Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 27

Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie

Es ist mir heute doch tatsächlich gelungen, bis elf Uhr zu schlafen. Das war früher eine Kleinigkeit für mich. Inzwischen kommt leider oft was dazwischen. Etwa meine Nymphensittiche, die aktiv werden, sobald es hell wird. Wenn ich halbwegs sicher sein will, dass sie ruhig bleiben, muss ich ihren Käfig abdecken und -dunkeln. Denn Max Belzoni und Paul Drovetti können laut werden. Richtig laut. Und das mit dem Zudecken mache ich nicht gern. Es ist eine altbekannte Methode, aber sie ist nicht artgerecht. In ihrem natürlichen Lebensraum schlafen die Tiere ja schließlich nicht in Höhlen, sondern auf Zweigen.

Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 27
Sonntag, 12. April 2020

Heute ist ein Tag für Tunis. Radfahren wäre schön, aber da ich ab 17 Uhr in der Küche stehen werde, habe ich mich dafür entschieden, lieber ein paar Stunden an meinem nächsten Roman zu arbeiten. Denn um 17 Uhr beginne ich mit den Vorbereitungen für die Pizza. Ja, Sie haben richtig gelesen: Heute gibt es tatsächlich Bronskis Pizza! Es ist meinem Mann nämlich am Donnerstag noch gelungen, Backhefe aufzutreiben, indem er unsere Bäckerin angeschnorrt hat.

Warum schon um 17 Uhr, wenn die Pizza doch erst um 20 Uhr fertig sein soll? Weil ich sie nach einem Uraltrezept samt eingeübtem Ritus zubereite. Dabei bekommt die Hefe mehr als genug Zeit zum Gehen. Und Zeit haben wir in Corona-Zeiten wohl wirklich ausreichend, jedenfalls an arbeitsfreien Tagen. Also nehme ich mir heute Zeit zum Backen.

Als ersten Schritt siebe ich sogar das Mehl (Dinkel, Vollkorn), damit es möglichst luftig liegt. Obenrein kommt eine Mulde, darein die gekrümelte Hefe und so viel warme Milch, dass die Hefe davon abgedeckt ist. Dieses Arrangement wandert für eine gute halbe Stunde in den auf 40 Grad vorgeheizten Ofen. Erst dann wird der Teig gerührt (mit zwei Eiern, Salz und so viel warmer Milch, wie er braucht, um „glatt“ zu werden). Nun darf er noch mal eine Dreiviertelstunde im Ofen gehen. Danach hat er ungefähr das dreifache Volumen wie vorher. Dieser Teig wird per Hand kräftig durchgeknetet und kommt noch einmal für eine Viertelstunde in den warmen Ofen, ehe er verarbeitet wird.

Ein umständliches Verfahren. Mit der üblichen Dr.-Nichtverfügbar-Trockenhefe geht das natürlich schneller. Doch auf diese Weise hat schon meine Großmutter Hefekuchen zubereitet. Ich führe also eine Familientradtion fort, wenn auch mit Pizza- statt mit Pflaumenbelag. Das Verfahren hat unter anderem den Vorteil, dass zwischen den einzelnen Arbeitsschritten ausreichend Zeit für Apero und Garnelen vom Offenbacher Markt bleibt. Vom Endergebnis essen wir drei Tage. Ein perfektes Menü in Corona-Zeiten.

Dieses Bild ist von 2015 und mit Salami. Natürlich kann man das Rezept beliebig variieren. Foto: Lutz „Bronski“ Büge

Was unterscheidet Bronskis Pizza von anderen Pizzen? Sie ist eher ein Gemüsekuchen. Das Ganze ist am Ende drei Zentimeter hoch. Vor dem Backen wird der ausgewellte Teig mit Olivenöl und Tomatenmark eingestrichen, bis er schön gleichmäßig rotbraun ist. Für die Auflage nehme ich zwei Dosen gehackte Tomaten, zwei Knoblauchzehen, eine große Zwiebel (oder zwei mittelgroße), zwei Zucchini, eine oder zwei Paprika (rot und gelb), Oliven, Champignons aus der Dose. Natürlich Salz, Pfeffer, Oregano, Thymian und Rosmarin. Diese Mischung setze ich zwei Stunden vor dem Backen an. So duftet’s schon vorher im ganzen Haus.

Eine Hälfte der Pizza wird alsdann außerdem mit Spargel belegt, die andere mit Thunfisch, die dritte mit Peperoni. 400 Gramm Schafkäse über alles drüberkrümeln, dazu noch eine kräftige Portion Oregano, schließlich obendrauf Reibekäse. Und ab in den Ofen. Etwa eine Stunde bei 170 bis 180 Grad Ober- und Unterhitze. Der Käse soll nicht zu braun werden. Zugleich soll der Vollkornteig natürlich durchgaren. Man muss ein Auge drauf haben. Dazu einen schönen Rotwein. Guten Appetit!

Naoned!

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