Im schönen Aschaffenburg ist etwas Schreckliches geschehen. Ein 28-Jähriger aus Afghanistan, der offenbar psychisch krank ist, hat einen zweijährigen Jungen und einen 42-Jährigen erstochen, der dem Jungen zu Hilfe eilen wollte. Ziel des Angriffs war eine Kindergartengruppe in einem beliebten Park. Diese Tat ist unbegreiflich.
Wie kommt es, dass solche Gewalttaten sich zu mehren scheinen? In letzter Zeit: Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg – diese Gesellschaft scheint Gewalttäter am laufenden Band hervorzubringen. Die Saat von Hass und Hetze geht auf. Doch wir sollten uns davor hüten, in Hysterie und Paranoia zu verfallen – oder in Aktionismus, so wie die Spitzenkandidaten von SPD und CDU, die im Bundestagswahlkampf und stehen und sofort zu harten verbalen Bandagen griffen. Dabei versucht vor allem Friedrich Merz von der CDU, sich hervorzutun. Seine Vorschläge sind zum großen Teil schlicht Aktionismus, etwa jener, die Grenzen zu schließen und niemanden mehr reinzulassen. Die Gewalt in Magdeburg wurde von einem Mann verübt, der schon seit fast zwei Jahrzehnten in Deutschland war und sogar als Arzt gearbeitet hat. Er war ebenso auffällig wie der Attentäter von Aschaffenburg, aber unsere Behörden haben die damit verbundenen Probleme offenbar nicht in den Griff bekommen. Hier wären anzusetzen, nicht an den Grenzen: Unsere Behörden müssen besser ausgestattet werden, vor allem personell; sie müssen besser zusammenarbeiten; und wir müssen etwas dafür tun, dass traumatisierte Menschen die nötige therapeutische Unterstützung bekommen, ehe sie ernste psychische Symptome entwickeln und zum Problem für die Allgemeinheit werden. Mit anderen Worten: Diesen Menschen muss unsere gesamtgesellschaftliche Solidarität gelten. Diese Menschen sind hilfsbedürftig. Zur Gefahr werden sie erst durch unser Versagen.
Man muss Gewalttaten wie diese strikt abgrenzen von Akten des Terrors. Nur wenn wir sie verstehen, werden wir ernsthaft etwas dagegen tun können – nämlich indem wir etwas für diese Menschen tun, ehe sie zu Gewalttätern werden können. Die Reflexe à la Merz, die auf Ausgrenzung zielen, machen alles nur noch schlimmer.
Der Rechtsstaat wird verstümmelt
Nach dem abscheulichen Messerangriff in Aschaffenburg mehren sich wieder die abenteuerlichsten Wortmeldungen, allen voran wieder CDU-Chef Merz mit der Idee, das Grundrecht auf Asyl völlig inhaltsleer zu machen. Wie ich bereits in einem früheren Leserbrief erwähnt habe, scheint Merz den Inhalt des Grundgesetzes und der Charta der EU entweder nicht zu kennen oder der Öffentlichkeit wider besseres Wissen populistische Sprüche vorgaukeln zu wollen. Dabei will er sogar seine sogenannte Brandmauer, die ohnehin in vielen Fällen auf Fußsohlenhöhe geschrumpft ist, außer Acht lassen und seine Trump’chen Ideen mit dessen Juniorpartner-Partei AfD, der sämtliche Menschenrechte fremd sind, durchsetzen. Selbst der keineswegs als Linker geltende nordrhein-westfälische Innenminister Reul musste Merzens Ankündigungen als Nebelkerzen bezeichnen.
Wie fast zu erwarten, schlug natürlich Bayerns MP Söder in ein ähnliches Horn, indem er das Versagen seiner zuständigen bayrischen Behörden gegenüber dem Straftäter dem Bund zuschieben will, um sich selbst als Vorbild aller Rechtsstaatlichkeit zu präsentieren. Angesichts dieser Sprüche von Merz, Söder und den anderen Rechtspopulistenm müssen wir bereits hoffen, bei der Machtübernahme solcher Leute nicht selbst in einem anderen Land Asyl beantragen zu müssen.
Somit sollten diese Politiker sich sorgfältig den Kommentar von Ursula Rüssmann in der FR vom 24.Januar 2025 zu Gemüte führen, die Prävention zu verbessern, die Betreuung psychisch Kranker zu stärken, dafür mehr Mittel bereitzustellen statt das Asylrecht sowie den Rechtsstaat bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln!“
Peter Boettel, Göppingen
Populisten treiben die Spaltung voran
schon nach der tödlichen Messerattacke in Solingen war ich über die Reaktion der politischen Entscheidungsträger verärgert, weil die Fehler auf der unteren Verwaltungsebene passiert sind wie auch jetzt wieder in Aschaffenburg. Daraus abzuleiten, dass Deutschland nur die illegale Einreise verhindern und noch mehr Asylbewerber abschieben muss, macht aus der „Mücke einen Elefanten“ und löst überhaupt keine Probleme mit den vielen traumatisierten Flüchtlingen bzw. Aysbewerbern. Leider bieten mehr und mehr Populisten der verschiedenen Parteien immer wieder einfache Lösungen an, die die Realitäten nicht kennen oder akzeptieren wollen und nur die Stimmung in Wahlzeiten radikaliseren und zur Spaltung der Gesellschaft beitragen.
Hilmar Froelich, Oldenburg
Eine Gesellschaft radikalisiert sich zur Inhumanität
In Deutschland wird gespart, besser gesagt, das Geld landet in den Händen der Wenigen, die es nicht brauchen oder gar dafür ausgeben, Gesellschaften weiter zu spalten und Menschen zu radikalisieren. Es wird gespart an der Hilfe für Menschen auf der Flucht, an der therapeutischen Hilfe für psychisch Kranke und Traumatisierte, an der Entwicklung des Urvertrauens für die Allerkleinsten und Allerschutzbedürftigsten, indem ihre Eltern mit radikalen Mitteln auf den Arbeitsmarkt gelockt werden, es wird gespart an der Bildung, in der Sozialarbeit, es wird gespart zu Ungunsten von Humanität, Solidarität und ethischem und sozialen Grundverständnis. Die Folgen sind: Mangelndes Einfühlungsvermögen, mangelndes Selbstvertrauen, Bedürftigkeit und Missgunst. Eine Gesellschaft radikalisiert sich zur Inhumanität. Die aufkeimenden Pflänzchen zwischenmenschlicher Kreativität, die dabei nicht mitmachen wollen, werden ins Abseits gestellt oder radikal bekämpft. Hauptsache, die Schornsteine rauchen. Und wenn dann wieder was Schreckliches passiert wie jetzt in Aschaffenburg, übertreffen sich die Mitverursacher dieses Leids in gegenseitigen Schuldzuweisungen und noch mehr radikalisierten Forderungen nach Unmenschlichkeit, die uns weiter spalten sollen.
Robert Maxeiner, Frankfurt
Der Täter hätte sicher verwahrt sein müssen
Ein Messerangriff auf ein Kind ist das Widerlichste und Perfideste was man sich vorstellen kann. Ein Mensch, der die hilflosesten und unschuldigsten Menschen mit eigenen Händen ermordet, ist unzweifelhaft ein Psychopath, der sich in einer sicherer Verwahrung hätte befinden müssen. Dieser Mörder von zwei Menschen war von staatlichen Stellen persönlich betreut worden. Und leider hat diese Betreuung vollkommen versagt. Es mag sein, dass dies auch eine schwierige Aufgabe ist, aber dieses behördliche Versagen muss jetzt unmittelbar und konsequent untersucht werden und die Verfahrensweise sehr schnell und bundesweit umgestellt werden. Es ist vollkommen egal, ob ein Psychopath aus Obertshausen oder Afghanistan kommt. Aber es ist nicht egal, wie mit psychisch Kranken umgegangen wird, die eine Gefahr für die Menschen darstellen.