Es gibt eine Menge Sachen, die Menschen machen, um sexy zu sein. Sie treiben Sport, geben Geld für angesprechende Verpackung aus oder hängen in Chats ab, statt sich wie früher in Kneipen zu betrinken. Außerdem sollen Blogs sexy machen. Im Ernst! Das hat ein amerikanischer Wissenschaftler herausgefunden. FR-Mitarbeiter Mario Sixtus berichtete kürzlich in der FR darüber: Blogs erhöhen die Chancen, andere Menschen kennen zu lernen. Es sei denn, man übertreibt es und wird zu selbstbezogen. Das ist nicht mehr sexy. Jedenfalls nicht für andere. Dazu schreibt uns Sebastian Göres aus Frankfurt: „Hauptsache die Masse wird durch die (sich durch Sexysein vermehrende) Bloggerschaft genüsslich beobachtet. Ist es nicht Demokratie, was hier passiert?“ Aber Herr Göres, dann wäre Demokratie ja sexy!
Kann das sein? Die Basis unserer Demokratie ist das Grundgesetz, und das, schreibt mir Wolfgang Fladung, sei immerhin wunderbar. Aber, fragt er: „Können Sie sich vorstellen, dass etwas so Wunderbares wie unser Grundgesetz von heutigen PolitikerInnen geschaffen werden könnte?“ – Ehrlich gesagt: Herr Fladung, ich habe Zweifel. Nicht nur, weil die in der Regel nicht sexy sind. (Falls Sie dazu eine andere Meinung haben – schreiben Sie mir eine Mail!) Sondern vor allem, weil sie Besseres zu tun haben. Das Gesundheitswesen ruinieren zum Beispiel. Oder klingende Namen erfinden, Namen wie „ÖkoLinX“. Namen, die wir in der FR dann falsch schreiben. ÖkoLinX-ARL ist die Partei, für die Jutta Ditfurth durch die Kommunalwahl in den Frankfurter Römer eingezogen ist und die wir einmal nur „Öko“ genannt haben und einmal gar „ÖKOLINKS“. Dazu Frau Ditfurth in einer Mail an uns: „Uns könnt ihr kein ks für ein x vormachen.“ Frau Ditfurth, was haben wir auch gar nicht vor. Wir bitten um Verzeihung und wollen uns bessern. Aber eines müssen Sie gestehen: ÖkoLinX-ARL klingt nicht gerade seksy.
Ach ja, das Grundgesetz!
„Die Würde verschiedener Menschen ist unterschiedlich.“, so hätte ein Revisionsvorschlag der Anwälte des Herrn Daschner zum Art. 1 sinngemäß gelautet, gegen welchen ich seinerzeit der FR eine philosophische Herleitung des Begriffs „Würde“ geschickt habe, die diese aber leider nicht abgedruckt hat und die deshalb jetzt noch rudimentär (Pico della Mirandola und Kant) unter diesem Stichwort bei Wikipedia nachzulesen ist.
Im übrigen wird ja heute kaum noch politisch mit dem Grundgesetz argumentiert. Da waren die rotgoldenen Siebziger doch noch von anderem Holze geschnitzt, als ein bayerischer Politiker bemerkte, er könne schließlich nicht ständig mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen und ein Kabarettist mutmaßte, das Grundgesetz solle bald waffenscheinpflichtig werden. Und, unnachahmlich, Degenhardt, ebenfalls Franz Josef , in seinem Wehrdienstverweigerer-Song: „Sagen sie, sie berufen sich hier pausenlos aufs Grundgesetz, sind sie eigentlich Kommunist?“
Heinrich Ebbers
@Das Grundgesetz ist sexy, bzw. was ist sexy am Grundgesetz? Und wäre das Grundgesetz noch mehr sexy, wenn nur Frauen hier die „Feder“ geführt hätten? Wobei, mal ganz ehrlich, die Geschichte lehrt, dass hinter einem Starken Mann immer eine Starke Frau steht – wie kürzlich über Milosewitsch und früher über Honnecker berichtet; auch über und über und über…! Es könnte ja so gewesen sein, dass auch hinter den Vätern des Grundgesetzes starke Frauen gestanden haben, die unsere Verfassung bewusst so wollten, weil gerade der Einfluss „ihrer“ Männer ihnen sehr wichtig war; wie gesagt könnte ja sein! Aber bei gerade diesem Thema freue ich mich besonders, dass die Satire in diesen Teil der FR zurückgekehrt ist; BRONSKI sei Dank!
Blogs machen aber nur sexy, wenn man das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet und nicht allein vorm PC sitzt. 🙂
Also lieber Bronxksys,
ich jedenfalls bin sehr sexy geworden, seit ich blogge. Und Sie wären mir allein in der Rundschau gar nicht aufgefallen. Man kann ja viel gegen Jutta Ditfurth und ihre furchtbare „Partei“, die sich nicht schämte, auf Wahl-PLakaten seinerzeit von der „Auschwitz-Lüge“ zu reden, sagen – aber eine starke Frau ist sie auch.
@Horst Peter Pohl
sind Sie da sicher?
So wie man hier bekannter- und beklemmendermaßen aufpassen muss, dass ein Fußballer, der auf offen rassistische Angriffe mit dem Hitlergruß reagiert, nicht wegen des Bekundens nazistischer Einstellung verurteilt wird, während die Rassisten unbehelligt bleiben, so geraten hier ja womöglich auch Leute, die ein Plakat gegen die Verbreitung der „Auschwitz-Lüge“-Lüge plazieren, unter das Verdikt, sie verbreiteten mit ihrem Plakat die „Auschwitz-Lüge“.
Jutta Ditfurth jedenfalls ist mit Sicherheit auf der Gegenseite der antisemitischen Auschwitz-Verharmloser zu verorten, im Gegensatz z.B. zu solchen scheinbar harmlos-unpolitischen Unternehmen, wie die Deutsche Bahn bzw. andere Bahnhofs-Betreiber.
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/50652
Zum Thema Blogs machen sexy:
in dem Zeitalter des Internets, Chats, Mails und Handys kann man sich nicht mehr davon „verdrücken“. Aber man kann es doch auswählen wofür ich es gebrauchen möchte. Im Internet kann man Leute kennen lernen, dadurch andere Kulturen und Sitten. Es ist schon toll. Ob jetzt die Person die Wahrheit schreibt, dann ist eine andere Sache. Hauptsächlich, dass die Menschen sich kommunizieren. Wenn man eine Person näher kennen lernen möchte, dann muss es doch ein persönliches Treffen geben. Demokratisch ist das Blogen schon, indem jeder selbst entscheidet, ob er an einer Bloggerschaft teilnimmt oder nicht und was er schreibt. Leute seid doch nicht immer so kritisch! Jeder hat diese Freiheit.
Kommentar zum Thema „Blogs machen sexy“!!!
Blogs kenne ich nicht so gut und ich werde auch nie einen haben, weil ich mich dafür nicht interessiere.
Ich bin auch der Meinung, dass die Blogs oder das Internet im Allgemein niemanden sexy machen. Eine Person bemüht sich, sexy zu sein, wenn es ihr gefällt, oder wenn ihre Persönlichkeit so flexibel ist.
Aber ich bin immer noch der Meinung, dass andere Sachen ganz wichtiger als sexy zu werden sind.
BRONSKY RULEZ !
Sorry musste ich einfach loswerden
Früher brauchte man einen Verlag, um die Welt mit seinen Kommentaren zu beglücken – oder wenigstens die Nachsicht des Leserbriefredakteurs. Heute kann praktisch jeder seine Meinung ungefiltert kund tun. Ob das wirklich sexy ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber es ist für mich in hohem Maße demokratisch. Blogs lesen und selbst bloggen hat was. Zu sehen, wie andere über etwas denken, zuweilen entgegen dem Mainstream der professionellen Journalisten, ist einfach interessant. Blogs sollten nicht überschätzt, freilich auch nicht unterschätzt werden. Gerade dort, wo man mit der Meinungsfreiheit auf Kriegsfuß steht (z.B. China), haben sie durchaus Relevanz. Wäre dem nicht so, würden die Behörden keine Anstrengungen unternehmen, die freie Meinungsäußerung im Internet zu blockieren. Ob sexy oder nicht, ich möchte Weblogs nicht mehr missen.
@ WolfGang:
Ich schreibe mich mit „i“.
@sexy; irgendwie scheinen wir Blogger bei diesem Thema irritiert. Jedenfalls „kugeln wir herum“! Wollen/sollen wir „sexy“ definieren oder „abartige Sexprojektionen“ auf die Kommunikationsmöglichkeit Internet, bzw. bloggen projezieren?
Mir scheint, wenn man/frau unter sexy versteht, sich für jemanden anderen attraktiv zu machen, dann kann man bloggen in gewisserweise sexy nennen. Aber eigentlich im Sinne des Wortes „sexy“ stelle ich mir etwas anderes unter „sexy“ vor; obwohl ich ehrlich gesagt nicht mehr zu denen zähle die den täglichen „sexuellen Konkurrenzkampf“ suchen!
Zitat:
Ich schreibe mich mit „i“.
Sorry, da schwirrte immer noch Bronsky Beat im Hirn herum.*g*
Grüßle
WolfGang
habe soeben den eintrag von bronski in meinem weblog verlinkt und gleich darauf erscheint auf der blog-Seite der FR der „verwirrende“ pingback. der technik sei dank :-))
„pingback“ ist nun korrigiert! danke!
saeubrenner
Guckst Du!
Da hat also mal wieder ein amerikanischer Wissenschaftler irgend etwas herausgefunden (wann? wo? wie?) und schon ist das Anlass für ausufernde Kommentare und tiefschürfende philosophische Betrachtungen. Nach der umwerfenden Erkenntnis, dass Blogs sexy machen sollen, fühlen sich nun Mitmenschen gemeint, die bisher in realistischer Selbsteinschätzung wussten, dass sie NICHT sexy sind. Wie schön, dass das nun durchs Bloggen so leicht zu ändern ist…
Wenn alles im Leben so einfach wäre!
Ich bin aber auch der Meinung, dass das Internet eine aufregende Erweiterung der Demokratie ist. Schade nur, dass es anscheinend als Ersatz dient für die politische Betätigung wie z.B. die Ausübung des Wahlrechtes. Man kann ja noch so viel bloggen, aber dadurch bekommen wir noch lange keine bessere Regierung. Dafür muss man sich unter anderem der Zumutung eines Tischdeckengroßen Wahlzettels aussetzen. Und wenn man Briefwahl macht, kann man am Wahlsonntag sogar am Computer bleiben, um zu bloggen.
Also nicht den Blog nur als Flucht benutzen, sondern die Möglichkeiten der Demokratie wahrnehmen!
@Richtig im Fazit! Was ich immer sage; Bobbes hoch und rein in die Politik. Leider findet sie meist immer noch in verräucherten Hinterzimmern statt, zumindest die „Unterste Ebene“ – die Kommunalpolitik, die wohl auch die meiste Mühe macht; oder? Und wer weiß, vielleicht wird es auch zwischenmenschlich dann in der direkten Kommunikation, ganz schön sexy!