Kein Zweifel: Wer Moscheen baut, der bleibt. So der Titel der Doku, in der die FR die Eckpunkte der Islamkonferenz dokumentiert. Auffälligster Beschluss ist Punkt 4: „Es besteht Übereinstimmung, dass islamischer Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach in deutscher Sprache an öffentlichen Schulen eingeführt werden soll.“ Dieser Bekenntnisunterricht allerdings bleibt strittig, unter anderem weil es den Islam nicht gibt. Was soll da gelehrt werden? Sunniten, Schiiten und Aleviten unterscheiden sich erheblich, unter Moslems besteht keine Einigkeit. Und die CSU fordert im gleichen Atemzug einen „Werte-Unterricht“ für Migranten: Muslimische Schüler benötigten eine „Unterweisung in christlich-abendländischer Tradition und Kultur“, sagte die CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer „Spiegel Online“.
Dazu FR-Leser Tuncay Öztürk aus Allendorf:
„Frau Haderthauer und ihre Forderung nach speziellem Werteunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund ist eine absolute Unverschämtheit. Damit unterstellt Sie automatisch, dass wir (Menschen mit Migrationshintergrund) die allgemein gültigen Werte des Grundgesetzes nicht achten und eine spezielle Erziehung brauchen. Als Deutscher türkischer Abstammung habe ich meine eigenen kulturell-religiösen Vorstellungen, genau wie viele andere mit Migrationshintergrund auch. Das Grundgesetz garantiert mir als Muslim freie Religionsausübung, so wie es einem Christen auch zusteht. Statt immer von uns zu fordern und quasi eine Assimilierung zu verlangen, sollten Personen wie Frau Haderthauer endlich begreifen, dass nicht alle in Deutschland gleich sind und dennoch das Grundgesetz und seine dazugehörigen Werte achten.“
Auch Rasmus Ph. Helt aus Hamburg meint:
„Die CSU spielt mit gezinkten Karten. Schließlich gehört zu den Werten des christlichen Abendlandes auch, Menschen nicht nach ihrer Herkunft, sondern nach ihrer Leistung zu bewerten und allen Individuen die gleichen Lebenschancen einzuräumen. Eine Tugend, vor der sich die CSU in ihrer Bildungspolitik aber regelmäßig drückt. Im Übrigen ist Respektlosigkeit Andersdenkenden gegenüber kein Phänomen, das sich in besonderem Maße auf Immigranten erstreckt. Neonazis haben dasselbe Problem, und hier fragt niemand nach einem Werteunterricht!“
Christian Graef aus Braunschweig:
„Mit der Festlegung der Leitlinien für die Einführung eines islamischen Religionsfachs hat die deutsche Islamkonferenz sicherlich einen Schritt vollzogen, der überfällig – im Sinne der Gleichberechtigung aller Religionen – war. Man darf sich allerdings fragen, ob ein Bekenntnisunterricht, der überwiegend in nur eine Religion einführt, im Jahr 2008 noch zeitgemäß ist. Ein moderner Religionsunterricht sollte doch wohl eher einen Einblick in die Grundkonzepte aller großen Religionen gewähren. Die Schüler würden so zum einen die Unterschiede zwischen den religiösen Weltanschauungen kennen lernen, zum anderen jedoch auch die gar nicht wenigen Gemeinsamkeiten erfahren, die es ja zwischen Judentum, Christentum und Islam gibt.
Ein entsprechend sachliches, neutrales Unterrichtskonzept könnte dazu führen, dass der Religionsunterricht für Schüler attraktiv(er) wird und dazu anregen, sich mit religiösen bzw. philosophischen Gedankengängen auseinanderzusetzen. Letztlich würde sich dadurch auch der Status des Faches „Religion“ im Vergleich zu anderen Schulfächern verbessern.“
Jürgen Seifert aus Hamburg:
„In Ziffer 9 der Eckpunkte, die Ergebnis der 3. Islamkonferenz sind, heißt es im letzten Satz: ‚Islamische Verbände und Bildungsträger sollten sich von islamistischen Einflüssen deutlich abgrenzen und den Prozess durch die Herstellung von Transparenz unterstützen.‘ Das ist unverbindlich. Nach meinem Geschmack sollte das heißen: ‚müssen‘. Um kooperativ zu arbeiten, sollte es allerdings am besten heißen: ‚werden‘. Eine Akzeptanz dieser Formulierung mit Konsequenz sollte eine Voraussetzung sein für den Verbleib der Verbände in der Islamkonferenz.
Sind eigentlich ‚unsere‘ 15 Vertreter in der Islamkonferenz Weicheier gegenüber den Vertretern der Islam-Verbände oder warum sind sie nicht darauf gekommen, was ich für essentiell halte?“
Ich bin gegen islamischen Religionsunterricht. Aber nicht, wegen dem Islam, sondern weil ich generell gegen Religionsunterricht bin (auch gegen christlichen). Ich bin für die strikte Trennung von Staat und Kirche. In den Schulen sollte vielmehr ein Ethikunterricht stattfinden, in dessen Rahmen AUCH (aber nicht nur) Religionen behandelt werden. Alle gleichrangig, aber von einem möglichst objektiven Standpunkt aus. Der Einfluss der Kirche geht mir viel zu weit.
So wird Schulpolitik gemacht. Da sitzen der Innenminister und muslimische Religionsverbände zusammen und beschließen, an den Schulen wird muslimischer Unterricht eingeführt. Wo bleibt denn da die demokratische Legitimation?
Berlins Innensenator Ehrhart Körting hat m. E. zurecht Kritik geübt, als er sagte, Regeln zur Religionsausübung könne jede Religionsgemeinschaft aufstellen. Verbindliche Regeln des Miteinanders von Menschen in einem Staat jedoch stelle der demokratische Rechtsstaat auf und sonst niemand. Wenn ich mir vorstelle, welches Frauenbild der Islam vermittelt, vermute ich, dass gerade die Konservativen wie Schäuble ein Interesse daran haben, dieses in die Schulen hineinzutragen.
Lieber bakunix,
ich sehe das anders. Es ist ein Riesenfehler, die Religion ins Private abzudrängen. Erst wenn die Religion im Hinterzimmerchen stattfindet, kann sie ihr gesellschaftliches Gefährdungspotential in Form von antiaufklärerischem Gedankengut entfalten, da dort keine staatliche Aufsicht darüber besteht, was da von welchen Betonköpfen gepredigt wird und ob das Gesagte überhaupt noch etwas mit Religion zu tun hat. Meine Sorge bezieht sich hier ausdrücklich nicht nur auf den Islam, sondern auch auf das Christentum. Daher muss der Staat das Bedürfnis nach Religion, das nun mal bei einem Großteil seiner Bürger vorhanden ist- ob einem das nun passt oder nicht-ernst nehmen und einen „aufgeklärten“ Religionsunterricht anbieten. Wir brauchen in Schulen mit hohem Anteil muslimisch gläubiger Schüler dringend Leute wie Lamya Kaddor. Lies mal den Beitrag dazu aus der ZEIT.
Schöne Grüße
Susanne
http://www.zeit.de/2008/12/P-Lamja-Kador
@Susanne:
Nein, Sie haben unrecht. Wir brauchen in der Schule guten Ethikunterricht, der so neutral wie möglich die Grundlagen und Wertevortellungen der verschiedenen Religionen darstellt.Nur so ist es möglich Fundamentalismus zu unterbinden. Merken Sie eigentlich nicht, dass von Seiten der CDU mit solchen Aktionen nur versucht wird Religion in den Köpfen der Menschen zu verankern, um als formal religiöse Partei nun auch wahlberechtigte Muslime (die eher nicht CDU wählen) an sich zu binden ?
@ Susanne,
Danke für den Link. Das Fazit daraus ist doch so etwa: „sie verstehen nicht, was sie da beten“.
Klar, wenn man in einer Kultur/mit einer Sprache aufwächst, die ganz andere Probleme hat, als sich mit der Muttersprache (die man im Gebet verwendet) auseinander zu setzen.
@ Sebastian Chwala:
Susanne und Sie sind doch gar nicht so weit auseinander: Sie nennen es „guten Ethikunterricht“ und Susanne „aufgeklärten Religionsunterricht“.
Sicherlich bedeutet Religionsunterricht – nach dem (noch) allgemeinen Verständnis bei uns – ein Unterricht in christlichem Sinne, aber ist eben dies nicht der Fehler? Mit anderen Worten: wer sagt denn, dass sich Religionsunterricht immer nur mit einer Religion auseinanderzusetzen hat?
Vielleicht kann man ja durch pure Wortwahl eine Entzerrung herbeiführen und die Gemüter dazu bewegen, sich wirklichen Problemen zu widmen.
@ 3
Liebe Susanne,
den Zeit-Artikel habe ich gelesen. Trotzdem konnte ich nicht überzeugt werden. Die Konservativen wollen den Status der Kirchen erhalten, der, als das GG formuliert worden ist, nur die christlichen Kirchen in ihrer Vorstellungskraft hatten. Und diese genießen erhebliche Privilegien finanzieller und rechtlicher Art, auf die sie nicht zu verzichten gedenken. Wer zahlt denn die Religionslehrer, die in den Schulen unterrichten? Diese Stunden werden von den Kirchen den Steuerzahlern in Rechnung gestellt. Nicht mal ich, der keiner Kirche angehört, kann mich dagegen wehren, dass meine Steuergelder für derartige Männerbünde Verwendung finden, deren Untergruppierungen teilweise noch die Teufelsaustreibung als notwendig erachten. Lieber nehmen die beiden christlichen Kirchen in Kauf, dass eine dritte Säule der Heilsversprecher in die staatlichen Schulen gelangt, als dass sie eine Infragestellung ihrer Privilegien akzeptierten. Ich sehe jetzt schon: Weitere Steuern werden dafür verwendet werden, um in den Schulen antiaufklärerisch wirken zu können.
Das französische Modell ist mir lieber: Keine Religion in den Bildungsanstalten. Dafür verbindlicher Ethik-Unterricht für alle, und zwar gemeinsam. Insbesondere die evangelische Kirche pocht in den Bundesländern darauf, dass schon ab der ersten Klasse die Kinder getrennt werden, wenn sie in die Welt des Transzendentalen eingeführt werden. Und genau an dieser Stelle versteht kein Kind, weshalb die Klasse zweimal die Woche aufgeteilt werden muss, wenn es um Gott geht.
Künftig werden die Kinder dann in drei oder gar in vier Gruppen (plus Ethik) parallel unterrichtet, wenn der Theologie zu ihrer Macht verholfen werden soll.
Hallo,
unsere Verfassung sieht eine Trennung und Staat und Kirche vor und zwar eine strikte. Was auch vom Bundesverfassungsgericht mit dem „Kreuz im Klassenzimmer“-Urteil vollständig bestätigt wurde.
Warum unterlaufen wir jetzt unsere Verfassung mit der grosspurigen Zusage für den Islam-Unterricht an unseren Schulen. Wann kommen die Buddisten, Maoisten und Kreationisten???
Religion ist Privatsache (auch in unserer Verfassung). Belassen wir es dabei. Wenn jemand in seiner Religion unterwiesen werden will/soll, so wende er sich an seinen Geistlichen und machte einen Termin aus. Religion hat in der Schule nichts zu suchen – auch die christliche nicht!
Was wir brauchen ist ein Ethikunterricht und eine gründliche praxisorientierte Einweisung in unsere Verfassung § 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und zwar nicht nur für alle Kinder in unserem Land – auch für alle Erwachsenen. Da gibt es ja eine Reihe, die meinen, für sie gilt das nicht (siehe Abschlussdiskussion von Flugzeugen, Massenentlassungen in profitablen Betrieben ….).
Wenn wir alle versuchen würden, diesen Paragraphen zu realisieren, gäbe es viele Probleme gar nicht.
@ Bakunix
Susanne hat vollkommen Recht. So lange Eltern für ihre Kinder einen Religionsunterricht wünschen (sie können ja auch einen Ethikunterricht wählen), ist es besser, dieser wird von qualifizierten, vom Staat geprüften Lehrern nach einem mit dem Staat abgestimmten Lehrplan erteilt, als wenn er in „Koranschulen“ oder „Sonntagsschulen“ in Hinterzimmern stattfindet. Dort blüht dann nicht selten ein jüdischer, christlicher oder muslimischer Fundamentalismus. Diese Fundamentalismen gleichen sich in vielen Punkten, wie der antidemokratischen Einstellung und der Forderung nach Unterordnung der Frauen.
Sie irren, dass das Grundgesetz in Bezug auf die Religionen nur auf die christlichen Konfessionen ausgerichtet ist. Bereits in der Weimarer Verfassung wurde die jüdische Religion den christlichen Konfessionen gleichgestellt, auch in Bezug auf den Religionsunterricht. Diese Gleichstellung sollte nun auch dem Islam gewährt werden. Man kann dann durchaus erwarten, dass die Formierung einer muslimischen Religionsstruktur, die mit dem deutschen Staatskirchenrecht kompatibel ist, einen ähnlichen Differenzierungs- und Liberalisierungsprozess auslösen wird, wie ihn die Emazipation im 19. Jahrhundert in der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland bewirkt hat. Ich werde darauf später etwas ausführlicher zurückkommen.
Über die vollständige Trennung zwischen Kirchen und Staat kann man diskutieren. Sie hat nicht nur Vorteile, wie es das Modell USA zeigt. Zur Zeit ist für eine Änderung unseres (im Grundgesetz verankerten) Staatskirchenrechts keine politische Mehrheit in Sicht, nicht einmal im Ansatz. Es wäre also unredlich, die Muslime auf eine solche Lösung zu vertrösten.
P.S.: In Frankreich gibt es zwar keinen Religionsunterricht in staatlichen Schulen, dafür finanziert der Staat ettliche von Religionsgemeinschaften getragene Privatschulen. Ist das ein besserer Weg?
@ Hajo Gebhardt #5
Sie scheinen den von Susanne verlinkten Zeit-Artikel nicht richtig gelesen haben. Dass muslimische Kinder den Koran und die Gebete nicht verstehen, liegt nicht daran, dass sie ihre Muttersprache nicht kennen (sie sprechen mehrheitlich Türkisch), sondern daran, dass diese in Alt-Arabisch verfasst sind. Würden sie deutschen christlichen Kindern die lateinische Vulgata-Bibel zum Lesen geben? Selbst mit der Luther-Übersetzung dürften heutige deutsche Kinder kaum zurecht kommen.
@ J.Friemelt
Sie sollten doch einmal das Grundgesetz in die Hand nehmen. Dort wird keineswegs eine „strikte“ Trennung von Kirche und Staat festgelegt, sondern das Staatskirchenrecht der Weimarer Verfassung übernommen. Der Staat ist zu einer Neutralität gegenüber Glaubensbekenntnissen (einschließlich der Bekenntnisse zum Unglauben) verpflichtet und muss positive wie negative Religionsfreiheit gewähren. Er darf niemanden zwangsweise Religionsbekenntnissen unterwerfen (daher das Kruzifixurteil) und auch nicht zum Religionsunterricht verpflichten (daher die Alternative des Ethikunterrichts), ein Religionsunterricht an (staatlichen) Schulen verbietet das Grundgesetz aber nicht.
@9 Abraham
Sie verwechseln offenbar „verstehen“ mit „verständlich sein“,
verstehen Sie?
Es geht um das Hintergründige!
.. und der Vergleich mit vermeindlich Schlechterem ist doch banal!
@ Hajo Gebhard
Ich habe mich auf folgenden Satz bezogen, den Sie geschrieben haben:
„Klar, wenn man in einer Kultur/mit einer Sprache aufwächst, die ganz andere Probleme hat, als sich mit der Muttersprache (die man im Gebet verwendet) auseinander zu setzen.“
Was habe ich also verwechselt?
@ Abraham
Ich möchte Dir nicht zu nahe treten, aber es hat wenig Sinn, wenn Theisten und Nicht-Theisten miteinander diskutieren. Das endet nahezu immer in Haarspalterei. Ich werde Dich nicht dazu bringen, dass zu Dich zum Vertreter des Atheismus weiterentwickelst, und umgekehrt werde ich mir nicht die theologische Brille aufsetzen. Ich bedauere, dass der theologische Einfluss in den Schulen zunehmen wird, – ich werde das nicht aufhalten können.
Mich ärgert tatsächlich, nicht verhindern zu können, dass die Steuern, die ich zahle, in die Staatskirchen fließen, denn die Einnahmen aus den direkten Kirchensteuern machen nach Schätzungen von Fachleuten etwa nur die Hälfte des Kirchenetats aus. Wenn eine Trennung von Staat und Kirche vollzogen werden würde, und die Kirchen von den Spenden ihrer Gefolgsleute lebten, wäre das eine Sache, die ich hinnehmen könnte.
Zu Deinem P.S.: Auch bei uns werden die privaten kirchlichen Schulen mit Steuergeldern gefördert. Die stehen mit den französischen Privatschulen auf Augenhöhe.
@ Bakunix
Lieber Bakunix,
Theisten und Nicht-Theisten können sehr wohl und für beide Seiten sehr fruchtbar miteinander reden. Das ist nicht zu verwechseln mit einem Disput zwischen religiösen Fanatikern und engstirnigen Anti-Theisten. Diese sollten mal, bevor sie sich mit der allfälligen Aufklärung schmücken, ein paar Zeilen von Lessing lesen, einem der herausragendsten Vertreter jener Epoche, die diesen Namen trägt, der, würde er die Ringparabel heute schreiben, den König einen vierten Ring für sein Stiefkind „freie Weltanschauung“ anfertigen ließe, dessen Träger sich erst einmal positiv im Wettbewerb mit den anderen drei um die Humanitas verdient machen müsste, statt zu meinen, er brauchte sich nur bei deren Schattenseiten aufzuhalten, um auch schon als der moralisch Überlegene gelten zu können.
Ehrhart Körting verblüfft mich, wenn er als Verfassungsrechtler wirklich sagt, „verbindliche Regeln des Miteinanders von Menschen in einem Staat jedoch stelle der demokratische Rechtsstaat auf und sonst niemand“. Der Rechsstaat setzt den Handlungen der Menschen Grenzen, wo sie andere Menschen oder die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen oder gar zu gefährden drohen. Die Regeln des Miteinander sind aber gerade dafür zuständig, wie sich innerhalb dieser Grenzen die Menschen zueinander verhalten, und das wird nicht staatlich, sondern zivilgesellschaftlich reguliert, durch sittliche Normen und einen Verhaltenskodex, an denen die Religion, hier einmal bewusst im Singular gesprochen, einen nicht zu unterschätzenden Anteil hatte und hat, nicht zuletzt auch in Form innerreligiöser und interreligiöser Auseinandersetzungen.
An jemandem, wie der CSU-Generalsekretärin Haderthauer ist jedenfalls auch „das Zeitalter der Aufklärung spurlos vorüber gegangen“, nicht nur, wie sie meint, an „der islamischen Welt“.
„Welche Sitten und Gebräuche bei uns herrschen“ und „warum uns Weihnachten, Ostern und Pfingsten heilig sind“, das weiß hier allerdings jedes Kind, und es besteht kein Zweifel daran, dass die mit „Migrationshintergrund“ es schneller lernen als die erste Sure auf deutsch, auch ohne explizit das Kindergedicht von Brecht zu kennen:
Pfingsten
sind die Geschenke am geringsten,
wogegen Geburtstag, Ostern, und Weihnachten
etwas einbrachten.
Die heiligsten Kühe sind eben allemal noch die goldenen Kälber.
Religionskundlich stehen die kleinen Türkinnen und Türken jedenfalls im Vergleich nicht so schlecht da, oder können etwa all die Kinder aus der christlichen Kultur, bei denen ich gerne mal den Beginn des Johannes-Evangeliums abfragen würde, „En arche en ho logos kai ho logos en pros ton theon, kai theos en ho logos“ herunterleiern?
Der ganze Problemkreis ist m.E. komplexer, als dass er sich mit der einfachen Forderung: „Trennung von Kirche und Staat!“ erledigen ließe, nicht nur wegen der, auch von Susanne angesprochenen, faktischen Bedeutung der Religion für viele Menschen.
Gleichwohl hat ein konfessioneller Bekenntnis-Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen nichts zu suchen. Die „Bremer Klausel“ sollte nicht nur für Berlin und Brandenburg, sondern für alle Länder das Modell abgeben: ein religionskundlicher Unterricht ohne Einfluss der Religionsgemeinschaften. Dass es „verschiedene Richtungen“ nicht nur im Islam, sondern ja auch im Christentum gibt, wäre so kein Grund, die Klassen auseinanderzureißen und Rücksicht auf die letzten offiziösen Religionsvertreter zu nehmen. Hier böte sich für wirklich aufgeklärte Lehrer, seien sie nun persönlich religiös eingestellt oder nicht, theologisch ausgebildet oder religionswissenschaftlich, den Kindern und Jugendlichen den Reichtum des religiösen und geistigen Kulturerbes der Menschheit, vorurteilsfrei auch samt Verirrungen und Verwirrungen, nahezubringen.
@ All
Ich bin dagegen, dass in Schulen Kinder schon im zarten Alter von 6 Jahren indoktriniert werden. Will sagen, ihnen wird beigebracht, auf Nachweis zu verzichten, dass es Gott gibt. Das ist in unserer aufgeklärten Zeit unwissenschaftlich. Ethikunterricht dagegen halte ich für unbedingt notwendig. Allerdings im Sinne von Lessings Nathan.
@ Abraham
Danke für die Belehrung. Ein Kommentar zum Inhalt wäre mir lieber.
@ J.Friemelt
Ich wollte Sie nicht belehren, sondern darauf verweisen, dass sie die Verfassung falsch auslegen. Zur Frage des Religionsunterrichts an den Schulen und zur Trennung von Kirche und Staat habe ich mich bereits auch inhaltlich geäußert. Auf die letzten Beiträge von Bakunix ind Heinrich werde ich noch eingehen, sie bieten interessante Ansatzpunkte für eine sicher auch kontroverse Diskussion.
@ Barney Gerölleimer
Sie verlangen von den Religionen den Nachweis, dass es Gott gibt, weil der Verzicht darauf „in unserer aufgeklärten Zeit unwissenschaftlich“ wäre. Dann müssten Sie von den „Wissenschaften“ (oder Atheisten) einen Nachweis verlangen, dass es Gott nicht gibt, den diese auch nicht erbringen können. Auf dieser Ebene ist eine Diskussion zwischen religiösen Menschen und Atheisten wirklich nicht sinnvoll. Wenn wir hingegen akzeptieren, dass beide Seiten nicht im Besitz der letzten Wahrheit sind, ist durchaus ein fruchtbarer Dialog (und auch Streit) möglich (und nötig). In diesem Punkt teile ich Heinrichs Meinung.
@ 14
Lieber Heinrich,
Du findest wie immer goldene Worte, denen man kaum widerstehen kann. Aber es ist doch so: Der Einfluss der Theologie ist emotional heftig umstritten, wie Du auch aus der heutigen Ausgabe der FR entnehmen kannst. Das Kopftuch als religiöses Symbol in den baden-württembergischen Schulen bleibt verboten, das schwarz-weiße Nonnenoutfit darf den Schüler/innen präsentiert werden. Sogar die FR-Kommentatorin verweist auf Lessing, um das Problem zu beschreiben.
Dein Verweis auf die „Bremer Klausel“, die ein bundespolitisches Sondermodell darstellt, kann sicher eine Kompromisslösung sein. Als diese für Berlin wegen des ehemaligen Sonderstatus analog geltend gemacht wurde, gab’s auch dort heftigen Streit, der verfassungsrechtliche Dimensionen hatte. Religionsunterricht ist laut GG ordentliches Lehrfach, und, wenn ich recht informiert bin, werden die Lehrpläne nicht von staatlichen Institutionen erarbeitet, sondern von den Glaubensgemeinden. „Ordentliches Lehrfach“ bedeutet aber auch, dass dieses Fach versetzungsrelevant ist und in die Durchschnittsberechnung von Schulabschlüssen eingeht. Diesem Sachverhalt wohnt doch ein perverser Zug inne. Die Schüler sollen religiöse Bildung erfahren und sich in ihrem moralischen Urteilen und Handeln weiterentwickeln, erhalten aber unter Umständen, so wie mir das selbst mal als Grundschüler widerfahren ist, in diesem Fach eine Note mit der Bezeichnung „mangelhaft“.
Das in Brandenburg praktizierte Schulfach LER (Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde) strahlt für mich eine gewisse Sympathie aus, da es mehrere Entwürfe des menschlichen Zusammenlebens vorstellt und vielleicht auch moralisches Denken und Handeln besser problematisiert als das Beharren auf der Klassenaufteilung schon in jüngsten Schülerjahren. Aber auch dieses Fach konnte nicht ohne Zugeständnisse an die christlichen Kirchen, die sich die Möglichkeit des eigenen Religionsunterrichts erstritten haben, umgesetzt werden.
@ Barney Gerölleimer
Auch verzichten in diesem unserem wissenschaftlichen Zeitalter derzeit wieder unzählige Eltern auf den wissenschaftlichen Nachweis des Osterhasen bei ihren dreijährigen Kindern.
@ J. Friemelt
Ebenso gut könnte man ihren Beitrag als Belehrung ansehen, sie haben aber einfach nicht recht mit ihrer Deutung unserer Verfassung im Hinblick auf das Verhältnis von Staat und Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. Abraham macht das in seiner Erwiderung deutlich, welchen andersartigen Kommentar zum Inhalt erwarten sie? Vielleicht hätte er noch ergänzen sollen, dass Buddhisten und Kreationisten längst ebenso im Spiel sind wie jetzt die Muslime. Die öffentliche Diskussion um die Kreationisten bezog sich überhaupt nicht auf die Legitimität ihrer Deutung im Religionsunterricht, sondern im naturwissenschaftlichen Unterricht.
Religiöse Bekenntnisse haben, wie dargelegt, m.E. in der Schule nichts zu suchen. Das ist ein grundlegender Unterschied zu „Religion hat in der Schule nichts zu suchen“. Religion ist ein Kultur-Phänomen ersten Ranges und hat als solches ebenso in der Schule zu suchen wie die Feudalherrschaft oder die Erfindung der Dampfmaschine.
Ein Ethik-Unterricht im engen Sinne ist m.E. eine Kopfgeburt von in wissenschaftlichen Disziplinen denkenden Bildungsplanern, die denken, man könne mit Kindern keine Philosophie betreiben.
In einem angemessenen Religions- oder philosophischen Unterricht geht es eben gerade nicht in erster Linie um den Erwerb von Wissen, schon gar nicht im modernen wissenschaftlichen Sinne von zweifelsfreier Gewissheit, sondern um die Suche nach Sinn, die dem menschlichen Wesen eignet, weil es Angst hat.
Den Sinn aus dem Bildungsprozess eskamotieren und durch positivistisches Denken ersetzen zu wollen, führt zu solchen Erziehungsprodukten, wie Enzensberger sie in den achziger Jahren bereits als Prototyp des „sekundären Analphabeten“ ausgemacht hat:
„Er hat es gut, denn er leidet nicht an dem Gedächtnisschwund, an dem er leidet; dass er über keinen Eigensinn verfürt, erleichtert ihn; dass er sich auf nichts konzentrieren kann, weiß er zu schätzen; (…) Er ist mobil. er ist anpassungsfähig. Er verfügt über ein beträchtliches Durchsetzungsvermögen. (…) Er hält sich für wohlinformiert, kann Gebrauchsanweisungen, Piktogramme und Schecks entziffern und bewegt sich in einer Umwelt, die ihn hermetisch gegen jede Anfechtung seines Bewusstseins abschottet. Dass er an seiner Umgebung scheitert, ist undenkbar. sie hat ihn ja hervorgebracht und ausgebildet, um ihren störungsfreien Fortbestand zu garantieren. Der sekundäre Analphabet ist das Produkt einer neuen Phase der Industrialisierung“.
(„Die Zeit“ vom 29.11.1985)
Lieber Bakunix,
unsere Beiträge haben sich überschnitten, ich komme erst später dazu, deinen zu lesen und ggf. zu beantworten.
Grüße von
Heinrich
Lieber Heinrich
ich stimme deiner bzw. Enzensbergers Kritik am „sekundären Analphabeten“ zu. Mich würde jetzt aber schon mal interessieren, wie du zu dem Urteil gelangt bist, es handle sich bei dem Fach „Ethik“ um eine „Kopfgeburt“. Es ist gängige Praxis, sich in den Ethik-Stunden mit „der Suche nach Sinn“ zu beschäftigen, zumindest in dem Bundesland, in dem ich wohne. Es geht dort also nicht in erster Linie um den Erwerb von Wissen. Der wesentliche Punkt, der Religionsunterricht vom Fach „Ethik“ unterscheidet, ist meines Erachtens folgender:
Den Religionsunterricht wird von jemandem unterrichtet, der selbst Theologe ist. Der Schüler erfährt im weitesten Sinne Geborgenheit dadurch, dass der Lehrer (und die Mitschüler) religiös so ähnlich empfinden wie er selbst. Für Schüler, die emotional in „ihrer“ Religion verwurzelt sind und die auf der Suche sind nach einem Vorbild, kann das sehr wichtig sein und zum Beispiel vertrauensbildend wirken.
Ich bedaure ,dass beim Thema Schulpolitik –trotz der Länderhoheit-, häufig der Eindruck erweckt wird, es gebe da irgendwo „im schulpolitischen Äther“ die EINE Lösung und würde man diese endlich finden und auf alle Regionen anwenden, würde endlich alles gut. Was sich in Bremen vielleicht wunderbar bewährt hat, würde wahrscheinlich im Schwarzwald in die Hose gehen.
Deshalb plädiere ich schlicht für ein wenig Fingerspitzengefühl dafür, was in bestimmten Gegenden praktikabel ist und was nicht. Ich unterrichte auf dem schwäbischen Land. Die Bevölkerung ist dort seit Generationen protestantisch geprägt, was sich in der Lebenseinstellung, im sozialen Engagement usw. ausdrückt. Den Religionsunterricht in einer solchen Gegend abschaffen zu wollen, ist völlig utopisch. Deshalb plädiere ich für eine an der Praxis orientierte Lösung.
@Tuncay Öztürk
Nicht Frau Haderthauers Forderung nach speziellem Werteunterricht ist eine Frechheit, sondern eher das Verhalten verschiedener Moscheevereine in Deutschland. Auf Anfragen versichern diese, sie würden das Grundgesetz unseres Staates akzeptieren, doch was an Werten und Positionen vermittelt wird, widerspricht unserer Grundordnung und unseren Gesetzen eklatant. V.a. die Gleichberechtigung von Frauen, die Toleranz gegenüber anderen Religionen und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben sind Punkte, bei denen viele muslimische Gemeinschaften mit unserem GG kollidieren. Die liberale Haltung unseres Staates wird respektlos ausgenutzt.
Wenn muslimischer Religionsunterricht in Deutschland eingeführt wird, dann müssen seine Inhalte überprüft werden. Auch aus meiner Sicht wäre ein zusätzliches Unterrichtsfach für Werte- und Normen notwendig.
@ Abraham #18
Etwas was es nicht gibt, kann niemand beweisen. Glaube jedoch ist der bewusste Verzicht auf den Beweis dass etwas existiert.
@ Heinrich #20
Auch der Nachweis, dass es keinen Osterhasen gibt, ist schwerlich zu führen.
Einer Religionswissenschaft, die unterschiedliche Glaubensansichten mit Distanz vermittelt, kann ich zustimmen.
Diese darf aber erst dann beginnen, wenn die Kinder in der Lage sind, diese Distanz zu wahren und zu nutzen.Dazu in einer Weise, in der die Eltern korrigiernd und kontrollierend eingreifen können.
Der wiederholte Versuch, politische Anschauungen an den wehrlosen Kindern durchzusetzen, ekelt mich nurmehr an.
Jeder Lehrer sollte dies ablehnen.
Ach, ich verzettel mich immer in meinen eigenen Erinnerungen. Wir waren ja alle mal ein Kind.Und so dumm sind Kinder ja nicht. Sie vergleichen: wie ist es zu Hause, wie ist es in anderen Familien. Welche Werte werden zu Hause hoch gehalten, welche bei meinen Freunden? Ich bin jetzt leider zu müde, das länger auszuführen, was mir durch den Kopft schwirrt, deshalb allen eine gute Nacht.
Wo, in welcher Situation wird dem Menschen überhaupt die Erkenntnis zuteil, welchen Glaubens er ist?
Wenn überhaupt in diesem Leben wahrnehmbar, dann doch im Augenblick des Sterbens, in der Rückschau auf sein Leben und in der Kenntnis dessen, was er erfahren, gelernt und erkannt hat.
Wie kann sich irgendjemand erdreisten, abschließende Urteile zu bilden und diese in „Unterrichtung“ zu fassen?
Es bleibt nur übrig, viel Wissen und viele Variationen zu vermitteln, in der Bescheidenheit, die eigene Erkenntnis als widerruflich anzusehen.
Aufklärung mit der Toleranz gegenüber dem Irrtum und der Toleranz gegenüber den Verirrungen ist das Menschenmögliche.
Mehr nicht.
Ja, BvG, darüber sollten wir nachdenken, völlig richtig. Irren werden wir wohl immer.
Da lieb‘ ich meinen Faust.
„Wer immer strebend sich bemüht,
den können wir erlösen.“
@ Barney Gerölleimer
Sie sind überzeugt, dass es Gott nicht gibt, so lange seine Existenz nicht bewiesen ist. Ich habe überhaupt kein Bedürfnis, Sie von dieser Überzeugung abzubringen (also sie in irgendeiner Weise zu „missionieren“), aber, mit Verlaub, ist das nicht auch ein (atheistisches) Glaubensbekenntnis?
Bitte akzeptieren Sie aber ihrerseits, dass es andere Einstellungen, andere „spirituelle Erfahrungen“ als die Ihre gibt, die damit nicht automatisch „unwissenschaftlich“ sind.
Ich will gar nicht mit Ihnen darüber diskutieren, wie begrenzt die Möglichkeiten von „wissenschaftlichen Beweisen“ sind (da würde ich mit meinem im Studium der theoretischen Physik erworbenen Wissen argumentieren, nicht mit meinen religiösen Anschauungen) und schon gar nicht möchte ich über die Existenz Gottes diskutieren. Worüber wir, da bin ich mir mit Heinrich einig, diskutieren sollen und müssen, sind die Religionen (deren reale Existenz wohl unstrittig ist) und ihr Anteil an der Formung unserer Gesellschaft.
@ Susanne
„Der Religionsunterricht wird von jemandem unterrichtet, der selbst Theologe ist.“
Die Praxis in vielen Schulen ist folgende:
Der Ethikunterricht wird von denselben Lehrern unterrichtet, wie der Religionsunterricht, also von „Theologen“, wie Susanne sie nennt.
Ausdrücklich: Das ist auch gut so!
Es ist eine Illusion, dass es in unserem Land so etwas wie einen christlich-neutralen Werteunterricht geben könnte! Nicht nur der Ethiklehrer, der auch Religion unterrichtet, wird immer seine persönliche Weltanschauung in den Unterricht einfließen lassen. Von daher ist es auch eine Illusion, dass der in diesem Blog viel gelobte Ethikunterricht dem Fundamentalismus jedweder Richtung wehren könnte.
Im übrigen nervt mich langsam diese ewige Herabsetzung und Verächtlichmachung der christlichen Religion durch die (nur vorgeblichen?) Atheisten, die sich in diesem thread tummeln. Ihr scheint nicht zu wissen, was ihr dem christlichen Glauben und seiner kulturschaffenden Kraft in der Welt, Europa und in unserer Gesellschaft verdankt – bei aller Borniertheit, Entgleisungen und zutiefst unchristlichen Grausamkeiten, die historisch auch mit diesem Glauben verbunden sind. (Jetzt also bitte nicht wieder mit den Kreuzzügen kommen, ja?)
So lauft ihr vielleicht theologisch im Negligé herum, ohne das Christentum würdet ihr auch noch kulturell auf den Bäumen hocken. Und noch eins: Ihr glaubt nicht an Gott – er glaubt vielleicht aber noch an euch!
@ Abraham
Abraham schreibt: „Worüber wir, da bin ich mir mit Heinrich einig, diskutieren sollen und müssen, sind die Religionen (deren reale Existenz wohl unstrittig ist) und ihr Anteil an der Formung unserer Gesellschaft.“
Warum soll ich mich als Laie da einarbeiten? Die FR hat mich heute, am Gründonnerstag, etwas aufgeklärt: „Benedikt und die Erleuchtung der Juden“ – eine schöne Überschrift. Danach geht es um ein Gebet, das der derzeitige Papst hat umformulieren lassen und nun einige Juden in Erregung versetzt. Die Folgen sind diplomatische Gesten, wie die Absage an der Teilnahme des Katholikentags. Andere Nickligkeiten des Papstes gegenüber den protestantischen Vertretern des Christentums, so lese ich in der FR, seien in jüngster Zeit mehrfach vorgekommen. Alle zielen wohl in die selbe Richtung: Die katholische Kirche beansprucht letztendlich doch das Alleinvertretungsrecht der göttlichen Stellvertreterschaft auf Erden. Wer dieses für sich erkannt zu haben glaubt, steht in der Pflicht zu missionieren. Es bleibt diesen „Erleuchteten“, um das Wort aus der FR aufzunehmen, nur der Dissens um die Auslegung ihrer Quelltexte. Oder anders formuliert: In der innerkirchlichen Debatte geht es letztendlich nur in der Gewinnung der Deutungshoheit. Ein Abwägen, ein Infragestellen des Ganzen an sich ist demnach nicht möglich. Damit, so ist mein Eindruck, erübrigt sich auch der Versuch eines Dialogs, weil der Missionar nur die Immunisierung seiner Argumente im Sinn hat.
Liebe Susanne,
deine Antwort hinterlässt mich einigermaßen hilflos. Soll sie eine im Grundsatz kritische oder eine zustimmende Erwiderung sein?
Meine Aussage über ein Fach „Ethik“ bezog sich ausdrücklich auf die Möglichkeit, das im engen Sinne von Ethik und Moral zu verstehen. Ein säkulares Ersatzfach für „Religion“ müsste dagegen auch eben die Sinnfrage und z.B. Momente der Anthropologie und Kosmologie enthalten, im Grunde also Philosophie sein, das war mein konzepzioneller Gedanke. Wie das Fach in der Praxis gehandhabt wird, weißt du natürlich besser, und meine Frage an dich: Kann man denn überhaupt sinnvoll über Ethik verhandeln und dabei die Religion aussparen? Lässt ein(e) Lehrer(in) eines säkularen Ethikunterrichts die Kinder „einfach“ ergebnisoffen diskutieren oder kann er (sie) ihnen irgendwelche verbindlichen Antworten geben?
Welchen Sinn hatte denn überhaupt dein separatistischer Ethikunterricht, wenn die evangelische Religion in der Region so eine allgemein integrative und sinnstiftende Wirkung hat? Oder bezieht sich das nur auf Kinder aus gläubigen Familien? Kann denen nicht ihre religiöse Nestwärme neben dem überkonfessionellen Unterricht in der Familie und in der Sonntagsschule gegeben werden. Die Pointe unserer Diskussion ist ja wahrscheinlich, dass wir beide gegenläufig zu unserer eigenen Sozialisation argumentieren. Du bist ja wohl, wenn ich das richtig sehe, eher religionsfern aufgewachsen, wogegen ich die emotional bindende Kraft der Religion erlebt habe. Ich habe in meiner frühen Schulzeit freiwillig jeden Monat zwanzig Pfennig für die armen Kinder hier oben in der Diaspora gespendet, auf dass sie in der feindlichen Umwelt von Evangelischen und anderen Irrgläubigen das Licht des wahren Glaubens leuchten lassen würden.
Was ich nicht recht verstehe: Lasse ich deines Erachtens das Fingerspitzengefühl vermissen? Ich habe keineswegs die Abschaffung des Religionsunterrichtes gefordert. Da wir aber hier keine Bildungsdeputation mit Entscheidungsbefugnis sind, können wir die Probleme ja nur abstrakt allgemein diskutieren, und die Frage war die nach einem Islamunterricht. Und statt weiterer konfessioneller Aufsplitterung und staatlicher Kontrolle von zwielichtigen Imamen böte sich ja vielleicht ein integraler Unterricht nach dem Bremer Modell an, der jedenfalls dem säkularen Charakter unserer Gesellschaft eher entspräche. Glaube nicht, dass sich das hier konfliktfrei ergeben und erhalten hätte. Darum gab es eine Reihe von Prozessen bis hin zum Bundesverfassungsgericht. Eine Ausweitung des konfessionellen Unterrichts auf den Islam findet aber ja ganz offenbar auch nicht widerspruchs- und konfliktfrei statt.
Ich habe da übrigens persönlich keine Karten im Spiel, habe bis vor kurzem erwachsene Studierende unterrichtet und kenne die Situation des Religionsunterrichts für Kinder und Jugendliche nur aus zweiter Hand von das Fach engagiert unterrichtenden, u.a. atheistischen Freunden. Allerdings ist Bremen schon ein besonderes Pflaster. Es nimmt wohl nur eine Minderheit der Schüler am Religionsunterricht, oder „biblischer Geschichte“ teil. Meine zwanzig Pfennig haben wohl eher nicht den damals gewünschten Effekt gezeitigt.
Grüße von
Heinrich
Hier etwas zum Stöbern:
http://www.die-bruecke.uni-bremen.de
@ Bakunix
Wenn Sie als „Laie“ über Religion nicht diskutieren wollen, dan tun sie es einfach nicht. Wer zwingt Sie dazu?
Doch Sie diskutieren doch, wenn Sie schreiben: „In der innerkirchlichen Debatte geht es letztendlich nur in der Gewinnung der Deutungshoheit. Ein Abwägen, ein Infragestellen des Ganzen an sich ist demnach nicht möglich. Damit, so ist mein Eindruck, erübrigt sich auch der Versuch eines Dialogs …“ Dem widersprechen meine (recht umfassenden) Erfahrungen aus interreligiösen und interkulturellen Begegnungen: Dort wird fleissig abgewägt und in Frage gestellt – sogar an der eigenen Religion. Das lassen sich selbst Katholiken von ihrem Papst nicht verbieten.
Nur bei diesem Thread soll es um die Integration der Muslime gehen, wozu ich schon lange mehr schreiben wollte, wovon ich mich ständig durch unnötiges Geplänkel abhalten lasse.
Die Trennung von Staat und Kirche, sollte, nein, sie muß endlich vollzogen werden.
Religionsunterricht raus aus den Schulen, wer will kann ja am Sonntag nachmittags irgendwo antanzen und lernen was ihn glücklich werden läßt.
Wer will kann seine K-Steuer per Dauerauftrag wem zukommen lassen. Statt dessen einen Sozial-Pott einrichten, wo alle einzahlen und jede (Rand-)Gruppe daraus bedacht wird, die für die Allgemeinheit Leistungen erbringt. Ein kath. Kindergarten, der so seltsame aufnahmerituale voranstellt, ist nicht für die allgemeinheit da. Also. müssen sie sehen, wie sie den wirtschaftlich fit halten. Gleiches bei anderen.
Alle Feiertag weg, der Statt gibt dann jedem 10 Tage, die kann jeder dann feiern nach seinem Glaubenskalender – unabhängig ob das Ostern heißt oder Grüne Woche, oder uralt. Sagt man Anfang des Jahres seinem Arbeitgeber Bescheid, die und die Tage feier ich mit meinen Glaubensbrüder, gut ist.
Und an den Schulen statt fragwürdige Glaubenslehren – Länder-/Gesellschaftskunde – mit Grundgesetz unterm Arm.
Zielvorgabe: „Einander kennenlernen bedeutet zu lernen, wie fremd man einander ist“ (Tuain meic Bóchra )
@ MG
Wenn sie hier keine fundamentalistischen Beiträge wünschen, dann unterlassen sie sie doch einfach! Niemand außer ihnen hat hier die Kreuzzüge ins Spiel gebracht.
@ bakunix # 19
Lieber bakunix, danke für das Lob, die „goldenen Worte“ sind mir lieber als die mir auch schon einmal zugeschriebene „Wortgewalt“.
Ich stimme dir weitgehend zu. Das Fach LER wird aber wohl in Brandenburg nur für eine bestimmte Phase umgesetzt, im übrigen gibt es hier eben die alternative Wahlmöglichkeit des konfessionellen Unterrichts, wie übrigens auch in Berlin, dem einzigen Land, soweit ich sehe, wo es auch einen im Grunde atheistischen „Lebenskundeunterricht“ des „Humanistischen Verbands Deutschlands“ gibt und der Weltanschauungs-Unterricht jedenfalls nicht versetzungsrelevant benotet wird.
Wie du an meinem in der Antwort an Susanne geposteten Link ersehen kannst, wird auch in Bremen nit unterschiedlichen Lebensmodellen bekannt gemacht, wie ich überhaupt einmal annehme, dass solche an Konzepten orientierten Diskussionen relativ akademisch sind, es im Einzelfall viel stärker auf die Lehrerpersönlichkeit ankommt, wie aufgeklärt oder dogmatisch borniert die Kinder in die ideelle und reale Welt eingeführt werden.
Meines Erachtens dient die öffentlich vorgetragene Sorge um die frische Luft an Frauen-Häuptern und die Erhaltung der abendländisch-christlichen Kultur von Seiten ihrer Protagonisten ganz anderen, letztlich inhumanen, Zielen als der Beförderung von Aufklärung und Humanität.
Der große Widerspruch eines konfessionellen Unterrichts durch von den Religionsgemeinschaften bestallten Lehrern unter staatlicher Aufsicht ist der, dass der Staat sich einerseits zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet und andererseits fundamentalistische Auswüchse unterbinden soll.
Da sehe ich in der Tendenz allerdings nur die Lösung von staatlich ausgebildeten und kontrollierten Lehrern, die einen Unterricht mit Sinn-Vermittlung und -Reflexion – ich mag die Worte „Weltanschauung“ und „Werte“ nicht – halten, der der pluralen und säkularen Verfasstheit unserer Gesellschaft und unseres Staates Rechnung trägt.
Statt der Bremer Klausel verstünde sich dann eine „Ländle-Klausel“ mit evangelischer Kulturhoheit und einer Kulturministerin Susanne, die nach dem Rechten sieht.
@ Abraham
„Wenn Sie als “Laie” über Religion nicht diskutieren wollen, dan tun sie es einfach nicht. Wer zwingt Sie dazu?
(…)
Nur bei diesem Thread soll es um die Integration der Muslime gehen, wozu ich schon lange mehr schreiben wollte, wovon ich mich ständig durch unnötiges Geplänkel abhalten lasse.“
Wenn du dich durch Geplänkel nicht vom Schreiben über die Integration von Muslimen abhalten lassen möchtest, dann tu es einfach nicht. Wer zwingt dich dazu?
Lieber Heinrich,
mein Kommentar war im Kern zustimmend gemeint. Natürlich stehe ich deinen Positionen nahe. Ich selbst bin konfessionslos (nicht mal getauft), habe in der Grundschule am evangelischen Religionsunterricht teilgenommen, der aber in erster Linie und zu meiner großen Freude aus sozialen „Rollenspielen“ bestand. Meine Theater-Begeisterung nahm hier ihren Anfang. Als wir die Schöpfungsgeschichte durchnahmen, habe ich tapfer der Lehrerin widersprochen und auf die Evolutionstheorie verwiesen.
Später nahm ich dann am Ethikunterricht teil. Dort, wo ich wohne, ist es grundsätzlich nicht erlaubt, dass Religionslehrer das Fach Ethik unterrichten. Die Ausbildung für Ethiklehrer war jedoch nicht klar geregelt. Im Klartext heißt das: diejenigen, die sich berufen fühlten, konnten eine Zusatzqualifikation erwerben, einige Lehrer hatten auch Philosophie studiert. Was sich ziemlich chaotisch anhört, klappte in der Praxis jedoch gut.
Du fragst: „Kann man denn überhaupt sinnvoll über Ethik verhandeln und dabei die Religion aussparen?“
Natürlich nicht. Allerdings wird der Lehrer es vermeiden, weltanschaulich verbindliche Antworten zu geben. Erfahrungsgemäß gehen eher sehr kritische, diskussionsfreudige Schüler in das Fach Ethik. Der Lehrer versteht sich vermutlich eher als Moderator, der Debatten anstößt und nachhakt, wenn sich jemand in Widersprüche verstrickt. Er wird –ähnlich wie in Gemeinschaftskunde oder Deutsch- Dilemma-Diskussionen anregen und zum Beispiel über die Arbeit mit Texten die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen (Philosophen, Kirche etc.) anstoßen- also so ähnlich wie unser Freund Bronski ;-).
Aber mein lieber Heinrich, selbstverständlich bin ich nicht der Ansicht, du ließest das nötige Fingerspitzengefühl vermissen.
Natürlich ist mir dein „Bremer Modell“ sympathisch. Allerdings kann ich mich für das in der ZEIT beschriebene Konzept von Frau Kaddor sehr erwärmen, da die Frau meiner Meinung nach „den richtigen Ton“ trifft im Umgang mit den muslimischen Schülern. Frau Kaddor ist einfach sehr nah an der Lebenswirklichkeit der Schüler. Möglich, dass ein konfessionsloser Lehrer, in dem Bereich einen ähnlich vertrauensvollen Zugang zu den Kindern und Jugendlichen aufbauen könnte. Das kann ich nicht sagen. Es ist in dem Fall eher mein pädagogischer Instinkt, als mein weltanschaulicher Überbau, der ruft: Ja prima, das ist ein in der Praxis gehbarer Weg-da kommt was Gutes bei raus.
Liebe Susanne,
danke für die schöne Antwort!
„… habe in der Grundschule am evangelischen Religionsunterricht teilgenommen, der aber in erster Linie und zu meiner großen Freude aus sozialen „Rollenspielen“ bestand“.
– Wie wir ja bereits wissen: 68er-geschädigt!
Wir empfehlen zur Fortbildung in diesen Tagen, wie gesagt: Bachs Matthäus-Passion, auch wenn dir offenbar die klassische und Post-Moderne näher liegt.
„Es ist in dem Fall eher mein pädagogischer Instinkt, als mein weltanschaulicher Überbau, der ruft: Ja prima, das ist ein in der Praxis gehbarer Weg-da kommt was Gutes bei raus.“
– Ok., du bekommst die Stelle als Kulturministerin!
Hast du übrigens meine ultimative Antwort zum Thema SPD und Linke zur Kenntnis genommen?
Schöne Grüße von
Heinrich
Bei der Gelegenheit
@ Bronski
Ich such‘ mir hier einen ab nach Beiträgen, die ich nicht unmittelbar, sondern etwas später beantworten möchte, und finde sie nicht wieder. Antworten, die auf meine Beiträge gegeben wurden, nehme ich ggf. gar nicht zur Kenntnis und umgekehrt, weil sie beim schnellen Wechsel von Threads und Beiträgen aus dem Blickwinkel verschwinden.
Kann man nicht den Programmierern aufgeben, eine Suchfunktion nach Namen zu installieren oder wenigstens die Beiträger der letzten zwei Wochen tabellarisch zu erfassen oder eine ähnliche Lösung des Problems zu suchen?
Heinrich
Bevor ich auf die Diskussion von Susanne und Heinrich über Religionsunterricht versus Ethik- bzw. Religionskundeunterricht eingehe, möchte ich noch meine vorherigen Verweise auf das deutsche Staatskirchenrecht ergänzen:
Die Weimarer Verfassung, deren entsprechende Artikel auch in das Grundgesetz übernommen wurden, hat insofern eine Trennung von Kirche und Staat vollzogen, in dem sie den Staat auf eine strenge Neutralität gegenüber religiösen und weltanschaulichen Bekenntnissen festgelegt hat. Allerdings billigt sie den Religionsgemeinschaften und weltanschaulichen (auch atheistischen) Bekenntnissen, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen und als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt werden (wozu in Bayern neben den christlichen Kirchen und der jüdischen Religionsgemeinschaft auch z.B. der Bund für Geistesfreiheit in Nürnberg, Fürth und Augsburg sowie die Freigeistige Gemeinschaft Schweinfurt und den Bund für Geistesfreiheit München gehören) bestimmte Rechte (z.B. bei der Regelung der „innergemeinschaftlichen“ Angelegenheiten, der Errichtung eigener Friedhöfe, der Erhebung der Bekenntnissteuer).
Das Problem des Islams ist, dass er keine „kirchlichen“ Strukturen kennt und daher im staatskirchenrechtlichen Sinne keine „einheitliche Religionsgemeinschaft“ bildet. Vor dem gleichen Problem standen übrigens auch die deutschen Juden im 19. Jahrhundert, das dann durch die Bildung von „Einheitsgemeinden“ gelöst wurde, die als ein organisatorisches Dach für relativ autonome, unterschiedlich ausgerichtete Synagogen dienen soll.
Dies klingt sehr „technisch“, war aber in der Wirklichkeit ein schon im 18. Jahrhundert mit Moses Mendelssohn begonnener Prozess einer umfassenden kulturellen und religiösen Umwälzung. Man kann dabei fünf unterschiedliche Reaktionen auf die Moderne erkennen. Die ersten zwei „Antworten“ haben gemeinsam, dass sie die Moderne und das Judentum miteinander für nicht vereinbar halten. Die (klassische) Orthodoxie (nach heutigen Begriffen würde man sie als die Ultraorthodoxen bezeichnen) negiert deshalb die moderne Gesellschaft und sucht das „unveränderbare“ Judentum in der „Parallelgesellschaft“ eines (nunmehr selbst auferlegten) Gettos zu bewahren. Andere sehen ihren Weg in der Aufgabe ihres Judentums und der vollständigen Assimilation in die moderne Gesellschaft. Die dritte Gruppe, die moderne Orthodoxie mit der Leitfigur Samson Raphael Hirsch, will beides, die Moderne und das traditionelle Judentum leben, aber in getrennten Sphären („Draußen ein Bürger, zu Hause ein Jude“). Das bedeutet z.B. auch in der Gesellschaft die Gleichberechtigung der Frau zu akzeptieren, nicht aber in Religionsanngelegenheiten. Die letzten beiden „Antworten“ stimmen darin überein, dass Moderne und Judentum kein Widerspruch bedeutet, müssen dazu aber ein neues Verständnis des Judentums entwickeln. Die eine Transformation geht in die nicht-religiöse Sphäre, wie in die Kultur, ins Nationale (wofür Zionisten stehen) oder ins Politisch-Soziale (wie etliche Sozialisten oder Kommunisten; eine spezielle osteuropäische Alternative der nationalbewussten Sozialisten ist der jiddische Bund). Die andere Transformation ist die Anfang des 19. Jahrhundert von Israel Jacobson begonnene religiöse Reform des Judentums, deren Grundlage dann die „Wissenschaft des Judentums“ und vor allem Abraham Geiger gelegt haben. Zu diesem liberalen Judentum mit allen seinen unterschiedlichen Schattierungen bekannte sich in Deutschland seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung.
Ich denke, dass dieser Differenzierungsprozess in gewisser Weise ein Modell für die Muslime in Deutschland sein könnte. Damit die Muslime ihren Platz in unserer Gesellschaft finden, halte ich die Bemühungen um eine Integration des Islams in das deutsche „Religionssystem“ (zu der auch die muslimische Gesellschaft einen Beitrag leisten muss) für notwendig. Der erste Schritt dazu ist ein Islamunterricht in den Schulen, in deutscher Sprache, mit Lehrplänen, die mit den Kultusministerien abgestimmt sind, und durch Lehrer, deren Qualifikation sowohl von ihrer Religionsgemeinschaft als auch vom Kultusministerium anerkannt ist.
Einen eigenen „Werteunterricht“ für Migranten brauchen wir hingegen gewiss nicht. Frau Haderthauer sollte wissen, dass in Bayern jedes Schulkind, dass den Religionsunterricht nicht besucht (das dürften die meisten Kinder mit „Migrationshintergrund“ sein), in den Ethikunterricht muss. Wenn sie meint, in diesem Unterricht werden Werte unserer Verfassung nicht ausreichend vermittelt, dann sollte die CSU schleunigst das Kultusministerium an fähigere Fachleute abtreten.
P.S. zu #37: Lieber Heinrich, es ist mein Temperament, der mich zwingt, keinem Streit aus dem Wege zu gehen.
@ Abraham #30
Sie schließen fälschlicherweise aus meinem Statement, dass ich Atheist bin. Allerdings möchte ich gerne, dass die Verantwortlichen in der Kirche mir den Beweis erbringen, dass etwas existiert.
Als ich zum Konfirmandenunterricht ging, hat der Pfarrer – wir mussten ja jeden Sonntag in die Kirche – von der Kanzel gegen die Kommunisten und Sozialisten gewettert. Ist zwar nur kurze Zeit gewesen, nämlich so lange es Wahlkampf gab, hat aber die Gläubigen beeindruckt. Ich war damals 12 Jahre alt. Der pfarrer wurde dann als Direktkandidat in den Landtag gewählt. Mir ist das erst sehr viel später bewußt geworden, welche Indoktrination er vollzogen hat. Leider habe ich wg meiner Faulheit kein Studium machen können. ich nehme mir aber mit meiner Mittleren Reife auch hier das Recht raus, mitzudiskutieren. Da in der BRD üblicherweise Religionsunterricht an den Schulen erteilt wird, sehe ich es als vorteilhaft, dass auch Islamunterricht erteilt wird.
Das mit dem Kopftuch hat zwei Seiten: 1. Das Kopftuch ist ein Zeichen von Religiösität und darf deshalb an Schulen nicht getragen werden. 2. Eine Iranerin wird gezwungen das Kopftuch zu tragen – sie soll ja abgeschoben werden – weil es in ihrem Land religiös-gesetzlich angeordnet wird. Sie wird hier zum Kopftuchtragen gezwungen, um ihr einen entsprechenden Ausweis auszustellen. Sie soll ja abgeschoben werden. Das aber geht nur mit einem im Iran zugelassenen Foto. Sie ist aber keine Muslimin und will sich nicht zwingen lassen. Das Verwaltungsgericht aber ordnet das Tragen von Kopftuch fürs Foto an.
Unser Staat widerspricht sich. Was soll ich denn da als richtig erachten?
Das alles beweist aber immer noch nicht, dass es einen Gott oder was auch immer, gibt.
@ Barney Gerölleimer
Wahrscheinlich habe ich es als Jude einfacher als Sie: Für uns ist die Tora Gottes Offenbarung. Uns interessiert weniger, wer der „Absender“ der Botschaft ist (ja wir beschäftigen uns sogar relativ wenig damit, ob es Gott gibt), sondern was der Inhalt dieser Botschaft ist, was wir daraus für ein „richtiges“ Leben lernen können. Gott entzieht sich unsere Erkenntnis, aber seine Lehre liegt vor uns offen. Diesen Widerspruch hat Rabbiner Leo Baeck als die Polarität zwischen Geheimnis und Gebot genannt.
Srry Abraham
ich wollte Dir nicht zu nahe treten. Wer je im jüdischen Museum war, wird schon wissen, dass Juden ob ihrer Bildung menschlicher handeln als andere. Das hat leider das Bildungsbürgertum in Deutschland nicht am Holocaust gehindert.
Abraham [34] schreibt an mich: „Wenn Sie als ‚Laie‘ über Religion nicht diskutieren wollen, dann tun sie es einfach nicht. Wer zwingt Sie dazu?“
Das habe ich zwar inhaltlich nicht geschrieben, aber was soll’s. Ein typisches Beispiel, weshalb ich manchmal argumentiere, sind Statements über Atheisten von Personen wie die von MG [31], die durchaus mehrheitsfähig sind: „So lauft ihr vielleicht theologisch im Negligé herum, ohne das Christentum würdet ihr auch noch kulturell auf den Bäumen hocken.“ Ein weiteres Beispiel, das auch von MG stammt, dem ich aber zustimmen muss, ist folgendes: „Der Ethikunterricht wird von denselben Lehrern unterrichtet, wie der Religionsunterricht, also von ‚Theologen‘…”. Der Ethik-Unterricht, den meine Kinder erleben, beschäftigt sich nahezu ausschließlich mit dem Christentum. Ein typischer Unterricht eines sanft missionierenden Christen. Darüberhinaus: Keines meiner Kinder hatte die Möglichkeit, in der Grundschule am Ethik-Unterricht teilzunehmen. Sie wurden wahlweise, je nach Größe der Religionsgruppe, mal den Katholiken, mal den Protestanten zugeordnet und natürlich in den Unterricht eingebunden. Oder: Die Einschulung in die erste Klasse beginnt mit einem Gottesdienst. Da kann man dem Kind nicht sagen, da darfst Du nicht hin. Und der Hauptgrund, weshalb ich mich mit dem Phänomen beschäftige, ist die Politik der Kirchen, die sie betreiben. Das sind gebündelte Machtapparate, die Einfluss auf mein Dasein als Bürger dieses Staates ausüben. Was ich mit meiner Äußerung gemeint habe, sind die innertheologischen Differenzen, die, gerade aktuell, etwa in der Formulierung einer ‚Fürbitte‘ stecken und dann zu Befremdlichkeiten zwischen diesen Gruppen führen. Das sind rabulistische Debatten, in die ich mich als Laie nicht einarbeiten möchte.
Liebe Susanne, lieber Heinrich,
auch in Bayern ist die Qualität des Ethik-Unterrichts (der ein Pflichtfach für alle Kinder ist, die nicht Religionsunterricht besuchen) von dem jeweiligen Lehrer abhänging. Zum vorgeschriebene Stoff gehört auch, dass die Kinder die Grundlagen der Weltreligionen kennen lernen (was zumindest auch im Rahmen des evangelischen Religionsunterrichts zum Unterrichtsstoff gehört). Die Unterrichtsmaterialien zum Judentum sind allerdings aus gutmeinender „christlicher“ Sicht (in Bezug af die Struktur der Darstellung, die sich zu stark an „Glaubensgrundsätzen“ orientiert) verfasst. Was da steht (und unterrichtet wird, weil es die meisten Lehrer auch nicht besser wissen), ist nicht falsch, aber ergibt kei „authentisches“ Bild des Judentums. Ich fürchte, dass auch die Darstellung des Islams entsprechend schief ist.
Grundsätzlich halte ich es für fraglich, dass eine korrekte und gleichzeitig kritische Darstellung einer Religion von Lehrern geleistet werden kann, die außerhalb dieser stehen. Würde ein Nichtmuslim einen solchen Kinderkoran schreiben wie Lamya Kaddor (Susanne, danke für den Link), wäre das wohl eine Anmaßung. Das ist der eine Grund, weshalb ich bezüglich eines „religionskundlichen“ Unterrichts anstatt eines schulischen Unterrichts skeptisch bin.
Der andere Grund ist, dass ein ausschließlich den Religionsgemeinschaften überlassener Religionsunterricht zu leicht in die Hände von Fundamentalisten geraten kann. Sicher hast Du, Heinrich, Recht, dass es ein widerspruch wäre, wenn der zur Neutralität verflichtete Staat über die Inhalte des (in Schulen zugelassenen) Islamunterrichts (mit)bestimmen würde. Nun, Widersprüche gehören zum Leben. Es ist tatsächlich die Schulpraxis, dass die Lehrpläne für den evagelischen, katholischen und jüdischen Religionsunterricht zwar von den Religionsgemeinschaften erarbeitet werden, aber die Zustimmung des Kultusministerium brauchen und von diesem dann auch amtlich verkündet werden. Für die Praxis des Islamunterrichts wäre allerdings wesentlich, dass bei der Erarbeitung der Lehrpläne ein Diskussionsprozeß über die Inhalte innerhalb der muslimischen Gemeinden zu Stande käme, mit einem moderneren Bild des Islams als er in vielen Koranschulen vermittelt wird.
Ich gebe zu, dass all Theorie grau ist und grün der Baum des Lebens: Wir haben unsere drei (inzwischen erwachsene) Töchter in den Ethik-Unterricht geschickt und sie in jüdischer Religion selber unterrichtet, weil der von der „Einheitsgemeinde“ angebotene jüdische Religionsunterricht uns zu orthodox (und qualitativ zu schlecht) war. Später, nach der Gründung einer liberalen jüdischen Gemeinde, haben sie zwar dort den Religionsunterricht besucht, gingen aber in der Schule weiter in Ethik.
@ 41. Barney Gerölleimer
Lieber Barney,
nu aber mahl ehrlich, was soll denn der Satz:
„Sie schließen fälschlicherweise aus meinem Statement, dass ich Atheist bin. Allerdings möchte ich gerne, dass die Verantwortlichen in der Kirche mir den Beweis erbringen, dass etwas existiert.“
Offensichtlich begreifen Sie sich nicht als Atheist, wollen aber vom Priester, Bischoff oder Papst „bewiesen“ kriegen, dass Gott existiert.
Sowas kann wohl nur einem Katholiken passieren.
Martin Luther hat mit der Reformation dem einzelnen Menschen die Freiheit zurückggeben, zu entscheiden wie er seinem Glauben lebt und damit auch die Offenbarung Gottes für den Einzelnen nicht mehr an einen Amtsträger der Kirche gebunden.
Man lese im Evangelium des Matthäus 28, 20:
„Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende“
Gott ist, so ich an ihn glaube, unmittelbar bei mir und ich bin seiner Gnade sicher. Die Pastoren führen den Auftrag der Kirche aus, von dem es im sechsten Satz der theologischen Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen heißt:
„Der Auftrag der Kirche, in welchem ihr Freiheit gründet besteht darin, an Christi statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gotte auszurichten an alles Volk.“
Gott ist wohl nicht beweisbar, schon gar nicht durch einen anderen Menschen für einen anderen Menschen, sondern Gott und seine Gnade sind dem Menschen unmittelbar im Glauben gegeben.
@ 39.Heinrich
Lieber heinrich,
kleiner „Programmiertipp“ zu Deiner Frage:
Suchen in einem Thread geht online mit dem Internet-Explorer bei geladener Websseite über das Explorer-Menü „Datei“. Dort wählst du den Menüpunkt „Auf dieser Seite suchen…“ und im folgenden Dialogfenster kannst Du Deinen Suchbegriff, z.B. einen Bloggernamen eingeben. (Andere Browser haben analoge Funktionen)
Wenn Du alle zu durchsuchenden Blogthreads mit „DateiDatei Speichern unter“ auf die Fetplatte als HTML-Seiten in einen Ordner speicherst, kannst Du offline mit der Windows-Suchen-Funktion („Start/Suchen…“) dann dort mehrere Blogthreads auf einmal durchsuchen.
Vieleicht eine Alternative zum Eiersuchen am Ostersonntag?!
Frohe Ostern wünscht
Uwe
@ Susanne und Heinrich
Auch die Kritik des konfessionellen Religionsunterrichts in der Schule in der heutigen FR (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?sid=d20afd3f908270d16ccecf4d98c87ce5&em_cnt=1308056), die weitgehend Heinrichs Argumenten folgt, übezeugt mich nicht ganz. Sie widerlegt auch nicht meine Argumente (siehe http://www.frblog.de/werte/#comment-20415).
Außerdem: Die Tatsache, dass der christliche Religionsunterricht in evangelischen und katholischen Unterricht aufgeteilt ist, präjudiziert nicht, dass ein Islamunterricht zwischen schiitisch, sunitisch und alewitisch „konfessioniert“ werden müsste. Das Gegenbeispiel ist der jüdische Religionsunterricht, der in Prinzip „richtungsübergreifend“ gestalltet ist. Das ist auch deshalb möglich, weil das Judentum (wie der Islam) keine Kirche ist und kein verbindliches Lehramt kennt (wie der Katholizismus). Es ist ja auch ein gemeinsamer evangelischer Unterricht möglich, obwohl es unter den Protestanten die unterschiedlichsten Ausprägungen gibt.
@ Abraham
Auch wenn Du nur zwei Blogger ansprichst, gestatte ich mir eine Anmerkung: Von vielem was ich bisher von Hurrelmann in der FR lesen musste, sind dessen Überlegungen zum Thema „Religionsunterricht“ die nachdenkenswertesten, weil die Forderung formuliert wird, die reale Praxis dieses Unterrichts generell zu diskutieren. Insbesondere auch deshalb, weil diese Praxis auch mal am EU-Standard sich messen lassen müsste. Vom Standpunkt der christlichen Kirchen aus betrachtet, ist der derzeitige Zustand, weil er ein Privileg tradiert, ideal. Doch die Zeiten haben sich geändert. Es ist doch seltsam, dass in der Zeit nach PISA nahezu alles infrage gestellt worden ist, was die Leistungen des deutschen Schulsystems im Allgemeinen betrifft. Nur: Der Religionsunterricht blieb draußen vor.
@ 49. bakunix, abraham u.a.
Verzeihung bakunix, wenn ich mich auch noch einklinke.
Deinem Lob an Hurrelmann kann ich mich gar nicht anschließen. Mir scheint dessen Kritik am Zustand des Religionsunterricht schon deshalb suspekt, da er sie nur formal abstrakt führt. So wurde auch, bei Auswechseln der Schlüsselwörter, gegen den dort angeblich sozialdemokratisch, sozialitisch, links orientierten Unterricht in Sozialkunde (Gesellschaftslehre) argumentiert, um den Pardigmenwechsel hin zum Unfach „PoWi“ (Politik und Wirtschaft) zu legitimieren und durchzuführen. In PoWi soll jetzt genau das gemacht werden, was die „Gesellschaftslehre“ angeblich verhinderte: Schüler zu entlassen, die „problemlos“ im „modernen“ gesellschaftlich-wirtschaflichen Prozess mitarbeiten, statt ihn „zu kritisch zu hinterfragen“ und damit zu „blockieren“. Hurrelmann scheint mir, wenn überhaupt, nur an einem Religionsunterricht interessiert zu sein, der immanent alle akademischen Fragen der Religion beantwortete, das meinetwegen auch für den Islam in allen Schattierungen, dabei aber gewährleistete, dass das alles im Rahmen der von ihm aber immer schon allzu herrschaftlich verstandenen „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ geschähe, bzw. dieser dienstbar bliebe.
Solche Befürworter von Religionsunterricht braucht das deutsche Schulwesen nicht. Hurrelmann reitet hier auf der Welle von Schulkritik – s. die „eine“ Seite der PISA-Diskussion – die Schule nicht zum Ort umfassender Bildung und der Erziehung kritischer Menschen machen will, sondern zur Vorstufe und Vorwegneahme von (beruflicher) Ausbildung zum ideologisch und praktisch einwandfreien Funktionierenden im Sinne von „Wirtschaft und Gesellschaft“ und zwar genau in der Reihenfolge.
@ 41. Barney Gerölleimer
Zu Ihrem Wunsch nach einem Beweis der Existenz Gottes hier eine „Antwort“ des aus Deutschland stammenden israelischen Phylosophen Ernst Akiva Simon, Wegbegleiters von Martin Buber und Gershom Scholem:
Ich habe Gottes Stimme nie gehört,
Vielleicht ist sie’s, die aus dem Schlaf mich stört.
Wach ich, verstummt sie; kaum ein Echo blieb. Dem zog ich nach, wohin’s mich imer trieb.
@ Bakunix
Die Diskussion ist ja offen, Ihre Beiträge sind willkommen.
Meine Meinung zur Theorie und Praxis des Religionsunterricht habe ich in den vergangenen Beiträgen formuliert, mehr kann ich im Augenblick nicht dazu sagen.
@ Uwe Theel #50
Ich verzeihe Dir Deinen Einwurf! Aber: Das Lob für Hurrelmann fällt weitaus bescheidener aus, als Du das interpretierst. Hurrelmann ist so eine Art Gewährspädagoge der FR, der auch mal gerne der freiwirtschaftlichen Beteiligung am dt. Schulwesen das Wort redet, zwar meistens mit einem sozialdemokratischen Deckmantel versehen, aber eben nicht generell kritisch gegenüber der Kommerzialisierung des Bildungsbetriebs. Ich habe ganz sozialdemokratisch praktisch argumentiert im Sinne der kleinen Schritte, die eine Verbesserung der ethischen Bildung in den dafür vorgesehenen Anstalten bringen könnte, wenn damit begonnen werden könnte, wie von Hurrelmann vorgeschlagen, den derzeit praktizierten Religionsunterricht mit der privilegierten Stellung der beiden christlichen Kirchen zu hinterfragen. Ich habe meine Erfahrungen mit meinen Kindern (#44) hinreichend dokumentiert. Und jede Änderung an der derzeitigen Praxis könnte eigentlich eine Verbesserung für diejenigen sein, die in das System zwangseingebunden sind.
Schon als Kind habe ich mich gewundert, dass man Gott zu Hilfe ruft, um einen Krieg zu gewinnen. Wenn alle glauben, dass Gott auf der richtigen Seite steht, habe ich mich gefragt, wer ist dann Gott? Und daraufhin habe ich mir ein Buch schenken lassen das hieß: „Die Religionen der Menschheit“. Verststanden habe ich dieses Buch nicht. Ich brauchte ein Fremwörterlexikon und das reichte auch nicht aus. Es fehlten die Hintergründe. Aber als Resultat habe ich für mich daraus erkannt, es gibt keine religiösen Rechtfertigungen für Kriege.
Passend zum Thema hat vor kurzem in Berlin ein Gericht entschieden, dass muslimische Schüler ein Anrecht darauf haben, während der Schulzeit in speziell vorgesehenen Räumlichkeiten zu beten. Vielen Berliner Schulleitern und Eltern geht dies zu weit. Schließlich ist Schule heute nicht mehr unbedingt der Ort der freien Ausübung religiöser Rituale. (Früher war das auf konfessionellen Schulen vielleicht anders.). Außerdem können auch Muslime ihre Gebete morgens, mittags und abends außerhalb der Schulzeit sprechen.
Würde mich interessieren, wie die Diskussionsteilnehmer hier diese Angelegenheit sehen, wenn sie denn noch dabei sind.