US-Präsident George Walker Bush ist auf Abschiedstour durch Europa. „Endlich!“, schreibt FR-Chefredakteur Uwe Vorkötter in seinem Leitartikel. Zeit, Bilanz zu ziehen. Die kann nur unvollständig ausfallen, aber das reicht vielleicht schon. Was hat Bush der Welt gebracht? Bis 9/11 – gar nix. Aber dann, dann trug er das Licht der Freiheit bis in die hintersten Winkel des Globus, nicht zuletzt indem er mit Lügen den Golfkrieg vom Zaun brach. Die Lüge ist bei Bush steter Begleiter; die Präsidentschaftswahl 2004 gewann er wohl nur mit Hilfe von Wahlbetrug. Aber jetzt: Stichwort „Krieg gegen den Terror“. Dieser Krieg – „asymmetrisch“ wird er genannt – hat inzwischen mehr Tote gefordert als der Terror, von dem er ausging. “Seit Januar haben wir jeden Monat durchschnittlich mehr als 1.500 Al-Kaida-Terroristen und andere Gegner der gewählten irakischen Regierung getötet”, brüstete sich Bush im August 2007. (Ursprünglich funktionierte Al-Kaida als Netzwerk kleiner Terrorzellen; das muss ja ins Riesenhafte angeschwollen sein.) 22.000 Tote meldet Welt.de für 2007 im Irak und in Afganistan – und stellt fest, dass Al-Kaida wieder stärker werde. Die Folgen des Irak-Kriegs für die arabische Welt sind kaum absehbar.

Der Krieg in Afghanistan ist nicht zu gewinnen. Auch nicht mit Zermürbungstaktik. Da lachen die Taliban vermutlich nur drüber, während die US- bzw. Nato-Soldaten traumatisiert aus diesem Krieg zurückkehren. Auf Zoomer.de, einem Forum, das sich nach eigenem Bekunden der Qualen der US-Soldaten annimmt, schreibt ein User namens „Fakt ist“: „Fakt ist, dass viele schwerst traumatisiert zurückkommen. Sie zeigen Videos, die sie dort gedreht haben, die für uns Unvorstellbares zeigen, z.B. ein Video von einem Checkpoint, an dem sich gerade ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengt, als sein Auto kontrolliert wird. Ein guter Freund ist viermal auf eine Mine gefahren. Er hat Kollegen und Freunde verloren. Er ist kaputt. Träumt nachts von den Toten, die er gesehen hat. Er hat getötet. Er sieht sich als Mörder und ist inzwischen in der Psychiatrie. Er hatte mit 21 Jahren schon 2 Jahre Irak hinter sich. Er wurde mit Psychopharmaka zugedröhnt.“ Kümmert das einen wie Bush?

Die Liste ist lang. Guantánamo. Abu Ghraib. CIA-Gefängnisse. Die Rückkehr der Folter. Aber es gab auch Subtileres, was es nicht unbedingt in die Schlagzeilen passte. Die rücksichtslose Privatisierung der irakischen Wirtschaft. Die Etablierung der Homeland-Security mit weitreichenden Folgen für alle, die in die USA einreisen wollen. Und natürlich – der Klimaschutz. Auf dem Welt-Klimagipfel in Bali waren die USA wieder mal der große Bremser. Eine Strategie, die sich durch die ganze Bush-Ära hindurchzieht. Da klingt es fast höhnisch, wenn Bush in einer Rede vor Journalisten im Rosengarten des Weißen Hauses (April 2008) sagte:
„We believe we need to protect our environment. We believe we need to strengthen our energy security. We believe we need to grow our economy. (…) The Kyoto Protocol would have required the United States to drastically reduce greenhouse gas emissions. The impact of this agreement, however, would have been to limit our economic growth. (…) Today, I’m announcing a new national goal: to stop the growth of U.S. greenhouse gas emissions by 2025.“ Späte Einsicht? Eher wohl eine Art Vermächtnis an seinen Nachfolger, denn der wird es auszubaden haben.

Die Bilanz der Bush-Aäre kann nur als desaströs bezeichnet werden. Ich jedenfalls werde diesem Mann keine einzige Träne nachweinen – und ich habe den Verdacht, dass ich nicht der einzige sein werde. So schreibt mir Jutta Rydzewsky aus Bochum:

„Die Schandtaten dieses Herrn in einem Leserkommentar aufzulisten, ist schon aus Platzgründen unmöglich. Alleine die 937 Lügen der Bush-Administration, anlässlich des Irak-Krieges, würde die ganze FR füllen. Das Meiste ist jedoch ohnehin bekannt und wird auch nicht mehr ernsthaft bestritten. Es scheint überhaupt so gut wie keine Bushisten mehr zu geben. Das war einmal völlig anders, auch bei deutschen Presseerzeugnissen, namhaften Journalisten, und so genannten Transatlantikern, besonders in Reihen der Union. Fest steht, Bush ist verheerend gescheitert. Dabei spielt es auch überhaupt keine Rolle, was da nun wirklich im Hinblick auf den Irak-Krieg war. Schröder ist politisch aus einem ähnlichen morschen Holz geschnitzt wie Bush. Macht, persönliche Eitelkeiten, bei Bush kam sicher noch der große Einfluss seines Umfelds dazu. Frau Merkel macht gute Miene zum bösen Spiel. Mit Bush kann niemand mehr Staat machen, auch kein Staats- oder Regierungschef. ‚Es wird eine neue Zeit beginnen‘, bemerkte Merkel. Ein merkel-typischer Allgemeinplatz der Sonderklasse.
Sicher, es gab und wird immer gute und schlechte US-Präsidenten geben, was immer auch mit der subjektiven Wahrnehmung einhergeht, aber dieser Mann war schlicht eine Katastrophe. Es gibt durch Bush nicht mehr sondern weniger Demokratie, sogar in Demokratien selbst. Nicht weniger, sondern mehr Gewalt, Krieg, Terror und weit verbreiteten Hass. Bush hat auch nicht gewonnen, ist kein Sieger, wie er immer getönt hat, sondern der größte Verlierer, den es im Präsidentenamt der USA je gegeben hat. Besonders schlimm ist die Tatsache, dass Bush die Welt gespalten hat. Dieser Mann war das größtmögliche Unglück für die ganze Welt, und er war es auch für sein eigenes, ebenfalls gespaltenes Land. Das Ansehen der USA befindet sich auf einem absoluten Tiefstpunkt. Bush hat den USA jegliche Glaubwürdigkeit gekostet, Feindschaft und Hass auf sein Land gelenkt. Damit hat er letztlich sogar die Axt an die Führungsmacht (früher nannte man das mal Imperium) USA gelegt. Es mag noch einige Jahrzehnte dauern, bis auch die USA den bitteren Weg aller Imperien gehen wird; Bush hat diesen Weg entscheidend ‚geebnet‘. Ob das Ende der US-Allmacht aus innerer Schwäche, oder durch äußere Einflüsse erfolgen wird, steht noch in den Sternen. Apropos Sterne. Von hinter den Sternen will dieser Bush ja seine Botschaften empfangen haben, wie er es in unglaublich bigotter Form oft verkündet hat. Fest steht, dass er der Welt und seinem eigenen Land unermesslichen Schaden zugefügt hat, worunter die Welt noch lange leiden, und das ‚Imperium‘ irgendwann zerbrechen wird. Aber die Sterne kann er nicht dafür verantwortlich machen, sondern ausschließlich sich selbst und seine Politik.“

937 Lügen – wer hat die denn mal gezählt?

Ferner Dietrich Puchstein aus Kronberg:

„Wärst du doch in Washington geblieben, wo man schon gewöhnt an Deine Lügen …
Das war nur der Präsident Bush, die lahme Ente, die nun von Europa Abschied nimmt. Der Lügner und millionenfache Kriegsgewinnler Bush wird uns mit Sicherheit erhalten bleiben, denn er begegnet uns bereits jetzt in den immer weiter steigenden Rüstungsausgaben weltweit, die in erster Linie von den USA betrieben werden. Auf diesem Gebiet wird sich ein Herr Bush auch weiterhin bemerkbar machen.“

Nein, bitte nicht!

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5 Kommentare zu “Bush geht

  1. Einer der schlechtesten Präsidenten der USA hat nach seiner Amtszeit jedenfalls kaum irgendwo Freunde. Ich nehme nicht an, dass er sich auch nur eine Minute ohne Bodygard in der Öffentlichkeit zeigen kann. In Europa ist sowas nicht denkar. Ein Beispiel sei die freie Bewegung von Kohl in der Bundesrepublik, der wahrlich bei seinem Abgang in der Bevölkerung nicht viel Freunde hatte.

  2. „Busch geht“Aber der Filz bleibt!
    Er hat eine Saat gelegt die auch der beste President nicht mehr aufhalten kann.
    Die Macht liegt und lag in den USA und weltweit bei Wirtschaft und Industrie z.B(Waffenindustrie)
    Auch der /die nächsten Prsidenten werden nicht daran vorbei kommen ,dass die USA sich weiter als Weltpolizei aufspielen wird ,ganz im Sinne eben dieser speziellen Industrie.
    Wir müssen entlich begreifen,das weltweit andere Götter angebetet werden. „Gott Mamon“
    Wer ihm am nächsten ist hat die Macht und bestimmt die politische Richtung in allen Ländern.
    Kennedy wurden ermordet weil er gut war.
    „Bush lebt“.

  3. Die wenigsten Menschen in Europa,aber auch in den USA, werden diesen „noch“ amtierenden Präsidenten, eine Träne nach weinen, wenn dieser die politische Bühne der Macht, in den USA, verlässt!
    Ein Mann in dessen Amtszeit zwei Kriege fallen, welche Leid und Elend über das betroffene Land und dessen Bevölkerung gebracht hat, (aber nicht nur bei diesen) und wo ein „Sieg“, weder in dem einen wie auch anderem Land, in weiter Ferne liegt, wenn überhaupt!?
    Hier besteht auch die Gefahr, das dieser Mann in den letzten Monaten,seiner Amtszeit,einen Militärschlag gegen den Iran, mit Unterstützung der Israeli s durchführt, mit unübersehbaren katastrophalen „wirtschaftlichen“ Folgen, für die Region, den USA, aber auch Europas ??

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