„Ich möchte mir meine Meinung selbst bilden“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

immer wieder erreichen mich kritische Stimmen, die mit einem Phänomen in der FR nicht einverstanden sind, das sie „Vermischung von Nachricht und Meinung“ nennen. Wir haben hier im FR-Blog bereits einige Male darüber diskutiert, und zwar anhand von Artikeln aus der Feder unseres Korrespondenten Stefan Scholl. Vor einer Weile bekam ich eine Zuschrift, die diese Erscheinung nicht auf einzelne Artikel begrenzt, sondern die ganze FR davon befallen sah:

Liebe FR,

in letzter Zeit wird in meinem Bekanntenkreis von langjährigen Rundschau-Lesern immer öfter die Entdenkung durch Ihre massiven Meinungsvorgaben, die Kommentare imText, in der Überschrift statt reiner Info (die auch linksliberallastig sein kann) diskutiert. Als selbst denkende Wesen bilden wir uns aufgrund guter Informationen
die eigene Meinung. Deshalb stört es uns sehr, dass unsere geliebte Rundschau bereits auf der Titelseite kommentieren lässt. Wofür gibt es denn die „Meinung“-Seiten? Am 2.11. mal wieder: Auf der Titelseite: Nur (schönes!) Bild+Kommentar; auf der zweiten Seite, erste Überschrift: ein Kommentar!
Alfons Müller

Chefredakteur Arnd Festerling antwortete im „Dialog“, einer Rubrik im FR-Leserforum:

Lieber Herr Müller,

vielen Dank für Ihre kritischen Anmerkungen. Sie sprechen ein Thema an, bei dem sich auch die Redaktion noch zurechtfinden muss – so lange machen wir das ja auch noch nicht. Überhaupt nicht imSinn haben wir dabei, unseren Leserinnen und Lesern vorzuschreiben oder auch nur „nahezulegen“, was Sie zu bestimmten
Themen denken sollen. Wer die FR liest, neigt nun einmal nicht dazu, sich von anderen etwas „vordenken“ zu lassen. Auch Ihre Reaktion zeigt ja sehr deutlich, dass wir damit bei unseren Leserinnen und Lesern auf der
Stelle scheitern würden.
Die Gründe liegen vor allem im rasanten Wandel der Medienwelt. Es gibt wichtige Themen, die auf die Seite Eins der Zeitung gehören, die aber jeder von Ihnen kennt, wenn morgens die Zeitung auf demTisch liegt. Manche Nachrichten, etwa vomVormittag des Vortages, sind fast 24 Stunden „alt“. Die reinen Fakten sind den
meisten Leserinnen und Lesern Internet, Radio und Fernsehen bereits gut bekannt. Natürlich ist es dennoch Aufgabe, ja Pflicht einer Tageszeitung, die Fakten zu berichten – aber auf der Seite Eins?
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Unsere Bemühungen
gehen dahin, Ihnen immer etwas Neues auch zu den „älteren“ Themen anzubieten – in diesen Fällen einen Kommentar, ein sehr analytisches, meinungsstarkes Stück, mit dem man sich 0auseinandersetzen, an dem man
sich reiben kann. In der Praxis geht das mal mehr, mal weniger gut. Ein Kommentar auf der Eins muss sehr viel faktenreicher und analytischer sein als einer auf der Kommentarseite. Schließlich ist es, wie Sie zu recht sagen, der erste Text zu demThema in der Zeitung. Er muss in das Thema einführen, vielleicht eher analytisch
Hintergründe beleuchten, als zuerst die Meinung zu transportieren.
Dass das in der Praxis auch immer so hinhaut, wie wir es uns ausgedacht haben, daran arbeiten wir noch. Es geht aber zu keiner Sekunde darum, Ihnen vorzuschreiben was Sie denken sollen. Diese Überlegung ist uns Rundschaulern sozusagen wesensfremd. Und, wie gesagt: Keiner kann Ihnen vorschreiben, was Sie denken sollen.
Arnd Festerling, Chefredakteur

Das zog folgende weitere Leser-Reaktionen nach sich, die ich hier und am 30.12.16 im Leserforum veröffentlicht habe:

Liebe Redaktion,

da moniert – wieder einmal – ein Leser die ständige Vermengung von Bericht und Kommentar in der Frankfurter Rundschau. Und was antwortet der Chefredakteur? „Die reinen Fakten sind den meisten Leserinnen und Lesern durch Internet, Radio und Fernsehen bereits gut bekannt.“ Ja, lieber Herr Festerling! Wenn mir die Fakten bereits auf diese Weise gut bekannt wären, wozu leiste ich mir dann noch den Luxus, eine Zeitung zu halten wie z.B. die Frankfurter Rundschau? Und wenn mir die Fakten bereits gut bekannt wären, dann kann ich mir doch meine eigene Meinung selber bilden und bräuchte mich von der Frankfurter Rundschau nicht über die ideologisch „richtige“ Meinung belehren lassen.
Wolfram Siegel, Frankfurt

Es ging nicht um die deutlich als Kommentar gekennzeichneten Meinungsartikel auf der ersten Seite – da kann ich Ihnen, Herr Festerling, durchaus in ihrer Antwort folgen –, sondern um die politischen und anderen Informationsartikel, die schon seit längerem nicht mehr zwischen Meldung und Meinung trennen. Und das macht auch mir die FR, die ich seit 45 Jahren fast täglich lese, immer wieder zum Ärgernis!
Jürgen Reichel-Odié, Frankfurt

Ich finde es sehr richtig, dass Sie schreiben, die FR wolle ihren Lesern keine Meinung vorschreiben. Ich bin allerdings erstaunt, dass Sie beim Thema Informiertheit anscheinend einem deutlichen Fehlurteil über Ihre Leser unterliegen. Da wir wissen, dass selbst Rentner wenig Zeit haben, können wir davon ausgehen, dass es sich bei den Lesern ganz allgemein um viel beschäftigte Leute handelt. Es stimmt einfach nicht, dass die „reinen Fakten den meisten Leserinnen und Lesern aus Internet, Radio und Fernsehen bereits gut bekannt“ seien. Die Zeitung ist eine gut handhabbare und auch angenehme Informationsquelle. Also, lieber Herr Festerling, mein Wunsch wäre, weniger allgemeine Themen auf den ersten Seiten, kein so großes Bild auf S. 1, und dafür insgesamt mehr Informationen.
Klaus Mäding, Witten

Arnd Festerlings Antwort auf diese drei Zuschriften erschien in derselben Ausgabe der FR:

Liebe Leser,

es gibt kein Missverständnis, das es nicht gibt. Danke für den Hinweis, Herr Mäding. Deswegen möchte ich noch einmal ganz deutlich sagen: Die Zeitung liefert Information und zuallererst Information. Das ist unsere Aufgabe, das ist, was unsere Leserinnen und Leser wollen, das ist, was wir wollen. Als ich von „bekannten Fakten“ sprach, meinte ich ausdrücklich Ereignisse von herausragender Bedeutung, über die am Vortag schon viele Stunden berichtet wurde, ohne dass sich an der Faktenlage viel geändert hätte. Da haben wir natürlich ein Problem, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf der Seite Eins eine Nachricht lesen, in der nichts steht, was man nicht schon 24 Stunden vorher gehört hat. Meine Zuspitzung diente der Verdeutlichung.
Insofern haben Sie, Herr Siegel, natürlich Recht. Sie irren allerdings, wenn Sie der FR unterstellen, wir wollten Sie über die ideologisch „richtige“ Meinung belehren. Das wollen wir nicht und tun es auch nicht. Hingegen können Sie von uns als FR erwarten, dass wir eine Haltung haben, die sich auch in der Zeitung niederschlägt. Zum Beispiel schon bei Auswahl und Gewichtung unserer Themen, aber auch mit der einen oder anderen wertenden, einordnenden Bemerkung. Das machen wir in unserer politischen Berichterstattung übrigens nicht erst heute so.
Das aus meiner Sicht entscheidende Problem spricht Herr Reichel-Odié an. Eine Nachricht kann und soll oft auch einen analytischen Aspekt transportieren, schließlich kennt sich nicht jeder mit jedem Thema gleich gut aus. Dieser analytische Teil gerät uns hin und wieder zu meinungslastig. Das kann die Überschrift, Unterzeile oder auch bestimmte Textstellen betreffen. Da müssen wir noch aufmerksamer und sorgfältiger vorgehen. Denn zugegeben: In den Zeiten des „meinungsstarken“ Internets verschieben sich hier die Grenzen allzu leicht in die falsche Richtung.

Arnd Festerling, Chefredakteur

fr-balkenUnd was meint Bronski dazu? Vier Thesen!

  1. Es gibt keine neutrale oder objektive Berichterstattung. Der Versuch einer solchen würde zur Profillosigkeit führen.
  2. FR-Leserinnen und -Leser schätzen es, dass ihre Zeitung eine deutlich erkennbare Haltung an den Tag legt: für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte, für ökologische Weiterentwicklung, gegen Raubbau und Ausbeutung. Sie wollen, dass sich diese Haltung in ihrer Zeitung niederschlägt.
  3. Das Konzept „Tageszeitung“ ist in Online-Zeiten einem erheblichen Evolutionsdruck ausgesetzt. Will die Tageszeitung eine Zukunft haben, muss sie an der Schärfung ihres publizistischen Profils arbeiten.
  4. Wir sind nicht perfekt und kennen keinen Königsweg, um Qualitätsjournalismus in die Zukunft zu führen, aber wir sind offen für Anregungen und suchen die Diskussion. Eines scheint klar: Die Lösung liegt nicht in der Vergangenheit.

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12 Kommentare zu “„Ich möchte mir meine Meinung selbst bilden“

  1. Ich gehöre auch zu den Lesern, die eine striktere Trennung von Meldung und Kommentar befürworten.
    Ich vermute jedoch, dass ich zu einer Minderheit gehöre. Leserbriefe mit dem Tenor «Das möchte ich in meiner FR nicht lesen» deuten für mich eher daraufhin, dass die meisten Leser ihre Meinung in der Zeitung reflektiert sehen wollen. Ein Beispiel war der leicht ironische Artikel über eine Anti-CETA-Demonstration, der wütende Leserbriefe auslöste.
    Eine Zeitung muss sich aber an der Mehrheit ihrer Leser orientieren, sonst überlebt sie wirtschaftlich nicht.

  2. Meiner Ansicht nach sollte eine Zeitung sich schon schwerpunktmäßig einer politischen Richtung zuordnen lassen. Andererseits muss aber auch ein breites Spektrum von Meinungen abgebildet werden, z.B. durch Gastbeiträge, die auch deutlich als solche zu erkennen sind (z.B. von Arbeitgeberseite).
    Die Aussage „Das möchte ich in meiner FR nicht lesen“ kann ich nicht nachvollziehen, denn woran soll sich eine Diskussion in Form von Leserbriefen oder im Blog den entzünden, wenn sich alle von vornherein einig sind?

  3. Da die konservativen und neoliberalen Blätter (von Welt bis Spiegel) mit eindeutiger Meinungsmache den deutschen Zeitungsmarkt beherrschen, sollte die FR, die mit dem Anspruch „Linksliberal“ angetreten war, doch so mutig sein, einen Gegenpol darzustellen, daher meine Zustimmung zu den vier Thesen von Bronski.

  4. Hier im Blog da dürft ihr meinen,
    liebe Leser, seid so frei!
    Doch so tut’s mir immer scheinen:
    Bronskis Meinung zählt für drei.

  5. Den vier Thesen von Bronski ist wenig hinzufügen. Eine Zeitung muss eine erkennbare Haltung haben, muss sich keiner Mehrheitsmeinung anbiedern, darf damit auch anecken und für Reibungsflächen sorgen. Sie muss nicht perfekt sein. Die Lösung und den Weg gibt es nicht. Es gibt m.E. durchaus das Eine oder Andere, was aus der Vergangenheit zu lernen ist: Ausführlichkeit und die Zeit. Ich muss nicht jedes Ereignis im Galopp erfahren, auch nicht unmittelbar. Junkies sind wir schon genug. Das vorherrschende Internet-Tempo ist keinesfalls sakrosankt. Ich erinnere an Worte Adornos: „Wer denkt, setzt Widerstand“.

  6. Guten Tag !

    Haltung hin, Haltung her. Meiner Meinung nach geht es bei der häufiger geäußerten Kritik am Journalismus nicht unbedingt darum, dass man eine bestimmte Haltung hat und dieser Haltung im journalistischen Rahmen nachgeht (also bei der Themenwahl oder eben auch in Kommentaren). Die FR war z.B. eine der wenigen überregionalen Zeitungen die über das Weltsozialforum in Montreal berichtet hat. Damit wird auch eine Haltung deutlich gemacht- und ich glaube, das wird auch niemand kritisieren- im Gegenteil: Wegen dieser Haltung lesen die FR-Leser die Zeitung ja.

    Man sollte sich ja als Journalist eigentlich laut dem berühmten HaJo Friedrichs nie mit einer Sache gemein machen. Und von dieser Linie weichen mMn schon einige Journalisten (nicht nur aber auch) in der FR ab. Stefan Scholl wurde hier ja schon erwähnt.

    Natürlich betrübt/ärgert/stört mich so etwas deutlich weniger, wenn sich ein Journalist mit einer Sache „gemein“ macht, mit der ich einverstanden bin.

    Ich nehme aber einmal die heutige Ausgabe der FR als Beispiel für den (gar nicht so) unterschwelligen Versuch, Meinung außerhalb der Kommentarseiten zu machen.

    Heute wird auf Seite 1 Herr Decker tätig, um mal wieder (das kann man objektiv eben nicht anders sagen) gegen Sarah Wagenknecht anzuschreiben (…).

    Nun kann man gerne zu Sarah Wagenknecht stehen wie man will. Ich räume aber ein, dass ich ganz anders zu ihr stehe als Herr Decker und ich räume auch ein, dass ich die Wagenknechtartikel von Herrn Decker nicht zuletzt deshalb auch sehr kritisch betrachte.

    Was stört mich nun an dem Bericht auf Seite 1 von heute?

    Schon der erste Satz ist „Meinungsmache“: „In der Linkspartei ist der Unmut groß…über Sahra Wagenknecht…“. Woran genau macht Decker denn fest, dass der Unmut „groß“ ist? Wie kommt er darauf? Wie misst man denn bitte „Unmut“?

    Richtig wäre es gewesen zu schreiben, dass es bei einzelnen Mitgliedern der Linkspartei Unmut über Wagenknecht gibt.

    Das klingt dann natürlich ganz anders aber leider würde sich ein solcher Satz für die Absicht von Decker, Sahra Wagenknecht wegzuschreiben (zuletzt hatte Herr Decker ja auch die Erleuchtung in einem Kommentar, dass die Linke Sahra Wagenknecht nicht brauchen würde- und das versucht er eben immer wieder leider auch in seinen nicht als Meinung gekennzeichneten Artikeln klar zu machen), weniger gut eignen also muss der Unmut in der Linken eben „groß“ sein.

    Und dieser Unterschied ist eben keine Petitesse sondern für den Gehalt der Nachricht von Bedeutung. Wenn sich wieder einmal Stefan Liebich gegen Wagenknecht in Stellung bringen lässt, ist das jedenfalls wahrlich keine Überraschung und dass der „unmütig“ über Wagenknecht ist, ist nix Neues. Aber Stefan Liebich und zwei andere ebenfalls schon länger als ausgewiesene Gegner von Wagenknecht bekannte Linkenpolitiker machen eben noch keinen „großen“ Unmut aus (es ist ja auch nicht wirklich überraschend, dass drei ausgewiesene Gegner sich gerne zu Wort melden, wenn es gegen ihr „Hassobjekt“ geht- das ist in anderen Parteien nicht anders).

    Als zuletzt Herr Decker Frau Wagenknecht kritisiert hatte, hatte er auch auf irgendeinen Aufruf im Netz verwiesen (Sahra, es reicht!), den dann soundsoviele Mitglieder der Linken unterschrieben hatten- auch das sollte ein Beleg dafür sein, wie umstritten Wagenknecht in der Linken ist bzw. wie ungeeignet sie dafür ist, die Fraktion zu führen und die Partei in den Bundestagswahlkampf zu führen.
    Dann gab es eine Gegenpetition im Netz (Wir für Sahra) mit weit, weit mehr Unterzeichnern und diese wurde von Herrn Decker nicht mehr erwähnt (sicherheitshalber). Wäre dann ja auch für die Agenda des Herrn Decker irgendwie unpassend.

    Dann schreibt Herr Decker einen weiteren Satz, der Stimmung machen soll: „Beifall kommt dagegen vom NRW-AFD-Chef Marcus Pretzell.“
    Das ist natürlich nicht falsch aber erstens hätte ein objektiver Bericht auch darauf hinweisen müssen, dass es auch in der Linkspartei Zustimmung zu den Äußerungen von Wagenknecht gegeben hat (Sevim Dagdelen, siehe Tagesspiegel) aber der Satz hat ja eine „Metaebene“. Nach Meinung von Herrn Decker passt Sarah Wagenknecht eben besser zur AFD- von dorther bekommt sie ja auch Beifall als zur Linken (wo der Unmut über sie groß ist). Fertig ist das (einfache) Gedankengebäude des Herrn Decker.

    Es mag sein, dass Herr Decker diese Meinung vertritt aber ich finde nicht, dass die FR dieser Meinung eines Journalisten der DuMont Haupstadtredaktion erlauben sollte, seinen kleinen Privatfeldzug gegen Sahra Wagenknecht auf der Titelseite der FR oder in anderen „Nicht-Meinungs-Artikeln“ auszuleben.

    Und das allerschlimmste ist, dass Herr Decker dieses „Wagenknechtbashing“ ja schon seit Monaten betreibt. Ständig stichelt er in seinen Beiträgen gegen sie. Das ist nicht nur langweilig und vorhersehbar sondern vor allem eben auch kein guter Journalismus und erst recht nicht Ausdruck einer Haltung sondern einer persönlichen Meinung bzw. Empfindung!

    Er kann gerne seine Meinung zu Sahra Wagenknecht in einem Kommentar darlegen (wobei sich dann auch wieder die Frage nach der Haltung der FR stellen würde, denn wem, der mit der aktuellen Politik der GroKo nicht zufrieden ist und in der AFD keine Alternative sieht, ist denn bitteschön damit geholfen, wenn man die mit Abstand populärste Politikerin der Linken versucht „runterzuschreiben“?) aber er sollte nicht ständig irgendwelche Artikel über sie produzieren, die eben nicht objektiv sondern vorhersehbar einseitig sind.

    An diesem Beispiel ist auch erkennbar, dass nicht nur die einzelnen Artikel selber „Meinung“ enthalten können sondern dass auch die Themenwahl selber schon „Meinung“ machen kann- und erst recht die Platzierung der Themen auf Seite 1.

    Sowas hat mMn mit Haltung oder dem Versuch, Profil zu zeigen, aber auch rein gar nix zu tun.

    Mir ist klar, dass die Unterscheidung recht schwierig ist aber im Fall Decker ist es das sicher nicht. Einseitigkeit ist keine Haltung !

    (…) Passage gelöscht, Anm. Bronski

  7. An AH

    Einspruch! Ich finde es genau richtig, dass die FR Frau Wagenknecht kritisch anfasst. Die Frau wird meines Erachtens hoffnungslos überschätzt. Hin und wieder sagt sie mal was Kluges zur Wirtschaftspolitik, aber dann auch solche Sachen, die man nur als populistisch bezeichnen kann.
    Sobald Herr Decker mal wieder was Kritisches über sie geschrieben hat, ist das Leserforum voll von Wagenknecht-Fans, als wäre die FR die Hauspostille der Linken. Es ist gut, dass im journalistischen Teil auf Abstand geachtet wird. Wenn Frau Wagenknecht Unsinn redet, muss der auch so bezeichnet werden. Ich wundere mich immer wieder, wie unkritisch die Menschen bei dieser Frau werden. Das sieht doch jeder auf den ersten Blick, dass die in erster Linie in eigener Mission unterwegs ist. Für die Partei ist sie eine Belastung.
    Deswegen hat mir der Kommentar von Christian Bommarius von gestern auch ganz gut gefallen. Nur ein paar Worte, und schon ist dem populistischen Geschwätz die Hose runtergezogen. Leute wie Wagenknecht sind gefährlich für unser Land!

    http://www.fr-online.de/aktuelle-kommentare/kommentar–die-blaue-sahra,30085308,35060360.html

  8. Hallo Herr Briem !

    Die Überschrift zu diesem Thema lautet ja „Ich möchte mir meine Meinung selbst bilden“.

    Insofern akzeptiere ich Ihre Meinung zu Frau Wagenknecht selbstverständlich. Ich habe mich in meinem Beitrag (den man entsprechend natürlich ja auch nicht gutheißen muss), ja auch sehr bewusst nicht auf den Kommentar von Herrn Bommarius bezogen sondern auf die Artikel von Herrn Decker, insbesondere den auf Seite 1.

    Auf Seite 1 erwarte ich objektive Berichterstattung und nicht Meinung- darum geht es hier in dieser Diskussion ja auch- falls ich das richtig sehe. Und ich für meinen Teil finde, dass der Artikel von Herrn Decker eben versucht, eine Meinung (seine Meinung) an den Mann zu bringen.

    Dass ich zu Frau Wagenknecht eine andere, positivere Meinung habe als ganz offensichtlich Herr Decker und Sie, habe ich ja ganz offen eingeräumt. Insofern finde ich auch den Kommentar von Herrn Bommarius natürlich nicht gut sondern eher peinlich- aber darüber wollte ich gar nicht diskutieren.

    Auf der Meinungsseite darf jeder Journalist seine Meinung darstellen- die Bewertung obliegt dann eben dem Leser und was dem einen gefällt, missfällt dem anderen schon einmal.

    Aber ich würde mich schon sehr dagegen verwahren wollen, dass ich nur deshalb eine andere Meinung als z.B. Sie habe, weil ich ein unkritischer Wagenknecht-Fan wäre. Ich komme mit der gleichen Berechtigung wie Sie zu einem ganz anderen Schluss: Mehr Wagenknecht wäre sehr gut für dieses Land- aber darum gehts hier ja eigentlich gar nicht;-)

    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

  9. @Stefan Briem
    „Die Frau wird meines Erachtens hoffnungslos überschätzt.“ Ich stimme Ihnen zu und gerade deshalb finde ich drei Artikel in einer Ausgabe etwas viel.
    Der Kommentar von Herrn Bommarius hätte gereicht.

  10. An AH und Stefan Briem:
    Ich mische mich ein zwischen den beiden Standpunkten oben und kann AH’s Wahrnehmung durchaus teilen, dass Markus Decker nicht besonders gut auf Sahra Wagenknecht zu sprechen ist. Was ich aber nicht weiter schlimm ist. Eine Personenschelte gegen eine Linke, in dieser hervorgehobenen öffentlichen Präsenz, muss möglich sein, ohne damit die Linke zu denunzieren, was Decker auch nicht tut. Wenn Wagenknecht zum Beispiel schon Beifall von der AfD (Pretzell) bekommt für ihre Aussagen zur Begrenzung und Kontrolle der Flüchtlinge, dann kann man schon mal nachdenklich werden. Und Wagenknecht sollte das auch. Das ist nicht der einzige Vorfall, bei der man bei der jetzigen Spitzenkandidation der Linken stutzig geworden ist. Ich habe an anderer Stelle schon gesagt, dass ich aus ihr nicht wirklich schlau werde, auch wenn sie, wie jüngst, wie alle Gegnerschaften von Merkel im rechten und halbrechten Lager, der Bundeskanzlerin die Schuld bzw. die „Mitverantwortung“ für den Terroranschlag in Berlin gibt. Was soll das?
    Stefan Liebich und Jan van Aaken, die aus der eigenen Partei Wagenknecht kritisieren, sind kluge politische Leute. Die machen das nicht, weil ihnen so danach ist. Sahra Wagenknecht ist eigentlich keine Politikerin. Sie ist eine Intellektuelle und im Grunde sehr bürgerlich angehaucht. Und das macht auch einen Teil ihrer Popularität aus. Bis zu den Bundestagswahlen wird sie noch viele Federn lassen, weil sie den Linken mit ihrem Vorpreschen noch viele Sorgen bereiten wird.
    Ansonsten teile ich AH’s Vermengung der Ebenen Haltung, Meinung(mache) und Wagenknechtkritik (Decker)nicht. Das ist mir zu sehr auf dieses spezielle Personenthema zugeschnitten.
    Mit Stefan Briem’s Aussagen komme ich da eher zurecht, weil ich wie oben gesagt, die berechtigten Kritikpunkte an Sahra Wagenknecht auch sehe. Ja, sie ist häufig populistisch in ihren Äußerungen und damit sehr widersprüchlich.
    Gefährlich für unser Land ist sie so nicht, aber sie ist wenig hilfreich für ihre eigene Partei. Wenn sie schon in einer Diskussion mit der AfD-Chefin Frauke Petry nahezu zu übereinstimmenden Ergebnissen (Flüchtlingspolitik) kommt, dann muss man schon mal tief Luft holen. Siehe oben (Beifall Pretzell).Und irgendwie ist sie auch „in eigener Mission“ unterwegs.
    Warum soll „Linke kritisieren Wagenknecht“ nicht auf der ersten Seite der FR stehen?
    Wir sehen ja, dass dies wohl kein Hintergrundsthema ist.

  11. – Politik S.6 Schweden rüstet gegen Russland
    – Politik S.6 Trump will von Putin respektiert werden

    Weit davon entfernt, AfD–Wählerin zu sein, finde ich unerfreulicherweise täglich Belege für die – schon mehr als subtile – Manipulation der Leser, leider auch durch die von mir sehr geschätzte FR. Auch heute wieder werden in den o.g. zwei Artikeln Vermutungen als unwidersprochene Tatsachen verkauft, dass man darüber fast sprachlos sein könnte.
    Der US-Geheimdienst war zu der Erkenntnis gelangt, „dass der russische Präsident Wladimir Putin höchstpersönlich eine Kampagne zur Manipulation der US-Präsidentschaftswahl im November angeordnet haben soll“. So ein Humbug – als ob Putin nichts Wichtigeres zu tun hätte als den Ausschlag bei den US-Wahlen zwischen Pest und Cholera zu forcieren. Wer glaubt zudem eigentlich wirklich, was der US-Geheimdienst uns so anvertraut?
    Und es geht unisono weiter: „Rüstet euch für den Kriegsfall, schrieb Schwedens Zivilschutzbehörde MSB kurz vor Weihnachten an alle Gemeinden“. Und Ministerpräsidenten Stefan Löfven schwadroniert weiter von „gezielter Destabilisierung und Desinformation aus Russland“.
    Für alles Übel der westlichen Welt werden derzeit russische Hacker verantwortlich gemacht. Gibt es keine Hacker in der westlichen Welt? Gab es noch keine Hacker-Angriffe aus Israel? Benötigt man tatsächlich als Erklärung „russische Hacker“, um die Misere der westlichen Welt zu erklären? Oder ist man vielmehr gewillt, Russland in die Ecke des Bösen zu stellen, damit man auch hier einen Angriffskrieg anzetteln kann?
    Es ist dieselbe Strategie, mit der uns die Medien die Legitimation für die völkerrechtswidrige Militärinvasion der USA und deren „Koalition der Willigen“ in den Irak eintrichtern wollten.
    Jedes Kind lernt in der Schule im Rahmen der Einübung sozialer Kompetenz Deeskalationsstrategien. Warum sucht man diese Kompetenz bei Politikern so oft vergeblich? Warum geben sich Politiker immer wieder in geradezu verbrecherischer Weise dazu her, das eigene oder fremde Volk in Kriege zu verwickeln, obwohl sie doch geschworen haben, Schaden vom Volk abzuwenden? Haben sie niemals gelernt, friedlich zu agieren, zum Wohle der Menschen? Es gäbe ein reiches Betätigungsfeld, die tatsächlichen Probleme der Menschheit g e m e i n s a m zu lösen.
    Herr Borchert, Herr Fras, Sie machen sich zum Handlanger dieser Kriegstreiberei, wenn Sie Ihrer Meldung keine kritische Betrachtung anfügen

  12. Sehr geehrte Frau Lutz !

    Ich finde Ihren Beitrag sehr zutreffend. Was mich fast noch mehr als die von Ihnen zitierten Berichte irritiert hat, war die Kommentierung von Damir Fras zu den Geheimdienstberichten. Zunächst verweist er darauf, dass die Geheimdienste ja auch den Irakkrieg mit Lügen über Massenvernichtungswaffen forciert haben, um dann zu schreiben: „Man kann jedoch davon ausgehen, dass die US-Geheimdienste daraus eine Lehre gezogen haben.“

    Na ja, die entsprechenden Geheimdienste haben zwar mit Lügen den Tod von Tausenden von Menschen mit verursacht aber sie haben ja nun geschrieben, dass sie sich gebessert hätten. Und das reicht dann auch schon.

    Ich finde das etwas dünn!

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