Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Burka für alle!

Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie

Ich merke es deutlich, unter anderem an Ihren Zuschriften: Der Druck steigt. Immer mehr von denen, die mir schreiben, äußern sich kritisch über die aktuell geltenden Einschränkungen. Klar: Niemand mag es, dass Geschäfte und Restaurants geschlossen waren, und niemand mag die teilweise unklare allgemeine Situation, die durchaus Fragen aufwirft: Sind diese Maßnahmen nicht überzogen? Am schlimmsten trifft es alte Menschen, die in Heimen leben und keinen Besuch bekommen dürfen. Das ist üble soziale Isolation und verschärft die Vereinsamung. Diese Maßnahme soll die Betroffenen schützen – aber ist sie angemessen, zum Beispiel im Fall der Mutter, die zunehmend dement ist und möglicherweise nur noch wenige bewusste Momente in Gesellschaft ihrer Tochter erleben kann? Es geht bei alledem letztlich auch um Lebensqualität, nicht wahr? Zu dieser Frage gibt es morgen Leserbriefe, die auch hier im FR-Blog veröffentlicht werden, in der Diskussion über die Frage, welche Lehren wir aus der Pandemie ziehen.

Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 35

Montag, 20. April 2020

Ich bemerke übrigens auch an mir selbst, dass ich leichter reizbar bin. Die Debatte über das Mundschutzgebot nervt mich. Alle Zahlen deuten darauf hin, dass die deutsche Politik die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Die Kurve der Infiziertenzahlen flacht ab, so wie es vorausgesagt und erhofft worden war unter der Voraussetzung, dass die Menschen sich an bestimmte Regeln halten, vor allem an das Abstandsgebot. Zudem hat Deutschland im Vergleich mit Italien, Frankreich, Spanien, UK und vor allem USA eine vergleichsweise geringe Zahl von Todesopfern durch Covid-19 bzw. die Infektion mit Sars-CoV-2. Mir leuchtet daher nicht ein, warum wir dennoch eine Debatte über Mund- bzw. Atemwegsschutz führen sollen. Da sitzen jetzt offenbar eine Menge Menschen in ihren Homeoffices, können nicht erwarten, dass wieder Normalität einzieht, und werden allmählich hysterisch bei dem Versuch, irgendetwas tun zu wollen, egal was. Hauptsache Aktionismus.

VollverschleierungNoch mal zum Mitschreiben: Mundschutz zu tragen, schützt andere, nicht den/die Träger*in selbst! Wenn wir viele Infizierte hätten, ja, dann wäre es eine sinnvolle Maßnahme, Mundschutz zu tragen bzw. das Tragen anzuordnen. Es gibt in Deutschland nach offiziellen Zahlen (ich weiß, mit Vorsicht zu betrachten. Stichwort Dunkelziffer) rund 50.000 Infizierte, die die Infektion noch nicht hinter sich haben. Auf mehr als 80 Millionen Einwohner. Es ist auf fast tragische Weise komisch, wenn ich sehe, wie Radler mit Mundschutz die Straße vor meinem Haus hinauf- und hinabfahren. Weit und breit niemand in ihrer Nähe, den sie damit schützen könnten. Sie tragen das Ding also wahrscheinlich deswegen, weil sie sich selbst damit sicherer fühlen. Dieses Bedürfnis nach Sicherheit ist nur allzu nachvollziehbar, aber die Sicherheit selbst ist trügerisch

Bild: © Wesaam Al-Badry /FR-Grafik

Ich hätte einen weitergehenden Vorschlag, der wirklich alle Sicherheitsbedürfnisse befriedigen dürfte: Vollverschleierung! Für Frauen, Männer, Diverse! Nicht zu vergessen die Hunde beim Gassigehen.

Was wurde hier im FR-Blog über die Burka bzw. die Vollverschleierung gestritten! Und jetzt, wo die Vorteile dieser Tracht auf der Hand liegen, will sich niemand daran erinnern? Ruckzuck wären sämtliche Infektionsketten unterbrochen, das Virus hätte keine Chance mehr, aus dem Rachenraum von Infizierten nach draußen ins Freie befördert zu werden, sei es durch Niesen, Husten oder einfach nur Sprechen. Es hätte sich ausgecovidst! Besonders gut kann ich mir Boris Johnson und Donald Trump in der Burka vorstellen. Das wäre eine richtiggehende Erleichterung. Zwar gäbe es dann Probleme mit der Wiedererkennbarkeit, aber die lassen sich lösen. Beim Boris könnte man zum Beispiel ein kleines Loch ins Haupt der Burka schneiden und ein paar wirre blonde Strähnen rausschauen lassen. Das hätte Unterhaltungswert. Auch Donalds Problem wäre leicht zu beheben: Seine Burka wäre nicht schwarz, sondern orange. Peter Altmaier wäre figürlich wahrscheinlich trotz Burka leicht wiedererkennbar. Angela Merkel könnte man vorn eine Raute auf die Burka malen, und Heiko Maas würde natürlich eine taillierte Joggingburka tragen. Auch für jemanden wie Dieter Nuhr hätte eine Burka unbestreitbar Vorteile, vor allem dann, wenn man ihm vor dem Anlegen einen Knebel einzieht; den würde man unter dem Gesichtsschleier nicht sehen, und wir hätten ein Problem weniger in puncto Hohlsprech.

Nichts als Vorteile! Her mit der Burka! Burka für alle!

Naoned!

Worldometer  +++ SafetyDetectives

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7 Kommentare zu “Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Burka für alle!

  1. Nee, will ich nicht. Habe gestern probeweise einen Mundschutz getragen. Da bekomme ich keine Luft mehr. Für die Brillenträger ist das auch ein Problem. Die Gläser beschlagen.
    Was ich mich heute gefragt habe, ist das Vermummungsverbot eigentlich aufgehoben? Mundschutz bis unter die Augen dazu Sonnenbrille und kein Mensch erkennt mich mehr.

  2. Das ist doch auch mal eine interessante Lösung. Früher wurde darüber debattiert ob sie in der Öffentlichkeit oder im Beruf erlaubt sind. Heute drehen wir das mal um und machen sie zur Pflicht. Liebe Grüße

  3. @ City Immobilienmakler

    Normalerweise wäre Ihr Kommentar Spam und würde gelöscht, weil Sie mit Ihrem Nicknamen Werbung machen. Da Sie sich persönlich und inhaltlich äußern, habe ich den Kommentar ausnahmsweise freigeschaltet. Wenn Sie künftig mitreden wollen, wählen Sie doch bitte einen anderen Nicknamen – oder nehmen, noch besser, Ihren Klarnamen. Auch Immobilienmakler dürfen eine Meinung haben, um sie unter ihrem Namen zu vertreten.

    Gruß, Bronski

  4. Solange es Neuinfektionen gibt, zeigt das, dass Infizierte herumlaufen und dabei andere infizieren können. Als „Risikogruppenangehöriger“ fühle ich mich mit einer mehrwandigen Maske sicherer, zumal das mit dem Abstand so eine Sache ist: Schon die Lockerungsankündigungen hatten nach meiner Beobachtung Folgen: Mehr Leute unterwegs, weniger Maskenträger zu sehen und Supermärkte verzichten auf Wagendesinfektion und Wagenpflicht. Die zweite Welle wurde schon vor dem 20. April eingeleitet, fürchte ich. Frau Merkel hat recht; aber die Menschen sind unvernünftig so lange sie es selbst nicht „fühlen“, was passiert. Solidarität ist halt allzulange durch Individualität und „Leistungsgesellschaft“ ersetzt worden.

  5. Burka auch für Profi Fußballspieler. Die wollen tatsächlich weiter machen. Ist denen nicht klar das sie Vorbildfunktion haben?

  6. Betrifft: Die Fußball-Bundesliga

    Ich bin stocksauer über die Planung der Bundesliga. Es ist ein fatales Signal.
    Ich bin mit Leib und Seele Fußballer. Aber diese Extra-Wurst für den Profifußball – welch ein Fehltritt!
    Es ist gleichzeitig ein Schlag ins Gesicht des Amateurfußballs, den Breitensport.
    Vorbildfunktion? Da bleibt nichts mehr übrig.
    Auch wenn es um Millionen (Fernsehgelder) in dem bereits schon kaputten Fußballgeschäft geht, das ist jetzt eine Bankrotterklärung.
    Regelmäßige Tests für die hochbezahlten Fußballer. Was soll das?
    Der Öffnungs- und Lockerungdruck sagt alles über die Illusion einer Rückkehr zur Normalität.

  7. @ hans

    Ganz genau: daher auch die Frage, Warum erhalten Profifußballspieler ein Vielfaches von Pflegekräften?

    Antwort: Die tun nichts, die spielen nur.

    Es ist schon eigenartig, wie an den verschiedenen Problemen, insbesondere den Schulen, Kitas und Läden herumgeeiert wird, aber Profifußball von Millionären soll erlaubt sein.

    Was nützt das alles, auch bei strengeren Regeln wie sie vor einer Woche noch galten, wenn von vielen die Abstände, leider insbesondere von vielen aggressiven Radfahrern, missachtet werden.

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