“Möchtegern-Rambo”

Jacques Chriac hat „Staaten, die mit terroristischen Methoden oder Massenvernichtungswaffen drohen“, mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht: Wer „die Lebensinteressen Frankreichs und seiner Alliierten“ gefährde, müsse sich auf eine „entschlossene und angepasste Antwort“ einstellen, sagte er im Hauptquartier der französischen Nuklearstreitmacht auf der bretonischen Île Longue. „Diese Antwort kann konventionell sein. Sie kann aber auch anderer Art sein.“ (Mehr hier.) Etwas Ähnliches hat er schon 2001 gesagt: „Die Abschreckung muss uns ermöglichen, mit Drohungen fertig zu werden, die regionale Mächte mit Massenvernichtungswaffen für unsere lebenswichtigen Interessen darstellen“, so Chirac damals. Die neue Äußerung bringt FR-Leser auf die Barrikaden. So schreibt uns Angela Scherer aus Mainz:

„Ungeheuerlich! Zum einen diese Drohung selbst, zum anderen immer wieder die Selbstgerechtigkeit bei den bisherigen Besitzern von Atomwaffen, dass IHNEN diese selbstverständlich zustehen, das wird gar nicht erst hinterfragt. Besorgniserregend, wie wir langsam aber unaufhaltsam auf einen Krieg gegen den Iran hin manipuliert werden sollen.“

Und Achim Wolf aus Mannheim meint:

„Die Verrückten und Verantwortungslosen an den Schalthebeln der Macht sterben offenbar nicht aus.
Schon mit der Wiederaufnahme der verbrecherischen Atombombenversuche im Jahre 1995 hat Chirac bewiesen, dass ihm jegliches Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Leben abgeht und er von Grössenwahn und Welchtmachtgehabe gesteuert ist. Er befindet sich damit in böser Gesellschaft mit Bush, Blair und Ahmadinedschad und anderen Wahnsinnigen, die sich keinen Deut um wirklichen Frieden und wahre Menschlichkeit bemühen und im Grunde genommen nicht reifer sind als Kleinkinder, die mit dem Feuer spielen, ohne die Folgen ihres Tuns zu begreifen.
Wenn die Menschen in Frieden leben wollen, müssen sich die Völker endlich gegen das Wahnsinnstun dieser „Möchtegern-Rambos“ wehren und sie ihrer Ämter entheben, bevor sie eine atomare Katastrophe auslösen können.“

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6 Kommentare zu ““Möchtegern-Rambo”

  1. Man mag sich zwar darüber streiten, ob es nötig war das jetzt öffentlich zu betonen. Aber in der Sache gibt es doch nun kaum einen Dissenz. Und in der Sache gibt es schon gar keinen Anlass zur Empörung. Was hat denn der französische Präsident so ungeheuerliches gesagt? Derjenige, der glaubt sich durch die Beschaffung von Massenvernichtungsmitteln in eine Position der Unangreifbarkeit zu bringen, und aus dieser Position heraus meint vitale Interessen Frankreichs oder seiner Verbündeten verletzen zu können, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er sich damit in größte Gefahr begibt. Er wird genau mit den Waffen bedroht, mit deren potentieller Anwendung er selbst meint sich in einem solchen Fall geschützt zu wissen.

  2. Die Äußerungen des französischen Staatspräsidenten wurden überwiegend mit Kritik bedacht, obgleich er im Grunde bloß die nach wie vor gültige Abschreckungsdoktrin bekräftigte. Natürlich müssen Staaten, die sich Atomwaffen beschaffen, mit massiven Vergeltungsschlägen rechnen, sollten sie diese jemals benutzen. Den Einsatz von Atomwaffen, beispielsweise gegen Israel, würde der Iran kaum überleben. Dies ist Fakt, ob man die Abschreckungsdoktrin nun billigt oder nicht. Alles andere wäre unglaubwürdig und lebensfremd. Insofern hat Chirac also nichts wesentlich Neues gesagt.

    Ob Chirac in seiner Rede auch den Einsatz von Atomwaffen gegen Staaten angedroht hat, die keine Massenvernichtungsmittel besitzen, sondern „lediglich“ den internationalen Terror unterstützen, muß vorerst, bis wir den genauen Wortlaut kennen, offen bleiben. Gleichwohl stellt sich die berechtigte Frage, ob seine Äußerungen in der jetzigen Situation hilfreich waren. Deeskalierend sind sie sicherlich nicht. Den schwelenden Konflikt mit dem Iran anzuheizen, ist gewiß unklug. Mißverständliche Formulierungen wirken nämlich oft kontraproduktiv. Ein erfahrener Staatspräsident müßte so etwas eigentlich wissen.

  3. Ich sehe es ähnlich wie M. Schöfer — Vorteile gegenüber den „Aggressoren“ hat sich Chirac damit wahrlich nicht verschafft und wohl eher sich selbst ins eigene Bein geschossen! Laut solcher Bekundungen werden fanatische Politiker wie Mahmud A. doch in ihren Aktionen von den eigenen Landsleuten bekräftigt und unterstützt… Und was liegt hinter solchen Aktionen von Seiten des „Rechtschaffenden“? Angst? Kümmert er sich um das Wohlergehen seiner Leute? Oder verfolgt er doch eher Politische Interessen? Kaum ist das Zeitalter des Kalten Krieges offiziell für abgeschlossen erklärt, wird ein neues Wettrüsten angestrebt – im Auftrag der Gerechtigkeit und gegen den Terrorismus… Und so gesehen hätte der bunte Gockel endlich mal wieder eine Möglichkeit ein paar Atombombentests durchzuführen, ohne von Umweltschutzaktivisten die Ohren vollgeheult zu bekommen, weil er irgendein weitentferntes Atoll verstrahlt! Ein Möchtegrn-Rambo wäre da ja noch mit konventionellen Waffen vorgegangen aber wozu den ganzen Körper bewegen, wenn doch ein einfacher Knopfdruck mit dem Finger ausreicht? Man ist ja nicht so blöd, wie manch Anderer und vermeidet es ähnliche Desaster zu wiederholen, wie sie in den benachbarten Ländern vorgeführt wurden… Und sowieso: Was hat denn Iran schon zu bieten? Doch nur Kaviar – und den zieht sich der Wladimir rein… mal schauen, wie der auf Jaques und Mahmud reagiert!

  4. ist ja nett, dass just bei diesem blog am jan. den 23. 2006 um 15:05 uhr eine anzeige von ebay geschaltet ist, die für die stichwort suche panzer wirbt.
    das könnte ja fast den eindruck erwecken, die FR würde ein konventionell, militärisches vorgehen gegen iran durchaus befürworten.
    vielleicht sollte die FR sich mal so langsam
    A) nicht nur gedankenb machen, was die DPAS immer wieder mal auf ihrer homepage unredigiert und oft ja schon auch ungeniert veröffentlichen darf
    sondern
    B) auch welche anzeigenkunden die FR sich da aussucht, bzw. welche anzeigen sie bei welchen kunden zulassen.

    dies sagtr natürlich einer, der gerne den kostenfreien FR zugang nutzt, aller dings ohne schlechtets gewissen, wird sich schon irgendwie ausgleichen, bronski, oder??!
    zumindest haben sie immer schnelle rückmeldungen 🙂

  5. @Atomwaffen; sind wir nicht alle ein bisschen naiv, wenn wir glauben wollen oder wollten, dass im „besonderen Fall“, ob Bedrohung oder zur Drohung, bzw. Erzwingung von „Gefügsamkeit“ oder dem Durchsetzen von Interessen besonders dem Energiesektor, nicht auch von oder mit Atomwaffen – nach dem Versagen von Politik – Gebrauch gemacht würde? Und von daher ist es doch auch klar, dass wenn ein Staat Atomwaffen hat, er diese von Zeit zu Zeit ins Gespräch bringet! Dies ist natürlich auch dann um so „verständlicher“ wenn Wahlen in Sicht sind! Ob die Androhung eines Einsatz von Atomwaffen allerdings Terroristen abhalten wird fanatisch ihre Ziele zu verfolgen, wage ich doch zu bezweifeln! Und ob es klug von Chirac war diese A.- W. jetzt just wo mit Iran verhandelt wird, in dieses Gespräch zu bringen ist eine weitere Frage; sicher wird er sich hierzu auch seinen europäischen Freunden gegenüber äußern müssen; denn wie er sagte will er ja auch deren Sicherheit garantieren. Hoffentlich nicht ohne diese zu fragen!

  6. Die drohung mit nuklearwaffen ist meiner meinung nach absolut kontraproduktiv und pathologisch.
    Andererseits liegt „die macht“ , bei tage besehen, immer in den haenden „der maechtigen“. Also die atommaechte sind qua ihrer macht offenbar dazu legitimiert mit dieser auch zu drohen !?
    Ausserdem, einer weiteren realistisch-nuechternen betrachtung folgend, haben die (noch verbal) bedrohten staaten keinerlei handhabe um solchem denken (und handeln) wirklich ernsthaft etwas zu entgegnen- was die absurditaet der gemachten aeusserung jedoch nicht und nie rechtfertigt.

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