Gibt es einen Plural von Barbarei? Ich fürchte, ja. Es gab die barbarische Diktatur des Saddam Hussein. Es gab das barbarische Ritual seiner Hinrichtung. Und es gibt Barbaren, die ihn dabei verhöhnten und filmten und diese Bilder offenbar lustvoll ins Netz stellten. Beteiligt sich eine Zeitung an der Barbarei, wenn sie wie geschehen eines dieser Bilder – nicht das schlimmste, aber doch ein Hinrichtungsfoto – veröffentlicht? Es gibt darüber kontroverse Meinungen in der FR-Redaktion. Ich bin zutiefst skeptisch. Worüber es keine Kontroverse bei uns gibt: Die Todesstrafe und erst recht deren öffentliches Ausschlachten sind nie und nimmer gerechtfertigt, auch beim schlimmsten Diktator und Massenmörder nicht. Die Achtung der Menschenrechte erweist sich ja gerade in diesen Fällen, wo die Vernunft, für die die Achtung der Menschenrechte unteilbar ist, den verständlichen Reflexen, auch Rachegelüsten (vor allem natürlich bei den Opfern) standhalten muss.

Wer auch immer die Bilder wie die von Saddams Hinrichtung ins Netz gestellt hat, ist der Vervielfältigung dieser Menschenrechtsverletzung schuldig. Er stellt einen Menschen in seinen letzten Sekunde dem Voyeurismus und der Häme zur Verfügung. Dass das ekelhaft ist – auch darüber gibt es in der FR-Redaktion keinen Streit.

Diejenigen, die für Veröffentlichung plädierten, argumentieren: Die Saddam-Bilder hätten durch ihre Verbreitung im Netz den Charakter von Dokumenten bekommen, die genau diesen zynischen Umgang mit dem Delinquenten belegen. Dies (und auch die schlichte Tatsache, dass sie nun massenhaft unterwegs sind) ließe es geradezu absurd erscheinen, sie unseren Lesern vorzuenthalten.

Ich kann diese Einstellung respektieren, und ich finde, das sollten auch diejenigen tun, die die Entscheidung zur Veröffentlichung nun gleich als Beleg für einen Abstieg der FR zur Boulevard-Zeitung sehen wollen. Ich bin allerdings mit einigen Kritikern der Meinung: Die Haltung und die Seriosität eines Mediums kann sich auch mal darin beweisen, dass man etwas nicht veröffentlicht. Es gehört zu den – bisher – unbestrittenen und nach meiner Ansicht richtigen Regeln im Deutschen Pressekodex, dass Fotos, die den Voyeurismus bedienen und/oder die Opfer von Menschenrechtsverletzungen durch ihre Darstellung sozusagen postum noch einmal verletzen, nicht veröffentlicht werden. Dass Saddam Hussein als öffentliche Person und ehemaliger Diktator in gewisser Weise einen Sonderfall darstellt, ist richtig. Dennoch: Ich plädiere in unseren internen Diskussionen für eher mehr als zu wenig Zurückhaltung.

Auf jeden Fall denke ich, wir sollten beim nächsten Fall ähnlicher Art unsere Entscheidung in der Zeitung begründen – wie wir das beim Karikaturenstreit mit dem Nichtabdruck der Bilder getan haben.  

 

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51 Kommentare zu “Saddams letzte Bilder

  1. Diejenigen, die für Veröffentlichung plädierten, argumentieren: Die Saddam-Bilder hätten durch ihre Verbreitung im Netz den Charakter von Dokumenten bekommen, die genau diesen zynischen Umgang mit dem Delinquenten belegen. Dies (und auch die schlichte Tatsache, dass sie nun massenhaft unterwegs sind) ließe es geradezu absurd erscheinen, sie unseren Lesern vorzuenthalten.

    Ich bin nicht ganz sicher, ob ich diesen Satz richtig verstanden habe.

    Wo (bzw. wodurch) wird der ‚zynische Umgang mit dem Delinquenten‘ denn belegt? In den Bildern selbst? Oder durch ihre massenhafte Veröffentlichung?

    Nur in ersterem Fall hätten sie doch tatsächlich dokumentarischen Wert (diesbezüglich). Was ihre Veröffentlichung noch nicht rechtfertigt.

  2. Ja, da habe ich mich ein bisschen schlecht ausgedrückt. Der zynische Umgang mit dem Delinquenten steckt, wie ich finde, schon im Fotografieren selbst. Die bilder werden damit sozusagen doppelte Dokumente: Dokumente der Hinrichtung, aber auch Dokumente des zynischen Vorgehens, durch das sie entstanden sind. Dass sie eh auf dem Markt sind, war dann noch ein zusätzliches Argument der Befürworter einer Veröffentlichung.

    Und noch mal zur Klarstellung: Ich persönlich gehöre nicht zu diesen Befürwortern, ich wollte ihre Argumente aber nicht unterschlagen.

  3. @Bilder;
    Wo Bedarf, da ein Markt;
    Wo ein Markt ist, sind auch Anbieter;
    Wer fragt da noch nach Moral und Ethik!
    Fast glaube ich, dass an allen Ecken und Enden das „tiefe Mittelalter“ zynisch winkt;
    Vor Jahren glaubte ich, dass der Rückfall in das mittelalterliche Denken und Handeln im 2o.Jahrhundert, einfürallemal uns und der Weltzivilisation gereicht hätte, aber wie es scheint geht es auch im 21.Jahrhundert mit munterem Zynismus weiter!

  4. Was ich sagen will: Mich stört, dass – wenn ich es richtig verstehe – sich so viele darüber aufregen, dass Sadam Hussein bei seiner Hinrichtung gefilmt wurde. Mich stört, dass er hingerichtet wurde (Todesstrafe = Rache, die nach Fortsetzung schreit) und dass diese Hinrichtung auf eine Art und Weise geschah, die sich in nichts vom Stil des Sadam Hussein unterscheidet. Der hätte es mit anderen genauso gemacht. Dass man das auch noch filmt, ist für mich dann keine Überraschung mehr.

  5. Weil solche Bilder schockieren, lenken sie gern ab. In diesem Fall: Diskutiert und abgewogen wird die Veröffentlichbarkeit. Der auszuwertende Inhalt einer Information bleibt unbeachtet.

    Es wäre gar nicht nötig, das Video oder Bilder daraus zu veröffentlichen, wenn die Rückschlüsse daraus genannt werden könnten. Was sagt die Hinrichtung, das öffentliche und inoffizielle Video über das Land, die Menschen, die Machtverhältnisse und die Justiz der Nach-Saddam-Hussein-Ära aus?

    Der Spiegel hat sich als Chronist verstanden und die im Video hörbaren arabischen Texte übersetzt….verständlich werden sie damit ohne weitere Hintergründe nicht.

    Eine der wichtigsten Botschaften des Videos ist doch, dass es keine unabhängig und sauber funktionierende Justiz dort gibt (unabhängig davon ob eine Gesellschaft sich für die Anwendung der Todesstrafe entschließt oder nicht).

    Gleichzeitig bleiben unendlich viele Fragen offen, deren Existenz hinter der Bilderdiskussion in Vergessenheit gerät:
    Wieso entwächst der Mensch seinen barbarischen Wurzeln nicht?
    Wieso bringt ein Staatschef mutwillig große Teile seiner Bevölkerung gegen sich auf?
    Warum hindert weder der Islam noch das Christentum die jeweiligen Anhänger an grausamen, barbarischen oder entwürdigenden Taten?

  6. Bilder von der Hinrichtung waren schon in der Tagesschau sofort nach der Hinrichtung zu sehen. Allerdings die «offiziellen» mit diesen henkenden Saubermännern und einem Saddam mit der überdimensionalen Schlinge um den Hals. Vom «schmutzigen Geschehen» erfuhren wir erst durch dieses Video – und zwar nicht vom «embedded journalism» der ach so seriösen Medien. Die hätten uns dumm sterben lassen …

    Und war nicht diese Hinrichtung auch vor dem Auftauchen des Videos schon «barbarisch»? Als wir noch alle dachten, sie wäre «zivilisiert» verlaufen …

  7. Chat Atkins hat recht: Ohne das heimlich aufgenommene Video wäre es den interessierten Kreisen in Baghdad und Washington gelungen, die Fiktion eines rechtstaatlichen Vorgehens (zwar Todesstrafe, aber korrekt ausgeführt) zu verbreiten. Auch für die Frankfurter Rundschau hätte es keinen Anlass gegeben, die näheren Umstände der Exekution zu hinterfragen, obwohl es vermessen ist zu erwarten, dass eine Hinrichtung im Irak zivilisierter vonstatten geht als in den USA.

    Sind wir uns übrigens ganz sicher, dass die Veröffentichung des Videos nicht im Sinne des Delinquenten ist? Man kann ihm durchaus zutrauen, dass er – wäre er denn gefragt worden – damit einverstanden gewesen wäre, weil er die Gelegenheit hatte, sich seinen Anhängern als Märtyrer in eigener Sache, der den Schmähungen seiner Henker trotzt, zu präsentieren.

    Es sieht so aus, dass das Video ganz andere Auswirkungen hat, als von seinem Macher wohl beabsichtigt wurden.

    Wie dem auch sei – genau genommen eignet sich jemand, der soviel auf dem Kerbholz hat, nicht zum Gegenstand von Überlegungen zum Thema Menschenwürde. Ich für meinen Teil habe seit Jahren, wenn der Name Saddam Hussein fällt, ein anderes Bild vor Augen: das des kurdischen Vaters, der nach einem Giftgasangriff der irakischen Luftwaffe sein sterbendes oder bereits totes Kind in den Armen hält.

  8. Klugscheißer sagte:
    Chat Atkins hat recht: Ohne das heimlich aufgenommene Video wäre es den interessierten Kreisen in Baghdad und Washington gelungen, die Fiktion eines rechtstaatlichen Vorgehens (zwar Todesstrafe, aber korrekt ausgeführt) zu verbreiten.

    Diese nichtrechtsstaatlichen Inkorrektheiten bestanden, soweit mir bekannt, in ein paar Zurufen („Zur Hölle!“) und Saddams Antworten darauf.

    Wie dem auch sei – genau genommen eignet sich jemand, der soviel auf dem Kerbholz hat, nicht zum Gegenstand von Überlegungen zum Thema Menschenwürde.

    Ganz im Gegenteil. Bzw. (wie Stephan Hebel im Eingangstext schon ganz richtig schrieb): „Die Achtung der Menschenrechte erweist sich ja gerade in diesen Fällen, wo die Vernunft, für die die Achtung der Menschenrechte unteilbar ist, den verständlichen Reflexen, auch Rachegelüsten (vor allem natürlich bei den Opfern) standhalten muss.“

  9. Ich habe mir das Video angeschaut und empfinde es in erster Linie als Dokument, das zeigt, wie brutal und krank das töten von Menschen ist, egal um wen es sich handelt.

    Desweiteren hatte ich vor George Bush immer mehr Angst als vor Saddam und ich glaube auch, er hat mehr angerichtet. Dann noch die schreie der islamistischen Eiferer im Video – ich bin nicht sicher, dass da irgend jemand als Sieger herauskommen kann, der besser als Saddam ist. Immerhin hatte er seine religiösen Eiferer im Griff.
    Dass diese unsere westliche Sprache der aufklärerischen Diplomatie nicht verstehen, scheint zumindest inzwischen belegt zu sein…

  10. Danke vor allem an violet! Auch ich sage es noch mal: Zum Gegenstand von Überlegungen zur Menschenwürde eignet sich jeder Mensch, selbst der größte Verbrecher. Sogar unabhängig davon, ob er, wie „Klugscheißer“ nun wirklich klug überlegt, dieses Video selbst befürwortet hätte. Das wäre zumindest ein zynisches Kalkül noch mit dem eigenen Tod gewesen – und hätte, wenn das Kalkül, zum Märtyrer zu werden, aufgehen würde, die Menschenwürde seiner Opfer noch einmal verletzt.

    Ich teile die Ansicht, dass die Video-Sache am Ende den „Falschen“ nutzen könnte, nämlich denjenigen, die ein Interesse daran haben, den Verbrecher Saddam Hussein insgesamt zum Opfer zu stilisieren. Das ändert aber nichts an der Widerlichkeit dieses Umgangs mit einem Todeskandidaten (und der Todesstrafe selbst).

    Die, gelinde gesagt, Unappetitlichkeit dieses ganzen Konflikts lässt sich übrigens mit einer anderen Frage illustrieren: Wie wären die USA eigentlich mit der Hinrichtung Saddams umgegangen, wenn sie ein Interesse gehabt hätten, seine Verbrechen weiter vor Gericht zu verhandeln? Das Gegenteil ist der Fall, denn dann wäre öffentlich darüber diskutiert worden, wie Washington, namentlich Donald Rumsfeld, den Diktator unterstützte, als es in den Kram passte. Insofern gebe ich Captain Rotbart Recht: Einen ehrlichen Vertreter der Menschenrechte sucht man in diesem Konflikt vergebens.

  11. Violet begrüße ich ausdrücklich als Mitdiskutierende im FR-Blog. Im Gegensatz zu einigen ihrer Mitstreiter im mit Recht geschlossenen vorangegangenen Thread ist sie mir willkommen.

    Violet und Stephan Hebel haben im Prinzip mit ihrer Auffassung Recht. Dabei kann man über den Begriff der Menschenwürde genau genommen nicht unterschiedlicher Auffassung sein, man kann nur mehr oder weniger gut informiert darüber sein.

    Dabei geht es weniger, wie Stefan Hebel undeutlich ausführt, darum, dass man Überlegungen über die Menschenwürde anstellen kann auch anhand von Verbrechern, sondern darum, dass die Würde, im Gegensatz zur Ehre, die eine Zusprechung von außen ist und den Individuen auch abgesprochen bzw. aberkannt werden kann, allen menschlichen Individuen als solchen innewohnt, unabhängig von ihrem Charakter und ihren Handlungen. Der lapidare Satz des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art. 1) bedeutet nicht, man d a r f sie nicht antasten, sondern man k a n n sie nicht antasten.

    Das gilt im übrigen auch für die Opfer des Terrors und der Vernichtung durch die Nazis, von denen in unscharfer Begrifflichkeit vielfach gesagt wird, die Täter hätten ihnen auch noch den letzten Rest an Würde genommen. Genauer müsste man sagen: sie haben die Würde der Opfer brutal missachtet. Diese mögen in äußerstem Elend und unter Missachtung ihrer Person umgekommen sein, ihre Würde ist ihnen jedoch geblieben.

    Falls hier das Interesse geäußert wird, will ich die philosophische Entwicklung und Begründung des Begriffs der Menschenwürde gerne in einem folgenden Beitrag prägnant zusammen. Ich fürchte jedoch, das würde man für eine theoretische Überfrachtung des Blogs ansehen, obwohl man das ja dann nicht lesen muss.

    Grüße
    Heinrich Ebbers

  12. Was versteht Captain Rotbart eigentlich unter „westliche Sprache der aufklärerischen Diplomatie“?
    Hat dies etwas damit zu tun, wenn dortige Machthaber von hiesigen Machthabern die Neuigkeit erfahren, das Bundeskanzleramt müsse am Hindukusch verteidigt werden und hierfür eine halbe Armee von hier nach dort verlegt werden?
    Kann es zudem sein, dass fröhliches Wettfoltern in Abu Ghraib und Guantánamo sowie Verschwindenlassen von Menschen durch die CIA eine Verständigung erschwert?

  13. @heinrich ebbers:
    Eine Abhandlung zum Begriff der Menschenwürde kann nicht zum Schaden sein und wäre mir willkommen.

  14. Ich sehe gerade, dass sich das anders liest, als ich meinte.
    Besser formuliert: die Sprache der Diplomatie, die wir im Westen entwickelt haben (und sehr gelegentlich anwenden..), die in dieser Form nur nach der Aufklärung möglich ist. Und ebenjene fehlt einigen der islamischen Völker noch.
    Andererseits darf die Frage erlaubt sein, inwieweit die Neocons und ihre religiösen Freunde noch dem Anspruch eines aaufgeklärten Geistes entsprechen…

    Und dass diese von radikal-islamischen Kräften nicht verstanden wird, meint:
    Leute, die bereit sind, sich in die Luft zu sprengen, um ihre Ziele zu erreichen, die Sätze sagen, wie: „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod“ haben wenig Respekt und überhaupt keine Ehrfurcht vor unseren rechtstaatlichen Ansprüchen. Ich habe das ungute Gefühl, dass wir in den Augen dieser Menschen als Weicheier und Waschlappen dastehen.

    Damit will ich aber auf keinen Fall eine Abkehr von der Achtung der Menschenrechte oder dergleichen als Alternative vorschlagen (wie die USA das unter George Bush scheinbar für sich als gangbaren Weg gesehen haben).
    Es gibt da also durchaus ein Dilemma, auf dass ich keine Lösung weiss. Insofern gibt es hier vielleicht noch interessante Anregungen…

  15. Für „Klugscheißer“ und andere Interessierte:

    (Achtung: bei allem Versuch der Knappheit und Allgemeinverständlichkeit etwas länger und theoretisch-philosophisch!)

    Der Begriff der „Menschenwürde“

    Der Begriff der „Würde“ wurde in der Philosophie seit dem Renaissance-Humanismus ausgebildet, zumal aber seit der Aufklärung des 18.Jhd. und hat so explizit oder implizit Eingang in die meisten modernen Verfassungen gefunden, u.a. ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.

    Dort heißt es lapidar: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ (Art.1) Das bedeutet aber im Wortsinn, auch wenn es sprach- und philosophie-unkundige Verfassungsjuristen z.T. anders interpretieren, nicht: Sie darf nicht angetastet werden, sondern: Sie kann nicht angetastet werden. Was allerdings nicht heißt, dass sie nicht missachtet oder Angriffen ausgesetzt werden kann, wogegen im Nachsatz ausdrücklich der staatliche Schutz reklamiert wird: „… Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

    Derjenige, der den Begriff der Menschenwürde (lat. dignitas hominis), soweit ich sehe, als erster formuliert, ist der Renaissance-Philosoph mit dem wohlklingenden Namen Pico della Mirandola (ein ungefährer Zeitgenosse Luthers, der sich aber nicht mit 95 Thesen begnügt, sondern in einer Denkschrift deren 900 zu philosophischen und theologischen Fragen verfasst, die ebenfalls von der Römischen Kurie z.T. als Ketzerei abgelehnt werden. Der kirchlichen Verfolgung entkommt Pico durch die Unterstützung der mächtigen Florentiner Medici-Familie.)

    Die Würde des Menschen gründet nach Pico della Mirandola darin, dass, zugespitzt formuliert, die Natur des Menschen darin liegt, dass er keine (festgelegte) Natur hat, dass, mit anderen Worten, er die Freiheit hat, sein Wesen selber zu schaffen. Den Schöpfer lässt Pico zum Adam sagen:
    „Keinen bestimmten Platz habe ich dir zugewiesen, auch keine bestimmte äußere Erscheinung und auch nicht irgendeine besondere Gabe habe ich dir verliehen, Adam, damit du den Platz, das Aussehen und alle die Gaben, die du dir selber wünschst, nach deinem eigenen Willen und Entschluss erhalten und besitzen kannst. Die fest umrissene Natur der übrigen Geschöpfe entfaltet sich nur innerhalb der von mir vorgeschriebenen Gesetze. Du wirst von allen Einschränkungen frei nach deinem eigenen freien Willen, dem ich dich überlassen habe, dir selbst deine Natur bestimmen.“
    Diese Selbstbestimmung des Menschen macht, wie gesagt, nach Pico seine Würde aus.

    Im 18.Jhd., dem Zeitalter der Aufklärung und der bürgerlichen Revolution, wird der Gedanke einer Wesensbestimmung des Menschen durch Freiheit und Gleichheit konsequent weiterentwickelt:
    „Frei und gleich an Rechten werden die Menschen geboren und bleiben es“. Mit dieser „Feierlichen Erklärung der natürlichen, unveräußerlichen und geheiligten Menschenrechte“ beginnt die Deklaration der Menschenrechte durch die revolutionäre französische Nationalversammlung in nahezu wörtlicher Übernahme von Formulierungen Rousseaus.
    Eine deutliche Umkehrung der Werte wird hier vorgenommen:
    Gleichheit und Freiheit werden nicht erst politisch verwirklicht, um dann die Menschen für gleich und frei zu erklären, nein, umgekehrt: Die reale Unfreiheit und die ständische Ungleichheit widersprechen dem den Menschen innewohnenden menschlichen Wesen, kurz, seiner Würde, und müssen deshalb überwunden werden.

    Es blieb dem Philosophen Immanuel Kant vorbehalten, in seinen Schriften zur Ethik dem Begriff der Menschenwürde die gültige Fassung zu verleihen, in der er Eingang in unser Grundgesetz gefunden hat.
    Zusammengefasst lautet sein Grundgedanke so:
    Der Mensch besitzt Würde, und zwar jedes einzelne Individuum, aufgrund seiner Autonomie. Autonom ist der Mensch aufgrund seiner prinzipiellen Fähigkeit, das eherne Sittengesetz zu erkennen und zu befolgen, d.h. unabhängig von seinem Bildungs- oder sonstigen Stand zu wissen, was richtig oder falsch, moralisch gesprochen: gut oder böse ist und danach zu handeln. Diese Würde ist dem Menschen prinzipiell innewohnend, ganz unabhängig von seinen sonstigen, z.B. charakterlichen oder intellektuellen Eigenschaften und Fähigkeiten, erst recht von äußeren Merkmalen, wie sozialer Stellung o.ä..
    Der tiefere Grund für diese universelle Würde liegt darin, dass in jedem einzelnen Menschen das menschliche Gattungswesen repräsentiert ist, bei Kant in der Sprache des 18. Jhd.: Der Mensch ehrt die Würde der Menschheit in seiner eigenen Person, hat Anspruch darauf, dass die Menschheit in seiner Person die Achtung der anderen Menschen erfährt und ist seinerseits dazu verpflichtet, die Menschheit im „Nächsten“ zu achten, eine prinzipiell gebotene Achtung des anderen Menschen, unabhängig von der Hochachtung, die bestimmte Menschen wegen Ihrer Handlungen, ihrer Stellung usw. genießen.
    Etymologisch ist das Wort „Würde“ eng verwandt mit dem Wort „Wert“.
    Die Würde bzw. der Wert des Menschen ist aber nach Kant grundsätzlich verschieden von dem Wert beliebiger anderer Gegenstände. Deren Wert bemisst sich nämlich nach Äquivalenten, also nach anderen Werten, gegen die sie sich austauschen lassen, ist also relativ. Der Wert des Menschen ist jedoch absolut. Anders ausgedrückt: Die Würde des Menschen drückt sich darin aus, dass der Mensch Selbstzweck ist und niemals von anderen Menschen zu deren Zwecken benützt werden darf, ein Gedanke dieses großen philosophischen Aufklärers, den sich unsere moderne, auf allseitige Zweckrationalität und Verwertbarkeit ausgerichtete Gesellschaft mit ihren Unwörtern, wie „Humankapital“, hinter die Ohren schreiben sollte.
    Hier schließt sich der Kreis zur Unantastbarkeit der menschlichen Würde, wie sie das Grundgesetz formuliert. Der Satz bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass die dem menschlichen Wesen innewohnende Würde dem Zugriff durch wen auch immer grundsätzlich verschlossen bleibt.

    Heinrich Ebbers

  16. @Würde;
    Würde der Mensch immer als Mensch gewürdigt, und würde jeder Mensch seine Handlungen stets an seiner und anderer Menschen Würde ausrichten, so hätten würdevolle Richter keine Veranlassung der Menschen Handlungen zu würdigen. Und allzeit würde der Mensch in Würde gemäß seiner Würde leben und gewürdigt. Am Ende seines Lebens dann würdig sterben und sein Leben würde von den am Grab stehenden würdig seiner und deren Würde entsprechend gewürdigt.

  17. Ich empfehle den hier mitlesenden folgenden Artikel aus der FAZ, dessen letzter Abschnitt exzellent zu unserer Diskussion passt:

    Saddam und Amerika
    Der Krieg der Bilder

    Von Niklas Maak

  18. @heinrich ebbers:
    Vielen Dank, Herr Ebbers, für den wie gewohnt kenntnisreichen Vortrag.
    Eine Verwechselung der Begriffe „Menschenwürde“ und „Menschenrechte“ sollte man ab sofort niemandem mehr durchgehen lassen.

  19. @Ebers
    Dort heißt es lapidar: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ (Art.1) Das bedeutet aber im Wortsinn, auch wenn es sprach- und philosophie-unkundige Verfassungsjuristen z.T. anders interpretieren, nicht: Sie darf nicht angetastet werden, sondern: Sie kann nicht angetastet werden. Was allerdings nicht heißt, dass sie nicht missachtet oder Angriffen ausgesetzt werden kann, wogegen im Nachsatz ausdrücklich der staatliche Schutz reklamiert wird: „… Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

    Mir deucht dem wohnt ein Widerspruch inne. Etwas was nicht angetastet werden kann, braucht doch nicht beschützt zu werden, denn es kann ja nie wirksam angegriffen werden, ansonsten wäre es ja antastbar … oder bedarf das Wort ‚antastbar‘ diesbezüglich einer eigenen Definition?

    Eine wirkliche Definition dessen, was die ‚Würde des Menschen‘ denn nun eigentlich ist, habe ich auch bei Ihnen nicht finden können, der Begriff scheint mir vielmehr derart gummiartig, dass man ihn bequem allem und nichts, je nach aktuellem Argumentationsbedarf, überstülpen kann.

    Aber nehmen wir Ihre Zusammenfassung des Kant

    Der Mensch besitzt Würde, und zwar jedes einzelne Individuum, aufgrund seiner Autonomie. Autonom ist der Mensch aufgrund seiner prinzipiellen Fähigkeit, das eherne Sittengesetz zu erkennen und zu befolgen, d.h. unabhängig von seinem Bildungs- oder sonstigen Stand zu wissen, was richtig oder falsch, moralisch gesprochen: gut oder böse ist und danach zu handeln. Diese Würde ist dem Menschen prinzipiell innewohnend, ganz unabhängig von seinen sonstigen, z.B. charakterlichen oder intellektuellen Eigenschaften und Fähigkeiten, erst recht von äußeren Merkmalen, wie sozialer Stellung o.ä..

    Zum einen steckt in dem Ganzen die Behauptung, der Mensch sei prinzipiell in der Lage zwischen gut und böse zu unterscheiden -und genau darin stecke sein Würde-, wobei es natürlich nur EIN ‚gut‘ und EIN ‚böse‘ gibt … ansonsten wäre die ganze Definition ja sinnlos, vertrüge sich auch nicht mit dem Vor- und dem Nachsatz, in denen definiert wird, wovon dieses Erkennen alles unabhängig ist.

    Die Definition haut ja nun so aber vorn und hinten nicht hin … in jedem Krieg ist die eigene Partei die Gute und die gegnerische die Böse …

    Was aber erst tun mit einem Menschen wie Saddam … wie kommt Kant dazu zu behaupten, der Saddam wisse was gut und was böse ist … falls man nun meint, Saddam wußte es tatsächlich im kantschen Sinne … liefe es ja auf die Behauptung hinaus, Saddam hätte wider besseres Wissen dauernd Böses getan.

    Woher weiß Kant/man dies so genau?

    Gehen wir aber davon aus, dass Saddam nicht in der Lage war zwischen gut und böse zu unterscheiden, fehlte es nach Kants Definition dem Saddam aber an Menschenwürde.

    ==========

    Unabhängig davon finde ich die Sache mit den angeblich menschrechtsverletztenden Bildern merkwürdig. Was ist andererseits mit solchen Bildern wie dem nacktem vietnamesischen Mädchen … mit dem napalmverbrannten Rücken, welches um die Welt ging und mit Preisen überhäuft wurde … was mit den Bildern verhungernder Menschen … denen der unmittelbar bevorstehende Hungertod und das bisher erlittene Leid im Gesicht geschrieben steht?

    ==========

    Violet begrüße ich ausdrücklich als Mitdiskutierende im FR-Blog. Im Gegensatz zu einigen ihrer Mitstreiter im mit Recht geschlossenen vorangegangenen Thread ist sie mir willkommen.

    Sie drücken sich sehr pauschal aus. Soweit Sie Mirpesset und Final Cut meinen … es sind beides sehr scharfsinnige Schreiber, aber beide schreiben auch mit scharfer Feder … solches ist natürlich manchmal unangenehm … andererseits, ich lese beide ausgesprochen gerne, grad wegen ihrer scharfen Feder … und glauben Sie mir, des Final Cuts Feder hat sich auch schon öfter gegen mich gerichtet.

    … aber nun ja, ich lese ja auch Broder gerne.

    Soweit Sie andere meinen … tja nun … das Thema JF ist sehr emotional besetzt.

  20. @ Klugscheißer

    Bitteschön, immer gerne!
    Es ist aber kein Zufall, dass du die beiden Begriffe zusammen erwähnst, denn sie entstehen tatsächlich während der Aufklärung in demselben Zusammenhang: Dem Menschen als autonomem Wesen mit innerer Würde werden nun auch unveräußerliche natürliche Rechte zugesprochen, zu denen auch das Recht auf körperliche Unversehrtheit zählt, gegen welches ja von ihren Gegnern die Todesstrafe als skandalöser Verstoß empfunden wird.
    Im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit hinein empfanden die Menschen „körperliche Strafen“ dagegen als etwas Selbstverständliches, auf Gefängnisstrafen hätte man mit Unverständnis reagiert. eingesperrt wurden Leute aus funktionalen oder Opportunitätsgründen: Potenzielle Thronerben in Kerker, Landstreicher in Arbeitshäuser.
    Bei der Todesstrafe gab es dagegen feine Abstufungen, auf welche die Todeskandidaten viel Wert legten: Ein Adliger hatte das Recht, mit dem Schwert „vom Leben in den Tod befördert zu werden“ und wehrte sich ggf. erbittert dagegen, erhängt zu werden.

    Nur im Kohl-Witz hat man die freie Auswahl:
    Kohl wird bei einem Besuch in Moskau als Spion enttarnt, gefangen gesetzt und zum Tode verurteilt. Beim Hinrichtungstermin ist ein anderer Delinquent vor ihm dran. Der Henker fragt ihn: „Pistole oder elektrischer Stuhl?“ Er wählt den elektrischen Stuhl, der funktioniert nicht, und nach altem Brauch wird der Delinquent nach dem dritten erfolglosen Versuch freigelassen. Beim Herausgehen zischt er Kohl zu: „Der elektrische Stuhl ist kaputt!“ Kohl kommt ins Hinrichtungszimmer, der Henker fragt ihn: „Pistole oder elektrischer Stuhl?“ Kohl antwortet: „Pistole, der elektrische Stuhl ist doch kaputt!“.

    Grüße
    Heinrich

  21. @Stephan Hebel

    Die bilder werden damit sozusagen doppelte Dokumente: Dokumente der Hinrichtung, aber auch Dokumente des zynischen Vorgehens, durch das sie entstanden sind.

    Insofern wäre, will man sich auf die von Ihnen eingangs skizzierte Argumentation (die nicht die Ihre ist, ich weiß) wirklich einlassen, ja grundsätzlich jedes Bild publizierbar.

    Weil Würdeverletzungen per Kamera natürlich zwangsläufig in einer Aufnahme, also in einem Beleg, also in einem ‚Dokument‘ resultieren, selbst wenn sowohl Zweck wie auch Effekt der jeweiligen Bilder völlig anderer Art sind – wenn also Voyeurismus, beispielsweise, befriedigt werden soll und befriedigt wird.

  22. @Bell

    „Mir deucht dem wohnt ein Widerspruch inne. Etwas was nicht angetastet werden kann, braucht doch nicht beschützt zu werden, denn es kann ja nie wirksam angegriffen werden, ansonsten wäre es ja antastbar … oder bedarf das Wort ‚antastbar‘ diesbezüglich einer eigenen Definition?“

    Doch, wenn man ‚Menschenwürde‘ als ‚Rechte‘ begreift (und zwar als jene Rechte eines Menschen, die sich allein aus seinem Menschsein ergeben).

    Diese Rechte sind unantastbar, können aber dennoch verletzt werden. Deshalb benötigen sie Schutz.

  23. In unseren weichen, mitteleuropäischen Clubsesseln ist es leicht, gegen die Barbarei der Hinrichtung zu protestieren. Wenn auch folgenlos.
    In einer Weltgegend, wo Mord und Terror Alltag ist, sind die Dinge nicht so einfach. Ich kann zumindest nachfollziehen, das die Irakische Regierung in der Saddam-Frage unumkehrbare Tatsachen schaffen wollte.
    Saddam war nicht nur zweifelsfrei verantwortlich für schreckliche Vrebrechen in seiner Regierungszeit. Er trägt auch unmittelbar die Schuld am heutigen Zustand des Irak.
    Es scheint mir, das viele die sich so moralisch einwandfrei äussern, gegen Mord, Verbrechen, Terror und Verletzung von Menschenwürde solange nichts haben, wie die USA nicht involviert sind. Russland, China, Islamische Länder, alles kein Problem, solange die sich „nur“ gegenseitig umbringen?

  24. @peter keul

    Ja, logisch…moralische Bedenkenträger sind eigentlich und im Herzen natürlich bloß Antiamerikaner…das weiß man doch! (Oh Mann!)

  25. @ peter keul
    „Es scheint mir, das viele die sich so moralisch einwandfrei äussern, gegen Mord, Verbrechen, Terror und Verletzung von Menschenwürde solange nichts haben, wie die USA nicht involviert sind.“
    Richtig! Genauer gesagt, solange die regionalen Machthaber den Interessen der USA nicht im Wege stehen. Sonst werden aus ehemaligen Verbündeten unversehens „Schurken“ und „Diktatoren“ und sollen zum Henker gehen. Ihre amerikanischen Gegenspieler im Punktesammeln bei Kriegsverbrechen und Missachtung von Menschenrechten erhalten stattdessen den Friedensnobelpreis (Kissinger).
    Da der amerikanische Staat für den Schutz seiner Staatsbürger verantwortlich ist, kann seine Regierung folgerichtig einen Internationalen Gerichtshof für die Verfolgung von Kriegsverbrechen und Menschenrechts-Verletzungen nicht dulden.

    „Saddam war nicht nur zweifelsfrei verantwortlich für schreckliche Vrebrechen in seiner Regierungszeit. Er trägt auch unmittelbar die Schuld am heutigen Zustand des Irak.“
    An die Macht und alleinige Verantwortung von Diktatoren glauben vorwiegend Diktatoren und anarchistische Attentäter. Kein Diktator „herrscht“ ohne die duldende und aktive Unterstützung einflussreicher gesellschaftlicher Kräfte. Wenn die plötzlich seine Befehle nicht mehr befolgen, wird aus einem scheinbar unumschränkten Herrscher unversehens ein einsamer alter Mann mit herunterhängender Unterlippe (Ceausescu).
    In einem Land, wo Hitler den Hitlerkrieg geführt und die Juden umgebracht hat, ist ein solcher Glaube allerdings seither sehr entlastend.

    heinrich ebbers

  26. @heinrich ebbers

    „An die Macht und alleinige Verantwortung von Diktatoren glauben vorwiegend Diktatoren und anarchistische Attentäter. Kein Diktator „herrscht“ ohne die duldende und aktive Unterstützung einflussreicher gesellschaftlicher Kräfte.“
    (…)
    „In einem Land, wo Hitler den Hitlerkrieg geführt und die Juden umgebracht hat, ist ein solcher Glaube allerdings seither sehr entlastend.“

    Sie wollen sagen, auch ein erfolgreicher Anschlag auf Hitler hätte den Genozid an den Juden keinesfalls verhindern können??

    (Und danke, nebenbei, für das freundliche Willkommen!)

  27. @Diktatur und Diktatoren, sowie deren Steigbügelhalter; ja, es ist hier so wie der Volksmund ganz richtig sagt: „Wehret den Anfängen“! Hätte seinerzeit am „Beginn des Nationalsozialismus“ nicht eine zumindest größere duldende und sympathisierende einflussreiche Bevölkerungsschicht einer oder dieser Diktatur wohlwollend
    beigestanden – nicht gegenüber, wäre es vermutlich nie zu dem gekommen, was wir heute mit Recht be- und anklagen! Wobei ich hier aber auf keinen Fall den Eindruck erwecken will, die Naziverbrechen in irgendeinerweise zu relativieren; auch nicht den Einsatz des Widerstandes zu gering betrachten, aber er kam wie uns die Geschichte lehrt zu spät!

  28. @ violet

    folgende Antwort, werte violet, die natürlich notwendig spekulativ bleiben muss:

    Wäre 1939 die Bombe von Georg Elser, der bezeichnenderweise Jahrzehntelang als Widerstandskämpfer überhaupt nicht gewürdigt wurde, im Münchener Brauhaus-Keller zwanzig Minuten früher hochgegangen, hätte das eine reelle Chance bedeutet, da neben Hitler auch der geifernde Antisemit Goebbels und Hans Frank, der spätere „Generalgouverneur“ Polens, der mit der Zwangsumsiedlung der polnischen Juden in die Ghettos die Organisation des Genozids maßgeblich mit vorbereitet hat, mit draufgegangen wären.

    Zum Zeitpunkt des nächsten relevanten Attentatsversuchs am 20. Juli 1944 war die Vernichtungsmaschinerie bereits in vollem Gange. Sie wäre von den Putschisten wahrscheinlich gestoppt worden, da ihr Hauptanliegen eigentlich angesichts der aussichtslosen Kriegslage ein möglichst günstiger Friedensschluss mit den Alliierten war. Wieviele wären gerettet worden, eine halbe Million, eine Million? Sicherlich nicht die Mehrheit.
    Dieser in seinen angeblich humanen Motiven völlig überbewertete Putsch hätte im übrigen, wenn es nach den Plänen seiner Haupt-Exponenten, z.B. des General Beck, gegangen wäre, keineswegs zu einer demokratischen Umgestaltung, sondern zu einem autoritären Staat geführt, der sich nicht so sehr vom SS-Staat unterschieden hätte.

    Eine Reihe von sehr disparaten Motiven, Interessen und Bedingungen hat zu dem geführt, für das seither der Name „Auschwitz“ steht, von welchen der radikale und militante Antisemitismus der Nazi-Führer nur ein Aspekt war. (Das zu erörtern würde im einzelnen hier zu weit führen. Erhellend hierzu ist u.a. die Debatte, die Daniel Goldhagens 1996 erschienenes Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ unter Historikern, u.a. unter deutschen, ausgelöst hat).

    Hitler selbst hat nach meiner Kenntnis nie einen persönlichen Befehl zur Vernichtung „der Juden“ gegeben, sondern der entsprechende Auftrag zur „Endlösung der Judenfrage“ erging von Göring 1942 an SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich.
    Aber eben dieser Göring wäre als sein Stellvertreter und designierter Nachfolger bei einem geglückten Attentat auf Hitler umgehend an seine Stelle getreten und der neue „Führer“ eines perfekt funktionierenden und organisierten Systems geworden, in welchem die SS federführend war, eine Organisation, in der den Söhnen des gehobenen Bürgertums, welches das System, wie Herr Schulz richtig vermerkt, stützte, aussichtsreiche Karrieren geboten wurden. Die führenden Gestalten der SS: Heydrich, Himmler, Kaltenbrunner, Eichmann haben die Vernichtung maßgeblich organisiert, und tausende, wenn nicht zigtausende haben daran mitgewirkt, daran partizipiert und davon profitiert
    war in diesem Konzert ein zwar mächtiger, vielleicht der mächtigste, aber durchaus kein unersetzlicher Mitwirkender.

    Grüße
    Heinrich

  29. Corrigée:

    Hitler war in diesem Konzert ein zwar mächtiger, vielleicht der mächtigste, aber durchaus kein unersetzlicher Mitwirkender.
    h.e.

  30. ich weiss nicht warum sich jetzt so aufgeregt wird. Die Erschiessung des Ehepaars Ceauşescu wurde damals in allen Sendern gezeigt. Das es damals das Web nicht gab hatten die Medien da noch Monopol drauf, heute nicht mehr. Das ist der Unterschied.

  31. „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist!“
    Der HERR hat sich wohl etwas dabei gedacht, als er, voraussehend, wohin die Menschen sich entwickeln würden, dem Mose dies in Stein gehauen mit auf den Weg gab.

    Wie kann es sein, werter Stefan Hebel, dass ausgewachsene Redakteure meinen, im Zeitalter digitaler Bildverarbeitung würden Bilder und Filme irgendetwas außer sich selber dokumentieren?

    „Es gehört zu den (…) Regeln im Deutschen Pressekodex, dass Fotos, die den Voyeurismus bedienen und/oder die Opfer von Menschenrechtsverletzungen durch ihre Darstellung sozusagen postum noch einmal verletzen, nicht veröffentlicht werden.“

    Das Foto, auf dem zu sehen ist, wie die neunjährige Kim Phuc Phan Thi, von oben bis unten von Napalm verbrannt, die Straße herrunter rennt, wurde damals in der ganzen Welt veröffentlicht und hat u.a. dazu beigetragen, dass in Amerika die Stimmung zugunsten der Anti-Vietnamkriegs-Bewegung kippte.

    „Dass Saddam Hussein als öffentliche Person und ehemaliger Diktator in gewisser Weise einen Sonderfall darstellt, ist richtig.“

    Im Sterben ist niemand eine öffentliche Person. Aber wenn in den Hinrichtungsbildern so etwas wie Würde im Ausdruck Saddams erscheint, ist das vielleicht kein Argument gegen, sondern für die Veröffentlichung.

    Grüße
    heinrich ebbers

  32. @ heinrich ebbers

    Vielen Dank, Herr Ebbers; das klingt überaus plausibel. Ich wollte auch lediglich verdeutlichen, dass Ihr „anarchistischer Attentäter“ ja keineswegs an die alleinige Macht bzw. Verantwortung des Diktators glauben muss – er muss in ihm bloß
    eine notwendige Voraussetzung (im Gegensatz zu einer hinreichenden, eben) für den Bestand bzw.die Eskalation des Unrechts sehen. Was Hitler, meine ich, bis zu einem gewissen Zeitpunkt – den ich aber unmöglich definieren könnte – durchaus war. (Dass Strukturen, mal etabliert, eine Eigendynamik entwickeln, ist klar.) Mir ging’s also, wenn Sie so wollen, um den Unterschied zwischen schuldhafter und ursächlicher Verantwortung.

  33. @ violet

    Ich verstehe sie sehr wohl. Es geht mir natürlich keineswegs um die Schmälerung der schuldhaften und ursächlichen Verantwortung von Hitler und seinesgleichen, sondern um die Beachtung der Verantwortung und Mitwirkung der anderen.

    Mir ist kein einziges aus der Fülle von Attentaten auf Herrschende in der neueren Geschichte bekannt, das zu politischen Veränderungen geführt hätte. Die Herrschenden selber zeigen auch wenig Verständnis dafür. Kaiser Wilhelm I. soll nach dem dritten auf ihn verübten Attentat von 1878 gesagt haben: „Ich begreife nicht, warum immer auf mich geschossen wird“.
    In der Regel führen die Anschläge bloß zur Verschärfung der restriktiven Herrschaftsmethoden, deretwegen sie verübt werden. Auf Zar Alexander II. wurden vier Anschläge ausgeübt, erst der vierte glückte 1881. Das Ergebnis: Es kam nicht die erwartete Volksrevolution, sondern ein neuer Zar. 1887 misslang ein Attentat auf den neuen Zaren Alexander III. Einer der Täter, Alexander Uljanow, wurde zum Tode verurteilt. Sein jüngerer Bruder ging die Sache später mit mehr Bedacht und politischem Verstand an. Er ist unter dem Namen Lenin in die Geschichte eingegangen.

    Es legen aber eben nicht nur Diktatoren und Attentäter jenes Primitiv-Verständnis von politischer Herrschaft an den Tag, sondern auch höchstqualifizierte und bestbezahlte Politikberater des amerikanischen Präsidenten. Die haben ja offenbar geglaubt, sie lassen die Army im Irak einmarschieren, deren Panzer würden unter „Freedom and Democracy!“- Rufen mit Blümchen beworfen und zum Präsidentenpalast geleitet, damit der alle unterdrückende Diktator festgenommen werden könne. Unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen mit gegensätzlichen Interessen und um die Macht rivalisierende Protagonisten haben in solchen Kindervorstellungen vom guten König oder bösen Herrscher mit ihren glücklichen oder leidenden Untertanen keinen Platz.

    Heinrich Ebbers

  34. Ich möchte einmal wieder auf den ursprünglichen Anlass, die gescholtene Veröffentlichung eines Fotos durch die FR zurückkommen.

    In einer Zeit der öffentlichen Hinrichtungen hatte jeder die Möglichkeit, sich diesem “Schauspiel“ durch Nichtanwesenheit zu entziehen. Dennoch soll der Zulauf immer sehr groß gewesen sein. Wer nicht daran “teilnehmen“ konnte, wurde durch drastische Schilderungen und Zeichnungen von Bänkelsängern später informiert und konnte ebenso wählen, sich das anzuhören oder weiterzugehen.

    Heute hat man auch oft die Möglichkeit, sich dieser Art der Berichterstattung zu entziehen. Ich habe mir das Video NICHT angesehen. Ich möchte nicht, habe keine Lust dazu, fände es sicher schrecklich etc. und käme mir vor wie die pubertären, nach “Nervenkitzel“ suchenden Jugendlichen mit ihren “handyvideos“ von Demütigungen. Wenn die FR ein Foto mit der Schlinge um Saddams Hals zeigt, liegt das mMn im Rahmen der noch tragbaren Berichterstattung.

    Im übrigen ist es hier bereits mehrfach angeklungen: Wo ein Bedarf besteht, wird er befriedigt werden. Deshalb ist es wichtig, diesen Bedarf erst gar nicht aufkommen zu lassen. Da hilft Aufklärung in Elternhaus und Schule.

    PS.: Übrigens muss man nicht das “brennendes Mädchen“ – Foto als Beispiel für mangelnde Würdebeachtung erwähnen, nehme man doch die als Foto und Video existierende Hinrichtung durch Pistolenschuss in den Kopf eines unbekannten vietnamesischen Offiziers an einem Vietcong).

    Gruß
    Walthor

  35. Sorry. Kleine grammatikalische Korrektur an meinem letzten Satz: Es muss heißen: “…Hinrichtung durch Pistolenschuss eines vietnamesischen Offiziers in den Kopf eines unbekannten Vietcong.“. Sorry.
    Gruß

  36. Wir müssen uns wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass der Verstoß gegen die hehren Bestimmungen des Deutschen Pressekodexes Gutes bewirken kann.
    Wären zum Beispiel vor etwa zwanzig Jahren nicht drastische Bilder (Fotos und Filmberichte) von sterbenden Menschen per Zeitung und Fernsehen frei Haus geliefert worden, hätte kaum jemand von der damaligen Hungersnot in Ostafrika Notiz genommen und es wären kaum Spenden geflossen.
    So aber hat der Anblick von Kindern, die nur noch aus Haut und Knochen bestanden und sich in den Tod wimmerten, wenigstens dazu geführt, dass manch anderem das gleiche Schicksal erspart blieb – gleichwohl die Würde der Sterbenden missachtet worden war.
    Es wird in dieser Diskussion wohl kein Weg an einer Klärung vorbeiführen, welche Funktionen Photographien und Videos in Nachrichtenmedien eigentlich haben bzw. idealerweise haben sollen.

  37. Wo die Aufklärung bzw. Information aufhört und wo der Voyeurismus beginnt, das lässt sich, glaube ich, nicht durch theoretisch-allgemeine Argumentation bestimmen, sondern das zu erfassen erfordert die richtige Intuition am konkreten Objekt im konkreten Verwendungszusammenhang.

    Was hier m.E. zu wenig beachtet wird: Es geht nicht nur um die Wahrung der Würde der Fotografierten, sondern auch und zumal um unsere eigene Würde als potenzielle Betrachter, die wir auch missachten können durch einen ungemäßen Umgang mit den Bildern.

  38. @ Heinrich Ebbers

    „Mir ist kein einziges aus der Fülle von Attentaten auf Herrschende in der neueren Geschichte bekannt, das zu politischen Veränderungen geführt hätte.“

    Wie deprimierend! (Also nicht in Bezug auf Attentate, sondern in Bezug auf den Tyrannenmord als letztmögliche Zuflucht.)

    Hat natürlich einerseits damit zu tun, dass Strukturen, einmal etabliert, bis zu einem gewissen Grad immer selbsterhaltend sind…und andererseits damit, dass auch plötzliche Machtvakuen leider nicht zwangsläufig die Durchsetzung friedlicher Kräfte befördern…

    Allerdings wäre mit Hitler eben nicht nur ein Machthaber, sondern auch ein ideologischer Führer – dessen Stärke nicht unwesentlich auf seiner Fähigkeit zu emotionalisieren gründete – ausgeschaltet worden…anders wohl als im Falle des von Ihnen angeführten Zar Alexander II.

    violet

  39. Was ich nicht akzeptieren kann, ist das hier mehrmals aufgekommene Argument: Eas seinen Markt findet, wird eben gemacht…Zu Ende gedacht, würde das heißen, dass wir uns um (moralische, ethische, von mir aus auch rein handwerkliche) Regeln, die unser Handeln begründen, gar keine Gedanken mehr machen. Eine Diskussion wie diese hier könnten wir uns sparen, die Medienwelt wäre durchRTLisiert und damit erbärmlich ärmlich.

    Ich gebe zu, dass wir uns immer im Grenzbereich bewegen: den Kopfschuss in Vietnam zeigen und Saddams Hinrichtung nicht? Natürlich hat es grausame Bilder gegeben, die letztlich eine positive historische Wirkung entfaltet haben. In diesem Dilemma fällt mir nur ein zusätzliches Kriterium ein: Was Medien auf keinen Fall tun sollten, ist, sich zum Verstärker für eine Inszenierung zu machen, also die Intentionen eines Täters transportieren (mit Täter meine ich in der konkreten Situation der Saddam-Hinrichtung durchaus die Henker, auch wenn es einen traf, der ebenfalls Täter war). Das Vietnam-Foto folgte ja gerade nicht einer Inszenierung, sondern durchbrach erfolgreich das Propaganda-„Bild“ der USA vom „guten Krieg“.

    Insgesamt stimme ich, wie gesagt, zu: Letztlich wird man in der konkreten Situation entscheiden müssen, und das in den Zeitabläufen einer Tageszeitung relativ spontan. Aber eine normative Grundlage, zum Beispiel eine intensive Auseinandersetzung mit der Menschenwürde, wie ich sie hier sehe, kann dabei nicht schaden. Schaden würde eine zynische einstellung nach dem Motto „Erlaubt ist, was geht und was der Markt verlangt“.

  40. @Markt; Sehr geehrter Herr Hebel;
    Ich glaube nicht, dass sich Sie und die FR unbedingt den Vorwurf der „Marktbedienung“ in dem von uns diskutiertem Fall anziehen sollten; jedenfalls von mir kommt der Vorwurf nicht. Aber, dass es einen sicher nicht unerheblichen Kreis von Leuten gibt, die sich an solcher Zurschaustellung „weiden“ ist doch auch klar.
    Und deshalb sage ich, da es diesen „Markt“ gibt, wird der auch bedient! Dass die FR hierüber und über solche(o.a.) spektakulären Ereignisse informiert, also über Ereignisse die relevant sind, ist auch klar. Und hierüber mögen Bilder notwendig sein oder sind Bilder sogar oft notwendig. Nicht als voyeuristisches Objekt, sondern als Dokument der Tatsache des Ereignisses; obwohl wir wissen ja heute, dass auch Bild(ver)fälschung vorkommt!

  41. Stephen Hebel sagte:
    Schaden würde eine zynische einstellung nach dem Motto „Erlaubt ist, was geht und was der Markt verlangt“.

    Erst recht, wenn man sich vor Augen führt, was der Markt sonst noch so alles verlangt…

  42. heinrich ebbers sagte:
    Wo die Aufklärung bzw. Information aufhört und wo der Voyeurismus beginnt, das lässt sich, glaube ich, nicht durch theoretisch-allgemeine Argumentation bestimmen, sondern das zu erfassen erfordert die richtige Intuition am konkreten Objekt im konkreten Verwendungszusammenhang.

    Tja. Bemerkenswert in diesem Kommentar von Claudius Seidl (darf man hier verlinken? ) fand ich immerhin den Hinweis darauf, dass die Kritik „ausgerechnet aus der Mitte einer Gesellschaft kommt, deren mächtigstes und wirkungsvollstes religiöses Bild einen Mann zeigt, an welchem die Todesstrafe soeben vollstreckt wird, und zwar auf eine unglaublich grausame Art.“

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,458182,00.html

  43. Die in diesem Blog beschriebene Haltung ist praktisch die einzige, die seriöse Blätter einnehmen können. Denn die Unteilbarkeit von Menschenrechten beinhaltet gerade: keine Ausnahmen. Aber leider wird das Feld der Zur-Schau-Stellung und Rache wird immer weiter bereitet, und die Boulevardisierung der seriösen Nachrichten schreitet ebenfalls voran. Da ist es gut, zu sehen, dass es noch immer einen Journalismus gibt, der sich selbst ernst nimmt und nicht nur nach Auflagen, „Volkes Stimme“ und dem vermeindlichen „allgemeinen Interesse“ schielt.

  44. @Andreas Hofmann

    Wenn ich Sie recht verstehe Herr Hofmann,

    -hätte also das Bild jenes verbrannten vietnamesischen Mädchens,

    -hätte das Bild jenes (von Walthor erwähnten) Vietkongs, der durch Pitolenkopfschuß im Vorübergehen hingerichtet wird.

    -hätten die Bilder Verhungernder in Afrika

    alle nicht veröffentlicht werden dürfen?

    Ich vermeinte es wäre hier herausgearbeitet worden, dass es nicht die Bilder sind die Menschenrechte oder Menschenwürde verletzen … es sind vielmehr die Vorgänge die zu den Bildern führten.

    Etwas anderes ist es, wenn die Bilder selbst der Erniederung dienen, zu diesem Zweck hergestellt wurden. Die Sado-Bilder gefangener Irakis von Abu Graib beispielsweise, waren selbst ja Teil der Erniedrigung und Entwürdigung.

    Aber sogar diese Bilder wurden in seriösen Blättern veröffentlicht.

  45. Für das Beheben von Mängeln in der Software,
    hier das automatische Beenden des von violets gesetzten Html-Kursiv-Tags … scheinen ja die Poster zuständig zu sein.

  46. Bell sagte:
    Etwas anderes ist es, wenn die Bilder selbst der Erniederung dienen, zu diesem Zweck hergestellt wurden. Die Sado-Bilder gefangener Irakis von Abu Graib beispielsweise, waren selbst ja Teil der Erniedrigung und Entwürdigung.

    Ach, und warum sollte dann nicht auch das Veröffentlichen ein weiterer Teil der intendierten „Erniedrigung und Entwürdigung“ sein? Ich erinnere nur an die Bilder von der medizinischen Untersuchung eines verwirrten Saddam unmittelbar nach seiner Gefangennahme.

    (Ja, das mit dem HTML-Tag ist mir dann auch gedämmert…)

  47. Bell sagte:
    Aber sogar diese Bilder wurden in seriösen Blättern veröffentlicht.

    Ohne, dass Gesichter zu erkennen waren, erstens. Und zweitens muss dann eben doch unterschieden werden, ob die Bedienung von Schaulust Hauptzweck oder (unbeabsichter) Nebeneffekt ist. Bei, wie im Fall von Abu Ghraib, der Darstellung bzw. Dokumentation eines Unrechts.

  48. Ist ja kein Geheimnis, dass ich die Auffassungen von violet und Andreas Hofmann teile. Ich habe mir ihre und die anderen Beiträge übrigens aufgehoben, weil ich das Gefühl habe, dass sich hier eine sehr differenzierte Argumentation herausgebildet hat, die zumindest mir beim nächsten Anlass einige Hinweise zur Entscheidungsfindung geben wird. Dafür Dank an alle!

  49. Ich denke das dieses Thema nicht wirklich zum diskutieren geeignet ist. Da sich diese Themen sich in sich selbst ausgleichen. Es ist alles sehr Babarisch meiner Meinung nach, aber es sollte langsam ein Ende nehmen. Und bitte versteht mich nicht falsch, ich weigere mich selten über gewisse Themen zu sprechen.

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