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Forum vom 19. Juli
Seite eins
Seite drei (mit regionalem Bezug)
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Schwarz geärgert
Zu: „Initiative begrüßt Verzicht auf Begriff ‚Schwarzfahrer’“, FR-Politik vom 10. Juli
Ich könnte mich „schwarz ärgern“ („Ärgert sich jemand schwarz, bedeutet dies, dass er sich fast zu Tode ärgert. Die Redensart, die seit dem späten 18. Jahrhundert auch literarisch verwendet wird, ist eine Redewendung für den Verfärbungszustand eines Toten.“), wenn ich in der FR vom 10. Juli lese, dass die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland die Ankündigung der Berliner Verkehrsbetriebe begrüßt, auf den Begriff „Schwarzfahren“ zu verzichten. Vermutlich wird die Gebühreneinzugszentrale von ARD und ZDF sich anschließen und demnächst melden, dass auch der Begriff „Schwarzseher“ für Menschen, die fernsehen, ohne dafür Gebühren zu zahlen, gestrichen wird. Was wir uns mit dieser Sprachbereinigung selbst einbrocken, werden wir noch merken, wenn die deutsche Wirtschaft keine „schwarzen“ Zahlen mehr schreiben darf. Oder bin ich jetzt nur ein notorischer „Schwarzmaler“? Das weiß man heutzutage leider nicht mehr so ganz genau.
Hans Schinke, Offenbach
Jetzt sind wirklich kreative Lösungen gesucht
Hoffen wir mal, dass all die Steinewerfer die auf Frau Baerbock geworfen haben, sich ausgetobt haben. Vielleicht gibt es ja dann wieder mal einen Blick auf die Maskenabzocker der Union und Herrn Laschets Lebenslauf und die Startruppe der Union.
Ein wirkliches Problem haben wir aber noch: das Farbenspiel! Schwarzwald, Schwarzwurzel, Schwarzes Loch, Nachtschwarz; aber: Gelber Sack, Gelbsucht, Gelber Schein. Und hoffentlich gibt es in Bayern keine Krise: die Weißwurst! Da sind jetzt aber kreative Lösungen gesucht!
Albert Henkel, Wehrheim
Unmissverständlich und ethnisch absolut neutral
Bei allem Respekt für eine engagierte junge Stadtverordnete: was soll an dem Wort „Schwarzarbeit“ diskriminierend sein? Ein Fachbegriff, unmissverständlich, präzise und ethnisch absolut neutral. Wie auch „Schwarzfahren“, „Schwarzmalen“, „Schwarzwild“, „Schwarzbuch“ und die am Bau vorkommende „schwarze Wanne“. Ich hätte auch keine Einwände gegen „Gelbfieber“ oder „Rotsandstein“.
Von welchem Vorurteil geht jemand aus, der das Wort „Schwarzarbeit“ für diskriminierend hält? Und ist das nicht an sich rassistisch? Von allem Verdacht frei ist natürlich der schöne Schwarzwald …
Jörn Pabel, Frankfurt
Gezeichnet vom Ruß der Dampflokomotiven
Auf welche Worte muss man denn hier in Deutschland noch alles achten. Haben diese „Obermenschliche“ nichts anderes zu tun ? Schwarzfahrer oder Schwarzfahrerin bleibt bei mir schwarz.
Schwarzfahren kommt aus der Zeit der guten alten Dampflokomotiven und den Personenwagen mit Trittbretter außen. Die Züge fuhren gerade mal um die 60 Km/h. Arme Leute klammerten sich außen an und fuhren auch zwischen den Wagenkupplungen mit. Sie sprangen dann bei der Einfahrt in den Bahnhof vorzeitig ab. Aber an der „Bahnsteigsperre“ hat man viele als Schwarzfahrer erwischt weil sie vom Russ der Lok gezeichnet waren. Da können diese komischen Leute, die glauben sich über alle möglichen Begriffe aufregen zu müssen, sagen was sie wollen, der Schwarzfahrer bleibt Schwarzfahrer. Und „Sie“ natürlich auch.
Emil Jacob, Poppenhausen
Wenig geändert seit Kaisers Zeiten
Hessen: „Polizei in kritischer Situation“, FR-Regional vom 13. Juli
Im Beuth-Auftrag, das „Fehlverhalten Einzelner innerhalb der Polizei“ zu untersuchen, ähnelt die „unabhängige Kommission“ Eisforschenden auf der Titanic-Kommandobrücke, die erkannt haben, dass unterhalb der nur einzeln sichtbaren Eisbergspitzen ein kaum erforschtes System tückischer Vereisungen lauert, das sich bereits seit längerem mit hässlichem Knirschen an den Bordwänden bemerkbar gemacht hat. Selbst Kapitän Beuth beschleichen allmählich heimliche Zweifel ob seines eisernen Glaubens, dass nur die oberflächlich sichtbaren Eisbildungen gefährlich seien.
Steuermann Frömmrich bangt dagegen vor allem „um den tadellosen Ruf der Polizei“, die wie vereinzelte Eisberge unserer Demokratie nicht gefährlich werden könnten. In welch fatale Situation Kapitän Beuth uns Demokratie-Passagiere manövriert hat, zeigen jetzt die Empfehlungen der
Beratenden: Jerzy Montag drängt, „noch könne das Ruder herumgerissen werden.“ Genau das tat der Original-Titanic-Kapitän auch, mit der Folge, dass die unsichtbare Eisbergbasis die rechte Bordwand aufriss und das Schiff volllief und sank. Angelika Nußberger empfiehlt angesichts des „kritischen Moments“ einen „Neuanfang“. Leider gabs und gibts in der Wirklichkeit dafür keine RESET-Taste. Wir stecken also im bedrohten Demokratie-Schiff mit einem unbeirrbar Kurs aufs Eismeer haltenden Kapitän und Steuermann, umgeben von bisher sichtbaren 136 Eisbergspitzen, die sich unbehelligt in Nazi-Hass-Chats ihrer Eiseskälte versichern und gegen jüdische, behinderte, flüchtende, dunklerhäutige und weibliche Menschen verbrüdern. Gern auch Waffen horten für den Umsturz-Tag X, ab dem sie gemeinsam mit SEK-Kollegen, Soldaten, Laien-Preppern, -Incels, -Identitären und -Neonazis endlich ihre wahre Macht und Überlegenheit noch ungestörter gegen Mindergewertete ausleben können. Oder wie sonst sollen wir die widerspruchslos gechattete Hitlerverehrung und die Riesenlücke bei der Reichstagstreppenerstürmung durch Querdenker deuten? Das Schlimmste ist, dass die verschweigende PolizistInnen-Mehrheit feige oder abwartend die Augen zupetzt und den Mund hält. und damit zum ungestörten Zusammenschluss ihrer Hirn- und Herz-vereisten Nazi-KollegInnen beiträgt. Überlegenheitsgesten statt Zivilcourage, das scheint durchgängig Auswahl und Ausbildung unserer PolizeibeamtInnen zu bestimmen. Da hat sich offenbar seit Kaiser und Führer zu wenig geändert.
Claus Metz, Bad Vilbel
Fahrräder müssen Kennzeichen bekommen
Radfahren in Frankfurt: „Verkehrssicherheit erhöhen“, FR-Regional vom 7. Juli
Das Bestreben der Radfahrer und deren Interessenvertreter bzw. Verbände, als gleichberechtigte Verkehsteilnehmer behandelt zu werden, erfordert nicht nur gleiche Rechte, sondern auch gleiche Pflichten. Dazu gehören eine deutliche Kennzeichnung, um Verstöße ahnden zu können und die Pflicht zur Teilnahme an einer Schulung der Verkehrsregeln mit Prüfung, also ein sogenannter Führerschein. Zur Zeit bewegen sich Radler im rechtsfreien Raum. Fahren bei Rotlicht, Verstöße gegen die Fahrtrichtungsanzeige, Fahren auf Fugängerüberwegen oder Bürgersteigen, Nichtbeachten von Stopschildern, Fahren ohne Licht bei Nacht sind die Regel, um nur einige zu nennen.
Der Politik, die zur Zeit den Radverkehr massiv untertützt sei gesagt, sie bewegt sich in einem Irrtum. Frankfurt wurde seit Jahrzehnten zur autogerechten Stadt umgebaut, Straßenbahnen wurden stillgelegt, die Geleise wurden herausgerissen, Straßen wurden verbereitert, um dem KFZ Verkehr freie Fahrt zu signalisieren, Parkhäuser enstanden ohne Ende. Radwege gerieten in Vergessenheit und spielten bei Planung von Straßen eine untergeordnete Rolle. Der Umbau zur fahrradgerechten Stadt ist auf die „Schnelle“ nicht möglich, da einfach gesagt, der Platz fehlt.
Auch die Hochhausplanung der Stadt Frankfurt widerspricht einer Eindämmung des Kfz Verkehrs. Ein Hochhaus mit mehreren Hundert Bewohnern oder Arbeitskräften erfordert massive Versorgung, mit dem Fahrrad ist diese nicht zu gewährleisten. Eine wichtige Voraussetzung zur Nutzung des Fahrrades ist die Trennung von Kfz Verkehr und Radverkehr, das heißt die Nutzung getrennter getrennter Fahrbahnen auf den Straßen. Aufgemalte Radwege lösen das Problem nicht. Sie bieten keine Sicherheit bieten, sondern stellen eher eine Gefahr dar, wie man täglich beobachten kann.
Manfred Christmann, Frankfurt
Vorzeitiger Verschleiß
Salzbachtalbrücke: „Vernachlässigte Infrastruktur“, FR-Regional vom 10. Juli
Bei der gesperrten und fast eingestürzten Salzbachtalbrücke sind die meisten Ursachen zutreffend beschrieben worden:
Die jahrzehntelange fatale Gewohnheit, dem billigsten Anbieter den Zuschlag zu geben und nicht dem des wirtschaftlichsten und über die gesamte Lebensdauer nachhaltigsten Angebots. Nur so wurde es möglich, dass Brücken, Schulen, Hallenbäder oder andere Bauwerke nach 40 oder 50 Jahren für nicht mehr sanierungsfähig erklärt werden müssen.
Dann werden immer wieder Fehler und Schlamperei bei Bau und Baumaterialien viele Jahre später sichtbar, dann wenn es für Regressforderungen zu spät ist.
Auch das stark gestiegene Verkehrsaufkommen ist eine wichtige Ursache für vorzeitigen Verschleiß.
Was jedoch bisher nicht erwähnt wurde ist der Einfluss des starken Anstiegs des zulässigen Gesamtgewichts und der Achslasten schwerer LKW. Immer wieder wurde von den Spediteuren die Zulassung schwererer LKW gefordert, um mit einem Fahrzeug und einem Fahrer mehr transportieren zu können.
So wurden um 1980 entgegen dem Rat von Experten deutlich höhere Werte zugelassen. Später kamen die „Gigaliner“ und auch heute wird schon wieder gedrängelt.
Nach dem „AASHO Road Test“ steigt der Straßenverschleiß mit der vierten Potenz der Achslast. Das heißt, bei einer Erhöhung um 30 % steigt der Verschleiß um das Dreifache. Doch nicht nur der Straßenbelag verschleißt schneller, auch die Statik der Brücken ist für solche Lasten nicht ausgelegt. Die höheren Gewichte und die stark gestiegene Menge der LKW hat zu einem gewaltigen Sanierungsbedarf und auch zur Notwenigkeit von Abriss und Neubau geführt. So wurden auf der in den 60ern gebauten „Sauerlandlinie“ mittlerweile alle Brücken generalsaniert. Neben den gewaltigen Kosten gab es auch noch in großem Umfang Belastungen der Autofahrer durch Staus und Umleitungen. Wie so oft: Das Verursacherprinzip gilt hier nicht. Die Zeche zahlt der Steuerzahler. Den Profit haben die Spediteure, die dann auch noch durch Hungerlöhne für die Fahrer der Eisenbahn Konkurrenz machen, deren Defizite wiederum beim Steuerzahler landen.
Hans Jägemann, Darmstadt
Keineswegs ist alles gesagt!
„Gut gebrüllt“: „Frage die Regierung!“, FR-Regional vom 10. Juli
Anders als Pitt von Bebenburg meint, ist über Oberstoppel und seine Landesstraße L 3431 mit den Anfragen des scheidenden SPD-Abgeordneten und künftigen Landrats Warnecke noch nicht alles gesagt. Handelt es sich bei der L 3431 doch nicht nur um ein sträflich vernachlässigtes Stück lokaler Infrastruktur, sondern auch eines der zeitgenössischen Literatur.
Friedrich Christian Delius, Büchner-Preisträger seines Zeichens und in Wehrda, nur einen Steinwurf von Oberstoppel entfernt, aufgewachsen, hat in seinem Roman „Die Frau, für die ich den Computer erfand“ (Rowohlt 2009) den Computerpionier Konrad Zuse im – leider nicht mehr bestehenden – Landgasthof von Oberstoppel seine Lebensgeschichte erzählen lassen. In den Nachkriegsjahren hatte Zuse im Nachbarort Neukirchen (damals Kreis Hünfeld, heute Marktgemeinde Haunetal) seine ersten Großrechner gebaut. Eine Episode im Buch handelt von Zuses erstem Urlaub 1951. Ziel war der Oberstoppeler Landgasthof. Auf die Distanz kam es dabei nicht an. Zuse wollte lediglich eine Woche seine Ruhe haben. Firmenanrufe waren daher verboten. Um sicherzustellen, nur mit wirklich Wichtigem behelligt zu werden, durften Mitteilungen ausschließlich per Fahrrad – 300 Höhenmeter auf 3 km – übermittelt werden. [2]
Der Fahrradkurier musste sich jene L 3431 hinaufquälen, die mehr als sechs Jahrzehnte später zum Gegenstand der – bisher fruchtlosen – Landtagsanfragen werden sollte. Die Straße präsentiert sich heute in keinem anderen Zustand als 1951. Mit ihren diversen Kehren ist die romantisch durch den Wald führende Rumpelpiste zwar für Biker und Cabrios von gewissem nostalgischem Reiz. Ansonsten gilt aber, besonders für Radfahrende: nur gefährlich! Dass sich im Zweifel schon Georg-August Zinn nicht gekümmert hat, ist keine Entschuldigung für noch längeres Zuwarten.
Auch wenn „schon die Hessen aus Frankfurt oder Wiesbaden keine Ahnung haben […] von den Schönheiten der Vorderrhön“: Das Hessische Kegelspiel, „fast so anmutig wie die Hügel in der Toskana“ (so von F.C. Delius seinem Romanhelden in den Mund gelegt) [3], verdient eine bessere Erschließung.
Andreas Knüttel, Wiesbaden
Immer nur abreißen!
Zu: „Viel mehr Sozialwohnungen“, FR-Regional vom 22. Mai
Es wäre zu wünschen, dass die Empfehlungen der Frankfurter BDA-Gruppe zu einem Umdenken in Frankfurt führen, wo allenthalben nur ans Abreißen gedacht wird. Krassestes Beispiel ist die Absicht der städtischen Wohnungsbaugesellscha ABG, das in den 80er Jahren von dem Architekten Hendrik Hommel als Verwaltungssitz der Firma Lurgi erbaute damals europaweit größte Bürogebäude Europas abzureißen und an seiner Stelle Wohnungen zu errichten. Außer der Unmenge an Bauschutt spricht dagegen, dass der Boden des einstigen Fabrikgeländes mit Chemikalien verseucht ist.
Für mich wäre es eine schöne Vorstellung, einen Teil der Büros zu Wohnungen für Ältere herzurichten und einen anderen Teil für Student:innen von der Rietberg-Dependance der Universität, die statt Miete zu zahlen, den Ersteren helfen würden, ihren Alltag zu bewältigen. Vielleicht gäbe es auch noch Platz für einen Lebensmittelladen, eine Apotheke, einen Optiker etc.
Gerd Wild, Frankfurt
Forum vom 20. Juli
Seite eins
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Zündstoff für das revolutionäre Potenzial
Dax-Konzerne bezahlen die Vorstandsmitglieder sehr gut: „Dein Gehalt mal 48“, FR-Wirtschaft vom 14. Juli
Als Mathematiklehrer kann ich gelegentlich die tägliche Unterrichtsvorbereitung direkt aus der morgendlichen Lektüre der Frankfurter Rundschau extrahieren – heute konkret dem Artikel über die ungleiche Bezahlung von Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitenden in DAX-Konzernen. Verglichen wird hier das durchschnittliche Jahresgehalt von 3,4 Millionen Euro einer Führungskraft mit dem Durchschnittsgehalt aller Beschäftigten (nicht: aller anderen!) von 71.000 Euro. Das ergibt, wie in der Überschrift festgestellt, ein Verhältnis von 48:1 und ist wunderbar geeignet, um zu verdeutlichen, wie Durchschnittswerte tatsächliche Ungleichgewichte verschleiern können.
Als Rechenbeispiel sei ein fiktiver DAX-Konzern mit 1000 Mitarbeiter:innen angenommen, davon fünf im Vorstand und fünf als Reinigungskraft oder Bürobot:in arbeitende: Von den gesamten Lohnkosten in Höhe von 71 Millionen gehen bereits 17 Millionen an die fünf Vorstandsmitglieder, das ist beinahe ein Viertel. Dann entsteht das berechnete Durchschnittsgehalt mit den angegebenen Werten z.B. dadurch, dass jede:r durchschnittlich Beschäftigte 54 400 Euro und die Reinigungskraft 28 800 Euro als Jahresbruttogehalt erhält. Und das Verhältnis zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Gehalt im Konzern beträgt nicht mehr 48:1, sondern noch deutlich beeindruckendere 118:1. (Dass die tatsächlichen Einnahmen der Top-Manager:innen durch Aktienoptionen und Pensionszusagen noch wesentlich höher ausfallen können, bleibt auch hier unberücksichtigt.)
Der oder die durchschnittliche Mitarbeiter:in wird eben bei der Wohnungssuche oder bei der Urlaubsplanung nicht das durchschnittliche Gehalt aller Mitarbeitenden im Konzern zugrunde legen können, sondern nur das eigene Gehalt. Aussagekräftiger als das arithmetische Mittel aller Gehälter wäre hier ein Median – aber dies soll hier ja ein Leserbrief und keine Mathematikstunde werden…
Interessant ist vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass Politiker verschiedenster Parteien im Zusammenhang mit der CO2-Besteuerung gerade ihr soziales Gewissen entdecken, weil sich doch weiterhin alle ihren jährlichen Flug nach Mallorca leisten können sollen. Dass die Putzkraft im Dax-Konzern schon bisher eher selten geflogen ist und die Vorstandsmitglieder selbst dann noch wesentlich häufiger Flugreisen unternähmen, wenn diese durch die Steuern der Putzkraft nicht mehr subventioniert würden, wird da geflissentlich übersehen.
Ich hoffe sehr, dass ich mit meinem Unterricht das latent vorhandene revolutionäre Potential der Jugendlichen nachhaltig anfeuere. Danke für den Zündstoff!
Nils Kern, Bad Krozingen
Wohin mit dem Geld?
Profifußball: „Hängepartie um 50+1“, FR-Sport vom 15. Juli
Ich bin gegen die Aufhebung der 50+1 Regelung, die bis auf die Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit nichts bringt. Die Bundesliga-Führer, Bayern und Dortmund schaffen es auch so, international erfolgreich zu sein.
Wo krebst denn über die Jahre (Ausnahmeregelung) Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim, naja RB Leibzig rum? Nicht permanent in der Euro-/Championsleague. Für welche Investoren sind denn Vereine interresant? Es interresiert sich doch kein Investor für Vereine wie Bochum oder Bielefeld. Also, die Kluft zwischen den armen und reichen Bundesligavereinen wird größer. Und was macht man mit dem Geld? Einen Neymar für 300 Millionen brauche ich nicht.
Thomas Szwillus, Büdesheim
Frei von Leid und Schmerz
„Unter Tieren“: „Das Recht auf das eigene Leben“, FR-Feuilleton vom 6.7.
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Er sollte viele Menschen zum Nachdenken bringen, die Tiere und Tierprodukte konsumieren, ohne sich Gedanken über die Rechtmäßigkeit dessen zu machen. Wera gibt uns das Recht, Tiere zu töten oder auszubeuten für unseren eigenen Genuss oder Luxus bzw. woher nehmen wir uns dieses Recht? Vielmehr hat jedes Tier und jede Tierart ein Recht auf ein Leben und dazu das Recht auf ein freies, unbeschwertes, artgerechtes Leben frei von Schmerzen und durch uns Menschen verursachten Leid.
Sabine Falk, Stuttgart
Tötungen sind ethisch nicht zu rechtfertigen
Frau Sezgin liegt vollkommen richtig. Die Rechte von Schweinen, Rindern, Hühnern und allen anderen Tieren gehen weit darüber hinaus, als nur „würdevoll geschlachtet zu werden“. Tatsächlich ist die Vorstellung einer „würdevollen Tötung“ gegen den eindeutigen Willen der Tiere ein Widerspruch in sich.
Insbesondere in wohlhabenden Industrieländern ist niemand auf den Konsum tierischer Produkte angewiesen und somit ist eine absichtliche, unnötige Tötung ethisch nicht zu rechtfertigen. Ich würde mich über die Ausweitung einer solchen klugen und progressiven Berichterstattung sehr freuen.
Sören Frey, Stuttgart
Speziesismus ist ein wichtiges Thema
Mit diesem Schreiben wollte ich mich für eure tolle Arbeit bedanken! Einfach eine tolle Kolumne von Hilal Sezgin! Speziesismus ist solch ein wichtiges Thema und ich würde gerne mehr davon lesen!
Sina Gißler, Zell a. H.
Forum vom 21. Juli
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Anwohner werden ausgeschlossen
Elektromobilität: Erwiderung auf „Sinnvolle Investitionen in den Klimaschutz“, FR-Fiorum vom 10. Juli
Lieber Werner Neumann, wie Sie fahre ich ein Elektrofahrzeug seit mehr als fünf Jahren. Deshalb spreche ich aus eigener Erfahrung. Man kann ein E-Fahrzeug mit sinnvoller Batteriegröße (Reichweite) nur dann kaufen, wenn man Zugriff auf eine Ladestation für mehrere Stunden an dem Ort hat, an dem das Fahrzeug längere Zeit steht. Auf dem Firmenparkplatz oder eben zu Hause. Das Schnellladen ist keine Option für das Tagesgeschäft. Nach 2 Stunden Fahrzeit 30 Minuten Kaffeepause machen und dabei die Batterie des Fahrzeuges auf 80% aufzuladen ist im Reiseverkehr kein Problem. Für einen Pendler, der das zweimal in der Woche auf dem Weg zur Arbeit machen soll, ist das keine Option.
In Frankfurt gibt es nicht eine einzige Ladesäule an „Anwohnerparken“ Stellplätzen. Damit ist eine ganze Bevölkerungsgruppe von der Nutzung der Elektromobilität ausgeschlossen. Nun kann man für autofreie Innenstädte, für mehr Radwege und eine Abkehr vom Individualverkehr streiten. Solange aber „Anwohnerparken“ Stellplätze ausgewiesen werden, muss man die auch zwingend zu einem gewissen Prozentsatz mit Ladeinfrastruktur ausrüsten. Dafür reichen kostengünstige Ladesäulen mit kleiner Ladeleistung. Wichtig ist eine hohe Verfügbarkeit und die Möglichkeit sie länger zu nutzen. Im Bereich „Anwohnerparken sind 6 Ladesäulen mit 11kW Ladeleistung sinnvoller als 3 Ladesäulen mit 22kW Leistung. Ladesäulen mit mehr Leistung als 22kW gehören nur an Kurzzeitparkplätze z.B. Supermärkte.
Wer bis 2035, oder auch bis 2045 wie unsere Bundesregierung, CO2-Neutralität erreichen will, muss Verbrennungsfahrzeuge zwingend innerhalb dieses Zeitraumes auf synthetischen Kraftstoff aus regenerativen Energiequellen umstellen. Dieser ist aber in der Herstellung 3 mal so teuer wie konventioneller Kraftstoff. Für ein Fahrzeug der Golfklasse werden damit die Energiekosten vor Steuern und Abgaben 3 mal teurer als bei der Nutzung von fossilen Kraftstoffen und 10 mal so teuer wie bei der direkten Nutzung von Strom. Schon heute sind die Energiekosten für ein E-Auto deutlich niedriger als für ein mit fossilen Kraftstoffen betriebenes Fahrzeug und diese Schere wird deutlich weiter aufgehen. Es ist also extrem unsozial Menschen, die ihre Fahrzeuge auf „Anwohnerparken“ Stellplätzen abstellen müssen, von der Nutzung von E-Fahrzeugen auszuschließen. Deshalb wäre es richtiger gewesen zu fragen: “ Wird die richtige Ladeinfrastruktur subventioniert?“ Den Aufbau der richtigen Ladeinfrastruktur zu fördern ist für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft und für die Akzeptanz der Energie- und Verkehrswende von entscheidender Bedeutung. Für Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, weil der ÖPNV, die von ihnen benötigte Mobilität nicht anbieten kann, wird sie zur sozialen Frage. 365 Euro Ticket ja, aber nicht zu Lasten von Ladesäulen in „Anwohnerparken“. 300kW Schnellladesäulen für E – SUVs ist keine Aufgabe der Daseinsvorsorge und deshalb nicht förderwürdig. Das ist Aufgabe der Automobilkonzerne, sie wollen ja diese Fahrzeuge auch verkaufen.
Und noch ein Satz zum Ladekarten „Wirrwahr“. Die Forderung nach möglichst einheitlichem Zugang zu den Säulen ist richtig. Wichtiger aber ist eine Grundversorgung an eben diesen „Anwohnerparken Ladesäulen“ zum Haushaltstarif. Es gibt Stadtwerke, die solche Angebote machen und zwar genau für ihre Kunden. Z.B. die Stadtwerke Aschaffenburg. Wer Nichtkunde ist, kann mit der Karte eines Roaming Anbieters laden. Auch da muss man aufpassen, dass man die soziale Balance wahrt. An „Anwohnerparken“ Stellplätzen muss es für Anwohner Strom zum Haushaltstarif geben. Das Konsortium, das 300kW Schnellladesäulen baut damit das 400 PS E-SUV mit 200 über die Autobahn fahren kann, wird die Käufer seiner Fahrzeuge mit eigenen Karten ausstatten und ihnen Strom zu einem „vernünftigen“ Preis anbieten. Wer ein anders Fahrzeug fährt wird an diesen Säulen ein Vielfaches je kWh bezahlen, egal mit welchem Bezahlsystem. Das ist die Realität. Deshalb brauchen wir eine Grundversorgung mit Strom zum Haushaltstarif dort wo E-Fahrzeuge länger stehen und zwar an „Anwohnerparken“ Stellplätzen.
Rainer Kling, Schmitten
Irgendwo im fernen Afrika
Zu: „Das Hungervirus“, FR-Politik vom 7. Juli
Der Zusammenhang zwischen Ausbeutung, Kapitalismus, Not, Krieg und Hunger ist so offensichtlich, dass er sich nicht verleugnen lässt. Nein, das Virus ist nicht Erzeugerin, sondern Beschleunigerin dieses unmenschlichen Kreislaufs. Und Deutschland, die Exportnation, hält sich an führender Stelle bei den Waffenexporten, welche es für Machthaber jeglicher Couleur so leicht macht, Kriege zu führen und Menschen in den Hunger zu treiben. Sobald schreckliche Verbrechen innerhalb der Grenzen geschehen, ist die Empörung riesig, wenn irgendwo im fernen Asien oder Afrika, erfolgen zumeist Zahlenmeldungen, die kaum Mitgefühl hervor rufen und schnell vergessen sind. Es gehört zum guten Ton, keine Verantwortung für die Verbrechen zu übernehmen, die andere mit deutschen Waffen begehen.
Die Ursachen und Wirkungen von Märkten werden angeblich genau analysiert. Selbst Minus-Zinsen können anschaulich begründet werden. Das bedeutet, dass es bei den so freien Märkten, bei einem Wachstum an Kahlschlag auch ein Wachstum an Not und Elend gibt, ein Wachstum an Waffen auch ein Wachstum an Toten und Verletzten bedeutet, und ein Wachstum an Reichtum für die einen, ein Wachstum an Armut und wenn es schlimm kommt wie durch diese Pandemie, ein Wachstum an Hunger beinhaltet. Jeder Beschluss unserer Regierung für weitere Waffenlieferungen, besonders in Krisengebiete, bedeuten Hunger, Elend, Not und Tod.
Robert Maxeiner, Frankfurt
Forum vom 22. Juli
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Die Zwangsumsiedlung hat einen schrecklichen Vorlauf
Merkel: „Ohne Naziterror keine Flucht und Vertreibung“, FR-Politik´vom 10. Juli
Es ist immer wieder daran zu erinnern, was der Vertreibung der Deutschen aus Polen und anderen Staaten im Osten vorausgegangen ist.
Erinnern muss man dabei an den „Generalplan Ost“, den Konrad Meyer, ein Wissenschaftler und SS-Funktionär, der 1932 in die NSDAP eingetreten war, verfasst hat. Dieser Plan wurde im April/Mai 1940 publik, er schuf die „Planungsgrundlagen für den Aufbau der Ostgebiete“ und ist von enormer nationalistischer Radikalität gekennzeichnet.
Das damals im Bereich Polen dem Reich angeschlossene Gebiet betrug 87.600 Quadratkilometer mit einer Bevölkerung von 9,5 Millionen Menschen. Davon waren 82 Prozent Polen und elf Prozent Deutsche. Im Laufe des Jahres 1940 sollten 560.000 Juden deportiert werden und damit etwa neun Millionen Menschen übrig bleiben. Das bevölkerungspolitische Ziel war der Status von 1914, als Deutsche und Polen etwa zu gleicher Zahl hier lebten. Die 1,1 Millionen Deutsche sollten um 3,4 auf 4,5 Millionen Menschen vermehrt werden. Die Zahl der Polen sollte um 3,4 Millionen Menschen geringer werden. In Siedlungszonen erster Ordnung sollte die verbliebene polnische Bevölkerung verdrängt werden. Danach sollte der deutsche Bevölkerungsanteil auf 70 Prozent angehoben werden. Das bedeutete den Zuzug von über zwei Millionen überwiegend agrarisch geprägter Menschen. Die vertriebenen Polen sollten ins Generalgouvernement gepfercht werden. An der Grenze von Reich und von Deutschen besetztem Polen sollte ein Wall des Deutschtums entstehen, überwiegend germanische Bauernhöfe. Die Reste des polnischen Volkstums sollten voneinander getrennt werden. Das Gesamtgebiet der Siedlungszone erster Ordnung sollte 44.000 Quadratkilometer umfassen und damit die Hälfte der annektierten polnischen Westprovinzen.
Betrachten wir am Beispiel des Warthegaus wie diese Politik umgesetzt wurde. Dieser bestand im Deutschen Reich von 1939 bis 1945. Er kam nach der deutschen Besetzung durch Annexion zustande. Er umfasste die Landschaft Großpolen und hatte 4,5 Millionen Einwohner. Darunter waren knapp unter 330.000 Deutsche, die Fläche betrug 45.000 Quadratkilometer. Bis Mitte Dezember 1939 wurden in einer ersten Stufe fast 90.000 Polen und Juden ins Generalgouvernement deportiert. Im Februar und März 1940 folgten etwa 40.000 Menschen dieser Herkunft. Von Mai 1940 bis Januar 1941 wurde die größte Zahl von Polen und Juden – fast 122.000 – ins Generalgouvernement deportiert. Danach folgten bis März 1945 noch einmal fast 20.000 Personen. Manche Historiker schätzen die Zahl der deportierten Polen und Juden sogar auf bis zu 650.000.
Zwischen 1939 und 1943 wurden etwa 350.000 volksdeutsche Umsiedler aus dem Baltikum, der Bukowina, Wolhynien und Bessarabien überwiegend in den Warthegau umgesiedelt.
Auch muss erwähnt werden, dass bis 1942 rund eine Million Polen aus dem Generalgouvernement zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich geschickt wurden. Seit 1943 wurden Rekrutierungen von Polen durch starken Polizeieinsatz erzwungen.
Die Zwangsumsiedlung vieler Deutscher Anfang 1945 in den Westen hatte also einen schrecklichen Vorlauf.
Christian Schauer, Alzenau
Nicht immer nur die anderen
Zu: „Das Hungervirus“, FR-Politik vom 7. Juli
„Der Hunger hat als Tatwaffe eine traurige Tradition“, beschreibt der Autor die schrecklichen Zustände in aktuellen Kriegsgebieten und nennt die skrupellosen Akteure beim Namen. Gut so! Bedenklich finde ich aber, dass zwar Stalin und die von ihm 1933 verschuldeten vier Millionen Hungertoten in der Ukraine erwähnt werden, jedoch die von Hitler persönlich angeordnete verbrecherische Blockade Leningrads zwischen September 1942 und Januar 1944 mit mehr als einer Million Toten in diesem Zusammenhang keine Erwähnung findet. Es sind leider nicht immer und nur die andern!
Hermann Ahles, Dreieich
Ausbeutung von Menschen
Pflegekräfte aus dem Ausland: „Ein Urteil mit unabsehbaren Folgen“, FR-Tagesthema vom 3. Juli
Vorab: Ich habe größten Respekt vor häuslicher Pflege von Angehörigen, meist durch Familie. Die Intention der FR bei dem veröffentlichten Beitrag vom vergangenen Wochenende bleibt mir leicht verborgen.
In Kürze werde ich 72. Verfüge also über eine gewisse Lebenserfahrung und beobachte seit vielen Jahren das wechselnde Ankommen von osteuropäischen Menschen, meist Frauen, zur Pflege Hilfsbedürftiger.
Alle diese Familien sind wohlhabend, manche richtig reich. Und alle, die ich kenne, wohnen in Eigentum, das meist mehrfach vorhanden ist.
Die Angehörigen sind so unabhängig. Die zu Pflegenden versorgt und das Pflegepersonal täglich 24 Stunden vor Ort, oft auch noch unter sehr ungenügender Akzeptanz der Hilfebedürftigen. Also kein einfacher Job, 90 Tage und 90 Nächte zu einem Lohn, für den keiner von uns arbeiten wollte.
Mit der Ausbeutung von Menschen aus ärmeren Ländern wird hier das Erbe gehalten und vermehrt. Sorry…, ich sehe da keinen großen Unterschied zur Situation der Ausbeutung im Bauwesen.
Wenn ich dann aber auch noch zu Hören bekomme, dass sich Angehörige rühmen, dass die Kinder der hier Pflegenden, sich im Heimatland mit „íhrem Geld“ eine berufliche Existenz aufbauen können, man:frau quasi noch ein gutes Werk tut, könnte ich verzweifeln.
Bei jedem Platz in einer Pflegeeinrichtung würden nach den Leistungen aus den Pflegeversicherungen, das eigene Einkommen und Vermögen herangezogen. Da die meisten aber dieser zu Pflegenden monatlich über Einkünfte aus Renten, Hinterbliebenenbezügen und Einkünften aus Vermietung und Verpachtung verfügen, wird das eigentliche Erbe überhaupt nicht angetastet. Geschweige denn müssten die Kinder leisten. Das sieht bei nicht Wohlhabenden anderst aus.
So erklärt sich auch das immer größer werdende Erbvolumen in Deutschland, und meine Sorge, was für eine Gesellschaft wir sein wollen, was unsere Werte sind und vor allem, was leben wir unseren Kindern vor?
Ingrid Oberfeuer, Frankfurt
Forum vom 23. Juli
Seite eins
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Utopische Vorstellungen
Linke: „Meine Partei ist gut vorbereitet, in Regierungsgespräche zu gehen“ FR-Politik vom 10. Juli
Die Analyse von Susanne Hennig-Wellsow greift zu kurz. Zum einen bleiben erhebliche Zweifel, ob die Linkspartei inhaltlich gut auf mögliche Regierungsgespräche mit den Grünen und der SPD vorbereitet wäre, wenn man nur einmal an die Außenpolitik und dabei insbesondere den ungelösten Knackpunkt der Auslandseinsätze der Bundeswehr denkt, wo zum Beispiel im Kosovo bei einem Abzug der Soldaten jederzeit wieder ein neuer offener Konflikt zwischen den verfeindeten Ethnien ausbrechen kann. Zum anderen spricht sehr viel dagegen, dass sich auf den letzten Metern des Wahlkampfes das Blatt noch einmal grundlegend für die eine oder andere Partei wenden wird, da gerade in den langen Sommermonaten aufgrund von Ferien und Urlaubsstimmung normalerweise ein wirkungsvolles politisches Agenda-Setting kaum möglich ist und nach wie vor ohnehin die Corona-Krise die öffentliche Debatte zu Recht dominiert. Deshalb sollte die Linke weniger auf eine zum gegenwärtigen Zeitpunkt ziemlich utopische Regierungsbeteiligung im Bund schielen als vielmehr sich von innen her grundlegend modernisieren, zumal hier weiterhin mit einer zunehmenden akademischen Distanz zur Arbeiterklasse bzw. werktätigen Bevölkerung, die während des letzten harten Lockdowns noch einmal mit dem Liebäugeln der Schließung auch von Betrieben sehr deutlich wurde, sowie der in vielen Landesverbänden fehlenden Diversität zwei nicht unerhebliche Achillesfersen für die eigene Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit existieren!
Rasmus Ph. Helt, Hamburg
Dummes Leben
Erwiderung auf „Frei von Leid und Schmerz“, FR-Forum vom 20. Juli
Zu Hilal Sezgins Kolumne „Das Recht auf das eigene Leben“ vom 06.07.2021 sind heute (20.07.2021) drei Leserbriefe veröffentlicht, allesamt den Inhalt ihres Beitrags begrüßend. Mir lag dagegen Widerspruch auf der Zunge, als ich die Kolumne am 06.07.2021 las, mochte sie nur nicht gleich über die Tastatur bringen, weil ich es schon richtig finde, dass es auch in der FR eine Ecke für Veganer gibt, nur scheint mir das heutige Echo im FR-Forum das eher vielfältigere Meinungsbild der FR-Leserschaft nicht recht widerzuspiegeln.
Während Hilal Sezgin meint, ein Tier habe ein „Recht auf das eigene Leben“, meine ich, die Welt, die der Mensch mit anderem Leben teilt, differenzierter betrachten zu müssen. Fraglos hat jeder Mensch ein Recht auf sein Leben, bedarf dazu natürlich auch einer Ernährung, die aber ohne Beeinträchtigung anderen Lebens kaum möglich ist. Veganer sehen grundsätzlich nur Tierrechte, aber keine Pflanzenrechte, womöglich auch keine Pilzrechte.
Auch Pflanzen (und Pilze) leben, sind sensibel und können kommunizieren! Ob man Pflanzen „Intelligenz“ zuspricht, scheint mir dabei nebensächlich und in diesem Zusammenhang eher auf das niedrige Niveau „Ich esse nur dummes Leben“ zu führen. Jedenfalls ist rein pflanzliche Ernährung nur auf Kosten dieses Lebens möglich; denn wenn Frutarier versuchen, auch die Pflanzenrechte zu beachten, gefährden sie mit Mangelernährung ihre eigene Gesundheit!
Richtig kann m.E. nur ein respektvoller Umgang mit allem anderen Leben sein, und dieser Respekt schließt Fleischessen nicht aus.
Christian Horz, Reinfeld
Forum vom 24. Juli
Seite eins
Einige dieser Zuschriften folgen gleich hier, siehe unten. Die anderen wurden laufenden Diskussionen im FR-Blog zugeordnet und dort als Kommentare veröffentlicht. Bitte folgen Sie den Links, die im pdf-Dokument angegeben sind.
Wenig duchdacht
Linke: „Meine Partei ist gut vorbereitet, in Regierungsgespräche zu gehen“ FR-Politik vom 10. Juli
In Thüringen gab es die Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten. Eine Wahl ist aber etwas Konstruktives, so dass ihr von vorneherein eine Tendenz zur Kooperation innewohnt. Insofern war die Kritik an der gemeinsamen Ministerpräsidentenwahl durch CDU/AfD/FDP vollauf berechtigt. Eine Auflösung des Landtags hingegen ist vom Ansatz her destruktiv. Also kann streng genommen jede Fraktion machen, was sie will, für sich allein entscheiden. Insofern erscheint mir die Erklärung von Linken und Grünen, nach dem Debakel bei der Wahl des Kurzzeit-Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich dürfe nicht riskiert werden, dass AfD-Stimmen den Ausschlag auch bei einer vorgezogenen Neuwahl des Parlaments geben könnten, wenig durchdacht. Der Preis für diese Fehleinschätzung ist zu hoch. Der bisher geltende befristete Stabilitätspakt der Koalition mit der CDU ist ausgelaufen. Dass nur vier CDU-Abgeordnete im Erfurter Landtag die mit der rot-rot-grünen Minderheitsregierung fest vereinbarte Neuwahl verhindert haben, hätte es verdient, im Wahlkampf schonungslos problematisiert zu werden. Noch schlimmer ist es, dass die eigentlich durch Nichtmehreinzug in den Landtag abzustrafende FDP weiterhin im Parlament bleiben darf. Im Falle der vereinbarten Neuwahl hätte die Koalition eine Chance gehabt. Jetzt kann das wahrscheinlich zu erwartende Chaos zu ihren Lasten ausgehen.
Siegfried Kowallek, Neuwied
Erfrischung aus großen Tanks
Bier: „Flüssiges Brot“, FR-Panorama vom 12. Juli
Moin! Mit Interesse habe ich den Artikel über flüssiges Brot aus überflüssigem Brot gelesen. Als ich im Juli 1973 in Leningrad war (so hieß St. Petersburg damals noch), habe ich Kwass kennengelernt, ein Erfrischungsgetränk, das aus Brot hergestellt wird und durch die Gärung einen geringen Alkoholgehalt hat. Es wurde auf der Straße aus großen Tanks in Bierseideln verkauft und schmeckte vorzüglich.
Annegret Benz, Hamburg
Gespickt mit Diskriminierung
Zu: „Kampf gegen Rassismus ist Dauerthema“, FR-Politik vom 14. Juli
Genauso wie der Massenmord an den Juden sind die Verbrechen an Sinti und Roma, die zu einer sechsstelligen Zahl getöteter Menschen führte, eine große Schande, die nie wieder gutgemacht werden kann.
Das. von den Nazis angerichtete Menschheitsverbrechen ist singulär, Sehr spät – und für viele Betroffene zu spät – hat sich jetzt Bundesinnenminister Horst Seehofer von der CSU dafür ausgesprochen, in einem Staatsvertrag mit dem Zentralrat der Sinti und Roma die Verantwortung der Bundesrepublik für diese Minderheit festzuschreiben. Doch die Diskriminierung, Antiziganismus, Antisemitismus und der Rassismus sind keine Probleme aus der Vergangenheit. Ganz im Gegenteil.
Studien renommierter Quellen bestätigen immer wieder die hohen Zahlen sowohl des Antiziganismus als auch des Antisemitismus hierzulande. Die Geschichte der zweiten deutschen Republik ist geradezu gespickt mit der tagtäglichen Diskriminierung auch von Sinti und Roma. Das war bei Entschädigungen so,. die, wenn überhaupt, meist nur widerwillig gewährt wurden, und geht bis zur täglichen Ausgrenzung und Schlechterstellung. schon unter Kindern, und einer unerträglichen Stigmatisierung.
Es gibt in dieser Gesellschaft immer wieder rassistische Einstellungen und auch abwertende Einstellungen gegenüber Minderheiten. Viele in unserer Gesellschaft verwenden das Z-Wort, ohne auch nur einen Hauch von Ahnung über das Leid dieser Minderheit zu haben, behandeln Sinti und Roma wie Aussätzige und verbreiten das Vorurteil einer höheren Kriminalitätsrate. Nicht nachvollziehbar ist auch die Tatsache, dass ein pauschaler Abschiebestop für geflüchtete Roma nicht die Unterstützung des Innenministers findet.
Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung wäre die Einrichtung eines Antiziganismusbeauftragen. und einer Bund-Länder-Kommission. Romani Rose vom Zentralrat der Sinti und Roma kann man nur in seinem Appell unterstützen, dass sich die kommende Bundesregierung mit der Verbesserung der Situation dieser Minderheit zügig beschäftigen möge. Für die gesamte Gesellschaft kommt es darauf an, in Demut auf das Unrecht zu blicken, dass den Sinti und Roma sowohl während der Nazi-Tyrannei als auch in der Bonner und Berliner Republik bis heute widerfahren ist. Was wir in verstärktem Maße brauchen, ist Demokratieerziehung und Herzensbildung.
@ Leserbriefe „Schwarz geärgert“, FORUM vom 19.07.21
Zahlreiche Worte in der deutschen Sprache besitzen bei gleichem Wortstamm oder gleicher Wortbasis unterschiedliche Bedeutungen. Ein Schwarzer kann ein Mensch dunkler Hautfarbe sein, aber auch ein Katholik oder ein CDU-Anhänger. Die Nacht ist sprichwörtlich schwarz im Sinn von finster. Ein Raum kann schwarz vor Dreck sein, also schmutzig oder unsauber. Es kann einem schwarz vor Augen werden, wenn der Kreislauf oder der Gleichgewichtssinn gestört ist. Weithin bekannt sind schwarze Geschäfte (häufig unter Einsatz von „gewaschenem“ Schwarzgeld), die nicht so heißen, weil überproportional viele CDU-Funktionsträger daran beteiligt sind (was vorkommen kann) oder Schwarze als Angehörige einer bestimmten Ethnie.
Wer in einem umfangreichen Synonymwörterbuch unter „schwarz“ nachschlägt, stößt u.a. auch auf schmierig, reaktionär, bedrohlich, unheilvoll, boshaft, niederträchtig, perfide, illegal, verboten, versteckt, unter der Hand.
Es kommt also auf den Kontext an, um den Begriff positiv, neutral oder negativ zu konnotieren. Wer allein den Wortstamm oder die Wortbasis zum Maßstab nimmt, greift zu kurz. Denn Sprache ist ohne (Allgemein-) Bildung nicht korrekt anwendbar. Mir scheint, dass Bildungsmängel die Triebkraft hinter der kritisierten politischen Unkorrektheit sein könnten.
Laut dem Sprachphilosophen Ludwig Wittgenstein besteht die Welt aus sprachlich fassbaren Tatsachen, welche sich ihrerseits aus sagbaren Dingen zusammensetzen. „Es ist dem Ding wesentlich, Bestandteil eines Sachverhaltes sein zu können“ (Tractatus logico-philosophicus). Dinge vermögen demnach unterschiedliche Sachverhalte zu beschreiben und dienen sowohl der Unterscheidbarkeit als auch – auf einer höheren Ebene – der Unterstreichung multipler Erscheinungsweisen einer Tatsache. Ähnlich wie bei diesen Aussagen:
Ein Schwarzer fährt Bahn, dadurch aber wird er nicht zum Schwarzfahrer, es sei denn, er besäße keine gültige Fahrkarte. Schwarzarbeiter sind überwiegend nicht dunkelhäutig, sondern entsprechen dem Typus des Durchschnittsdeutschen, von dem sie sich jedoch durch eine ausgeprägte Neigung zum Steuerbetrug unterscheiden, der glücklicherweise (noch) nicht mehrheitsfähig ist. Schwarze wählen durchaus CDU, aber nicht, weil diese als schwarz (konservativ, katholisch) gilt, sondern aus praktischen politischen Erwägungen.
In einigen Feuilletons und Literaturzirkeln wird in letzter Zeit darüber geklagt, dass die Veröffentlichungen schwarzer Deutscher nicht zur Kenntnis genommen würden. Da mir der dazu notwendige Überblick fehlt, kann ich mit einer solchen Information nichts anfangen. Denn sie enthält die nicht bewiesene Behauptung, dass Erzählungen, Romane oder Gedichte von Schwarzen trotz Erfüllung sämtlicher formaler und inhaltlicher Voraussetzungen deswegen links liegen blieben, weil die Autoren Afro-Deutsche seien.
Diese Hypothese deckt sich nicht mit meinen beruflichen Erfahrungen. Bei der Prüfung eingereichter Manuskripte habe ich mich weder am Geschlecht noch an der Ethnie der Autoren orientiert. Vielmehr mussten die Texte folgende Fragen schlüssig beantworten: Was wird zur Sprache gebracht? Ist dieses Thema von gesellschaftlicher Relevanz, auch dann, wenn es das Anliegen einer Minderheit artikuliert? Erfüllt die Darstellung literarische Maßstäbe? Handelt es sich um eine erkennbar eigenständige Arbeit oder basiert sie auf der Übernahme von Motiven anderer Schriftsteller, die aber nicht genannt werden?
Etwa 28 Prozent der Einsendungen erfüllten zunächst diese Voraussetzungen. Im Zuge der weiteren Lektoratsbearbeitung wurde noch einmal kritisch gesiebt, sodass letztlich nur sieben bis zehn Prozent erfolgreich waren. In jeder Prüfungsphase entsprach die Quote der Frauen und Männer sowie der Dunkelhäutigen deren jährlich unterschiedlichen prozentualen Anteilen an der Gesamtbevölkerung.
Zu Anfang der 2000er Jahre war bei religionsgeschichtlichen und theologischen Manuskripten ein Trend zum Gendern feststellbar, der offensichtlich durch die damals erschienene „Bibel in gerechter Sprache“ ausgelöst wurde. Im Neuen Testament war nun von „Jüngerinnen und Jüngern“ die Rede, auch von „Pharisäerinnen und Pharisäern“. Im Alten Testament wurde aus dem Gott der Israeliten „der Ewige“ und „die Ewige“, was in letzter Konsequenz auf die altgriechischen Götter und Göttinnen und damit auf unsterbliche Menschen samt deren Lastern hinauslief. Bei näherer Prüfung wurde klar, dass die Autoren, überwiegend Anhängerinnen der fundamental-feministischen Theologie, ideologische Ansätze verfolgten, die den Erkenntnissen der historisch-kritischen Erforschung zuwiderliefen. Letztere weist seit fast 200 Jahren nach, dass sämtliche biblischen Schriften den jeweiligen Zeitgeist dokumentieren, was sich auch an den zahlreichen Widersprüchen festmachen lässt.
An diesem Beispiel zeigte sich zudem, dass Sprache per se nicht gerecht sein kann. Vielmehr kommt es darauf an, dass sie Recht und Unrecht eindeutig benennt und vor allem gesellschaftliche Missstände entlarvt. Das vermögen weder Jüngerinnen und Jünger noch *in und *innen zu leisten, ebenso nicht Schwarze, die zu sakrosankten Wesen stilisiert werden.
zu Hilal Sezgins Kolumne „Das Recht auf das eigene Leben“ vom 06.07.2021 sind heute (20.07.2021) drei Leserbriefe veröffentlicht, allesamt den Inhalt ihres Beitrags begrüßend. Mir lag dagegen Widerspruch auf der Zunge, als ich die Kolumne am 06.07.2021 las, mochte sie nur nicht gleich über die Tastatur bringen, weil ich es schon richtig finde, dass es auch in der FR eine Ecke für Veganer gibt, nur scheint mir das heutige Echo im FR-Forum das eher vielfältigere Meinungsbild der FR-Leserschaft nicht recht widerzuspiegeln.
Während Hilal Sezgin meint, ein Tier habe ein „Recht auf das eigene Leben“, meine ich, die Welt, die der Mensch mit anderem Leben teilt, differenzierter betrachten zu müssen.
Fraglos hat jeder Mensch ein Recht auf sein Leben, bedarf dazu natürlich auch einer Ernährung, die aber ohne Beeinträchtigung anderen Lebens kaum möglich ist. Veganer sehen grundsätzlich nur Tierrechte, aber keine Pflanzenrechte, womöglich auch keine Pilzrechte.
Auch Pflanzen (und Pilze) leben, sind sensibel und können kommunizieren! Ob man Pflanzen „Intelligenz“ zuspricht, scheint mir dabei nebensächlich und in diesem Zusammenhang eher auf das niedrige Niveau „Ich esse nur dummes Leben“ zu führen. Jedenfalls ist rein pflanzliche Ernährung nur auf Kosten dieses Lebens möglich; denn wenn Frutarier versuchen, auch die Pflanzenrechte zu beachten, gefährden sie mit Mangelernährung ihre eigene Gesundheit!
Richtig kann m.E. nur ein respektvoller Umgang mit allem anderen Leben sein, und dieser Respekt schließt Fleischessen nicht aus.