Ex-Bischof Walter Mixa holt zum Gegenschlag aus. In einem Interview mit Welt-Online sagt er: „Der Druck, unter dem ich die vorgefertigte Resignation unterschrieben habe, war wie ein Fegefeuer.“ Vorgefertigte Resignation? Diese Formulierung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Sie verrät vielerlei.
Erstens: Mixa ist sich keiner Schuld bewusst, sondern fühlt sich im Recht. Die eine oder andere Watsch’n wird nicht so schlimm gewesen sein. Hirten müssen schließlich eine Richtung vorgeben. Auch wird nicht schlimm gewesen sein, dass er mutmaßlich Gelder einer Waisenhausstiftung genutzt hat, um sich überteuerte Kupferstiche zu gönnen. Die Waisenkinder werden es schon verstehen, dass des Bischofs Büro verziert sein muss. Das war über Jahrhunderte schließlich nicht anders. Der Vorwurf wegen Missbrauch hingegen wurde zurückgezogen. Der war der eigentliche Anlass dafür, dass die bösen Burschen von der katholischen Amtskirche ihn diese „vorgefertigte Resignation“ haben unterschreiben lassen. Die Hirten haben ihm eine Richtung vorgegeben. Das ist etwas, mit dem ein Hirte nicht kann. Watsch’n gefällig, damit es geht?
Zweitens: Fegefeuer. Man fragt sich, was der Ex-Bischof für eine Vorstellung davon hat. Gewiss, um ein Bischofsamt anzustreben, ist fraglos Eitelkeit nötig. Allein die teuren Roben! Und dann der viele Wein beim Abendmahl! Und vor allem: der Entzug! Ja, das kann für einen, der auf Brokat steht, schon zum Fegefeuer werden. Da zieht man schnell mal wieder ins bischöfliche Palais ein, auch wenn man den Fummel nicht in der Öffentlichkeit auftragen kann. Watsch’n könnten heilend wirken.
Drittens: Die Amtskirche hat ein Problem. Ein mächtiges! Ein robenliebendes, messweinmögendes und im bischöflichen Palais lebendes Problem. Ein Problem, das soeben zur geistlichen Schlammschlacht geblasen hat, denn es will sein Amt zurück, erwägt den Gang vor den päpstlichen Appellationsgerichtshof und attackiert die Hirten Zollitzsch und Marx, die mutmaßlich seine Hand geführt haben, als er seine „vorgefertigte Resignation“ unterschrieb. Himmel hilf, schütze uns vor solchen Hirten! Gern auch mit Watsch’n!
Ein Volk, das sich „Amtskirchen“ leistet, hat es wohl nicht besser verdient.
Wer die Kirchen mit Steuergeschenken von jährlich 6,5 Milliarden Euro für indirekte Subventionen (Steuerbefreiungen, Verzicht auf Einnahmen) und jährlich 8 Milliarden für direkte Subventionen (u.a. die Bezahlung der Bischöfe) füttert, darf sich nicht wundern, wenn diese sich daran gütlich tun. Ein staatliches und stattliches Gehalt für Mixa von ca. 8000 Euro monatlich – man gönnt sich ja sonst nichts! Übrigens: ob Konfessionsloser, Jude, Atheist, Moslem, Zeuge Jehovas oder Scientologe – diesen kräftigen Schluck aus der Steuerpulle zahlen alle.
Darüber hinaus genehmigen sich die Kirchen von den „Gläubigen“ (war da nicht was mit leeren Kirchen?) weitere 10 Milliarden Euro an Kirchensteuer. Hauptsächliche Verwendung: Kosten des eigenen Amtskirchenpersonals. 4000 Euro brutto monatlich für einen Pfarrer ist doch nicht schlecht, oder?
Hinzu kommen über 10 Milliarden Euro jährlich für die „kirchlichen“ Sozialeinrichtungen, die der Staat zu über 90% finanziert – allerdings unter Verzicht auf wesentliche Arbeitnehmerrechte.
Nach aussen wird aber ständig der Eindruck erweckt, das deutsche Sozialsystem würde zusammenbrechen, wenn man die grundgesetzlich gebotene Trennung von Kirche und Staat endlich vollzöge – welch Heuchelei!
Was haben denn die Kirchen in den Rundfunkbeiräten zu tun? Wieso zwingen sie einem ganzen Volk ihre Riten und Lebensvorstellungen auf? Tja, diese Herrschaften haben es geschafft, die Volksvertreter so um den Finger zu wickeln, dass sie praktisch unrevidierbare Verträge unterzeichnet haben (z.B. Konkordate ohne Kündigungsklausel). Das Kirchensteuerprivileg steht im Grundgesetz und kann (realistischer: könnte) daher nur mit Zweidrittelmehrheit abgeschafft werden. Sauber abgezockt!
Es sei im Land der Dichter und Denker an Immanuel Kant erinnert:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
@ Michael Beitz
Für die Stellung der Religionsgemeinschaften in einem säkularen, demokratischen Staat gibt es unterschiedliche Lösungen. Aus meiner Sicht einer religiösen Minderheit erscheint mir das deutsche Modell trotz der von Ihnen angesprochenen Probleme nicht das schlechteste zu sein, weil es sowohl die weltanschauliche Neutralität des Staates als auch die (positive wie negative) Religionsfreiheit garantiert. Auch die vollständigen Trennung von Staat und Religion ist nicht ohne Probleme, weil die mäßigende Wirkung der staatlichen Einbindung fehlt, so dass einige Religionsgemeinschaft deutlich agressiver auf die Gesellschaft einwirken.
Die hier angesprochenen Probleme der katholischen „Amtskirche“ (was im Übrigen eine Selbstdefinition der katholischen Religionsgemeinschaft ist, nicht ein vom deutschen Staat verliehener Status) scheinen mir aber von dem staatskirchenrechtlichen Modell des Grundgesetzes nicht beinflusst zu sein, denn sie bestehen im gleichen Umfang auch in Frankreich (wo der Laizismus die Staatsdoktrin ist) oder in den USA (deren Verfassung die strikte Trennung von Staat und Religion festschreibt).
Zelten kann er nicht? Gibt es denn zwischen einem Bischofspalast und einem Campingplatz keine anderen Alternativen? Zum Beispiel eine Hartz-4-Wohnung von unter 50 m2, oder warum eigentlich nicht gleich eine Gefängniszelle?
Und eine weitere Frage: Wieso leben scheinheilige Christenführer eigentlich in Palästen? Und wer bezahlt diese irdische Herrlichkeit?
Wir freuen uns, dass Mixa wieder zurück ist!
Jetzt bringt er wenigstens seinen Chef in Rom, seine Kollegen in Deutschland und seinen Verein etwas durcheinander…. Immerhin hat er es verstanden zu polarisieren und zu polemisieren! Es gab mit ihm immer etwas zum Lachen.
Ich empfehle Herrn Mixa und seinen Kollegen die Satire von Erasmus von Rotterdam, die er anlässlich des Todes von Papst Julius II. (1503 – 1513) geschrieben hat: „Julius vor der verschlossenen Himmelstür“, damit alle etwas mehr Demut und Bescheidenheit zeigen. Wie kann es sein, dass unsere Oberhirten Luxusgehälter von rd. 100000 Euro, Luxusdienstwagen – natürlich mit Chauffeur -, und Villen erhalten, während Millionen ihrer Gläubigen im letzten Dreck arbeiten und leben müssen. Es hat den Anschein, dass auch unsere Oberhirten gelernt haben, mit der Scham und Ungerechtigkeit zu leben (DieZeit vom 5.12.09).
Es ist m. E. ein Verstoß gegen die Menschenwürde, wenn höchst persönliche Krankengeschichten detailliert in der Öffentlichkeit breitgetreten werden. Die Diagnose von Suchtkrankheiten und ihren Spielarten („Spiegeltrinker“) gehören in die Krankenakte und ggf. in die Personalakte, aber nicht in die Öffentlichkeit. Man muss wahrhaftig kein Freund von Mixa oder gar ein Verharmloser von Missbrauchsverbrechen sein, um die Spekulationen über eine evtl. Alkoholabhängigkeit des ehemaligen Bischofs – und seiner ehemaligen ev. Kollegin – für einen Fall zu halten, der vom Presserat untersucht werden sollte.