Wie werden wir und wie sollten wir künftig leben?

In diesem Thread werden sicher noch viele Leserbriefe veröffentlicht werden, denn es geht um eine wichtige Frage: Welche Konsequenzen ziehen wir aus der „Coronakrise“? Wie werden wir, wie sollten wir künftig leben? Dazu gab es hier im FR-Blog bereits eine Diskussion: Die Welt von morgen soll anders aussehen als die von heute. Wir nehmen den Faden wieder auf. Manche Leserinnen und Leser haben mir zwar geschrieben, sie könnten keinen Sinn darin erkennen, jetzt schon über die Welt von morgen nachzudenken, wo man noch nicht einmal sicher weiß, mit welchen Bedingungen und auf welcher Basis wir in diese Welt starten. Doch Gedanken kann man sich trotzdem schon mal machen, zumal einige von uns momentan Zeit dafür haben.

Wir werden harte Verteilungskämpfe kriegen“, sagt der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, denn der ökonomische Shutdown hat viele Opfer hervorgebracht, und weitere werden folgen. FR-Leser Ralf-Michael Lübbers weist in diesem Zusammenhang auf einen „Systemfehler“ hin, wie er es nennt – siehe sein Leserbrief, der unten folgt -: „In Zeiten des Marktfundamentalismus geht es nicht mehr um das gute Leben von möglichst vielen, sondern ausschließlich um den Profit von ganz wenigen.“ Was folgt daraus nach der „Coronakrise“?

Für FR-Leser Dietrich Weinbrenner hingegen steht ein anderer Aspekt im Vordergrund: Die Pandemie lenkt unseren Blick auf längst bestehende Missstände – im konkreten Fall auf die im Schlachtbetrieb, wo die Arbeitsbedingungen für osteuropäische Niedriglöhner schon seit Jahren deutschen Arbeitsschutzregeln spotten. Gerade diese Schlachtbetriebe sind derzeit Hotspots der Sars-CoV-2 Ausbreitung. Grünen-Chef Robert Habeck kritisiert diese miserablen Zustände scharf, Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hätte gern schon längst was gegen diese Zustände unternommen. Was folgt daraus für das Billigfleischland Deutschland?

Update 21. Mai
Leserforum 2 20190916Freitags veröffentlicht das FR-Leserforum aus Solidarität mit der Klimaschutz-Bewegung „Fridays von Future“ Leserbriefe, die sich mit Fragen um die Klimaproblematik beschäftigen. So auch heute. Hier geht es zum pdf der Zeitungsseite.

FR-Leser Manfred Schönfeld sieht den Sündenfall in der Verkehrspolitik und findet: Manchmal ist der Rückwärtsgang nötig. Zum Leserbrief ein bisschen nach unten scrollen! Das gilt auch für die folgenden Zuschriften: Leo Paulheim meint, dass die Corona-Krise nicht dazu dienen darf, fundamentale Sinn- und Zukunftsfragen zu ignorieren. Peter Weidhaas mahnt: Krankheiten sind immer ein Zeichen für ein falsches Verhalten. Manfred Wetzel hat zwei Leserbriefe geschickt, einen über die – wie er es aus den Reaktionen auf die Corona-Krise liest – „Lehrstunde über Heuchelei“ und einen, in dem er umweltfeindliche Gewerkschafter kritisiert. Die erste dieser beiden Zuschriften wurde nicht im Print-Leserforum veröffentlicht. Rainer Wild schreibt über das Abschmelzen des Grönlandeises und den Konsequenzen: „Wir wissen es längst!“ Und Detlef Breitenband kritisiert, dass die FR auch „Fridays for Future“ gelegentlich kritisiert: „Kleinkariert und ärgerlich“.

Alle diese Zuschriften finden sich hier in der Anmoderation (nicht, wie zuvor gehandhabt, als Kommentare in der laufenden Diskussion). Sie können als Aufhänger dienen, um die Debatte über die Zeit nach Corona zu führen.

Hier im FR-Blog werden immer die ungekürzten Versionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.

Updates folgen!

fr-debatteDie soziale Marktwirtschaft muss wieder her!

Herr Merkel sagt: „Es gibt zahlreiche … Kontexte, in denen gefährliche Situationen zum Alltag gehören, aber den Freiheitsrechten der Bürger überantwortet bleiben.“ Und er führt als Beispiel Alkohol-, Raucher-und Verkehrstote an.
Sicher ist es richtig, dass man nicht unnötig in die Freiheitsrechte der Menschen eingreifen darf. Das wäre sonst totalitär. Es stellt sich aber die Frage, warum so viele Gesunde etwas tun, was sie und ihre Liebsten umbringt. Allein durch Rauchen sterben jedes Jahr in Deutschland 100.000 bis 140.000 Menschen.
Sind es tatsächlich freie Bürger, die wohl informiert nach reiflicher Überlegung zur Zigarette greifen, zum Alkohol oder zum schnellen Auto? Nikotin macht so abhängig wie Heroin und Kokain. Jeder zweite Raucher stirbt an einer tabakbedingten Krankheit und verliert dabei im Schnitt 10 Lebensjahre bei schlechterer Lebensqualität im Vergleich zu Nierauchern. Trotzdem fang ich jetzt einfach mal an?!
Ist es nicht vielmehr die Industrie, die aus reiner Profitgier Menschen dazu verführt, Dinge zu tun, die ihnen und anderen objektiv mehr schaden als nutzen?! Werbung hauptsächlich für Tabak, Alkohol, Süßigkeiten und Autos. Zigarettenautomaten. Zusatzstoffe, die die Sucht nach Tabak drastisch verschlimmern. Mit viel Geld betriebene Einflußnahme auf die Politik. Folgenlos kriminelle Mißachtung von Abgasvorschriften (es sterben übrigens weit mehr Menschen an Lärm und Ruß als an Verkehrsunfällen).
Hier zeigt sich ein Systemfehler. In Zeiten des Marktfundamentalismus geht es nicht mehr um das gute Leben von möglichst vielen, sondern ausschließlich um den Profit von ganz wenigen. Darauf ist alles ausgerichtet. Demokratisch gewählte Politiker, deren Aufgabe es sein sollte, für das Gemeinwohl ihrer Wähler und Nichtwähler einzutreten, werden von immer reicher und mächtiger werdenden Marktfundamentalisten unterjocht. Anstatt den Rahmen so zu setzen, daß Menschen würdig leben können, und zwar übrigens nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, dienen sie sich den Lobbyisten der Marktfundamentalisten an.
Corona. Dieseltote. Heißzeit. Hunger. Skavenähnliche Arbeitsbedingungen. In einer Abgasschwade in langer Reihe vor einer roten Ampel zu stehen. Das ist die eine Seite des Neoliberalismus. Nicht mehr wissen, wie man als Superreicher das Geld sinnvoll anlegen kann, ist die andere, nicht weniger häßliche Seite der marktfundamentalen Medaille.
Die gute alte und bewährte (jetzt auch öko-)soziale Marktwirtschaft muß wieder her. Sie ist die zentrale Schraube, an der zu drehen die meisten Probleme unserer Zeit lösen würde.
Freie Bürger brauchen eine geregelte Marktwirtschaft, damit sie ihr Leben auskosten können.
In Corona-Ansteckungs-Zeiten gibt es ein besonders großes Risiko, daß man bei der Arbeit sein Leben für das Falsche opfert: Für eine „Wirtschaft“, die die falschen (nicht nützlichen) Dinge produziert, nur um eine verschwindend winzige Minderheit unbeschreiblich reich zu machen.

Ralf-Michael Lübbers, Marienhafe

fr-debatteMenschenwürde ist nicht für alle

Fleischwirtschaft: „Miserable Zustände“, FR-Wirtschaft vom 18. Mai

Jetzt endlich werden die oft unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der aktuellen „Gastarbeiter“ in Schlachtbetrieben und anderswo so zum Thema, dass sich die Politik zu Wort meldet und auch handelt. Warum erst jetzt? Weil diese Lebens- und Arbeitsbedingungen nun auch Gesundheit und Leben der deutschen Bevölkerung bedrohen. Vorher war dies offensichtlich nicht nötig.
Dass die Menschenwürde unantastbar ist, gilt eben nicht für alle, sie ist reserviert für einen Teil der Menschheit. Hier zieht sich eine Linie von den Kolonialverbrechen bis zu den Globalisierungs–Wirtschafts–Sklaven, ob in asiatischen Textilfabriken oder bei Westfleisch, Tönnies & Co, wo der Mensch zur kostengünstigen Maschine geworden ist.

Dietrich Weinbrenner, Witten

fr-debatteManchmal ist der Rückwärtsgang nötig

Corona-Krise: „Mit gutem Klima in Frieden leben“, FR-Magazin vom 16. Mai

Partikelfilter, Katalysatoren, E10, Blue Motion, Euro-Abgasvorschriften, ja eigentlich auch schon Airbag und Sicherheitsgurt sollten Fortschritt und Akzeptanz sichern. Als moderner Ablasshandel mit Alibifunktion kann man sie aber auch ansehen. Sie beruhigen und fördern gleichzeitig auch wieder den sorglosen Gebrauch! Immer mehr Menschen und das Gemeinwohl kommen dabei jedoch immer weiter unter die vielen Räder. Überproduktion, PS-Rausch und SUV-Luxus verletzen doch alle Gebote der Nachhaltigkeit und gehören an den Pranger. Von zunehmender Hektik, Luftverschmutzung, Lärmbelastung, Verschleiß, Unfällen und Sachschäden ganz zu schweigen. Jetzt ist mal Pause.
Man erinnere sich. Vor 30 Jahren erwog die CDU-Bundesregierung Kohl schon neben dem Kat sogar 100 auf Autobahnen und 80 auf Landstraßen, um die Emissionen zu senken! Auch der Kat wurde erst mal jahrelang blockiert .In Kalifornien gab es ihn schon und Export-Autos bekamen ihn deshalb auch. Der Sündenfall von Wolfsburg im christlichen Abendland wäre schon Anlass genug gewesen, zur Schadensbegrenzung auch Tempolimits wie z.B. vom VCD ( 30/70/100) lange gefordert aufzugreifen. Sofort realisierbare „Software von Dobrindt“ gewissermaßen . Das wäre etwas Sühne, verdiente Strafe und Wiedergutmachung zu gleich. Schließlich wurde der problematische Selbstzünder in Germany erfunden. Wenn jetzt hier weiter nichts geschieht, ist klar, dass sich die Politik bei uns bequem auf Alibis ausruht, weil der öffentliche Druck zu gering ist.
Doch jetzt könnte ja vielleicht doch die Bedeutung des Faktors Zeit dank Corona  viel mehr Beachtung finden. Zeit zum Nachdenken und Ausruhen ist ein Lebenselixier, und der Gang der Sonne sollte den Menschen ein Vorbild sein.
Eine gewisse De-Globalisierung ist angebracht , natürlich nicht bei der IWF-Chefin. Ewiges Wachstum, Ausbeutung und Zeitknappheit sind keine Naturgesetze. Das Gemeinwohl bietet viele Chancen für die Zukunft. Manchmal ist es nötig, den Rückwärtsgang einzulegen. Der FR-Artikel mahnt, die Wendezeit zu nutzen.

Manfred Schönfeld, Germering

fr-debatteFundamentale Zukunftsfragen

Corona hat uns fest im Griff – und wir laufen Gefahr, uns in Diskussionen über das Für und Wider der Maskenpflicht zu verzetteln und dabei das Menschheitsproblem Klimawandel völlig aus den Augen zu verlieren. Um uns herum vertrocknen Wälder und Böden das dritte Jahr in Folge, und wir freuen uns naiv über niedrige Treibstoffpreise. Während die Politik den Aussagen der Virologen blind vertraut, ignoriert sie genau so konsequent die Warnungen der Klimaforscher.
Bei den Milliardenhilfen zur Rettung der Wirtschaft spielen Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit offenbar keine Rolle. Welchen Sinn macht es, Fluggesellschaften mit staatlichen Krediten vor der Insolvenz zu bewahren, wenn auf mittlere Sicht ohnehin ein Überangebot an Flugkapazitäten bestehen wird? Sollen sie etwa mit staatlicher Hilfe weiter steuerbefreites Kerosin für überflüssige Zweit- und Dritturlaube verheizen? Warum finanziert die Kreditanstalt für Wiederaufbau mit Milliardenbeträgen Kreuzfahrtreedereien, die Einwohnerzahlen ganzer Kleinstädte relativ sinnbefreit über die Meere transportieren und dafür hoch giftiges Schweröl durch die Schornsteine ihrer Schiffe jagen, welche im Falle eines Virenausbruchs flugs zu schwimmenden Brutkästen werden? Die Autoindustrie ruft nach einer Neuauflage der Abwrackprämie: Welche Fahrzeugtechnik wollen wir durch Kaufprämien fördern, mit welchen negativen Anreizen könnten wir den Boom der CO2-Schleudern bremsen?
Die Krise erzeugt Handlungsbedarf, das ist unbestritten. Sie ist aber keine Entschuldigung dafür, fundamentale Sinn- und Zukunftsfragen völlig zu ignorieren.

Leo Paulheim, Immenhausen

fr-debatteWarnzeichen für ein falsches Verhalten

Wenn ich die tägliche Berichterstattung in den Medien über die Folgen des Coronavirus mit seinen vorgeschlagenen Gegenmitteln zur Herstellung der Normalität über mich ergehen lasse, dann graust es mich. Denn was ist das für eine Normalität, die wieder hergestellt werden soll: Eine Normalität, die uns in diese Krise geführt hat?!
Ich habe den Eindruck, dass die Regierungsvertreter, die uns mit unsicherem Ernst diese bombastischen Hilfspakete für die Wirtschaft und die leidenden Unternehmen, seien es Gaststätten oder Großunternehmen, präsentieren, nicht an die endgültige Lösungskraft dieses Einsatzes glauben. Wobei sie Recht haben.
Warum ist das so?
Krankheiten sind immer Warnzeichen für ein falsches Lebensverhalten. Wir sollten uns deshalb, auch an unserem eigenen Körper, nicht nur mit den Symptomen der Krankheit beschäftigen, sondern immer auch nach den Ursachen fragen.
Genauso sollten wir es im Falle der Corona Epidemie halten. Dazu müssen wir allerdings die Tatsache anerkennen, dass die Welt, in der wir leben, ein einziger lebender Organismus ist, indem alles, Mensch und Tier, Pflanze und Meer, Luft und Erde durch viele Lebensflüsse miteinander verbunden, ein Ganzes sind.
In diesem Weltkörper haben wir jedoch die letzten zweihundert Jahre wie Vandalen unter dem Diktat des immer mehr, immer schneller, immer höher gehaust. Wir haben die Natur in keiner Weise geschont, die klimatischen Verhältnisse verschoben, die Erde überfordert, die Atemluft verschmutzt, alles was mit technischen Mitteln möglich war, ausgebeutet. Selbst Kriege geführt, die in ihrer technischen Tötungslust grenzenlos waren und sind. Dieses, unser menschliches Verhalten im Weltkörper müssen wir in Augenschein nehmen und verändern!
Seht Ihr nicht, wie die Natur in diesem Frühling aufatmet: Die Bäume erstrahlen in frischem kräftigen Grün, die blühenden Blumen in unseren Parks breiten sich über ganze Felder aus, die Luft ist klar, die Sonne dringt zu uns durch, kaum Lärm durch Flugzeuge und übermäßigen Autoverkehr. Dies alles hat die radikale, leider nur kurzfristige Ausbremsung unserer Lebens- und Wirtschaftformen erreicht. Hier müssen wir ansetzen, um die Ursachen unserer Pandemie zu bekämpfen!

Peter Weidhaas, Mainz

Lehrstunde über Heuchelei

Was ist da aus Anlaß der Coronakrise plötzlich alles möglich und, um da sogleich von Anfang an keinen Zweifel zu lassen, gewiß auch nötig, was angesichts des Klimawandels des Teufels sein soll: „Moralisierung der Politik“, „Verbotspolitik“, „Gefahrenhysterie“, „Freiheitseinschränkungen“, „Bevormundung der Bürgerinnen und Bürger“ usw.
Wir kennen, was in Sachen Klima dagegen gesetzt wird: „freier Fleischverzehr für freie Konsumenten“, egal, was die Massentierhaltung an Emissionen zur Folge hat, und erst recht egal, wie die Tiere darunter leiden, „freie Fahrt für freie SUV-Fahrer“ und „freies Fliegen für freie Urlaubsreisende“, egal, was dabei „hinten herauskommt“, was nach einem Wort des vorvormaligen Kanzlers – und in diesem Falle hat er sicher recht – „immer entscheidend ist“, „freie Fahrt für freie Fuhrunternehmer“ mit denselben Konsequenzen und nicht zuletzt „freie Kreuzfahrten für freie Urlauber“, in diesem Falle egal, was dabei oben heraus kommt und nach unten abgelassen wird.
Und die Kanzlerin? „Mehr Freiheit wagen“, sagte sie in ihrer ersten Regierungserklärung 2005 – jetzt steht sie nicht an, angesichts Corona „drastische Maßnahmen“ zu verlangen, die „zwingend geboten sind“, wohingegen es in der Reduktion der CO2-Emissionen wiederum, wenn’s hoch kommt, äußerstenfalls um’s „Machbare“ geht, „die Bürgerinnen und Bürger nicht überfordert werden dürfen“ und jedes Windkraftrad mindestens 1000 m Abstand von jedem Wohnhaus haben muß, obgleich neuerdings alles verkehrspolitische Heil und aller dazugehörige Segen von der Elektromobilität kommen soll, die zwecks Herstellung und Gebrauch gigantische Strommengen verschlingt und kein einziges Fahrzeug weniger auf die/ auf den Straßen bringt. – Und wenn was dennoch sein muß? „Nur freiwillig“, so die dafür kompetente Spezialistin Julia Klöckner.
Der Vorsitzende der wirtschaftsliberalen Freien Deregulierungs-Partei, abgekürzt „FDP“, steht plötzlich zur Abkehr von der „schwarzen Null“ bereit, freilich im Blick auf seine Mittelstands- und Kleinstunternehmer-Klientel, wohingegen Maßnahmen gegen Klimawandel allein Sache des technischen Fortschritts sein sollen, ja – für den es dann doch wieder massiver staatlicher Subventionen bedarf? Nur solange wie mit der „schwarzen Null“ verträglich oder auch darüber hinaus? Wie dem auch sei – in jedem Falle sollen die an „Fridays for future“ Demonstrierenden den Mund halten, denn sie „verstehen nichts davon“.
Ich kann nur versichern: Es ist wahrlich nicht zynisch gemeint, wenn ich sage: Die öffentlichen Diskurse und Stellungnahmen zu Corona können eine Lehrstunde über die Heuchelei sein, von der die Diskurse und Stellungnahmen in Sachen Klimawandel weithin, wiewohl „Gott lob“ nicht in toto geprägt sind.

Manfred Wetzel, Agathenburg

fr-debatteUmweltfeindliche Gewerkschafter wollen den totalen Markt

Gewerkschaft fürchtet: „Höhere Strompreise?“ und „Die Energiewende ist unumkehrbar“, FR-Wirtschaft vom 2. und 4. Mai

Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis beklagt, „die hohe Ökostromproduktion und der geringe Verbrauch [von was?] führten an der Strombörse zu extrem niedrigen Spotmarkt-preisen. … Der Staat garantiere den Betreibern von EEG-Stromanlagen jedoch marktunab-hängige [!] Vergütungen. … Die Corona-Krise lege ‚die problematische Systematik des EEG-Gesetzes schonungslos offen‘“.
Nicht nur wird die Erzeugung erneuerbarer Energien seit Jahren massiv zurückgefahren – siehe nur die 1000 Meter-Abstandsregel zu Wohnanlagen -, nicht nur sind dadurch über 3000 Arbeitsplätze verlorengegangen – wo bliebt der Protest der IG BCE? -, nein: die Maßnahmen zum Klimaschutz sollen offenbar dem freien Markt überlassen bleiben. – Einen Tag später können diese Gewerkschafter in der FR im Interview mit Frau Claudia Kemfert, Die Ener-giewende ist unumkehrbar, kurz und bündig alle Nötige nachlesen!
In der SPD wurde lange Zeit von den Beton-Sozis gesprochen und so möchte man ja mittlerweile von den Chemie-Sozis sprechen. Doch nicht mal das würde Sinn machen, denn die IG BCE fordert offensichtlich den totalen Markt – jedenfalls dann, wenn es gegen grüne Politik geht. Selbst ein Erz-Beton-Sozi wie der vormalige Hessische Ministerpräsident Holger Börner, der die Auseinandersetzung mit Grünen zunächst mit „Dachlatten“ erleidigen wollte, hat sich (mußte sich?) eines Besseren belehren lassen und ging die erste Rot-Grüne Regierung ein – mit dem Turnschuh-Joschka als Umweltminister. Gespannt bin ich, wie sich die IG Me-tall zu den Forderungen der Auto-Bosse nach selbstredend auf Staatkosten gehende Prämien für den Verkauf von Neuwagen stellt; ich vermute wie gehabt: Privatisierung der Gewinne – Sozialisierung der Verluste!
Und die SPD? Statt endliche eine klare Linie gegen die umweltfeindlichen Gewerkschafter zu ziehen – natürlich aus Angst, die wählen dann AfD, was sie vermutlich ohnehin schon zum Teil tun -, fordern SPD-Spitzen-Genossen einen Teilrückzug aus der NATO. Wo bleibt da auch nur die Realitäts-Kenntnisnahme? Putin ante portas!

Manfred Wetzel, Agathenburg

fr-debatteWir wissen es längst

Klimaschutz: „Keine Renaissance“, FR-Meinung vom 29. April

Das Abschmelzen von Grönlandeis bewirkte alleine 2019 einen Anstieg des Meeresspiegels um zwei Millimeter. Was bewirkt im weiteren das Abschmelzen des ansonsten viel umfangreicheren Eises um den Nordpol und des Südpoleises sowie der Gletscher weltweit und des Permafrosts? Da sind wir jedenfalls schon im guten Zentimeterbreich dabei und wir sollten die geographischen Höhenangaben bald reduzieren. Die Computersimulationen haben das Abschmelzen bisher viel zu langsam dargestellt, so die weitere Erkenntnis. Und da sollen Jugendliche keine Angst um ihre Zukunft haben? Sie werden vielfach mit bissig-dummer Ironie überzogen, genauso wie die Wissenschaftler, die seit fast 40 Jahren (IPCC) versuchen zu erklären, was in wenigen Jahren auf uns zukommt. Wir Älteren machen einfach so weiter. Klimaforschern gegenüber verstecken wir uns hinter einer Donald-Trump-Fake-News-Mentalität in der Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm wird. Eigentlich wissen wir aber schon lange ganz genau, dass fossiles CO2 in der Atmosphäre verbleibt. Zudem zerstören wir Rückbaumechanismen, z.B. den Regenwaldgürtel (BlackRock, chinesischer Rohstoffhunger, EU-Mercosur-Abkommen usw.), abgesehen vom Auftreten immer größerer Waldbrände. Wegen seiner Schädlichkeit treiben wir seit Jahren Handel mit dem CO2-Ausstoß, anstatt ihn massiv zu beschränken und zu verbieten und die längst überfällige Energieumstellung herbeizuführen.

Rainer Wild, Wunsiedel

fr-debatteKleinkariert und ärgerlich

Zu: „Hitze verbrennt Lebensraum“, FR-Wissen vom 9. Mai

Schön, dass die FR den Klimawandel trotz Corona-Krise weiterhin im Blick hat. Bemerkenswert ist aber, dass immer wieder einige der Autoren es nicht lassen können, ihre Probleme mit der jungen Protestbewegung in den unsinnigsten Zusammenhängen kundzutun. So am 14. April Christian Thomas in seinem Artikel über die Neue Heimat („All ihr Fridays-for-Future-Veteranen befragt vielleicht einfach mal eure damals 20-jährigen Ururururgroßeltern“). Und vorher schon am 27. März Markus Decker im Leitartikel (Corona-Partys ziehen „den jugendlichen Moralismus aus der Klimakrisen-Debatte in Zweifel. Der Teenager-Egoismus an der Kasse zeigt: In der Not sind manche Junge eben auch nicht besser.“ – ach ne, sehr überraschend, freitags sind ja auch immer die Jugendlichen (alle) auf der Straße…). Überflüssig, einfach nur überflüssig ist dies und so kleinkariert wie peinlich. Und ärgerlich zu lesen.

Detlef Breitenband, Frankfurt

fr-debatteMehr ehrliche Kritik an der eigenen Politik

Die Welt nach Corona: „Aus der Krise in die Freiheit“, FR-Magazin vom 20. Mai

Die FR bietet eine anregende Serie „Die Welt nach Corona“. Auch der Beitrag von Gert Weisskirchen (20.5.) gehört dazu. So fordert er mehr „internationale Anstrengung“ und „transnationalem Austausch“ zur Bekämpfung der Corona-Krise – aber es fehlt jede Kritik an der US-Politik bezüglich der WHO. Und eine starke, unabhängige WHO wäre ja wohl wesentlich für eine effektive Bekämpfung der Pandemie.
Zudem regt Weisskirchen – unter dem Stichwort „Utopie“ – wie vor ihm etliche andere ExpertInnen eine „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit“ für den Nahen Osten an. Aber warum soll diese von der EU initiiert werden, und nicht von der UNO? Und haben die dafür von ihm vorgesehenen Länder (USA, Kanada, Großbritannien und Russland) u.a. mit den Kriegen in Irak, Libyen und Syrien nicht wesentlich zur Destabilisierung der Region beigetragen? Es klingt zwar ein Hauch von Kritik an, aber nicht mehr: Nach 2001 „startete eine Serie von vorwiegend militärischen Interventionen“, deren Bilanz „ernüchternd gemischt“ sei. Das scheint mir eine arg geschönte Bilanz und die Aussage ist zudem sprachlich interessant: Einen Akteur gibt es scheinbar nicht, sondern es startete …
Die Hunderttausenden Flüchtlinge erklärt Weisskirchen damit, dass „Europäer sich scheu(t)en, die Kriegsursachen einzudämmen…“. Da sind dem langjährigen außenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion wohl wesentliche Informationen zu den o.g. Kriegen abhanden gekommen; denn europäische Staaten waren wesentlich an deren Entstehung und Eskalation beteiligt.
Dazu passt, dass ein Hinweis auf die weltweite Verschwendung von Ressourcen in Rüstung und Kriegen völlig fehlt, mit den USA und der Nato als wesentlichen Akteuren. Dies ist erstaunlich, da Weisskirchen einige Jahre die SPD-Bundestagsfraktion zur AG Rüstungskonversion leitete und auch Sprecher der AG Vereinte Nationen war – an Expertise sollte es also nicht fehlen.
Eine letzte Anmerkung: „Allein der demokratische und soziale Rechtsstaat vermag es, existenziellen Krisen angemessen zu begegnen“. Schön und wünschenswert wäre dies. Aber glaubt Weisskirchen wirklich, dass die Coronapandemie derzeit von den USA besser bewältigt wird als von China?
Zusammengefasst: Für eine bessere Welt nach Corona ist auch mehr ehrliche Kritik an der Politik der eigenen Seite erforderlich.

Gert Sommer, Marburg

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37 Kommentare zu “Wie werden wir und wie sollten wir künftig leben?

  1. Es ist schon sehr lange mein Anliegen, – dass wir endlich über den Status der Billiglohnarbeiter in Deutschland reden müssen, die u.a. auch mit Billigung der Politik in der Fleischindustrie arbeiten müssen. Es dürfte sich überwiegend um Menschen handeln, die dringend darauf angewiesen sind,- und durch die Infektionsgefahr von Covid 19 – wird das noch einmal wie unter einem Brennglas sichtbarer. Abgesehen von der miserablen Tierhaltung, scheint mir diese Debatte, – R.Habeck – wollte den Bürgern das „Fleischessen“ verbieten- reichlich überzogen, und sie wird leider auch nicht sachlich geführt! Worauf die GRÜNEN schon seit langer Zeit zu Recht hinweisen, – dass es unter den gegenwärtigen Bedingungen für Mensch und Tier nicht so weitergehen kann. Die hohe Zahl der verschiedenen Antibiotika, die die Tiere erhalten, sind für Menschen keineswegs ohne erhebliche Risiken! Daher scheint es mir sinnvoll, – endlich sachlich und ausgewogen über dieses Problem zu berichten. Auch, – um Vertrauen zu schaffen, dass so dringend benötigt wird. Es müssen Lösungen her, die das rechtfertigen.

  2. Die Wahlumfragen und die Demonstrationen gegen die Corona Einschränkungen machen eigentlich wenig Hoffnung das sich irgendwas zum Besseren wenden könnte. Die Leute die massive Verteilungskämpfe erwarten werden am Ende wohl recht haben. Wenn man die derzeitigen Wahlumfragen als Grundlage nimmt ist auch klar wer die Verlierer sein werden. Beim Thema Klima und Energiewende bin ich ein bisschen optimistischer. Das hat als Grund, wie Claudia Kemfert die Tage in der FR geschrieben hat, das sie sich inzwischen ökonomisch rechnet. Das aktuelle Thema Fleischfabrik wird nur dazu führen das diese ins Ausland verlegt werden. Ob das dann besser ist möchte ich bezweifeln. Allerdings hat mich das eh gewundert. Ich war der Meinung da hätte man deutlich mehr schon automatisiert. Das könnte auch die Lösung sein.

  3. Die Billiglöhner in den deutschen Fleischfabriken sind sind nur ein winziges Beispiel für die enorme Umverteilung materieller Güter. Seit 4 Jahrzehnten ist fast jede Person auf diesem Planeten gezwungen, unter ihren Möglichkeiten zu leben. Also auch wahrscheinlich fast jeder Leser der Frankfurter Rundschau. Denn so viele der von diesen Menschen in der Vergangenheit, jetzt oder in der Zukunft produzierten Güter kommt nur den ganz wenigen Reichen und Superreichen zugute. Und diese Umverteilung in die falsche Richtung verschärft sich mit jedem Jahr. Mit der Folge wachsenden Elends und einer Zerstörung der für ein gutes Leben für die Vielen notwendigen Infrastruktur. Es droht sogar der Biozid, also das Auslöschen fast jeglichen Lebens.

     

    „Der Markt“ ist das Heiligtum dieser Sekte, die so viel Leben zerstört. „Der Markt“ kann alles. „Der Markt“ kann alles besser. Je unkontrollierter der Markt, desto besser für alle. Je mehr Markt. Markt Markt Markt…Freie Marktwirtschaft. Freiheit. Neue Freiheit. Neue Soziale Marktwirtschaft. Neo. Liberalismus. „Neu“  ist besser als alt. „Frei“ ist besser als unfrei. Konkurrenz belebt das Geschäft. Wettbewerb Wettbewerb Wettbewerb. Der Stärkere möge gewinnen. Der Stärkere ist der Bessere. 

    Der Stärkere ist der Bessere.  Das ist der Grundfehler dieser Polit-Sekte. Der Stärkere ist nicht der mit den besseren Argumenten,  sondern der mit dem mehr Geld. In einer unregulierten Marktwirtschaft bekommen diejenigen, die bereits viel haben, noch mehr. Aber nicht, weil sie die besseren Produkte und Dienstleistungen erfinden und verkaufen. Sondern weil sie mit ihrem vielen Geld ihre Wettbewerber ausstechen können (Stichwort Monopol-und Oligopolbildung) und gleichzeitig über Lobbyismus und Korruption Politiker für ihre Interessen einspannen können. Damit zementieren sie ihre Macht und ihren Reichtum. Mit ihrem Geld bewegen sie Politiker,  Gesetze in ihrem Sinne zu verfassen, wodurch sie noch reicher werden und noch mehr Einfluss auf die Politik nehmen können. 

    Wie das im einzelnen abläuft, können nur investigative Journalisten herausfinden, und auch das nur mit viel Glück.  Denn Lobbyismus darf hierzulande hinter verschlossenen Türen stattfinden. Entscheident für meine persönliche Beurteilung eines politischen Vorgangs ist,  „was hinten rauskommt „, also das Ergebnis. Wem nützt das Ergebnis?

    Das Ergebnis ist,  daß -abgesehen von Raketen- ausgerechnet das klimaschädlichste Verkehrsmittel Flugzeug Milliarden Euro bekommt. Photovoltaik und Windenergie dagegen gehen Pleite. Das Ergebnis ist,  daß für Tabak, Alkohol, Süßigkeiten und Autos mit viel Geld geworben wird. Und die Bahn spricht kaum noch nicht über das Wetter. Das Ergebnis ist,  daß Menschen den Regenwald ausrauben. Und jetzt ein vom Regenwald-Tier auf den Menschen übertragenes Virus Millionen Menschenleben kosten wird. Das Ergebnis ist,  daß Menschen in Bangladesch für einen Sklavenlohn unsere Kleider nähen müssen. Und andererseits osteuropäische Bürger in meinem Nachbarlandkreis Emsland Tiere schlachten. Übrigens,  daß kann ich mir als Vegetarier nicht verkneifen: Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben (Dostojewski glaube ich). Und miserable Arbeitsbedingungen (Lübbers;-).

    Das Problem sind Milton Friedman und die Chicago Boys. Schockdoktrin. Pinochet. Otto Graf Lambsdorff. Das Problem sind Reagan und Thatcher. Sie haben den Neoliberalismus gezeugt und auf die Welt gebracht. Und dann haben sie genialen Streich auf die Linke verübt. Sie behaupteten, wenn die Reichen reicher würden, täten es auch die Armen. Weil sie dann mehr Brotkrümelchen von ihrem Festmahl auf den Boden fallen ließen für den Plebs. Und so wurde aus Willy Brandt Gerhard Schröder und Toni Blair, aus Petra Kelly wurde Joschka Fischer.  Aus ökosozialer Marktwirtschaft wurden wurden 8 Milliarden Dollar pro Monat pro Jeff Bezos.  Und den gibt es nur einmal. 

    Die ganze Lufthansa wurde mit 9 Milliarden Euro „gerettet „. Jeff Bezos braucht etwas mehr als einen Monat, dann ist er um diesen Betrag reicher. Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. Arbeitsbedingungen bei Amazon. Für Kik und Co.

    Ich bin froh, unter Willy Brandt und Helmut Schmidt groß geworden zu sein und nicht unter Erich Honecker.  Ich rede also nicht der Planwirtschaft das Wort. Worauf es ankommt ist das richtige Maß.  Das richtige Maß Markt und das richtige Maß ökosoziale Kontrolle. Hat schon mal funktioniert…

    Sorry, daß ich meinen eigenen Leserbrief kommentiere. Allerdings halte ich das Thema für maximal wichtig. Mit Marktfundamentalismus kann es kein gutes Leben geben. Keinen Klimaschutz. Kein Gesundheitswesen. Keinen Frieden. Kein gutes Leben. Für fast alle Lebewesen.

  4. Jetzt habe ich den Appell vergessen: It,s neoliberalsm, stupid! Es ist der Neoliberalismus, der uns kaputt macht. Jetzt müssen wir kaputt machen, was uns kaputt macht! Ich hoffe ja immer noch, daß die Sozialdemokraten und Grünen endlich tun, was ihre Aufgabe ist. Ökosoziale Politik machen. Nun, an der Regierung sind sie ja schon mal, im Bund und in verschiedenen Länderregierungen. Da die aber dort nix tun, muß man wohl außerparlamentarisch was machen!

  5. zu @ Ralf-Michael Lübbers
    Wir leben in einer Demokratie und in der gibt es keine Mehrheit um das zu ändern was sie gerade durchaus mit recht angesprochen haben. Haben sie mal Wahlumfragen gelesen? Ich denke wenn Frau Merkel noch einmal antritt könnte es für Schwarz/gelb reichen. Damit wäre das bisschen was die SPD erreicht hat dann auch wieder weg.

  6. @hans: Ich bestreite, daß wir in einer Demokratie leben. Demokratie bedeutet, daß jede Stimme gleich viel zählt und jeder die für eine Wahlentscheidung nötigen Informationen besitzt und daß Parteien die Ziele mit angemessenen Kompromissen durchzusetzen versuchen, die man billigerweise von ihnen erwarten kann.

    Natürlich zählt bei einer Bundes-oder Landtagswahl die Stimme von Lieschen Müller genauso viel wie die von Bundeskanzlerin Merkel. Nämlich als jeweils eine Stimme. Vor der Wahl und nach der Wahl haben von Reichen und Superreichen finanzierte Lobbyisten hinter verschlossenen Türen heftigen Einfluss auf die jeweiligen Regierungen genommen, um ihre spezifischen Ziele durchzusetzen. Seit gerd schröder formulieren sie manchmal sogar die Gesetze vor.

    Von konservativen und wirtschaftsliberalen Parteien erwarte ich konservative beziehungsweise wirtschaftsliberale Politik. Deshalb wähle ich sie nicht. Jetzt raten Sie mal, was ich von sozialdemokratischen und grünen Parteien erwarte. Daßsie die S-Klasse von Mercedes loben? Kein Grüner vor Ort in meiner Heimatstadt Aurich an einer Anti-Atom-Demo teilnimmt? Die Vermögens-und Erbschaftssteuer klein gehalten wird? Für eine Bürgerversicherung mit(!) Beitragsbemessumgsgrenze eingetreten wird? Keine Finanztransaktionssteuer eingeführt wird? Wie heißen nochmal die Parteivorsitzenden der SPD? Borjans und Eskens? Ich kenne nur Olaf Scholz („Scholzomat“).

    Vor einigen Tagen lief im Fernsehen eine sehr eindrucksvolle Dokumentation über die Zustände im Flüchtlingslager Moria und ein noch eindrucksvoller Ausschnitt aus dem Film „For Sami“(hoffentlich richtiger Titel), warum die Menschen aus Syrien fliehen. Leider nicht zur besten Sendezeit. Sondern um 23 Uhr. Mein Wecker klingelt morgens um 6.45 Uhr an Arbeitstagen. Wir werden nicht belogen. Wir kommen nur unterschiedlich leicht an wichtige und unwichtige Informationen…

  7. @hans: In Wahlumfragen wollen die meisten Menschen mehr Klimaschutz verwirklicht sehen.

  8. Die FR bietet eine anregende Serie „Die Welt nach Corona“. Auch der Beitrag von Gert Weisskirchen (20.5.) gehört dazu. So fordert er mehr „internationale Anstrengung“ und „transnationalem Austausch“ zur Bekämpfung der Corona-Krise – aber es fehlt jede Kritik an der US-Politik bezüglich der WHO. Und eine starke, unabhängige WHO wäre ja wohl wesentlich für eine effektive Bekämpfung der Pandemie.
    Zudem regt Weisskirchen – unter dem Stichwort „Utopie“ – wie vor ihm etliche andere ExpertInnen eine „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit“ für den Nahen Osten an. Aber warum soll diese von der EU initiiert werden, und nicht von der UNO? Und haben die dafür von ihm vorgesehenen Länder (USA, Kanada, Großbritannien und Russland) u.a. mit den Kriegen in Irak, Libyen und Syrien nicht wesentlich zur Destabilisierung der Region beigetragen? Es klingt zwar ein Hauch von Kritik an, aber nicht mehr: Nach 2001 „startete eine Serie von vorwiegend militärischen Interventionen“, deren Bilanz „ernüchternd gemischt“ sei. Das scheint mir eine arg geschönte Bilanz und die Aussage ist zudem sprachlich interessant: Einen Akteur gibt es scheinbar nicht, sondern es startete …
    Die Hunderttausenden Flüchtlinge erklärt Weisskirchen damit, dass „Europäer sich scheu(t)en, die Kriegsursachen einzudämmen…“. Da sind dem langjährigen außenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion wohl wesentliche Informationen zu den o.g. Kriegen abhanden gekommen; denn europäische Staaten waren wesentlich an deren Entstehung und Eskalation beteiligt.
    Dazu passt, dass ein Hinweis auf die weltweite Verschwendung von Ressourcen in Rüstung und Kriegen völlig fehlt, mit den USA und der Nato als wesentlichen Akteuren. Dies ist erstaunlich, da Weisskirchen einige Jahre die SPD-Bundestagsfraktion zur AG Rüstungskonversion leitete und auch Sprecher der AG Vereinte Nationen war – an Expertise sollte es also nicht fehlen.
    Eine letzte Anmerkung: „Allein der demokratische und soziale Rechtsstaat vermag es, existenziellen Krisen angemessen zu begegnen“. Schön und wünschenswert wäre dies. Aber glaubt Weisskirchen wirklich, dass die Coronapandemie derzeit von den USA besser bewältigt wird als von China?
    Zusammengefasst: Für eine bessere Welt nach Corona ist auch mehr ehrliche Kritik an der Politik der eigenen Seite erforderlich.

  9. Die Meinung von Herrn Nutt, dass es einer soliden Wissensbildung zur Meinungsbildung bedarf, teile ich zwar, aber dieses Wissen allein hilft auch nicht, wenn ich nicht meine Gefühle, die durch diese extreme Situation ausgelöst werden, reflektiere. Die meisten Menschen, die gegen die strengen Corona-Massnahmen auf die Straße gehen, tun dies zwar, weil sie angeblich anderer Meinung sind, tatsächlich handeln viele von ihnen häufig aus einem Affekt heraus. Da helfen Wissen und Bildung nur bedingt weiter, viel mehr wäre es nötig, die eigenen Affekte und ihre Ursachen besser zu verstehen. Herr Nutt spricht auch von seiner Ambivalenz. Ambivalenzen sind auch gefühlsbedingt. In diesem Fall könnten diese sich so äußern – so geht es mir seit Wochen – zwar die strengen Regeln zu akzeptieren, mir aber Sorgen um die Folgen dieser rechtlichen Ausnahmesituation und die Art und Weise, wie sie beschlossen wurden, für die Demokratie zu machen (siehe dazu auch dass Interview mit Nida-Rümelin in der Ausgabe von 19.05.). Die Corona-Krise und ihre Folgen konfrontieren uns doch nicht nur mit dem Virus und in der Folge mit Ge- und Verboten und den Meinungen, welche wir uns dazu bilden, sondern auch mit unserem Demokratieverständnis, mit unserer Lebenshaltung, mit unserer Rolle als Bürger und/oder Konsumenten, mit den Möglichkeiten von Beteiligung an Meinungsbildungsprozessen, mit Zukunftsperpektiven. (Auch wenn ich kein Journalist, kein Talkshowgast oder Influencer bin, möchte ich mit meiner Meinung nicht kalt gestellt sein.) Ich finde, dafür lohnt es sich, auch weiterhin auf die Straße zu gehen, auch mit ambivalenten Gefühlen. Allerdings sollten wir dabei darauf achten, uns nicht von affektgeladenen, durchgeknallen Rechtsradikalen und Nazis vereinnahmen zu lassen.

  10. FR-Blog / Leserforum 27.5.20 / Wissen und Bildung helfen nur bedingt aus der Misere

    Robert Maxeiner weist in seiner Replik auf Harry Nutts These, dass zur Meinungsbildung eine solide Wissensbasis unverzichtbar sei, auf den Affekt, die gefühlsbetonte Äußerung, hin. Letztere kann durchaus auf einer verstandesgeleiteten Überzeugung beruhen. Sie äußert sich lediglich in einer besonders leidenschaftlichen Weise.

    Allerdings erscheint mir für den gesellschaftlichen Diskurs der Bezug auf das, was nachweisbar ist, als unverzichtbar. Das Grundgesetz schützt zwar auch die unqualifizierte Meinungsäußerung als legitime Stellungnahme (Artikel 5, Absatz 1). Absatz 2 schränkt diese Freiheit jedoch insofern ein, als dass sie keinen Freibrief für Ehrverletzung oder Verletzung des Jugendschutzes bedeutet. Aus dem Kontext der Grundrechte geht zudem hervor, dass nicht jedweder Meinungsäußerung automatisch eine staatsrechtliche Unbedenklichkeit zukommt. Darum muss sich jede Meinung, die ernstgenommen werden will, an einem verbindlichen Maßstab orientieren. Nämlich am Grad der intellektuellen Beschäftigung mit der jeweiligen Tatsachenlage.

    Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den permanenten theologischen Streit um Glauben und Wissen. Der evangelische Theologe Rudolf Bultmann („Neues Testament und Mythologie“) hat vor den Glauben das Wissen gesetzt. Nämlich das Wissen, dass jede „heilige“ Schrift von Menschen verfasst wurde, deren Gottes- und Heilsvorstellungen zum Teil sehr unterschiedlich waren. Wer das akzeptiert, darf auch glauben; muss diesen Glauben aber als dynamischen Prozess praktizieren, der Korrekturen und gegebenenfalls das Nichtmehrglaubenkönnen zulässt. Im Alltag christlicher Gemeinden findet das häufig nicht statt. Das dürfte einer der Gründe sein, warum die Kirchen ihren Platz in der Welt verlieren bzw. längst schon verloren haben.

    Wenn Affekt nicht Leidenschaft bedeutet, sondern Nichtwissen kaschiert, beispielsweise die unzureichende Kenntnis der 19 Grundrechtsartikel unserer Verfassung, kann er zur Gefahr für die Demokratie werden. Ich persönlich habe sehr häufig gegen die Aushöhlung der Grundrechte demonstriert, beispielsweise gegen die Notstandsgesetze in den Jahren 1967 und 1968. In den gegenwärtigen Maßnahmen zur Abwehr des Corona-Virus sehe ich diese Gefahr jedoch nicht.

    Sowohl in meiner Ausbildung als auch in meiner staatsbürgerlichen Praxis habe ich gelernt bzw. erfahren, dass der Artikel 1 des GG („Die Würde des Menschen ist unantastbar“) unter Berücksichtigung der deutschen Geschichte und in Anlehnung an Immanuel Kant das Recht des Menschen auf Achtung und Selbstachtung schützt. Kant nennt in seiner „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ drei Bestandteile:
    Die Achtung vor dem anderen, die Anerkenntnis seines Rechts zu existieren, die Anerkenntnis einer prinzipiellen Gleichwertigkeit des Menschen. Der Verfassungsrechtler Christian Starck beschreibt das in dem von ihm mitherausgegebenen Grundgesetzkommentar (v. Mangoldt/Klein/Starck) so: „Artikel 1, Absatz 1, verhindert, dass der Mensch durch den Staat oder durch seine Mitbürger als bloßes Objekt, das unter vollständiger Verfügung eines anderen Menschen steht, als Nummer eines Kollektivs, als Rädchen im Räderwerk behandelt und dass ihm damit jede eigene geistig-moralische oder gar physische Existenz genommen wird.“
    Ich erkenne keine Anhaltspunkte für die Befürchtung, dass die staatlichen Vorkehrungen zum Schutz vor dem Corona-Virus diese Rechtsgrundsätze beeinträchtigen. Auch der vielzitierte Artikel 2, Absatz 1, des Grundgesetzes (Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit) muss im Kontext des Absatzes 2 gelesen und verstanden werden: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Wegen der angedeuteten juristischen Komplexität ist es unerlässlich, bei einer Diskussion über die Grundrechte stets die in den Grundgesetzkommentaren wiedergegebenen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts sowie die rechtsgeschichtliche und rechtsphilosophische Diskussion mit zu berücksichtigen. Mit großer Sorge beobachte ich jedoch die von einigen Ministerpräsidenten angekündigten Lockerungen. Sie sind weder von Leidenschaft noch von Verstand geprägt, sondern erweisen sich als Kapitulation vor den Interessen der Wirtschaft.

    Es kennzeichnet die Demonstrationen gegen die Corona-bedingten Einschränkungen, dass sie einen prokapitalistischen und zunehmend rechtsradikalen Charakter tragen, der jede Humanität und menschliche Solidarität diskreditiert. Obwohl die Wissenschaft die Dimensionen des Virus noch längst nicht vollständig erkannt hat, so wissen wir doch ziemlich genau, auf welchen Wegen es zu uns kam. Durch Luftverkehr und durch Massentourismus. Und ebenso verdichten sich die Indizien, dass Menschenansammlungen zur exponentiellen Verbreitung erheblich beitragen.

    Und an dieser Stelle muss ich meinen eigenen Affekten freien Lauf lassen: Beim genauen Ansehen der Fernsehaufzeichnungen von so genannten „Hygiene“-Demos erkenne ich Typen, denen ich äußerst ungern begegnen möchte. Nicht auf der Straße, in der Bahn, in Restaurants oder Hotels. Beispielsweise den Ballermännern und Ballerfrauen, die mich bislang daran hinderten, nach Mallorca zu fliegen.

  11. zu @ Klaus Philipp Mertens
    Kapitulation vor den Interessen der Wirtschaft.
    Was ist denn die Wirtschaft. Das ist ein Raum in dem mehr als 30 Millionen Menschen ihr Geld zum Leben verdienen und damit auch noch die 50 Millionen versorgen die nicht arbeiten gehen. Unter den jetzigen Bedingungen werden viele Millionen Menschen ihre wirtschaftliche Grundlage verlieren. Es ist die Aufgabe der Politik dafür zu sorgen dass das Ganze soweit wie möglich abgefangen wird. Das bedeutet stufenweise Freigabe aller Einschränkungen bis die Infektionszahlen steigen. Ob Theater , Kirche oder Tourismus möglich ist oder auch wie muss erprobt werden. So wie alles andere auch.
    Übrigens der Ballermann ist ein so kleiner Teil von Mallorca das man ihn kaum finden kann wenn man nicht weiß wo er ist.

  12. @ Klaus-Philip Mertens

    „Mit großer Sorge beobachte ich jedoch die von eingen Ministerpräsidenten angekündigten Lockerungen. Sie sind weden von Leidenschaft noch von Verstand geprägt, sondern erweisen sich als Kapitulation vor den Interessen der Wirtschaft.“

    So geht es auch mir.

    Und ob sich zuletzt Bodo Ramelow in Thürigen mit seinen Öffnungsabsichten einen Gefallen getan hat, wage ich arg zu bezweifeln.
    Das mit der ‚Selbstverantwortung‘ der Bürger ist an sich eine richtige Denke. Aber sie ist jetzt voreilig und ein „Minenfeld“, in das der Ministerpräsident bereit ist zu laufen. Das in einer Phase, wo die Länder mit ihren Maßnahmen und Öffnungen auseinander driften, der Bürger immer mehr auf sich selbst und seine Selbstdisziplin zurückgeworfen wird. Das ist, denkt am an die Wirkung der Masse(n) jetzt jedenfalls eine Überforderung.
    Zumal der gesellschaftliche Konsens und die Ansätze von Solidarität bröckeln, die große Reiselust und die Freiheitsbewegungen immer stärker werden, jetzt sozusagen den freien Lauf der Dinge zu postulieren. Na, dann mal Prost!
    Immer mehr werden die Virologen und Epidemiolgen an den Rand der Debatte gedrängt, als ob der Virus auf dem Rückzug wäre. Und dann dies Anti-Corona-Proteste! Ach!
    Warten wir ab, warten wir spätestens den Herbst ab.
    Wohlverstanden: Ich schätze Selbstverantwortung und Selbstdisziplin, aber hier bahnen sich vermeidbare poltische Fehler an.

  13. zu @ Jürgen Malyssek
    Mich würde mal interessieren was Rentner dazu sagen würden wenn der Staat käme und die Rente Kurzarbeit mäßig um 40% kürzen würde. Die Begründung dafür wäre das Millionen von Menschen solch eine Einschränkung hinnehmen müssen und deshalb nicht genug Beiträge eingehen. Ob dann hier auch über ein Minenfeld des Ministerpräsidenten geredet würde? Ich denke es würde nichts schaden das man das Ganze ein bisschen objektiv versucht zu betrachten. Es gibt 2 konkurrierende Ziele die beide ihre Berechtigung haben. Das Virus muss in Schach gehalten werden und die Masse der Menschen muss die Möglichkeit haben ein Einkommen zu erzielen.

  14. @ hans

    Die „Wirtschaft“ ist nicht gleichzusetzen mit einer Volkswirtschaft (Nationalökonomie). Erstere wird beispielsweise durch das „Institut der deutschen Wirtschaft“ in Köln repräsentiert. Dessen Trägervereine sind die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und der Bundesverband der Deutschen Industrie. Es vertritt eindeutig neoliberale Positionen und damit eine Politik, die sich nicht erst seit der Corona-Krise gegen die objektiven Interessen der Mehrheitsbevölkerung (in Deutschland, in Europa und in der Welt) richtet. Nach außen wird das durch vermeintlich wissenschaftliche Aktivitäten kaschiert. Diese entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als relativ plumpe Rechtfertigung von maximalem Profit bei minimaler Übernahme gesellschaftlicher, insbesondere ökologischer Verantwortung. Damit sind bereits die wesentlichen Aufgaben dieser Lobbyinstitution umrissen: nämlich Einfluss zu nehmen auf Parteien und Regierungen, das Bildungswesen und die Sozialverbände. Zur ideologischen Einbindung der Massen dient die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, welche die herbeigeführten Probleme (Ressourcenvernichtung, Klimaveränderung, Sozialdumping) durch schlichte, aber plakative Falschinformation schönredet.

    Diese „Wirtschaft“ hat kein Interesse daran, aus Corona-Pandemie und Klimakatastrophe zu lernen und die richtigen Schlüsse aus verhängnisvollen Entwicklungen zu ziehen. Vielmehr sollen die staatlichen Zuwendungen in die Reaktivierung des längst Abgewirtschafteten investiert werden. Aber innerhalb dieses Blocks gibt es auch gegenläufige Entwicklungen. Die plädieren nicht für den Neustart alter Verhältnisse während oder nach der Pandemie. Sie sehen die Zeit gekommen für einen Wandel, setzen beispielsweise nicht mehr auf einen Verkehr, der auf Verbrennungstechnologie basiert, nicht auf deregulierten Flugverkehr oder antiökologischen Massentourismus. Ja, auch diese Leute wollen Geld verdienen. Aber ohne befürchten zu müssen, morgen oder übermorgen in einen Abgrund zu stürzen. Mich erinnert dieser wahrnehmbare Bewusstseinswandel an den Beginn der Perestroika in der Sowjet Union. Die systemimmanenten Widersprüche lösten dort innerhalb des Apparates eine Gegenbewegung aus.

    Im Übrigen sollten wir bei Corona nicht auf die so genannte Durchseuchung setzen. Ein bislang wenig entschlüsseltes Virus bietet noch keinen Anlass für Hoffnungen auf Immunität durch (eine mild verlaufende) Erkrankung unter Inkaufnahme von Tausenden Toten. Andernfalls wäre man auch bei der Entwicklung eines Impfstoffes weiter. Ich persönlich verspüre keine Neigung, mich in einer Schlacht zu opfern, an deren Zustandekommen ich nicht beteiligt war. Deswegen habe ich auch den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert.

    Und was die Ballermänner und Ballerfrauen angeht: Selbstverständlich ist das ein „geflügelter“ Begriff (in Anlehnung an Georg Büchmann), der einen besonders ordinären (gewöhnlichen) Typus bezeichnet. Man kann ihm fast überall begegnen. „Hygiene“-Demos scheinen ihn derzeit magisch anzuziehen. Falls ich ihm begegne, vergrößere ich den Mindestabstand auf wenigstens 10 Meter.

    Und was die staatliche Altersrente anbelangt: Sie ist eine beitragsbasierte Versicherung, bei der man aktuell ca. 47 Prozent des früheren verfügbaren Einkommens erzielen kann.

  15. zu @ Klaus Philipp Mertens
    Ändert das was sie geschrieben haben etwas daran das es derzeit konkurrierende Ziele gibt die beide ihre Berechtigung haben?
    Ich persönlich verspüre keine Neigung, mich in einer Schlacht zu opfern,
    Ich habe die Tage ein Gespräch mit einem Soloselbstständigen gehabt der fast den gleichen Wortlaut gesagt hat wie sie. Er hat allerdings das Gegenteil gemeint. Nämlich das er kein Corona hat auch niemanden kennt der es hat aber deshalb auf die Pleite zusteuert. Ich habe ihm geantwortet das er das nicht so egoistisch sehen kann. Im Leben passieren immer wieder Dinge für die man nichts kann. Als manroland Insolvent ging wurde ich ein Jahr arbeitslos. Meine Schuld daran war meiner Meinung nach genau Null. Also ob sie sich opfern wollen oder nicht ist egal. Die andere Seite hat auch einen Anspruch auf Hilfe.

  16. zu @ Klaus Philipp Mertens
    Und was die staatliche Altersrente anbelangt: Sie ist eine beitragsbasierte Versicherung, bei der man aktuell ca. 47 Prozent des früheren verfügbaren Einkommens erzielen kann.
    Das ist sie in Wirklichkeit nicht. Die Rückstellungen aus Beiträgen von früher sind ca 2 Monatsrenten. Alles andere wird aus den monatlichen Einnahmen bezahlt. Es gibt Leute die nennen das Generationenvertrag.

  17. @ hans

    Was heißt hier „objektiv betrachten“ und was heißt hier „zwei konkurrierende Ziele“?
    Das Virus in Schach zu halten und den Menschen die Möglichkeit zu geben Einkommen zu erzielen, konkurrieren nicht. Beides wird versucht (siehe die staatliche Abermillionen an Unternehmen, Soloselbständige u.v.a.)und es kann aber nicht ideal funktionieren.
    Das Minenfeld, das Ramelow betritt ist zum Einen parteipolitisch sehr riskant (ich möchte nicht wissen, wie die Linke das wirklich sieht?). Zum Anderen geht es doch um die weiteren Lebensrisiken durch die schier unaufhaltsamen Öffnungsbewegungen.
    Ich denke, dass bisher nicht nur einiges sondern vieles im Sinne des wirtschaftlichen Lebens und der Einkommen der Menschen getan worden ist.
    Zur Rente hat Herr Mertens entsprechendes gesagt. Außerdem hinkt der Vergleich sowieso.

  18. @Klaus Philipp Mertens:

    „…neoliberale Positionen und damit eine Politik, die sich nicht erst seit der Corona-Krise gegen die objektiven Interessen der Mehrheitsbevölkerung (in Deutschland, in Europa und in der Welt) richtet.“

    Sehr richtig! Das kann man gar nicht genug betonen!:-)

    Ich habe mir angewöhnt, statt von Neoliberalismus von Marktfundamentalismus zu reden. Das zeigt meines Erachtens deutlicher, worum es den „neoliberalen“ Thinktanks eigentlich geht: Fast alle und alles ausplündern, um wenige superreich werden zu lassen.

    Deshalb möchte ich meine These noch einmal wiederholen: Der Marktfundamentalismus ist die Haupt- oder vielleicht sogar einzige Ursache für die wichtigsten Probleme von uns Menschen. Ob es sich nun wie aktuell um die Übertragung eines Virus von einem Wildtier auf Menschen handelt (Ursache ist das Eindringen von Menschen in den Regenwald aus reiner Profitgier). Oder um fehlende Schutzausrüstung. Ursache ist die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Länder mit geringen Arbeitnehmerrechten. Aus reiner Profitgier. Oder ob es um schon länger bestehende Probleme geht: Umverteilung der Vermögen von unten nach oben. Keine Rücksicht auf die Belange der Biosphäre.

    Wir müssen die marktfundamentalistischen Akteure entzaubern!!!! Denn mit dieser Ideologie bzw. diesem religiösen Wahn Marktfundamentalismus ist die Lösung vieler unserer Probleme nicht möglich. Eine bewährte Alternative gibt es. Ich wiederhole mich: (Öko-)soziale Marktwirtschaft und eine von finanziellen Einflüssen weitgehend verschonte und somit echte Demokratie.

    Um den neoliberalen US-Präsidenten Bill Clinton zu persiflieren: The problem is neoliberalism, stupid!

    Marktfundamentalismus ist die zentrale Schraube, an der wir drehen müssen, um unsere lebensbedrohlichen Probleme in den Griff zu bekommen!!!

    Ich möchte das mal (als Wessie) mit der ehemaligen D“D“R vergleichen: Dort war nicht die Mauer das einzige Problem, der Schießbefehl, die fehlenden Südfrüchte, Todesstrafe (bis 1986 glaube ich, gibt es in Japan und in den meisten US-Bundesstaaten immer noch), stinkende Plastikautos und ungefilterte Braunkohlekraftwerke, sondern das Westfernsehen, was zeigte, daß es auch anders geht, und die Ideologie der „Diktatur des Proleteriats“ (die zwar eine Diktatur, aber keine des Proletariats war).

    Wir haben jetzt die „Diktatur des Neoliberalismus“ (es soll zum Beispiel in den Wirtschaftswissenschaften fast nur noch Fridman unterrichtet werden, nicht Keynes). Und wir haben andererseits das positive Beispiel Willy Brandt.

  19. zu @ Jürgen Malyssek
    Um etwas zu beurteilen sollte man sich besser die dazu gehörigen Zahlen ansehen. Stand heute 0:00 Uhr hat Thüringen folgende Zahlen Gesamtinfizierte 2932 Personen, Neu die letzten 24 Stunden dazu gekommen 34 Personen. Welche Einschränkungen rechtfertigt das? 34 Personen sind eine Zahl die man mit wahrscheinlich viel mehr Beschäftigten in Gesundheitsämtern im Griff behalten kann in dem man die Infektionsketten unterbricht. Oder wie niedrig sollen die Zahlen denn sein bis wann man das für machbar einschätzen soll?. Das der Staat nicht über viele Monate weiter so Geld in die Wirtschaft geben kann sollte wohl klar sein.
    Zur Rentenversicherung habe ich schon geschrieben wie der Fall sich wirklich darstellt.

  20. Die ganze Ex DDR hat es auf 65 neue Ansteckungen die letzten 24 Stunden gebracht. Wohl durch unterbrechen der infektionsketten. Wenn diese Vorgehensweise so erfolgreich ist warum sollte man dann nicht weiter lockern?

  21. https://www.helmholtz.de/aktuell/presseinformationen/stellungnahme-der-praesidenten-der-ausseruniversitaeren-forschungsorganisationen/

    Bleiben wir doch einfach weiter bei den Fakten. In der oben verlinkten Stellungnahme steht folgender Satz.
    Aus Sicht der Modellierung erscheint folgende zweiphasige Strategie als sinnvoll: In der ersten Phase werden die Neuinfektionen weiter reduziert, bis eine effektive Kontaktverfolgung möglich ist. In der zweiten Phase schließt sich eine adaptive Strategie auf der Basis niedriger Zahlen von Neuinfektionen an.
    Ja diese Vorgehensweise ist absolut sinnvoll. In Thüringen kann man mit Sicherheit sagen das mit 34 Neuinfektionen in 24 Stunden die genannte Phase 2 beginnen kann. Jetzt kann man die Infektionsketten verfolgen , unterbrechen und hoffentlich im Griff behalten.

  22. @ hans

    Die Infizierungen sowohl in Thüringen als auch in den anderen ostdeutschen Ländern sind vergleichsweise niedrig. Das hat zwei Gründe: Der erste: Es gibt wenig Großstädte, was das geplante und ungeplante Aufeinandertreffen größerer Menschenmassen und in deren Folge die Infektionswahrscheinlichkeit beeinflusst. Der zweite Grund: Die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus wirken, weil sich sowohl in den genannten Regionen als auch in den benachbarten die Mehrheit der Bevölkerung daran hält. Würden diese Kontaktbeeinträchtigungen aufgeweicht, hätte das Einfluss auf die weitere epidemiologische Entwicklung.

    Prof. Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hat in einer jüngst veröffentlichten Studie, die zusammen mit dem Info-Institut erstellt wurde, auf diese Zusammenhänge hingewiesen. Sein Fazit: Je geringer die Anzahl der Infizierten, umso mehr steigen die Chancen auf eine wirtschaftliche Erholung. Deswegen dürfe das Erreichte nicht aufs Spiel gesetzt werden. Würden hingegen die anderen Bundesländer den Plänen der Thüringer, Sachsen und Sachsen Anhaltiner folgen und die Schleusentore öffnen, könnte sehr rasch und überall eine zweite oder dritte Welle folgen, ähnlich wie in China und aktuell in Südkorea.

    Aus Spanien und Italien liegen mir allgemein zugängliche Informationen vor, dass dort die tatsächliche Zahl der Todesopfer verschwiegen wird, um die geplante Aufhebung der EU-Reisebeschränkungen nicht aufs Spiel zu setzen. Eine Inkaufnahme dieses Risikos wäre volkswirtschaftlicher Unsinn und könnte sich zur Katastrophe entwickeln. Wirtschaftsunternehmen könnten hingegen für eine begrenzte Zeitspanne davon profitieren. Bis der große Knall kommt.

    Sie erwähnen die Insolvenz des Druckmaschinenherstellers MAN Roland. Das waren – aus meiner Sicht – solide Produkte. In einer deregulierten globalisierten Welt konnten sie jedoch mit denen aus Asien preislich nicht mehr konkurrieren. Zudem befanden und befinden sich auch die Druckereien seit Jahren in einem Verdrängungswettbewerb. Es ist nie wirklich untersucht worden, ob die Endkunden höhere Preise für Zeitungen, Zeitschriften und Bücher akzeptiert hätten, falls heimische Drucktechnologie weiterhin benutzt worden wäre. Volkswagen hat zur Sicherung der Rendite auf preisgünstige ausländische Zulieferer gesetzt und musste wegen der von Corona ausgelösten Unterbrechung der Lieferketten die Produktion herunterfahren bzw. völlig stilllegen. Die Beachtung von Abstandsregeln und die Verwendung von Atemschutzmasken wäre nicht das Problem gewesen. Mittlerweile sind die Fertigungsstraßen entsprechend organisiert worden. Fazit: Corona zwingt zum Nachdenken. Aber es verhindert den Betrieb nicht. Selbst nicht im Hotel- und Gaststättengewerbe. Allerdings erinnert das Virus an die Grenzen des Wachstums und an die der Verschwendungswirtschaft.

    Zur Nichtvergleichbarkeit der Ressourcen von Renten und Kurzarbeitergeld ist bereits Zutreffendes gesagt worden. Ein Blick in das Statistische Jahrbuch der Bundesrepublik, das im Internet zum kostenlosen Download verfügbar ist, erläutert die Details.

  23. @ hans

    OK. Zahlen-Fakten. Ich weiß, dass die Zahlen in Thüringen nicht so hoch sind.
    Es geht nicht alleine um Thüringen oder Meckl-Vorpommern …
    Es geht um das Signal zu einer Zeit, wo das Virus noch da ist.
    Wenn wir nur mit Zahlen operieren, brauchen wir auch nicht weiter nachzudenken über das, was jetzt und in Zukunft uns eine Warnung sein sollte. Ich bleibe dabei, Ramelow setzt ein riskantes Signal (aber es ist nicht nur er).
    Von wegen, wir behalten jetzt alles in Griff!

  24. Was ändert das was sie schreiben an dem was ich geschrieben habe, nichts. Es steht die Empfehlung sobald möglich die Eindämmung der Pandemie bald möglich über Kontaktverfolgung und nicht über Einschränkung zu machen. Das passiert jetzt im Osten und ist folgerichtig.
    Der Unterschied zwischen Renten und Kurzarbeitergeld ist mir bekannt. Das ändert aber nichts daran das beide letztlich aus den Sozialabgaben bezahlt werden. Sollten diese dauerhaft nicht mehr in der alten Höhe erzielt werden können wird das auch auf beide Zahlungen Einfluss haben und wenn es nur zu jahrelangen Nullrunden kommt weil Rentenerhöhungen Nettolohnbezogen sind. Es gibt von den üblichen Verdächtigen ja schon Aussagen dass das in Coronazeiten in Frage zu stellen ist. Die vielen 0 Runden ab 2021 wird es mit Sicherheit geben. Außerdem war das was ich geschrieben habe ein Vergleich der nie den Zusammenhang hergestellt hat.

  25. Noch mal zum Thema Rente. Wenn es wirklich zu einer schweren Wirtschaftskrise kommt wird die Rentenhöhe auf Dauer natürlich zum Thema. Die in der Vergangenheit erworbenen Ansprüche sind nämlich nicht mit einem Euro abgesichert. Sollte es wirklich zu einem Einbruch der Beiträge kommen wird es ziemlich sicher auch Auswirkungen auf die Auszahlungen haben. Geld das nicht rein kommt kann man auch nicht ausgeben. Höhere Steuerzuschüsse sind nur sehr begrenzt möglich. Außerdem muss man eine Sonderbehandlung von Rentnern den dann Millionen von Arbeitslosen gegenüber auch politisch vertreten können. Die Wirtschaft muss wieder in Gang kommen sonst wird es Leute treffen die im Moment noch nicht daran denken und Gesetze kann man ändern.

  26. @ hans

    „Was ändert das was sie schreiben an dem was ich geschrieben habe, nichts.“

    Antwort: Was ändert das, was Sie Schreiben an dem, was ich geschrieben habe, nichts.

    Sie sprechen in der Corona-Zeit über Einschränkungen so, als ob sie eine Strafe, ein Vergehen seien.

    „Die Wirtschaft muss wieder in Gang kommen sonst wird es Leute treffen die im Moment noch nicht daran denken und Gesetze kann man ändern.“

    Die Wirtschaft wird schon wieder in Gang kommen, dafür sorgt sie jetzt schon überdeutlich (Beispiele: Fluggesellschaften, Autoindustrie, Möbelhäuser [Laschets Favoriten] usw.). Keine Bange.

    Eine Rentendiskussion kann warten.

  27. Das interessante für mich ist das ich die Diskussion privat genau andersherum führe. Deshalb weiß ich das der Istzustand so ist das wir derzeit die Pandemie eingedämmt haben aber die Hilfen für die Wirtschaft nicht reichen. Der Istzustand darf nicht so bleiben. Schon gar nicht noch ein Jahr. Zumal viele Wissenschaftler das Thema Kontaktverfolgung klar priorisieren. Deshalb gibt es gute Gründe auf diese Leute zu hören. Den Einschränkungsfanatikern reicht das natürlich nicht. Das ist aber auf der Gegenseite genau so. Das allein zeigt das der derzeitige Weg das richtige ist.

  28. zu @ Jürgen Malyssek
    Antwort: Was ändert das, was Sie Schreiben an dem, was ich geschrieben habe, nichts.
    Ich versuche das was ich schreibe auch zu begründen z.B. in dem ich einen Link einstelle der die Aussagen von mir stützt. Sie stellen einfach Behauptungen in den Raum denen außerdem jede Objektivität fehlt. Belegen sie doch mal warum Kontaktverfolgung nicht die wichtigste und bisher sehr erfolgreiche Maßnahme ist. Oder ab wieviel Infizierte pro Tag hauptsächlich auf Kontaktverfolgung gesetzt werden soll? Oder auch warum nicht? Fällt ihnen da ein Unterschied auf?

  29. @ hans

    Sie können ja mit Verlinkungen Ihre Aussagen weiter stützen. Das ist nicht der eigentliche Streitpunkt.
    Ich äußere meine Meinung, die so und so aussieht, also auch selbsterklärend. Das mache ich nicht ohne Grund und Boden.
    Wenn ich also Ramelows (den ich sonst schätze) Vorgehen kritisiere, dann weiß ich wie Sie, dass die Zahlen in Thüringen so und so sind. Aber ich – nochmal – halte die Strategie für riskant, weil ich z.B. nicht der Meinung bin, dass die Bürger so selbstverantwortlich und mitverantwortlich in dem Maße sind, dass die Pandemie im Griff gehalten ist. Ein bisschen Erfahrung außerhalb der Zahlenwelt habe ich schon noch. Warum warnen und haben denn Virologen und Epidemiologen zur Vorsicht und mehr Zeit lassen gewarnt? Warum war denn der „Shutdown“ so erfolgreich in Deutschland? Schauen sie sich mal die vergleichenden Zahlen (die ich kenne) z.B. in Schweden an, die vielen Toten in einem Land der Freien und Selbstverantwortlichen! Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Oder diese Katastrophe in den USA! Oder …

    Auf jeden Fall muss ich mich dagegen verwahren, dass ich „Behauptungen in den Raum stelle, denen jede Objektivität fehle“. Und die Kontaktverfolgung bei Infektion ist doch selbstveständlich.
    Sie müssen nicht etwas behaupten, was ich überhaupt nicht gesagt habe.

    Sie scheiben: „Die Hilfen für die Wirtschaft reichen nicht“ – die werden wohl nach dem Wunsch der Wirtschaft nie reichen.
    Aber da ist doch noch die Bazooka der Regierung. Ist das nichts? Es leiden noch viele v.a. kleinere Unternehmen, das ist wahr. Ist aber auch nicht ganz vermeidbar.
    So nebenbei: Vielleicht sollte man sich auch mal mit wirklicher Not und wirklichem Elend v.a. in anderen Ländern und Lagern beschäftigen, um eine gewisse Relation zu dem zu kriegen, was unser Wohlstandsland ausmacht und über das wir jammernd unsere Stimme erheben? Über die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen will ich mich hier jetzt nicht äußern. Aber das ist teilweise nur noch absurd.

    Sie sprechen von „Einschränkungsfanatikern“. Wen meinen Sie? Wo sind die wirklichen Fanatiker im Lande?
    So kriegen Menschen wie Drosten oder Lauterbach inzwischen Morddrohungen! Darüber sollte man sich aufregen und nicht darüber, dass jetzt nicht alles nach Wunsch geht und dass wir vielleicht doch eine gefährliche Pandemie haben und noch ganz andere Krisen, die auch unseren Lebensstil, unser Umweltverhalten, unser Wirtschaftsystem in Frage stellen. Dazu gibt es jetzt von mir keinen Link.

  30. zu @ Jürgen Malyssek
    Schauen sie sich mal die vergleichenden Zahlen (die ich kenne) z.B. in Schweden an, die vielen Toten in einem Land der Freien und Selbstverantwortlichen! Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Oder diese Katastrophe in den USA! Oder …
    Ich meine mit Einschränkungsfanatikern Leute die nicht bereit sind zu akzeptieren das man seit der schlimmen Zeit in z. B. den USA dazu gelernt hat wie mit dem Virus umzugehen ist. Dazu kann man in den Links die ich eingestellt habe ja auch einiges lesen von Fachleuten. Das was vor 8 Wochen richtig war ist es heute nicht mehr. Das schreiben ja so auch viele Fachleute. Daraus folgt das Öffnungen probiert werden können. Wenn man merkt das die Zahlen wieder ansteigen muss es halt ein Gegensteuern geben.

  31. @ hans

    „Daraus folgt das Öffnungen probiert werden können“

    Nichts anderes läuft doch bereits schon: Kaufhäuser, Läden, Fachhandel, Gasthäuser. Cafés, Eisdielen, Museen, Fachpraxen usw. usw.

    „Wenn man merkt das die Zahlen wieder ansteigen muss es halt ein Gegensteuern geben.“

    Das sagen Sie so locker. Ich glaube nicht, dass ein Auf und Zu der Geschäftswelt so gut bekommen würde.

    Und: Der Lernpozess der Fachwelt, der Politik (mit inzwischen einigen Einschränkungen), der Bevölkerung in Deutschland ist bekannt und anerkannt.
    Und denken Sie an die vergangenen Worte von unseren Wissenschaftlern: „Wir hatten ein Riesenglück gehabt!“ (gegenüber unseren europäischen Nachbarn, etwa Italien, Spanien, ganz zu schweigen von den fatalen Auswirkungen in Großbritannien).

  32. zu @ Jürgen Malyssek
    Das sagen Sie so locker. Ich glaube nicht, dass ein Auf und Zu der Geschäftswelt so gut bekommen würde

    Das sage ich deshalb so locker weil wir in jüngster Zeit gesehen haben das wir es hin bekommen die Quellen zu finden. Siehe Schlachthöfe in NRW oder Kirche in Hessen. Aus meiner Sicht besteht die begründete Hoffnung das wir nicht zurück in alles zu müssen. Die irgendwann zu erwartende App wird die Situation hoffentlich noch mehr verbessern und aus diesen Rahmenbedingungen sollten wir andere Schlüsse ziehen wir vor 8 Wochen. Wenn wir den Zugriff auf die Quellen verlieren wird das hoffentlich rechtzeitig bemerkt. Das was Prof. Drosten in dem einen Link von mir sagt ist schlüssig und hat alle Chancen zu funktionieren. Wissen werden wir das allerdings erst hinterher.

  33. @ hans

    Sie haben recht, die App ist da und wahrscheinlich wird sie irgendwie hilfreich sein. Ist gut, dass es freiwillig ist.
    Wir sind inzwischen bei den Lockerungen und Öffnungen angekommen. Jetzt werden wir sehen, wie es mit der Eigen- und Mitverantwortung weitergeht.

  34. Im Grunde ist es ein wenig anbiedernd Interviews zu kommentieren, nur weil man dem Autor, Bernd Hontschik, beipflichten möchte, dass er die Situation präzise zusammengefasst hat und seiner Kritik am Profit orientierten Gesundheitswesen nichts mehr hinzuzufügen ist. (Pdf-Dokument vom Interview, Amm. d. Red.) Ich will es aber dennoch tun, da derart profunde und messerscharfe Bewertungen der Corona-Pandemie eher spärlich vorkommen und dünn denkende Lautsprecher aller Couleur immer noch den Ton angeben. Seien es Angstmacher oder Abwiegler, Autoritäre oder Verantwortungslose, die Ausführungen und Anweisungen überstehen meist nicht die nächste Woche, gehen haarscharf an der Sache vorbei oder sind von Bestimmtheit, aber weitgehender Ahnungslosigkeit geprägt.
    Wahrscheinlich liegt es daran, dass sich diesmal Jeder und jede Institution aufgefordert fühlt von morgens bis abends Bewertungen vornehmen zu müssen. Politiker, Mediziner, Journalisten, Bürger, alle sprechen und mischen sich ein und die Wenigsten entwickeln im Dauerfeuer der Meinungen und Setzungen einen adäquaten Überblick; so, wie es auf unseren Straßen tagtäglich zu bewundern ist. Ständig redet jemand Blödsinn vor sich hin ohne Gefühl dafür, wo man sich befindet, ob das für fremde Ohren bestimmt ist, jemanden stören könnte und wie unwichtig das Ganze überhaupt ist. Der Corona-Medienhype, das hektische Getriebe der Politik, vieler Fachleute und prominenten Aufgerufenen, ist, so gesehen, nur ein Abbild digitalisierter Kommunikation und der damit einhergehenden Hysterie und zunehmenden Verwahrlosung öffentlicher Umgangsformen.
    Wenn sich die Situation mal wieder beruhigt hat, wird man sehen, was von den gegenwärtigen ‚Eindeutigkeiten‘ überdauert, ob irgendwer sich dann noch daran erinnern will, was in Zukunft unbedingt zu verändern gewesen wäre, und ob eine/r der jetzt glasklar Überzeugten dann zugeben kann, dass die Corona-Pandemie in Verlauf und Wirkung sich kaum von anderen Pandemien der letzten Jahre unterschieden hat, verschiedene Steuerungen des Pandemiegeschehens eventuell in Summe zu ähnlichen Ergebnissen geführt haben und, was meine wichtigste Frage ist: Warum diesmal die Laien und Kassandrarufer (sprich PolitikerInnen) den Experten (sprich Epidemiologen und Gesundheitsämtern) die Sache weitreichend aus der Hand genommen haben? Wäre man Letzteren, die vorbereitet waren, frühzeitig gefolgt und hätte sie7 unbehindert walten lassen, hätte man sich viele fürchterliche Konsequenzen ersparen können. Aber interessiert das überhaupt? Es gibt doch schließlich lindernde Geldpakete für den angerichteten Unsinn, zumindest in den reichen Staaten. Und die Anderen, die der warme Regen nicht erreicht? Müssen leider selbst sehen, wie sie das angezettelte globale Chaos überleben. Viele werden es nicht.

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