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Forum vom 26. November 2024
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Es geht jetzt um Inhalte, nicht mehr ums Etikett
US-Wahl: „Der Systemsprenger“ und „Trumps Bauernopfer“, FR-Meinung vom 9. und22. November
Hätte das Hitlerregime damals seine Macht so verbreiten können ohne die Hilfe der Radiotechnik, die seine tödliche Demagogie auf alle Plätze, in alle Wohnzimmer trug? Wäre D. Trump wiedergewählt worden, ohne seinen Einfluss auf die digitalen Medien? Demagogie folgt den Regeln einer Bühnenshow, bei der alle das grelle Licht sehen, aber nicht das Dunkle hinter dem Vorhang. Politik wird in dieser Hinsicht dann den Regeln der Top Charts unterworfen, die verborgenen, undurchschaubaren, sachfremden Kriterien folgend einige Protagonisten beliebiger Beliebtheit nach vorne bringt. Bei Trumps Team stehen auffälliger Weise vor allem Männer auf der Bühne. Letztlich übereinstimmend bewegen sich denn auch die Slogans „einer starken aufrechten Rasse“ und „Make America Great Again“ semantisch in der Gegend der Herrenunterhose. Der zeitweise sehr einsame Gegenspieler Adolf Hitlers Winston Churchill schaffte es in aussichtsloser Lage Widerstand zu organisieren und durch eine Allianz mit Roosevelt, DeGaulle und der Sowjetunion der Geschichte eine entscheidende Wendung zu geben. Dieser hochgebildete Mensch erhielt 1953 den Nobelpreis für Literatur. Das zeigt verborgene Qualitäten jenseits der Bühne, die aber wohl das Fundament der Persönlichkeit des Menschen Churchill ausmacht: Breites Wissen, tiefe Kenntnis aller Facetten der Menschlichkeit, Fleiß, Belastbarkeit und Ausdauer. Als sich im Frühsommer 1940 das letzte Häuflein englischer Soldaten gerade noch über den Ärmelkanal retten konnte, glaubte außer ihm wohl kaum jemand, dass die deutsche Macht noch einmal bezwungen werden könnte. Es scheint, es wird heute zu wenig gesehen, dass es für ein wirksames Gegenmodell zu demagogisch populistischer Showpolitik einen geistig humanistisch fundierten Entwurf braucht, der gründlich und verantwortungsvoll Antwort gibt auf die tiefen Fragen der Zukunftsgestaltung. Anders, als es auch die Diskussion der demokratischen Parteien in unserem Land den Eindruck vermittelt, muss es heute nicht um die Gestaltung des Etiketts, sondern um den Inhalt der Flasche gehen. Über diese facettenreiche Substanz der anthropologischen, ökonomischen und ökologischen Bedingungen zur Entfaltung menschlicher Existenz erfahren wir hinter manchem Vorhang verborgen beispielsweise mehr in den Texten der europäischen Exilliteratur von 1933 bis 1945.
Peter Hartwig, Ginsheim-Gustavsburg
Glaube macht stark, Irrtum ist ausgeschlossen
Das Donald Trump nun als Retter Amerikas auf die Erde zurück gekehrt ist haben Millionen von Amerikaner die mit über 80 % an Gott glauben, den Messias gekrönt , dem alle seine Sünden vergeben sind , der kann auch Präsident der USA werden.
Der Glaube macht stark, Irrtum ist ausgeschlossen.
Thomas Bartsch Hauschild, Hamburg
Es geht um regionale Verankerung
Grundmandatsklausel: „Drei Promis fürs Parlament“, FR-Politik vom 20. November
Der Wahlrechtsexperte Robert Vehrkamp von der Bertelsmann-Stiftung wirft ein wenig polemisch die Frage auf, ob die Anliegen einer Drei-Prozent-Partei mit drei im Bundesgebiet verstreut gewonnenen Direktmandaten wirklich repräsentationswürdiger seien als die Anliegen einer 4,5-Prozent-Partei ohne solche Direktmandate, und er verneint die Legitimität der Grundmandatsklausel. Überspitzt spricht er in seiner Frage von „drei im Bundesgebiet verstreut gewonnenen Direktmandaten“, was ein wenig unsachlich ist. Durch die Grundmandatsklausel sollen nämlich in Wirklichkeit einer regional stark verankerten Partei ausnahmsweise Mandate gemäß ihres Zweitstimmenergebnisses zugeteilt werden, auch wenn sie bundesweit an der Fünfprozenthürde scheitert. Ohne die Grundmandatsklausel gäbe es durch das neue Wahlrecht die nur in Bayern existierende CSU nicht mehr im Bundestag, bliebe sie unter fünf Prozent. Somit ist der Versuch der Ampel, mit Hilfe des Wahlrechts politische Konkurrenten zu schwächen, vor dem höchsten Gericht erwartungsgemäß und zu Recht gescheitert.
Aber auch in Bezug auf die Linke und die Freien Wähler kann man nicht von im Bundesgebiet verstreuten potenziellen Direktmandaten sprechen. Das „Projekt Silberlocke“ wie auch der Fokus auf die erneute Direktkandidatur in Leipzig sind sinnigerweise seitens der Linken auf Wahlkreise in Ostberlin und in den nicht mehr so neuen Bundesländern ausgerichtet. Und auch bei den Freien Wählern gibt es zwei regionale Schwerpunkte: Bayern und Rheinland-Pfalz. Dass die Freien Wähler auf Hubert Aiwanger und zwei populäre bayrische Landräte setzen, nicht aber auf den ursprünglich auch angedachten Rheinland-Pfälzer Joachim Streit, hängt lediglich mit dem selbst produzierten Scherbenhaufen dieser Partei in Rheinland-Pfalz zusammen, so dass in diesem Bundesland die Wahrung des Erreichten (Verbleib im Landtag) Vorrang hat.
Siegfried Kowallek, Neuwied
Kleider können oft weiter genutzt werden
Alte Textilien: „Die Tonne ist bald tabu“ und „Eine Tonne Altkleider gesammelt“, FR-Wirtschaft vom 9.11. und FR-Region vom 12.10.
Die Deutschen konsumieren rund 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Und sie benutzen sie nur noch halb so lange wie vor 15 Jahren (siehe FR vom 17.10.2024). Gleichzeitig nahmen zehn Frankfurter Schulen am Wettbewerb „Textil Race“ teil, an dem sie möglichst viele Altkleider sammeln sollen, um den Schülerinnen „Umweltbewusstsein und Ressourcenschonung“ beizubringen. Allein die Gewinnerklasse schafft es auf 1205 Kilogramm Altkleider, die von zertifizierten Entsorgern abgeholt werden. Alles in Butter, sollte man meinen. Doch was haben die Lernenden in Zusammenhang mit diesem Projekt gelernt? Haben Sie Kenntnisse über den Herstellungsprozess unserer Kleidung erworben, bei dem in den „Billiglohn-Ländern“ Flüsse und Trinkwasser vergiftet und die Arbeitsrechte der Näherinnen massiv verletzt werden (siehe Christliche Initiative Romero). Haben sie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Kleidungsmaterialien kennen gelernt, um bewusster einkaufen zu können? Wurde ein Kaufverhalten der Schülerinnen gefördert, dass mit möglichst wenig neuen Kleidungskäufen auskommt und diese Kleidungsstücke so lange wie möglich zu tragen hilft? Konnten die Möglichkeiten eines fairen Kleidungskaufs aufgezeigt werden? Wissen die Lernenden, dass brauchbare Altkleider selbst von caritativen Organisationen nur zu maximal zehn Prozent an Bedürftige verteilt werden und der Rest in Osteuropa und Afrika verkauft wird, wo diese billige Kleidung die produzierende Industrie unrentabel macht (siehe BR 25.6.2024)?
Was also könnten die Schüler*innen an dieser Stelle alternativ lernen? Dass alte Kleider weiter genutzt werden! Flohmärkte, Kleidertauschbörsen, lokale Secondhand-Läden oder auch Gebrauchtwaren-Seiten im Internet wie Ebay, kleinanzeigen.de, Momox Fashion oder Vinted. Für Secondhand-Kleidung werden so keine wertvollen Ressourcen verschwendet – zudem sind diese Kleidungsstücke günstig und häufig origineller als die Ware der großen Handelsketten. Und neuerdings gibt es auch einen kreativen Umgang mit Textilien: Upcycling (siehe altkleiderspenden.de).
Kleidung ist eine Herausforderung für Lernende und Lehrkräfte!
Robert Elbe, Offenbach
Der Krieg ist Alltag geworden
Nahost: „Hungersnot droht in Gaza“, FR-Politik vom 12. November
„78 Menschen sind getötet und zahlreiche Menschen verletzt worden.“ Man stelle sich vor, das sei die schreckliche Bilanz eines Terroranschlags in Deutschland. Das Land würde zu Recht vor Entsetzen Kopf stehen. Nun stammte diese Meldung aber aus einer Randnotiz unter dem Titel „Nahost“ und berichtete über die Bombardierung eines Wohnkomplexes im Norden Gazas. Und so beschreibt es nur den für uns Alltag gewordenen Krieg im Nahen Osten.
Ja, natürlich wurde Israel angegriffen, und natürlich hat es das Recht, sich zu verteidigen und seine Bürger:innen vor Raketen- und anderen Angriffen zu schützen: Aber nun, nachdem das israelische Militär mehrere große Erfolge verzeichnen kann und Nethanjahu sogar gute Chancen auf eine Wiederwahl hätte: Wäre das nicht spätestens der Moment, wo die Waffen schweigen sollten und eine Nachkriegsordnung auf den Weg gebracht werden müsste? Dieses pausenlose Angreifen, Töten und schulterzuckende Zur-Kenntnis-Nehmen der zivilen Opfer verschlechtert, je länger es wärt, die Chance für eine friedliche Lösung in Israel/Palästina und legt sich wie Mehltau über die Zukunft dieses Landes.
Hans-Hermann Büchsel, Heidelberg
Warnungen wurden nicht ernst genommen
Mir ist völlig unerklärlich, dass die israelische Regierung jetzt alle Hamas- und Hisbolla-Anführer überall aufspürt, aber die Warnung der (eigenen?) Geheimdienste vor dem 7. Oktober 2023 nicht wahr- oder ernstnahm. War das eventuell Vorsatz, um einen Anlass für diese massive, grenzenlose „Antwort“ zu haben? Und weiter: Nicht jeder Kritiker der israelischen Politik ist ein Antisemit, schon gar nicht gegenüber unseren jüdischen Mitbürgern; und nicht jeder, der Verständnis für die Lage der Palästinenser hat, ist ein Hamas-/Hisbolla-/Iran-Freund.
Dieter Hartwig, Kiel
Forum vom 27. November 2024
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Wir leben in der besten aller Welten, oder?
Zur ´Kolumne: „Unbegleitet durch den Tag“, FR-Meinung vom 12. November
Lieber Michael Herl, Sie berichten in Ihrer FR-Kolumne von einer verrückten Zeit, als die Menschen noch unbegleitet durch ihren Alltag gekommen sind. Es war nicht nur eine verrückte Zeit, es waren auch finstere Zeiten mit Lebensumständen, die wir uns heute kaum noch vorstellen möchten. Der Alltag ohne Smartphone war für viele Menschen kaum zu bewältigen und viele waren damals völlig überfordert, besonders junge Eltern. Ich erinnere mich noch an Eltern, die auf ihre Kinder reagieren mussten und manchmal sogar länger mit ihnen sprechen mussten, auch wenn sie eigentlich wenig Zeit dafür hatten. Diese Zumutungen sind vorbei und heute ist das alles komplett überflüssig. Ich sehe oft junge Eltern, die den XXL-Kinderwagen durch die Gegend schieben und ihre Freiheit genießen, indem sie engagiert auf ihrem Smartphone daddeln. Sie werden nicht mehr von einem fragenden Kinderblick irritiert oder durch ihr quengelndes Kind gestört, da dieses auf seinem Baby-Smartphone begeistert die neuesten Videos anschaut. Endlich gibt es zufriedene Eltern und ruhige Kinder. Gerade für Kinder hat sich die Situation enorm verbessert. Sie können jetzt praktisch ungestört rund um die Uhr die unangenehme Realität vergessen und fast permanent in virtuellen Welten leben, was sie enorm entlastet. Aber auch für uns Erwachsene ist das Leben jetzt viel leichter und angenehmer geworden. Wer erinnert sich noch an die Zeiten, als von uns Menschen erwartet wurde, selbstständig zu denken und eigene Entscheidungen zu treffen? Es ist für die heutigen Generationen kaum vorstellbar, was das damals für eine enorme Anstrengung bedeutet hat und wie viele Menschen daran gescheitert sind.
Heute sind wir von dieser Last völlig befreit und sind froh, dass für uns gedacht und entschieden wird. Die Algorithmen wissen schon, was für uns richtig und gut ist und wir haben endlich genug Zeit für unser Leben als Konsumenten. Jetzt leben wir in der besten aller Welten, oder?
Hermann Roth, Frankfurt
Kompetenzen überschritten
Zu: „Ein Instrument der Zensur“, FR-Feuilleton vom 19. November
„Erneut hat eine Mehrheit im Bundestag sich dafür entschieden den Bürgern vorzuschreiben, was sie zu äußern und zu tun haben. Hinsichtlich des Schutzes jüdischer Mitbürger in der BRD muss man das voll unterstützen. Wenn diese Pflicht aber dazu verwandt wird, Völkerrechts- und Menschrechtsverletzungen des Staates Israel zu verteidigen und seine Kritiker und Ankläger mit dem Vorwurf des Antisemitismus zu belegen, dann überschreiten die Abgeordneten ihre Kompetenzen und handeln verfassungswidrig.
Erneut beruft man sich auf die international sehr umstrittene Antisemitismus Definition der IHRA, ein Zusammenschluss von 34 Staaten. Einschlägige Resolutionen der Vollversammlung der Vereinten Nationen, die legitim die Weltgemeinschaft vertreten, werden nicht herangezogen. Geschweige denn, dass man die aktuellen Anklagen gegen Israel beginnend beim Haager Internationalen Strafgerichtshof bis zur Forderung des Papstes zur Kenntnis nimmt.
Es ist für eine politische Resolution durchaus unüblich einen Staatsbeamten namentlich zu belobigen, der lediglich den ihm übertragenen Dienstauftrag erfüllt, nämlich den vom Bund ernannten Antisemitismusbeauftragten Dr.Felix Klein. Die Bürger, die bei judenfeindlichen Vorfällen im Land für Juden und ihren Schutz demonstrieren, werden nicht erwähnt. Offensichtlich werden die freien Bürgerinitiativen weniger geschätzt und beachtet als Verbandsäußerungen wie der deutsch-israelischen Gesellschaft. Diese erweist sich allzu oft als Sprachrohr der Regierung Netanjahu“
Dieter Reitz, Mainz
In einer aufgeklärten Gesellschaft
Mystik: „Wir müssen wieder lernen zuzuhören“, FR-Feuilleton vom 15.11.
Ich halte es für eine gewagte These, dass es gut wäre, wenn die Kirchen ihr mystischen Erbe wieder zu entdecken. Und dass diese Mystik zur Überwindung von Kommunikationsproblemen führen könnte, ist in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht nachvollziehbar. Kirche und Glaube sind Mystik pur, was gibt es da wieder zu entdecken? Wer glaubt, lässt sich auf eine mystische Lebensphilosophie ein. Jeder Gottesdienst ist eine mystische Veranstaltung. Weihrauch, Kerzen, Abendmahl – alles Mystik. Und für viele ist das auch gut so. Wir können aber doch nicht ernsthaft, die lang erkämpfte und sicherlich immer wieder neu zu definierende Weisheit zugunsten einer Mystik und begleitenden Meditationen aufgeben. Das Bild von Johannis der Täufer bringt diese Mystk hervorragend zum Ausdruck. Heiligenscheine, die Hand Gottes über der Szene. Ein Foto eines Regenbogens wäre ähnlich mystisch, aber doch aus heutiger Sicht die bessere Darstellung. Der Regenbogen ist ein naturwissenschaftlich erklärbares Phänom – deckt aber dennoch die mystische Sehnsucht ab.
Reinhold Richter, Obertshausen
Forum vom 28. November 2024
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Forum vom 29. November 2024
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Forum vom 30. November 2024
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