Wir leben in der Ära des Trumpismus. Andere sagen Populismus dazu, wieder andere nennen sie das Zeitalter des „Postfaktischen“. Es ist zwar richtig, dass sich der Erfolg der Populisten wie Trump, aber auch Le Pen oder Petry, wohl am einfachsten damit erklären lässt, dass diese Politiker ihre Wählerinnen und Wähler auf der Gefühlsebene zu packen versuchen. Aber dafür, dass sich jemand abgehängt oder von den Politikern nicht mehr vertreten fühlt, so dass er/sie zur Zielgruppe der Populisten stößt, gibt es natürlich handfeste Gründe, die man ansprechen kann — und damit sind wir wieder bei den Fakten. Dieter Murmann aus Dietzenbach hat einen langen Leserbrief geschrieben, in dem er solche Gründe aufzählt. Ich stelle ihn hier in einen etwas anderen Kontext, als Herr Murmann ihn geschickt hat — das war nämlich noch vor der Wahl in den USA –, aber ich glaube, dass er recht gut in diesen Kontext hineinpasst. Ich habe diesen Leserbrief in gekürzter Fassung im Print-Leserforum vom 11. November veröffentlicht. Hier kommt die ungekürzte Fassung als Gastbeitrag.

Zwei Tage FR lesen, Blutdruck von 200

Von Dieter Murmann

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Ich weiß nicht, ob ich die FR verantwortlich machen kann, wenn ich einen Herzinfarkt bekomme, oder ob ich mich doch gleich an die Verursacher der schlimmen Nachrichten, die verantwortlichen Politiker, wenden sollte.
Es ist erschreckend, wie drei auf den ersten Blick unterschiedliche Themen in der FR vom 2.und  3.11. die ganze Misere aufzeigen können, in der wir stecken. Die drei Themen die ich meine, und die anscheinend nichts miteinander zu tun haben, sind die Klimapolitik, „Fraport holt Ryanair auf den Frankfurter Flughafen“ und die Aussagen der Wirtschaftsweisen.

In der Chronologie der Meldungen wurde zuerst aufgezeigt, wie die deutsche Politik, mit unserer Schein-“Klimakanzlerin“ an der Spitze, das Thema Klimaschutz hintertreibt. Bei dem Klimagipfel in Paris hat man sich auf bestimmte Maßnahmen verständigt, um die Klimaerwärmung doch noch unter zwei Grad zu halten. Unsere Politiker waren anscheinend begeistert, doch wenn es an die Umsetzung geht, werfen die Minister Gabriel (Wirtschaft), Schmidt (Landwirtschaft), Dobrindt (Verkehr) und für das Kanzleramt Herr Altmaier unserer Umweltministerin Hendricks nur Knüppel zwischen die Beine. Bei diesen Herren ist im Kopf noch nicht angekommen oder es wird ignoriert, dass die wirtschaftlichen Vorteile ihrer jeweiligen Interessengruppen zu Lasten der Allgemeinheit und einer lebenswerten Umwelt gehen. Das kurzfristige Denken in Wahlperioden hilft diesen Herren möglicherweise über ein paar Jahre, aber mit verantwortlicher Politik, auch für die nächsten Generationen, hat das nichts zu tun.

Womit wir zum nächsten Thema kommen. Dem Werben des Frankfurter Flughafens um die Billigflieger. Fraport hat, gegen die Widerstände großer Teile der Bevölkerung und mit Unterstützung der Fraport Eigentümer (der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen), den Bau der Landebahn Nord und des Terminals 3 durchgesetzt. Nachdem es sich gezeigt hat, dass die diesen Erweiterungen zugrunde liegenden Planzahlen unrealistisch hoch waren, wird nun versucht, „Billig Airlines“ nach Rhein Main zu ziehen. Um das gegen großen Widerstand in der Bevölkerung, mit Unterstützung aus der Politik, getätigte Investment zu rechtfertigen, wird die steigende Lärmbelästigung für die Anwohner genau so in Kauf genommen, wie die durch Billigflieger noch weiter ansteigende Umweltverschmutzung und steigende CO2- Belastung.

Das dritte Thema in diesem Zusammenhang ist der Bericht der Wirtschaftsweisen. Ich weiß nicht, wie man jemanden als weise bezeichnen kann, der nicht bereit ist, aus der Vergangenheit zu lernen und die Realität völlig ausklammert. Dass die absolut freie Marktwirtschaft mit dem freien Spiel der Kräfte uns die Finanzkrise beschert hat, ist wohl unbestritten. Trotzdem wird von interessierten Kreisen, nach wie vor „mehr Markt, mehr Wettbewerb, weniger Staat“, als das Nonplusultra für alle Probleme propagiert. Dass diese Form des Wirtschaftens uns immense Ungleichheit beschert hat (62 Personen besitzen so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung) und soziale Unruhen hervorruft, wird ausgeklammert.

Und damit kommen wir zum Verbindenden der drei Themen. Alles dreht sich nur um Konsum und Wachstum und Profit. Der Profit von Wenigen wird höher bewertet, als das Wohl der breiten Bevölkerung, die nur die Zeche zahlen soll. Sei es, dass von fehlenden oder mangelnden Umweltauflagen profitiert wird, sei es dass die Lärm- und Umweltbelastung in Verbindung mit Flugverkehr negiert wird oder dass die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung billigend in Kauf genommen wird. Immer läuft es darauf hinaus, dass einige Wenige verdienen und die breite Bevölkerung das ganze bezahlt (Bankenrettung, Atomausstieg, Ökostromumlage usw.). Solange nur die Reichen eine Lobby bei den Politikern haben, wird sich nichts ändern, und Verträge wie Ceta, TTIP und Tisa werden den jetzigen Zustand noch weiter zementieren.

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38 Kommentare zu “Zwei Tage FR lesen, Blutdruck von 200

  1. Diesem Leserbrief von Dieter Murmann ist nichts hinzuzufügen.

    Bei den Missständen, die er zutreffend beschreibt, darf man sich weder über Wahlergebnisse in den USA noch bei uns wundern.

  2. Das diesjährige Gutachten des „Sachverständigenrats zur Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ erinnert mich an christliche Beerdigungsrituale: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen. Gelobt sei der Name des Herrn.“ Wenn man „Herr“ durch „Markt“ ersetzt, ist man mitten im fremdbestimmten Zeitgeist. Denn der Sachverständigenrat bestattet – nicht zum ersten Mal – mit seinen neoliberalen Phrasen die soziale Gerechtigkeit und damit die Hoffnung von Millionen Menschen auf angemessene Teilhabe am gesellschaftlich erarbeiteten Wohlstand.
    Tatsächlich nimmt dieses alljährliche Übergaberitual zunehmend mystische und religiöse Züge an. Die Wirtschaftswissenschaft verkommt durch diese Repräsentanten ihrer Disziplin zu einer Theologie der Ausbeutung und Rücksichtslosigkeit, die in allen sozialen Anliegen den leibhaftigen Satan erkennt. Der einstige Wirtschaftsweise Bert Rürup erwies sich bekanntlich als Ablasshändler des Kapitalismus, als er die staatliche Rente krank redete und an ihrer Stelle die Versicherungspolicen eines Carsten Maschmeyer als den Weg zum Heil anpries.
    Zur Verabsolutierung des gottgleich gesetzten Marktes, wie sie vom Sachverständigenrat betrieben wird, gehören falsche und irreführende Definitionen. Denn ein Markt funktioniert nur, wenn Anbieter und Käufer gleiche Chancen besitzen. Ein System, das hingegen immer mehr auf staatlicher Deregulierung und sozialer Deklassierung basiert, ersetzt den Markt durch das Kartell der Vermögenden. Auch die vom SVR heiliggesprochene Produktivität erweist sich als Scheinargument. Ist die Arbeitsleistung eines Müllwerkers etwa weniger produktiv als jene von hochdotierten Bankern, die Werte in Milliardenhöhe vernichten?

  3. Dieser Artikel ist hervorragend. Wie widersinnig die Position von vier dieser fünf ‚Weisen‘ ist, ergibt sich schon aus der gegenwärtigen guten wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Kritisieren kann man nur die wachsenden sozialen Unterschiede, aber gerade die wollen die Experten ja noch vergrößern. Es soll unsere Konkurrenzfähigkeit verbessert werden. Dabei drückt Deutschland innerhalb der EU und außerhalb die andern Länder (mit wenigen Ausnahmen) an die Wand, was von maßgeblicher Seite schon öfter beanstandet wurde (und höhere Löhne hierzulande gefordert wurden). Die offizielle Makroökonomik mit IS-LM- Modell und AS-AD- Modell ist ebenso schwer für Uneingeweihte zu verstehen, wie sie überholt ist. Gleichwohl sind die daraus abgeleiteten Schlüsse Dogma für mächtige Gruppierungen. Darüber sollte eine breite Diskussion in Gang kommen.

  4. Ich empfehle die Lektüre eines Kommentars von Andrea Ypsilanti unter „https://www.facebook.com/andrea.ypsilanti.3/posts/797427243731983“, in dem glasklar die Warnung ausgesprochen wird, zu welchen Ergebnissen eine neoliberale Politik in den USA geführt hat und, wenn unsere Politiker, besonders die der SPD, nicht endlich eine Kehrtwende vollziehen, auch in Europa zu Wahlsiegen der Trumps in Frankreich, Niederlande, Deutschland etc. führen werden.

  5. Moin,

    auch ich halte die neoliberale Politik für katastrophal und sogar tödlich (Hunger via Weltbank und IWF). Sie ist meines Erachtens ein wesentlicher Grund für das Erstarken rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien.

    Diesbezüglich unten stehender Leserbrief von mir vom Wochenende (nicht abgedruckt)…

    Es hätte Milliardär heißen müssen, mit diesen großen Zahlen habe ich anscheinend Schwierigkeiten. Und „wie durch ein Brennglas“.

    Moin lieber Herr Büge /“Bronski“,

    ein rechter Sprücheklopfer, obendrein Rassist, Sexist, außerdem Milliadär, wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, mächtigster Mann der Welt! Überall sonst in den halbwegs demokratischen Ländern fischen rechte Populisten Wahlstimmen ab mit ihrem brandgefährlichen Nationalismus.

    Warum sind die Rechten so erfolgreich? Ganz einfach: Weil die Volksparteien und die Linken so abgrundtief versagen!

    Sie glauben immer noch naiv das Märchen der neoliberalen Einflüsterer. Die Marktwirtschaft müsse „frei“ sein, frei von jeglichen Regeln, dann nütze sie am Ende allen, und nicht nur den paar Reichen, für die sie gemacht wurde.

    Falsch! Maximal falsch! Eine nicht (mit demokratischen Methoden) durch gute Regeln eingehegte Marktwirtschaft macht alles kaputt. Die Menschen, die an ihrer Armut verrecken. Die Natur. Den ganzen Planeten. Und ein Vorbote dieser sich anbahnenden Katastophe sind rechte Populisten. Denn die Menschen fühlen sich nicht mehr ernstgenommen von Politikern der Volksparteien.

    Es droht ein Klima-Gau. Aber Kohlekraftwerke werden weiter subventioniert. Dieselmotoren vergiften bekanntlich die Luft. Aber sie vergiften weiter die Luft. Bekanntlich. Und man hört nichts, daß Abhilfe geschaffen wird. Sie stickoxydieren, und der Verkehrsminister metabolisiert und ventiliert. Desgleichen Ingenieure und Manager aller, aber auch wirklich aller Automobilkonzerne. Wer sich strafbar gemacht hat, hat sich nicht strafbar gemacht.

    Da soll man nicht wütend werden über unsere „Volksvertreter“?

    Millionen Menschen sind auf der Flucht. Flucht vor Krieg. Vor Hunger. Armut. Diktatur. Und unsere Volksvertreter exportieren Waffen. Exportieren Treibhausgase. Exportieren freie Marktwirtschaft. Exportieren damit Sklavenlöhne. Machen Grenzen dicht (wie Trump!), statt Fluchtursachen zu beseitigen. Wo ist substantiell der Unterschied zu Trump?

    Die gefährlichen Erfolge der Rechtspopulisten weltweit zeigen wie ein Brennglas: Sich der Mehrheit der Menschen verantwortlich fühlende Demokraten müssen den tödlichen Neoliberalismus ausmerzen. Wir müssen zurück zur bewährten Sozialen Marktwirtschaft, ergänzt durch eine angemessene ökologische Komponente. Wat mut dat mut! Das ist jetzt mal wirklich alternativlos. Das neoliberale Experiment ist gescheitert! Es lebe die Demokratie! Und mit ihr die ökosoziale Marktwirtschaft!

    Ist ein bißchen lang geworden. Sorry!

    Mit freundlichen Grüßen, aktuell Ibis Frankfurt am Main (Jahreshauptversammlung Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte)

    Michael Lübbers

    Ralf-Michael Lübbers

  6. Danke, R-M. Luebbers…
    Wieder mal unhinterfragte Zustimmung!
    Auch wenn ’s nur wenige Komentare sind, bei denen ich das Beduerfnis habe, meinen Senf oder …. einfach meine Zustimmung dazuzugeben.
    Voici.

  7. Was lerne ich aus M. Lübbers Beitrag? Die Welt ist viel einfacher, als ich mir sie vorgestellt habe. Es gibt nur eine Ursache allen Übels: den Neoliberalismus. Dann sollte es doch eigentlich erfreulich sein, dass D. Trump gewählt wurde, denn der ist kein Neoliberaler.

  8. Der Bundesrechnungshof beurteilt die Pläne von Finanzminister Wolfgang Schäuble für eine privatrechtliche Fernstraßengesellschaft skeptisch. „Eines steht jetzt schon fest: Privates Kapital darf nur dann eingebunden werden, wenn es für den Bund wirtschaftlich ist und den Steuerzahler nicht belastet“, sagte Rechnungshof-Präsident Kay Scheller am Dienstag in Berlin. Und ob unter diesen Voraussetzungen Renditeerwartungen der Privatwirtschaft immer erreicht werden könnten, dürfe bezweifelt werden. (…) Der Staat könne sich gegenwärtig fast für null Zinsen Geld zum Bauen leihen. Warum solle es dann zulasten des Haushalts und Steuerzahler teurer werden müssen, sagte Scheller mit Blick auf die geplante Gesellschaft. „Das ist doch gar nicht einzusehen.“

  9. Zu maiillimi: Merci!

    Zu Herrn Flessner: Danke für die Gegenposition!

    Ich bin fest davon überzeugt, daß der Neoliberalismus nicht die Ursache allen Übels ist (z.B. haben eingewachsene Zehennägel und Kaffeeflecken auf Tischtüchern andere Ursachen, nämlich wahrscheinlich zu enge Schuhe und Kaffee. Aber er ist eine wesentliche Ursache für Umverteilung von den Armen zu den Reichen, wodurch die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden, und wodurch Arme immer kränker und unzufriedener werden. Sie ist Ursache für Geld regiert die Welt, also Lobbyismus und Korruption. Sie ist damit Ursache für Unzufriedenheit mit nicht die Interessen der Mehrheit vertretenden und Wahlversprechen nicht einhaltenden Politikern. Und sie ist damit eine wesentliche Ursache für den Erfolg von Rechtspopulisten.

    Mir war bisher entgangen, daß Herr Trump ein Anhänger der sozialen Marktwirtschaft ist. Oder ist er gar ein Anhänger des planwirtschaftlichen Kommunismus? Wenn er also wirtschaftspolitisch links der Mitte ist (was ich nicht ganz glaube), so schließt das nicht aus, daß er in anderen politischen Feldern rechte Auffassungen vertritt. Sarah Wagenknecht von den Linken oder ihr Ehemann Oskar Lafontaine vertreten außerhalb der Wirtschaftspolitik leider auch ungehörig ausländerfeindliche Positionen.

    Donald Trump ist gewählt. Daran kann man jetzt nichts mehr ändern. Jetzt kömmt es darauf an, die Welt zu retten: Vor der Klimakatastrophe. Vor dem Hungertod. Vor Rechtpopulisten und Rechtsextremen. Und das funktioniert mit dem Neoliberalismus nicht aus den oben genannten Gründen. Das funktioniert auch mit Planwirtschaft nicht. Ich bin froh, daß ich -wie Sie- von 1964 bis jetzt (mit Studien- und Berufspausen) in Ostfriesland aufgewachsen bin und nicht in der DDR. (Ich kann mich erinnern: Ich habe früher immer das Wort demokratisch in DDR in Anführungsstriche gesetzt.) Man muß auch nicht unbedingt etwas utopisch Neues ausprobieren. Eine diesen Namen verdienende ökosoziale Marktwirtschaft würde reichen. Zumindest, was den sozialen Teil betrifft, hatten wir Jahrzehnte gute Erfahrungen damit. Und die bekommen wir nur, wenn die linken Parteien SPD und Grüne (ich mag die Partei Die Linke nicht so, wegen ihrer SED-Vergangenheit…ja, Merkel war in einer offiziellen DDR-Jungendorganisation zuständig für Agitation und Propaganda, auch schlecht), also wenn die Linken endlich glaubwürdig eine linke sprich solidarische Politik macht. Altes Thema „wie sozialdemokratisch wünschen wir uns die SPD“. Mit den Vertretern wirtschaftsliberaler Politik in diesen Parteien wie Steinmeier (Architekt der Agenda 2010) und Gabriel (größte politische Leistung: Hat Steinmeier zum Bundespräsidenten „gemacht“) und Cem Özdemir funktioniert das nicht!

    Kleiner privater Hinweis: Wir fahren am Wochenende zu unserem Sohn und sind dann möglicherweise nicht online, so daß ich einen eventuellen Kommentar zu meinem Text nicht beantworten kann. Soll nicht unhöflich sein…:-)

  10. @Michael Lübbers
    Ich bin nicht so gut in Geographie. Ist Protektionismus links oder rechts vom Neoliberalismus?
    H. Clinton hat nur die grossen Städte gewonnen. Die Kleinstädte und das Land haben für Trump gestimmt. Ist das auch durch den Neoliberalismus zu erklären? Herrscht der besonders auf dem Land?

  11. Herr Flessner:

    Östlich. Ursprünglich östlich. Sowjetunion. Jetzt auch EU und USA. (Landkarte: Erst rechts, dann Mitte, dann links.)

    Großstädte sind häufig toleranter, also (links-)liberaler. Neoliberalismus herrscht überall in den betroffenen Ländern. Macht aggressiv.

    Bin jetzt weg wahrscheinlich bis Montag…Muß jetzt zu denen, die nen Herzinfarkt hatten (Koronarsport)

  12. Ihr Leserbrief „Millionen Menschen sind auf der Flucht“, FR-Meinung v. 17.11.2016 hätte mich überzeugen können, wenn statt
    „rechter Sprücheklopfer“ unrechter Sprücheklopfer,
    statt „rechte Populisten“, unrechte Populisten
    statt „die Rechten“, die Unrechten,
    statt „rechte Populisten“, unrechte Populisten stünde.
    Es hat den Anschein, dass sich die Menschen nicht mehr ernst genommen fühlen und die unrechten Populisten deshalb einen enormen Zulauf erleben, weil die Medien und das politische Etablissement ständig den Rechts-Begriff verdrehen.
    Rechts kommt von richtig (Duden). Rechts sollte Recht bleiben und was sie mit …rechts ausgedrückt haben, unrecht.
    Eine Regierung sollte deshalb während ihrer Regierungszeit stets die rechten Sitze einnehmen, auch wenn die Abgeordneten linken Parteien angehören. Regierung, rechts (richtig). Opposition , links, regierungskritisch

  13. Habe auf langer Zugrückreise ein Buch gelesen, aus dem ich zitieren möchte („Die Grenzen der Toleranz“ von Michael Schmidt-Salomon, Seite 137):

    Wenn die soziale Ungleichheit solche Formen annehme, dass viele Menschen gar keine Chance mehr sähen, sich als Individuen entfalten zu können, steige die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich als Mitglieder einer Gruppe wahrnähmen, ihre eigene Identität also über ihre jeweilige Gruppenzugehörigkeit definierten. Dies wiederum führe zu einer verstärkten Abgrenzung gegenüber „den Anderen“ und einer steigenden Gefahr von Gruppenkonflikten.“ *

    Das unterstützt glaube ich meine These, Neoliberalismus läßt viele verarmen und wenige sehr reich werden, und diese Ungleichheit macht die Menschen unzufrieden und läßt sie rechtspopulistisch wählen, also Parteien, die bestimmte Gruppen („die Deutschen“) über andere Gruppen („die Ausländer“) stellen.

    Deshalb ist es extrem wichtig, daß sich die Parteien wirtschaftspolitisch wieder an den Interessen der Mehrheit einer Bevölkerung orientieren. Soziale bzw. ökosoziale statt asoziale (neoliberale) Marktwirtschaft. Und dies funktioniert eher mit einem Bundespräsidenten Butterwegge (siehe heutige FR Seite 5) als mit dem Agenda 2010-Architekten Steinmeier.

    Bei Fortbestehen der asozialen Marktwirtschaft sehe ich übrigens nicht nur die Gefahr, daß Rechtsextreme mächtiger werden könnten, sondern auch wenn dies nicht so wäre, ist diese ungerechte und tödliche Art des Wirtschaftens inakzeptabel. Es ist nicht nur nicht nett, wenn man von einem Rechtsextremen erschlagen wird. Es ist auch nicht nett, wenn man aufgrund Armut schlecht lebt und früh stirbt. Stichwort „strukturelle Gewalt“.

    So, jetzt muß ich in den klimaschonenden Bus…

    * Anm. Bronski:
    Ich habe mir erlaubt, das Zitat aus urheberrechtlichen Gründen in indirekte Rede zu setzen.
    Beste Grüße

  14. Danke, Ralf-Michael Lübbers für das so einleuchtende Zitat aus Ihrer „Reiselektüre“ nebst Ihrem Kommentar. Ich wünschte, dies würde bei den Macht innehabenden „Verantwortlichen“ ankommen.

  15. @ Ralf-Michael Lübbers, 21. November 2016 um 16:00

    Schönes Zitat aus „Grenzen der Toleranz“, das leider an einem wesentlichen Punkt krankt: Das angesprochene Problem zu Ende zu denken, was hier heißt: auch den Konsequenzen nachzugehen.
    Und die sind als typisches Paradox zu beschreiben: Die Neigung sozial wie moralisch depravierter Menschen, die eigene „Identitätsstiftung“ gerade Scharlatanen anzuvertrauen, die nicht nur keine Lösung anzubieten haben, sondern den Teufelskreis sogar noch vertiefen. Zunächst durch psychische Verstärkung der Ausgrenzungserfahrungen, die durch Feindbilder, selbst gewollte Abgrenzung und Ausgrenzung anderer (Fremder) verfestigt werden. Dann auch soziale Verschärfung durch die vermeintlichen „Retter“, die das Gegenteil von dem bewirken, was man sich erhoffte.
    Beispiele:
    1. USA: Rücknahme einer erstmalig von Obama durchgesetzten Krankenversicherung durch Trump, Zurückkatapultierung der USA auf Bedingungen eines Entwicklungslands.
    2. USA: Verhinderung von Strukturreformen, die Arbeitsplätze schaffen könnten, durch Illusion einer Rückkehr zu historisch überlebten Verhältnissen (etwa der Kohleförderung in Ohio), Verschärfung von Umwelt- und internationalen Konflikten.
    3. Deutschland: Verschärfung demographischer und ökonomischer Probleme durch Verhinderung von Integrationsbemühungen für ausländische Arbeitskräfte, Flüchtlinge eingeschlossen (Rente, Arbeitskräftemangel), zunehmende ideologische Spaltung der Gesellschaft.
    4. Deutschland: Verhinderung konkreten Wandels durch Beschwörungsformeln über die Notwendigkeit des Wandels. Z.B. Zwang zur Fortsetzung einer großen Koalition, die zugleich als Ursache allen „Übels“ angesehen wird: Nach gegenwärtigen Prognosen wird die Bildung sowohl einer rot-rot-grünen als auch einer schwarz-grünen Koalition durch eine in den Bundestag einziehende AfD verhindert.
    Die Reihe könnte durch Analyse der Wahlversprechen etwa eines Trump oder des AfD-Grundatzprogramms fast nach Belieben fortgesetzt werden.

    Der angesprochene Widerspruch spiegelt sich auch in wohlklingender Begrifflichkeit auf allgemeinster Ebene („asoziale Marktwirtschaft“, „strukturelle Gewalt“) oder Allerweltsthesen wider („Neoliberalismus läßt viele verarmen und wenige sehr reich werden“).
    Das mag dazu dienlich sein, sich selbst über eigene Hilflosigkeit hinwegzutäuschen (vgl. W.F. Haug: „Der hilflose Antifaschismus“). Eine konkrete Handlungsperspektive ergibt sich daraus nicht.

  16. @R-M. Lübbers
    Eine These mit einer anderen These zu beweisen, ist nicht sehr stichhaltig. Fakten wären besser.
    Wie erklären Sie mit Ihrem Modell, dass die AfD-Wähler aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen?

  17. Moin Herr Flessner,

    Sie bringen mich ins Schwitzen…Physiker und Mathematiker sind sehr präzise. Wenn man 1 und 1 zusammenzählt und 2,1 rausbekommt, ist das nicht fast richtig, sondern ganz falsch. In meinem Beruf habe ich eher mit Wahrscheinlichkeiten zu tun. Der „Bauch“ könnte ein Blinddarm sein, oder es ist nur eine harmlose Magendarmgrippe. Morgen bist du der Held oder im Knast…

    Warum bekommt die AfD Wähler aus allen gesellschaftlichen Schichten, fragen Sie mich. Es gibt einen hohen Prozentsatz von Menschen mit einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild (so nennt sich das glaube ich), meines Wissens 13 %. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung als Nicht-Soziologe wählen die (das ist nur meine Meinung) nur dann rechtsextrem oder rechtspopulistisch, wenn sie eine Chance sehen, daß ihre Stimme nicht im Papierkorb der 5%-Hürde landet. Im Moment sind rechtspopulistische Einstellungen populär genug, um wahrgenommen zu werden. Ein (so nennt sich das glaube ich) Tipping-Point ist erreicht, der eine Welle ins Rollen bringt. Gesellschaftliche Strömungen nimmt ein Großteil der Bevölkerung erst dann wahr, wenn sie von einem Mindestanteil der Bevölkerung geteilt werden. Als ich 1990 anfing, mich vegetarisch zu ernähren, waren nur 3 % der Bevölkerung Vegetarier. Ich galt als Exot und mußte erklären, warum ich keine Mordopfer esse. Mittlerweile ernähren sich 9% der Bevölkerung vegetarisch und viele weitere öfter mal vegetarisch (sicherlich vor allem wegen meiner zu diesem Thema in der Frankfurter Rundschau veröffentlichten Leserbriefe ;-). Jetzt gibt es vegetarisch auch bei Aldi, und „die anderen“ müssen erklären, warum sie trotz Klimaerwärmung Mordopfer essen und (Jean Ziegler: Wenn ein Kind verhungert, wird es ermordet) menschliche (steile These) Mordopfer verursachen. Tipping point.

    Sie scheinen sich sehr mit der Frage zu beschäftigen, warum welche Leute welche Parteien wählen. Ist nicht wichtiger, zu fragen, für welche Politik Parteien stehen? Ist es nicht wichtiger zu fragen, welche Politik jemand will und mit welchen Parteien oder anderen Organisationen er diese politischen Ziele erreicht?

    Mir ist es als ehemaliges SPD-Mitglied so was von Sch egal, ob die SPD an irgendeiner Regierung ist oder nicht. Weil ich mir von den Neoliberalen in der SPD (und bei den Grünen) keine sozusagen realsozialdemokratische Politik verspreche. Wir leben im Zeitalter der „realen Sozialdemokratie“, was genauso gut funktioniert wie der „reale Sozialismus“, nämlich gar nicht.

    Jetzt bin ich glaube ich ein bißchen bei 2,1 als bei 2,0 gelandet.

  18. Zu Herrn Engelmann:

    Ich habe versucht, das Problem zu benennen (aus meiner Sicht). Die von dem Wirtschafts-Nobelpreisträger Milton Fridman entwickelte neoliberale Marktwirtschaft oder freie Marktwirtschaft läßt viele verarmen und sehr wenige sehr reich werden (konkrete Zahl: Die 80? reichsten Menschen besitzen mehr als die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung). Was Neoliberalismus im Einzelnen ist, kann man in den entsprechenden Büchern lesen (kritisch setzt sich Butterwegge damit auseinander, auch von der Frankfurter Rundschau gibt es dazu hervorragende Bücher, was ich hier nicht aus opportunistischen Gründen schreibe).

    Wie sieht die konkrete Handlungsperspektive aus? Wahlenthaltung? Neue ökosoziale Partei gründen, die nicht neoliberal handeln darf (dafür wäre dann die SPD und Die Grünen zuständig)? Aufruf bei change.org gegen „Neoliberalismus“ bei solidarischen Parteien? Leserbriefe schreiben gegen Neoliberalismus? SPD- und Grünen-Mitglieder mit entsprechenden Mails und Anrufen und Gesprächsterminen nerven (hätten Sie mal Zeit für mich, Herr Gabriel?)? „Schlechte“ Konzerne nicht noch reicher machen (Bus und Bahn statt Volkswagen; Ethik- und Umweltbank, Tridos-Bank, GLS-Bank statt alle anderen Banken; greenpeace Windgas und Aurich stoppt Atomkraft statt eon und Co)?

    So, jetzt muß ich mit einem Volkswagen Polo Benziner (Gas lohnt nicht bei weniger als 3000 km Fahrleistung im Jahr) Hausbesuche machen. Mit Bus geht nicht. Mit Fahrrad ist zu weit.

    Übrigens, Herr Flessner: Man muß gut rechnen können, um dieses Captchafeld ausfüllen zu können, sonst kommt man hier gar nicht rein in den Blog…

  19. @Ralf-Michael Lübbers
    Moin Herr Lübbers,
    jetzt haben Sie mich zum herzhaften Lachen gebracht (und Lachen ist ja bekanntlich gesund).
    Erst bringen Sie eine These, die Sie nicht belegen können (Hartz-IV-ler wählen AfD). Auf mein Nachhaken ändern Sie Ihre These (es sind die mit dem geschlossenen rechtsextremen Weltbild) und erklären gleichzeitig das Thema für unwichtig, um mir dann vorzuwerfen, dass ich mich für unwichtige Dinge interessiere.

  20. Derzeit habe ich mich wieder einmal am künftigen Wirtschaftnobelpreisträger W. Schäuble festgebissen. Wofür er den Preis erhält? Na, für seine unnachahmliche Vermischung bzw. Verwechselungvon Betriebs- mit Volkswirtschaft und umgekehrt. Aber vielleicht erhält er den Nobelpreis ja auch für das 4. Jahr mit einer schwarzen Null im Bundeshaushalt. (Obwohl er ja schon länger dem Bundestag angehört.)

    Heute ließ er mal wieder eines seiner Lieblingszitate verlauten, als Antwort auf die maßlosen Steuererhöhungsforderungen von Linken und Grünen (bei letzeren ein wenig zahmer). Das wäre zwar theoretisch gut, hätte aber praktisch die Auswirkung, das die Steuereinnahmen dann gegen Null tendieren würden. Klasse, der Mann! Dann hätte Deutschland zu Zeiten von Adenauer und vor allem Erhard unter der Steuerlast von 56% Einkommensteuer, Vermögenssteuer, Kapitalertragssteuer und höherer Erbschaftssteuer zusammen brechen müssen. Oder die erhobenen Steuern wären ins Minus, also Richtung Rückerstattung gegangen.

    Und da er ja weder Vermögende, Firmen, Erben etc.pp. übermäßig belasten möchte – wie sieht es denn dann umgekehrt mit der Entlastung beim Otto-Normalverbraucher aus? Lebt dieser in Saus und Braus, weil er ja, lt.Schäuble als starker Indikator für Wirtschaftwachstum wie die Vermögenden, nur wenig mit Steuern aller Art, Sozialabgaben, Zuzahlungen usw. belastet ist und wird? Mittelt man natürlich die bundesweiten Einkommen, dann hat Otto oder Ottine im Jahr an die 86.000 Euronen zum auf- den-Kopf-hauen zur Verfügung. Und da kann man ja mal was abdrücken, oder? Eher nicht, weil es ja einen Verwalter des Einkommens und der Vermögen von uns Deutschen gibt, und der heißt Schäuble. Und ist nie und nimmer Partei von irgendwas und irgendwem, das walte Maschmeyer der Große.

  21. Kleiner Nachtrag: Der ZDF-Teletext meldet soeben, dass das Durchschnittsvermögen der Deutschen auf 174.000 und Gequetschte angestiegen ist. Jetzt bitte ich all die Blogger, die da ein gewisses Defizit zu ihrem Kontostand entdecken, um Meldung.
    Danke.

  22. Moin Herr Flessner,

    ich zitiere aus dem Buch „Kritik des Neoliberalismus“ von Butterwegge/Lösch/Ptak, Seite 217:

    Nach dem globalen Sieg der Marktwirtschaft habe jenes Prinzip, demzufolge sich der Stärkere durchsetze und der Schwache auf der Strecke bleibe, noch an Plausibilität gewonnen. Der aktuelle Rechtsextremismus und Rechtspopulismus beruhten auf einer Brutalisierung, Ethnisierung und Ästetisierung alltäglicher Konkurrenzprinzipien. Sozialdarwinismus …wurzele …in der Erfahrungswelt einer Jugend, die durch das neoliberale Leistungsdenken, die Allgegenwart des Marktmechanismus und den Konkurrenzkampf jeder gegen jeden gerichtet sei. … Neoliberal heiße unsozial zu sein“…

    Aus „Das Buch gegen Nazis“, Kuklick/Staud (Seite 15):

    Dabei ermittelte schon uts/80 eine Studie des Sinus-Instituts einen Anteil von 13 Prozent der Bundesbürger mit geschlossenem rechtsextremistischem Weltbild-darüber hinaus hätten 37 Prozent der 7000 Befragten eine autoritäre Einstellung gezeigt, die die Forscher als „Brücke nach rechts“ bewerten.

  23. Nochmal moin Herr Flessner,

    gestern hatte ich zu Hause nur kurz Zeit, die Texte aus den zitierten Büchern aufzuschreiben, ohne näher auf Ihre Bemerkungen einzugehen.

    Ich habe nicht behauptet, daß Ihre Themen unwichtig sind. Wenn ich es richtig erinnere, interessiert Sie unter anderem die Frage, warum die SPD so wenig Wählerstimmen bekommt (korrigieren Sie mich ggf.). Natürlich ist das interessant. (Noch interessanter finde ich die Frage, warum die gefährlichen rechtspopulistischen Parteien international so viele Stimmen bekommen.) Die für mich entscheidende Frage ist allerdings, wie sozialdemokratische Politik verwirklicht werden kann. Mit der jetzigen SPD (meine Antwort: Nein.) Mit einer resozialdemokratisierten SPD (wäre das Beste:-). Mit anderen Parteien, die sozialdemokratische Politik machen (die müßte man dann ja erstmal aufbauen).

    Was nützt eine SPD-Regierung, die asozial also antisozialdemokratisch handelt (und denkt)? Das ist ja noch hoffnungsloser als eine oppositionelle SPD, von der man träumen kann, daß sie als Regierungspartei sozialdemokratisch handeln würde. Ich habe mich viel lieber über Kohl geärgert (den ich nicht an die Macht gebracht habe) als über gerd schröder und joschka fischer.

    Zu den Hartz 4 lern: Ich habe nicht behauptet, daß alle Hartz4 ler AfD wählen oder ausschließlich Hartz 4 ler die AfD wählen. Sondern ich habe gemeint, die durch die neoliberale Politik bewirkte Verarmung breiter Bevölkerungsschichten und die durch sie verursachte dramatisch zunehmende materielle Ungleichheit zwischen den 99 % „Ärmsten“ und den 1% Superreichen führt zusammen mit der gefühlten oder tatsächlichen Käuflichkeit von Politikern zu einer miesen Stimmung, die Rechtspopulisten Stimmen (und schlimmstenfalls Regierungsmacht) bringt. (Meine ehemalige Deutsch-Lehrerin köpft mich für diesen langen Satz…)

    FR heute Seite 16: „Warum wirtschaftlich Schwache AfD wählen“ (Atnwort des Autors Martin Staiger: „…läßt sich nicht einfach beantworten.“

    Zum Schluß noch mal Folgendes: Auch wenn Sie nicht weit von mir entfernt wohnen (Ammerland vs Ostfriesland) kenne ich Sie nicht persönlich und die anderen Teilnehmer der Blogs erst recht nicht. Selbstverständlich setze ich mich nur mit Ihren Positionen auseinander und will Sie nicht persönlich angreifen. Ich habe hohen Respekt vor Physikern. Physik und Mathe waren die Fächer, die ich als Oberstufenschüler erstes abgewählt habe, abwählen mußte…Im Studium gabs dann „Physik für Mediziner“ und „Biomathematik“. Habe ich überlebt.

    Das Captchafeld erfordert jetzt nicht nur mathematische, sondern auch Englisch-Kenntnisse. Mal sehen…

  24. Um endlich Bruno Schultheiß zu antworten…das ist sicher ein guter Einwurf von Ihnen. Ich bleibe der Einfachheit halber trotzdem bei meinem alten Rechtslinks-Schema. Vielleicht ändere ich das mal. Ich habe auch sonst schon Begrifflichkeiten verändert, z.B. Zwangsmitraucher statt Passivraucher (es gibt auch keine Passivschläger, sondern Geschlagene)…

    2+2 ist 4 🙂

  25. @R.-M. Lübbers
    Was mich gestört hat, ist die monokausale Erklärung menschlichen Verhalten. Ich glaube nicht, dass man etwas so Komplexes wie das Verhalten von Millionen Menschen (eventuell sogar noch kontinent- und/oder kulturübergreifend) mit einer Ursache erklären kann und diesen Eindruck hatte ich bei Ihrem Beitrag.

  26. Moin, moin, Herr Lübbers, oder wie wir Südländer hier sagen: Ei Guude, wie?

    Auch ich kämpfe im Nachbarblog „Gemeinsam gegen rechte Populisten“ mit (…) Stefan Briem, siehe hier:
    Stefan Briem sagt:
    23. November 2016 um 23:38.

    Er betitelt mich als Hetzer, weil auch ich mit wohl wenigen(?) Anderen hier im Lande mich weigere, die in den beiden letzten Jahrzehnten mit SPD-Regierungsverantwortung und -beteiligung verabreichten Medikationen gutzuheißen. Leider ist mir Ostfriedland zu weit, sonst würde ich vorschlagen, mal einen „lütten Lütt“ zusammen einzunehmen. Aber trotzdem immer wieder gut, auf verwandte Seelen zu treffen. Danke.

    (…) Passage gelöscht, Anm. Bronski

  27. Ei Guude, wie, Herr Fladung, (richtig geschrieben?),

    bin nächste Woche in Heidelberg (www.tabakkontrolle.de) und zum WoE in Homburg bei meinem Sohn, falls Sie da zufälligerweise wohnen…Als Süddeutscher wissen Sie sicherlich, wo Homburg liegt. Wenn wir hier gefragt werden, was macht eigentlich unser Sohn, ist der Dialog folgender: Der studiert in Homburg. Hamburg? Homburg! Bad Homburg? Homburg! Ach so. …Wo liegt das? (Im Saarland. Mußten erstmal im Weltatlas nachgucken, wo das ist…)

  28. Moin Herr Flessner,

    ok, ich verstehe. Monokausal ist Neoliberalismus nicht die Ursache allen Übels. Aber eine wesentliche Ursache. So wie früher Planwirtschaft in den Ostblockländern Ürsache für viele unnötige Probleme war.

  29. Moin Herr Lübbers,

    Sie meinen Homburg a.d. Saar. Ich wohne in Bad Camberg, das ist näher an BAD Homburg bei Ffm. Ansonsten bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin die Ohren steif zu halten. Also weiter geht’s.

  30. Zu Herrn Fladung:

    Homburg an der Saar:-) 42.000 Einwohner und 2000 Medizinstudenten. Wenn man da in der Stadt umfällt, kann einem eigentlich nichts passieren…

    Zu Herrn Flessner,

    ich möchte nochmal den Aspekt Monokausalität genauer beleuchten. Das Thema ist mir wichtig.

    Ich bin in der Tat der Auffassung, daß die neoliberale Ideologie die Ursache für eine Vielzahl von Problemen ist von der zunehmenden Einkommens- bzw. Vermögensschere bis zu biozidaler Umweltzerstörung. Und umgekehrt bin ich fest überzeugt, daß eine ökosoziale Marktwirtschaft die oben genannten Probleme viel besser lösen könnte. Zumal sie bewährt ist, weil es sie schon gab (in Form der sozialen Marktwirtschaft).

    Man kann an vielen kleinen Schrauben drehen und versuchen, Dinge zu verbessern. Wenn man aber an einer zentralen Schraube dreht, verbessern sich auf einmal viele Dinge von selbst. Diese zentralen Schrauben muß man finden.

    Diese eine (vielleicht nicht einzige) zentrale Schraube ist für mich der Neoliberalimus. Der neoliberalen Ideologie kommt es nur auf Profit an für die, die schon haben. Es zählt nicht, was den Menschen nutzt, sondern was einigen wenigen Geld bringt. Geld für die Reichen in solchen Mengen, daß es diesen Wenigen nichts nützt, während es in den Händen der weniger Reichen großen Nutzen generieren würde. (Mein Lieblingsautor Erich Fromm hat dazu die interessanten Bücher geschrieben „Haben oder Sein“ und „Vom Haben zum Sein“.)

    Die Wirtschaft muß für den Menschen da sein, nicht umgekehrt. Für den Neoliberalismus ist „die Wirtschaft“, dieses abstrakte Ding, der absolute Gott. That`s not good.

  31. R.-M. Lübbers
    Ich halte den Glauben an die eine Ursache (Ihre Schraube) für eine vereinfachende Weltsicht.
    In Ihrem Aurich ist die Vermögensschere ja auch aufgegangen, denn Sie haben da ja einen Milliardär (geschätzte 4 Milliarden Euro). Nur eine neoliberale Wirtschaftspolitik hat dafür nicht gereicht und es musste auch durch staatlich verordnete Subventionen erstmal der Markt geschaffen werden, in dem er die Milliarden verdienen konnte. Da wären also schon mal zwei Ursachen, außer Sie halten die Energiewende für eine Ausgeburt des Neoliberalismus.
    Ehrlich gesagt, ist mir gar nicht ganz klar, was mit Neoliberalismus gemeint ist. Ich habe daraufhin mal den Wikipedia-Eintrag dazu gelesen. Jetzt ist es mir noch unklarer. Etwas, über das man sich noch nicht einmal einig ist, was es ist, soll also die alleinige Ursache allen Übels sein.
    Hier sollten wir unserem Gehirn, dass aus Energieeffizienzgründen zur Vereinfachung strebt, nicht nachgeben.

  32. AfD und Linkspartei finden Positives an der Trampwahl. Da kann man sich nur verwundert die Augen reiben. Also, wer jetzt noch an ein Rot-Rot-Grün glaubt bei diesem Personal, dem ist nicht mehr zu helfen. Frau Wagenknechts Aussagen, wenn Hillary Clinton gewonnen hätte, hätte die Gefahr eines großen Krieges bedeutet und Trumps protektionistische Entscheidung, Fabriken aus Mexiko zurückzuholen – vielleicht auch Ford aus Köln? – sprechen für mich nicht für Durchblick. In der globalisierten Wirtschaft sind Produktionslinien länderübregreifend vernetzt. Und dann ihr Verständnis für Obergrenzen für Migration in Verbindung mit der Mauer zu Mexiko. Sarah Wagenknechts Kollege Hunko sieht von Trump keine Bedrohung ausgehen. Wenn Trump die Nato, die EU und die Westbindung schwächt, ist das in der Logik der Linken gut. Also, da müsste sich schon einiges ändern, wenn das mit Rot-Rot-Grün was werden sollte.

  33. Herr Flessner,

    gibt es eine Definition für die Art von Wirtschaftspolitik, wie wir sie vor dem Fall der Mauer in Westdeutschland hatten? Mit der war ich („Besserwessie“) ganz zufrieden. So etwas hätte ich gerne wieder.

    Worin unterscheidet sich die Wirtschaftspolitik der damaligen West-Parteien von der CSU bis zu den Grünen (so es sie denn schon gab) von der heutigen, mich unzufrieden machenden Wirtschaftspolitik derselben Parteien?

    Sind Sie zufrieden mit der jetzigen Wirtschaftspolitik? Hinsichtlich Ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation? Wie zufrieden sind Sie, wenn Menschen verhungern oder an Armutskrankheiten sterben oder von deutschen Waffen getötet werden? (Mir ist klar: Die Welt war damals auch ungerecht, und auch damals wurden Waffen aus Profitgründen verkauft. Aber der Raucher 🙁 Willy Brandt hat sich für saubere Schlote eingesetzt. Die Situation (z.B. Einkommensschere) war nicht so dramatisch wie heute.

    Übrigens sind die Menschen in den Armutsländern ja bekanntlich deshalb arm, weil sie von arm gemacht und dumm gehalten wurden, und nicht etwas, weil sie aus biologischen Gründen dümmer oder fauler wären (das sind sie nämlich nicht!).

    Gab es in der D“D“R nicht eine einzige Ursache für eine Vielzahl von Problemen (Diktatur, Menschenrechtsverletzungen, Planwirtschaft, weil „die Partei, die Partei, die hat immer recht…“, also „die Partei hat immer recht“ war die wichtigste Ursache für die Probleme in den Ostblockländern). Klar spielen da auch andere Dinge eine Rolle, z.B. die Unterstützung des Westens durch den Marshall?-Plan (keine Zeit für Orthographie) und der Abzug der Industrie von Deutschland nach Rußland durch den zweitschlimmsten Massenmörder des zweiten Weltkrigs Stalin. Trotz allem: Da war der Punkt, der alles kaputt machte, „die Partei hat immer recht.“

    Zu Aloys Wobben, dem Auricher Milliardär. Im Gegensatz zu anderen Superreichen, die ihr Geld damit verdienen, Lungenkrebs und Zahnkaries und Schußwunden zu erzeugen, stellt seine Firma Enercon etwas sinnvolles her, nämlich Windmühlen. Aber er lutscht die Arbeitnehmer aus, indem er sie schlecht bezahlt und keinen Betriebsrat zuläßt. Und jetzt nützen ihm seine Milliarden nichts, weil er mit Demenz in einem Pflegeheim liegt. Persönlich soll er bescheiden leben. Abends wird er angeblich von jemandem abgeholt, der einen Skoda fährt. Ersteres weiß ich aus eigener Anschauung, letztes habe ich nur gehört.

    Ich hoffe, ich wirke nicht aggressiv auf Sie. Mir geht es um einen Austausch von Argumenten. Ich finde die Diskussion interessant. Wenn ich heute Abend zeit habe, gucke ich nochmal, was Neoliberalismus eigentlich ist. Die Antwort darauf bin ich Ihnen ja schuldig geblieben. Scheint allerdings nicht einfach zu beantworten sein. Schlauer als Wikipedia bin ich nicht.

  34. Michael Lübbers
    Sie sind sich ja selber nicht ganz sicher, dass es nur eine Ursache gibt.
    Erst schreiben Sie, dasss es nur eine Ursache gibt. Dann stellen Sie fest, dass es noch andere gibt und enden dann aber mit einem „Trotz allem“ und einer Ursache.

  35. Herr Flessner,

    Sie haben recht. Ich habe unpräzise formuliert und mich selbst in Widersprüche verstrickt. Entweder es gibt eine Ursache oder mehrere oder keine. Diese Wortspielereien lenken allerdings vom Wesentlichen ab.

    Eine Marktwirtschaft, die vollkommen frei agieren kann und nicht eingehegt wird durch sinnvolle (muß definiert werden) soziale und ökologische Regeln, nutzt nur einer verschwindend kleinen Minderheit und schadet allen anderen. Und zwar nicht nur den jetzt lebenden Menschen, sondern auch zukünftigen Generationen (Klimakatastrophe, Jahrmillionen strahlende radioaktive Abfälle, barbarischer Sittenverfall Hungernder, wenn`s nur noch ums Fressen und Überleben geht).

    So wie die kommunistische Doktrin die wichtigste Ursache war für menschliches Leid in kommunistischen Diktaturen (d`accord?), so ist die von Milton Fridman aufgestellte Doktrin von der freien Marktwirtschaft in meinen Augen aktuell die wichtigste Ursache für menschliches Leid weltweit.

    Kurze Zitate aus dem Buch „Kleine Geschichte des Neoliberalismus“ von David Harvey:

    Direkte Rede, sorry Herr Büge/“Bronski“…

    „Volcker wie Thatcher holten eine alte Doktrin aus der Versenkung; sie lief nun unter der Bezeichnung Neoliberalismus und wurde zum Leitprinzip ihrer ökononmischen Theorie und Praxis…“ „Der Neoliberalismus ist …eine Theorie politisch-ökonomischen Handelns, die davon ausgeht, daß man den Wohlstand der Menschen optimal fördert, indem man die individuellen unternehmerischen Freiheiten und Fähigkeiten freisetzt, und zwar innerhalb eines institutionellen Rahmens, dessen Kennzeichen gesichterte Eigentumsrechte, freie Märkte und freier Handel sind. (Seite 8)…Der Neoliberalismus ist zur herrschenden Denk- und Handelsweise geworden, und zwar so weitgehend, daß neoliberale Interpretationen sich häufig in den gesunden Menschenverstand eingeschlichen haben… (Seite 9)….“ vollzieht sich weltweit eine außerordentliche Konzentration von Reichtum und Macht“ Seite 27

    Monokausalität: Ich will jetzt mal von etwas reden, von dem ich beruflich Ahnung habe. Wenn mich ein Raucher fragt, was er tun kann, um sein Lungenkrebsrisiko zu vermindern, könnte ich ihm sagen: „Es gibt viele Ursachen für Lungenkrebs. Sie können gucken, ob es in Ihrer Umgebung Asbest gibt. Zum Beispiel Eternitplatten. Das würde ich entfernen lassen. Dann ist ihr Krebsrisiko geringer.“ Und das stimmt. Ich könnte sagen: Schütten Sie Ihren Keller zu. Vielleicht entweicht Radon. Das verursacht Lungenkrebs.“ Auch das stimmt. In den medizinischen Lehrbüchern steht, daß zwischen 5 und 15% der Lungenkrebstodesfälle nicht durch Rauchen verursacht sind. Ich habe 1985 mit dem Medizinstudium angefangen. Seit Ende 1992 bin ich Arzt (lief nicht alles glatt im Studium). Ich kenne keinen Lungenkrebspatienten, der nicht geraucht hat. Asbest ist nicht klasse. Gut, daß es verboten ist. Radon ist auch nicht klasse. Gut, daß ich nicht in einer radonbelasteten Gegend wohne. Rauchen ist die Ursache für Lungenkrebs. Die eine Ursache, möchte ich inkorrekt fast sagen.

    Und so ist es mit dem Neoliberalismus. Wer Geld hat, kann unter der Doktrin der freien Marktwirtschaft dafür sorgen, daß er noch mehr Geld und Güter bekommt. Und wenn es nur begrenzte Ressourcen gibt, dann nimmt er sich von denen, die weniger besitzen als er. Die haben dann anschließen noch weniger. Und manchmal sogar zu wenig zum Leben.

    Wie das funktioniert? Privatisierung von Gewinnen. Sozialisierung von Verlusten. Kaufen von Politikern („Lobbykratie“). In Wirtschafts-Unis nur noch Fridman unterrichten. Presse, Funk und Fernsehen kaufen und das Internet dazu.

  36. @ Michael Lübbers
    Ich find Sie klasse. Analyse, Lebenseinstellung, Berufsethos. Weiter so! Das kann einem alten Menschen für die Zukunft (in der er längst abgestrabst ist) doch noch ein wenig Auftrieb geben.

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