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Forum vom 27. Juli 2022
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Eine Art von Exorzismus
Die SPD und der Altkanzler: „Das Dilemma mit Schröder“, FR-Meinung vom 15. Juli
In der Tat ist Selbstkritik nicht die Sache von Altkanzler Gerhard Schröder. Der Duzfreund des Menschenschlächters Wladimir Putin sieht sich jetzt endlich mit seiner Partei in Unfrieden, die ihn sogar ausschließen will. Es gibt aus den Untergliederungen der SPD viele Stimmen, die es nicht mehr ertragen können, wie Schröder seine Partei als die Partei von Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität durch seine vorwiegend ökonomisch gelagerte Männerfreundschaft zu Wladimir Putin mit einer Liaison mit der Unfreiheit besudelt. Es ist auch für mich als Sozialdemokraten unerträglich, dass sich Schröder noch immer Sozialdemokrat nennen darf.
In der Retrospektive gesehen muss man auch noch einmal bemerken wie parteischädigend, armenfeindlich und zynisch Schröder Menschen behandelt hat, die langzeitarbeitslos waren und unter seiner Ägide als Basta-Kanzler unter Hartz IV gelitten haben. Das war Armut per Gesetz. Es ist wichtig, dass die SPD trotz aller juristischen Hürden, die sie auch schon beim Islamfeind Thilo Sarrazin erlebt hat, nun das Parteiausschlussverfahren gegen Schröder durchzieht. Wenn Schröder die SPD verlassen müsste, sein Verhalten ist mit keinem der sozialdemokratischen Grundwerte zu vereinbaren, wäre das ein richtiges und wichtiges politisches Signal. Zu alledem müsste allerdings noch angemerkt werden, dass Gerhard Schröders Entwicklung vom Juso-Vorsitzenden zu dem Putin als lupenrein Demokraten bezeichnenden Realpolitiker auch eine einzige menschliche Tragödie darstellt.
Manfred Kirsch, Neuwied
Schröder ist nicht gefährlich
Einen Monat nach dem Überfall auf die Ukraine schaffte die SPD im Saarland die absolute Mehrheit, und bei der Analyse des SPD-Debakels in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen spielte Gerhard Schröder keine Rolle. Der Nachweis parteischädigenden Verhaltens durch die geschäftlichen Verbindungen nach Russland dürfte somit schwierig sein. Tatsächlich ist die aktuelle Positionierung der Sozialdemokraten mehr der weniger schmerzhafte Wunsch nach einem symbolpolitischen Exorzismus anstelle einer selbstkritischen Auseinandersetzung. Wenig Rückhalt hatte nämlich seinerzeit der sozialdemokratische Außenminister Heiko Maas in seiner Partei, der nicht mehr durch Willy Brandts Ostpolitik und die Formel vom Wandel durch Annäherung sozialisiert worden war, sondern schon kritisch auf Wladimir Putins Russland blickte, als das noch nicht opportun war.
Der französische Soziologe Pierre Bourdieu beschäftigte sich mit der Nähe und Ähnlichkeit zwischen Mitgliedern einer sozialen Klasse. Wladimir Putin ist genauso wie Gerhard Schröder ein Straßenjunge, der sich einerseits durch Hemdsärmeligkeit und andererseits durch überzogene Empfindlichkeit auszeichnet. So ist es kein Zufall, dass Putin und der ehemalige Bundeskanzler ob vergleichbarer Kindheit Freunde geworden sind. Schlussfolgerung: Wenn Schröder nicht gerade den Mindestbeitrag eines Parteimitglieds in prekären Verhältnissen zahlt, sondern halbwegs korrekt seine finanziellen Verhältnisse zugrunde legt, kann er einfaches SPD-Mitglied bleiben. Wirklich gefährlich sind hingegen trojanische Pferde wie der illiberale Demokrat und Putin-Freund Viktor Orbán, der dank eines raffinierten Wahlsystems sogar eine Zweidrittelmehrheit im ungarischen Parlament hat.
Siegfried Kowallek, Neuwied
Mercosur muss verhindert werden
Gastbeitrag: „EU muss Indigenen in Brasilien beistehen“, FR-Meinung vom 23. Juli
Es ist alles richtig was Anna Cavazzini zu der ökologischen und menschenrechtlichen Situation in Brasilien schreibt (außer dass nicht Santarém sondern Belém Hauptstadt des Bundesstaates Pará ist). Die Vergiftung der Amazonasflüsse durch Quecksilber war in den 90er-Jahren Anlass für ihren verstorbenen grünen Parteigenossen Willi Hoss, die NGO Poema Deutschland zu gründen, zu deren Schwerpunkt die Finanzierung und Installation von Trinkwasserbrunnen in den Dörfern des Amazonas und dessen Nebenflüsse gehört. Auch wir von Poema verfolgen seit Jahrzehnten mit großer Sorge, wie immer mehr Regenwald dem Profitstreben der Holzfäller, Rinderbarone und Sojabauern zum Opfer fällt. Und wie dadurch auch verstärkt die Lebensräume der indigenen Bevölkerung bedroht sind. Für diese hat sich die Situation durch die Präsidentschaft Bolsonaros nochmal verschärft, der obige Gruppen nicht nur gewähren lässt, sondern deren Tun noch befeuert. Nimmt man die erste Amtszeit eines Präsidenten Lula zum Maßstab, kann man sich auch von dessen erhofften Wahlsieg im Oktober keine grundlegende Kehrtwende in der Amazonaspolitik Brasiliens erwarten. Umso wichtiger ist, dass die EU eine Politik verfolgt, die Regenwald und Indigene vor Ausbeutung, Vernichtung und Vertreibung schützt. Und umso erstaunlicher ist, dass die Europaabgeordnete Anna Cavazzini das Mercosur-Abkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Staaten mit keinem Wort erwähnt. In Bezug auf Brasilien kann dieses Abkommen plakativ mit „Autos gegen Soja“ zusammengefasst werden. Es wäre ein Meilenstein, dieses Freihandelsabkommen im Europaparlament zu verhindern. Anna Cavazzani und ihre KollegInnen könnten dazu den entscheidenden Beitrag leisten.
Georg Rapp, Vaihingen
Russland zu besiegen, kann kein Kriegsziel sein
Friedensfragen: „Was heißt es, diesen Krieg zu gewinnen?“, FR-Politik vom15. Juli
Es geht im Krieg um die Perspektiven für die internationale Ordnung nach dem Krieg,/ sofortiger Waffenstillstand/Alle Mittel ergreifen, um Verhandlungen zustande zu bringen (dazu sollte Europa beitragen!), auch wenn eine der beiden Seiten (oder beide) das zunächst verneinen)/auch die Furcht bei Nicht-Einigung vor einem möglichen atomaren Weltkrieg und dass deshalb die Forderung, Russland zu besiegen, kein Kriegsziel sein kann.
Sicher hat der Verfasser auch Recht, wenn er meint, dass das Dilemma nicht Putin allein ist, sondern das Herrschaftssystem und seine Nutznießer, doch er übersieht m.E., dass hinter dieser Mannschaft wegen der Vision „Russia first“ (wir waren schon einmal groß!) ein großer Teil des russischen Volkes und die Orthodoxie stehen.
Auf welche Weise man auf eine mögliche Regelung in Richtung auf eine Friedensordnung vorgehen könnte, darüber ist in dem Artikel leider nichts gesagt. Doch der Weg dahin ist wichtig! Dabei sollten mehrere Punkte, wie ich meine, Beachtung finden:
1. Klarheit: Was sind die Maximalforderungen beider Seiten? 2. Welche Punkte sind bei Gegenüberstellung der strittigen Meinungen ganz oder teilweise verhandelbar? 3. Welche Punkte sind (mindestens zunächst) nicht verhandelbar? 4. Zu Punkt 3 sollten die Gründe dargelegt werden. Es sollten internationale Vermittler gesucht werden.
Bei der Erörterung sollte auch untersucht werden, ob wegen der Unvereinbarkeit von einzelnen Punkten nicht besondere Maßnahmen imstande wären, welche die kontroversen Punkte beseitigen oder abmildern können. Bei alledem wird auch zu beachten sein, dass die Ergebnisse und beabsichtigten Regelungen von der Mehrheit des ukrainischen und des russischen Volkes getragen werden müssen, um eine echte Friedensordnung zu erreichen (z.B. Schwierigkeit des Zusammenlebens, etwa Bosnien-Herzegowina FR am gleichen Tag , S. 9, „Das Landbleibt in der Schwebe“.
Herbert Kugelmann, Friedrichsdorf
Gefährliche Nassforschheit
Ach kuck mal, geht doch. Da kann einer tatsächlich mal komplex die Problematik des Krieges, der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Werte in der Ukraine im Hinblick auf ihre Eignung der EU anzugehören, eine Nachkriegsordnung mit Russland analysieren und beschreiben und sogar im Subtext Frau Baerbock, Herrn Habeck und Hofreiter wie auch Frau Strack Zimmermann u.a. die Gefahr ihrer Nassforschheit vor Augen halten. Danke!
Jürgen Wunder, Hamburg
Die Ehre der Machos
Zu: „Draghisch“ und „Italienische Misere“, FR-Titel und -Thema vom 25.7.
„Aber entmutigen lassen sich die Italiener:innen nicht.“ Tja, das Foto zum Artikel zeigt deutlich, dass die italienische Gesellschaft noch immer eine Macho-Gesellschaft ist. In der – unglaublich genug – ein Berlusconi trotz allem noch immer mitmischt. In der die Machos in den Regietungsparteien sowas wie einen Kompromiss sicher als Angriff auf ihre falsch verstandene Ehre sehen. In der Frauen im Parlament noch immer selten sind. Schade, denn wenn es so weitergeht, werden die Probleme Italiens bald auch unsere sein.
Gabriele Schreib, Strande
Gelebte Fairness
Uwe Seeler: „Selbst Legenden gehen irgendwann“, FR-Spotr vom 22. Juli
Im Sommer 1966 war ich mit meinen Eltern als 16-Jähriger im Campingurlaub an der Costa Brava. Das Halbfinale Spanien – Deutschland mit Uwe Seeler und dem grandiosen Tor von Lothar Emmerich vom linken Fünfer unter die Latte sah ich in einer Dorfkneipe mit etwa 50 deutschen und etwa 50 spanischen Zuschauern. Einmal jubelten die einen, zweimal die anderen. Die Atmosphäre zwischen den beiden Lagern war respektvoll und absolut friedlich. Heute meist schwer vorstellbar.
Zu Hause in Frankfurt sah ich das Finale gegen England mit dem berühmten dritten Tor. Dann kam die Anforderung vom Verein – ich war Spieler der B-Jugend von Eintracht Frankfurt – am Sonntag vor der Paulskirche/Römer für den Empfang der deutschen Mannschaft Spalier zu stehen. Ich war also mittendrin.
Was hörte ich da vor einer riesigen tobenden und tosenden Menge nicht alles: „Deutschland erwache!“, „Siegreich woll’n wir England schlagen!“ Aber vor allem: „Im Felde unbesiegt!“ „Und ihr habt doch gesiegt!“ Den ganzen deutschnationalen und Nazi-Dreck, rauf und runter, ganz offensiv und nicht etwa verschämt! Die fanatischen Sprechchöre „Uwe, Uwe“ klangen in meinen Ohren wie „Führer befiehl, wir folgen!“ Und sie haben mich – wirklich mein Leben lang!! – nachhaltig aufgewühlt und beschäftigt. Der Sportpalast wurde lebendig.
Was kann Uwe dafür? Nichts! Uwe Seeler war nicht nur ein großer Fußballer, sondern ein großartiger Sportsmann. Sein demütig gesenkter Kopf als Spielführer bei der Sieger- bzw. Verliererehrung in Wembley sollte jedem Vorbild sein, der sich benachteiligt sieht (was ja der Fall war) , aber dennoch die Regeln achtet (Tor ist, wenn der Schiri pfeift).
Sein Vater kam aus der Arbeitersportbewegung, die heute als Emanzipationsbewegung kaum einer mehr kennt. Es gibt auch andere Traditionslinien als den bürgerlichen Konkurrenzsport. Fairness ist das mindeste, Uwe stand dafür.
Hajo Dröll, Frankfurt
Forum vom 28 Juni 2022
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Alle können was tun
Frankfurt: „Zur Hölle mit der Hitze“, FR-Region vom 20. Juli
Jeden Tag steht in allen Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Sonntagszeitungen immer wieder, wie schlimm es um unser Klima steht. Aber es gibt immer noch viel zu wenig Handeln, um etwas gegen den Klimawandel zu tun. Meine Devise für unsere geplagte Stadt: Bäume, Bäume, Bäume! Mir schwebt eine Vision und/oder Utopie vor: Wenn jeder Frankfurter Bürger einen Baum pflanzte, hätten wir ein schönes kühlendes Wäldchen beisammen oder sogar auf Dauer einen ausgewachsenen Wald.
Nicht jeder kann den Spaten in die Hand nehmen. Wer das nicht kann, wirft Geld in den Topf (statt einmal Essen gehen selbst kochen), für das Ersparte „ein Geld“ in den Topf, so dass Andere die Arbeit übernehmen können. Wer ein bisschen mehr im Portemonnaie hat, darf ein bisschen mehr einwerfen. Wenn es für den Baum nicht reicht, dann vielleicht für eine Fassaden- oder Dachbegrünung, da gibt es viele Fördergelder im Programm „Frankfurt frisch auf“.
Kann nicht jeder etwas tun, ohne dass man sagt: „Die Stadt, die Politik soll was tun“? Wie gerne würden wir im Schatten unseres Baumes sitzen.
Ute Wittich, Frankfurt
Forum vom 30. Juni 2022
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Ich verweigerte vor der Kompanie den Schießbefehl
Ukraine. Pazifismus, Kriegsdienstverweigerung: „Gewissensprüfung“, FR-Meinung vom 12.7., und zu „Eine Aktentasche zum Schutz gegen Strahlung“, FR-Forum vom 15.7.
Ihr Chefredakteur Thomas Kaspar sprach das Thema an, einige der wohl in die hunderttausenden Gehenden, noch lebenden „staatlich geprüften Kriegsdienstverweigern“ (Manfred Stibaner) durchliefen die würdelosen Prüfungskommissionen der jungen BRD. Auch ich 1968. Ein Leserbriefschreiber meinte, in den 90er Jahren wurden keine Kriegsdienstverweigerer aus politischen Motiven anerkannt. Das stimmt in meinem Fall nicht: Ich wurde als Soldat einer Panzereinheit anerkannt, nachdem ich nach meiner Einberufung zweimal abgelehnt wurde und auf Anraten meines Anwalts einfach einen neuen Antrag stellte, mit neuen „Erfahrungsgründen“, die es sicher reichlich gab ( siehe meinen Artikel zu dem 68iger Thema der FR ) Das tat ich, verlor aber dadurch bei der Truppe meinen Schutz zum Schießen und zur Kampfausbildung gezwungen werden zu können. Ich verweigerte vor versammelter Kompanie den Befehl unter beifälligem Murren der meisten der Mannschaften – eben 1968 – und kam natürlich sofort in den Bau (wurde später auch strafrechtlich von einem Amtsgericht auf Bewährung deswegen verurteilt, obwohl ich längst anerkannt war. Ok. war mir egal). Zur erneuten Prüfungskommission in meiner Heimatstadt Ludwigshafen am Rhein, durfte ich damals nur in Uniform anreisen. Was ich wohl berechtigt damals als Schmach meines Kompaniechefs empfand, der mich demütigen wollte, keine Frage, stellte sich jedoch nachträglich betrachtet, als Plus heraus. Ich reiste nämlich nicht mit der Ausgehuniform an, wo man aussah wie ein Zugschaffner, sondern mit der Dienstuniform, die wohl alles ausdrückte, was gemein hin öffentlich als „soldatisch“ empfunden wurde, u.a. mit Stiefeln und Koppel. Das machte wohl mächtig Eindruck auf die Mehrheit der Prüfungskommission, wo auch Frauen saßen, von denen mir mindestens eine, freundlich zu lächelte. Ich argumentierte politisch mit der starken Möglichkeit des Versagens der atomaren Abschreckung im Laufe der Zeit (!), etwa aus Versehen – was u.a. 1983 beinahe passiert wäre, wie man wissen kann, hätte ein russischer Offizier nicht besonnen agiert – oder aus Dummheit, weil, wie auch schon Manfred Stibaner in seinem Leserbrief schrieb, eine Aktentasche auf dem Kopf gegen atomare Strahlung nicht schützen könne. „Glauben sie mir als völlig ausreichend ausgebildeter Soldat in diesen Dingen“, redete ich der Kommission ins Gewissen (nicht sie mir, sondern ich Ihr!) „Ich könnte weder meine Eltern und Familie, noch sie persönlich, noch mein Land als Soldat verteidigen, sollte ein Atomkrieg hier bei uns stattfinden.“ Diese Rede und mein ohne Zweifel strammes Auftreten, machte Eindruck. Da ich schon wegen Befehlsverweigerung in diesem Zusammenhang im Bundeswehrgefängnis Koblenz eingesessen hatte, nahm die Mehrheit der Kommission berechtigt an, dass es mir ernst war, egal, was sie von meiner Begründung hielten. Wahrscheinlich dachte die Mehrheit, nun lassen wir ihn doch in Ruhe und verbauen dem jungen Kerl nicht die Zukunft, wenn er schon sagt, dass er kein bedingungsloser Pazifist sei. Ich wurde anerkannt und leistete noch von den damals üblichen 18 Monaten Dienstpflicht, sechs in der Landesnervenklinik Alzey als Hilfspfleger ab, wo einige von uns Kriegsdienstverweigerern – ich auch! – sinnvolle Maßnahmen in den Abteilungen anstießen, weil wir nicht unter der Fuchtel der Klinikleitung standen.“
Norbert E. Herrmann, Elmstein
Schluss mit Flutlicht
Energiesparen: „Der Weg wird beschwerlich“, FR-Meinung vom 25.7.
Zum Thema Energiesparen wurde von vielen bereits vieles gesagt bzw. geschrieben. An der Deutschen heiligste Kuh, nämlich Fußball, hat sich bis dato aber noch kein*e Politiker*in gewagt. M. E. gehören alle Fußballspiele unter Flutlicht von sofort an untersagt. Die Spiele können problemlos bei Tageslicht ausgetragen werden, selbst zur dunkelsten Winterzeit. Ein Spielbeginn um 14:00 Uhr oder früher würde ein Spielende im Hellen gewährleisten. Die hierdurch erzielte Strom- und somit auch Gaseinsparung wäre beachtlich.
Aber hierzu wird es vermutlich nicht kommen. DFL und DFB werden „gewichtige“ Argumente gegen ein derartiges Verbot finden. Die Politik wird bei einer diesbezüglichen Auseinandersetzung mit diesen Institutionen letztendlich einknicken oder diese erst gar nicht führen.
Udo Käutner, Gladenbach
Nachts abschalten
Zu: „Vonovia will nachts die Heizung runterdrehen“, FR-Wirtschaft vom 8. Juli
Meine Heizung ist zwar schon ein paar Jahre alt, hat aber eine schöne Funktion: es kann zwischen Nachtabsenkung und Nachabschaltung gewählt werden. Die Abschaltung spart mehr Gas, außerdem läuft die Umwälzpumpe nicht wodurch Strom gespart wird und es nachts keine Geräusche gibt. Eingestellt habe ich Abschaltung von 23 bis 6 Uhr, in dieser Zeit sinkt die Raumtemperatur je nach Außentemperatur auf 18 bis 16 Grad. Innerhalb etwa einer Stunde steigt sie wieder auf 20 Grad und mehr. Besonderheit sind Frostnächte: hier schaltet sich die Umwälzpumpe automatisch ein, um Frostschäden z.B. durch ein offen stehendes Fenster zu verhindern.
Ralf Krug, Pohlheim
Immense Schäden
Zu: „Die Schattenseiten des Reisens“, FR-Wissen vom 12. Juli
Danke für Ihren Artikel. Er beantwortet meine Frage, ob es denn keinen Urlaub gibt, ohne zu fliegen: Ees geht ja nicht um Urlaub und Entspannung, sondern um Geld! Tourismus liegt an der dritten Stelle, nach Brennstoffen und Chemie, noch vor Autos!
Es sei trotzdem erlaubt, sich zu fragen, ob unser Geld den kleinen Inselstaaten und und das globale Süden wirklich hilft, wenn man vom Profit die immensen Umweltschäden abzieht ,die die Touristen hinter sich lassen.
Sollten mal diese Schäden bekämpft werden, dann gibt es nur noch „Tourismus“, von „Wirtschaft“ abgekopplt (ein Widerspruch in sich, dieses Wort.
Jacqueline Walter, Sinzheim
Alles Ideologische bringt uns nicht weiter
Zu: „Wenn wir Männer schlecht machen, werden sie sonderbar“, FR-Magazin, vom 22. Juli
Es gab eine Zeit, da Männer, nicht Scharen weise , aber sichtbar verstärkt sich in Männerseminaren Fragen zur Identität stellten und zu beachtlichen Einsichten und Ergebnissen gelangten und sich vor allem gestärkt fühlten. Das war in den 1980ern bis Ende der 1990ern. Herbert Grönemeyer machte mit seinem Song „Männer“ (1984) launig und pointiert auf das Mannsein aufmerksam: Wann ist der Mann ein Mann?
Walter Hollstein schrieb 1988: „Nicht Herrscher, aber kräftig“ und zwanzig Jahre später (2008): Was vom Manne übrig bleibt“. Auch Autorinnen machten in dieser Periode bei der Geschlechterdebatte kräftig konstruktiv mit. Etwa Karin Jäckel (1997): „Der gebrauchte Mann (Was sich in den Partnerschaften wirklich abspielt, vor und nach Trennungen).
Das ist alles heute nur noch schwer aufs Tablett zu bringen.
Der Autor Tobias Haberl beschreibt seine Wahrnehmungen aus seinem „supergentrifizierten“ Münchener Glockenviertel, wie schwierig es sei, nicht beim Klischee des vermeintlich neuen, vorbildlichen Manne zu landen: „Ich bin umringt von Männern, die allesamt die Forderungen des Zeitgeistes übererfüllen. Sie radeln mit dem E-Bike zum Bio-Markt, plaudern mit stillenden Müttern im Café Schneewittchen, posten im Netz ökofeministische Plattitüden, sprechen weich und verständnisvoll, sind selten unvernünftig, werden nie laut. Da wird eine Instagram- Ästhetik transportiert, alles ist „nice“, manche sprechen im generischen Feminismus“.
Wenn Männer sich jetzt schon öffentlich als „Feministen“ bekennen, um gegenüber Frauen korrekt dazu stehen, dann stimmt etwas nicht in der aktuellen Geschlechter- und Sexismus-Debatte. Letzten Endes geht es doch um den gegenseitigen Respekt zwischen Frau und Mann!
Frauen werden zu oft als „Opfer“ betrachtet. Zumindest stimmen da die gesellschaftlichen Ungerechtigkeits-Verhältnisse so nicht mehr. Wir oft nicht mehr, was Männlichkeit bedeutet.
Wir müssen uns nicht über die Ungerechtigkeiten der Männer in der Welt unterhalten, die selbstherrlich, machohaft und ignorant durch die Geschichte der Geschlechter wandeln und auch Böses anrichten. Dennoch erwartet die Gesellschaft von den Männern auch zu viel. Noch immer begehen weit mehr Männer als Frauen Selbstmord und leiden unter Arbeitslosigkeit und Überflüssigsein in einem ökonomisch hocheffizienten und ausbeuterischen Gesellschaftssystem.
Auch wenn in dieser Welt der Arbeit, des Marktes und der Familien sich in den letzten 20 Jahren viel verändert hat, so sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die ins soziale Elend abrutschen und in den Städten auf den Straßen und in den Geschäftswinkeln als Bettler ihr Dasein fristen (siehe auch: Malyssek/Störch: Wohnungslose Menschen, 2. Auflage 2021). Da auch immer mehr ganz junge Menschen. Der Anteil der Frauen ist durch die vergleichbaren Lebensrisiken in der Überforderungsgesellschaft sichtbar gestiegen. Bei den Pfandsammlern ist das deutlich zu sehen.
Wir haben achtsam auf beide Geschlechter und ihre gesellschaftlichen Rollen zu achten, wenn wir mehr über Ungerechtigkeit und über das vermeintliche Patriarchat erfahren wollen. Tobias Haberl sagt zu recht, dass Frauen und Männer nur gemeinsam eine gerechte Gesellschaft erschaffen können. Alles Ideologische und auf einseitige Schuld- und Mangelzuweisungen in eine Richtung der Geschlechter, bringt uns nicht weiter. Die Folgen dieser Schuldzuweisungen und Diskriminierungen in Richtung der Männer heute, macht sie nicht besser oder gewaltfreier.
Jürgen Malyssek, Wiesbaden
Mit klarem Verstand und klarer Leitplanke
Einigermaßen intelligente Männer haben ein Problem mit dem Geschlechtsgenossen, der glaubt „wir Männer“ schreiben zu dürfen. Statt über 5000 Jahre Patriarchat und die Erfinder des Internets durch einen Mann zu sinieren, sollte man(n) einfach mal seinen Intellekt einschalten und seiner Frau/LAB/Mutter/Kollegin in die Augen schauen und realisieren, dass dort ein (mindestens) gleichberechtigter Mensch ist. Männer und Frauen sind nicht gleich und ticken möglichweise anders. Und weder besser noch schlechter – eben anders. Männer, die heute noch nicht unfallfrei bügeln können und verletzungsfrei eine Windeln wechseln können, haben den Anschluss an die Wirklichkeit verpasst. Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau kann nicht ernsthaft noch mal in die Warteschleife geschickt werden, bis der allerletzte Macho dies auch verstanden hat. Wo werden denn Männer „nur schlecht gemacht“? Gendern sowie gleiche Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen ist kein Schlechtmachen von Männern. Und der Hinweis, dass Männer Kreigstreiber sind, lässt sich beim besten Willen nicht von der Hand weisen. Dass Männer einfach sonderbar sind, hat schon Herbert Grönemeyer 1984 erkannt. Dass sie statistisch gesehen das Gros an Gewalttätern stellen und der Frauenanteil in der AfD weit unter der 50%-Marke liegen, stützt die These von Herrn Haberl. Dieses zu verändern muss aber nicht mit Geduld und Verständnis erfolgen, sondern mit klarem Verstand und klaren Leitplanken.
Reinhold Richter, Frankfurt
Ausbeutung von Frauen
Zu: „Bordelle geöffnet“, FR-Region vom 28. Juni
Die Würde des Menschen ist unantastbar- die von Frauen aber schon. Was ist eigentlich los mit uns im Jahre 2022? Wir verbieten zu Recht das Unter-dem-Rock Fotografieren, was manche, sehr unangenehme Männer für sich in Anspruch nehmen. Gleichzeitig finden wir nichts dabei, wenn Männer sich das Recht herausnehmen, in Bordelle zu gehen und sich dort den Körper von Frauen zu eigen machen. Was genau ist daran für die Gesellschaft gut? Nichts.
Ausbeutung von Frauen aus den armen Ländern Europas und Afrikas ist in Deutschland als einem der letzten Länder in Europa zwar normal, aber alles andere als gut. Vor 20 Jahren hatten die Menschen in Schweden davon genug und haben das Model der Freierbestrafung sehr erfolgreich eingeführt. Viele Länder in Europa sind dem gefolgt. Deutschland tut nichts. Stattdessen werden allen Ernstes Broschüren von Gesundheitsministerium an Prostituierte verteilt mit dem entlarvenden Titel „Gute Geschäfte“. Darum geht es also, Profite für die Bordellbetreiber sind wichtig, die Frauen spielen keine Rolle.
Es langt – führen wir umgehend das Nordische Modell auch bei uns ein als eines der letzten Länder in Europa. Wenn es die alte Regierung unter Frau Merkel nicht hinbekommen hat – jetzt ist eine neue Regierung im Amt. Zeit zu handeln – egal ob die FDP dann wieder dagegen sein wird.