Barack Obama, US-Präsident und für viele Menschen dieser Welt globaler Heilsbringer, bekommt den Friedensnobelpreis. Da reiben sich manche Zeitgenossen die Augen: Wofür denn das? Er hat doch noch gar nichts gemacht. Und in den USA wird er gerade regelrecht entzaubert, auch wenn seine Gesundheitsreform kürzlich die erste Hürde nahm. Wofür also? Thorbjörn Jagland vom Nobelkomitee: „Was Obama in diesem Jahr zur Veränderung des internationalen Klimas beigetragen hat, reicht vollauf, um die Zuteilung zu rechtfertigen.“ Im Testament des Preisstifters Alfred Nobel ist nämlich eindeutig festgehalten, dass derjenige den Preis haben soll, der im abgelaufenen Jahr am meisten für die „internationale Verbrüderung“ und für die Abrüstung beigetragen hat. Kein Zweifel: Vor allem mit seiner Kairo-Rede, in der Obama der islamischen Welt die Hand hinstreckte, hat er das politische Weltklima verändert. Der US-amerikanische Kurs in der Nahost-Politik dagegen bleibt bisweilen noch unscharf, es wird kein entschiedener Druck auf Israel ausgeübt, den Siedlungsbau zu stoppen. Und dann wäre da noch Guantánamo als Negativposten in der Obama-Bilanz. Doch Obama ist noch nicht einmal ein Jahr im Amt. Nicht der Resultatpolitiker bekommt also den Nobelpreis, sondern der Hoffnungsträger. Und damit ist dieser Preis womöglich eher eine Last für den Realpolitiker, wie Joachim Frank in seinem FR-Leitartikel „Inhumaner Nobelpreis“ (Print: „Osloer Mythologie“) schreibt.
Dazu meint Konrad Löffelholz aus Wiesbaden:
„Immerhin: Joachim Frank schließt nicht aus, dass „der Preisträger 2009 (Obama) Friedensstifter, Abrüster, Klimaschützer werden“ könnte. „In spe“. Als „konkrete Utopien“ sollten Obamas Zielvorstellungen, also Nahostfrieden, Klimaschutz, Haushaltssanierung und Abrüstung, Leitlinie der Politik sein. Obamas Erfolg lag doch auch daran, dass uns gerade durch seine konkreten Visionen deutlich wurde, wie sehr wir uns an das durch kleinmütige Wahlversprechen geprägte politische Niveau in vielen europäischen Staaten gewöhnt hatten. Uns wurde durch Obama einmal mehr klar, wie sehr der Ruf Amerikas durch die Bush-Politik beschädigt worden war. Das, was in dem Artikel als „Antithese“ (!) bezeichnet wurde, ist die Zurückführung der Politik auf den Boden der Verfassung und der UN-Menschenrechts-Charta. Teile der Politik und der Medien – so auch Ihr Artikel – nehmen die Verleihung des Nobelpreises mit zynischer Häme in einer Weise auf, die vorab schon die klammheimliche Freude am Misslingen seiner Politik impliziert. Mich schaudert es. Wo in Amerika ist denn eine bessere Alternative? McCain?
Obamas Politik verdient mehr Unterstützung durch Europa, nicht nur Hinsehen und Warten. Am Anfang ist das Wort, Obamas Wort. Wir wollen keine Politiker, die die Ärmel hochkrempeln, bevor sie denken und sprechen.“
Hendrik Krause aus Weimar:
“’Die Entscheidung überrascht mich‘, begann Obama seine Dankesrede, ‚und ich nehme den Preis mit tiefer Demut entgegen. Ich sehe dies nicht als Auszeichnung meiner eigenen Verdienste an, sondern eher als eine Bestätigung der amerikanischen Führungsrolle.‘ Habe ich das richtig verstanden? Auf die höchste Ehrung für friedensförderndes Verhalten bedankt sich Obama für die Anerkennung der amerikanischen Führungsrolle? Komisch, dass das niemandem auffällt.
Wenn ein Dreijähriger den Nachmittag brav war und wir ihn loben, ist das ok. Wenn er das Lob damit quittiert, dass er auf den Wohnzimmerteppich kackt, schicken wir ihn ins Bett. Dieser Mann bekommt den Friedensnobelpreis. Wofür? Für sein Versprechen, Guantanamo aufzulösen? Außer dem Versprechen hat er nichts getan. Weiterhin sind über 200 Menschen in Haft. Ohne Verurteilung, ohne Menschenrechte.
Wenn es wirklich so leicht ist, eine weltweit aufsehenerregende Ehrung zu bekommen, kenne ich einen, der sie mehr verdient hat. Einen, der für Frieden und Völkerverständigung mehr getan hat als ich vom amerikanischen Präsidenten gesehen habe: Der Bäcker unten an der Ecke. Bei ihm holen die Leute im Wohngebiet ihre Brötchen, er behandelt alle gleich. Egal ob Türke, Iraner, Araber oder meine Oma. Dort gibt es keinen Streit, keinen Kampf ums Speise-Öl. – Kurz: Wenn es nach mir geht, nehmt ihm den Preis wieder weg und schickt ihn nach Hause.“
Gert Immich aus Oberhausen:
Die Nachricht hat bei mir eine Mischung aus ungläubigem Staunen, ohnmächtiger Wut und Empörung ausgelöst. Die USA geben ungeheure Summen für Rüstung aus; gerade las ich in der FR die Meldung „USA bauen Superbombe“; sie haben ein weltweites Netz von Militärstützpunkten und bringen jeden Tag Tod und Leid über unschuldige Menschen an Orten, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben. Obama ist der Präsident dieses Landes und damit letztlich verantwortlich für diese Politik. Diesem Mann nun den Friedensnobelpreis zu verleihen ist entweder ein Zeichen grenzenlosen Zynismus’ oder ungeheurer Naivität. Beides möchte man nicht gern bei einer Nobelpreiskommission sehen!“
Peter Gronau aus Hildesheim:
„Sie fallen also ein in den Chor der sich epidemisch ausbreitenden Obama-Kritik, die nicht frei von Häme ist. Wie viel Hoffnung und Erwartung haben wir nicht investiert in diesen scheinbar so begnadeten Menschen! Aber nun stockt die revolutionäre Weltveränderung, die im Nu eine Anti-Bush-Kontrastwelt hervorzaubern sollte. Und Obama ist es, der alles versprochen und vorgegeben hat, alles zu können („Yes, we can!“), und der dieses Versprechen gebrochen hat. Oh, diese Enttäuschung: Er ist kein Gott! Und das müsste er sein, um diesen engstirnigen Widerstand einer keineswegs Obama-kompatiblen Welt zu brechen. Der Versöhner streckt die Hand aus, aber keiner will sie ergreifen. Ergo: Der Versöhner ist ein Versager. Und so einer verdient keinen Friedensnobelpreis!
Da wird ihm unterstellt, sein „Yes, we can“ sei ein verstecktes „’Yes, I can“, und siehe da, er „kann“ nicht. Damit verschwindet flugs dieser berechtigte Appell an uns, an die notwendigerweise weltverändernd mitwirkende Welt. Da steht er nun da, blamiert, der Verlierer, aber „wir“ wollen uns diesen Schuh nicht anziehen. Wir müssen diesem rhetorischen Weltverbesserer nur mit klugen Kommentaren verhöhnen, und schon stehen wir auf der Gewinnerseite. Der Besondere wird eingeebnet, das tut gut. Da steht er nun da als lächerliche Kontrastfigur zu Bush. Das Eingeständnis, dass aufgrund einer jämmerlich versagenden Welt ringsum dieser Mann einfach eine tragische Figur ist, können wir uns offenbar nicht leisten. Die tragische Figur wird von einem erhabenen Standpunkt herab zur lächerlichen, ja verächtlichen umgedeutet. Er hat ja nur geredet, aber nichts geleistet.
Wenigstens so etwas wie heimliches Schamgefühl sollte da zu spüren sein. Aber nein. Viel naheliegender ist es, diesen Besonderen zu entzaubern und am besten gleich zu kreuzigen.“
Was andere machen, meinen… nun ja, hier an der Stadtgrenze bekommt er deswegen keine extra Wurst auf den Teller gelegt. Wenn eine
Rückbesinnung auf die eigentlichen, selbstverständlichen und demokratischen Werte einen Friedensnobelpreis wert ist, naja, dann hauen wir allen demnächst erst den Kopf ein, dann Friede, Freude, Eierkuchen mit anschließendem Ringelpiez mit Anfassen und dann kriegen wir auch einen. Geht ja nicht anders.
Gibt es diese Preise nicht jährlich? Wäre es zu spät gewesen, ihm den Preis 2010 zu verleihen? Oder vielleicht 2011? Oder 2012, immernoch in seiner Amtszeit?
Das man es jetzt tat, kann doch nur zwei Gründe haben:
a) einen/eine Anderen/ere, der/die es wert gewesen wäre, gibt es nicht. Na das wäre ja traurig.
b) man will Einfluß nehmen, möchte, daß er den Worten Taten folgen lässt, und ihn durch den Preis in seiner Position stärken, damit er das tun kann.
Was b) angeht, so überschätzt man glaube ich die Möglichkeiten, die außeramerikanische Kräfte da haben. Europa ist sowieso für viele Amerikaner eine Bastion des Sozialismus, und das jetzt aus dieser sozialistischen Weltecke eine Ehrung Obamas kommt, hat Obama wohl eher geschadet als genutzt, was die Unterstützung durch die eignen Landsleute angeht. Hat es doch für den einfachen Mann auf der Straße jetzt einen weiteren Beweis erbracht, daß Obama nichts anderes will als Amerika durch sozialistisches Wirtschaften und Buckeln vor dem Ausland zu ruinieren. Einen ersten Dank für die Buckelei hat er ja jetzt bekommen.
Ich weis auch nicht ob es jetzt schon der richtige Zeitpunkt für eine solche Ehrung war. Da ich aber immer noch H. Obama unterstelle einiges Richtiges tun zu wollen(hoffentlich ist da nicht zu viel Wunschdenken dabei)kann man auch sagen es ist gut jede Art von Unterstützung mitzunehmen
Die Sache hat zwar auch einen Aspekt der Ungewöhnlichkeit, aber ich meine, daß der Spruch „die Ausnahme bestätigt die Regel“ hier doch greift. Das Nobel-Preis-Komitee ist ein weises und ehrwürdiges Gremium, wenn es den Preis an Präsident Obama verliehen hat, dann eben mit entsprechender Begründung.
Hallo Blogmaster, vielleicht könnten Sie hier den URL zur Entscheidung des Nobel-Preis-Komitees (amtlicher Text) posten?! (Die Website hat auch einen Ordner je Preis-Kategorie und Jahr, die Dokumenten können in mehreren Sprachen vorliegen, ggf. bzw. später auch auf Deutsch, aber auf Englisch sind sie immer dabei.)
Ein Friedensnobelpreis für einen Dampfplauderer. Da hat das Nobelpreiskommittee mal wieder voll dem Zeitgeist gehuldigt, als es dem US Präsidenten Obama den Preis zugesprochen hat. Wofür nur? Geleistet hat der Mann nichts – ausser dümmlich naiv daher geredet. Da gäbe es tausend andere, die für Freiheit, Demokratie und Recht gekämpft und etwas erreicht oder in deren Namen in den Kerkern der Diktaturen gelitten haben – von Helmut Kohl bis zu den chinesischen Dissidenten – sie alle hätten den Friedenspreis viel eher verdient.
Betr. #4, comment-23201, Paul Ney am 16.10.2009 13:06
Hallo Blogmaster, danke für das nachträgliche Einfügen des Links. Damit dürfte sich die Lfd.Nr. des Beitrags auf „4+“ erhöht haben 🙂