Viele halten den Atem an, manche für immer

Sars-CoV-2 greift um sich. Inzwischen hat auch die letzte Regierung in Europa erkannt, wie gefährlich das Virus ist. Prozentzahlen geben diese Gefährlichkeit nur bedingt wieder. Was heißt es schon, wenn man hört: Letalitätsrate etwa 0,5 Prozent? Nichts weiter, als dass jeder zweihundertste Infizierte stirbt. Statistisch gesehen. Damit ist die Gefahr hübsch relativiert. Doch die Realität ist dramatisch, wie man derzeit in Italien beobachten kann, wo die Krematorien in Bergamo und Umgebung mit dem Einäschern nicht hinterherkommen.

Die nüchterne Zahl von 0,5 Prozent wirkt eher verschleiernd. Was steckt dahinter? Etwa fünf Prozent der Infizierten braucht ständige medizinische Betreuung. Soll heißen: Krankenhaus. Ein Teil davon muss intensivmedizinisch behandelt werden. Sars-CoV-2 legt sich vor allem bei älteren Menschen oder solchen mit Vorerkrankungen gern auf die Lunge, um es umgangssprachlich auszudrücken. Lungenentzündungen und Atemnot sind die Folge. Bei den schwer verlaufenden Fällen muss häufig beatmet werden. Gestern wurde gemeldet, dass es in Deutschland inzwischen 20.000 Infizierte gibt. Bei 82 Millionen Menschen Bevölkerung. Klingt eher undramatisch, oder? Nein! Denn wenn von 20.000 Infizierten 1000 ins Krankenhaus müssen (fünf Prozent) und davon vielleicht die Hälfte in intensivmedizinische Behandlung, zeigt sich schon, wohin wir bald kommen werden, wenn das so weitergeht: Die Gesundheitsversorgung wird überlastet. Wenn die Kurve der Infizierten weiterhin exponentiell steigt, so wie bisher, dann läuft das wie folgt:

  • 24. März: 40.000 Infizierte, 2000 im Krankenhaus, 1000 auf den Intensivstationen
  • 28. März: 80.000 Infizierte, 4000 im Krankenhaus, 2000 auf den Intensivstationen
  • 1. April: 160.000 Infizierte, 8000 im Krankenhaus, 4000 auf den Intensivstationen
  • 5. April: 320.000 Infizierte, 16.000 im Krankenhaus, 8000 auf den Intensivstationen
  • 9. April: 640.000 Infizierte, 32.000 im Krankenhaus, 16.000 auf den Intensivstationen
  • 13. April: 1.280.000 Infizierte, 64.000 im Krankenhaus, 32.000 auf den Intentensivstationen

Viele unserer Zeitgenossen wissen offenbar nicht, was eine exponentielle Kurve ist. Sie mögen sich diese Zahlen ansehen und werden hoffentlich begreifen: Das ist eine dramatische Entwicklung! Ich will damit weder Hysterie und Panik schüren noch eine Prognose abgeben, sondern nüchtern verdeutlichen, was passieren kann, wenn nichts unternommen wird. Spätestens am 17. April würde unser Gesundheitssystem zusammenbrechen. Wir haben derzeit 28.000 Intensivbetten, von denen 80 Prozent allerdings aus anderen Gründen belegt sind. Weitere Intensivbetten werden jetzt eingerichtet, zusätzliche Beatmungsgeräte sind bestellt, aber wo soll das zusätzliche Personal herkommen, das für intensivmedizinische Betreuung gebraucht wird?

Derzeit wird viel dafür unternommen, damit es nicht so weit kommt. Das Wichtigste ist: Infektionsketten unterbrechen! Das bedeutet: Wir müssen unser soziales Leben zurückfahren, alle miteinander. Wenn Menschen nicht mehr zusammenkommen, kann das Virus nicht mehr übertragen werden. Damit wurde in der zurückliegenden Woche begonnen. Auch die Frankfurter Rundschau trägt ihren Teil der Verantwortung und schickt ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice, so weit möglich – siehe auch mein Homeoffice-Tagebuch hier auf diesem Blog. Der Augenschein besagt dennoch, dass es viele Zeitgenossen gibt, die dieses einfache Prinzip nicht begreifen. Sie treffen sich trotzdem, ohne sich etwas dabei zu denken. Restaurants und Geschäfte müssen schließen? Dann machen wir eben privat Party! Und vier Tage später stecken wir beim Familienbesuch die Oma oder den Opa an, auf dass der/die drei Wochen später stirbt.

sars-italienUm das mal klar zu sagen: Es geht jetzt darum, dass wir uns VORÜBERGEHEND Beschränkungen auferlegen. Was wir heute tun, wird in zwei bis drei Wochen Auswirkungen haben. Vorher werden wir keine Ergebnisse unseres Handelns sehen, so ernüchternd das auch ist, aber dann wird es hoffentlich einen Peak bei den Infiziertenzahlen geben, einen Höhepunkt, und danach eine Abflachung der weiteren Entwicklung. Das heißt nicht, das danach niemand mehr infiziert wird. Selbstverständlich macht das Virus weiter. Es ist da, es geht nicht mehr weg. Aber die weitere Entwicklung verläuft langsamer, und genau darauf kommt es im Hinblick auf die Belastung unseres Gesundheitssystems an. Nur wenn es den Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal auf den Intensivstationen gelingt, wirklich alle schweren Fälle angemessen zu betreuen, werden wir die Opferzahlen niedrig halten können. Ansonsten bekommen wir eine Entwicklung wie in Italien, wo die Ärzte ermessen müssen, welche Patienten bessere Überlebenschancen haben, so dass sie bevorzugt an die Beatmungsmaschinen kommen, während andere Fälle, die schwerer, aber vielleicht nicht aussichtslos sind, auf die Palliativstationen kommen, soll heißen: Sie sterben, weil das Gesundheitssystem nicht über die Ressourcen verfügt, um alle zu behandeln. Ich möchte nicht in der Haut eines Arztes stecken, der darüber entscheiden muss.

Offenkundig verhalten sich jedoch viele Menschen unvernünftig. Lesen sie keine Zeitungen? Hören sie keine Nachrichten? Sehen sie keine Tagesschau? Informieren sie sich nur in ihren Echoblasen? Man muss sie offenbar zu ihrer eigenen Gesundheit zwingen. Darum bekommen wir jetzt eine Debatte über eine Ausgangssperre. Denn trotz eindringlicher Mahnungen nicht zuletzt unserer Kanzlerin, sich sozialer Kontakte zu enthalten, gehen die Menschen hinaus, treffen sich und feiern. Mahnungen und Appelle an die Vernunft genügen offenbar nicht. Müssen also jetzt Verbote her?

Ausgangssperre! Man dürfte dann die Wohnung nur noch für Gänge zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen verlassen. Auch das Gassi-Führen des Hundes oder Individualsport wäre erlaubt, sofern es ohne Kontakte zu Menschen abgeht, mit denen man nicht auch zu Hause zu hat. Und das von oben herab verordnet und mit Polizeigewalt durchgesetzt, vielleicht sogar mit scharfen Bußgeldern bewehrt? Wer kann das wollen? Niemand – aber jene, die nicht hören wollen, fordern solche Konsequenzen geradezu heraus. Sie sollten überlegen, was sie der Gesamtheit mit ihrem Verhalten antun, und umdenken.

FR-Redakteur Andreas Schwarzkopf spricht sich im Leitartikel für Ausgangssperren „aus den richtigen Gründen“ aus. Derweil verhängt Bayern Ausgangsbeschränkungen. Die Schwarzwaldmetropole Freiburg im Breisgau tut es ebenfalls, das Saarland auch. Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sagt im Interview auf FR.de:

„Wir arbeiten hier am Rande der technischen Kapazitäten. Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung greifen ja auch und haben uns die niedrigste Letalitätsrate in der EU beschert. Das sollten wir anerkennen. (…) Gröhlende Fußballfans und singende Kneipensäufer sind nicht nur unappetitlich, sie sind auch im höchsten Maße unsolidarisch. Und deswegen werden vielleicht am Ende Ausgangssperren doch unumgänglich …“

Zur bisherigen Entwicklung erreichten mich unzählige Leserbriefe. Hier eine Auswahl.

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Die Coronavirus-Pandemie – Eine Übersicht

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fr-debatteWelchen Stellenwert hat Putzen hinter dem Schrank?

Frau Merkel bittet alle mitzumachen und zu Hause zu bleiben aber Erzieherinnen müssen in den leeren Kitas zum Arbeiten erscheinen? Welchen Stellenwert hat das Putzen hinter dem Schrank? Eine hohe Dunkelziffer an Infektionen gibt es in der Berufsgruppe sicher auch. Wie man denen dann vermitteln soll, dass nach dem sinnlosen Zusammentreffen mit Kollegen ein Treffen mit Freunden am Abend aber sowas von gar nicht geht, ist mir schleierhaft.

Isabel Weidenbach, Frankfurt

fr-debatteDas Verbotstabu wird gerade abgeschafft

Zur Zeit lernen wir die harte Lektion: Bei großen Problemen helfen nur durchgreifende Maßnahmen, auch wenn sie unpopulär sind. Nach der Corona-Pandemie können beim Klimaschutz die Verbotsallergiker bei FDP und CDU/CSU nicht mehr zurückkommen auf ihre sanfte Methode: Wir retten das Klima ohne Einschränkungen und Verbote.
Das Verbotstabu wird von Covid-19 gerade abgeschafft.

Hartmut Bärz, Kelkheim

fr-debatteErst wenn es Abend wird

Was ist das nur für ein unheimliches Virus, das sich den ganzen Tag versteckt und erst pünktlich um 18 Uhr in Gaststätten und Restaurants auftaucht und die Menschen infiziert? Oder anders gefragt: Vielleicht kann mir mal jemand erklären, warum Restaurants nur von 6 Uhr bis 18 Uhr geöffnet sein dürfen? Besteht in dieser Zeit etwa keine Ansteckungsgefahr, sondern erst wenn es Abend wird?

Holger Kintscher, Langen

fr-debatteViele halten den Atem an, manche für immer

Die Welt hält den Atem an, die Meisten im Schock, weil niemand versteht wie uns das passieren kann. Vele vor Wut, weil sie nicht verstehen, dass auch sie Opfer bringen müssen. Opfer, die keine sind, wenn man die wahren Opfer sieht. Denn Viele halten den Atem an. Für immer.

Helga Gomez, Klingenberg

fr-debatteIn Kanada wird „Social Distancing“ gelebt

Vor einer Woche schien das Corona-Virus noch sehr weit entfernt hier in Kanada, ganz im Gegensatz zu der Lage in vielen Gegenden in Deutschland. Seit letztem Donnerstag sind in der Provinz Quebec alle Schulen und Universitäten geschlossen. Auch müssen ALLE Personen, die von einer Reise aus dem Ausland, wie auch aus einer anderen Provinz zurückkehren, sich in 14-tägige Quarantäne begeben. Offiziell ist diese Maßnahme für die meisten Personen noch freiwillig, jedoch hält sich so gut wie jeder daran. Montreal ist zu einer Geisterstadt geworden, „Social Distancing“ wird hier nicht nur sehr hoch geschrieben, sondern auch wirklich gelebt. In Deutschland hingegen: Trotz täglicher Hinweise doch bitte, bitte drinnen zu bleiben schläft das öffentliche Leben nicht. Die Innenstädte sind am Nachmittag voll, die Biergärten und Cafés so gesellig und betriebsam, als wäre allgemeine Ferienzeit, endlich Zeit für seine Nächsten; die Schulen und Universitäten sind geschlossen, jetzt also im Privaten organisieren, Home Office – ein bisschen übertrieben, oder? Wir sind eine global vernetzte Welt, wir wollen frei sein, wir wollen mobil sein, haben gelernt, dass es keine Grenzen gibt. Doch zu welchem Preis?!
Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft, und vor allem als junge Menschen, die weiterhin fit und mobil sind, realisieren, in was für einer ernsten Situation wir uns momentan befinden und diese nicht leichtfertig unterschätzen, weil man ja persönlich nicht Teil der „Risikogruppe“ sei. Wir, als Gesellschaft, stehen unter Risiko. Ja, dies bedeutet, dass gerade einfach mal so mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt fahren, zusammen im Park sitzen und all die Reisepläne, die man im Frühling sonst gerne schmiedet, nun nicht möglich sind.
Viele Menschen bereitet dies alles Angst. Die zum Teil verschiedenen Herangehensweisen von Regierungen führen schnell zu Unsicherheit und Unverständnis über deren Notwendigkeit. Es ist aber gleichzeitig wichtig, dass wir uns nicht von dieser Angst und den vielen, zum Teil falschen Informationen, die gerade geteilt werden, leiten lassen. Wir alle haben eine Verantwortung in dieser Zeit, unsere eigenen, nicht überlebenswichtigen Bedürfnisse (dazu zählt auch der Cafébesuch) hinter dem Allgemeinwohl anzustellen, um die Gefährdeten in unserer Gesellschaft zu schützen und unser Gesundheitssystem vor einem Zusammenbruch zu bewahren. Dies wird gerade uns jungen, mobilen Europäern schwerfallen. Die „Kurve zu senken“ bedeutet jedoch auch, dass jeder Einzelne weiterhin angemessen versorgt werden kann, z.B. wenn er oder sie einen Unfall hat.
Keiner kann im Moment vorhersagen, wie lange diese Situation anhalten wird. Zugleich können wir alle dazu beitragen, dass andere nicht unnötig gefährdet und Menschenleben geschützt werden. In Ländern wie Spanien und Italien wurden Ausgangssperren verhängt und die Polizei patrouilliert durch die Straßen. Jetzt liegt es in der Verantwortung und dem Verhalten von jedem Einzelnen, dass derartig restriktive und eingreifende Maßnahmen in Deutschland nicht notwendig werden.

Sabrina Wimmer, Korntal-Münchingen, und Flora Wiegand, Bremen

fr-debatteViele haben es anscheinend noch nicht begriffen

So viel zu Rücksicht und Miteinander: Soeben würde ich bei einem Lebensmittelmarkt in Bockenheim von zwei Männern hinter mir auf Rüdeste verbal angegriffen, nur weil ich um Abstand bat und erst bezahlen wollte, wenn ich eingepackt hatte. Ich solle mich nicht so anstellen, der erste, er habe sogar seinen Kinderwagen mit Kleinkind zwischen uns gestellt, das könne er ja wohl. Und der zweite raunzte mich an, dass ich gefälligst schneller einpacken sollte und nicht in Zeitlupe. Ich gehöre mit knapp 60 Jahren bereits zur gefährdeten Gruppe und versorge obendrein noch meine Mutter, die sich nicht mehr aus dem Haus traut. Ich wurde von den beiden so unter Druck gesetzt, dass ich sogar erst meine Geheimnummer falsch eingab, weil der Mann mit dem Kind direkt hinter mir stand und miese Bemerkungen machte. Ich selbst begab mich dann leider auch auf diese Stufe und keifte zurück. Ich schäme mich dafür, weiß aber, dass die anderen beiden sich nicht einmal eines Fehlverhalten bewusst sind. Wir sind noch lange nicht da, solidarisch miteinander umzugehen. Wenn die Pandemie eine Warnung ist, dann haben die meisten dies offenbar nicht begriffen.

Gabriele Breder, Frankfurt

fr-debatteDie Marktliberalen rufen nach dem Staat

Wo sind denn heute all diese großmäuligen Marktliberalen, die bei Sonnenschein stets penetrant “ Markt vor Staat “ gepredigt haben? Und was ist heute, wenn es „regnet“? Was macht da der „Markt“? Genau: Er ruft nach Hilfe vom Staat. Dieser soll nun das Überleben der marktliberalen Parteispender sicherstellen. So eine Frechheit und soviel Heuchelei ist so unausstehlich wie der ständige – und aus der gleichen Ecke kommende – Ruf nach Steuersenkung für Gutbetuchte.

Nikolaus Jöckel, Offenbach

fr-debatteSolidarisches Handeln ist der einzige mögliche Weg

Das einzig Tröstliche an der beklemmenden Lage ist die vage Hoffnung auf sofortiges und zukünftiges Umdenken, wie es Stephan Hebel anmerkt. Man kann diese Thema noch eine Ebene höher angehen:
Bei der Rede von Frau Merkel an die Nation ging es mir so, dass ich beim Zuhören im Hintergrund mitdachte:
So gut und vernünftig – aber irgendwie schizophren. Die Gesellschaft ist seit langer Zeit gezielt auf Wettbewerbsfähigkeit und Maximieren des Eigennutzes getrimmt worden, die Bürger und die Nationen. Von der Mainstream Politk und von den Apologeten der kapitalistischen Wirtschaft („Die Ethik des Erfolgs“). Das merkt man den Reflexen in dieser Krise an – ob es nun um’s Horten von Gebrauchsgütern geht oder um Exportverbote von medizinischer Ausrüstung in Nachbarländer. Es sind tiefe Spurrillen , die dieses Credo in den Hirnen neben Angst und Misstrauen hinterlassen hat. Jetzt geht es also deswegen um eine Kehrtwende, nicht etwa um eine Stärkung vorwiegend eingeübter Verhaltensweisen.
Das Credo der Konkurrenz war schon immer nur kurzfristig von Vorteil – die langfristigen negativen Folgen solchen Denkens und die Not der Verlierenden waren den Eliten und den Apologeten dieses Credos nicht im Blickfeld. Jetzt wird es offenbar: Solidarisches Denken und Handeln sind angesichts des Virus ganz offensichtlich notwendig; aber sie sind auch generell der einzig mögliche Weg für eine humane Weltgesellschaft, in der nicht die Grenzen vor den Menschen geschützt werden, sondern die Menschen und ihre Würde vor Ausgrenzung, Not und Verelendung.

Joachim Reinhardt, Hüttenberg

fr-debatteDer Mann hustete mich böswillig an

Vor dem Eingang der Rathaus-Apotheke in Groß-Gerau hat sich eine unglaublich asoziale Situation abgespielt: Ich stand also wartend vor dem Eingang der Apotheke. Hinter mir parkte ein Wagen, der Bereich vor dem Eingang war also sehr eng. Ich hatte eine Sonnenbrille auf und als Mundschutz einen Schal um meinen Mund gewickelt.
Als sich ein älteres Paar näherte, und offenkundig keinen Sicherheitsabstand einhielt, sah ich mich gezwungen, mit meinen beiden Armen einen gewissen Abstand herzustellen. Zumindest dachte ich, dass dies eine unmissverständliche Geste wäre. Das ältere Paar ging ganz nah an mir vorbei, lachte mich aus, und, was noch viel schlimmer war, der Mann hustete mich bewusst und böswillig an.
In meinem Haushalt lebt eine immungeschwächte Person, ich selbst bin zur Zeit ebenfalls krank geschrieben. Wie gesagt, ich stand vor dem Eingang einer Apotheke! Ich war nicht zu meinem Vergnügen unterwegs. Ich protestierte laut und flüchtete dann quasi zum Selbstschutz in die Apotheke. Ich war am Boden und musste weinen, ob eines solchen Verhaltens.
Die örtliche Polizei-Direktion in Groß-Gerau habe ich über diesen Vorfall bereits informiert. Das Ordnungsamt Groß-Gerau war telefonisch nicht zu erreichen. Leider habe ich kein Foto gemacht oder kann das Paar wegen versuchter Körperverletzung anzeigen.

Anonymisiert (Autorin der Red. bekannt)

fr-debatteWar es am Ende gar Greta?

Das nehme ich dem Virus übel: keine persönlichen Kontakte mehr, Haptik ist tabu. Die mediale Welt hat übernommen. Kein Wunder, dass Verschwörungstheorien sprießen.
Es steht zu erwarten, dass sich nach der Krise (wer erklärt als erster, sie sei vorbei?) die virtuelle on-line-Welt durchgesetzt und durchgenetzt hat – im Netz sitzen auch Viren! Und Online-Händler, die liebend gern liefern und die Straßen verstopfen.
Hängen wir uns sofort auf oder fassen uns behandschuht an die Hände – wäre circa ein Meter. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich mich kaputtlachen –über einen Gott, Allah, Jahwe, der sich das ausgedacht hat oder war es am Ende sogar Greta?

Merve Hölter, Frankfurt

fr-debatteWem soll denn da geholfen werden?

Ihre Berichterstattung über das Coronavirus ist nun schon 14 Tage das Hauptthema. Wichtige Informationen über das allgemeine Verhalten diesbezüglich ist vorbildlich. Bedenklich ist jedoch die Info über das Ergebnis bei der Zusammenkunft der Länderfinanzminister in Berlin. Man war sich einig und der Oberfinanzminister Scholz konnte uns mitteilen: „Geld ist genug da“, um der Wirtschaft aus der Krise zu helfen.
Sehr zwiespältig das Ganze. Wem soll denn geholfen werden? Etwa den Konzernen, deren Leitungen hinter jeder Steuer-, Sozial- und Solidaritätsabgabe den Sozialismus / Kommunismus wittern und Heerscharen von Advokaten finanzieren, um die Schlupflöcher im „System“ suchen zu lassen? Oder den Firmen, die ihre Produktionsstätten ins Ausland ( Bulgarien / Rumänien ) wegen günstiger Bedingungen ( Steuerbefreiung über 5 -10 Jahre + billige Arbeitskräfte) verlagern und zusätzlich noch EU-Subventionsgelder abkassieren, weil sie dort Arbeitsplätze schaffen? Oder etwa auch noch den Betrieben, die den „sozialen Krebs“ entfernt haben, die Betriebsräte gefügig machten und die restliche Belegschaft jetzt teilweise in den unbezahlten Urlaub schicken?
Diese Unternehmen werden sich nicht scheuen, um wiederum den Staat um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Vor nicht all zu langer Zeit gab es das schon einmal ….. und sie waren sehr erfolgreich.

Günther Rohr, Rodgau

fr-debatteWir lassen nur leben, was uns unmittelbar nutzt

Ein zunächst absurd erscheinender Gedanke drängt sich mir auf und lässt mich nicht mehr los. „Die Natur schlägt zurück!“ Das CoronaVirus macht uns Angst, weil wir es (noch?) nicht beherrschen können. Jahrhundertlang habe wir die Natur rücksichtslos gequält und ausgebeutet. Noch immer vernichten wir ohne Rücksicht auf Verluste unwiederbringlich tausende von Tier- und Pflanzenarten mit unserer Lebensweise. Wir lassen nur das leben, was uns unmittelbar nutzt. Wir verstopfen die Meere mit Plastik, lassen Fische und andere Meerestiere massenhaft verenden und wundern uns, wenn wir über die Nahrungskette wieder Plastikteile im menschlichen Körper finden, die Krankheiten verursachen.
Viele Menschen sind noch immer nicht bereit, auf irgendetwas zu verzichten, seien es beispielhaft auf Fleischkonsum oder auf die Autofahrt. Selbst eine etwas langsamere Autofahrt auf der Autobahn (Tempo100) scheint für viele eine Zumutung. Fleischverzicht gleicht für viele eine Todsünde, obwohl jedem bekannt ist, dass die billige Fleischproduktion den Klimawandel (Maisanbau, Massentierhaltung usw…) beschleunigt und die Urwälder in Brasilien und anderswo abholzen lässt. Selbst in den entwickelten „gebildeten“ Gesellschaften in Europa wird nicht auf die Kohleverstromung verzichtet. Bezeichnenderweise gilt das Argument des Arbeitsplatzes nur bei der Kohle, nicht aber bei die Solarindustrie. Das Insektensterben erlebt jede(r), die oder der mit dem Auto mehrere Kilometer fährt. K e i n Insekt klebt an der Autoscheibe! K e i n Reptil (Frosch, Lurch…) ist überfahren worden, weil es sie dort nicht mehr gibt. Vermutlich können die unter – Vierzigjährigen mit dieser Feststellung nichts anfangen, weil sie es nicht anders kennen! – Vögel verhungern, weil sie keine Insekten als Nahrung haben. Vom Bienensterben ganz zu schweigen.
Leider könnte man die Aufzählung beliebig erweitern, wo wir Menschen mit unserer Lebensweise die Lebensräume der Natur brutal einengen oder sie direkt vernichten. Betrachtet man eine Zeitleiste der Erde seit ihrem Entstehen bis heute, so sind die Menschen mit nur wenige Sekunden sichtbar. Vermutlich stellt die Natur fest, dass die Menschheit eine Fehlentwicklung der Natur ist und dass es nicht schadet, wenn diese Art wieder verschwindet.

Jörg Harraschain, Frankfurt

fr-debatteDie Banken waren lange nicht mehr dran

Es ist schon ein merkwürdiges Lebensgefühl: Wenn ich mich mit den Flüchtlingen an der griechisch-türkischen Grenze solidarisch erkläre oder ihnen gar helfen will, laufe ich Gefahr, kriminalisiert zu werden. Im Leben mit Corona wird mir eine abstrakte Solidarität verordnet, und ich werde zum Helden des Alltags erklärt, wenn ich den Mund halte und zu Hause bleibe. Glyphosat ist weiterhin erlaubt. Menschen sterben durch Luftverschmutzung. Die haben Pech gehabt, denn es ist ja nicht eindeutig nachweisbar, dass sie daran gestorben sind. Der Virus wirkt natürlich auch nicht eindeutig, die Kombination mit anderen Viren und Bakterien macht’s. Aber Corona ist ausgeguckt. Amazon freut sich. Der Internet-Handel boomt wie nie. Supermärkte gehören ebenfalls zu den Krisengewinnlern. Die kleinen Läden sind abgezockt.
Dies ist ein Paradigmenwechsel. Einmal eroberte Pfründe werden niemals zurück gegeben. Der Markt ist nämlich nicht solidarisch, und er lässt sich auch keine Solidarität verordnen. LKW-Fahrer machen Überstunden. In Notzeiten wird dies natürlich erlaubt oder großzügig über den Verstoß hinweg gesehen. Die Notsituation schafft neue Gewöhnungen und Selbstverständlichkeiten. Wird der Bargeldverkehr demnächst aus hygienischen Gründen verboten? Oder die Stehplätze in Fussballstadien?
Heute mag niemand daran denken oder etwas Böses beabsichtigen, aber Corona wird zum Probelauf, wie weit sich eine Bevölkerung gängeln und steuern läßt. Selbstverständlich werden diese Daten wie andere auch ausgewertet. Und noch etwas: Corona bietet einen tollen Grund, die Klimapolitik auch zukünftig zu vernachlässigen, denn es gibt ja wirtschaftlich so viel aufzuholen. Früher haben Kriege für gute Geschäfte für eine finanzkräftige Minderheit auf Kosten der Massen gesorgt. Heute tun dies Krisen. Also bis zur nächsten Krise! Die Banken waren lange nicht mehr dran.

Robert Maxeiner, Frankfurt

fr-debatteDie Regierung hat mein Vertrauen

Seit die Große Koalition am Ruder ist, habe ich über sie geschimpft, sie verspottet, mir ihr rasches Ende gewünscht. Niemals, wirklich niemals, hätte ich gedacht, dass ich sie einmal loben würde. Aber genau das will ich jetzt tun: In dieser ganz besonderen Krisensituation erlebe ich unsere Regierung als besonnen und verantwortungsbewusst. All die albernen Scharmützel und Machtkämpfe und Personalrangeleien sind auf Eis gelegt, und sogar die mir von Herzen unsympathischen Regierungsmitglieder machen einen guten Job (von Herrn Scheuer mal abgesehen). Per saldo entscheidet und handelt diese GroKo gemeinsam, vernünftig und im Bewusstsein ihrer großen Verantwortung in einer nie da gewesenen Krise. Das gilt meines Erachtens auch für die Entscheidungsträger in den Ländern. Man mag nicht mit allen Entscheidungen einverstanden sein, aber sie tun ihr Bestes, unsere Politiker. Dafür haben sie Respekt und Anerkennung verdient. Und Vertrauen. Meins jedenfalls haben sie.

Sigrid Andersen, Eutin

fr-debatteMan muss nicht krank sein und kann doch anstecken

Liebe Schülerinnen und Schüler, Sie sind freigestellt an der Teilnahme vom Unterricht. Diese Maßnahme soll die Ausbreitung des Corona- Virus verhindern. Mein Appell richtet sich auch an alle anderen Menschen, die nicht berufstätig sind. Bleiben Sie zu hause, im Kreis Ihrer Mitbewohner. Also, auch keine Kontakte zu Freunden und Freundinnen, die außerhalb Ihrer Wohnung leben. Wenn einer Ihrer häuslichen Mitbewohner an dem Corona- Virus erkrankt ist, bleiben Sie dennoch zu hause, denn sie alle werden angesteckt werden. Die Experten sagen, dass Menschen bis zum 30.ten Lebensjahr mit der Ansteckung kaum oder gar nichts merken, soweit sie keine Vorerkrankungen haben. Also keine typischen Krankheitssymptome zeigen. Aber trotzdem Andere anstecken können, dass bedeutet, dass mit der Ausatmung Viren in der Umgebungsluft abgegeben werden. Bleiben Sie daheim, anders gefährden Sie das Leben Ihrer Eltern und auch der Großeltern, sofern diese im gemeinsamen Haushalt leben. Dieses Virus ist sehr heimtückisch und kann erfolgreich begegnet werden, wenn sich alle Menschen an den Vorgaben der Behörden halten. Im schlimmsten Fall könnte in Deutschland die Einwohnerzahl halbiert werden. Sie , liebe Jugend haben es in der Hand, dass es nicht so weit kommt.

Jürgen Hempel, Lüneburg

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16 Kommentare zu “Viele halten den Atem an, manche für immer

  1. Geht diese Welt jetzt unter? Das wohl nicht, aber sicherlich die Welt, die wir kennen. Corona hat jetzt die Krone auf und regiert sie despotisch. Zwingt uns, Freiheitsrechte aufzugeben und lehrt uns das Fürchten. Wir, die Herren der Welt, werden von einem Winzling in die Enge getrieben. Ich hätte in Sachen Weltuntergang an Atom geglaubt oder an den Klimawandel. Aber jetzt stellt ein Virus unsere Existenz in Frage. Und das Furchtbare ist, diese Herausforderung kommt on Top und trifft uns ebenso unvorbereitet, wie schon anderes – z.B. die Flüchtlingskrise oder eben der Klimawandel – zuvor. Aber sie lehrt auch eine Menge. Wir lernen, dass wir gezwungen werden müssen, zu handeln. Ob wir nun Regierende sind oder Regierte. Eine ungewöhnliche Koalition. Denn für manche heißt Freiheit ja immer noch, die Freiheit, gar das Leben anderer, schamlos zu gefährden. Wir lernen auch, dass es nichts nützt, auf den Markt zu verweisen. Er wird hier gar nichts regeln, zumindest nicht dann, wenn der Wert Mitmenschlichkeit noch eine Rolle spielt. Wenn man allerdings beginnt, den Aufwand für das gesunde Lebens eines über 60Jährigen zu taxieren – wie in den Niederlanden – könnte die Sache rasch anders aussehen. Diese Nachricht hat mich persönlich tief getroffen. 60 000 € ist die Zahl. Alles was darüber hinausgeht, ist wohl des Aufwandes zu viel. Ich bin 68 Jahre alt. In Sachen Klima waren wir gemeinsam deutlich zurückhaltender. Ist ja auch klar, derart gefährdet war das weithin akzeptierte Dogma des Wachtsums nicht durch den Klimawandel. Es ist wohl so, dass erst Börsenkurse zusammenbrechen und ganze Wirtschaftszweige auf der Kippe stehen müssen, um Milliarden und Abermilliarden bereit zu stellen, um sie und die Arbeitsplätze zu retten. Selbst die heilige schwarze Null darf jetzt wieder erröten. Jahrzehntelang haben wir gespart und erhalten jetzt die Quittung. Wie konnten wir nur auf die Idee kommen, das gesamte Gesundheitswesen derart zu kommerzialisieren? Und die Pflege? Das war und ist immer Daseinsvorsorge gewesen. Jetzt zahlen wir ja. Gut so. Und wir probieren Neues aus. Wir arbeiten nicht mehr im Büro, sondern at Home. Verlieren so soziale Kontakte. Aber wenn diese Art der Zusammenarbeit sich bewährt, wer weiß, wie die Arbeitswelt demnächst aussieht. Wir fliegen kaum noch. Und die Welt dreht sich doch weiter. Im Business, aber auch im Privaten. Die Luft wird sicherlich sauberer – um wieviel weiß ich nicht, aber sie wird, soviel ist sicher. Und das Wasser wohl auch. Aus Venedig – ohne Touristen, ohne Kreuzfahrtschiffe – kommt die Nachricht, dass das Wasser in den Kanälen schon klarer geworden sei. Das Gute im Bösen? Holt sich die Natur zurück, was wir ihr gestohlen haben? Ist die Zeit des Alles HABEN wollen vorbei, wollen wir vielleicht wieder mehr SEIN? Genug des Pathos. Bleiben Sie gesund!

  2. Was wir jetzt erleben haben die Chinesen hinter sich. Dort ist man auch, so wie bei uns, halbherzig an die Pandemie herangegangen und hat Wochen gebraucht um zu begreifen, dass härtere Maßnahmen nötig sind. In China wurden die Fabriken geschlossen und das öffentliche Leben komplett eingestellt und nach 4 Wochen war der Spuk vorbei. Was lernen unsere Politiker daraus? Von Kommunisten wollen sie nichts lernen. Frankfurt hat mehrere 100000 Berufspendler, wenn diese Menschen 3 Wochen zu Hause blieben, würden wir das Virus besiegen können und die Kosten wären kleiner als ein weiter so wie bisher. Im nächsten Jahr sind Wahlen und unsere Spitzenpolitiker wollen keine Fehler machen, deshalb weiter so und alles aussitzen. Die Natur kennt keine Kompromisse. Was wir ihr angetan haben kriegen wir jetzt zurück, ob wir daraus lernen?

  3. Sie machen einen Denkfehler, wenn Sie glauben, dass der Virus nach drei Wochen besiegt wäre. Das ist er nämlich nicht. Nach drei Wochen kann man nur eines sicher sagen, nämlich dass alle laufenden Infektionsketten unterbrochen worden sind. Der Virus ist trotzdem noch da, und er ist nicht besiegt, sondern kann jederzeit wieder ausbrechen. Das kann auch in China noch passieren. Deswegen war das rigorose Durchgreifen möglicherweise für die Katz. Das ist keine echte Lösung gewesen, sondern Aktionismus. Das einzige, was wirklich gegen den Virus hilft, ist ein Impfstoff. Davon abgesehen muss der Virus jetzt durch die gesamte Bevölkerung gehen so wie sonst ein Grippevirus. Dann erwerben wir alle mittelfristig Immunität.

  4. @ Nikolaus Jöckel

    In der Corona-Krise zeigt sich, dass euphemistische Schlagworte wie „Globalisierung“ nicht kritisch genug hinterfragt werden. Leider auch nicht von den Qualitätsmedien (öffentlich-rechtlicher Rundfunk, FR, SZ und wenige andere). Die Politik tut es mehrheitlich gar nicht, weil sie längst von Interessensvertretern des Neoliberalismus korrumpiert wird.
    Ähnliches gilt für „soziale Medien“, die nichts anderes sind als Entmündigung durch Digitalkonzerne unter zwar weitgehend freiwilliger, aber völlig unreflektiert gegebener Zustimmung der Betroffenen.

    Wenn Unternehmen Teilbereiche ihrer Produktion nach Asien auslagern, geschieht das nicht aus Solidarität mit den Menschen. Es gibt nur einen Grund: Man kann dadurch Kosten einsparen, weil die Löhne in diesen Ländern weit unter dem Niveau der EU rangieren und die Produktionsbedingungen lediglich formal, also faktisch unwirksam, von den Behörden kontrolliert werden. Selbst der weite Transportweg per Container-Schiff (in machen Segmenten sogar per Luftfracht) ändert an der Kostenstruktur nichts. Die Folgen dieser Energieverschwendung durch überflüssige Transporte (einschließlich des Personentransfers) und deren Kosten werden ohnehin den Verbrauchern aufgedrückt.
    Diese Just-in-Time-Produktion ist zudem untrennbar mit den Gefahren einer Just-in-Time-Infizierung durch gesundheitsgefährdende Stoffe und Viren verbunden. Selbst die Produktion vor Ort dient vorrangig der Vermarktung von Technologien, die in Europa wegen des dort wachsenden ökologischen Bewusstseins objektiv kaum noch eine Zukunft haben (z.B. kraftstofffressende SUVs). All das ist bekannt. Und dennoch handelt man unbeirrt gegen die elementaren Lebensinteressen des größten Teil der Menschheit.

    Wird dieser rein profitwirtschaftliche Kreislauf durch eine Pandemie (wie jetzt durch Corona) gestört, scheint das Verursacherprinzip nicht mehr zu gelten. Dann sollen die Verluste verstaatlicht werden. Vor allem Unternehmen wie VW, BMW und Daimler erwarten von der Bundesregierung massive finanzielle Hilfen. Dass deren Führungsetagen wegen der geschäftsmäßigen Manipulation von Abgasreinigungen alle Voraussetzungen des § 129 Strafgesetzbuch (Bildung krimineller Vereinigungen) erfüllen, scheint plötzlich keine Rolle mehr zu spielen.

    Obwohl die Weltgesundheitsorganisation der UNO am 30. Januar dieses Jahres bereits wegen des Covid-19-Virus die „internationale Gesundheitsnotlage“ ausrief (zunehmende Infizierungen in China mit Todesfällen sowie ersten Betroffenen in Thailand), blieb das auf den Luftverkehr mit den ihm innewohnenden Gesundheitsrisiken ohne erkennbare Auswirkungen. Auch die auf den Philippinen und in Italien (!) aufgetretene Erkrankungen in den folgenden zwei Woche hörten sich wie Nachrichten aus einer fernen und unerreichbaren Welt an. Soweit mir bekannt, gab es noch nicht einmal im Ansatz Überlegungen zur Schließung der deutschen Flughäfen. Die Devise „Wachstum um jeden Preis“ wurde nicht infrage gestellt. Mittlerweile parken auf der Nordwest-Landesbahn des Frankfurter Flughafens zurzeit Dutzende nicht benötigte Maschinen. Dieses Bild ist wirkungsvoller als jede Satire.

    Nach dem Stand von heute, 22. März, befinden sich immer noch etwa 100.000 Deutsche im außereuropäischen Ausland. Was hat diese Menschen zu Urlauben in potentiell gefährdeten Regionen veranlasst? War niemand dazu in der Lage, einen Atlas zu lesen? Werden Nachrichten nur dann wahrgenommen, wenn sie mit RTL-Softpornos durchsetzt sind? Warum haben Schulen in Deutschland Klassenfahrten im Februar und März nicht abgesetzt?

    Mittlerweile fürchte ich mich vor der gesellschaftlichen Dummheit (auch symbolisiert durch Hamsterkäufe) mindestens so sehr wie vor dem Covid-19-Virus. Und ich ärgere mich über die Unverschämtheit eines Teils der Schlüsselindustrie. So gibt mir Corona Anlass, erneut die Systemfrage zu stellen und eine entschädigungslose Enteignung aller zu verlangen, die das Leben der Menschen nicht als das höchste Gut achten.

  5. Ich wollte zuerst die FR dafür loben, auch Querdenkern mit unbequemen Fragen und Wahrheiten einen Platz in der Zeitung zu geben. Ich meine damit den Kommentat „Auf dem Weg in die Gesundheitsdiktatur“ von Bernd Hontschik in der Ausgabe vom 21.03.2020.
    Gewiss: niemand möchte, dass an dem Corona-Virus Erkrankte nicht behandelt werden können und vielleicht sogar sterben, weil nicht genug Kapazitäten in Krankenhäusern vorhanden sind. Von daher ist „Flatten the Curve“ eine einsichtbare Parole. Nur: wenn wir mit den bestehenden Maßnahmen die Zunahme der Neuinfekte zeitlich strecken – dann verlängert sich auf der anderen Seite der Zeitraum, bis wir eine ausreichende „Durchseuchung“ und Immunisierung der Gesamtbevölkerung und damit eine wirklich nachhaltige Eindämmung des Virus erreicht haben auf viele Jahre! Wir haben praktisch die Wahl, uns jetzt, in zwei Monaten, in einem halben Jahr oder in einem Jahr zu infizieren. Selbst wenn sich 100000 Menschen pro Woche neu mit dem Virus anstecken und die Krankheit durchmachen würden, liegen wir für 50 Millionen Menschen in der Größenordnung von 10 Jahren. Und selbst ein Jahr wird wegen der ökonomischen, politischen und sozialen Folgen nicht gehen. Wir können über einen längeren Zeitraum nicht Versorgungssicherheit, sowie Umwelt-/Klima- und sonstigen Gesundheitsschutz in Frage stellen, ohne an anderen Stellen Menschenleben zu gefährden.
    Unsere einzige Chance ist Zeit zu gewinnen,um mit einem neuen Medikament oder Impfstoff den Virus „pharmakologisch“ den Garaus machen.
    Und noch eine Erkenntnis: sie selben Politiker, die seit Jahren auf freiwillige Selbstverpflichtungen setzen und die eisern an schwarzer Null und (Kaputt)Sparkurs festhalten, versprechen auf einmal unbegrenzte Kreditlinien und Finanzhilfen. Auf einmal ist scheinbar unbegrenzt Geld da ! Das müssen wir uns merken für die Zeit nach Corona, wenn es wieder um Flüchtlingselend und um Klima-Kipppunkte gehen wird.

  6. zu @ Martin Gülzow
    Und noch eine Erkenntnis: sie selben Politiker, die seit Jahren auf freiwillige Selbstverpflichtungen setzen und die eisern an schwarzer Null und (Kaputt)Sparkurs festhalten, versprechen auf einmal unbegrenzte Kreditlinien und Finanzhilfen. Auf einmal ist scheinbar unbegrenzt Geld da ! Das müssen wir uns merken für die Zeit nach Corona, wenn es wieder um Flüchtlingselend und um Klima-Kipppunkte gehen wird.
    Glauben sie das wirklich? Die Rechnung werden wir nach der Krise alle geschrieben bekommen. Es bleibt halt nichts anderes übrig

  7. Ist Corona lediglich ein Härtetest für die Menschheit? Müssen wir uns auf die so genannte Herdenimmunisierung von ca. 58 Millionen Menschen (bis zu siebzig Prozent der Bevölkerung) und geschätzten 500.000 bis zwei Millionen Toten als unvermeidliche Kollateralschäden in Deutschland einstellen? Oder wird diese Seuche völlig überschätzt und werden dadurch andere, vermeintlich wichtigere, Probleme verdrängt? Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man den Beitrag von Bernd Hontschik in der FR vom 21. März („Auf dem Weg in die Gesundheitsdiktatur“) liest.

    Doch wollen wir es zulassen, dass Sachzwänge, die wir selbst – zumeist anhand ökonomischer Standards – definieren, sämtliche ethischen Gebote beiseiteschieben, die bislang Grundlagen des gesellschaftlichen Konsens sind? An welchen Regeln sollten wir uns orientieren, damit wir die Humanität nicht leichtfertig preisgeben?

    Vielfach hilft es weiter, den Rat der Philosophen einzuholen, die sich bekanntlich der Liebe zur Weisheit verschrieben haben. „Die Welt ist durch die Tatsachen bestimmt und dadurch, dass es alle Tatsachen sind“, schrieb Ludwig Wittgenstein 1921 in seinem „Tractatus logico-philosophicus“. Mit seinem Theorem erinnerte der Sprachphilosoph und Wissenschaftstheoretiker daran, dass eine Tatsache eine andere weder ausschließen noch priorisieren kann. Ja, dass die Komplexität der vom Menschen erkannten Wirklichkeit diesen dazu verpflichtet, keine Reduktion dieser Vielschichtigkeit zu betreiben und entsprechende Versuche nicht zuzulassen. Diese Tatsachen (Elemente) von unterschiedlichster Beschaffenheit und moralischem Wert sind vorhanden. Wir müssen sie zwangsläufig kategorisieren, bewerten und Prioritäten festlegen. Manche Einordnungen werden wegen sich neu ergebender Gesichtspunkte zugunsten besserer Lösungen zu korrigieren sein. Andere hingegen, die elementar die Existenz des Menschen betreffen, besitzen einen ewigen Wert.

    Folglich vermag die Bedeutung eines medizinischen Problems, das die Menschheit in ihrem Innersten betrifft, die Wichtigkeit eines sozialen oder politischen zumindest vorübergehend hintanstellen. Denn „die Welt ist alles, was der Fall ist“ (Wittgenstein): Sie ist Corona plus Influenza plus Klimakatastrophe plus Flüchtlingselend plus neoliberaler Kapitalismus plus gefährdete Menschenrechte plus Immobilienspekulation usw. Da man erfahrungsgemäß nicht alles auf einmal lösen kann, ergeben sich – zumal in Notsituationen – Prioritäten.

    Empirisch lässt sich sehr exakt beschreiben, dass ein Coronavirus pandemisch vorhanden ist, dass es rasch und exponentiell von Mensch zu Mensch übertragenen wird (besonders, wenn diese leichtfertig sind) und dass vorrangig lebensältere Menschen mit definierbaren Vorerkrankungen daran lebensgefährlich erkranken und ein hoher Prozentsatz (gemessen an den Gesamterkrankungen und an der gesundheitlichen Infrastruktur der Länder) von ihnen gestorben ist. Und dass man dagegen alles, was irgend möglich ist, tun muss. Die Kulturtechnik des verstehenden Lesens ermöglicht jedem, der es will, dazu, die Sachverhalte zumindest in ihrer grundsätzlichen Bedeutung zu erfassen. Unter den obwaltenden Umständen kann es derzeit nur eine Lösungsperspektive geben:

    • Das rasche Abflachen der Infizierungen in Richtung Nullinfektion durch konsequente Kontaktverbote.
    • Der besondere Schutz der Risikogruppen.
    • Das Entwickeln von Medikamenten, die den besonders Gefährdeten das Überleben ermöglichen.
    • Das Entwickeln einer Schutzimpfung für die Mehrheit der Bevölkerung.
    • Ein permanentes Durchtesten, um den allmählichen Neustart des öffentlichen Lebens zu ermöglichen.

    Der Kampf gegen Corona ist allein wegen seiner bisherigen Opfer ethisch geboten.

    Er schließt den Widerstand gegen Neoliberalismus und seine Folgen (u.a. Klimaveränderung), gegen die Ausbeutung von Menschen, gegen Rassismus, gegen die Unterdrückung von Frauen und Minderheiten, gegen religiösen Fundamentalismus etc. nicht aus, ganz im Gegenteil.

    Wir befinden uns nicht auf dem Weg in eine, sondern wir machen durch die Oberflächlichkeit, mit der wir an Probleme herangehen, die Dummheit salonfähig und verwechseln zunehmend bei unserem Denken und Handeln die logischen Ebenen.

  8. Gelesen habe ich, dass vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen gefährdet sind.
    Deren Schutz muss absolute Priorität haben.
    Doch gilt dieser Schutz nur im Zusammenhang mit Corona?

    Durch Feinstaubbelastung sterben jährlich 120.000 Menschen, durch im Krankenhaus zugezogene Infektionen (nosokomiale I.) erkranken ca. 400.000 – 600.000 Menschen JÄHRLICH IN DER BRD. Ca. 10.000 – 20.000 Menschen sterben daran!

    Welche Massnahmen werden gegen dieses Massensterben unternommen?

    Ursache der nosomialen Infektionen sind vor allem der gravierende Personalmangel. Bewährte Hygienemassnahmen können deswegen nicht vorschriftsmässig ausgeführt werden.
    Und was schlägt unser hyperaktiver Gesundheitsminister vor? Die Personaluntergrenzen absenken; also mehr Patienten mit gleichem Personal. Also zynisch formuliert: Wer Corona überlebt, stirbt vielleicht an Krankenhausinfektionen.

    Beatmungsgeräte werden gekauft, als ob nicht schon jetzt mangels Personal Intensivbetten nicht belegt werden können.
    Genial der Vorschlag, Menschen im Krankenhaus einzusetzen, die „medizinverwandte Ausbildungen“ haben, d. h. Studentinnen und Studenten.
    Nur mal zur Erinnerung: Die Krankenpflege ist eine dreijährige Ausbildung mit staatlichem Examen. Bestandeil dieser Ausbildung sind auch korrekte Hygienemassnahmen.
    Professionelle Pflege auf Intensivstationen erfordert eine zusätzliche zweijährige Ausbildung.
    Das ist eine Arbeit für Profis!
    Es ist eine Unverschämtheit, zu glauben, unsere Ausbildung könnte durch kurze Kurse ersetzt werden.
    Jahrelang wurden unsere Krankenhäuser aus Profitgründen kaputtgewirtschaftet. Das rächt sich jetzt bitter.

    Bei allem was ich bisher gelesen habe, setzt sich bei mir der Gedanke fest, dass es hier weniger um Gesundheitsprävention und Pandemiebekämpfung geht, als um den massiven Abbau von Bürgerrechten. Denn wieso sind auf einmal 13.000 Verstorbene Grund zum massiven Handeln, 25.000 Grippetote vor zwei Jahren waren es nicht.
    Was wird konkret geplant, unser Gesundheitswesen wieder auf das Niveau zu bringen, dass es vor vielen Jahren mal hatte.

    Bernd Hontschiks Begriff von der Gesundheitsdiktatur trifft die Sache ziemlich genau auf den Punkt.

  9. Das Zahlenbeispiel in den einführenden Sätzen dieses Blogs zur Ausbreitung der Krankheit ist zwar sehr illustrativ, jedoch für die Beurteilung von Sinn, Verhältnismäßigkeit und Unsinn von zu ergreifenden Maßnahmen ist es wohl eher ungeeignet, da es einer tatsächlichen Dynamik der Viruseinschleppung und -verbreitung kaum Rechnung trägt.

    Offenbar scheint es so zu sein, dass auf natürlichem Wege die Weitergabe einer möglichen Infektion bei Liebespartnern wahrscheinlicher ist als eine zufällige Weitergabe in einem Mehrpersonenhaushalt. Und diese ist wiederum wahrscheinlicher als eine Weitergabe bei einem Abendessen im Restaurant. Geleichzeitig ist offenbar eine etwaige Weitergabe im dichten Gedränge wahrscheinlicher als eine bei einer Podiumsdiskussion, bei der jede Person auf einem eigenen Stuhl sitzt.

    Auch vor diesem Hintergrund erscheinen also nicht alle getroffenen Maßnahmen sonderlich sachlogisch, von der Reihenfolge und vom Timing her ganz zu schweigen.

    Es bleiben also Fragezeichen und mit Blick auf ein Funktionieren der Demokratien der westlichen Welt bleibt eigentlich nur die Hoffnung, dass es sich nicht um Maßnahmen handelt, für die die Normalverbreitung des Sars-CoV-2-Virus lediglich als Vorwand herangezogen wird.

  10. @ Adrian Bernard

    Das Rechenbeispiel soll verdeutlichen, was eine exponentielle Entwicklung ist. Es will keine Prognose über die reale Entwicklung der Epidemie sein.

  11. Beim Verfolgen der abendlichen Maischberger-Talksendung, wurde deutlich, wie eisern das marktwirtschaftliche Denken sich hält und sich auch halten wird: Der Schaden der Volkswirtschaft stand stark im Vordergrund (in Person des Kieler Wirtschaftsinstitutschef, Name?).
    In dieser Runde ein kräftiges Kompliment dem Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil! Er widerstand diesen naheliegenden weiteren Überlegungen und stellte klar die Gesundheitsgefährdung der Menschen und die Bewältigung dieser deutlich in den Vordergrund der jetzigen Überlegungen und Maßnahmen. Respekt!!

  12. In die Lobeshymne von Sigrid Andersen auf die Bundesregierung kann ich leider nicht einstimmen.
    Regierung und untergeordnete Ämter haben den Ausbruch der Krise und die Folgen, unter denen wir jetzt zu leiden, fahrlässig verschuldet.

    In der FR vom 21. März stand ein Interview mit dem Leiter des Amtes für Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz, Herrn Christoph Unger, Überschrift:
    „100 Rollen Toilettenpapier stehen nicht auf unserer Liste“.

    Bemerkenswert die Aussage, im Jahr 2012 habe man eine Risikoanalyse für eine Pandemie erstellt,
    die bisherige Krise verlaufe so, wie es in unseren worst-Case-Szenarien angelegt war.

    Interessanterweise nennt Herr Unger nur die Folgen für die Infrastruktur, es gäbe keine größeren Probleme.

    Die Folgen für die Menschen werden nicht angesprochen, geschweige denn wurden Vorkehrungen getroffen, um diese Folgen auszuschließen, zum Beispiel die Entwicklung von Medikamenten sowie die ausreichende Versorgung im Gesundheitsbereich mit Pflegekräften, Betten, Beatmungsgeräten, usw.

    In der Drucksache 17 /12051 des Bundestages wurde das Ergebnis der Analyse allen Parlamentariern zur Kenntnis gegeben. Es verschwand wohl in den Schreibtischen.

    Meine Folgerung lautet, dieses Amt hat seine wichtigste Aufgabe, den Schutz der Menschen, nicht erfüllt, die Leitung des Amtes sollte entlassen werden, das Amt in seiner jetzigen Form sollte aufgelöst oder neu strukturiert werden.

    Vor einigen Tagen wurde ein Bürgermeister wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, Es hatte unterlassen, an einem Teich Warnschilder zu installieren. Es ertanken
    drei Kinder.

    In Sachen Todesfälle im Verlauf der Corona Pandemie sollte Anklage gegen Unbekannt erhoben werden, wegen fahrlässiger Tötung auf Grund von Unterlassung.

  13. „Gelassener Sinn ist des Leibes Leben“ (Spr 14, 30)

    Ohne andere Meinungen und Maßnahmen entwerten zu wollen, versuche ich im folgenden die Aufmerksamkeit auf meines Erachtens vernachlässigte, auch provokante Fragen zu richten:

    1. Haben wir verstanden, dass dieser Sars-CoV-2-Virus nur einem durch uns momentan weitgehend unbekannte Belastungsfaktoren geschwächten Immunsystem gefährlich wird? Der vielersehnte „Sieg über den Virus” ereignet sich ja bereits heute ohne Impfstoff vieltausendmal in unseren von Gott geschaffenen Körpern ohne dass wir das exakt beobachten oder kontrollieren können. Welches sind die Faktoren, die diesen Sieg verhindern? Wo sind die Statistiken, die messbare, mögliche Belastungsfaktoren mit der Sterblichkeitsrate durch Corona in Verbindung bringen? Wäre es nicht sinnvoll, folgende Merkmale in diese Statistiken einzubeziehen: Einnahme von pharmazeutischen Wirkstoffen, Herausforderung des Immunsystems durch Einzel- und Kombiimpfungen, Rauchen, Luftqualität, Einwirkung von Elektrosmog (Stichwort 5G) auf den menschlichen Organismus, Stress, Angst, Ernährungsweise u.a.?
    2. Hat unsere moderne Medizin keine Heilmittel, die den menschlichen Körper in seiner Abwehrkraft stärken, bevor er mit Corona-Komplikationen in eine Klinik eingeliefert werden muss? Haben wirklich nur die sogenannten ganzheitlichen und alternativen Heilweisen verstanden, dass fiebersenkende Mittel bei einer Infektion zu einer Schwächung des Immunsystems führen? Warum werden permanent die Regelkreise des Körpers durch Pharmazie manipuliert, anstatt in ihrer Wirkung bewährte, feine Heilmittel aus Naturheilkunde, Homöopathie, Traditioneller Chinesischer Medizin usw. einzubeziehen? Detailliertere Hinweise sind z.B. hier zu finden: http://www.xn--natrliche-heilmittel-rec.ch/fileadmin/leseproben/Patienteninfo_Coronavirus_zum_Lesen_und_Weiterleiten.pdf
    Ein bekannter homöopathischer Arzt in USA, Dr. Paul Herscu, hat nach Angaben, denen ich persönlich traue, 140 Corona-Patienten behandelt, ohne schlimme Verläufe zu erleben.
    3. Sind Viren auch Tiere? Die Frage ist nicht biologisch gemeint, sondern zielt auf unser Verhältnis zum nicht-menschlichen Leben in und um uns. Wieviele Spezies wollen wir noch ausrotten? Ist Covid-19 vielleicht die Antwort der Natur auf unsere vergeblichen Versuche, uns die Welt der Keime, mit der wir eigentlich symbiontisch zusammenleben, durch Antibiotika und Impfen untertan zu machen?
    Dieser C-Virus ist wirklich unser Feind, aber die Idee, ihn auszurotten, ist größenwahnsinnig und entspringt der gleichen Gewalt-Mentalität, die uns auch die globale Klimakrise beschert hat.

  14. Professor Karbachs Feststellung, dass zwanzig Menschen bei Mindestabstand im Freien derzeit gefahrlos im Kreis stehen können, bestätigt, was Christian Drosten schon am 24.3. zur Virenverdünnung im Freien sagte. Karbachs Frage an die Mediziner, welche Virendosis eine Infektion auslöst abhängig vom Abstand zu Infizierten, zeitlicher Ausdehnung der Virenexposition sowie Art und Tragart von Atemmasken muss jetzt dringend nachgegangen werden. Die Gruppe der 54000 am 10.3.2020 in Stuttgarter Neckarstadion ohne Mindestabstand und ohne Atemmasken, die oberflächlich betrachtet eine virologische Todsünde begeht, bietet sich für eine Baseline Studie an. Es müsste doch die Virologen und die Regierenden brennend interessieren, wie viele dort asymptomatisch erkrankt sind aufgrund der zeitlich begrenzten und verdünnten Virenexposition, die einer Impfung entsprechend gewirkt hat.

  15. „Eine Stunde Besuch pro Woche“ FR 29.04.2020
    Hessens Regierung lockert die Auflagen für Seniorenwohnheime…

    Nur eine Passage daraus, zeigt mir wie grotesk manche Entscheidungen sind. In Hospizen dürfen einmal pro Woche Besuche mit Abstand und Mund- und Nasenschutz kommen! Menschen, die in den nächsten Tagen oder max. Wochen sterben. Man möchte sie schützen und was tut man ihnen an? Die Nähe, der Trost, das Begleiten, das einzige was ein Sterbender benötigt verweigert man. Ist der Hintergrund wirklich der Schutzgedanke, oder vielmehr die Ohnmacht, sich einzelne Bereiche genauer anzuschauen oder doch die Angst vor evtl. kommenden Schlagzeilen, dass in einem Hospitz mehrere Menschen (vielleicht) an Coroana gestorben sind? Müssen wir nicht auch ein bisschen Mut bewahren, Entscheidungen zu treffen, die im ersten Moment Angst machen vor der eigenen Entscheidung, vor falschen Reaktionen. Wir sind alle sterblich und nicht jede Entscheidung, die wir treffen, darf davon geleitet sein, das Sterben auszuschließen. Das im Sinne der Menschlichkeit.

  16. Wie man eine Pandemie lesen lernt. FR 29.04.2020

    Da geht einem doch langsam die Hutschnur hoch, wie inzwischen auch in der FR über Corona berichtet wird. „Wie man eine Pandemie lesen lernt“ nennt Pamela Dörhöfer ihren Artikel auf S.2 der FR vom 29. April.

    Aufgrund des Titels sollte man annehmen, dass man nach dem Studium des Artikels quasi mit der Wissenschaft (z.B. Robert-Koch-Institut RKI) mithalten und die Pandemie erklären kann. Aber weit gefehlt!

    Zur „Verdopplungszeit“ schreibt Dörhöfer u.a.: „Sie gibt den Zeitraum an, in der sich die Anzahl der Infizierten verdoppelt. (…) Mittlerweile wird die Verdopplungszeit nicht mehr zur Einschätzung der Lage herangezogen. Sie sei vor allem am Anfang wichtig, erklärt Wieler (Präsident des RKI) – der einräumt, dass das Thema Kennzahlen ein komplexes ist“. Hilft uns diese Aussage in der Beurteilung der Pandemie nun weiter?

    Danach wurde dann der „Reproduktionsfaktor R“ (auch Reproduktionszahl) das Maß aller Dinge. Über den schreibt Dörhöfer u.a.: „Ein Reproduktionsfaktor von 1,0 bedeutet, dass ein (…) infizierter Mensch im Schnitt einen anderen ansteckt“. Die Epidemie flaue dann ab, wenn der Wert dauerhaft unter 1,0 sinke. So weit, so gut. Dann aber weiter: „Bereits sehr kleine Änderungen könnten erhebliche Folgen haben, sagte Wieler gestern bei der Pressekonferenz des RKI. An die Bevölkerung richtete er den Appell, wenn möglich zu Hause zu bleiben (…), damit Deutschland die erzielten Erfolge verteidigen könne“. Kann man nun daraus etwas zum „Lesen“ der Pandemie lernen?

    Jetzt scheint inzwischen „die Zahl der Neuinfektionen“ das wichtigste Kriterium, was auch Dörhöfer so sieht. Sie schreibt: „Laut RKI müssten Letztere (die Zahl der akut Infizierten) auf einige 100 pro Tag sinken, um weitgehende Lockerungen zu rechtfertigen“. Die bisher vom RKI genannten Grenzen sind übrigens viele: ein paar hundert, unter 1000, möglichst niedrig! Womit wir dann die Pandemie endgültig im Griff hätten?

    Weiter schreibt Dörhöfer: „Die Sterberate der von der Statistik erfassten Fälle beträgt momentan 3,8 Prozent. (…) Die aktuelle Sterberate liegt damit deutlich über dem Wert der Heinsberg-Studie, den der Bonner Virologe Hendrik Streeck für den ersten Hotspot der Pandemie in Deutschland in Deutschland mit 0,37 bezifferte“. Potzblitz, das wäre jetzt doch mal eine Recherche wert, woher denn der Faktor 10 kommt bzw. ob er überhaupt stimmt? Aber die Auflösung kommt sofort: „Die Dunkelziffer bleibt in den ganzen Zahlenwerken allerdings weiterhin die große Unbekannte“. Warum? Weil keiner weiß, wie viele Menschen sich angesteckt haben, wie viele aktuell infiziert und wie viele immun sind! Ja aber der Herr Streeck weiß das (zumindest für Heinsberg), denn er hat die bislang einzige repräsentative Studie für Deutschland durchgeführt, und er beziffert die Sterberate mit 0,37! Bei 1000 Infizierten gäbe es somit statistisch 3,7 Tote! Das ist doch mal eine Zahl, die die Angaben des RKI relativiert!

    Gerd Bosbach emeritierter Professor für Statistik hat in einem Gastbeitrag im Blog des Ökonomen Norbert Häring hierzu folgendes angemerkt: „Corona hat viele Menschen sehr verunsichert und wahrscheinlich schnell harte Einschnitte erfordert. Da war die Regierung gefordert. Anfängliche Fehler sind verzeihlich, aber schnell hätte klar sein müssen, dass die Nennung wissenschaftlich klingender Kriterien nicht die Lösung sein kann. Der reine Bezug auf mathematisch/statistische Begriffe und Grenzwerte schafft keine Sicherheit. Der ständige Wechsel der Bezugsgrößen erzeugt den Eindruck von Willkür. Das ist kein vertrauenswürdiger Umgang mit der Bereitschaft fast aller, sich stark einzuschränken“.

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