Im Thread über das Tabloid wurde mehrfach die Sorge um das linksliberale Profil der FR zum Ausdruck gebracht. Ist klar, dass man über die Details immer streiten kann, was denn linksliberal nun eigentlich ist. Sagen wir mal, Mitte links. Es würde auch das gute alte „sozialliberal“ passen, obwohl es doch ein bisschen angestaubt ist und die Themen der Grünen, die bei uns ebenso ihren Platz haben wie das Soziale, nicht berücksichtigt.
Im Zusammenhang mit der Befürchtung, die FR könnte ihre Richtung ändern, wird uns aber teils Absurdes vorgeworfen. So etwa durch Herbert Steffes, der da schreibt: „Ostermann, Kunath: die Parteilichkeit der FR hat Namen. Und: der Bruch des Völkerrechts durch den USA-Irak-Überfall ist offenkundig geschenkt. Ja ja, der Zeitgeist!“ Und Didgeridoo mahnt „… eine linkere Einstellung als die jetzige (in Bezug auf … den illegalen Einmarsch der USA in den Irak und dessen Folgen) …“ an.
Hallo? Welche Zeitung ist denn nicht müde geworden, die Völkerrechtswidrigkeit der US-Invasion herauszustellen? Gerade kürzlich erst hat Karl Grobe es wieder getan, in seinem wunderbaren Leitartikel „Der Weg der ‚Falken‘„. Oder wie sieht’s mit der Doku „Darfur – Prüfstein der neuen Weltordnung“ aus? Um nur zwei Beispiele zu nennen. Oder nehmen wir den Leitartikel „Bush bleibt Bush“ von Chefredakteur Uwe Vorkötter, der keinen Zweifel über die Position der FR lässt. Ich wundere mich manchmal wirklich über die Gründlichkeit, mit der die FR anscheinend gelesen wird.
Aber hallo, da muss ich die FR wirklich in Schutz nehmen. Zu den Themen „Krieg und Frieden“ und „Globalisierung“ hat sie meines Erachtens die besten Artikel im deutschen Blätterwald. Und die Position im Irak-Krieg war wirklich immer sehr klar. Gerade deshalb lese ich sie manchmal ja so gern 😉
@Mitte-Links; so soll es auch bleiben. Ich habe mich auch über Herrn Steffes gewundert; drückte dies auch schon verklausoliert in der Format-Diskussion aus. Deshalb kann ich mich nur meiner Vordiskutantin Stefanie Berg anschließen!
Hat eine Zeitung nicht die Aufgabe lediglich zu Informieren? Eine nur linksliberale Berichterstattung ist doch das was man der FR vorwirft: Parteilich.
Von einer Zeitung erwarte ich das sie uns über alle Meinungen Informiert und uns nicht eine Meinung vorkaut oder vorenthält.
Denn zum Meinungsbilden hat noch jeder sein eigenes Gehirn.
Ich bin mit der politischen Ausrichtung und vielen Kommentaren der FR eigentlich sehr zufrieden.
Als Mitglied der Linkspartei freut es mich zumindest, dass über das gesamte linke Parteienspektrum in der FR berichtet wird (was von anderen Zeitungen leider wirklich nicht behauptet werden kann), und dass mit den Themen der Dokumentationen oft linke Themen aufgegriffen werden.
Zudem lese ich eine Zeitung ja nicht nur, um dauernd meine Meinung komplett bestätigt zu bekommen, sondern um verschiedene Blickwinkel und Informationen zu erhalten.
@N. 3: „Hat eine Zeitung nicht die Aufgabe lediglich zu Informieren?“
Kurze Antwort: NEIN!
Ich finde die FR ideologiefrei, sachlich und trotzdem engagiert. Ich mag die überlegte Herangehensweise an komplizierte Themen. Die Journalisten gehen im Allgemeinen sehr sensibel (auch in Hinblick auf die Bildsprache) mit der Würde der Menschen um, über die sie schreiben. Davor habe ich großen Respekt.
Ich lese die FR seit ca. 8 Jahren. Sie kam mir am Anfang dicker vor. Das Feuilleton ist im jetzigen Zustand für meinen Geschmack einfach zu knapp. Ich weiß allerdings nicht, ob das am Zeitgeist liegt.
@ Carsten W:
Kurze Antwort: Doch!!! 😉
Lange Antwort:
Eine Zeitung *muss* unabhängig informieren, das ist IMHO einfach journalistischer Standard.
Natürlich kann (und soll) in Kommentaren und Berichterstattung die politische Ausrichtung der Zeitung erkennbar bleiben. (Bei meinen ersten Begegnungen mit der FR hatte ich erst fälschlicherweise die FAZ in der Hand und wurde schon von der anachronistischen Schriftart der Kommentare abgestoßen, ganz abgesehen von Inhalt. 🙂 )
Die Meinungsbildung selbst muß aber immer noch der Leser selbst erbringen, wer das nicht tut, ist wahrscheinlich beim 4-letter-magazine besser dran, da kriegt er die Meinung direkt serviert…
Sollte ich Sie aber völlig mißverstanden haben, würden mich Argumente Ihrer Aussage SEHR interessieren.
MfG Jan
Jan, Sie haben mich mißverstanden. Denn die Frage war „Hat eine Zeitung nicht die Aufgabe lediglich zu Informieren?“.
Lediglich. Nur. Ausschließlich.
Die Begründung für mein „Nein“ haben Sie ja selbst gegeben.
An der Frage, ob Lafontaine links sei, scheiden sich doch schon alle kritischen Geister. Insofern liegen die beklagten „verrückten Maßstäbe“ zumeist im Kopf des jeweiligen Betrachters.
Unsere Zeit wimmelt aber auch von nippespolitischen Lutherfiguren: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“. Und dort hat gefälligst dann auch „links“ zu sein …
Eine Tageszeitung, die keine Einordnung von Informationen leistet, hat meiner Meinung nach heutzutage keine Existenzberechtigung mehr, denn die reinen Informationen kriegt man an jeder Ecke. Diese Einordnung, Einschätzung und Wertung von Informationen hat von den rein nachrichtlichen Teilen aber getrennt zu sein. Kommentare sind seit jeher Bestandteil jeder seriösen Zeitung.
Eine Zeitung MUSS eine Position einnehmen, sonst hat sie keine Dahseinsberechtigung mehr in Zeiten des Internets.
Aber „Hallo“ Herr „Bronski“? Es ist schön, dass für Sie das Profil der FR erhalten blieb. Aber die Kommentare in den Blogs sollten ihnen doch zu denken geben, dass einige Leser dies nicht mehr so sehen.
Allerdings möchte ich kurz vom Thema abweichen: wie wärs mit einem Blog zum Thema Lokalberichterstattung? Ich weiß nicht, ob die FR dies so sieht, aber hier ist die Konkurrenz mit der „Neuen Presse“ am größten. Warum kann diese Zeitung dies besser als die FR? Wäre IMHO auch einen Blog wert.
@ Kuchen:
Ich darf Stephan Hebel aus Kommentar 134 des Tabloid-Threads zitieren:
„Es stimmt, dass es in Zeiten des Sparzwangs nicht leichter geworden ist, das Niveau zu halten. Und sicher müssen wir, wo es um reine Chronistenpflicht geht, manchmal eine Agenturmeldung drucken, wo früher ein Korrespondent geschrieben hätte. Aber ich behaupte, dass wir mit besonderem Schwerpunkt auf den Themen, die für das FR-Profil besonders wichtig sind (zum Beispiel die Sozial(abbau)-„Reformen“ und auch Auslandsthemen) die Sparzwänge durch großes Engagement der Redaktion und durch Konzentration der Eigenleistungen auf Schlüsselthemen zum überwiegenden Teil ausgeglichen haben.“
Ich möchte hinzufügen, dass uns – und mir – diese Kommentare natürlich zu denken geben. Deswegen habe ich dieses neue Thema ja aufgemacht. Schreiben Sie hier, wo Sie Veränderungen sehen!
Ihre Anregungen finde ich sehr interessant. Mal sehen, wen ich dafür erwärmen kann. Ich möchte aber auch aufs FR-Forum verweisen, wo schon über lokale Themen diskutiert wird.
Tja, es ist natürlich schwierig, Beispiele für die Abkehr von linksliberalen Sichtweisen zu finden, wenn sich das Erscheinungsbild der Zeitung aus vielen Mosaiksteinchen zusammensetzt.
Man kann zwar überzeugt davon sein, dass so mancher Leitartikel früher nicht gedruckt worden wäre, beweisen lässt sich das aber nicht.
Gleichwohl fällt z.B. auf, dass zu recht verpönte Bezeichnungen für Bevölkerungsgruppen („Gastarbeiter“, „Zigeuner“) heute wieder fröhliche Urständ‘ feiern.
In Erinnerung ist auch, dass in der Zeit der Diskussion um das Zuwanderungsgesetz die den Berichten beigegebenen Bilder regelmäßig Menschen orientalischer Herkunft (Männer gerne mit Käppi, Frauen zumindest mit Kopftuch, wenn nicht in langen dunklen Gewändern) zeigten – offenkundig um bei den Lesern Ablehnung hervorzurufen, während die Textbeiträge durchaus zugunsten des Gesetzes ausfielen.
Da aber ein Bild immer noch mehr sagt als tausend Worte, kam die Berichterstattung im Ergebnis als Stimmungsmache gegen Zuwanderung beim Leser an.
Erst als das Gesetz beschlossen war, ist der Bildredaktion offenbar gedämmert, dass auch andere als bisher abgebildete Personen zuwandern können, und hat weiteren Meldungen zu diesem Thema auch mal – was genauso bescheuert war – Fotos von Studierenden im Hörsaal zur Seite gestellt.
Ich bin überzeugt, dass diese subtile Beeinflussung der Leser durch Abbildungen vor fünf Jahren nicht vorgekommen wäre.
Vielleicht verrät uns Alt-Chefredakteur Werner Holzer, wie oft er den Kopf schüttelt, wenn er eine heutige Ausgabe seiner Zeitung liest?
@ carsten w:
Ja, da habe ich Sie dann wirklich mißverstanden, ich hatte das „nicht“ in der Frage als Füllwort interpretiert, ähnlich wie in der Frage: „Willst du ich nicht begleiten?“, wo wahrscheinlich niemand „Nein“ antworten würde, wenn er/sie mitgehen will. 😉 Sie hatten das offensichtlich komplett entgegengesetzt empfunden.
@ Bronksi:
Ich sprach nicht von „reinsten“ Informationen, und ob man die wirklich an jeder Ecke im Internet kriegt, wage ich auch schwer zu beweifeln. Jeder (das unterstelle ich jetzt mal), der die Informationen zu Verfügung stellt, bringt allein durch seine Sprachwahl eine gewisse Haltung zum Ausdruck, danz davon abgesehen, ob man der allzuoft verschleierten Quelle der Information wirklich trauen kann, oder aber diese selbst irgendwie „parteiisch“ ist. Die Seriösität von Quellen zu beurteilen, gestaltet sich meiner Erfahrung nach leider meist schwierig.
Also muß eine Zeitung natürlich auch Stellung beziehen und Nachrichten aufbereiten; was ich aber bedenklich finde, ist die gerade auch in den Boulevardblättern verbreitete Einstellung, dem Leser die Meinung vorzusetzen, auf das er ja nicht anfange, selbst zu denken. Lessing würde sich wahrscheinlich im Grabe wälzen, wenn er die heutige „Informationsgesellschaft“ kennen würde. 🙂
Es ist natürlich ein schmaler journalistischer Grat, auf dem da gewandert werden muß, aber nach meinen bisherigen Erfahrungen mit der FR ist das eigentlich fast immer sehr gut gelungen.
MfG Jan
Ich hatte eine Stellungnahme des Chefredakteurs
zu den Themen Format und Leserumfrage an her-
ausragender Stelle in der FR erwartet. Statt dessen kleinlaut zwischen den Leserbriefen. Eine Bewertung schenke ich mir.
@Balzac;
„Erwartete Stellungname des Chefredakteurs“; Ist das nicht etwas überreagiert? Hier etwas groß einzufordern – eventuell mit „Schlagzeile auf Seite 1“ – was im Blog mehrfach zu den Diskutanten erfolgte und sogar als Zusage für eine briefliche Antwort an die Leserbriefschreiber erfolgen soll. Siche es wäre ein „Aufreißer“, wenn auf der Titelseite Bronski oder sogar Vorkötter abgebildet wären – aber dann halbseitig, wie sie händeringend mit demütigem Blick uns wegen der Formatänderung um Verzeihung bitten. Na, wäre das was, was uns „Löwen“ die „wir“ im Blog fast die FR blutig reißen, zufrieden stellen könnte?
Danke, Herr Schulz. Wenigstens einer, der erkennt, was für ein außergewöhnlicher Vorgang das hier ist. (Nun ja, es sind gewiss auch noch weitere da draußen, oder?) Denn wie würde ein Unternehmen normalerweise mit dieser unverzeihlichen Panne umgehen?
@ Balzac: Die Stellungnahme des Chefredakteurs war nicht in dem großen Beitrag mit Auszügen aus dem Blog „versteckt“, sondern stand an genau der Stelle, an der er dem Diskussionsverlauf des Threads nach zu stehen hat. Das und nichts anderes sollte dieser große Beitrag leisten. Seine Intention war keinesfalls, die Stellungnahme des Chefredakteurs so zu verstecken, dass sie möglichst niemand sieht; dann hätten wir nicht auf Seite 1 auf diesen Beitrag aufmerksam gemacht. Es sollte deutlich werden, dass es Kritik gab – und zwar teils massive Kritik. Es sollte deutlich werden, wie wir damit umgehen – offen und transparent. Und es sollte deutlich werden, dass der Thread eine Entwicklung durchgemacht hat.
@ Klugscheißer:
„In Erinnerung ist auch, dass in der Zeit der Diskussion um das Zuwanderungsgesetz die den Berichten beigegebenen Bilder regelmäßig Menschen orientalischer Herkunft (Männer gerne mit Käppi, Frauen zumindest mit Kopftuch, wenn nicht in langen dunklen Gewändern) zeigten – offenkundig um bei den Lesern Ablehnung hervorzurufen, während die Textbeiträge durchaus zugunsten des Gesetzes ausfielen. (…) Ich bin überzeugt, dass diese subtile Beeinflussung der Leser durch Abbildungen vor fünf Jahren nicht vorgekommen wäre.“
Interessante These. Sie sagen also, dass wir mit den Bildern etwas anderes aussagen wollten als mit unseren Texten. Aber warum sollten wir das tun? Wenn wir die Meinung unserer Leserinnen und Leser tatsächlich zu beeinflussen versuchen wollten, in welcher Richtung auch immer, warum schießen wir uns dann selbst ins Bein? Effektive Manipulation sähe doch wohl etwas anders aus, meinen Sie nicht?
Ihre These hat jedoch einen Schwachpunkt: Sie gehen, ohne dies auszusprechen, davon aus, dass solche Bilder nur negative Aussagen transportieren können.
Aber um zu überprüfen, ob es wirklich eine solche Ballung gegeben hat, müsste ich mir morgen, wenn ich wieder in der Redaktion bin, mal die Ausgaben des betreffenden Zeitraums ansehen. Wenn Sie mir sagen, auf welchen Zeitraum Sie sich beziehen, mache ich das gern. Das gilt auch für die Begriffe „Gastarbeiter“ und „Zigeuner“. Im Moment habe ich leider keinen Zugriff auf unser elektronisches Archiv, weil ich von zu Hause aus arbeite. Aber das checke ich morgen.
@ Jan
Okay, das mit den reinsten Informationen ist eine schwierige Sache. Aus meiner Sicht sind das z.B. die Meldungen, die automatisiert über den dpa-Ticker laufen und aus denen man erfährt, was wann wo passiert ist – und mehr auch nicht. Manchen Zeitgenossen reicht das schon.
Jede weitere Aufbereitung dieser Meldungen ist bereits eine Wertung, da haben Sie Recht. Auswahl, Textzusammenstellung (vielfach werden ja Texte verschiedener Agenturen vermixt), Überschriften und Positionierung im Blatt unterliegen Entscheidungen der Redaktion. Das kann tatsächlich zur Gratwanderung werden. Aber sowas gehört zur Ausbildung von Journalisten.
Ich habe mich ja schon mehrmals dazu geäußert, dass ich die Kritik am schleichenden Qualitätsverfall in der FR nicht teile.
In der gestrigen Ausgabe habe ich jedoch einen Beitrag gelesen, der tatsächlich in Zusammenhang steht mit dem Thema „Zeitgeist“ und der mich leicht verwirrt hat.
In dem Artikel „Freiheitsentzug, buchbar“ in der Rubrik „Kurz mal weg“ wird beschrieben, wie zwei Ehepaare Urlaub in einem umfunktionierten Gefängnis machen. Soweit so gut. Dazu gibt es seltsame Gefängnis-Spielchen und die „Gefangenen“ müssen Gefängniskleidung tragen. Ich finde das Ganze echten Gefangenen gegenüber etwas geschmacklos und hätte schon erwartet, dass der Autor Reiner Leinen, mal (sinngemäß) die Frage aufwirft, ob Erwachsene, die in ihrer Freizeit Gefängnisurlaub buchen noch alle Tassen im Schrank haben?
Das FR-Plus ist leider nicht über unseren Online-Auftritt verlinkbar, sonst hätte ich den Artikel hier zur Diskussion gestellt (auch wenn er sie wahrscheinlich nicht weiterbrächte, denn mit unserer Ausrichtung hat er wenig zu tun; es ließe sich nur über die Herangehensweise des Autors diskutieren).
In der Tat ist der Text eher launig bis skuril. Aus der Reaktion der „Häftlinge“ („Die Tür bleibt auf!“) scheint mir hervorzuschimmern, dass sie durchaus bei Trost sind. Sie reagieren jedenfalls so. Ob sie noch alle Tassen im Schrank haben? Hmm, ich denke, dass es nicht die Aufgabe des Autors war zu werten.
Und wenn Reiner Leinen schreibt …
„Wer mag hier eingesessen haben? Für wie lange und aus welchen Gründen? Wie mag es den Insassen ergangen sein auf den paar Quadratmetern mit täglichem Hofgang? Was haben sie vor dem Einschlafen gedacht und was nach dem Aufwachen? …“
… meinen Sie nicht, dass die früheren echten Gefangenen damit gewürdigt sind?
@Freiwilliger „Gefängnisaufenthalt“; sicher fallen solche Sachen unter skurile eventuell sogar Grenzerfahrungen, aber wir Menschen neigen nun mal zu auch seltsamen Bedürfnissen, oder sogar zum Ziehen von Lustgewinn aus für andere entweder abstoßende oder sogar inhumane Lebenssituationen. Das Berichten hierüber ist sicher legitim, entscheident ist immer in welchem Stil!
@Sorry, Berichtigung: .., entscheidend…
@ Hans-Jürgen Schulz
Ich gebe Ihnen Recht. Natürlich kann man darüber berichten, aber gerade der Stil hat mir nicht gefallen.
@Bronski
Ich dachte eigentlich auch weniger an die Würde früherer Gefangener sondern daran, dass aus der Sicht jetziger Inhaftierter das Ganze nicht so lustig erscheint.
Aber möglicherweise ist hier auch eine Form des Humors angesprochen,zu der ich keinen Zugang habe.
Lieber Herr Bronski, schön dass Sie die Diskussion um die Fragebögen (dafür hat sich die FR ja ausreichend entschuldigt) und die Formatumstellung weiter gedreht haben zum eigentlich wichtigen Punkt: Qualität/linksliberales Profil. Leider muss ich denen Recht geben, die sich in diesem Punkt sorgen machen. Einige Anmerkungen:
– Vor einigen Monaten las ich in einer Beilage der FR zum Sportlerball einen völlig unkritischen Bericht zur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Ich schätze mal, die Beliage wurde von einer Agentur produziert, und nicht von der Redaktion. Aber so etwas bleibt natürlich an der FR hängen.
– Zumindest in der D-Ausgabe wirken einige Berichte doch sehr vordergründig und schnell gestrickt. Von den vielen Agenturberichten will ich gar nicht reden. Mir ist klar, dass sie nicht jede Meldung selbst recherchieren können, aber mittlerweile liest man doch öfter selbst bei den Aufmachern reine Agenturberichte.
– Im Politikteil findet seit mehr als einem Jahr praktisch keine richtige Berichterstattung über NRW/Westdeutschland mehr statt (für eine überregionale Zeitung nicht tragbar).
– In Bezug auf das „Aufdecken“ von Neuigkeiten (z.B. aktuell Fall Kurnaz/Steinmeier) hat die Konkurrenz wie SZ, FAZ und Welt die Nase vorn. Die FR hängt bei vielen Themen hinterher. Oder der eigene Beitrag beschränkt sich auf das liefern von Statements/Interviews zum Thema, das aber die Konkurrenz angestoßen hat – und nicht die FR.
Sie schreiben, ihre Auflage sinke. Kann das eventuell auch mit der Qualität zusammen hängen (denn bei der SZ oder FAZ ist diese nicht in diesem Ausmaß der Fall, bzw. konnte die ihre Auflage teilweise steigern)? Ich denke zumindest, dass Sparen die FR nicht weiter bringt, da dann die Auflage noch weiter sinkt und wiederum noch mehr gespart werden muss. Vielleicht braucht es einen langen Atem wie bei der ZEIT, die sich auch über Qualität durchgesetzt nach vielen verlustreichen Jahren.
Eine letzte Anmerkung zum linksliberalen Profil: Auch ich möchte es nicht missen und denke, dass es die Daseinsberechtigung der FR ist. Allerdings finde ich es auch nicht schlimm, mal andere Meinungen zu lesen, an den man sich reiben kann. Sehr gut finde ich auch, zu einem kontroversen Thema zwei verschiedene Meinungen zu bringen (z.B. auf der Seite 2). Das würde ich mir in Zukunft häufiger wünschen.
@“Zeitgeist“; an sich für mich eigentlich ein etwas schwammiger Begriff; lässt er sich doch nicht so richtig greifen und außerdem in allen Lebensbereiche für Veränderungen als einfache und praktische „Plakatwand“ nutzen. In der FR als „Einstellungsschema“ zu Politik, auch vermutete oder bestrittene Parteilichkeit und einem sogenannten Nachlaufen politischer Strömumgen, entweder regierungskonform oder einer Sozialeinstellung oder oder oder! Aber Zeitgeist ist eigentlich doch in erster Linie das, was der Breiten Gesellschaft mittlerweile als wichtig im Leben gilt oder sogar was vom Leben erwartet wird. Und jetzt kommt die Schwierigkeit eines Presseorgans oder eines Medienunternehmens, genau die Gradwanderung zu machen, die zum einen eine gewisse Eigenständigkeit erkennen lässt, dann attraktiv für Kunden, sprich Leser zu sein. Und damit sind wir genau beim Punkt: Man will, nein man muss gekauft werden! Und was auch nicht unwichtig ist, man brauch neben Abonnenten auch Inserenten, beide sind wichtig und hier muss ein schwieriger Austarierungsprozess erfolgen, dass beide „Finanziers“ in genügender, also rentabler Anzahl vorhanden sind; sicher auch eine vorgegebene Gewinnmarche wird den „Zeitgeist“ einer Zeitung beeinflussen!
Ich finde durchaus , dass es auch mal einen unterhaltsamen Text in einer Tageszeitung geben darf, ohne dass man sich dem Zeitgeist anbiedert. Aber an manchen Tagen, habe ich schon den Eindruck, dass in der FR Papier verschwendet wird für Bereiche, die mich ziemlich langweilen, aber eigentlich der Unterhaltung dienen sollen. Dabei denke ich mir immer aus, was auf diesen Seiten für interessante Gedanken gelesen werden könnten, die bestimmt auch gerne jemand schreiben würde, wenn man ihn (oder sie) nur ließe.
Um noch mal auf den gestrigen Reise-Teil im FR Plus zurückzukommen, Texte im Stil von „Freiheitsentzug, buchbar“ bereiten mir weder Vergnügen noch fordern sie mich geistig. Und dann das Ganze noch im Umfang einer halben Seite, neben einem Kochrezept(gähn), eine echte Platzverschwendung !Was nützt einem ein PLUS, wenn man real den Eindruck erhält dieses Plus wurde irgendwo weggenommen und zwar bei einem Teil der einem besonders viel bedeutet, ja zum Beispiel beim Feuilleton oder beim Politikteil….
Thema linksliberal etc.
Wie sehr eine „Zeitung“ einen Schwenk von einer eher „linken“zu einer absolut neoliberalen Postion vollziehen kann, kann man jede Woche im „Spiegel“ (der aus Hamburg) sehen. Als jahrzehntelanger Spiegelleser komme ich langsam in die Situation, dass ich nahe am Kündigen des Abos bin. Daher sollten wir mit unserer FR noch gnädig umgehen. Natürlich spielt der sogenannte Zeitgeist immer eine Rolle, bei der Rundschau kann ich aber noch gut damit leben. Eine Trennug von Meldung und Kommentar ist beieinem seriösen Blatt unerlässlich, trotzdem ist alleine schon die Position der Meldung in den einzelnen Büchern eine Meinungskundgabe, oder? Aber der mündige Leser sollte damit umgehen können. Was ich an der FR schätze sind immer noch die tiefgehenden Kommentare und auch die entsprechende Haltung der Journalisten und Redakteure. Ich hoffe es bleibt auch in der derzeitigen Phase so.
Zur Ausrichtungsdebatte:
Danke für den Tipp, die Diskussion um die politische Ausrichtung im „Ja, ja, der Zeitgeist“-Strang weiterzuführen. Lassen Sie mich vorab eine sprachliche Kritik anbringen: Auch wenn es im Alltag gerne versucht wird, ist es dennoch falsch, zu sagen „ich entschuldige mich“ oder „wir entschuldigen uns“. Man kann stets nur um Entschuldigung bitten, sie sich aber nicht selbst erteilen. Nichts für ungut für diesen besserwisserischen Hinweis, aber ich glaube, es würde in Zeiten der immer mehr zunehmenden Tipp- und Schreibfehler in der FR gut tun, etwas mehr auf sprachliche Qualität zu achten. Wie war das angenehm, eine Rundschau zu lesen, als im Produktionsprozess noch Korrektur gelesen wurde und selbst danach noch der Setzer die Fehler des Redakteurs berichtigen konnte.
Zum Inhalt: Wer ganz anspruchslos ist, meint, er bräuchte auch keine Zeitung, die eine politische Meinung vertritt. Dabei liest er dann meistens Blätter (wenn er überhaupt liest), die ihn in seiner Einstellung bestätigen, also auf diese Weise auch politisch wirken. Ich habe an der FR immer besonders geschätzt, dass sie Meldung und Kommentar trennt (eigentlich selbstverständlich), dass sie auch Themen aufgreift, die im journalistischen Mainstream nicht berücksichtigt werden und dass sie kontroverse Meinungen einander gegenüberstellt, anstatt ex cathedra nur die eigene Meinung zu verbreiten. Wie die meisten anderen Leser, die einen Qualitätsverlust und einen Verlust politischer Deutlichkeit kritisieren, habe ich über die Entwicklung der letzten Jahre keine Strichlisten geführt. Allerdings will ich aus der Erinnerung einige wenige Punkte anführen:
Zur Zeit des Kosovo-Krieges ließ die FR Vertreter verschiedener Auffassungen gleichzeitig zu Wort kommen. Eine ideale Art, eine eigene Meinungsbildung zu fördern. Darüber hinaus hat die FR mit Einschätzungen durch die Redaktion nicht hinter dem Berg gehalten.
Auch beim Einmarsch der USA in Irak gab es eine erkennbare eigene FR-Linie und im Übrigen eine Gegenüberstellung verschiedener Ansichten.
Beim Libanon-Krieg der Israelischen Regierung habe ich dagegen schon beobachtet, dass es zum Teil sehr, sehr unangenehme (weil m.E. inhumane) Gastartikel von israelischen Kriegs-Befürwortern gab, aber nur verhältnismäßig wenig kritisches dazu.
Und zu guter Letzt: Im Wirtschaftsteil gab es regelmäßig eine erfrischend anti-neoliberale oder oft auch einfach nur informative Kolumne von Prof. Georg Fülberth. Die ist schon verschwunden, als die Zeitung noch der SPD gehörte. Ebenso wie die Börsenkommentare von Udo Perina, ebenfalls im Wirtschaftsteil, die ich ebenfalls vermisse.
Dafür werden die Bilder immer größer. Das wird bei dem neuen Mini-Format noch deutlicher zu Lasten des Textes gehen, siehe die Beispiele THE INDEPENDENT und EL PAIS, die am Samstag so verheißungsvoll vorgestellt wurden. Das hat ja schon an THE SUN oder an die BILD-ZEITUNG erinnert.
Aber bei aller Kritik durch zweifelnde Leser: Auf der anderen Seite hat die FR Anzeigenkunden zurück gewonnen, die schon einmal abgesprungen waren, wie Lidl. Das eine hängt vielleicht mittelbar mit dem anderen zusammen. Aber nicht vergessen: Es gibt einige Zeitungen fast ohne Werbung, aber mit Lesern. Eine Zeitung fast ohne Leser, aber mit Werbung gibt es hingegen nicht.
Die FR hat ihre überregionale Bedeutung ihrer linksliberalen Ausrichtung zu verdanken. Geht die verloren, wird sie zum Regionalblatt wie die anderen Tageszeitungen des neuen Verlegers.
Alle guten Wünsche für die Betroffenen in Verlag, Redaktion und Druckerei!
@Klaus, mein Glückwunsch zu diesem Kommentar; dem ist nichts hinzuzufügen. Mit dieser Ernsthaftigkeit und Präzission hat noch niemand im Thread bisher die heutigen Schwierigkeit der Blattmedien herausgearbeitet.
Ich hätte noch eine Anmerkung, wo mir kürzlich Zweifel an der konstant „linksliberalen“ (liberal immerhin im humanitären, nicht im wirtschaftlichen oder merkelschen „Freiheits“-Sinne, oder?) Ausrichtung der FR kamen: Die „Schultest“-Reihe in den Regional-/Lokalteilen (deren unsägliche Radiowerbung in einem anderen Kommentar schon mal angesprochen wurde).
Hier wird – mehr oder weniger implizit – akzeptiert und unterstützt, dass das Grundrecht Bildung, das für jeden gleichwertig sein sollte, heute in einem Wettbewerbsverhältnis steht, genauso wie die Eltern untereinander, die gezwungen sind bereits an den möglichst wirtschaftsfreundlichen „Patchwork-Lebensläufen“ ihrer Kinder zu feilen.
Dies hat mich schon enttäuscht und zum Nachdenken gebracht, ganz abgesehen von der Platzverschwendung im z.B. sowieso extrem dünnen Wetterau-/Main-Kinzig-Lokalteil.
@ Susanne
Eine Tageszeitung wie die FR hat zahllose teils divergierende Interessen ihrer Leserinnen und Leser zu bedienen. An anderer Stelle des Blogs haben Sie mal gefragt, wenn denn eigentlich den Sportteil brauche (oder war das jemand anderes?). Sie brauchen ihn offenbar nicht. Aber können Sie sich vorstellen, dass es Tausende von Lesern gibt, die sich insbesondere auf den Sport in der Montagsausgabe schon das ganze Wochenende über freuen? Ähnliches gilt für die kleine Reisereportage. Die interessiert Sie nicht die Bohne. Aber anderen Leserinnen oder Lesern könnte es ganz anders gehen.
—-
„Dabei denke ich mir immer aus, was auf diesen Seiten für interessante Gedanken gelesen werden könnten, die bestimmt auch gerne jemand schreiben würde, wenn man ihn (oder sie) nur ließe.“
Wenn Sie Anregungen haben – nur her damit!!
@ Jürgen Beudt:
Meinten Sie mit tiefgehenden Kommentaren sowas wie den hier?
@ Klaus
Ich entschuldige mich dafür, dass ich nicht um Entschuldigung gebeten habe 😉
Sie mögen also Pro und Contra. Das werde ich gleich mal weitergeben.
The Independent und El Pais waren als Beispiele für seriöse Zeitungen im Tabloid-Format abgebildet. Dabei entspricht das Layout des Independent nicht unserer landläufigen Vorstellung von einer seriösen Zeitung. Es ist allerdings den Gepflogenheiten des britischen Zeitungsmarkts geschuldet. Da geht es, Murdoch sei dank, deutlich rauer zu als bei uns. Bei der Gestaltung der neuen FR werden wir uns an solchen Layouts allenfalls orientieren. Darüber hinaus werden wir etwas ganz Eigenes machen.
@ Sebastian Scholl
Ich habe Peter Hanack gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen.
@“Berichtsumfang“; war nicht irgendwann mal Konsenz, dass eine Zeitung zwar aktuell und objektiv informieren soll, aber auch mit großer Bandbreite und intelligenter Aufmachung, bzw, Ausführung einen möglichst großen Leserkreis an sich binden will und muss, damit bei allem Wünschenswerten auch die „Kasse stimmt“!
Ich wünsche der FR ja von Herzen, dass die Kasse stimmt.
@Hallo, Zeitgeist; was ist mit der heutigen Nachrichtenmeldung: „Neues von der Sanierung der FR“; ca. 200 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden(?)!
@ Sebastian Scholl
Selbstverständlich steht auch Bildung, vertreten durch ihre Bildungseinrichtungen, im Wettbewerb. Mir erschließt sich nicht, warum dadurch das Grundrecht auf Bildung für alle in Frage gestellt sein sollte.
Im Übrigen erhebt die FR-Serie „Schulvergleich“ nicht den Anspruch, die „beste Schule von allen“ benennen zu können. Es geht vielmehr darum, Eltern eine Orientierungshilfe zu geben, um die „beste Schule für ihr Kind“ zu finden. Der Unterschied dürfte klar sein.
Es wäre sicher spannend, diese Diskussion auch im Blog „Schulvergleich“ zu führen.
@ Herr Schulz
„Neues von der Sanierung der FR“ finden Sie u.a. hier in einem Artikel des Kölner Stadtanzeigers
Ich war mir nicht darüber im Klaren, dass es der FR finanziell so (!) schlecht geht! Das entsetzt mich wirklich.
Der „veränderte Zeitgeist“ wird häufig im Zusammenhang mit dem Verlust junger Leser genannt. In welcher Hinsicht unterscheiden sich denn die Wünsche potentieller junger FR-Leser (Leserinnen) von den älteren?
Ich bin übrigens selber eine junge Leserin und würde aus dem Grund gerne mal ein Meinungsbild erfahren.
@ Susanne
Ich bin ein alter Leser der FR mit einer 16jährigen Tochter. Ihre Frage kann ich nicht einmal annähernd repräsentativ beantworten. Aber ein paar Hinweise kann ich beisteuern.
Über alles Aktuelle, was sich nicht in direkter Nachbarschaft abspielte, informierte man sich früher aus der Tageszeitung und aus dem Radio. Später kam das Fernsehen dazu. Wer als junger Mensch aktuell informiert sein wollte, musste Tageszeitung lesen und Radio hören. Viele Informationen aus der näheren Umgebung bekam man nur in der lokalen Zeitung.
Fast alle dieser Informationen bekommt man heute im Internet, im Fernsehen (von N 24 bis MTV). Selbst die lokalen Nachrichten gibt es aus vielen Orten im Internet zumindest in Kurzfassung zu lesen.
Andere, direkte Informationen bekommt man übers Telefon (Handy).
Und für spezielle Informationswünsche gibt es spezielle Zeitschriften – ob fürs Bergebesteigen, Modelleisenbahnbauen, Drachenfliegen, Bartzuschneiden, Computerausbauen, Segeln oder Surfen (auf Meereswellen oder im Internet), Chronometersammeln oder Spiegeleierbraten: es dürfte schwer sein, ein Interessensgebiet zu benennen, für das es nicht (mindestens) eine Spezialzeitschrift gibt.
Eine Tageszeitung zu lesen, ist für viele Jugendliche Zeitverschwendung. Warum sollen sie viele große Seiten kaufen oder auch nur aussortieren, um einige wenige Informationen zu bekommen, für die sie sich interessieren? Und wenn dann eines „ihrer“ Themen vorkommt, ist es nicht detailreich genug dargestellt, um ihnen wirklich weiterzuhelfen. Dann also lieber Bravo für den ersten Sex und den ersten Liebeskummer und Neon für den zweiten und dritten Sex und Liebeskummer und ct oder Macwelt für den Computer (und immer noch Brigitte für die nächste Diät).
Und wer von den jungen Menschen liest eine großformatige Zeitung aufgeblättert am Tisch? Fürs Lesen zusammengekrümmt im Sessel, auf dem Teppich, auf dem Rücksitz im Auto oder auf dem Klo eignen sich kleine Formate viel besser.
Nachrichten zur Erstinformation oder (meistens) zum kurzen Nachlesen in wenigen Sätzen, spannend (= beeindruckend) geschriebene Hintergrundberichte, nach deren Lektüre man wirklich etwas besser versteht als vor der Lektüre – das kann auch junge Leser/innen anziehen. Hoher Nutzwert, handlich verpackt: das kann zum Kaufen reizen.
Spontaner Kommentar meiner Tochter zum angekündigten kleineren Format der FR: Klasse, dann wird sie endlich handlich!
Wie gesagt: Meine Erfahrungen sind vielleicht gar nicht repräsentativ für potientielle junge Leser. Aber für viele junge Menschen, die ich kenne.
@44,Christian; Ihr Beitrag liest sich, als wären Sie in dem Team gewesen, das der FR das Tabloidformat „empfohlen“ hat. Was für mich deshalb aber nicht unbedingt eine falsche Entscheidung ist. Ich stimme Ihnen im übrigen zu, was Sie an objektiver Betrachtung unserer Informationsgesellschaft geschrieben haben.
Hallo Christian
Vielen Dank für ihren ausführlichen Beitrag. Nun, wie sie die Interessen sechzehnjähriger beschreiben, deckt sich mit meiner eigenen Erfahrung als (junger) Lehrerin. Das finde ich sehr treffend. Allerdings hoffe ich nicht, dass sich die FR in Zukunft an der Zielgruppe der 16jährigen orientiert! (Zumal die Gesellschaft ja immer älter wird. Logischerweise müsste man sich doch eher den Rentnern zuwenden, oder missverstehe ich da was?) Ich meinte mit“ jung“ eher das Alter so zwischen 20 und 30. Und diese Gruppe erscheint mir inhomogen und ungreifbar. Zumindest deckt sich hier meine Wahrnehmung nicht mit dem, was im Allgemeinen über diesen Abschnitt der Jugend geschrieben wird. Und deswegen bin ich nach wie vor ratlos.
@Christian,Susanne; „Jugend“? Diese ist es was fehlt! Dies ist kein Horrorbild, dies ist der Horror! Auf 5000 Einwohner(Kleinstadt) hatten wir 1970 ca. 100 Geburten, in 1973 unter 60; in den Großstädten(wurde auch seinerzeit publiziert) war der „Pillenknick“ schon Jahre vorher merkbar! Die Mütter, 8 von 10 Frauen bekamen ihr erstes Kind Anfang 20. Heute bekommen von den damals ausgedünnten Jahrgängen mit Ende 20 ihr Kind und meist bleibt es dabei und von 10 Frauen werden nur noch 6 Mutter. Also später und weniger! Wo sollen da die Leser herkommen. Und auch die jungen Leute müssen Interesse an einer wie auch immer intelligenten Zeitung haben. Das Internet ist überall; wir nutzen es ja selbst!
@Hans-Jürgen Schulz
Natürlich finde ich es wichtig, dass junge Menschen gescheite Zeitungen lesen. Aber wenn man das Zeitungslesen nicht gewohnt ist, dann ist es eben anstrengend. Gedanken aufzunehemn, die über das hinaus gehen, was man selber denken kann, ist immer anstrengend. Ich habe auch hart an mir gearbeitet als ich 16 war, um Artikel in der „Zeit“ zu verstehen. Klar, man könnte mehr Informationen einbauen, die jungen Lesern auf Grund ihres Alters nicht selbstverständlich sind. Mir hatte der Ansatz mit den Serien in der FR gefallen, z.B. verschiedene Länder Afrikas darzustellen.
@Susanne; Zeitungswesen, -lesen, Zeitung lesen; richtig ist – wie alles im Leben, man muss es lernen. Und deshalb bin ich etwas skeptisch, aber doch auch optimistisch. Mal höre ich, dass in der Schule – nicht nur im Gymnasium – Zeitung Grundlage auch von Unterricht ist. Aber es gibt ein weiteres Problem: Zeit! Welcher junge Mensch hat die Zeit, gute Zeitungen mit ihrer Themenbreite eingehend auch zufriedenstellend zu lesen?
Und da liegt die Schwierigkeit, bzw. Gefahr abzuwandern zu den von uns kritisierten Formaten, dabei Format im negativem Sinn! das äußere Format wird ja im Sommer handlicher und damit geht die Hoffnung der FR vermutlich auf, dass junge Leser gewonnen werden.
@Hans-Jürgen Schulz
Ich bin da immer hin-und hergerissen. Einerseits kenne ich viele Schüler, die eine so große Lust am Denken versprühen und an der Welt interessiert sind, dass ich die Klagen über den Bildungsmangel junger Menschen nicht bekräftigen kann, andererseits erlebe ich auch diejenigen, die sich dauernd über den zu hohen Anspruch des Unterrichts beklagen und jammern, wenn sie mal eine DIN A 4 seitigen Text lesen sollen, der mehr als 3 Fremdwörter enthält.
@Susanne; vollkommen richtig, wobei ich das Problem mit den Fremdworten eigentlich noch nicht mal so dramatisch sehe, eher gehen in die Umgangssprache zuviele zum Teil stark verballhornte fremdländische Wörter ein. Schlimmer scheint mir tatsächlich zu sein, dass die Sprache vor die Hunde geht. Auch wir hatten in unserer Jugend die Neigung uns sprachlich von den Erwachsenen abzugrenzen, aber das was heute an „Slang“ unter Jugendlichen gepflegt wird, kann einen schon sorgen, mag sein, dass da auch negativee Einflüsse der optischen, sprich Bildmedien eine große Rolle spielen. Aber ich glaube schon, dass die meisten wissen, dass im heutigen Arbeitsleben gerade anspruchsvolle Tätigkeiten schon im Handwerk des Bauens und der Heimelektronik ein konzentriertes Lesen von Gebrauchs- und Bauanleitung äußerst wichtig ist. Und spätesten da kommt es ihnen.
Sicher, am Lande ticken die Uhren immer etwas anders, in diesem Fall sogar günstiger, als in manchen Sozialbrennpunkten von Großstädten.
Sind Christians und Hans-Jürgens Voten nun für oder gegen eine Zukunft der gedruckten Information? Internet, Radio und Fernsehen sind zwar auch nette Informationsmedien für die anscheinend zeitlich total verplante Jugend – FR intensiv lesen dauert schon mal länger als eine halbe Stunde – und es mag auch tatsächlich Leute geben, für die Zeitungen zu „unaktuell“ sind, aber es gibt mehrere Dinge, die eine Zeitung anderen Medien voraus hat:
• In alten Zeitungen kann man Küchenabfälle für die Biotonne einwickeln.
• Sudoku macht in der Bahn aufm Notebook oder PDA nicht so viel Spaß.
• Ein FR-Abo kostet für Studenten genauso viel wie ein Monat GEZ und TV, Radio sowie PC haben die genannten Nachteile.
@Sudoku; gerade für Sudoku ist der Notebook, bzw. der wesentlich kleinere „Palm“ bestens geignet, denn für diesen Quatsch gibt es jetzt Programme und man kann dabei zusehen wie sich langsam dieses „plöttsinniche“ Kästchenspiel von selbst auffüllt! Deshalb bin ich ganz sicher für die FR und den tollen Rätselteil am Samstag. Dieses für mich blödsinnige Sudoku kann mir gestohlen bleiben, aber ich tolleriere allen lieben Zeitgenossen ihre Freude damit.
Seit einigen Tagen schaue ich in diesen Blog, von Neugier getrieben, was hinter dem Namen „Bronski“ steckt. Erst hielt ich das für eine Kunstfigur wie „Chad Kroski“ oder sogar „Borat“, auch ein bißchen „Trotzki“ hätte man vermuten können, aber siehe da, da ist eine muntere Gemeinde am Diskutieren, die freundlich und respektvoll (mit Ausnahmen) miteinander umgeht! Und „Bronski“ scheint ein Mann aus Fleisch und Blut zu sein, der mit behutsamer Hand seine Diskussionsrunden anleitet. Auch scheint Bronski mit einer Engelsgeduld ausgestattet zu sein (auch wenn er manchmal mühsam um Fassung zu ringen scheint, wenn man den Blog über das zukünftige Zeitungsformat nachliest). Kann schon sein, daß ich mich öfters einklinke, scheint Vergnügen zu bereiten.
@Robert B.:
So gesehen, hatten und haben Zeitungen einen Mehrwert. Während des Krieges brachte mein Vater mir von der Ostfront ein Paar Walinki (russische Filzstiefel) mit, die waren mir viel zu groß, aber, mit vielen Zeitungen ausgestopft, bewahrten sie mich vor Erfrierungen. Ein anderes Beispiel: Man mußte kochen, aber Brennstoff war knapp, Strom wurde immer wieder abgeschaltet. Die Kartoffeln wurden angekocht und dann in die Kochkiste gestellt, ein Nest, dick mit Zeitungen ausgeschlagen. Kurz nach der Währungsreform gab es wieder etwas zu essen, im Laden stand ein Faß mit Salzheringen, aber wie heimtragen, es gab kein Packpapier? Eingewickelt in Zeitungspapier ging’s! Ich glaube, das war auch mein erster Kontakt mit der Frankfurter Rundschau! Hering in Frankfurter Rundschau, eine Delikatesse! Sie sehen, mein Verhältnis zu Zeitungen ist elementarer Natur.
Noch was: Unlängst kam ich zu einem Leseerlebnis ganz eigener Art: Ich half beim Renovieren einer Wohnung in der Wittelsbacher Allee in Frankfurt, alles denkmalgeschützte Bauten von 1929. Als wir die vielen Tapetenschichten abgelöst hatten, kam die untergeklebte Makulatur zum Vorschein, Tageszeitungen von August 1929! Tagelang haben wir gelesen, die Renovierungsarbeiten kamen zum Erliegen! Das war Zeitgeschichte pur!
@54,Gunther Seidel; „Zeitungen“, drei wichtige Verwendungsmöglichkeiten haben Sie noch vergessen. Dies wären Herr Seidel, da Sie schon die Nachkriegszeit anführten: Zum einen das gewisse Örtchen wo Zeitungen schön auf „Format“ gerissen, bzw, zerrissen um dann für mehr oder weniger angenehme Art, aber auf jeden Fall wichtige „hinterlistige“ Zwecke verwendet zu werden. Weiterhin kann man für eine Schlafgelegenheit oder auch besondere Notwendigkeit eine Zeitung wie die FR – jedenfalls heute noch, ab Sommer wird dies schwierig sein – aufgefaltet zum Zudecken verwenden. Und nun etwas was in den 80ern des letzten Jahrhunderts plötzlich in Mode kam, zumindest glaubten Einige man könne so das Energieproblem lösen; es gab sogar Geräte dafür. Also die Zeitung(en) wurde(n) in einer Wanne in Wasser eingeweicht und dann in Form gebracht – also auch ein besonderes Format, in etwa Brikettform, getrocknet und konnte so dann in einem Ofen verbrannt werden. Wir sehen also, eine Zeitung kann vielfältig genutzt werden: Sinnvoll, praktisch und sogar hinterlistig! Wir lernen, was Format hat ist nützlich!
Hans-Jürgen und Gunther, YMMS (you made by sunday, in Anlehnung an den Netzjargon YMMD – you made my day)!
Das mit den Zeitungen unter der Tapete ist immer sehr schön beim Renovieren, vor allem, wenn die Zeitung älter als der Renovierer ist; und damit wären wir wieder beim eigentlichen Thema, dem »Zeitgeist« 😉
Eins noch zu den samstäglichen Rätseln: Die »bildungslücke« ist zwar Dank Wikipedia keine Schwierigkeit mehr, aber man sollte schon soviel Disziplin aufbringen, dort nicht nachzuschauen sondern mit seinen Bildungslücken zu leben 😉
Schönen Sonntag!
@Hans-Jürgen Schulz:
Richtig, hatte ich vergessen, jetzt ist die Erinnerung wieder da an die getrockneten Zeitungskugeln, vielen Dank. Übrigens, das mit der Zeitung mit den vier Buchstaben für die vier Buchstaben, das ging schief, nachdem das Blatt eine lang feucht bleibende Druckfarbe benutzte…(Hoppla, kleiner Ausrutscher, muß ich wieder seriös werden)
Sonntagsgruß an Alle!
@Robert B., „Rätsel“ und Wiki; Selbstbetrug gibt es nicht beim Rätsellösen! „made relaxing“
@ Gunter Seidel:
Sie haben mich durchschaut. Erstens weil ich tatsächlich ein Mensch bin – was auch sonst! – und zweitens, weil meine Geduld in der großen Tabloid-Diskussion tatsächlich ziemlich strapaziert war. Ich darf das wohl zugeben, ohne dass mir hier jemand böse ist, oder?
@ Hans-Jürgen Schulz
Sind Sie Schweizer?
@Bronski; Nein, eher Verbaleur!
@Gunther Seidel; Seriösität ist immer gut! Aber ob die Vierbuchstabenzeitung für die Vier Buchstaben benutzt werden sollte, muss sich in Papiertaschentuchszeiten eigentlich nicht mehr stellen; in der größten Not hilft Gras, man achte dabei aber auf Brennnessel, Disteln, Quecken, Kletten und sonstig anhängliche Kräuter! Gute Verrichtung; ob das Stoiber meinte, „Mit eine Blume im Garten hinrichten“?
@ Hans-Jürgen Schulz
Ich frage nur, weil Sie oben eine Formulierung gebracht haben, die ich eigentlich nur aus dem Schweizerischen kenne
Sie schrieben:
bei Ihnen „am Land“
@62,Bronski, „Schweitzer“; das trifft sich gut Herr Bronski, dass Sie noch einmal nachhaken wegen des Schweitzers. Ich bin nicht schweitzerischer Nationalität, aber man weiß ja nie genau wo unter den besagten Umständen seine Wurzeln sind. Nun noch mal ernsthaft: Es ist ja bekannt, dass die normalen regionalen Umgangssprachen in einer gewissen Weise doch Ähnlichkeiten haben, aber unser uns aufgezwungenes Sprechen, das so genannte Hochdeutsch, aber nicht nur eigentlich eine Kunstsprache ist – sagte neulich jemand, es ist eigentlich eine Schriftsprache die aus mehr oder weniger Kompromissen besteht! Aber was den Anklang von Schwitzerdytsch anbelangt, bzw. was Einfluss auf meine Ausdrucksweise gehabt haben könnte, kann ich nur vermuten; ich hatte nämlich einen Schulkameraden schweitzer Nationalität. Auch könnte sein, dass ich früher zuviel „Emil“ gehört, bzw. gesehen habe. Nun noch einmal etwas zu Schweitzer:
Auf dem Land gab es früher so genannte Rittergüter, bzw. Großbauernhöfe, die auch einen großen Milchkuhbestand hatten. Und diese hatten oft aus der Schweiz stammende Melker; deshalb hatte sich auch „bei uns auf dem Land“ für den Beruf des Melkers der Begriff „Schweitzer“ eingeprägt. Deshalb könnte es sogar möglich sein, dass diese Leute ihre Muttersprache in unsere übliche ländliche Alltagssprache in Nordhessen haben einfließen lassen. Dies was ich eben ausführte ist kein Scherz! mfG H.-J.S.
der herausgeber a. neven du mont sagte kürzlich, die FR sei besser als ihr ruf.
das gegenteil ist richtig, der ruf der FR ist weitaus besser als ihr gegenwärtiger zustand.
gruss
j. krauss
ausserdem kenne ich es so, daß die jeweils letzten kommentare oben einfestellt werden.
jk
@Jochen Krauss; „Ruf der FR“;
entscheidend für den Erfolg einer Zeitung, ist der Ruf einer Zeitung für meine Begriffe überhaupt nicht, schon gar nicht ein guter Ruf und das führe ich im folgenden aus.
Denn die wirtschaftlich wohl erfolgreichsten zusammengefalteten Einzelblätter, also das bekannte Printprodukt mit den vier Buchstaben, hat sicher nicht den besten Ruf. Weshalb hört man denn soviele Zeitgenossen sagen, wenn man sie diese lesen sieht, „Die kaufe ich nur wegen dem Sprtteil“? Also fast mit Scham wird sich quasi entschuldigt, dass man das Springerblatt vor der Nase hat.
Deshalb, Ruf? Nein, Ruf ist nicht wichtig, er bringt Leute höchstens einmal zum Kaufen, danach will Er/Sie sehen, dass seine/ihre Informations-Bedürfnisse gestillt werden und sonst nichts!
Mitte-Links heißt Dummdeutsch. Anstatt nun eine originellere Position als das PDS-Parteiprogramm abzugeben, wird nachgebetet, was vom G-8 Gipfelstürmer bis zum Zottelhippie jeder zu wissen scheint: Dass die USA das Völkerrecht für keine allzu gelungene Institution halten, wirkungsvoll Völkermorde und Terrorismus zu bekämpfen. Was im Falle des Sudans oder Sierra Leones nicht interessierte, sobald die USA involviert sind, hat jeder das Völkerrecht gelesen und weiß seinen Senf dazu abzugeben.
Es ist gut zu wissen, dass die FR eine so „klare“ antiamerikanische Haltung aufrechterhält, und beflissentlich jene Informationen und Positionen unterschlägt, die beispielsweise einen Einmarsch in den IRak nicht nur für legitim, sondern auch für unbedingt geboten erachten ließen.
Deutschland, das nicht einmal den Iran als Problem auf die Agenda erhebt, und den Sudan jenseits weinerlicher Mitleidstouren überhaupt nicht auf Landkarten findet, hat keinerlei moralischen Anspruch, Völkerrecht oder eine Idee, die einmal damit verbunden war, für sich und gegen die USA zu reklamieren.
Der einzige Garant für Freiheit sind momentan die USA und der größte Feind der Islamismus und an dessen Seite linksdeutsche und europäische Flakhelfer.
Vermutlich bleiben die Kosten für die Befreiung des IRak auch weiterhin an den USA kleben, ebenso wie man es den USA und Israel anscheinend überlässt, den Iran zu befreien, oder im Sudan für Ordnung zu schaffen.
Das mächtige Europa gibt mal einen Notgroschen von ein paar Millionen für die „Finanzierung“ einer AU-Truppe in Somalia, aber für Palästina und den Irak meint man, eine gelungene Mischung aus Menschlichkeit, ökonomischer Grundversorgung und Solidarität als Konfliktlösung vorschlagen zu können.
Ich habe die FR erst vor einigen Monaten für mich wiederentdeckt und bin durchaus gespannt auf das neue Format. Es scheint mir zudem eine richtige Entscheidung zu sein, das Feuilleton wieder stärker auszubauen.
Anregen möchte ich an dieser Stelle etwas eher Logistisches: Da viele interessierte Zeitgenossen mehr oder weniger gezwungen sind, die lokale Tagespresse zu verfolgen und sich überdies auch online informieren, machen zusätzliche Voll-Abos mehrerer überregionaler Blätter oft keinen Sinn. Ich selbst gestehe freimütig, die gebotene Textmenge zeitlich einfach viel zu selten in den Griff zu bekommen. Nicht gelesene Artikel stapeln sich so mitunter bis Weihnachten an – Schwachsinn!
Da ich aber nicht vom politischen Diskurs abgehängt werden mag und deshalb auf eine regelmäßige FR-(und SZ-) Versorgung nicht verzichten möchte, liegen mir flexible Abo-Modelle sehr am Herzen. Die SZ bietet sowas an. Bezogen auf die FR würde ich analog dazu bspw. liebend gern die Wochenendausgabe mit dem Donnerstag koppeln, weil mich Kino (und momentan das Kultur-Plus) neben dem Samstagskonvolut am meisten interessiert. Vielleicht lässt sich ein solches Abo-Modell (also Wochenende + x) ja im Zuge der momentanen Umbrüche realisieren. Ich jedenfalls wäre an Bord!
Doch wie auch immer: Möge der Redaktion weiterhin hinreichend Spielraum zur Profilierung im schnarchliberalen Presse-Umfeld zuteil werden. Vielleicht kann man dann irgendwann auch auf die ganzseitigen Aldis und Lidls verzichten. 🙂
Und nochwas: Dieses Blog ist genial! Nicht mal die TAZ wagt soviel Transparenz. Und: Bleibt bei dem erfreulich sachlichen Webdesign von fr-online.
@Mark Tykwer;
was die ganzseitigen Werbeseiten anbelangt wird das ja schwieriger in der Tabloid-FR, denn die Seiten sind dann ja nur noch halb so groß! Aber zu Aldi und Lidl ist anzumerken, dass auch ein – wie Meinungsforscher fanden – erheblicher Teil des „Mittelstandes“ an den Sonderangebotstagen und nicht nur an diesen, seine Schritte immer öfters in die Filialen der beiden v.g. lenkt. Deshalb kann die FR nicht darauf verzichten, auch schon garnicht aus einer diesbezüglichen wie auch immer definierten Informationspflicht heraus. Was den Blog anbelangt stimme ich vorbehaltlos zu.
mfG
Ich kauf ja durchaus auch dort ein, so war das gar nicht gemeint. Mein Problem mit den Inseraten ist primär ästhetischer Natur. Sie zersemmeln halt jede Bemühung um gutes Layout. Und Sie werden sich natürlich auch in’s Tabloid rüberretten, wo das Ganze dann noch wuchtiger wirken wird.
Nicht ganz so sekundär, wie mancher vielleicht annehmen möchte. In SZ und FAZ findet sich dergleichen übrigens nie (oder halt nur im Augsburger Lokalteil oder so). Gleichwohl – wenn es dem Überleben der FR dient…
Naja,zum Thema Lidl fallen mir weitere Kritikpunkte ein, über die man sich grundsätzlich aufregen könnte. Die schlecht gestaltete Werbung ist in dem Zusammenhang wohl das kleinere Problem.
@Susanne; ja, richtig, auch ver.di befasst sich (fast) kämpferisch mit Lidl; aber Fakt ist doch, dass laut Presseberichten Lidl im letzten Jahr eine zweistellige (Aldi aber nur einstellig, allerdings bei doppeltem Umsatz) Umsatzsteigerung hatte. Dies lag sicher nicht an Werbebeilagen in der FR; jedoch waren sicher auch Leser der FR daran beteiligt. Aber klar ist jedenfalls, dass die Kunden insgesamt aber auch die Neukunden irgend was Interessantes daran oder davon haben, bei Lidl, aber auch Aldi und den anderen wie Edeka und Rewe usw. und nicht bei den wenigen „Tante EMMA-Läden“ zu kaufen. Und in den Delikatessenläden werden Sie liebe Susanne mich nicht treffen können und wenn ich dort wäre vermutlich ich Sie – mit Verlaub – auch nicht.
mfG
@ Mark Tykwer
„Bezogen auf die FR würde ich … liebend gern die Wochenendausgabe mit dem Donnerstag koppeln, weil mich Kino (und momentan das Kultur-Plus) neben dem Samstagskonvolut am meisten interessiert.“
Ich habe mal bei unserem Vertrieb nachgefragt, ob sowas möglich ist. Wir können Ihnen derzeit nur einen Kompromiss anbieten. Die Samstagsausgabe ist im Einzel-Abo erhältlich, die Donnerstagsausgabe können Sie gegen Gutschein am Kiosk mitnehmen. Diese Gutscheinhefte können Sie im Abo beziehen.
Vielen Dank auch für Ihr Lob für dieses Blog. Ist angekommen!!
@ Lidl-Werbung
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob die Discounter-Werbung etwa auch in unserer D-Ausgabe erscheint. Die Discounter wie Lidl und Aldi haben normalerweise kein Interesse an Werbung in überregionalen Medien, sondern wollen ihre Kunden auf lokaler und regionaler Ebene ansprechen. Deswegen sind sie in der SZ auch nur beispielsweise im Augsburger Teil zu sehen.
Und was die Gestaltung dieser Anzeigen angeht – ja, das ist oft genug eine optische Zumutung für das anspruchsvolle Auge. Aber von den Anzeigenkunden so gewünscht!
@Bronski,
1) „Diskounter-Werbung“; jedenfalls in meiner Ausgabe in Nordhessen ist diese Werbung drin, allerdings ist dies erkennbar die Werbung der Ffm-Ausgabe.
2) „Fotos“,
hier Raucherin auf Seite 5;
eine so glücklich schauende Raucherin ist meine ich unpassend zur Überschrift:
„Nichtraucherschutz kommt voran“, es sei denn man würde den medizinisch eindeutig erkannten Folgen auch einen adäquaten Raum geben!
@Bronski:
Gutscheine find ich irgendwie umständlich. Der arme Kiosk-Besitzer – oder?
@Werbung:
Ich wohne mitten in NRW und daher ziemlich unhessisch. Die Diskonter-Inserate sind meines Wissens im regionalen Teil geschaltet, den ich aufgrund bestimmter redaktioneller Beiträge aber eigentlich gar nicht missen möchte (z.B. wg. des Cohn-Bendit-Interviews zur OB-Wahl in FfM am vegangenen Samstag).
Regional zu differenzieren macht bei Aldi allerdings schon deshalb Sinn, weil das Albrecht-Imperium in Nord und Süd unterteilt ist. (Die Anzeigengestaltung darf indes als gleichermaßen gruselig bezeichnet werden.) Gleichwohl bekomme ich in der FR dennoch stets die Angebote für die Sektion Süd zu Gesicht, obwohl bei uns der Nord-Albrecht regiert – und deshalb blättere ich die bunten Seiten nach Möglichkeit einfach in die Tonne. 😉