Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Jahr 2025 neigt sich seinem Ende zu, und 2026 steht am Start, mit allen Ungewissheiten. Schon 2025 hat viele von uns irritiert bis verwirrt, weil die gewohnte Ordnung zur Disposition gestellt wurde. Dies wird im kommenden Jahr wohl kaum anders.
Um so wichtiger ist es, dass man sich einbringt, mitredet und auf die Dinge diese Weise mitgestaltet. Denn es stimmt nicht, dass sich die Macht der einzelnen Menschen darauf beschränke, alle paar Jahre mal irgendwo ein Kreuzchen zu machen. Jede und jeder von uns hat in unserer Demokratie vielfältige Möglichkeiten mitzugestalten – in Gruppen und Runden jeder Art, in Kirchen wie in Parteien, in NGOs, auf Demonstrationen und natürlich auch publizistisch in Gestalt von vielfältigen Redebeiträgen. Niemand ist gezwungen, das gestalterische Feld denen zu überlassen, die laut schreien und aggressiv auftreten.
In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihre zahlreichen, engagierten Zuschriften für das FR-Forum und Beiträge im FR-Blog. Viele waren von nachdenklichem Charakter und wunderbare Beispiele dafür, dass die Äußerung von Meinung auch in einem Duktus erfolgen kann, der Austausch ermöglicht. Ich lade Sie gern dazu ein, im kommenden Jahr genauso weiterzumachen. Melden Sie sich, bringen Sie sich ein. Ihnen allen wünscht die Forum-Redaktion friedliche, fröhliche Feiertage. Kommen Sie gesund ins nächste Jahr. Ihr
Lutz „Bronski“ Büge
x
Pazifismus ist keine Lösung in einer gewalttätigen Welt
Die Ausgabe der FR vom 17.12 enthält gleich drei Leserbriefe (siehe oben) zum Ukraine-Krieg und zur EKD-Friedensdenkschrift, die meinen entschiedenen Widerspruch provozieren! Wenn etwa Jochen Stürznickel aus Köln die altbekannte Leier von den zu berücksichtigenden russischen Sicherheitsinteressen auftischt. Dabei geht es beim völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands ausschließlich um Putins Machtinteressen! Es dient doch nicht der Sicherheit Russlands und seiner Bevölkerung, wenn Hunderttausende junger Russen in diesem Krieg verletzt oder sogar getötet werden oder außer Landes fliehen! Gleiches gilt für die Schäden und Kosten, die der Krieg in bzw. für Russland verursacht. Stichworte: Sanktionen, Kriegswirtschaft u.a. Von den langfristigen Folgen, z.B. dem Verlust von Absatzmärkten, ganz zu schweigen!
Wenn Martin Singe aus Bonn lieber für einen ungerechten Frieden plädiert, weil er glaubt, dadurch einen unendlichen Krieg verhindern zu können, dann widerspreche ich ihm ebenfalls vehement. Denn ein ungerechter Friede wird den Aggressor Putin in seiner Auffassung bestärken, dass sich mit einer brutalen Kriegsführung geopolitischen Ziele erreichen lassen. Mein Ansatz, der mich schon Ende der 60er-Jahre veranlasst hat, den Wehrdienst nicht zu verweigern, sondern abzuleisten, zielt darauf ab, einen Krieg erst gar nicht beginnen zu lassen, durch Verhandlungen, wo es einen Partner gibt, der ernsthaft verhandeln will, gleichzeitig aber auch durch eine glaubwürdige Abschreckung, die einem potentiellen Aggressor signalisiert, dass sich ein Krieg für ihn nicht lohnen wird! Der Kalte Krieg hat gezeigt, dass Abschreckung funktioniert! Der Angriffskrieg Russlands dagegen ist ein Beleg dafür, dass der Verzicht auf Atomwaffen (durch deren Abgabe an Russland) und eine militärisch schwache Position die Ukraine nicht sicherer gemacht, sondern im Gegenteil Putin zum Angriffskrieg ermutigt haben!
Erschreckend naiv und brandgefährlich zugleich, wenn Gerhard Kern aus Hofheim glaubt, dass allein die Kraft der Gewaltlosigkeit letztlich zu tatsächlicher Sicherheit und echtem Frieden führe!
Der EKD danke ich für ihre aktuelle Denkschrift, die von Frieden nur als ‚gerechtem Frieden‘ spricht und auch klar benennt, dass Pazifismus nicht die Lösung ist für die gewaltsame Welt, in der wir gerade leben.
Erwin Beck, Remshalden
Trump kapert mal eben so einen Öltanker eines Landes, das sicherlich keine Bedrohung für die USA darstellt, und die Europäer haben Bedenken, eingefrorenes russisches Geld zu verwenden, um Putin daran zu hindern, ein Land und deren Bewohner zu kapern. Inklusive aller damit verbundenen unmenschlichen Kriegsfolgen. Die Europäer leben weiterhin in einer Blase der Moralisten und Bedenkenträger, die aufgrund ihrer historischen humanistischen Idealen glauben, die Welt hätte einen Fortschritt erfahren, wenn es um die Sinnhaftigkeit von Frieden, Demokratie und Achtung der Menschenrechte geht. Europa ist auf dem Weg unterzugehen, wie bereits auf ihrem Territorium die Kultur der Griechen, das römische Reich und die industrielle Überlegenheit des 19. Jahrhunderts. Wir wollen keine Wehrpflicht, lassen die russische Schattenflotte uneingeschränkt durch die Ostsee schippern und lassen russische Drohnen über Infrastrukturen kreisen. An einem nicht mehr allzu fernen Tag wird Putin an der Tür der EU-Versammlung klopfen und den verdutzten, heiß diskutierenden Europäern mitteilen, dass sie sich keine weiteren Gedanken machen müssen, da er jetzt das Ganze gerade übernommen hat.
Reinhold Richter, Obertshausen