Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:
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Forum vom 31. Januar
Seite drei (Zuschriften mit regionalem Bezug)
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Jahrelang in Deutschland und gut integriert
Zu: „Pflegehelfer droht Abschiebung“, FR-Regional vom 14. Januar
Dringend gebraucht und trotzdem abgeschoben
Ausländer raus! Muss man so die christlich-grüne Migrationspolitik beschreiben? Das Asylverfahren des Betroffenen ist endgültig negativ entschieden worden mit der Folge der Verpflichtung zur Ausreise, es bestand lediglich eine Duldung. Eine Ausreise wurde für den 6.12.2021 festgesetzt, wobei es offensichtlich möglich gewesen wäre, wenige Wochen nach dem festgesetzten Ausreisetermin eine Beschäftigungsduldung zu erhalten, was wohl vermieden werden sollte.
Herr Naveed ist in Deutschland integriert, er ist in der Lage seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen und arbeitet zur Zufriedenheit aller in einer Pflegeeinrichtung, für die dringend – auch im Ausland – Arbeitskräfte gesucht werden. Humanitäre und arbeitsmarktpolitische Gesichtspunkte gebieten dringend, dass der hessische Innenminister Beuth eine Aufenthaltserlaubnis erteilt.
Ferdinand Georgen, Wiesbaden
Jahrelang in Deutschland und gut integriert
Es ist unglaublich! Hier beweist unsere Landesregierung ihre Unfähigkeit die angesprochenen Probleme vernünftig anzugehen und zu lösen. Ist es nicht bekannt, dass wir einen Pflegekräftemangel haben? Oder muss einfach mal wieder ein Ausländer abgeschoben werden um zu zeigen, dass wir Deutschen auch abschieben können, wenn das Aufenthaltsrecht abgelaufen ist? Oder interessieren sich die hessischen Landespolitiker nicht für dieses Thema? Fühlen sie sich für den beschriebenen Einzelfall nicht zuständig? Oder ist das Thema zu kompliziert?
Im Artikel sind rechtlich machbare Lösungsmöglichkeiten angesprochen. Eine Pflegekraft im Jahr 2022 aus Hessen abzuschieben ist so absurd, das mir die passenden Worte fehlen.
Eine sinnvolle Lösung wäre, das Potenzial an Ausländern/innen für Bereiche mit Arbeitskräftemangel zu nutzen und engagierte Menschen hier arbeiten zu lassen. Daneben könnte man auch humanitär denken und Menschen, die bereits jahrelang in Deutschland leben und sich integriert haben, ein Aufenthaltsrecht zusprechen. Ist diese Gedankenwelt zu schwierig für unsere regierenden hessischen Landespolitiker von CDU und den Grünen?
Günter Riechers, Frankfurt
Eine Affinität zu Gewalt und Folter
Zu: „Grausamkeiten im Namen Assads“, FR-Regional vom 20. Januar
Stefan Behr hat bei der Frage, ob Christsein als Motiv zum grausamen Töten „im Namen Assads“ als Erklärung dienen kann, in ein Wespennest gegriffen: Schon das Kreuzessymbol mit dem grausam gefolterten Christus legt eine Affinität nahe. Und leider auch der spätere Auftrieb zur römischen Machtkirche mit der Lizenz, grausam zu töten: Seien es bekehrungsunwillige Sachsen, seien es „Ketzer“, „Hexer“ oder „Hexen“.
Auch in jüngerer Vergangenheit haben die Kirchen meist die kollaborierende Nähe der Tyrannen gesucht: sei es Papst Pius XII. und deutsche Bischöfe bei Adolf Hitler, sei es der serbisch-orthodoxe Patriarch bei Milosevic und Karadzic. Und zuletzt indirekt der Moskauer Patriarch bei Putin, der dem Tyrannen Assad geholfen und ermöglicht hat, „sein“ Volk weiter zu bombardieren und in Folterkellern zu martern. Bei ausgeklügelten Foltern dürfen sich natürlich wichtigtuerische Ärzte und Psychologen besonders hervortun: In Ausschwitz Himmlers+Hitlers Dr. Josef Mengele, im bosnischen Serbien waren Foltertyrann und Arzt in der Person Dr. Karadzic verschmolzen. Im Guantánamo George W. Bushs zwei Psychologen und in Syrien Assads Folterarzt Alaa M., der sich derzeit vor dem OLG für seine perversen Grausamkeiten verantworten muss.
Mir genügen als Erklärung ausgeklügelter Foltermorde eine Identifizierung mit grausamer Macht, rassistische Verblendung und Geltungssucht. Psychopathologisch könnte man jeweils eine schwere Persönlichkeitsstörung feststellen mit Anteilen von Verfolgungs- und Größenwahn. Und die neigt im Gegensatz zur „richtigen Schizophrenie“ in entsprechenden Zeiten zur seuchenartigen Verbreitung.
Claus Metz, Bad Vilbel
Der Kern des Problems
Zu: „Höchste Zeit für den Artenschutz“, FR-Regional vom 22. Januar
Jede Bemühung um Artenschutz ist zu begrüßen. Der Vortrag von Frau Prof. Böhning – Gaese im Digital Talk des Senckenberg Fördervereins war sehr allgemein gehalten und hatte nicht den „Aufrütteleffekt“ der wünschenswert gewesen wäre. Es fehlten mehrere Aspekte. Zum einen der deutsche Beitrag durch die heimische Chemieindustrie, allen voran Bayer, durch Kauf von Monsanto führend in der Vergiftung großer landwirtschaftlicher Flächen unter dem Mäntelchen „Ernährung der Menschheit“ sowie der jahrelangen Unterstützung durch unsere Regierung durch die Förderung von Glyphosat und Nicotinoiden.
Zum anderen gab es keinen Bezug zur Situation hier im Land. Der Hinweis auf Rasen zu blühenden Wiesen und Gärten auf Dächern nach Rückfrage aus dem Hörerkreis, was soll das.
Es hätte gesagt werden müssen, dass der Beginn des Desasters die sog. Flurbereinigung war, die Zusammenlegung von Flächen, Einebnung von Kleingewässern, Feldgehölzen, Sumpfgelände, Mooren usw. Ein Spaziergang durch die Felder hier nördlich von Ffm zeigt, wie katastrophal die Lage ist. Da ist der Rückgang der Vogelwelt um 17% der Vogelarten eine glatte Lüge, es ist schlicht fast nichts mehr da.
Dann der Hinweis auf den Legacy Landscape Fund zum nachhaltigen Schutz der Ökosysteme in 30 Hotspots. Was soll das ?Organisationen zum Schutz von allem möglichen gibt es zur genüge. Die Menschheit lebt nicht in Hotspots sondern breitgefächert überall auf dem Planeten und wenn es nicht gelingt die Lebensverhältnisse allgemein auf dem Planeten auf eine halbwegs natürliche Basis zurückzuführen geht das ganze den Bach runter.
Aus meiner Sicht traf der Vortrag nicht den Kern des Problems sondern lief im gleichen Rahmen wie alles heute: Es ist Zeit zu handeln um die Biodiversität zu retten. Ja, wir schaffen das – wenn alle mitmachen. Also reiner Merkelismus. Nur – wir schaffen das nicht weil kaum einer mit macht weil die Interessen der meisten eben andere sind.
Jürgen Winter, Schöneck
Niemand ist gezwungen
Buchmesse: „Rechtsradikale ausschließen“, FR-Regional vom 22.1.
Die Frankfurter Buchmesse soll Verlagsprogramme prüfen lassen, sagt Jutta von Ditfurth. Ein wichtiges Gut unserer Demokratie ist die Meinungsfreiheit. Dabei kann es passieren, dass einem nicht jede Meinung schmeckt, wenn sie der eigenen widerspricht. Die Frankfurter Buchmesse sollte sich hier, wie geschehen, grundsätzlich von niemandem erpressen lassen. Schließlich wird in diesem Land niemand gezwungen an der Frankfurter Buchmesse teilzunehmen.
Natürlich muss sich auch eine Frankfurter Buchmesse mit Inhalten und Radikalität befassen – aber dann bitte mit allen Ausprägungen der Radikalität, mit linken und rechten und religiösen – und Entscheidungen treffen. Denn jede dieser Formen von Radikalität, das lehrt uns die Geschichte, verachtet auf ihre Weise die offene, demokratische Gesellschaft und die Meinungsfreiheit.
Die richtige Überschrift ihres Artikels müsste also heißen: Radikale ausschließen!
Bertram Hock, Oberursel
Internet für den Magistrat
Zu: „Keine Erfassung des Parkdrucks“, FR-Regional vom 7. Januar
Wenn Blindenleitsysteme zugeparkt werden, wenn direkt vor dem Fußgängerüberweg im ausgeschilderten absoluten Haltverbot geparkt wird, wenn die Kfz in Kurvenradien stehen, so dass für Radfahrer die Sicht in den Kreuzungs- oder Einmündungsbereich starkt eingeschränkt ist, wenn abgesenkte Bordsteine zugestellt sind, wenn abgepollerte Bereiche gerade in Einmündungs- oder Kreuzungsbereichen beparkt werden, …
Wann wacht die Stadt Frankfurt auf und nimmt die Debatte über den sog. „Parkdruck“ endlich wahr und ernst? Mir scheint eher, „der politische Wille ist mal wieder nicht vorhanden“.
Und wenn „der Magistrat in Frankfurt nach eigenen Angaben noch nichts gehört“ hat von der Kieler Studie ‚Parkraumuntersuchung und -bewirtschaftung‘ von 2021[*], sollte man dem Magistrat in Frankfurt mal einen Internetanschluss legen und ihn mit der Technik von Suchmaschinen vertraut machen.
Hans Dietmar Jäger, Frankfurt
Wunden sollen heilen
Zu: „Kein Geld für Langen Franz“, FR-Regional vom 21. Januar
Das Totschlagargument, dass kommunale Gelder an anderer Stelle dringender gebraucht würden hätte schon viele Projekte, mit denen sich Politiker der jeweils regierenden Parteien heute zu recht schmücken, verhindert. Römerberg Ostzeile, Alte Oper, Neue Altstadt und zuletzt die Rekonstruktion des 2017 niedergebrannten Goetheturms nur als einige Beispiele.
Glücklicherweise konnten sich letztlich kultur- und geschichtsbewusste Politiker und engagierte Bürger, denen das Bild ihrer Stadt am Herzen liegt, durchsetzen und einige Wunden die der 2.Weltkrieg der einstmals so schönen Stadt Frankfurt geschlagen hat, reparieren. Hierzu gehört hoffentlich auch der Helm des „Langen Franz“ und wünschenswerter Weise auch des kleinen Rathausturmes.
Sicherlich wird immer Geld an anderer Stelle dringender benötigt aber wenn nur noch Projekte in Angriff genommen werden, die unabdingbar notwendig sind, bleibt in der Konsequenz das gesamte kulturelle Leben auf der Strecke oder wird einzig von Mäzenatentum getragen. Wollen Sie oder Ihre Partei das Herr Müller?
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Skandalisierung der Baukosten für den Wiederaufbau der Alten Oper, die damals um die 200 Millionen D-Mark betrugen und die Meinung des damaligen OB. Rudi Arndt ( Dynamit Rudi ) zu diesem Projekt.
Darüber spricht heute niemand mehr, sondern ist stolz darauf einen derart attraktiven Veranstaltungsort zu haben. Von der Bedeutung der Architektur für den Opernplatz ganz zu schweigen.
Die Sammelaktion des Brückenbauvereins beweist das Interesse der Bürgerschaft an der Wiederherstellung des Rathausturmes. Darum sollte sich auch die Stadt, im eigenen Interesse, auch gegen die Meinung von Herrn Müller und der Linken, an diesen Kosten angemessen beteiligen.
Bernd Herrmann, Frankfurt
Forum vom 1. Februar
Seite eins
Seite zwei
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Keine Entschuldigung für Flirts mit den Braunen
Zu: „Meuthen verlässt die AfD“ und „Ganz rechts“, FR-Politik und -Meinung vom 29. Januar
Eigentlich ist ja der Austritt von Jörg Meuthen aus der AfD zu erwarten gewesen. Kein ernst zu nehmender politischer Beobachter wird seine Erkenntnis. dass die AfD nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht und „ganz klar totalitäre Anklänge“ hat, in Zweifel ziehen. Trotzdem ist die Aussage Meuthens von hoher Bedeutung für die Entwicklung dieser rechtsradikalen Gruppierung. Denn kein Mensch, der sich dem Grundgesetz, Freiheit und Demokratie verpflichtet fühlt, wird jetzt seine Mitgliedschaft oder Sympathisantenschaft begründen können. Das, was ein großer Teil der Bevölkerung immer mehr erkennt, nämlich die offene in der AfD vorhandene NS-Ideologie und die Tatsache, dass die Ideen des offiziell aufgelösten „Flügels“ mit den Positionen der Gesamtpartei längst identisch sind, was Meuthen jetzt sinngemäß ebenfalls bestätigt hat, zeigt die Gefährlichkeit dieser in den Länderparlamenten und im Bundestag leider vertretenen rechtsextremen Vereinigung. Es schreit geradezu zum Himmel, dass in dieser Situation der CDU-Mann Max Otte sich von jenen Konsorten zum Bundespräsidentenkandidaten nominieren ließ. Für das Liebäugeln oder Flirten mit diesem braunen Pöbel gibt es jetzt keinerlei Entschuldigung mehr. Die AfD ist der Feind dieser Demokratie, muss vom Verfassungsschutz beobachtet werden, und es ist Demokratenpflicht, ihr immer wieder mit Zivilcourage entgegenzutreten. Man braucht keinen autoritären Charakter zu haben, um offensiv das Verbot dieser braunen Meute zu fordern. Es geht um unsere Demokratie und unser Wohlbefinden. Wenn die AfD jemals von den Wählerinnen und Wählern mit exekutiver Verantwortung ausgestattet würde, wäre es Zeit für Demokratinnen und Demokraten, dieses Land zu verlassen.
Manfred Kirsch, Neuwied
In ständiger Aufregung und Anspannung
„Querdenken“: „Eine neue Dimension des Hasses“, FR-Tagesthema vom 25. Januar
Mir fallen die Querdenker von 1968 ein, die Kritik übten und einen öffentlichen theoriegeleiteten Diskurs auf der Straße und in Hörsälen führten. Kritik und Diskussion muss das Lebenselixier einer Demokratie sein. In konzentrierter Debatte, die Widersprüche zulässt und hinterfragt, müssen Begrifflichkeiten bestimmt und zum Konsens oder friedlichem Dissens geführt werden. Paul Masons hat recht damit, dass totalitäre Systeme mit der paradoxen Umdeutung von Realitäten arbeiten. Konstruktive außerparlamentarische Kritik und gefährliche Demagogie unterscheiden sich durch den Gebrauch der Sprache und durch die Form des Austauschs über die Realität der sichtbaren Welt. 1968 unterliegt die öffentliche Kommunikation bei Post, Telefon und Fernsehen noch staatlicher Hoheit. Zielführende Debatten verlaufen in Foren mit einer Kultur direkter Kommunikation unter lebendigen Menschen, in einem Zustand der angstfreien Hirnregulierung, der geordnete Kognition und Lernzuwachs zulässt. Die privaten funkbasierten Nachrichtendienste verkaufen sich heute dagegen gewinnorientiert durch Aufregung und Überstimulierung. Ihr Geschäftsmodell funktioniert auf der Basis des Erwerbs von Nutzerdaten, deren Anzahl durch Unruhe, Besorgnis und Bedrohung gesteigert wird. Ein Diskurs über die vernunftgeleitete Bestimmung von Tatsachen und deren Auslegung geht in der Erregung unter. Es wäre nicht falsch eine Gemeinsamkeit zwischen den Truppenaufmärschen an der Grenze zur Ukraine und den Spaziergängen in sächsischen Städten zu erkennen. Intelligente Feinde der parlamentarischen Demokratie haben hier wie da eine Schwachstelle entdeckt, die mit gefährlichem Kalkül genutzt wird. Die staatlichen Instanzen und Gremien werden in Aufregung und Anspannung gehalten, sind beschäftigt und abgelenkt. Facebook und Twitter machen sich dabei widerstandlos zum Werkzeug. Um eine Verständigung über die Bedeutung der Begriffe Freiheit und Bürgerrechte wieder herzustellen, sind Bürgerräte als ruhige Stimme der außerparlamentarischen Zivilgesellschaft im Sinne von Claudia Rolf zu begrüßen. Der schädliche Einfluss der mobilen Medien sollte dagegen regulativ begrenzt werden.
Peter Hartwig, Ginsheim-Gustavsburg
Forum vom 2. Februar
Seite eins
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Will das BaMF Beihilfe zum Mord leisten?
Kein Asyl für einen Tschetschenen und seine Mutter: „Nach Abschiebung droht der Tod“, FR-Politik vom 27. Januar
Der Entscheider des „Bundesamts für (?!) Migration und Flüchtlinge“, der die Asylanträge des jungen Tschetschenen Achmed Serijew und seiner Mutter abgelehnt hat, ist offenkundig bereit, sich eines Verbrechens schuldig zu machen, der Beihilfe zum Mord. Gleiches gilt für die diese Rechtsverweigerung bestätigende Kammer des Verwaltungsgerichts Bayreuth. Ob es zu diesem Verbrechen kommt, hängt nur noch erstens von einem höchstrichterlichen Entscheid, zweitens vielleicht von hilfreichen Menschen, denen es – wie auch immer – gelingt, eine bestätigte Abschiebung zu verhindern, und gegebenenfalls von Ramsan Kadyrow selbst ab, der, geraten die beiden Geflohenen in seine Gewalt, kaum zögern wird, sie zu liquidieren. Da Kadyrow schon Achmed Serijews Bruder Magomed vernichten ließ, sind allein schon Achmeds Bemühungen, in Russland eine Strafverfolgung der Mörder seines Bruders zu erreichen, Grund genug, auch Achmed umbringen zu lassen.
Sämtliche verfügbaren Indizien deuten auf eines hin: Es muss eine – selbstverständlich nicht veröffentlichte – Abmachung zwischen Putin und Kadyrow als Oberhaupt der Autonomen Republik Tschetschenien geben, die diesem vollkommene Freiheit in der Verfolgung seiner tatsächlichen oder mutmaßlichen Kritiker und Gegner einräumt, und zwar auch außerhalb des tschetschenischen Territoriums. Kadyrows Gegenleistung besteht im Verbleib Tschetscheniens in der Russländischen Föderation und der Unterdrückung bzw. Auslöschung aller Gruppen, die auf eine Herauslösung Tschetscheniens aus Russland hinarbeiten – diese Gruppen sind ohnehin auch Kadyrows Feinde. Putin blickt auf zwei Tschetschenienkriege zurück und ist besonders angesichts des Ukraine-Konflikts und demokratischer Unruhen in Bjelarus und Kasachstan an (Friedhofs-)Ruhe im kaukasischen Teil der russischen Südflanke interessiert. Über diverse islamistische Praktiken des tschetschenischen Schreckensherrschers sieht Putin großzügig hinweg.
Schließlich arbeitet Putin auch im russischen Gesamtstaat auf die sukzessive Aushöhlung bis Abschaffung aller staatsbürgerlichen Rechte hin. Gerade vor einem Monat ließ er seine juristischen Büttel die in der Ära Gorbatschow gegründete Bürgerrechtsorganisation „Memorial“ verbieten, die die Aufarbeitung der Terrorjahre Stalins mit dem Kampf gegen aktuelles staatliches Unrecht verband, sich über Jahre hinweg mit dem Treiben Kadyrows und seiner Mordkommandos beschäftigte und, wie Stefan Scholl in seinem FR-Bericht hervorhebt, auch die Liquidierung Magomed Serijews bestätigt hat. Hier gehen offenkundig Putins und Kadyrows Interessen nahtlos ineinander über, selbst wenn die letalen Bemühungen Putins noch weit hinter denen Kadyrows zurückstehen.
Ein Wort noch zur so genannten „russischen Staatsräson“: Eine solche Räson interpretiert überall auf der Welt, wer jeweils die Staatsmacht innehat. Für Putin erlauben staatsbürgerliche Freiheiten und menschenrechtliche Garantien den Zerfall der Staatseinheit, also sind sie abzuschaffen. Merkwürdig ist nur: Putins Politik in und mit Russland hat dem ukrainischen Nationalismus einen Auftrieb verschafft, wie es ihn zuletzt vor 100 Jahren gegeben hat. Wenn jetzt 60 % der ukrainischen Bevölkerung den Eintritt in die NATO wünschen und wohl noch mehr kein Zurück in einen großrussischen Staatsverband, ist das die geniale staatsmännische Leistung des russischen Staatschefs.
Jürgen Kasiske, Hamburg
Der zentrale Schwachpunkt
Bürgerräte: „Machen wir 2022 zum Jahr einer Re-Demokratisierung“, FR-Feuilleton vom 26. Januar
Da erwartet die Professorin Mitscherlich-Schönherr ja unglaubliche Höchstleistungen von den Mitgliedern der „Bürgerräte“, die eigentlich nur ein Spiegelbild der normalen Bevölkerung sein sollen. Mit ihrem gesunden Menschenverstand sollen sie der Verwissenschaftlichung der Politik entgegenwirken können. Da sie das natürlich nicht können, brauchen sie Hilfe zu ihrer Information und zum Verständnis. Und da liegt der zentrale Schwachpunkt der ganzen Methode „Bürgerrat“. Diese Hilfe bilden alleine die von den Initiatoren nach ihren Interessen ausgesuchten Experten. Ein „ausgewogen und pluralistisch besetzter Beirat“ ist bei Bürgerräten leider nicht vorgesehen. Ein solches kompetent besetztes Gremium müsste aber der zentrale Mittelpunkt einer angemessenen politischen Diskussion zur Beratung des entscheidenden Bundestages sein. Der ganze Hype um die Methode „Bürgerrat“ mit leicht beeinflussbaren Laien hat sich immer mehr als der üble Versuch entpuppt, dass die Initiatoren ihre eigenen egoistischen Interessen als vermeintliche Interessen der Gesamtgesellschaft ausgeben können. So wird „Demokratie“ gezielt missbraucht für die Interessen von Lobbyisten.
Manfred Alberti, Wuppertal
Da geht mir mein demokratisches Herz auf
Was für ein wohltuender Text von Frau Mitscherlich-Schönherr! Da geht mir mein demokratisches Herz auf! Wenn das doch die „Strippenzieher“ bei der Impfzwang-Debatte berücksichitgen könnten! Seufz, dsa wäre schön! Doch sind sie vermutlich schon viel zu tief im „Organisationssumpf“ verstrickt.. Danke für den Beitrag!
Sabine Hütwohl, Bielefeld
Alter Hut in neuen Zügen
Zu: „Batteriezug mit Fahrgästen“, FR-Wirtschaft vom 25. Januar
Es mag ja sein, dass die Deutsche Bahn, als relativ junge Eisenbahngesellschaft gemessen an der Geschichte der Eisenbahn im deutschsprachigen Raum, „erstmals einen Batteriezug mit Fahrgästen auf die Reise geschickt hat“. Wird jedoch im Internet unter „Akku-Triebwagen“ gesucht, dann wird angegeben, dass bereits 1907 in Preußen solche Züge eingesetzt worden sind.
Auch die Deutsche Bundesbahn hatte mehr als 400 solcher Züge im Betrieb. Ich selbst bin wiederholt mit einem solchen Zug auf der Strecke Gevelsberg-Nirgena – Hagen unterwegs gewesen; die Strecke ist allerdings seit längerem stillgelegt.
Paul R. Woods, Neumagen-Dhron
Forum vom 3. Februar
Seite eins
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Der Leserbrief „Die Grundrechte sind in Gefahr“ wurde hier platziert.
Tolle neue Konzepte ohne Konsequenzen
Zu: „Deutschland fehlen 150 000 Lehrkräfte“, FR-Politik vom 26. Januar
Bildung sollte doch so sein: alle Kinder haben ein Recht auf von Fachleuten erteilten Unterricht nach Stundentafel und gleich gut ausgestattete Schulen. Hinzu kommt das Recht, mit all ihren Problemen und Schwierigkeiten ernst genommen zu werden und ggf. notwendige Hilfen in der Schule zu erhalten.
Dies funktioniert mit den gegenwärtigen Strukturen schon in Normalzeiten nicht. Es gibt keine durchgehend schul- & realitätsbezogene Lehrerausbildung, schon gar nicht in Kulturfächern (hat in NRW eigentlich Verfassungsrang!); Schulfinanzierung und -organisation funktioniert nach dem St. Florians Prinzip: Nimm’s möglichst aus deinem (leeren) Kommunaltopf, möglichst nicht aus dem Landes- /Bundestopf. Es fehlen Arbeitsplätze mit IT-Ausstattung für Lehrer in Schulen. Sind Lehrerinnen krank, kommt kein Ersatz, es gibt nicht mal das Bemühen eine Ersatzlehrersystem aufzubauen, wie es in anderen Ländern üblich ist. Die Austattung aller Schulen mit Schulpsychologen, Sozialarbeitern, Verwaltungspersonal., IT-Support, Krankenschwestern etc., was in anderen Ländern auch üblich ist, hier Fehlanzeige.
Es ließe sich endlos weiter auflisten. Fazit: Solange Parteien Schulpolitik zur Profilierung nutzen und Bildung lediglich als Kostenfaktor und nicht als Zukunftsinvestition ansehen werden die jeweiligen Bildminister tolle neue Konzepte erfinden, mit denen sie am Ende ihr Nichthandeln bemänteln.
Die Konzepte müssen dann auch noch von den Schulen mit Papieren gefüllt werden. Nur hilft das leider den Schülern und Schülerinnen nicht weiter. Hier ist eine grundlegende Umorientierung erfoderlich, aber leider nicht erkennbar. Nicht mal in ferner Zukunft.
Matthias Steng, Paderborn
Harter Selektionsprozess im Mathestudium
In meinem nächsten Umfeld gibt es zwei junge Leute, die nach Mathe-Leistungskurs und Einser-Abitur Mathematiklehrer:in werden wollten und mit Begeisterung das Lehramtsstudium aufgenommen haben. Beide haben es mittlerweile abbrechen müssen, weil sie eine einzige Klausur nicht bestanden haben. Beide bei Professoren, die dafür bekannt sind, regelmäßig im ersten Versuch 80 % ihrer Studierenden durchfallen zu lassen und die auch im zweiten Versuch die Hälfte „aussortieren“. Die betreffenden Professoren würden nun wahrscheinlich behaupten, dass diese Studierenden nicht geeignet seien, Mathematik zu lehren. Man könnte es aber auch so sehen, dass Professoren, die 80 % ihrer Studierenden das von ihnen geforderte Wissen nicht vermitteln können, nicht geeignet sind, Mathematik zu lehren!
Vermutlich gibt es solche „harte Knochen“ an fast allen Unis. Vielleicht sollte man auch mal die didaktischen Fähigkeiten der Lehrenden evaluieren, um die Studienabbrecherquote zu verringern. Denn diese beiden jungen Leute und viele andere, die das Pech hatten, an solche Professoren zu geraten, fehlen nun an den Schulen und müssen durch Seiteneinsteiger:innen ersetzt werden, die gar kein Lehramtsstudium absolviert haben.
Elke Fußbahn, Friedberg
Rechtsstaat, wo bist du?
Flüchtende: „Die EU leistet Beihilfe zum Rechtsbruch“, FR-Titel vom 29.1.
Es gibt solche Menschen, die morden, vergewaltigen, zetteln Kriege an, foltern. In einem Unrechtsstaat wie Syrien und Libyen können sie sich austoben (statt ausleben). In einem Rechtsstaat würde man versuchen, ihrer habhaft zu werden, die Gesellschaft vor ihnen zu schützen.
Wie aber ist nun ein Staat oder eine Staatengemeinschaft zu nennen, die nicht selbst Hand anlegt an die Opfer, nicht foltern und töten läßt, aber zuschaut, wo er stattdessen Abhilfe leisten könnte, Mord und Folter und Vergewaltigung verhindern? Ist jemand, der anderen beim Ertrinken zuschaut, moralisch viel höher stehend als jene Verbrecher, die diese Menschen auf’s Meer jagen? Wie verbrecherisch gewalttätig ist jemand, der mit einem Federstrich verhindert, daß Menschen andere vor dem Ertrinken/Verdursten/Verhungern/Erfrieren retten? Mir selbst ist es bei meinem zweiten Einsatz für die Sea-Watch 3 passiert, daß unser Schiff nicht auslaufen durfte und wir wochenlang im Hafen von Catania festhalten, während draußen auf dem Mittelmeer möglicherweise (vielleicht möglicherweise weglassen) Schiffbrüchige ertranken und von uns hätten gerettet werden können.
Wer ist dafür verantwortlich? Wer verfolgt diese Verbrecher? Wer urteilt sie ab? Rechtsstaat, wo bist du? Politiker, wie handelst du? Wähler, wen wählst du?
Ralf-Michael Lübbers, Marienhafe
Mehr Debatte wagen
Zu: „Mehr Grün wagen“, FR-Meinung vom 28. Januar
Dem Kommentar von Stephan Hebel stimme ich in jeder Beziehung zu. Die Grünen sollten in dieser Regierung mehr wagen: Mehr Klimapolitik, mehr Sozialpolitik, mehr Bereitschaft, mit den Koalitionspartnern dafür Konflikte einzugehen! Und bevor von innerparteilichen Flügelkämpfen und Zerstrittenheit die Rede ist, sollte eine Streitkultur gefördert und akzeptiert sein, denn erst in der Debatte schärfen sich differenzierend sachliche Argumente.
Robert Maxeiner, Frankfurt
Wir haben Parlamente!
Bürgerräte: „2022 als Jahr einer Re-Demokratisierung“, FR-Feuilleton v 26.1.
Bürgerräte, was soll das? Wir haben von den Bürgern gewählte Parlamente, die aber ihren Aufgaben gerecht werden müssen, ohne immer wieder auf den eigenen Profit zu schielen. Vielleicht sollte man erst einmal dem Bürger im Rahmen eines Bürgerentscheides ein Mitspracherecht geben. Nicht noch mehr Bürokratie, die wieder einmal dem Steuerzahler zur Last geht!
Hans-Joachim Gebhardt, Frankfurt
Forum vom 4. Februar
Seite eins
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Der Fußball ist gut bezahlt, aber seelenlos
Max Eberl: „Hilfeschrei zum Abschied“, FR-Sport vom 29. Januar:
„Das ist doch mal eine ehrliche Aussage! Hier zeigt ein Bundesliga-Manager ein wahres Gesicht. Gleichzeitig ist sein Ausstieg nicht nur eine Kritik an einer gnaden- und uferlosen Branche, auch eine drastische Gesellschaftskritik, in der auch ‚die schönste Nebensache der Welt‘ inzwischen zum Moloch geworden ist, der ständig neue Opfer und Verlierer fordert. Es bleiben in diesem hochbezahlten Fußball nicht mehr viele übrig, die das Gesicht eines Vereins mit klarer Identität und Zugehörigkeit aufweisen. Manche sind schon ganz von der Bildfläche verschwunden.
Das Bundesliga-Geschäft ist für Manager und Trainer letztlich auf Verschleiß programmiert. Zwar gut bezahlt, aber seelenlos geworden. Mit vielleicht wenigen Ausnahmen (in Freiburg, St. Pauli oder Greuther Fürth).
So wie Max Eberl als Mensch und Sportsmann die Jahre aufgetreten ist, so tritt er jetzt auch ab. Traurig, erschöpft, aber mit Haltung! Eberl hat immer auf Perspektive, auf Kontinuität hin gearbeitet. Das kann man in dieser modernen Löwengrube inzwischen vergessen, wo sich die Wichtigtuer, Dauerkritiker und schließlich eine graue Masse der medialen Netzwerkenutzer das Maul zerreißen, wenn die nächste Vereins-Krise anzukündigen ist.
Max Eberl hat erkannt, dass das nicht mehr sein Fußball ist, beim dem das Spiel selbst oft zur Nebensache geworden ist. Das ganze Gequatsche drum herum bis zu persönlichen Anfeindungen hat eine Dimension erreicht, die einen Fußballliebhaber den Rest geben kann. „Ich muss raus aus der Mühle“. „Ich habe keine Kraft mehr“. Deutlicher können die Signale aus dem Oberhaus nicht sein.
Eberl wird mit seinem Rücktritt dieses Fußball-Geschäft nicht ändern. Das weiß er. Aber auch Beispiele lehren oder zeigen Lösungswege auf. Ich habe großen Respekt vor dieser Entscheidung und große Sympathie für diesen Sportsmann.
Chapeau Max Eberl!
Jürgen Malyssek, Wiesbaden
Plädoyer für den Völkerfrieden
Kolumne: „Kolumbus und Winnetou“, FR-Meinung vom 31. Januar
Dem Schöpfer von Winnetou Rassismus und Imperialismusnähe vorzuwerfen, wird seinem Werk, das einige rassismus- und imperialismuskritische Äußerungen enthält, nicht gerecht. So lässt Karl May beispielsweise in seiner Reiseerzählung „Und Friede auf Erden!“ den Chinesen Fang Folgendes sagen: „Also frage ich: woher nehmen sie das Recht, wie Bazillen durch alle leiblichen und geistigen Poren in den Körper und in die Seele unserer Nation einzudringen und an dem sogenannten ‚gelben‘ Manne denselben Rassenmord zu verüben, an welchem der ‚rote‘ auch schon zugrunde gegangen ist?“ Die ganze Erzählung liest sich wie ein Plädoyer für den Völkerfrieden. Nicht von ungefähr schrieb die Pazifistin Bertha von Suttner in einem in der Wiener „Zeit“ vom 5. April 1912 veröffentlichten Nachruf auf Karl May: „In dieser Seele lodert das Feuer der Güte.“
Thomas Tews, Frankfurt
Forum vom 5. Februar
Seite eins
Seite zwei
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Einfach wohltuend
Olympische Spiele: „Dabei sein – trotz allem“, FR-Politik vom 3. Januar
Ausgezeichnet ist der vorgeschaltete Artikel vom Chefredakteur Thomas Kaspar, die Erklärung der FR wie man über die Spiele in China zu berichten gedenkt. Ja, so kann man informieren mit Respekt vor den Sportlern und doch verbunden mit Ablehnung der politischen Rahmenbedingungen. Einfach wohltuend!
Ich denke dabei auch an die Anzeige der AFD. Sie war begleitet durch eine Erklärung. Sie bedurfte keiner nachträglichen Entschuldigung. Für die Leser:innen der FR war das keine Zumutung, ich empfand es als Information über die verlogene Politik der AFD. Die Leser:innen der FR lassen sich davon nicht infizieren, wissen dadurch aber über die Denkens Weise der AFD. Insofern hat die AFD umsonst Geld ausgegeben, weil sie niemanden erreicht damit. Gut so.
Das erinnert mich an die Schläue alter Leute, zu gebrechlich um zum Wahlbüro zu laufen, sie ließen sich von der Partei die sie am wenigsten wählen würden zum Wahlbüro fahren, um dann die andere Partei zu wählen, die ihrer Überzeugung. Der Mut, auch gegensätzliche Meinungen darzustellen zeichnet die FR aus, manchmal muss das allerdings mit einer Stellungnahme begleitet werden.
Heinz Kapp, Neu-Isenburg
Für uns alle, für die Welt
Zu: „Vonnöten wie kaum ein anderer“, FR-Meinung vom 1. Februar
Da hat er jetzt mal was ganz anderes thematisiert: den Lyriker, der fehlt. In Zeiten, in denen man über einen Bundestags- bzw. Regierungslyriker diskutiert, durchaus eine wichtige und interessante Sache. Das er Andre Heller hier anführt, verwundert mich, denn ich kenne Heller nur als Aktionskünstler. Und Heller ist auch nicht der einzige Poet der Gegenwart, der so schreibt, dass man sich darin wiederfinden kann. Auch der Sänger und Dichter Max Prosa und der ebenfalls Sänger und Dichter Konstantin Wecker gehören neben Andreas Reimann und sicher ein paar anderen auch noch dazu. Dennoch: Herl will die Kraft der Sprache und die Kraft der Poesie für uns bekannt machen. So schafft er es, zu zeigen, dass Poesie nicht nur von klassischen Dichtern, sondern von Künstlern, ergo von Menschen gemacht wird. Für uns alle, für die Welt. Ein großartiger Beitrag, danke Herr Herl!
Thomas Fix, Frankfurt
Erneuerung der Sprache
Parlamentspoet:in: „Es geht nicht darum, das Infektionsschutzgesetz zu tanzen“, FR-Feuilleton vom 17.1.
Selten gab es für unser Bundesparlament einen so grundvernünftigen Vorschlag! Der Gegenstand von Poesie ist die Sprache (ok, lassen wir mal die Sinnsprüche aus den Poesie-Alben unserer Mütter beiseite, und beschränken uns auf ernst zu Nehmendes). Der Parlamentsbetrieb ist sehr weitgehend sprachbasiert; er besteht aus gesprochener und geschriebener Sprache. Den Umgang der Parlamentarier*innen mit Sprache zu spiegeln und auf einer Meta-Ebene darzustellen – das wird benötigt, und das kann eine Parlaments-Poetin leisten. Sprache ist ja doch, etwas vereinfacht gesagt, das Betriebssystem des Denkens. Für dieses Betriebssystem finde ich ein Update ab und zu wünschenswert. Gerade jetzt, wo die Mehrzahl der Parteien im Parlament antreten möchten, vieles zu erneuern, wünschte ich ihnen eine Erneuerung auch ihrer Sprache.
@Thomas Tews
Man kann bei Karl May durchaus eine friedenspolitische Grundeinstellung finden, die auf einer schon fast fundamentalistisch-christlichen Haltung basiert. Sein Weltbild ist allerdings m.E. stärker vom im 18 Jh. verbreiteten Konzept des „Edlen Wilden“ geprägt als etwa vom Pazifismus. Und in der Wiederholung des „Heldenmythos“ in allen Reise- und vielen Gesellschaftsromanen findet sich überall die Überlegenheit des „Weißen Mannes“ gegenüber den Vertretern anderer Kulturen – ein gewichtiger Aspekt von imperialistischen Grundvorstellungen. Das schmälert- bei aller Ambivalenz- nicht seine schriftstellerische Leistung, vor allem, da im Alterswerk auch mehr kritische Erkenntnis aufscheint, wie Herr Tews hier konkret angeführt hat.