Alle Leserbriefe der Woche im Überblick und im Detail. Scrollen und lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihren Leserbrief gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier von oben nach unten:
- eine Übersicht nach Erscheinungstagen mit den Namen der Autorinnen und Autoren und ihren Themen. Über die rot eingefärbten Links (Seite eins, Seite zwei) können Sie pdf-Dokumente von den Leserforum-Zeitungsseiten aufrufen, wo diese Leserbriefe erschienen sind. Die Links hinter den Namen führen zu den Leserbriefen, die auch hier im FR-Blog veröffentlicht wurden
- zweitens alle Leserbriefe der Leserforen-Seiten in ihren ungekürzten Fassungen (im Anschluss an die Übersicht)
- und ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie Ihre Beiträge zur Diskussion beisteuern können. Alle Themen, die unten angeschnitten werden, können diskutiert werden. Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, mit dem Sie anzeigen, welches Thema Sie ansprechen.
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Leserforum vom 11. November
Seite eins mit Leserbriefen von:
Michael Fettig, Peter Friedl und Stefan Vollmershausen zum Urteil des Verfassungsgerichts über die Sanktionsmaßnahmen in der Hartz-IV-Praxis. Das Thema wurde als eigene Diskussion aufgemacht: „Hartz-Sanktionen führen zu großer Not“.
Roland Niedner, Werner Arnold und Klaus Kühlewind reagieren auf eine Kolumne von Michi Herl über die Dauerbeschallung in Geschäften. Siehe unten.
Dietrich Mebs regt an, dass die Verantwortung von Doktormüttern bzw. -vätern für die saubere wissenschaftliche Arbeit von Doktoranden gesehen werden sollte. Siehe unten.
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Susanne Alpers hat zum Thema Nordsyrien einen offenen Brief an Politiker geschrieben, der unten ungekürzt veröffentlicht wurde.
Hans Schinke macht sich darüber lustig, dass es nach geltendem Recht – Stichwort Fluglärm und Lärmobergrenze – leiser wird, wenn es nicht so laut wird wie prognostiziert. Siehe unten.
Angelika Ramhorst sieht im globalen Handel einen ernstzunehmenden Klimakiller. Siehe unten.
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Leserforum vom 12. November
Seite eins mit Leserbriefen von:
Dieter Murmann und Wulf Schmiedeknecht zu den Förderprogrammen für Elektromobilität. Veröffentlicht in der Einleitung zur Diskussion „Subventionen für die Autoindustrie„.
Bernd Bremen zu den Urenco-Plänen. Siehe unten.
Brigitte Heinzmann zu Plastikmüllsammler Boyan Slata. Siehe unten.
Hannah Erben-Wunder zum Mord an einer Frau in Limburg. Siehe unten.
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Jürgen H. Winter zur Halbzeitbilanz der großen Koalition. Siehe unten.
Ulrich J. Heinz zur gendergerechten Sprache. Siehe unten.
Andrea Zech zur Rentenpolitik. Siehe unten.
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Leserforum vom 13. November
Seite eins mit Leserbriefen von:
Helmut Seipp, Georg Dovermann, Gabriele Schreib und Jacqueline Walter zur deutschen Einheit und zu 30 Jahren Mauerfall. Die Diskussion mit diesen Leserbriefen unter der Überschrift „Deutsche Einheit: Unterwerfung ohne Wenn und Aber“ wird heute noch eröffnet.
Albert Henkel zu Minister Altmaiers Wahlrechts-Vorstoß. Siehe unten.
Gabriel Wojcki zum Knöllchen-Vorstoß der Frankfurter AfD. Siehe unten.
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Folkhart Funk und Oskar Voigt zur Frankfurter Stadtentwicklungspolitik. Die Leserbriefe wurden als Kommentare in der entsprechenden Blog-Diskussion veröffentlicht.
Alexander Rajkovic zu AKKs Forderungen, die Bundeswehr mehr einzusetzen. Siehe unten.
Merve Hölter zum Rauchverbot in Österreich. Siehe unten.
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Leserforum vom 14. November
Seite eins mit Leserbriefen von:
Siegfried Kowallek, Siegfrid Virgils und Klaus P. Jaworek zur Lage in Thüringen nach der Landtagswahl, insbesondere zur Situation von CDU und AfD. Als Kommentare veröffentlicht im der Blogdebatte zur Wahl, die noch bis zum 25. November offen ist, auch wenn sie nicht mehr auf der Startseite des FR-Blogs angezeigt wird.
Alfred Kastner zur Lage der SPD. Siehe unten.
Harald Zimmer zur Debatte um den Literatur-Nobelpreis für Peter Handke. Als Kommentar platziert in der Blogdebatte zu diesem Thema, die noch bis zum 18. November offen ist.
Renate Paul zur Bedeutung von Doktormüttern bzw. -vätern für die Qualität von Doktorarbeiten, angesprochen am Fall der Ministerin Giffey. Siehe unten.
Marlies Hanfland-Hilt ist eine Fan des Kultur- und Freizeittickets. Siehe unten.
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Leserforum vom 15. November
Seite eins mit Leserbriefen von:
Oliver Krämer mit Kritik an der Griechenland-Berichterstattung der FR. Siehe unten.
Friedrich Gehring und Manfred Kirsch sagen ihre Meinung zum Urteil des Verfassungsgericht zu den Hartz-IV-Sanktionen. Die beiden Leserbriefe sind in der Einleitung zur Diskussion „Hartz-Sanktionen führen zu großer Not“ nachzulesen.
Thomas Nestinger widerspricht der FR in der Bewertung des Falls Ibrahim Miri. Siehe unten.
Dietmut Thilenius unterstützt Leserbrief-Autor Kruppa, der auf die verzweifelte Situation von Wikileaks Gründer Assange aufmerksam gemacht hatte. Siehe unten.
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Marianne Friemelt hat Anmerkungen zum Georg-Elser-Porträt der FR. Siehe unten.
Astrid Bremer findet es ganz natürlich, dass manche Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen. Siehe unten.
Uwe Hartwig widerspricht FR-Leser Kramm-Abendroth in einem nicht ganz unwichtigen Punkt. Der Leserbrief wurde als Kommentar in der Debatte über BDS, den Frankfurter Stadtkämmerer Uwe Becker und den Club Voltaire veröffentlicht.
Hans Lindenthal hält Eintracht-Kapitän Abraham nicht mehr für tauglich für den Posten. Siehe unten.
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Leserforum vom 16. November
Seite eins mit Leserbriefen von:
Der Beitrag von Annemarie Melcher zur Serie „Mein 1968“ hat einen prominenten Platz bekommen.
Hermann Roth fragt sich, warum er seine Gesundheitsdaten den Konzernen zur Verfügung stellen soll. Siehe unten.
Fritz Brehm gibt Verkehrsminister Andres Scheuer recht. Siehe unten.
Ralf Krug widerspricht einem anderen Leser und bricht eine Lanze für E-Autos. Sein Leserbrief wurde als Kommentar in der Debatte über Elektromobilität veröffentlicht.
Seite zwei mit Leserbriefen von:
Die Leserbriefe von Klaus Philipp Mertens, Robert Maxeiner und Herbert von Hüllen zum Thema Grundrente nehme ich zum Anlass, einen Thread zur Grundrente aufzumachen, in dem alle Zuschriften zu diesem Thema gebündelt werden: „Grundrente: Die SPD darf einen Erfolg verbuchen„.
Lautstarke Berieselung
Kolumne: „Lärm verdrängt die Ruhe“, FR-Meinung vom 5. November
Es ist gut, dass Michael Herl diese Thema aufgreift. In etlichen Geschäften ergießt sich diese furchtbare, oft sehr lautstarke Berieselung über einen. Das eigentliche Problem betrifft aber nicht den Kunden (der ist mehr oder minder schnell wieder weg), sondern das Personal. Die Mitarbeiter müssen diesen gesundheitsschädigenden Lärm den gesamten Arbeitstag über sich ergehen lassen – letztlich ein Fall für das Gewerbeaufsichtsamt? Auch Arbeitnehmervertreter sollten eingreifen (vielleicht tun sie es ja schon ohne Erfolg).
Roland Niedner, Potsdam
Dauerbeschallung fördert angeblich den Umsatz
Endlich mal eine Kolumne, die mir aus dem Herzen spricht. Da ich sehr lärmempfindlich bin, wird mir jeder Einkauf in einem Supermarkt mit lauter Diskomusik zur Qual.
Man eilt durch die Regalreihen nach dem Motto: Nix wie raus. Ich möchte nur wissen, welcher Marketingberater auf die Idee gekommen ist, dass die Dauerbeschallung umsatzfördernd sei. Für mich erfüllt es eher den Tatbestand der Körperverletzung. Mittlerweile haben sich auch schon Restaurants, Hotels und Kaufhäuser dem „Trend“ angeschlossen. Ich kann mich der Lärmbelästigung kaum entziehen, da ich ja auch am öffentlichen Leben teilhaben möchte.
Werner Arnold, Witzwort
Vorsätzliche Körperverletzung
Sie irren. Musik ist es nicht, was allüberall allgegenwärtig ist: Es ist ein zumeist kakophonisches Geschepper, dass die Gemüseabteilung ebenso überzieht wie die Wursttheke oder die Regale mit Süßigkeiten. Wer immer auf die Idee kam, auch im hinterletzten Supermarkt ein paar bescheidene Lautsprecher an die Decke zu kleben, um den Klangteppich um ein paar Flicken zur ubiquitären Ausschallware zu erweitern, muss sich in der Tat Ihre und auch meine Frage gefallen lassen: Sind Sie gestört?
Aber vielleicht ist Gestörtheit der zu milde Ausdruck, schließlich ist es eine Tat mit Vorsatz. Was da in kleinen wie großen Konsumhallen von der Decke plärrt, macht für viele Menschen den Einkauf alles andere als zum Genuss, für manchen gar zur Qual. Wer heutzutage Musik auch beim Einkaufen hören möchte, kann die Klänge seiner Wahl dem Mobiltelefon entlocken und sich auf die eigenen Ohren schicken, ohne damit einen Mitmenschen zu belästigen. Ob die Dauerberieselung für die Bediensteten im Supermarkt den Tatbestand der fortgesetzt vorsätzlichen Körperverletzung erfüllt, wird eines Tages die Justiz entscheiden müssen. Nervig ist sie auf jeden Fall – fürs Personal wie für Kunden. Letztere aber haben es in der Hand, für einen ungestörten Einkauf zu sorgen: Beschwert euch beim Marktleiter, bei der Konzernzentrale oder besucht den Bioladen im Nachbarort und den Metzger drei Ecken weiter. Dort sind die Klänge deutlich begrenzt oder ein freundliches „Guten Morgen“ gibt es überdies.
Klaus Kühlewind, Dreieich
Damit alles mit rechten Dingen zugeht
Zu: „Giffey darf Titel behalten“, FR-Politik vom 1. November
Mit Interesse habe ich gelesen, dass Frau Ministerin Giffey der Doktortitel von der FU Berlin nach eingehender Prüfung nicht aberkannt wurde.
Bei allen (nicht immer wertfreien und honorigen) Aktivitäten selbsternannter „Plagiatsprüfer“ darf man eines nicht vergessen: hinter (oder besser vor) jedem/jeder Doktoranden/in steht ein Doktorvater bzw. eine Doktormutter, die jeweils die Dissertation betreuen (sollten). Von denen, die letzthin auch Verantwortung dafür tragen, dass bei der Arbeit alles mit rechten Dingen zugegangen ist, hört man nie etwas, wenn bei einem Prominenten der Dr. Titel wegen schwerwiegender Mängel aberkannt wird. Warum hat er/sie bei der Überprüfung der Arbeit diese Mängel nicht erkannt wie falsches oder gar nicht Zitieren, Veränderungen im Stil, was ein Hinweis auf Abschreiben sein könnte usw. Es gibt eine Menge Hilfen und Kriterien, eine mangelhafte Dissertation zu verhindern, anstelle sie einfach nach flüchtigem Lesen durchzuwinken. Wenn manche meiner lieben Kollegen, vor allem im klinischen Bereich, noch stolz darauf sind, gleichzeitig 20 Doktoranden zu betreuen, kann das nicht gut gehen. Die Betreuung des/der Doktoranden/in wird dann meist deligiert, an den Oberarzt oder wenn es ganz schlimm kommt, an den Stationsarzt, dessen Erfahrung mit dem jeweiligen Thema meist nicht sehr hoch und die Motivation gegen Null geht. Der eigentliche Doktorvater hat ja auch gar nicht die Zeit, sich um die mehrmaligen Versionen einer Arbeit zu kümmern, sie mit demjenigen zu und so wundert es mich nicht, wenn es zu Pannen kommt.
In der Berichterstattung zu Fällen wie oben sollte man es nicht nur den internen Ausschüssen einer Universität überlassen, zu prüfen wie es denn dazu kommen konnte, sondern ruhig auch mal den Doktorvater bzw. -mutter ins Gebete nehmen. Wenn schon jemand an den Pranger gestellt wird, dann bitte nicht nur er/sie allein.
Dietrich Mebs, Frankfurt
Kumpanei beim Völkermord
Zu: „Türkei pocht aufs Völkerrecht“, FR-Politik vom 5. November
Sehr geehrter Herr Geisler, sehr geehrter Herr Angelo, sehr geehrter Herr Maas, sehr geehrte Frau Baumann, sehr geehrte Frau Kofler,
mit großer Besorgnis verfolge ich den Angriff der türkischen Truppen und ihrer verbündeten dschihadistischen Milizen gegen die Bevölkerung in Nordsyrien, einer Region, die bis vor Kurzen vergleichsweise stabil war.
Die türkische Armee geht -wie schon zuvor in Afrin geschehen- nach dem gleichen Muster vor, in dem sie die Region zuerst bombardiert, dann die Dschihadistenmilizen vorschickt, die morden, plündern und brandschatzen. Danach rückt die türkische Armee vor und verteilt Süßigkeiten an die Kinder bzw. hängt die türkischen Fahnen auf.
Mittlerweile werden laut Umsiedlungspläne bzgl. der kurdischen Bevölkerung verkündet, die beinhalten, dass die kurdische Bevölkerung in die Region um Deir e Zor, einer vorwiegend sunnitisch-arabisch bewohnten Wüstenregion, deportiert werden soll. Dann könnten syrische Flüchtlinge aus der Türkei in Nordsyrien in einer „Sicherheitszone“ angesiedelt werden.
Ich möchte an dieser Stelle mit Nachdruck darauf hinweisen, dass die Jungtürken vor über 100 Jahren vergleichbare Aggressionen gegen die armenische Bevölkerung mit ähnlichen Argumenten durch gesetzt haben. Auch dies geschah unter den Augen der deutschen Regierung, die ihre wirtschaftlichen und militärischen Interessen vor alles Andere stellte.
Die Argumentation folgte auch damals dem Muster, man müsse armenische Banden und Terroristen bekämpfen, die die türkische Bevölkerung bedrohten. Die Jungtürken schickten radikal-sunnitische Hamidiye-Regimenter, die die Zivilbevölkerung überfielen, Frauen vergewaltigten, Menschen ermordeten, Dörfer plünderten und in Brand steckten. Die armenischen Zivilisten wurden zusammen getrieben und in die Wüste bei Deir e Zor deportiert, wo man sie in Elendslagern umkommen lies. Den Jesiden und Assyrern erging es ähnlich schlecht. Dies wurde unter Lebensgefahr von Einzelpersonen wie Armin T. Wegner und anderen Mutigen bezeugt und dokumentiert.
Auch heute rufen die dschihadistischen Milizen: „Wir werden sie alle schlachten“. Im Gegensatz zu früher werden die Taten der Milizen aber nicht geleugnet, sondern von deren Vertretern stolz ins Netz gestellt (https://twitter.com/sakthivel_cit93/status/1187630603857846273). Auch hier wird laut gerufen: „Wir werden sie schlachten!“
In der Stellungnahme von Herrn Annen lese ich, dass sich die deutsche Regierung grosse Sorgen wegen des wieder erstarkenden sog. Islamischen Staats macht. Die IS-Zellen werden aber schon seit Jahren vom türkischen Staat ünterstützt durch ärztliche Versorgung in türkischen Privatkrankenhäusern, Waffenlieferungen über die Grenze bei Hatay, Freizügigkeit beim Grenzübertritt unter den Augen der türkischen Soldaten u.v.m…
Bezüglich der vielfach dokumentierten Auswüchse der mit der türkischen Armee verbündeten dschihadistischen Milizen höre ich wenig Kritisches von Seiten der deutschen Regierung. Auch der zugesagte Stopp von Rüstungsexporten an die Türkei verläuft schleppend und völlig intransparent.
Im Gegensatz zu den Beteuerungen der türkischen Regierung ist die Situation der syrischen Geflüchteten im Land sehr schlecht. Es gibt jede Menge Hetze gegen Syrer, die als Konkurrenten um Arbeit und Wohnungen bekämpft werden.
Die Bürger Deutschlands fragen sich, ob die deutsche Regierung nur zögerliche Lippenbekenntnisse veröffentlichen will oder ihre sehr wohl vorhandenen Potentiale ausschöpfen wird. Die türkische Regierung wird die Geflüchteten wieder gen Europa los schicken, unabhängig davon, wie viele moralisch fragwürdige Zugeständnisse sie erhält. Auch vor vier Jahren wussten alle mit der Materie vor Ort Befassten sehr wohl, dass viele Menschen kommen werden. So wird es auch jetzt wieder geschehen, weil die „Umstrukturierungsprozesse“ im großen Bombodrom Syrien weiter voran schreiten.
Angesichts der Umsiedlungspläne der türkischen Regierung gegen die kurdische Bevölkerung, die tapfer gegen den IS gekämpft hat, frage ich mich, wo die Bundesregierung steht. Im Gegensatz zu den Vorkommnissen vor 100 Jahren werden die Pläne der türkischen Regierung zur Deportation der Kurden in die Wüste bei Deir e Zor nicht geheim bleiben. Im Zeitalter der digitalen Kommunikation werden sie dort nicht verschwinden wie einst die Armenier.
Wie wird sich die Bundesregierung angesichts solcher geplanter und verkündeter Menschenrechtsverbrechen verhalten? Wird sie wieder schweigen und abwarten und auf die Lobbyisten aus der Rüstungs- und Energiebranche hören. Oder wird sie sich offen und konfrontativ gegen die Pläne der türkischen Regierung stellen und damit mit einer Tradition deutsch-türkischer Kumpanei beim Völkermord im Nahen Osten brechen?
Die Menschen hier im Land nehmen sehr wohl wahr, was geschieht und messen ihre Regierung an ihren Handlungen und nicht an ihren beschwichtigenden Stellungnahmen.
Susanne Alpers, Frankfurt
Es wird nicht leiser
Fluglärm: „Streit über den Krach“, FR-Regional vom 2. November
Dass es nach Meldung der FR Krach gibt um die Wirksamkeit der Lärmobergrenze (LOG) für den Luftverkehr, ist verständlich. Selbst nach dem gemeinsamen Monitoring-Bericht zur Lärmobergrenze im Berichtsjahr 2018 des Verkehrsministeriums sind die Lärmwerte nach Fläche in Hektar angestiegen. Zu Recht enttäuscht sind deshalb jetzt die Kritiker, die gehofft hatten, dass es mit der LOG absolut leiser werde. Bestätigt fühlt sich hingegen Minister Al-Wazir, weil die Flächenwerte weit unterhalb der LOG-Grenze geblieben seien. Verstehen kann man seinen Standpunkt allerdings nur, wenn man sich Fraports Relativitätstheorie des Lärms zu eigen macht. Danach ist es bereits dann leiser geworden, wenn es nicht so laut geworden ist wie prognostiziert. Obwohl Ministerpräsident Volker Bouffier in seiner Regierungserklärung vom 29. Februar 2012 den Menschen versprochen hatte „Es soll leiser werden – und: Es wird leiser!“, wird es im Gegenteil am Himmel immer lauter. Das aktuelle Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin hat allerdings zur großen Verblüffung der Wähler ernüchternd bestätigt, dass sich die Bevölkerung auf derartige Erklärungen der Regierung gar nicht berufen kann, weil sie völlig unverbindlich sind.
Hans Schinke, Offenbach
Welthandel ist ein Klimakiller
Zu: „Einsatz für mehr Klimaschutz“, FR-Regional vom 7. November
Gut, dass bei diesen Protesten in Brüssel der Fokus auf die Klimaschädigung durch Brandrodungen und das Mercosur-Abkommen gerichtet wird. Der größte Klimakiller ist unser Welthandelssystem, das nach Ansicht von Wirtschaft und Konzernen für Wohlstand und Fortschritt unverzichtbar ist. Klimakiller, weil es auf ständigem Wachstum begründet ist, auf Wettbewerb, der zu Preis- und Lohndruck führt, zu Abwanderung der Produktion in Gebiete mit niedrigen Löhnen und Transport der Waren zu den Märkten des reicheren Nordens.
Das führt dazu, dass die Bestandteile eines Smartphones beim Kauf bereits 800000 Kilometer weit gereist sind – also zwanzigmal um die Welt.
Österreich importiert 100 000 Tonnen Käse pro Jahr und verkauft dieselbe Menge ins Ausland. Wegen solcher Absurditäten verursacht der globale Handel extreme Treibhausgase.
Diese verrückte Handelspolitik wird unterstützt durch die vielen Handelsabkommen. Das Mercosur-Abkommen, das seit vielen Jahren zwischen Europäischer Union, Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay verhandelt wird, fördert die Brandrodung in Brasilien um landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen, die dann u.a. in die Europäische Union importiert werden. Hier in der EU verdrängen die mit Niedriglöhnen und Umweltzerstörung entstandenen Produkte unsere Landwirtschaft.
Ein besonders problematischer Teil dieser Handelsverträge sind die Investitionsschutzklauseln, die den Konzernen Sonderklagerechte gegen den Staat einräumen, wenn der z.B. Umweltgesetze erlässt, die Gewinne schmälern könnten. Dabei kann allein der Konzern vor speziellen Schiedsgerichten klagen, die keine Revision und keine Klagemöglichkeit des Staates zulassen.
Das hat schon dazu geführt, dass Staaten geplante Gesetze zurückgezogen haben oder zu hohen Schadenersatzleistungen verpflichtet wurden.
Beispiel: Vattenfall forderte 2009 vor einem ICSID-Schiedsgericht 1,4 Milliarden Euro wegen wasserrechtlicher Umweltauflagen bei der Betriebsgenehmigung des Hamburger Kohlekraftwerks Moorburg. Ein Vergleich zwang Hamburg, die Umweltauflagen zu verwässern.
Diese Investitionsschutzklauseln in Handelsabkommen sind nicht unmittelbare Klimakiller, aber sie hemmen Regierungen, wichtige Gesetze zu erlassen.
Angelika Ramhorst, Bad Oeynhausen
Antiatom-Bewegung wird nicht arbeitslos
Zu: „Urenco will Uran in Russland entsorgen“, FR-Wirtschaft vom 29. Oktober
Das Interview mit Andrej Oscharowski zum Export von gefährlichem, radioaktiven Uran nach Russland offenbart nur eine Seite der dunklen Geschäfte von Urenco. Dieser internationale Atomkonzern, an dem u.a. auch deutsche Energieriesen wie der ebenfalls durch seine Atom- und Braunkohlepolitik im Zwielicht stehende RWE-Konzern beteiligt ist, beliefert z. B. die uralten, belgischen Rissereaktoren Tihange und Doel, sowie das französische Atomkraftwerk Cattenom mit neuen Brennstäben und ermöglicht damit deren Weiterbetrieb, obwohl sich die deutsche Politik in der Öffentlichkeit gerne besorgt zu Betrieb und Laufzeitverlängerung dieser hochgefährlichen Altanlagen gibt.
Darüber hinaus hegt die internationale Organistion der „Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs“, IPPNW, den mehr als begründeten Verdacht, dass von Urenco in die USA geliefertes, angereichertes Uran dort zur Produktion neuer atomarer Massenvernichtungsmittel verwendet wird.
Wer jetzt aber denkt, dass der sogenannte Atomausstieg diesem Treiben bald ein Ende setzen wird, muss enttäuscht werden. Auf wunderliche Weise werden die beiden Urenco-Atomfabriken in Lingen und Gronau vom Ausstiegsbeschluss nicht betroffen; der „Ausstieg“ ist somit gar keiner! Zum einen wird sich die Menschheit noch Jahrtausende mit der weiterhin ungeklärten Frage zum Umgang mit tausenden Tonnen strahlenden Atommülls befassen müssen, zum Anderen produzieren die o. g. Atomfabriken munter weiter. Die Antiatom-Bewegung wird also auch 2023 ff. nicht „arbeitslos“.
Bernd Bremen, Aachen
Bleib dran, Boyan Slat!
Zu: „Abfangjäger für Kunststoff-Müll“, FR-Wirtschaft vom 29. Oktober
Wie gut, dass es junge, engagierte Menschen gibt, die all ihre Energie in solche Projekte stecken! Die Argumente, die als Kritikpunkte benannt sind, haben sicher alle ihre Berechtigung, jedoch ist keines davon geeignet, das Sammelprojekt zu schwächen, denn nur wenn alle denkbaren Hebel gleichzeitig bewegt werden, die Ursachen wie die Folgen gleichzeitig angepackt werden, haben wir eine Chance, unseren Lebensraum noch für eine Weile zu erhalten. Die eine Aktion schließt die andere nicht aus. Ich hoffe, der junge Boyan Slat bleibt dran und findet weiterhin große Unterstützung, das macht Hoffnung.
Brigitte Heinzmann, Frankfurt
Harmlose Begriffe
Zu: „Trauer in Limburg“, FR-Regional vom 30. Oktober
Schon wieder wurde in Limburg eine Frau ermordet, die es gewagt hat, sich von ihrem vermutlich auch früher schon gewalttätigen Partner zu trennen. Lapidar heißt es von der Polizei, das sei wohl eine Beziehungstat gewesen. Familiendrama, Beziehungstat usw. sind viel zu harmlose Begriffe für das Ausmaß an Gewalttätigkeit von Männern verübt an Frauen – die offensichtlich immer noch vielfach als Privatbesitz begriffen werden. Die Tat in Limburg ist einer der vielen Femizide in diesem Land und sollte in der Öffentlichkeit sehr viel ernster genommen werden. Es handelt sich um ein grundsätzliches Problem von Macht- und Herrschaftsansprüchen.
Hannah Erben-Wunder, Hamburg
Die Kohleindustrie freut sich
Koalition: „Bringschuld und Selbstlob zur Halbzeit“, FR-Politik vom 7. November
Eines ist richtig, wir leben auf einer Insel der Seligen (noch), aber nicht wegen sondern trotz der Groko. Herr Hebel schreibt zutreffend, es fehlt ein Plan für die Zukunft. Vielen Bürgern dieses Landes ist dies bewusst. Ebenso bewusst ist den Bürgern die Untätigkeit der Regierung hinsichtlich grünen Stroms. Es wurde seit Jahren versäumt, die Voraussetzungen dafür zu schaffen,mehr noch, es wurde vieles verhindert. Sonnenstrom wurde gedeckelt, die Förderung der Solarindustrie versäumt, viele Arbeitsplätze auf diesem Gebiet gingen verloren, besonders im Osten (Freiberg/Sa. Solarworld), das know how ging nach China. Die Windkraft wurde durch bürokratische Hindernisse praktisch zum Erliegen gebracht, da gehen z.Zt. viele Arbeitsplätze verloren . Heute Abend, im NDR verlautete, dass die nördlichen Bundesländer beschlossen haben, Wasserstoff weiter zu entwickeln. Es fährt bereits ein Wasserstoffzug, ich bin vor einigen Tagen von Bremervörde nach Buxtehude damit gefahren. Weiter wurde berichtet, dass 2018 durch nicht genutzten Strom aus Windkraft Wasserstoff für 750000 PKW hätte hergestellt werden können. Jetzt sollen Anlagen zur Herstellung dieses Wasserstoff gebaut werden, einmal als Speicher für nicht genutzten Strom sowie für Tankstellen, um Wasserstoff für PKW zur Verfügung zu stellen. Man hat dies an den Bund herangetragen, aber es hieß, man sei selbst dabei etwas zu planen.
Die Braunkohle bis 2038 festzuschreiben hilft dem Klima auch nicht wirklich. Ohne grünen Strom kann das Klima jedoch nicht gerettet werden, das ominöse 1,5 Grad Ziel schon gar nicht, egal wie häufig es wiederholt wird. Die Wasserstofftechnik wird jetzt wiederentdeckt, nachdem man sie vor Jahren nach einigen Entwicklungsjahren sanft entschlafen ließ.
Zur E-Auto Politik. Es wird suggeriert, dass diese Klimaschonend seien. Gegenwärtig sind sie es nicht. Zum einen gibt es das Batterieproblem, zum zweiten das der Stromtankstellen. Was gar nicht thematisiert wird ist, wo soll der Strom denn herkommen? Der vorhandene grüne Strom wird doch jetzt schon von so vielen genutzt, so viel gibt es doch gar nicht, und gebaut wird doch auch nichts, im Gegenteil, alte Anlagen werden in Kürze abgebaut, aus Altersgründen, und neue dürfen häufig dort nicht gebaut werden wegen der neuen Vorschriften. Und wem nützt das Ganze? Richtig, der Kohleindustrie.
Bezeichnenderweise kommt das Thema Landwirtschaft in der Aufzählung der Erfolge der Groko gar nicht vor. Glyphosat und Neonicotinoide , die in Frankreich schon verboten sind, sind bei uns bis 2023 erlaubt, mindestens, dabei ist die Giftigkeit der Stoffe durchaus bekannt. Also auch auf diesem Gebiet ein „weiter so“ .Die Bürger aber wollen endlich einen Plan, wie es weitergehen soll, aber den hat die Groko nicht. Es ist nicht damit getan, die verschiedenen Industrien zu schützen, die Menschen in diesem Land wollen wissen, wie es weitergehen soll. So wie es ist kann man nur sagen Note 6, setzen,abtreten. Aber wer soll es machen ? Und wie ?
Jürgen H.Winter, Schöneck
Herrisch statt gendergerecht
Zu: „Rechte Sprachkritik“, FR-Meinung vom 7. 11.
Die Kolumne gegen den Verein Deutsche Sprache unterstreicht die Fehlhaltung von Kämpfern geschlechtsbetonter Redeweise: unsachlich und herabsetzend. Sie hat mit Erkenntnisgewinn mittels gender-Sicht nichts zu tun. Diese angeblich geschlechtergerechte ‚Sprache‘ ist a) begriffstutzig, weil sie übergeschlechtliche Bezeichnungen für Gattungen auf wortgleiche Teilmengen verengt – wie Leser,; b) sprunghaft, weil sie dies bei Angaben weiblicher Wortform unterlässt – wie Fachkraft; c) widersinnig, weil sie das eine Geschlecht vom anderen ableitet statt von der Gesamtheit; d) verworren, weil sie die anfängliche ‚Gleichstellung‘ mit den weiter verfügbaren Worten nicht durchhalten kann; e) anbiedernd, weil sie den Unkundigen zum Maßstab kürt statt sein Sprachverständnis zu fördern – „fühlen sich nicht angesprochen“; f) herrisch, weil sie erklärtermaßen durch Sprachregelung umerziehen soll; g) nichtsnutzig, weil sie auf Bekenntnis statt auf Sprachpflege zielt.
In Schule oder Hochschule den Lernern diese Redeweise abzufordern oder auch nur nahe zu legen, ist nicht das behauptete Sensibilieren, sondern Machtmissbrauch.
Ulrich J. Heinz, Marburg
Flickschusterei bei der Rente
Erwiderung auf „Bei der Mütterrente war die Politik großzügiger“ vom 8.11.
Sehr geehrte Familie Osterloh, nur auf den ersten Blick war die Politik großzügiger. Es wurde erst einmal unabhängig vom Vermögen verteilt. Das heißt, dass jede Mutter (Beamtinnen ausgenommen) die Mütterrente ausgezahlt bekam. Pech allerdings für jene Rentnerinnen, die eine Grundsicherung für Rentnerinnen bekamen. Diesen wurde die Mütterrente angerechnet und von der Grundsicherung wieder abgezogen. Also war es für die Bedürftigsten ein Nullsummenspiel. Sie hatten zum Schluss genauso wenig Geld wie vorher. Die SPD war folglich nur großzügig bei denen, die schon ausreichend hatten.
Nun möchte die SPD wieder jene unterstützen, die es eigentlich nicht nötig haben. Es gibt nicht wenige Bürger, die Teilzeit arbeiten, weil es finanziell möglich ist. Entweder haben sie ein entsprechendes hohes Gehalt, werden von einem Partner unterstützt oder haben einfach genug Vermögen geerbt. Ich würde diese Menschen keineswegs der von Ihnen definierten Unterschicht zuordnen. Die einzige Voraussetzung ist, dass sie 35 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben.
Ich halte Ihre Theorie, dass einige Beteiligten trotz niedrigem Verdienst zu einem kleinen Vermögen gekommen sind, für höchst unwahrscheinlich. Wieso soll ein Arbeitnehmer, der vielleicht aus familiären, aus gesundheitlichen Gründen oder einfach weil er lange Zeiten arbeitslos war und somit die 35 Jahre nicht erreicht hat, für Vermögende, die 35 Jahre bewältigt haben, die erhöhte Rente mitfinanzieren?
Als Rot-Grün die Rentenreform durchsetzte, war klar, dass dies bei vielen Rentnern zur Altersarmut führen würde. Seitdem flickt die SPD an der Rente herum. Erst gab es die Rente mit 63 für bestimmte Arbeitnehmer, dann wurde das Rentenalter schrittweise angehoben. danach gab es die Mütterrente und nun die Grundrente.
Meiner Meinung nach brauchen wir aber keine Flickschusterei an dem Rentensystem, wenn mal wieder auffällt, dass es eben für nicht wenige Menschen Altersarmut bringt, sondern wir brauchen ein funktionierendes Rentensystem. Es gibt erfolgreiche Rentensysteme beispielsweise in Österreich, den Niederlanden oder Schweden.
Allerdings ist ein Systemwechsel deutlich aufwendiger: och, da gibt es jetzt halt hier ein paar Prozent weniger und da ein paar Jährchen mehr …
Andrea Zech, Offenbach
Was den Menschen gegen den Strich geht
Zu: „Kritik an Altmaiers Wahlrechts-Vorstoß“, FR-Politik vom 8. 11.
Herr Altmaier und viele andere wissen nicht, von was sie sprechen: Es ist nicht Politikverdrossenheit, sondern Politikerverdrossenheit. Den Menschen gehen die immer wieder auftretenden Versprechen, Vertröstungen und die offensichtliche Selbstbedienung am Staat gegen den Strich. Das fängt an bei der Postenschieberei (Pofalla zur Bahn, Millionengehalt) bis zu Ministern, die nichts auf die Reihe bringen: Vormals von der Leyen, jetzt AKK, Klöckner, Dobrindt um nur einige zu nennen. Und das setzt sich ja oft auch auf Landesebene fort.
Die Verkleinerung des Parlamentes wird doch gerade durch die Union verhindert, weil man dadurch Sitze im Bundestag verlieren würde. Auch eine Anpassung der Abgeordnetenversorgung ist durchaus angebracht, die regelmäßigen Erhöhungen sind nicht zu akzeptieren. Und die Parteienfinanzierung muss geprüft werden, vor allem die Finanzierung der parteinahen Stiftungen gehört abgeschafft!
Das Thema Rente ist reiner Sprengstoff: gerade die heute um die 20 Jahre alten Menschen werden wohl alle zu Armutsrentnern (es sei denn, sie sind in der Politik tätig!!).
Es ist zu überlegen, ob man sich einmal mit einer Maschinensteuer beschäftigen sollte. Eine Anhebung der Erbschaftssteuer und die Vermögenssteuer sollte kein Tabu sein.
Albert Henkel, Wehrheim
Gruselige Vorstellung
Zu: „400 000 Knöllchen für Falschparker“, FR-Regional vom 1.11.
Mich hat das kalte Entsetzen gepackt, als ich gelesen habe, dass Horst Reschke (AfD Frankfurt) vorschlägt, die Falschparker sollten die Gerichte blockieren. Unverantwortlich. Nicht derjenige, der meldet, ist der Böse, sondern derjenige, der sich nicht an die Regeln hält. Was für ein Demokratieverständnis! Keinerlei Verantwortung gegenüber den überlasteten Gerichten. Welche Verantwortungslosigkeit, so etwas heraus zu posaunen. Und so einer war mal Polizeihauptkommissar. Und so einer ist „Mitglied des Ausschusses für Recht, Verwaltung und Sicherheit; Mitglied des Verkehrsausschusses.“ Dieser Mensch ist wohl für alle seine Ämter ungeeignet. So einer soll Entscheidungen zum Wohle der Bürger fällen? Gruselig, diese Vorstellung. Und gruselig, dass so jemand mal bei der Polizei gearbeitet hat, und das noch im gehobenen Dienst.
Gabriel Wojcki, Frankfurt
Potenzielle Kriegsgebiete
Zu: „Ministerin will mehr Bundeswehreinsätze“, FR-Politik vom 8. November
Hat Frau Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsministerin von der CDU, eigene wehrfähige Töchter, Söhne, die sie zum Dienst an der Waffe in (potienzielle) Kriegsgebiete schicken kann, möchte, wird?
Alexander Rajkovic, Oberursel
Der Zauber des Anfang
Österreich hat ein Rauchverbot in der Gastronomie eingeführt
Jetzt hat also Österreich auch ein Rauchverbot. Ich wusste gar nicht, dass es im Schwange war. Ende September in Tirol war das noch kein Thema, als ich mit vertrauten Einheimischen in meiner externen Stammkneipe saß und wir alle pafften. Aber vorher, Ende Mai, im ungewohnt sonnigen Schottland, war in den Pubs Rauchen schon lange kein Thema mehr. Draußen vor der Tür wurde auch schön miteinander geplaudert.
Verbote haben vielleicht auch den hermannhessischen Zauber des Anfangs. Also, wann kriegen wir jetzt endlich ein Tempolimit?
Merve Hölter, Frankfurt
Gemeinwohl geht vor Eigennutz
Maas: „Ich werde Geywitz und Scholz wählen“, FR-Politik vom 6. November
Viele hören für die SPD bereits das Totenglöckchen läuten. In der Tat scheiterte die SPD in den zurückliegenden Jahren immer wieder an ihrer internen Selbstzerfleischung. Von wenigen Ausnahmen wie Franziska Giffey oder dem ehemaligen Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky abgesehen, haben die offiziellen Vertreter der SPD offenbar die Verbindung zu einer landläufigen Anschauung von Politik und zum „normalen“ Bürger verloren. Der Volkspartei SPD läuft das Volk davon. Statt sich beispielsweise aufgrund der sozialen Ungerechtigkeiten der grünen Klimapolitik mit den Grünen auseinanderzusetzen, versucht man stattdessen, die Partei bei deren Urthema links zu überholen. Ähnlich verhält es sich bei der Asylpolitik.
Die künftigen Parteivorsitzenden müssen ihren Mitgliedern und Wählern einen Weg aufzeigen, wie die SPD Fortschritt und Gerechtigkeit in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung glaubwürdig voranbringen kann. In den vergangenen Jahren ist gesellschafts- und wirtschaftspolitisch viel liegen geblieben. Es gibt daher viel zu tun und eine Menge zu verteidigen. Etwa die soziale Sicherheit, aber auch Neues zu erkämpfen, zum Beispiel gleiche Bildungschancen für alle Gesellschaftsschichten.
Eine sozialdemokratische Haltung bedeutet, Allgemeinwohl geht vor Eigennutz. Die SPD muss sich wieder auf ihre Stärken besinnen und zum Selbstvertrauen der Ära Helmut Schmidt zurückfinden. Denn nur mit einem gesunden Selbstbewusstsein kann es gelingen, die Bürger von der eigenen Politik zu überzeugen. Vor allem aber muss die SPD ihre Leistungen besser als bisher kommunizieren und sich auf die Menschen zubewegen.
Dabei sollte sie in der noch verbleibenden Zeit der großen Koalition Anschauungsunterricht bei Angela Merkel nehmen, die trotz eines teilweise konfusen und in sich widersprüchlichen Politikstils, der insbesondere das typische SPD-Wählerklientel noch sehr teuer zu stehen kommen wird, verbreitet Beliebtheit und Zustimmung erntet.
In diesen bewegten und bewegenden Zeiten, in denen über viele Jahrzehnte Vertrautes wegbricht, erscheinen mittel- und langfristige Prognosen höchst unsicher. Wenn die Partei es richtig angeht, besitzt die SPD die Chance, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Dazu benötigt es aber statt Slim-Fit „Maas“-Anzüge viel mehr Arbeitskittel.
Der CDU drohen nach zwei Jahrzehnten Angela Merkel erbitterte interne Auseinandersetzungen. Bei aller persönlichen Sympathie und Empathie für die Person Annegret Kramp-Karrenbauer, aber nach einem Jahr im Amt ist es leider allzu offensichtlich, dass sie in ihren Ämtern eine politische Fehlbesetzung darstellt. Mitleid ist jedoch das aller wenigste, was aufstrebende Spitzenpolitiker gebrauchen können.
Also, nur Mut SPD! Wir stehen am Beginn einer neuen Epoche. Die SPD könnte eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle in dieser anbrechenden „neuen Zeit“ für sich beanspruchen. Möglicherweise leiden diejenigen, die für die SPD bereits das Totenglöckchen läuten hören, an einem Tinnitus.
Alfred Kastner, Weiden
Mit großem Zeitaufwand
Giffey-Doktorarbeit: „Damit alles mit rechten Dingen zugeht“ vom 11.11.
Endlich erscheint ein Leserbrief (Dietrich Mebs), der sich zu der Handhabung der Plagiatsprüfer äußert. Ich habe mich die ganze Zeit schon gefragt, weshalb hier nicht der Doktorvater bzw. Doktormutter zur Rechenschaft gezogen werden.
In den 1980er Jahren war ich bei einem Strafrechtsprofessor angestellt, der im Laufe seiner Berufsausübung eine große Anzahl von Doktoranden bzw. Doktorandinen betreute. Zuerst wurde das Thema besprochen, dann musste die Gliederung vorgelegt werden. Danach die Verweise etc. Und dies alles in einem gewissen Zeitabschnitt. Dieser durfte nur im Krankheitsfall überschritten werden. Der Doktorvater ging mit dem Doktoranden alles durch, auch die Zitate und Verweise. Damals konnte man das Internet noch nicht oder doch sehr eingeschränkt zur Hilfe nehmen. Danach gab der Doktorvater sein Votum ab. Auch gab es einen zweiten Prüfer, der sein Votum unter die Dissertation setzen musste.
Es war alles in allem ein großer Zeitaufwand, auch für den Doktorvater. Hätte sich im Nachhinein ein Zitierfehler oder ein falscher Verweis herausgestellt, wäre das auch auf den Doktorvater zurück gefallen. Undenkbar!
Renate Paul, Frankfurt
Heute noch dankbar
Kulturticket: „Hemmschwelle für die Museen senken“, FR-Regional v. 6.11.
Aus eigener Erfahrung (Jahrgang 1946) kann ich das Kultur- und Freizeitticket nur begrüßen. Von Zuhause aus wäre ich nie an Theater, Oper, Museen heran gekommen, wenn es seinerzeit nicht den „Jugendkulturring“ in Köln gegeben hätte. Ich konnte in den 60er Jahren jedes Jahr davon Gebrauch machen. Dafür bin ich heute noch dankbar.
Marlies Hanfland-Hilt, Frankfurt
Nun ist einer von der alten Bande am Ruder
Zu: „Griechen fassen wieder Mut“ vom 5. November
Ihre positiven Zukunftsaussichten für Griechenland, das Börsenplus und das Heraufstufen durch zwei Ratingagenturen, können wohl nur echte neo-liberale Herzen höherschlagen lassen.
Die Jugendarbeitslosigkeit liegt immer noch bei 33% (Eurostat Sep. 2019), 14% der griechischen Kinder sind unterernährt und immer noch leben griechische Kinder in SOS-Kinderdörfern, weil ihre Eltern sie nicht ernähren können (die FR berichtete am 20.12.2018). George Protopapas, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Griechenland, sagt, dass mehr als 40% der griechischen Kinder in Armut leben.
Schuld daran ist der Zwang zur Austeritätspolitik durch die EU. Ihre Aussage „Der Sparkurs trägt Früchte“ kann ich daher nur als absolut zynisch ansehen. Über den „Hoffnungsträger“ (der neue Premierminister) Mitsotakis kann ich nicht mal schmunzeln. Er gehört genau der Partei und der Familienbande an, die, zusammen mit der PASOK und den verschiedenen Papandreous, das Land heruntergewirtschaftet haben. Sämtliche (kleinen) Erfolge, die Sie in ihrem Artikel aufführen, sind allein der Verdienst der Griechen mit ihrer Regierung unter Alexis Tsipras. Mitsotakis ist gerade seit vier Monaten Regierungschef. Mag sein, dass die EU, die Banken und die Börsen deswegen aufatmen. Denn nun ist wieder einer von ihnen am Ruder.
Oliver Krämer, Langenfeld
Wehrloser Rechtsstaat
Ibrahim Miri: „Glücksfall für Seehofer“, FR-Meinung vom 7. November
Der Libanese Miri sei, so Frau Rüssmann in ihrem Kommentar, ein Glücksfall für Seehofer. Nein, anders herum: Glücklicherweise reagiert Herr Seehofer! Für mein Rechtsempfinden ist es unerträglich, dass sich eine Person wie der Libanese Miri hier wieder aufhält und Asyl beansprucht. Offensichtlich kann man (leider!) das Asylrecht hier nicht sofort als verwirkt entziehen. Es wäre aus meiner Sicht unerträglich, wenn Herr Seehofer nicht wenigstens versuchen würde, die Wiederholung solcher Fälle zu verhindern. Würde er das nicht machen, so würde er der Demokratie hier im Lande schaden. Denn ein „Weiter so, da kann man halt nichts machen“ fördert nur den Wunsch nach einer Alternative zu dieser Wehrlosigkeit unseres Rechtsstaats.
Thomas Nestinger, Bad Honnef
Den Mund aufmachen
Zu: „Assange ist psychisch schwer geschädigt“, Leserforum vom 6.11.
Der Australier Assange, Whistleblower, ist im schmutzigsten Londoner Gefängnis weiterhin in Einzelhaft und nach Ihrer Mitteilung psychisch und mental schwer geschädigt. Haftgrund: Er offenbarte Menschheitsverbrechen. Wenn Politiker und Juristen bei Menschenrechten versagen, ist Widerstand der Bürger angesagt. Die Leser dieser Zeitungsmeldung vom 6.11. können der FR schreiben, dass die Freilassung von Assange zügig erfolgen soll. Also den Mund nach dem Vorbild von Greta Thunberg aufmachen.
Dietmut Thilenius, Bad Soden
Von Desinteresse an Politik kann bei Elser keine Rede sein
Georg Elser: „Allein gegen Hitler“, FR-Magazin vom 8. November
Ich war sehr angetan, dass die FR an Georg Elser erinnerte, der als „einfacher Arbeiter“ bereits 1939 erkannt hatte, dass es sich bei der Nazi-Regierung um ein verbrecherisches Regime handelte. Verwundert war ich allerdings, dass Autor Ortner behauptet, Politik habe Elser nicht interessiert und das Attentat sei allein aus seiner zutiefst pietistischen Überzeugung erwachsen, dass im Land Ungerechtigkeit herrsche. Liest man Zitate aus den Verhörprotokollen (Wikipedia zu Georg Elser), so kann von Desinteresse an Politik keine Rede sein. Ein Beispiel: Elser habe festgestellt, dass die Löhne niedriger und die Abzüge höher würden. Der Stundenlohn eines Schreiners habe 1929 eine Reichsmark betragen, heute werde nur noch 68 Pfennigen bezahlt. Der Arbeiter könne seinen Arbeitsplatz nicht mehr wechseln, wie er will; er seie heute durch die HJ nicht mehr Herr seiner Kinder, Die Behauptung des Autors verwundert umso mehr, als er in seiner Elser-Biografie schreibt, dass Elser bei den Konstanzer Naturfreunden gerngesehenes Mitglied gewesen sei: „Dort, unter politisch Gleichgesinnten, fühlte er sich wohl“. Und über die „Gesinnung“ der Naturfreunde sagte der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Naturfreunde am 8.10.2005 über Elser: „… waren die Naturfreunde überzeugte Gegner der Nationalsozialisten. Nach der Machtergreifung Hitlers begannen die Nationalsozialisten, die Organisation zu zerschlagen und alles, was die Naturfreunde bis dahin aufgebaut hatten, zu zerstören. Viele Naturfreunde gingen in den Widerstand. Einer der bekanntesten Widerstandskämpfer aus den Reihen der Naturfreunde ist Georg Elser, dessen Attentat auf Hitler nur wegen eines unglücklichen Zufalls scheiterte. Sein Mut zeigt, dass die Mitglieder immer mehr waren und sind als unpolitische Freunde der Natur. Sie stehen ein für Demokratie und Freiheit, für soziale Gerechtigkeit.“ Wenn also Georg Elser in dieser Organisation, die im nächsten Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum feiert, Mitglied war, kann er nicht unpolitisch gewesen sein.
Marianne Friemelt, Frankfurt
Schon immer sind Kinder zu neuen Ufern aufgebrochen
Verlassene Eltern: „Auf Nimmerwiedersehen, Mama“, FR7 vom 9. November
In MEINER Familie und in MEINEM Bekanntenkreis sind die Zusammenhänge NICHT so klar, wie Sandra Konrad sie darstellt. Es gibt Mütter, Väter und Kinder, die in einer Rollenumkehr leben. Die erwachsenen Kinder sind seit Langem intensiv bemüht, den kindlichen Bedürfnissen und Launen des betreffenden Elternteils z.B. in Form von Gesprächen und Zuwendung nachzukommen. Und die Beziehung ist dabei sehr stabil.
Im Gegensatz dazu es gibt Eltern, die in sich selbst ruhen, die kein übertriebenes Bedürfnis haben, von ihren Kindern umsorgt zu werden, die tolerant und zurückhaltend sind. Und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb? – werden sie eher rücksichtslos behandelt und teilweise aus der Familie ausgeschlossen.
Schon seit zehntausenden von Jahren verlassen Kinder ihre Eltern für immer, um zu neuen Ufern aufzubrechen – im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Ich denke, es liegt in den Genen des Menschen, dass Frauen und Männer, die eine neue Perspektive für ihr Leben suchen, dazu bereit sind, unter Umständen ihre Eltern für immer zu verlassen. Denn diejenigen, die es konnten, also die Mutigen, Phantasievollen, haben in der Vergangenheit immer wieder neue Welten und Perspektiven für sich und ihre Nachkommen erschlossen.
Für die verlassenen Eltern bleibt das Trauma, dass sie ein Kind verloren haben und mit einer unvollständigen Familie weiterleben müssen. Das ist schlimm genug.
Um das Leid der Verlassenen aber noch zu steigern, behaupten Psychtherapeutinnen und Psychotherapeuten, es gäbe einen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen dem Fehlverhalten der Eltern und der Entscheidung der Kinder, diese zu verlassen. Ein Mensch, der den Kontakt zu Mutter oder Vater abgebrochen hat, MUSS ja wohl eine Form von Misshandlung erlebt haben oder irgendein Defizit aus der Kindheit mit sich herumschleppen? Und das verlassene Elternteil MUSS ja wohl in der Vergangenheit viel schwerere Fehler gemacht haben als die Eltern, die sich noch des Kontaktes zu ihren Kindern freuen dürfen?
Ich denke, dass Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die an solche Erklärungsmuster glauben, weder verlassene Eltern noch deren Kinder unbefangen und ergebnisoffen therapieren können, sondern ihnen evtl. zu Unrecht eine Täter-Opfer-Beziehung unterstellen.
Astrid Bremer, Frankfurt
Abraham ist kein Vorbild
Eintracht Frankfurt: „“Verpasste Chance“, FR-Sport vom 12. November
David Abraham ist als Hitzkopf während eines Spieles hinlänglich bekannt. Aber auch Christian Streich ist an der Seitenlinie noch nie als Lamm aufgefallen, ganz im Gegenteil. Ungeachtet dessen sollte die Eintracht Abraham mindestens die Kapitänsbinde entziehen! Ist ein Mannschaftskapitän u.a. doch für Schüler- und Jugendmannschaften ein Vorbild. Dies ist Abraham nun wirklich nicht mehr!
Hans Lindenthal, Hofheim
Scheuer hat mal recht
Zu: „Scheuer will Gehaltsplus stoppen“, FR-Wirtschaft vom 4. November
Von 400 000 auf 585 000 Euro soll das Gehalt bei Bahn-Vorständen steigen. Das ist eine Erhöhung von stolzen 46 Prozent. Was würde wohl der Arbeitgeberverband sagen, wenn eine Gewerkschaft eine solche Lohnerhöhung fordern würde? Da hat Verkehrsminister Scheuer einmal Recht, wenn er das ablehnt.
Fritz Brehm, Frankfurt
Warum soll ich den Datenhunger der Konzerne unterstützen?
Gesundheitsdaten: „73 Millionen gläserne Patienten“, FR-Titel vom 2. November
Nachdem ich die FR und Herrn Szent-Ivanyi häufig wegen der eher unkritischen Berichterstattung zum Thema Digitalisierung in der Medizin kritisiert habe, möchte ich den aktuellen Beitrag zum Thema „73 Millionen gläserne Patienten“ ausdrücklich loben. Immerhin werden jetzt berechtigte Bedenken und kritische Einwände benannt und im Interview mit Marit Hansen (Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein) wird deutlich, wie gefährlich für PatientInnen, die von Jens Spahn in enger Kooperation mit der IT-Industrie mit extremer Eile vorangetriebene Zwangsdigitalisierung im Gesundheitswesen sein könnte. Im Kontext der engen Verflechtungen zwischen Politik und Digitalindustrie und den ebenso engen Verbindungen zwischen universitärer Forschung und großen Unternehmen spielen ökonomische Interessen der datenhungrigen Konzerne die zentrale Rolle. Wie wir wissen sollten, ist Forschung niemals wertneutral und ethisch fragwürdige Forschung leider nicht allzu selten. Warum sollte ich meine sensiblen Gesundheitsdaten an Forschungsprojekte weitergeben, die mit meinen ethischen Vorstellungen nicht kompatibel sind, warum sollte ich den Datenhunger profitorientierter Konzerne unterstützen? Einem Gesundheitsminister, der sogenannten Gesundheits-Apps eine Zulassung (auf Kosten der Versicherten)erteilt, ohne dass diese ihre Wirksamkeit bewiesen haben (was bei Medikamenten nicht denkbar wäre), zeigt, dass ihm die Gewinne von sogenannten „Startups“ wichtiger sind als die Gesundheit der PatientInnen. Was wir dringend bräuchten wäre eine breite gesellschaftliche Diskussion über „Risiken und Nebenwirkungen“ dieser Zwangsdigitalisierung. Immerhin fordert jetzt die Gesundheitsexpertin der Grünen Maria Klein-Schmeink eine intensive gesellschaftliche Debatte. Von den Wirtschaftsparteien CDU und FDP, aber auch von den SozialdemokratInnen sind keine kritischen Einwände zu erwarten, aber leider sind die kritischen Stimmen selbst bei den Grünen und der Linkspartei eher selten. So können jetzt nur noch kritische ÄrztInnen im solidarischen Verbund mit möglichst vielen aufgeklärten PatientInnen gegen diese Auswüchse der Digitalisierung und für besseren Datenschutz, informelle Selbstbestimmung und Widerspruchsmöglichkeiten kämpfen.