Es ist Wahlkampf. Die SPD strampelt sich ab, um endlich Boden unter die Füße zu bekommen. Derweil hält sich die Kanzlerin und ihr Wahlverein … Wie hieß der noch gleich … Mensch, ich komm nicht drauf! Irgendwas mit großem C vorn. Ach ja, CDU! Also, sie hält sich auf die bekannt präsidiale Weise dezent im Hintergrund. Preisfrage: Wer von beiden kommt wohl in die Schlagzeilen – die SPD, die draufhaut, oder die Merkel, die sich ins Fäustchen lacht? Natürlich erstere! Und noch immer darf die Kanzlerin darauf vertrauen, dass ihr die Troika mit ihrer Kakophonie (Troika: die „Stones“ Steinbrück und Steinmeier sowie Parteichef Sigmar Gabriel) die Arbeit so weit abnimmt, dass die Kanzlerin keinen eigenen Wahlkampf führen muss.
Jetzt also: Tempolimit. Meines Erachtens ein völlig überflüssiges Thema, das Gabriel da zu setzen versucht hat, denn erstens gibt es in Deutschland nur noch sehr wenige unregulierte Autobahnabschnitte, und zweitens fahren die Deutschen sowieso alle links, so dass Bleifüße es grundsätzlich schwer haben. Was, das glauben Sie nicht, dass die Deutschen sowieso alle links fahren? Dann machen Sie mal ganz bewusst einen Selbstversuch und fädeln sich wieder nach rechts ein, nachdem Sie die 17 Lkws überholt haben. Genau, da vorn, in die erste Lücke, die sich Ihnen bietet und die diesen Namen verdient. Verhalten Sie sich einfach völlig korrekt, so wie Sie es auch von Ihren Autobahn-Mitbenutzerinnen und Mitbenutzern erwarten würden. Eine Minute später sind sie auf der rechten Spur am Heck des nächsten Lkw und würden gern überholen, aber nun versuchen Sie mal, auf die linke Spur zu kommen. Sie dachten bisher, es gibt nur eine Lkw-Mauer (rechte Spur)? Dann besteht jetzt die Chance, dass Sie erfahren, was eine Pkw-Mauer (linke Spur) ist.
Besonders auffällig war mir dieses Linksfahrerphänomen regelmäßig nach meinen Aufenthalten in Frankreich. Die Franzosen wechseln brav die Spuren, auch bei dichtem Verkehr etwa auf der Rhonetal-Autobahn; aber die haben ja auch ein Tempolimit von 130. Und der Verkehr fließt. Aber kommt man bei Mulhouse auf die deutsche A5, so erfährt man schnell, dass die Deutschen sich auf der linken Spur sehr wohl zu fühlen scheinen: Wenn sie sich da erst mal ein Plätzchen ergattert haben, dann versuchen sie in der Regel, es auch zu behaupten. Es ist sich eben jeder selbst der nächste, nicht wahr? Dieser dauernde Fahrbahnwechsel ist ja auch lästig. Wer versucht schon gern alle paar Minuten, sich daran zu erinnern, wo verdammt noch mal der Blinker sitzt? Und dann hat man da vorn in der Schlange der Überholenden eben jemanden erwischt, der meint, mit 91 km/h die Lkws überholen zu sollen, die mit 90 km/h unterwegs sind, und schon ist der schönste Stau perfekt.
So, das wollte ich schon lange mal loswerden. Das Thema an sich interessiert mich nicht, weil es mir im Moment zu sehr retro ist, aber ich gebe natürlich gern einen Link zur Berichterstattung und möchte hinzufügen, dass ich die Kritik der Leserinnen und Leser am FR-Titel „Geisterfahrer Gabriel“ teile: Das war wenig originell.
Reiner Feldmann aus Weiterstadt meint:
„Der SPD-Vorsitzende Gabriel hat eine Diskussion über ein Tempolimit auf Autobahnen losgetreten. Verfolgt man die Medien, könnte man meinen, es handele sich um eine ideologische Auseinandersetzung. Das trifft aber nur auf die Gegner zu (Freie Fahrt für freie Bürger). Die Befürworter können darauf verweisen, dass in fast allen europäischen Ländern ein Tempolimit auf Autobahnen herrscht. Übrigens auch im Land der Freiheit: USA. Na ja. Vielleicht sind die Deutschen klüger als die anderen Völker!
Als ehemaliger Sachbearbeiter eines Lkw-Spezialversicherers ist mir folgender Unfallhergang nur allzu bekannt: Lkw schert aus und unterschätzt die Geschwindigkeit eines auf der linken Spur nahenden Überholers. Es kommt zur Kollision; meist mit schwerwiegenden Folgen für den Überholer.
Ein Tempolimit reduziert auch das Staurisiko: Die geringeren Geschwindigkeiten erfordern einen kürzeren Sicherheitsabstand, wodurch die Aufnahmekapazität der AB wächst.
Die Tempolimitgegner verweisen darauf, dass nur sieben Prozent der deutschen Autobahnen kein Tempolimit hätten. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Sieben Prozent der Autobahnen können noch sicherer gemacht werden.“
Peter Vogelgesang aus Walldorf:
„Herrlich war das 1973 zu Zeiten der Ölkrise. Könnten das die Förderländer nicht noch mal machen? Der CO2-Anstieg wächst und wächst und der Autofahrerverein ADAC wettert gegen Geschwindigkeitsbegrenzung. Dort Mitglied zu sein ist so, wie wenn man Mitglied in einem Tabakverein ist, um Lungenkrebs zu fördern. Warum eigentlich ist der ADAC im Reisegeschäft tätig und verkauft Reisen nach Amerika, wo man max. 55 Meilen pro Stunde fahren darf? Langweilig!“
Kurt Kress aus Kapstadt (ZA):
„Wenn ich bei Tempo 120 mit neun Litern Sprit auskomme und bei Tempo 160 14 Liter verbrauche, so hat das nichts mit Glaubenskrieg zu tun, sondern mit Physik. Verständlich, wenn Menschen auf die Idee kommen, ihren Spritverbrauch zu kontrollieren, und sich für Tempo 120 entscheiden. Natürlich hat Gabriel Recht. Traurig, aber typisch für einen Spitzenpolitiker, dass er jetzt zurückrudert. Ich denke, wieder einmal hat sich Steinbrück blamiert, da er mit lächerlichen Argumenten und Angst vor Verlust von Wählerstimmen Gabriel zurückpfeift und lieber die rücksichtslosen Raser und die Autoindustrie unterstützt.“
Dr. Wolfgang Wangerin aus Göttingen:
„Ich beobachte die FR mit großer Enttäuschung, auch wenn sie in machen Bereichen immer noch ihre Stärken hat. Für eine seriöse, kritische und der Vernunft verpflichtete Zeitung sind sowohl die dümmliche Überschrift mitsamt dem Text auf Seite 1 als auch der miserable Artikel so weit unter Niveau, dass man sich mit Grausen abwenden muss. Das ist eine peinliche Anbiederung der FR an den Bild-Journalismus, nämlich billigste Stimmungsmache. Ein ernstes und komplexes Thema wie die Tempobegrenzung wird einerseits hochgepusht und gleichzeitig reduziert auf die Frage der Uneinigkeit in der SPD. Na und? Ich bin in meinem Demokratieverständnis froh, wenn es in einer Partei unterschiedliche Ansichten gibt, liebe Journalisten von der FR. Ich beobachte mit großer Sorge, was aus der FR noch wird.“
Der arme Herr Gabriel, da hat er nun mal ne richtig gute Idee – Tempolimit in Deutschland; prompt wird er niedergemacht. Letzte Woche in Schweden, die Autofahrer fahren entspannt 70 oder 80 oder 110 (auf der Autobahn); hier und da ein Blitzer, reichlich Abstand zum Vordermann, kein Drängler, fahren ohne Nötigung; bei Tidaholm ein Elch neben der Strasse. Alles (!) auf der Strasse geht friedlich zu, eben entspannt. Das Gegenteil nach Verlassen der Fähre in Kiel: Drängler, Rüpel,Nötiger ohne Rücksicht. Seelisch gestörte Menschen hinterm Steuer, Mitglieder der Rüpelrepublik Deutschland. Man könnte resignieren, aber es gibt ja Herrn Gabriel, seine Idee von 120 km/h auf der Autobahn finde ich einfach prima! Ich wähle ihn wenn er durchhält. Kopf hoch Sigmar!
„Jetzt also: Tempolimit. Meines Erachtens ein völlig überflüssiges Thema…“
„Das Thema an sich interessiert mich nicht, weil es mir im Moment zu sehr retro ist…“
Oje, und das gerade in der Zeit, in der der CO2-Gehalt der Erdatmosphäre 400 ppm erreicht hat. Mit Verlaub: Wie ignorant darf man eigentlich sein?
@ Michael Schöfer
„Wie ignorant darf man eigentlich sein?“
Möglichst gar nicht. Aber man darf die Frage nach der Relevanz eines Themas aufwerfen. Da es auf deutschen Autobahnen auch auf tempobefreiten Strecken infolge des Fahrverhaltens vieler Deutscher, aber auch infolge der verfallenden Infrastruktur und damit zahlreicher Baustellen kaum möglich ist, schneller als 120 zu fahren, halte ich das Thema Tempolimit für ziemlich irrelevant und für von den Medien, auch der FR, aufgebauscht. Ginge es um die Erneuerung der Infrastruktur, damit um die Vermeidung kilometerlanger Staus, damit um die Vermeidung unzähliger Tonnen von CO2, die im Leerlauf oder beim ständigen Anfahren völlig sinnlos in die Atmosphäre geblasen werden, dann hätten wir ein relevantes Thema. Und nach einer grundlegenden Erneuerung der Straßenqualität, auch der Autobahnen, bekommt die Diskussion über ein Tempolimit wieder Sinn.
So wird das Thema Ökologie herabgewürdigt auf Tempolimits und Sparbirnen. Man könnte ebensogut fordern, alle Türklingeln durch Klopfer zu ersetzen.
Es geht nicht um den Verbrauch! Es geht darum, Verbrauch und dessen Endprodukte nutzbar zu machen und so wieder in den Kreislauf einzubeziehen! Bislang verlässt man sich auf die Selbstheilungskräfte der Natur und nur diese sind es, die verbraucht werden.
Ressourcengebrauch ist Wiedereinfügung von Material in den Kreislauf! Es kommt lediglich darauf an, diesem Material entsprechende Recyclingprozesse gegenüberzustellen.
Die USA haben die NRA, wir haben den ADAC, die CDU/CSU, die FDP und neuerdings auch die SPD…
Wann kapieren die Schnellfahrer, die angeblich immer unter Zeitdruck stehen, endlich, dass gleichmäßige Geschwindigkeiten im Endeffekt zu kürzeren Fahrtzeiten führen? Wer unbedingt Motor-„Sport“ betreiben will, sollte dies in einer geiegneten „Sport“-Stätte zu (Hockenheim-Ring, Nürbürg-Ring, Flugplatz Kassel-Calden,…)
@Bronski #3
Ich bin beruflich häufig auf den Autobahnen in Baden-Württemberg und Bayern unterwegs. Von Staus und Baustellen abgesehen fährt man dort deutlich schneller als 120 km/h. Wenn die Autobahn nur zweispurig ist, ist man mit 120 km/h für LKWs zu schnell und auf der linken Fahrspur ein Hindernis. Mein subjektiver Eindruck ist jedenfalls, dass viel schneller gefahren wird. Insofern ist das Thema m.E. weder irrelevant noch aufgebauscht.
Fünf Leserbriefe wurden zu dem Artikel „Geisterfahrer Gabriel“ veröffentlicht. Alle pro Tempolimit. Ich kann kaum glauben, dass nicht ein Leserbrief dabei war, der sich gegen ein Tempolimit ausspricht. Macht die FR Politik?
Es ist schon irgendwie trollig, wie die Leserbriefschreiber den Eindruck zu erwecken versuchen, ohne Tempolimit könnten sie nicht mit Tempo 100 bis 130 auf deutschen Autobahnen fahren. Ich kann ihnen Allen versichern: es geht! Einfach auf die rechte Spur wechseln! Ein Argument der Leserbriefschreiber ist das Tempolimit in anderen Ländern (Rainer Feldmann und Dieter Hooge). Mit solch einer Argumentation (ohne statistische Beweisführung was dadurch in diesen entsprechenden Ländern besser ist als auf unseren Autobahnen) hätte auch in Deutschland die soziale Marktwirtschaft (ja, liebe Nachgeborenen, dies hatten wir mal in Deutschland) nie eingeführt werden dürfen, weil in anderen Ländern ….
Reiner Feldmann kommt sogar noch zu der Aussage, dass ein Tempolimit die Aufnahmekapazität der Autobahnen steigern würde. Also Herr Feldmann, dies verhält sich so: 10 Autos à 5 m Länge (zum einfacheren rechnen) die mit 100 km/h fahren und den halben Tachoabstand in Metern einhalten = 10 x 5 m + 9 x 50 m = 500 m. Für 100 km Fahrtstrecke ergibt sich eine Belegung von 500 mh (Meterstunde). 10 Fahrzeuge à 5 m Länge mit 200 km/h und 100 m Abstand ergibt 950 m. Für 100 km also eine Belgung von 475 mh. Also Herr Feldmann, erst einmal die eigene Aussage prüfen, dann schreiben.
Was die Unfallgefahr angeht: Auch hier argumentiert Herr Feldmann. Und zwar mit dem Fall eines LKW-Fahrers, der die Geschwindigkeit eines überholenden Fahrzeuges falsch einschätzte. Glaubt Herr Feldmann wirklich, jemand könne die Geschwindigkeit eines 100 km/h schnellen Fahrzeuges richtig einschätzen, die eines 200 km/h schnellen Fahrzeuges aber nicht? Nein Herr Feldmann, in der Regel haben (leider) viele Fahrer nicht die Fähigkeit, Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen. Da langen aber auch schon 30 km/h, um einen Menschen totzufahren (z. B. weil in der Stadt die Geschwindigkeit eines Radfahrers falsch eingeschätzt wurde).
Zudem wird gerade so getan, als seien alle Autobahnunfälle auf hohe Geschwindigkeit zurückzuführen. Leider liegen mir keine statistischen Daten vor, aber subjektiv würde ich sagen, dass sehr viele Autobahnunfälle auf das Konto von LKW-Unfällen gehen. Diese fahren aber bauartbedingt nicht (wesentlich) über 100 km/h. Da würde also ein Tempolimit keine Abhilfe bringen. Zum anderen gibt es oft Massenkarambolagen bei Nebel. Hier sind aber schon Geschwindigkeiten von 100 km/h ausreichend (und nur potenzielle Selbstmörder würden bei Nebel mit 200 km/h fahren). So stellt sich mir die Frage, wie viele Unfälle durch ein Tempolimit wirklich vermieden werden könnten, und ob es nicht andere Unfallfelder gibt, bei denen es lohnender wäre Maßnahmen zu ergreifen.
Schlussendlich gibt es noch das Argument des Umweltschutzes. Zwar ist bekannt, dass der Privatverbraucher mehr Energie zum Heizen als für seine Mobilität verbraucht, aber den Vorschlag große Wohnungen und Häuser für – in Relation – wenige Bewohner zu verbieten, da diese ja mehr (Heiz-) Energie verbrauchen als nötig, dieser Vorschlag wäre geradezu abstrus. In Sachen Tempolimit verhält es sich aber genauso: abstrus! Wobei ich schon für Umweltschutz bin, aber eher eine „Nachhaltigkeitsabgabe“ auf alle umweltschädlichen Stoffe – also auch auf Kraftstoff – befürworten würde.
Nur es sollte jedem überlassen bleiben, ob er einen hohen Kraftstoffverbrauch mit entsprechenden Kosten in Kauf nimmt oder langsam und spritfahrend fährt. Eine Meinungsdiktatur wie von Anhängern eines Tempolimits gerne ausgeübt braucht kein Mensch. Wie gesagt: Tempo 100 ist machbar! Einfach rechte Spur wählen! Und die, die schneller fahren wollen, links einfach schneller fahren lassen.
@Edmund Dörrhöfer #8
„Reiner Feldmann kommt sogar noch zu der Aussage, dass ein Tempolimit die Aufnahmekapazität der Autobahnen steigern würde. Also Herr Feldmann, dies verhält sich so: 10 Autos à 5 m Länge (zum einfacheren rechnen) die mit 100 km/h fahren und den halben Tachoabstand in Metern einhalten = 10 x 5 m + 9 x 50 m = 500 m. Für 100 km Fahrtstrecke ergibt sich eine Belegung von 500 mh (Meterstunde). 10 Fahrzeuge à 5 m Länge mit 200 km/h und 100 m Abstand ergibt 950 m. Für 100 km also eine Belgung von 475 mh. Also Herr Feldmann, erst einmal die eigene Aussage prüfen, dann schreiben.“ (Edmund Dörrhöfer)
Ich will nicht weiter darauf eingehen, dass die von Ihnen benutzte Formel zur Ermittlung des Sicherheitsabstandes nur unter „normalen“ Bedingungen gilt, etwas anderes ist viel wesentlicher. Die von Reiner Feldmann gemachte Aussage wird nicht nur durch rein statistische Untersuchungen gestützt, die einfach beschreiben, was gemessen wurde, auch Verkehrssimulationen kommen zu diesem Ergebnis, es ist auch völlig logisch, wenn man außer der Transportkapazität einer Spur mit Fahrzeugen konstanter Geschwindigkeit im Kopf behält, dass pro Richtung nur 2 bis maximal 4 Spuren zur Verfügung stehen, zwischen denen gewechselt werden sollte und muss (Sie weisen in einem anderen Teil Ihrer Argumentation selbst auf diese Möglichkeit hin.)
Je höher die Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den einzelnen Spuren sind, desto größere Turbulenzen innerhalb des Flusses verursacht jeder Fahrbahnwechsel. Und je mehr Turbulenzen existieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit zum Aufbau jener seltsamen, scheinbar grundlosen Longitudinalwellen im Verkehrsgeschehen, die der Leidtragende dann üblicherweise als Stau bezeichnet.
In einer Stellungnahme der Universitätsprofessoren des Verkehrswesens zum Thema Geschwindigkeitsbegrenzung auf Bundesautobahnen heißt es dazu zum Gesichtspunkt Verkehrsabwicklung:
„Die Einführung eines allgemeinen Tempolimits harmonisiert somit den Verkehrsfluss, indem die Exzessivgeschwindigkeiten und damit die Geschwindigkeitsdifferenzen reduziert werden. Aggressives Verhalten, das sich in gefährlich dichtem Auffahren und riskanten Überholmanövern äußert, wird abgebaut, was auch unterhalb der zulässigen Höchstgeschwindigkeit und vermutlich auch auf anderen Straßentypen zur Beruhigung und zur Harmonisierung des Verkehrsflusses beiträgt. Bei hohen Belastungen erhöht eine Geschwindigkeitsbegrenzung die Stabilität des Verkehrsablaufs und hilft so, Stausituationen zu vermeiden. Ein deutliches Indiz hierfür sind die Kapazitäten US-amerikanischer Autobahnen, die um mehr als 10% über denen vergleichbarer deutscher Strecken liegen. Ferner würde das Problem der zunehmenden Anzahl großer Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen Pkw und Lkw bei weiter steigendem Lkw-Anteil relativiert. In Einzelfällen kann auf die Einrichtung verkehrsabhängiger Steuerungen verzichtet werden.“
„Also Herr Feldmann, erst einmal die eigene Aussage prüfen, dann schreiben.“ (Edmund Dörrhöfer #8)
😉
Ausserdem herrscht das Mißverständnis vor, die linke Spur sei eine Schnellfahrspur. Sie ist aber nur eine Überholspur, die nach erfolgtem Überholvorgang wieder zu verlassen ist, also prinzipiell für den Überholvorgang anderer freizuhalten ist. Auch für Überholvorgänge langsamerer Fahrzeuge.
Die Schnellfahrer behindern den Verkehr ihrerseits erheblich, da sie Überholvorgänge extrem erschweren.
Die Amerikaner haben ihr Grundrecht auf Waffen, die Deutschen auf Rasen.
Starke Lobbygruppen bewirken in beiden Fällen, dass das so bleibt.
Also so einfach, wie Herr Dörrhöfer es sich in seinem Leserbrief „Einfach die rechte Spurwählen“ macht, ist es ja nun nicht. Ich kenne auch Leute, die mit 2,0 Promille heil nach Hause fahren, während nüchterne Autofahrer Unfälle bauen. Warum also ein Alkohollimit? Ist das etwa auch Meinungsdiktatur? Ich muss doch doch nur auf der anderen Spur oder gerade eben passenden Straße fahren, dann können mir die Säufer doch egal sein!!
Was soll diese lückenhafte Indizienreiterei, wenn man doch nur mal auf die alltägliche Erfahrung schauen kann. Auf einer alltäglich belasteten Autobahn ist man rechts im Tempobereich 60 bis 100 km/h zwischen Lkw´s eingeklemmt,
während neben der linken Schulter die PS-Boliden vorbeijagen. Wie soll denn ein Beschleunigungsvorgang realisiert werden, der einen Übertritt von der<LkW-Spurauf die Spurder Raser sicher gewährleistet? Auch auf einer 3-spurigen Autobahn stellt sich dieses Problem. Auf einer deutschen Autobahn 120 km/h durchzufahren, ist praktisch unmöglich. Im Ausland ist dieses möglich. Und: Man kommt mit Tempo 130 signifikant schneller ans Ziel anstatt mit Tempo 100, aber keineswegs ist man mit einem Tempo von gewollt-200 eher am Ziel als mit Tempo 130. Auch dafür gibt es Beispiele.
Auch ich durfte auf einer Urlaubsheimreise anlässlich einer Grenzüberfahrt von Dänemark nach Deutschland wahrnehmen, wie unangenehm, unsinnig, kraftraubend und gefährlich der Tempokrieg auf der deutschen Autobahn ist. Es war furchtbar. Schließlich konnten wir uns in mehreren Staus erholen, die im Ausland viel weniger auftreten. Ich bin mal mit einer kleinen Honda mit großen Tank bei Tempo 90 von Bayern nach Oostende gefahren, während südlich von Köln ein Fahrer auf einer pfeilschnellen Guzzi einbog. Es war kalt, es gibt Spritverbräuche und Tankinhalte. Das Ergebnis: ich war im Zuckeltrott genauso früh oder spät in Oostende wie der Guzzi-Mann…
Und wer bei Nebel 100 fährt, ist vielleicht genauso leichtsinnig wie der 200-Fahrer auf der sonnenbeschienenen Autobahn. Es geht doch hierbei um die verantwortungsvolle Anpassung des Fahrtempos an die Gegebenheiten im
Allgemeinen! Und das wäre in beiden genannten Beispielen gleich wenig gegeben. Monza ist anderswo, und nicht so oft….
Wer würde denn durch ein Tempolimit benachteiligt? Wieviele Menschen sind denn nachts auf leeren Autobahnen ohne Limit unterwegs, und das auf langen Strecken? Die Diskussion ist lächerlich.
Ein ganz andere Argument für ein Tempolimit kommt m. E. zu kurz. Mittlerweile glaubt beinahe jeder Autokonzern, einen aufgeblasenen Kleinwagen auf den Markt bringen zu müssen. Wenn die grenzenlose Raserei auch in der letzten Bastion potentieller Organspender beendet ist, wird man hoffentlich erkennen, dass es bei einem Auto auf ganz andere Dinge ankommt, als auf die Höchstgeschwindigkeit.
Aber wie dem auch sei, eine rot-grüne Bundesregierung hat – dem Autokanzler sei dank – kein Tempolimit erlassen. Unter einer sehr wahrscheinlichen schwarz-roten Neuauflage wird das auch nicht passieren. Viel Lärm um nichts also. Im Übrigen stimmt die Feststellung von maderholz (#11). Was dem Amerikaner sein Recht auf Waffenbesitz ist, ist dem Deutschen sein Recht auf freie Fahrt. Eher wird in diesem Land den Frauen das Wahlrecht wieder aberkannt.
Vielleicht wird mit dieser Diskussion das Pferd vom Schwanz aufgezäumt. Ich finde, dass wir der Vernunft des Bürgers mehr vertrauen sollten, statt in allen Lebensbereichen neue Reglementierungen einzuführen. Fakt ist, dass wir zu viel KFZ-Verkehr auf all unseren Straßen haben. Die öffentlichen Verkehrsmittel reichen nicht aus oder sind überteuert. Durch die Freigabe des Busfernverkehrs mischen nun die preiswerten Busangebote als Alternative zur teuren Bahn noch mit auf den verstopften Autobahnen. Spaß macht das Fahren dort schon lange nicht mehr. Die alte Forderung, den Lastverkehr auf die Schienen zu verlagern, scheint in der Mottenkiste gelandet zu sein. Stattdessen wird erprobt, ob Roadtrains auf unseren Straßen möglich sind. Die (oft unfreiwillige) Mobilität des Bürgers ist schon allein durch dies Massenaufkommen eingeschränkt. Dass ein generelles Tempolimit Abhilfe schafft, glaube ich trotz der oben aufgeführten Beispiele nicht. Warum das Thema so emotionalisiert ist, liegt meiner Meinung nach daran, dass sich der „freie“ Bürger zumindest nicht auch noch durch Verbote gebremst sehen möchte.
@ I. Werner
„Ich finde, dass wir der Vernunft des Bürgers mehr vertrauen sollten, statt in allen Lebensbereichen neue Reglementierungen einzuführen.“ (I. Werner #14)
Das ja fast etwas rührendes.
Aber ich möchte in dem Zusammenhang mal auf einen Umstand aufmerksam machen, der gern übersehen wird: So ein Auto wird bei regelmäßiger Benutzung einfach als eigenes Organ wahrgenommen und dann benutzt, wie man sonst seine Beine benutzt. Das bedeutet in der Praxis, dass das Verhalten mit Auto ungefähr so reflektiert ist, wie das Verhalten mit Turnschuh, das heißt ein großer Teil der Entscheidungen ist automatisiert und die Bandbreite dieser Entscheidungen wird wesentlich auch von der akuten Lage des Hormonsystems bestimmt – Adrenalin und Testosteron spielen da eine sehr große Rolle.
Dazu in kleiner Blick in die Geschichte: Wir hatten früher keine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Landstraße, was solange nur wenige interessierte, als nur wenige Fahrzeuge auf diesen Landstraßen unterwegs waren – ich kann mich an Zeiten erinnern, da war es noch möglich, mit dem Auto in ca 1. Stunde von Uetersen nach Kiel auf der Landstraße zu fahren, heute müssen Sie sich für diese Zeit auch auf der Autobahn anstrengen. Mit zunehmender Verkehrsdichte erhöhte sich die Zahl der Kollisionsmöglichkeiten und auch der Kollisionen. Man bekam die erhöhten Unfallzahlen erst durch eine Begrenzung der Geschwindigkeit in den Griff.
Unabhängig davon, ob die Zielgröße nun der Verkehrsfluss oder die Unfallzahlen sind, lehrt uns dieses historische Beispiel, dass die Vernunft des Einzelnen im Straßenverkehr während der aktuellen Fahrt regelmäßig überfordert ist, die für alle Verkehrsteilnehmer richtigen Entscheidungen zu treffen. Vernunft ist auch nicht das richtige Werkzeug für Echtzeitentscheidungen in Sekundenbruchteilen, da funktionieren wir anders. Die Vernunft kommt dadurch in den Straßenverkehr, dass wir die Randbedingungen mit Vernunft setzten, d.h. diesen regeln.
„Dass ein generelles Tempolimit Abhilfe schafft, glaube ich trotz der oben aufgeführten Beispiele nicht.“ (I. Werner #14)
Respekt. Wenige geben das so offen zu. Wohlgemerkt: Es handelte sich um Beispiele, Messungen aus der Realität, wie der Verkehrsfluss auf amerikanischen Straßen. Aber das ist so: Glaube kümmert sich nicht um Realität und sehr viele unserer Entscheidungen, die wir für vernünftige Entscheidungen halten, werden gefühlsmäßig getroffen und erst anschließend rationalisiert. Da ist „glauben“ schon eine passende Vokabel.
Unbestritten wäre der Verkehr auf Deutschlands Autobahnen für die meisten Verkehrsteilnehmer weniger stressig mit einem Tempolimit von 130 km/h (mit Ausnahme derjenigen, die sich dadurch blockiert fühlen).
Im Gegensatz z.B. zum Glühbirnenverbot, dass ja genau unverhältnismäßig in die Privatsphäre eingreift, geht es hier schon ums Allgemeinwohl.
Im Gegensatz zum von den Grünen geforderten Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 30 km/h in geschlossenen Ortschaften würde ich das Tempolimit von 130 km/h deshalb begrüßen.
Als Nebeneffekt ist die Ressourcenschonung (Erdöl) auch zu begrüßen.
Ein Panikmache wie #2 von Michale Schäfer wegen des CO2-Gehalts in der Atmosphäre ist indes völlig überflüssig. Ich verweise hierzu auf einen Artikel der Deutschen Welle
„www.dw.de/riskanter-meilenstein-co2-erreicht-spitzenwert/a-16663665“.
Danach gab es einen CO2-Gehalt von 400 ppm zuletzt vor mehr als zehn Millionen Jahren. Zu dieser Zeit sei es auf der Erde viel heißer gewesen und der Meeresspiegel hätte dutzende Meter über dem heutigen gelegen.
Daraus lässt sich klar ableiten, dass es bedeutendere Klimafaktoren geben muss als den CO2-Gehalt in der Atmosphäre, sonst wäre es jetzt auch viel heißer
und der Meeresspiegel läge dutzende Meter über dem heutigen.
@ Katja Wolf #16
„Daraus lässt sich klar ableiten, dass es bedeutendere Klimafaktoren geben muss als den CO2-Gehalt in der Atmosphäre, sonst wäre es jetzt auch viel heißer
und der Meeresspiegel läge dutzende Meter über dem heutigen.“ (Katja Wolf)
Ohne dass ich jetzt hier eine CO2-Debatte anfangen möchte, weise ich nur kurz darauf hin, dass dieser Schluss so nicht gezogen werden kann, weil dieses System Erde so komplex und auch langsam reagiert, dass Verschiebung der Klimawerte nach der Veränderung einzelner Faktoren immer mit einem erheblich Verzug zu erwarten ist, der mindestens in Jahrzehnten gerechnet werden muss, bevor eine Verschiebung auch nur sicher festzustellen ist. Von den Endwerten, die sich dann irgendwann einpendeln gar nicht zu reden.
Ich wäre da vorsichtiger mit Schlüssen – egal in welcher Richtung.
@ Frank Wohlgemuth #17:
Ob etwa das IPCC oder das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die von Ihnen geforderte Vorsicht walten lassen, wage ich zu bezweifeln – nur – von ihnen wird es auch nicht eingefordert.
Erst recht keine diesbezügliche Vorsicht walten lässt das Umweltbundesamt mit seiner Broschüre <>.
Unabhängig davon: selbst ein erheblich Verzug kann die nun etwa 10 Jahre aussetzende Weitererwärmung bzw. beginnende Abkühlung der Erde nicht erklären.
@Katja Wolf
Verraten Sie uns Die Quelle für Ihre Zahlen?
@ Frank Wohlgemuth #19:
EINE für Sie glaubhaft
erscheinende Quelle dürfte z.B.
„www.cru.uea.ac.uk/information-sheets“ sein.
Dort können Sie dann
1.Global temperature record – updated Mar 2013 anklicken
Auf dieser Seite wiederum finden Sie den link
„Global temperature anomaly datasets“
Verlassen wir doch einmal kurz die akademische Ebene hinsichtlich der Auswirkungen eines Tempolimits auf CO2-Ausstoß und Erderwärmung. Erinnern wir uns stattdessen eines grausamen Unfalls auf der A5 im Raum Karlsruhe vor fast genau zehn Jahren. Damals verlor eine junge Frau die Kontrolle über ihren Kleinwagen, da sie durch einen mit extrem hoher Geschwindigkeit (war dort zulässig!) herannahenden Mercedes (der Fahrer, man nannte ihn „Turbo-Rolf“, dessen Schuld m. W. nie eindeutig bewiesen wurde) in Panik geriet. Die Folge waren der Tod von Mutter und Kleinkind. Dieser Unfall hätte sich bei einem Tempolimit von z. B. 130km/h vermutlich so nicht ereignet. Derartige Situationen sind aber noch immer Alltag auf deutschen Autobahnen, entstehen sie doch vor allem durch die hohen Differenzgeschwindigkeiten.
Wer schon einmal in den USA (nur als Beispiel für ein Land mit gebnerellem Tempolimit) mit denm Auto unterwegs war (ich war das schon häufig), wird erfahren haben, dass man selbst lange Strecken in gemäßigtem Tempo bewältige kann. Und bei auch dort vorkommenden Überholmanövern (dank freier Spurwahl nicht zwingend auf der linken Spur!) muss man nicht mit von hinten heranschießenden Möchtegern-Rennfahrern rechnen.
M. E. würde durch ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen niemand benachteiligt (so wie auch niemand durch Tempo 100 auf Landstrassen benachteiligt wird oder wurde). Da aber die mächtige Lobby der Automobilindustrie ihren Einfluss gnadenlos ausspielen wird, wird sich nichts ändern. Leider ist zu diesem Thema auch kein Volksentscheid zu erwarten. Ich denke, der würde anders ausgehen, als sich das manche wünschen.
Ich selbst fahre viel Autobahn und das auch schnell, wenn es die Umstände erlauben. Ich könnte aber problemlos auf den wenigen Streckenabschnitten, die das noch ermöglichen, darauf verzichten. Wenn das für alle gelten würde.
Sorry Herr Thurau, ich glaube eher Sie machen es sich etwas zu leicht. Das Fahren mit hoher Geschwindigkeit und das Fahren unter Alkoholeinfluß sind etwas völlig anderes. Bei Unfällen auf deutschen Autobahnen kamen 2012 387 Menschen ums Leben. Bei Unfällen unter Einfluss von Alkohol, Drogen und Rauschgift waren es 399 (Quelle: : Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V). Es wäre aber grob fahrlässig, diese beide Zahlen gleichzusetzen. Entscheidend ist, wieviel Unfälle sich auf der Autobahn mit einer Geschwindigkeit > 130 km/h ereigneten. Ich kann Ihnen versichern: Man kann auch mit 200 km/h sicher fahren. Ok, nicht alle können dies. Vielleicht können auch Sie es nicht. Aber nur weil Sie es nicht können, müssen Sie es doch nicht allen anderen untersagen.
Was Sie mit dem Satz „Was soll diese lückenhafte Indizienreiterei, …“ geritten hat ist mir schleierhaft. Erstens waren meine Indizien nicht lückenhaft, zweitens hatte ich wenigstens Indizien zu bieten, während Sie nur mit vagen Behauptungen operieren.
Was Sie in ihrem zweiten Absatz schreiben ist aber schon sehr peinlich. 1. herrscht – vorsichtig formuliert – auf der rechten Spur eher selten Tempo 60. 2. Einen Beschleunigungsvorgang kann man ganz einfach realisieren, indem man zum Vordermann etwas Abstand läßt (haben Sie überhaupt einen Führerschein?). 3. Ein Tempolimit auf zweispurigen Autobahnen wäre durchaus sinnvoll, dies habe ich nie bestritten (es ging um ein generelles(!!!) Tempolimit). Wie Sie aber 4. behaupten, dass sich auf einer dreispurigen Autobahn dasselbe Problem (Beschleunigungsvorgang) stellt, dass ist schon grotesk. Der mit Abstand größte Unsinn ist jedoch, dass Sie mit Tempo 130 genauso schnell sein wollen, wie mit gewollten 200 km/h. Ich mußte notgedrungen 12 Monate jede Woche 2 x 400 km pendeln: Glauben Sie mir, einen Unterschied von 1 Stunde je Fahrt war machbar. Übrigens fahre ich nun nur noch täglich ca. 10 km mit etwa 80-100 km/h über die Autobahn – natürlich nahezu ausschließlich auf der rechten Spur. Sollte ich aber wieder einmal eine längere Strecke fahren müssen, …
Also Herr Thurau, vielleicht sollten Sie einmal etwas lockerer werden, so nach dem Motto leben und leben lassen. Langsam fahren geht (auf der rechten Spur). Schnell fahren geht auch (auf der linken Spur). Beides habe ich schon massenhaft praktiziert (Erfahrungswissen!!!).
Warum sollen nicht beide Parteien zu ihrem Willen kommen? Dieses verbohrte „Ich will das nicht, und somit soll es auch kein anderer tun dürfen“ ist schon eine sehr unangenehme Eigenschaft.
@ Edmund Dörrhöfer #22:
Ich gebe Ihnen mit Ihrem letzten Statement, dass die Einstellung “Ich will das nicht, und somit soll es auch kein anderer tun dürfen” eine sehr unangenehme Eigenschaft ist. Zumal sie in Deutschland ausgesprochen verbreitet zu sein scheint.
Allerdings komme z.B. ich Ihrem Modell langsam fahren (auf der rechten Spur) und schnell fahren (auf der linken Spur) insofern nicht vor, dass ich z.B. 130 km/h als angenehm empfinde und das mein – nicht beonders PS-starker-Twingo gerade so hergibt. Wenn ich einmal rechts eingequetscht bin, komme ich ohne ein ordentliches Maß an Angstfreiheit kaum wieder auf die linke Spur, wenn dort die echten Raser hintereinander wegfegen.
Gut, haben wir das also geklärt: Wir brauchen drei Spuren… 80, 130, 180…
Sehr amüsiert hat mich der letzte Absatz von Beitrag #21. Sinngemäß geht die Argumentation so: Es sollte langsamer gefahren werden, denn das schnelle Fahren ist unfallträchtig, kann z.B. andere erschrecken. Man selber fährt aber durchaus schnell, denn man sieht ja nicht ein, wieso man selber darauf verzichten sollte, schnell zu fahren, wenn die andern nicht auch darauf verzichten müssen.
Also so richtig Ernst scheint es solche Argumentation nicht zu meinen, wenn sie gleichzeitig auf erhöhte Unfallrisiken hinweist. Sonst hätte man vielleicht doch mehr Skrupel, selber diese Risiken einzugehen… Aber die meisten Menschen sind ja wohl eh irgendwie davon überzeugt, daß Unfälle nur andere verursachen.
Ich denke, es hat sich aber in der Diskussion auch herausgestellt, daß die Unfallstatistik eher weniger hergibt, um ein Tempolimit durchzusetzen… es ist die LEBENSQUALITÄT, um die es hier geht, während man sich auf der Autobahn befindet. Viele mögen nicht die erhöhten Stresslevel, die einem andere aufzwängen, und die man im Grunde nur durch eine Flucht auf die Landstraße vermeiden kann (wo sie einem zwar auch manchmal aufgezwängt werden, aber weit sporadischer).
Andere wiederum sagen, ihre Lebensqualität würde dadurch erhöht, daß sie möglichst schnell ans Ziel kommen. Vielleicht gibt es ja sogar die bemerkenswerten Fälle (manche unterstellen hier eine Nähe zum Pathologischen), die schnelles Fahren AN SICH und ohne weitere Gründe schon irgendwie mögen. Im Grunde ein unlösbares Dilemma, solange man nicht weiß, welche Befindlichkeit jetzt in welcher Anzahl in der Bevölkerung vorkommt.
Insgesamt aber sicher nicht ein Thema, für das sofortiger politischer Handlungsbedarf besteht. Wenn Politiker meinen, das thematisieren zu müssen, bekomme ich den Eindruck, daß ihnen irgendwie die dringend zu lösenden Probleme ausgegangen sind.
@weddell
Auch Sie übersehen, daß nicht nur der langsam Fahrende, sondern auch der Schnellfahrer andere behindert. Höher als alle Tempovorschriften steht der Grundsatz, sich dem Verkehrsfluß anzupassen.
@BvG,
die Behinderungen halte ich persönlich aber nicht für gleichwertig. Ein 180 km/h fahrender „behindert“ den 130 km/h fahrenden aber weit mehr als der von einem 80 km/h fahrenden behindert wird. Im ersten Fall ist nämlich viel mehr Adrenalinausschüttung im Spiel. Das meinte ich mit Streßlevel. Immer ganz geringfügig UNTER dem Verkehrsfluß zu liegen halte ich daher für Geschwindigkeiten oberhalb der Richtgeschwindigkeit für entschuldbar. Das ist angewandte Pädagogik. Ein stückweit ist der Straßenverkehr ja auch demokratisch, denn ein jeder kann ihn mitgestalten. Das ist aber auch sein Problem.
Ich denke, daß das Fahrverhalten dem Herdenverhalten vergleichbar ist.
Diejenigen, die schneller laufen können, als der direkte Vorläufer, wollen diesen überholen, um nicht im eigenen Schrittrhythmus gestört zu werden.
Dazu benötigen sie eine freie Bahn, scheren dann aber wieder in die Reihe ein.
Auf diese Weise arbeiten sich die Schnelleren langsam (!) zur Spitze der Herde vor und verfallen dann in ihren optimalen Schrittrhythmus. Das heißt, sie reduzieren die Geschwindigkeit um den Überschuss, der zu Überholen nötig ist, halten die Geschwindigkeit aber so hoch, daß sie nicht wieder zurückfallen.
Bei zu großer Distanz zur Herde verlangsamen sie ihren Schritt, um nicht von der Herde getrennt zu werden. Vergleichbar erhöhen die letzten ihren Schritt, um nicht abgehängt zu werden.
Der Strassenverkehr erzeugt dabei 4 Fehlerfaktoren:
1. Es gibt keine „Spitze der Herde“, was den Stress des Schnelleren nicht enden lässt.
2. Die Schnelleren reißen die Langsameren mit, weil diese nicht abgehängt werden wollen, was den Stress der Herde erhöht und eine Überforderung aller auslöst. (z.B Erhöhung der Gesamtgeschwindigkeit.)
3. Die Eingrenzung der Differenzbreite zwischen Geschwindigkeiten (also eine Erhöhung der effektiven Differenz) erzwingt das Überholen von Gruppen, nicht von Individuen. Hierbei erhöht sich der Stress des Schnelleren, da er von einer kurzfristigen Beschleunigung (=Adrenalin) zu einer dauernden Beschleunigung (=zuviel Adrenalin) gezwungen wird. Er ist dabei nicht nur dem positiven Stress, die nächste Position erreicht zu haben ausgesetzt, er ist auch ständig dem negativen Stress ausgesetzt, sich nicht wieder einreihen zu können und dem kurzfristigen Stress ein Erholung folgen zu lassen.
4. Ein erfolgreicher Überholer, der sich über die Spitze der Herde hinaus vorgekämpft hat, hat den Anschluss sowohl nach hinten, als auch nach vorn verloren. Je nach Charakter wird er seine Geschwindigkeit erhöhen, um die nächste Herde zu erreichen, oder reduzieren, um den Sichtkontakt zur vorigen Herde wiederzuerlangen.
Angstbesetzte Fahrer werden dann noch schneller fahren, normale Fahrer werden dann ihre Geschwindigkeit reduzieren, bis sie wieder Kontakt zur Herde haben.
Kurzum: Der Schnellste ist bloss der Langsamste von den Vorderen, oder, wie Bodo Bach sagt: „Stau ist nur hinten blöd, vorne geht’s.“
Dies erklärt auch, warum die treffende Bezeichnung für störende Verkehrsteilnehmer „Rindviech“ ist.
@Katja Wolf #18 #20
Die Daten, auf die Sie verweisen, sind seriös – nur was machen Sie damit?
Wenn Sie nur die mittlere Jahrestemperatur aufeinanderfolgender Jahre nehmen, geht es nicht einfach immer nur bergauf. Diese Langzeitverläufe werden kurzfristig durch Einzelereignisse wie etwa atmosphärische Veränderungen durch vulkanische Aktivitäten und mittelfristig durch langsame Schwingungen wie etwa die, die im ca 10-Jahresrhytmus von Pazifik ausgeht beeinflusst. Deshalb zeigt auch die langfristig ansteigende Temperatur längere Plateaus oder auch leicht Abstiege. Das ist aber alles innerhalb der momentan benutzten Modellierung – z.B. Lativ gibt an, dass die momentane Stagnation noch bis ca 2015 anhalten wird.
Was Sie wiederum machen, ist sich ohne tiefere Kenntnis des Systems auf einen relativ kurzen Zeitraum zu stützen und nur von dem aus auf das System schließen zu wollen. Das ist so, als würde ich die diesjährigen April-Mai-Temperaturen benutzen, um vorherzusagen, dass es den Sommer nicht geben wird.
Etwas Derartiges machen aber IPCC oder das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nicht. Die haben 1. erheblich mehr und tiefergehende Systemkenntnisse als Sie oder ich, die auch in die Modellierung eingehen und damit erheblich sinnvollere Voraussagen ermöglichen, und die begehen 2. nicht den Fehler, Voraussagen auf so kleinen Zeiträumen wie 10 oder 20 Jahren aufbauen zu wollen.
Ich bin kein Wetterfrosch, aber ich habe ein bisschen Ahnung von der Modellierung komplexer Systeme und kann von daher vom Fachlichen in den Äußerungen des IPCC keinen falschen Alarmismus erkennen. Was ich allerdings seit den 80er Jahren verfolge, sind gezielte Desinformationsversuche, die ausgehend von der amerikanischen Industrie mit Hilfe der amerikanischen Konservativen durch Besetzungen zentraler Positionen großer Forschungsinstitute künstliche Gegeninformationen sehr breit und z.T. auch prominent streuen. So schafft es dann gelegentlich rein politisch gesteuerte Information auch in naturwissenschaftliche Medien wie Science/Spektrum der Wissenschaften. Die Zusammenfassung dieser Problematik in Wikipedia finde ich in diesem Fall ganz gelungen.
Aber um das mal ganz zynisch abzuschließen: Wir sind hier in Deutschland ziemlich auf der sicheren Seite: Der Exportüberschuss, von dem wir leben, basiert erheblich weniger auf „Klimasünden“ als etwa der Erfolg der amerikanischen Industrie. Insofern brächte uns selbst ein falscher Einfluss des IPCC eher Vor- als Nachteile und insofern wäre Ihr Wettern zumindest aus deutscher Sicht unverständlich. Und aus Sicht der Biosphäre sind die vom IPCC angeforderten Maßnahmen auf alle Fälle positiv zu bewerten, selbst wenn die globale Erwärmung nicht stattfände – es gibt also außer kurzfristigen Profitinteressen bestimmter Industriezweige eigentlich keinen Grund zu schimpfen, speziell die deutsche Automobilindustrie ist bekannt für ihre sparsamen Motoren. Insofern wird auch sie es überleben, wenn der CO2-Ausstoß auch hier mehr ins politische Kalkül gezogen wird.
@BvG,
Sie sollten einen Lehrstuhl für „Psychologie des Auomobilfahrens“ bekommen. Ich bleibe allerdings bei meiner Meinung, daß diejenigen, die eher zu langsam fahren, kleinere Rindviecher sind als die, die zu schnell fahren. Der menschliche Apparat hat nunmal bestimmte obere Grenzen, was Reaktionsschnelligkeit, Aufmerksamkeitsspannen, Gesichtswinkel usw. angeht. Fahrer, die 200 km/h fahren, verdrängen einfach, daß sie Lotto spielen, mit dem Einsatz ihres Lebens. Ein Wildtier von rechts oder ein geplatzter Reifen, und sie müssen großes Glück haben, wenn ihr Leben nicht gleich beendet wird. Fahrer, die 80 km/h fahren, spielen hingegen allenfalls Lotto, daß sie den rückwährtigen Aufprall eines Schnellfahrer-Rindviechs riskieren. Alle anderen Unwägbarkeiten werden weit weniger katastrophal „durchschlagen“ als beim Raser, wenn sie sich doch mal manifestieren. Ich weigere mich also weiterhin, die Langsamfahrer als gleichwertige „Störer“ eines Verkehrsflusses zu sehen wie die Schnellfahrer. Künftig allerdings, sollte es tatsächlich einmal „totsichere“ automatische Steuerungssysteme geben, können wir gern alle mit 200 fahren.
@Frank Wohlgemuth,
leider reicht eine Ahnung von der Modellierung komplexer Systeme nicht aus, um die Schwächen heutiger Klimamodellierung bewerten zu können. Dazu muß man schon die konkreten Klimamodelle kennen, d.h. wissen, was sie alles weglassen, um überhaupt eine Berechenbarkeit mit heutigen Computern zu erlauben, und was sie alles weglassen, weil die meteorologisch-physikalischen Grundlagen noch gar nicht ausreichend genau durchschaut werden. Da ist noch sehr vieles recht wacklig.
Damit will ich nicht sagen, daß es keine menschengemachte Klimaveränderung gibt, es ist nur schwer zu sagen, was Ausmaß und Auswirkungen sind oder noch sein werden.
Als Hobbymeteorologe habe ich schon von Kindheit an regelmäßig Wetterkarten studiert. Dabei ist mein persönlicher Eindruck, daß die früher häufigen Tiefdruckbewegungen von Island zu den Lofoten und dann ins Nordmeer (sog. 1A-Zugbahnen) in der Frequenz stark abgenommen haben, und Zugbahnen, die viel weiter südlich liegen, und die früher eher selten waren, viel häufiger vorkommen, bis hin zur berüchtigten 5B-Zugbahn (Tief zieht aus Mittelmeer in unsere Regionen) mit dem damit verbundenen Dauerniederschlag. Ich erinnere mich noch gut an die Schneekatastrophe Februar 1979, wo mir solches Muster erstmals auffiel. Auch in diesem Mai hatten wir eine Lage resultierend aus einer solchen früher eher selteneren Genese, bei der noch einmal die Hartnäckigkeit, mit der sie sich als Dauerwetterlage festgesetzt hat, als zusätzlich ungewöhnlich hervorsticht. Teilweise wurde sogar die übliche West-nach-Ost-Bewegung der Tiefdrucksysteme außer Kraft gesetzt und umgedreht, ganz ungewöhnlich. Täuschen mich meine Eindrücke nicht, stehen uns jedenfalls ähnliche Wetterlagen mit Tendenz zu ergiebigen Regenfällen wohl künftig häufiger ins Haus als früher.
@Frank Wohlgemuth #19 #28:
Sie baten mich lediglich um Angabe meiner Quelle für meine Zahlen. Darauf hatte ich Ihnen auch nur eine Quelle genannt, aus der hervorgeht, dass eine Klimaerwärmung in den letzten Jahren nicht stattgefunden hat.
Zu der dahinterstehenden Theorie hatten Sie mich nicht gefragt und ich hatte mich auch dahingehend nicht geäußert.
Mir deshalb (ob zu Recht oder Unrecht) zu unterstellen, ich hätte keine tieferen Kenntnisse des Systems ist erstmal ein starkes Stück. Zumal ich mich mit meiner Ansicht bei weitem nicht nur auf einen relativ kurzen Zeitraum stütze (wie z.B. unter
# 16 bereits angedeutet).
Siehe auch http://www.frblog.de/climategate/
Hätten Sie übrigens Mojib Latif vor 10 Jahren befragt, er hätte Ihnen bestimmt keine Stagnation bis ca. 2015 vorausgesagt (z.B. „www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/winter-ade-nie-wieder-schnee-a-71456.html“
).
Generell kann festgehalten werden, dass die VOR 2010 getroffenen Klimamodelle, die sich hauptsächlich auf die Sonnenaktivität stützen, NACH 2010 belastbarer sind, als solche, die sich überwiegende auf den CO2-Gehalt in der Atmosphäre stützen.
An diesen wurde in den letzten Jahren immer schön herumgedoktert, damit sie wieder „passend“ gemacht wurden.