„Was ist eigentlich die Aufgabe von Wirtschaftsunternehmen?“, fragt FR-Leser Axel Wimmer aus Passau anlässlich des Leitartikels von Robert von Heusinger in der FR: „Nicht jede Firma retten„. Weiter Axel Wimmer: „Sie entwickeln eine wie auch immer geartete Nachfrage und beglücken die Konsumenten mit Produkten und Dienstleistungen. Schaffen Unternehmen qua Definition Arbeitsplätze? Nein! Sie benötigen – dummerweise – menschliches Hirn, um Produktionsabläufe immer mehr zu automatisieren, und sie benötigen – blöderweise – menschliche Arbeitskraft, um die noch nicht automatisierten Aufgaben erfüllen zu können. Aber wenn Unternehmen könnten, würden sie auf menschliche Arbeitskraft pfeifen, es bliebe nur das Hirn, und davon auch nicht viel.
Wie kommt es also zu dem tradierten Paradigma, dass das „Schaffen von Arbeitsplätzen“ Aufgabe des Staates zu sein hat? Wenn dann noch der Staat zu Hilfe gerufen wird, um Firmen zu retten, um diesem Paradigma zu entsprechen, ist wohl irgendwo ein Verständnisfehler entstanden. Mangelwirtschaft nach Adam Smith ist wohl nicht mehr das Problem. Eher das krasse Gegenteil! Auch Nationalökonomie ist längst dahin – dem Himmel sei Dank. Damit ist auch schon lange das Trilemma von Konsum, Wachstum und Beschäftigung bewiesen, welches keine Begründungen mehr dafür liefert, dass mehr Konsum, mehr Wachstum auch mehr Beschäftigung schafft. Eine echte Nachfrage gibt es schon lange nicht mehr, sie muss durch Heerscharen von Produktmanagern erzeugt werden. Im selben Kontext ist die Preisbildung zu betrachten. Preise sind Konstruktionen, deren Ergebnis wohl nicht mehr marktkonform ist, sonst müssten Autos derzeit verschenkt werden. Keynesianische Eingriffe heilen den Kranken auch nur am Symptom.
Wenn nun dem Staat „Arbeit“ so wichtig, aber kaum noch vorhanden ist – wir sprechen von Erwerbsarbeit –, so wäre doch nur die Lösung, Arbeit „billiger“ zu machen. Da ist aber noch etwas: Arbeit gibt es nämlich genug! Unzählige Ehrenamtler, Mütter, Pflegende betreiben ihren Job „professionell“, bekommen aber kein Geld. Wo ist denn der Fehler, der Widerspruch? Was will der Staat eigentlich? Aberwitzig sinnlose Produkte in einem völlig übersättigten Markt oder eine Wertschätzung von Arbeit als solcher? Wenn er das will, und mehr kann er auch nicht tun, so muss er Arbeit von Steuern und Sozialabgaben befreien und muss im Gegensatz die erstellten Produkte und Dienstleistungen besteuern in Form von unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen, mit höheren Sätzen für sinnlose Produkte. Wir müssen annehmen, dass die Produktivität immer höher wird und dass die Arbeit, die nicht Effizienzkriterien entspricht, trotzdem bleibt und wichtig ist. Die Würde der Arbeit steht höher als die Aufrechterhaltung sinnloser Erwerbsbeschäftigung. Das muss der Staat auch mal annehmen. Zeit für einen Systemwechsel![KÜRZEL]<QM>Axel Wimmer, Passau[/KÜRZEL]
[INFO_FETT]Diskussion:[/INFO_FETT] [H-SERVICE]frblog.de/systemwechsel[/H-SERVICE]
Und wer entscheidet, welche Produkte und Dienstleistungen „sinnvoll“ sind und welche nicht?
Unternehmen und Unternehmer wissen sehr wohl, dass ihre Produkte nur vom Markt aufgenommen werden, wenn das Geld dafür vorhanden ist. Autos kaufen keine Autos, das hat schon Henry Ford erkannt. Das hält Unternehmen natürlich nicht davon ab, den Produktionsfaktor Arbeit so günstig wie möglich zu beschaffen, ggf. im Ausland. Die Quittung dafür bekommen sie jetzt. Das ist aber kein Grund, nach einer derart grundlegenden Änderung des Steuersystems zu rufen (die Rentner würden es danken…).
Es ist nicht primäre Aufgabe des Staates, Arbeitsplätze zu schaffen, das ist die Aufgabe von Unternehmen. Es ist aber sehr wohl sein Aufgabe steuernd in Konjunkturzyklen einzugreifen, womit keineswegs nur Symptome bekämpft werden. Vielleicht hatte Keynes ja doch nicht so unrecht?!
„Wirtschaft ist, wenn die Arbeit eines Teils der Menschen die Existenz aller Menschen gewährleistet.“ (BvG)
So gesehen ist „die Wirtschaft“ aufgerufen, auch die Nichtbeschäftigten zu finanzieren, aus vielerlei moralischen und materiellen Gründen heraus, prinzipiell darum, weil zumindest die Rohstoffe allen gehören.