Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 11

Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie

So langsam fängt das Homeoffice an, mir auf die Nerven zu gehen. Ich habe deswegen heute ein paar Maßnahmen eingeflochten, um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Am Vormittag war ich zum Beispiel auf dem Wochenmarkt in der Hoffnung, Jakobsmuscheln zu bekommen. Gab’s aber nicht. Na ja, ist immer ein bisschen Glückssache, ob der Händler was bekommen hat. Beim Fleischer kam mir ein Mann nahe, der Mundschutz trug. Ich machte ihn drauf aufmerksam: Sicherheitsabstand. Darauf er: Warum ich keinen Mundschutz trage?

Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 11
Freitag, 27. März 2020

Um das noch mal ganz klar zu sagen: Mundschutz ist sinnvoll für Infizierte, die ihre Virenlast nicht mit Husten und Niesen aus ihren Lungen und Atemwegen rausblasen wollen. Wer infiziert ist und trotzdem rausgeht, für den gebietet es sich Mundschutz zu tragen, um niemanden anzustecken. Ansonsten aber hat der Mundschutz – außer als Vorsichtsmaßnahme im OP, wo das operierende Personal nicht weiß, ob der Patient es hat – keine Bedeutung für die Vermeidung der Verbreitung. Der Kunde am Fleischerstand reagierte auch gleich aggressiv auf meine Geste, mit der ich um Abstand ersuchte. Er hatte eine Regel nicht befolgt, die schützt, dafür aber eine andere, unsinnige eingehalten, deren Nichteinhaltung er mir aber umgehend vorwarf, statt erst mal sein eigenes Fehlverhalten zu erkennen. Das ist in letzter Zeit in diesem Land allerdings ein oft erlebtes Verhalten: Immer sind zuerst die anderen schuld.

Zugleich fördert die Pandemie aber auch das Beste in uns zutage, denn natürlich nehmen wir Rücksicht! Nicht alle, aber die meisten von uns. Das lässt sich überall beobachten, zum Beispiel auch beim Einkauf, wo sich die meisten Menschen inzwischen an die neuen Regeln halten, die wir alle erst lernen mussten. Die wichtigste: Abstand. Nicht zu verwechseln mit: fehlender Empathie.

Abgesperrter Park in Offenbach
an der Waldstraße.
Foto: Lutz „Bronski“ Büge

Die Pandemie wirft unser aller Leben schwer durcheinander. Ich bin jetzt die zweite Woche in Folge im Homeoffice. Kein Problem für mich persönlich, auch wenn manche Absprache hinsichtlich der Produktion der Zeitung ein bisschen schwieriger wird. Ich komme klar und tue alles, was ich kann, um die Produktion der Zeitung zu gewährleisten. Schön ist diese Situation trotzdem nicht. Und das sieht vermutlich niemand aus der FR-Redaktion anders.

Für alle, die sich noch mal die globale Entwicklung in all ihrer Dramatik, vor allem hinsichtlich der Dynamik einer exponentiellen Verbreitung des Erregers vor Augen führen wollen, habe ich hier zwei Links. Über die Impressi kann sich jedermensch ein Bild davon machen, ob diese Publikationen seriös sind. Mein Eindruck ist: Global betrachtet stehen wir immer noch am Anfang der Pandemie.

Worldometer   +++ SafetyDetectives

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13 Kommentare zu “Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 11

  1. Gestern bin ich mit dem Rad über die Felder von Oberrad, in Offenbach gelandet. Genauso ruhig wie in Frankfurt. Der Main-Radweg ist allerdings nicht zu empfehlen. Dampfradler, keuchende Jogger und freilaufende Hunde in dem ganzen Gewimmel waren mir schnell zu viel. Rücksichtslosigkeit lässt sich nicht so schnell aus dem Alltag vertreiben. Meine speziellen Freunde, der ein oder andere Autofahrer, scheint die leeren Straßen mit der Autobahn zu verwechseln.
    Die Supermärkte haben sich dazu durchgerungen, ihren Zwang, nicht ohne Einkaufswagen, durch hygienische Massnahmen, das desinfizieren derselben, der Krise anzupassen. Ansonsten ist mir ähnliches wie Bronski begegnet. Menschen die Mundschutz und Handschuhe tragen, lassen dafür den Abstand fahren. Handschuhe tragen ich jetzt immer bei mir, Mundschutz benutze ich nicht.
    Aber erstaunlich finde ich es schon, wie schnell wir uns an die neuen Regeln gewöhnt haben und uns mit dem gebotenen Abstand in die Schlangen einreihen! Bis auf diverse Querschläger.

  2. Wie wäre es mit einem Balkon/Garten flashmop heute 28.03 um 20.00 h mit Dancing in The Moonlight?

  3. Lieber Bronski,

    nachdem mir im Supermarkt auch nach Verhängung des Kontaktverbots und mittlerweile markierter Sperrzonen immer wieder Menschen aller Altersgruppen auf Tuchfühlung näher kamen, trage ich eine selbstgebastelte Maske aus zwei Stofflagen, die nach Rückkehr in die Wohnung desinfiziert wird. Ermuntert haben mich dazu Empfehlungen von Prof. Kekulè, der sich auf in China gemachte Erfahrungen beruft. Selbstverständlich hebt eine solche Schutzmaske das Abstandsgebot nicht auf.

    Neben den vermeidbaren Körperkontakten im Supermarkt (wo genügend Platz vorhanden ist) ärgern mich Gehwege, die zu einem Drittel der Breite (legal) beparkt sind. Dort ist für Fußgänger ein seitlicher Sicherheitsabstand nicht einzuhalten. Also muss eine/r bei „Gegenverkehr“ auf die Fahrbahn ausweichen, was gefährlich werden kann. In meinem Viertel ist der gegenüberliegende auch Gehsteig keine Alternative, denn dort sieht es genau so aus. Eigentlich wäre jetzt die ideale Zeit, um für Verkehrsberuhigung zu sorgen. Also das Parken nur auf einer Straßenseite zu erlauben (ohne Benutzung des Fußwegs). Auch das Radfahrern würde dadurch sicherer. Aber die Entwicklung kreativer Phantasie scheint bei Behörden mit körperlichen Schmerzen verbunden zu sein. Deswegen tut sich nichts.

    Schöne Grüße in die Nachbarstadt Offenbach.

  4. Lieber Herr Mertens, natürlich will ich Ihnen das Tragen der Maske nicht ausreden. Es verleiht möglicherweise ein Gefühl der Sicherheit. In der Situation, die ich oben geschildert habe, wurde es aber als Gebot gesehen, und ich musste mir Kritik anhören, weil ich keine Maske trage, während ich aber sehr genau auf das Abstandsgebot achte. Für Infizierte ist es sinnvoll, eine Schutzmaske zu tragen, weil sie dadurch für andere Menschen weniger gefährlich sind. Sie können dann das Virus nicht so leicht weitergeben, indem sie husten oder niesen. Auch für Krankenhauspersonal, das gesund bleiben muss, aber trotzdem in engen Kontakt zu Infizierten kommt, ist das natürlich eine probate Schutzmaßnahme. Darüber hinaus kann es als Geste der Höflichkeit und Rücksichtnahme gelten, wenn man Atemschutz trägt. Zugleich muss man sich darüber im Klaren sein, dass man solche Masken, die derzeit ein knappes Gut, dem Personal wegnimmt, das sie wirklich braucht (damit meine ich natürlich nicht selbstgebastelte Masken).
    Die Viren bewegen sich nicht frei in der Luft, so dass sie von Mensch zu Mensch übertragen werden, sondern das geschieht über die berüchtigte Tröpfcheninfektion: Sie werden ausgehustet oder ausgeniest. Andere Menschen infizieren sich, indem sie diese Tröpfchen einatmen oder die Viren – zum Beispiel nach einem Händedruck – per Schmierinfektion selbst in ihre Atemwege bringen. Im Durchschnitt fasst sich ein Mensch bis zu dreimal pro Minute ins Gesicht. Das Risiko der Schmierinfektion kann man mit einfachsten Mitteln reduzieren: Man gibt sich nicht die Hand, umarmt und küsst sich nicht und wäscht sich regelmäßig die Hände. Die Tröpfcheninfektion ist heikler, aber hier hilft das Abstandsgebot, denn die Tröpfchen, selbst die winzigsten, besitzen eine Masse, so dass sie dem Gesetz der Schwerkraft folgend zu Boden sinken. 1,5 bis 2 Meter Abstand sind daher das Gebot.

  5. Nach allem, was ich bisher gelernt habe, ist mir das gebotene Abstand halten das Wichtigste. Hände waschen sowieso.
    Eine Maske trage ich nicht. Wenn ich draußen (außerhalb der Stadt) beim Spaziergehen viele sehe, die Masken tragen, so erschließt sich das für mich nicht.
    Alle Bekannten von uns/mir halten sich an die Regeln. Telefonieren ist ein gutes Mittel in Kontakt zu bleiben und sich in Ruhe auszutauschen und nachzufragen, wie es so geht.
    Ich kann jetzt nicht sagen, wie lange ich ganz gut mit der Situation (Zuhause bleiben) zurecht komme. Aber ich denke, es ist schlicht und einfach eine Sache der Vernunft und damit vor allem der Rücksichtnahme.

  6. @ Anna Hartl

    Es mag einem ja ein gutes Gefühl geben, ist auch bestimmt gut gemeint, aber ich halte nicht viel von diesen musikalischen Balkonauftritten.
    Die Zeit etwa die „Helden des Alltags“ so zu feiern, zu beklatschen, sollte zuende gehen und in klare politische Forderungen umgesetzt werden. Es muss klar werden, wer in Zukunft bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung zu bekommen hat.

  7. @ bronski (11:18 Uhr)

    Bin gerade von einem Spaziergang zum Buchhändler meines Vertrauens zurückgekommen, um Bestelltes abzuholen, das in drei Kästen (!) vor dem Laden für die Kunden bereitsteht. Für diesen insgesamt 25-minütigen Weg hatte ich mich nicht maskiert. Doch auf dem vergleichsweise breiten Fußweg, der diesen Abschnitt der Mörfelder Landstraße in Sachsenhausen säumt, kamen mir mehrfach Einzelpersonen und Zweiergruppen entgegen (alte und junge Menschen, überforderte Mütter mit kleinen Kindern), die sich an das Abstandsgebot nicht hielten und sich dessen auch ganz offensichtlich nicht bewusst waren. Fazit: Der Klügere gibt nach und flüchtet (was vor dem Lebensmittelregal bei REWE nicht möglich ist, wenn man urplötzlich von Einkaufswagen umringt wird). Die Berechtigung der Mahnung, zu Hause zu bleiben, wird mir immer klarer. Denn ein bestimmter Teil der Bevölkerung scheint Risiken nicht einschätzen zu können, verhält sich unwissend und irrational.

    Zwischen ARD und ZDF tobt mittlerweile jeden Abend die „EXTRA“-Schlacht. Nachrichten sollen als Events dargereicht werden; die Quoten scheinen zu steigen, der Informationswert hingegen nimmt exponentiell ab. Wenn sich Expertenmeinungen (beispielsweise die von Drosten, Kekulè, Brinkmann oder Herold) in Details unterscheiden, wird dem nicht nachgegangen, obwohl das für den Normalbürger (der/die kein/e Virologe/in ist) existentiell wichtig wäre. Nicht nur bei der Frage, wie sinnvoll Masken sind.

    Da ich als schreibwütiger Ruheständler zwangsläufig Home Office mache, sitze ich wegen Corona und anderen Ärgernissen viel länger am PC als früher. Und stelle fest, dass das die Augen auf Dauer ziemlich anstrengt. Jetzt riet mir ein Bekannter, ich sollte auf schwarzen Hintergrund mit weißer Schrift wechseln, das sei schonender und sogar energiesparender. Können die Profis der FR von ähnlichen Erfahrungen berichten?

  8. @Juergen Malyssek
    Das eine schließt das andere nicht aus. Bin ja ihrer Meinung was die besseren Arbeitsbedingungen und die Bezahlung betrifft.
    Doch noch bin ich nicht tot. Habe meine Nachbarn seit gut 2 Wochen nicht mehr gesehen und die eine, die mir über den Weg lief heute, machte einen ziemlich traurigen Eindruck. Ich möchte einfach versuchen, dieses Gefühl von Isolation etwas aufzuheben. Dieser notwendige Zustand des Getrenntseins macht was mit uns und den negativen Folgen möchte ich entgegenwirken.

  9. @ Anna Hartl

    Ihren beschriebenen Absichten will ich mich auch nicht verschließen, allenfalls den vielerorts laufenden kollektiven Balkonritualen.
    Zugegeben: Letzteres ist auch nicht sooo bedeutend.
    Ihr menschlicher Blick auf den Zustand des Getrenntseins verdient Anerkennung.

  10. @ Bronski

    Lieber Bronski,
    es gehört zwar nicht in Ihr Ressort, aber ist mir aufgefallen, man wenig oder garnichts über die Situation in den skandinavischen Ländern zu lesen ist. Auch Irland. Unsere Reise dahin ist ausgefallen.
    Von Norwegen weiß ich aus Verwandschaftsmeldungen, dass „alles“ zu ist: Schulen, Universitäten, alle Veranstaltungen abgeblasen, homeoffice a.s.o.
    Von Schweden hört man sowas wie Laxheit im Umgang mit Corona. („Es kommt und es geht wieder“). Diese Nachricht habe ich um paar Ecken bekommen. Dänemark dürfte wohl strenger sein.

    Vielleicht können Sie ja einen Hinweis in die Redaktion geben. Oder ich habe Nachrichten übersehen?
    Dankeschön!

  11. Sorry, ich kann nicht alle Ihre Korrekturen ausführen, und ehrlich gesagt: Es ist auch nicht wichtig, hier fehlerfei zu schreiben. Dies ist ein Blog, da machen alle Fehler, und alle mögen es bitte allen anderen nachsehen, dass Fehler passieren. Hauptsache wir verstehen uns.
    Peace!

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