Demokratie braucht Pflege, die wir uns etwas kosten lassen sollten

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat viel Kritik von europäischen Medien einstecken müssen — Kritik, die er vermutlich lächelnd wegsteckt. Er will 99 Prozent seines Vermögens, das überwiegend in Aktien steckt, in Zukunft peu à peu spenden. Das ist ein Wort, oder? So was hätten wir doch alle gern mal von den Quandts oder den Aldi-Brüdern gehört, nicht wahr? Nun, die Sache hat einen moralischen Haken: Zuckerberg will die Spenden in private Stiftungen stecken, die Ziele verfolgen sollen, die er ihnen per Satzung vorgibt. Angenehmer Nebeneffekt: Das hilft, Steuern zu sparen. Damit folgt er dem Vorbild anderer US-Größen, die irgendwann den Philantropen in sich entdeckt haben, Bill Gates etwa.

ZuckerbergDiese Art, die Wohlfahrt zu fördern, hat in den USA eine lange Tradition. Es war der Nebeneffekt, die Steuerersparnis, die Zuckerberg die Kritik nicht nur vieler europäischer Medien eintrug; auch in den USA wird seine Ankündigung kritisiert. Diese Kritik halte ich für absolut gerechtfertigt — unter einer Voraussetzung: Der Spender, der sein Geld ja schließlich auch einfach behalten könnte, will und muss davon überzeugt sein, dass er mit seinem Geld, falls er es regulär versteuern soll, Gutes tut. Gutes, damit meine ich hier die Pflege des Gemeinwohls. In Europa kann man (jedenfalls überwiegend, mit allerdings sinkender Tendenz) immer noch davon ausgehen, dass die Staaten dieser Pflege des Gemeinwohls verpflichtet sind. In Deutschland beispielsweise ist der Posten „Arbeit und Soziales“ der größte Einzeletat des Haushalts. Diese Pflege hat hier eine gewisse Tradition, die allerdings unter dem Druck des neoliberalen Credos vom schlanken Staat steht. Derzeit schlägt das Pendel jedoch zurück: Deutschland ist durch den Andrang von Flüchtlingen in eine Krise gerutscht, die unter anderem auch deswegen nur verschleppt bewältigt werden kann, weil der Staat zu sehr gespart hat (Stichwort Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Die Notwendigkeit, einen handlungsfähigen Staat zu erhalten, wurde erkannt. In den USA dagegen hat sich das neoliberale Credo längst durchgesetzt. Es korrespondierte zu gut mit einer Mentalität des „Jeder ist seines Glückes Schmied“, die in den Staaten ebenfalls Tradition hat. Der US-amerikanische Staat ist nicht in dem Sinne am Gemeinwohl orientiert, wie wir dies von den europäischen Staaten kennen.

Meines Erachtens gehen die Kritiken europäischer Medien, die Zuckerberg schlicht zum Steuersünder erklärten, am Kern des Problems vorbei, weil sie zu sehr aus europäischer Perspektive argumentieren. Mal unterstellt, Zuckerberg — was auch immer man von ihm und von Facebook ansonsten halten mag — graue bei dem Gedanken, dass er mit den Steuern, die er auf seine Aktienverkäufe zu zahlen hätte, die US-Militärpolitik unterstützen würde (was zwangsläufig der Fall wäre). Der Posten für „Verteidigung“ — das beinhaltet Angriffskriege — hat im offiziellen Etat 2015 eine Höhe von 577 Mrd. US-Dollar. Nur für Renten geben die USA noch mehr aus. Warum soll jemand, der dieses Geld und eine Vision von seiner sinnvollen Verwendung hat, es nicht an einem Staat vorbeischleusen, der die Milliarden nicht in seinem Sinn ausgeben würde? Ich an Zuckerbergs Stelle würde es genauso machen — wenn ich US-Amerikaner wäre und in den USA leben würde.

Ich fühle mich durch diese Geschichte an den Roman „Eine Billion Dollar“ von Andreas Eschbach erinnert.

Ralf Heinemann aus Berlin meint:

„Ist Harry Nutt wirklich so naiv, wie er schreibt? Die Geschichte der Stiftungen in Deutschland, ob Hertie-, Bosch-, Bertelsmann- oder Krupp-Stiftung oder andere, zeigt klar, dass es um jahrzehntelange Steuerersparnis und Stabilisierung der Firmen- wie Familiennetzwerke geht. Gemeinnützigkeit ist da zu oft vorgegaukelt.“

Burkhard Brunn aus Frankfurt:

„Der heilige Martin, Inbegriff christlichen Altruismus’, schenkte dem armen Mann die Hälfte seines Mantels, d.h. die andere Hälfte behielt er für sich selber. Ha! Eigennutz! Nein, realistisch. Altruismus bedeutet eben nicht, anderen zum eigenen Nachteil Gutes zu tun. Sollte der Heilige Martin erfrieren? Herr Zuckerberg mag die niedrigsten Motive haben, um Gutes zu tun, wichtig ist allein, dass er es tut. Es kommt auf die Tat an, nicht auf die Gesinnung. Wem nützt schon die Gesinnung?“

Robert Maxeiner aus Frankfurt:

„Kein Mensch kann so viel leisten oder verdienen, (das meine ich sowohl ökonomisch, als auch moralisch) dass er einen solchen Reichtum anhäuft. Anders gesagt, die Bedingungen, die diesen, sowohl in den USA, als auch in Europa entstehen lassen, sind undemokratisch, bedingt durch Steuervorteile im eigenen oder unlauterem Wettbewerb in Steuerschurkenstaaten. Dazu droht die Schwächung von Arbeitnehmerverbänden durch eine bei jeder sich bietenden Gelegenheit herbei geredeten sog. Wettbewerbsfähigkeitsdiskussion. So gelingt es den Superreichen, zum Beispiel in Griechenland, den Staat mit Abwanderungsdrohungen zu erpressen. Deshalb gilt es, nach demokratischen Grundsätzen umzuverteilen, damit die Schere zwischen Armen und Reichen sich nicht noch weiter vergrößert. In diesem Zusammenhang erweist sich die Schuldenbremse als falsches Mittel, denn sie schwächt letzten Endes nur die Bedürftigen.
Es braucht demokratisch legitimierte und kontrollierte Organisationen, um zu entscheiden, was wie gefördert und unterstützt wird, damit Privatpersonen und – organisationen nicht durch ihre Spenden eine Art von Privatpolitik betreiben. Das neoliberale Märchen vom schlanken Staat hat diesem erheblichen Schaden zugefügt und tut es noch immer. Herr Zuckerberg fügt ein weiteres Kapitel hinzu, auch wenn er für gute Sachen spendet. Es geht nicht um die maximale Effizienz, die Welt zu verändern, sondern sie zu erhalten. Die Menschen sollten sich bezüglich ihres Eigennutzes, der Anhäufung von Reichtum, und der Ausbeutung demokratischer Errungenschaften maximal effizient verändern. Eine Demokratie braucht Pflege, die wir uns etwas kosten lassen sollten.“

Jürgen Malyssek aus Wiesbaden

Das fehlt uns gerade noch in dieser Welt voller Ungerechtigkeiten, dass wieder ein superreicher US-Amerikaner sich als Wohltäter der Menschheit aufspielt, nachdem er erst einmal alles auf den Kopf gestellt hat. Erscheinen doch seine „Errungenschaften“ der weltweiten digitalen Kommunikation zwar auf den ersten Blick wie ein Segen für den ganzen Globus. Beim weiteren Hinsehen allerdings offenbart sich die massenhafte Datenspeicherung und die grenzenlosen virtuellen Freundschaftsverbindungen (ohne Kontakte von Mensch zu Mensch ohne wirkliche soziale Bindungen) als eine riesige ökonomische Macht im High-Tech-Tal Silicon Valley, des ewigen amerikanische Traums, die keine Kritik dieses Mythos’ zulässt.
Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich in den vielen Bereichen der Gesellschaft immer weiter geöffnet. Globalisierung und Digitalisierung werden die Gegensätze immer weiter verschärfen.
Gepaart mit dem Hang zum Größenwahn, tragen doch die Erfinder des neuen Weltgeistes in diesen immer wieder beschworenen Gründer-Garagen geradewegs dazu bei, dass sich die Machtverhältnisse in den Gesellschaften nicht ändern. Und dann prahlen sie noch mit ihrer angeblich moralischen Verpflichtung gegenüber den Kindern der nächsten Generation. Auch wenn es in den USA alte Sitte ist, bei Reichtum viel abzugeben, ist es noch lange kein Grund, diesen sozialen Scharlatanen auf den Leim zu gehen. Was diese Superreichen und Zuckerberg insbesondere mit ‚maximaler Effizienz die Welt verändern‘, verstehen, müsste nach der Art, wie der Reichtum angehäuft wurde, leicht zu verstehen sein: weiterer Ausbau der Macht! Eine regelrechte Indoktrination von Technik- und Fortschrittsgläubigkeit, verbunden mit dem Wachsen einer Gesellschaft, die es nach und nach verlernt, über das nachzudenken, was tagtäglich an persönlicher Freiheit und Vernunft zu Grabe getragen wird.
Auf diese weltumspannende Spenden-Euphorie sollte man sich nicht mehr einlassen. Und in Verbindung mit der Geburt des eigenen Kindes solch einen Image-Zirkus zu veranstalten. Auch da entlarvt sich der ganze vorgetragene Altruismus als nichts anderes als Egoismus, Narzissmus und Herrschaftsgehabe.
Wer, wie Zuckerberg, mit solchen absolutistischen Sätzen sein Weltbild erklärt: „Einst lebten wir auf dem Land, dann in den Städten und von jetzt an im Netz“, der sollte von sozialen Verbesserungsvorstellungen des Lebens ferngehalten werden! Es gibt keinen vernünftigen Grund, dieses Geld auf diese Weise in die Gesellschaft zurückfließen zu lassen, um die Macht dieses elitären Machers samt Anhängerschaft auf lange Sicht zu festigen. Man muss diesen selbsternannten Göttern deutlich machen, dass sie statt ihrer Gönnerhaftigkeit sich vorher als verantwortlicher Staatsbürger schuldig gemacht haben und wie in Harry Nutts Kolumne (Nachgelesen) vom 4.Dezember richtigerweise bei Zuckerbergs Spende von einer politischen Parallelwelt gesprochen werden muss: „Zuckerberg gibt nicht einfach nur etwas von seinem erworbenen Reichtum zurück. Vielmehr scheint es für den Facebook-Gründer vor allem um die Fortsetzung seiner digitalen Strategie zu sein.‘

Verwandte Themen

8 Kommentare zu “Demokratie braucht Pflege, die wir uns etwas kosten lassen sollten

  1. Die Geschichte Alfred Nobels und Bertha von Suttners dürfte wohl bekannt sein.

    Die Frage eines Moralisten folgt daraus: Was ist eine Wiedergutmachung von der Qualität eines Almosens wert, wenn die Grundlage dieser durch unmoralische und zutiefst verwerfliche Geschäftsmethoden erwirtschaftet wurde?

    Welche moralische Qualität hat eine Spende eines Landminenherstellers, die zur Forschung für künstliche Gliedmaßen bereitgestellt wird, welche moralische Qualität hat eine Spende Zuckerbergs zur Bildung von Jugendlichen oder des Lernens, wenn er durch sein Geschäftsmodell Bildung und Lernen und Kommunikation zerstört hat?

    Ein gesellschaftlicher Schaden, der kaum bezifferbar ist, läßt sich durch ein paar lumpige Milliarden, die nicht einmal einem realen Wertschöpfungsprozess entstammen, nicht wiedergutmachen.

    Von manchem „edlen“ Spender würde ich mir wünschen, er hätte beizeiten die Füße still gehalten, als spät, wenn er selbst zum realen Leben findet, die Menschheit mit befleckten Almosen zu beglücken.

    Konkret müssen sich Zuckerberg et al fragen lassen, was sie eigentlich geleistet haben. Genaugenommen nichts. Sie haben nur virtuelle Methoden verschaltet, die aus einer altruistischen Idee hervorgingen. Mehr noch: Sie haben das Internet durch Ausnutzung der Werbeblase zerstört.

  2. @ BvG

    „… welche moralische Qualität hat eine Spende Zuckerbergs zur Bildung von Jugendlichen oder des Lernens, wenn er durch sein Geschäftsmodell Bildung und Lernen und Kommunikation zerstört hat?“

    Wie bitte?

    Das ist eine Tatsachenbehauptung. Das möchte ich genauer wissen. Bitte belege diese These.

  3. #Malyssek
    M. E. richtig gut. Leider haben Sie es versäumt zu erwähnen, dass es immer die sind, die einem Messias/Propheten hinterherrennen, weil sie glauben, dass das gut ist, es so zu tun. Am Ende bis zum Fanatiker. Nur diese blind folgenden Anhänger schaffen die Macht derer, die diese dann „natürlich“ auch annehmen und ausnutzen (es ist wie im richtigen Leben z.B.: bei Religionen, Sekten, Apple, Google etc). Ich persönlich lebe sehr gut ohne facebook, twitter etc. Ich habe „richtige, reale“ Freunde und freue mich auf fast jedes Gespräch mit ihnen. Fröhliche Grüße sendet. U. Niewiem

  4. #2
    Das ist mehr eine Beobachtung, als eine Behauptung.

    Bei Facebook u.ä entscheidet die Gruppe über die Wichtigkeit, nicht der Inhalt oder ein Entscheider, der was von der Sache versteht. Darüber hinaus wirkt der Gruppendruck und das Bedürfnis nach Zustimmung und Zugehörigkeit, und auch der Wunsch nach Plausibilität so, daß falsche Behauptungen geglaubt und im Nachhinein bewahrheitet (verinnert!, weil gerechtfertigt werden.

    Dazu kommt die ständige Verfügbarkeit und Geschwindigkeit der Nachrichten und die Kürze der Texte, was eine vermindert, oder auch bloss veränderte Gedächtnisleistung hervorruft.

    Die Anzahl gewußter Nachrichten nimmt zu, die Anzahl korrekt erinnerbarer Nachrichten nimmt ab und die Wissenstiefe wird kläglich flacher. Auch werden zu schnell Strukturen von Problemen erkannt und regelhafte Lösungsansätze angewendet, wie auch in vielen Blogs und Zeitungen zu beobachten. Daher werden auch die Lösungsstrategien einfacher, formelhafter, so wie es im Alter der Fall ist.
    Das textliche (gelesene und als gelesen erinnerte) Wissen nimmt dabei ab, da Text an sich vom Wissensvermittler in Richtung Sprechmittel verändert.

    Wie ja bekannt und hier oft erlebt, fehlt die Konnotation, was die Interpretation des Gelesenen auf die Person zurückwirft und prinzipiell nur den eigenen Horizont als Projektionsfläche anbietet. Das Schreiben wird zwar zum Gespräch stilisiert, was es aber in Wirklichkeit nicht sein kann, da alle Konnotationen fehlen.

    Auch technisch sind Facebook, Twitter etc nur scheinbar innovativ, blenden aber letztlich nur durch eine Useability, die den Nutzer zum dressierten Anwender macht.

    Alle kommunikativen Funktionen des Internet oder der Netzwerke allgemein waren bereits in den ersten Anfängen möglich, sie haben sich technisch nicht weiterentwickelt (Talk, Mail, who, type) und so weiter, alles rudimentäre Unix und Dos Funktionen.
    Ausserdem waren sie kostenlos, frei verfügbar und kein wirtschaftlciher Faktor und sollten es auch nicht sein.

    Hinzugesellt haben sich die Datensammler und Datenverkäufer, die für ihr Geschäftsmodell leicht erfassbare und verwertbare Daten, also Standards benötigen. Wie wäre dies leichter zu erreichen, als den Operator, als denjenigen, der die Daten eingibt, zu einem bestimmten Format und einer bestimmten Routine zu erziehen, damit er die Daten formatiert eingibt. Nichts anderes tun heute Facebook, Twitter, WordPress und die sich immer ähnlicher werdenden Onlinezeitungen, Blogs und Chats.

    Was dabei entfällt ist die Leistung des Kommunizierens als gegenseitiges Angleichen, Herausfinden und Gestalten von Formen und Methoden, da dies weitestgehend durch die Programme und Oberflächen übernommen und vermittelt wird. Dies aber nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner und mit den kläglichen Möglichkeiten der heutigen Programme und nur auf dem oben erwähnten Textsprech-Level.

    Genug bis hier, sonst wird’s zu lang…:-)
    _________

    Dies beschreibt, wie ich die Sache sehe. Ist das Beleg genug?

    Über den Einfluss eines vorgefassten Formats auf die Denkinhalte und Denkstrukturen kann W.Engelmann mehr sagen.

  5. Ich glaube, hier sind einige Leute unterwegs, die Facebook gar nicht kennen oder höchstens oberflächliche Erfahrungen damit gesammelt haben. Aber vielen Dank für die lange Liste, @ BvG. Die kritische Würdigung von Facebook als Lebenswerk von Zuckerberg verschieben wir auf einen späteren Zeitpunkt. Thema dieses Threads ist die kritische Würdigung des Philantropen Zuckerberg, und dahinter steht die Frage: Was ist im Sinne des Gemeinwohls?

  6. @bronski
    „Was ist im Sinne des Gemeinwohls?“

    Dies war Ausgangspunkt meiner Kritik.
    Es ist nicht im Sinne des Gemeinwohls, eine Abschöpfung finanzieller Werte zu betreiben, ohne materielle Werte zu schaffen.
    Die virtuelle Kommunikation, die durch Facebook stattfindet, basiert auf virtuellen Werteversprechungen der Werbeindustrie, allgemeiner der Kommunikationsindustrie, die an sich nur wenige Werte schaffen, sondern nur selbstgeschaffene Bedürfnisse befriedigen.
    Die eigentliche Leistung wird durch die Nutzer erbracht, die kostenlos und mit viel Aufwand an Zeit, Wissen und sozialen Fähigkeiten die Inhalte schaffen, die die Plattformen so aufwerten, daß sie wiederum für die Werbe- und Kommunikationsindustrie interessanter werden.

    Der virtuelle Wert, der dort geschaffen wird, resultiert einzig aus der Leistung der Nutzer und wird mittels Warenerwerb, der den Werbeanteil mitfinanziert, auch von den Nutzern selbst bezahlt und geleistet.

    Die tatsächliche Leistung der Plattformen, Programmierer und Anbieter ist minimal.

    Dies ist vergleichbar mit einem Billigmarkt, bei dem die Kunden die LKW selbst abladen, die Waren in die Regale einsortieren, Entsorgung und Raumpflege selbst erledigen, ihre Mitkunden selbst abkassieren und den Umsatz ohne eigenen Vorteil an den Betreiber abführen.

    Kurzum ist dies ein geniales, aber verwerfliches Konzept zur Selbstausbeutung der Kunden, die von Produktion, Transport, Dienstleistung und Entsorgung alle Leistungen selbst in ihrer unbezahlten Freizeit erbringen, deren Erholungswert aber verlustig gehen und letztlich als „Belohnung“ nur eine dürre soziale Bestätigung erhalten, die sich in einem, wiederum selbst geleisteten, Gemeinschaftsgefühl erschöpft.

    Damit einher geht der Verlust von Arbeitsplätzen, Existenzen und Infrastrukturen und der Zerstörung von Realwirtschaften, wie es die FR und viele andere Zeitungen ja am eigenen Leibe erlebt haben.

    Beispiel: Eine Zeitung von Lesern für Leser, wie sie ja leicht im Internet zu verwirklichen wäre, ernährt nun mal weder Drucker, noch Journalisten. Sie bleibt aber eine Zeitung von Lesern, nicht von Journalisten.

    Ein „Vermögen“, welches aus solchen Strukturen gewonnen wird, ist kein redlich erworbenes Vermögen, und aus aus diesem Spenden zu leisten ist eigentlich ein Hohn.

    Nun mag man die Idee Zuckerbergs und seiner Mitgründer würdigen und den Erfolg dem Marktbedürfnis anheim stellen. Dem steht entgegen, dass viele gleichartige, kleinere Unternehmen verdrängt, aufgekauft und aus dem Markt verdrängt wurden, wie es z.B. mit manchen Suchmaschinen geschehen ist, die schon lange vor Kockel et al dieselben Funktionen bereitgestellt haben, nur eben nicht mit derselben Marktaggressivität. Zweifelhaft ist auch, ob die Ideen genuin waren, wie zuvor in #1 dargestellt. Im Grunde sind es nur Synergien mit Werbeunterstützung.

    Um ein Philanthrop zu sein, bedarf es mehr, als einen Teil der „Beute“ zu spenden. Es gilt auch, vor dem „Guttun“ nichts „Schlechtes“ getan zu haben.

    Man mag Zuckerberg und anderen vorherige Unwissenheit und eine spätere Umkehr zubilligen. Dann wäre die Spende aber bloss ein Ablass oder eine Buße, keine philanthropische Großtat.

    Bildhaft: Die Bienen empfinden das Zuckerwasser, das ihnen nach dem Ausbeuten gereicht wird, nicht als generöse Tat des Imkers…

  7. Da ist es schon wieder. Da hat mal einer Gutes tun wollen, der mit seinem übergroßen Vermögen nichts mehr anderes anzufangen weiß – schon ist der erste Gedanke : Warum macht er das ?

    „Er will nur Steuern sparen…“ „Da ist doch ein fieser Trick dabei…“ „Das ist doch nicht normal…“

    Mir ist es völlig gleichgültig. Er hat es getan und bewirkt damit Gutes. Wenn er eine Richtung vorgibt, was und wie dieser enorme Betrag gehandhabt wird, ist das sein gutes Recht.

    Mir gefällt FB. Ich stöbere in einigen Foren, lerne Meinungen kennen von Leuten, denen ich sonst nie begegnen würde! Ich halte das Internet, mit allen seinen Nebenwirkungen, für eine gute Sache – vergleiche diese Erfindung mit der des Buchdruckes.
    Freilich, man kann sich darin „verlieren“, es ist ein großer Zeitfresser. Aber doch auch sehr nützlich.
    Der Gedanke, „da muss ich dazu gehören“, kommt mir fast nie. Damit kann ich umgehen.
    Die Werbung – die ich gar nicht mehr sehe – trägt die meisten Kosten. Ich bin zufrieden damit.

  8. tu gutes

    häufe ganz viel zucker an
    … zu einem hohen berge

    mit dem süßen zucker dann
    … füttere die zwerge

Kommentarfunktion geschlossen