In eigener Sache: Kreative Pause

 

Liebe Freundinnen und Freunde des FR-Blogs,

es ist Zeit für eine Pause. Ich glaube, vielen von Ihnen geht es ähnlich. Ich nehme eine Lust auf Zuspitzung, eine wachsende Aggression in den Debatten wahr, die wir bisher nicht kannten. Aus dem Effeff weiß ich keine Antwort auf diese Entwicklung, die selbst langjährige User dieses Blogs dazu bringt, plötzlich unsägliche Begriffe wie „Flüchtlingsbefürworter“ in die Debatte einzubringen. Begriffe, die diffamieren und verletzen wollen. Das hat mit Streit nichts mehr zu tun, mit Austausch schon gleich gar nicht. Austausch ist aber genau das, was die FR diesem Blog auf die Fahnen geschrieben hat.

„Flüchtlingsbefürworter“ — man muss sich dieses Wort auf der Zunge zergehen lassen. Wer befürwortet Flüchtlinge? Was ist das für ein sprachlicher Unsinn? Oder ist „Fluchtbefürworter“ gemeint? Aber wer befürwortet Flucht? Jeder vernünftige Mensch wird hoffen und danach streben, dass kein Mensch auf diesem Planeten fliehen muss, egal ob vor Armut, Verfolgung oder Krieg. Niemand kann ernsthaft Flucht befürworten, es sei denn, er sähe darin einen Hebel, um z.B. die EU an den Rand des Zerbrechens zu führen. So jemand, ja, der vielleicht Wladimir Putin hieße, der könnte womöglich als Flüchtlingsbefürworter bezeichnet werden. Aber was soll dieses Wort „Flüchtlingsbefürworter“ dann in einer Debatte über die europäischen Optionen im Umgang mit Flüchtlingen? So kann das Wort also wohl kaum gemeint sein. Was aber dann? Handelt es sich womöglich um ein Synonym für das in Misskredit geratene Unwort des Jahres 2015: „Gutmensch“? Sind womöglich jene Deutschen gemeint, die Flüchtlingen zu helfen versuchen, weil sie deren reale Not mit eigenen Augen sehen? Oder sind damit pauschalisierend alle Menschen gemeint, die Humanität im Umgang mit den Flüchtlingen in den Vordergrund stellen? Die könnten Flüchtlinge eventuell in dem Sinn „befürworten“, als diese Menschen sind, denen nach dem Völkerrecht Schutz gewährt werden muss und denen infolge der deutschen Gesetze in jedem einzelnen Fall das Recht eingeräumt werden muss zu prüfen, ob sie Anspruch auf politisches Asyl haben. Aber das wäre nichts besonderes, sondern entspräche einfach der geltenden Rechtslage und den westlichen Werten. Man wird also zum „Flüchtlingsbefürworter“ erklärt, wenn man diesen Werten gerecht werden möchte?

Die Frankfurter Rundschau steht traditionell an der Seite der Unterprivilegierten, Verfolgten und Entrechteten, und so ist es auch im Fall der Flüchtlinge, auch in diesem Blog. Ich glaube, unterstellen zu dürfen, dass die Tatsache der Existenz von Unrecht und Ungerechtigkeit in der Welt einer der wichtigsten Antriebe Vieler von Ihnen ist, liebe Userinnen und User, sich hier mit Beiträgen, Vorschlägen und Ideen zu engagieren — meistens indem Missstände angeprangert werden, seltener indem Lösungsvorschläge gemacht werden. Dies Engagement ist im Sinne der Tradition dieses Blogs, das immer ein Ort des Austausches sein wollte und auch lange war. Doch die deutsche Gesellschaft ist offenkundig streitlustiger geworden. Im Grunde wäre das angesichts der Verschnarchtheit, mit der Debatten während der vergangenen zehn Jahre geführt wurden, nur zu begrüßen, ginge damit nicht diese eigenartige Lust einher, diffamieren und recht behalten zu wollen. Ich habe diese Tendenz schon vor längerem bemerkt und bin selbst nicht frei davon, obwohl ich glaube, mich unter Kontrolle zu haben; aber ich habe mich in letzter Zeit häufiger selbst in Debatten hineinbegeben, die eigentlich Ihnen, den Leserinnen und Leser der FR, vorbehalten sein sollten. Eine der Lehren, die ich aus den aktuellen Vorgängen ziehe, ist also, dass ich mich künftig raushalten werde, was eigene Diskussionsbeiträge betrifft.

Das FR-Blog pausiert

Nachdem dieses unsägliche Wort „Flüchtlingsbefürworter“ in diesem Blog aufgetaucht ist, wollte ich eigentlich hinschmeißen. Dieses Wort ist für mich Indiz meines persönlichen Versagens, weil es eben nicht auf Austausch zielt, sondern ausgrenzen will. Doch Austausch ist das, was ich in den gut zehn Jahren seit Bestehen dieses Blogs mit meinem Einsatz zu ermöglichen versucht habe. Nun haben wir in der Redaktion mal drüber geredet, und wir halten es für besser, dass ich für einen Monat pausiere, anstatt gleich hinzuschmeißen. Mich rausziehe aus den täglichen Debatten, Abstand gewinne und auch mal darüber nachdenke, ob die Konzeption des FR-Blogs in dieser Form noch trägt. Was im Jahr 2007 den European Newspaper Award gewonnen hat, kann 2016 dennoch überholt sein. Auch mal nachdenken über die Richtlinien der Moderation, über die Blog-Regeln. Brauchen wir mehr Strenge, um auf diesen Seiten tatsächlich ein Biotop für Menschen zu schützen, die an ernsthaftem Austausch interessiert sind? Es will mir so scheinen, aber der Gedanke widerstrebt mir.

In Südfrankreich beginnt gerade die Saison. Dorthin verschwinde ich jetzt mal für zwei Wochen, um Ruhe zu finden und mein dickes Fell wieder aufzufüttern. Bin doch wohl etwas dünnhäutig geworden. Ich werde mich in die Arbeit an meinem nächsten Roman „Incubus“ werfen, nachdem „Skylla“ nun so gut wie fertig ist. Wer mir dabei folgen will, sei auf meine Webseite ybersinn.de verwiesen. Dazu aber gleich auch der Hinweis: Dort geht es nicht um die FR oder das FR-Blog.

Alle Diskussionen hier im FR-Blog werden am 12. März geschlossen — bis auf diese hier. Erwarten Sie bitte nicht, dass Kommentare, die Sie hierzu schreiben, nach dem 12.3. schnell freigeschaltet werden. Ich bin ehrlich: Das kann Tage dauern, denn ich mache Urlaub und schaue nicht stündlich nach! Lassen Sie sich trotzdem nicht abhalten, wenn Sie etwas Konstruktives beisteuern wollen, z.B. Vorschläge zur Zukunft dieses Blogs.

Neue Diskussionen im FR-Blog sind erst Mitte April wieder zu erwarten.

Ach so, noch etwas: Es gab im Zuge dieser Entwicklung Fälle, in denen User es nicht lassen konnten und trotz Hinweis und Verwarnung themenfremd gepostet haben. In diesen Fällen habe ich schließlich Hausverbot erteilt. Die Betroffenen werden wissen, dass sie gemeint sind, wenn sie das hier lesen. Das alles ist sehr unappetitlich, passiert aber nicht zum ersten Mal. Direkt an diese Herren: Gehen Sie Ihrer Wege! Ihre Kommentare werden hier nicht mehr veröffentlicht.

In diesem Sinne grüßt Sie

Lutz „Bronski“ Büge
FR-Leserforum
www.frblog.de
www.ybersinn.de

Verwandte Themen

47 Kommentare zu “In eigener Sache: Kreative Pause

  1. Bitte den Blog beibehalten; die Kommentare könnten zahlenmäßig evtl. mit einer „Obergrenze“ versehen werden, denn zugegegebenermaßen höre ich immer irgendwann auf, sie zu lesen.

  2. lieber bronski, ich mag nicht lang – wie bei einer klassenarbeit – hinundhergrübeln, wie ich das thema am besten verpacke. ich schreib spontan und ohne „1 x überschlafen“, weil mich deine begründung der „kreativen pause“ sehr (!) berührt hat. ich gehöre nicht zu den alten blog-hasen, habe dennoch in den letzten 2-4 jahren erahnt, dass da manche ungereimtheiten drin stecken, die mir manchmal ungeheuerlich erschienen. ich habe versucht, zu themen, die mir selbst wichtig waren, ab und zu einen kleinen (nicht episch breiten) beitrag zu geben, eher dann, wenn ich feststellte, dass da manche „gesinnungsgenoss/innen“ meine vorredner waren. die erwähnten werden sich erkennen. es war wohltuend, sich in einer gemeinsam-denkenden gemeinde wiederzufinden.
    und wie oft habe ich mich (damals bei der griechenland-debatte) geärgert über besserwisserei, unbetroffenheit, arroganz und zynismus, ausufernden narzismus…
    zu etlichen themen fehlte mir der durchblick. warum sollte ich dann auch um des schreibens willen noch was drauf setzen…
    langerredekurzersinn: ich fand die begegnung und teilnahme an/mit dem bronski-fr-blog bereichernd, inspirierend…und habe keinen tag vergehen lassen, an dem ich nicht mindestens 1-7 x reingeschaut habe.
    wie oft habe ich mich auch gefragt, warum dieser oder jener kommentar überhaupt veröffentlicht worden ist.
    selten, aber ab und zu, schaue ich in die blogs de (online-)blogs der fr, zeit, der nzz, der sz, der taz… überall gibt ’s die oberschlaule…und überall gibt ’s auch die hetzer. bei manchen hatte ich den eindruck, dass sie nichts anderes tun als bestellte statments abgeben… diesen eindruck hatte ich beim bronski-blog kaum… und daher schätzte und schätze ich ihn sehr!
    ja, lieber bronski, mir geht ’s auch so: das „schlüsselerlebnis-wort“ (flüchtlingsbefürworter) hat mich umgeschmissen… deine reaktionh war für mich nachvollziehbar.
    wiedemauchsei, die pause ist beschlossen. du wirst hoffentlich die negativen erfahrungen in positive inspiration „incubiren“… aber erstmal muss skylla das licht der welt erblicken… und dafür wünsche ich dir gute entbindung und für „incubus“ gute schwangerschaftsbegleitung…und dann hoffentlich wieder power,power,power für den start im mai auf diesen wellen!

    nicht aufgeben!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    hoch die… solidarität,
    xiane-maillimi

  3. @ Bronski
    Wenn es sie so beschäftigt hat was ich mit dem Begriff Flüchtlingsbefürworter gemeint habe könnten sie ja auf die Idee kommen mich zu fragen? So wie ich den Text in Erinnerung habe war für mich eigentlich relativ klar das ich damit Leute meine die die derzeitige Flüchtlingspolitik befürworten. Man kann das wenn man will natürlich auch anders auslegen. Das ist eh mein Eindruck bei den Beiträgen die ich zum Thema Flüchtlinge geschrieben habe. Das sie ein bisschen anders ausgelegt werden als von mir gemeint. Deshalb werde ich zu diesem Thema auch nichts mehr schreiben

  4. Ich weiß nicht, auf welche Empfindlichkeiten der Begriff „Flüchtlingsbefürworter“ getroffen ist. Ich bitte im Vorhinein, meine Ausführungen vorsichtig zu lesen und wirklich zu durchdenken. Vorschnelle Urteile gehen fehl.

    Er klingt zunächst zynisch, aber hans wollte das Licht auf den Umstand lenken, daß Flüchtlinge längst zu einer Waffe geworden sind.

    In der Tat ist es, wie hans sagt, ein unerträglicher Zustand, daß die, die eine Fluchtmöglichkeit haben, sei sie durch Wohlstand oder durch äußere Hilfe gegeben, menschenrechtswidrigen Umstände entfliehen können, während die, die das nicht können, sich unterwerfen müssen und das Volk der Vertreiber werden müssen.

    Dies mündet letztendlich darin, daß die Helfenden den Vertreiberstaaten helfen, unliebsame Bürger loszuwerden und einen Beitrag zur Unterdrückung der Nichtfliehenden leisten.

    Ich denke, man muß hier den Finger in eine der tiefsten Wunden der Deutschen legen.
    Fliehende lassen die Daheimgebliebenen allein zurück und muten ihnen zu, sich mit einer Gefahr auseinanderzusetzen, der sie sich selbst nicht stellen konnten. Es geht hier nicht um Schuld!! Die einen konnten nicht fliehen, die anderen konnten nicht bleiben.
    Ob man den Fliehenden für mutiger hält als den Bleibenden, mag man am Beispiel Einsteins, Ossietzkys und Heisenbergs diskutieren.

    Wesentlich ist, die Arschlöcher aufzufinden, die Bleibende gegen Flüchtende ausspielen, mit Krieg, Folter und Propaganda.

    Aber wie lange soll man noch betonen, diskutieren oder beten?

    Flüchten ist ein Menschenrecht, Bleiben ist ein Menschenrecht.

    Flucht erzwingen und Bleiben erzwingen ist ein Verbrechen. Flucht verhindern und Bleiben verhindern ist ein Verbrechen.

    Was soll man denn noch sagen?

  5. Kreative Pause ist immer ok. Aber nicht unterkriegen lassen von inhumanen Schreihälsen (zu denen ich hoffentlich nicht gehöre, jedenfalls was den Begriff „inhuman“ betrifft).

    Bon voyage!

  6. @ hans

    „… dass ich damit Leute meine die die derzeitige Flüchtlingspolitik befürworten. Man kann das wenn man will natürlich auch anders auslegen.“

    Ich glaube nicht, dass man das kann. „Flüchtlingsbefürworter“ ist erkennbar etwas völlig anderes als „Leute, die die derzeitige Flüchtlingspolitik befürworten“. Wenn Sie nicht wollen, dass man Ihre Worte falsch auslegt, sind Sie eingeladen, sich präziser auszudrücken.

  7. Ich will mich zum Thema Flüchtlinge eigentlich nicht mehr äußern und möglicherweise habe ich mit dem Begriff Flüchtlingsbefürworter auch überzogen obwohl er so gemeint war wie oben von mir geschrieben. Auf die Idee das es jemand gibt der Flucht befürwortet bin ich gar nicht gekommen, aber wenn man das z.B. liest was BvG richtigerweise geschrieben hat dann muss das was hier gerade gemacht wird eigentlich weh tun. Es löst nämlich gar nichts. Was mich dann stört ist das man nach seiner Moral gefragt wird wenn man darauf hinweist und dazu haben auch Leute die mit Flüchtlingen derzeit arbeiten kein recht.

  8. Lieber Bronski,

    wenn sich jemand eine Auszeit verdient hat, dann sind es wirklich Sie. Ich habe mich schon manchmal gefragt, wann Sie bei Ihrem Engagement für dieses Blog rund um die Uhr noch Zeit für Ihr Privatleben finden bzw. zum Schlafen kommen.
    Allerbesten Dank dafür und gute Erholung!
    Dass Sie trotz – oder wegen – Ihrer bewundernswerten Geduld zeitweise auch etwas dünnhäutig werden, ist nachvollziehbar.
    Nur eines sollten Sie bedenken, auch im Interesse der eigenen Nervenkraft: Nicht allen, die in diesem Blog unterwegs sind, ist es gegeben, sich so geschliffen und präzise auszudrücken wie etwa der ehemalige Deutschlehrer und heutige Autor Werner Engelmann oder wie Sie selbst, dessen Beruf es ist, mit Sprache umzugehen. Wenn also ein Wort wie „Flüchtlingsbefürworter“ fällt,wäre es sicher besser gewesen, wie es sich hans gewünscht hat, den Schreiber selbst um eine nähere Erklärung zu bitten. Damit hätte man sich viel künstliche Aufregung ersparen können.
    Ihre linguistisch-philosophische Abhandlung zu diesem Begriff ebenso wie BvGs Überlegungen dazu waren dennoch sehr anregend und haben den/die eine(n) oder andere(n) unter uns zum Weiterdenken angeregt, und dazu ist dieses Blog doch da, oder? Lösen können wir die großen Weltprobleme ohnehin nicht.

  9. Ich habe es vor kurzem selbst erfahren, wie mensch mit einer unglücklichen, anders gemeinten Formulierung in Fettnäpfchen treten kann. Und merke, das mir dies in letzter Zeit immer wieder passiert. Demenz, Alzheimer, erste Anzeichen?

    Selbst die Politik pendelt ja derzeit zwischen ratlos und Interessen-gesteuert. Ein Beispiel ist für mich das derzeitige Gezerre rund um die Aufnahme und Weiterleitung von Flüchtlingen/Flüchtenden (wobei immer rigider nach konkreten, und korrekten, Ursachen befragt wird).

    Und es drängt sich nicht nur mir der Verdacht auf, das hier die Furcht vor einem hohen Abschneiden der AfD bei den Landtagswahlen eine wesentliche Rolle spielt. Weil das böse Erwachen erst danach erfolgen wird, hinsichtlich der Verweigerung einer Aufnahme durch die meisten EU-Länder. Auch die unsägliche Situation in Griechenland wird dadurch nicht gelöst.

    Wie stellt man sich das vor: demnächst IS-Terroristen mit türkischem Paß und Visum nach D. einreisen zu lassen? Weiterhin den IS mit Geld und Waffen – gegen die IS-Lieferungen von Erdöl – zu unterstützen, und dann Kohle für die angebliche „Hilfe“ für die Vertriebenen einzufordern? Und last, but not least: Türkei in die EU, Freizügigkeit aller EU-Bürger garantiert, einschließlich der bekriegten Kurden, und dann den Krieg eskalieren, und die kurdischen Flüchtlinge in die EU ausreisen zu lassen?

    Ich habe die Frage ja schon einmal gestellt: Wo führt diese grenzenlose Heuchelei hin, und wer glaubt noch daran, das alle diese faulen Beschlüsse nicht Wasser auf die Mühlen der AfD sind? Oder deutet sich hier schon der neue Koalitionspartner für die CDU in 2017 an, weil die SPD bis dahin bei Wahlen und Umfragen hinter die AfD zurückfallen wird? Für CSU und AfD gibt es sowieso schon viele Berührungspunkte.

  10. Ich habe noch eine andere Ergänzung, basierend auf einem SPIEGEL-Gespräch mit dem Soziologen Heinz Bude. Auf die Frage des SPIEGEL danach, wie wir mit der Flüchtlingsfrage umgehen sollen, anwortet Bude, Zitat: „Die Logik der Gereiztheit, die sich darin ausdrückt, war lange vorher da – sie ist der Ausdruck einer grundsätzlichen Angespanntheit unserer Gesellschaft.“ Und im Laufe des Gespräches, welche tiefer liegenden Probleme er hinter der Ablehnung von Flüchtlingen vermutet, fährt er fort, Zitat: „Unsere Gesellschaft driftet auseinander. Zu den Verlierern zählen die viel beschriebenen Hartz-IV-Empfänger und prekär Beschäftigte – aber auch bislang kaum beachtete Teile der deutschen Mittelklasse.“

    Ein wichtiger Aspekt für mich ist auch seine Erklärung zu den Verschwörungstheorien, und kruden Behauptungen, wie sie gerade im Netz gerne und oft verbreitet werden. Zitat Bude: „Solche Haltungen sind weit verbreitet, sie belegen nahezu lehrbuchhaft die Theorie der kognitiven Dissonanz: Widerspricht ein Sachverhalt den eigenen Überzeugungen, hält man noch stärker an ihnen fest.“

    Zusammengefaßt: Es gärt schon seit Jahren im Volk zwischen achselzuckenden Arrivierten und echt oder vermeintlich zu kurz Gekommenen. Die Flüchtlings-Krise mit allen Problemen ist hier nur Symptom, nicht Ursache für die derzeitige Lage.

  11. @ Bronski:
    Auch ich würde Ihnen gerne mitteilen, dass ich mich von Ihnen des Öfteren missverstanden gefühlt habe.
    Insbesondere als ich klarstellen wollte, dass sich Pirinçcis KZ-Zitat nicht gegen die Flüchtenden sondern gegen die Denkweise der deutschen Regierenden (gegen das eigene Volk) gerichtet hat.
    Das hatte ich meiner Meinung nach präzise getan (das, was Sie von Hans einfordern), aber ich bin trotzdem gegen eine Mauer gelaufen.
    Ich wünsche Ihnen dennoch gute Erholung und wenn Sie wiederkommen auch mal wieder andere Themen (Gender, Energieerzeugung oder was auch immer).

  12. Lieber Lutz,

    so sehr ich Deine Entscheidung bedaure, so gut kann ich sie nachvollziehen. Insbesondere auch persönliche Enttäuschung und Verletztheit angesichts des – scheinbaren – Scheiterns eines Konzepts demokratischen Diskurses, dem Bestreben, einen „Ort des Austausches“ zu bieten, für den Du erkennbar Deine ganze Kraft gewidmet hast und wofür ich Dir herzlich danke. Ich betone dabei das „scheinbar“ und verweise u.a. auf die Blogtalks zu „Beschneidung“, deren (weit überwiegend) sensible und respektvolle Beiträge mir sehr imponiert haben.
    Um eigene Befindlichkeiten zu ergänzen: Natürlich erfährt man es als verletzend,wenn man sich wieder und wieder um Reflexion, auch um konkrete Vorschläge bemüht, hoffend, dass vielleicht das eine oder andere aufgegriffen wird, sich vielleicht ein Dialog entwickelt – zurück kommt aber nichts dergleichen (ich erinnere etwa an den Thread „Mein Appell: Engagiert Euch!“ http://frblog.de/abendland/). Statt dessen Korinthenkackerei (mit Akribie ein Haar in der Suppe suchend, sorgfältig bemüht, sich keinesfalls auf das Thema einzulassen), oder persönliche Unterstellungen, deutlich unter der Gürtellinie. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, welche Motive hinter solchem Verhalten stehen. Nicht persönliche Verletzungen sind entscheidend, vielmehr was an gesellschaftlichen Tendenzen dahinter steht. Eine Feststellung wie „die deutsche Gesellschaft ist offenkundig streitlustiger geworden“ erscheint mir dafür eher verharmlosend. Und auch der inflationäre Gebrauch von Reizwörtern und absurden Begriffen (wie „Flüchtlingsbefürworter“) ist wohl nur Indiz. (Übrigens halte ich einen Terminus wie „Flüchtlingstourismus“, aus dem Verhöhnung von Menschen in höchster Not spricht, für deutlich zynischer.)
    Ich erwarte jetzt keine Antwort. Vielleicht aber ist es hilfreich, sich gelegentlich durch den Kopf gehen zu lassen, wie hinter den Verletzungen einige Faktoren etwas objektiver zu erfassen sind. Ich versuche dies im Folgenden, indem ich mich auf Forschungen und Theorien von Hannah Arendt und Karl Popper beziehe (Wikipedia: Stichworte „Totalitarismus“ und „Hannah Arendt“).

    (1) Urteilsvermögen und Menschenrechte:
    Urteilsvermögen hat nach Hannah Arendt „mit der Fähigkeit zu tun, den Standpunkt des anderen einzunehmen und dabei vom eigenen Willen abzusehen.“ Industrielle Massenvernichtung war nach ihr „nur möglich, weil die Menschenrechte weder philosophisch begründet noch politisch durchgesetzt, sondern lediglich proklamiert worden seien.“ – Was nichts anderes heißt als dies: Menschenrechte in der gegenwärtigen Fassung der UN sind erheblich bedroht, sofern sie nicht in tagtäglichem Kampf und insbesondere bei widrigen Verhältnissen politisch durchgesetzt“ werden.
    Zum Vergleich dazu:
    Der Hinweis im 1. Satz erscheint aufschlussreich und erschreckend zugleich: Inflation von Urteilen, während Urteilsvermögen und Fähigkeit zu Empathie zugleich in rapidem Maße abnehmen. Statt Wahrnehmung von Menschenschicksalen Jonglieren mit Zahlen und Kostenrechnungen.
    Die Beispiele hierzu sind Legion. Hier nur eines von vielen, das zugleich den Zusammenhang zur Menschenrechtsdebatte deutlich macht: Die perfide Unterstellung an Frau Merkel, Flüchtlinge „der ganzen Welt“ nach Deutschland zu locken (anderer Sprachgebrauch: zu „schleusen“), unterfüttert mit der ominösen Zahl „60 Millionen“ weltweiter (vorwiegend Binnen-)Fluchtbewegungen. Ein Hinweis auf die Unteilbarkeit der Menschenrechte, die keine „Obergrenze“ erlaubt, brachte mir in ähnlicher Weise die Unterstellung ein, Zuflucht für „100 Millionen“ in Deutschland zu fordern, gekoppelt mit einem verächtlichen Hinweis auf „Völkerrecht, an das sich die ganze Welt nicht hält“ (http://frblog.de/petry/). Unter Bedingungen um sich greifender Hysterie gibt es offenbar weder eine Grenze der Seriosität noch der Scham. Ein Beispiel, an dem aber auch deutlich wird, dass hinter Hetze auf Flüchtlinge weit mehr steht, nämlich ein gezielter Angriff auf Grundrechte.

    (2) Bündnis „Elite“ und „Mob“ nach Hannah Arendt:
    „Die Elite (in totalitären Gesellschaften) war demnach vom Radikalismus besonders fasziniert, (…) von der Erfassung des ganzen Menschen durch die jeweilige Weltanschauung. Die Überzeugungen des Mobs betrachtet sie als reine, nicht durch Heuchelei abgeschwächte Verhaltensweisen der Bourgeoisie.“
    Dieses „Bündnis zwischen Elite und Mob beruhte auf dem echten Vergnügen, das der Mob der Elite bereitete, als er daranging, die Respektabilität der guten Gesellschaft zu entlarven…“ Hinzu komme die „Ermordung der moralischen Person“. Moralisches Handeln, Gewissensentscheidungen wurden unmöglich.
    Zum Vergleich: Ein Hinweis auf das Verhältnis der „aus der Mitte der Gesellschaft“ stammenden AfD, die den „gesunden Menschenverstand“ für sich gepachtet hat, zu „Pegida“ dürfte hier ausreichen. Auch Sprachverdrehungen (wie „Gutmensch“), die zum Angriff auf verantwortliches Handeln blasen, das in einem verinnerlichten Verständnis von „Moral“ begründet liegt, gehört wohl hierhier.

    (3) Totalitäre Herrschaft und Ideologie: Karl Poppers Regressionsthese:
    Er führt die Gefahr des Rückfalls in totalitäre Herrschaft auf das „Geburtstrauma“ der Zivilisation zurück: „das Trauma des Übergangs aus der Stammes- oder ‚geschlossenen‘ Gesellschaftsordnung, die magischen Kräften unterworfen ist, zur ‚offenen‘ Gesellschaftsordnung, die die kritischen Fähigkeiten des Menschen in Freiheit setze.“ Dies ermögliche „den Aufstieg jener reaktionären Bewegungen, die auf den Sturz der Zivilisation und auf die Rückkehr zur Stammesgebundenheit hingearbeitet haben und noch hinarbeiten.“
    Für Hannah Arendt ist demnach „die totale Herrschaft die einzige Staatsform, mit der es keine Koexistenz und keinen Kompromiss geben kann. Sie äußerte die Sorge, dass in Zukunft wiederum mit totalitären Gesellschaftsformen zu rechnen sei.“ („The Origins of Totalitarianism“)
    Zum Vergleich: Überall aus den Löchern kriechende Formen von dumpfem Nationalismus sprechen hier eine deutliche Sprache. Dass (zumindest in Deutschland) hierfür zur Zeit kein „Führer“ mit nur annähernd ausreichendem Charisma zur Verfügung steht, dass gegenwärtig die überwältigende Mehrheit sich nicht als verführbar durch demagogische Sprüche erweist, ist aber bestenfalls als Chance anzusehen.

    Diese Chance nicht zu verspielen, bedarf es sicher auch eines „Orts des Austauschs“ – und eines Bronski, der kritischen Geist und Zuversicht zu vereinen und zu verbreiten vermag. Ob die dafür geltenden Blogregeln auch weiternhin ausreichend sein können, um die gegenwärtige Bewährungsprobe zu bestehen, darüber wird wohl noch zu reden sein.
    Ich wünsche Dir für Deine „Auszeit“ Erholung, viel Ruhe und gute Gedanken, um als anregender und ausgleichender Bronski hier wieder in Erscheinung zu treten.

  13. Wenn man an einem Blog teilnimmt, muss man damit rechnen, dass nicht alle die gleiche Meinung vertreten. Da wünsche ich mir etwas mehr Gelassenheit.
    Ich halte die Reaktion auf die «Flüchtlingsbefürworter» für überzogen, wenn ich sie in Beziehung setze zu anderen Dingen, die nicht beanstandet werden (Attacken unterhalb der Gürtellinie, Korruptionsvorwürfe an Politiker).
    Müssen unbedingt die Themen (Griechenland, Flüchtlinge) in mehreren Threads diskutiert werden, die soundso schon in jeder Talkshow dreimal diskutiert wurden?
    Ich würde gern mal diskutieren, was Journalisten damit meinen, wenn sie sich als Meinungsbildner bezeichnen oder ob, die FR mit dem Artikel über das Glyphosat im Bier auf Seite 1 nicht vorgeführt wurde wie eine Marinette oder ….

  14. Ja, eine kreative Pause wird gut tun und sei Dir gegönnt. Vielleicht wächst dann auch das seelische Fell wieder ein bisschen nach. Das Flüchtlingsthema geht wohl allen unter die Haut. Wer mag das schon gerne sehen, wie sie da in Schlamm und Kälte vor der mazedonischen Grenze stehen. Mir läuft dabei ein Kälteschauer über die Haut und ich wünschte mir, die Kanzlerin würde auch jetzt wieder sagen „Wir nehmen sie auf“ aus humanitären Gründen.

    Immerhin, die Waffenpause scheint in Syrien einen klitzekleinen Erfolg zu haben. In der Hoffnung auf Frieden klammert man sich ja an jeden kleinen Strohhalm. Immerhin scheint es ja in Syrien trotz alledem noch einen Markt zu geben und eine funktionierende Landwirtschaft. Oder woher kommen all die Früchte, die uns das Fernsehen heute gezeigt hat?

    Na, egal dieses Blog, lieber Bronski, solltest Du nicht aufgeben, es ist doch Dein Werk, es führt doch immer zum Nachdenken, auch wenn wir uns hier manchmal unangenehm menschlich verhaken und uns auch manchmal missverstehen. Auch aus Kontroversen kann man etwas lernen.

    Gute Erholung und hoffentlich bis bald.

  15. Da ich Teil des Themas in dieser Runde bin sollte ich wohl auch dazu noch was sagen. Ich freue mich das meine vielleicht etwas übertriebene Äußerung nicht bei allen, besonders nicht bei denen die schon viele Jahre dabei sind, auf so vernichtende Kritik gestoßen ist wie bei Bronski und Werner Engelmann. Zum Thema möchte ich mich dem anschließen was Frau Britte Ernst geschrieben hat am 10.03 um 11:14 Uhr. In der Sache Flüchtlinge ist nach meiner Meinung Wolfgang Fladung auf der richtigen Spur. Er würde mir wahrscheinlich nicht widersprechen wollen wenn ich sage das das Flüchtlingsproblem und das Handeln der EZB gestern zwei Seiten einer Medaille sind.
    Wenn ich ehrlich bin habe ich mich am meisten über den Beitrag von Katja Wolf gefreut, mit der ich speziell vor 6 bis 7 Jahren manche, durchaus nicht immer einvernehmliche, Diskussion über AKW geführt habe. In dieser Zeit wurde, hier zumindest, keinem unterstellt das er grundsätzliche Moralprobleme hätte. Besonders den Hinweis das es noch andere Themen gibt als die Flüchtlinge finde ich gut. Dann bleibt noch der Beitrag von Werner Engelmann zu dem ich noch was sagen möchte. Ich möchte ihnen einmal 3 Sachen schildern die ich genau so selbst oderähnlich erlebt habe. Vor ca 2 Wochen hatte ich ein Gespräch mit einem freiwilligen Feuerwehrmann darüber das er seine Freizeit einige Tage vorher damit verbracht hat einen Toten nach einem Verkehrsunfall aus dem Auto rauszuschneiden. Mit mir hat er geredet weil er wusste das ich in ähnlichen Situationen schon war. Ein paar Jahre vorher sagte zu mir ein junger Mann der von Beruf Rettungssanitäter ist wörtlich: Hoffentlich muss ich nie das was ich jeden Tag mache bei jemanden aus meiner Familie ausführen. Das kann ich nicht das muss dann ein Kollege von mir tun. Genau so könnte Bronski ja mal jemanden aus dem Betriebsrat der Frankfurter Rundschau fragen welche Rolle Zahlen bei der Schließung der Druckerei gespielt haben oder als festgelegt wurde wie viele gehen müssen. Wobei wir damit wieder beim Thema wären. Wirklich ernsthafte Probleme lassen sich ohne nüchterne Analyse und strukturierte Vorgehensweise nicht lösen. Und da stellt sich dann halt auch die Frage ob es gut für das Ganze ist die Flüchtlinge aufzunehmen. Gerade wenn man will das die Menschenrechte zu anstatt abnehmen. Glauben sie mir, wenn sie in einem Auto eingeklemmt sitzen sind sie froh wenn draußen jemand zielgerichtet und strukturiert arbeitet. Wenn alle dastehen und weinen wird das sie nicht wirklich freuen. Was mich an ihren Ausführungen zu Empathie am meisten stört ist das sie diese Gefühl als etwas darstellen das immer gleichmäßig da ist und ich denke die von mir dargestellten Beispiele zeigen das es so gar nicht sein kann. Deshalb drängt sich mir die Frage auf wie es damit eigentlich bei ihnen bestellt ist wenn sie offensichtlich gar nicht wissen was das ist. Als letztes möchte ich ihnen die Info mitgeben das ich die Unterstellung ich würde meinen Mitmenschen zu wenig Empathie entgegen bringen, auch auf Grund dessen was ich die letzten 40 Jahre so alles für diese Mitmenschen gemacht habe, schlicht als Beleidigung ansehe die ich in dieser Form in den 7 bis 8 Jahren die ich hier mitschreibe noch nicht erlebt habe. Ich muss mir die Frage stellen ob ich weiter mache weil man mich so immer wieder zu Äußerungen bewegen kann die ich sonst nicht machen würde.

  16. Noch ein Nachtrag zu etwas was ich vergessen habe. Ich schreibe nämlich auch drauf los und komme unten ganz anders an als ich mir das vorher vorgestellt habe. Als besonders schlimm habe ich empfunden das sich ein seit vielen Jahren hier aktiver User wie BvG in der Einleitung eines sehr guten sachlichen Beitrags meint entschuldigen zu müssen für das was er dann geschrieben hat. Das alles nur weil ein User meint er hätte das Recht mit einer moralischen Keule um sich zu schlagen.

  17. Vor einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass es im Laufe eines Jahres Veränderungen bei den Blogbeiträgen und den Nutzern gegeben hat. Am 7.2.2016 um 15:30 Uhr habe ich dann für mich eine kleine Statistik zur Schlagseite erstellt:
    199 Beiträge für 5 Themen, mich eingeschlossen 23 (neudeutsch) User.
    Gefühlsmäßig, vielleicht spielt mir da auch beginnende Altersdemenz einen Streich, haben sich vor einem Jahr mehr User beteiligt und die Beiträge wahren kürzer. Wenn man sich z.Zt. zu einem Thema äußern möchte kämpft man sich durch ellenlange Beiträge und verliert dabei den Faden. Vielleicht sollten die User ihre Beiträge freiwillig auf ca. 10 Zeilen begrenzen und auch nicht gleich einen weiteren Zehnzeiler aufmachen. Es könnte sein dass damit auch neue User gewonnen werden die neuen Schwung ins Bloghaus (Entschuldigung für die Wortschöpfung) bringen.

  18. henning flessner: zustimmung.
    ,
    ansonsten (inshallah) auf wiederlesen im mai…
    hoffentlich mit unverbissenen, unausufernden, inspirierenden kommentaren…

  19. Da es z.Zt. keine andere Möglichkeit gibt, sei mir ein Eingehen auf bemerkenswerte in den Raum gestellte Äußerungen an dieser Stelle erlaubt: (BvG: 9. März 2016 um 22:31)

    (1) „Fliehende lassen die Daheimgebliebenen allein zurück und muten ihnen zu, sich mit einer Gefahr auseinanderzusetzen, der sie sich selbst nicht stellen konnten.“
    (2) „Dies mündet letztendlich darin, daß die Helfenden den Vertreiberstaaten helfen, unliebsame Bürger loszuwerden und einen Beitrag zur Unterdrückung der Nichtfliehenden leisten.“

    Zu (1) Wie unsinnig der Versuch ist, Menschen in höchster Not in zwei Gruppen aufzuspalten, um diese gegeneinander auszuspielen und ihnen so den schwarzen Peter zuzuschieben, machen alle veröffentlichten Berichte über konkrete Einzelfälle von Flüchtlingen deutlich: In der überwältigenden Zahl der Fälle ist die Flucht von einzelnen durch die Zurückgebliebenen (Familie oder Clan) unter Zuweisung der Verantwortung für die Familie an die Geflüchteten nicht nur gebilligt, sondern veranlasst.
    Darüberhinaus weisen alle Dokumentationen, welche Fluchtursachen nach Herkunftsländer aufschlüsseln, die Unzulässigkeit solcher Verallgemeinerung aus. Darunter sei u.a. verwiesen auf:
    – Wikipedia: Flüchtlingskrise in Europa
    http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Darum-fliehen-die-Menschen-aus-ihren-Laendern-id35102412.html
    (18.8.2015)
    http://www.sueddeutsche.de/politik/aussenansicht-die-jungen-kommen-1.2721952 (4. 11. 2015)

    Zu (2) Zeid Ra’ad Al Hussein, Hoher Kommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen, verweist im Zusammenhang von „Fremdenfeindlichkeit und Ressentiments gegenüber Zuwanderern“ auf die „verheerenden Ergebnisse“ der von US-Präsident Roosevelt bez. jüdischer Emigranten aus Deutschland 1938 eingerufenen „Konferenz von Evian“ und führt dazu aus:
    „Selbstverständlich konnten die Konferenzteilnehmer in Évian den Holocaust ebenso wenig vorhersehen wie die Tatsache, dass Europa in einen weiteren verheerenden Krieg hineingezogen werden würde. Dennoch war ihr Mangel an moralischem Gewissen atemberaubend. Viele der Länder, die sich weigerten, leidende Flüchtlinge aufzunehmen wurden ihrerseits alsbald von den Nazis besetzt und geschunden – und suchten verzweifelt jenes Mitgefühl, das sie den Juden im Juli 1938 verweigert hatten. Im Wissen, dass ihr bösartiger Antisemitismus im Rest Europas – manchmal gar nicht so wenig – Anklang fand, müssen die Nazis wohl jubiliert haben. Außerdem wurde ihnen klar: wenn Vertreibung nicht möglich war, würde es Ausrottung letztendlich sein.“

    Aufschlussreich sind die eingangs (erkennbar als Provokation formulierten) Gedanken vor allem hinsichtlich ihrer positiven Rezeption:
    Sie lassen in zweifacher Hinsicht den Charakter von „Zwangsgedanken“ erkennen – von der Psychoanalyse im Zusammenhang der Beschreibung pathologischer Phänomene definiert:
    1. Im Bezug auf Konfliktsituationen es nicht mit deren Beschreibung (z.B. dem Konflikt zwischen angestrebtem Ziel und eigenen Möglichkeiten) bewenden zu lassen, sondern sich dem Zwang hinzugeben, eine eigene „Anti-Moral“ derart zu konstituieren, das z.B. jemandem, der – entsprechend nicht nur christlicher Moralvorstellungen – Menschen in Not hilft, die Schuld für diese in die Schuhe geschoben und er so des „unmoralischen“ Handelns zu „überführt“ werden kann.
    2. Einer überlieferten Logik, welche Untersuchung des zu erkennenden Objekts und Differenzierung als Voraussetzungen für stringentes Urteilen erkennt, eine eigene „Logik“ entgegenzusetzen, welche konkretes Eingehen auf die Wirklichkeit und differenzierte Analyse scheut wie der Teufel das Weihwasser.
    Eine „Logik“, welche solche Berührungsängste verständlich macht: Würde doch jedes Verlassen der ausschließlich abstrakten Ebene (z.B. Menschen als Kostenrechnungen) das eigene Rechtfertigungsgebäude zusammenbrechen lassen wie ein Kartenhaus.

  20. zu @ Gerhard Sturm
    10 Zeilen sind schon wenig, aber zwischen 15 und 20 Zeilen wären schon ein guter Schritt. Ich werde versuchen mich daran zu halten. Bin aber eh jemand der sich versucht kurz zu halten. Das ist dann aber auch ein Grund der zu durchaus missverständlichen Schlagwörtern führen kann.

  21. @ Werner Engelmann: Mit Verlaub, Herr Engelmann, aber sind Sie sicher, das Sie Recip Tayip Erdogan, Angela Merkel und Frauke Petry mit Poppers und Arendt überzeugen und von ihrem unseligen Weg abbringen können?

  22. Naja, man mag über Flüchtende daherschwadronieren.

    Die einzige Lösung ist, daß die Vertreiberstaaten dazu gezwungen werden, ihre vertriebenen Bürger im Ausland zu finanzieren.

    Wir finanzieren ja auch Rassisten und Nazis.

  23. Im Prinzip würde es sicher bisweilen helfen, sich etwas kürzer zu fassen, aber es kommt doch immer auf das Thema und die vorherigen Posts an. Manchmal muss man eben etwas weiter ausholen, und bei einem Beitrag zu einem komplexen Problem kann man sich nicht immer auf zehn Zeilen beschränken. Schließlich wollen wir ja nicht nur an der Oberfläche kratzen.
    Ich persönlich bin manchen Mitbloggern dankbar, wenn sie mithilfe ihres Fachwissens wichtige Informationen zur Diskussion beisteuern. (Hilfe, das sind jetzt schon 12 Zeilen!)

  24. >> „Flüchtlingsbefürworter“ — man muss sich dieses Wort auf der Zunge zergehen lassen. Wer befürwortet Flüchtlinge?“ <<

    Lieber Bronski – fragen sie mal ihren Kollegen Bernd Ulrich von "Die Zeit" (Printausgabe vom 14. Januar 2016), was er von dem Begriff hält. Herr Ulrich Könnte Ihnen sicher mehr zu "Flüchtlingsbefürwortern" sagen als z.B. meine Wenigkeit (es zu sagen wagen würde). Der erste Satz des Vorspanns in seinem Artikel unter der Überschrift "Wer ist der arabische Mann?" lautet:

    "Wer für Flüchtlinge ist, muss sich auch den Problemen stellen, die sie mitbringen." (zergeht auf der Zunge wie ein Plastikbonbon, nicht wahr)

    http://www.zeit.de/2016/03/sexismus-fluechtlinge-islamismus-araber-frauen

    Jemanden, der "für Flüchtlinge ist", den würde ich allerdings aus dem Stand heraus als "Flüchtlingsbefürworter" bezeichnen.

    Wie dem auch sei, ich möchte den wenig geglückten Begriff gar nicht weiter verteidigen. "Migrationsbefürworter" wäre treffender zumal es sich bei dem Zustrom an Menschen um eine Mischung aus Flüchtlingen und Migranten handelt. Über Migration, insbesondere ohne Plan und ohne Kontrolle, sollte diskutiert werden dürfen.

  25. Auch wenn das nicht mehr freigeschaltet werden sollte – ich möchte Es loswerden.
    Das unseelige Wort von Hans, „Flüchtlingsbefürworter“, habe ich etwa so verstanden, wie er es gemeint hat. Das mag daran liegen, das auch ich, so wie er, nicht studiert habe.
    Zu den Antworten auf Bronskis Ausführungen.
    Da möchte ich mich den Meinungen von BfG, Brigitte Ernst, Wolfgang Fladung und Katja Wolf anschließen.
    Die Empfindlichkeit – oder Empfindsamkeit? – war überzogen.

    Nun noch allgemein zu diesem Blog.
    Ich empfinde ihn immer mehr als einen „Akademischen Zirkel“ als einen „Blog der FR-Leser“.
    In vielen Beiträgen klingt es zu sehr nach „seht her, wie klug ich bin“ als nach Meinung zur Sache.
    Die Begrenzung auf 15, höchstens 20 Zeilen hielte ich für eine Verbesserung.

    Bronski wünsche ich gute Erholung und anschließend ein „gutes Händchen“, dass aus diesem Blog nicht doch ein „Elfenbeinturmzirkel“ wird.(Oder, was soll das denn sein?)

  26. zu @ Lutz Herzer
    Vielleicht bekommen wir ein vernünftige Diskussion zum Thema Flüchtlinge doch noch hin. Der Kommentar in der „Zeit“ ist schon sehr gut lässt aber ein Argument außer acht.
    Ich kopiere mal hier ein was Werner Engelmann am 12 März 12:19 dazu richtiger weise geschrieben hat.
    Zu (1) Wie unsinnig der Versuch ist, Menschen in höchster Not in zwei Gruppen aufzuspalten, um diese gegeneinander auszuspielen und ihnen so den schwarzen Peter zuzuschieben, machen alle veröffentlichten Berichte über konkrete Einzelfälle von Flüchtlingen deutlich: In der überwältigenden Zahl der Fälle ist die Flucht von einzelnen durch die Zurückgebliebenen (Familie oder Clan) unter Zuweisung der Verantwortung für die Familie an die Geflüchteten nicht nur gebilligt, sondern veranlasst.
    Nicht so geschwollen aber sehr ähnlich vom Inhalt habe ich das hier im Bloog ungefähr Mitte Januar nach einem Ägypten Aufenthalt geschrieben. Wenn es stimmt das ein Großteil der Flüchtlinge geschickt worden sind von ihren Angehörigen muss man sich die eine oder andere Frage stellen. Davon ab das man sich fragen könnte wie man besser Wirtschaftflüchtlinge beschreiben kann stellt sich die Frage wie werden diese Menschen sich verhalten wenn sie merken das es mit dem Geldverdienen und nach Hause schicken nicht so einfach werden könnte. Man sollte zur Kenntnis nehmen das Werner Engelmann in diesem Fall recht hat und diskutieren was daraus folgt. Die Flüchtlinge könnten auch auf die Idee kommen in Massen zurück zu ihren Familien zu gehen.

  27. Wortschöpfungen sind ein neues Hobby. Nicht immer ist das Ergebnis ganz Stubenrein, wie an der Wahl zum Unwort des Jahres zu erkennen ist. Die Gedanken sind Frei, aber wenn ich sie anderen mitteile treffen meine Gedanken auf Empfindlichkeiten und Empfindungen anderer Personen die evtl. Lebenslang anderen religiösen oder weltlichen Einflüssen ausgesetzt wahren und sind. Die Reaktionen der Menschen auf meine freien Gedanken können von Zustimmung über Ärger bis zu Handgreiflichkeiten mit Todesfolge gehen. Ein Hindernis zum friedlicheren Zusammenleben ist die immer noch unterschiedliche Reihenfolge der Werte in den Hirnen von Menschen und Machthabern. Werte wie Menschenrechte und demokratische Landesgesetze vor den religiösen Werten, oder religiöse Werte – auch integriert in Landesgesetze – unter Missachtung der Menschenrechte. Die Staatengemeinschaft ist gefragt!

  28. Pauschalurteile sollte man vermeiden.
    Differenzierte Darstellung erfordert mehr Platz.
    Natürlich kann man versuchen, Flüchtlinge in Gruppen einzuteilen, und natürlich sind auch Kriminelle darunter.
    Aber wer will pauschal moralisch unterscheiden zwischen Thomas Mann, der emigrierte, Heinrich Mann, der floh, und Dietrich Bonhoeffer, der die Gelegenheit der Emigration nicht nutzte und dann hingerichtet wurde?
    Dafür brauchte man sehr differenzierte Untersuchung des Einzelfalls. Und natürlich gäbe es auch dann unterschiedliche Meinungen.

  29. @bronski

    Ist schon schade, daß der Frblog im Sande verläuft, aber es war abzusehen.

    Die längjährige Forderung vieler Blogger, daß der Moderator und die Redaktion sich argumentierend, nicht bloss moderierend und profitierend beteiligen, wurde nicht gehört.

    Das hehre Konzept, eine Plattform zur Leserbeteiligung zu schaffen ist gescheitert, aber nicht mangels der Leserbeteiligung, sondern wegen der ungenügenden Beteiligung der Redaktion.

    Letztlich sind die Leser und Blogger nicht ernstgenommen worden und haben keinen Gesprächspartner gefunden, ausser einem absehbar überforderten Einzelkämpfer.

    Nimm es Dir nicht zu Herzen, Du hast das Mögliche getan, aber die FR hat versagt.

    Eine wesentliche Stimme ist nicht erkannt und nicht gestützt worden, die FR hat das Internet dem Krawall überlassen und profitiert genüßlich davon.

    Es ist einem überzeugten Leser der FR nicht zumutbar, daß Rechtsradikale in ihr ein Forum finden.

    Du beklagst die Radikalisierung der Kommentare in diesem Blog.

    Schau mal in die Kommentare der Artikel der FR-Online.
    Die FR toleriert lange schon rechtsradikale Kommentare und ist auch selbst rechtslastig geworden.

    Die linksliberale Rundschau gibt es nicht mehr.

    Wie lange Du selbst noch Teil dieser Rundschau bleiben willst, bleibt Dir überlassen.

    Der Kampf ist verloren. Ich möchte nicht mehr Teil einer verlogenen FR sein.

    Beste Wünsche trotz allem.
    Gruß
    BvG

  30. wäre ich bronski, würde ich mich während meines urlaubs der pflicht oder dem drang enthalten, zwischendurch ins blog zu schau’n. denn würde ich das zum beispiel heute (am 27.3.) tun und das angesammelte lesen, würde mir das abschalten nicht leicht fallen. ich würde lieber die restlichen tage dem widmen, was ich mir vorgenommen habe und mich im südlichen frankreich nicht vom fr-blog ablenken lassen… in welcher form auch immer.
    aber ich bin nicht bronski.

  31. @ maiillimi,

    Der „Urlaub“ ist vorbei, ich bin seit Freitag wieder zurück und habe schon Ideen, wie es hier weitergehen wird. Das Wort „Urlaub“ kenne ich eigentlich gar nicht. Im „Urlaub“ habe ich begonnen, einen neuen Roman zu schreiben. Das war erholsam.

    @ BvG

    Das „hehre Konzept einer Plattform zur Leserbeteiligung“ ist nicht gescheitert, denn es hat nie existiert — jedenfalls nicht so, wie Du es gern hättest. Das FR-Blog war seit 2007 eine Plattform für Leserinnen und Leser zur Diskussionen über Themen, die an Leserbriefen aufgehängt waren. Eine Mitsprache der Leserinnen und Leser in Sachen Zeitung haben wir in Gestalt eines Leserbeirats zu installieren vorgeschlagen, aber von Seiten der Leserschaft war das Interesse relativ gering. Darüber haben wir auch hier im FR-Blog gesprochen und werden es in Kürze auch wieder tun. Es war nie die Rede davon, dass die Redaktion hier umfänglich mit Leserinnen und Lesern über die Zeitung diskutieren würde. Ich wüsste auch gar nicht, woher sie die Zeit dafür nehmen sollte.

    Aber jetzt kommt der Boomerang, lieber BvG: Wir haben mehrfach Online-Blattkritik gemacht. Das hätte Dein Moment sein können, was Mitsprache betrifft, und Du hättest Deine Meinung direkt an die Chefredaktion herantragen können, zuletzt im August 2015. Du hast vorgeschlagen,

    1. eine Übersetzung der FR anzubieten (wofür es auch Fördergelder geben müsste, meintest Du) und
    2. die „sozialen Netzwerke“ zu ignorieren

    Also hattest Du wohl selbst keinen Bedarf an Mitsprache. Wieso die FR versagt haben sollte, erschließt sich mir nicht, ebenso wenig wie das Verdikt, die FR sei rechtslastig geworden, weil sie rechte Kommentare auf FR-online.de zulässt. Wenn in Kommentaren nicht gehetzt wird, wenn nicht zu Straftaten aufgerufen wird, gilt das Prinzip der Meinungsfreiheit. Dann müssen wir auch rechtslastige Kommentare aushalten. Aber ein Herr BvG könnte ja kommentierend einschreiten und etwas gegen die Rechtslastigkeit tun. Nein, der Herr diagnostiziert lieber eine Richtungsänderung der FR. Ehrlich gesagt, lieber BvG: Das ist schlicht Unsinn.

    @ hans

    Sie beschweren sich darüber, dass Werner Engelmann Sie angegriffen habe. Ich kann Ihnen nicht folgen. Er hat Ihnen argumentativ nachzuweisen versucht, dass Sie moralisch gesehen auf dem Holzweg sind. Das ist deswegen keine Beleidigung, weil Sie sich mit Argumenten dagegen wehren könnten. Stattdessen werfen Sie sich in die Pose des Empörten und bezeichnen Engelmanns Ausdrucksweise bei Gelegenheit als „geschwollen“. Ehrlich gesagt, hans: Das ist eine Beleidigung.

    @ Henning Flessner:

    Ich mache gern noch einmal darauf aufmerksam, dass die Themen, die hier im FR-Blog besprochen werden, von den Leserinnen und Lesern selbst angestoßen werden. Wenn Sie also andere Themen besprechen wollen als die, die hier angeboten werden, dann schicken Sie doch einfach einen Leserbrief zu unserer Berichterstattung, der das Potenzial hat, eine solche Diskussion anzustoßen. Wenn ich dieses Potenzial erkenne, mache ich hier auf dieser Basis eine Diskussion auf.

    Dass hier immer wieder Diskussionen zu ähnlichen Themen entstehen, liegt eben daran, dass es viele Leserbriefe zu denselben Themen gibt. Ich bemühe mich dabei jedes Mal darum, dem Thema aus einer neuen Perspektive zu begegnen, denn immerhin liegen ja durchaus Wochen zwischen den einzelnen Threads, in denen sich die Sachlage geändert haben kann. Aber ich gebe zu, dass das nicht immer gut funktioniert. Dieses Problem hat mit dem Grundkonzept des FR-Blogs zu tun. Ich werde mich in den kommenden Tagen mit der Chefredaktion zusammensetzen und überlegen, wie wir dieses Konzept weiterentwickeln. Eines steht aber jetzt schon fest: Das FR-Blog wird weiterhin von der Teilhabe der Leserinnen und Leser leben. Also: Sie sind eingeladen, den nötigen Input beizusteuern.

  32. @ BvG

    Ich muss Ihnen widersprechen. Aus Ihren Worten klingt ein gewisser intellektueller Hochmut. Nicht nur die FR hat sich verändert. Fast alle Zeitungen mussten dies tun und Zugeständnisse machen, um neue Leser zu gewinnen. In meinem Umkreis hat so gut wie niemand eine Zeitung abonniert. Jüngere Leute holen sich ihre Informationen aus dem Netz. Sie ja offensichtlich auch, sonst würden Sie die Kommentare der FR-Leser nicht kennen. „Eine wesentliche Stimme ist nicht erkannt und nicht gestützt worden, die FR hat das Internet dem Krawall überlassen und profitiert genüßlich davon.“ Das müssten Sie mal schlüssig belegen. Vielleicht habe ich nicht die selben feinen Antennen wie Sie, aber rechtsradikales Gedankengut habe ich in den FR-Foren nicht erkannt. Durchaus viel kleinmütiges Gezänk und gegenseitige Anmache ohne Erkenntniszugewinn. Aber rechtsradikal? Lesen Sie mal die Leserkommentare in der Welt, rechtsradikal sind die auch nicht, aber ziemlich Pegida affin. Im Bronski Blog geht es meiner Meinung nach sehr manierlich und reflektiert zu (wobei ich nicht weiß, wie viel Unflat Bronski herausfiltern muss).

    Ich schätze viele Ihrer Beiträge, auch wenn manche etwas abgehoben sind. Aber mit Ihrer Kritik an der FR liegen Sie meiner Meinung nach falsch. Sie ist nach wie vor vielseitig und bringt Hintergrundinformationen, die Missstände in dieser Gesellschaft aufdecken, sie hinterfragen, nachhaken und kritisch kommentieren.Die Leserkommentare spiegeln einen Teil der Meinungen dieser Gesellschaft. Die erschrecken mich auch sehr oft. Aber ich will sie wahrnehmen. Und auch nicht gleich verurteilen. Die Ängste, die da sind, sollten nicht nur wir ernst nehmen, sondern auch die verantwortlich handelnden Politiker.

    Bringen Sie sich hier bitte weiterhin kritisch ein, aber entmutigen Sie nicht Bronski, der hier viele Themen aufgreift, die ihm zugetragen werden.

  33. @I.Werner

    Ich bitte um Entschuldigung für meine überspitzten Kommentare, besonders auch Bronski.

    Die Rundschau liegt mir nach wie vor am Herzen und es ist manchmal schwer zu ertragen, wenn undemokratische Kräfte die demokratische Presse, die sie ja als Lügenpresse diffamieren, dennoch als Verlautbarungsinstrument mißbrauchen können. Ich würde mir schon wünschen, daß eine Zeitung es fertigbrächte, über ihre und unsere Feinde zu schweigen, aber das schafft auch die ZEIT nicht und andere, wirtschaftlich und politisch stärkere Zeitungen schaffen es auch nicht.

    Gleichwohl bleibt meine Kritik bestehen, daß gerade die Zeitungen negative Randerscheinungen der Gesellschaft hochschreiben, in der irrigen Auffassung, man müßte rechtzeitig vor diesen warnen.

    Ein besonderes Thema ist mir dabei die willfährige Verlautbarung von „Bekennertum“, in dem sich terroristische Organisationen der Medien bedienen, um eine breite Medienwirkung zu erreichen.

    Ein großes Maß der Massenwirkung würde den kriminellen Randgruppen genommen, wenn die Medien, und zwar alle, sich einer Nennung der „Bekenner“(= „Täter“) entziehen würden.

    „Meinungsfreiheit“ unterstütze ich in jedem Sinne, aber über die „Berichtspflicht“ und die „Pflicht, nicht zu berichten“ wäre zu reden…

    Nicht zuletzt ist der terroristische Krieg auch ein Medienkrieg, im mindesten werden Medien zur Waffe. Was wäre ein Anschlag ohne Live-Berichterstattung, Sondersendungen und Breaking News?
    Klipp und klar: Die Medien werden zu Mittätern (…gemacht).

    Sich vor diesem Mittätertum zu bewahren, haben die Zeitungen und andere Medien meiner Ansicht nach noch kein Mittel gefunden.

    Alles off topic, aber der Diskussion wert.

    Speziell an Bronski: Wo „Berichtspflicht“ zum „Tathelfer“ wird, findet sie ihre Grenzen.
    Selbstverständlich ist die Meinungsfreiheit das höchste Gut der Presse. Aber dort, wo sie mißbraucht wird, muß sie sich wehren.

    Enie abgeschlagene Hand bildet keine Faust mehr.

    Gruß BvG

  34. Hm. Gerade Print-Medien sind ja auch gewissen kaufmännischen Doktrinen unterworfen, sonst könnten sie, gerade heute, nicht mehr existieren. Die FR gehört der FAZ-Gruppe, soviel ich weiß. Und die FAZ hält sich die FR als linksliberales Aushängeschild. Eine Zeitung kann nur existieren als Partei-Organ, weil dann von einer Meinung bzw. Einstellung finanziert. Aber auf dem Markt muß sie schielen, mehr oder weniger, nach dem, wonach die, vermeintliche, Mehrheit lechzt.

    Das bildet sich dann auch im Blog ab. Es ist immer ein hin und her zwischen egozentrierten Einzelmeinungung und Friede-Freude-Eierkuchen-Beiträgen, die nach Zustimmung vieler haschen. Allen es recht machen geht nicht. Freiheit, also auch die zu anderen Meinungen, gilt es auszuhalten. Wer also ewig und immer erwartet, seine Meinung repräsentiert zu sehen, sollte sich verabschieden, sich auf FACEBOOK tummeln oder ein Buch lesen.

    Es ist wirklich spannend, dauernd diesen Spagat zu machen zwischen knorriger Einzelmeinung und dem weichgespülten FFE, welche sich viele auch wohl, vermeintlich, wünschen.

    Ich weiß aus eigener Erfahrung, das Zuhören, nicht sofort reagieren, erst einmal nachdenken, schwieriger geworden ist. Aber wenn mensch mal in sich hinein horcht, sollte er vielleicht feststellen, das dann, womöglich, als Resultat mehr heraus kommt.

    Aber meine Hoffnungen sind begrenzt, weil Menschen sind, wie sie sind.

    Ich wünsche mir hier mehr Emotion, und weniger Dozententum, weil diese Elfenbeinturm-Dialektik, wie sie z.B. W.Engelmann pflegt, zwar richtig, und oftmals auch richtig anstrengend ist, aber niemanden, so wie Hans, vom Hocker reißt.

  35. @fladung
    „Allen es recht machen geht nicht.“
    Interessanter Gedanke.

    Ist es doch Ziel der Demokratie, es allen recht zu machen, aber auch die Tugend der Demokraten, zu akzeptieren, wenn dies nicht gelingt.

  36. Demokratie muss streitbar sein, das ist ihr Kern, damit ist nicht zanken und keifen gemeint, sich behacken, sondern ringen um die beste Lösung in schwierigen Fragen. Das schließt Kompromisse ein. Aber auch die Anhörung aller Argumente des Für und Wider der sachlich denkenden Köpfe. Nicht aber die Beeinflussung der Lobbyisten. Da sollte doch schon ein großes Schild vor dem Parlament stehen „WIR MÜSSEN LEIDER DRAUSSEN BLEIBEN“.

  37. @ I.Werner: Ja, schön wäre es. Doch mir scheint es, als ob es bereits seit Jahren eher so aus sieht: Da sitzen die Lobbyisten, Schulter an Schulter mit den Parlamentariern, und tragen Buttons am Revers: „Wir dürften drinnen bleiben“. Weil ach so viele im Parlament sowieso, direkt oder indirekt, auf der Lobby-(Gehalts-)Liste stehen.

    Siehe Gabriel und CETA, und demnächst TTIP: erst große Töne spucken, und dann alles versuchen, das diese unsäglichen Sachen Wirklichkeit werden. Und uns wird dann diese, pardon, Verarschung, noch als „in unserem Interesse“ verkauft.

    Wird Zeit, das sich der Bürger auf seine doch noch hoffentlich vorhandene Mündigkeit beruft und versteht, und den Damen und Herren im Parlament den ausgestreckten Mittelfinger zeigt.

    Kompromiß ist m.E. nach etwas, womit beide Seiten nach den Verhandlungen einigermaßen zufrieden sind, und sich daraus Vorteile erwarten. Die Vorteile für die Industrie, vor allem, die internationalen Konzerne, bei CETA und TTIP sind bekannt. Aber wo liegen die Vorteile für U N S?

  38. Und schon wieder dieselbe Leier des wenig geschätzten Herrn Fladung. Siehe Gabriel und Ceta und TTIP und Du hast alles Elend dieser Welt in wenige Worte gepackt und damit erklärt. Gabriel ist an allem schuld. Ich habe es allmählich begriffen. Sigmar Gabriel ist an Ceta und TTIP schuld. Um es noch einmal zu wiederholen: Sigmar Gabriel ist an Ceta und TTIP schuld. Und für alle, die es immer noch nicht begriffen haben: Sigmar Gabriel ist an Ceta und TTIP schuld. Und für alle, die wirklich schlecht von Begriff sind: Sigmar Gabriel ist an Ceta und TTIP schuld. Und nun auch noch mal für die, die wirklich gar nichts mitgekriegt haben: Sigmar Gabriel ist an Ceta und TTIP schuld. Zum Schluss auch noch für alle, die sowieso nie was begreifen: Sigmar Gabriel ist an Ceta und TTIP schuld.

    *hechel*

    Wie schlecht ist die Welt!

    Und was hat das mit dem Thema hier zu tun?

  39. @ Stefan Briem: TROST GIBT DIR IN VIELEN DINGEN, RITTER GÖTZ VON BERLICHINGEN.

    Die Rede war vom Lobbyismus, sehr „hoch“ geschätzter Herr Briem.

  40. Nicht nur Herrn Briem, sondern allgemein empfehle ich das im Westend-Verlag erschienene Buch von Daniel Baumann und Stephan Hebel „Gute-Macht-Geschichten.“

  41. I. Werner, 29. März 2016 um 0:50:
    „…rechtsradikales Gedankengut habe ich in den FR-Foren nicht erkannt. Durchaus viel kleinmütiges Gezänk und gegenseitige Anmache ohne Erkenntniszugewinn. Aber rechtsradikal?“

    Ich stimme dieser Einschätzung zu. Selbst gelegentlich Zielscheibe derartiger Attacken, sehe ich dennoch wenig Erkenntniswert an der pauschalisierenden Einordnung „rechtsradikal“. Wo doch die Lust an solcher Art von „Anmache“ zumindest in diesem Blog in der Regel ziemlich schnell geschwunden ist, was ja auch aussagekräftig ist.
    Allerdings scheint mir dabei meistens auch eine gehörige Portion Intellektuellenhass mitzuschwingen. Was angesichts von dessen Tradition insbesondere in – vorsichtig ausgedrückt – sehr rechtslastigen Kreisen und Kontexten schon bedenklich genug ist. Vor allem wegen seiner erkennbarer Funktion, sich nicht nur selbst um eine sachbezogene Argumentation zu drücken, sondern diese möglichst auch zu verhindern.
    Ein Scheitern des Blog-Konzepts kann ich, wie auch I. Werner, zumindest so allgemein nicht erkennen. Solches wäre m.E. aber vorgezeichnet, würde dem Verlangen von Wolfgang Fladung (31. März 2016 um 0:09) nach „mehr Emotion“ entsprochen.
    Als ob es in der Online-Landschaft nicht genügend Orte gäbe, wo aufgestauter Frust in dieser Weise an anderen abgelassen werden kann – ungestört von „anstrengender“ Engelmannscher „Elfenbeinturm-Dialektik“ und befreit von jeglicher Verpflichtung, seine emotionalen Ergüsse gelegentlich einer wenigstens ansatzweise rationalen Kontrolle zu unterziehen!

  42. @ Werner Engelmann: Lieber Herr Engelmann, es ging mir um etwas gänzlich Anderes. Versuchen Sie einmal, mit einem Neoliberalen, einem AfD- oder Pegida-Fan, oder einem eingeschleisten CSUler am Stammtisch mit einer „sachbezogenen Argumentation“ zu landen und zu punkten – Sie werden ins Leere laufen. Was erleben wir denn derzeit? Das unsere Welt vorwiegend von Emotionen, also von Gefühlen, beherrscht und gesteuert wird. Nehmen Sie den Rep-Präsidentschaftskandidaten Trump, nehmen Sie die PANAMA PAPERS, die nicht geleakt hätten werden können ohne Neid, ohne Ellbogenmentatität, ohne überzogenes Ego und anderen Emotionen bei den Geleakten.

    Was ist mit den Wutausbrüchen von Erdogan? Selbst unsere sonst angeblich ach so kühle Kanzlerin hat ja mit ihrem „Wir schaffen das“ kurzsichtig eine Lawine losgetreten. Wollen Sie Menschen, die Flüchtlingsheime anzünden, mit „sachbezogenen Argumenten“ kommen?

    Ich habe selbst in meinem unmittelbaren Freundeskreis zwei Personen, die jetzt zur AfD tendieren, eigentlich recht kluge Köpfe. Aber sie sind meiner Argumentation nicht zugänglich.

    Faschismus war und ist, mit allen Schattierungen, eine Ideologie, die auf Emotionen aufgebaut war und ist. Und Neoliberalismus genauso, „was Besseres sein und sich so fühlen“, verächtlich auf Andere herab sehen, und nichts abgeben wollen bzw. sich noch im Staat alle Vorteile verschaffen, egal ob über Ämter oder Lobbys, das die Staatslast immer nur die Anderen drückt.

    In unserer „marktkonformen Demokratie“ läuft eben vieles marktkonform, aber bei weitem und seit langem nicht mehr demokratisch, siehe die uns als Segnung verkauften Freihandelsabkommen TTIP und CETA, ausgehandelt von demokratisch nicht legitimierten Personen in Hinterzimmern.

    Mit klugen Worten allein und Appellen an die Vernunft kommen Sie da nicht weiter. Aber überzeugen Sie mich, bitte, gerne vom Gegenteil. Meine Frau und ich haben in unserer Bibliothek inzwischen rund 200 Sachbücher, welche versuchen, mehr oder weniger dicke Bretter zu bohren. Erfolg? Na ja.

  43. @Fladung

    Meine Güte, wie vernagelt kann man denn sein?

    SIE!, in Worten „SIE!“ und Ihre Vernagelungsgenossen propagieren seit Jahrzehnten Unlösbarkeiten, Hoffnungslosigkeiten, Endzeitszenarien, ohne auch nur einen Ansatz von Lösungen zuzulassen.

    Bemerken Sie jetzt mal endlich, daß ihr persönlicher pessimistischer Fanatismus die Rechten produziert, die Sie so gern als Ihr Feindbild kultivieren?

    Der Demokratie würde es besser gehen ohne solche Lobbyisten, von denen Sie einer sind.

    Schweigen Sie! Sie beschädigen die Demokratie.

  44. 1. @ BvG: Ich kann mich nicht erinnern, und der Beitrag gibt es auch nicht her, Sie, BvG, angepostet zu haben.
    2. Wenn Sie meine Mail inhaltlich nicht vertstanden haben, oder absichtlich mißverstehen wollen, ist das Ihre Sache.
    Wenn Sie nicht unterscheiden können, zwischen einem Hinweis auf eine Partei, die mit Emotionen und Vorurteilen Stimmung macht, und mir, dem Sie unterstellen, die „Rechten“ als Feindbild zu kultivieren, dann sollten wir es lassen. Nebenbei, die beiden von mir erwähnten Personen sind eher Protestwähler, aber keine ausgewiesesnen Rechten.
    3. Das hier das Emotionale vorherrscht, zeigt sowohl Ihre als auch die Reaktion von Stephan Briem auf mich.

    Aber wir können das auch lassen. Ich brauche den FR-Blog nicht, wohl aber Sie und Briem, um über Andere herzuziehen.

    Sorry, Bronski, aber so kann und will ich nicht weiter machen.
    Und allgemein

  45. Vor einigen Tagen glaubte ich, BvG verstanden zu haben – und jetzt dies am 5.4. 2.22h.
    SIE – das sind echte Emotionen !! Kopfschüttel…

    Das Einschlagen auf W.Fladung kann ich überhaupt nicht verstehen. Er hat doch in vielem Recht. Ist das noch ein Blog der linksliberalen FR ? Zweifel kommen auf.

  46. @werner.h

    Auch wenn Fladung in vielem Recht hat, ich für mein Teil will diese apokalyptischen Vorreiter nicht mehr unwidersprochen ihr negatives Werk tun lassen.

    Aus meiner Sicht treiben er und andere die Bürger in die Reihen der Unrechten und Rechtsextremen. Es ist eine schlimme Erkenntnis, und ob ich damit richtig liege oder nicht, mag dahin gestellt sein.
    Ich sage es, wie ich es sehe:

    Die links (-extreme) Intoleranz gegen die Bürger macht diese rechtsradikal.

    Ganz ohne Emotion:
    Es wäre wirklich an der Zeit, wenn Linke ernsthaft darüber nachdenken würden, wie und wie sehr sie rechte Tendenzen hervorrufen, fördern und bedingen.

    Politische Dinge grundsätzlich und radikal lösen zu wollen, ist halt undemokratisch.

    Ich kann Fladungs Verzweiflung durchaus nachvollziehen. Er hat trotzdem Unrecht und schädigt die politische Diskussion.

    Dagegen schreibe ich.

Kommentarfunktion geschlossen