Die Rente entpuppt sich als Minenfeld für die schwarz-rote Koalition in Berlin. Eine Gruppe junger Abgeordneter vor allem aus der CDU scheint den Generationenvertrag kündigen zu wollen, mit dem Deutschland lange gut gefahren ist. Doch die Rahmenbedingungen verschieben sich .
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat die Kontrolle über die Debatte verloren. Mit dem Koalitionspartner SPD hat er alles eingetütet, um das Rentensystem in der bestehenden Form über die kommenden Jahre zu bringen, doch er hat offenbar nicht damit gerechnet, dass ihm derart massiver Widerstand aus der eigenen Partei entgegenschwappen könnte. Jetzt hat Merz ein Problem mit den Jüngeren in der CDU – die anscheinend viel verhaltene Zustimmung aus der restlichen CDU bekommen. Wird dieser Konflikt zur Bruchstelle für die schwarz-rote Regierungskoalition? Abseits von Fragen wie dieser wirft er auch ein Schlaglicht auf eine Sozialpolitik der Zukunft, die eigentlich niemand wollen kann – am wenigsten die vielen Rentnerinnen und Rentner im Land. Eine Leserin spricht in ihrer Zuschrift von einer sozialen Eiszeit, die da heraufziehe.
Weimarer Verhältnisse? Was war das noch mal?
Die „jungen Rebellen“ in der CDU geben schon eine Vorschau auf die soziale Eiszeit, die sich ausbreiten wird, wenn sie erst mal das Ruder übernehmen – sie oder ihre Gesinnungsfreunde von der AfD, die ja in punkto Sozialpolitik ein ähnliches Programm verfolgen und die vermutlich die Dividende aus der Kontroverse einstreichen werden.
Wie kann man auch nur so dumm sein, sich auf eine aus Beiträgen finanzierte Rente zu verlassen? Anstatt ein anständiges Aktiendepot anzulegen und dafür zu sorgen, dass es stetig wächst.
Das Ziel dieser „Rebellen“ ist nichts anderes als ein gesellschaftlicher und kultureller Rollback. Soziale Spaltung? – Na und? Weimarer Verhältnisse? – Was war das nochmal?
Susanne Roether, Frankfurt
Ein Sockelbetrag, der für alle gleich ist
Bei der Diskussion über die Renten wird ein Aspekt gar nicht genannt: Das Problem der prozentualen Rentenerhöhung. Diese führt dazu, dass die Differenz zwischen niedrigen und hohen Renten immer größer wird. Bekomme ich 1000 Euro Rente im Monat erhalte ich bei einer 5%igen Rentenerhöhung 50 Euro mehr. Habe ich 5000 Euro Rente sind es 250 Euro. Bei der Nächsten Rentenrunde sind aber 5250 Euro die dann um 5% erhöht werden. Dementsprechend geringer fällt die Erhöhung aus, wenn der Basisbetrag nur 1050 Euro ist. Die Lebenshaltungskosten steigen aber aber für alle Menschen gleich stark an. Dies führt nach einigen Jahren dazu, dass der eine Rentner sich eine zweite Ferienreise leisten kann, während der Andere kaum über die Runden kommt.
Weshalb ist es nicht möglich in den nächsten Jahren einen Sockelbetrag für alle Rentner und natürlich auch für Pensionäre (ich bin selber einer) zu bezahlen. In vielen Tarifverträgen war dies doch auch möglich.
Heinrich Mesch, Attendorn
Abgeordnete haben in der Regel ausgesorgt
Der Enkeltrick der Jungen Gruppe in der Union ist eine Frechheit. Alle Mitglieder der Gruppe sind Mitglieder des Bundestages. Nach vier Jahren Mandat haben MdB einen Anspruch auf eine Pension im Ruhestand für deren Höhe durchschnittlich bezahlte Arbeitnehmer innen 35 Jahre arbeiten müssen. Und dazu in die Rentenversicherung einzahlen. Wer mehrere Legislaturen im Bundestag verbringt kann in dieser Zeit, ist ja keine Neuigkeit, reichlich Kontakte knüpfen um Nebeneinkünfte einzunehmen. Sorgen über zu wenig Kaufkraft im Ruhestand braucht sich dann niemand machen. Dazu gibt es als MdB reichlich Gelegenheit nach dem Mandat eine immer sehr gut bezahlte Stelle zu finden. Siehe C .Lindner. Was der alles kann und weiß. Wann schläft er dann überhaupt noch.
Besonders gemein und hinterlistig ist es dass diejenigen die die genannten rentenpolitischen Forderungen stellen nie von den Beschlüssen die diese Forderungen in Gesetze fassen betroffen sind. Es ist so wie mit dem Wasser und dem Wein.
Wer es wie auch immer geschafft hat in den Bundestag zu kommen muss nie mehr befürchten ohne Arbeit und Einkommen dazustehen. Wird nie erleben „dürfen“ nach dem Beginn einer Arbeitslosigkeit den nicht sehr angenehmen Spruch zu hören „dann kommt Hartz vier“, heute Bürgergeld genannt. Alle die diesen Spruch anhören durften werden sich mit Magenschmerzen daran erinnern. Es sind die die Steuern erwirtschaften mit denen die Pensionen der MdB finanziert werden.
Gerhard Müller, Offenbach
Ein Blick über den Zaun zu den Nachbarn
Ich war Anfang der 1970er Jahre aus beruflichen Gründen im Schul- und tertiären Bildungsbereich intensiv mit Fragen der Rentenversicherung – z. B. auch im Vergleich zur Beamtenversorgung – befasst. Dazu war von der seinerzeitigen Bundesregierung eine sog. Personalkommission eingesetzt worden, ein fünfbändiges Werk wurde von dieser vorgelegt. Darin waren u. a. bereits Elemente eines sog. Dreisäulenmodells konzipiert. Die Schweiz leitete schon damals eine umfassende Rentenreform ein.
In Deutschland gab es dazu wenig zukunftsorientierte politische Entscheidungen – eines der größten Versäumnisse aller Regierungen, obwohl sich die Schwächen des Rentensystems abzeichneten. Festzustellen ist, dass es sich heute aber nicht mehr nur um Schwächen handelt, sondern eine Implosion der gesamten umlagefinanzierten Rentenversicherung droht.
Ein Blick über den Zaun zu Nachbarn zeigt: U. a. in den Niederlanden wurde das gesamte Rentensystem längst erfolgreich umgebaut, jetzt von den Menschen „Cappucino-Modell“, formal „Dreisäulenmodell“ genannt. So wurde dort insgesamt eine bessere, d. h. höhere und nachhaltigere Absicherung der Rente erreicht durch: 1. Staatliche Basisabsicherung der Grundrente. 2. Verpflichtende betriebliche Altersvorsorge über branchenspezifische Pensionsfonds, die am Aktienmarkt angelegt sind. 3. Freiwillige private Rentenvorsorge, die durch den Staat finanziell gefördert wird. Dabei ist z. B. interessant, dass die in den Niederlanden seither geltende Mindestrente gleichzeitig als soziales Sicherheitsnetz funktioniert.
Der dringend notwendige und grundlegende Umbau der Rentenversicherung in Deutschland müsste spätestens zum 1. Januar 2029 erfolgen und nicht wie derzeit propagiert, „erst irgendwann nach dem Jahr 2031.“ Alle Bürgerinnen und Bürger sollten sich eingehend mit diesen Fragen befassen, die derzeit für erheblichen Streit in der Regierung sowie innerhalb der Union selbst, sorgen.
Josef F. Draxinger, Vohburg
Gewöhnt an begüterte Verhältnisse
Nun ist Kanzler Merz selbst bei seinem eigenen Parteinachwuchs in Verschiß geraten. Vorgeblich geht es den Unionsjüngern in Sachen künftiger Altersversorgung um die Belange der jungen Generation, hauptsächlich aber um ihre eigenen Interessen und die Befürchtung, aus den persönlichen Pfründen verstärkt für die Finanzierung des Gemeinwohls abgeben zu müssen. Daß in der steinreichen bundesdeutschen Klassengesellschft wie kürzlich berichtet ein halbe Million Menschen obdachlos sind und schon heute viele Rentner und vor allem Rentnerinnen nur mit Hilfe von Lebensmitteltafeln über die Runden kommen, gibt den arroganten Lautsprechern der Jungen Union freilich nicht im entferntesten zu denken. Da sie reich begüterte Verhältnisse gewohnt sind – sonst wären sie ja nicht in der Jungen Union – fehlt diesen egoistischen Kreisen jegliches Verständnis für sozialen Ausgleich und solidarisches Teilen. Das von der Exekutive beschlossene Rentengesetz kann aber auch trotz Boykott durch die Jungunionisten legislativ verabschiedet werden, dann eben mit Stimmen der Linken und Grünen.
Joachim Bohndorf, Bensheim
Der Generationenvertrag ist im Prinzip richtig
Es könnte so einfach sein, die Rentenproblematik zu entschärfen. Eine Lösungsmöglichkeit wurde bereits diskutiert und als Sakrileg sogleich verworden, nämlich höhere Altersbezüge (Renten und Pensionen) teilweise abzuschöpfen.
Nicht nur die Demografie sondern auch die Dynamisierung verzerren das im Kern richtige Prinzip des sogen. Generationenvertrags, also Finanzierung der Bezieher und -innen durch die zeitgleichen Beitragszahlenden. So triften die Renten immer weiter auseinander. Die lineare Erhöhung begünstigt die besseren Renten und die kleinen Renten werden immer mehr abgehängt. Grundfehler ist, dass das System nicht die Tarifrealität berücksichtigt. Im Erwerbsleben werden bei Tarifabschlüssen idR Kappungsgrenzen und Sockelbeträge realisiert, um ein Auseinandertriften der Einkommen zu begrenzen.
Es gibt das administrativ unlösbare Problem, der geringverdienenden Friseurin etwas mehr zukommen zu lassen, ohne zugleich die geringfügig „mitarbeitende“ Facharztgattin in gleicher Weise zu fördern. Es bleibt nur, oben einzubremsen, nicht nur durch die der Progression unterliegende Besteuerung der Alterseinkommen.
Zusätzliche Vorsorge zur Aufstockung kann nur finanzieren, wer nicht darauf angewiesen ist. Wer es dennoch tut, darf nie in die Klauen der Grundsicherung geraten, denn dann wird die zusätzliche Alterssicherung angerechnet. Das alte Modell der Kapitallebensversicherung ist sogar aufbrauchpflichtig. Also entweder Klotzen oder bleiben lassen. Alles dazwischen ist für die Katz.
Wenn man ausblendet das es in der Unionsfraktion Leute gibt denen es grundsätzlich um Streit geht ist es trotzdem erstaunlich wie es wieder gelingt Fakten die sicher nicht egal sind aus der Diskussion zu halten. Das fängt mit dem Vergleich mit anderen OECD Ländern an. Die deutschen Renten sind im Vergleich zum Teil deutlich niedriger als im Ausland und soweit ich weiß ist die Demografie kein rein deutsches Problem.
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/706826/deutschlands-rentenkrise-oecd-daten-
enthuellen-internationale-defizite
Von einer Rentenkommision würde ich erwarten das sie Vorschläge macht wie man diesen Rückstand zumindest auf einen Durchschnittswert aufholen kann. Ich befürchte nur die Politik sieht das anders. Natürlich ohne darauf einzugehen das die Renten zu niedrig sind.
Das nächste ist die derzeitige Situation. Man erzählt dauernd das die Menschen immer älter werden. Das ist derzeit aber schlicht nicht so. Ich denke seit der großen Grippewelle 2018.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/07/PD25_266_12621.html
Man kann lesen das man hofft das die Lebenserwartung in Zukunft wieder steigen wird aber wahrscheinlich langsam. Gleichzeitig kann man lesen wie schlimm es ist das es immer mehr Antibiotikaresistente Bakterien gibt. Ich denke man sollte einfach mal abwarten wie sich das mit der Lebenserwartung wirklich entwickelt. Wenn die Lebenserwartung die letzten Jahre nicht gewachsen ist dann gibt es etwas anderes was in der Zeit deutlich gestiegen ist. Das ist das Renteneintrittsalter. Es steigt nämlich jedes Jahr um 2 Monate. Ich nehme an dass das der Grund ist warum in der Union es still geworden ist um die Frage ob man das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung koppeln sollte. Dann hätte die letzten Jahre das Renteneintrittsalter sinken müssen nicht steigen. Das alles ist wohl der Grund warum der Rentenversicherungsbeitragsatz um
so viel niedriger ist als vor 20 Jahren .
https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII43a.pdf
Das kann ich auch noch nachliefern
Warum immer die Rente als Sündenbock hinstellen. Ca. 600000 Personen im Alter von 18-25 sind arbeitslos/Leistungsbezug. Man stelle sich vor, diese jungen Menschen würden stattdessen in Vollzeit arbeiten! Oder wenigstens die Mehrheit. Ein NGOs wo leisten die ihren Beitrag? In der Schwarzarbeit?
Ein Knaller war der Vorschlag, Rentner mit hohen Renten sollen auf einen Teil ihrer Rente zugunsten von Kleinrentnern verzichten. „Der VW-Vorstand sowie andere Unternehmen verzichtet auf Millionen-Boni zugunsten der Mindeslöhner im Konzern“, das wär doch etwas.
Momentan dreht sich die Diskussionen über das „Rentenpaket“ um die Beibehaltung des „Rentenniveaus“. Hier ist der Prozentsatz der Höhe der durchschnittlichen Rente bezogen auf ein durchschnittliches sozialversicherungspflichtiges Einkommen gemeint. Würde aber statt des Durchschnitts aller Einkommensempfänger, das durchschnittliche sozialversicherungspflichtige Einkommen bezogen auf die deutsche Bevölkerung verwendet, und dieses Verhältnis beibehalten, hätte die Rentenversicherung 2031 keinerlei Probleme, weil durch künstliche Intelligenz, ausländische Arbeitnehmer und weitere Faktoren, der Anteil der Einkommens-Bezieher an der Bevölkerung stark abnehmen wird. Die durchschnittliche Rente würde stark fallen und die Rentner genauso in Armut verfallen wie ein Großteil der jüngeren Bevölkerung. Wie allerdings die Wertschöpfung der (mehrheitlich amerikanischen) Firmen, die davon profitieren, angemessen verteilt werden kann, wird momentan noch gar nicht ernsthaft diskutiert.
In der Tat: Auch ich sehe eine soziale Eiszeit heraufziehen, die auch nach den Schröderschen Hartz-Reformen für die Betroffenen noch viel grausamer werden könnte als das, was wir bisher erlebt haben. In dieser Republik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert. Und zwar zum Nachteil der Armen und hier vor allem auch der Kleinrentner. So entsprach zu Beginn der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts eine mitmenschliche und soziale Sozialpolitik als etwas Selbstverständliches. Ich habe selbst in meiner Ausbildung zum Verwaltungsangestellten meinen ersten Ausbildungsabschnitt beim städtischen Sozialamt in der grossen kreisangehörigen Stadt Neuwied in Rheinland-Pfalz absolviert. Damals war es selbstverständlich, dass etwa der Bezug von Sozialhilfe als das gute Recht der Hilfesuchenden betrachtet wurde. So wurde etwa damals eine Broschüre des Bundessozialministeriums herausgegeben, deren Titel: Sozialhilfe – Ihr gutes Recht war. Bedürftige wurden zu dieser Zeit als Menschen betrachtet, die das ihnen zustehende Recht wahrnehmen konnten und dazu ermuntert wurden. Heute – über 50 Jahre später – werden sowohl die Renten als auch das Bürgergeld als Ballast angesehen. Wenn das so weitergeht, ist die soziale Eiszeit nicht mehr fern und die Bundesrepublik verliert ihr humanes Antlitz. Hier wird auch deutlich, was in der neoliberalen Union sich immer mehr in den Vordergrund drängt. Wir brauchen in dieser Republik einen Aufstand der Menschen, die solidarisch leben wollen, und an die Spitze dieses Aufstandes muss sich die Sozialdemokratie stellen. Wenn dies nicht geschieht, droht das Fanal der Weimarer Republik. Ich hätte geglaubt, dass die politische Verantwortung Tragenden insbesondere in CDU und CSU geschichtsbewusster und verantwortungsvoller handeln und nicht der AfD ihren unsozialen Kurs weiter anpeilen lassen. Es geht schlicht und ergreifend darum, die Verfassungsgebote auf Menschenwürde und Sozialstaat umzusetzen und diese Republik wieder für ALLE Menschen lebenswert zu erhalten.
Liebe „Junge Union“, liebe Jugend, habt ihr schon einmal -nur so am Rande- daran gedacht, dass auch ihr einmal alt werdet ? Habt ihr daran gedacht, dass auch ihr Rentner sein werdet? Das geht schneller als ihr jetzt denkt. Glaubt mir, ich weiß das, denn ich bin 80 Jahre alt und meine Jugend war gestern.
Dann werden andere junge Menschen nach Gerechtigkeit schreien und sich benachteiligt fühlen . Und wenn dann das umgesetzt wurde, was ihr heute fordert, dann werdet ihr verdammt „Alt aussehen“ in der Altersarmut, in der viele von euch dann leben werden. Ihr werdet dann ein Vermögen aufgebaut haben und keine Rente brauchen, meint ihr? Glaubt mir, das wollten wir auch – aber es gab und gibt so viele Unwägbarkeiten, es gibt Kursstürze, Börsenkräche, Wirtschaftskrisen, Kriege und vieles mehr, die unsere Pläne vereiteln. Vielleicht seid ihr reich, vielleicht aber reicht das Geld nur bis zum 15ten des Monats und ihr müsst um Unterstützung betteln. Deshalb, ich bitte euch, denkt nach bevor ihr Rentenreformen vereitelt, denkt an euer Alter, das so fern nicht ist, und denkt daran, die Alten, die euch – wie ihr meint – das Geld wegnehmen, sind eure Eltern und Großeltern, die euch geboren und ernährt haben und die euch lieben ! Und die ihr liebt?
Momentan dreht sich die Diskussion über das „Rentenpaket“ um die Beibehaltung des „Rentenniveaus“. Hier ist der Prozentsatz der Höhe der durchschnittlichen Rente gemeint, bezogen auf ein durchschnittliches sozialversicherungspflichtiges Einkommen. Würde statt des Durchschnitts aller Einkommensempfänger das durchschnittliche sozialversicherungspflichtige Einkommen bezogen auf die deutsche Bevölkerung verwendet und dieses Verhältnis beibehalten, hätte die Rentenversicherung 2031 keinerlei Probleme, weil durch künstliche Intelligenz, ausländische Arbeitnehmer und weitere Faktoren der Anteil der Einkommensbezieher an der Bevölkerung stark abnehmen würde. Die durchschnittliche Rente würde stark sinken und die Rentner genauso in Armut verfallen wie ein Großteil der jüngeren Bevölkerung. Wie allerdings die Wertschöpfung der (mehrheitlich amerikanischen) Firmen, die davon profitieren, angemessen verteilt werden kann, wird nicht ernsthaft diskutiert.
Es könnte so einfach sein, die Rentenproblematik zu entschärfen. Eine Lösungsmöglichkeit wurde bereits diskutiert und als Sakrileg sogleich verworfen, nämlich höhere Altersbezüge (Renten und Pensionen) teilweise abzuschöpfen.
Nicht nur die Demografie, sondern auch die Dynamisierung verzerrt das im Kern richtige Prinzip des sogenannten Generationenvertrags (Finanzierung der Bezieher und -innen durch Beitragszahlende). So driften die Renten immer weiter auseinander. Die lineare Erhöhung begünstigt die besseren Renten. Die kleinen Renten werden abgehängt. Grundfehler ist, dass das System nicht die Tarifrealität berücksichtigt. Im Erwerbsleben werden bei Tarifabschlüssen in der Regel Kappungsgrenzen und Sockelbeträge realisiert, um ein Auseinanderdriften der Einkommen zu begrenzen.
Es gibt das administrativ unlösbare Problem, der geringverdienenden Friseurin etwas mehr zukommen zu lassen, ohne zugleich die geringfügig „mitarbeitende“ Facharztgattin in gleicher Weise zu fördern. Es bleibt nur, oben einzubremsen, nicht nur durch die Besteuerung der Alterseinkommen.
Zusätzliche Vorsorge zur Aufstockung kann nur finanzieren, wer nicht darauf angewiesen ist. Wer es dennoch tut, darf nie in die Klauen der Grundsicherung geraten, denn dann wird die zusätzliche Alterssicherung angerechnet. Das alte Modell der Kapitallebensversicherung ist sogar aufbrauchpflichtig. Also entweder Klotzen oder bleiben lassen. Alles dazwischen ist für die Katz.
Sehr geehrter Herr Reddig, Sie gehören zur Jungen Gruppe in der Union. Sie wendet sich gegen geplante Änderungen bei der Rente. Das verstehe ich. Die heutigen Beitragszahler finanzieren die Renten der aktuellen Rentenbezieher. Die Zahl der erstgenannten sinkt, die letztgenannten werden mehr. Menschen im Rentenalter bilden die Mehrheit der Wahlberechtigten. Angebote an sie sind auch Werbung um Wählerstimmen.
Wenn die heute jungen Beitragszahler in Rente gehen können, werden sie neben einer massiven Schuldenlast auch Folgen von Klimawandel und versäumten Investitionen zu tragen haben.
Erst kürzlich hat die Koalition nachträgliche Wahlgeschenke beschlossen. Sie haben enorme finanzielle Auswirkungen, die bis in die Gemeinden reichen. Wem nutzen sie? Die Begünstigten nehmen sie selbstverständlich hin. Und überlegen neue Wünsche. Gute und langfristige Politik müsste anders aussehen. Die UN-Agenda 2030 hat es nicht in den Koalitionsvertrag geschafft. Herr Merz hat seine eigene Agenda geschrieben. Sie ist erkennbar nicht darauf gerichtet, Lebensgrundlagen für alle zu sichern.
Menschen sind Subjekte mit Würde und Rechten. Darauf ist Politik auszurichten. Das verbindet Parteien und Menschen, jung und alt. Bitte beziehen Sie diese Gedanken in Ihre Überlegungen mit ein.
Die Stellschrauben zur Finanzierung der gesetzlichen Rente in Deutschland sind keineswegs so begrenzt, wie Frau Quadbeck ihre Leser/innen glauben lassen will. Jenseits von Beiträgen, Steuerzuschüssen, Renteneintrittsalter und Rentenniveau gibt es durchaus noch weitere Stellschrauben. Aber da setzt offenbar bereits die Schere im Kopf ein. Denn man könnte leicht die durch nichts gerechtfertigte Beitragsbemessungsgrenze anheben oder besser gleich ganz abschaffen. Das ist überfällig und würde ein Stück mehr Gerechtigkeit ins System bringen. Und es sollte endlich die Basis der Beitragszahler erweitert werden. Es ist doch heute gar nicht mehr zu vermitteln, dass noch immer Selbstständige, Beamte oder Bundestagsabgeordnete von der Versicherungspflicht ausgenommen sind. Auf diese Weise ließe sich die Rente solide finanzieren. Das ist lange bekannt, dafür braucht es auch keine Rentenkommission, man muss es nur wollen.
Ich denke der wichtigste Schritt um bei dem Thema Rente zu einem guten Ergebnis zu kommen ist eine faktenbasierte Zustandsbeschreibung. Es gibt in D. derzeit eine Rente mit dem Namen Rente für besonders langjährig Versicherte. Um diese in Anspruch zu nehmen muss man ab 01.01.26 64Jahre und 8 Monate alt sein und mindestens 45 Beitragsjahre auf seinem Rentenkonto sein Eigen nennen können. Da die meisten dieser Menschen mit 16 Jahren angefangen haben zu arbeiten haben sie jetzt 48 Arbeitsjahre geleistet bis zum Rentenbeginn. Der Gesetzgeber wollte diesen Menschen, auf Grund dessen das sie viele Jahre mehr als der Durchschnitt gearbeitet haben, eine Vergünstigung zu kommen lassen. Deshalb haben sie keinen altersbedingten Abschlag von ihrer Rente hin zu nehmen. Die Union , FDP und die konservative Presse wollen natürlich keine Diskussion haben ob sich Leistung vielleicht doch lohnen könnte und haben dieser Rente einfach einen anderen Namen verpasst. Sie nennen sie Rente mit 63. Der Name ist nach dem was ich oben geschrieben habe eigentlich entweder nur Polemik oder sogar Volksverdummung. Ich kann mich daran erinnern das ich meinen Kindern vor einigen Jahren erst mal erklären musste was die Rente mit 63 eigentlich ist. Der Name hat nämlich eine Wirkung auch wenn man das Wort sogenannte davor setzt. So jetzt zitiere ich was heute in der FR zu dieser Rente für langjährig Versicherte auf Seite 3 geschrieben hat und nein ich werde keinen Link zur DRV einstellen. Ein Reporter der das nicht weiß was ich gerade geschrieben habe sollte es sein lassen zu dem Thema zu schreiben.
Zitat aus der FR von heute:
Schon die Erhöhung des Renteneintrittsalter auf 67 war aber umstritten ,erhöhte jedoch das Rentenzugangsalter deutlich und entlastet bereits die Rentenkasse. Diesen Effekt schwächt allerdings die sogenannte Rente mit 63 ab, die all jenen zu Gute kommen sollte, die durch körperlich anstrengende Arbeit nicht länger arbeitsfähig sind. Zitat ende
Sorry muss das sein ? Das man als erstes eine Rentenart falsch benennt und Leute die jetzt in der Masse 48 Jahre gearbeitet haben als Problem benennt. Sollten die Probleme nicht ganz wo anders liegen?
In der letzten Zeit habe ich mir ohnehin einige Gedanken zur Finanzierung des Rentensystems gemacht. Dabei bleibe ich sehr an der Beitragsbemessungsgrenze hängen. Welche Gründe sprechen für eine solche Grenze? Sie führt doch nur dazu, dass die starken Einkommen geschont werden. Schon eine Abschaffung wäre ja eine Möglichkeit, die Einnahmen zu erhöhen. Und natürlich der Umbau zu einer allgemeinen Bürgerversicherung, in die aus allen Einkommen eingezahlt wird.
Auch gegen eine Höchstrente gibt es m.E. keine überzeugenden Argumente. Denn in einer gerechteren modernen Gesellschaft wäre es naheliegend, wenn jede:r nach der Leistungsfähigkeit beitragen würde, damit für alle gesorgt ist. Diejenigen die überproportional reich sind, werden auch so noch genug für Luxus behalten. Bei solchen Änderungen würde auch das Verhältnis zwischen aktiven Erwerbstätigen und Rentnern weniger Probleme machen. Deshalb ist tatsächlich wenig gegen Reformen der Rente zu sagen. Schon gar nicht, wenn sie insbesondere den schwächeren zugute kommen.
Noch eine Anmerkung zu den jungen Abgeordneten der CDU: Vermutlich gehen diese davon aus, dass sie erfolgreich sind und auch bleiben werden. Deshalb wollen sie sicher nicht darüber nachdenken, wie sie in der Rente mit weniger als dem aktuellen Rentensatz auskommen müssten. Aber nicht alle werden am Ende zu den „Leistungsträgern“ in Maßanzügen gehören. Das sollten sie nicht vergessen.
Der hohe Bundeszuschuss für die gesetzliche Rentenversicherung soll keine demografiebedingte Schieflage von Einnahmen und Ausgaben ausgleichen, da es eine solche bislang noch nicht gibt. Stattdessen soll er die politisch gewollten versicherungsfremden bzw. nicht beitragsgedeckten Leistungen abdecken, also Rentenzahlungen, denen keine Beiträge zugrunde liegen. Das sind z.B. Renten für Erwerbszeiten in der DDR und in anderen Ostblockstaaten oder die Mütter- und die Hinterbliebenenrente. Die DRV Bund hat festgestellt, dass der Bundeszuschuss nicht ausreicht, um die nicht beitragsgedeckten Leistungen auszugleichen; die Beitragszahler tragen also Kosten für eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Anteil des Bundeszuschusses an den Steuereinnahmen liegt jetzt grob auf dem Niveau der Jahrtausendwende, es gibt also keinen irgendwie bedrohlichen Anstieg. Das alles ändert nichts an der Notwendigkeit, eine Lösung für die absehbaren Probleme im Zusammenhang mit Demografie und steigender Lebenserwartung zu finden.
Zum Thema „Steuerzuschuss“ erschüttert es mich immer wieder, dass dieses Wort als Synonym für eine Alimentation der Rentner durch den Staat missbraucht wird. Der „Steuerzuschuss“ ist eine Erstattung von Kosten für Aufgaben, die der Rentenversicherung auferlegt wurden. Diese sind sozialpolitisch gewollt, sind aber nicht von den Versicherten zu tragen.
Die Stiftung Warentest hat in ihrer Ausgabe Finanztest 11/2025 einmal unter Verwendung der Zahlen der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) ausführlich aufgelistet, welche nicht originär versicherungsrelevanten Leistungen der Rentenversicherung aufgebürdet wurden. Das reicht von einer Höherwertung der Gehälter in Ostdeutschland bis hin zu Renten an ehemalige KZ-Häftlinge. In Summe sind das Ausgaben für nicht versicherungsrelevante Leistungen in Höhe von 124,1 Milliarden Euro. Denen stehen aber nur Kostenerstattungen des Bundes in Höhe von 84,3 Milliarden Euro gegenüber.
Ja, das alles ist sinnvoll und notwendig, aber es sind Aufgaben, die von der ganzen Bevölkerung durch Steuern und nicht von den Rentenversicherten durch Beiträge zu zahlen sind. Würde der Bund seinen Verpflichtungen nachkommen, könnten die Beiträge der Versicherten laut DRV von 18,6 auf 16,6 Prozent sinken.
Weiterhin mutet es seltsam an, dass eine Zusammenführung der Beamtenversorgung und der gesetzlichen Rentenversicherung weiterhin als sakrosankt gilt. Offenbar muss es als Axiom hingenommen werden, dass die Pensionshöhe der Beamten ca. 70 Prozent des Einkommens beträgt. Die Rentenhöhe der gesetzlich Versicherten von 48 Prozent aber gilt als unerträgliche Bürde, welche die Rentner mit Hilfe der Politik der jungen Bevölkerung auferlegen.
Es ist offensichtlich auch kein Thema, dass Bund, Länder und Kommunen durch die Ernennung von Beamten ihre Aufwendungen für Pensionen in die Zukunft verschieben und der dann jungen Bevölkerung die Last der Zahlungen aufbürden.