Welche Werte hat diese Gesellschaft?

Pauline ist elf. Und sie ist arm. Eines von 2,6 Millionen Kindern, die in Deutschland auf Sozialhilfeniveau leben. Wie sich das für Pauline anfühlt, das hat FR-Mitarbeiterin Manuela Pfohl in ihrem Text „Wir sind arm“ aufgezeichnet. Einem Text, der zahlreiche FR-Leserinnen und Leser aufgewühlt hat, was sich in einer erheblichen Zahl von Zuschriften und Hilfsangeboten niedergeschlagen hat. Dazu hat sicher auch die Textform beigetragen, denn Manuela Pfohl hat die Ich-Form gewählt, sich also in Paulines Perspektive begeben und das Armutsschicksal damit unmittelbar erfahrbar gemacht. Die Tatsache an sich, dass es so viele arme Kinder in Deutschland gibt, ist ja nicht neu – und wühlt die Menschen offenbar trotzdem nicht annähernd so auf. 2,6 Millionen ist eben nur eine Zahl. Doch gibt man dieser Zahl ein Gesicht …

„Mit Wut und Verzweiflung“, schreibt mir etwa Bernd Gehrt aus Hattorf, „habe ich den Sozialreport von Manuela Pfohl gelesen. Da äußert sich ein elfjähriges Mädchen über ihr Leben in Armut. Mich hat der Artikel emotional so betroffen gemacht, dass ich ihn an möglichst viele Leser weitergereicht habe, um den Blick auf die Realität von Hartz I bis IV zu richten.
Hatz I bis IV produziert ein Menschen- und Gesellschaftsbild, das sich des Beifalls der Stammtische sicher sein kann. Aber seriöse Studien widerlegen die Legende vom überregulierten Arbeitsrecht, dem dringend ein Niedriglohnsektor eingepflanzt werden müsse – als ob es den nicht schon längst gäbe. Überhaupt, so Hartz, gelte es, die Sozialabgaben zu senken, und mit ihnen natürlich das Leistungsniveau. Und immer wieder begegnet man dem Mythos von den „Anreizen zum Verbleib in der Arbeitslosigkeit“, die nun endlich durch entschiedene Leistungskürzungen, Zwang zur Leiharbeit und durch die Verschärfung der Zumutbarkeitsregelung (zum achten Mal seit 1975) überwunden werden soll. Welche Werte hat unsere Gesellschaft, welche braucht sie?
Ich halte es für einen Skandal, wie in unserer Gesellschaft mit den Menschen- und Grundrechten umgegangen wird. Das Grundgesetz ist mehr als nur juristischer Stoff. Es stellt ein moralisches, ethisches und soziales Wertesystem dar. Droht es allmählich aus dem kritischen Bewusstsein zu verschwinden? Ist die Reform des Sozialgesetzbuches (Hartz IV) mit der freien Wahl des Arbeitsplatzes und dem Verbot des Arbeitszwanges vereinbar?
In Sachen Kinderarmut und Chancengerechtigkeit versagt unsere Politik. Wie lange lassen sich die Menschen das noch gefallen?“

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28 Kommentare zu “Welche Werte hat diese Gesellschaft?

  1. Die sozialen Verwerfungen und das Ausmaß der Armut in unserem Land kann tatsächlich jedem bekannt sein, der seine fünf Sinne und sein bisschen Verstand beisammen hat. Ein trauriges Zeichen, wenn es da solcher dilettantisch zusammengezimmerter Betroffenheitslyrik wie des „authentischen“ Berichtes einer armen Elfjährigen von MANUELA PFOHL bedarf, um die Leute „aufzuwühlen“.

    Anstatt mich von solcher Sentimentalitätsduselei aufwühlen zu lassen, bilde ich mir doch lieber mein politisches Urteil mit Hilfe des Verstandes. Und der sagt mir: Die seit einigen Jahren grassierende Rede von der „Kinderarmut“ ist nichts als sentimentales Gewäsch, dessen sich die Politiker aller Couleur gerne populistisch bedienen mit dem vollmundig vorgetragenen Postulat, die Kinderarmut müsse bekämpft werden.

    Warum tun sie es dann nicht? Ganz einfach: Kinderarmut ist Erwachsenenarmut. Es gibt keine von Erwachsenenarmut losgelöste Kinderarmut. Und Armut kann man überhaupt schlecht bekämpfen. Armut bedeutet immer das Fehlen von etwas, und wo nichts ist, gibt es auch nichts zu bekämpfen.

    Wenn man die Kinderarmut beseitigen will, muss man den REICHTUM bekämpfen.

  2. Ich behaupte, es gibt in unserer Gesellschaft keine absolute, sondern nur relative Armut. D.h., kein Kind verhungert, erfriert oder wird vom Schulbesuch abgehalten aus reinem Geldmangel. Natürlich leiden Kinder, wenn Eltern wenig Geld zur Verfügung haben. Sie leiden, weil es für ein bezahltes Schulessen nicht langt, oder für Markenklamotten, oder für teuere Schulfahrten, oder für elektronisches Spielzeug. Wir müssen aber auch zugeben, daß wir hier eine Inflation der Ansprüche feststellen können, für die wir auch alle verantwortlich sind. Ich selbst bin Sohn einer Hilfsarbeiterin, die uns mühsam als Fabrikarbeiterin oder Serviererin durchgebracht hat, und die oft zu mir sagen mußte: Dafür haben wir kein Geld. Meine erste lange Hose bekam ich mit 8, bis dahin waren lange Strümpfe mit Halter, incl. Gespött der Mitschüler, angesagt. Im Vergleich hierzu geht es vielen dieser „armen“ Kinder Gold. Die Gesellschaft könnte helfen, indem sie sich z.B. für gratis Schulessen, gratis Lernmaterial und gratis Kindergartenplätze stark macht. Markenklamotten müssen nicht sein, ALDI hält genauso warm. Wo wir damals ins Zeltlager in den Spessart gefahren sind, mit Selbstverpflegung aus der Gulaschkanone, geht es heute in die Toskana, nach England oder in die USA bei Schulfahrten, oder zur teuren Ski-Woche in die Schweiz. Da hapert’s dann natürlich bei Geringverdienern. Helfen würde, wenn Mütter (und Väter!) wieder Hauswirtschaft einschl. kochen und preisgünstig einkaufen lernen würden – und besser mit dem knappen Geld umgehen lernten. Wer seine Familie mit Fastfood ernährt, und sich die Aufwärmzeit mit Likör und Zigaretten vertreibt, hat natürlich Probleme, mit dem Hartz IV-Geld hinzukommen. Auch kriegt man sein Leben hin ohne eigenes Handy oder eigene Spielekonsole. Wenn wir in die Zukunft schauen, wird aufgrund immer knapper und teuerer werdender Ressourcen sowieso die Zeit des schrankenlosen Konsumismus der Vergangenheit angehören, und es wird schick werden, statt Malle oder Thailand Radtouren an der Lahn zu machen. Mehr umverteilter Reichtum würde natürlich unserem Gerechtigkeitsempfinden aufhelfen, nicht jedoch der Tatsache, daß eine selbstgekochte Gemüsesuppe mit frischen Zutaten für die Gesundheit und das Gewicht der lieben kleinen zuträglicher wäre als die Fertigpizza.

  3. Natürlich stellt Kinderarmut ein Problem dar, welches auch nicht beschönigt werden sollte, jedoch tragen Artikel wie dieser nicht zu einer konstruktiven Diskussion bei. Erstens beträgt der Regelsatz (nicht genannte Kürzungen einmal nicht beachtet) für die Familie bereits 966 Euro (Mutter und drei Kinder), die Übernahme der Miet-und Nebenkosten (bis auf Strom), sowie verrechnet Kindergeld. Dies ergibt sicherlich eine Summe, die über dem liegen dürfte, was die Mutter von Pauline als Krankenhelferin netto verdienen würde.

    Interessanter erscheint jedoch, ob die Erhöhung des Regelsatzes für Kinder eine sinnvolle Entscheidung darstellt. Die Teilhabe am „sozialen Leben“, d.h. der Kauf eines Buches, der Besuch eines Schwimmbades, eines Zoos, eines Theaterstückes, dies lehrt mich die Erfahrung als Mitarbeiter im sozialen Bereich und Ansprechpartner für ALG I-Empfänger, würde dadurch nicht gewährleistet, da bei einer großen Mehrheit der Betroffenen keinerlei Notwendigkeit bezüglich der Unterstützung ihrer Kinder besteht. Es wäre eine Überlegung wert, statt der Anhebung von ALG I, die Gelder in kostenlose Angebote für Kinder (freier Eintritt z.B.) zu investieren, ohne den Regelsatz zu erhöhen, von dem eher die Eltern als die Kinder profitieren. Diese Meinung ist im Moment nicht opportun, wäre aber sozial, denn nicht Geldleistungen alleine ermöglichen Chancen für die Zukunft, sondern vor allem die Teilhabe an Bildung und Kultur. Ob diese von den Eltern vermittelt werden kann, ist fraglich.

    (Anmerkung: Dieses Posting erfolgte durch Bronski; Leserbrief war in der FR veröffentlicht worden.)

  4. Schade, Herr Franke, dass Sie nur in einem Nebensatz von der Anrechnung des Kindergeldes schreiben. Denn so werden aus den 966 Euro ganz schnell 504 Euro (966 minus 462). Davon muss sich eine vierköpfige Familie ernähren, Kleidung und Schuhe kaufen (Kinder wachsen), Möbel und Elektrogeräte (Waschmaschine, Kühlschrank) ersetzen, wenn sie kaputt gehen. Die Mietkosten werden nur zu einem Betrag übernommen, der mit dem Wohnungsmarkt nichts zu tun hat, man muss dafür schon ganz ganz weit in den Vogelsberg ziehen. Und dort findet man dann keine Arbeit. An Vorsorge wie Riesterrente ist gar nicht zu denken.

    Die Regelsätze müssen auf jeden Fall erhöht werde. Danach bin ich mit Ihrem Vorschlag einverstanden, kostenlose Angebote für Kinder und Bedürftige zu schaffen. Denn nicht alle Bezieher der Geldleistungen saufen und haben riesige Flachbildfernseher.

    (Anmerkung: Dieses Posting erfolgte durch Bronski; Leserbrief war in der FR veröffentlicht worden.)

  5. Herrn Gehrt unterläuft ein folgenschwerer Rechenfehler. Es ist richtig, dass das Kindergeld auf die ALG II-Sätze angerechnet wird, jedoch muss man es zuerst hinzurechnen, bevor man die Abzüge subtrahiert. So bleiben die Regelsätze erhalten, plus Kindergeld, minus die Abzüge, insgesamt eine Summe, die sogar über der von mir genannten von 966 Euro liegt. Man kann sicherlich darüber streiten, ob dies gerecht ist, jedoch tragen fehlerhafte Aussagen nicht zu einer sachlichen Diskussion bei.
    Problematisch, darin stimme ich mit Ihnen überein, ist die Altersvorsorge. Bezüglich des Wohnungsmarktes jedoch bin ich anderer Ansicht. Weil ALG II eine Sozialleistung ist, die u.a. von der Allgemeinheit durch Steuerleistungen finanziert wird, scheint mir die zustehende Wohnungsgröße angemessen. Es bietet sich die Möglichkeit, den Regelsatz als Erwachsener zu steigern, wenn man eine AGH (1-Euro-Job) annimmt.
    Es ist gut, dass Menschen, die arbeiten, über ihre Abzüge den nichtarbeitenden Teil der Bevölkerung unterstützen, aber ich möchte nicht einem Familienvater mit drei Kindern und 1200 Euro netto, der Vollzeit beschäftigt ist, erklären müssen, er bekomme noch weniger, da die Leistungen für jemanden, der nicht arbeitet (eventuell nicht kann), erhöht würden. Denn er zahlt Miete, Auto, Versicherungen, Benzin etc. selbst.

    (Anmerkung: Dieses Posting erfolgte durch Bronski; Leserbrief war in der FR veröffentlicht worden.)

  6. Noch ein Nachtrag zu meinem Posting: Natürlich kann man nicht verallgemeinern, nicht alle Hartz IV-Empfänger setzen die Leistungen für ihre Kinder nicht gleich in Flachbildfernseher und Alkohol um. Es ist aber zu beobachten, daß sich bei einem Teil der von Sozialleistungen lebenden Bevölkerung schon eine „Der Staat wird es schon richten“-Mentalität breit gemacht hat, vor allem, wenn Sozialleistungen bereits in 2. oder 3. Generation bezogen werden. Natürlich wäre es theoretisch möglich, gemäß dem Vorschlag von Hr. Franke ein kostenloses Kulturangebot für „arme“ Kinder und Jugendliche anzubieten. Nur, wo zieht der Staat hier die Grenze? Und sollen dann Kinder mit einem Hartz IV-Ausweis an der Kasse vorbei gehen? Andere Wege scheinen mir hier gangbarer, z.B. Mindestlöhne, eine für alle Schichten durchlässige Ganztagsschule, die fördert und nicht aussortiert, und Lebensführung/auskömmliches Wirtschaften als Pflichtfach. Wir helfen m.E. nach Empfängern von Sozialleistungen am meisten dadurch, in dem wir ihnen alle Chancen bieten, aus ihrer Situation heraus zu kommen. Und das gilt vor allem für die Folgegeneration. Dazu müßte aber der Staat richtig Geld in die Hand nehmen, angefangen vom Kindergarten über die Schule bis hin zur Finanzierung des Sozialstaates vorwiegend aus den Taschen der Lohnabhängigen. Mir wäre es lieber, unser Sozialstaat würde hier verteidigt als unsere Freiheit am Hindukusch!

  7. Was ich vergaß: beim nochmaligen Durchlesen der Beschreibung der 11jährigen Pauline aus Rostock lese ich heraus, daß ihre Mutter seit 10 Jahren arbeitslos sei oder wurde, aber der kleine Bruder vor 7 Jahren geboren wurde, also in Mutters Arbeitslosigkeit hinein. Sicherlich möchte niemand Menschen vorschreiben, wann und wieviel Kinder sie bekommen, aber es gehört auch zur persönlichen Lebensplanung, angesichts einer angespannten Situation auch etwas intensiver über Familienplanung nachzudenken. Pauline schreibt auch vorwiegend über fehlendes Geld und Dinge, die man kaufen bzw. nicht kaufen kann. Und was ist mit allen unbezahlbaren Dingen im Leben, wie Freundschaft, familiäre Geborgenheit, Zuwendung, gemeinsames Spielen an Abenden oder Spaziergängen an Nachmittagen (Zoo gibt es ermäßigt oder umsonst für Hartz IV-Empfänger)?

  8. @Fladung

    sie ergehen sich hier nur in Klischees wenn sie davon ausgehen, dass wer sich nur richtig bemühe schon arbeit finde und auch die Kinderplanung auf die Reihe bekomme. Und sie vergessen bei der Berechnung, dass wenn die Mutter arbeiten gehen würde neben dem Lohn natürlich das Kindergeld ZUSÄTZLICH verfügbar wäre und nicht wie bei Hartz IV angerechnet würde und dass sie dann im Zweifelsfalle auch noch Wohngeld beantragen kann. Und wenn der Lohn nicht hoch genug ist, liegt das nicht an zu grozügig bemessenen Sozialleistungen sondern an zu niedrigen Löhnen. Denn eigentlich sind Löhne ja daran zu messen, dass die Arbeitskraft erhalten, ja sogar fortentwickelt werden kann, und dies mit den vielen Jobs nicht mehr möglich.

    anonsten kann ich Heinrich in #2 nur zustimmen.

  9. Es ging mir bei meinem Beitrag weder um die Tatsache, arbeitswillige Personen als „unwillig“ darzustellen, noch darum, gängige Klischees anzubringen, dies tut der eigentliche Artikel schon zu Genüge. Ich muss Herrn Fladung jedoch zustimmen, die Mentalität des „steht mir doch zu“, ohne im geringsten sich damit zu befassen, wer diese Leistungen erwirtschaftet und zahlt, ist definitiv nicht als sozial zu bezeichnen. Wenn in Weiterbildungsmaßnahmen bzw. Vermittlungsprojekten 50 % der teilenehmenden ALG II Empfänger durch mehrwöchige Fehlzeiten auffallen, scheint die Arbeitsmotivation nur gering ausgeprägt zu sein. In diesen Fällen, und nur darum ging es mir, ist sicherlich durch eine Erhöhung von Bezügen das Problem nicht beseitigt, und vor allem: Armut kann auch eine emotionale Armut sein, und diese beseitige ich nicht durch eine finanzielle Erhöhung für Kinderregelsätze.
    Prinzipiell ist die Forderung, dass ein Gehalt höher anzusiedeln sein muss als Sozialleistungen sicherlich richtig…aber: vielleicht sind es eben die teilweise auch zu hohen Sozialleistungen, die diesen Unterschied ausmachen.

  10. lieber Herr Franke,

    wioher haben sie denn die Zahlen, dass 50% durch mehrwöchige Fehlzeiten auffallen? Das kann ich mit schwer vorstellen, würde solchen Personen doch schnell eine Kürzung des ALG II bis runter auf NULL Euro drohen. Außerdem werden zunehmend nur noch Weiterbildungen mit wenigen Wochen gesamtdauer angeboten, d.h. dann also, dass die Personen nicht teilnehmen würden.

    Und die ewige Debatte, WER das erwirtschaftet, nervt, schließlich dieksutieren sie nicht, wieso die einen pro Tag soviel Geld verdienen wie andere in einem ganze Jahr oder manche in einem Monat, wofür bei den meisten ein ganzes Leben nicht reichen würde. Es wird gerne von Leistungsgerechter Bezahlung gesprochen, Leistung wird aber in dem Kontext nur den oberen 10.000 zugestanden, alle anderen bleiben ja immer nur hinter den Anforderungen zurück, anstatt sich mal anzustrengen…

  11. zum Kommentar von Inga Wolf:@Fladung

    „sie ergehen sich hier nur in Klischees wenn sie davon ausgehen, dass wer sich nur richtig bemühe schon arbeit finde und auch die Kinderplanung auf die Reihe bekomme.“

    In welchem Beitrag habe ich dies bitte behauptet? Also bitte keinen Unsinn verzapfen, sondern meine Beiträge sorgfältig durchlesen. Ich hatte z.B. für Mindestlöhne plädiert, also für Löhne. Ich bin weiter gegangen in meinen Forderungen, nämlich dahin, daß eine gute Schul- und Ausbildung, verbunden mit einer Schulung in Lebensplanung, die besten Voraussetzungen für die Zukunft sind. Und zur Lebensplanung gehört natürlich auch die Familienplanung, aber es scheint Menschen zu geben, welche sich Kinder anschaffen wie zugelaufene Hunde: irgendwie wird es schon gehen – Staat und Kindergeld werden es schon richten.

  12. soll natürlich heißen: „also für Löhne, welche keine Aufstockungs-Unterhalt aus Hartz IV erforderlich machen.

  13. @Fladung:

    zum Beispiel damit:
    „Natürlich kann man nicht verallgemeinern, nicht alle Hartz IV-Empfänger setzen die Leistungen für ihre Kinder nicht gleich in Flachbildfernseher und Alkohol um. Es ist aber zu beobachten, daß sich bei einem Teil der von Sozialleistungen lebenden Bevölkerung schon eine „Der Staat wird es schon richten“-Mentalität breit gemacht hat, vor allem, wenn Sozialleistungen bereits in 2. oder 3. Generation bezogen werden. “

    Diese Formulierung geht davon aus, dass dieses Phenomen zumindest weit verbreitet, wenn nciht gar hauptursächlich ist. Und dies war schon der korrigierende Eingriff ihrerseits zu ihrem vorherigen Beitrag, in dem sie selbst auf diese differenzierung noch verzichtet habenm.

  14. Hallo Frau Wolf,

    ich zitiere Sie nochmals: „Diese Formulierung geht davon aus, dass dieses Phenomen zumindest weit verbreitet, wenn nciht gar hauptursächlich ist.“ Darf ich bei der Übersetzung helfen? Lt. Duden: PHÄNOMEN, etwas was als Erscheinungsform auffällt, ungewöhnlich ist; Erscheinung. Ein PHÄNOMEN kann also nicht weitverbreitet, und schon gar nicht hauptursächlich sein, sonst wäre es ja nicht mehr „ungewöhnlich“. Ich sprach von „einem Teil der Bevölkerung“, in Bezug auf Sozialleistungsempfänger der 2. und 3. Generation. Und daß diese Probleme haben, sich wieder dem Arbeitsmarkt zuzuwenden, können Ihnen sowohl Fachleute aus den Arbeitsagenturen als auch Sozialpsychologen bestätigen. Ich möchte damit keine Schuld zuweisen, nur aufzeigen, daß es eben immer problematischer wird, Eigeninitiative zu entwickeln, wenn diese bereits bei den Eltern nicht vorhanden war und sich Gefühle von Hilflosigkeit, Fatalismus, L.m.AA, verbunden mit schlechter Schul- und Ausbildungm womöglich noch mangelhaften Deutsch-Kenntnissen, zu einem Gebräu vermengen, welches ich als „süßes Gift“ bezeichnen würde.

  15. @ Wolfgang Fladung 17.

    Wie Sie zitieren: „PHÄNOMEN, etwas was als Erscheinungsform auffällt, ungewöhnlich ist; Erscheinung“. Das bedeutet nicht UND sondern ODER.
    Damit reicht auffällig sein, um als Phänomen bezeichnet zu werden.

  16. Herr Fladung nochmal:
    sie Schrieben in ihrem ersten Beitrag:
    „Wo wir damals ins Zeltlager in den Spessart gefahren sind, mit Selbstverpflegung aus der Gulaschkanone, geht es heute in die Toskana, nach England oder in die USA bei Schulfahrten, oder zur teuren Ski-Woche in die Schweiz. Da hapert’s dann natürlich bei Geringverdienern. Helfen würde, wenn Mütter (und Väter!) wieder Hauswirtschaft einschl. kochen und preisgünstig einkaufen lernen würden – und besser mit dem knappen Geld umgehen lernten. Wer seine Familie mit Fastfood ernährt, und sich die Aufwärmzeit mit Likör und Zigaretten vertreibt, hat natürlich Probleme, mit dem Hartz IV-Geld hinzukommen. Auch kriegt man sein Leben hin ohne eigenes Handy oder eigene Spielekonsole. “

    dann relativieren sie diese Aussage ein wenig durch:
    „Natürlich kann man nicht verallgemeinern, nicht alle Hartz IV-Empfänger setzen die Leistungen für ihre Kinder nicht gleich in Flachbildfernseher und Alkohol um. Es ist aber zu beobachten, daß sich bei einem Teil der von Sozialleistungen lebenden Bevölkerung schon eine „Der Staat wird es schon richten“-Mentalität breit gemacht hat, vor allem, wenn Sozialleistungen bereits in 2. oder 3. Generation bezogen werden.“

    und „nicht alle“ heißt (unabhängig von der unnötigen verweisung auf die Definition des Begriffs Phänomen), dass es schon eine verbreitete Tatsache ist. Weiter sagen sie, dass dies „vor allem“ für die „2. und 3. Generation“ von Sozialleistungsbeziehern gelte, aber eben auch für andere.

  17. @ 17 Fladung

    „Darf ich bei der Übersetzung helfen? Lt. Duden: PHÄNOMEN, etwas was als Erscheinungsform auffällt, ungewöhnlich ist;
    Erscheinung. Ein PHÄNOMEN kann also nicht weitverbreitet, und schon gar nicht hauptursächlich sein, sonst wäre es ja nicht mehr „ungewöhnlich“.“

    Wer hier seinen Diskussionspartnern gegenüber sprachliche Beckmesserei betreibt, bekommt es bekanntlich mit mir zu tun.

    Sie verstehen offenbar ihren selber zitierten Wörterbuch-Eintrag nicht.

    Ich mache ihn für sie kenntlicher:

    „PHÄNOMEN

    a) etwas was als Erscheinungsform auffällt, ungewöhnlich ist;

    b) Erscheinung.

    Wenn ich bei der Übersetzung helfen darf:

    Ein „Phänomen“, griechisch „Phainomenon“, ist das, was erscheint, erkenntnistheoretisch gesprochen: das Objekt, insofern es dessen Beziehungen zum erkennenden (sinnlichen und denkenden) Subjekt darstellt, im Gegensatz zum „Noumenon“, dem losgelöst vom Erkenntnisprozess existierenden oder gedachten Objekt.

    Dass der Begriff in Sätzen wie „Das ist ein Phänomen“ emphatisch gebraucht wird im Sinne von: „ein besonderes Phänomen“, tut seiner elementaren Bedeutung keinen Abbruch, klar?

  18. @Inga Wolf
    Wenn man mit den Überschüssen die Hartz IV-Haushalte besser dotieren würde, würde sich dies auch auf die Kinderarmut auswirken, oder? Deshalb auch mein Fragezeichen.

  19. lieber Herr Fladung:

    was wollen Sie uns denn eigentlich mit Ihren langen beiträgen im Kern sagen? – Was bedeutetet es für Sie, wenn Sie z.B. sagen:

    „es gibt in unserer Gesellschaft keine absolute, sondern nur relative Armut“

    Ihre anschließende „Erklärung“ „kein Kind verhungert, erfriert oder wird vom Schulbesuch abgehalten aus reinem Geldmangel“ belegte höchstens einen andere, gleichwohl nicht unsinnige These, dass es für (Kinder)Armut nicht nur euinen einzigen grund gibt. Mit den Begriffen „relativ“ oder absolut hat das erst einmal gar nichts zu tun.

    Aber ich glaube zu ahnen, was Sie meinen: Zwar fordern Sie (irgendwelche, vielleicht auch staatliche) Hilfen aus der Armut, gute Löhne (wie hoch sind die?), aber zuerst rufen Sie scheinbar alle (wirklich alle?) Menschen auf, sich doch erst einmal zu besinnen, mit wie wenig man auskommen kann, ohne unglücklich zu sein, sich „absolut“ arm zu fühlen, wo man doch nur „relativ“ weniger hat als die Reichen: Es muss nicht Harrod´s für Paris Hilton sein, Aldi für Herrn Fladung reicht doch?!.

    Nicht ganz nebenbei: Was „absolute“ Armut sei, das legen UN-Organsiationen, bzw. nationale Behörden fest. „Relativ“ zu dieser Grenze, sind sogar „Arme“ als „Reiche“ gegenüber zu anderen „Armen“ zu betrachten. – Was aber beweist das?

    Ihre Beiträge sind reinste Ideologie, die die Abstiegsängste des verelendenden Kleinbürgers sind. Dem geht es noch relativ gut, aber er fühlt absolut, dass er vom sozialen Abstieg, ja von Armut bedroht ist. Bevor er aber, wie heinrich, richtig vorschlägt, den Reichtum bekämpft, verucht er sich im Elend, das ja noch gar nicht sooooo schlimm ist „irgendwie“ einzurichten. (Wer verdient daran?)

    Schließlich: Ihre Bestimmung des Begriffs „Phänomen“ ist irreführend. Zwar ist es richtig, dass das Wort bedeutet 1) „etwas, was als Erscheinungsform auffällt, ungewöhnlich ist;“ und 2) „Erscheinung“, aber Ihre Schlussfolgerungen sind nicht zutreffend. Die ursprüngliche Wortbedeutung ist einfach „Erscheinung“ ohne jede Konnotation. In diesem (logisch-wissenschaftlichen) Sinne hat Inga den Begriff gebraucht. Die Nebenbedeutung „auffällige Erscheinung“ erhält das Wort Phänomen“ nur in ganz bestimmten Zusammenhängen umgangssprachlicher Kommunikation. Beileibe nicht jede Erscheinung ist auffällig oder ungewöhnlich. Oder halten sie das Phänomen des Sonnenlichtes bei Tag auf der Erde notwendig für ungewöhnlich? Es ist eine Erscheinung, die man alltäglicherweise wahrnehmen kann ohne eine Erklärung zu haben, solange man nicht – physkalisch gesehen – weiss, wie (Licht)Strahlung auf der Sonne erzeugt wird.

    Wenn ich eine Erscheinung (ein Phänomen) als Argument in meine Theorie zur Erklärung eines anderen Phänomens einführe, so kann diese ruhig klein und unauffällig sein, aber sie muss in ihrer Wirkung wesentlich sein. Sie führten das Anspruchsdenken (habenwollen von Markenklammotten, teuren Flachbildschirmen) als Bedingung für (relative oder absolute?) Armut ein, also erschien das Streben nach solchen Dingen Ihnen wesentlich für deren Folge: Vernachlässigumng der Kinder zugunsten egoistischer Bedürfnisse. Sie selbst erkennen solches als auffällig weitverbreitet, wenn Sie diesem „Konsumdenken“ auch (aus welchen Gründen?) keine Zukunft versprechen. (Die shareholder werden Letzteres nicht gerne hören).

    Ergo: Inga hat mit Recht als von Phänomenen gesprochen, die Sie als zu kritisierende Ursache von Armut zu bezeichnenen scheinen: Im Kern sagen Sie „Hättet ihr ncht so ein Anspruchsdenken (z.B. auch „Rufen nach dem Staat“) dann ginge es uns allen besser, wir wären, „relativ“ reicher, wenn auch – füge ich hinzu – „absolut“ immer ärmer als die oberen 10.000. – Den Spruch kenne ich schon lange, habe ihn nie geglaubt.

  20. Liebe Frau Wolf…ich arbeite in dem Bereich! Erstens: die Zahlen entsprechen den Statistiken meiner Projekte.
    Zweitens: bei krankheitsbedngten Fehlzeiten treten keine Kürzungen ein, da die gesetzliche Grundlage fehlt.
    Drittens: es gibt durchaus immer noch mehrmonatige Maßnahmen (z.B. Berufspraktische Maßnahmen, AGH etc).
    Zu meinen Vorrednern (oder besser Schreibern, um mich nicht dem Angriff definitorischer Fachexpertisen auszusetzen, die das bewirken, was man am wenigstens im Rahmen dieser Diskussion benötigt): ob Armut relativ, absolut oder durch Statistiken von Organisationen definiert ist…sie ist nicht hinnehmbar, aber immer, und dies geht auch aus ihren Kommentaren hervor, wirtschaftlich, besser gesagt, als „Geldwert“ gedacht…und eben dies ist das Problem, da auch eine Erhöhung von Leistungen (die die Armutsgrenze nach oben setzen, eventuell sogar hinter sich lassen könnte)eben nicht dazu führt, dass ein Anreiz zur Arbeitsaufnahme, dadurch ein Ausstieg aus dem „Generationenbezug von Sozialleistungen“ erfolgen würde. Es ist apodiktisch, dass Menschen (ich spreche bewusst hier nicht von allen, da dies nicht der Realität entsprechen würde), die wenig Wert auf Bildung legen, kulturelle Angebote eher selten nutzen (und dies aus Gründen der Anschauung, weniger des Geldes wegen)dieses auch bei erhöhten Sätzen sicherlich nicht ihren Kindern zukommen lassen. Dieser Kreislauf muss unterbrochen werden!Dies habe ich in meinen beiden ersten Briefen mitzuteilen versucht, nicht mehr, nicht weniger.Guten Abend!

  21. Danke, liebe Diskutanten, aber mir wird es zu theoretisch. Ich bedauere bereits, mich auf dieses, anscheinend doch recht dünne Diskutanten-Eis begeben zu haben, und verabschiede mich aus der Diskussion. Und Ihnen, Herr Franke, der aus der Praxis spricht, wünsche ich weiterhin viel Kraft bei und mit all diesen Erbsenzählern. Noch etwas zum Schluß: Es gibt jenseits von Positivisten und Kassandra-Rufern gottseidank noch eine 3. Richtung: Die Realisten! Ciao.

    PS: Frau Wolf hat den Begriff „Phenomene“ aufgebraucht, nicht ich.

  22. #24,25 und manche Andere

    ..und so verliert der Blog an Substanz,
    wieder und wieder und wieder.,
    bis daß der Theel und die karla sich gegenseitig Briefchen schreiben.

    Schade um den Blog.

  23. „.. und er sah nicht, da er doch herrschen mußte über alle Länder und Meere, daß er den Freunden ein Feind wurde und den Feinden ein Freund.

    So wie er jene niederzwang und deren Land raubte, so gefiel er diesen, da sie in bald allein wußten, reich an Siegen und Ländern, aber allein.“

    Schönen Gruß, lieber Theel
    versteh mal….

  24. Die herrschende Ideologie ist immer die Ideologie der Herrschenden, und der größte Schutz für die Manifestierung sozialer Ungerechtigkeit ist seit jeher die Fähigkeit der Herrschenden, die Leute glauben zu machen, der Reichtum sei das Verdienst der Reichen und die Armut sei die Schuld der Armen.

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