Gastbeitrag von Tahir Chaudhry aus Jagel
Chaotisch und unterdrückerisch! Das sind wohl die Eigenschaften, die wir den sogenannten „islamischen“ Ländern zuschreiben. Tagtäglich erreichen uns Nachrichten über die gegenwärtigen Tumulte in der islamisch geprägten arabischen Welt. Mal sind es Andersgläubige, die verfolgt werden, mal sind es Unschuldige, die bei Anschlägen sterben, oder es dreht wieder einmal irgendein irrsinniger Führer der „islamischen“ Staaten durch. Die Menschheit blickt besorgt auf die Entwicklungen in den betroffenen Ländern, die oft als ein Produkt einer unterdrückerischen Lehre des Islams angesehen werden.
Warum schießen uns denn bloß nur negativ konnotierte Bilder in den Kopf, wenn wir an die islamische Welt denken? Ist wirklich der Islam für diese Entwicklungen verantwortlich? Kann der Islam den Menschen nicht die Freiheiten einer Demokratie bieten? Fragen über Fragen, die sich nur wenige unvoreingenommen stellen. Doch hat die Medaille wirklich noch eine zweite Seite?
Die Antwort ist: Ja, es gibt sie! Nur sind wir zu faul, die Medaille umzudrehen. Es ist einfach viel bequemer die Nahrung von der Mutter vorgekaut zu sich zu nehmen, anstatt sie selbst zu zerkauen. Hierbei heißen unsere Mütter: Bild, Stern oder Spiegel, die für die meisten Menschen meinungsbildend fungieren. Äußerungen, die verbal nicht ausgesprochen werden können, werden durch Bilder implizit und visuell vermittelt. Egal um welches Thema es bezüglich des Islams geht, immer wird ein schwarzer Hintergrund gepaart mit einem plumpen Klischeebild genutzt, um dadurch eine bestimmte Wahrnehmung des Islams zu forcieren. Ein Rülpser vielleicht noch. Und dann ist auch schon die Nahrung verdaut und kann nun ausgeschieden werden! Sollte dies nicht optimal erfolgen, können Präparate mit aufsteigender Dosis: Broder, Sarrazin oder Ulfkotte als Abführmittel dienen. Machen wir uns das nicht doch ein wenig zu einfach? Ich meine, Tim Mälzer predigt doch andauernd, dass man auf die Zutaten achten soll – oder nicht? Und lesen können wir doch im Gegensatz zu einer großen Bevölkerungszahl der islamischen Welt.
Dieser Zustand der Rückständigkeit und Unwissenheit war nicht immer eine Selbstverständlichkeit. So reichte das „Goldene Zeitalter“ der arabischen Wissenschaften vom 8. bis zum 14. Jahrhundert, in dem die Wissenschaften gefördert wurden und die Tinte eines Schülers – gemäß eines Ausspruchs des Propheten Muhammad – wertvoller als das Blut des Märtyrers war. Es war unbestritten eine Epoche großer Toleranz und Weltoffenheit. Ein Blick in die heutige „islamische“ Welt zeigt, dass oft mangelnde Bildungssysteme und ein hohes Maß an Missbrauch der Religion zur Normalität gehören. Manch einer denkt wohl, dass auch diese Regime ihre Taten religiös legitimieren könnten und dies auch tun. Aber Fakt ist, dass niemand auf die Theorie schaut und jeder versucht, seine eigene Praxis zu finden. Dazu ist es vorteilhaft, wenn die Meinungsfreiheit unterbunden wird und alle Menschen zu gleichgeschalteten Marionetten werden.
Ist es nun die Religion oder ist es vielmehr die Politik, die diese Richtung vorgibt? Versuchen wir mal herauszufinden, was der Islam eigentlich bezüglich der Errichtung eines Staates sagt und wie tolerant er gegenüber andersdenkenden Menschen ist. Wenden wir doch mal unseren Blick fern von den islamischen „Vorzeigestaaten“ und schauen auf die zentrale Quelle des Islams, den Koran, so kommen einige – für die Meisten bisher unbekannte Aspekte – der Lehren dieser Religion zum Vorschein.
Zunächst sei festzuhalten, dass der Koran kein Konzept eines „islamischen Staates“ vorschreibt. Es werden lediglich Richtlinien für einen Staat erwähnt, welche für alle Bürger ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit gelten sollen. So heißt es im Koran:
„Allah gebietet euch, dass ihr die Treuhandschaft jenen übergebt, die ihrer würdig sind; und wenn ihr zwischen Menschen richtet, dass ihr richtet nach Gerechtigkeit.“ (Sura 4, Vers 59)
Hieraus wird deutlich, dass die Menschen eines Landes das Recht besitzen sollten, ihre Regierung zu wählen. Diese Regierung sollte das Land nach dem obersten Gebot der Staatsführung, nämlich der Gerechtigkeit führen.
Wie verhält es sich nun mit der Religionsfreiheit in einem mehrheitlich islamischen Land? Der folgende Vers widerspricht der Auffassung, dass der Islam keine Andersgläubigen dulde:
„Es soll kein Zwang sein im Glauben.“ (Sura 2, Vers 257).
Außerdem heißt es:
„(…) lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will“. (Sura 18, Vers 30).
Also ist es nicht im Sinne des Islams, wenn ein muslimischer Staat Menschen an der Ausübung ihres Glaubens hindert.
Lassen wir unsere Blicke weiter über den Koran schweifen, können wir feststellen, dass der Islam einen der größten Verfechter der Religionsfreiheit darstellt. Denn als die frühe islamische Gemeinschaft unter der Führung des Propheten Muhammad nach 13 Jahren Verfolgung die Erlaubnis erhielt, sich zu verteidigen, wurde diese Erlaubnis nur auf Basis der Wiederherstellung der Glaubensfreiheit erteilt. So wird im Koran erwähnt:
„Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah […] Jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sprachen: „Unser Herr ist Allah.“ Und würde Allah nicht die einen Menschen durch die anderen im Zaum halten, so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen worden, worin der Name Allahs oft genannt wird (…)“. (Sura 22, Vers 40-41).
Man beachte hierbei einmal die Reihenfolge, in der die Gebetsstätten der Religionen ihre Erwähnung finden, wobei die Moschee als letzte in der Reihe angeführt wird.
Es ist zwar nicht immer alles so, wie es scheint, aber Mikroskope sind keineswegs zwingend notwendig, um alle Dinge zu erkennen. Es würde auch schon ausreichen, wenn wir ab und zu unsere Brille putzen würden. Sogar wir zivilisierten Menschen können ebenso von der Tierwelt lernen und begreifen, dass es manchmal klüger ist widerzukäuen.
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Anmerkung Bronski: Die oben zitierten Koran-Suren sind teilweise anders übersetzt sind als etwa hier. Der Autor des Gastbeitrags bezieht sich dabei auf das Buch „Der Heilige Koran“, Verlag Der Islam, 1980.
Ohne „den Koran“ – es gibt da anscheinend, wie auch von der Bibel, verschiedene Ausgaben – genauer zu kennen, lässt sich schlecht um Inhalte distutieren.
Deshalb nur soviel : In obigem Beitrag sind wohl einige Sonnenseiten herausgestellt wordem. Nichts dagegen zu sagen.
Ich habe aber schon mehrfach Zitate von Suren gelesen, hier und anderswo, da kommen die „Ungläubigen“ und auch die Frauen, gar nicht gut weg.
Ich halte solchen Streit um Worte, die in sog.“heiligen Büchern“ stehen, für äußerst unfruchtbar.
Ich habe neulich beim stöbern im Netz einen guten Spruch gefunden :
“ Religion gilt dem gemeinen Manne als wahr,
dem Weisen als falsch,
dem Herrschenden als nützlich.“
Seneca, 1.Jahrh.u.Zeitrchng.
@ maderholz
Sie schreiben in Bezug auf den Koran: „es gibt da anscheinend, wie auch von der Bibel, verschiedene Ausgaben“. Das ist falsch. Von den „Offenbarungsbüchern“ gibt es in der Ursprungssprache (Hebräisch, Griechisch, Arabisch) einen einzigen „tradierten“ Urtext. Was sich unterscheidet, sind Übersetzungen, die immer auch Interpretationen des oft nicht „eindeutigen“ Ursprungstextes sind.
@ maderholz
nette Behauptung! würde mich mal interessieren welche Suren das sind!
Wir könne doch nciht über den Islam oder über Muslime sprechen, ohne uns auf den Koran zu beziehen. Viele Muslime kennen selbst nicht die Lehren und folgen blind. Das sich die Praxis von der Theorie unterscheidet zeigt auch der Islamicity Index: http://www.bepress.com/cgi/viewcontent.cgi?article=1614&context=gej
Platz 1 belegt überraschenderweise Neuseeland!
zum „guten“ Spruch:
Religion bedeutet Weisheit. Durch Religion wird erst deutlich wer gemein und wer nicht gemein ist. Relgion kann als Instrument missbraucht werden, wie jede andere Theorie der Politik, Philosophie oder Wissenschaft missbraucht/verfälscht/manipuliert… werden kann. Die Menschen bekriegen sich! Die Religion will keinen Krieg! Siehe die letzten zwei Weltkriege, wo Religion keine Rolle spielte!
@ all
schaut euch folgende Sendung an:
http://www.youtube.de/IslamImBrennpunkt
Einfach prägnant und informativ!
„Kann der Islam den Menschen nicht die Freiheiten einer Demokratie bieten? Doch hat die Medaille wirklich noch eine zweite Seite?…Die Antwort ist: Ja, es gibt sie! Nur sind wir zu faul, die Medaille umzudrehen.“
Da stellt sich mir die Frage: Kann man denn von einer nicht-muslimischen Aufnahme-Gesellschaft erwarten, dass sie sich umfassend über die unterschiedlichen Möglichkeiten und Facetten einer ihr relativ unbekannten Religion informiert? Man müsste sie doch studieren um zu erkennen, auf welch unterschiedliche Weise Koran und sonstige Schriften ausgelegt und verstanden werden können. Es erscheint mir doch eher umgekehrt die Aufgabe der muslimischen Einwanderer zu sein, darüber aufzuklären und Vorbehalte abzubauen.
Dabei sind Ängste und Befürchtungen vor muslimischen Glaubensrichtungen nicht unbegründet. Leider ist es so, dass in der Vergangenheit gerade islamische Gesellschaften und Organisationen, die sich auf den Islam berufen, in die Negativschlagzeilen der Weltnachrichten geraten sind. Allerdings nicht, weil westliche Medien gegen sie agitieren. Die islamische Welt, so wie sie bisher existiert, ist auch objektiv betrachtet überwiegend gekennzeichnet von Rückständigkeit und Intoleranz. Tahir Chaudhry nennt selbst einige eklatante Defizite. Die Volksbegehren im Magreb, Jemen und Syrien lassen natürlich Hoffnungen keimen. Aber wo die Reise in diesen Ländern hingeht, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.
In Deutschland sieht es in den muslimischen Communities ebenfalls nicht rosig aus. Viele schotten sich ab, leben nach eigenen Regeln und weigeren sich, die Rechtsnormen des Aufnahmestaates voll anzuerkennen. Da ist doch der Frust bei denjenigen, die diese Einwanderer aufgenommen haben, verständlich. Man erinnert sich vielleicht an die erste Islamkonferenz: Da trat der damalige Innenminister Schäuble vor die Kameras und erklärte, man sei sich mit den geladenen Islamverbänden in vielen Punkten durchaus einig, aber in einigen bestehe noch Gesprächsbedarf: z.B. müsse noch die Gleichstellung der Geschlechter weiter diskutiert werden!(was muss da diskutiert werden?)
Man schätzt, dass die Mehrheit der Muslime in Deutschland nicht die modernen Strömungen des Islam vertritt, sondern eher zu den konservativen Traditionalisten gehört, die ein säkuläres Staatsprinzip nicht voll akzeptieren.
Es ist durchaus interessant, wenn Tahir Chaudrhy einige beispielhafte Koransuren zitiert, die ein anderes Licht auf den Islam werfen. Allerdings gibt es nun auch nicht gerade wenige Suren, deren Inhalte mit den Werten einer modernen Gesellschaft nicht einhergehen. Das darf nicht verschwiegen werden. Und darin besteht das eigentliche Problem: Welchen Suren, welchen Inhalten gibt man welches Gewicht? Und muss man sie so verstehen, wie Ch. sie auslegt?
Eine weitere Frage: Wem nützt es, wenn nun die nicht-muslimische Gesellschaft die Medaille umdreht und zu der Feststsellung gelangt, dass der Koran auch ganz anders verstanden werden kann? Dass er nicht im Widerspruch zu einem säkularen, demokratischen Staat steht usw.?
Tahir Chaudhry wendet sich an die falschen Adressaten.
In Zusammenhang mit diesem Thema möchte ich noch einen Auszug aus einem Beitrag von Hamed Abdel-Samad einbringen, der im Dezember 2009 im Tagesspiegel erschien. Er verdeutlicht u.a. auch die Paradoxität, Nicht-Muslimen aufzuzeigen, dass sie den Islam falsch verstehen.
„Während weite Teile der europäischen Bevölkerung berechtigte Ängste vor dem Islam haben, sehen die meisten Politiker die jüngste abrahamitische Religion und deren Anhänger als Bestandteil Europas. Sie liefern ihrer Bevölkerung dafür aber keine schlagkräftigen Argumente…
„Jyllands Posten“ brach mit den Mohammed-Karikaturen ein Tabu und so verlor das Land seine Jungfräulichkeit. Nun scheint auch die Schweiz ihre Unschuld verloren zu haben. Dafür bin ich den beiden Ländern sehr dankbar. Diese beiden Vorgänge haben keine neue Realität geschaffen, sondern die Gemütslage beider Seiten deutlicher gemacht. Europa hat Angst vor dem Islam, und Moslems wissen nicht, wie sie darauf reagieren können. Die Maulkörbe, die die Muslime den Islamkritikern zu verpassen versuchten, bewirkten genau das Gegenteil. Die islamische Überempfindlichkeit gegenüber Kritik führte zur Entstehung einer verkrampften Streitkultur, wo deutliche Meinungen unerwünscht waren.
Nach dem 11. September begnügten sich die islamischen Gemeinschaften in Europa mit Lippenbekenntnissen zu der Demokratie und leisteten kaum Beitrag zur Aufklärung. Als wäre nichts passiert, forcierten sie den Bau von repräsentativen Moscheen weiter, ohne die örtliche Bevölkerung dafür reichlich zu sensibilisieren. Oft gingen sie mit der Brechstange in die Debatte und gingen auf die Ängste und Bedenken ihrer Nachbarn nicht ein. Statt sich der Debatte zu stellen, sind die meisten Muslime in Europa mit sich selbst beschäftigt. Ihre unreflektierte Verteidigung des Islam und ihre nur zögerliche Distanzierung vom Terrorismus ließen die Angst und das Misstrauen der Europäer ihnen gegenüber wuchern.“
http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/die-muslime-sind-zu-empfindlich/1836668.html
Tahir Chaudhry wendet nicht an die falschen Adressaten!
Es gibt eine Vielzahl von Muslimen, die sagen, dass der Koran nicht so verstanden werden kann, wie er vielleicht von „Islamistische“ Strömungen verstanden wird. Diesen Strömungen müssen in den Fokus gelangen (können).
Daher gibt es auch meiner Meinung kein Widerspruch zwischen den relgiösen Gesetzen und dem Grundgesetz. Ich bin ein deutscher Staatsbürger und lebe nach dem Vers: „O die ihr glaubt, gehorchet Allah und gehorchet dem Gesandten und denen, die Befehlsgewalt unter euch haben.“ (4:60) so heißt es auch in einem Ausspruch des Propheten Muhammad [saw]: „One who obeys his authority, obeys me. One who disobeys his authority, disobeys me.“ (Muslim)
Hier würde ich gerne aus einem Artikel („Frauen im Islam – Die Religion ist nicht das Problem“) von der freien Journalisitin Frau Khola Maryam Hübsch zitieren, indem sie sagt:
„Es ist vielmehr müßig, darüber zu streiten, ob der Islam schädlich ist oder nicht, da man den Islam nicht einfach abschaffen kann wie Atomkraftwerke. Es geht um die Köpfe der Menschen, die beeinflusst sind durch Werte, die sie möglicherweise für islamisch halten. Keine politische Instanz jedoch kann darüber entscheiden, dass es den Islam nicht mehr geben soll. Von daher ist es hilfreicher, aufklärerisch dahingehend zu wirken, die Deutungsmöglichkeiten islamischer Quellen aufzuzeigen, um für die aufgeklärte Version werben zu können.“
Vorkurzem habe ich mit einer Gruppe von jungen Muslimen eine Sendereihe (www.youtube.com/IslamImBrennpunkt) gestartet, die es zum Ziel hat durch Aufklärung über Lehre des Islams Vorurteile und Ängste abzubauen und damit einen konstruktiven Beitrag zur Islam-Debatte in Deutschland zu leisten. Ich wie viele andere Muslime versuchen unseren Teil für ein besseres Verständnis und miteinander beizutragen.
Ich denke aber, dass es eine beidseitige Annäherung geben muss. Man kann nicht nur von den Muslimen erwarten, dass Sie gegen die Ängste der Menschen ankämpfen müssen. Auch die Bevölkerung muss sich öffenen und Sie wissen ganz genau über die Offenheit der Bevölkerung bscheid. Die meisten haben sich nie mit dem Islam auseinandergesetzt (außer durch Medien natürlich!), gar mit Muslimen Kontakt gehabt. Das muss sich auch ändern!
@ fox
Nicht die Nicht-Muslime verstehen den Islam falsch! Sie sehen die falschen Beispiele der islamischen Praxis. Es gibt eine Quelle auf die sich alle Muslime berufen und das ist der Koran. Allein aus dem Koran kann meiner Meinung nach keine Legitimation und Motivation für jegliche Gewalt gezogen werden. Mit dieser Meinung stehe ich nicht allein da!
Erst einmal darf und sollte jeder seine Meinung frei aussprechen dürfen. Es sollte gerade bei solchen Themen keine Tabus geben. Jedoch muss untersucht werden, ob die Aussagen konstruktiv sind oder ob sie demagogische Züge haben und keine Resultate bringen (können).
Ob beleidigende Mohammed-Karikaturen oder hetzerische Filme des Wilders, beide sind destruktiv für ein friedliches Miteinander (was natürlich nicht bedeutet, dass Gewaltakte von „Muslimen“ gerechtfertigt sind!).
Hierbei ist auch Herr Hamed Abdel-Samad mit großer Vorsicht zu genießen. Er hat sehr viel schlimmes in seiner Kindheit erlebt, vieles, dass nicht mit dem Islam vereinbar ist. Nun zieht er Profit aus seiner Geschichte und sein persönliches Fazit aus seinen Erfahrungen.
Auch seine Feindseligkeit gegenüber Relgionen grenzt am Fanatismus. Das man Relgion aus der Öffentlichkeit verbannen sollte ist meiner Meinung nach völlig sinnfrei, (nochmals)“da man den Islam nicht einfach abschaffen kann wie Atomkraftwerke. Es geht um die Köpfe der Menschen, die beeinflusst sind durch Werte, die sie möglicherweise für islamisch halten.“
@ Chaudhry
Ich glaube nicht, dass man H. Abdel-Samad vorwerfen kann, dass er eine fanatische Abneigung gegenüber Religionen hat. Das, was er sagt und schreibt gibt nun wirklich keinerlei Hinweise darauf. Im Gegenteil: in einem ARD-Beitrag von ttt befürwortet Abdel-Samad einen aufgeklärten Islam, der sich von unzeitgemäßen, radikalen Auslegungen trennt. Wie ich Sie verstanden habe, ist dies doch auch Ihre Intention. Wenn er ein Buch unter dem Titel „Das Ende der islamischen Welt“ veröffentlicht, dann sicher nicht, weil er an den Untergang dieser Religion, sondern an ihre Reform glaubt. Untergehen wird jene islamische Welt, die sich in einem rückwärtsgewandten Fundamentalismus ergießt.
Und was den Profit angeht, der aus persönlichen Erfahrungen geschlagen wird: Er ändert nichts an der Realität des Erlebten. Diese Zustände, wie sie von Kelek, Balci, Cileli oder Hirsi Ali beschrieben werden, sind relativ weit verbreitet, werden aber nur zu gern ausgeblendet. Und hier ergibt sich eine Ungleichheit: werden z.B. Mißbrauchsfälle in der katholischen Kirche bekannt, werden ohne Zögern und zu recht ihre Strukturen hinterfragt und kritisiert. Bei Bekanntwerden von Mißständen in muslimischen Gesellschaften und Communities, egal welcher Art, gibt es dagegen eine Gruppe von Spezialisten, die Kritik an diesen sofort abwehrt und ein schützendes Händchen über sie hält- aus Angst, es könnte sonst wieder zu Verfolgungen von Minderheiten kommen. Auf diese Weise allerdings kann man keine Probleme lösen- im Gegenteil, sie verschlimmern sich nur. Dabei gefallen sich einige Religionsgruppen nur zu gut in ihrer ihnen zugedachten Opferrolle. Ich verweise hier auf ein Buch von Clemens Ludwig: Die Opferrolle, Der Islam und seine Inszenierung.
Apropos: Profit wird selbst aus wissenschaftlichen Arbeiten gezogen, insbesondere dann, wenn Erwartungshaltungen erfüllt werden.
Ich finde es natürlich toll, dass sie über die islamische Lehre aufklären und Vorurteile und Ängste abbauen wollen. Und Sie haben recht, wenn Sie darauf verweisen, dass auch die nicht-muslimische Bevölkerung offen sein sollte für einen moderaten Islam. Nur kam es mir oben auf die Reihenfolge an, wer zuerst aufgklärt werden sollte.
MfG
@ fox
Es ist ja okay, dass man Profit darausschlägt. Es kann jedoch Einfluss auf die Meinungsblidung und den Urteilsvermögen haben.
Ich glaube Sie haben nicht viel von Hamed Abdel Samad gelesen/gehört, der für die Privatisierung aller Relgionen ist:
http://www.youtube.com/watch?v=nhW8cKexrAI
http://www.welt.de/debatte/talk-to-the-enemy/article13140882/Brauchen-wir-einen-deutschen-Islam.html
http://www.freitag.de/politik/1116-religi-se-aufr-stung
uvm.
Dass Religion Privatsache ist, dafür bin ich auch, also, dass die Entscheidung zu welcher Religion man sich zugehörig fühlt eine private sein sollte. Ich kann ihm aber nicht zustimmen, wenn er die Meinung vertritt, dass man Religion aus der Öffentlichkeit verbannen sollte (Kopftücher, Mineratte/Moscheen etc.).
@ fox
Eine Ergänzung:
Man darf zwar Samad, Kelek, Balci, Cileli oder Hirsi Ali nicht ignorieren, aber man muss sich fragen inwiefern diese zu einem Fortschritt in der Islam-Debatte und in der Integration führen. Zwangsheirat, Ehrenmorde, Frauenbeschneidungen… haben ncihts mit der islamischen Lehre zu tun, stattdessen ist dies alles ein Produkt der Traditionen der jeweiligen Länder und nirgends im Islam vorgeschrieben oder vom Vorbild (Propheten) praktiziert oder angeordnet worden.
@ Abraham
Die mohammedanische Theologie behauptet, der Koran (Qur’an) sei im „Himmel“ in einer Urfassung hinterlegt. Ein „Erzengel Gabriel“ soll dann, beginnend etwa ab ca. 610 n.u.Z., den Inhalt dieser Urfassung an einen mekkanischen Kaufmann, dem der Name „Muhammad“ beigelegt wird, offenbart haben. Mohammedanischer Überlieferung nach soll Muhammad Analphabet gewesen sein, der daher nicht in der Lage war, die Offenbarungen selbst aufzuzeichnen. Die Offenbarungen, die Muhammad nach eigener Aussage empfing, gab er also mündlich an seine Umgebung weiter. Seine Aussagen seien erst nach und nach, getrennt voneinander, schriftlich aufgezeichnet worden. Nach mohammedanischer Überlieferung soll aus den kursierenden schriftlichen und mündlichen Aufzeichnungen über Muhammads Äusserungen im Jahr 656 n.u.Z. ein Kalif Uthman (oder Osman) schriftlich kanonisiert haben, wobei die Suren nach ihrer Länge angeordnet wurden. Alle hiervon abweichenden Fassungen von Muhammads Aussagen seien auf Befehl des Kalifen verbrannt worden.
Die ersten vollständig erhaltenen Fassungen des Korans sind Abschriften aus dem 9. und 10. Jahrhundert (u.Z.).
Bei Restaurationsarbeiten an einer Moschee in Sana (Jemen) wurden Koranfragmente aus dem frühen 8. Jahrhundert gefunden.
Das Problem ist, dass diese frühen Fassungen des Korans in einer altarabischen, reinen Konsonantenschrift verfasst wurden, in der es noch keine sog. diakrtischen Punkte für Vokale gibt. Diese Schrift umfasst 16 Konsonanten, von denen nur sieben einem Laut zugeordnet sind. Die übrigen Konsonanten können für zwei bis fünf Laute stehen.
Ein einziges geschriebenes Wort kann demnach bis zu 30 (!) verschiedene Bedeutungen haben.
Im 9. und 10. Jahrhundert, als die heute vorliegenden Abschriften des Korans verfasst wurden, wurde der ursprüngliche Inhalt der Vorlagen nicht mehr verstanden und musste interpretiert werden. Man muss wissen: Was heute als Inhalt des Korans gilt, sind tatsächlich nur Interpretationen aus späterer Zeit, die mehrere Jahrhunderte nach Muhammads überlieferten Todeszeitpunkt (632 n.u.Z.) entstanden.
Heute allgemein gebräuchlich ist die Interpretation der Universität Kairo aus dem Jahr 1925.
In der kritisch-historischen Islamforschung wird heute die Historizität Muhammads bestritten.
Demnach war Grundlage des Korans ein Liturgiebuch monophysitischer arabischer und iranischer Christen („Qerunya“), dessen Sprache das Syro-Aramäische bzw. ein Gemisch aus Syro-Aramäisch und Altarabisch war. „Muhammad“ war demzufolge kein Eigenname einer historischen Person, sondern ein Titel mit der Bedeutung „der Gesalbte, der Gepriesene“. Gemeint sein soll damit niemand anders als Jesus.
Der „Prophet Mohammed“ soll danach nur ein erfundenes Konstrukt späterer Jahrhunderte sein. In der Tat stammen die frühesten schriftlichen Berichte über den Propheten als Person aus dem 9. Jahrhundert (Abschrift einer Biographie von Ibn Ishaq). Die Bezeichnung (Name?) Nuhammad erscheint im Koran selbst nur viermal. Im Übrigen basieren alle Informationen über den Propheten Mohammed auf Jahrhunderte nach seinem Tod aufgezeichneten mündlichen Überlieferungen, den sog. Ahadith (Plural von Hadith). Sogar die islamische Theologie geht heute davon aus, dass ein großer Teil dieser Ahadith unzuverlässig d.h. erfunden oder verfälscht sind.
Dazu passt, dass die byzantinischen Quellen aus dem 7. Jahrhundert von einem Religionsstifter Mohammed nichts wissen; dort ist vielmehr nur von der „Häresie der Ismaeliten“ die Rede, d.h. nicht von einer neuen Religion, sondern von einer binnen-christlichen Abweichung oder Verfälschung von der byzantinischen Kirchenlehre.
Wer mehr über die Islamforschung nach der kitisch-historischen Methode lesen möchte, dem sei folgender Link empfohlen:
http://www.inarah.de
Sogar Orientalisten bezweifeln diese THEORIE. Von Koranforschern. Linguisten, Theologen, Religions- und Kulturhistorikern wird sie nciht bestätigt da zu viele Widersprüch enthalten sind.
Zwar gab es als der Prophet Mohammed [saw] starb, noch keinen wie heute schriftlich fixierten Koran. Aber Sie tun ja so, als sei dies das einzige Mittel zur Fixierung gewesen. Wie viel Aufwand betrieben wurde, um den Korantext zu sichern, wurde noch nie für einen heiligen Text in der Geschichte der Religionen betrieben. Erst waren es hunderte, die den Text auswendig lernten, dann tausende, hunderttausende und bis heute sind es hunderte von Millionen, die den Koran auswendig können. Und natürlich neben den Milliarden, die einige Teile des Korans auswendig können.
Das Auswendiglernen der Texte war von höchster Wichtigkeit, zu einer Zeit, in der nicht jeder lesen und schreiben konnte. Doch wofür die Araber bekannt waren, war ihr gutes Gedächtnis.
Kurz nach dem Tod des Heiligen Prophetensaw , unter dem Khalifat (Institution der spirituellen Nachfolge) von Hadhrat Abu Bakrra, Musailima den Muslims den Krieg erklärte, sandte der Oberbefehlshaber der Muslime Hadhrat Khalid bin Walidra 13.000 Soldaten, um den 100.000 Soldaten der Musailima entgegenzutreten. Unter den muslimischen Soldaten befanden sich 3000 „Qurra“ (Vortragende), die den gesamten Koran auswendig wussten. Als jedoch 500 von ihnen in der Schlacht fielen entschloss man sich ein Exemplar des Heiligen Korans anzufertigen. Für dieses Unterfangen unterwies man die Schreiber und Gefährten des Heiligen Prophetensaw, um die Genauigkeit des Wortlautes festzuhalten. Sie vertrauten ein anerkanntes und aufgezeichnetes Exemplar Hafsahra, einer Gattin des Propheten und Tochter Omars an (Buchari 66:3).
Etwa 20 Jahre nach dem Ableben des Heiligen Propheten (saw) ließ der dritte Khalif Hadhrat Usman (ra), der neben vielen anderen als Schreiber der göttlichen Offenbarung arbeitete, die einzelnen Textfragmente, die während der Offenbarung des Korantextes auf Holz- und Steintafeln, Dattelpalmen oder Lederstücken festgehalten wurden, gesammelt in einem Buch niederschreiben.
Die schriftlich fixierten Verse in Verbindung mit dem auswendiggelernten Text stellten und stellen bis heute eine Verwahrung des Originaltextes sicher.
Es kann auch keine andere (arabische) Version des Textes gegeben haben, da der Koran die einzige Quelle darstellt, die alle Muslime – trotz ihrer Spaltungen und teils großen Abweichungen in der Lehre voneinander – anerkennen. Die Anfänge der Spaltung begannen ja schon nach dem Ableben des Propheten, trotzdessen gab es keine Eingriffe in den Text und somit keine Uneinigkeit über den Wortlaut. Außer natürlich in der Deutung.
@ Tahir Chaudhry am 5. Mai 2011 um 15:44
Wissenschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Theorien kontrovers diskutiert werden. Die Islamforscher, die nach der kritisch-historischen Methode arbeiten, werfen der traditionellen Orientalistik gerade einen (zu) unkritischen Umgang mit dem vorhandenen Quellenmaterial vor. Die kritisch-historische Methode verwirft schriftliche Aufzeichnungen, die erst Jahrhunderte nach den Ereignissen entstanden, über die sie berichten, und sich nur auf mündliche Überlieferung berufen, als zu unzuverlässig und wissenschaftlich daher nicht verwertbar. (Dazu gehören auch die Texte von Buchari, die erst ca. 200 Jahre nach Mohammeds Tod verfasst wurden.) Als Quellen akzeptiert werden daher nur zeitgenössische schriftliche Berichte (aus dem 7. Jahrhundert), Inschriften auf Münzfunden, Gebäuden und Grabmälern aus dem 7. Jahrhundert sowie Sprachanalyse und -vergleich.
Sie schreiben: „Es kann keine andere (arabische) Version des Textes gegeben haben, da der Koran die einzige Quelle darstellt, die alle Muslime (…) anerkennen. Die Anfänge der Spaltung begannen ja schon nach dem Ableben des Propheten, trotzdessen gab es keine Eingriffe in den Text und somit keine Uneinigkeit über den Wortlaut. Aber natürlich in der Deutung.“
Genau in letzterem liegt ja das Problem. Hierzu darf ich einen Vertreter der kritisch-historischen Methode, Norbert G. Preßburg, zitieren:
„Fragt man einen Linguisten nach der Sprache ‚Arabisch‘, kommt mit Sicherheit die Gegenfrage: ‚Welches Arabisch?‘
Damals wie heute gab es eine Vielzahl arabischer Dialekte. Dazu kommt das klassische Arabisch, die Arabiya. Der Koran ist aber wieder in einer anderen Spielart abgefasst: dem Koranarabisch, das nur Spezialisten lesen können [sc.l. gemeint ist lesen im Sinne von verstehen können] (…). Welches Arabisch gab es vor Abfassung des Koran? Es gab zahlreiche Dialekte, aber keine gemeinsame, verbindende arabische Standardsprache. Die vereinende Sprache der Zeit war das Aramäische, ganz ähnlich dem Latein im Altertum. Der Koran ist so stark mit dem Syro-Aramäischen durchsetzt, dass Luxenberg [sc.l. Linguist] von der Existenz eines aramäischen Urkorans ausgeht. Ob dieser aramäische Urkoran existierte, wissen wir nicht, aber mit Sicherheit sind die dem Koran zugrunde liegenden Schriften aramäische Texte.
Gesprochen wurde im damaligen Arabien also Aramäisch und/oder der jeweilige arabische Dialekt, geschrieben wurde durchweg in Aramäisch (…). Die arabische Schrift entwickelte sich mit nabatäischen Elementen aus der aramäischen Schrift. Das Koranarabische hat es im 6. oder 7. Jahrhundert, der Zeit Muhammads und der behaupteten Herabsendung des Korans jedoch nicht gegeben, weder in Sprache noch in Schrift, es entstand erst im 9. Jahrhundert.
Semitische Schriften bestanden nur aus Konsonanten. In der Aussprache setzte man Vokale nach Erfahrung. (…) Das Früharabische bestand aus 15 Zeichen, von denen aber nur sechs Zeichen eindeutig waren. (…)Die Situation um die Zeit Muhammads war also die, dass es verschiedene regionale Dialekte gab, aber kein verbindendes ‚Arabisch‘. Eine arabische Schrift gabe es erst in rudimentären Ansätzen, Literatursprache und -schrift war Aramäisch.
In späterer Zeit versuchten arabische Philologen die rudimentäre arabische Schrift durch das Setzen von präzisierenden Zeichen (…) eindeutig zu machen. (…) Es ist nun klar ersichtlich, welche Fehler durch das Setzen der diakritischen Punkte unterlaufen konnten, wenn man die alten Sprachen nur mehr ungenügend verstand. Und es wird klar, dass der ‚Umweg‘ über die Originalsprache, das Syro-Aramäische, in vielen Fällen die richtigen Resultate liefert.
Hier finden wir auch des Rätsels Lösung, warum die arabischen Koranexegeten so katastrophale Fehler machten. Sie konnten das Textmaterial, das sie bearbeiteten, nicht mehr richtig lesen, weder in Sprache noch in Schrift. Ebensowenig verstanden sie die verschiedenen Mischformen, die sich regional entwickelt hatten, wollten die Texte aber allen Arabern zugänglich machen.“
Um das Zitat anhand eines Beispiels zu verdeutlichen:
In Sure 24, Vers 31 gibt es eine Passage die Max Henning in der Reclam-Ausgabe des Korans übersetzt: „Und sprich zu den gläubigen Frauen, (…) dass sie ihren Schleier über ihren Busen schlagen (…)“.
Die Passage lautet im arabischen Koran: „wa-l-yadrib-na bi-chumuri-hinna a la djuyubi-hinna.“
Wörtlich heißt das: „Sie sollen sich ihr chumur über ihre Taschen schlagen.“
Luxenberg weist nach, dass es sich bei dem im Arabischen unverständliche Begriff chumur (Sing. chimar) um das aramäische Wort für „Band, Gürtel“ handelt. Weiter weist er nach, dass das Wort „schlagen“ nur im Zusammenhang mit den Begriffen „Band, Gürtel“ verwandt wurde, also eine Phrase bildete, die im heutigen Aramäisch noch in Gebrauch ist: „Das Band, den Stoffgürtel umschlagen“. Und zwar um die Lenden, nicht um die Taschen.
Der Satz heisst demnach richtig: „Sie sollen sich ihre Gürtel um die Lenden binden.“
Der Perser und Philologe at-Tabari hatte nachträglich, um das Jahr 900 n.u.Z., also ca. 300 Jahr nach der kolportierten Zeit der Entstehung, in seinem Korankommentar das im Arabischen nicht existente Wort chumur/chimar schlicht nicht verstanden. Ohne eine Erklärung zu liefern, interpretiert er es als „Kopftuch“ und fügt ohne Begründung einfach hinzu, dieses Kopftuch solle „Hals, Haare und Ohrringe“ verdecken (At-Tabari, „Tafsir al-Quran“, Bd. XVIII, Kairo 1968). Von da an nahm die islamische Welt das Kopftuch als Befehl Gottes an. Es ist in Wirklichkeit nichts anderes als die persönliche Meinung at-Tabaris. (Und dies ist nur ein Beispiel für viele.)
Noch eine Anmerkung zum Auswendiglernen des Korans vor dessen schriftlicher Fixierung: Da es bis dahin nur eine Vielzahl verstreuter Fragmente gab, hatten die „Vortragenden“ noch gar keine Vorlage zum Lernen des Korans, schon gar nicht in der von Uthman kanonisierten Fassung. Und gerade der Umstand, dass Uthman alle abweichenden Fassungen verbrennen ließ , zeigt, dass es eben keine einheitliche Fassung des Urkorans gegeben haben konnte.
@ Norbert
über die Ahadtih:
Bukhari, stellt das authentischste der Hadith Bücher da. Er arbeitete mit viel Anstrengungen und Fleiß daran, die Aussprüche des Propheten (saw) zu sammeln. Jede Hadith wurde von ihm bis ins kleinste Detail auf Korrektheit überprüft. Ein System wurde entwickelt, dass zur Aufnahme in die Sammlung unter anderem eine perfekte Überlieferungskette vorraussetzte und darüberhinaus den Charakter des Überlieferers überprüfte.
Die Theorie Luxembergs birgt vielerlei Wiedersprüch in sich. Übersetzungen und Interpretationen von Teilen sind vorhanden, die keinen Sinn ergeben!
zur Aussage: „Welches Arabisch? Damals wie heute gab es eine Vielzahl arabischer Dialekte. […] Und gerade der Umstand, dass Usman alle abweichenden Fassungen verbrennen ließ , zeigt, dass es eben keine einheitliche Fassung des Urkorans gegeben haben konnte.“
Der erste Kalif ordnete an, dass die schriftlich vorhandenen Fragmente gesammelt und die Texte von je zwei Personen, die den Koran auswendig konnten, geprüft würden. Diese Aufgabe war bald erfüllt, und der Text des gesamten Koran in einem Band niedergeschrieben wurde von denjenigen, die den Koran auswendig gelernt hatten, als genau und richtig erklärt.
Die Vermutung, bei der Zusammenstellung des Buches seien Schwierigkeiten aufgetreten, ist unhaltbar, wenn man folgendes bedenkt: Der Koran wurde jeden Tag von vielen Leuten gesprochen. Im Laufe des Monats Ramadan (Fastenmonat) wurde der Text von Anfang bis Ende vor den in gemeinschaftlichem Gebet versammelten Muslims von Leuten rezitiert, die ihn auswendig kannten. Hier gab es KEINE Zweifel an der Richtigkeit des Textes.
Wie ich bereits erwähnte, dass wenn nun von den über hunderttausend Gefährten des Propheten Muhammad [saw] je hundert zusammen den ganzen Koran auswendig wussten, dann muss sich der gesamte Text tausendmal erhalten haben. In dieser Zeit beschränkte sich auf einen bregrenzten Ort, andem es einen einheitlichen Dialekt gab.
Richtig ist, dass nach der weiteren Ausbreitung arabische Dialekte gab, die sich voneinander unterschieden. Usman [ra] ließ den Koran in einer standardisierten Version aufzeichnen. Die Variationen in der Aussprache beruhten indessen nicht auf inhaltlichen und bedeutungsmäßigen Veränderungen. Trotzdem hielt es Usman [ra] für angebracht, auf die einheitliche Aussprache der Wörter zu dringen. Er ließ vom Text, der zur Zeit Abu Bakr [ra] gesammelt worden war, Abschriften anfertigen und sandte sie in alle Teile des Muslimreiches, mit der Verordnung, dass künftig keinerlei Abweichungen vom Standardtext erlaubt seien, auch wenn es sich nur um die Aussprache der Konsonanten handle.
Zur Zeit des Propheten Muhammad [saw] war das gesellschaftliche Leben der Araber durch ihre Aufteilung in verschiedene Stämme bestimmt; jeder Stamm hatte eine eigene Existenz, abgeschlossen und unabhängig von den anderen. Gewisse Worte wurden nach den Gepflogenheiten des Stammes ausgesprochen. Mit der Annahme der Lehre des Islams wurden sie zu einer kulturellen Gesellschaft verschmolzen, und die arabische Sprache wurde sofort das Hilfsmittel der neuen Kultur. Die Gelehrsamkeit verbreitete sich sehr schnell unter den Arabern, und es wurde für jedermann sehr leicht, die richtige Aussprache aller arabischen Wörter anzunehmen. Die Sprache von Mekka wurde zur Grundlage dafür.
Zur Zeit Usmans [ra] war daher keine Berechtigung mehr vorhanden für Abweichungen in der Aussprache einzelner Vokale beim Vortrag des Koran, besonders wenn die Variationen zu Missverständnissen bei den Nichtmuslimen führen konnten.
@ Norbert
Meiner Meinung nach…
…ist es eine Diskussionen unter einigen Wissenschaftlern, die gerne mit Theorien spielen. Was interessiert, dass einen Gläubigen, der fest daran glaubt und durch Zeichen Gottes diese Lehre als reine Wahrheit ansieht. Sie können doch nicht mit ihrem Halbwissen, versuchen ein Urteil über eine wissenschaftliche Theorie zu fällen, ohne auf den selbst vollständig nachvollziehen/untersuchen zu können, ob Sie richtig ist oder nicht.
…bringen uns Verschwörungstheorien in einem religiösen, gesellschaftlichen Diskurs nicht weiter!
…ein perfider Angriff auf die Unverfälschtheit des Koran. Es besteht ein Konsens in der Wissenschaft, das der Koran unverfälscht geblieben ist.
Sir William Muir in seinem Werk „Das Leben Muhammads“ fasst seine Betrachtungen über die Authentizität des Heiligen Koran wie folgt zusammen:
„Was wir haben, obschon wahrscheinlich von ihm selbst korrigiert, ist doch sein eigenes … Wir dürfen, auf die stärksten Beweise hin, feststellen, dass jeder Spruch des Heiligen Koran die echte, unverfälschte Fassung von Muhammad selbst ist.“ (S. XXVIII)
„Es besteht anderseits jede Gewähr, innerlich und äußerlich, dass wir den Text besitzen, den Muhammad selbst ausgab und gebrauchte.“ (S. XXVIII)
Und wieder:
„… und wir schließen mit wenigstens einer engen Annährung an das Urteil von Von Hammer, daß wir glauben, daß der Koran so sicher das Wort Muhammads ist als die Muslime glauben, daß er das Wort Gottes ist.“ (S. XXVIII)
Nöldeke sagt:
„Kleine Schreibfehler können vorhanden sein, aber der Koran Usmans enthält nur echte Bestandteile, obwohl manchmal in sehr merkwürdiger Reihenfolge. Die Bemühungen europäischer Gelehrter, die Existenz späterer Änderungen im Koran zu beweisen, sind gescheitert.“ (Enc. Brit. 9 Ausg. unter dem Wort Koran)
…steht dahinter auch eine Verherrlichung der christlichen Texte!
Die kritisch-historische Methode wird bei der Bibelforschung schon seit über 200 Jahren angewandt und niemand hält dies für eine „Verschwörungstheorie“ oder einen „perfiden Angriff auf die Unverfälschtheit“ der Bibel.
Indes muss wissenschaftliche Forschung immer ergebnisoffen sein. D.h. es wird eine These aufgestellt, die zu beweisen ist. Die Beweisführung muss aber ergebnisoffen sein und darf nicht durch ein bestimmtes Ergebnis (z.B. Unverfälschthit eines bestimmten Buches) bereits vorgegeben sein. Sonst ist es keine Wissenschaft mehr.
Dabei ist die bloße sprachliche Auslegung (Interpretation) eines Textes keine Verfälschung – im Übrigen ist es genauso gut möglich, dass sich die (bisher) herrschende Meinung (u.a. bi der Koran-Auslegung) im Irrtum befindet.
Es mag durchaus stimmen, dass zu der Zeit, als William Muir das zitierte Werk verfasste, die „Unverfälschtheit“ des Korans einhellig anerkannt wurde. Allerdings hat sich dies seit ca. 15 Jahren geändert und wird auf Grund stichhaltiger Argumente durch eine zunehmend an Boden gewinnende Lehrmeinung in Frage gestellt. Über die streitigen Meinungen muss durch Austausch von Sachargumenten diskutiert werden.
Wer Argumente lesen und sich auf Grund dessen ein eigenes Urteil bilden möchte, den verweise ich nochmals aus
http://www.inarah.de
Ergänzend noch Literaturhinweise:
– Karl-Heinz Ohlig / Gerd-Rüdiger Puin (Hg.), Die dunklen Anfänge. Neue Forschungen zur Entstehung und zur frühen Geschichte des Islam, Verlag Hans Schiler: Berlin 2005, 408 S.
– Karl-Heinz Ohlig (Hg.), Der frühe Islam. Eine historisch-kritische Rekonstruktion anhand zeitgenössischer Quellen, Verlag Hans Schiler: Berlin 2007, 666 S.
– Markus Groß / Karl-Heinz Ohlig (Hg.), Schlaglichter. Die beiden ersten islamischen Jahrhunderte (Inârah. Schriften zur frühen Islamgeschichte und zum Koran, Bd. 3), Verlag Hans Schiler: Berlin 2008, 617 Seiten.
– Markus Groß / Karl-Heinz Ohlig (Hg.), Vom Koran zum Islam. (Inarah. Schriften zur frühen Islamgeschichte und zum Koran, Bd. 4), Verlag Hans Schiler: Berlin 2009, 720 Seiten.
– Christoph Luxenberg, Die syro-aramäische Lesart des Koran. Ein Beitrag zur Entschlüsselung der Koransprache, Berlin 1. Aufl. 2000, 3. Aufl. 2007; englische Übersetzung 2007.
– Karl-Heinz Ohlig, Weltreligion Islam. Eine Einführung. Mit einem Beitrag von Ulrike Stölting, 381 S., Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz und Edition Exodus: Luzern 2000.
– Norbert G. Pressburg, Good Bye Mohammed. Wie der Islam wirklich entstand, Books on Demand, Hamburg 2009, 167 S. (ISBN 978-3-8391-9203-0)
in: imprimatur 43, 2010, 167
– Ibn Warraq, Defending the West: A critique of Edward Saids Orientalism. Amherst New York 2007
– Ignaz Goldziher, Islamisme et Parsisme, in: Actes du premier Congrès international d’histoire de religions, 119 – 147, wiederabgedruckt in: Ders., Gesammelte Schriften, Bd. IV, Hg. von Joseph Desomogyi, Hildesheim 1970, 232 – 260.
Abschließend erlaube ich mir noch, auf den im 9. Jahrhundert u.Z. in Bagdad regierenden Kalifen al-Mamun hinzuweisen, Wortführer der Mutaziliten. Er ließ feststellen, dass auch der Koran geschaffen worden sei und somit diskutiert werden dürfe. Oder auf den sudanesischen Theologen Mahmud Muhammad Taha, der die Zurückstellung der „medinensischen“ Suren forderte, weil sie nur zeitbedingt für das 7. Jahrhundert gültig wären. (Er wurde dafür, und für seine Forderung nach Abschaffung der Scharia, als „Abtrünniger“ 1985 in Khartum hingerichtet.)
Dies zeigt, dass auch unter den Mohammedanern selbst die zeitlose Gültigkeit und Unabänderlichkeit des Korans keineswegs unumstritten ist.
@ Tahir Chaudhry
„Man darf zwar Samad, Kelek, Balci, Cileli oder Hirsi Ali nicht ignorieren, aber man muss sich fragen inwiefern diese zu einem Fortschritt in der Islam-Debatte und in der Integration führen. Zwangsheirat, Ehrenmorde, Frauenbeschneidungen… haben ncihts mit der islamischen Lehre zu tun, stattdessen ist dies alles ein Produkt der Traditionen der jeweiligen Länder und nirgends im Islam vorgeschrieben oder vom Vorbild (Propheten) praktiziert oder angeordnet worden.“
Ich denke schon, dass die genannten Islamkritiker einen sehr wichtigen Beitrag zur Islamdebatte beitragen. Sie weisen auf Mißstände in der muslimischen Gesellschaft hin, die unumstritten auch bei uns in Europa existieren und sogar rel. weit verbreitet sind. Welche Einstellung diese Kritiker selbst zu Religion haben, spielt dabei keine Rolle, solange sie Religionsfreiheit an sich akzeptieren. Und das tun die Genannten inklusive Broder ausnahmslos. Würden ihre Vorwürfe nicht zutreffen und alle Muslime in der westlichen Welt den Koran ähnlich auslegen wie Sie, bräuchten wir die Islamdebatte doch gar nicht. Dem ist aber leider nicht so. Deswegen sollen sie zu Wort kommen, die Probleme müssen offen benannt und schließlich gelöst werden. Interessanter ist doch die Frage, wie sich die (ehem.) vier in der Islamkonferenz vertretenen Islamverbände dieser Kritik stellen und inwiefern sie selbst den Fortschritt in der Debatte fördern? Über deren starre Haltung sind selbst liberale Feuilletonisten von Tagesspiegel und Zeit entsprechend frustriert, dass sie die Abschaffung der IK fordern.
Noch etwas zum Erscheinungsbild des Islam in westlichen Medien:
Man sollte den Überbringer schlechter Nachrichten nicht für seinen Inhalt verantwortlich machen. Das was da berichtet wird, passiert nun mal. Und darüber muss die Öffentlichkeit informiert werden. Man kann den Medien nun auch schlecht vorwerfen, sie würden zu wenig über den normalen Alltag von Menschen in der islamischen Welt berichten, der vielleicht etwas friedlicher aussieht. Die Aufgabe von Nachrichtensendungen ist es nun mal, über das Abweichende von der Norm, das Außergewöhnliche oder das Problematische zu berichten. Polit-Sendungen wie Monitor, Report, Fakt oder Frontal, deren Fokus auf´s Inland gerichtet ist, berichten doch auch nicht über Alltäglichkeiten (dafür git´s dann Brisant etc.). Hier hat sich bisher auch niemand darüber beschwert- außer jene alten Leute vielleicht, die nach solchen Sendungen stets rumnölen, mit Deutschland ginge es immer nur bergab, alles würde nur noch schlimmer. Und Magazinen wie Stern oder Spiegel kann man auch nicht den Vorwurf machen, sie würden einseitig über die islam. Gesellschaften berichten und Klischees bedienen. Im Gegenteil. Das Titelthema des Spiegels über Weihnachten z.B., der Christen liebstes Fest, befasste sich mit der islamischen Welt und berichtete äußerst positiv. Ziel war es hier eher, sie verständlich zu machen.
Ich glaube außerdem, dass das Bild von Muslimen, das sich für die Bürger in Deutschland ergibt, vorwiegend von Alltagserfahrungen geprägt ist.
@ Norbert
zur Aussage: „Die kritisch-historische Methode wird bei der Bibelforschung schon seit über 200 Jahren angewandt und niemand hält dies für eine “Verschwörungstheorie” oder einen “perfiden Angriff auf die Unverfälschtheit” der Bibel.“
Ich meinte mit Verschwörungstheorie nicht die „kritisch-historische“ Methode, die in der Wissenschaft Anwendung findet. Ich meine eher die äußerst wiedersprüchlichen Thesen von Luxemberg und seiner syro-aramäischen Koranlesart.
zur Aussage: „Abschließend erlaube ich mir noch, auf den im 9. Jahrhundert u.Z. in Bagdad regierenden Kalifen al-Mamun hinzuweisen, Wortführer der Mutaziliten. Er ließ feststellen, dass auch der Koran geschaffen worden sei und somit diskutiert werden dürfe.“
Sie haben wohl nicht genau genug recherchiert. Es geht hier nicht um die Frage, ob der Koran das Wort Gottes ist oder von Menschen geschaffen sei. Es geht um die Erschaffenheit oder Unerschaffenheit des Wort Gottes -> Existiert Gottes Wort jenseits von Schöpfung, also gab es das Wort Gottes vor der Schöpfung der Welten? oder stellt der Koran eine Botschaft, da die zur Kommunikation für den Menschen, nach seiner Schöpfung erschaffen wurde? Das ist hier die Frage.
Und wie mekkanischen so wie auch die medinensischen Suren sind ein Beweis für zeitlose Gültigkeit des Koran. Für jede Lage gibt es einen oder mehrere situationsbezoge Verse und Anordnungen/Gebote.
@ fox
zur Aussage: „Ich denke schon, dass die genannten Islamkritiker einen sehr wichtigen Beitrag zur Islamdebatte beitragen. Sie weisen auf Mißstände in der muslimischen Gesellschaft hin […]“
Das mag vielleicht richtig sein, aber welche Schlussfolgerung zeihen diese Menschen aus ihren Erlebnissen und aus einigen Ereignissen? Sie führen alles auf die Religion zurück! Sie verurteilen Pauschal die Überzeugung von einer großen Menschengruppe, die weiß Gott nciht einheitlich ist!
zu den Medien:
Der Spiegel/Stern/Bild schreibt nicht nur negativ über den Islam. Er verhält sich wie jemand der einer Person die linke Hand gibt und ihr mit der rechten eine Ohrfeige verpasst. Und nun sagen mir, was länger im Kopf bleibt?
@ Chaudhry
In unseren Medien wird kontrovers diskutiert. Das ist nicht nur gut, sondern auch notwendig. Selbst Herausgeber, Redakteure und Autoren desselben Magazins oder derselben Sendung haben unterschiedliche Meinungen. Warum müssen diese sich denn auf eine Linie einigen? Und wenn Kritik geübt wird, dann wird auch ein konkreter Adressat genannt. Das ist selbst bei den meisten Islamkritikern nicht die muslimische Gesellschaft in ihrer Gesamtheit, nicht der Islam an sich. Die Kritik bezieht sich nur auf jene, die die Mißstände verursachen oder zu verantworten haben. Im Namen von Religionen kann durchaus viel Unheil angerichtet werden. Gerade die Aussagen des Koran sind äußerst widersprüchlich, nicht alle Suren sind friedensstiftend, hier darf Kritik geübt werden.
Ich verweise hier noch mal auf den Beitrag von Abdel-Samad, den ich auszugsweise unter #6 eingefügt habe. Der Titel lautet: „Die Muslime sind zu empfindlich.“
Im Abendland wird über die christliche Lehre und ihre Institutionen seit einigen hundert Jahren intensiv gestritten.
@ fox
zur Aussage: „Und wenn Kritik geübt wird, dann wird auch ein konkreter Adressat genannt. Das ist selbst bei den meisten Islamkritikern nicht die muslimische Gesellschaft in ihrer Gesamtheit, nicht der Islam an sich.“
Versetzen Sie sich mal das nächste mal in einen Muslim (gesetzt den Fall, dass Sie das können) und lauschen Sie mal deren Aussagen. Es wird IMMER von DEM Islam gesprochen, den es auf keine Fall gibt.
zur Aussage: „Warum müssen diese sich denn auf eine Linie einigen?“
jeder hat seine eigene Meinung, die sollte er auch verkünden dürfen. Ich habe jedoch auch die Freiheit zu sagen, dass ein großer Teil deren Aussagen undifferenziert, haltlos und pauschalisierend sind!
zur Aussage: „Gerade die Aussagen des Koran sind äußerst widersprüchlich, nicht alle Suren sind friedensstiftend, hier darf Kritik geübt werden.“
nette Aussage! Belege bitte?
@ Tahir Chaudhry
Da muss ich jetzt mal widersprechen. Es ist ein immer wiederkehrender Trick, Islamkritikern entgegenzuhalten, es gebe gar keinen „Islam“. Auf diese Weise will man der Kritik den Adressaten nehmen und ins Leere laufen lassen. Geht es drum, Werbung für den Islam zu machen, gibt es dann doch „den Islam“: So schreiben Sie in Ihrem einleitenden Beitrag:
„Wenden wir doch mal unseren Blick fern von den islamischen „Vorzeigestaaten“ und schauen auf die zentrale Quelle des Islams, den Koran, so kommen einige – für die Meisten bisher unbekannte Aspekte – der Lehren dieser Religion zum Vorschein.“
Oder:
„Also ist es nicht im Sinne des Islams, wenn ein muslimischer Staat Menschen an der Ausübung ihres Glaubens hindert.“
Ja, welchen Islam haben Sie denn da nun gemeint?
Unter Kommentar Nr. 13 führen Sie am Ende aus:
„Es kann auch keine andere (arabische) Version des Textes gegeben haben, da der Koran die einzige Quelle darstellt, die alle Muslime – (…) – anerkennen. Die Anfänge der Spaltung begannen ja schon nach dem Ableben des Propheten, trotzdessen gab es keine Eingriffe in den Text und somit keine Uneinigkeit über den Wortlaut.“
Genau der Islam, auf den Sie sich beziehen, den meinen wir auch.
Zu den Belegstellen:
Sure 47 Vers 4:
„Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt; dann schnüret die Bande.“
Sure 2 Vers 191
„Und erschlagt sie [die Ungläubigen], wo immer ihr auf sie stoßt,und vertreibt sie, (…)“
Sure 59 Vers 2
„Er [Allah] ist’s, welcher die Ungläubigen vom Volk der Schrift aus ihren Wohnungen zu der ersten Auswandrung trieb. Ihr glaubtet nicht, dass sie hinausziehen würden, und sie glaubten, dass ihre Burgen sie vor Allah schützen würden. Da aber kam Allah zu ihnen, von wannen sie es nicht vermuteten, und warf Schrecken in ihre Herzen. Sie verwüsteten ihre Häuser mit ihren eigenen Händen und den Händen der Gläubigen. Drum nehmt es zum Exempel, ihr Leute von Einsicht!“
Vers 3
„Und hätte nicht Allah sie für die Verbannung bezeichnet, wahrlich, er hätte sie hienieden gestraft; und im Jenseits ist für sie die Strafe des Feuers.“
Vers 4
„Solches, dieweil sie sich Allah und seinem Gesandten widersetzten, und wenn sich einer Allah widersetzt, siehe, so ist Allah streng im Strafen.“
Sure 4 Vers 89
„Sie wünschen, dass ihr ungläubig werdet, wie sie ungläubig sind,ind dass ihr [ihnen] gleich seid. Nehmet aber keinen von ihnen zum Freund, ehe sie nicht auswanderten in Allahs Weg. Und so sie den Rücken kehren, so ergreifet sie und schlaget sie tot, wo immer ihr sie findet; und nehmet keinen von ihnen zum Freund oder Helfer.“
Sure 5 Vers 51
„O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und Christen zu Freunden; sie sind untereinander Feunde, und wer von euch sie zu Freunden nimmmt, siehe, der ist von ihnen (…)“
Sure 9 Vers 30
„(…) Und es sprechen die Nazarener: ‚Der Messias ist Allahs Sohn.‘ Solches ist das Wort ihres Mundes. Sie führen ähnliche Reden wie die Ungläubigen von zuvor. Allah schlag sie tot! Was sind sie verstandeslos.“
Sure 5 Vrs 33:
„Siehe, der Lohn derer, welche Allah und seinen Gesandten befehden, ist nur der, dass sie getötet oder gekreuzigt oder an Händen und Füßen wechselseitig verstümmelt oder aus dem Lande vertrieben werden. Das ist ihr Lohn hienieden, und im Jenseits wird ihnen schmerzliche Strafe.“
(Die Verse wurden zitiert aus der Reclam-Ausgabe des Koran in der Übersetzung von Max Henning; wer will kann sie dort nachlesen.)
Wie verträgt sich dieser wiederholte Befehl, alle Ungläubigen zu töten, mit der im Eingangsbeitrag zitierten Sure, es sei kein Zwang im Glauben? . Ganz einfach: Im Koran gilt das sog. Abrogationsprinzip, d.h. die zeitlich von Mohammed später verkündeten Suren verdrängen die älteren. Sure 2 Vers 257 wird daher von den hier zitierten Versen verdrängt und hat keine Gültigkeit mehr.
@ Norbert
Sie meinen, dass es doch DEN Islam gibt? Ich merke, dass Sie sehr Samad-gefärbt sind. Aber okay!
ja es ist richtig, dass alle Muslime sich auf dieselbe Quelle beziehen. Daraus kann man jedoch nicht schlussfolgern, dass alle sie gleich praktizieren und auslegen.
Ihre „Belege“ sind typische Beispiele für Unwissenheit über den Koran.
@ Norbert
Wo haben Sie die denn alle kopiert? Das könnte ja glatt das Storyboard für einen Geert Wilders Film sein!
Achten Sie bitte auf Gesamtkontext und geschichtlichen Zusammenhang.
Und wenn man eine Text stelle sieht, die einem merkwürdig erscheint einfach mal drum herum nochmal lesen.
Sie verstoßen gegen jede Bedingung bei der Annäherung an den Korantext.
Seit wann entscheiden Sie, ob ein Vers abrogiert wird oder nicht!
Zur Sura 47 Vers 4:
der halb zitierte Vers:
Wenn ihr (in der Schlacht) auf die stoßet, die ungläubig sind, trefft (ihre) Nacken; und wenn ihr sie so überwältigt habt, dann schnüret die Bande fest. Hernach dann entweder Gnade oder Lösegeld, bis der Krieg seine Waffen niederlegt. Das ist so. Und hätte Allah es gewollt, Er hätte sie Selbst strafen können, aber Er wollte die einen von euch durch die anderen prüfen. Und diejenigen, die auf Allahs Weg getötet werden – nie wird Er ihre Werke zunichte machen.
Zur Sura 2 Vers 191:
Es geht um eine Kriegshandlung!
Davor:
• Und kämpfet für Allahs Sache gegen jene, die euch bekämpfen, doch überschreitet das Maß nicht, denn Allah liebt nicht die Maßlosen.
Der zitierte Vers:
• Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie von dort, von wo sie euch vertrieben; denn Verfolgung ist ärger als Totschlag. Bekämpft sie aber nicht bei der Heiligen Moschee, solange sie euch dort nicht angreifen. Doch wenn sie euch angreifen, dann kämpft wider sie; das ist die Vergeltung für die Ungläubigen.
Danach:
• Wenn sie jedoch ablassen, dann ist Allah allvergebend, barmherzig.
• Und bekämpfet sie, bis die Verfolgung aufgehört hat und der Glauben an Allah (frei) ist. Wenn sie jedoch ablassen, dann (wisset), dass keine Feindschaft erlaubt ist, außer wider die Ungerechten.
Zur Sura 4 Vers 89:
Es geht hier auch um eine Kriegshandlung!
• Was ist denn euch widerfahren, dass ihr in zwei Parteien gespalten seid gegenüber den Heuchlern? Und Allah hat sie verstoßen um dessentwillen, was sie begangen. Wolltet ihr einem den Weg weisen, den Allah ins Verderben hat gehen lassen? Und wen Allah ins Verderben gehen lässt, für den findest du keinen Weg.
Der zitierte Vers:
• Sie wünschen, dass ihr ungläubig werdet, wie sie ungläubig sind, so dass ihr alle gleich seiet. Nehmet euch daher keinen von ihnen zum Freund, ehe sie nicht auswandern auf Allahs Weg. Und wenn sie sich abkehren, dann ergreifet sie und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet; und nehmet euch keinen von ihnen zum Freunde oder zum Helfer;
Danach folgen die erklärenden Verse:
• außer denen, die Verbindung haben mit einem Volke, mit dem ihr ein Bündnis habt, und die zu euch kommen, weil ihre Herzen davor zurückschrecken, wider euch oder wider ihr eigenes Volk zu kämpfen. Und wenn Allah es wollte, Er hätte ihnen Macht über euch geben können, dann hätten sie sicherlich wider euch gekämpft. Darum, wenn sie sich von euch fernhalten und nicht wider euch kämpfen, sondern euch Frieden bieten: dann hat Allah euch keinen Weg gegen sie erlaubt.
• Ihr werdet noch andere finden, die wünschen, in Frieden mit euch und in Frieden mit ihrem eigenen Volk zu sein. Sooft sie wieder zur Feindseligkeit verleitet werden, stürzen sie kopfüber hinein. Wenn sie sich also nicht von euch fernhalten noch euch Frieden bieten noch ihre Hände zügeln, dann ergreifet sie und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet. Denn gegen diese haben Wir euch volle Gewalt gegeben.
Zur Sura 9 Vers 30:
Es geht um eine Kriegshandlung!
der erklärende Vers davor:
• Wahrlich, Allah half euch schon auf so manchem Schlachtfeld, und am Tage von Hunän, als eure große Zahl euch stolz machte – allein sie frommte euch nichts, und die Erde, in ihrer Weite, wurde euch eng; da wandtet ihr euch zur Flucht.
• Dann senkte Allah Seinen Frieden auf Seinen Gesandten und die Gläubigen und sandte Heerscharen hernieder, die ihr nicht sahet, und strafte jene, die ungläubig waren. Das ist der Lohn der Ungläubigen.
• Doch hernach kehrt Sich Allah gnädig dem zu, dem Er gewogen; und Allah ist allverzeihend, barmherzig.
• O die ihr glaubt! wahrlich, die Götzendiener sind unrein. Drum sollen sie nach diesem ihrem Jahr sich der Heiligen Moschee nicht nähern. Und falls ihr Armut befürchtet, so wird euch Allah gewiss aus Seiner Fülle reich machen, wenn Er will. Wahrlich, Allah ist allwissend, allweise.
Der zitierte Vers:
• Sie haben sich ihre Schriftgelehrten und Mönche zu Herren genommen neben Allah und den Messias, den Sohn der Maria. Und doch war ihnen geboten, allein den Einigen Gott anzubeten. Es ist kein Gott außer Ihm. Allzu heilig ist Er für das, was sie (Ihm) zur Seite stellen!
Zum dem Vers 33 aus der Sura 5:
Bitte Komplett lesen!
Davor:
• Aus diesem Grunde haben Wir den Kindern Israels verordnet, dass wenn jemand einen Menschen tötet – es sei denn für (Mord) an einem anderen oder für Gewalttat im Land –, so soll es sein, als hatte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten. Und Unsere Gesandten kamen zu ihnen mit deutlichen Zeichen; dennoch, selbst nach diesem, begehen viele von ihnen Ausschreitungen im Land.
Der zitierte Vers:
• Der Lohn derer, die Krieg führen gegen Allah und Seinen Gesandten und Unordnung im Lande zu erregen trachten, wäre der, dass sie getötet oder gekreuzigt werden sollten oder dass ihnen Hände und Füße abgeschlagen werden sollten für den Ungehorsam oder dass sie aus dem Lande vertrieben würden. Das würde eine Schmach für sie sein in dieser Welt; und im Jenseits wird ihnen schwere Strafe;
Danach:
• außer jenen, die bereuen, noch ehe ihr sie in eurer Gewalt habt. So wisset, dass Allah allvergebend, barmherzig ist.
• O die ihr glaubt, fürchtet Allah und suchet den Weg der Vereinigung Ihm und strebet auf Seinem Wege, auf dass ihr Erfolg habt.
Was machen denn heutzutage Staaten, wenn sie angegriffen werden. Es ist total natürlich sich zu wehren. Wer würde sich freiwillig abschlachten lassen? Nur der Islam hat es in geregelte Bahnen gelenkt.
Der Grundsatz aus Sure 5, Vers 32 gilt ja immer noch.
Außerdem 8:61, 9:5, 5:8
Erst als der Prophet Muhammad (saw) die Regierungsmacht hatte, wehrte er sich gegen die Aggressoren.
Im Islam gibt es für den Krieg Regeln und Pflichten. Es ist kein Freibrief zum Töten.
Es gilt folgendes Gebot:
Wenn der Feind gegen euch Aggressionen ausübt, dann dürft ihr nicht selbst zum Aggressor werden; ihr müsst die Kriegshandlungen darauf beschränken, dass die Aggression beendet wird. Die islamische Regierung darf selbst keine Aggression begehen.
(siehe auch im Koran: Sure 2, Verse 191-194)
In einem Kriegen dürfen: keine Gotteshäuser niedergerissen werden, keine Gesitlichen angegriffen werden, die sich nicht aktiv am Kampf beteiligen, keine Bäume gefällt werden, keine Ernte vernichtet werden, Kinder, Frauen und Alte dürfen nicht angegriffen werden und viele viele mehr.
Zur Sura 5 Vers 51
Der zitierte Vers:
• O die ihr glaubt! Nehmet nicht die Juden und die Christen zu Freunden. Sie sind Freunde gegeneinander. Und wer von euch sie zu Freunden nimmt, der gehört fürwahr zu ihnen. Wahrlich, Allah weist nicht dem Volk der Ungerechten den Weg.
Einige Verse später kommt die Erklärung:
• O die ihr glaubt, nehmt euch nicht die zu Freunden – unter jenen, denen vor euch die Schrift gegeben ward, und den Ungläubigen –, die mit eurem Glauben Spott und Scherz treiben. Und fürchtet Allah, wenn ihr Gläubige seid;
Erstmal muss ich sagen, dass ich sehr viele Freunde habe, die Christen oder sogar Atheisten sind!
Und was Sie da aufgreifen, verstößt gegen beide Bedingungen.
Es wird hier darauf Wert gelegt: „die mit euer Religion ihren Spott und ihr Spiel treiben“
Es ist kein allgemeines Gesetz und wurde zu einer Zeit den Muslimen befohlen, als Sie sich in Auseinandersetzung mit anderen Stämmen befanden (darunter auch Juden und Christen). Da haben diese Menschen sich mit Muslimen angefreundet haben und alle strategischen Pläne der Muslime weitergaben.
@ Tahir Chaudhry/Carsten/Norbert
Lieber Herr Chaudhry, es freut mich, dass hier endlich eine Diskussion mit Muslimen und nicht nur eine über Muslime geführt wird. Gerade die letzten Beiträge zeigen, welcher Gewinn es ist, wenn jemand aus der Kenntnis seiner eigenen Religion die Verwendung der aus dem Zusammenhang gerissenen Koran-Zitate als Manipulation entlarven kann. Das selektive (und durch tendenziöse Übersetzungen verstärkte) zitieren von Talmud-Stellen war schon im 19. Jahrhundert die beliebte Propagandamethode der antisemitischen Bewegung in Deutschland.
Ich würde aber gerne auf die von Carsten (und später von Norbert) angesprochene Problematik der historisch-kritischen Erforschung des Korans zurückkommen. Es trifft auf alle drei Offenbarungstexte – die hebräische Bibel, die Evangelien und den Koran – sowie die im Judentum, Christentum und Islam tradierte „Geschichtserzählung“ zu, dass diese in einem Spannungsverhältnis zu Erkenntnissen der Geschichtswissenschaften stehen. Dieses Spannungsverhältnis lässt sich meiner Meinung nach nur produktiv auflösen, wenn die unterschiedlichen Ebenen der religiösen und der historischen „Wahrheit“ beachtet werden.
Der – wohl noch gemeinsame – Ausgangspunkt ist das gesicherte Wissen, dass die Offenbarungstexte nicht unmittelbar von den Religionsstiftern oder ihren Zeitgenossen verschriftlicht wurden. Hinzu kommt, dass der (wegen fehlender Vokale mehrdeutige) hebräische Text der Bibel und der arabische des Korans durch eine bestimmte Vokalisierung „kanonisiert“ wurde. Zusätzlich besteht die Schwierigkeit darin, manche „altertümliche“ oder ungewöhnliche Worte zu verstehen. Auch bei den Evangelien ist ein „Übertragungfilter“ zwischen dem Aramäischen, das Jesus und seine Jünger benutzt haben, und dem Griechisch der schriftlichen Texte zwischengeschaltet.
Den „Weg“ zu den „kanonisierten“ Offenbarungstexten kann die Wissenschaft mit ihren Methoden der Archäologie, Auswertung historischer Quellen und Linguistik kritisch untersuchen. Abgesehen davon, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse selten eindeutig sind und immer wieder revidiert werden müssen, beantworten sie dabei aber lediglich die Frage nach dem „wie“, nicht aber die religiös entscheidende Frage nach dem „woher“. Die religiöse Überzeugung, dass sich in diesen Texten Gott der Menschheit offenbart, und dass es Gottes Wille war, dass „sein“ Wort weiter tradiert wird, tangiert das historische Wissen nicht.
Die für die Offenbarungsreligionen und die unterschiedlichen Richtungen, die es innerhalb dieser Religionen gibt, heikelste Frage ist die, ob die Offenbarung ein einmaliger Akt war, so dass der Text (samt seiner tradierten Auslegung) als „Gottes Wort“ unveränderbar ist, oder ob es sich „nur“ um ein von unvollkommenen, fehlbaren Menschen übermittelte Botschaft Gottes, die auf von den folgenden Generationen bis zur Gegenwart empfangen wird.
Die Geschichte, die bei der jüngsten der drei Religionen, dem Islam, auch schon über eineinhalb Jahrtausende reicht, zeigt jedenfalls, dass sich die religiöse Praxis von Region zu Region und von Generation zu Generation immer wieder fort- (und manchmal auch zurück-) entwickelt hat. Das bestreiten nur die Fundamentalisten, die in allen Religionen nur eine Minderheit bilden. Aber auch diese sind nicht in der Lage, das „Ursprüngliche“ der Religion zu „rekonstruieren“, sondern orientieren sich an den „vormodernen“ Zeiten (wie man es bei den Amish People genauso wie bei Ultraorthodoxen Juden schon an der Kleidung sieht).
@ 25. Abraham
Sie unterstellen „Manipulation“ durch Zitieren von Koranversen und behaupten, „das selektive (und durch tendenziöse Übersetzungen verstärkte) zitieren von Talmud-Stellen“ sei „schon im 19. Jahrhundert die beliebte Propagandamethode der antisemitischen Bewegung in Deutschland“ gewesen.
Um die Sache noch einmal im Zusammenhang zu rekapitulieren:
Herr Tahir Chaudhry zitierte in seinem einleitenden Beitrag drei Koranverse, die er ebenfalls aus dem Zusammenhang riss und in einem Fall nur unvollständig wiedergab. Hierzu merkte Diskutant fox in seinem Kommentar (Nr. 20) an:
„Gerade die Aussagen des Koran sind äußerst widersprüchlich, nicht alle Suren sind friedensstiftend, hier darf Kritik geübt werden.“
Daraufhin erbat Herr Tahir Chaudhry in seiner Antwort (Nr. 21) um Belege. Ich habe mir die Freiheit genommen, der Aufforderung von Tahir Chaudhry anstelle von fox nachzukommen. Aber bitte, lieber Abraham, wir wollen doch hier Herrn Tahir Chaudhry nicht unterstellen, er habe seine Mitdiskutanten zu einem mit „antisemitischen Propagandamethoden“ vergleichbaren Vorgehen aufgefordert oder angestiftet! Soviel Respekt muss sein.
Aus der Aufforderung von Herrn Chaudhry folgte, nur solche Koranverse zu zitieren, die mit seinen Aussagen oder den von ihm selbst zitierten Versen inhaltlich nicht in Einklang zu bringen sind. Genau dies ist geschehen.
Was die Übersetzung betrifft: Es handelt sich hierbei um die Übersetzung von Max Henning in der Reclam-Ausgabe von 2006. Der Vorwurf, es handele sich hier um eine „tendenziöse“, in die Nähe des Antisemitismus zu rückende Übersetzung, ist neu. Allerdings sollten Sie diesen Vorwurf an den Übersetzer und den Reclam-Verlag richten, lieber Abraham, ich bin der falsche Adressat.
Nun zum Manipulationsvorwurf: Es ging, wie gesagt, um das Anführen von Belegstellen. Selbstverständlich kann hierzu nicht der gesamte Koran mit allen 114 Suren zitiert werden, dies würde den Rahmen dieses Forums schon in räumlicher Hinsicht sprengen. Aus diesem Grund habe ich in meinem Kommentar (Nr. 22) ausdrücklich dazu angeregt, die Verse im Koran nachzulesen, so dass sich jeder ein Bild darüber verschaffen kann, in welchem Zusammenhang die Verse stehen.
Wenn man nun die Terroristen von Al-Qaida fragte, womit sie das Töten „Ungläubiger“ religiös rechtfertigen, auf welche Koranverse werden sie sich dann wohl berufen? Die Ermordung der ca. 3.000 Opfer von 9/11 wurde von Al-Qaida damit begründet, es habe sich um ungläubige Amerikaner gehandelt, die man allein wegen ihres vermeintlichen „Unglaubens“ wahllos und massenhaft töten dürfe.
Mit welchem Koranvers wird im Islam wohl das Tötungsgebot für Apostaten begründet?
Und mit welchen Koranversen werden die ständig wiederkehrenden Pogrome gegen Christen in Ländern mit mohammedanischer Bevölkerungsmehrheit – Irak, Indonesien, Nigeria und gerade eben in Ägypten gegen die Kopten – begründet?
Das ist ja gerade das Problem, dass die oben zitierten Verse vom Mainstream-Islam und der überwältigenden Zahl seiner Anhänger eben nicht als zeit- und situationsgebunden verstanden werden, sondern als unmittelbare Handlungsanweisungen für die Gegenwart. Um dies anhand eines Beispiels zu belegen:
Im Jahr 1000 war Kleinasien (die heutige Türkei) zu 100% christlich besiedelt. 1910 betrug der Anteil der Christen noch ca. 30%. Heute leben in der Türkei noch ca. 0,2% Christen(, und auch die sind Übergriffen ausgesetzt und werden vom Staat schikaniert). Wo der Rest geblieben ist? – Nun, 1,5 Millionen Armenier wurden 1915 ermordet, der Rest vertrieben.
@ # 26 Norbert
Zunächst: Ich habe niemanden „antisemitische Propagandamethoden“ unterstellt, sondern an die sehr ähnliche Art des „Zitatenkriegs“ erinnert, der im 19. Jahrhundert gegen Juden von antisemitischen Parteien und Vereinigungen (die sich auch als solches bezeichnet haben) geführt wurde. Darauf bezog sich auch der Vorwurf der tendenziösen Übersetzung. Die Korrektheit der von Ihnen zitierten Übersetzung des Koran kann ich nicht beurteilen, wohl aber, den völlig anderen Bezug der zitierten Stellen, den Tahir Chaudhry offengelegt hat.
Auch wenn für die traditionalistisch/konservative Mehrheit des Islam der Koran Gottes unveränderliches Wort ist, kommt es doch entscheidend auf die religiöse Praxis an, auf die Umsetzung der Religionsgebote in die Lebenswelt. Diese ist für die überwiegende Mehrzahl der Muslime in Deutschland nicht durch Haß oder Kampf gegen „Ungläubige“ geprägt, sondern durch gutnachbarschaftliche Beziehungen (wie es z.B. die Untersuchungen des BAMF belegen, auf die ich schon mehrfach hingewiesen habe). Was das angebliche Gebot zum Apostatenmord betrifft: Der (konservativ dominierte) Zentralrat der Muslime in Deutschland hat sich zur Religionsfreiheit bekannt und dabei ausdrücklich auch das Recht auf Religionswechsel – auch für Muslime – einbezogen.
Sicher rechtfertigt Al-Qauida ihren Terror mit Koranversen. Nur: Wenn Sie für diese Auslegung des Korans alle Muslime haftbar machen, besorgen Sie das Geschäft der Fundamentalisten, die eben gegen alle andere muslimische Auffassungen ihre Sicht des Islam zu einzig verbindlichen machen wollen.
Was die Angriffe gegen koptische Christen in Ägypten betrifft, sind diese offensichtlich von der Minderheit der Salafisten ausgegangen. Religiöse Vertreter der sunitischen Mehrheit haben sie, gemeinsam mit koptischen Geistlichen, als Verbrechen verurteilt. Auch die Angriffe gegen Christen im Irak gehen nicht von der (heimischen) muslimischen Mehrheit aus, sondern von (oft ausländischen) islamistischen Trorristen, zu deren Opfern genauso sunitische und schiitische Muslime gehören. Änlich in der Türkei: Dort sind es die nationalistischen (und säkularen) „Jungtürken“, die für die Vertreibung und Ermordung der Armenier verantwortlich sind. Das „Verschwinden“ der Christen aus Kleinasien ist die Folge des nach dem 1. Weltkrieg beschlossenen „Bevölkerungsaustauschs“ zwischen Griechenland und der Türkei, ebenfalls eine Folge des übersteigerten nationalismus und weniger eine Religionsvefolgung.
Bevor Sie nun mit weiteren Beispielen aufwarten: Zweifelsohne gibt es im Islam auch Intoleranz, Unterdrückung der Frau und andere negative Erscheinungen, wie es diese auch in anderen Religionen gibt. Sicherlich ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam nicht nur zulässig, sondern auch notwendig. Für nicht zulässig halte ich es aber, in generalisierenden Weise die Gesamtheit der Muslime in Deutschland und Europa für Fehlentwicklungen haftbar zu machen, für die sie nicht verantwortlich sind. Sonst folgen wir dem Beispiel der Fanatiker in Afganistan, die (vermutet christliche) UN-Mitarbeiter angegriffen und getätet haben, weil ein fanatischer US-Pastor ein Exemplar des Korans verbrannt hat.
@ 27. Abraham
Die Islamkritik richtet sich nie gegen die Mohammedaner in ihrer Gesamtheit oder als Personen, sondern immer nur gegen den Islam als Ideologie. (Ich spreche hier bewusst von Ideologie, da der Islam nicht reine Religion ist, sondern ein umfassendes poitisches und gesellschaftliches Regelwerk – al-islam din wa daula.) Und bestimmte Aspekte – die Unterdrückung der Frau, die Herabwertung der „Ungläubigen“, die Gewaltaffinität – sind eben in der Ideologie „Islam“, begründet in den Koranversen und den Ahadith, den Erzählungen über Leben und Aussprüche des „Propheten“, immanent angelegt. Das Problem ist, dass diese Aspekte nach islamischer Lehre „gottgewollt“ und damit unabänderlich sein sollen. Ich sehe daher nicht, wie Islam und freiheitliche Demokratie miteinander koexisitieren können.
Der Jura-Professor Schachtschneider hält übrigens den Islam für mit dem Grundgesetz nicht vereinbar:
http://www.sezession.de/22907/karl-albrecht-schachtschneider-die-grenzen-der-religionsfreiheit-am-beispiel-des-islam.html
@ # 28 Norbert
Genau das ist das Problem der so genannten „Islamkritiker“: Sie definieren sich das Ziel ihrer Kritik selbst. Sie erklären die islamistische Ideologie, die eine fundamentalistische und radikale Minderheit der Muslime vertritt, zu „dem“ Islam. Wer sich also als Muslim zum Islam bekennt, ist –unbeschadet seines möglicherweise gänzlich anderen Verständnisses der Religion – für den von „Islamkritikern“ definierten Islam verantwortlich, weil es in den Augen der „Islamkritiker“ keinen anderen Islam geben kann. Und dann erklären Sie „großzügig“, ihre Kritik „richtet sich nie gegen die Mohammedaner in ihrer Gesamtheit“!
Verkürzt ist auch Ihre Behauptung, das Verständnis einer Religion als „ein umfassendes politisches und gesellschaftliches Regelwerk“ macht diese zur Ideologie. Ein solches Verständnis ist nicht nur dem Islam eigen, sondern auch dem Judentum. Schon Rabbiner Leo Baeck hat im „Wesen des Judentums“ (Erstauflage 1905) solche Religionen, die die gesamte Lebensführung umfassen, als „klassische Religionen“ beschrieben, während für ihn das für den damaligen Protestantismus typische individuelle, schwärmerische als Zeichen einer „romantischen Religion“ galt.
Wie dieser Auftrag zu einer „gottgefälligen“ Lebensführung in die tägliche Praxis umgesetzt wird, darin unterscheiden sich die verschiedenen Richtungen und Gruppierungen im Islam (wie im Judentum). Manche, wie die Islamisten, stehen im Widerspruch zum Grundgesetz, andere respektieren seine Rechtsordnung und wiederum andere bekennen sich aus ihrem religiösem Verständnis aktiv zu den Menschenrechten und zur Demokratie.
@ Norbert
Noch ein Nachtrag zu dem von Ihnen verlinkten Text. Dort heißt es:
„Schachtschneider kritisiert die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts scharf, weil es die Religionsfreiheit als grundgesetzlich geschützte Religionsausübung interpretiere. Das jedoch, so Schachtschneider, gebe das Grundgesetz nicht her. Geschützt sei darin lediglich die Freiheit des Bekenntnisses und nicht die Ausübung.“
Da hat aber Schachtschneider das Grundgesetz nicht gelesen. In in Art. 4 Absatz 1, 2 heißt es nämlich:
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
@ Norbert:
„Herr Tahir Chaudhry zitierte in seinem einleitenden Beitrag drei Koranverse, die er ebenfalls aus dem Zusammenhang riss und in einem Fall nur unvollständig wiedergab.“
Nette Behauptung ohne jeglichen Beleg!
Zur Sura 4, Vers 59:
Davor:
58. Die aber glauben und gute Werke tun, die wollen Wir in Gärten führen, durch die Ströme fließen, darin sie ewig weilen und immerdar; dort sollen sie reine Gefährten und Gefährtinnen haben, und Wir gewähren ihnen Zutritt zu einem (Ort) wohltätigen und reichlichen Schattens.
der zitierte Vers:
59. Allah gebietet euch, dass ihr die Treuhandschaft jenen übergebt, die ihrer würdig sind; und wenn ihr zwischen Menschen richtet, dass ihr richtet nach Gerechtigkeit. Fürwahr, herrlich ist, wozu Allah euch ermahnt. Allah ist allhörend, allsehend.
Danach:
60. O die ihr glaubt, gehorchet Allah und gehorchet dem Gesandten und denen, die Befehlsgewalt unter euch haben. Und wenn ihr in etwas uneins seid, so bringet es vor Allah und den Gesandten, so ihr an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag. Das ist das Beste und am Ende auch das Empfehlenswerteste.
Hier widerspricht sich nichts! Im gesamten Kontext werden die Gläubigen angesprochen, die gute Werke tun, dann wird von Herrschern und den Prinzipien gesprochen und danach darüber, dass das gehorchen von Allah und seinem Gesandten nicht im Widerspruch zur Gehorsamkeit gegenüber dem Staat stehen sollte.
zur Sura 2, Vers 257:
Davor:
256. Allah – es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen, dem aus Sich Selbst Seienden und Allerhaltenden. Schlummer ergreift Ihn nicht noch Schlaf. Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Wer ist es, der bei Ihm fürbitten will, es sei denn mit Seiner Erlaubnis? Er weiß, was vor ihnen ist und was hinter ihnen; und sie begreifen nichts von Seinem Wissen, außer was Ihm gefällt. Sein Wissen umfasst die Himmel und die Erde; und ihre Erhaltung beschwert Ihn nicht; und Er ist der Erhabene, der Große.
der zitierte Vers:
257. Es soll kein Zwang sein im Glauben. Gewiss, Wahrheit ist nunmehr deutlich unterscheidbar von Irrtum; wer also sich von dem Verführer nicht leiten lässt und an Allah glaubt, der hat sicherlich eine starke Handhabe ergriffen, die kein Brechen kennt; und Allah ist allhörend, allwissend.
Danach:
258. Allah ist der Freund der Gläubigen: Er führt sie aus den Finsternissen ans Licht. Die aber nicht glauben, deren Freunde sind die Verführer, die sie aus dem Licht in die Finsternisse führen; sie sind die Bewohner des Feuers; darin müssen sie bleiben.
Gott sagt, dass er alles was existiert geschaffen hat, dann sagt er dass der Mensch die freie Wahl hat und Gottes Gesetz zu Folge, wird er jenen belohnen, der gläubig wird. Dem Ungläubigen (ganz wichtig: dem die Botschaft überbracht wurde, er Zeichen gesehen hat und sich dann noch davor wehrt ist ungläubig) gilt die Bestrafung (letzte Entscheidung behält er sich jedoch vor, da er allverzeihend, barmherzig ist). Danach beschreibt er seine Beziehung zu beiden Seiten.
zu den „Bewohnern des Feuers“, um weitere Vorwürfe zu unterbinden:
Was ist die Ewigkeit, wenn es keine Raum und keine Zeit gibt?
So heißt es:
„Der aber, dessen Waage leicht ist, Seine Mutter wird die Hölle sein. Und was lehrt dich wissen, was das ist? – Ein rasendes Feuer.“ (101:9-12)
Der Heilige Koran nutzt bildhafte Gleichnisse, um auf etwas hinzuweisen. Also ist derjenige, der in der Hölle ist, wie ein Embryo, das in der Mutter ist, was jedoch, wenn die Zeit reif ist, den Mutterleib wieder verlassen wird. Die Hölle ist somit ein Aufenthaltsort, in der die Insassen von ihrem geistigen Leiden geheilt werden. Dies ist natürlich ein sehr schmerzhafter Prozess.
„In der Hölle wird es einen Tag geben, wenn seine Tore gegeneinander schlagen und niemand mehr in ihr sein wird“. (Hadith: Muslim, Bukhari)
Gott selbst hat auch im Heiligen Koran erklärt:
„Ich treffe mit Meiner Strafe, wen Ich will; doch Meine Barmherzigkeit umfasst jedes Ding…“ (7:157)
Damit lässt nun auch Sura 18, Vers 30 erklären:
Davor:
29. Halte dich zu denen, die ihren Herrn anrufen des Morgens und des Abends, im Trachten nach Seinem Wohlgefallen; und laß deine Blicke nicht über sie hinauswandern, indem du nach dem Gepränge des irdischen Lebens begehrst; und gehorche nicht dem, dessen Herz Wir achtlos machten der Erinnerung an Uns, der seinen bösen Gelüsten folgt und dessen Fall ein äußerster ist.
der zitierte Vers:
30. Und sprich: „Die Wahrheit ist es von eurem Herrn: darum laß den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will.“ Siehe, Wir haben für die Frevler ein Feuer bereitet, dessen Zelt sie umschließen wird. Wenn sie dann um Hilfe schreien, so wird ihnen geholfen werden mit Wasser gleich geschmolzenem Blei, das die Gesichter verbrennt. Wie schrecklich ist der Trank, und wie schlimm ist das (Feuer) als Lagerstatt!
Es beginnt mit der Charakterisierung der Gläubigen, dann folgen Hinweise für das Leben. Danach wird wieder auf die Entscheidungsfreiheit eingegangen, was danach folgt habe ich beim vorangegangen Vers ja schon geklärt.
Außerdem zur Aussage:
„Dies zeigt, dass auch unter den Mohammedanern …“ oder „Die Islamkritik richtet sich nie gegen die Mohammedaner in ihrer Gesamtheit…“
Genau wie Sie nicht mit einem falschen Titel genannt werden möchten, möchten das Muslime auch nicht! Im Gegensatz zum (heutigen) Christentum steht im Islam nicht der Prophet im Mittelpunkt der Lehre sondern Gott (arab. Allah) daher Muslim (oder auch Moslem) aber bitte nicht „Mohammedaner“.
@ 24./31. Tahir Chaudhry
Sie haben mir isoliertes und abgekürztes Zitieren von Koranversen als „Aus-dem-Zusammenhang-Reißen“ vorgeworfen. Ich habe mir lediglich erlaubt, darauf hinzuweisen, dass Sie in Ihrem eineitenden Beitrag dasselbe gemacht haben. In Ihrer Erwiderung (Nr. 24) sind Sie äußerst manipulativ vorgegangen. Zitieren wir doch einmal Sure 9 Vers 30 im Zusammenhang:
Vers 28: „O ihr, die ihr gaubt, siehe, die Götzendiener sind unrein. Drum sollen sie sich nicht nach diesem ihren Jahr der heiligen Moschee nähern. Und so ihr
dadurch Armut befürchtet, so wird euch Allah sicherlich, so Er will, aus Seinem Überfuß versorgen; siehe, Allah ist wissend und weise.“
Vers 29: „Kämpfet wider jene von denen, welchen die Schrift gegeben ward, die nicht glauben, was Allah und sein Gesandter verwehrt haben, und nicht bekennen das
Bekenntnis der Wahrheit, bis sie den Tribut aus der Hand gedemütigt entrichten.“
Vers 30: „Und es sprechen die Juden: ‚Uzair ist Allahs Sohn.‘ Und es sprechen die Nazarener: ‚Der Messias ist Allahs Sohn‘ Solches st das Wort ihres Mundes.
Sie führen ähnliche Reden wie die Ungläubigen von zuvor. Allah schlag sie tot! Wie sind die verstandeslos!“
Vers 31: „Sie nehme ihre Rabinen und ihre Mönche neben Allah und dem Messias, dem Sohn der Maria, zu Herren an, wo ihnen doch alein geboten ward, einem einzigen
Gott zu dienen, außer dem es keinen Gott gobt. Preis Ihm, (Er steht hoch) über dm, was sie neben Ihn setzen.“
Was Sie zitiert haben, waren die Verse 25 und 26, die sich auf die Schlacht bei Hunain im Jahr 630 n.u.Z. gegen die heidnischen Mekkaner beziehen, hat also mit Christn und Juden überhaupt nichts zu tun. Überhaupt führten Mohammed und seine Anhänger (mach der Überlieferung) Kriege immer nur gegen die heidnischen Mekkaner und heidnische Beduinenstämme. Von einer kriegerischen Notwehr oder Verteidigung kann hier also keine Rede sein. (Dasselbe gilt für Sure 4 Vers 89 und Sure 5 Vers 51. – in Sure 4 Vers 89 wird ausfrücklich zum Totschlag aus dem Hinterhalt [„und so sie den Rücken kehren“] aufgefordert.)
Der Inhalt der zitierten Verse lässt sich wie folgt zusammenfassen:
– Ungläubige (auch Christen und Juden) sind unrein, ihnen steht ewige Verdammnis und Strafe in der Hölle („Dschehenna“) bevor;
– aus diesem Grund sollen sich die Anhänger des Propheten von ihnen ferhalten und keinen von ihnen zum Freund oder Helfer nehmen; Moscheen dürfen sie nicht
betreten;
– Christen und Juden müssen verfolgt, vertrieben oder umgebracht (am besten von hinten) werden;
– zumindest müssen sie gedemütigt und zu Tributzahlungen gezwungen werden. Ungläubige Christen und Juden können daher in einem islamischen Staat nicht als
gleichberechtiget Bürger leben, sondern ihre Existenz ist im islamischen Staat nur als entrechtete und ausgeplünderte Dhimmis denkbar.
Diese Verse wurden 1400 Jahren von den Anhängern des Propheten immer wörtlich verstanden, und da, wo sie Macht über Christen und Juden ausübten, im Verhältnis 1 : 1 umgesetzt. Dies ist auch der Grund, weshalb in den Gebieten, die früher zu 100 % christlich-jüdisch oder zoroastrisch besiedelt waren, heute (mit Ausnahme Äqyptens) praktisch keine Christen, Juden oder Zoroastrier mehr leben, und die wenigen Verbliebenen infolge ständigen Terrors und Verfolgung in Bälde auch komplett ausgewandert sein werden (Irak, Iran, Syrien, nordafrikanische Küste, Türkei). Insoweit verweise ich auf die Ausführungen von Bat Ye’or („Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam“, 2000). Dort wird u.a. beschrieben, wie Araber und Türken die Ungläubigensteur („Dschizya“) von Christen und Juden exakt nach Maßgabe von Sure 4 Vers 29 eintrieben.
Es gibt auch keinen Unterschied zwischen Islam und „Islamisten“ oder Salafisten: Letztere sind nur Gläubige, die sich besonders nah am Koran halten. Oder um es mit den Worten des türkischen Regierungschefs Erdogan zu sagen:
„Die Bezeichnung ‘moderater Islam’ ist sehr hässlich, das ist anstößig und eine Beleidigung unserer Religion. Es gibt keinen moderaten oder nicht-moderaten Islam. Islam ist Islam und damit hat es sich.” (Source: Milliyet, Turkey, August 21, 2007)
@ Norbert
Sie picken sich immer nur das heraus, was in Ihr Negativbild des Islams passt. Alles andere ignorieren Sie. Die Behandlung von Christen und Juden in der islamischen Welt war keineswegs immer von Feindschaft geprägt. Sicher gab es auch Zeiten von Verfolgung und Diskriminierung (Pogrome, wie die gegen Juden im christlichen Europa, hat es bis zum Aufkommen des Nationalismus im 19. Jahrhundert in islamischen Ländern nicht gegeben). Es gab aber, manchmal zur gleichen Zeit in anderem Teil der islamischen Welt, ausgeprägte Toleranz. Das zeigt beispielhaft das Leben von Moses Maimonides, eines der größten jüdischen Gelehrten, im 12. Jahrhundert: Aus seiner Geburtsstadt Granada musste er nach der Invasion der Almohaden, den Vertretern eines intoleranten Islams, vor Verfolgung fliehen, nachdem er gezwungen wurde, zum Islam zu konvertieren. In Ägypten wurde ihm hingegen erlaubt, offiziell zum Judentum zurückzukehren. Er wurde sogar zum Leibarzt des Sultans und Vorsteher einer prosperierenden jüdischen Gemeinde.
Als 1492 alle Juden, die sich nicht taufen ließen, aus Spanien vertrieben wurden, lud sie der türkische Sultan Bayazid II ins osmanische Reich ein.
Genauso wechselvoll ist die Geschichte der christlichen Minderheit in der islamischen Welt; es gab gute, und es gab schlechte Zeiten. Man kann also an die guten Zeiten anknüpfen.
@ 33. Abraham
Sie stellen Islamkritik als grundsätzlich illegitim und unstatthaft hin.
In einer freiheitlichen Gesellschaft, in der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit von Verfassungs wegen (Art. 5 Abs. 1 und 3 GG) garantiert sind, kann der Islam keinen Sonderstatus für sich beanspruchen, sondern muss sich – wie alle anderen auch – der (wissenschaftlichen) Kritik stellen.
Und die Kritiker sind auch nicht gehalten, sich als Ergebnis einer Diskussion am Ende bekehren zu lassen.
@ Norbert:
und nochmal zur Sura 9, Vers 30 (andere Version 29):
Diese Stelle betrifft nur die Kreigszeiten.Kampf gilt nur denjeniegen Angreifern, die den Islam angreifen wollen!
Klar hat die Schlach Hunain hiermit nichts zu tun, aber es heißt vor dem zititerten Vers, dass „Wahrlich, Allah half euch schon auf so manchem Schlachtfeld“ (aus Vers 25).
die darauf folgenden Verse:
26. „Dann senkte Allah Seinen Frieden auf Seinen Gesandten und die Gläubigen und sandte Heerscharen hernieder, die ihr nicht sahet, und strafte jene, die ungläubig waren. Das ist der Lohn der Ungläubigen.“
27. „Doch hernach kehrt Sich Allah gnädig dem zu, dem Er gewogen; und Allah ist allverzeihend, barmherzig.“
28. „O die ihr glaubt! wahrlich, die Götzendiener sind unrein. Drum sollen sie nach diesem ihrem Jahr sich der Heiligen Moschee nicht nähern. Und falls ihr Armut befürchtet, so wird euch Allah gewiss aus Seiner Fülle reich machen, wenn Er will. Wahrlich, Allah ist allwissend, allweise.“
Der folgende Teil muss denke ich erläutert werden: „O die ihr glaubt! wahrlich, die Götzendiener sind unrein.“ Heißt das, dass egal wie oft sich ein Götzendiener wäscht er unrein bleibt? Nein. Das würde nämlich die Buchstabenlesart einiger Mullahs so deuten! Aber hiermit ist ganz klar die spirituelle unreinheit gemeint! Aus islamischer Sicht, kann nur der jenige spirituell rein sein, der fastet, betet, spendet… Nur so kann er die nächste nähe zu Gott erreichen, indem er sich einem Status der absoluten Reinheit befindet!
„Kämpfet wider diejenigen aus dem Volk der Schrift, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben und die nicht als unerlaubt erachten, was Allah und Sein Gesandter als unerlaubt erklärt haben, und die nicht dem wahren Bekenntnis folgen, bis sie aus freien Stücken den Tribut entrichten und ihre Unterwerfung anerkennen.“ (die von ihnen zitierte Sura 9, Vers 30)
Danach folgt:
30. „Die Juden sagen, Esra sei Allahs Sohn, und die Christen sagen, der Messias sei Allahs Sohn. Das ist das Wort ihres Mundes. Sie ahmen die Rede derer nach, die vordem ungläubig waren. Allahs Fluch über sie! Wie sind sie irregeleitet!“
31. „Sie haben sich ihre Schriftgelehrten und Mönche zu Herren genommen neben Allah und den Messias, den Sohn der Maria. Und doch war ihnen geboten, allein den Einigen Gott anzubeten. Es ist kein Gott außer Ihm. Allzu heilig ist Er für das, was sie (Ihm) zur Seite stellen!“
Eine interessante Diskussion. Wenn ich das so sagen darf: Das Interessanteste daran ist, wie offenkundig Norberts Paranoia zu erkennen ist.
Ich bin nicht besonders gut darüber informiert, wann die wissenschaftliche Bibelkritik sich etablieren konnte. In gewissem Sinn ist wohl auch Luthers Werk – ich meine vor allem seine Übersetzungsarbeit – als Bibelkritik zu verstehen, aber noch in einem vorwissenschaftlichen Sinn. Immerhin wusste er wohl recht gut über die Quellenlage Bescheid.
Das Kernproblem, das der Islam hier hat, ist, dass es im Islam keine zentrale Instanz gibt, die eine für alle Muslime verbindliche Textedition erstellen könnte. Ich bin nicht darüber informiert, inwiefern es im Islam eine wissenschaftliche Korankritik gibt, die sich mit Quellenlage und Textdeutung beschäftigte. Der Islam hat verschiedene theologische Zentren, und ebenso verschieden dürften die Textauslegungen zwischen Mekka und Kairo sein. Was man dem Katholizismus oft vorwirft – der Zentralismus mit seinem Papst -, ist in diesem Punkt ein Vorteil, denn das zentral organisierte Christentum drängte schon früh auf Kanonisierung. Etwas, was im Islam meines Wissens unterblieben ist. Deswegen ähnelt der Vergleich dieser Religionen dem von Äpfeln mit Birnen. Der Islam ist etwas fundamental anderes als das Christentum bzw. der Katholizismus. Er ist auch wesentlich vielfältiger, was wiederum ein Vorteil der fehlenden Zentralisierung ist. Es kann daher ganz einfach nur ärgern, dass es Perspektiven wie die von Norbert auf den Islam gibt, die sich von vornherein weigern, diese Vielfalt auch nur zu sehen, geschweige denn anzuerkennen. Der Islam hat fundamentalistisch zu sein. Gegen diese verbohrte Sichtweise kann man noch so viele Argumente ins Feld führen, Abraham – Norbert wird nicht davon lassen. Er WILL den Islam so wahrnehmen, wie er ihn wahrnimmt. Er ist ein Fanatiker.
@ Sigmund
Wenn Sie nach eigenem Eingeständnis nicht informiert sind, wie können Sie dann den Gehalt meiner Kritik beurteilen?
Auf einer sachlichen Grundlage sicher nicht.
Es ist aber im Trend, auf Islmakritik zu reagieren, indem man (ich möchte hier das Wort Islampropagandisten nicht verwenden) Kritiker als psychisch krank („Paranoia“) diffamiert, gerade um einer inhaltlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gehen zu können. Dies läuft darauf hinaus, jeden, der von seinen Grundrechten auf Meinungsfreiheit und (negative) Religionsfreiheit (d.h. eine bestimmte Religion und Ideologie auch ablehnen zu dürfen) Gebrauch macht, für geistesktank und fanatisch zu erklären. (Im Mittelalter nannte man Menschen, die sich partout nicht belehren lassen wollten, „verstockt“ – gemeint war dasselbe.)
Es ist insgesamt eine für die Demokratie gefährliche Entwicklung, wenn es nicht mehr möglich ist, seine Meinung äußern zu können, ohne diffamiert zu werden.
Die Forderung nach genereller Unterdrückung von Islamkritik wird der nächste Schritt sein.
@ # 34 Norbert
Wie kommen Sie auf die Idee, ich würde Islamkritik als „grundsätzlich illegitim und unstatthaft“ bezeichnen? Selbstverständlich müssen sich in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft Muslime genauso der Kritik stellen wie alle anderen Religionsgemeinschaften oder Weltanschauungen. Doch bei den „Islamkritikern“ Ihres Schlags sehe ich keine kritische Auseinandersetzung mit konkreter, gelebter Religion (diese müsste je nach „Zielgruppe“ unterschiedlich sein, denn konservative türkische Muslime unterscheiden sich von Anhängern Fethullah Gülens, wahabitische Muslime von den Anhängern des bosnischen Großmuftis Mustafa Ceric usw). Sie haben sich Ihren „Feind“, den „Islam“ selber definiert, und zwar aus Versatzstücken negativer Erscheinungen, von denen sich viele Muslime selber distanzieren.
@ 38 Abraham
Ich komme auf die Idee, weil Sie sich mit der Kritik in der Sache nicht auseinandersetzen.
Meiner Kritik liegt kein selbstdefiniertes Bild vom Islam zugrunde, sondern ich sehe, welche Zustände in islamisch geprägten Staaten herrschen. Dann weise ich auf Koranverse hin, die diese Zustände nicht als Zufall erscheinen lassen, sondern als konsequente Befolgung religiöser Gebote. Nehmen wir die Steinigungen von „Ehebrechern“ in Afghanistan und Pakistan, die an Baukränen aufgehängten Homosexuellen im Iran oder die Zustände in Saudi-Arabien mit öffentlichen Enthauptungen und Zwangsverheiratung von zehnjährigen Mädchen. Oder die allgegenwärtige Pogrombereitschaft gegen Christen in allen genannten Staaten.
Wer sich mit einer Religion auseinandersetzt, kann sich nicht nur mit bedeutungslosen Sekten und Außenseiter-Theologen beschäftigen, sondern muss den „Mainstream“ ins Auge nehmen, dh. dasjenige was die Mehrheit der Theologen lehrt und wie ihn die Mehrheit der Gläubigen versteht und praktitiziert. (So würde es auch keinen Sinn machen, den römischen Katholizismus vatikanischer Prägung auszublenden, wenn man sich mit dem Christentum befasst, sondern statt dessen nur mit bedeutungslosen Sekten wie den „Zeugen Jehovas“ oder den „7-Tage-Adventisten“.) Dann kommt man aber nicht am Wahhabitismus saudischer Prägung oder dem im Iran geübten Schiitismus vorbei. Und es gib auch keinen Grund, die Kritik durch den Hinweis zu entschärfen, dass es auch Sekten gebe, bei denen die Kritik nicht zutreffe. (Wer z.B. das Verbot der Ehescheidung im röm. Katholizismus kritiisiert, von dem verlangt auch niemand, diese Kritik im selben Atemzug durch den Hinweis wieder zu entschärfen, immerhin erlaube wenigstens der Protestantismus die Scheidung.)
Macht umgekehrt jemand Werbung für den Islam, verlangt auch niemand, dass die genaue „Spielart“ bezeichnet und mitgeteilt wird, dass es noch ganz andere Spielarten mit anderen Positionen gibt (s.o.).
@ Norbert
Lesen sie doch einfach nochmal den einleitenden Gastkommentar aufmerksam durch. Da wird doch hinsichtlich der von Ihnen beschriebenen Mißstände in islamischen Ländern ausdrücklich die entscheidende Frage aufgeworfen: „Ist wirklich der Islam für diese Entwicklungen verantwortlich?“
Weiter unten im Text ist dann zu lesen: „Ein Blick in die heutige „islamische“ Welt zeigt, dass oft mangelnde Bildungssysteme und ein hohes Maß an Missbrauch der Religion zur Normalität gehören.“
Für mich ist das sehr einleuchtend und heisst, dass die Machthaber in diesen Ländern den Islam so umdeuten, dass sich ihre Herrschaft auf bequeme Weise aufrecht erhalten lässt. Und die Menschen glauben das um so leichter je weniger gebildet sie sind.
Daraus folgt doch, dass vor allem die Demokratiserung in den arabischen Staaten unterstützt werden muss. Dann wird der Islam auch kein Problem mehr sein. Denn wie Tahir Chaudhry aufzeigt, kann der Islam auch so ausgelegt werden, dass er mit demokratischen Freiheitsrechten kompatibel ist.
Sie, Norbert, sind nicht paranoid, sondern einfach auch nur einer gewissen Propaganda auf den Leim gegangen. Statt wie früher der Kommunismus, muss heute eben der Islam für das Böse in der Welt herhalten.
Einmaliges und daher langes Gastspiel zu dieser erneuten überflüssigen „Islam“debatte. Kein Zwang zur Lektüre: Sie müssen’s ja nicht lesen.
Nein, es ist nicht, wie Sigmund in # 36 meint, eine interessante Diskussion. Es ist auch nicht so, wie Abraham in # 25 bemerkt, „dass hier endlich eine Diskussion mit Muslimen und nicht nur eine über Muslime geführt wird“.
1. Bronski hat Tahit Chaudry (T.C.) hier eine Plattform zur Verfügung gestellt, auf welcher er seine Islamauslegung propagieren kann. Es ist also ein einzelner (oder soll man sagen: einziger) Moslem, der hier Stellung nimmt. Die beiden anderen Stichwortgeber (mistertnc und the-glorious) dienten ja nur dazu, entsprechende Links zu den Islam-Werbevideos T.C.s zu posten. T.C. ist einer von einer unbekannten Zahl von Moslems, die sich in der BRD aufhalten. Bei einer geschätzten Zahl zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Moslems ist er also ein genauso unbedeutendes Licht wie ich oder jede(r) andere.
2. T.C. ist Produktionsleiter einer kleinen Islam-Sendereihe („Islam im Brennpunkt“), die er über die steuerfinanzierten Offenen Kanäle Schleswig-Holsteins (z.B. Flensburg, Kiel, Lübeck) und Sachsen-Anhalts (z.B. Magdeburg, Dessau, Stendal) verbreitet. Man kann also, ohne sich auf philantropische Schönrednerei einzulassen, ganz einfach davon ausgehen, dass T.C. hier bloss einen Gewinn an medialer Reichweite und Status anstrebt. Um es mit – ein wenig umformulierten – Worten Bronskis zu sagen „als Publizist hat er [T.C.] sich auf das Genre “Islampropaganda” festgelegt. Ohne dieses wäre er nichts. Er hat damit auch wirtschaftliche Interessen, Islampropaganda ist quasi sein Lebensunterhalt.“ [frei nach dem Bronski-Thread „Was will die ‚Islamkritik‘?“]
Sein Gastbeitrag liegt genau im Plan einer entsprechenden Medienoffensive. Der auf de.pluspedia.org/wiki/Islam_im_Brennpunkt erschienene Beitrag wurde von einem User tahirnc zwischen dem 6. und 11.Mai 2011 eingestellt – dahinter zu vermuten ist T.C.. „Die Sendung hat das Ziel, die Gesellschaft über die Lehre DES ISLAMS [Hervorhebung von mir] zu informieren…“ wobei auf eine andere pluspedia-Seite zum Islam verlinkt wird. „DER ISLAM (arab.: Unterwerfung) … gründet auf dem Koran. Für die Gläubigen gilt der Koran als das unverfälschte Wort Gottes. Der Islam ist nicht nur eine Religion, sondern zugleich ein in sich geschlossenes rechtlich-politisches Wertesystem; eine Trennung von Religion und Staat ist deshalb nach islamischem Verständnis nicht vorgesehen.“ (zuletzt am 26.04.2011 von User Ahmed007 überarbeitet)
3. T.C. wirft in seinem Einleitungstext, den er ja an FR-Leser richtet und nicht an die Leser der Jungen Freiheit („Hauptorgan der Neuen Rechten“), den Lesern vor, sie seien durch Bild, Stern oder Spiegel medial verblödet oder zum eigenständigen Nachdenken zu faul (geworden). Er behauptet einfach mal frech: „Die meisten haben sich nie mit dem Islam auseinandergesetzt (außer durch Medien natürlich!), gar mit Muslimen Kontakt gehabt.“ Daraus zieht er den Schluss „Das muss sich auch ändern!“
Was bietet T.C. statt der gescholtenen Medien an, um sich mit dem Islam auseinanderzusetzen? Na die Medien – z.B. dieses Blog hier oder Youtube! Man möchte ob eines solchen intellektuellen Geniestreichs in Tränen der Freude und der Scham ausbrechen. Übrigens: dass Bücher – und damit auch der Koran – ebenfalls zu den Medien zählen, ist T.C. entgangen.
Die naheliegende Frage, warum sich jemand ausgerechnet mit dem Islam (soso: „DEM ISLAM“!) auseinandersetzen sollte, beantwortet T.C. allerdings nicht. Weil Muslime eine zahlenmäßig relevante Gruppe stellen? Es gibt auch eine zahlenmäßig noch relevantere Gruppe von Fußballfreunden – mit denen beschäftige ich mich auch nicht. Ich kann ihnen ihr eigenartiges Gebaren einmal wöchentlich gegen Wochenende für ein paar Stunden (bunte Kappen aufsetzen und selbst im Sommer bunte Schals tragen) genausowenig streitig machen wie zahlreichen Frauen in meiner unmittelbaren Umgebung, die tagtäglich im öffentlichen Raum mit Hijab, Niqab und Shador ihren religiösen Fundamentalismus meinen demonstrieren zu müssen. Es gibt auch eine zahlenmäßig relevante Gruppe von Radfahrern, von denen ich ein ziemlich schlechtes Bild habe, weil sie Tag und Nacht ihre Überlegenheit gegenüber Fußgängern meinen demonstrieren zu müssen. Mit deren Befindlichkeiten und Wertvorstellungen setze ich mich ebenfalls nicht auseinander. In allen drei Fällen denke ich an die Grundsätze der Straßenverkehrsordnung: im öffentlichen Raum sollte gegenseitige Rücksicht herrschen, wobei sich jeder so verhalten sollte, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird. Naja, wieweit die Parole „Sport=Frieden“ trägt, sah man die letzte Zeit hier in Frankfurt ja deutlich. Die oft tödlichen Auswirkungen von „Islam=Frieden“ erleiden zahllose Moslems jeden Tag. Und die Aussage „Radfahrer sind rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer“ finden Sie jeden Tag auf der Zeil massenhaft widerlegt.
4. T.C. diskutiert nicht, er weicht einfach aus.
Dem Begriff „DER ISLAM“ tritt T.C. mit dem (na, nennen wir’s mal freundlich:) Argument entgegen, „DEN ISLAM“ gäbe es überhaupt nicht. Auf die Entgegnung, dass er selber doch ständig von „DEM ISLAM“ und „islamisch“ rede, geht er nicht ein. Trotz seines eigenen Einwands redet er, zuletzt in # 35 „die DEN ISLAM angreifen wollen!“, selbst weiterhin ständig davon.
Soll man mit jemand, der anderen Threadteilnehmern implizit eine derartige Blödheit unterstellt, dass sie sein Ausweichen nicht bemerken, überhaupt diskutieren?
Hat sich T.C. übrigens an den Bundespräsidenten und die deutsche Öffentlichkeit gewandt und erklärt: „Der Bundespräsident irrt. Da es keinen Islam gibt, kann er auch nicht zu Deutschland gehören.“? Mir ist derlei bisher nicht bekannt. Damit wäre er jedenfalls auf meiner Linie, der ich stets geschrieben habe: der Islam gehört nicht zu Deutschland, die hier lebenden Moslems sehr wohl. (Aber ich bin ja leider, als „Islamhasser“, „Fremdenfeind“ und „Rassist“ abgestempelt, keine gute Nachbarschaft.)
Wenn ich fragen würde „Haben Sie schon mal ein Kind oder einen Baum gesehen?“, würden die meisten vermutlich antworten „Ja.“ T.C.’s Spitzfindigkeit besteht einfach darin, dass er sagt „Sie haben bestimmt noch nie ein Kind gesehen, sondern nur entweder einen Jungen oder ein Mädchen! Auch einen Baum haben Sie sicher noch nie gesehen, höchsten eine Birke, eine Erle, eine Tanne!“ Bätsch! Den Islam gibt es eben auch nicht. Bei x Milliarden Moslems gibt es halt x Milliarden Islame. (Nur: worin läge dann der Sinn einer „Islam“debatte?)
Auf derselben Ebende der geistigen Dürftigkeit liegt T.C.s Einleitungstext „so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen worden… Man beachte hierbei einmal die Reihenfolge, in der die Gebetsstätten der Religionen ihre Erwähnung finden, wobei die Moschee als letzte in der Reihe angeführt wird.“ Tja, bevor es den Islam gab, gab es schon Juden und Christen und Angehörige anderer Religionen. Sie hatten Gebetshäuser: da gab es halt Synagogen und Kirchen und bevor es diese gab, gab es schon Klöster. Was sagt die historisch korrekte Reihenfolge also anderes aus, als dass eben die Moscheen als letzte entstanden sind? T.C. will uns jedoch glauben machen, das darin eine besondere Toleranz des Islam zum Ausdruck käme.
5. T.C. diskutiert nicht, er polemisiert und polarisiert.
Fox antwortet ihm „nicht alle Suren sind friedensstiftend, hier darf Kritik geübt werden.“, worauf T.C. schnippisch antwortet: „nette Aussage! Belege bitte?“. Norbert liefert ihm prompt eine Reihe von Belegstellen. Nachdem sein plumper erster Versuch (in Zeiten des Internets! Fast genauso blöd wie der von Ex-Dr. von und zu Plagiarius) gescheitert ist, verlegt er sich auf eine mehr oder minder offene Herabsetzung oder gar Beleidigung: „…typische Beispiele für Unwissenheit über den Koran.“, „Wo haben Sie die denn alle kopiert?“ (ja wo wohl?), „Das könnte ja glatt das Storyboard für einen Geert Wilders Film sein!“ (Zur Erinnerung: der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders dient hier als Chiffre für den „Islamhasser“ schlechthin.)
6. T.C. nutzt die altbekannten „Diskussions“schemata der Fundamentalisten (egal ob es sich um religiöse, nationalistische, kommunistische usw. handelt). Auf den Islam bezogen nennt man derlei Fundamentalisten übrigens „Islamisten“.
a) Kritiker haben eh keine Ahnung. T.C. hat natürlich Ahnung. Und natürlich mehr Ahnung als alle anderen islamischen Strömungen und Gelehrten, die sich seit Jahrhunderten zum Thema Islam äußern. Auf jeden Fall natürlich mehr als aktive Ex-Muslime (diese bösen, bösen Apostaten).
Als Taktik verwendet man häufig das, was der Franzose „noyer le poisson“ nennt: den Fisch ersäufen. Im Zweifelsfall wird der Kritiker mit einer Unmenge von Zitaten aus dem heiligen Buch bombardiert. Langt das nicht, kommen irgendwelche Zusatztexte ins Spiel (hier also ggf. die Hadithen). Ist der Kritiker damit immer noch nicht totzukriegen, werden zu der Primär- und Sekundärliteratur noch Tertiär“quellen“ angeboten, also Auslegungen Dritter (hier also ggf. irgendwelche Fatwas oder Erklärungen von Muftis, Imamen oder sonstwem).
b) Kritiker sitzen einer verfälschenden/verfälschten Übersetzung auf. T.C. ist vermutlich im Besitz des unverfälschten Originals. Er war evtl. sogar bei der Offenbarung irgendwie dabei.
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen Fernsehbericht über einen Kaligraphen gesehen, der eine neue Druckvorlage für den Koran erstellte. Etwas despektierlich gesagt: der kopierte auch jeden Mückenschiss und jeden Popel eines Kopisten mit, der auf dem „Original-Koran“ zu sehen war.
c) Kritiker legen die heilige Schrift falsch aus. T.C. legt die Schrift natürlich richtig aus. Dass die unterschiedlichsten islamischen Richtungen und Schulen seit Jahrhunderten keinen gemeinsamen Nenner haben finden können, ficht ihn nicht an. Und dass eine extrem kritische Auslegung des Islam genauso legitim sein könnte wie T.C.s eigene Auslegung kommt dem guten Mann erst gar nicht in den Sinn.
Was T.C. unter Toleranz versteht, sieht man an seinen Ausführungen: es ist doch das genaue Gegenteil von Toleranz. Er will „uns“ angeblich den Islam erklären, stellt aber seine eigene Interpretation (bzw. diejenige seiner Islamströmumg) als einzig Wahre dar. Erkennbar an Ausdrücken wie „ganz klar“, „nur derjenige…“, „nur so kann…“, „diese Stelle betrifft nur…“, „Nur der Islam hat es in geregelte Bahnen gelenkt“.
Die angebliche Toleranz der Moslems gilt ja nicht einmal gegenüber ihren eigenen Glaubensbrüdern, ebensowenig wie die Toleranz der verschiedenen christlichen Strömungen untereinander. Mir soll’s recht sein, wenn sich die Bekloppten aller Religionen gegenseitig den Schädel einschlagen: wer nicht hören will, muss fühlen!
T.C. hätte ja auch einleiten können: „Es gibt ganz verschiedene Auslegungen des Koran, die alle gleichberechtigt nebeneinander existieren können und dürfen. Ich möchte Ihnen mein ganz persönliches Verständnis dessen, was man mit Islam bezeichnet, und meine eigene religiöse Praxis nahebringen.“ Tja, dann hätte man, mit (dem Blogteilnehmer) Abraham gesprochen, tatsächlich mit einem Moslem diskutieren können. Allerdings, was hätte man daraus über „DEN ISLAM“, den uns T.C. ja nahebringen möchte, lernen können: gar nix, über T.C. hingegen sehr wohl. Ergebnis: man hat in einem Blog einen diskussionswilligen Moslem getroffen, der seine unmaßgebliche persönliche Meinung geäußert hat. So what? Davon kenne ich persönlich mehr als eine Handvoll.
Apropos Kontakt mit Moslems: alle 6 Gemüseläden und alle 4 oder 5 Handyläden und alle „Dönerläden“ (auch so 5-6) und zwei Zeitungs- und Lottoläden auf meiner Einkaufsstr. sind fest in moslemischer Hand. Oder auch moslemische Supermarktkassiererinnen oder moslemische Verkäuferinnen der Bäckereikette oder die hijabtragende moslemische PTA in der Apotheke. Mir wäre, ehrlich gesagt, etwas weniger Moslem-Kontakt fast lieber.
d) Kritiker verwechseln gewisse Exzesse mit der Essenz. Für T.C. ist all das, was nicht ins Bild passt, halt „unislamisch“. „Islam=Frieden“, „Christentum=Frieden“, „Buddhismus=Frieden“, „Hinduismus=Frieden“, „Kommunismus=Friede, Freude, Eierkuchen“ – den Ärger machen immer nur die anderen. Islamistische Selbstmord-Attentäter: ein Missbrauch des guten Islam. Stalinismus und Gulag: kein Systemfehler des Kommunismus, sondern Missbrauch durch eine verbrecherische Clique. Die Verbrechen des Nationalsozialismus: eine tolle Idee wurde leider von einer verbrecherischen Clique pervertiert – ein Volk von Verführten.
Die islamische Welt hätte ja gerne den verbrecherischen Osama Bin Laden selber gefangen genommen und vor Gericht gestellt, aber dazu langten offenbar weder die religiöse Überzeugung noch die ansonsten reichlich vorhandenen materiellen Mittel. In Ägypten würde man ja gerne friedlich mit den christlichen Kopten zusammenleben, gerade jetzt, wo doch alle von Demokratie und Menschenrechten schwärmen und es so medienwirksame islamo-koptische Verbrüderungen im Fernsehen gab, aber diese Schweinefleischfresser…wo’s doch der Koran ausdrücklich verbietet!
e) Kritiker verwechseln Religion und Kultur und vergessen die historische Bedingtheit. T.C. bedient sich wahlweise, nach Lust und Laune, der historisierenden Betrachtung oder eben im Gegenteil der Kritik an der historisch-kritischen Herangehensweise. Im Zweifelsfall handelt es sich um „(unbewiesene) Thesen“ oder „Verschwörungstheorien“ notfalls zuzüglich „Argument“ 6a, 6b, 6c.
Dass einerseits Religion die Kultur und andererseits die Kultur die Religion prägen könnte, vielleicht sogar bis zu einem Punkt, wo sich beides nur noch äußerst schwer auseinanderdividieren ließe, lässt man dem Kritiker gegenüber natürlich nicht gelten. Alles Schlechte ist natürlich der Kultur bzw. der Tradition zuzuschreiben, alles Positive der Religion. Der Islam hätte den Frauen ja gerne von Anfang an die gleichen Rechte wie den Männern zugestanden, leider war das archaisch-patriarchalische Umfeld (also die herrschende Kultur bzw. Tradition) halt doch stärker. Wenn Migranten aus dem arabisch/moslemischen Raum so vehement darauf bestehen, sie wollten ihre Traitionen bewahren, macht mich das, mit Verlaub, zunächst einmal hellhörig und ein wenig misstrauisch.
f) Kritiker verwechseln die (religiöse) Praxis mit der unbedingten Richtigkeit, Reinheit und Perfektion des heiligen Buches. Da gibt es keine Widersprüche. Zwischen (jetzt mal überspitzt gesagt) den Polen „Islam ist Frieden! Kein Zwang im Glauben!“ und „Tötet die Ungläubigen wo immer ihr sie findet!“ sieht T.C. keinen Widerspruch.
Bleibt zudem die Frage, wieso das „perfekte“ Buch mit dem unverfälschten Wort Gottes überhaupt einer Interpretation bedarf?
Und wenn die von jungen Moslems oft benutzte saloppe Formulierung „Der Islam ist – nach Altem und Neuem Testament – das letzte Update der göttlichen Offenbarung“ stimmt, dann stellt sich doch die Frage: Wieso hat Allah im Neuen Testament erst die göttliche Dreifaltigkeit eingeführt, die er in seinem Islam-Update heftigst ablehnt? Für T.C. jedenfalls kein Widerspruch, sondern heilig und perfekt!
Woher wissen die werten islamischen Fundamentalisten eigentlich, dass es nicht Allahs unergründlicher Wille war, ein weiteres Update („Offenbarung 4.0“) hinterherzuschicken? Das letzte Update erfolgte möglicherweise durch den Mund des Comic-Zeichners Ron Hubbard („Scientology“)? Ich kenn‘ mich mit diesem religiösen Zeugs nicht so aus.
g) Kritiker kritisieren die Leitfiguren des jeweiligen ideologischen Systems. Nach T.C. wird das Handeln der Leitfiguren jedoch das heilige Buch vermutlich nicht in Frage stellen.
Versuchen Sie in Deutschland mal, den Satz zu veröffentlichen „Hitler war zwar ein Verbrecher, aber es gab zu seiner Zeit auch mutige und hilfreiche Menschen, die Juden geholfen haben!“
Und jetzt veröffentlichen Sie den Satz „Mohammed war zwar ein blutrünstiger Feldherr, aber es gab zu seiner Zeit mutige Menschen, die der Nachwelt die Schriften der griechischen Philosophen erhalten haben.“
Abgesehen von der Blödheit der logischen Verknüpfung, die nur wenigen auffallen würde: wem von beiden (Hitler oder Mohammed) würde denn das „aber…“ relativierend zugute gehalten werden?
Nehmen Sie ein anderes Beispiel. Natürlich dürfen Sie im „aufgeklärten“ Europa einen Satz sagen wie „Nach unseren heutigen Moralvorstellungen und Rechtsnormen muss man den Belgier Marc Dutroux als üblen Kinderschänder bezeichnen, weil er im Alter von ca. 40 Jahren die 8-jährige Melissa R. und die ebenfalls 8-jährige Julie L. sexuell missbraucht hat.“
In Österreich riskieren Sie jedoch eine Verurteilung wegen „Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren“ zu einer Haftstrafe von drei Monaten mit Bewährung und einer Geldstrafe von 24.000.EUR, wenn Sie obigen Satz einfach auf den Religionsstifter M. ummünzen würden.
Daher sei vorsichtig formuliert: „Nach unseren heutigen Moralvorstellungen und Rechtsnormen könnte man M. möglicherweise als Kindesverführer bezeichnen, weil er im Alter von ca. 53 Jahren mit der 9-jährigen A. die Ehe vollzogen hat.“ Ich will nicht ausschließen, dass unter „Vollzug der Ehe“ ja gemeint sein könnte, dass M. seiner Lieblingsfrau A. einen besonders schönen Ring geschenkt hat und er sich dadurch nur A.s besondere Zuneigung sichern wollte.
Hinweise, dass Mohammed Analphabet war, unter epileptischen Anfällen litt, Wahnvorstellungen hatte oder durch einen Sonnenstich in seiner geistigen Leistung eingeschränkt war, kann ich nicht beweisen, Islamgläubige können sie vermutlich nicht widerlegen. Vielleicht ging es Mohammed ja so ähnlich wie Oliver D., der ganz Wiesbaden mit religiösen Botschaften vollkritzelt. „Auch wenn das Entfernen der Kritzeleien auf Verkehrsschildern und Verteilerkästen einen volkswirtschaftlichen Schaden bedeutet, weil das Geschreibsel auf Kosten der Steuerzahler entfernt werden muss – den schreibwütigen, religiösen Eiferer kann niemand stoppen. Denn: Der 47-jährige Mann wurde im vergangenen Jahr als schuldunfähig eingestuft.“ FR vom 10.05.2011, (Rhein-Main/Wiesbaden)
Siehe in diesem Zusammenhang auch die UN-Konferenzen Durban I (2001) und Durban II (Genf 2009). Staaten der islamischen Welt arbeiten darauf hin, „Islamophobie“ als politischen (!) Hebel einzusetzen. Danach ist „Islamophobie“ eine neue Form von Rassismus, da die Angehörigen einer Religion aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu der Gemeinschaft verleumdet würden. Im Entwurf heisst es, „dass die ernstesten Manifestationen der Verleumdung von Religion die Zunahme von Islamophobie und die Verschlechterung der Lage muslimischer Minderheiten weltweit sind“. „Islamophobie“ stellt angeblich die schlimmste Form religiöser Diskriminierung dar – gegen alle Erkenntnisse zur weltweiten Verfolgungsrealität. In den Durban-II-Resolutionsentwürfen, an deren Erarbeitung die Islamische Republik Iran maßgeblich beteiligt war, kommt die barbarische Baha’i-Verfolgung durch diese Republik selbstverständlich nicht vor. Die Durban-II-Agenda sieht auch vor, durch eine Einschränkung der Meinungsäußerungs- und Pressefreiheit insbesondere den Islam vor Kritik (etwa am Scharia-Recht) zu schützen.
Die (Wieder-)Einführung eines Straftatbestands der Blasphemie („Gotteslästerung“) wird, insbesondere von islamischer Seite, immer öfter gefordert. Nun gut, Mohammed ist ja nicht Gott, sondern nur ein Prophet: da träfe Gotteslästerung wohl nicht zu. Aber schon eine unbotmäßige Karikatur dieses Propheten kann zu einem lebensbedrohlichen Wagnis werden, wie man weiss. Beim niederländischen Regisseur Theo van Gogh wurde das Wagnis zur Wirklichkeit: für seinen islamkritischen Film wurde er von einem 26-jährigen holländisch-marokkanischen Doppelpassbesitzer umgebracht – ganz unislamisch.
7. Wenn gar nichts mehr hilft und alle Stricke reissen, kommt von den religiösen Fundamentalisten irgendwann der Satz: „Gottes Weisheit ist unergründlich. Der Mensch ist gar nicht in der Lage, Gottes Willen und Wollen und Handeln zu verstehen. Das ist eben das Geheimnis des Glaubens.“
Dann fragt man sich (sofern man nicht fundamentalistisch verblendet ist) natürlich, warum man sich überhaupt mit der Interpretation irgendeines angeblich von Gott übermittelten Buches beschäftigen sollte. Das wäre das sofortige Ende der Theologie und, nebenbei sei’s freudig beklatscht, das Ende der steuerfinanzierten Theologischen Fakultäten. Wenn die Theologen nach 2000 Jahren immer noch keine Klarheit haben – dann sollte man das Geldrausschmeissen für die religiösen Partikularinteressen endlich einstellen. Und das Zurverfügungstellen steuerfinanzierter Ressourcen, wie es die Offenen Kanäle ja sind, für religiöse Propaganda gleich mit.
Dass sich meine Ausführungen ebenso auf die von Ratze-Bene repräsentierte „Heilige Katholische Kirche“ beziehen, versteht sich von selbst. Das Etikett „Katholizismushasser“ dürfen Sie mir zu all den anderen Auszeichnungen gerne auch noch anhängen. Bekanntlich setze ich mich dafür ein, den Einfluss der christlichen Großkirchen auf Staat und Gesellschaft so weit wie möglich zurückzudrängen. Dazu gehört auch, von vornherein zu verhindern, dass sich nun auch islamische Gruppierungen in staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen einnisten. Die religiösen Fundamentalisten aller Couleur sind sich allerdings erstaunlich einig: lieber geben die christlichen Schmarotzer etwas Macht an die Islamisten ab, als dass sie ihren Einfluss ganz verlieren. Zahlen tut’s eh der blöde Steuerzahler!
@ Norbert und fox
Da Sie sich der Islam- und Moslemlobhudelei der FR, in diesem Blog vertreten durch Bronski, nicht anschließen wollen, werden Sie einen schweren Stand haben. Vergeuden Sie Ihre Energie nicht – einen Hardcore-Religiösen werden Sie eh nicht umdrehen können. Vermeiden Sie die hingehaltenen theologischen Stöckchen und die Hamsterrolle, in die Sie hineingetrieben werden sollen.
Falls Sie sich dazu entschließen sollten, in diesem Blog nicht mehr mitzudiskutieren, stellen Sie sich zudem auf ein kräftiges Nachtreten ein. Zur Qualität der Bronskischen Argumente sei sein Zitat aus dem o.g. Islamkritik-Thread angeführt: „Schnipsel hat das schon verstanden und verabschiedet sich jetzt aus diesem Blog, weil ihm der Wind hier zu hart entgegenweht.“
Tip 1: Für knapp 10 EUR lohnt sich die Lektüre des Buches aus der beck’schen Reihe, wobei die Beispiele sich fast ausschließlich auf das Christentum beziehen:
Hubert Schleichert
Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren.
Tip 2: in Frankfurt gibt’s ein monatliches Treffen der „Säkularen Humanisten“ im Club Voltaire [1] und einen monatlichen „Stammtisch der Gottlosen“ [2] im Restaurant „Bürgerhaus Bornheim“. Einfach mal eine handelsübliche Internetsuchmaschine anwerfen!
[1] An jedem 3. Freitag im Monat um 19:00 Uhr
[2] An jedem 2. Mittwoch im Monat um 19:30 Uhr
Was ich überhaupt nicht verstehe ist, welches Ziel die Islamkritiker fox, Norbert und Schnippsel eigentlich verfolgen bzw. welche Lösung sie vorschlagen, um die genannten Mißstände zu beheben.
Soll der Islam jetzt verboten werden, oder was?
Dazu möchte ich nochmal das von Tahir Chaudhry in # 7 erwähnte Zitat ins Gedächtnis zurückrufen, das doch den Nagel auf den Kopf trifft:
“Es ist vielmehr müßig, darüber zu streiten, ob der Islam schädlich ist oder nicht, da man den Islam nicht einfach abschaffen kann wie Atomkraftwerke. Es geht um die Köpfe der Menschen, die beeinflusst sind durch Werte, die sie möglicherweise für islamisch halten. Keine politische Instanz jedoch kann darüber entscheiden, dass es den Islam nicht mehr geben soll. Von daher ist es hilfreicher, aufklärerisch dahingehend zu wirken, die Deutungsmöglichkeiten islamischer Quellen aufzuzeigen, um für die aufgeklärte Version werben zu können.”
Ich bin immer wieder von Neuem darüber erstaunt wie auch aufgeklärte, gebildete Menschen offensichtlich mehr Vertrauen in die Wirksamkeit autoritärer Maßnahmen als in demokratisch-freiheitliche Grundrechte zu haben scheinen.
Wie anders soll denn „unsere Freiheit“ verteidigt werden, wenn nicht gerade mit unseren westlichen Werten?
@ Anna
„Was ich überhaupt nicht verstehe ist, welches Ziel die Islamkritiker…“
Ja dreimal dürfen Sie raten. Es geht doch aus meinen Beiträgen hervor, worum es mir geht. Apropos: es gibt nicht die Islamkritiker. Aber wahrscheinlich haben Sie das auch nicht verallgemeinert gemeint.
@ 42. Anna
In der Tat gibt es Islamkritiker, wie den bereits erwähnten Jura-Professor Schachtschneider, der den Islam für mit dem Grundgesetz nicht vereinbar hält und dehalb das Verbot seiner Ausübung in Deutschland fordert.
Dies ist nicht mein Standpunkt: Mir reicht es schon, wenn sich die in Deutschland lebenden Mohammedaner an die hiesigen Gesetze halten und die Grundrechte anderer nicht antasten, also die Meinungs- und Religionsfreiheit, die Freiheit von Wissenschaft und Kunst sowie das Gebot der Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Und anerkennen und beachten, dass Deutschland ein demokratischer Rechtsstaat ist, in dem die von gewählten Parlamenten beschlossenen Gesetze für Alle gelten (- und nicht etwa ein vermeintlich unabänderlich geltendes Scharia Recht mit „göttlichem“ Ursprung).
Unabhängig vertrete ich die Meinung, dass der Islam eine Ideologie mit inhumanen Inhalten ist und darüber hinaus zur geistigen Weiterentwicklung nicht in der Lage ist, solange der Koran nicht als von Menschen geschaffenes Werk erkannt wird, das die Möglichkeit des Irrtums beinhaltet und nur aus der zeitlichen und gesellschaftlichen Situation seiner Entstehung begriffen werden kann (also auf die heutige Zeit nicht ohne weiteres übertragen werden kann); sowie dass es sich bei den sog. Ahadith (den erst Jahrhunderte später aufgezeichneten angeblichen Aussprüchen des Propheten) um bloße Erfindungen und Märchen handelt.
Sie sprechen von „Missbrauch“ des Islam durch die Herrschenden – nur: haben Sie sich denn schon einmal die Frage gestellt, warum es bisher keine islamisch geprägte/dominierte Gesellschaft geschafft hat, sich demokratisch zu organisieren und nach innen die Menschenrechte zu beachten? Warum eigentlich die islamischen Gesellschaften auffallend wissenschafts- und bildungsfeindlich sind und spätestens seit der Renaissance so weit hinter die nicht-islamisch geprägten Gesellschaften zurückgefallen sind?
Könnte der Grund für letzteres nicht sein, dass wenn alles Wissenswerte schon im Koran offenbart wurde, wissenschaftliche Forschung dann unnütz und bloße Häresie ist?
Wahrscheinlich werden Sie mein Urteil der Inhumanität des Islams für zu hart halten. Wenn Sie etwas Geduld haben, lassen Sie mich dies anhand eines Beispiels erläutern:
Lassen Sie mich über einen Zeitungsartikel vom 29.03.2011 berichten –
http://edition.cnn.com/2011/WORLD/asiapcf/03/29/bangladesh.lashing.death/index.html?hpt=C2
– über die 14-jährige Hena Akhter, die vom örtlichen Imam in Shariatpur (Bangladesh) wegen „Unzucht“ zu 101 Peitschenhieben verurteilt wurde und nach 70 Hieben starb. Ihr „Verbrechen“ ? – nun, sie war auf einem Gang zur Außentoilette von ihrem Cousin vergewaltigt worden.
Der Imam war keineswegs ein patriarchalischer Despot, sondern er hat „nur“ islamisches Scharia-Recht völlig „korrekt“ angewandt.
Wie das? – Nach islamischem Recht kann eine Vergewaltigung nur durch vier männliche Zeugen bewiesen werden. (Da es in der Praxis aber nie vier mänliche Zeugen gibt, ist Vergewaltigung de facto straflos.) Wird andererseits die Vergewaltigung bekannt oder angezeigt, kann aber nicht durch vier Zeugen bewiesen werden, steht fest, dass das Opfer Verkehr mit einem Mann hatte, ohne mit ihm verheiratet zu sein. Dies ist „Unzucht“ und muss – ohne Ermessensspielraum für den Richter – mit 100 Peitschenhieben bestraft werden. Für freiwillige Unzucht bestimmt Sure 24, Vers 2:
“Wenn ein Mann und eine Frau Unzucht treiben, dann verabreicht jeden von ihnen 100 Peitschenhiebe! Und lasst euch in Hinblick darauf, dass es bei dieser Strafverordnung um die Religion Gottes geht, nicht vom Mitleid mit ihnen erfassen, wenn auch ihr an Gott und den jüngsten Tag glaubt. Und bei ihrer Bestrafung soll eine Gruppe von Gläubigen als Zeugen anwesend sein.”
(Dazu muss man wissen, dass 100 am Stück verabreichte Hiebe auch für einen Erwachsenen der Todesstrafe gleichkommen; ein 14-jähriges Mädchen überlebt dies erst rcht nicht.)
Die Forderung nach 4 männlichen Zeugen geht zurück auf Sure 24 Vers 4:
„Diejenigen, welche züchtige Frauen verleumden und hernach nicht vier Zeugen beibringen, die geißelt mit achtzig Hieben und nehmet nie mehr ihr Zeugnis an, denn sie sind Frevler.“
Sure 24.Vers 4 des Korans geht nach der Überlieferung zurück auf einen Kriegszug Mohammeds und der Medinenser gegen den Beduinenstamm der banu Mostaliq in Jahr 628 u.Z. Wie üblich, hatte Mohammed eine seiner Ehefrauen mitgenommen, die durch Los ermittelt wurde, in diesem Fall Aisha. (jene A., die M. – Vorbild aller Mohammedaner! – „geheiratet“ hatte, als sie sechs Jahre alt war und die er im Alter von 9 Jahren „konsummierte“, wie es heißt) Diese verlor in der Wüste den Anschuss und blieb zurück. Dies führte zur Verdächtigung des Ehebruchs.
Der Vorwurf wurde von drei Männern erhoben (Hassan Ibn Thabit, Missah Ibn Uthathe und Hammnah). Daraufhin erhielt Mohammed angeblich eine Offenbarung Allahs, dass zum Nachweis der Unzucht die Aussage von mindestens vier männlichen Zeugen erforderlich sei, was dazu führte, dass Aishas Unschuld bewiesen war und die Anschuldiger ausgepeitscht wurden.
Der Fall der Vergewaltigung ist indes nicht im Koran geregelt, was die Zahl der zum Beweis erforderlichen Zeugen angeht. Hierfür hat die islamische Rechtswissenschaft im Wege der Auslegungsmethode der Analogie (“qiyas”) zu Sure 24 Vers 4 festgelegt, dass eine Vergewaltigung nur durch das Geständnis des Täters oder vier männliche Zeugen bewiesen werden kann.
By the way – wie der Koran das Verhältnis von Männern und Frauen definiert, können Sie in Sure 4 Vers 34 nachlesen:
„Die Männer sind den Weibern überlegen wegen dessen, was Allah den einen vor den anderen gegeben hat, und weil sie von ihrem Geld (für die Weiber) auslegen. Die rechtschaffenen Frauen sind gehorsam und sorgsam in der Abwesenheit (ihrer Gatten), wie Allah für sie sorgte. Diejenigen aber, für deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet, warnet sie, verbannet sie in die Schlafgemächer und schlagt sie. Und so sie euch gehorchen, so suchet keinen Weg wider sie; siehe, Allah ist hoch und groß.“ (Wie das mit Art. 3 GG vereinbar sein soll, das weiß der Himmel – Anm.d.Verf.)
Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum ich den Islam für inhuman und irrational halte.
Mich hat auch niemand „aufgehetzt“. Ich habe mir lediglich die Freiheit genommen, mich über den Islam aus allgemein zugänglichen Quellen zu unterrichten – was ich auch Ihnen und jedem anderen empfehle. Lesen Sie einfach nur den Koran (die Reclam-Ausgabe ist im Geschäft für 10 € erhältlich). Zur vertiefenden und ergänzenden Information noch ein Link:
http://michael-mannheimer.info
Sie fragen, was ich will?
Ganz einfach: Möglichst wenig Islam in Deutschland und Europa. (Und ich hoffe, dass es auch den orientlischen Völkern gelingen wird, sich vom Islam zu emanzipieren.)
Statt dessen möchte ich Humanität, Menschenrechte, Rationalität und Aufklärung.
@ fox
Also nein, sorry, so direkt geht das für mich nicht aus Ihren Beiträgen hervor. Deshalb habe ich ja auch schon geraten: „Soll der Islam jetzt verboten werden, oder was?“
Hätte ich vielleicht mehr Kommas setzen müssen, um klar zu machen, dass ich speziell die hier als Islamkritiker auftretenden Diskutanten, fox, Norbert und Schnippsel, anspreche?
Inhaltlich kam nichts! Keine Belege, nur Behauptungen/Spekulationen über eine Lehre!
Ber danke für ihre äußerst ausführliche Zusammenfassung der Diskussion. Es freut mich, dass Sie auch Texte schreiben können, die etwa drei oder mehrmals komplexer sind als die meinigen.
Ich werde leider nicht alle Vorwürfe in meinen Stellungnahmen einbeziehen können, aber ich versuche einen großen Teil davon mit einzubringen. Mit Absicht werde ich nicht auf ihre teils beleidigenden Aussagen eingehen.
Zur Sache mit der Sendereihe „Islam im Brennpunkt“:
Zu Beginn wurde ich nicht als Person angesprochen (angegriffen), daher habe ich mit einem anderen Namen für meine Sendereihe geworben. Als aber namentlich auf mich Bezug genommen wurde, habe ich mit meinem Namen geantwortet.
Und, Ja! ich möchte, dass sie von vielen Menschen angeschaut wird, da es meine eigene Produktion ist (das dürfen Sie gerne eine Medienoffensive nennen). Ich verdiene nichts daran. Mit meinen Texten habe ich auch nichts verdient (sondern ganz im Gegenteil). Ich bin ein einfacher Student, der sich nicht wie leider viele andere Muslime stumm verhält. Mit der Sendung verfolgen ich (eigentlich meine muslimischen Freunde und ich) nicht nur das Ziel über den Islam zu informieren, sondern auch innerhalb der Muslime eine Diskussion aufzuwerfen und diese zum nachdenken anzuregen.
Sie bezeichnen meinen Text als Propaganda. Ich stimme zu. Alles was ich will, ist mich an die Öffentlichkeit zu richten und zu sagen, es gibt auch Menschen, die etwas anderes unter Islam verstehen als manch ein anderer Mullah, der Menschen zum töten anderer auffordert!
Zur Sache mit meiner Einsamkeit mit dieser Auslegung und über DEN Islam:
Meine Auslegung ist die Auslegung einer Reformgemeinde, Ahmadiyya-Muslim-Jamaat, die vor über 120 Jahren in Nordindien gegründet wurde, der etwa 30.000 Menschen in Deutschland angehören (weltweit ca. 80 Mio). Genau deshalb sage ich ja, dass es nicht DEN Islam gibt und man daher nicht alles in einen Topf werfen darf.
Es ist ein großer Unterschied, ob ich im Hinblick meiner Auslegung des Islams über den Islam (den ich kenne) spreche oder Sie (pauschal) gegen den Islam wettern!
Zur Sache mit der Untrennbarkeit von Staat und Religion:
Pluspedia ist eine ungeprüfte Seite, wo es enorm viele Fehler gibt. Aber danke. Ich werde die Verlinkung aufheben. Daher stelle ich jetzt klar, dass es gemäß des Islams (nochmal für Sie: den ich kenne)eine strikte Trennung zwischen Staat und Religion gibt.
Denn es ist festzuhalten, dass das Konzept eines sogenannten „islamischen Staates“ im Heiligen Koran gar nicht vorkommt. Der Heilige Koran legt lediglich die Richtlinien für einen Staat fest, ohne die Religion zu erwähnen. Diese Richtlinien sind für alle Bürger gleich, ungeachtet ihrer Glaubenszugehörigkeit.
In diesem Sinne ist auch ein muslimisches Land im Grunde genommen ein säkularer Staat, in dem Sinne, dass die Landesverfassung absolut keinen Unterschied zwischen einem Muslim und Nicht-Muslim macht, was die fundamentalen Rechte der Bürger anbelangt.
Leider habe ich keinen Einfluss auf die heutige Praxis einiger Muslime!
Hier nochmals zu unserer Auffassung bezüglich eines Khalifats (bevor Einwände kommen, in denen darauf aufmerksam gemacht wird, dass „ihr einen Khalifen habt“):
Dementsprechend wird die Ahmadiyya Muslim Jamaat von den gewählten Nachfolgern des Gemeindegründers geleitet – den Khalifen. Dabei wird bei der Ahmadiyya das Amt des Khalifen nicht etwa vererbt, sondern gewählt. Zudem lehnt die Ahmadiyya Muslim Jamaat eine Verquickung von Politik und Religion vehement ab, so dass das Khalifat der Ahmadiyya Muslim Jamaat rein spiritueller Natur ist und zum Frieden in der Welt auffordert.
Zur Sache mit dem Islam als Update für das Christentum:
Alle Religionen enthalten Wahrheiten (auch das Christentum und Judentum), die unserer Meinung nach nicht unverfälscht geblieben sind. Grundlegend aber kann gesagt werden, dass der Islam all die Fälschungen, die insbesondere in die Lehre Jesu hinein geflossen waren, wieder korrigiert hat. Das WICHTIGSTE Element ist dabei die Widerlegung der Lehre, dass Gott irgendeinen Partner oder Sohn habe, der Ihm in Seiner Herrschaft als Unterstützung beigesellt würde. Nach der Lehre DES Islam ist Allah der einzige Gott, es gibt keinen Gott außer Ihm, und es gibt niemanden, der an Seiner Macht Anteil hätte.
Das ist unsere Sichtweise. Das Motto meiner Gemeinde lautet: „Liebe für Alle, Hass für Keinen“. Es ist unsere Aufgabe die Menschen egal welcher Religion sie zugehören oder nicht angehören zu lieben. Wenn Allah im Koran, beide Seiten charakterisiert und die eine davon bevorzugt, heißt das nicht, dass wir jetzt mit Schwertern auf diese losgehen sollen, denn es heißt ja immer wieder, dass der Mensch die freie Wahl hat (Abfall vom Glauben darf nicht mit dem Tod bestraft werden! – Der Prophet hat das nie angeordnet).
Zur Sache mit meiner „Medienoffensive“ durch die Sendereihe:
Zum Treffen der „Säkularen Humansiten“ und dem „Stammtisch der Gottlosen“ hätte ich einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn ihr euch die zweite und dritte Folge von meiner Sendereihe „Islam im Brennpunkt“ zum Thema: Der Glaube an Gott anschaut!
Dieser Zweiteiler widmet sich den Grundfragen des Menschen und beleuchtet die Ursachen des Monotheismus, Polytheismus und Atheismus. Des Weiteren werden auf Vernunft und Logik basierende Belege für die Existenz Gottes dargelegt.
Das bringt wieder neuen (konstruktiven) Diskussionstoff!
Fazit: Für mich und viele andere Muslime bedeutet der Islam Frieden.
Schnippsel ist die Krönung der sogenannten „Islamkritik“! Anna hat es auf den Punkt gebracht! Was wollen Sie damit erreichen? Was bringt es sogenannte „Humanisten“ gepaart mit Ex-Muslimen einer Religion insgesamt gegenüberzustellen? Diese Frage bleibt unbeantwortet!
Ihr Wunsch: Alle Muslime sollen vom Glauben abfallen und „Humanisten“ werden.
Der Wunsch wird realisitsch gesehen ein Wunsch bleiben.
Und nun meine Frage: Wie können Sie dazu beitragen, dass das Zusammenleben mit den Muslimen einfacher wird? Haben Sie eine Lösung für die gesellschaftlichen Probleme?
Ich versuche meinen Beitrag zu leisten. Was tun Sie? Außer am Stammtisch natürlich.
@ Anna
Tahir Chaudry beklagte sich in seinem obigen Gastbeitrag über Menschen, die zu faul sind, sich ein eigenes kritisches Bild über gewisse Dinge zu machen: „Es ist einfach viel bequemer die Nahrung von der Mutter vorgekaut zu sich zu nehmen, anstatt sie selbst zu zerkauen.“
Seine Kritik trifft in diesem Forum evtl. auf Sie zu? Sie scheinen einfach die gängige Kritik zu übernehmen, die an Islamkritikern geübt wird. Und scheren dabei diese wohl doch alle über einen Kamm, indem Sie annehmen, alle wollten die Abschaffung des Islam. Wo bitte habe ich das in meinen Beiträgen gefordert? Das will ich definitiv nicht.
@Tahir Chaudhry
Auf wen bitte konkret beziehen sie denn Ihre Kritik, die Sie unter #45 äußern?
@ Anna
Keineswegs hätten Sie mehr Kommas setzen müssen. Ihre Bezug auf „die Islamkritiker fox, Norbert und Schnippsel“ ist klar und kann nicht als Verallgermeinerung misverstanden werden. Sie bezeichnen drei Disktanten als Islamkritiker, ohne ein Abstraktum „Islamkritik“ zu bilden.
Norbert hingegen verallgemeinert, wenn er (# 28) bezweifelt, dass „der Islam und freiheitliche Demokratie miteinander koexisitieren können“, und auf den „Jura-Professor Schachtschneider“ verweist, der „den Islam für mit dem Grundgesetz nicht vereinbar“ hält.
Er verteidigt seine Generalisierung damit, dass auch Tahir Chaudhry von „dem Islam“ spricht. Der logische Unterschied ist aber, dass Chaudhry damit eine in sich differenzierte Religionsgemeinschaft meint, die sich auf eine gemeinsame (wenn auch unterschiedlich in Lebenspraxis umgesetzte) Offenbarung bezieht, (wie es auch „das Christentum“ oder „das Judentum“ tun), während Norbert und seinesgleichen diese Gemeinschaft einheitliche (demokratiefeindliche) Einstellungen unterstellt, weil einige Richtungen im Islam demokratiefeindlich sind. Um Schnippsels Beispiel aufzugreifen: Natürlich können Gewächse bestimmter Art als „Bäume“ zusammengefasst werden. Und es ist auch richtig, dass einige Bäume giftige Früchte tragen. Trotzdem ist die Schlußfolgerung, man dürfe in Deutschland „den Bäumen“ keinen Entwicklungsraum geben, weil sie giftige Früchte tragen, falsch.
Norbert setzt dann seine Argumentationskette fort: Er könne sich nicht mit allen „Sekten“ auseinandersetzen, sondern beachte den „Mainstream“. Dazu verweist er mich auf schändliche Menschenrechtsverletzung des wahabitischen Islam in Saudi-Arabien oder der herrschenden schiitischen Kleriker im Iran. Dabei bilden diese kaum den Mainstream der islamischen Welt; das Zentrum des sunitischen Islam ist weder Saudi-Arabien, noch Pakistan oder Afghanistan, sondern Ägypten (Kairo). Die klerikale Diktatur im Iran wird auch von hohen schiitischen Geistlichen abgelehnt und bekämpft.
Wesentlicher ist aber, dass die überwiegende Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime keineswegs vom radikalen Islam beeinflusst ist, sondern – sofern sie religiös sind – überwiegend dem traditionell-konservativen Islam türkischer Prägung angehört, der seit einem Jahrhundert in einer säkularen Rechtsordnung zu leben gelernt hat.
Wenn man aufhört, Muslime unter Generalverdacht zu stellen, entsteht Raum, konstruktiv und kritisch über vorhandene Probleme und Defizite zu diskutieren.
@ Norbert
Sorry, ich habe Ihre lange Anwort auf meine Einwände und Fragen erst jetzt gesehen.
Dazu will ich ganz allgemein erstmal anmerken, dass ich selbstverständlich Steinigungen und ähnlich grausame Bestrafungen als tyrannisch und unmenschlich verurteile und mir nicht im geringsten der Sinn danach steht, hier etwas beschönigen zu wollen. Aber wer wollte das schon? Da brauchen Sie doch wirklich niemandem Nachhilfeunterricht zu geben.
Der Punkt ist doch ein ganz anderer: Was muss getan werden, damit solche Barbareien auf unserem Planeten endlich aufhören? Eine pauschale, einseitige Islamkritik ist dazu sicherlich kein bisschen förderlich. Im Gegenteil. Damit schafft man nur ein Schreckgespenst, das für alles Böse auf dieser Welt verantwortlich gemacht werden kann.
Ihr Wunsch nach Humanität, Menschenrechten, Rationalität und Aufklärung teile ich natürlich ebenfalls. Aber auf welchen Wegen soll das denn erreicht werden? Etwa indem der Islam durch Kopftuch- und Minarettverbote bei uns zurückgedrängt wird? Das ist doch naiv. Verbote lösen doch keine Probleme. Da müssen wir zivilisierten, humanitären und aufgeklärten Demokraten uns schon etwas Besseres einfallen lassen. Vor allem müssen die Werte, auf die wir in unseren westlichen Demokratien so stolz sind, auch konsequent angewandt und vorgelebt werden. Das beinhaltet z.B. Grundrechte wie Religionsfreiheit zu achten und zu gewähren sowie jegliche Gesetzesverstöße nach rechtsstaatlichen Prinzipien zu verfolgen.
@ Abraham
Ich hoffe, die „Islamkritiker“ hier nehmen sich Ihre sachkundige Analyse zu Herzen, insbesondere aber Ihren letzten Satz:
„Wenn man aufhört, Muslime unter Generalverdacht zu stellen, entsteht Raum, konstruktiv und kritisch über vorhandene Probleme und Defizite zu diskutier
@ fox
Ich habe Sie nicht um persönliche Anschuldigungen oder Bekenntnisse, was Sie NICHT wollen, gebeten, sondern ganz klar gefragt, was Sie denn mit Ihrer Islamkritik erreichen wollen. Wissen Sie das womöglich selbst nicht?
Ergänzung:
Statement #45 bezieht sich auf die Aussagen von Schnippsel!
@ 41, Schnippsel,
Ich gratuliere zu dieser eindrucksvollen Betrachtung !
Scharf, bissig, ironisch und – in fast allen Punkten –
voll treffend ! Ein echter Schnippsel !
Zu später Stunde noch ein schneller Reim :
Ach, wie geht es mir so gut,
denn ich habe nichts am Hut,
mit Islam und Islamisten,
und auch nichts mit frommen Christen.
Das alles ist mir einerlei –
meine Gedanken, die sind frei !
@ Anna
Sie schreiben: „Ich habe Sie nicht um persönliche Anschuldigungen oder Bekenntnisse, was Sie NICHT wollen, gebeten, sondern ganz klar gefragt, was Sie denn mit Ihrer Islamkritik erreichen wollen…“
Sie haben mir aber immerhin unterstellt, dass ich womöglich ein Islamverbot befürworte. Ich weiß nun wirklich nicht, wo Sie das hernehmen. Wahrscheinlich treten für Sie alle, die den Islam oder muslimische Gesellschaften kritisch betrachten, für ein Islamverbot ein? Ein bißchen mehr Differenzierung bitte. Und wenn ich das nun korrigiere, muss ich mir noch obigen Vorwurf anhören. Das ist dann doch ein bißchen zu viel des Guten.
Wer Kritik an einer Sache übt, will meistens Zustände verbessern, Mißstände abbauen. Aber selbst wenn man noch nicht genau weiß, wie ein solches Ziel erreicht werden kann, würde die Kritik doch deswegen nicht überflüssig.
@ Tahir Chaudhry
Ich kann Ihnen nur zustimmen, wenn Sie feststellen, dass es den Islam nicht gibt. Aber genau aus diesem Grund kann man eben auch nicht behaupten, dass der Islam eine friedliche Religion ist (eine pazifistische schon auf keinen Fall). Da spielt es keine Rolle, wie Sie persönlich den Koran auslegen. Entscheidend ist, dass man feststellen muss, dass nicht wenige muslimische Gruppen sich nach ihrer eigenen Auslegung der heiligen Schriften berechtigt fühlen, Ungläubige oder friedliche Menschen wegen ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität zu unterdrücken, bekämpfen bzw. zu verfolgen. Dies geschieht leider rel. häufig in islamischen Gesellschaften und Staaten.
Und auch in den Einwanderermilieus in Europa herrschen enorme Mißstände. Da kann sich auch ein Bundespräsident nicht hinstellen und behaupten, der! Islam gehöre zu Deutschland. Lale Akgün schätzt den Anteil an ultraorthodoxen Muslime in diesem Land auf immerhin 10-15%. Sie lehnen zu einem Großteil die Werte einer liberalen Gesellschaft, von denen sie paradoxerweise auch profitieren, ab, stehen nicht auf dem Boden des Grundgesetzes. Viele Politiker, so z.B. der Innensenator Berlins Körting, versuchen über Dialoge, auch fundamentalistische Gruppen von unseren gesellschaftliche Werten zu überzeugen. Alles schön und gut. Was aber ist, wenn solche Gespräche von der anderen Seite nur als Hinhaltetaktik genutzt werden? Sind solche Bemühungen erfolglos, muss aus meiner Sicht gehandelt werden. Wir müssaen den Mut aufbringen, fundamentalistischen Gruppen Grenzen aufzuzeigen und ihnen klar machen, dass Personen und Gruppen, die das GG nicht vollständig und ohne Einschränkung anerkennen, auf Dauer keinen Platz in Deutschland haben (ähnlich fordern es auch der niederländische Soziologe Paul Scheffer für Europa, in: Die Eingewnderten und Klemens Ludwig in: Die Opferrolle). Dies ist bislang nicht konsequent durchgesetzt worden.
Soweit zu den extremen Strömungen. Wie aber sieht es mit den anderen aus. L.Akgün rechnet die meisten Muslime in D. zu den Traditionalisten (ca.70%), die nach ihrer Ansicht keinen intellektuellen Zugabg zur theologischen Diskussion haben, dafür Riten und Traditionen einhalten und den Koran entsprechend traditionell auslegen. Sie bezeichnet die Grenzen zwischen ihnen und den Ultraorthodoxen als flie0end. Da stellt sich mir die Frage, wie sehr können diese Gruppen sich mit dem GG arrangieren?
Herr Chaudhry, Sie schreiben oben: „Daher gibt es auch meiner Meinung keinen Widerspruch zwischen den relgiösen Gesetzen und dem Grundgesetz. Ich bin ein deutscher Staatsbürger und lebe nach dem Vers: “O die ihr glaubt, gehorchet Allah und gehorchet dem Gesandten und denen, die Befehlsgewalt unter euch haben.” “
Ich fände es prima, wenn es so einfach wäre. Aber so ist es wohl nicht. Es gibt in den islamischen heiligen Schriften, insbesondere dem Koran, eine Fülle von Rechtsnormen, die sowohl banalste Lebensaspekte als auch ethisch-moralische Lebensfragen klären. Und nicht wenige stehen im Widerspruch zu unserem GG und den Menschenrechten!
So heiißt es in Sure 4:34 : „Die Männer aber stehen über den Frauen, weil Allah einem Teil (der Menschheit) den Vorrang gegeben hat…“
Weiterhin wird in Sure 2:178 die Todesstrafe für bestimmte Persoinen gefordert. Da heißtv es sogar: „Und in der Widervergeltung liegt Leben für Euch (2:179).
Die Polygamie wird u.a. in Sure 4 Vers 3 gerechtfertigt. Wer Unnzucht treibt soll 100 Peitschenhiebe erhalten (4:19).
Für mich besteht weniger ein Problem darin, dass da sowas geschrieben steht. Vielmehr ist die Frage, wie ernst und wörtlich nehmen Traditionalisten solche Inhalte? Muss man nicht generell solche Texte in ihrem historischen Kontext betrachten? Können die wesentlichen Inhalte des Korans in eine moderne Welt transferiert werden, ohne dass ihre Aussagen relativiert werden? Ich glaube nicht.
Die o.g. Widersprüche sind nicht zu unterschätzen. In vielen muslimischen Communities/ Familien wird z.B. mit dem Hinweis auf den Koran v.a. Frauen das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben verwehrt. Wenn uns unsere Werte etwas Wert sind, müssen wir viel entschiedener für sie eintreten, für sie werben und wenn es drauf ankommt auch durchsetzen. Ich befürchte, wir unterschätzen das Ausmaß dieser Problematik gewalig.
Lieber fox, stimmt, ein bisschen mehr Differenzierung ist immer besser als zu wenig. Ich hoffe, Sie beherzigen das und projizieren Ihre Schwäche nicht weiter auf mich. Gruß Anna
@ fox:
Zur Aussage „aus diesem Grund kann man eben auch nicht behaupten, dass der Islam eine friedliche Religion ist (eine pazifistische schon auf keinen Fall).“
Aus muslimischer Perspektive handelte es sich bei den Schlachten, an denen der Prophet teilnahm nicht um Angriffskrieg. Vielmehr mussten sich die Muslime verteidigen, um Ihr eigenes Leben und die Glaubensfreiheit zu bewahren. Dies wird u.a. durch folgende Koranverse bekräftigt:
„Und kämpfet für Allahs Sache gegen jene, die euch bekämpfen, doch überschreitet das Maß nicht, denn Allah liebt nicht die Maßlosen.“ (2:191)
„Und bekämpfet sie, bis die Verfolgung aufgehört hat und der Glauben an Allah (frei) ist. Wenn sie jedoch ablassen, dann (wisset), dass keine Feindschaft erlaubt ist, außer wider die Ungerechten.“ (2:194)
Pazifismus in solchen Situationen wäre sinnlos gewesen. Wie ich bereits sagte: Wer lässt sich gerne abschlachten? Ich denke auch ein Pazifist würde sich wehren, wenn er von jemandem angegriffen wird. Es ist natürlich dies zu tun.
Man muss aber auch sagen, dass es in den nachfolgenden Jahrhunderten im islamischen Territorium immer wieder weltliche Herrscher gab, die ihre Macht missbrauchten, um durch kriegerische Auseinandersetzungen ihren Einflussbereich zu vergrößern. Dies ist jedoch islamisch nicht legitimierbar und traf auch auf die Herrscher und Könige anderer Religionen zu. Der Islam verbietet nämlich jegliche Art von Angriffskriegen und soll sich ausschließlich Kraft seiner Argumente und Friedfertigkeit verbreiten.
Im Islam werden Frieden, Sicherheit und Ordnung werden als wesentliche Voraussetzungen für den materiellen, moralischen und geistigen Fortschritt der Menschheit betrachtet.
Zur Aussage: „ […] Ungläubige oder friedliche Menschen wegen ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität zu unterdrücken, bekämpfen bzw. zu verfolgen. Dies geschieht leider rel. häufig in islamischen Gesellschaften und Staaten.“
Wenn ein muslimischer Staat irgendeinem Teil seiner Bürger, z.B. den Bürgern christlichen Glaubens, die Wahrnehmung ihrer religiösen Pflichten erschwert, ihnen beispielsweise beim Bau einer Kirche Hindernisse in den Weg legt oder Nicht-Gläubige unterdrückt, Menschen aufgrund ihres Geschlechts oder Sexualität diskriminiert, dann handelt dieser Staat nicht im Sinne des Islams.
Wenn einem Muslim irgendeine Handlungsweise eines Menschen nicht gefällt, darf er ihn nicht diskriminieren. Er darf andere darauf hinweisen sein Verhalten zu ändern oder seine Abneigung gegenüber ein bestimmtes Verhalten offenbaren, aber Liebe gegenüber allen Menschen ist die Pflicht eines jeden Muslims.
Zur Aussage: „Und auch in den Einwanderermilieus in Europa herrschen enorme Mißstände. Da kann sich auch ein Bundespräsident nicht hinstellen und behaupten, der! Islam gehöre zu Deutschland.“
Ich finde, dass allein schon diese Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht falsch. Denn jeder versucht die Antwort auf seine Art und Weise zu gegeben. Der Bundespräsident meinte, dass der Islam gesellschaftlich zu Deutschland gehört. Das ist richtig. Indem Muslime hier leben gehört auch deren Religion zur Gesellschaft. Auch kulturelle ist der Islam demnach ein Teil der deutschen Gesellschaft geworden. Auch lassen sich historische Belege finden.
Hier würde ich zu stimmen:
Es gibt zwar eine Prägung des Abendlandes durch den Islam aber, dass es eine historische Prägung gibt, also in der Mitwirkung bei der Staatsgründung, bei der Entstehung der Verfassung etc. ist nicht richtig.
Zur Aussage: „Lale Akgün schätzt den Anteil an ultraorthodoxen Muslime in diesem Land auf immerhin 10-15%. Sie lehnen zu einem Großteil die Werte einer liberalen Gesellschaft, von denen sie paradoxerweise auch profitieren, ab, stehen nicht auf dem Boden des Grundgesetzes.“
Erstens: wer ist Lale Akgün? (Expertise?)
Zweitens: Was sind die Werte der liberalen Gesellschaft??? Gibt es überhaupt noch Werte? Was verstehen Sie persönlich darunter?
Zur Aussage: „Wir müssaen den Mut aufbringen, fundamentalistischen Gruppen Grenzen aufzuzeigen und ihnen klar machen, dass Personen und Gruppen, die das GG nicht vollständig und ohne Einschränkung anerkennen, auf Dauer keinen Platz in Deutschland haben“
Hier stimme ich Ihnen voll und ganz zu!
Zur Aussage: „Soweit zu den extremen Strömungen. Wie aber sieht es mit den anderen aus. L.Akgün rechnet die meisten Muslime in D. zu den Traditionalisten (ca.70%), die nach ihrer Ansicht keinen intellektuellen Zugabg zur theologischen Diskussion haben, dafür Riten und Traditionen einhalten und den Koran entsprechend traditionell auslegen.“
Haben Sie sich mal gefragt, was „Traditionalisten“ sind? Ich würde mich auch als Traditionalist bezeichnen. Ich versuche mich auch an alle Riten und Traditionen zu halten. Heißt traditionell auslegen gleich: Frauenunterdrückung, Terrorismus…
Aus Bpb.de: „Diese Position wird in erster Linie von den muslim. Gelehrten vertreten, die – ähnlich den Anhängern des Reformislams – das von den Modernisten (Modernismus) gutgeheißene Konzept der europäischen Aufklärung mit „Säkularismus“, „Materialismus“ und „Individualismus“ assoziieren und als Teil des Kolonialismus ablehnen.“
Akgün! Schwammiger geht’s gar nicht!
Zur Aussage: „Es gibt in den islamischen heiligen Schriften, insbesondere dem Koran, eine Fülle von Rechtsnormen, die sowohl banalste Lebensaspekte als auch ethisch-moralische Lebensfragen klären. Und nicht wenige stehen im Widerspruch zu unserem GG und den Menschenrechten!“
Es gibt auf jeden Fall Aspekte, die miteinander kollidieren. Bedeutet das, dass ein Muslim nicht in einem Staat wie Deutschland leben kann.
Meiner Meinung nach gibt es keinen Widerspruch zwischen dem Grundgesetz/Menschenrechten und der Scharia!
Strafgesetze bilden einen sehr geringen Teil des Korans!
Es gibt Strafpraktiken im Islam (die Steinigung gehört nicht dazu, da sie ein Gesetz aus dem Judentum ist). Diese MÜSSEN jedoch nicht eingesetzt werden, denn Sie gelten erstens als Höchststrafe (wenn keine Besserung des Menschen, Resozialisierung möglich ist), zweitens gibt es eine große Anzahl an Bedingungen an die sich der Staat halten muss, damit er diese einführen kann (Erziehung der Menschen, soziale Rahmenbedingungen…).
Ein Muslim kann auch in einem Staat leben, indem es solche Strafpraktiken nicht gibt.
Zur Sure über den Vorrang der Männer gegenüber Frauen:
Die Grundlage des Verhältnisses von Mann und Frau finden wir in dem folgenden Vers wiedergegeben:
„… Sie sind euch ein Gewand, und ihr seid ihnen ein Gewand …“ (2:188)
„Wahrlich, die muslimischen Männer und die muslimischen Frauen, die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen, die gehorsamen Männer und die gehorsamen Frauen, die wahrhaftigen Männer und die wahrhaftigen Frauen, die standhaften Männer und die standhaften Frauen, die demütigen Männer und die demütigen Frauen … – Allah hat ihnen Vergebung und herrlichen Lohn bereitet.“ (33:36)
Der Islam erkennt auch an, dass Mann und Frau unterschiedlich sind!
(physis, psychische, neben den biologischen Funktionen)
Es ist daher sicherlich unzulässig, bei bestimmten Situationen auf einer absoluten Gleichberechtigung zu beharren, etwa zu Zeiten der Schwangerschaft. Hier muss die Frau vergleichsweise mehr Rechte genießen als der Mann, da sie einer besonderen Herausforderung unterliegt und besonderen Schutz benötigt. Auch in nicht-muslimischen Gesellschaftsformen wird dem Rechnung getragen, in dem es einen besonderen Mutterschutz gibt.
Auf ähnliche Weise wird es allerorten als meist selbstverständlich angesehen, dass Frauen sich mit Männern in sportlichen Disziplinen nicht messen.
Gemäß des Islams sind Mann und Frau gleichwertig!
„Allah hat den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen Gärten verheißen, die von Strömen durchflossen werden …“ (9:72)
Allgemein kann man also von einer Gleichwertigkeit von muslimischen Frauen und Männern sprechen. Der Begriff Gleichberechtigung ist eher unpassend, da wir es mit unterschiedlichen Ausgangslagen zu tun haben. Der Heilige Koran erwähnt dies in den vielfach missverstandenen Versen:
„Und wie die Frauen Pflichten haben, so haben sie auch Rechte, nach dem Brauch; doch haben die Männer einen gewissen Vorrang vor ihnen…“ (2:229)
„Die Männer sind die Verantwortlichen über die Frauen, weil Allah die einen vor den andern ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben…“ (4:35)
Der Heilige Koran auferlegt somit dem Mann, für die finanziellen Belange der Familie zu sorgen, eine Pflicht, von der Frauen befreit sind. Durch dieses „Mehr“ an Verantwortung obliegen ihm Rechte, die sich aus den ihm auferlegten Pflichten ergeben. So steht ihm beispielsweise hinsichtlich finanzieller Belange ein stärkeres Mitbestimmungsrecht zu, schließlich kann er besser einschätzen, was ihm möglich ist. Für die Frau bedeutet diese Vorgabe eine Erleichterung. Sie kann mit ihrem Eigentum tun und lassen, was sie möchte und ist nicht verpflichtet, davon etwas an ihren Ehemann abzugeben.
Darüber hinaus spricht der Heilige Koran über die persönlichen Rechte von Mann und Frau und betont, dass sie, den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend, den Frauen gleichermaßen wie den Männern gegeben sind. So haben beide Geschlechter das Recht auf freie Auswahl des Ehepartners, auf Scheidung, auf politische Wahlentscheidung auf Entwicklung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten etc.
Zur Polygamie:
Zunächst stellt der Heilige Koran klar, dass die Heirat einer zweiten Frau an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Wenn etwa nach einem Krieg die männliche Bevölkerung stark abnimmt und viele Witwen und Waisen ohne eine richtige Familie auskommen müssen, ist es dem Muslim möglich, diesen Unschuldigen eine neue Heimat zu bieten, indem er etwa Witwen heiratet. Dies ist die Ausgangslage der Polygamie:
„Und wenn ihr fürchtet, ihr würdet nicht gerecht gegen die Waisen handeln, dann heiratet Frauen, die euch genehm dünken, zwei oder drei oder vier; und wenn ihr fürchtet, ihr könnt nicht billig handeln, dann (heiratet nur) eine oder was eure Rechte besitzt. Also könnt ihr das Unrecht eher vermeiden.“ (4:4)
Im Koran wird strikt darauf hingewiesen, dass in einer Mehrehe alle Frauen gleichberechtigt behandelt werden müssen, was die Zeit und die Versorgung betrifft. Er sagt indes auch, dass es schier unmöglich ist, diese Bedingung für die Mehrehe einzuhalten, was besagt, dass die Einehe die Regel sein sollte:
„Und ihr könnt kein vollkommenes Gleichgewicht zwischen (euren) Frauen halten, trotz eurer besten Absichten. Doch neigt euch nicht gänzlich einer (Frau) zu, damit die andere nicht in der Schwebe gelassen wird, unbeachtet und ohne Fürsorge. Und wenn ihr es wiedergutmacht und recht handelt, dann ist Allah allverzeihend, barmherzig.“ (4:130)
Die Tatsache, dass der Islam gebietet, im Falle einer Mehrehe alle Frauen in der Ehe gleichberechtigt zu behandeln und zu versorgen, sorgt dafür, dass nur selten Muslime in der Lage sind, eine zweite Frau zu heiraten, wenn auch das Gesetz dazu die legale Möglichkeit bietet.
Der Islam plädiert in der Regel für die Monogamie. Er erkennt aber an, dass es Umstände geben kann, in denen Polygamie sinnvoll oder sogar notwendig ist. Keinesfalls öffnet die Mehrehe der Lüsternheit Tür und Tor.
Und: Ein Muslim kann auch in einem Staat leben indem Polygamie verboten ist.
Zur Aussage: „In vielen muslimischen Communities/ Familien wird z.B. mit dem Hinweis auf den Koran v.a. Frauen das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben verwehrt.“
Was bedeutet „selbstbestimmtes Leben“? Nach den persönlichen Grundsätzen von „fox“? Gemäß der westlichen Gesellschaft? Das Kopftuch abzulegen? Sich zu assimilieren?
Meiner Meinung nach ist der Druck von beiden Seiten aus falsch! „Communities und Familien“ dürfen keinen Zwang ausüben und genauso die „aufgeklärte, moderne“ Gesellschaft darf nicht versuchen Menschen in eine bestimmte Richtung zu drängen!
Hierzu ein von mir verfasster Kommentar zum diesem Thema:
http://der-albrecht.de/2011/04/27/kopftuch-zwischen-symbol-und-uberzeugung/
Herr Chaudhry,
Ihre Beiträge sind doch sehr erhellend. Sie haben u.a. versucht, mit ein paar ausgewählten Koransuren die Vereinbarkeit von modernen Staaten und ihren Rechtsnormen mit der! Islamischen Lehre darzulegen. Dies ist Ihnen aus meiner Sicht nicht gelungen. Wir eierten dabei stets um das gleiche Problem herum. Sie haben den Blick immer nur auf bestimmte Textstellen gelenkt und versuchten uns klar zu machen, dass der! Islam so ist, wie Sie ihn auslegen (obwohl es den! Islam doch nicht gibt).
Ein Beispiel.: “Wenn ein muslimischer Staat irgendeinem Teil seiner Bürger… dann handelt dieser Staat nicht im Sinne des! Islams.“ Aber dann doch nur Ihrer Auffassung nach, oder besitzen Sie die Deutungshoheit?
Die Problematik, die sich aus dem Tatbestand ergibt, dass viele muslimische Gruppen genau denselben Koran ganz anders verstehen und anders auslegen, muss allerdings zu einem differenzierten Umgang mit dieser Religion und ihren Glaubensrichtungen/-gruppen führen. Am Ende der Diskussion, nachdem auch kritische Textstellen vorgelegt wurden, räumen Sie zwar ein, dass: „Es gibt auf jeden Fall Aspekte (bezüglich Verhältnis moderner Staat+Rechtsnormen und Islam), die miteinander kollidieren.“ Was zuvor stets bestritten wurde, und gleich im übernächsten Satz tun sie es erneut:“Meiner Meinung nach gibt es keinen Widerspruch zwischen dem Grundgesetz/Menschenrechten und der Scharia!“
Da dreht sich bei den meisten doch sicher der Magen um.
Wie Ihr eigenes Verhältnis zu unserer Grundordnung aussieht, verraten Sie dann in diesem Satz:“ Was sind die Werte der liberalen Gesellschaft??? Gibt es überhaupt noch Werte? Was verstehen Sie persönlich darunter?“
Lieber Herr Chaudhry, unsere Gesellschaftordnung und unsere Rechtsnormen, die Sie ja doch angeblich so sehr anerkennen, basieren auf einem Wertesystem, von dem vor allem auch Minderheiten und Zuwanderer profitieren. Vielen Dank, kann ich da nur sagen, ihre abfällige Aussage spricht Bände. Da kann sich nun jeder ein Bild von Ihnen machen. Anscheinend haben für Sie letztlich doch nur allein der Koran und seine angehängten „heiligen“ Schriften Bedeutung und Relevanz.
Ich bin nicht der Meinung, dass islamische Glaubensrichtungen nicht mit einer liberalen Gesellschaftsordnung in Einklang gebracht werden können. Nur hierzu liefern Sie leider keinen Beitrag. Sie beantworten gerne viele Fragen, nur die entscheidende lassen sie aus. Auf welcher Basis kann denn so eine gegenseitige Akzeptanz hergestellt und fundamentale Widersprüche, die ich u.a. unter #53 aufgeführt habe, ausgeräumt werden?
So stellte ich doch in meinem letzten Kommentar die Frage: „Wie ernst und wörtlich nehmen Traditionalisten solche Inhalte (die im Widerspruch stehen)? Muss man nicht generell solche Texte in ihrem historischen Kontext betrachten? Können die wesentlichen Inhalte des Korans in eine moderne Welt transferiert werden, ohne dass ihre Aussagen relativiert werden?“
Ein weiteres Beispiel für Ihre Methodik:
Ich hatte folgende Sure zitiert. So heißt es in Sure 4:34 : “Die Männer aber stehen über den Frauen, weil Allah einem Teil (der Menschheit) den Vorrang gegeben hat…”
Darauf antworten Sie u.a.: „Es ist daher sicherlich unzulässig, bei bestimmten Situationen auf einer absoluten Gleichberechtigung zu beharren, etwa zu Zeiten der Schwangerschaft. Hier muss die Frau vergleichsweise mehr Rechte genießen als der Mann, da sie einer besonderen Herausforderung unterliegt und besonderen Schutz benötigt. Auch in nicht-muslimischen Gesellschaftsformen wird dem Rechnung getragen, in dem es einen besonderen Mutterschutz gibt.“
Das haben Sie aber nett hingedreht. Nur was hat Mutterschutz damit zu tun, dass Allah dem männlichen Geschlecht den Vorrang einräumt?
Sie schreiben außerdem: „„Allah hat den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen Gärten verheißen, die von Strömen durchflossen werden …“ (9:72) Allgemein kann man also von einer Gleichwertigkeit von muslimischen Frauen und Männern sprechen.“
Deswegen sollen beide Geschlechter gleichwertig sein?
Ein weiteres Ärgernis, das Sie aufwerfen: „Was bedeutet „selbstbestimmtes Leben“? Nach den persönlichen Grundsätzen von “fox”? Gemäß der westlichen Gesellschaft? Das Kopftuch abzulegen? Sich zu assimilieren?“
Da werfen sie mir das Stöchchen mit den Kopftüchern hin. Das will ich aber gar nicht haben, davon war auch gar nicht die Rede. Ich hatte nämlich geschrieben, dass in vielen muslimischen Communities/ Familien v.a. Frauen das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben verwehrt wird, mit dem Hinweis auf den Koran. Ich habe dabei vielmehr an ein anderes trauriges Kapitel gedacht: an arrangierte Ehen oder erzwungene Ehen und an sonstige Bevormundung der eigenen Kinder, selbst wenn diese erwachsen sind. Und an die Gewalt, die dem untergeordneten Geschlecht widerfährt. Denn das Schlagen von Frauen wird ja auch in den „heiligen“ Schriften unter Berücksichtigung best. Umstände erlaubt. Hier werden, lieber Herr Chaudhry, nicht meine eigenen Grundsätze oder die einer westlichen Gesellschaft gebrochen, sondern Menschenrechte. (Die gelten, man soll es nicht glauben, auch in islamischen Staaten, sofern sie der UN angehören.) Diese Mißstände ergeben sich aus patriarchalischen Verhältnissen, die sich in muslimischen Gesellschaften aufgrund eines bestimmten Koranvesrtändnisses manifestiert haben. Wie sollen diese behoben werden, wenn Sure 4:34 und Co. wörtlich genommen und auf sämtliche Lenesbelange angewendet werden? Hier muss geklärt werden, was die höhere Bedeutung im Zweifelsfall hat: Menschenrechte oder eine engstirnige, unzeitgemäße Auslegung „heiliger“ Schriften??? Jetzt kommen Sie nicht und versuchen zu erklären, da gebe es keinen Widerspruch.
Ich spreche über den Islam, den ich praktiziere. Wenn ich Ihnen sage, dass dies oder jenes nicht mit den Lehren des Islams vereinbar ist, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Sie nicht pauschalisieren sollen, da es viele andere Muslime gibt, die anders denken und handeln.
nochmals zum Vorrang:
Über die Pflichten und Rechte der Frau berichtet der Koran sorgfältig und ausführlich:
„Und wie die Frauen Pflichten haben, so haben sie auch Rechte nach dem Brauch, doch haben die Männer einen gewissen Vorrang vor ihnen.“ (2:229)
Dieser Vorrang des Mannes ergibt sich aus seiner größeren körperlichen Stärke. Deshalb hat er allein die Verpflichtung, die Familie zu unterhalten und zu ernähren. So sagt der Heilige Koran:
„Die Männer sind die Verantwortlichen für die Frauen, weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben.“ (4:35)
Diese Bezeichnung oder Auszeichnung als Unterscheidung erlegt dem Mann die Pflicht auf, sich um den Familienunterhalt zu kümmern, während die Frau zwar die Möglichkeit dazu hat, nicht aber die Pflicht. Der Mann muss der Frau zudem eine Morgengabe ausrichten, die so genannte „ Mahr “ , was besagt, dass eine Summe, die etwa dem Verdienst von sechs Monaten entspricht (nach seinen Vermögens- und Verdienstverhältnissen), der Frau zu ihrer freien Verfügung überlassen wird.
Der Mann aber muss für Ernährung, Bekleidung, Unterkunft und Taschengeld der Frau aufkommen, während sie ihren Verdienst, falls sie arbeiten geht, für sich alleine behalten darf. Der Mann ist nach einer etwaigen Ehescheidung gesetzlich verpflichtet, für eine Zeitlang für die Frau und Kinder aufzukommen.
Dies alles widerspricht nicht den Menschenrechten oder dem Grundgesetz.
Die Frau sollte die Wahl haben sich für eine Religion zu entscheiden (Keine Strafe bei Abfall vom Glauben). Sie darf entscheiden, ob sie in die Berufstätigkeit geht oder Hausfrau wird (Der Mann ist lediglich verpflichtet dafür aufzukommen).
wenn „muslimische“ Männer ihre Frauen schlecht behandeln, dann nenne ich nur einmal diesen Ausspruch des Propheten:
„Der Beste unter euch ist derjenige, der die Frauen am besten behandelt.“
„… ich habe den besten Umgang zu meinen Frauen, d.h. ich behandele meine Frauen besser als ihr es tut.
Der Mann braucht für die schlechte Behandlung der Frau kein religiöse Legitimation! Er tut dies einfach. Genauso wie viele andere Nicht-Muslime.
Außerdem sind Zwangsheirat und Ehrenmorde unislamisch und basiert auf Traditionen. Es gibt kein Beispiel aus dem Leben des Propheten oder aus dem Koran.
„Mein Vater zwang mich meinen eigenen Cousin zu heiraten, um damit seinen Status (in
den Augen der Leute) zu erhöhen.“ Der Prophet sagte ihr, dass sie frei ist, diese Ehe
aufzulösen und wen auch immer sie wünscht zur Ehe auszuwählen. Sie antwortete: „Ich
akzeptiere die Wahl meines Vaters. Meine Absicht war es, die Frauen wissen zu lassen,
dass die Väter nicht das Recht haben, sich in die Eheschließung einzumischen.“ (Ahmad,
Nasa’i und Ibn Majah)
Bis ins 20. Jahrhundert kämpfte man in Europa für die Recht der Frau.
Folgende Rechte brachte der Islam im schon 7. Jahrhundert:
– Recht auf Bildung:
…„Es ist die Pflicht jedes muslimischen Mannes und jeder muslimischen Frau, nach Wissen zu streben.“ (Ibn Majah)
– Recht auf Erbschaft
Den Männern steht ein Teil von der Hinterlassenschaft ihrer Eltern und Verwandten zu, und ebenfalls den Frauen steht ein Teil von der Hinterlassenschaft ihrer Eltern und Verwandten zu. Sei es wenig oder viel. (Das gilt) als vorgeschriebener Anteil.
(Sure 4, Vers 7)
– Recht auf finanzielle Selbstverwaltung
Und wünscht euch nicht das, womit Allah die einen von euch vor den anderen ausgezeichnet hat! Den Männern steht ein (bestimmter) Anteil zu von dem, was sie erworben haben. Ebenso den Frauen. Und bittet Allah (um etwas) von seiner Huld (statt einander zu beneiden)! Allah weiß über alles Bescheid.
(Sure 4, Vers 32)
– Recht auf Erwerbsarbeit
Beispiel: Hazrat Khadija (Frau des Propheten [saw])und Hazrat Fatima [ra], die als Geschäftsfrauen tätig waren.
Lieber Herr Chaudhry,
nach dem (ziemlich reißerischen) Einstieg in diesen Thread (mit dem ich leider erst jetzt befassen kann) kam in mir die Hoffnung auf, hier könne, wie von Abraham gefordert, tatsächlich so etwas wie eine Diskussion MIT Muslimen statt über DEN Islam zustande kommen. Nun aber, nach vollständiger Lektüre, kann ich meine tiefe Enttäuschung nicht verhehlen – nicht nur, weil Sie der einzige muslimische Diskutant geblieben sind, sondern auch wegen der Art der Diskussion.
Ich schätze es sehr wohl, dass Sie sich dazu bereit erklärt haben (auch wenn das ein Heimspiel für Sie ist), noch mehr aber achte ich die Bereitschaft Ihrer Kontrahenten Fox, Norbert und Schnippsel, sich fachkundig zu machen und sich auf ein ihnen selbst fremdes Feld zu begeben. Daraus spricht echtes Interesse und Bereitschaft, sich mit Überzeugungen anderer auseinanderzusetzen, und sie haben es nicht verdient, einfach in die Schublade „islamophober“, im Sinne der Konferenzen von Durban des „Rassismus“ verdächtiger „Islamkritiker“ geworfen zu werden (vgl. Schnippsels Hinweis in # 41, 6 g, Ihr Vergleich Norberts mit Geert Wilders in # 23 und Ihre Äußerung über Schnippsel in #46).
(A propos Schnippsel: Um zu begreifen, wie sehr Sie bei ihm daneben liegen, sollten sich einmal seine Diskussion im Thread „Wer hat Angst vorm Heiligen Vater“ von Januar 2011 mit Abraham und mir ansehen, besonders # 27-29, wo er mindestens so scharf und kenntnisreich mit dem Katholizismus ins Gericht geht.)
Doch es geht nicht nur um Sie. Ist es nicht merkwürdig: Ihnen billigt man einen ganzen Thread zu, um lang und breit auszuführen, WOFÜR sie stehen, bei ihren Kritikern schaut man nur darauf, WOGEGEN sie sind, unterstellt ihnen sogar „Paranoia“ (# 36) und behauptet, sie betrieben „das Geschäft der Fundamentalisten“ (# 27)!
Hand aufs Herz: Sind Sie bereit, sich auf einen Disput darüber einzulassen, WOFÜR sich diese einsetzen: allem voran die Verteidigung der universalen Menschenrechte? Und diese schließen das Recht auf Kritik, auch an religiösen Grundpositionen ein – also auch des Islam, der nicht per se sakrosankt ist und keine Sonderrechte zu beanspruchen hat. – Ihre abfälligen Äußerungen über „selbstbestimmtes Leben“ und über Werte der liberalen Gesellschaft, die offenbar nicht Ihre sind („Was sind die Werte der liberalen Gesellschaft??? Gibt es überhaupt noch Werte?“ – # 55) lassen daran zweifeln.
Und mit Verlaub: Wenn Sie im Ernst „keinen Widerspruch zwischen dem Grundgesetz/Menschenrechten und der Scharia“ sehen und wenn ich daran denke, welche Vorstellung von Menschenrechten hier wohl zu zugrunde liegen, da dreht sich auch mir der Magen um, wie Fox dazu treffend bemerkt (# 56). Und ausgerechnet Sie behaupten in der Einführung, hier würde doch nur „nachgekaut“, was von „Mutter Bild vorgekaut“ wird! – Für wie blöde halten Sie eigentlich die Diskutanten hier?
Um uns recht zu verstehen: Keiner der Diskutanten (und ich schon gar nicht) verwehrt Ihnen das Recht, Ihre religiösen Grundüberzeugungen aus dem Koran zu beziehen, und Sie können dies, wenn Sie unbedingt wollen, auch als unverfälschtes Wort Gottes ansehen – soweit es sich wirklich um religiöse Fragen handelt!
Etwas ganz anderes ist es aber, wenn Sie den behaupteten Ewigkeitswert der Aussagen gleich noch auf alle möglichen nicht religiösen Lebensbereiche ausdehnen. Wenn Sie z.B. vermeintlich ewige „Richtlinien“ für den Staat aus eigenen religiösen Vorstellungen ableiten und als verbindlich auch für Menschen anderen Glaubens erklären (und dies auch noch in absurder Weise als „säkularen Staat“ bezeichnen – etwa so wie im Iran?). Auf diese Weise wird Religion zu totalitärer Ideologie. Und Ihre absurde Äußerung über die Vereinbarkeit der Scharia mit Grundgesetz und Menschenrechten zeigt, wie notwendig es ist, deren Respekt auch von Ihnen und Ihren Glaubensbrüdern (wie Glaubensschwestern) einzufordern.
Zur Klarstellung: Die universalen Menschenrechte können Allgemeingültigkeit beanspruchen, weil sie nicht von irgendwelchen rational unüberprüfbaren Überzeugungen ausgehen, sondern von dem, was allen Menschen ausnahmslos als Menschen gemein ist. Diese Universalität zu beanspruchen hat der Islam ebenso wenig das Recht wie jede andere Religion.
Dass sich diese Frage für das Christentum (zumindest nach heutiger Auffassung) nicht stellt, liegt an der klaren Einschränkung des religiösen Geltungsbereichs wie auch des weltlichen Machtanspruchs in der Bibel: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ Und nicht einmal die schlimmsten Traditionalisten kommen auf die absurde Idee, mit dem Wort „Kaiser“ gebe Gott unmittelbar und „unverfälscht“ die „Richtlinie“ vor, es habe auf dieser Welt auf ewige Zeiten ein Kaiser zu herrschen.
Nicht anders beim Frauenbild: Woraus schließen Sie eigentlich, es sei Allahs Wille, dass die Bedingungen und Rollenverteilungen von Mann und Frau in der Kameltreibergesellschaft des 7. Jahrhunderts für ewige Zeiten zu gelten hätten? – Und was die dumme Begründung betrifft, der „Vorrang des Mannes ergibt sich aus seiner größeren körperlichen Stärke“: Abgesehen davon, dass dies ein lächerliches Klischee ist: Gibt es nichts anderes als körperliche Stärken? Wie ist es eigentlich, wenn der Mann das Pech eines Unfalls hat und gelähmt im Rollstuhl sitzt: Muss er dann nicht logischerweise seinen „Vorrang“ vor den Frauen verlieren? Und wie grenzen Sie sich dann von Nazi-Ideologie ab, die auch auf vermeintliche körperliche Merkmale zurückgriff, um den „Vorrang“ der arischen Rasse vor allen anderen zu begründen?
– Auch das gehört zu den „Werten“ der westlichen Gesellschaften (von denen Sie ja nichts halten), dass Ungleichheit der Menschen, nicht nur in körperlicher Hinsicht (und nicht einmal Gebrechlichkeit) eine Ungleichstellung rechtlicher Art begründen kann – damit solche Perversionen nie mehr Wirklichkeit werden! Denn wer Geschichtlichkeit leugnet, wer aus Geschichte nichts lernen will, der ist gezwungen, die schlimmen Fehler und Verirrungen der Vergangenheit zu wiederholen.
Und was mich noch schockiert (worauf schon Schnippsel in # 41, 6e hinwies): Ihre Leugnung der Tatsache, dass bei Menschen, die geschichtliche Wesen sind, verschiedene Lebensbereiche und -formen, so auch religiöse Überzeugungen, sowie kulturelle Traditionen (in positiver und auch negativer Hinsicht) sich notwendigerweise gegenseitig durchdringen, im eigenen Bewusstsein oft nicht mehr unterscheidbar werden. Und auf Grund dessen meinen Sie, alles, was Ihnen gefällt, auf den Koran und Ihre religiösen Überzeugungen projizieren, alles Negative und alle Perversionen wie Zwangsheirat, „Ehrenmorde“ usw. ausschließlich auf (von Ihnen nicht benannte) „Traditionen“ abschieben zu können. – So billig kommen Sie hier nicht davon!
Wenn das alles so „unislamisch“ ist, warum kommen dann solche Verirrungen vorwiegend (um nicht zu sagen fast ausschließlich) in islamisch geprägten Ländern bzw. Gemeinschaften vor – und zwar umso massiver, je stärker die Religion das öffentliche Leben bestimmt? (So hat z.B. eine Studie in Deutschland nachgewiesen, dass die Gewaltbereitschaft unter moslemischen Jugendlichen desto größer ist, je stärker ihr Leben von religiösen Prinzipien geprägt ist.)
Gotthold Ephraim Lessing, der in Deutschland (in Theorie wie auch in seinem Leben) als Verkörperung des Toleranzprinzips gilt, vergleicht in der berühmten Ringparabel in „Nathan der Weise“ von 1779 die drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam mit drei Ringen, bei denen man nicht mehr erkennen kann, welcher der „echte“ ist – auf die Religion bezogen: welche die „wahre“ ist. Und er fordert, die Entscheidung darüber einem „höheren, weiseren Richter“ zu überlassen und sich dies nicht selbst anzumaßen. Für Menschen gibt es nur eine Möglichkeit, die „Wahrheit“ ihres Glaubens erkennbar zu machen: „Es eifre jeder seiner unbestochnen, von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe jeder um die Wette, die Kraft des Steins in seinem Ring an Tag zu legen!“
Und ähnlich heißt es in der Bibel: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“
Es geht also nicht um absolute „Wahrheit“ – schon gar nicht um die Anmaßung, sie zu „besitzen“ – es geht um „Wahrhaftigkeit“. Wahrheit ist abstrakt, Wahrhaftigkeit ist immer konkret. Ein Disput um die „Wahrheit“ im Koran hat also nur insoweit einen Sinn, als er „Wahrhaftigkeit“ im Auge behält.
Bei Wikipedia wird diese wie folgt definiert:
„Wahrhaftigkeit bezeichnet das subjektive „Für-Wahr-Halten“ der eigenen Aussage in einem konkreten Kontext. Die Unwahrhaftigkeit aber setzt da ein, wo der Mensch sich selbst etwas vormacht, wo er auch sich selbst gegenüber nicht zugibt, dass er lügt, wo er sich die Verhältnisse vielmehr so zurecht legt, dass er sich selbst gegenüber den Schein der Ehrlichkeit wahrt. […] Viel gefährlicher aber wird es, wenn er sich die Verhältnisse so zurecht legt, dass er seine Aussage und sein Verhalten verantworten zu können glaubt.“ (Otto Friedrich Bollnow: Wesen und Wandel der Tugenden, zitiert nach Ulrich Wickert S. 229 ff.)“
Der perverse männliche „Ehr“begriff, wie er in vielen islamischen Gemeinschaften das Zusammenleben und die Unterdrückung der Frau bestimmt, der den „Schein“ nach außen aufrecht erhalten will, ist danach eine Paradebeispiel für „Unwahrhaftigkeit“.
Und „Wahrhaftigkeit“ erfordert, dass ich mich diesen Problemen und deren Auswirkungen stelle – gleich, ob sie von mir oder mir Nahestehenden verursacht sind oder nicht. Das ist auch eine Frage der Menschlichkeit. Denn es handelt sich hier nicht um Theorien oder abstrakte Regeln, sondern um Menschen, die oft Unvorstellbares erleiden. – Wie also kann man, wenn man sich im Besitz der „Wahrheit“ glaubt, anderen Suren (oder auch Bibelzitate) um die Ohren schlagen, es an so grundlegender Empathie mit leidenden Menschen aber fehlen lassen, mit der Ausrede, dass das alles mit dem eigenen Glauben nichts zu tun habe?
Als unwahrhaftig erscheint mir, jede Frage nach den Ursachen islamistischer Gewalttaten mit dem Hinweis abzuwürgen, das sei doch „unislamisch“ und die große Mehrheit der Muslime sei doch völlig friedlich. – Gott sei Dank ist sie das! Das macht aber keines der Opfer wieder lebendig und verhindert vor allem nicht weitere Opfer.
1992 gab es, so in Mölln und Solingen, Brandanschläge Rechtsradikaler gegen Asylbewerberheime und türkische Mitbürger. Ich habe damit ebenso wenig zu tun wie fast alle Deutschen. Doch das Schreckliche geschah von Deutschen und mit Verweis auf ihr Deutschsein, also auch in meinem Namen. Und ich habe mich gegenüber unseren türkischen Nachbarn, mit denen wir seit 20 Jahren in bestem Einvernehmen leben, zutiefst geschämt. Ich habe in der Schule Unterschriften für eine Erklärung des Mitgefühls gesammelt, mit Hilfe unserer Nachbarn eine Erklärung in Türkisch angefügt und der türkischen Botschaft übermittelt. Und Hunderttausende Deutscher haben mit Lichterketten gegen die Gewaltexzesse demonstriert.
Auch das war eine Frage der „Wahrhaftigkeit“, das Übel, das andere verursachen und das man schärfstens verurteilt, als Herausforderung für sich selbst anzunehmen. Und indem der Spuk tatsächlich ein Ende fand, hat sich auch die Kraft solcher Wahrhaftigkeit erwiesen.
Ob „Islam“ wirklich „Frieden“ bedeutet, wie Sie so kategorisch und ex cathedra verkünden, ist nicht aus dem Koran abzulesen, sondern erweist sich in der Praxis, im konkreten Engagement. Und es hängt nicht davon ab, was als „islamisch“ zu gelten habe und was nicht, wer die oder die Sure „richtig“ interpretiert. Es hängt vielmehr davon ab, ob Sie mit Ihren Glaubensgenossen – gemeinsam mit Andersgläubigen und allen anderen, die an friedlichem Zusammenleben interessiert sind, das Ihnen Mögliche TUN, um dem Spuk der Gewalttaten ein Ende zu bereiten. Und es wäre verdienstvoll, wenn Sie nach langen theoretischen und oft weltfremden Diskussionen eine Debatte darüber führten, wie dies zu bewerkstelligen ist und wer welchen Beitrag leisten kann.
Und das wäre zugleich die beste Möglichkeit, die „Wahrheit“ und die Kraft dessen, woran Sie glauben, unter Beweis zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Engelmann
Vielen Dank Herr Engelmann für Ihren ausführlichen Beitrag. Ich finde diese ganze Diskussion äußerst aufschlussreich. Und auch ich habe am Anfang noch einige Hoffnungen gehegt. Schaut man sich aber den genauen Verlauf und die Argumentationssmethodik von Herrn T.Chaudhry an, so stelle auch ich fest, dass die Welten in denen wir leben, weit, sehr weit von einander entfernt liegen. Besonders interessant ist, dass die Kernfragen unberührt bleiben, die Diskussion wurde stets auf Nebenschauplätze gelenkt.
Und Annas Aussage unter #42 stellt sich im Nachhinein als, pardon, etwas naiv heraus:
„Ich bin immer wieder von Neuem darüber erstaunt wie auch aufgeklärte, gebildete Menschen offensichtlich mehr Vertrauen in die Wirksamkeit autoritärer Maßnahmen als in demokratisch-freiheitliche Grundrechte zu haben scheinen. Wie anders soll denn “unsere Freiheit” verteidigt werden, wenn nicht gerade mit unseren westlichen Werten?“
Diese werden ja gar nicht gewürdigt. Viele, die sie für sich gerne in Anspruch nehmen, lehnen sie bei der Gewährung anderen gegenüber sogar ab. Na dann.
@ Herr Engelmann und fox
Erst einaml glaube ich Ihnen nicht, dass Sie all meine Aussagen gelesen haben! Ich hoffe es, aber ansonsten kann ich mir Ihre Kommentare nicht erklären.
Nochmal ganz kurz zu Ihren Aussagen:
Meine Frage lautete: „Was sind die Werte der liberalen Gesellschaft??? Gibt es überhaupt noch Werte?“
Genau diese Frage habe ich mal den Menschen auf der Straße gestellt (im Rahmen einer Bürgerbefragung für die Sendereihe Islam im Brennpunkt) Es konnte mir keiner beantworten! Eine Frau antwortete mit: „Arbeiten!“ Das meine ich damit, wenn ich danach Frage.
Weiterhin sehe ich keinen Grund für die Ablehnung der von Ihnen genannten Werte.
Ich bin für eine strikte Trennung von Staat und Religion. Der Staat ist für das gesellschaftliche Leben (Schutz und Ordnung) zuständig und die Religion ist für die moralische Erziehung der Menschen zuständig.
Eine Frau soll selbst entscheiden dürfen, wen sie heiraten will, ob sie arbeiten will. Ich verstehe nicht wie sie „Vorrang“ (der nur für eine bestimmte Situation gilt) auf alle Bereiche des Lebens projezieren!
Ich bin für ein selbstbestimmtes Leben der Frau.
Außerdem tun Sie ja so als ob alle muslimischen Frauen ganzkörperverhüllt und in Ketten zu hause festgehalten werden, um auf ihre tägliche Ration Tracht prügel zu warten!
Ich bin für Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit…
und finde all diese Rechte auch im Koran und in den Überleiferungen wieder.
Auch sie dürfen kritisieren. Es ist ihr Recht! Und genauso ist es mein Recht zu sagen, dass sie damit falsch liegen oder teilweise auch richtig liegen.
Ich bin gegen Ehrenmord und Zwangsheirat! Ich sehe es wie viele andere als unislamisch an!
Ich bin gegen Blasphemiegesetze, gegen Todesstrafe bei Apsotasie!
Ich bin gegen die Ideologien der sogenannten islamischen Staaten (Iran, Saudi Arabien, Afghanistan usw), die vollkommen der islamischen Lehre (gemäß vieler Muslime) widersprechen.
Auch ich schäme mich für die Taten einiger Muslime, bin sogar traurig darüber, jedoch verweise ich immer darauf, dass ich etwas anderes unter der Lehre des Islams verstehe als solche Menschen.
@ fox
Wieso soll sich meine Feststellung „im Nachhinein als naiv herausstellen“?
Sie haben sich doch selbst dazu bekannt, dass Sie nicht für „autoritäre Maßnahmen“, also Verbote, sind.
Jetzt nun etwa doch??
Und Herr Engelmann hat doch lediglich im Detail erläutert, womit er nicht einverstanden ist, was Tahir Chaudhry über seine Auffassung des Islams schreibt.
Was soll das denn mit meiner Feststellung zu tun haben?
Was ICH nicht verstehen kann ist, warum man denn die Menschen nicht einfach das glauben lassen kann, was sie wollen. Welchen Schaden soll das denn anrichten?
Bitte genau und differenziert antworten. 😉
@ 45./49./61. Anna
Sie unterstellen Andersdenkenden permanent, sie wollten den Islam „verbieten“, obwohl diese Forderung von keinem der Diskutanten erhoben wurde.
Offenbar können Sie es sich nicht vorstellen, dass jemand eine andere Meinung, Ansicht oder religiöse Überzeugung kritisiert, ohne diese zugleich verbieten lassen zu wollen.
Eine etwas liberalere Geisteshaltung würde Ihnen guttun.
Und selbstverständlich sollen die Leute auch glauben, was sie wollen. Wer hält sie denn davon ab?
Ich unterstelle hier keinem etwas, ich frage nur, was denn Sinn und Zweck der Islamkritik sein soll. Ausser von Norbert, der mir freundlicherweise ganz klar in # 44 darauf geantwortet hat („möglichst wenig Islam in Deutschland und Europa“ und „statt dessen möchte ich Humanität, Menschenrechte, Rationalität und Aufklärung“), kann sich fox ja nicht nicht zu einer konkreten Antwort durchringen. „Zustände verbessern, Mißstände abbauen“, ist mir zu pauschal – sorry.
„Eine etwas liberalere Geisteshaltung würde Ihnen guttun.“
Es sieht fast so aus, als ob wir „liberale Geisteshaltung“ unterschiedlich definieren.
Ich möchte ja gerade, dass jedem das Recht auf Religionsfreiheit zugestanden wird.
Und natürlich können Sie und fox über „den Islam“ denken, sagen und schreiben, was Sie wollen. Ich werde mich sicher nicht mehr dazu äußern.
Ich mus mich nun zum wiederholten Male schwer wundern, Anna. Ich kann Ihnen schlecht unterstellen, meine Texte nicht gelesen zu haben. Aber verstanden haben Sie sie jedenfalls überhaupt nicht. Ich habe klare Antworten gegeben!
@ Tahir Chaudhry # 60
Dies hier ist ein Diskussionsforum, wo Meinungen und Theorien miteinander und gegeneinander ausgetauscht werden, was sonst? Sie haben also keinen Anlass, sich von widerlichen moralisierenden Beiträgen zu irgendwelchen Bekenntnissen zu Ihren persönlichen Einstellungen und Handlungen nötigen zu lassen. Das können Sie getrost Leuten überlassen, die nicht müde werden das Blog dazu zu nutzen, auf narzisstische Weise ihre guten Taten und Aktivitäten hier ins rechte Licht zu rücken. Wenn ich einer anderen Kultur oder Nation entstammte und mir ausgerechnet die Kinder von Massenmördern, deren Verbrennungsöfen noch nicht ganz erkaltet sind, vorhalten wollten, welche Lehren ich aus der Geschichte zu ziehen hätte, denen würde ich was anderes erzählen.
Sie stellen hier stattdessen Ihre Lesart des Islam anhand von Koran-Interpretationen vor und grenzen diese ab sowohl von traditionalen Deutungen samt daraus resultierender gesellschaftlicher Praxis in bestimmten islamischen Gesellschaften und Kulturen als auch von den Deutungen einer bei uns gängigen pauschalierenden „Islamkritik“, hinter der sich vielfältig in Wirklichkeit nichts anderes als eine manifeste Muslimenfeindschaft verbirgt. Insofern ist Ihre Erörterung ein vollkommen legitimes und aufklärerisches Unterfangen, das es verdient, auf produktive Weise diskutiert zu werden.
Geschichtlichkeit, wie Engelmann sie hier reklamiert, bedeutet das Gegenteil von dem, was er mit einem vordergründigen Hinweis auf Lessing und einer seichten Begründung zur Universalität der Menschenrechte hier, im gewohnt schrillen Überzeugungs-Brustton, vorträgt. Sie würde uns Bescheidenheit lehren im Hinblick auf die widersprüchliche Wechselgeschichte von Barbarei und Zivilisation in unserer eigenen Tradition, von woher vielleicht nur ein verstehender und zugleich angemessen kritischer Zugang zu den religiösen und kulturellen Traditionen und Haltungen anderer möglich wäre, mit dem Ziel einer gemeinsamen Entwicklung eines humanen Fortschritts, wo, wie an derartigen Kulturkämpfen hier ersichtlich, für uns das Ende der Fahnenstange noch lange nicht schon dadurch erreicht ist, dass uns die Alliierten vor gerade mal sechzig Jahren in diesen Angelegenheiten zwangsassimiliert haben.
@ # 62 Goofry
Sie halten Anna vor, sie unterstelle „Andersdenkenden permanent, sie wollten den Islam ‚verbieten‘, obwohl diese Forderung von keinem der Diskutanten erhoben wurde“.
Es stimmt, keiner hat gefordert, Islam zu verbieten. Allerdings zieht sich durch die „Islamkritik“ wie ein roter Faden die Forderung nach Einschränkungen für die Ausübung der islamischen Religion. Norbert hat zur Untermauerung unter #28 auf den Jura-Professor Schachtschneider verwiesen, der die im Grundgesetz geschützte Religionsfreiheit auf „Bekenntnisfreiheit“ eingrenzen will und (entgegen dem Wortlaut des Grundgesetzes) bestreitet, dass unsere Verfassung auch die Religionsausübung schützt.
@ # 47Werner Engelmann
Ein ähnlich begrenztes Freiheitsverständnis offenbaren auch Sie, wenn sie meinen, Tahir Chaudhry müsse sich nach dem (heutigen) Christentum mit seiner „klaren Einschränkung des religiösen Geltungsbereichs“ richten. Erstens ist das ein grandioses Missverständnis des Christentums (denn nicht wenige Menschen begründen ihr Engagement in der Dritte-Welt-, Friedens-, Umwelt- und Arbeiterbewegung – also außerhalb des „religiösen Geltungsbereichs“ – mit ihrem Verständnis des Christentums), zweitens eine Verdrehung dessen, was Chaudhry in Bezug auf seine Auffassung der islamischen Religion in einem freiheitlichen Staat schreibt, drittens fordern Sie selber (wie ich meine in anmaßender Weise) Chaudhry zum „Tun“ auf und verlangen damit von ihm, sich als Muslim eben nicht auf den „religiösen Geltungsbereich“ zu beschränken.
Zu einfach machen Sie sich es auch damit, wenn Sie schreiben, um einen Gegensatz zu Religionen zu postulieren: „Die universalen Menschenrechte können Allgemeingültigkeit beanspruchen, weil sie nicht von irgendwelchen rational unüberprüfbaren Überzeugungen ausgehen, sondern von dem, was allen Menschen ausnahmslos als Menschen gemein ist.“ Es scheint Ihnen entgangen zu sein, dass z.B. der frühere Verfassungsrichter Hans-Jürgen Papier von dem Widerspruch spricht, dass das Grundgesetz auf einer Werteordnung beruht, die es aus sich nicht begründen kann.
@ Werner Engelmann (Nachtrag)
Wenn Sie sich empören, den Kritikern des Islams hier im Blog werde zu unrecht vorgeworfen, sie betreiben das Geschäft der Fundamentalisten, dann sollten Sie auch meinen Beitrag # 27, auf den Sie verweisen, nicht zur Unkenntlichkeit verkürzen. Ich habe nämlich mit Bezug auf Norbert geschrieben: „Sicher rechtfertigt Al-Qauida ihren Terror mit Koranversen. Nur: Wenn Sie für diese Auslegung des Korans alle Muslime haftbar machen, besorgen Sie das Geschäft der Fundamentalisten, die eben gegen alle andere muslimische Auffassungen ihre Sicht des Islam zu einzig verbindlichen machen wollen.“
@ Heinrich
Sie schreiben: „Sie (T.Chaudhry) haben also keinen Anlass, sich von widerlichen moralisierenden Beiträgen zu irgendwelchen Bekenntnissen zu Ihren persönlichen Einstellungen und Handlungen nötigen zu lassen.“
Aber das, was T.Chaudhry unter #55 schreibt, hat Sie nicht vor den Kopf gestoßen? Das ist also aus Ihrer Sicht völlig in Ordnung?
Außerdem: niemand hat Herrn Chaudhry zu irgendetwas genötigt.
Die Kritik, die in diesem Thread geübt wird, ist alles andere als pauschalierend. Und der Aufklärung über den Islam wird kein Dienst erwiesen, wenn Gegensätze fleißig geleugnet und persönliche Ansichten eines Einzelnen als allgeneingültig hingestellt werden.
Widerlich finde ich v.a. diese Einstellung:
„Wenn ich einer anderen Kultur oder Nation entstammte und mir ausgerechnet die Kinder von Massenmördern, deren Verbrennungsöfen noch nicht ganz erkaltet sind, vorhalten wollten, welche Lehren ich aus der Geschichte zu ziehen hätte, denen würde ich was anderes erzählen.“
Massenmörder gab es leider nicht nur in Deutschland. Sie gibt es heute noch. Und sie immigrieren auch in dieses Land. Nur zur Klarstellung: ich beziehe mich hier nicht ausschließlich auf religiöse Fanatiker. Macht es da Sinn, solche Sätze wie oben zu schreiben? Macht es Sinn, wenn wir unsere Lehren aus dem Dritten Reich, in dem Menschenrechte nichts galten, vergessen und unsere Augen vor den Mißständen in Einwanderermilieus verschließen?
nochmal zur Info! Diesen Satz habe ich nicht geschrieben! Es war Heinrich! Dort steht @ Tahir Chaudhry!
“Wenn ich einer anderen Kultur oder Nation entstammte und mir ausgerechnet die Kinder von Massenmördern, deren Verbrennungsöfen noch nicht ganz erkaltet sind, vorhalten wollten, welche Lehren ich aus der Geschichte zu ziehen hätte, denen würde ich was anderes erzählen.”
@ fox
… nur zur Sicherheit, dass hier richtig zitiert wird. (Es muss klar deutlich werden, wer hier was gesagt hat!)
zur Aussage: „Und der Aufklärung über den Islam wird kein Dienst erwiesen, wenn Gegensätze fleißig geleugnet und persönliche Ansichten eines Einzelnen als allgeneingültig hingestellt werden.“
Es ist wie ich bereits sagte nicht nur meine Ansicht. Es ist die Ansicht der Gemeinde, zu der ich gehöre (wenn Sie mir nicht glauben dann besuchen Sie: http://www.ahmadiyya.de). Außerdem unterstützen auch viele andere Muslime einen großen Teil meiner Ansichten
@ Heinrich
„Sie stellen hier stattdessen Ihre Lesart des Islam anhand von Koran-Interpretationen vor und grenzen diese ab sowohl von traditionalen Deutungen samt daraus resultierender gesellschaftlicher Praxis in bestimmten islamischen Gesellschaften und Kulturen als auch von den Deutungen einer bei uns gängigen pauschalierenden “Islamkritik” […]“
Vielen Dank für Ihr Verständnis. Endlich versteht das jemand! Genau das versuche ich meinen verehrten Mitdiskutanten zu erklären.
@heinrich
„Wenn ich einer anderen Kultur oder Nation entstammte und mir ausgerechnet die Kinder von Massenmördern, deren Verbrennungsöfen noch nicht ganz erkaltet sind, vorhalten wollten, welche Lehren ich aus der Geschichte zu ziehen hätte, denen würde ich was anderes erzählen“
Ganz und gar unerträglich, wie Sie sich hier auf Kosten der anderen Diskutanten abzugrenzen versuchen und sich als „Unbetroffener“ der deutschen Geschichte anzubiedern suchen. Sie bohren den Finger ganz unbedacht in die schmerzlichsten Wunden und behaupten, die anderen Diskutanten empfänden diesen nicht.
Sie nehmen den Menschen die Geschichte und beanspruchen diese für sich.
Hier diskutieren doch alles gebildete Leute. Bei einer Diskussion kontroverser Positionen kann man also als Ergebnis, wenn schon nicht eine inhaltliche Annäherung oder gar Übereinstimmung, so aber doch zumindest eine Klärung der gegenseitigen Standpunkte erwarten. Dazu ist es aber erforderlich, dass man sich jenseits von Meinungsdifferenzen zumindest auf das bezieht, was die anderen tatsächlich schreiben und was man darunter sinnvollerweise verstehen kann. Sonst ist die Diskussion heillos und sinnlos.
Auf das sprachliche und gedankliche Kauderwelsch von BvG lohnt es sich in dieser Hinsicht nicht einzugehen, vielleicht hilft ihm der Ratschlag, morgens nüchtern zu schreiben, aber auch die von Abraham monierten Beispiele im Text von Engelmann oder auch dessen Charakterisierung der Frage „Was sind die Werte der liberalen Gesellschaft?“ als „abfällige Äußerungen“ deuten, wenn man sie nicht als Dreistigkeit werten möchte, auf einen Mangel an Lesefähigkeit oder -bereitschaft hin.
Da hilft vielleicht: einfach mal im Grundschulwissen kramen und den Unterschied zwischen sog. „Aussagesätzen“ und „Fragesätzen“ in Erinnerung rufen. Eine Frage ist keine Behauptung, das gilt auch und zumal für Annas Satz: „Soll der Islam jetzt verboten werden, oder was?“ (# 42). Den zu einer Unterstellung umzudeuten, daraus gar einen Mangel an liberaler Geistshaltung zu konstruieren (Goofy # 62), dazu gehört schon, elementares Sprachverstehen vorausgesetzt, wie bei gebildeten Leuten eigentlich anzunehmen, einiges an Chuzpe und Bedenkenlosigkeit.
Denn das ist natürlich eine rhetorische Frage, die sich im Kontext nur schwerlich anders verstehen lässt als so, wie Anna später ausdrücklich erläutert: „Ich unterstelle hier keinem etwas, ich frage nur, was denn Sinn und Zweck der Islamkritik sein soll.“ (# 63)
Mit solchen leichtfertigen, wenn nicht böswilligen, Missdeutungen begibt man sich hier aber gerade der Möglichkeit, genau das zu thematisieren: Was soll denn, bitteschön, sonst die Konsequenz aus der angeblich radikalen Inkompatibilität des Islam mit unserer freiheitlich-liberalen Werteordnung sein? Da müssten die Kritiker mal Butter bei die Fisch tun, wie man bei uns hier oben sagt.
Eine Religion zu verbieten oder ihre Ausübung einzuschränken verbietet sich eben für unseren säkularen Staat, der, wie Abraham richtig vermerkt, die Freiheit des Bekenntnisses und der Religionsausübung aus guten Gründen garantiert. Was soll dann das Argument, dass Christen woanders in ihrer Religionsausübung behindert werden, außer zu antworten: eben, das gibt es bei uns umgekehrt nicht und hat es nicht zu geben? Eine Vokabel wie „Ehrenmord“ hat nicht nur in unserem Rechtssystem keinen Platz, sondern gehört komplett aus unserem öffentlichen Sprachgebrauch gestrichen. Das ist doch ein unschätzbarer Vorzug unseres Rechtssystems, dass ideologische Motive bei Straftaten nicht zu berücksichtigen sind. Also ist ein Mord ein Mord und entsprechend zu ahnden. Das Attribut „Ehrenmord“, das einem solchen in den Medien angeheftet wird, dient ja aber in der Öffentlichkeit sowieso weniger der Entschuldigung als der Diskriminierung. Ein Ehrenmord ist im öffentlichen Bewusstsein eine schlimmere Tat als ein gemeiner Mord.
Wenn eine muslimische Stimme öffentlich erklärt und begründet, dass häusliche Gewalt den religiösen Prinzipen des Islam widerspricht, dann soll uns das zuvörderst ein Grund zur Freude sein und nicht ein Anlass für Verdächtigungen. Vielleicht verdient es einmal Erwähnung, dass Vergewaltigung in der Ehe in der Bundesrepublik erst seit 1997 ein Straftatbestand und erst sein 2004 (!) ein Offizialdelikt ist, also auch ohne Anzeige vom Staatsanwalt verfolgt werden kann.
In Preußen wurde erst im Jahre 1812 das „Recht der mäßigen Züchtigung“ der Ehefrau durch den Ehemann per Edikt abgeschafft. In Bayern hatte der Mann das Recht, die Ehefrau „nötigenfalls mit Mäßigkeit“ zu züchtigen, um seine „Stellung“ und seine „Rechte“ durchzusetzen. Das wurde erst 1947 (!) offiziell aufgehoben, auch wenn seit dem Inkrafttreten des BGB am 1.1.1900 nicht mehr angewendet. Soll ich jetzt darüber diskutieren, ob solche erst im 18. Jh. kodifizierten bis dahin offenbar über die Jahrhunderte als Gewohnheitsrecht bestehende Gepflogenheiten dem Geist und Buchstaben der jüdisch-christlichen Kultur entsprachen? Darüber wird zumindest damals eingkeit geherrscht haben. So stand es jedenfalls bis 1918 im Codex Iuris Canonici, dem katholischen Kirchenrecht, und aus der Bibel lässt sich zumindest entnehmen, dass die Frau dem Manne untertan sein soll. Ein klarer Widerspruch gegen den Gleichheitsgrundsatz des GG.
Dies natürlich von mir nicht als Beschwichtigung gedacht, sondern als Hinweise darauf, dass religiöse, kulturelle und moralische Grundsätze einem gesellschaftlich-historischen Wandel unterworfen sind, und dass vor der schlichten Losung: christlich-abendländische Leitkultur contra islamische Barbarei zu warnen ist zugunsten der Unterstützung aller religiösen und säkularen Kräfte, die um einen humanen Fortschritt ringen. Die sind auch in den westlichen Ländern wegen einer Reihe von Relativierungen, z.B. beim Folterverbot, deutlich in die Defensive geraten.
Lieber Tahir Chaudhry,
Heinrich sorgt mit seinen Beiträgen regelmäßig für begriffliche Klarheit und Klärung historischer Zusammenhänge. Er ist aber nicht der einzige, der Sie verstanden hat und wie Heinrich gegen undifferenzierte „Islamkritik“ argumentiert. Ihr Ausruf: „Vielen Dank für Ihr Verständnis. Endlich versteht das jemand! Genau das versuche ich meinen verehrten Mitdiskutanten zu erklären“, dann sollten Sie Anna und mich mit einbeziehen.
@ # 53 fox
Ich komme auf Ihren älteren Beitrag zurück, weil Sie darin erstmals im Ansatz die differenzierte Realität des Islam (also der Gemeinschaft der religiösen Gruppen, die sich auf den Koran berufen) ansprechen.
Wie Tahir Chaudhry weiß ich zwar ich, auf welche Untersuchung die von Ihnen zitierte SPD-Politikerin Lale Akgün ihre Schätzungen stützt. Falls aber 10 bis 15 % der Muslime in Deutschland, die Sie als „Ultraorthodoxe“ oder „Fundamentalisten“ bezeichnen, „zu einem Großteil die Werte einer liberalen Gesellschaft“ ablehnen, dann könnte das sogar ein geringerer Anteil als in der Gesamtbevölkerung. Je nach Fragestellung vertreten 15 % bis 30 % der Bevölkerung in Deutschland demokratiefeindliche rechtsnationale Positionen (zu denen auch die Unterordnung der Frau unter den „deutschen Mann“ gehört), die nicht minder gegen das Grundgesetz verstoßen.
Dagegen muss man mit Mitteln der Bildung und Aufklärung vorgehen, sofern es sich um gesetzestreu lebende Menschen handelt, und versuchen, möglichst viele für unsere freiheitliche Gesellschaftsordnung zu gewinnen. Sofern es um (gar organisierte) Kräfte geht, die aktiv unsere Grundordnung bekämpfen oder gegen Gesetze verstoßen, muss der Staat mit polizeilichen (und wo es um Terror geht auch mit geheimdienstlichen) Maßnahmen sowie den Mitteln der Justiz dagegen halten. Dazu kann auch das Verbot radikaler Gruppierungen gehören.
Sofern Sie die von Ihnen erhobene Forderung, „dass Personen und Gruppen, die das GG nicht vollständig und ohne Einschränkung anerkennen, auf Dauer keinen Platz in Deutschland haben“ sollen, als Aufruf zur Abschiebung verstehen, übersehen Sie, dass es sich auch um Personen handelt, die deutsche Staatsangehörige sind und eventuell auch nie eine andere Staatsangehörigkeit hatten. Wohin wollen Sie diese Leute (und wohin grundgesetzfeindliche Neonazis) abschieben?
Sie fragen weiterhin, wie sich die „Traditionalisten“ unter den Muslimen mit dem Grundgesetz arrangieren. Nun ist, wie Chaudhry zu Recht moniert, der Begriff „Traditionalisten“ recht unscharf, wenn er alle einschließt, die „Riten und Traditionen einhalten und den Koran entsprechend traditionell auslegen“. Diese Definition trifft mehr oder weniger auf alle Muslime, die sich als religiös verstehen. Einige von ihnen, wie die Chaudhrys Ahmadiyya-Gemeinde, haben (auch mit ihrem Verständniss der Scharia) ein nahezu vorbildliches Verhältnis zur Demokratie und zum GG, andere (z.B. die Mehrheit der türkischstämmigen Muslime) kommen gut bis leidlich mit dem Grundgesetz aus (so gut wie Katholiken auf dem Lande in Niederbayern bis in die 1970er Jahre, deren Erziehungsvorstellungen und Einstellungen zur Gleichberechtigung sowie zur Sexualität ebenfalls nicht ganz dem Ideal des GG entsprach).
Schließlich gibt es unter den „Traditionalisten“ Gruppen, die (eher aus kulturellen den religiösen Gründen) wenig Verständnis für die Grundrechte haben. Auch diese Haltung findet sich in der Gesamtbevölkerung (z.B. unter den Evangelikalen oder der Anhängerschaft der Pius-Brüder). Auch solches Verhalten muss eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft aushalten können, sofern nicht Rechte anderer tangiert werden. Nicht tolerieren kann man z.B. die Verweigerung der Selbstbestimmung der Töchter, egal ob es sich um Zwangsheiraten oder um Mord als letztes (und glücklicherweise sehr seltenes) Unterdrückungsmittel handelt. Dagegen muss man wiederum mit Bildung, Aufklärung und Justiz vorgehen.
Orientiert man sich an den Studien untersuchten Indikatoren (wie z.B. im Positiven an der Mitgliedschaft in Vereinen oder Kontakten zu deutschen Nachbarn sowie im Negativen an der Verweigerung der Teilnahme der Kinder am gemischtgeschlechtlichen Sport- und Schwimmunterricht sowie an Schulfahrten), so ist die Gruppe der „problematischen“ Traditionalisten und Fundamentalisten zwar nicht vernachlässigbar, aber sehr begrenzt. Hinzu kommt, dass vermutlich eine Mehrheit der Muslime – auch mangels religiöser Bildung – zu „theologischen“ Debatten nicht fähig ist oder diese nicht für sich relevant findet, weil sie ohnehin keinem Mosche-Verein angehören und ihre Religion kaum praktizieren.
Nach meinen Beobachtungen ist allerdings auch die Gruppe derer, die eine kritische islamische Theologie vertreten, noch recht klein. Das mag auch daran liegen, dass auch viele kritische Muslime in der gegenüber dem Islam eher unfreundlichen öffentlichen Stimmung eine apologetische Haltung für angebracht halten. Die „innermuslimischen“ Debatten sind möglicherweise offener.
Heinrich schreibt aber richtig, dass „dass religiöse, kulturelle und moralische Grundsätze einem gesellschaftlich-historischen Wandel unterworfen sind“. Ein Wandel findet auch in der muslimischen Gesellschaft in Deutschland und in Europa statt. Alles deutet darauf hin, dass dieser nicht grundsätzlich anders als in der jüdischen Gesellschaft im 19. und frühem 20. Jahrhundert verlaufen wird: Zum einen haben sich innerhalb von höchstens zwei Generation die „Liberalen“ aus einer Randgruppe zu der dominierenden Mehrheit unter den religiösen Juden entwickelt, zum anderen nahm die Zahl der religiös Praktizierenden immer mehr ab.
@ Abraham
ich finde ihre Beiträge sehr informativ, logisch und stringent. Ich stimme Ihnen in vielen Dingen zu. Auch Anna bringt es immer wieder auf den Punkt mit Ihren kurzen und prägnanten Beiträgen.
Aber ich respektiere auch den Mitdiskutanten fox, der sehr hartnäckig ist und fest in seiner Meinung. Es heißt auch im Koran: „…und streite mit ihnen auf die beste Art“. Genau dies tun wir hier.
@ Heinrich
eine Ergänzung zur Erfindung: jüdisch-christliche(-abendländische) Kultur
In der Islam-Debatte wird häufig genau dieser Bindestrich durch Experten, Politiker und Journalisten als Abgrenzungsmittel zum ganz und gar bindestrich-untauglichen Islam eingesetzt. Dem vermeintlichen Angriff auf den Rechtsstaat und auf das Grundgesetz, der freiheitlichen Werte der Gesellschaftsordnung wird reflexhaft Einhalt geboten, indem man belehrend und mit einer Eindeutigkeit sagt: Im Koran steht dies, der Islam sagt jenes, die Scharia befiehlt dieses! Hierbei wird vergessen, wie komplex islamische Traditionen sind und wie verschieden sie gelebt werden. Stattdessen landet man in der öffentlichen Debatte um den Islam immer wieder bei Terrorismus, Ehrenmord, Zwangsheirat und beim Kopftuch und verweist stets auf die drohende Kapitulation „unserer Kultur“.
Als Europa noch Abendland hieß, waren die Juden doch alles andere als bindestrichtauglich. Die Geschichte zeichnet ein Gesicht, dass gezeichnet ist von Kriegen, der Unterdrückung, des Antisemitismus und der Gewalt. Die Konstruktion des jüdisch-christlichen ist geprägt von einer Genese des Fortschritts, die in der Reformation und in der Französischen Revolution gipfelt. Erst nach der Schoah begann ein christlich-jüdischer Dialog. Die Parallelen zur heutigen Islam-Debatte sind erstaunlich, wenn man ins 19. Jahrhundert blickt, indem es die Juden waren, die unter Generalverdacht standen Integrationsunwillig zu sein, deren religiöse Tradition als Hindernis angesehen wurde, deren Loyalität bezweifelt wurde, deren Spiritualität als primitiv angesehen wurde und deren Abgrenzung faktisch besiegelt war.
@ Tahir Chaudhry # 75
Es wäre hilfreich, wenn auch Sie das Gesagte aus dem Kontext heraus zu verstehen suchten. wenn Abraham zurecht meint, Sie sollten ihn und Anna mit in das Lob einbeziehen, das Sie mir zollen, so geht es nicht darum, ob deren beider Beiträge „informativ, logisch und stringent“ sind, sondern dass von den beiden Ihre Position gestützt, erläutert und ergänzt wird. Anhand Abrahams differenzierter Antwort # 74 an fox wird dies erneut deutlich, und dahinter trete ich mit meinen bescheidenen Beiträgen bescheiden zurück.
Was Sie mir erklären wollen, ist mir unklar, gerade weil mir das Gesagte natürlich klar ist. Allerdings enthält es Ungereimtheiten. Zunächst hätte Ihnen auffallen können, dass mein Hinweis auf die „jüdisch-christliche Kultur“ einen ironischen Unterton erhält, in Bezug auf die Ungleichheit der Geschlechter und das Züchtigungsrecht des Mannes nämlich.
Gleichwohl ist die „jüdisch-christliche Kultur“ keineswegs eine Erfindung, sondern eine historisch gewachsene Realität. Darüber müsste man einen kulturgeschichtlichen Abriss schreiben. Da Sie es ansprechen, in der gebotenen Kürze aber folgendes: Der zurecht fehlende Bindestrich zum Islam soll diesen keineswegs als Unkultur, sondern als andere Kultur kennzeichnen.
Die seit der Antike grassierende Judenfeindlichkeit des Christentums ändert nichts an dem Sachverhalt, dass das Christentum ursprünglich direkt aus dem Judentum hervorgegangen ist. Als eigentlicher Begründer des Christentums ist nicht die sagenhafte jüdische Jesus-Gestalt, sondern Paulus anzusehen, ein theologisch hochgebildeter pharisäischer Jude, aus der hellenistischen Judengemeinde von Tarsus stammend, der in Jerusalem bei dem berühmtesten jüdischen Gelehrten seiner Zeit, Gamaliel I., studierte.
Die Bedingungen der von beiden Seiten forcierten Loslösung der christlichen Gemeinden vom Judentum und die Verbreitung über das Römische Reich können hier nicht dargestellt werden, aber zu den Eckpfeilern jener Kultur, die sich dann als die „abendländische“ etabliert, gehören zusätzlich die griechische Philosophie und das römische Recht.
Über Jahrhunderte abgetrennt davon und deshalb ohne Bindestrich dazu entsteht der Islam in Arabien, indem Mohamed und seine Nachfolger, zwar mithilfe von Versatzstücken der jüdischen und der christlichen Lehre, aber ohne direkten genetischen Zusammenhang damit, die arabischen Stammeskulte zu einer einheitlichen monotheistischen verschmelzen. soweit jedenfalls mein historisch-kritischer Informationsstand dazu.
Nun könnte man legitimerweise für das Mittelalter von einer griechisch-islamischen Kultur sprechen, denn die Grundlagen der griechischen Philosophie, Mathematik und Medizin sind zu der Zeit im arabisch-maurischen Kulturkreis sehr viel ausgeprägter weiterentwickelt worden als im lateinischen Okzident. Von dort aus sind dann im hohen Mittelalter durch die Übersetzungs – und Kommentatorentätigkeit muslimisch- und jüdisch-arabischer Gelehrter zumal die bis dahin dort unbekannten Schriften des Aristoteles über die iberische Halbinsel und Konstantinopel nach Europa gelangt und haben die im lateinischen Christentum bestimmende scholastische Philosophie eines Albertus Magnus und eines Thomas von Aquin maßgeblich beeinflusst. Mit der dort schon im Mittelalter entwickelten Algebra konnte man hier erst in der Neuzeit etwas anfangen und das naturwissenschaftlich-technische Zeitalter einleiten, während das islamische Reich unter der Herrschaft der osmanischen Sultane wissenschaftlich-technisch und kulturell stagnierte.
„Die Geschichte des Abendlandes ist Ihrer Darstelliung nach gekennzeichnet „von Kriegen, der Unterdrückung, des Antisemitismus und der Gewalt“. Das gilt, bis auf den Antisemitismus, für den islamischen Orient nicht minder. Die Kreuzzügler gelangten in blutigen Schlachten bis nach Jerusalem, aber einige Jahrunderte zuvor musste Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers die islamische Expansion nach Europa stoppen, und einige Jahrhunderte danach stand Syleyman der Prächtige mit seinen Heeren vor den Toren Wiens und drohte dem Kaiser, er werde ihm die Haut abziehen, wenn er ihm die belagerte Stadt nicht übergeben würde.
Über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Antisemitismus des 19. Jh. und den zeitgenössischen Antimuslimismus haben wir an anderer Stelle bereits debattiert.
@ Heinrich
es mir nicht nur wichtig, ob ich in meiner Position gestützt werde, sondern das mir die Dinge logisch und schlüssig erscheinen. Ein Großteil derer und ihrer Aussagen sind dies für mich. Nur so kann ich beurteilen, wenn ich keine emotionsbeladene Aussagen tätige und durchdachte Aussagen mache.
zur christlich-jüdischen Kultur:
Fakt ist, dass diese Konstruktion erst im 20. Jahrhundert entstanden ist. Mir geht es nicht darum, dass der Islam auch zu dieser Kultur gehören sollte. Mir fällt nur auf, dass aus der jüdischen Perspektive diese Feststellung nicht legitim ist.
So sagt Almut Shulamit Bruckstein, die Professorin für jüdische Philosophie: „Nein es gab keine jüdisch-christliche Tradition, sie ist eine Erfindung der europäischen Moderne und eine Lieblingskind der traumatisierten Deutschen.“
@ Heinrich
ich habe schon den ironischen Unterton verstanden. Deshalb auch eine Ergänzung meinerseits, die mir wichtig erschien.
@ # 75 Tahir Chaudhry/# 76 Heinrich
Lieber Tahir Chaudhry,
noch einige Ergänzungen zu den Ausführungen von Heinrich (der keinen Grund hat, sich klein zu machen). Ich stimme ihm zu, dass der Einfluss des Judentums auf die europäische Kultur weit intensiver als der des Islams war, schon deshalb, weil Juden immer als wahrnehmbare und meist „kulturaktive“ Minderheit in Europa gelebt haben. Der Einfluss des Islam war nach Untergang von Andalus eher ein vermittelter, wobei bei dieser Vermittlung – wie es Heinrich erwähnt – Juden schon deshalb eine wesentliche Rolle spielten, weil es in den wichtigen muslimischen Ländern eine jüdische Minderheit gab. Dieses sfaradische Judentum stand im engen kulturellen (und geschäftlichen) Austausch mit dem aschkenasischen Judentum in West- und Osteuropa.
Das Verhältnis der drei „abrahamitischen“ Religionen ist aber komplexer, als es Heinrichs Hinweis auf das Judentum als Wurzel des Christentums (was ein Wort von Paulus ist) erklären kann. Das Christentum positionierte sich im Gegensatz zum Judentum. Es verstand sich nämlich als das „wahre Israel“, der „neu Bund“, der den von Gott verworfenen „alten Bund“ mit dem „verstockten Judentum“ ersetzt. Der Weg zur jüdisch-christlichen Verständigung war lang und ohne den Zivilisationsbruch von Auschwitz (der auch ein Versagen der christlichen Kirchen war) hätte es den Wandel des 2. Vatikanischen Kongresses wohl nicht gegeben.
Trotz der nun entdeckten jüdisch-christlichen Gemeinsamkeiten dürfen wir aber die „strukturellen“ Unterschiede nicht unterschätzen: Während aus dem Ur-Christentum christliche Kirchen mit hierarchischem, Sakramente spendendem Priestertum entstanden sind, hat sich das rabbinische Judentum nach der Zerstörung des 2. Tempels und dem Untergang des „Tempel-Judentums“ dezentrale Gemeinde-Strukturen in der „Zerstreuung“ geben müssen. Die Rabbinen wurden, im Widerstreit miteinander, der im Talmud dokumentiert ist, zu den Interpreten der „schriftlichen und mündlichen Lehre“.
Aber auch der Koran, die Grundlage des Islams, beruft sich auf die jüdische und christliche Überlieferung, worauf Sie, lieber Herr Chaudhry, schon hingewiesen haben. Das sieht auch die jüdische Seite so. Schon Rabbiner Abraham Geiger, die „Leitfigur“ des deutschen liberalen Judentums des 19. Jahrhundert, meinte, dass zahlreiche Elemente aus hebräischer Bibel und rabbinischem Schrifttum im Koran verarbeitet sind. Geiger war wohl der erste „westliche“ Forscher, der in seiner 1833 veröffentlichten Doktorarbeit „Was hat Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen?“ mit historisch-kritischen Methoden den Koran ohne ideologische Vorurteile untersuchte, während christliche Forscher seiner Zeit den Islam nur als Irrtum und Mohammed als Betrüger sahen. Auf die „strukturellen“ Ähnlichkeiten der islamischen und jüdischen „Religionsgemeinschaft“ hatte ich schon mehrfach hingewiesen, wie die dezentrale Gemeindestruktur, aber auch die Auffassung der Religion als einen allumfassenden Auftrag zur „gottgefälligen“ Lebensführung. Ich sehe aber auch eher christlich beeinflusste Bereiche in der islamischen Religiosität, wie die für das jüdische Verständnis befremdliche Orientierung an das Jenseits mit sehr konkreten Vorstellungen von Paradies und „Fegefeuer“. Eine Orientierung, die meiner Meinung nach für manches historische Übel des Christentums sowie für den Märtyrerkult der Djihadisten mit verantwortlich ist.
Noch ein Wort zum Antisemitismus: Auch in islamischen Ländern haben Juden bittere Verfolgung erleiden müssen. Gerade im 18. und 19. Jahrhundert, als in Europa die „bürgerliche Befreiung“ der Juden ihre Früchte trug, verschlimmerte sich die Lage der Juden in weiten Teilen der islamischen Welt. Erinnert sei an die Damaskusaffäre von 1840, wobei die Beschuldigung des Ritualmords, die zur massiven Judenverfolgung führte, von französischen Katholiken ausging. Die französische katholische Antimoderne ist auch die Quelle des modernen Antisemitismus, der über die Moslembrüder den Eingang in die arabische und muslimische Welt gefunden hat.
@ Tahir Chaudhry, # 60
Zunächst war ich sehr erstaunt über die Form des persönlichen Bekenntnisses, das Sie hier abgelegt haben, insbesondere, da Sie ja niemand hierzu aufgefordert hat. Was von Schnippsel (#41, 6e), von Fox (# 56: „Aber dann doch nur Ihrer Auffassung nach, oder besitzen Sie die Deutungshoheit?“) und von mir in #58 eingefordert wurde, ist lediglich die klare Trennung zwischen „autorisierter“ (mit Hinweis: von wem), gängiger (in einer Vielzahl von islamischen Gemeinschaften vorherrschender) und persönlicher Korandeutung sowie persönlichen Überzeugungen (die z.B. auf gesellschaftlichen und eigenen Lebenserfahrungen beruhen und nicht notwendigerweise vom Vorangehenden abgeleitet sind). Denn ein ständiges Oszillieren zwischen diesen Ebenen macht eine sinnvolle, zielgerichtete Diskussion fast unmöglich.
In eine ähnliche Richtung zielte auch (in scharfem Kontrast zu dem, was man mir unterstellte) mein Hinweis auf Lessing, der ja auch wie kein anderer gegen dogmatische Formen – und zwar im Christentum – zu Felde zog und exemplarisch bewies, dass „Religionskritik“ und Toleranz sich keinesfalls gegenseitig ausschließen, sondern sich im Gegenteil geradezu bedingen.
Im interkulturellen und interreligiösen Dialog – auch darum ging es mir – muss ja nicht des Rad erst neu erfunden werden. Es sind schon lange gangbare Wege für ein friedliches Einvernehmen vorgezeichnet, die es zu erkennen gilt.
Und es gibt auch in jeder Kultur unterschiedliche (teilweise sicher widersprüchliche) „Traditionen“. Es kommt nur darauf an, welche man erfasst und weiterführt und welche verschüttet werden. Und es ist (wie ich deutlich gekennzeichnet habe) eine gemeinsame Aufgabe – unabhängig von jeweiligen religiösen Überzeugungen – im Sinne dieses friedlichen Einvernehmens wachsam zu sein. In diesen Zusammenhang ordne ich eine solche Diskussion wie die hier ein. Eben darauf zielte auch mein Hinweis, nach dem Gemeinsamen und nach dem WOFÜR zu fragen statt nur auf das WOGEGEN zu schauen. Freilich schließt dies auch ein, ggf. nachzuforschen, wer mit welchem weltanschaulichen Hintergrund, mit welchem Ziel und Interesse und mit welchen Mitteln solche Ansätze – im Klartext in diesem Zusammenhang: z.B. auch kritische Ansätze der Koranexegese – zu verhindern sucht.
Ich sehe danach in Ihren letzen Äußerungen einen Ansatz einer wohltuenden Klarstellung – zumindest was persönliche Überzeugungen betrifft – und ich bin auch geneigt, dies so zu verstehen, dass Sie meine Anregung anzunehmen bereit wären, sich auf eine Diskussionsebene zu begeben, welche das Erkennen solcher Gemeinsamkeiten erst ermöglicht. Ich erkenne dies umso mehr an, als jedes persönliche Bekennen verletzbar macht, darauf angewiesen ist, dass – unbeschadet unterschiedlicher Ansichten – ein jeder die persönliche Integrität des anderen zu respektieren bereit ist und darauf zu verzichtet, ihn öffentlich an den Pranger zu stellen und lächerlich zu machen.
Ich befürchte nur, dass es nach den darauf folgenden Interventionen nun nicht mehr dazu kommen kann. Denn sie zeigen deutlich, dass eine solche Voraussetzung hier nicht gegeben ist.
Freilich – um wenigstens hier ein vorläufiges Ergebnis festzuhalten: Sie bleiben auch weiterhin die Antwort auf die von mir und Fox (vor allem in # 56) angesprochenen Widersprüche mit vorangegangenen Auslegungen des Korans schuldig, vor allem auf die von Fox (in # 56) wiederholte Frage: „Muss man nicht generell solche Texte in ihrem historischen Kontext betrachten? Können die wesentlichen Inhalte des Korans in eine moderne Welt transferiert werden, ohne dass ihre Aussagen relativiert werden?“
Ich halte es keineswegs für ehrenrührig, Widersprüche einzugestehen, da jeder seine eigenen Widersprüche mit sich trägt herumträgt (und ich nehme mich hier ganz sicher nicht aus). Problematisch wird es erst, wenn diese kategorisch geleugnet, geschichtliche Veränderungen des Verständnisses von Aussagen, die erkennbar in die Lebenspraxis des Einzelnen eingreifen, generell negiert werden. Denn dies macht Widersprüche unauflösbar, führt notweniger Weise zu Dogmatismus (der ja nicht nur in islamischen Gemeinschaften, hier aber offenbar recht verbreitet) zu beobachten ist. Und es erscheint mir daher auch der zentrale Punkt zur Abgrenzung von Fundamentalismus.
Noch ein Letztes: Ich habe die Kategorie der Empathie mit Opfern von bestimmter gesellschaftlicher Verhältnisse ins Spiel gebracht. Sie schieben dies ausschließlich auf „Traditionen“ ab, ich sehe dabei durchaus auch die Rolle, welche bestimmte Formen von „Religiosität“ bei der Erstarrung dieser gesellschaftlichen Verhältnisse oder „Traditionen“ (was freilich in anderem Zusammenhang und möglichst konkret diskutiert werden müsste). Es ist selbstverständlich, dass dabei auch eigene Erfahrungen (auf deren Ausführung ich hier verzichte) eine Rolle spielen, wenn ich meine, dass jede Menschenrechtsverletzung verdient, ernst genommen zu werden, man sich also nicht mit Hinweisen auf „Einzelfälle“ und dergleichen nicht aus der gemeinsamen Verantwortung dafür heraus stehlen darf, was in unserem Land geschieht. Wenn man dies tut und das Geschehen auch aus der Perspektive der Opfer zu sehen versucht, sieht man noch lange keine Gespenster. Und ich bitte Sie herzlich, Äußerungen wie die folgende zu unterlassen, welche offenbar den Eindruck einer pathologischen Einstellung erwecken sollen: „Außerdem tun Sie ja so als ob alle muslimischen Frauen ganzkörperverhüllt und in Ketten zu hause festgehalten werden, um auf ihre tägliche Ration Tracht prügel zu warten!“
@ Abraham, # 66, 67
Es ist richtig, dass sich Ihr von mir monierter Beitrag in #27 auf Norbert bezieht, allerdings ändert der Zusatz in der Aussage nichts. Zudem äußern Sie sich in # 29 in der gleichen Weise, und zwar im Plural:
„Wer sich also als Muslim zum Islam bekennt, ist –unbeschadet seines möglicherweise gänzlich anderen Verständnisses der Religion – für den von „Islamkritikern“ definierten Islam verantwortlich, weil es in den Augen der „Islamkritiker“ keinen anderen Islam geben kann.“
Zusätzlich habe ich das Zitat mit dem entsprechenden Hinweis versehen, so dass jeder, der will, den Kontext schnell überprüfen kann. Mein Vorgehen ist also, insbesondere, wenn man bedenkt, dass jedes Zitat auf Kernstellen reduziert werden muss, wenn man ausufernde Beiträge vermeiden will, völlig korrekt.
Sie dagegen tun genau das, was Sie mir vorwerfen:
„Ein ähnlich begrenztes Freiheitsverständnis offenbaren auch Sie, wenn sie meinen, Tahir Chaudhry müsse sich nach dem (heutigen) Christentum mit seiner „klaren Einschränkung des religiösen Geltungsbereichs“ richten.“
Die genannte „Einschränkung des religiösen Geltungsbereichs“ ist in meinem Beitrag # 58 völlig unmissverständlich darauf bezogen, warum sich die Frage der Trennung von Kirche und Staat im Christentum nicht stellt, und es steht nirgendwo die von Ihnen genannte Aufforderung an Herrn Chaudhry.
Ziemlich lächerlich erscheint mir Ihre Gleichsetzung eines freiwilligen sozialen Engagements, das auf ganz verschiedene Weise und eben auch nach christlichen Grundsätzen begründet werden kann (Warum auch nicht?) mit einem als unantastbar angesehenen System, das staatliche Grundsätze nach vermeintlich ewigen religiösen Offenbarungen für alle Zeiten festzulegen sucht. – Wo bleibt hier die Logik?
Und all das, um mir an den Karren fahren und ein „begrenztes Freiheitsverständnis“ unterstellen zu können?
Wenn Sie sich wenigstens dazu äußern würden, was Sie wirklich stört – vielleicht am Toleranzbegriff und religiösen Verständnis eines Lessing (der steht ja offiziell immer noch auf dem vatikanischen Index) – dann könnte man darüber wenigstens diskutieren.
Ich gestehe, dass ich von Ihrem Kenntnisreichtum gerade in religiösen Fragen schon viel profitiert habe. Nun frage ich mich aber ernstlich, woran es wirklich liegt, dass Sie hier so deutlich von Ihrer gewöhnlichen sachlichen Argumentationsweise abgehen. Das aber ist nicht mein Problem und ich möchte mich da auch nicht einmischen.
@ fox, BvG, # 68, 71
Es ist ja tröstlich festzustellen, dass es noch Leute gibt, die begriffen haben, wie hier gespielt wird und nach wessen Pfeife man zu tanzen hat. Ich befürchte aber, dass Sie es sich nun auch definitiv mit dem selbsternannten Oberzensor versaut haben (ich will mich nicht zu ordinär ausdrücken, obwohl das in dem Fall treffender wäre). Und das hat, wie Sie ja festgestellt haben, Konsequenzen.
Sie, lieber Fox, haben deutlich gemacht, wie man in der genannten Rolle (ohne groß hinterfragt zu werden) prima zweierlei Maßstäbe anlegen und die Beiträge der Mitdiskutanten sortieren kann: „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Es kann auch niemand sagen, Sie hätten sich hier nicht redlich und ziemlich differenziert um Verstehen anderer Positionen bemüht. Das wird Ihnen auch zugestanden, zumindest so lange Sie sich auf einer theoretisierenden Ebene bewegen, auf der sich nichts festlegen lässt und man so ziemlich alles behaupten kann.
Wenn Sie aber nicht mehr nach dieser Pfeife tanzen, dann kommen verschiedene Sanktionsmechanismen in Gang. Als erstes, lieber BvG, wird Ihnen die Anrede verweigert. Es wird (wie in # 65 und 72) nicht mehr mit Ihnen, sondern über Sie diskutiert –selbstverständlich mit dem Bewusstsein, selbst die Verkörperung des sachlichen Diskutanten darzustellen, dem es ausschließlich um die „Klärung der gegenseitigen Standpunkte“ geht. Wenn Sie dann immer noch Lust haben, Ihren Standpunkt zu äußern, kommt die nächste Stufe dran: Sie werden aus dem Kreis der „gebildeten Leute“ ausgeschlossen, in den Orkus der Ungebildeten geworfen, denen es an jeglicher „Lesefähigkeit“ und elementarsten „Grundschulwissen“ ermangelt und die nur noch in der Lage sind, „Kauderwelsch“ abzusondern.
Sollten Sie aber gar die „Dreistigkeit“ besitzen, mit „widerlichen moralisierenden Beiträgen“ die Diskussion in eine andere, konkretere Richtung zu lenken, dann ist selbst die Verhöhnung als „narzisstischem“ Selbstentblößer nicht mehr stark genug. Jetzt muss der Knüppel aus dem Sack her. Am effektivsten hat sich hierzulande erwiesen, was jemand einmal die „Auschwitzkeule“ genannt hat. Das ruft noch immer die größte moralische Empörung gegen den Angeprangerten hervor. (Wer hat hier eigentlich von „widerlichen moralisierenden Beiträgen“ gesprochen?) Und es eröffnet die Möglichkeit, mit einer gehörigen Prise Sippenhaftung dafür zu sorgen, dass dessen Wunden auch ordentlich aufplatzen (damit sich der „Gerechte“ daran so richtig schön ergetze?) –
Nun dürfen Sie raten, auf welcher Sanktionsstufe Sie angekommen sind. Dass ein Schnippsel hier nur kurz aus der Versenkung auftaucht, ein, zumindest großenteils brillantes Statement abgibt und dann wieder flugs verschwindet, hat ja sicher seine Gründe. Aus Erfahrung wird man klug.
– Hallo, Herr Bronski, wie steht’s eigentlich mit den Blogregeln ??? –
Nun gäbe es sicher noch eine Menge zum Thema zu sagen. Z.B. dass die Fixierung der Kritik auf Widersprüche im Islam, wie sie bei Norbert erkennbar ist, doch sehr kurz gegriffen ist und, wie Annas Reaktion zeigt, zu Spekulationen Anlass gibt wie dem eines Verbots (was natürlich absurd wäre).
Es gäbe aber noch ganz andere Widersprüche zu thematisieren, die der oben angesprochene Ausbruch (sehr wohlgesonnen formuliert) erkennen lässt. Ausbrechen kann schließlich nur, was unter einer wohlgehüteten Decke auch tatsächlich vorhanden ist. Und dies – so mein Verdacht – erfordert Stellvertreterdiskussionen (und wohl auch den pauschalen Topf der „Islamkritiker“), damit die Kritik bloß keine Tabuzonen erreicht, mit denen sich auseinanderzusetzen lieb gewonnene Selbstbilder, so der eigenen „Toleranz“, zerstören könnte. Das aber ist kein Problem, das man den Widersprüchen „des Islam“ anlasten könnte. Zu einer solchen Diskussion, befürchte ich, wird es aber wohl nicht mehr kommen – weder hier noch anderswo.
Bevor nun die nächste Keule niederkracht, verabschiede ich mich lieber und wünsche noch einen schönen Sonntag.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Engelmann
@ Herr Engelmann
zur Frage: „Muss man nicht generell solche Texte in ihrem historischen Kontext betrachten? Können die wesentlichen Inhalte des Korans in eine moderne Welt transferiert werden, ohne dass ihre Aussagen relativiert werden?“
Meine Antwort ist ja.
ich finde es immer wieder erstaunlich wie Menschen so viel Arroganz haben können, dass Sie sich ab und zu in die Diskussion einmischen, ihr Fazit abgeben, alle beurteilen, sich als allwissend darstellen und aus der Diskussion verschwinden.
@ Herr Engelmann
zur Aussage: „Zunächst war ich sehr erstaunt über die Form des persönlichen Bekenntnisses, das Sie hier abgelegt haben, insbesondere, da Sie ja niemand hierzu aufgefordert hat.“
das ist mir bewusst. Ich sah die Notwendigkeit etwas klarzustellen, bevor ich wieder mit Vorwürfen bombadiert werde.
zur Aussage: „Ich halte es keineswegs für ehrenrührig, Widersprüche einzugestehen, da jeder seine eigenen Widersprüche mit sich trägt herumträgt (und ich nehme mich hier ganz sicher nicht aus). Problematisch wird es erst, wenn diese kategorisch geleugnet, geschichtliche Veränderungen des Verständnisses von Aussagen, die erkennbar in die Lebenspraxis des Einzelnen eingreifen, generell negiert werden. “
es geht hier aber nicht um persönliche (selbst „erzeugte“) Einstellungen zu irgendeinem Thema. Stattdessen geht es hier um eine Überzeugung, die ich angenommen habe. Wenn ich darin Widersprüche finden würde, würde ich sofort diese Überzeugung ablegen. Meiner Meinung nach gibt es in der islamischen Lehre für mich keine Widersprüche.
zur Aussage: „jede Menschenrechtsverletzung verdient, ernst genommen zu werden, man sich also nicht mit Hinweisen auf „Einzelfälle“ und dergleichen nicht aus der gemeinsamen Verantwortung dafür heraus stehlen darf, was in unserem Land geschieht.“
Ich glaube Sie haben mich falsch verstanden. Ich nehme mich nicht als Person aus der Verantwortung, sondern meine Religion und sage, dass das kein Produkt dieser Lehre sein kann. Genau hier sehe ich auch meine Aufgabe als gläubiger Muslim Aufklärungsarbeit bei Muslimen sowie Nicht-Muslimen zu leisten.
@ Abraham, @ Tahir Chaudhry
Lieber Abraham, danke für die ermutigende Äußerung, dass ich keinen Grund habe, mich klein zu machen, wozu ich leider gemeinhin allzusehr leide! ich hatte gehofft und erwartet, dass du dich in die Debatte einschaltest. Das Insistieren auf Bindestrich-Philosophien und die Berufung auf professorale Autoritäten stellt für mich eine ungenügende argumentative Basis dar.
Begriffe und Begriffskombinationen sind, wie nicht erst die postmoderne Erkenntnistheorie weiß, immer Konstrukte, lieber Tahir Chaudhry, die sind aber nicht notwendig bloße Erfindungen. Der Begriff des „Mittelalters“ datiert erst aus dem 18. Jh., deswegen ist, was er bezeichnet, aber noch keine Erfindung.
So oder so entwickelt sich aus meinem ursprünglich ironisch gebrauchten Begriffskonstrukt hier eine interessante Diskussion. Dass ich mich hier nicht in die vorgestanzten und ideologisch motivierten Sprach- und Denkmuster von Merkel und Wulff begebe, dürfte hier eigentlich klar sein. Ich habe seinerzeit sinngemäß vermerkt: wenn sie die Juden erst totschlagen müssen, um das Judentum als integralen Bestandteil Deutschlands anzuerkennen, empfehle ich den Muslimen, auf den Titel zu verzichten.
Was ich über den Zusammenhang von Judentum und Christentum vermerkt habe, bezog sich lediglich auf die jüdischen Quellen des Christentums (falls dies wegen der Verstockungs-Metapher ein geeigneter Ausdruck ist als „Wurzeln“). Die Sache ist notwendig komplexer als nicht nur ich sie hier darstellen kann: Die frühen christlichen Gemeinden positionierten sich, wie du weißt, zunächst eben nicht im Gegensatz zum Judentum, sondern zu bestimmten Gruppen innerhalb des Judentums (zumal den Sadduzäern).
Die Ausbreitung des Christentums in nichtjüdischen hellenistischen Kreisen des Römischen Reichs mit dem Verzicht auf die Beschneidung scheint mir nur ein Aspekt der Abgrenzung vom Judentum gewesen zu sein. Zudem gab es wohl in der Frühphase des rabbinischen Judentums „Patriarchen“ (wie auch später bei den Chassidim?), die die Macht hatten, Häretiker aus der Synagoge auszuschließen, was mit den Judenchristen durch Gamaliel II. den Sohn des Lehrers von Paulus, wohl geschah (angeblich mitsamt einem Verfluchungsgebet). Würdest du das so bestätigen?
Die Sache ist aber tatsächlich sehr komplex. Von irgendeiner gemeinsamen Kultur kann natürlich angesichts der Judenfeindschaft von der Antike bis hin zur Neuzeit keine Rede sein und wird natürlich von mir auch nicht behauptet.
Der Untersuchungsgegenstand „Kultur“, das war mein Begriff, geht aber auch weit über die Religion im engeren Sinne hinaus. Ab dem 18. Jh. ist die Kultur in Westeuropa wesentlich auch nicht christlich, sondern säkular bestimmt. Mendelssohn und Heine, Karl Kraus und Tucholsky waren weder Exponenten einer jüdischen, noch waren sie zusammen mit Goethe, Mozart, Eichendorff und Brecht Exponenten einer jüdisch-christlichen, sondern sie alle waren Exponenten einer säkularen Kultur, die sich in geringerem oder größerem Maße aus den genannten religiösen Traditionen speiste.
Der Koran ist überhaupt erst im 18. Jh. in die westeuropäischen Sprachen übersetzt worden und spielt hier insofern eine ganz untergeordnete Rolle. Tatsächlich wurde aber in diesem Jahrhundert der Aufklärung der Islam zumal als irrational und als Paradigma des Fanatismus angesehen, was zu denken gibt. Lessing, in Religionsfragen gegen theologischen Dogmatismus und materialistischen Atheismus gleichermaßen eingestellt, beschäftigt sich intensiv mit dem Islam und sieht darin, wie ich meine in abstrakter Negation zum Christentum, die Vernunftreligion.
Hier noch Gedanken eines mir persönlich bekannten und vertrauten katholischen Theologen und Seelsorgers zum Thema:
http://www.con-spiration.de/texte/trialog.html
@engelmann #80
S.g. Herr Engelmann,
die Anwürfe eines heinrich nehme ich schon nicht mehr ernst, dessen egomanische Attitüde ist nun allzu bekannt und die Trickkiste, aus denen er die Abwertung anderer Diskutanten hernimmt ist auch schon verstaubt. Den fiesen Schlenker auf meine „Nüchternheit“ nehme ich ihm auch nicht übel, er ist schon von selbst übel genug und erklärt sich aus seiner Selbstbesoffenheit. Man soll halt Nachsicht mit den Rücksichtslosen üben…
Die Lufthoheit, die er hier immer wieder anstrebt besteht mehr aus Luft, denn aus Hoheit, doch reicht seine Luft nicht aus, die Pfeife zu blasen und tanzen werde ich nach der auch nicht…