus kämpfenden Völkern, das Bündnis mit Friedensgruppen und Frauenbewegung waren die Eckpunkte des SDS. Wer die Studenten der Bücherverbrennung gleichzusetzen versucht mit den Studenten der Rezeption kritischer Theorie, der betreibt nicht nur übelste Geschichtsklitterung, sondern nähert sich der Volksverhetzung durch Denunziation großer Teile der damaligen Generation.
Zum Kronzeugen für seine abenteuerliche These beruft sich Aly bezeichnenderweise auf das langjährige NSDAP-Mitglied Kiesinger. Besser hätte sich der Autor nicht enttarnen können.“

Michael Plaumann aus Friedberg:

„Leider hat Professor Aly es versäumt, den wirklichen Verlauf der Geschichte durch weitere Beispiele zu erläutern. So war Dutschke ein sehr guter Stabhochspringer, die Vätergeneration holte die Olympischen Propagandaspiele nach Berlin. Die 68 er, wie ihre Väter, legten großen Wert auf Symbole. Dort ordentlich gescheitelte Haare und Uniformen, hier lange Haare, ungepflegt, Al-Fatah-Tuch.
Die meisten 68er waren Studenten, Goebbels und Göring sprachen oft in Universitäten. Beide, die 68er wie auch die Vätergeneration, gehörten zu Massenorganisationen, die am Untergang Deutschlands arbeiteten. Beide waren doch irgendwie auch erfolgreich, nicht wahr? Die Vätergeneration wie die 68er liefen besonders gern durch die Straßen. Die einen riefen ‚Juda/Rotfront, verrecke!‘, die anderen ‚Ho-Ho-Ho-Tschi-Minh‘. Dutschke, der Führer, hatte Rabehl, und Hitler, der Führer, hatte Goebbels. Das deutsche Volk stand geschlossen hinter den Nazis, aber auch hinter den 68ern. Beide waren ausgesprochen frauenfeindlich: dort ins Wochenbett, hier an die Kaffeemaschine.
Ich hoffe, dass meine sehr unvollständige Aufzählung ein kleiner Anstoß für die Forschung sein kann. Ich könnte aber im Rahmen der Seniorenuniversität vielleicht auch mal bei Herrn Professor Aly selbst mittun.“

Hans-Peter Piepho aus Ostfildern meint:

„Bis jetzt hatte ich gedacht, die Studentenrevolte von 68 sei eine linke Bewegung gewesen, die als Reaktion auf die Unfähigkeit der Elterngeneration entstand, sich mit der Nazivergangenheit auseinanderzusetzen und die eigene Schuld aufzuarbeiten. Auch meinte ich bisher, einige wesentliche Unterschiede in der politischen Zielsetzung der Nazis und der 68er ausgemacht zu haben. Da muss ich mich gründlich geirrt haben. Jetzt hat uns Götz Aly endlich erklärt, wie die 68er Revolte wirklich mit der Nazizeit zusammenhängt: Die Machtergreifung der Nazis und die Studentenrevolte waren im Grunde dasselbe. Beide wollten die Jugenddiktatur. Hauptunterschied: Die 33er waren erfolgreich, die 68er dagegen probten nur den Aufstand. Na da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass es 68 nicht zu einer zweiten „Machtergreifung“ kam.
Zugegeben, angesichts der Einzigartigkeit der Folgen der Nazidiktatur ist vieles belanglos, was nach 45 passierte. Wenn das aber der Maßstab für die Beurteilung der Geschichte nach 45 wäre, könnten wir jede weitere Diskussion einstellen. Es dürfte unbestritten sein, dass die Wirkung der 68er weitreichend und vielschichtig in unsere Gesellschaft hineingreift. Dass ein namhafter Historiker dies zu bestreiten versucht, sei ihm zugestanden. Dass er aber völlig abstruse und geschichtslose Parallelen zwischen zwei „Bewegungen“ zieht, die in ihren Zielstellungen, ihrer Entstehungsgeschichte und der Provenienz der sie treibenden gesellschaftlichen Kräfte unterschiedlicher nicht sein könnten, das ist in keiner Weise nachvollziehbar. Vor allem verharmlost es die Ursachen für die Naziherrschaft. Die Machtergreifung der Nazis war nicht das Werk einer Jugendbewegung, sondern das einer Garde von Altvorderen, die die Weimarer Republik von Anfang an nicht wollten.“

Rolf Ahrens aus Kempen meint:

„Es war schon immer ein schwieriges Unterfangen, politische Ereignisse oder gesellschaftliche Entwicklungen nach 1945 mit dem Nationalsozialismus zu vergleichen. Götz Aly ist nicht der Erste, der sich dabei verhebt. Es ist ein Privileg der Jugend, gegen die Erwachsenengeneration aufzubegehren, entwicklungspsychologisch sogar eine Notwendigkeit. In der Familie ist es die Pubertät der Kinder, in der Gesellschaft die idealistische Revolte der Jugend. Dafür gibt es nicht nur in der deutschen Geschichte zahlreiche Beispiele, auch dafür, dass dabei mancher Unsinn gesagt und gemacht wurde. In der historischen Bewertung einer Jugendbewegung ist am Ende die Wirksamkeit auf die Gesellschaft entscheidend, und da sind die Unterschiede zwischen den Nazis und den 68ern evident: dort die staatlich verordnete und von der Gesellschaft getragene Liquidierung von Millionen Menschen, hier das antiautoritäre Verstören des Establishments und nicht zuletzt die Initiierung der Aufarbeitung eben des bis dahin verdrängten Nationalsozialismus.“

Und dann hab ich noch Roland Müller aus Frankfurt für euch?

Angeregt durch den Vergleich von Herrn Aly bin ich gerade dabei nachzuweisen, dass Herr Dabbelju Bush der legitime Nachfolger Mahatma Ghandis ist. Vier eindeutige Beweise besitze ich bereits. Beide sind Männer, beide sind klein, beide leben in einem zahlenmäßig großen Volk und beide wollen nur den Frieden. Das müsste bereits für einen Abdruck reichen. Anhand Alys Vergleichsmethodik werde ich als nächstes Projekt den Nachweis führen, dass der Papst und der Teufel ein und diesselbe Person sind. Das ist einfach und verspricht viel Kohle.

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142 Kommentare zu “Als Kronzeuge ausgerechnet NSDAP-Kiesinger

  1. Ich kann mich Jörg Sternberg, Hans-Peter Piepho und Rolf Ahrens nur anschließen. „Obszön“ ist das richtige Wort für die Geschichtsklitterung, die Aly hier betreibt. Die Art, wie er ganz offensichtlich die 68er Studentenbewegung diffamieren will, rückt ihn in meinen Augen bedenklich in die Nähe jener konservativen Kreise, von denen Piepho spricht: denen allzuviel Demokratie suspekt ist.
    Ich kann die 68er Bewegung in ihren Folgen nämlich durchaus nicht als „belanglos“ ansehen. Sie hat meiner Ansicht nach ganz erheblich zur demokratischen Entwicklung der Bundesrepublik beigetragen!

  2. Ich bin wirklich nicht gewillt mich auch nur zwei Sätze lang mit dem von Götz Aly eingestandenermaßen einzig aus einer nicht näher erläuterten Form der Totalitarismusdoktrin aus dem Kalten Krieg – „Theorie“ möchte man das gar nicht mehr nennen – entwachsenen Äußerungen bezüglich angeblich relevanter Parallelen zwischen den ns-treuen Studenten des Jahres 1933 und der linken Studentenbewegung des Jahres 1968 in der BRD argumentativ auseinanderzusetzen.

    Was immer Herr Aly meinen wollte, die Frankfurter Rundschau erklärt es jedenfalls selbst in zwei – von ihren zuarbeitenden Bildunterschriftenmachern gefertigten – entlarvenden Bildunterschriften:

    Unter dem Bild eines NS-Studenten steht, scheinbar objektiv und neutral: „Für andere Hochschulen: Kundgebung von NS-Studenten vor der Universität in Berlin“. Darunter wird ein Bild des demonstrierenden Rudi Dutschke mit der niederträchtigen Unterschrift „Ähnliche Ziele: Rudi Dutschke (Mitte) bei einer Demonstration im Februar 1968“ geziert. Dumpfer geht`s nicht.

    Bei aller möglichen Kritik an der 68er-Studentenbewegung kann man ihr aber keine auch nur entfernt ähnliche Ziele wie den Nationalsozialisten unterstellen, es sei denn man bewegte sich auf der oberflächlichsten – man verzeihe mir den falschen Superlativ – aller möglichen Ebenen der bloßen Beschreibung, die sich am Begriff des „Etwas anderes wollen“ festmachte. Aly vermeidet es bezeichnenderweise, das jeweils entscheidend Andere bei beiden Gruppen als eben nicht vergleichbar zu benennen. An dieser Stelle noch: Bei aller Ehre, aber auch Alys Kronzeuge ,Horkheimer, könnte irren, bzw. von Aly schlicht mißverstanden worden sein. Belegen tut Aly hier jedenfalls nichts.

    In der Welt vom 16. Juli 2005

    (s.: http://www.welt.de/print-welt/article682726/Explodierender_Hass.html)

    hat Aly dieselbe haltlose These übrigens schon mal aufgetischt. Die von ihm genannte Studie von Kraushaar beshäftigt sich übrigens einzig mit einem verrirten Menschen, der im Umfeld von Kunzelmann 1969 einen mißglückten Bombenanschlag in einer Berliner Synagoge verübt hat. der muß jetzt als Kronzeuge für den angeblich allgemeinen Antisemitismus der 68er im Besonderen und die Verworfenheit des Sozialismus im allgemeinen herhalten. Eine aufschlussreiche Rezension des im März erscheinenden neuen Buches von Aly „Unser Kampf – ein irritierter Blick zurück auf das Jahr 1968“, für das hier offensichtlich auch indirekt Werbiung getrieben werden soll ist zu finden unter

    http://www.jungewelt.de/2007/12-20/015.php

    Der Niedergang der neuen FR demgegenüber ist unübersehbar. Die im Augenblick greifbar gemachten FR-Ausgaben von 1968 geben jedenfalls auch zu diesem Thema ein wesentlich intelligenteres Bild ab, als es uns die gegenwärtige FR präsentiert. Die o.a. aktuellen Leserbriefe können die verantwortlichen Redakteure, wie den Autor nur beschämen.

  3. Luxemburg, 30.01.08

    Betr.: Leserbrief zur Dokumentation „Die Väter der 68er“, FR, 30.1.08,S.19-22

    Goebbels – „Vorgänger“ der 68er?

    Man traut seinen Augen nicht: Zum 75. Jahrestag der „Machtergreifung“ ein seitengroßes Bild der Bücherverbrennung 1933. Überschrift: „Die Väter der 68er“. Darunter: „1968 richtete sich die Wut der Studenten gegen die Springerpresse“ (FR, 30.1.08, S.20/21). Nichts von der systematischen Hetze (mit blutigen Folgen) einerseits, gegen die sich deren Wut richtete, nichts von der kritischen und pazifistischen Gesinnung andererseits, die 1933 symbolisch verbrannt und bald auch körperlicher Vernichtung überantwortet wurde. – „Bloß“ ein schreckliches Versehen? – S.22 zwei weitere Bilder. Darunter: „Kundgebung von NS-Studenten“ und „Ähnliche Ziele (!): Rudi Dutschke bei einer Demonstration im Februar 1968“. Und im Text jagt eine Analogie die nächste. Forderungen nach Studienreform werden zum Beleg nazistischen Denkens: „Wie die späteren 68er drängten ihre Vorgänger (!) auf die gesellschaftliche Relevanz der Studiengänge.“ Und: „Ähnlich wie später Dutschke forderte Goebbels sein akademisches Publikum zur Bildung revolutionärer Bewusstseinsgruppen auf.“ (S.21). – Und all das in der Frankfurter Rundschau! Autor: Götz Aly, „Holocaust-Forscher“, „ausgezeichnet“ mit „dem Heinrich-Mann-Preis“ und dem „Bundesverdienstkreuz“!
    Ich war als Lehrer einer Europäischen Schule 10 Jahre lang von Kollegen anderer Länder mit Forderungen nach „gesellschaftlicher Relevanz der Studiengänge“ konfrontiert. Und in Frankreich wimmelt es an „revolutionären Bewusstseinsgruppen“, nicht nur an der Universität. – Sind wir in Europa von lauter Goebbels-Nachfolgern umgeben? –
    Wohl gemerkt: Die 68er Bewegung muss sich viele kritische Fragen gefallen lassen, allen voran die, wie ein Teil von ihr in Terrorismus abgleiten konnte. Fragen, die sich ausschließlich im historischen Kontext beantworten lassen. Formale Analogien und Verallgemeinerungen aber, vor allem Nazi-Vergleiche, die Inhalte und historische Kontexte ausblenden, werden zu plumper Demagogie. Nazis, das ist bekannt, waren Meister im Gebrauch und Missbrauch „wissenschaftlich“ begründeter Analogien und Verallgemeinerungen: Rassen-Ideologie, Sozial-Darwinismus u.a. Ich überlasse es Herrn Aly, aus Analogien zu seiner „wissenschaftlichen“ Methodik entsprechende Schlüsse zu ziehen.
    Werner Engelmann, Luxemburg

  4. Auch die Mitarbeit am Fritz Bauer Institut schützt vor Torheit nicht und erstaunlich ist, zu welch verkürzter Sicht ein „Wissenschafler“ fähig ist und für einen langjährigen FR-Abonnenten (wie lange noch?) peinlich ist, daß so etwas dann ausgerechnet in der FR, naja es ist die neue FR, veröffentlicht wird.

  5. „strukturelle analogien“, das hast du schön gesagt, bronski.
    und wie das klingt „welche leserbriefe mir der artikel beschert hat“

    das ist eine riesen suaerei was die FR da gedruckt hat und steht im allgemeinen kontext, der in der bundesrepublik derzeit gefahren wird, nämlich die totalitären systeme von links und rechts über einen kamm zu scheren und weil wir ja nun endlich ein denkmal für die ermordeten europäischen juden haben, brauchen wir all der millionen andere, sinit, roma, homosexuelle, kommunsiten, psychisch kranke, anarchisten, all derer brauchen wir nicht mehr zu gedenken.
    nein wir wollen dann gleich mal ein vertriebenen denkmal (in nürnberg wo der bayerische mininisterpräseident seit jahrzehnten die heimatvertriebenen empfängt, steht schon eines!) errichten.

    in bayern wollen sie jetzt das demonstrationsrecht aushöhlen mit hinweis auf die rechten, greifen soll es aber vorrraussichtlich vornehmlich bei den linken.
    dass man bald nicht mehr gegen die extreme rechte kämpfen muss, versetht sich von selbst, weil die rechte mitte diese republik mit hilfe solcher artikel, wie soeben in der FR erscchienen, die republik sanft und leise nach rechts drehen, sod ass die extrmene rechten eh bald überflüssig sind.

    ganz nebenbei wird dann auch noch europa umgebaut, alles immer zentralistiscxher und auch hier wird im parlament mit dem argument den extremen rechten begegnnen zu wollen, die demokratie ausgehölt.

    bronski, hebel und wie sie alle heissen, sollten sie weithin solche artikel verbreiten, dürfen sie in zehn jahren wahrscheinlich froh sei, wenn sie ihrer journalistischen tätigkeit gerne noch so irgendwie nachgehen dürfen.

  6. Genau das tut weh an jeder Diskussion:
    Daß man von irgendwelchen Köchen und Kellnern in denselben Topf mit ein paar überdrehten radikalen Hanseln geworfen wird und flugs daraus eine Generationsbewegung gemacht wird.
    Was noch fehlt ist der Hermann- Autobahn-Quark und eine Parallele zur „Generation Golf“.

    Radio Eriwan läßt grüßen.

  7. Korrektur zu #6

    statt „Köchen“ muß es „Aufrührer“
    statt „Kellner“ muß es „Zuträger“ heißen.

    Ich will ja keine Berufe diskretitieren.

    S.i.T. ? (Wo rennt der wieder rum?)

  8. @ Werner Engelmann

    Sie greifen der Veröffentlichung Ihres Leserbriefs vor, aber das ist natürlich okay. Schauen Sie morgen in die FR.

    @ ka

    Nun mal immer halblang. Ich bin nicht verantwortlich für die Veröffentlichung des Texts, und wenn ich gefragt worden wäre, hätte ich gegen eine Veröffentlichung votiert. Ich bin nur der Leserbrief-Redakteur. Alles klar?

  9. Zur „Väterdiskussion“ muß ich noch was sagen:

    Mein Großvater, Vater,ich und mein Sohn fielen und fallen nicht auf solchen ideologischen Blödsinn rein, wie ihn die Nazis und viele Andere davor verbraten haben.
    Vielleicht waren die 33er ja die Väter der 66er oder 65er? Oder gar der 64,5er?

    So einen undifferenzierten Blödsinn habe ich lang nicht gelesen.

  10. Der Artikel von Götz Aly hat mich sehr verstört. Und die Aufbereitung der FR auch! “Die Väter der 68er” und darunter dieses Bild des Studenten mit der Hakenkreuzfahne. Das ist unseriös! Ich bin keine Historikerin, aber ich habe mich mit der deutschen Vergangenheit intensiv auseinandergesetzt. So unkommentiert wie die FR den Beitrag von Herrn Aly veröffentlicht hat mit der entsprechenden Bebilderung geht das nicht. Von der FR erwarte ich mehr. Vor allem für die junge Generation, die als neue Leserschaft eingefangen werden soll. Die sollte man nicht mit so suggestiven Bildern einfangen wollen. Sondern zu kritischen Lesern heranziehen. Ein guter Journalismus hat auch einen Erziehungsauftrag. Ansprechend für Jüngere aber nicht reißerisch. Wenn die FR den Dreh nicht findet, wie man sachlich aber interessant bleibt, dann kündige ich auch, obwohl mir das Zeitungssterben das Herz zerreist!

  11. mütter, väter, töchter, söhne haben/hatten meist was miteinander zu tun- eine gemeinsame persönliche geschichte, die jedem bei seinem handeln – auch durch abgrenzung/umkehrung – beeinflusst. Aber was herr aly daraus für zusammenhänge konstruiert ist comic-haft. Die aufmachung in der FR finde ich fast schlimmer und gibt mir zu denken – was treibt die um!?

  12. Ich finde es tröstlich, dass Alys pseudowissenschaftliches Pamphlet solche auch sehr gehaltvolle Reaktionen hervorgerufen hat. Ich möchte da nur noch hinzufügen, dass Aly (den ich vor allem in seiner Zeit als TAZ-Redakteur sehr geschätzt habe) seine eigene wissenschaftliche Arbeit entwertet. Der Artikel offenbart ein Muster seiner Vorgehensweise, die eher die Methode eines Verschwörungstheoretikers oder eines Erich Däniken ist als die eines seriösen Historikers: Eine These wird aufgestellt und dann werden dafür gnadenlos und zwanghaft Belege gezielt aus ihren Zusammenhängen gerissen.
    Dabei wäre eine vor allem psychologische Untersuchung über Zusammenhänge zwischen Eltern- und Tätergeneration und der Protestgeneration durchaus wichtig (In Ansätzen auch schon längst vor Aly geleistet).
    Ein Argument möchte ich dennoch ergänzen: 68 war eine internationale Jugendbewegung. Haben die Studenten in Berkeley, in Paris und anderswo alle nur von den deutschen Nazis gelernt? Ich denke, allein dieser Aspekt zeigt, wie unsinnig Alys Konstruktion ist.
    Gerhard Gräber, Karlsruhe

  13. Bisher schätzte ich Aly als seriösen Historiker – in der Gleichsetzung der 68-er Bewegung mit den braunen Horden der NS Zeit bedient er nun beliebte Klischees gewisser gesellschaftlicher Gruppen, wie Sternberg zu Recht unterstreicht, in obszöner Weise. Auch der von ihm bemühte Kronzeuge, der seine Rolle in der Nazizeit gern herunterspielte – als Hilfsreferent wohl auch nur Hilfsnazi – zeigt, in welche Richtung diese unsägliche Schrift weist. Die wissenschaftliche Reputation von Aly dürfte mit diesem Machwerk erledigt sein.

    Dass die FR den Vorabdruck einer solchen, beschämenden, Schrift veröffentlicht, mag durchgehen. Sehr bedenklich stimmt mich der Umstand, dass die Veröffentlichung kommentarlos erfolgte. Es entsteht der Eindruck, dass sich die Redaktion mit Alys Thesen identifiziert, was im Hinblick auf den von Widmann im Vorjahr verfassten Verriss der 68-er („Alle reden vom Wetter …“) leider nicht ausgeschlossen werden kann. Ich sehe darin eine weitere Ungeheuerlichkeit, die der Klarstellung bedarf.
    Michael Woelbert, Marburg

  14. @ 13.Michael Woelbert

    Sie schrieben: „Ich sehe darin eine weitere Ungeheuerlichkeit, die der Klarstellung bedarf.“

    Die FR ist hier während der vergangenen ca. acht Monate von mehreren Bloggern des öfteren um Klarstellung zu Ihrer Berichterstattung, bzw. zum neuen Kurs der FR gebeten worden. Darauf ist man – weder im Blog noch im Blatt selbst – inhaltlich je wirklich eingegangen, wenn die Kritik nicht als überhaupt ungerechtfertigt zurückgewiesen wurde. Ich für mich, habe die Konsequenzen gezogen.

    Klarer geht`s nicht.

    Bezüglich unseres Themas kann ich Ihre Einschätzung nur bestätigen.

  15. Der Ansatz, also die These die Aly aufstellt, finde ich mutig. Natürlich kann man, auch im kritischen Journalismus und auch in einem linksliberalen Blatt wie die FR es ist (war), eine zunächst zweifelhafte These aufstellen und versuchen diese zu untermauern – oder man stellt in seinem Essay fest, dass sie nicht zu untermauern ist. Keine Frage, es ist definitiv gewagt. Auch der Gedanke, Väter-Sohn-Beziehung, zwischen 33 und 68 herzustellen, ist interessant und hab ich bisher selten gelesen. Wo ich jedoch allen Kritikern recht geben muss und will, ist, dass die Analogien die der Herr Aly herstellt, völlig aus der Luft gegriffen sind. Ich bin zu jung um mich in die 68er reinversetzen zu können. Das Aufbegehren gegen (scheinbar) Altem kann ich jedoch nachvollziehen. Ich glaube, dass fast jeder Jugendliche irgendwann eine Bestandsaufnahme durchführt und feststellen muss, dass die Welt um ihn herum nicht gut ist – oder nicht gut genug. Die Jugendlichkeit macht doch aus, die eigene Kraft und Dynamik zu nutzen, um etwas ändern zu wollen und können. Das ist eine Analogie die ich auch herstellen kann. Das verbindet sicherlich 68 und 33. Aber die vollkommen unterschiedlichen Ziele beider Generationen erlauben keine weiteren Vergleiche. Das trifft übrigens auch auf die Mittel zu. Die 33er-Generation war gedanklich vom Völkischen, Nationalistischen und Antisemitischen verblendet. Durch die inhaltliche Vorarbeit der Studentenverbindungen und Burschenschaften. Die 68er waren ein weltweites Phänomen und lassen sich nicht auf Deutschland allein runterbrechen. Beispielsweise der Prager Frühling: Sozialismus mit menschlichem Antlitz, die Hippie-Bewegung, Free Speech Movement. Ich finde beim besten Willen keine Vergleiche mit 33.

    Die Aufmachung des Artikels in der FR war echt übel.

  16. Zitat:
    Er (Aly) ist der typische Außenseiter, nur würde ich trotz all seiner Leistungen ein Votum gegen ihn einlegen, wenn es darum ginge, ihm eine Professur anzutragen. So jemanden darf man nicht auf Studenten loslassen. Er ist nicht seriös genug.“

    – Hans-Ulrich Wehler, 2005

  17. Leider habe ich meinen Leserbrief nicht gleich abgeschickt. Vieles von dem, was mir zu Götz Aly eingefallen ist, haben bereits andere Leser geschrieben. Aber der eine oder andere neue Gedanke ist vielleicht doch dabei.
    Die Söhne waren auch nicht besser als die Väter – 1968 = 1933; auf diese erschreckend schlichte Formel lassen sich die intellektuell erschreckend schlichten Auslassungen von Götz Aly zu den „Vätern der 68er“ bringen. Kronzeugen für diese Behauptungen sind ausgerechnet die Herren Kiesinger, Fest und – sozusagen als linkes Feigenblatt – Richard Löwenthal. Dass die Generation der 68er zur geistigen Radikalität und zur radikalen Aktion neigte, dass sie sich daher mit der Staatsmacht anlegte, dass sie ihre eigene Bedeutung überschätzte, diese Feststellungen reichen Götz Aly, um die 68er mit der Vätergeneration von Studenten, die Hitler als Steigbügelhalter dienten, in einen Topf zu werfen. Aber treffen die gleichen Feststellungen nicht auch auf die Studentengeneration des Wartburgfestes, des Hambacher Festes und der 1848er Revolution zu? Dass junge Leute, die keine Pensionsansprüche und Eigenheime zu verlieren haben, zu radikaleren politischen Haltungen kommen können als ihre Väter, ist ein einfacher sozialpsychologischer Mechanismus, der die von Götz Aly gezogenen Schlüsse in keiner Weise trägt. Entscheidend ist doch, welche Haltungen das sind und welche Ziele dabei verfolgt werden und ob es die richtigen Haltungen und Ziele sind. Und da fällt Götz Aly nur ein, dass die 68er einfach den Internationalismus „an die Stelle des extrem schuldbehafteten Nationalismus der Eltern“ gesetzt hätten. Dass damit eine Ablehnung von Rassismus und Unterdrückung einherging, während die Vätergeneration gerade Antisemitismus, Rassismus und die Unterjochung von „rassisch Minderwertigen“ auf ihre Fahnen geschrieben hatte, dass Demokratisierung der Hochschulen und der Gesellschaft – in der damaligen Bundesrepublik, die geistig noch allzu tief der braunen Diktatur und dem Antikommunismus des Kalten Krieges verhaftet war, dringend erforderlich – von den 68ern gefordert und gefördert wurde, während die 1933er Studentengeneration sich an Führerprinzip und Volksgemeinschaftsideologie festhielt, solche (und andere) fundamentalen Unterschiede lässt Götz Aly unter den Tisch fallen – sie hätten ja auch nicht zu seiner o.g. schlichten Formel gepasst.
    Roland Koch (wenn er denn FR liest) hat der Artikel sicher gut gefallen, die politischen Scharfmachen und Simplifizierer Franz Josef Strauß und Manfred Kanther hätten ihn als Munition gut gebrauchen können. Denn anders als Götz Aly sahen sie – richtigerweise – die Folgen der „68er-(Un-)Taten“ keineswegs als belanglos. Die Anti-Atomkraft-Bewegung, die Friedensbewegung, die Grünen, bekennende Homosexuelle in der Politik – all das sind Folgen von 68 und für unsere politische Kultur zum Glück alles andere als belanglos.

  18. A new Star ist born, das Parallel-Universum des Götz Aly

    In meinem persönlichem Umfeld habe ich schon manche krude Abrechnung eines Alt68ers miterlebt, aber was Götz Aly vorlegt, schießt den Bock ab: Geschichtsdeutung als psychologisierendes Generationenprojekt!
    Er schlägt darauf ein, daß die „Bewegung“ und ihre Realität in tausend Teile zerspringen, klaubt sich eine Scherbe aus dem Haufen und will damit alles erklären. Wie kann es kommen, daß nach über einem halben Jahrhundert ein gefeierter Historiker dem Populismus der Nazis derart auf den Leim geht und ihre jugendlichen Überschwang-Zitate zum Ausgangspunkt einer auf ernst angelegten Analyse macht? Dann eine Parallelitäten-Orgie im Stil einer schlechten Erstsemester-Arbeit mit Analogieschlüssen, die an positivistischer Formelhaftigkeit nicht zu überbieten sind. Die eher satirischen Leserbriefe hierzu sind die angemessene Ebene.
    Was ich zunächst, auch persönlich, als beleidigend empfand, läßt mich aber politisch und intellektuell erschrecken: Wenn man Rabehls „Grausen“ über die Rentner in Eins setzt mit dem Rassenwahn der Faschisten und dessen furchtbaren Folgen. Aus Alys Darlegung folgte: Wären die 68er erfolgreich und keine „Farce“ gewesen, hätten sie wohl genauso gehaust wie die Nazis. Dies ist nur erklärbar auf dem Hintergrund, daß im letzten Jahr die RAF stellvertretend für alle 68er inthronisiert wurde: ein mediales Großereignis. Die RAF ist tatsächlich gescheitert, vollständig – und das ist gut so. Gab es doch schon damals, in der „Bewegung“(!) übrigens, genügend Kritik an ihrem politisch abgehobenen, intellektuell verwirrten und moralisch verwerflichen Konzept.
    Mich erinnert Alys Analyse fatal an die Islam-Debatte. Da werden ähnliche Konstrukte gezimmert: Das Teil wird fürs Ganz genommen, man sucht sich das schlimmste Schreckgespenst aus, das man als „den“ Islam vorführt und bedient sich dabei der Selbsteinschätzung selbsterwählter Führer.
    68 ist nicht monolithisch deutbar. Charakteristisch war die Heterogenität eines gesellschaftlichen Aufbruchs, waren Inhalte. Aly wettert gegen Totalitarismus und legt doch eine totalitäre Analyse vor, erlaubt es sich bei seinen Analogien vom Inhalt abzusehen. Beinahe verschämt im zweiten Absatz zu Schlüsselbegriffen „System“ und „Bewegung“: „…wenn auch mit unterschiedlichen Argumentationen“. Ein schwarzes Loch der Geschichtswissenschaft! Er soll seinen nächsten Beitrag bitte der Titanic anbieten, die FR ist zu schade dafür.

    Alex Kunkel, Essen,
    Jahrgang 1952
    Alt68er

  19. Kluge Kommentare, die deutlich werden lassen, dass viele Leser der FR mit der inhaltlichen Entwicklung der Zeitung nichts mehr zu tun haben wollen. Ich war schockiert über die graphische Aufmachung, über die Tatsache, dass ein solcher Text ohne jede Kommentierung abgedruckt wird. Nein: dass er überhaupt abgedruckt wird! Dieser Text hat mit wissenschaftlicher Arbeit nichts gemein! So endet also ein 30jähriges Abonnement!
    Manfred Merk

  20. Muß ja zugeben, gewundert hat es mich – Überschrift und Bild dazu. Aber gelesen habe ich es nicht, weil mir das Thema zum Hals raushängt – ehrlich. In NRW fangen sie nun an Comics zu stricken… wer es braucht. Ich brauche jedenfalls keinen ständigen Fingerzeig. Das die 68er Bücher verbrannt, zum Mord (u.a. in Heidelberg) aufgerufen haben, sollte auch nicht unter dem Tisch gekehrt werden. Koscher waren viele jedenfalls nicht, was ich so in Erinnerung habe. Deswegen wehre ich mich auch, so gegen diese Glorifizierung der 68er.

    Bücherverbrennung – Mordaufruf… und tschüß liebe Genertation.

  21. Noch ein Nachtrag: Gejuckt hat es mich ja gewaltig in den Fingern, diesen Beitrag in ein Forum zu setzen, weil dort paar der Meinung sind (wenn ich die schweigende Mehrheit dazurechne sind es ganz viele), daß die Studenten in jener Zeit die Einzigen waren, die gegen den Österreicher waren und sich formiert haben… das Forum hat Googleranking: 5

    Hat vielleicht nix direkt damit zu tun, aber was hierzulande für ein Müll verbreitet wird, da können solche Artikel zur Aufklärung dienen.

  22. Noch ein Nachtrag: Lieber Herr Bronski, ich hoffe nicht, daß die FR die Hälfte wegläßt, bezüglich der „Studentenbewegung“. Das was UM publizierte, weswegen die straße zum Mittelpunkt werden sollte (Stichwort Bambule), hat die wenigsten interessiert. Ich bin ein Zeitzeuge hinter Gittern gewesen, habe erlebt, was diese Scheinheiligen im Hinterkopf hatten, im sinne führten… Sonnenfreunde unter roten Fahnen Also, nichts auslassen, gelle? 🙂

  23. Vor einiger Zeit las ich Götz Alys interessantes Buch „Hitlers Volksstaat“. Aber seinen Artikel in der FR empfand ich unsäglich banal.
    Eine Gleichsetzung von zwei so unterschiedlichen politischen Bewegungen wie Nationalsozialsmus und 68er-Revolte halte ich für eine Zumutung.

    Es gibt zahllose autoritäre Tendenzen in der Weimarer Republik, die zur nationalsozialistischen Diktatur führten. Der Hauptteil davon waren Ewig-Gestrige, die die demokratische Republik von Anfang bekämpften, z.B. Freicorps, Militärs, Adelige, Monarchisten, Deutschnationale und Antisemiten. Diese ganzen Reaktionäre hatten doch mit einer Jugendrevolte überhaupt nichts im Sinn. Nazis und ihre Vorläufer begaben sich dabei nie besonders in Widerspruch zu einer Gesellschaft, die voll von solchen autoritären Strömungen war. Des Jugendkults konnten sich die Nazis dann genauso bedienen wie diverser anderer Regungen innerhalb der Gesellschaft. So gab es auch einen Mutterkult, ohne daß Frauen in dieser Zeit gleichberechtigt waren.

    Der gewaltige Unterschied ist auch, daß Leute, die Anfang der 30er Nazis wurden, Karrieristen waren (z.B. Alys Kronzeuge Kiesinger). Diese Karrieristen traten einer Partei bei, die gezielt Krieg und Holocaust vorbereitete. Selbst danach konnte ein Großteil dieser Karrieristen sicher sein, in Wirtschaft, Justiz, Medien und Politik weiter sicher im Sattel zu sitzen.

    Dagegen konnten die 68er mit sozialistischen, kommunistischen, anarchististischen oder pazifistischen Vorstellungen wohl kaum irgendwo Karriere machen. Planten sie Beutekriege? Wollten sie halb oder ganz Europa unterjochen? Forderten sie die Ausrottung bestimmter Rassen? Da sitzt eben der große Unterschied!
    Natürlich waren die 68er hauptsächlich gar nicht antiautoritär, wie heute oft fälschlicherweise behauptet wird. Im Gegenzug unterstellt Aly ihnen eine Bereitschaft zu einer Art Generationendiktatur.

    Vollends danebengeraten ist der Artikel, wenn es um Rudi Dutschke geht. Dutschke war eben kein durch-und-durch autoritärer Denker – und auch nicht die einzig wichtige Autorität der 68er. Er kannte den DDR-Sozialismus, den er verachtete, protestierte auch gegen den Einmarsch der UdSSR in Prag und hatte außer marxistischen auch christlich-pazifistische Einflüsse. Nicht zufällig landete er Jahre später, von seinem Attentat nie richtig genesen, bei der frühen grünen Partei.

  24. Guten Morgen

    Dagegen konnten die 68er mit sozialistischen, kommunistischen, anarchististischen oder pazifistischen Vorstellungen wohl kaum irgendwo Karriere machen. Planten sie Beutekriege? Wollten sie halb oder ganz Europa unterjochen?

    Vielleicht nicht in der vollkommenden Vollendung wie ihre Generation zuvor, aber soll mal keiner glauben, die sind mit einem Heiligenschein um die Häuserblöcke gezogen.

    Ich kenne noch die Sprechchöre Ho-Ho-HoChiMinh, die Geballte Faust, der Ruf nach Mao und die Abbildnisse von Che, nicht nur auf T-Shirts. Und überall läuft mit diesen Symbolen der Bewegung der Tod mit. Seltsam, nicht wahr?

    Und natürlich war diese Bewegung von der Stasi unterwandert, vieleicht auch gesteuert worden… *hustet*

    Und wer von den 68er hat dennoch Karriere gemacht? Allen voran Josef 😉 Auch seltsam, nicht wahr? Die Geschichte wiederholt sich aus vielen Ecken betrachtet.

    Ich wünsche allen ein schönes erholsames Wochenende.

  25. vielleicht noch für jene in diese Richtung etwas:

    Ein guter Journalismus hat auch einen Erziehungsauftrag. Ansprechend für Jüngere aber nicht reißerisch. Wenn die FR den Dreh nicht findet, wie man sachlich aber interessant bleibt, dann kündige ich auch, obwohl mir das Zeitungssterben das Herz zerreist!

    Es mag vielleicht sehr gewagt von der FR gewesen sein, aber auf den Punkt gebracht: Die Studentenbewegung verbrannte Bücher, kennzeichnete Häuser, schmierte Mordparolen an die Wände. Und das hat mich an den Aufhänger der FR erinnert. Es zählt das Ziel mit diesen Aktionen. Vom Gedankenwerdegang waren sie kein Deut besser, wie jene vor ihnen. Das darf und soll nicht unter den Mantel des Schweigens gekehrt werden, gar in Vergessenheit geraten, damit die 68er-Glorifizierung einschl. „Gib mir das Gefühl zurück“ schön verpackt allen weitergereicht werden kann – wie bisher.

    Und die FR ist nicht das Sprachrohr einer politischen Gesinnungsbewegung. Sie soll und muß andersdenkende Aspeckte einer Zeit aufarbeiten, diese beleuchten. Von ungefähr, aus dem Nichts, kommen solche Bilder nun auch nicht, ob das nun einem gefällt oder nicht. Glorifiziert ist ja reichlich genug worden, soll die FR mal leuchten, in die dunklen Ecken, wo niemand hinschauen will oder von diesen Ecken nichts weiß.
    Mir gefällt auch einiges hier nicht, dennoch schaue ich immer wieder rein, warum wohl? Vielleicht weil ich gelernt habe andere Aspekte mir anzuhören, durch den Kopf gehen zu lassen ohne denjenigen gleich in die Wüste zu schicken. Gegenteiliges Verhalten findet man wo? Jo, auch bei den 68ern… 😉

  26. Zu derartigen historischen Vergleichen hat Robert Musil mal was geschrieben, das Oswald Spengler galt aber auch auf Alys FR-Text anzuwenden wäre:

    „Es gibt zitronengelbe Falter, es gibt zitronengelbe Chinesen. In gewisser Weise kann man also sagen, der Falter ist der geflügelte mitteleuropäische Zwergchinese. Falter und Chinese sind bekannt als Sinnbilder der Wollust. Zum ersten Mal wird hier der Gedanke an die noch nie beachtete Übereinstimmung des großen Alters der lepidopteren Fauna und der chinesischen Kultur gefasst. Dass der Falter Flügel hat und der Chinese keine ist nur ein Oberflächenphänomen!“

  27. Zitronenfalter

    Erinnert mich irgendwie an den Vergleich Angela Merkel meets Haubentaucher…

    Und wie man erlesen kann, Unterkategorie Gelblinge. Waren es nun Gelblinge oder Gelflinge die den Hüter der alten Werte einen Streich spielten? Gelflinge, waren es, die den Cinesen auch irgendwie ähneln, von den Ohren, den Wesenzügen, ach, dem Rest auch, abgesehen.

    Und in meinem Kulturkreis gilt der Falter, auch der Nachtfalter, nicht als Sinnbild der Wollust. Welch ein Unflug da als Vergleich hereingeflattert kommt.

    Bei den Chinesen… naja, weiß ich nun nicht. Trau keinem „Schlitzauge“, sie sind Meister der Tarnung. 😉

  28. Für eine Zeitung die Zuschriften anlockt, wie die von S.i.T. in diesem Blog, oder es für nötig hält nach all den fundiert kritischen Zuschriften eine plumpe Apologie auf Aly in Form des Leserbriefes des Herren Christian Voigt aus Berlin („Rentner nach Madagaskar“) in der heutigen Print-FR abzudrucken, für die braucht einem in der heutigen Zeitgeist- und ihm entsprechenden Presselandschaft offensichtlich nicht bange sein.

    Mir aber kann bange vor ihr werden.

  29. @28. S.i.T.:“Bei den Chinesen… naja, weiß ich nun nicht. Trau keinem „Schlitzauge“, sie sind Meister der Tarnung. ;-)“

    Regeln

    3. Die Redaktion akzeptiert keine Kommentare, die zu Straftaten auffordern, frauen-, fremden- oder anderweitig menschenfeindlich sind.

  30. Ach wissens lieber 68er, wie gut, daß sie nicht die Auswahl treffen müssen, denn das würde ja ein recht einseitiger Dialog werden. Seien sie also froh, das es meinesgleichen gibt, die FR auch einer minderbemittelten Schicht der Republik das Wort einräumt, niemand würde sonst in Ihrer Wehmut aufmunternd auf die Schulter klopfen. Sie wäre ein Nichts, hier sind sie der 68er, dem es Angst und Bange (nicht der aus Hanau) vor dem Morgen wird – wie eh und jeh, seit die 68er vorbei sind. Also, so gesehen, nicht Neues an der Front. Nur das Heulen und Klappern der ewig Gestrigen.

    Und wir kommen der Sache wieder ganz nah. ’s kribbelt schon 🙂

  31. @ 29, 68er: tut mir leid, da war ein Zeichen, habe ich vergessen das dies für WP ein Codeschniupsel ist, der kommende Passagen versteckelt.

    Also nochmal 😉

  32. Wie erklärt man einem ImaNewbie Anführungsstrichelchen und Smileys? Pfeile funbktionieren nicht… blödes WP *grummelt* Nur Noobs unterwegs

  33. Sehr geehrter Herr Bronski ,

    daß die FR vier ganze Seiten – die ich auch noch bezahlen muß! – für diese unbeschreiblich üble Aly-Hetze zur Verfügung stellt, ist der Gipfel – richtig: der bisherige Tiefpunkt im Niedergang der ehemals liberalen Frankfurter Rundschau. Nicht 1968, aber kurz danach abonnierte ich diese Zeitung. Bis heute, jetzt ist endgültig Schluß: Das muß ich mir nicht länger antun. Die FR hat sich jetzt von mir damit verabschiedet.

    Wenn diese Schmähschrift die Richtung vorgibt, in der die FR im 40. Jubiläumsjahr die gesellschaftliche Bewegung diskutieren will, deren Zeitung sie in weiten Teilen einmal war, dann gute Nacht.

    „Die linken Studenten sind kaum besser als die Nazis“ – so tönte es damals, und seitdem immer wieder, aus den rechten Ecken. Nun präsentiert es auch die FR, und liefert, über diesen Götz Aly, auch noch den Altnazi Kiesinger dafür als Zeugen. Noch mit dem Bedauern: Schade, daß Kiesinger nicht öffentlich öfter gesagt hat, was er wirklich dachte. Schlimmer geht es kaum noch.

    Seit über zwei Jahren ist die Frankfurter Rundschau schlechter geworden: Schlechter recherchiert, schlechter redigiert, voller grammatikalischer und orthografischer Fehler, daß einem schon beim Lesen schlecht wird, inhaltlich flacher … Abgesunken in weiten Teilen auf Boulevard-Niveau. Im Format kleiner – man ist nur noch am Blättern in der Hoffnung, etwas Lesenswertes zu finden. Und jetzt auch noch politisch rechts.

    Ende – schade.

    Mit freundlichen Grüßen

    Traugott S. Dienes

  34. Und zum Thema zurückkehrend:

    Auch das mit der globalen Protestwelle stimmt nur bedingt. Die Pariser standen wegen anderen Dingen auf der Straße, als später die Kommunen in Berlin. Ähnlichkeiten mit der letzten „Revolte“ sind rein zufällig, als es hier in Frankfurt hieß „Kommt, laßt uns Paris aufleben“, am Abend es in Frankfurt brannte. Von dem Grund, warum in jüngster Zeit die Pariser auf die Straße gegangen sind, davon sind hierzulande die Studenten noch meilenweit entfernt.
    Zu den 68ern: Die Rolle des SDS mit anschließendem Vietnam-Semester wollen wir doch auch nicht vergessen. Wer da was gesät hat… das kommt alles nicht von ungefähr, was Herr Aly da anfüht. Es war gut, daß er das schrieb. Ich werde den Artikel mir nun durchlesen – der Kaffee ist fertig.

  35. Ehrlich gesagt, ich verstehe die Aufregung nicht. Herr Aly hat ja nicht mal die paktizierte „Fahnenflucht“ erwähnt und die Saat „68er“ auch nur kurz angerissen. Ich verstehe aber, warum sich einige auf den Schlips getreten fühlen. Er hat aber Recht – Bücher brannten, Häuser wurden gekennzeichnet – da wohnt wer, anstecken – und Mordaufrufe an Häuserwände geschmiert. Und das waren nicht ein paar wirre Köpfe. Und nur einen Schritt neber links, sehe ich mich rechts wieder, auch das ist bekannt. Man darf auch gewisse Begebenheiten nicht ausklammern, Jahre weglassen und dann im April 1968 anfangen (gibt bestimmt auch ’ne Jubilee-Ausgabe, mit einem Leser 😀 (Vorsicht… da kommt Berlin nun durch)). Man darf aber auch nicht weglassen, was wiederum der gesamte Komplex „68er“ in der Gesellschaft auslöste. Aber weglassen, auslassen, ist nicht so gut, oder gar den Rezensator zu spielen – du bist würdig unter meinem Dach zu schreiben, entartetes Schreibwesen muß außen vor bleiben. (bewußt so geschrieben /me nun die Rüge erwartet)

    Ich weiß, in Athen durfte auch nur die Elite die neu entdeckte Demokratie praktizieren.

  36. die FR hat ihr format verändert -leider in jedem sinne. äußerlich teilweise zum vorteil. innerlich offensichtlich eher zum nachteil. (ich setze voraus, daß in der redaktion klar ist, für was die FR bisher in unserer zeitungslandschaft stand.) das belegt für mich der üble artikel von Götz Aly. mir ist schleierhaft, was die Verantwortlichen in der redaktion getrieben hat, diesen text in dieser weise zu veröffentlichen.
    politisch und , nebenbei bemerkt ,auch sprachlich wäre m.E. mehr sorgfalt bei der gestaltung der zeitung angebracht.
    wenn der schlamper-trend anhält, kann ich mir das FR-abo schenken.
    w.nordmann, pfarrer i.R.

  37. vielleicht so eine schreibe wie die ihre? sprachlich gewand voll in den Sand gesetzt, das täglich… bitte auch das letzte R in „r“, m.E. in m.e., das mit FR geht auch noch klein.

    warum erläutern sie nicht, warum der artikel übel ist? es brennen die bücher, die farbe ist noch feucht, wo zum mord aufgerufen wird, und an den türem sind immer noch die zeichen zu sehen… was ist mit dem vietnam-semester, der studentischen fahnenflucht nach berlin… es werden forderungen von der fr verlangt, die nicht mal die forderungssteller ansatzweise erfüllen.

    mit was soll das alles gerechtfertig werden? damit dem angekratzten 68er-ego die flower-power gesichtsmaske nicht vollends entgleitet?

    ich setze mich zu herrn aly, auch wenn es ihm vielleicht unangenehm ist.

  38. „Alle Fragen der Welt mit Hilfe nur einer Antwort lösen zu wollen, zeugt von einer Beschränkung des Geistes…“

    Wie sehr es in irgendwelchen (auch friedlichen) Kreisen um die „eine Antwort“ geht, kann man durch ein gutplatziertes „Nein“ selbst ausprobieren.
    Aber nur, wenn man schnell laufen kann.

    Wenn ein Einzelner nicht mehr der „herrschenden Meinung“ widersprechen kann, greifen die Thesen von Aly.
    Trotzdem: Ich lehne es ab, in eine amorphe Gruppe einsortiert zu werden, die bloß plakativen Wirkungen dient.
    Ich denke auch dann noch selbst, wenn ich wo mitmarschiere. Gegebenenfalls schere ich aus.

  39. @ sit

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  40. Wenn’s hier mal wieder nur darum geht,
    wer im Handstand höher an den Baum pinkeln kann,
    dann tschüß.

    So rieselt es nur auf die Handständler zurück.

  41. @ 7. BvG, @ 41. BvG

    „S.i.T. ? (Wo rennt der wieder rum?)“

    „Die Geister, die ich rief, die werd ich nicht mehr los“

  42. Und was soll das werden wenn das fertig ist?

    Warum bekommt keiner es hin, mir zu erklären, warum Herr Aly dermaßen falsch liegt?

    Warum sind damals alle nach Berlin? Es gab zwei, drei Gründe. Zu jener Zeit sind sie hier in Sachesenhausen am Schlachthof vorbei, auf dem Bürgersteig demonstrierend, an der Ampel die rot war, stehend bleibend und wartend bis diese grün zeigt. Und dann der Umschwung, Steine fliegen und das andere… und es war keineswegs nur die politische Klasse, gegen die sich diese Bewegung richtete. Auch Proffesoren traf es. Vor der roten Ampel stehend, wartend bis diese grün wird bis zur Auseinandersetzung mit der Staatsmacht muß was passiert sein.

    Die Begründung mit der Nazi-Geschichte ist meineserachtens nur vorgeschoben. Dann bitte auch mal rechnen…

    Von 45 bis 52 sind es 7 Jahre, nun kommt klein-68er auf die Welt. ’58 Einschulung… es wird eng. Müssen 5 Jahre dazugeben, Richtung 48er-Jahrgang gehen. Das bedeutet – 16 Jahre wo die Saat 68er ausgesät wurde, 20 wo Schneider brannte.

    Vor nicht allzulanger Zeit, hat man das ältere Semester in dieser Republik an die Wand gestellt, zum Abschuß freigegeben, weil sie sich nicht gegen das System als 16jährige aufgelehnt haben. Eine Generation später, werfen die Söhne Steine, brennen woieder Bücher… ich nuß das nicht wiederholden oder?

    Ich habe heute noch Tschernobyl in Erinnerung, wie kann ein damals 20-jähriger die Urache des 2. Weltkrieges verdrängen, weswegen Berlin eine Reise/Umzug wert war? Wie kann ein 68er mit gleicher Methode seine Meinung umsetzen, weswegen wir heute die Auschwitz-Lüge haben? Was soll nun verdrängt werden? die Banalität, das von Ehre keine Rede war, das Ende des Nazideckmäntelchen nur vorgetäuscht?

    Erklärt mir das bitte, wäre nett. Ihr seid dran.

    Es brennt immer noch, und in Sachsenhausen stehen sie an der roten Ampel, warten bis sie grün wird.

  43. @68er

    „Denn als Geister
    ruft euch nur zu diesem Zwecke,
    erst hervor der alte Meister.“

    Ich bin kein alter Meister. aber auch kein Zauberlehrling.

    Bis jetzt habe ich S.i.T. jedenfalls nicht als einen Wasserträger erlebt. Im Gegenteil.

  44. @ S.i.T

    Die Studentenbewegung verbrannte Bücher, kennzeichnete Häuser, schmierte Mordparolen an die Wände? Leider verstehe ich Sie nicht. Können Sie das konkretisieren?

  45. @S.i.T. #43

    Ein schneller Schuß:
    Weil es immer dieselben Alphatiere sind, denen es nur um Macht und Meinungshoheit geht, nicht um Lösungen oder Wahrheiten.

    Ich habe damals (bißchen später als 68)so manchem den Pflasterstein aus der Hand genommen.

  46. @I.Werner
    Beispiel:
    An der Uni Heidelberg stand an der Wand des Instituts:
    “ Bringt die „???“ um die Ecke“.
    Muß ich näher recherchieren. Der Name reimte sich auf Ecke.

  47. Aber 1967 wird an die Wände der Heidelberger Uni gesprüht: „Bringt die Becke um die Ecke“. Angst habe sie zwar nicht gehabt, aber die dauernden „Sit-ins“ und „Go-ins“, die Forderung nach studentischer Mitbestimmung, all das habe das Vertrauen zwischen Dozenten und Studenten kaputt gemacht.

    Zit: Deutschlandfunk

  48. @ S.i.t

    Ich würde „es“ Ihnen gerne erklären, aber wenn Sie die rund zwei Drittel der Blogbeiträge, die außer Ihrem Drittel diesen Blog hier füllen, nicht entnehmen konnten, warum Aly abgrundtief irrt, dann wird das sehr schwer:

    Sie tragen offensichtlich aus der 68er-Zeit irgendwelche Erinnerungen mit sich herum, die persönlichen Erfahrungen zu entstammen scheinen, die sehr schwer für sie waren. Ich kann mir nach Ihren Äußerungen aber nicht vorstellen, dass diese geeignet waren, Ihnen die politische und historische Dimension der Zeit von 68 klar gemacht zu haben, wie Sie auch über die Naziherrschaft nicht recht informiert zu sein scheinen. Was Sie seither darüber gehört zu haben scheinen, klingt in keiner Weise überzeugend oder auch nur klar (Dass Sie z.B. die Möglichkeit, durch Wegzug nach Berlin ein Grundrecht wahrzunehmen, wenn man sich fürchtete, im Verfahren dazu sich nicht richtig ausdrücken zu können, als „Fahnenflucht“ bezeichnen, wissen müssend, dass dieses „Verbrechen“ in der Wehrmacht mit dem Tode bestraft wurde, zeugt mir nicht von tieferer Auseinandersetzung mit dem Gesamtthema).

    Ich will versuchen es Ihnen in (fast) einem Satz zu sagen:

    Prof. Aly vergleicht zwei historische Ereignisse, zwei Generationen. Die Ereignisse, Machtergreifung und 68er-Revolte, sind nunvergleichbar: Das eine war der Beginn einer staatlichen Terrorherrschaft, die in industrieller Manier Angriffweltkrieg und Massenvernichtung der Zivilbevölkerung ausführte, das andere eine Protestbewegung, die eingebettet war in eine weltweite Bewegung der (westlichen) Jugend gegen das Versagen der Gesellschaft im ersten Fall, entzündet auch am Krieg in Vietnam, von dem damals niemand wissen konnte, wo er wieder hinführen könnte.

    Alys „psychologisierende“ Versuche, den beiden Generationen politische Wesensverwandtschaften anzudichten sind schlicht unwissenschaftlich.

    Ich will Ihnen hier keine Bücher empfehlen, aber lesen Sie Mitscherlich, „Die Unfähigkeit zu trauern“, Ahrendt, „Die Banalität des Bösen“ oder glauben Sie einfach den hier abgelegten Zeugnissen. Vielleicht kann Sie auch ein Besuch in Auschwitz oder Dachau zum Umdenken bringen. Wegen der „psychologischen“ Seite, lesen Sie vielleicht auch noch mal im Werk von Erich Fromm oder Horst-Eberhardt Richter satt verblichene Wandschmierereien.

  49. @68er
    Dazu kommt aber auch die ernstzunemende Wahrnung Heiner Geisslers, daß die APO und die Autonomen vermittels der Aushebelung des rechtsstaatlichen Verfahrens den „Rechten“ den Weg geebnet haben.

    Ich weiß auch, daß die „Gegenseite“ die Rechtstaatlichkeit ausgehebelt hat. Ich sehe das nicht einseitig.

    „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht“

    Der erste Teil des Satzes ist jedoch zu willkürlich behandelt worden, das hat der Wahrheitsfindung sehr geschadet.

  50. @ 49. 68er

    Kleine Korrektur:

    Die Namen von zwei der genannten Autoren heißen richtig geschrieben natürlich:

    Hannah Arendt
    Horst-Ebergard Richter

  51. @68er

    Was mich aber von der Teilnahme an solchen Protestbewegungen abgehalten hat, war die Vereinnahmung und Instrumentalisierung moralischer Einwände für eine politische Richtung.

    Meine Empörung gegen Unrecht ist nicht opportunistisch.

  52. @51 BvG

    Ihre Relativierung der deutschen Geschichte unterscheidet sich nur im Ton von der S.I.T.s.

    Was Geissler zur Hochzeit des RAF-Terrors sagte war zwar mit Propaganda des NS-Staats genausowenig vergleichbar, aber er wie wir wissen heute und, was ihm und jedem Gebildeten damals schon klar war: Die 68er waren niemals eine Gefahr für die Demokratie der BRD, die Notstandsgesetze gegen die sie auch demonstrierten sind es bis heute. Die 68er haben keine Unrechtsgesetze gemacht, sie haben gegen solche protestiert. Das ist grundgesetzliches Recht. Auch die flugblattverteilenden Studenten der Weißen Rose brachen das damalige UNrecht mit recht. Sie fanden schreckliche Richter. Aber nichts von dem ist vergleichbar mit der jüngeren Geschichte. Ich erwähne es nur um eben die Unvergleichbarkeit zu betonen.

    Wenn Sie hier dann noch RAF und SDS in einen Topf werfen, dann wird es vollends ungenießbar.

    Lassen wir es gut sein, wenn Ihnen meine Hinweise in #49 nicht schon weiterhelfen konnten.

  53. Wir erleben einen Aufschrei der qualifizierten links-liberalen Leserschaft der Frankfurter Rundschau. (Schon mal passiert, als sich die Zeitung anlässlich des ersten Bush-Besuchs geweigert hatte, eine große politische Attac Annonce zu veröffentlichen. Auch damals hagelte es Leserbriefe und Kündigungen)
    Erfreulich, wie viele lesenswerte Kritiken auch jetzt gebloggt wurden (G. Gräber)

    M. Woelbert hat Recht: Die Redaktion kommt an der Frage nicht vorbei: Wer ist verantwortlich für diese Katastrophe im Stile der Bild-Zeitung?
    Sie, lieber Herr Bronski, furchtloser Leserdompteur, sicher nicht! Es ist Zeit für eine Erklärung der Verantwortlichen, wenn man das Image des Blattes und seine Leser ernst nimmt. Hier muss sich wohl der Verleger mal äußern, ein gewisser Herr Dumont ( Mit – Besitzer des israelischen Blattes Haaretz,
    aus dem leider nichts Gutes übernommen wird ( Amira Haß, Dani Levy)

    H. Kunkel weist auf die Ähnlichkeit mit der Islam-Debatte hin. Auch gegen die Moslems wird oft jede Anschwärzung nutzbar gemacht, auch wenn sie so ähnlich klingt wie Aly.

    Wie passt das zusammen? – ( Wollen Sie es wirklich wissen ? Darf man das drucken ?) Die 68er waren bekanntlich Israel-kritisch. Das ist auch heute weder vergessen noch vergeben.
    Ob sich Götz Aly für seine Gast-Professur beim Fritz Baur-Institut für A-Forschung bedanken will ?
    Sein umstrittener Vergleich zwischen jungen Nazis und den 68ern klingt jedenfalls so, als wolle er der Linken gewaltig das Israel-kritische Maul stopfen.

    Dr. E. Saggel

  54. Wir erleben einen Aufschrei der qualifizierten links-liberalen Leserschaft der Frankfurter Rundschau. (Schon mal passiert, als sich die Zeitung anlässlich des ersten Bush-Besuchs geweigert hatte, eine große politische Attac Annonce zu veröffentlichen. Auch damals hagelte es Leserbriefe und Kündigungen)
    Erfreulich, wie viele lesenswerte Kritiken auch jetzt gebloggt wurden (G. Gräber)

    M. Woelbert hat Recht: Die Redaktion kommt an der Frage nicht vorbei: Wer ist verantwortlich für diese Katastrophe im Stile der Bild-Zeitung?
    Sie, lieber Herr Bronski, furchtloser Leserdompteur, sicher nicht! Es ist Zeit für eine Erklärung der Verantwortlichen, wenn man das Image des Blattes und seine Leser ernst nimmt. Hier muss sich wohl der Verleger mal äußern, ein gewisser Herr Dumont ( Mit – Besitzer des israelischen Blattes Haaretz,
    aus dem leider nichts Gutes übernommen wird ( Amira Haß, Dani Levy)

    H. Kunkel weist auf die Ähnlichkeit mit der Islam-Debatte hin. Auch gegen die Moslems wird oft jede Anschwärzung nutzbar gemacht, auch wenn sie so ähnlich klingt wie Aly.

    Wie passt das zusammen? – ( Wollen Sie es wirklich wissen ? Darf man das drucken ?) Die 68er waren bekanntlich Israel-kritisch. Das ist auch heute weder vergessen noch vergeben.
    Ob sich Götz Aly für seine Gast-Professur beim Fritz Baur-Institut für A-Forschung bedanken will ?
    Sein umstrittener Vergleich zwischen jungen Nazis und den 68ern klingt jedenfalls so, als wolle er der Linken gewaltig das Israel-kritische Maul stopfen.

    Dr. E. Saggel

  55. @68er

    Butterfisch:
    Der unsägliche ideologische Blödsinn eines Dutschke et al , Hitler et al oder einer Meinhof et al hat der Idee von der (politischen) Aufklärung einen unkorrigierbaren Schaden zugefügt.

    Diese Radikalisierung hat der Demokratie ebenso geschadet, wie die dumpfe Bürgerlichkeit oder der gewalttätige Nationalismus.

    In allen Fällen war sie Programm.

    Programme sind nur hauchdünn von Progromen entfernt.
    ______________________________________
    PS: Sie brauchen mir nicht weiterhelfen.
    Sie hinken ja schon hinterher.

  56. @68er
    Nochmal nachdrücklich:
    „Die“ 68er hat es nicht gegeben. (33er,54er etc)

    Der Begriff ist ein Konglomerat aus Sentiment und Medienrummel.

    Ich habe 20 -jährigen Polizisten mit Maschinenpistolen gegenübergestanden, die Angst vor mir hatten, weil sie der damaligen „Terror-Stimmung“ anheimgefallen waren. Ich hatte Angst, daß sie mich aus einer Zittrigkeit heraus erschiessen.

    Ich bin es leid, Opfer solcher blödsinnigen Polarisierungen zu werden! Links und Rechts sind mir egal.
    Ich gebe die Schuld dahin, wohin sie gehört: An die Polariserer.

    Wo das Leben in Frage steht, haben Interessen zurückzustehen. Da gibt es keine Diskussion.

  57. @ 56. Kommentar von: BvG

    Sie waren wohl kein 68er. Aber dann sollten Sie einmal sagen, welches „Interesse“ sie dann damals vor die Maschinenpistole des verängstigten Polizisten geführt haben. Die Angst des Polizisten ist verständlich. Er hatte nichts persönlich gegen Sie, hätte aber schießen sollen, wenn irgendein Idiot es ihm befohlen hätte, obwohl er es nach damliger und heutiger Gesetzeslage nur in Notwehr hätte tun dürfen. Diejenigen „Polarisierer“ (ihr Begriff), die solchen Polizeieinsatz und die dadurch „zu schützende“ Politik ausheckten und aushecken, sind bekannt. Wer aber hat Sie, wie und warum „polarisiert“, dass Sie sich in diese Lage begaben, obwohl Sie doch auch Todesangst hatten?

    Dieser Blog dikutiert hier übrigens mit recht, was 68, bzw. 33 anders war. Da besteht ein, z.B. auch gesellschaftliches Interesse. Ihr individuelles, persönliches Interesse damals vor der Demonstration und dann während ihr, vor der Maschinenpistole und unser Interesse heute an dem, was 68 bedeutet kann übrigens – aus guten wie aus schlechten Gründen – für keinen von uns je das gleiche gewesen sein oder sein, auch wenn und gerade weil es die – ja, auch verschiedenen – 68er natürlich gegeben hat. Da gab es schon ein gemeinsames Ziel, das es immer noch gibt: Vielleicht lesen Sie mal bei Ernst Bloch und wenn es nur der erste Satz zur Tübinger Einleitung in die Philosophie wäre.

    Sie sagen, Sie ließen sich nichts einreden, wären nicht opportunistisch. Wenn ich Ihre Äußerungen lese, dann kommen, die mir aber nur allzu bekannt vor, als dass Sie einzigartige Schöpfungen von Ihnen sein könnten. Ihre Positionen paasen sich ganz gut in den bürgerlichen Mainstream ein. Natürlich können Sie das so tun, aber davon wird es für mich nicht überzeugender.

  58. Noch ein Wort zu der in dieser Diskussion öfter angesprochenen Richtungsänderung in der FR:
    Mein Mann und ich haben uns mal überlegt, was die FR eigentlich mit Artikeln wie diesem, aber auch anderen, wie z.B. der vom 13.12.2007 „Die da oben, wir da unten“ von Peter Michalzik, bezweckt, und haben drei Möglichkeiten gefunden:

    1. Mal schauen, wieviele linksliberale Leser die FR eigentlich noch hat, um sich danach etwas auszurichten.

    2. Sich einer rechten und konservativen Leserschaft zu empfehlen. Das wäre m.E. etwas unsinnig, denn diese Leserschaft ist doch bundesweit bereits von einer Reihe Zeitungen unterschiedlichsten Niveaus bestens versorgt!

    3. Ihre Leserschaft allmählich zu vergraulen, bis die Zeitung aufgegeben werden muss – eine noch halbwegs links-liberale Zeitung weniger!

    An den Kündigungen, die allein in dieser Diskussion ausgesprochen werden, sehe ich, dass die FR auf dem besten Weg ist, das Ziel Nr. 3 zu erreichen, und da ich den Verantwortlichen dieser Zeitung ein wenig Voraussicht zutraue, muss ich annehmen, dass dies wirklich ihr Ziel ist.

    Dann gibt es bald keine Zeitung in Deutschland mehr, die noch ein wenig linksliberales Gedankengut vertritt.
    Da kann sich unsereins nur noch auf die Blogosphäre zurückziehen. Gut, dass es diese Gegenöffentlichkeit gibt!

  59. Lieber 68er,

    erstmal danke, aber schon im ersten Absatz bringen sie es zuwege, welchen weiteren Wert nachfolges aus Ihrer Feder hat.

    1. Ich fülle hier den Blog nicht auf. Wissen sie, seit wann es diesen Blog gibt und seit wann ich hier reinschaue?

    2. diese Bewegung hat ihre Ursache in Berlin – nirgens anderswo. Es gab drei Gründe:

    „Fahnenflucht“ – kein Wehrdienst in der Bundeswehr schieben zu müssen. Das war der Hauptgrund, weswegen viele nach Berlin ausgewichen sind. War ja nicht so wie heute, mal eben die Putzlowitscher Zeitung in Schwerin lesen. Sicher können sie das als Grundrecht verkaufen. Die einen haben auf schwul gemacht, die anderen sind nach Berlin. Heute sagt man, die hatten kein Bock. (wäre aber einanderes Thema, deswegen auch „—„)

    Dann an einem Institut/Universität etwas zu studieren

    Dann die Frontstaatenatmo, die Insel inmitten Feindesland. Hinzukam eine kulurelle Gegewegung, die kam auch aus Berlin – „Nicht der Hinterhof Amerikas sein wollen“.

    Zeitgleich die Vereinnahmung der westlichen Neulinge (ich schreibs mal so), die kaum oder wenig politische Kenntnisse mitbrachten, aber nun in Berlin sind. (Wir sind noch nicht im Jahre ’68)

    Ich trage andere Erinnerungen aus diese Zeit mit mir herum, erlebte, nicht erlesene, die sie nicht haben. Und gewöhnen Sie es sich bitte an ihre Kristallkugel vorher zu putzen, bervor sie sich ans Bebildern ihnen nicht zugänglicher Personen heranwagen.

    Und morgen lese ich ihren Beitrag nach

    Ich will versuchen es Ihnen in (fast) einem Satz zu sagen

    Vielleicht kommt ja trotz ihres Nachwortes in #53 was bei rum. Heute schaffe ich das nicht mehr und ihre Bereitschaft erklären zu wollen soll nun nicht von mir links liegen gelassen werden.

    @ BvG

    Danke für #48 das hätte ich so nun nicht gefunden, so schnell nun auf keinen Fall. Gute Nacht.

  60. 59. Kommentar von: S.i.T.

    1) Ich habe nicht gesagt, dass Sie den Blog „auffüllen“, sondern lediglich be- und angemerkt, dass Sie alleine einen Anteil von zahlenmäßig ca. einem Drittel der Beiträge haben, dem zwei Drittel gegenläufige Beiträge von mehrhreren Bloggern entgegenstehen, deren Lektüre ich Ihnen empfahl.

    2. Um sich über die deutsche Wehrpflicht und das Grundrecht auf Wehrdienstverweigerung und den Zivildienst – auch im Hinblick auf 1968 – schnell zu informieren, empfehle ich Ihnen den kurzen Aufsatz (deutsche Fassung) von

    Andreas Ring
    „Zivildienst im Wandel der Werte“

    http://www.altheathauberger.ca/Biblio_Texts/B_AndreasRinger.html#Deutsch

    Dann köönten Sie vielleicht aufhören hier dauernd in dieem Zusammenhang völlig sinnlos von „Fahnenflucht“ zu reden, als gehörten Sie den Werwölfen aus brauner Zeit herrübergerettet an.

    3) Ihre Verschwörungstheorie „alles ging von Berlin los“ ist vollkommen haltlos. Glauben Sie, Saigon, Washington, Berkeley, Paris, usw. seien alles Vororte von „GROSS“-Berlin gewesen. Selbst in Frankfurt oder Darmstadt war mehr los, als Sie offenbar mitbekommen haben. Aber für jemanden, der eingestandenermaßen Schwierigkeiten hat, bis Offenbach zu gucken, ist das zu verstehen, sicherlich auch nicht einfach.

    4) Ihr Geraune, Mordparolen an Häuserwänden als Programmatik eines guten Teils einer Generation auszugeben, ist schlicht aberwitzig. Oder würden Sie die Schmierereien in Männertoiletten als Zeichen für die „geistige“ Verfasstheit aller Männer als Beweis heranziehen?

    Das war`s.

  61. Guten Morgen 68er:

    zu 1)

    Ich würde „es“ Ihnen gerne erklären, aber wenn Sie die rund zwei Drittel der Blogbeiträge, die außer Ihrem Drittel diesen Blog hier füllen, nicht entnehmen konnten, warum Aly abgrundtief irrt, dann wird das sehr schwer…

    Das stammt aus ihrer Feder. Der Brosksche FR-Blog umfaßt nicht nur dieses Thema. Bei der Börse war ich z.B. nicht. Was ist ein Blog? Fragen, wieder nur Fragen…

    zu 2)Ich brauche das nicht zu lesen. Sie können um die aus meinen Blickwinkel betrachtete Tatsache der „Fahnenflucht“ verpacken was sie wollen. Glauben sie mal nur nicht, ich bin weltfremd durch die Straßen gezogen. Einfache Geschichte – Kein Bock. Muß man kein Drumbamborium drum stricken. Ist ja auch ok, nur etwas herorisches, edelmütiges draus machen, ist nicht.

    3) Ich rede hier von der deutschen Studentenbewegung und ihre rundum-Verweise erzählen nur, wie weit sie schon rausgeschwommen sind und kein Land mehr sehen.
    Berlin war nun mal das Zentrum, hat die Vorreiterrolle gespielt. Ich kann es nicht ändern. Hat nichts mit Verschwörungen zu tun. Eine Komune gab es noch in München, aber das ist eine andere Geschichte.

    4) Sie leugnen also die Bücherverbrennung in Heidelberg, das Kennzeichnen von Häuser um den Klassenfeind sichtbar werden zu lassen, das Geschmiere, die Aufrufe zum Mord an unliebsame Personen?

    Und ja, Männer sind Schweine, und zwar die, die in Klappen (und anderswo) ihr zweifelhaftes Dasein ausleben und vor der Klappe (und anderswo) den Saubermann mimen. Sie kennen die Veröffetlichung eines Büchleins mit den Sprüchen aus Toiletten? Ihre eine Toilette war es nicht, die mit einem Beitrag dort zu sehen ist. Und seien sie froh, daß wer die Fliegenklatsche nicht für Sie parat hatte. Aber das wäre auch eine andere Gesischte.

    Das war’s? Arg dünn, was sie da angeschleppt haben.

  62. Da scheint den zu „68ern“ erklärten Kritikern unseres Wirtschafts- und Gesellschaftsystems im Jubiläumsjahr einiges zu blühen!

    Bisher galten sie „nur“ als verantwortlich für den „Werteverfall“, die Bildungskatastrophe, die Jugendkriminalität. Alles aber nur Auswirkungen des Gutgemeinten. „68er“ waren eben „Gutmenschen“, nicht ganz ernst zu nehmende, realitätsferne Nervensägen, oft alles verstehende Lehrer, denen man gute Noten verdankte.

    Sicher, da gab es die RAF, die aber so oft medial abgeleiert wurde, dass sie keinen Bürger mehr erschrecken konnte, von kleinen romantischen Schauern abgesehen.

    Jetzt aber scheint Schluss mit Lustig zu sein.Es sind knallharte Zeiten angesagt. Wir sprechen wieder von Kampfeinsätzen. Wir müssen weiter auf sinkende Reallöhne eingestellt werden. Der rheinische Frohsinnskapitalismus ist aber so ‚was von tot. Wer nicht mehr mitkommt

  63. Im Spiegel-Online vom 4.2.08 wird die Springer-Presse von 1967 zitiert, um zu zeigen auf welche Geisteshaltung der politische Protest der sog. Acht+Sechsziger stieß. Und diese nimmt die Thesen des Götz Aly, der sich damals noch auf der anderen Seite tummelte, vorweg. Dort heißt es nämlich über die Demonstranten: „Sie müssen Blut sehen. Hier hören der Spaß und der Kompromiss und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden. Die Deutschen wollen keine braune und keine rote SA.“

    Vielleicht wird jetzt deutlich, wo Götz Aly abgeschrieben hat, aber auch welcher Art von Autoren der FR-Verlag Honorare überweist.

  64. @ 63. bakunix

    Sie haben ja so recht bakunix.

    Wie man die die positiven Traditionen der 68er auch wieder rückabwickeln kann, zeigt eine Entdeckung in der heutigen Print-FR:

    Früher unterstützte die FR linksliberale, sozialdemokratishe Politik. Heute ruft Sie offen die CDU zur Verfolgung der von deren Vertretern geforderten Politik. So Thomas Kröter heute in seiner sogenannten „Analyse“

    „Das schwarze Loch“
    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/kommentare/?sid=f606baaa22ff99f9bf69cea84d57d48b&em_cnt=1282293

    dort lesen wir, welche Chance die Union dazu nach Meinung des Autor hat und haben soll:

    „Und nun? Hat die Union die Chance, sich zu modernisieren – wenn sie die hessische Lehre annimmt, dass der Konvervative von heute intelligentere Kampfvorrichtungen braucht als einen Schützengraben (gemeint ist damit der „Kampf“ gegen „Die Linke“; – Anm. von 68er). Ohne Antworten auf die Fragen, die von der Linken aufgeworfen würden, könne die Union sich nicht davonstehlen, hat Volker Kauder gesagt, ihr Fraktionschef im Bundestag. Na bitte, an die Arbeit!“

    Die Partei-Zuarbeiter von Pofalla bis Schäuble und wie sie alle heißen sind ja vorhanden, von den Kleinkoalitionären gar nicht zu reden. DuMont druckt ab.

  65. Vielleicht die Zeitung wechseln? Dieses Portal rechts/links liegen lassen? Vielleicht auch mal statt ewig Bücher zu zitieren, deren Inhalt im nebulösen 68er-Räuchernebel verschwindet, geistig verarbeiten?

    Es wundert mich ja doch sehr, wie sehr man für sich in Anspruch nimmt, was man anderen verwehrt. Da werden vom ganzen Erdenball alle Fahnen eingesammelt, unter einer einzigen Wahrheit aufgestellt und fertig. Das ist rechtens, obwohl inhaltlich voll daneben und in der Toilette versenkt.

    Da geht man her, zitiert Buchtitel und verkauft diesen Einzeiler als eigene Meinung, warum nun alle dieser nun eigenen Meinung die lediglich nur die eines Autors ist, dennoch die einzige Wahrheit ist, somit Meinungswissen darstellt, sein müssen. Ist es anders, kommt wer mit Fakten, anderen Argumenten, rudert man hilflos umher, weiß nun kein Buchtitel und wieder muß die Toilette herhalten.

    Wären die FR-Redakteure alle meiner Meinung, würde ich diese Zeitung nicht lesen. Stillstand, weiß ich doch Jahre im voraus was sie erzählen, egal ob Bomben fallen, die türkische Fahne über dem Bundestag weht, DAF die neue Nationalhymne liefert.

    und 68er, das „Schwarze Loch“ paßt doch eins obendrüber, oder nicht, von der Themenzugehörigkeit aus glesen. Schon erstaunlich, wie Sie gewand das eine mit dem anderen verbinden und als gegeben verankern.

    Mir scheint Ihnen gefällt das, wie was Herr Aly verknüpft… sie lernen und kapieren doch manchnmal recht schnell. 🙂

  66. ach ja, lieber 68er…

    Früher, früher hatten alle kleine Buben daheim große Klicker.

    (PS: hat doch gestimmt, mit den ewig Gestrigen… *grinselt*)

  67. Wer glauben könnte, es gäbe nur hier im Blog ablehnende Kritik auf den Abdruck des Aly-Pamphlets, bzw. nur hier kritische Diskussion der Intentionen der FR, der lese den Web-Artikel

    Scherz, Satire, tiefere Bedeutung? Auf jeden Fall: Aua!
    Leserbriefe und Leserbriefschreiber in der Frankfurter Rundschau schlagen zurück

    von Manfred Schröder

    auf

    http://www.weltexpress.info/index.php?artikel_id=75481&lan=de&rubrik=1

    Schröder kommt dort nach eigener Auseinandersetzung mit Aly und kommentierendem Zitieren von bei der FR eingegangenen Leserbriefen zu dem Schluß:

    „Wir meinen, die Frankfurter Rundschau kann stolz auf ihre Leser sein, die so argumentativ, so auf den Punkt gebracht die Schlappe ihrer Zeitung demontieren. Aber, was sagen in der Redaktion der Rundschau eigentlich die Kollegen zu so etwas?“

    Quod errat demonstrandum.

  68. „Und weiter?“ Auf allgemeinen Wunsch eines Einzelnen hier zum Beispiel:

    Die krassesten Gegensätze
    Die 68er – eine Horde verkappter Faschisten? Eine Replik auf Götz Aly & Co.
    Von Wolfgang Bittner
    in: Neues Deutschland – Sozialistische Tageszeitung – Montag, 4. Februar 2008

    Weiter lesen auf:
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/123334.html

  69. Wie meint der Schröder das dann mit dem zurückschlagen der Leser? Bedeutet doch gleiche Wertigkeit, ne? /me kann sich nur beäumeln

    Das ist ja so ’ne arme Kampagne die Sie hier aufziehen. Gehen sie morgen nach Klaa-Paris, lernen sie dort das Lachen 🙂

  70. Und sie können noch 100 ihrer Fahnenträger anschleppen, sie können auch nach Sachsenhausen kommen, wieder Steine werfen, können den Turm zu Babel abfackeln wollen, wo die FR drinne sitzt, den Readkteuren auflauern, vermummt ans Tagwerk gehen… und je mehr Sie poltern, desto näher kommen wir, die Leser der FR, der Wahrheit.

    Ich habe gewußt aus welcher Ecke Sie kommen, was für Werte bei Ihnen gelten, welche nicht.

  71. @ 67, Link von 68er

    Der Artikel aus dem ‚Weltexpress’ analysiert mit Hilfe der FR-Leserbriefschreiber das ahistorische Denken eines Teils der Redaktion, das noch relativ neutral als „Schlappe ihrer Zeitung“ gekennzeichnet wird. In Wirklichkeit ist die Art und Weise wie der Aly-Text präsentiert worden ist, eine journalistische Katastrophe (1. Akt), und dass er überhaupt in die Zeitung Eingang fand, eine journalistische Katastrophe (2. Akt).

    Die Redaktion kann den Vorfall nach Kohl’scher Manier nicht einfach aussitzen, wenn sie noch Seriosität und Glaubwürdigkeit für sich in Anspruch zu nehmen gedenkt. Hier müsste eine Stellungnahme erfolgen, die den Leserinnen und Lesern klar macht, welche gedanklichen Umstände dazu geführt haben, die sog. Machtergreifung derart inhaltlich und formal darzubieten und den Hitler-Faschismus durch den Vergleich mit der 68er Bewegung zu relativieren.

  72. @ 71. S.i.T.

    Nachdem Sie sich schon vorstellen konnten, dass ich bisher vermutlich nur Glück gehabt hätte, dass mich Ihnen bekannte Gestalten noch nicht mit der Fliegenklatsche erwischt haben, und Sie jetzt offenbaren, aus welchen Phantasienn Sie schöpfen, wenn Sie sich vorstellen, was ich angeblich alles tun wollte oder könnte, Ihre Vorliebe für Fahnen und schlechtes Deutsch immer deutlicher wird, haben die FR-Leser vor allem erfahren, wes Geistes Kind Sie selbst sind.

  73. zu Text #72) Vielleicht kommt ja noch ein Schreiben aus Köln, wie damals bei dem Historiker-Streit.

    Herr Bronski sagt nein, er hätte ihn nicht veröffentlicht. Ist doch schon mal was. Generell ist natürlich wünschenswert, im zeitnahen Abstand (gleiche Ausgabe, Tag später) einen erläuternden Text aus der Chefredation zu lesen. Ist ja nicht ganz unwichtig, dabei geht es nicht um Recht haben. Bei uns wurde das so praktiziert. Wenn wo kleine Leserseele „kochte“ muß Chef ran. 🙂

    Ich finde es viel trauriger, daß nun wahlos blind um sich geschlagen wird, nicht mal mehr die Meinungsbox (ein Artikel als Meinung deklariert) in der FR so Bestand haben darf, wie der Verfasser des Textes ihn so niederschreibt.

    Ich kenne nun ja die Leutchen nicht die für die FR schreiben, weiß nicht was Sie erfüllen =müssen, sollen, oder was erwünscht ist= wohin die Reise gehen soll. Vielleicht sagen nun einige, so nicht mehr. Muß dann Chef überlegen, was ihm das alles wert ist. Vielleicht ist es auch ganz anders und der Artikel mit Bild ist ganz bewußt so veröffentlicht worden um eine Diskussion anzukurbeln. Und diese erreicht man nicht, in dem man alle Welt nun um Erlaubnis bittet, ob das so genhem ist. Die verlinkten Blätter, hätten nein gesagt. Die Sonne scheint für die „68er“-Helden weiter und in Heidelberg brennen unwissentlich die Bücher weiter. Und am Ende des Jahres hat es dieses in Heidelberg nie gegeben, bis zum nächsten Jubileum, falls wer sich daran noch erinnert (nur ein Beispiel).

    Und verdrängen, auslassen, gilt nicht.

  74. ach 68er (#73), wissen Sie, die, die mich kennen,- RL – sind bisher nicht weggelaufen und die, die Sie anführen, jucken mich nicht. Und vor dem FR-Blog bin ich ungeschoren durch Frankfurt mit meiner FR rumgelaufen, war nicht leiser als jetzt auch, und werde auch morgen mit meiner FR durch Frankfurt laufen – immer den Schriftzug rausgucken lassend, damit die Leute wissen, ein kluger Kopf ist er nicht. 🙂

  75. … und solange „wir“ nicht die Schlagzeilen der Kulturzeit (3SAT) belegen wie die FAZ mit dem Hinweis der Zensur von Peter Hanke durch den Suhrkamp-Verlag, solange ist das alles halb so wild- 🙂

  76. Plump gemacht:

    Jedesmal wenn man Sie kritisiert worden sind, posten Sie flink 3 oder vier nur scheinbar das Thema behandelnde Texthaufen, nichtsagende Pseudorepliken,um die Auseinandersetzung mit Ihnen aus dem unmittelbaren Threadende zu verdrängen. Hohl, hohl!

    So macht das ein

    S_törer i_m T_arnanzug

  77. Sie irren, als ich abschickte an #72, waren Sie wieder da. Also auf eine Neues. Und der Dritte ist ein Gegenlink, weil die 3SAT-Redaktion das gerade erzählt und ich dacht wir kommen mit Herrn Aly, damit ihre werte Linksachse die Bedeutung bekommt, die sie inne hat.

    Ich widerlege nun wieder mal ihre verräuchterte 68er-Wahrnehmuung:

    #74 geht an #72 (ganz viel zum Thema)
    #75 an sie mit #73, wieder einer ihrer Kristallkugelversuche

    #76 auf die andere Waagschhale, nicht das Welt denkt, der Bronsksche FR-Blog ist der Nabel der welt, mit dem 68er-Jahrgang

    … und Sie sind mit der Toilette gekommen, sie leugen Tatsachen die sogar gefilmt wurden, Sie sprechen jegliches Recht der Redakteure der FR auf eine freie Meinungsäußerung ab, in diktatorischer Linksmanier sprechen sie einer Redaktion die Freiheit ab, zu entscheiden wie und was veröffentlich werden darf, welche Themen sie auswählen und jetzt kommt mein Nachwurf:

    … und würden wir beide uns gegenüberstehen, ohne Internet und Bücherwand, Sie hätten Nichts, außer ihre linken Parolen und Mutmaßungen über mein Wesen. Binnen fünf Minuten mache ich Sie platt, wie die braune Brut. Und ich zitiere, beziehe mich micht nicht auf einen Autor – versprochen.

  78. Geht’s wieder zum Thema? Also:

    1. Lehne ich es ab, wenn irgendwer aus Minderheiten, auch wenn es wirkungsvolle Minderheiten sind,eine „Generationsbewegung“ stilisiert.
    Das wird weder denen gerecht, die dafür waren, noch denen die dagegen waren,schon gar nicht denen, die nur zufällig zeitlich da rein geraten sind.

    2. Der gleichklingende Sprachgebrauch rührt auch daher, daß die Nationalsozialisten alles vereinnahmen wollten und in ihre Richtung ideologisiert haben. Schlechterdings kann niemand mehr frei sein von diesem Einfluss. (68er: Das Thema hatten wir doch schon ausführlich, Berben etc.) Kennt denn niemand George Orwell’S 1984?

    3. Auch die „Linken“ haben ihr Vokabular der Gewalt und Unterdrückung. (Die Nationalsozialsiten haben es ja geradezu von ihnen entlehnt).Es hat großen Anteil an ihrem Versagen, daß es nicht geschafft haben, dieses Vokabular zu reflektieren und zu verändern. (2+3 führen bloß zur Henne/Ei- Frage)

    4. Die scheinbar intelligenten Aktivisten haben nicht erkannt, daß sie selbst die Vorurteile und Urteile der Geschichte geschaffen haben, die ihren Ideen auf Dauer schaden. .
    (Superbia: Hochmut (Übermut, Eitelkeit, Ruhmsucht).
    Ein Schmankerl: Die Atheisten scheitern an derselben Todsünden wie die Gläubigen.)

    Das Fatale am Artikeln von Aly ist, daß er diese Todsünde tradiert, statt sie zu durchbrechen.

  79. Zu viele Fehler, also nochmal:

    1. Lehne ich es ab, wenn irgendwer aus Minderheiten, auch wenn es wirkungsvolle Minderheiten sind, eine „Generationsbewegung“ stilisiert.
    Das wird weder denen gerecht, die dafür waren, noch denen die dagegen waren, schon gar nicht denen, die nur zufällig zeitlich da rein geraten sind.

    2. Der gleichklingende Sprachgebrauch rührt auch daher, daß die Nationalsozialisten alles vereinnahmen wollten und in ihre Richtung ideologisiert haben. Schlechterdings kann niemand mehr frei sein von diesem Einfluss. (68er: Das Thema hatten wir doch schon ausführlich, Berben etc.)
    Kennt denn niemand George Orwell’s 1984?

    3. Auch die „Linken“ haben ihr Vokabular der Gewalt und Unterdrückung. (Die Nationalsozialsiten haben es ja geradezu von ihnen entlehnt). Es hat großen Anteil an ihrem Versagen, daß es nicht geschafft haben, dieses Vokabular zu reflektieren und zu verändern. (2+3 führen bloß zur Henne/Ei- Frage)

    4. Die scheinbar intelligenten Aktivisten haben nicht erkannt, daß sie selbst die Vorurteile und Urteile der Geschichte geschaffen haben, die ihren Ideen auf Dauer schaden. .
    (Superbia: Hochmut (Übermut, Eitelkeit, Ruhmsucht).
    Ein Schmankerl: Die Atheisten scheitern an derselben Todsünde wie die Gläubigen.)

    Das Fatale am Artikel von Aly ist, daß er diese „Todsünde“ tradiert, statt sie zu durchbrechen.

    Ein schönes Zitat aus einem Lied (HaHaHA)von Bruce Cockburn:
    “ They wanted to build a new Jerusalem
    and ended up with New York…
    hahaha, hahaha hahaha“

  80. @ 80. BvG

    „Zu viele Fehler“ – In der Tat:

    1) Sie sind, da widerspricht Ihnen niemand, kein 68er. Es hat sie auch niemand – jedenfalls hier im Blog nicht – dazu erklärt. – Was soll also diese Verwahrung. „Generationenbewegung“ heißt übrigens nur, dass es innerhalb einer Greneration eine relevante Gruppierung gibt/gegeben hat, die für diese Zeit nachhaltig geschichtsprägand ist/war. Auch wenn Sie nicht dazugehör(t)en, ändert sich daran nichts. Auch in der Generationsbewegung Wandervogel z.B. war nicht die ganze deutsche Jugend organisiert.

    2) Ich weiß nicht genau, was Sie mit „gleichklingendem Sprachgebrauch“ meinen. Falls Sie soetwas für Rechte und Linke behaupten, dann ist das grundsätzlich falsch, falls sie „gleichklingend“ im Sinne von „gleichbedeutend“ benutzten. Solange wir von ernstzunehmenden Positionen des humamnistisch und demokratisch begründeten Sozialismus/Kommunismus ausgehen, trifft ihr Verdikt überhaupt nicht zu; Sie sollten mal ganze Sätze und Texte je in ihrem wirklichen Woirkungszusammenhang analysieren statt – bei Ihnen praktisch immer – ohne jeden Textbeleg nur mit Schlagworten im Hinterkopf die üblichen Gemeinplätze bürgerlichen Denkens paraphrasieren, wiederholen. Man kann z.B. Stalin durchaus kritisieren/ablehnen/widerlegen, ohne dabei – Ihnen offenbar gar nicht bewußt – krude Totalitarismusdoktrinen zu bemühen und ohne den wahren Sozialismus überhaupt zu diskreditieren.

    3) Der bundesrepublikanischen Linken im angesicht von Adenauer/CDU, den USA und der Springerpresse (stellvertretend) vorzuwerfen, sie habe „es nicht geschafft (…), dieses Vokabular zu reflektieren und zu verändern“
    ist schlicht falsch und zeugt von mindestens Unkenntnis der realen Machtverhältbisse der BRD, was die Möglichkeiten der Bewußseinsbildung im real existierenden Kapitalismus und der ihn Beschützenden angeht, wie von profunder kenntnis Linker Theorie. Damit ist es eine ungerechte Diffamierung der Linken durch Sie. Oder möchten Sie behaupten, auf Seiten der Rechten oder auch nur der kalten Krieger seit 1945 seien die „überzeugenderen Argumente“ formuliert worden und die Linke habe nicht nur das falsche propagiert und die falschen Aktionen empfohlen, damit gar meinend der RAF-Terrorismus sei direkte, unvermeidliche Folge sozialistischer Bestrebungen in einer Zivilgesellschaft?

    4) Ihre vierte Aussage ist so unsinnig, dass ich hier gar nicht weiter darauf eingehen will. Einzig: Aly „tradiert“ keine „Hochsünde“, sondern er betreibt Geschichtsrevisionismus im Sinne der Herrschenden.

    ####

    Ihr Schlußzitat ist an dieser Stelle selten dämlich eingesetzt: Wer immer mit „They“ gemeint sein sollte: Wenn damit darauf angespielt sein soll, dass die Gründerväter des modernen New York, einer weltlichen Metropole der Moderne, in nicht unbedeutendem Maße jüdischen Ursprungs waren, wie dies hier offenbar dann auch für die heilige Stadt Jerusalem angenomen wird, so geht das in beiden Fällen allenfalls schrecklich nach rechts los: Den Vergleich so zu ziehen ist zum einen eine verkappte Reformulierung der unsäglichen NS-Parole vom „erfolgreichen aber verderblichen“, „rassisch verderbten“ „internationalen jüdischen Finanzkapital“, dass seit den Tagen des frühen Jerusalem seinen Euinfluß ausübte und übersieht in Unwissenheit oder Dummheit, dass Jerusalem mindestens so dem palestinensischen, wie dem Jüdischen Volk seinen Ursprung und seine (sakrale) Bedeutung verdankt. Mit Kapitalismuskritik im ernsten Sinne hätte das jedenfalls nichts zu, wäre allenfalls ideologisches Gesinge mit braunem Hintergrund.

    Warum zitieren Sie soetwas gedankenlos?

  81. @68er
    Wieder in voller (Ent)Rüstung angetreten was?

    Ich nehm den ganzen Quark eh nicht mehr ernst.
    Wennn man nicht ewig ungefragt als Verschiebemasse in diese Argumente einbezogen würde, hätte ich gar nichts dazu gesagt.

    Leider sind Sie im alten Ton angelangt, deshalb:
    Das war’s.

  82. @ 82.BvG

    ok, der zum „Ritter“ geschlagene will/wollte den selbsternannten „Narren“ nicht erschlagen.

    Aber Sie müssten schon erklären können, warum Sie ein sehr ernstes Thema und seine Diskussion für „Quark“ halten und offensichtlich nur herumalbern wollen, statt substantiell zu argumentieren.

    Mein Ton jedenfalls ist so ernsthaft, wie das Thema eben erfordert, die Inhalte sind entsprechend gravierend. Auch Alys Text oder das Motiv für seine Veröffentlichung in der FR sind/waren kein Witz zur Unterhaltung des intelligenten Publikums, wie die Mehrheit der Blogbeiträge , etc. beweist.

  83. @ 81 68er

    Zu der Debatte über den Artikel von Aly will ich mich (noch) nicht außern, weil ich ihn in Ruhe zum zweiten mal lesen will. So simpel, wie er hier überwiegend kritisiert wird(„Gleichsetzung“ 68 und 33) scheint mir seine Argumentation nicht zu sei.

    Ich will nur auf die „Fußnote“ von 68er eingehen, mit der er BvG zu Unrecht angreift: Auch wenn Juden heute einen wesentlichen Anteil an der Bevölkerung New Yorks haben, an der Gründung der Stadt sind sie nicht beteiligt gewesen. Nennenswerte jüdische Bevölkerung entstand dort erst nach den Emigrationswellen im 19. Jahrhundert, einen „Wachstumsschub“ gab es dann in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts als Folge der Nazi-Verfolgung. „New Jerusalem“ ist auch kein jüdischer Begriff, sondern entstammt dem Vokabular der (bibelfesten) protestantischen Gründungsväter der „neuen Welt“, den „Pilgrim Fathers“.

    Schließlich zeugt die Behauptung, „dass Jerusalem mindestens so dem palestinensischen, wie dem Jüdischen Volk seinen Ursprung und seine (sakrale) Bedeutung verdankt“, von einer absoluten geschichtlichen Unkenntnis, ist aber für eine unter den „68ern“ weit verbreitete (blinde) „Solidarität“ mit den Palästinensern typisch. Welchen Ursprungs Jerusalem ist, darüber streiten zwar die Archeologen. Dass Jerusalem und der dort errichtete Tempel das Zentrum eines jüdischen Staates war, ist eindeutig belegt. Erst Jahrhunderte später bekam die Stadt durch Jesus auch für Christen sakrale Bedeutung und weitere Jahrhunderte danach auch für Muslime. In der Neuzeit war das muslimische Interesse an Jerusalem, einem Provinznest im Osmanischen Reich, allerdings sehr gering. Die heutige (religiöse) Bedeutung für die islamische Welt bekam Jerusalem erst als Gegenreaktion auf den Zionismus und durch den Israel/Palästina-Konflikt.

  84. @ 84. Abraham

    ich gestehe gerne ein, dass meine „Fußnote“ etwas undifferenziert und kursorisch geraten ist. Bis in die Anfänge New Yorks als Ankauf des Territoriums durch die Holländer von den Indianern wollte ich gar nicht zurückgehen. Mich hat das Liedzitat BvGs einfach irritiert. Ich versuchte es mit dem Blog-Thema in Verbindung zu setzen, auch entgegen seiner Disparatheit in BvGs Text. Da assozierte ich auf Anhieb nur die Propaganda des NS-Regimes, die selbst natürlich in jeder Hinsicht eine Verkürzung, besser Verkehrung der tatsächlichen Verhältnisse darstellt(e), sich vordergründig auf die von Ihnen genannten Verhältnisse im New York seit der vorletzen Jahrhundertwende stützen zu können meinte.

    Was meinen Bezug auf Jerusalem betrifft, so wollte ich hier keine einseitige Betonung auf die Sache der Palästinenser lenken, sondern versuchte nur zu betonen, dass die Bedeutung Jerusalems für die Welt ganz anderen Gründen entspringt, als einer falschen Linie der Ausbildung des Finanzkapitals von dort, wie es die nationalsozialistische Propaganda mit ihrem gefälschten Antikapitalismusreflex in die Köpfe der Deutschen zu bringen versucht hat und damit wohl auch einigen, schrecklichen Erfolg hatte.

    Ich danke für Ihre Klarstellungen, Abraham und erwarte mit Spannung Ihre Ausführungen zu Alys Text.

  85. @68er
    Zitate sind immer schwierig, man weiß nie, was der andere weiß. Hier der Songtext:


    A laugh for the way my life has gone
    A laugh for the love of a friend
    A laugh for the fools in the eyes of the world
    The love that will never end
    Ha Ha Ha…

    Let’s hear a laugh for the man of the world
    Who thinks he can make things work
    Tried to build the New Jerusalem
    And ended up with New York
    Ha Ha Ha…

    A laugh for the sun redballing
    Through the thermal inversion haze
    A laugh for the nuclear good-time boys
    Numbering all our days
    Ha Ha Ha…

    A laugh for the newsprint nightmare
    A world that never was
    Where the questions are all „why?“
    And the answers are all „because.“
    Ha Ha Ha…

    A laugh for the dogs barking at our heels
    They don’t know where we’ve been
    A laugh for the dirty window pane
    Hiding the love within
    Ha Ha Ha…

    Tapping our feet to an ancient tune
    A laugh for the time gone by
    A laugh for me and Kitty in the delivery room
    Waiting for the child’s first cry
    Ha Ha Ha…

  86. Lieber BvG,

    danke für den ganzen Liedtext, der natürlich als solcher nichts mit dem Thema des Blogs zu tun hat.

    Unabhängig davon, erscheint er mir als ein sehr trauriger resignativer Text, in dem ein letzter Hauch von Hoffnung weht, dass ein Lachen und ein neugeborenes Kind doch noch die Rettung bringen könnte. – Eine sehr menschliche Hoffnung. – Ein nachdenkenswerter Text.

    Ein guter Text unpassend in einen Zusammenhang eingeführt wird dadurch nicht schlecht, aber es kann kein gescheites Gespräch darüber aufkommen.

    Bis zum nächsten Mal.

    68er

  87. Ich will mich hier ungerne einmischen, da mir die Debatte (kommt selten vor doch fremd ist). Aber
    lieber BvG,

    Heiner Geissler ist nun wahrlich ein Fraglicher Kronzeuge. Wer allen ernste die These aufstellt,
    „der Pazifismus der 30er Jahre, der sich in seiner gesinnungsethischen Begründung nur wenig von dem heutigen unterscheidet, was wir in der Begründung des heutigen Pazifismus zur Kenntnis zu nehmen haben, dieser Pazifismus der 30er Jahre hat Auschwitz erst möglich gemacht.“
    der ist nicht gewillt das Wesen des Pazifismus zu begreifen, geschweige den komplexere Zusammenhänge.

  88. @68er
    Der Text hat schon was mit dem Thema zu tun:

    Die (eskalierende) Unversöhnlichkeit der Protagonisten, egal welcher „Generation“ sie angehören, bestätigt den Eindruck einer Bereitschaft zur gewalttätigen Auflösung von Konflikten.

    Es wäre aber durchaus hilfreich, wenn die „Protagonisten“ erkennten, daß sie auch einmal im Mainstream der Realität versinken werden und es nicht weise ist, die Welt umzukrempeln, wenn man gerade erst gelernt hat, wie man Socken wäscht.

    Die Albernheit ihrer vermeintlich „ewigen Erkenntnis“ zu erkennen würde viel Blutvergiessen verhindern.
    (sic: Blutvergiessen aus Dummheit!)

    Die Welt wäre menschlicher, wenn diese Protagonisten ihre Albernheit erkennten , statt Anderdenkende zu diffamieren.
    Links und rechts von mir persönlich abgewatscht:
    “ Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden“.

    In diesem Sinne:
    HaHaHa

  89. @Inga
    Ich habe Geissler damals so verstanden, daß er den Dammbruch gegen die staatliche Autorität beklagte, den die Widerstandsbewegungen vollbracht haben.
    Im damaligen Sinnzusammenhang (Wo Recht zu Unrecht wird…“ war dieser Dammbruch durchaus gerechtfertigt. Dieser hat jedoch dem Prinzip des ausserrechtlichen Widerstands den Weg geebnet und die „Unrechten“ sind auf dieser Welle herausgeschwommen.

    Ich glaube, Geissler hat damals seiner Sorge über undemokratische Willkür Ausdruck gegeben.
    Die undemokratische Willkür der Herrschenden (Wackersdorf etc ) hat er leider nicht erwähnt..

  90. 89. Kommentar von: BvG

    @ 89. BvG

    Bevor ich jetzt sage „let`s call it a day“, noch eine kleine Antwort: Ihre Antwort war mir ein wenig zu apokalyptisch, besser: zu (verbal) gewaltbesessen. Ich kann mich in der Beschreibung, die Sie wohl auch für mich abgaben, nicht wiederfinden. Weder finde ich es albern, die Welt verbessern zu wollen – immer da wo ich bin und wie ich es kann – noch hat mich das je zu Gewalttätigkeiten oder gar Blutvergießen verleitet. Ich weiß nicht, wen Sie hier wirklich adressieren: Meinen Sie den Menschen von nebenan oder reden wir hier über gesellschaftliche, strukturelle Phänomene. Wieder tauchen Ihre „Unrechten“ auf, die Sie nie konkret verorten, die „Protagonisten“ werden nicht genannt, Dutschke an anderer Stelle aber doch genannt und dann doch mehr als ungerecht „abgewatscht“ (Geissler hat es übrigens damals genauso gemeint wie Ihn Inga zitiert hat; heute würde er das so wahrscheinlich nicht mehr sagen, aber das ist eine andere Geschichte. Außerdem: Die APO übte keine undemokratische Willkür indem sie demokratisches Recht und Beteiligung einforderte). Bei Ihnen geht mir das alles ein wenig zu durcheinander um da so im Blog gescheit etwas etwas sagen zu können.

    Nachdem ich aber jetzt Ihr Lied ein zweites Mal gelesen habe, kann ich sagen, dass Bob Dylans „A Hard Rain`s A-Gonna Fall“ dann doch das bessere und klarere Lied zu ihrem Thema, der Apokalypse, ist. Da weiss man auch genau wer gemeint ist und es albert wahrlich nicht herum, sollte es auch nicht:

    Oh, where have you been, my blue-eyed son?
    Oh, where have you been, my darling young one?
    I’ve stumbled on the side of twelve misty mountains,
    I’ve walked and I’ve crawled on six crooked highways,
    I’ve stepped in the middle of seven sad forests,
    I’ve been out in front of a dozen dead oceans,
    I’ve been ten thousand miles in the mouth of a graveyard,
    And it’s a hard, and it’s a hard, it’s a hard, and it’s a hard,
    And it’s a hard rain’s a-gonna fall.

    Oh, what did you see, my blue-eyed son?
    Oh, what did you see, my darling young one?
    I saw a newborn baby with wild wolves all around it
    I saw a highway of diamonds with nobody on it,
    I saw a black branch with blood that kept drippin‘,
    I saw a room full of men with their hammers a-bleedin‘,
    I saw a white ladder all covered with water,
    I saw ten thousand talkers whose tongues were all broken,
    I saw guns and sharp swords in the hands of young children,
    And it’s a hard, and it’s a hard, it’s a hard, it’s a hard,
    And it’s a hard rain’s a-gonna fall.

    And what did you hear, my blue-eyed son?
    And what did you hear, my darling young one?
    I heard the sound of a thunder, it roared out a warnin‘,
    Heard the roar of a wave that could drown the whole world,
    Heard one hundred drummers whose hands were a-blazin‘,
    Heard ten thousand whisperin‘ and nobody listenin‘,
    Heard one person starve, I heard many people laughin‘,
    Heard the song of a poet who died in the gutter,
    Heard the sound of a clown who cried in the alley,
    And it’s a hard, and it’s a hard, it’s a hard, it’s a hard,
    And it’s a hard rain’s a-gonna fall.

    Oh, who did you meet, my blue-eyed son?
    Who did you meet, my darling young one?
    I met a young child beside a dead pony,
    I met a white man who walked a black dog,
    I met a young woman whose body was burning,
    I met a young girl, she gave me a rainbow,
    I met one man who was wounded in love,
    I met another man who was wounded with hatred,
    And it’s a hard, it’s a hard, it’s a hard, it’s a hard,
    It’s a hard rain’s a-gonna fall.

    Oh, what’ll you do now, my blue-eyed son?
    Oh, what’ll you do now, my darling young one?
    I’m a-goin‘ back out ‚fore the rain starts a-fallin‘,
    I’ll walk to the depths of the deepest black forest,
    Where the people are many and their hands are all empty,
    Where the pellets of poison are flooding their waters,
    Where the home in the valley meets the damp dirty prison,
    Where the executioner’s face is always well hidden,
    Where hunger is ugly, where souls are forgotten,
    Where black is the color, where none is the number,
    And I’ll tell it and think it and speak it and breathe it,
    And reflect it from the mountain so all souls can see it,
    Then I’ll stand on the ocean until I start sinkin‘,
    But I’ll know my song well before I start singin‘,
    And it’s a hard, it’s a hard, it’s a hard, it’s a hard,
    It’s a hard rain’s a-gonna fall.

    Copyright © 1963 = Fünf Jahre vor 1968

  91. @ Abraham

    „Schließlich zeugt die Behauptung, „dass Jerusalem mindestens so dem palestinensischen, wie dem Jüdischen Volk seinen Ursprung und seine (sakrale) Bedeutung verdankt“, von einer absoluten geschichtlichen Unkenntnis, ist aber für eine unter den „68ern“ weit verbreitete (blinde) „Solidarität“ mit den Palästinensern typisch.“

    Für oder gegen was wollen sie eigentlich hier vom hohen Ross der absoluten geschichtlichen Kenntnis aus argumentieren?

    Die Vorfahren der Juden waren Beduinenstämme, die sich mit den Ackerbauern Kanaans und den seefahrenden und Krieg-führenden Philistern, nach denen die Römer das Land „Palästina“ nannten, und anderen Völkerschaften, die seinerzeit zwischen dem ostjordanischen Bergland und dem mittelländischen Meer lebten, und später mit von den Assyrern angesiedelten Fremdvölkern vermischten und staatlich vereinigten, und all deren späte Nachfahren, auch der im Land verbliebenen Juden, sind die arabischen Palästinenser, genealogisch gewiss in höherem Maße als die jüdischen Einwanderer des 20. Jhd., die eher demselben Völkergemisch entstammten wie die hakennasigen Oberbayern.

    In welcher Reihenfolge in Jerusalem welche Heiligtümer für welche Religionen entstanden sind und sakrale Bedeutung erlangten, ist doch belanglos im Verhältnis dazu, dass sie gleichermaßen Respekt und Anerkennung erheischen.
    Wofür oder wogegen soll es in diesem Zusammenhang sprechen, dass die moslemischen Heiligtümer ihre religiöse Wertschätzung erst wieder erlangten durch Vertreibungen, Krieg und Besatzung, so wie auch seinerzeit durch das tatkräftige Wirken unserer braven Kreuzritter, die ihre heiligen Stätten „zurückerobern“ wollten?

    Das Heilige an Heiligtümern hat immateriellen und symbolischen Charakter. Die Bedeutung der Klagemauer wie die des Felsendoms hängt nicht darin, wie viele Juden oder Moslems tatsächlich in den Jahrhunderten dorthin gepilgert sind, sondern daran, dass sie die symbolträchtigen Orte für die Legende von der Himmelfahrt des Propheten und den Gruß „nächstes Jahr in Jerusalem!“ darstellen.
    Und nicht zuletzt darin, dass sich in dem Beduinen Abraham, der dort sein demütiges Opfer zu bringen bereit war, der gemeinsame ethnische Ursprung beider Völker und religiöse Ursprung der drei in der Region entstandenen Religionen kristallisiert, weshalb die Internationalisierung Jerusalems das einzig akzeptable Konzept ist gegenüber dem kindischen und gleichwohl verheerenden, aber wirklich ahistorischen Spiel: „meins ist besser als deins“.

    Die Solidarität der 68er war so blind nicht, sondern sie galt ganz idealistisch den kolonialistisch unterdrückten und militärisch unterworfenen Völkern, ob in Prag, im Iran, in Vietnam, in Palästina oder in Südafrika, und das Ziel hieß nicht: „Morgen auf den Champs-Élysées“ oder „Wir fahren gegen Engeland“ oder „Serbien muss sterbien“, sondern „die Emanzipation der Völker“ Wer den manifesten Unterschied nicht sieht oder meint nivellieren zu müssen, leidet an mangelnder politischer Urteilsfähigkeit.

    P.S. zu Götz Aly vielleicht später mehr, ich habe leider einen ausführlichen Beitrag irrtümlich gelöscht.

  92. Bronski klärt in der Ausgabe vom 6.2.08 die Leserschaft scheinbar auf, weshalb Alys Text abgedruckt worden ist. Die Redaktion sei „in der Tat“ nicht Alys Meinung. Man habe den Text nur gebracht, um zu provozieren („Was soll das für eine Debatte sein, die ohne provokante Thesen auskommt?“). Und nun wolle man eine Erwiderung bringen, von Grottian und Narr. Ob das die Rettung sein wird?

    Nicht eingegangen ist Bronski auf die distanzlose Aufmachung des Themas, die in ihrer Art Alys Thesen unterstrich. Ebenso nicht auf die vermutliche Absicht Alys, der die Koinzidenz der Wiederkehrjahre 75 und 40 benutzt, um sich einen Aufmerksamkeitserfolg zu verschaffen, den die FR mit ihrem Gebaren dienlich befördert hat.

    Die Bronski-Aufklärung ist deshalb nur scheinbar, weil die Zeitung von der Kritik überrollt worden ist und nun versucht zu retten, was zu retten ist. Hätte die FR glaubwürdig provokante Thesen in die Welt stellen wollen, um die Diskussion zu befördern, hätte sie bei der Publizierung des Aly-Textes schon auf eine zu erwartende Erwiderung hinweisen können und in einem Begleittext die distanzierte Haltung der Redaktion kundtun können.

  93. Lieber Heinrich,

    ich habe mich auf den „Ursprung“ der (sakralen) Bedeutung Jerusalems bezogen, die wohl in einer Zeit entstanden ist, als man weder von einem arabischen noch einem palästinensischen Volk sprechen konnte (damit Sie mich nicht wieder mißverstehen: natürlich gibt es heute ein palästinensisches Volk und seine Rechte sind nicht davon abhängig, wann es entstand und ob seine etnische Abstammung auf die Philister zurückreicht). In Bezug auf die heutige Bedeutung der „heiligen Städte“ haben Sie vollkommen Recht, es kommt überhaupt nicht darauf an, welches Heiligtum zuerst da war. Es dürfte Ihnen aber nicht unbekannt sein, dass auf der national-muslimischen Seite die Existenz eines jüdischen Tempels bestritten wird, was auch einer der Hintergründe für den Streit um Ausgrabungen am Tempelberg ist.

    Die Frage des Verhältnises der 68er zu Israel und Palästina lässt sich nicht in wenigen Zeilen abhandeln (einiges dazu hat Micha Brumlik immer wieder auch in der FR geschrieben). Zu mehr habe ich im Augenblick keine Zeit.

  94. Für
    13. Kommentar von: Michael Woelbert
    20. Kommentar von: Manfred Merk
    20. Kommentar von: Manfred Merk
    58. Kommentar von: eule70

    und alle die es interessiert:

    Thomas Kröter hat heute endlich zugegeben, dass die Bundesrepublik keinen Linksruck erfahren hat.

    Originalton FR:

    „Lieber Oskar Lafontaine, lieber Guido Westerwelle, Sie müssen jetzt tapfer sein! Auch wenn es Ihre (Alp-)Träume zerstört: Es gibt keinen Linksruck in Deutschland. Was es gibt, besser: gegeben hat, ist eine Verschiebung des Koordinatensystems der politisch, publizistisch und ökonomisch tragenden Schichten dieses Landes nach rechts, wenn man denn in den Kategorien der politischen Gesäßgeografie bleiben möchte. So entpuppt sich der scheinbare Linksruck als optische Täuschung – verstärkt durch einen Zerrspiegel: den Wahlerfolg der Linkspartei.“

    weiter: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/kommentare/?em_cnt=1283321&

    Ich wiederhole die entscheidende Stelle, die erklärt, warum die FR jetzt so ist, wie sie ist:

    „Was es gibt, besser: gegeben hat, ist eine Verschiebung des Koordinatensystems der …, publizistisch … tragenden Schichten dieses Landes nach rechts, … .“

    Betrachten wir dies als „Klarstellung“ für den Tenor der neuen FR auch im Fall Aly.

  95. „Quod errat demonstrandum.“(68er) – „Errare humanum est“.

    Der gelinkte Artikel von Manfred Schröder enthält zwar eine bedenkenswerte Kritik an der journalistischen Darbietung des Themas durch die FR. Die Kritik an Alys Artikel ist aber nicht nur stimmig. Tatsächlich trat Hitler am 30.1.1933 das Amt des deutschen Reichskanzlers an, das ihm von konservativen Politikern, Großindustriellen und dem Reichspräsidenten übertragen wurde, was denn sonst? Die Rede von der „Machtergreifung“, der sich auch Aly befleißigt, sitzt allerdings der NS-Propaganda auf.
    Das Lob aber, das den differenzierten und vielfältigen kritischen Kommentaren hier gezollt wird, kann ich im wesentlichen nur teilen.

    Aly ist aber, im Gegensatz zu manch anderem gemieteten Gastkommentator der FR, keineswegs der Dünnbrettbohrer, als welchen ihn hier einige offenbar sehen. Sein Paradigmenwechsel im Blick auf den Massenmord an den Juden: weg von idealistisch-moralischer Betrachtung des schlechterdings Unverstehbaren hin zu den zugrundeliegenden materiellen ökonomischen und bevölkerungspolitischen Interessen, mehr als einleuchtend erschien, mit welchem er übrigens dem ursprünglichen sozialhistorischen Ansatz von Wehler, mit welchem dieser kurz zuvor erst so recht eigentlich das Interesse an der Geschichte in mir geweckt hatte, m.E. näher lag als die Dauerkontroverse zwischen den beiden nahezulegen scheint. Wehler selbst hat die Fakultät ja erst nach mehreren Anläufen und nach über vier Jahren als Professor „auf die Studenten losgelassen“.
    Es sind eben vielfach die Außenseiter, die durch neue Perspektiven innovativ in den Wissenschaften wirken.

    Umso befremdlicher für mich nun dieser Artikel, mit dem sich Aly heillos verrant hat. Hier wird eben wohl eine simple Gleichsetzung bzw Analogie von 68ern und 33ern nahegelegt, werter Abraham, die „wesentlichen Unterschiede“ füllen einige wenige Zeilen und werden sogleich relativiert durch die angebliche Belanglosigkeit und Folgenlosigkeit der 68er, wobei Aly nicht vor grober Sinnverfälschung bei der Übernahme eines Bonmots zurückschreckt.

    Danach veranstalteten die 68er „nach den in Deutschland gebräuchlichen Regievorlagen eine Farce, die der Tragödie von 1933 folgte.“

    In „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ schreibt Karl Marx: „Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“

    Hier karikiert und kritisiert Marx aber ausdrücklich die Attitüde der 48er Revolutionäre in Frankreich als Farce, die sich zur Kompensation ihrer eigenen Halbherzigkeit mit dem Habitus von Gestalten der großen Revolution schmückten, was entsprechend den 68ern, die Nazi-Führer als Gasllionsfiguren vor sich herzutragen, so ziemlich als letztes eingefallen wäre.

    Ein Kritikpunkt verdient es vielleicht, noch schärfer, als bisher hier geschehen, hervorgehoben zu werden: Das bestimmende Motiv für Alys Analogie-Beweis ist ja die Jugendlichkeit der Exponenten beider „Bewegungen“. Hier scheint er mir einem modischen Paradigmenwechsel von einer Klassen- und Schichten-theoretischen Erörterung gesellschaftlicher und politischer Prozesse hin zu einer Generationen-theoretischen zu folgen, wie sie sehr virulent z.B. in der rentenpolitischen Diskussion der letzten Jahre zum Ausdruck kommt. Hier wird ein „Clash of Generations“ beschworen, der jedenfalls davon ablenkt, dass der einkommens-und vermögensmäßige Riss in unserer Gesellschaft sich quer durch die Generationen zieht und sie in Wahrheit weiterhin und verschärft in Klassen und Schichten mit unterschiedlichen Lebenschancen spaltet.

  96. Bisher hat sich kein einziger der Diskutanten hier mit den gesellschaftlichen Verhältnissen der Weimarer Republik befasst. Es gab nach ende des WK I keine Aufarbeitung des Krieges, wenn mensch die „Weltbühne“ von Siegfried Jacobsohn außer acht lässt. Diese Nichtaufarbeitung führte dazu, dass Verbrechen wie politische Morde begangen werden konnten, die nie gerichtlich verfolgt wurden. Da war es nur eine Frage der Zeit, wann die politischen Verbrecher zur Macht gelangen würden. Vorhergesagt wurde das von kritisch beobachtenden Menschen wie Kurt Tucholsky oder Carl v. Ossietzky. Übrigens waren die ersten Kommunisten und Gewerkschafter, die von den Nazis ermordet wurden. Götz Aly sollte sich Kogons „Der SS-Staat“ mal reinziehen.

  97. @ Bronski

    Bakunix bezieht sich in seinem Kommentar, wie einige andere hier auch, auf den Beitrag von Aly, zumal auf die Form, in welcher er in der FR präsentiert und nun von dir legitimiert worden ist. Das wirst du ihm tunlichst als Beitrag zum Thema zubilligen müssen.

    @ Abraham
    Wieso „wieder“? Ich habe Sie noch niemals missverstanden.

    Vielleicht wissen Sie das besser, aber trotzdem folgendes von mir, da die Diskussion hier schon mal aufgekommen ist:
    Die neueren archäologischen und historischen Forschungen sind mir nicht so geläufig. Da soll sich ja in den letzten 20 Jahren viel getan haben. Legt man die biblischen Quellen zugrunde, so kann man davon ausgehen, dass Jerusalem auch schon eine sakrale Bedeutung hatte, bevor der historisch wohl strittige König David tanzend die Bundeslade in die Stadt brachte.

    Was ich sagen wollte: Man kann zu dieser Zeit genauso wenig von einem jüdischen Volk sprechen wie von einem arabischen. Allenfalls von einer palästinensischen Bevölkerung, zu der eben u.a. auch die israelitischen Stämme und später die Juden gehörten.
    Das „Reich“ Davids, wenn es ihn denn gab, war kein Staat, sondern er war König über einen Stammesverband, das Reich Salomos und die Reiche der Nachfahren waren keine „jüdischen“ oder israelitischen Staaten, sondern Flächenstaaten mit unterschiedlichen Völkern und Kulturen und mehreren Tempeln in Jerusalem.
    Seit der Zeit des Exils, wo sich durch die Kodifizierung der heiligen Schriften und den zweiten Tempel das Judentum im engeren Sinne herausbildete, gab es meines Wissens keinen selbständigen jüdischen Staat, sondern den Tempel als religiös-kulturelles Zentrum der Juden.

    Nach der Vertreibung der Juden aus Jerusalem durch die Römer ist die in der Region verbliebene jüdische und nichtjüdische Bevölkerung zum Teil christianisiert, später islamisiert und sprachlich-kulturell arabisiert worden. Das vorläufige Endprodukt ist das palästinensische Volk.

    Die Administration über den Tempelberg und andere „heilige“ Stätten gehört, wie gesagt, in die Hand einer internationalen und interreligiösen Organisation, die solche einseitigen Vereinnahmungen verhindern könnte.

    Vielleicht ergibt sich ja im Zusammenhang einer 68er-Erörterung noch mal die Gelegenheit für die Reflexion über 68er und Palästina. Brumlik werde ich mir noch einmal ansehen. Danke für den Hinweis!

  98. @ Heinrich

    Natürlich lasse ich Bakunix das durchgehen. Gar keine Frage. Da ist auch gestalterisch einiges schiefgegangen, und das werde ich nicht beschönigen. Aber sein Abheben auf den Kröter-Text, in dem der Linksruck in Deutschland als Schreckgespenst der „bürgerlichen“ Parteien entlarvt wird, gehört nicht hierher. Dieser Text lässt ja Sympathien für die Berliner rot-rote-Koalition erkennen. Die Diskussion darüber gehört nicht hierher.

  99. @ Bronski 101, Heinrich 102

    Zur Klarstellung: Ich, bakunix, habe heute nix zum Kröter-Kommentar im Blog veröffentlicht.

  100. Nach der Lektüre der Randspalte „Hallo Bronski“ heute stelle ich mit Befriedigung fest, dass sich wohl die in meinem Kommentar 58 angeführte Alternative Nr. 1 bewahrheitet: man hat mal versucht, wie weit nach rechts man bei seiner Leserschaft gehen kann, und rudert nun zurück.

    Allerdings ist mir Bronskis Aussage: „Götz Aly… gibt in diesem Text seine eigene Meinung wieder – nicht die der FR. Wir sind in der Tat nicht seiner Meinung“ nicht ganz plausibel. Normalerweise gilt das in einer Zeitung nur für die Leserbriefe; andernfalls wird es explizit dazugeschrieben – was bei diesem Artikel nicht der Fall war. In der Ausgabe vom 30. Januar 08 lese ich nur die Überschrift mit Unterzeile und den Namen des Autors, außerdem ein kurzes Porträt des Autors und einen Hinweis auf sein neues Buch, den man unbefangen als Werbung für dasselbe verstehen kann. Schön, es war klar, dass Aly kein angestellter Autor der FR ist – aber wenn ich in einer Zeitung den Text eines Gastautors lese, gehe ich davon aus, dass die Zeitung ihn nicht eingeladen hätte, wenn er nicht in ihre Ausrichtung hineinpasst. Wenn der Artikel nur als Anregung zu einer Diskussion gemeint ist, dann muss das schon vor dem Artikel angekündigt werden.

    Jetzt hat Bronski das eine Woche später, nämlich nach der Diskussion, nachgeliefert. Also: ich hatte Recht mit meiner Begründung Nr. 1 :-). Vielleicht veranlasst das einige der Kommentatoren, ihre Kündigung vorläufig zurückzuziehen; das würde mich freuen, denn ich möchte nicht, dass die FR mangels Lesern eingeht. Und wir sind jetzt neugierig auf die Erwiderungen von Peter Grottian und Wolf-Dieter Narr.

  101. @ 99, Barney Geroelleimer

    Da stimme ich Ihnen im wesentlichen zu. Dass die Diskussion sich hier nicht auf die Weimarer Zeit bezieht, hängt natürlich mit der kritisierten Schieflage in Alys Argumentation zusammen.

    Es gab allerdings am Ende des Ersten Weltkrieges und danach eine regelrechte pazifistische Massenbewegung, die jedoch von der Reaktion als Ansammlung von „Vaterlandverrätern“ diffamiert und neutralisiert wurde.

    Gleichwohl gab es neben Tucholsky und Ossietzky zahlreiche weitere Künstler und Literaten, die ihre Antikriegs-Gesinnung in bedeutenden Werken zum Ausdruck brachten, man denke nur an die Zeichnungen der Käthe Kollwitz oder den weltberühmten schwebenden Engel von Ernst Barlach im Dom von Güstrow und an sein Relief „Trauernde Mutter mit Kind“ auf dem Denkmal in Hamburg, an den literarischen Welterfolg „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque, an „Die Legende vom toten Soldaten“, eine bissige Satire auf das Verheizen alter Invaliden zum Schluss des Krieges, deretwegen Brecht 1935 von den Nazis ausgebürgert wurde, da er damit „den Soldaten des Weltkriegs verhöhnt hat.“
    http://www.literaturwelt.com/werke/brecht/legendesoldat.html

    Auch heute weniger bekannte, jedoch nicht weniger lesenswerte Autoren, wie Leonhard Frank oder Johannes R. Becher, der späte Dichter der DDR-Hymne, wären hier zu nennen.

    Eine besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang das aufrechte bayerische Unikum Oskar Maria Graf, der sich fragte, womit er die Schmach verdient habe, nicht unter den verbrannten Autoren zu sein und in einem öffentlichen Zeitungs-Aufruf forderte: „Verbrennt mich!“
    http://www.oskarmariagraf.de/verbrenntmich.htm

    Nun, die Nazis taten ihm den Gefallen und jagten auch ihn ins Exil, wo er als Zeichen seiner Verbundenheit mit seiner bayerischen Heimat ständig in der Krachledernen durch New York spazierte.

    Brecht setzt ihm mit dem folgenden Gedicht ein Denkmal:

    Als das Regime befahl, Bücher mit schädlichem Wissen
    Öffentlich zu verbrennen, und allenthalben
    Ochsen gezwungen wurden, Karren mit Büchern
    Zu den Scheiterhaufen zu ziehen, entdeckte
    Ein verjagter Dichter, einer der besten, die Liste der
    Verbrannten studierend, entsetzt, daß seine
    Bücher vergessen waren. Er eilte zum Schreibtisch
    Zornbeflügelt, und schrieb einen Brief an die Machthaber.
    Verbrennt mich! schrieb er mit fliegender Feder, verbrennt mich!
    Tut mir das nicht an! Laßt mich nicht übrig! Habe ich nicht
    Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt
    Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch, Verbrennt mich!

    (Bertolt Brecht: Die Bücherverbrennung)

  102. @ eule70

    „Schön, es war klar, dass Aly kein angestellter Autor der FR ist – aber wenn ich in einer Zeitung den Text eines Gastautors lese, gehe ich davon aus, dass die Zeitung ihn nicht eingeladen hätte, wenn er nicht in ihre Ausrichtung hineinpasst. Wenn der Artikel nur als Anregung zu einer Diskussion gemeint ist, dann muss das schon vor dem Artikel angekündigt werden.“

    Na ja, wir haben schon immer Positionen dokumentiert, die nicht mit der Meinung der Redaktion konform gehen müssen. Das gilt z.B. für die Leserbriefe, aber auch für zahlreiche Texte, die auf der Seite „Dokumentation“ gereicht werden. Zeitzeugnisse, gewissermaßen. Unser Fehler im Fall Aly – oder besser: einer unserer Fehler – war, dass wir das hier nicht ausreichend kenntlich gemacht haben. Bei einem Text dieses Kalibers hätte das geschehen müssen, denke ich.

    Aber lassen Sie uns zur inhaltlichen Diskussion zurückkehren.

  103. Zit. Aly
    „Die jungen und besonders tatendurstigen Gefolgsleute der NSDAP, die 33er, wurden – oft infolge von Krieg und Gefangenschaft etwas verzögert – die Eltern der späteren 68er.“

    Schon im dritten Satz eine Verkürzung und unzulässige Verknüpfung. Als ob die (als Begriff geläufigen „68er“) ausnahmslos Kinder von NSDAP Gefolgsleuten gewesen sind.

    Es hat jedoch eine Menge an Vätern und Müttern gegeben, die eben nicht Gefolgsleute der NSDAP waren. Waren diese nicht mindestens ebenso gewiß die Elterngeneration der „68er“?

    Besonders unschön ist die Verknüpfung von „jung und tatendurstig und …gefolgschaft“ mit angeblichem späterem Fortpflanzungserfolg. Böse Falle.

  104. Q 68er
    „Was meinen Bezug auf Jerusalem betrifft, so wollte ich hier keine einseitige Betonung auf die Sache der Palästinenser lenken, sondern versuchte nur zu betonen, dass die Bedeutung Jerusalems für die Welt ganz anderen Gründen entspringt, als einer falschen Linie der Ausbildung des Finanzkapitals von dort, wie es die nationalsozialistische Propaganda mit ihrem gefälschten Antikapitalismusreflex in die Köpfe der Deutschen zu bringen versucht hat und damit wohl auch einigen, schrecklichen Erfolg hatte.“

    Zu Jerusalem hatten die Nazis eine andere Beziehung: Sie unterstützten die arabischen Nationalisten (von Palästinensern sprach damals noch niemand) in ihrem Kampf gegen die Juden und Engländer. Dem (extrem antisemitischen) Mufti von Jerusalem gewährte Hitler Asyl, wofür sich dieser durch die Hilfe bei der Aufstellung einer muslimischen SS-Division in Bosnien revanchierte.

    @ Heinrich
    Das Wissen um solche Zusammenhänge vermisse ich bei der „antikolonialistischen“ Solidarität der 68er mit den Palästinensern.

    Zu ihrem historischen Rekurs auf die Vergangenheit Jerusalems: Auch nach dem babylonischen Exil hat es Judäa als jüdisches Königreich gegeben, der sogar im 2. vorchristlichen Jahrhundert (Makkabäer-Aufstand) eine Unabhängigkeit erlangt hat. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hat es auch ein jüdisches nationalbewußtsein gegeben, wie es auch der jüdisch-römische Schriftssteller Flavius Josephus dokumentiert hat (siehe auch die Trilogie „Jüdischer Krieg“ von Lion Feuchtwanger). Für die politische Auseinandersetzung heutiger Tage hat dies aber wenig Relevanz. Die „internationale Verwaltung“ der heiligen Stätten in Jerusalem hat schon einmal nicht geklappt. Sie war in dem UNO-Teilungsplan von 1948 vorgesehen. Allerdings hat die von britischen Offizieren geführte „Arabische Legion“ dann vollendete Tatsachen geschaffen, indem sie die Altstadt von Jerusalem besetzt, das Jüdische Viertel (samt zahlreichen historischen Synagogen) weitgehend zerstört. Erst nach dem Sechstagekrieg von 1976 konnten Juden wieder an der Westmauer (Klagemauer) beten, vorher war ihnen der Zugang verwährt. Der Tempelberg (den zu betreten des Oberrabbinat gläubigen Juden untersagt) steht auch nach 1967 unter autonomen Verwaltung der muslimischen Behörde. Selbst umfangreiche Baumaßnahmen und ohne archeologische Absicherung durchgeführte Grabungen auf dem Tempelberg werden von Israel widerspruchlos hingenommen. Nicht die Verwaltung der heiligen Stätten, sondern ihr „Status“ sind ein (scheinbares) Problem, für den es aber schon im Barak-Plan (den bekanntlich Arafat abgelehnt hat) eine pragmatische Lösung gab. (Überigens: Den Schlüssel zur Grabeskirche haben bereits seit Jahrhunderten muslimesche Notablen in Verwahrung, weil sich dort die diversen christlichen Dominationen gegenseitig mißtrauen und bekämpfen.)

    Bronski, verzeihen Sie mir diese Abschweifung, ich werde auf das eigentliche Thema bald zurückkommen.

  105. @BvG,

    liegt aly hier so falsch? Viele der 33er wie auch der 68er rekrutierten sich aus den bürgerlichen Mittelschichten und Adelsfamilien. Insofern trifft es tatsächlich zu, dass es 68 gerade die Kinder derjenigen waren, die sich 33 für Hitler stark machten. Dies ist natürlich keine Begründung dafür, die Gruppen gleichzusetzen.

  106. @Inga
    Aly liegt nicht ganz falsch und nicht ganz richtig.
    Deshalb ist es mir zu pauschal.

    Ein solches Thema „grosso modo“ anzuschauen ist schon arg oberflächlich bis fahrlässig.

  107. Heinrich, ich stimme Ihnen zu, dass Alys kritische Positionen von anderem Kaliber sind, als die sonst üblichen konservativen Schuldzuweisungen gegenüber den 68ern. Seine Thesen sind provokativ bis polemisch, aber gehört das nicht auch zur „Tradition“ von 68? Ich jedenfalls schätze kritische Gedanken, über die ich nachdenken und an denen ich mich reiben kann.

    Den hier zahlreich erhobenen Vorwurf gegen Aly, er würde die 33er und die 68er gleichsetzen, teile ich nicht. Er spricht ausdrücklich von Parallelen, die er auch durchaus belegt. Dabei ist sein Kronzeuge nicht Kiesinger, sondern der Nazi-Gegner Joachim Fest: „Fatale Erinnerungen beunruhigen die extremen Gruppen nicht – ihr politisches Bewusstsein wähnt sich im Stande der Unschuld. Sie plädieren für die Beseitigung dessen, was sie (wiederum ganz unschuldig) das ‚System‘ nennen.“ Wenn Kiesinger etwas bezeugt („Wir, die junge Generation der 20er-Jahre, verhielten uns gegenüber den damaligen Politikern genauso arrogant, wie es unsere Studenten heute gegenüber uns sind.“), dann die Haltung derer, die bei den Nazis mitgemacht haben (Aly erwähnt Kiesingers NSDAP-Mitgliedschaft ausdrücklich).

    Jedem, der hier im Blog Aly heftig dafür kritisiert, dass er die NS-Machtergreifung als „Generationenprojekt“ bezeichnet, empfehle ich Sebastian Hafners schon 1939 im Londoner Exil geschriebenen Erinnerungen an die Jahre 1918 bis 1933 „Geschichte eines Deutschen“. Auch er sieht als einen der Gründe für den Erfolg der Nazis in ihre „Jugendkultur“ und dem „Rausch“ der Massenbewegung – gerade angesichts der Erfahrungen seiner Generation in der Weimarer Republik.

    Das erste Fazit: Die 33er und die Anfänge der Nazi-Herrschafft beschreibt Aly zutreffend.

    Was ist nun mit den von Aly behaupteten „Parallelitäten“? Auch sie sind wohl, auch wenn es manchen 68er schmerzen mag, nicht zu bestreiten. Die geringe Achtung „der“ 68er für „bürgerliche Freiheiten“ und Pluralität, die Unterordnung des Individuums unter das Kollektiv, die (potentielle und tatsächliche) Bereitschaft zur Gewalt sind auch schon vor Aly kritisch hinterfragt worden.

    Nun war die Jugendrevolte nur ein Aspekt des zutiefst antihumanen Nationalsozialismus und die von Aly kritisierten „Parallelen“ machen aus der 68er-Studentenbewegung noch keine neuen Nazis, was auch Aly nicht behauptet hat.

    Das zweite Fazit: Es gibt genug Gründe, auch über die positiven Auswirkungen der 68er zu diskutieren.

    Nachbemerkung: Die von Aly nicht vorgenommene Gleichsetzung von 33 mit 68 hat die FR-Redaktion mit ihrer Bebilderung des Artikels „besorgt“. Insofern finde ich, Bronski, Ihre „Distanzierung“ von dem Aly-Artikel nicht ganz ehrlich. Außerdem finde ich es von einer sich links-liberal nennenden Zeitung nicht angemessen, ihren Autoren Zensuren zu erteilen. Ich fände es außerdem erschreckend, wenn in der FR-Redaktion eine „Einheitsmeinung“ (egal ob pro oder contra Aly) herrschen würde!

  108. @ Abraham

    Es geht mir wie ihnen, deswegen reibe ich mich jetzt mal an ihren kritischen Gedanken (obwohl nun ich nicht mehr viel Zeit habe. Ich kann, nachdem wir noch zwei Nebenschauplätze eröffnet haben, nicht meine Tage nur mit dem FR-Blog verbringen).

    Ich habe jedenfalls zunächst einmal nicht von Gleichsetzung gesprochen, sondern von Analogiebildung, die nun wirklich die Methode Alys in seinem Beitrag ist. Mich stört dabei nicht das Provokante oder Polemische an seinen Thesen, sofern sie irgend erkenntnisträchtig sind, und das sind sie nach meinem Urteil eben allenfalls sehr rudimentär. Mit anderen Worten: Der Vergleich schüttet mehr zu als er eröffnet, eine getrennte Erörterung des Aufkommens des Faschismus und der 68er Bewegung hätte tiefere und breitere Erkenntnisse darüber zeitigen können.

    Mit Fest und Haffner als Gewährsleuten dürfen sie mir nicht kommen. Ob und inwiefern man Fest als Nazigegner bezeichnen kann, weiß ich nicht. Er war eine Gallionsfigur der Rechten in unserem Land, sein Blick auf die Naziherrschaft ist ausgesprochen personalistisch, wie alle Biografen entwickelt er eine gewisse Affinität zu seinem Gegenstand, in seiner Hitler-Monografie kommen die Novemberpogrome wie der Holocaust nur am Rande vor. Den entsprechenden Film oder so einen Mist wie „Der Untergang“ schaue ich mir allenfalls mit Kopfschütteln über das öffentliche Interesse an, das so etwas bei uns erregt. Mich interessiert nicht, wie skurril und reizbar oder drogenabhängig das Arschloch war und ob er lieber Frauen oder Hunde mochte, sondern in welchem politischen Kontext mit welchen Kräften im Hintergrund und an seiner Seite und ihn stützend er seine mörderischen politischen Pläne umsetzen konnte. Die Affinität Fests zu Speer lief m.E. zugespitzt gesagt auf eine Agreement zwischen kultivierten Bürgern hinaus, die jenseits von politischen Differenzen und Verirrungen eine gemeinsame Verständigungsbasis haben.

    Haffner ist mir da persönlich schon sympathischer, seine „Anmerkungen zu Hitler“ fand ich damals vordergründig und subjektivistisch.

    So oder so: Die „jugendliche Bewegung“, die den Aufstieg der NS bewirkte, bestand in erster Linie eben nicht aus der jungen akademischen Intelligenz, sondern aus den subproletarischen Mordgesellen der SA. Erst als die Macht gefestigt war und Hitler die SA den Reichswehrgeneralen opfern musste, um sie für seine Wehrmacht zu gewinnen, kamen die bürgerlichen jungen Männer für ihre SS-Karrieren zum Zuge.

    Diese ganze „Bewegung“ war tatsächlich im wesentlichen auf Aufstieg, Teilhabe an der Macht und Karriere orientiert, für die Formulierung der (un-)politischen Ziele wurden möglichst inhaltsleere Floskeln verwendet, wie „Wiedererrichtung der Größe Deutschlands“, „keine Klassen und Stände mehr“ und, schon deutlicher und bedrohlicher, wenn auch vollkommen irrational, „den Juden das freche Lügenmaul stopfen“ und der Kampf gegen den Marxismus.

    Ganz anders die 68er dagegen, da kann Aly noch so viele zufällige verbale Übereinstimmungen finden, man lernt halt die Sprache von seinen Eltern. Die lasen Nirumands Persien-Buch und fanden das Schah-Regime skandalös. Nicht weniger skandalös fanden sie es, dass der Kaiser von Amerikas Gnaden Gorillas mit Riesen-Knüppeln mitbrachte, die ungehindert von deutschen Polizisten auf friedliche Demonstranten einschlagen durften, wogegen die deutsche Polizei mal eben einen von denen abknallte. Was immer sich an theoretischen und praktischen Verirrungen in der Gewaltfrage bei den unterschiedlichen Gruppierungen der 68er danach manifestierte – die differenzierten sich ja gerade darüber sehr schnell aus – das war der Beginn der Gewalt.

    Bürgerliche Freiheiten: Ja, lieber Abraham, wo denken sie hin? Sollten wir die Freiheit genießen, als junge Erwachsene, die sich keine Möbel leisten konnten, in unseren Studentenheimen und möblierten Zimmern bis 22 Uhr Damen- bzw. Herrenbesuch haben zu dürfen? Die bürgerlichen Freiheiten haben die 68er sich wesentlich von den spießigen und autoritären Altvorderen ertrotzt. Und unsere internationale Solidarität galt nicht zuletzt unseren Kommilitonen auf dem Wenzelsplatz, die mit ihren Freiheitswünschen sich unversehens sowjetischen, aber auch deutschen Panzerrohren gegenübersahen. Womöglich waren Sie dort dabei und kennen von dort den Spruch von der Unterordnung des Individuums unter das Kollektiv. Die 68er feierte sozusagen orgiastisch den Individualismus gegen jede Form von Unterdrückung und Konformität.

    Ich habe es an anderer Stelle schon betont: Die 68er bedarf einer kritischen Aufarbeitung durch die 68er. Aly trägt dazu herzlich wenig bei.

  109. @heinrich u. abraham

    Ich finde den Versuch, Parallelen zwischen den „Bewegungen“ zu finden oder zu konstruieren als oberflächliche Methode nicht so schlimm. Er entlarvt wenigstens die hohlen Parolen..

    Ich finde die Gleichsetzung einer Generation mit einzelnen Bewegungen fatal.
    Das überhöht die „Bewegungen“ zu scheinbar historischen und entwicklungspsychologischen Notwendigkeiten (Sturm und Drang, Opposition gegen die Väter etc) und verführt beide dazu, sich miteinander zu arrangieren und aneinander zu rechtfertigen, weil sie ja angeblich aus dem selben Schoß entsprungen sind.

    Mutet an wie eine Vererbungstheorie des Protest.

  110. Heinrich, so viele Reibungsflächen habe ich Ihnen doch gar nicht geliefert. Dass die „Jugendbewegung“ bei den Nazis nur eine Nebenrolle spielte, stimmt ohne Zweifel. Auch in Bezug auf den völlig unterschiedlichen Ausgangspunkt der 68er kann ich Ihren Argumenten folgen. Tatsächlich war ich 68 in Prag (auch bei uns war noch im Studentenwohnheim „Damenbesuch“ verboten, aber übers Wochenende üblich); die deutsche Studentembewegung habe ich dann ab 1970 erlebt, schon deutlich „ausdifferenziert“.

    Mag sein, dass Aly zur kritischen Aufarbeitung der 68er wenig beiträgt. Die wütenden Reaktionen hier im Blog werden ihm aber nicht gerecht.

  111. Schon die Subsummierung des Strebens nach Individualität und Meinungsvielfalt unter dem Etikett „68er“ zerstört die Intention der Differenzierung von Bedingungen und Lösungen.

    Mich wundert, daß die kritischen Geister im Blog das so einfach hinnehmen.

  112. @ BvG

    Das „Etikett“ wurde ja nicht hier im Blog erfunden. Natürlich haben sie recht, dass es eine unzulässige Verallgemeinerung wäre, eine ganze Generation nach den protestierenden Studenten zu benennen. Gleichwohl gibt es die Erscheinung, dass eine bestimmte Bewegung einer ganzen Epoche das Gepräge gibt, und dass die „Etikettierung“ derart zum Gemeingut geworden ist, ist ein Anzeichen dafür. Im Jahrhundert davor waren dies die 1813er (Befreiungskrieger) und die 48er (Revolutionäre).

    Jedoch finde ich auch, dass hier Differenzierung angesagt ist. Der Vorsitzende des RCDS versteht sich in dem „Streitgespräch“, das etwas langweilig ist, weil der MSB-Vorsitzende sich ihm mittlerweile angenähert hat,obwohl Zeitgenosse, eben nicht als 68er.
    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dossiers/spezial_deutscher_herbst/?em_cnt=1208269&em_cnt_page=1

  113. @ Abraham,

    nun, ich erfahre das zwischen uns eben nicht nur als Reibung, sondern als Austausch. Habe auch einiges gelernt aus Ihrer Antwort zu Judentum und Palästina, hätte vielleicht dennoch Ergänzungen und partiellen Widerspruch, aber, wie Sie richtig sagen: eine Abschweifung vom Thema. Deshalb vielleicht: Ein andermal (in) Jerusalem!

    Grüße
    Heinrich

  114. @ 116. Kommentar von: BvG

    Lieber BvG,

    ich hielt mich immer für einen kritischen Geist, aber warumm sollte es mich aufregen, dass jemand – (meinten Sie Aly, sich selbst oder wen sonst?)- den 68ern das Etikett zuschriebe, sie hätten gleichzeitig „Individualität und Meinungsvielfalt“ angestrebt (Sie schreiben eindeutig, beides sei im Begriff der 68er subsumiert!)? Ich kann diese Gleichzeitigkeit sehr wohl mit linkem Denken , wenn es denn nicht dogmatisch ist – was bei jedem Denken passieren kann – vereinbaren. Nehmen wir also das o.a. Streben bei den 68ern an, so kann ich mich abermals nicht aufregen, sondern Sie wirklich nur nicht verstehen: Wie sollte dieses Streben in seiner Umsetzung seine eigene logische Folgemöglichkeit, die „Intention der Differenzierung von Bedingungen und Lösungen“, sie meinen wohl Vielfalt, selbst wieder zerstören können?

    Heinrichs Entgegnung in #117, die sich eher auf Ihre These 1 in o. #80 beziehen könnte, im übrigen eine Paraphrase meiner Antwort (s. #81) auf Ihre These darstellt, kann hier nicht greifen. Es scheint, Ihre Formulierung hat Heinrich verwirrt, da üblicher aber doch unrichtiger Weise von bürgerlicher Seite linkem Denken das Gegenteil, Vermassung und gleichförmiges Denken, vorgeworfen wird. Wäre das wahr und von Ihnen gemeint, dann machte ihre Warnung vor der Zerstörung der „Intention der Differenzierung von Bedingungen und Lösungen“ zwar Sinn, Sie würden aber eben gleichzeitig Ihre Prämisse der Subsumption von „Individualität und Meinungsvielfalt“ im Begriff/Etikett der 68er negieren.

    Oder ganz einfach ausgedrückt:

    Was also meinten Sie? Wen (genau) sollte was (genau) aufregen und welches Etikett meinen Sie, wurde von wem den 68ern zu Recht oder zu Unrecht angehängt? Welchen Bezug hätte das dann zu Alys Text?

  115. Danke, Heinrich, auch ich profitiere von Ihren Antworten und bin am Meinungsaustausch (nicht Meinungsangleichung) interessiert. Leider reicht meist die Zeit nicht zum ausführlichen Schreiben (wozu man manches wieder nachschlagen müsste), so dass vieles an der Oberfläche bleibt. So wie Sie zu meinen Ausführungen zu Jerusalem Rückfragen hätten, habe ich einige zum dem Anteil der „bürgerlichen Bildungsschicht“ am Aufstieg Hitlers.

    Zurückkommen möchte ich auf das Zitat von Fest (dem, was Sie über ihn oder über den Film „Der Untergang“ schreiben, stimme ich voll und ganz zu): „Fatale Erinnerungen beunruhigen die extremen Gruppen nicht – ihr politisches Bewusstsein wähnt sich im Stande der Unschuld. Sie plädieren für die Beseitigung dessen, was sie (wiederum ganz unschuldig) das ‚System‘ nennen.“

    Kann man den 68ern das Fehlen dieser „fatalen Erinnerungen“ überhaupt vorwerfen? Sind nicht die meisten Bücher, die das NS-System analysiert haben, in (West-)Deutschland erst als Folge der von den 68ern begonnenen Ausanandersetzung mit der braunen Vergangenheit publiziert bzw. in die öffentliche Wahrnehmung gelangt, auch wenn sie vorher entstanden sind (z.B. Bruno Bettelheim, Erich Fromm)? Wie ist da Ihre Erinnerung?

  116. Nachdem ich mich querlesend durch die Blogbeiträge gearbeitet habe fällt mir auf, dass vermutlich keiner der Schreibenden der Frage nachgegangen ist, warum Herr Aly, selber ein 68er(was auch immer das ist…und vielleicht will er es garnicht mehr wahr haben),es gibt Bücher von ihm aus der damaligen Zeit, so vom Leder zieht und hanebüchene Vergleiche anstellt. Der „ineterssanteste“ ist die Gleichstellung der NS Bücherverbrennung mit der symbolischen Verbrennung einer Bild Zeitung.
    Da hier bis jetzt immer so moderat diskutiert wurde möchte ich gern mal einen gröberen Klotz einschlagen: Alys stetige Wandlung vom Linken zum Rechts“liberalen“ Intelektuellen und so hoch geschätzten und bepreisten Historiker erinnert mich fatal an die „wundersame“ Wandlung von Horst Mahler. Herr Aly ist vielleicht hellauf begeistert, dass hier Mahler genannt wird, da seine Wandlung scheinbar Alys Parallelisierung von Ultrarechts und Ukltralinks bestätigt.
    Dann muss er sich allerdings auch heftig an die eigene Nase fassen, weil Opfer seiner eigenen Logik geworden.
    Bevor er weitere kühne Parallelen zieht ist ihm anzuraten, seine politische Sozialisation und damit einhergehende psychische Disposition selbstkritisch genauso akribisch zu analysieren, wie er dies vorgibt, mit den 68ern zu tun. Ob er allerdings, wie ich, eine gewinnbringende aufhellende und kreative 4 jährige Psychoanalysehinter sich hat, wage ich zu bezweifeln.
    Vielleicht sollte er in einer Art Selbstversuch in Biographieform oder als Theaterstück seiner eigenen Verwirrung nachspüren.
    Der nächste Preis wartet dann schon sicher auf ihn.

  117. Zusatz:
    Mit seinem desaströsen, unkritischen und höchst zweifelhaft wissenschaftlichen Beitrag hat Aly unbewußt ein Einschätzung des Historikers Hans Ulrich Wehler aus dem Jahr 2005 bestätigt: „Er ist der typische Außenseiter, nur würde ich trotz all seiner Leistungen ein Votum gegen ihn einlegen, wenn es darum ginge,ihm eine Professur anzutragen. So jemanden darf man nicht auf Studenten loslassen. Er ist nicht seriös genug“
    Anmerkung: Wehler kommt aus der Habermaas Richtung, also keiner reaktionären Denkstruktur verdächtig. Nur hat der gute Aly schon zu seiner „Roten Hilfe“ Zeit nie ein gutes Verhältnis zur seriösen Frankfurter Schule entwickeln können. Habe das selbst in einigen Diskussionen miterlebt.
    Kann mich auch deshalb Wehlers Einschätzung nur anschließen. Mit diesem Gleichstellungsartikel hat Aly seine Qualifikation, seriös historisch zu recherchieren in Frage gestellt. Um auf meine obigen Zeilen zurückzukommen: Vielleict hat er ja eine Aufarbeitung seiner „linken“ Vergangenheit tatsächlich hinter sich und sie so radikal wie falsch bewältigt. Oder er kann nicht mit seiner Herkunft umgehen:Entstammt er doch der Familie des königlich preußischen Kammertürken Friedrich Aly. Was ja nun beileibe nicht schlimm ist, vielleicht aber für ihn. Erklärt das zum Teil seine politischen und wissenschaftlichen Pirouetten??
    Wer weiß….

  118. @68er
    Ich meine und sage wie schon so oft, daß mit der Vereinfachung und Vereinnahmung von tausenden Menschen unter die wohlfeilen Etiketten bereits die Klitterung beginnt und die guten und durchdachten Ideen vieler unter dem Geschrei und autoritären Gehabe einiger Protagonisten untergehen.
    Ich möchte nicht in eine Schublade mit dem Prügeljoschka oder dem Heilbrüller gelegt werden. Ich war auch nicht vernebelt vom Cannabisqualm.
    Ich bin auch keine „Mainstream- Vertreter“.

    Der ganze Strukturierungs-Zinnober zeigt mir nur, daß viele ohne Töpfchen und Kröpfchen der Realität recht hilflos gegenüberstehen.

  119. Ich finde es als „gelernter Ostdeutscher“ interessant, mit welchem prompten Reflex und welcher Verve in diesem Blog auf die provokanten Thesen Götz Alys reagiert wird. Es fällt offenbar schwer, auf geliebte Denkmuster zu verzichten bzw. die Denkmäler der Jugend ihres Goldglanzes beraubt zu sehen.
    Im übrigen sei noch darauf verwiesen, daß sich auch der liberale Historiker Fritz Stern – nachzulesen in seiner bemerkenswerten Autobiographie „Fünf Deutschland und ein Leben“ – angesichts der intellektuellen Intoleranz der protestierenden Studenten in den USA an die nationalsozialistischen Studenten in seiner Heimat Breslau erinnert fühlte. Hier wie dort ging es gegen die „Scheißliberalen“.
    Klaus-M. Bull (Rostock)

  120. @ 108, 111. Abraham

    etwas verspätet, aber haben Sie Dank für Ihren angekündigten Beitrag.

    Er hat mich zu folgenden Gedanken angeregt:

    1) Sie zitieren noch einmal Fest mit „Fatale Erinnerungen beunruhigen die extremen Gruppen nicht – ihr politisches Bewusstsein wähnt sich im Stande der Unschuld. Sie plädieren für die Beseitigung dessen, was sie (wiederum ganz unschuldig) das ‚System‘ nennen.“

    Ich kann weder sehen, dass die 68er von keinen fatalen Erinnerungen beunruigt gewesen seien, noch dass sie daher in einem Stadium der Unschuld sich gesehen hätten. „Die Unfähigkeit zu trauern“, das Schweigen der Väter und Mütter zur Vergangenheit der Naziherrschaft – ob individuell oder gesellschaftlich erfahren – schien mir selbst (damals gerade 18) ausreichend, um aus der Unschuld kindlich jugendlicher Geborgenheit heraustreten zu müssen und die „Systemfrage“ (seither) zu stellen. Die (politische) Geborgenheit/neue Sicherheit, die man dabei bei den Gleichgesinnten fand, war eine andere, wie die der bürgerlichen Familie (die doch trotzdem auch etwas bedeutete), aber kein Ersatz für sie, die damit doch ein ganzes Stück weit zerbrach, oder ihr auch nur „irgendwie“ gleich.

    Insofern möchte ich mich auch den Gedanken von Petr Ara und Herrn Bull teilweise anschließen: Alys Furor erscheint mir auch der einer Rache für den Verlust dieser Unschuld. Sein Schritt nach links hat ihm wohl nicht das gebracht, was er erhofft hatte, nun läßt er es die einstigen Genossen büßen. Den Aufstand gegen die Väter hat er nicht durchgestanden.

    2) Ich kann ihnen wohl grundsätzlich zustimmen, dass Aly Zutreffendes zu den Ursprüngen der Naziherrschaft sagt(e), die Rolle der Jugend dort zu konkretisieren ist sicher richtig und notwendig. Allein diese mir doch nur äußerlich bleibenden „Parallelen“ zu den 68ern erscheinen mir zu konstruiert und flach. Dass Jugend zu verführen ist, auch zur Gewalt, ist trivial, der menschliche Agressionstrieb, Abentuerlust o.ä. sind an sich aber noch keine politischen Kategorien, die unterschiedslos durch die Geschichte in ihr wirkten. Selbst wenn Aly keine politische Gleichsetzung 33=68 bewußt intendiert haben sollte, so hat er sie wohl, „blind“ geworden in seiner Rache, nicht vermieden.

    Es könnte also sein, dass die redaktionelle Bearbeitung der Rundschau (Bildstrecke und Unterschriften dazu) nur das offenbarte, was Aly vor sich selbst gerne verbergen will. Wir werden sein im März erscheindenes Buch abwarten, um vielleicht genauer hinschauen zu könnnen.

    2) Ihr Urteil, Abraham, zur redaktionellen Aufbereitung des Abdrucks und hinsichtlich Kiesingers ist treffend.

    Ich grüße Sie

    68er

  121. Kann man hier mal mit der Küchenpsychologie aufhören, die in jedem Fall ins Leere und zumindest bei Petr Ara mit seinem Hinweis auf Alys Herkunft vom Kammertürken auch unter die Gürtellinie.
    Es ist allemal seriöser und ergiebeiger, sich kritisch auf die Thesen Alys zu beziehen, statt über seine Motive zu spekulieren, die jeder Autor mit sich selbst ausmachen muss und über die er seinem Publikum keine Rechenschaft schuldig ist.
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine linke Einstellung Aly z.B. für seine Gastprofessur am Fritz-Bauer-Institut im Wege gestanden hätte. Dessen von mir geschätzter Direktor Micha Brumlik, Mitherausgeber der Zeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“, ist jedenfalls alles andere als ein Rechter.

    @ Abraham 120
    auf die interessanten Fragen komme ich womöglich später zurück, ihre Beantwortung erfordert jedenfalls Zeit, Nachdenken und ggf. Nachlesen.

  122. Lieber Heinrich,

    bevor Du hier mit einem Schlagwort („Küchenpsychologie“) glaubst Diskussionen lenken zu müssen – Du meintest ja wohl mich? -, bitte ich Dich , doch genauer hinzulesen: Ich glaube nicht, dass mein Hinweis auf die verlorene Unschuld (des Denkens) bein den 68ern Küchenpsychologie darstellt, auch wenn ich hier nicht einen Beitrag vom Range und Umfang der Mitscherlichs eingestellt habe.

    Was meine Anwendung der zugrundeliegenden Erkenntnis auf Aly darstellt, so hat das nichts mit seiner angeblichen oder tatsächlichen Herkunft zu tun, sondern mit der ganz einfachen Überlegung:

    Warum und wozu hat der Mann diesen Artikel, sein nächstes Buch zum selben Thema geschrieben?

    Erkenne ich, wie die meisten hier, seine bisherige Reputation grundsätzlich an, so bleibt nach diesem Text praktisch nur eine sozialpsychologische Deutung übrig. Lies die Entgenung von Narr et. al. in der FR nach:

    http://www.fr-online.de/top_news/?sid=8b046c4faf1b164e53071ce87ee781ea&em_cnt=1285285

    Wissenschaftlich bleibt da von Aly nicht viel übrig. Die Frage nach dem Warum wird dort nicht behandelt. Wenn Du meinst, darüber und über den Rest sei nicht zu reden, dann müsstest Du das bei Alys aktueller Wirkungsgeschichte aber genauer belegen, als mit dem Schlagwort der nicht zu diskutierenden Privatheit eines Autors mit Öffentlichkeitswirkung, noch dazu wo ich von durchaus sozial- und nicht unbedingt nur individualpsychologischen Momenten sprach; wie aber will man letztere so ganz heraushalten?

    Dass beim Fritz-Bauer-Institut linke Gesinnung von Nachteil sein sollte, Micha Brumlik gar ein rechter wäre, habe ich nie behauptet, es wäre ein (schlechter) Witz. Warum unterstellst Du mir soetwas mindestens indirekt? – Dass das Institut sich auch abweichende Meinungen einlädt ist selbstverständlich. Nur geht es dann damit und der Präsentation davon etwas geschickter um, als die FR mit Ihren Gastautoren.

    Baue Dir also bitte die Dir nötigen Positionen, gegen Die Du (bei mir) schreibst nicht ganz so freizügig, oder frage erstmal zum Verständnis zurück. Der Blog ist offen.

  123. Auch wenn ich mich erkältungsbedingt erst sehr spät in diese Diskussion einschalten kann, habe ich mir Gedanken zum Thema gemacht.
    Besonders überzeugend fand ich übrigens, deine Beiträge, Heinrich. Danke! 🙂

    Aly schreibt: über die 33-er Studenten: (…) „Sie feierten den Abschied vom bürgerlichen Individualismus und sahen sich im ‚Übergang von der Ich-Zeit zur Wir-Zeit.’ Eben deshalb sei ‚die letzte Lebensfrist des Liberalismus abgelaufen’; (…) (Die 68 hatten es ebenfalls auf die ‚Scheiß-Liberalen’ abgesehen).“

    Aly stellt über den Begriff „Liberalismus“ bzw. dessen Ablehnung einen generationenübergreifenden Zusammenhang her. Dabei handelt es sich zwar um das gleiche Wort, in der inhaltlichen Bedeutung sehe ich jedoch keine Übereinstimmung, was noch deutlicher wird in der Äußerung Goebbels (vom März 1933): Die neue Zeit nennt sich nicht umsonst Völkisches Zeitalter. Das Einzelindividuum wird ersetzt durch die Gemeinschaft des Volkes.(…) das Volk als Ding an sich (…), dem alles zu dienen und dem sich alles unterzuordnen hat.“

    Das Leben des Einzelnen hat im Nationalsozialismus keinen Wert an sich. Die Nazis dachten rein funktional, ob der einzelne dem Gesamten in ihrem Sinne dienlich sei. Wenn die 33er von Liberalismus und „Ich- Zeit“ sprechen, wenden sie sich damit auch gegen das „Ich“ der Aufklärung und das „Ich“ der frühen Romantik.
    Die Frage, die sich mir stellt, ist ob das Bürgertum der Weimarer Republik tatsächlich so individualistisch gesinnt ist, wie dies das Zitat glauben machen möchte, bzw. wie es Aly kontrastiert. Waren nicht gerade im Bürgertum die preußischen Tugenden wie Pflichterfüllung und Gehorsam stark verankert?
    Die Studenten der 68er wandten sich in ihrer Kritik gerade gegen die seelenlosen Bürokraten. Sie forderten verantwortliches Handeln und Gewissen ein. Die „instrumentelle Vernunft“ wurde zum Gegenstand der Kritik in der „Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und Adorno. Mit deren Hilfe kann man zwar alles Mögliche berechnen und technisch anspruchsvolle Lösungsmöglichkeiten entwickeln, dies aber innerlich unbeteiligt und ohne das eigene Handeln ethisch zu hinterfragen.

  124. Jetzt also die Replik: Die FR versucht mit Hilfe von Gastautoren das Aly-„Pamphlet“ (Grottian, Narr, Roth) politisch einordnen und bewerten zu lassen, um so die journalistische Missetat, nämlich den Text in unterstützender Aufmachung abzudrucken, wieder gutzumachen. Immerhin lässt das Autorentrio in einigen rhetorisch zugespitzten Sequenzen [„grotesker Mangel an historischer Wahrnehmung“] erkennen, was von der Schmähschrift zu halten ist. Über die hier im Blog dargestellten Gedanken ist das Terzett nicht hinausgekommen, zumindest habe ich das nicht bemerkt. Hingewiesen wurde nochmals auf die sich ausschließenden politischen Sichtweisen und Einstellungen der Nationalsozialisten von 1933 und den doch auch international Orientierten, die 1967ff gesellschafts- und kulturpolitische Forderungen stellten.

    Allein die Tatsache, dass die Nazi-Bewegung eine strenge hierarchische Gliederung benötigte, die auf Befehl und Gehorsam fußte und durchnummeriert organisiert war, lässt eine sich eine Parallelität mit der Studentenbewegung, die sich aus vielen unterschiedlichen Richtungen zusammensetzte und sich regional teilweise spontan bildete und wieder auflöste, kaum behaupten. In der Tat hat Aly da die Talsohle seiner Argumentation erreicht, wo er den ehemaligen Nazi und Bundeskanzler Kiesinger als Gewährsmann für seine Thesen heranzieht. Ich selbst habe Kiesinger im Wahlkampf als junger Jugendlicher erlebt und in einer Freiluftveranstaltung in der Provinz von ihm einen Satz gehört, der mich erschüttert aber auch geprägt hat, als er über die politisch Aufbegehrenden mit dem Finger auf ein vorbeifließendes Gewässer zeigend äußerte: „Die demonstrierenden Studenten sind weniger wert als der Dreck, der in diesem Bach liegt!“ Wenn Aly meint, er habe in diesem Bundeskanzler den Mann gefunden, der die richtigen Analysen über die teilweise sich antiautoritär gebärende Bewegung aufstellte, muss er verstehen, dass an seinen wissenschaftlichen Bemühungen Zweifel aufkommen.

    Der ehemalige FR-Autor, der Literatur- und Musikkritiker Thomas Rothschild gibt dazu einen interessanten Hinweis: „Es ist bezeichnend, dass Götz Alys Denunziation nicht etwa in der FAZ, sondern in der Frankfurter Rundschau erschienen ist, die einmal so etwas wie das inoffizielle Zentralorgan der Studentenbewegung war. Da haben sich ein Autor und ein Medium gefunden. Das Ergebnis ist weder Tragödie, noch Farce, sondern pure Idiotie.“

  125. Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich, dass eine Zeitung den Text von Aly abdruckt und ihn dadurch zur Diskussion stellt. Die Art der Präsentation ist allerdings eine Katastrophe. Kritik daran wurde hier ja schon geübt. Die sachliche Aufmachung des Textes sowie eine sich unmittelbar anschließende Erwiderung wäre angebracht gewesen.

  126. Nachdem jetzt hier im Blog, 40 Jahre später, angeregt diskutiert worden ist, die FR den – wirklich guten – Gegenartikel von Narr et al. veröffentlicht hat, finde ich es an der Zeit, jetzt einen – für mich brillianten – Leitartikel der Frankfurter Rundschau vom 09.02.1968 zum Lesen zu bringen, der wenn die FR ihn statt des Aly-Artikels abgedruckt hätte, sicherlich auch eine Reaktion ausgelöst hätte, aber keine so konsternierte aus dem linken bis linksliberalen Lager. Aber lesen Sie selbst:

    „Warum die Tomaten fliegen
    Von Gerhard Ziegler

    Seit Fensterscheiben, klirrten, Straßenbahnen
    demoliert, Bundesflaggen oder Flaggen
    anderer Staaten geschändet und Türen eingeschlagen wurden, ist das Problem der rebellierenden Jugend schrecklich einfach geworden: Stoppt den Terror einer provozierenden Minderheit, schützt die Autorität vor halbstarken Rabauken! Die „Bild“-Zeitung hat alles schon, wieder einmal eingeordnet: „Seit Jahren streift mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder ein Hauch jugendlichen Zorns unser Land: Erst — zwischen 1952 und 1953 — machten randalierende Motorradfahrer unsere Städte unsicher; dann — 1956/57 — schmierten junge Rabauken Hakenkreuze an Kirchen und Gräber; und jetzt — 1967/68 — gibt es den Wanderzirkus der Revolution.“

    Es ist leider zu befürchten, daß sich auch
    ein Teil unseres politischen Establishments
    die Sache so schauerlich einfach macht wie
    „Bild“. Um nicht mißverstanden zu werden,
    müssen wir daran erinnern, daß wir in dieser
    Zeitung die Meinung vertreten haben, mit
    Terror werde auch die stabilste Demokratie
    ruiniert Dem haben wir heute nichts hinzuzufügen. Aber wenn sich jetzt das Parlament mit dem „Aufstand der Jugend“ beschäftigt, dann darf es nicht nur. um Ausschreitungen und die Erhaltung der rechtsstaatlichen Ordnung gehen. Notwendig ist ein Blick zurück zu den Anfängen der Protestbewegung. Wenn in unserem Staat alles zum besten stehen würde, hätte es kaum Anlaß zur Rebellion gegeben.

    Wie ist denn die Ausgangsposition? Eine
    ständig größer werdende Diskrepanz zwischen
    Verfassung und Verfassungswirklichkeit. Eine
    Partei, die seit der Gründung der Bundesrepublik nach dem. Motto geschaltet und gewaltet hat: „Der Staat sind wir.“ Als Ergebnis eine Politik, die Veränderungen der weltpolitischen Situation einfach nicht zur Kenntnis nahm. Eine Große Koalition in Bonn, mit der das Regulativ einer wirkungsvollen parlamentarischen Opposition liquidiert wurde.
    Als Folge davon, das Erstarken des Rechtsradikalismus. Ein Bundestag, dessen leere Bänke auch bei wirklich bedeutsamer Thematik der Fernsehzuschauer immer wieder beobachten kann. Eine politische Willensbildung, die sich nicht im Parlament, sondern hinter den verschlossenen Türen der Ausschußberatungen vollzieht. Ein zum Teil mittelalterliches Strafrecht, dessen Reform überfällig ist und das dennoch bis heute nicht reformiert ist. Kirchen, die im Formalen erstarrt sind und vor der Berührung mit dem Leben zurückschrekken. Kommunalverwaltungen, die selbstherrlich über den Kopf des Bürgers hinweg regieren.

    Schließlich Universitäten, deren autoritäre
    Struktur nicht mehr In das Bild einer modernen
    Gesellschaft“ paßt.-Und nicht zu verges’sen, ein im Namen von Demokratie und Freiheit geführter mörderischer und zynischer
    Krieg in Vietnam, den Regierung und Parlament
    mit diskretem Schweigen übergehen. Ein
    Katalog, der fortgesetzt werden könnte. Aber
    diese Auswahl genügt wohl schon, um deutlich
    zu machen, daß es ohne diese Atmosphäre
    kaum zu den Konflikten gekommen wäre, wie
    wir sie jetzt erleben. Darüber nachzudenken,
    wie man mit der Abwägung zwischen den
    Pflichten der Staatsorgane zur Aufrechterhaltung der Ordnung und dem Recht auf politische Willenskundgebungen fertig wird, kann nur die eine Seite sein. Das dürfte auch zu schaffen sein. Erheblich schwieriger, aber entscheidend ist es dagegen, die Wurzeln des Uebels zu packen, nämlich die hier geschilderten Ansatzpunkte der jugendlichen Kritik. Da wird es nicht genügen, zu versichern, man werde berechtigte kritische Vorhalte „überdenken“. Was das bedeutet, wissen wir aus trauriger Erfahrung: Es geschieht gar nichts. Nur wenn tatsächlich etwas geschieht — eine Vietnam-Debatte im Bundestag mit klaren Aussagen, eine Reform des politischen Strafrechts und so weiter und so, weiter —, wird sich der Protest der Jugend sinnvoll differenzieren; ein Vorgang, der sich bereits jetzt andeutet, seit Regierung und Parlament zu erkennen gegeben haben, sich den Fragen der Jugend an die ältere Generation stellen zu wollen. Sollte es dann schließlich zu einer wirklichen Neubesinnung in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens, kommen, dann wären zerbrochene Fensterscheiben und Attacken mit Eiern und faulen Tomaten tatsächlich nur gelegentliche Auswüchse eines gesunden demokratischen Lebens. Doch eine solche Entwicklung wäre wohl zu schön, um bei uns Wirklichkeit zu werden.“

    Die Hoffnung Zieglers auf eine postive Wirkung der Proteste hat sich leider nicht erfüllt. Es werden immer noch Texte, wie die Alys geschrieben und veröffentlicht, das Grundgesetzt ist seither weiter noch als nur durch die Notstandsgesetze zu seinem Schlechteren – Degenhardts „hundert Mal“ – geändert worden.

  127. @68er
    Nun, das Reizvolle des Leitartikels besteht in seiner Zeitzeugenschaft. Interessant für mich als später Geborene ist so ein Text auf jeden Fall, bestechend die Besonnenheit, mit der der Autor argumentiert.

    Es wäre jedoch zu wenig, würde eine Zeitung heute diese Argumentation einfach sinngemäß wiederholen. Aus heutiger Sicht würde ich mir eine wissenschaftliche Analyse schon wünschen. Die Idee, einen Historiker, der ein Buch zum Thema veröffentlichen wird, dazu Stellung nehmen zu lassen, ist ja nicht dumm. Nur ist der Text von Aly einfach schwach. Das ist das Problem.

  128. An Aly’s Thesen ist jede Menge dran

    Aly ist zu danken, dass er den Mut hat, eine überfällige Debatte zu eröffnen, die bei uns bis dato gar nicht möglich war, weil Kritik mit moralischen Totschlag-Argumenten („Faschist“) bislang erfolgreich im Keim erstickt worden ist. So geriet die 30jährige Jubelfeier (1998) zum großen Bahnhof für die Errungenschaften der „Revolutionäre“, mehr war in diesem Land, anders als in Frankreich, nicht drin.

    Dass es mit den vielgepriesenen Errungenschaften der 68er soweit nicht her ist, verdeutlicht unter anderem ein Blick auf die Bildungssituation im Lande, auf den aufgeblähten bürokratischen Sozialstaat sowie die allenthalben greifbare volks- und betriebswirtschaftliche Ignoranz. Hier haben die 68er einen Scherbenhaufen hinterlassen, auf den die meisten der Angehörigen dieser Generation sich auch noch viel einbilden, alldieweil die Generation der Söhne die Scherben beseitigen und mit den Erträgen dieser undankbaren Arbeit die revolutionär gesinnten Väter nähren darf.

    Meine Erfahrung ist, dass die saturierten 68er Pensionäre bei ihrer liebgewordenen Ideologie unverbesserlich verharren. Die wenigsten, die besten, distanzieren sich davon.

    In dieser Situation ist Aly’s Fanfarenstoß hilfreich, eine wertvolle Initalzündung für die überfällige Verlust-Gewinn-Rechnung.

    Auch im Namen der bislang totgeschwiegenen, niedergeschrieenen Opfer dieser Generation wäre eine unvoreingenommene Bilanz überfällig. Dass das kein schmerzfreies Unternehmen wird, ist bei dem Ideologiepotential der Betroffenen klar – siehe die meisten der Leserbriefe und Blogposts, deren Schäumen vor allem eines sinnenfällig macht: An Aly’s Thesen ist offenbar jede Menge dran.

  129. @Scheuermann

    Gewinnrechnung:
    Es ist ein Recht auf Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und eine Freiheit zur Selbstverwirklichung zurückerobert worden.

    Vielfalt und Toleranz sind ein Gewinn gegenüber Uniformität und Intoleranz.

    (Zur Ehrenrettung des Begriffs der Selbstverwirklichung:
    Ohne diese wären wir alle noch urzeitliche Sammler)

  130. @ 133. Michael Scheuermann

    Bullshit!!

    1) Aly ist hier von niemandem Faschist genannt worden, sondern – allenfalls – richtigerweise (bürgerlicher) Revisionist.

    2) 1998 gab es keine 68er-Jubelfeier. Sollte ich sie verpasst haben, belegen Sie sie mir.

    3) Ludwig von Friedeburg hat im Geiste der 68er ein fortschrittliches Bildungswesen eingeführt, dass mit einer Frau Wolff spatestens wieder liquidiert worden ist; die ist keine 68erin. – Falls sie den Neoliberalismus für ein Projekt der 68er halten, dann können Sie in mir den Präsidenten der EZB sehen. usw. usw.

    4) Vielleicht machen Sie mich mal mit Ihrem 68er-Vater bekannt, dann kann ich mit ihm so eine verwerfliche Jubelpartie feiern, das tröstete ihn dann über den (ideelllen) Verlust seines Sohnes vielleicht hinweg.

    5) Die einzigen Gewinn-und-Verlustrechnungen die gemacht werden , sind die des Kapitals. Wer da gewinnt, ist bekannt, die Verlierer auch. Dass Sie hier die 68er-Bewegung noch in diese Rechnung einführen wollen, passt.

  131. @68er

    Es wäre doch angezeigt, den „schärfsten Kritikern der Elche“ (und ihren Söhnen) aufzuzeigen, daß ihre heutige Freiheit von mutigen „68ern“ erkämpft wurde.

    Vielleicht werden wir uns ja einig über die „wohlfeilen Etiketten“, die ich hier so vehement bekämpfe?

  132. Lieber BvG,

    sollte ich in meinem Leben je etwas für andere erkämpft haben, dann kann mich das in der Tat glücklich machen. Aber erkennen müssen das diejenigen welchen schon selber. Heute kannn ich jedem anderen nur zu dem, was er sagt, sagen, was ich davon halte. Das sind keine „wohlfeilen“ Etiketten, die hat sich derjenige schon redlich verdienen müssen. Ich habe auch mal noch Kaufmann gelernt, Bilanz, Gewinn und Verlustrechnung beherrsche ich so und so.

  133. Eine kleine Nachtmusik … für Michael Scheuermann, #133:

    lieber Rudi Dutschke
    würde vati sagen
    wissen sie was das hieß
    studieren damals
    keine bücher kein brot kein bier
    ja
    da hatte keiner
    flausen im kopp
    die welt verbessern
    und so
    in alten kommißklamotten
    paarmal gewendet
    so sind wir rumgelaufen
    aber wir haben uns gewaschen
    und wenn´s keine seife gab
    mit sand
    jawoll mit sand
    und von wegen asta
    mitbestimmung
    wissen sie was der gemacht hat
    gehamstert
    daß wir was zu essen hatten
    wir und die professoren
    und trotzdem
    wir waren auch richtige studenten
    haben
    zusammengehockt
    nächtelang
    die köpfe uns heiß geredet
    aber wir haben
    gelernt
    gelernt
    gelernt
    und nochmals
    gelernt
    und wir habens geschafft
    und warum
    weil wir haben gewußt
    was das heißt
    ÄRMEL AUFKREMPELN ZUPACKEN AUFBAU’N

    ja vati hat wirklich geschuftet
    von nichts kommt nichts
    das ist sein wahlspruch
    und immer sauber bleiben
    das lohnt sich
    lieber Rudi Dutschke
    würde vati sagen
    und heute
    die jungen leute
    jammern und wehgeschrei
    paßt dies nicht
    paßt das nicht
    orgasmusschwierigkeiten
    wenn ich sowas schon höre
    lieber Rudi Dutschke
    würde vati sagen
    nun hören sie mal gut zu
    was sie hier sehen
    ringsherum
    das haben WIR WIR ihre väter
    die sie würstchen nennen
    WIR haben das hingestellt
    und darum verstehen sie
    darum
    lassen wir uns von euch nicht sagen
    wie wir zu leben haben
    sie ihr alle
    streckt doch eure beine unter unsern tisch
    wer kann das denn heute noch
    macht das doch erstmal nach
    ÄRMEL AUFKREMPELN ZUPACKEN AUFBAU’N

    also wenn vati loslegt
    dann fragt man sich immer
    was ist der bloß immer so wütend
    hat er gemerkt
    daß ihn keiner mehr
    ernst nimmt …

    [F.J. Degenhardt, Vat’s Argumente, 1968]

  134. @ 132.susanne

    es freut mich, dass Ihnen der Ziegler-Text ähnlich gut gefällt wie mir.

    Dass ich ihn heute lieber in der FR gesehen hätte als den Alytext hat aber nichts damit zu tun, dass ich nicht auch dafür wäre, einen wissenschaftliche Studie, geschrieben aus einem Abstand, lesen zu können. Nur: wenn die neue FR von sich aus nicht mehr auf die Reihe bringt als den Aly, dann doch lieber den alten FR-Ziegler.

    Nicht ganz nebenbei, finde ich, dass er als Journalist schon damals als Zeitzeuge treffender schreibt als Aly. Dass seine Hoffnung nicht war wurde, ist eine andere Geschichte. Aber auch die hat Aly, wie Sie selbst bemerkten, nicht geschrieben. Ich fürchte, sein Buch wird da auch nichts leisten. Narr et al. waren voll mit dem, was Aly geschrieben hat, beschäftigt, da blieb für eine Analyse der Gründe des Auchscheiterns der 68er verständlicherweise kein Raum. Jetzt könnten wir nur noch die irrwitzige Hoffnung haben, dass die neue FR sich diesem Problem mit einer Dokumentation der alten Qualität widmete, ohne ihm so ungerecht zu werden. (Darauf wartet bakunix wohl auch, wenn ich #129 richtig deute?)

  135. Bakunix, Sie haben Recht, wenn Sie zu dem Beitrag von „Grottian, Narr und Roth“ schreiben: „Über die hier im Blog dargestellten Gedanken ist das Terzett nicht hinausgekommen, zumindest habe ich das nicht bemerkt.“

    Mich hat vor allem Heinrichs Kritik an Aly überzeugt, dass dieser bei den von ihn festgestellten „Paralelitäten“ zwischen 33ern und 68ern (über die sich meiner Meinung nach trotzdem nachzudenken lohnt) auch die wesentlichen Unterschiede hätte klar machen müssen.

    Was mich an manchen Diskutanten (und auch an dem meiner Meinung nach recht schwachem Beitrag von Grottian, Narr und Roth) stört, ist der beleidigte Ton und der Furor, mit dem Aly als ein Häretiker ins Eck gestellt wird. Wieso hat sich Aly als Historiker „wissenschaftlich erledigt“ wenn er aus einer historisch durchaus korrekten Darstellung der „Jugendbewegung“ beim Erfolg des NS-Regimes politisch falsche Schlüsse in Bezug auf die 68er zieht? Sein „Fach“, an dem seine wissenschaftliche Leistung gemessen wird, ist die Nazi-Zeit, nicht die Studentenbewegung von 68.

    Mir sind Häretiker sympatisch, weil sie zum Überdenken der bekannten Argumente zwingen, auch wenn sie Unrecht haben. Ein bisschen mehr Gelassenheit täte dieser Diskussion gut.

    Dass die FR Alys Artikel zur Diskussion gestellt hat, finde ich gut (gerade solche Diskussionen sollte man nich der FAZ überlassen). Die Aufmachung (Bildauswahl und die Formulierung der Bildtexte) ist ein grundsätzliches Problem der FR, seitdem die Seitengestaltung nicht mehr der zuständige Redakteur durchführt. Schiefe „Aussagen“ durch Bildauswahl habe ich auch bei anderen Themen gegenüber Bronski kritisiert.

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