Nato-Rüstung: Washington wird uns alleine lassen

Die Nato ist 75 Jahre alt geworden. Das Verteidigungsbündnis hat erheblich dazu beigetragen, dass Europa eine historisch einmalig lange Friedensphase genießen konnte. Trotzdem: Kritik muss sein. Zumal die Nato jetzt beschlossen hat, erneut aufzurüsten.

Man fühlt sich an die heißen 1980er Jahre und den Nato-Doppelbeschluss erinnert. Die damalige Raketenrüstung provozierte die bis dahin größten Demonstrationen in Deutschland – gegen diesen Beschluss. Die Friedensbewegung erlebte ihre Hoch-Zeit. Diese Rüstungsanstrengungen waren eine Reaktion auf neue sowjetische Raketen, die SS-20, und trugen zum Zusammenbruch der Sowjetunion bei, die von dieser Hoch-Rüstung wirtschaftlich überfordert wurde.

Auch dies ist eine Parallele zu unserer Gegenwart: Russland hat auf „Kriegswirtschaft“ umgestellt. Das heißt, dass das Militär als starker wirtschaftlicher Akteur dasteht und die russische Wirtschaft antreibt, die weitgehend auf die militärischen Erfordernisse abgestellt wird. Das kann eine Weile gutgehen und sogar zu einem Wirtschaftswachstum führen, das auf den ersten Blick erstaunt. Doch dieses Wachstum ist weder nachhaltig noch konstruktiv, und vor allem erfüllt es die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht. Ein erneuter Zusammenbruch der Wirtschaft im Riesenreich scheint möglich.

Die Nato wird also von 2026 an Raketen in Deutschland stationieren, die bis nach Russland reichen. Dies soll eine angemessene Reaktion auf die anhaltend harschen Töne aus Moskau sein, in denen mit einem nuklearen Angriff auf Europa gedroht wird. Aus Sicht der Nato kehrt das Militärbündnis damit zur Strategie zurück, die bereits in den 1980er Jahren erfolgreich war und die vor allem wirkungsvoll abschrecken sollte. Denn eine wirksame Verteidigung gegen einen nuklearen russischen Schlag ist nicht gewährleistet, zumal Russland neue Raketensysteme entwickelt hat, die mit Geschwindigkeiten im Hyperschallbereich unterwegs sind. Damit können die im Westen bisher installierten Abwehrsysteme nicht mithalten. Das Perfide an dieser Logik: Sollte Russland die Nato nuklear angreifen, bestünde die „Verteidigung“ in einem nuklearen Gegenschlag. „Vergeltung“ träfe es besser. Am Ende wäre nichts übrig. Es steht also zu hoffen, dass das „Signal der Stärke“, das die Nato aussenden möchte, im Kreml verfängt, so dass es nie zu einem Angriff auf die Nato kommt.

FR-Leserinnen und -Leser kommentieren diese Entwicklung wie folgt.


Einige wissen sogar schon, wann die Russen kommen werden

Und wieder sollen Langstreckenraketen hier stationiert werden. Strack-Zimmermann träumt schon wieder die alten Träume über Truppen, die Richtung Osten verlegt werden, darum wäre das wichtig. Vermutlich kann auch sie es kaum noch abwarten. Alle Parteien, auch unser Friedenskanzler Scholz, bejubeln, dass dieses Teufelszeug bald wieder bei uns steht. Das Zeug, gegen das vor Jahren Tausende auf die Straße gingen.
Es wird aber geklagt, dass es an Soldaten, Waffen, Munition, auch an Ausrüstung fehlt. Überlegt wird schon, wem man wie und wie viel wegnehmen kann, um endlich wieder kriegstüchtig zu werden. Denn Opfer sollen gebracht werden. Natürlich wieder nur vom einfachen Volk.
Einige wissen sogar schon das Jahr, wann die Russen kommen werden. Nur frage ich mich, warum diese angeblichen Fachleute vermuten, „der Russe“ warte, bis wir wieder kriegstüchtig sind? Warum nutzt er nicht unsere Schwächen aus und kommt sofort? „Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte: „Das ist eine sehr ernste Bedrohung für die nationale Sicherheit unseres Landes.“ Diesen Satz hören wir immer aus Washington, wenn man dort die eigenen Überfälle auf andere Länder begründen will. Und dieses Washington wird uns alleine lassen.

Wolfgang Seibt, Wettenberg

Wie können wir diese Eskalation zurückdrehen?

Fast alle Kriege entwickeln über Medien, Feindbilder, geschürte Ängste, Propaganda, Worst-Case-Spekulationen und zunehmendem Hass eigene Dynamiken auf allen Seiten. Zunächst ging es um Schutzhelme, medizinische Hilfen, Minenräumen und eindeutige Abwehrwaffen. Doch schon bald wurden die Waffenlieferungen umfangreicher und immer offensiver: Gepanzerte Fahrzeuge, Panzer, Drohnen, Raketen, Flugzeuge. Gleichzeitig eskalierten auch die Einsatz- und Zerstörungs-Szenarien. Hatten die Verantwortlichen „Eskalationen“ nicht ausgeschlossen? Nun wird von den USA beschlossen, Langstrecken-Marschflugkörper und neu entwickelte Überschallwaffen in Deutschland zu stationieren, die atomar bestückt werden können. Soll dies keine neue Eskalation sein? Wir werden hinter die Zeiten und Gefährdungen zurück geworfen, die seit der Kuba-Krise ein Eskalations-No-Go der Großmächte sind. Und unsere Verantwortlichen (Scholz, Pistorius) wollen uns tatsächlich versichern, dies würde „kein neues Wettrüsten auslösen“. Die Wahrheit stirbt im Krieg als erstes und zwar auf allen Seiten aller Kriegsparteien. Wo sind die Politiker, die überhaupt noch in der Lage sind, diese Eskalationsspiralen auch wieder zurückzudrehen?

Kurt Lennartz, Aachen

Dieser neue kalte Krieg ist eine Katastrophe

Das hatten wir doch alles schon einmal. Damals nannten Historiker das ungeheure Wettrüsten einen ‚kalten Krieg‘. Als es Ende der 70er Jahre zu Spannungen zwischen dem Westen und dem Osten kam, dominierte nicht die Politik, sondern das Wettrüsten. Die Antwort war der sogenannte Nato-Doppelbeschluss.
Legitimiert wurde die Aufstellung neuer atomarer Raketen und Marschflugkörper mit Pershing II und BGM-109-Tomahawk in Westeuropa als unabweisbare Reaktion auf die sowjetische Aufrüstung. Das strategische Gleichgewicht sollte wieder hergestellt werden. Die Entspannungsphase um mehr Frieden in der Welt war endgültig beendet.
Heute übersteigen die Rüstungsausgaben der Nato die Rüstungsausgaben Russlands um knapp das Dreizehnfache. Laut Stockholms internationalem Friedensforschungsinstitut (Sipri) vom 22.4.2024: Fast 1,3 Billionen US-Dollar für die Nato stehen circa 110 Milliarden Dollar für Russland gegenüber.
Die jüngste Entscheidung des Nato-Gipfels, weiter aufzurüsten und in Deutschland neue Marschflugkörper mit einer Reichweite bis nach Moskau zu installieren, wird mit der gleichen Begründung wie damals, also wieder zur Abschreckung Russlands, gerechtfertigt. Ende der 70er Jahre gingen wir über politische, gesellschaftliche und konfessionelle Grenzen hinweg zu Hunderttausenden auf die Straße und protestierten gegen diese atomare Aufrüstung. Die CDU/FDP-Regierung bestätigte dennoch die Stationierung der Mittelstreckenwaffen. Nun werden wohl auch die Sozialdemokraten der kürzlich beschlossenen Stationierung in Deutschland zustimmen und Wiesbaden zur Kommandozentrale für einen möglichen Atomkrieg zulassen.
Das ist nicht mein Weg. Es ist eine Katastrophe, dass wir wieder in einen kalten Krieg hineinschliddern. Wegen der Friedenspolitik Willi Brandts bin ich in die SPD eingetreten. Meine Generation ist die erste, die im Frieden groß geworden ist. Wir, unsere Kinder und Enkelkinder sollen auch dazu gehören und im Frieden groß werden dürfen. Noch nie in der Menschheitsgeschichte haben mehr Waffen zu mehr Frieden geführt.
Und ja, es ist angesichts der zunehmenden autoritären Regierungen und Bewegungen vielleicht nötig, Deutschland wieder verteidigungsfähig zu machen. Dazu hat Bundeskanzler Scholz die Zeitenwende ausgerufen. Auch das trage ich knurrend mit. Aber nun wieder die Installierung von atomar bestückbaren Marschflugkörpern mit einer Reichweite bis nach Moskau auf deutschem Boden und wieder unter dem Kommando der USA, womöglich mit einem dementen Oberbefehlshaber Joe Biden oder einem rechtlich verurteilten notorischen Lügner und unberechenbaren US-Präsidenten Trump.
Was damals galt ist heute auch noch richtig. Nur auf dem Wege der Verhandlungen kann Frieden geschaffen werden, das gilt auch und jetzt besonders für die Ukraine. Solange der ukrainische Präsident bei seinem Kriegsziel, jeden Zentimeter seines besetzten Landes mit Waffen (die er gar nicht hat) zurückzuholen, wird es keinen Frieden geben.
Die Massendemonstrationen von damals haben den Nato-Doppelbeschluss nicht verhindern können, aber ohne sie wäre der spätere Vorschlag einer weltweiten Null-Lösung bei den weitreichenden Waffensystemen nicht zu Stande gekommen. Es waren die Aktiven der Friedensbewegung, die auch die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der NATO demokratisierten. Die SPD war immer Teil dieser Bewegungen und mit den neuen Grünen drang die Friedensbewegung tief in den parlamentarischen Raum vor.
Das ist unser Weg, den wir wieder durchsetzen wollen. Krieg darf kein Mittel der Politik sein.

Alfred Harnischfeger, Groß-Gerau

Der Abschreckungslogik kann man sich nicht entziehen

Angesichts der Menschheitsprobleme Klimawandel und Ressourcenraubbau kann man/frau die Aufrüstung der NATO durch Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa nicht wirklich begrüßen. Der Abschreckungslogik, nach der diese Raketen stationiert werden sollen, kann man/frau sich in der gegebenen Lage aber auch nicht entziehen.
Der völkerrechtswidrige Krieg Russlands in der Ukraine beruht wesentlich auf den krassen Fehleinschätzungen der tatsächlichen militärischen Fähigkeiten – sowohl der eigenen Russlands als auch der der Ukraine.
Die russische Regierung ist offensichtlich nicht fähig, aus ihren politischen und militärischen Fehlspekulationen die vernünftige und naheliegende Konsequenz zu ziehen, ihr militärisches Abenteuer in der Ukraine zu beenden, das Militär hinter die Staatsgrenze zurückzuziehen und die Terrorangriffe auf das Hinterland einzustellen. Deshalb wäre es die deutlich riskantere Wette, allein darauf zu setzen, dass Putin sich zukünftig in seinen Expansionsphantasien zurückhalten wird.

Hans Möller, Frankfurt

Gekündigt durch die USA

Die Kriegspropaganda mit ihrer Einteilung der Welt in Gut (Nato) und Böse (Russland) wird jetzt auch von der FR wiedergegeben. Aber bei den Fakten sollte auch ein kriegsbegeisterter Leitartikel bleiben: Die großen Abrüstungsverträge ABM und INF, die zusammen mit dem noch gültigen START das Wettrüsten eingrenzten und Europa sicherer gemacht haben, wurden beide einseitig von den USA aufgekündigt.

Roland Hain, Bonn

Die Stationierung ist gefährlich für Europa

Man fühlt sich zurückversetzt in die Raketen-Eskalationen der 80er Jahre, die das Risiko eines Atomkrieges durch immer kürzere Vorwarnzeiten steigerten. Damals konnten die landgestützten Mittelstreckenraketen wegverhandelt werden und dank Gorbatschow folgte die deutsche Wiedervereinigung.
Wenn Raketen in Deutschland stationiert werden, die bis zum Ural reichen, sind sie Ziele von Präventionsschlägen. Stellt man sich einen greisen, bzw. jähzornigen Präsidenten auf der einen Seite und einen skrupellosen Präsidenten auf der anderen Seite vor, macht die Raketenstationierung unsere Situation in Europa sehr gefährlich. Wir müssen wieder zu Verhandlungen und Abrüstungsverträgen kommen.

Wilfried Lietzau, Bremen

Diesmal müssen sie recht behalten

Alles hat seine Zeit oder: Dinge wiederholen sich nicht. Es setzt dann den einen oder anderen Leser doch in Erstaunen, dass die aufgrund eines Beschlusses der SPD-Reichstagsfraktion von Hugo Haase am 4. August 1914 vorgetragene Position nun auch deutlich in der FR wiederholt wird. Um den russischen Despotismus zu besiegen und die davon ausgehende „Gefahr abzuwehren, die Kultur und die Unabhängigkeit unseres eigenen Landes sicherzustellen“, stimmte die SPD der Kriegsfinanzierung zu. Es scheint kaum jemanden zu beunruhigen, dass darauf keine 100 Jahre oder mehr des Friedens folgten, sondern die Auseinandersetzungen zwischen den Staaten an Umfang und Grausamkeit zunahmen. Autoren wie Herr Stillbauer müssten doch logisch und nachvollziehbar erklären, warum jetzt die Kontinuität des Krieges zu einer Lösung führt, die zumindest vielen gefällt. Als Resümee oder sich daraus ergebende Konsequenz wäre es doch folgerichtig, den 4. August zu einem nationalen Gedenk- wenn nicht gar Feiertag zu machen. Wie wäre es denn, wenn alle Freunde der Aufrüstung sich zum Dienst in der Bundeswehr meldeten oder – noch besser – gegenüber der ukrainischen Regierung ihren Willen bekundeten, gegen die Aggressoren in den Kampf zu ziehen. Denn: Diesmal müssen sie Recht behalten. Im Zweifel können „wir alle“ am Ende sagen: „Zum Glück haben wir uns nicht alles gefallen lassen!“

Erwin Lörsch, Salzgitter

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28 Kommentare zu “Nato-Rüstung: Washington wird uns alleine lassen

  1. zu @ Wolfgang Seibt,
    Ihre Frage warum Putin warten sollte mit einem Angriff auf NATO Gebiet und dann auch D. bis wir verteidigungsfähig sind halte ich leider für sehr berechtigt. Er wird das nur tun wenn er in der Ukraine dazu gezwungen wird ganz einfach aber offensichtlich. Auch Russland ist nicht unendlich groß und hat ca 140 Millionen Einwohner. Dazu kommt ein demografisches Problem das, da keine Zuwanderung, sicher nicht zu unterschätzen ist. Putin braucht um das was er bisher angerichtet hat zu begründen einen großen Sieg sonst hat er die Zukunft seines Landes ruiniert. Das können die paar Trümmerhaufen auf dem Donbass oder auf dem Weg zur Krim wohl kaum sein,. Die Geschichte wäre auch bei einem Waffenstillstand jetzt kaum vorbei und Putin steht unter Zeitdruck wenn er vor erreichen der Verteidigungsfähigkeit hier sein will.

  2. Zum Thema Klima.
    NACHRUF
    Das lange gepflegte und gehätschelte 1,5 Grad Ziel ist kürzlich sang- und klanglos verblichen. Es wurde 2015 aus der Taufe gehoben als einige Insulaner meinten, die 2 Grad Erwärmung seien wohl zu viel, da war die Völkergemeinschaft. großzügig und gab noch 0,5 Grad Abschlag. Nun haben wir also 1,64 Grad oder so ähnlich und man kann das wie ein Banner getragene. 1,5 Grad Ziel nicht mehr benutzen. Es ist weg ! Bis jetzt habe ich noch nirgends eine Bewertung dieser Tatsache bemerkt. Bis jetzt hat man auch das 2 Grad Ziel noch nicht bemüht, es wird ihm ja auch nur ein kurzes Leben beschert werden, leider. Unsere brummende Wirtschaft wird es richten, kein Zweifel. Bleibt die Frage, welches Ziel denn nun aufs Banner kommt ? 3 Grad – nein. das geht nicht, das ist viel zu hoch – oder ? 2,5 Grad ? das ist ja kaum höher als 2 Grad und das wird wohl bald erreicht sein wie es läuft. Die Erwärmung hat ganz. schön an Tempo zu gelegt- also doch 3 Grad ? Es werden noch Wetten angenommen. Auch 4 und 5 Grad sind möglich, was meinen sie ??

  3. Hallo H. Winter,
    sie möchten hier über das Klima reden. Ich weiß nicht ob das Bronski gefällt? Wobei in der Politik ja alles mit allem zu tun hat. Das es Zufall ist das Putin die Ukraine angegriffen hat nachdem in D. eine Regierung an die Macht gekommen ist die ernsthaft die Energiewende an gehen wollte möchte ich auch bezweifeln. Man muss sich nur vorstellen welche Rolle Russland nach dem Abschluss der Energiewende noch spielen könnte wenn nur noch sehr wenig Erdgas, Öl und Kohle gebraucht würden. Es war wahrscheinlich immer naiv zu denken das Putin den Weg dahin mit billigem Erdgas ebenen wird. Damit sind wir bei meinem ersten Beitrag und der Frage warum macht Putin das alles. Eine für mich glaubwürdige Antwort darauf habe ich bisher noch nirgends gehört oder gesehen. Es besteht schon die Gefahr dass das Klima bei diesen weltpolitischen Machtspielen unter die Räder kommt wie sie es ja auch beschrieben haben. Wie immer schreiben sie viel richtiges aber mit sehr negativen Schlussfolgerungen. Letzte Woche war in der FR im Wirtschaftsteil ein großer Bericht über den Beginn des Solarzeitalters. Wenn sie ihn gelesen haben sollte doch eigentlich klar sein wie das ausgeht. Das es große Wiederstände gibt die auch vor Gewalt in völlig unfassbarem Ausmaß nicht zurückschreckt ist leider zur Kenntnis zu nehmen wird aber an dem Ausgang nichts ändern. Das Solarzeitalter hat begonnen und das Klima wird davon profitieren. Da wird die nächsten 10 Jahre viel passieren. Das hat zwar ökonomische Gründe aber das ist dem Klima egal.

  4. @Alfred Harnischfeger
    „Die jüngste Entscheidung des Nato-Gipfels, weiter aufzurüsten und in Deutschland neue Marschflugkörper mit einer Reichweite bis nach Moskau zu installieren, wird mit der gleichen Begründung wie damals, also wieder zur Abschreckung Russlands, gerechtfertigt „ Das ist zwar formal richtig, jedoch gibt die russische Regierung mit ihrem Überfall auf die Ukraine den konkreten Anlass.
    Der russische Überfall erfolgte, weil die russische Regierung sich hier – in Verkennung der militärischen Gegebenheiten – leichte Beute gewittert hatte. Ihre Unfähigkeit zur realistischen Feindanalyse macht diese Regierung wirklich gefährlich. Vergegenwärtigt man sich die russischen Einschätzungen des „Westens“ und auch der Ukraine als dekadente, wehrunfähige Gesellschaften, die vor dem Überfall auf die Ukraine zirkulierten, und vergleicht diese Trugbilder mit den militärischen Realitäten, die sich in der Ukraine zeigen, komme ich zu dem Schluss kommen, im Kreml werden nur klare, eindeutige Signale verstanden.

  5. Hallo Hans,
    schön von ihnen zu hören. Nachdem ich anscheinend der letzte bin dem das Klima noch wichtig ist nahm ich an dass es genügt wenn man einen Beitrag als Klima Thema bezeichnet. Wie auch immer ist es doch bezeichnend, dass das 1,5 Grad Ziel nun Geschichte ist und das mit keinem Wort zur Kenntnis genommen wurde und wird. Es ist ja noch. viel schlimmer. Gestern Abend im 1.Programm Wetter von Herrn Carsten Schwanke. Bevor die Vorhersage kam zeigte er einen kurzen clip über die Durchschnittstemperatur weltweit Referenzzeitraum 1850 – 1900 ,die höchste je gemessene 1923 1,64 Grad ,dann brachte er die neue dem entsprechende Temperatur für 1924: 1,74 Grad Innerhalb eines Jahres eine Steigerung von 0,1 Grad. Er kommentierte das mit keinem Wort sondern fuhr fort mit dem Wetterbericht. Es bedeutet immerhin, dass wenn die Steigerungen so. weiter gehen das 3 Grad Ziel in den 30er Jahren erreicht würde, mit allen dazu gehörenden Katastrophen. Bis jetzt habe ich noch keinerlei Kommentare dazu gehört. Dabei wollte man doch höchstens 2 Grad zulassen. Da fehlen aber nur noch 0,26 Grad die schaffen wir locker bis 2o26 und dann ? Offensichtlich entwickelt sich die Temperaturerwärmung deutlich schneller als vorausgesehen. Man hatte ja auch der Wissenschaft keinen Raum gelassen und sie im Gegenteil als Alarmisten bezeichnet .Nun kommt es eben schneller, nur wie schnell, das ist die Frage.

  6. Im Gegensatz zu Breschnew und später Gorbatschow erscheint mir der derzeitige Potentat Putin weitaus skupelloser und mittlerweile unberechenbarer. Und da gibt es augenscheinlich nur zwei Alternativen. Entweder man hält ihn mittels militärischer Abschreckung auf Distanz oder man hat ihn über kurz oder lang an der Kehle.
    Manche Konstellationen in der Welt sind eben kein „Wünsch Dir was“.

  7. zu @ Hans Möller
    Ich teile ihre Einschätzung bis auf einen Punkt. Sie sind der Meinung das Kriegsziel von Putin währe die Einnahme der Ukraine gewesen. Daran habe ich Zweifel und wenn ich mir ansehe wie Finnland und Schweden reagiert oder Polen und das Baltikum sich geäußert haben bin ich da nicht alleine. Das Putin das Thema Ukraine unterschätzt hat ist klar. Er hat ja auch die erste Angriffswelle nur mit einem kleinen Teil der aufmarschierten Truppen gestartet. Außerdem hätte er um die Ukraine einzunehmen nicht die ihm gehörenden Gasspeicher in D. auf 0 Inhalt fahren müssen. Damit wollte er eine Gasnotlage in Europa erzeugen und das ist ihm ja auch fast gelungen. Was er damit hätte angefangen wenn er auf die Schnelle die Ukraine besetzt hätte und bei uns eine Gasnotlage erzeugt hätte ist die große Frage. Ich würde da sagen das Schweden und Finnland recht haben und vom schlimmsten ausgehen. Ob er die Widerstandskraft von Europa auch unterschätzt hat weiß ich nicht. Ich befürchte nein. Man konnte ja vor einigen Jahren dauernd von nicht schwimmenden Schiffen oder nicht einsatzbereiten Panzern u.s.w. lesen. Außerdem glaube ich dass das davonlaufen in Kabul auch Wirkung gezeigt hat. Deshalb würde ich auch einem Waffenstillstand, so wünschenswert er eigentlich wäre, in der Ukraine kritisch sehen. Es könnte ein Luftholen für Putin sein um weitere Aktionen vorzubereiten. Wir sollten beobachten ob die russische Wirtschaft im Kriegsmodus bleibt wenn es so kommt.

  8. Hallo H. Winter
    gestern war das Pressegespräch von H. Scholz vor der Sommerpause. Ich habe es nicht komplett gesehen aber nichts davon gehört oder mitbekommen dass das Thema Klima angesprochen worden wäre. Ich glaube das es kaum ein besseres Zeichen geben könnte das aufzeigt welchen Stellenwert das Thema derzeit in D. hat. Es ist ein Verlierer Thema das jeder meidet. Eigentlich bin ich derzeit fest überzeugt das die Grünen nicht der nächsten Bundesregierung angehören werden. Es wäre auch für die Union politischer Selbstmord das zu machen. Das Klima hat es natürlich selbst in der Hand das zu ändern. Habeck wird das letzte Jahr hoffentlich nutzen um die Energiewende unumkehrbar zu machen und die weltweite Energiewende läuft auch ohne D. Ob das für uns gut ist möchte ich bezweifeln. Ist aber wohl nicht zu ändern. Es bleibt spannend.

  9. Ich danke Bascha Mikafür das klärende Interview mit der grünen Spitzenpolitikerin Agnieszka Brugger. Putin führt einen brutalen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, da bin ich mir mit Frau Brugger und vielen anderen einig.
    Was macht Frau Brugger so sicher, dass man mit immer mehr Aufrüstung Frieden sichern kann? Was folgt von Seiten Russlands auf die Marschflugkörper, die ohne jede parlamentarische Mitwirkung und öffentliche Diskussion in Deutschland 2026 stationiert werden sollen? Wie wird dann wieder der Westen darauf reagieren? Und so dreht sich die Rüstungsspirale unaufhaltsam weiter, wenn nicht jemand dem Rad in die Speichen greift. Im zwischenmenschlichen Umgang gelten Deeskalationsmaßnahmen als passendes Mittel, um die Spirale der Gewalt zu stoppen. Für die Erhaltung des Weltfriedens gilt das nicht? Diejenigen, die auf die militärische Karte setzen, werden sagen, diese Frage sei dumm und naiv. Wer auf Verhandlungen setzt, wird oft sogar als ‚nützlicher Idiot Putins‘ abqualifiziert. So kann man jede Diskussion darüber, welche Wege zum Frieden führen könnten, im Keim ersticken. Zwar konnte man mit militärischen Mitteln den Durchmarsch der russischen Truppen verhindern, aber es macht gegenwärtig nicht den Eindruck, dem Frieden ein Stück näher gekommen zu sein. Gibt es eine hinreichende Sicherheit, den Krieg durch militärische Unterstützung des Westens gewinnen zu können?
    Frau Brugger setzt auf die militärische Karte. Sie kann sich sogar einen persönlichen Einsatz als Soldatin der Bundeswehr vorstellen. Sie würde viel in Kauf nehmen, wenn sie nur etwas mehr mitreden dürfte beim Militär. Die Wahl des Begriffes ‚kriegstüchtig‘ findet sie „nicht glücklich“. Hätte Boris Pistorius lieber einen euphemistischeren Begriff wählen sollen, ein Wort, das nicht so viele Ängste auslöst? Dass die Entscheidung für den Wehrdienst die Gefahr des Tötens und Getötetwerdens in einem brutalen Krieg nicht ausschließt – kein Thema. Aufrüstung treibt die Klimakatastrophe voran, deren Verhinderung die Grünen als ihr primäres Ziel ansehen. Der volkswirtschaftliche Schaden, verbunden mit einem Wohlstandsverlust, der immer die Schwächsten der Gesellschaft am stärksten trifft und den sozialen Zusammenhalt gefährdet und der Schaden, den wir an unserer Seele nehmen, wird immer größer. Und was noch viel schwerer wiegt: Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist nicht in Sicht. Sollten wir nicht lieber auf Friedens- und Abrüstungsverhandlungen setzen, um das Sterben zu beenden und langfristig den Frieden zu sichern, statt sich auf militärische Lösungen zu verlassen?

  10. Zum Leserbrief von Magret Gerdes in der heutigen Ausgabe:
    Danke für diese Zuschrift, deren Inhalt und Argumentation ich mich voll anschließe. Auch die Geduld von Frau Gerdes in der Herleitung ihrer Argumentation finde ich beeindruckend. Mir fehlt diese oft, so weit auszuholen, und wenn doch, um dann trotzdem als als Putinversteher abgekanzelt zu werden. Zudem: Wir waren nicht Papst, und wir sind auch nicht Bundeskanzler. Warum also nicht mal naiv denken und argumentieren? Sich auch mal offen machen mit Ängsten und Befürchtungen, und wie diese unser Sicherheitsdenken beeinflussen? Wer meint, so genau zu wissen, welche Sprache Putin angeblich versteht, und weshalb er so oder so agiert oder reagiert, ist möglicherweise auch naiv und erliegt seinen eigen Projektionen.

  11. Hallo Hans,
    das Thema Klima ist hier im Land völlig tot. Auch im privaten Raum, der eigenen Bekanntschaft will keiner etwas davon hören. Es gibt mehrere Gründe für diese Vogel Strauß Situation.Vor allem wird nicht wahrgenommen dass die Erwärmung weltweit sich einer Erhitzung annähert weil wir hier im Land das Glück eines schlechten Sommers haben was natürlich ein weitaus besserer Sommer ist als ein schöner Sommer mit 35 Grad plus. So ändern sich die Zeiten. Früher sang Rudi Carell :“Wann wird es endlich Sommer…..“ Wenn also das Wetter „gut“ wird kommt das Thema von ganz allein auf den Tisch. Ein anderer Grund ist, dass man eigentlich nichts gegen die Erwärmung tun kann, Wetter ist Wetter, das ist wie es ist. Der Gebetsmühlenhafte Spruch „Jeder kann etwas tun“ wird davon nicht richtiger. Unser aller Leben und Wirtschaften führt zur Erwärmung und zur Klimaänderung. Wie soll man das ändern ? Wenn man vor 50 Jahren mit aller Kraft begonnen hätte – aber das ist Unsinn, denn selbst heute weigern sich die Bürger die Fakten anzuerkennen, also was soll’s. Der Mensch kann mit langsam laufenden Katastrophen nichts anfangen. OK, wenn der Wald brennt oder es eine Überschwemmung gibt wird Mensch aktiv, aber eine Erwärmung von 0,1 Grad pro Jahr, was soll man da machen. Diese Erwärmung läuft z.Zt. rasant, etwa 0,1 Grad pro Jahr, die 2 Grad werden wohl bis spätestens 2027 erreicht sein. Das war aber die Obergrenze, die 2100 erreicht werden sollte ! Schon mal was vom Tanz auf dem Vulkan gehört ? Da ist es den Leuten lieber, das Thema ganz draußen vor zu lassen und so zu tun „als wär nix“. Verständlich aber nicht zielführend. Wie hilflos die Kommunen sind sieht man an der Stadt Frankfurt: Es werden so genannte grüne Container aufgestellt, zu 60 – 70000 Euro das Stück, die will man auf den Plätzen aufstellen. Die sollen das Klima verbessern. Es ist zum Lachen wenn es nicht so traurig wäre. Was da im Detail auf uns zu kommt weiß niemand so recht, das ist mal sicher. Im übrigen ist es dem Klima völlig schnuppe ob es von der Politik wahrgenommen wird aber es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Akteure.Wie es aussieht hat niemand damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Man muss sich vorstellen : Selbst wenn von jetzt an überhaupt kein CO2 mehr ausgestossen würde, die 2 Grad sind uns sicher. Dann würde aber kein Flieger mehr fliegen, kein Auto mehr fahren, und die halbe Zeit gäbe es keinen Strom und und und – also wird es wohl wärmer werden. Wie warm bleibt abzuwarten, aber bei 3 Grad wird nicht Schluss sein , da bin ich sicher.

  12. Man sollte die destabilisierende Wirkung dieser Waffen keinesfalls außer Acht lassen, in meinen Augen der wichtigste Gesichtspunkt. Insbesondere die Hyperschallwaffen sind von ihrer Charakteristik her Erstschlagswaffen (denn bei reiner Vergeltung kommt es weniger auf die Geschwindigkeit an). Nach Angaben des US-Congressional Research Service ist geplant, dass der Hyperschall-Gleitkörper manövrierfähig ist und eine Geschwindigkeit von bis zu 13.000 miles per hour (20.921 km/h) erreicht. Von Deutschland bis Moskau bedeutet das eine Flugzeit von gerade einmal sechs Minuten. 1983 entging die Welt nur knapp einem Atomkrieg, als das sowjetische Frühwarnsystem fälschlicherweise einen Angriff durch amerikanische Interkontinentalraketen meldete. Es war nur der Besonnenheit von Stanislaw Petrow, dem diensthabenden Offizier der sowjetischen Luftverteidigungsstreitkräfte, zu verdanken, dass der Untergang der Menschheit gerade noch einmal abgewendet wurde. Aber es war verdammt knapp: „Ich hatte fünf, höchstens zehn Minuten, um zu entscheiden, ob der Alarm echt ist“, sagte Petrow später. Trotzdem Zeit genug, um den Fehlalarm zu erkennen. Zeit, die jedoch bei in Europa stationierten Hyperschallwaffen vermutlich nicht mehr zur Verfügung steht. Was passiert, wenn die Russen nach dem Motto „use it or lose it“ handeln? D.h. die eigenen Raketen losschicken, sobald sie sich angegriffen fühlen, weil sie deren Verlust befürchten. Ob das tatsächlich der Fall ist, ist dann irrelevant. Die destabilisierende Wirkung der Mittelstreckenwaffen ist offenkundig.

  13. Es ist schon skurril, dass meine Klima Beiträge hier im Natoumfeld erscheinen aber sie passen eben nirgends hin. Aber ich bin doch nicht allein mit dem Klimathema. Frau Prof. Maren Urner regt sich auf über einen TV Beitrag über das Ahrtal Desaster und allgemein will sie nicht nachlassen auf die Klimakatastrophe hinzuweisen. Es ist eben auch ziemlich unbegreiflich, dass angesichts der auf uns zurasenden Katastrophen so eine Friedhofsruhe herrscht. Herr Schellnhuber in seinem Buch Heißzeit beschreibt die Situation so : Ein Mensch fällt von einem Hochhaus. Etwa auf Höhe des 2.Stocks wird er gefragt wie es ihm geht. Seine Antwort: Sehr gut, alles ok. Das war etwa 2015. Jetzt hat der Mensch wohl den 1.Stock erreicht und die Antwort dürfte noch ähnlich ausfallen…..

  14. @ Jürgen H. Winter

    Es gibt für Kommentare, die „nirgendwo hin“ passen, hier im FR-Blog die Möglichkeit, sie in der freien Diskussion in den Threads mit den Leserbriefen der Woche zu platzieren. Ich möchte vorschlagen, dass Sie diese Möglichkeit wahrnehmen, denn Ihre „Exkurse“ zum Klima stören die Diskussion der Nato-Raketenrüstung, die ebenfalls ein wichtiges Thema ist.
    Danke!

  15. Die in Deutschland stationierten US-Raketen (atomar bestückt?) und einer Reichweite von 2000 km werden viel Ungemach bringen. Sie eignen sich als Feind-Ziele besonders. Die Auseinandersetzungen im „neuen Kalten Krieg“ werden sich zuspitzen. Gesellschaftliche Reaktionen bleiben nicht aus. Die Restbestände der „alten Friedensbewegung“ sind noch mobilisierungsfähig und werden eine neue Dynamik entfalten. Ich habe noch Hoffnung, was die Großkirchen anbetrifft („Bewahrung der Schöpfung“, das 5. Gebot, „Feindesliebe“). Die Grünen zu Zeiten des „NATO-Doppelbeschlusses“ und des Duos Petra Kelly und General Bastian haben mit den im Kern verdorbenen Grünen der Jetztzeit nichts mehr gemein. Mit den „Grünen“ rechne ich im Rahmen einer sich erneuert habenden Friedensbewegung persönlich nicht.
    Die SPD unter Scholz/Esken wird ihren krisenhaften Weg mit Wahlzustimmungen von erheblich unter 15% weitergehen. Der ganze Hochrüstungsirrsinn wird zu massivem Sozialstaatsabbau führen. Die herrschende Politik wird noch geringere Zustimmung finden. – Und: Es wird Suchbewegungen, die Alternativen hervorbringen, geben.
    Die Friedensbewegung wird am 3.10.2024 gegen den Hochrüstungsirrsinn in Berlin demonstrieren. Ich habe mir für diesen Auftakt schon die Fahrkarte nach Berlin besorgt. Die nächsten Jahre werden noch ungemütlicher und konfliktreich! Wir friedensbewegten Oldies werden mit den Enkeln kommen.

  16. Die Frankfurter Rundschau ist eine der wenigen Zeitungen, die zum Thema „Krieg – Frieden“ auch öfter Beiträge – meist Leserbriefe – veröffentlicht, die der seit der „Zeitenwende“-Rede des Bundeskanzlers vornehmlich vertretenen angeblichen Notwendigkeit vermehrter Rüstungsausgaben, die ganz allein unserer Sicherheit dienen würden, widersprechen.
    Ein Beispiel hierfür ist der Leserbrief „Mehr Waffen führen nie zu mehr Frieden“ von Alfred Harnischfeger. Dieser wandte sich schon im Oktober 1983 – damals als Landesvorsitzender der Lehrergewerkschaft GEW – als Redner bei einem Sternmarsch im Main-Taunus-Kreis gegen eine geplante Stationierung von atomar bestückten Mittelstreckenraketen. In Erinnerungen daran spricht sich Harnischfeger auch heute gegen eine erneute Aufstellung von US-amerikanischen Mittelstreckenraketen hier bei uns in Deutschland aus. Und damit hat er recht.
    Wie konnte es so weit kommen, dass der Forderung des Verteidigungsministers Pistorius nach Kriegstüchtigkeit nicht ein landesweiter Aufschrei des Protestes folgte? Wie kann es sein, dass unsere Regierung ohne vorherige Diskussion im Parlament der Stationierung dieser Waffen bereits zugestimmt hat?
    Der Glaube, dass immer mehr Waffen unsere Sicherheit gewährleisten, ist ein Trugschluss. Allein vertrauensbildende Maßnahmen, Diplomatie und Verhandlungen, die zu friedenssichernden Abkommen führen, können den Frieden hier bei uns und weltweit sichern.
    So weit waren wir schon einmal. Und dahin müssen wir auch wieder kommen, wenn uns unser und das Leben unserer Kinder und Enkel am Herzen liegt.

  17. zu @ Gerhard Kern
    Ihre Fragen sind doch einfach zu beantworten. Einem großen Teil der Bevölkerung ist klar das Putin kommen will und es nicht sicher oder sogar gar nicht zu erwarten ist das die USA wegen Europa in einen großen Krieg ziehen würden. Deshalb muss Verteidigungsfähigkeit hergestellt werden. Sie können sich ja gerne vor russische Panzer stellen wenn sie wollen. An besten sie fangen in der Ukraine damit an.

  18. Es erschreckt mich, mit welcher Hartnäckigkeit Positionen auftauchen und an prominenter Stelle verbreitet werden, die durch den russichen Angriff auf die Ukraine als -freundlich gesagt- absurde Träumerei entlarvt wurden. Die amerikanischen Waffen, auch die Atomwaffen, sichern unsere Freiheit. So war es und so ist es leider.

  19. Das Problem bei „vertraunsbildenden Maßnahmen“, etc liegt darin, dass man der derzeitigen russischen Führung alles zutauen kann. Aber halt eben nicht vertrauen.
    Und so wird auch manch einstiger Friedensbewegter zu der traurigen Schlussfolgerung kommen, dass das, was im Jahr 1984 richtig gewesen sein mag für das Jahr 2024 obsolet ist.

  20. Der wichtigste Unterschied zum kalten Krieg früher ist einfach das wir heute keinen kalten Krieg sondern einen heißen Krieg erleben. Abschrecken alleine reicht da nicht mehr und es gibt keinen Grund anzunehmen das es Putin nur um die Ukraine geht. Es läuft ein Krieg unter der Atomschwelle der hoffentlich da bleibt und nicht eskaliert. Deshalb kann man den Sinn der Raketen schon hinterfragen. An den Startknöpfen werden US Soldaten sitzen und die werden sie nicht betätigen solange Russland nicht die USA mit Atomwaffen angreift. Gegen russische Panzer werden wir uns schon selbst wehren müssen. Vielleicht mit konventioneller Unterstützung der USA. Auf jeden Fall bis zum Rhein. Frankreich wird da dann nicht mehr mitmachen. Die USA werden nicht zuerst Atomwaffen einsetzen. Deshalb muss Verteidigungsfähigkeit hergestellt werden verbunden mit der völlig unberechtigten Hoffnung das Putin so lange wartet oder was viel wahrscheinlicher ist er im Osten aufgehalten werden kann

  21. @ Gerhard:: Kern
    Wenn ich diese gestanzte Satzsequenz lese, schwillt mir inzwischen innerlich der Hals: “ Der Glaube, dass immer mehr Waffen unsere Sicherheit gewährleisten, ist ein Trugschluss. Allein vertrauensbildende Maßnahmen, Diplomatie und Verhandlungen, die zu friedenssichernden Abkommen führen, können den Frieden hier bei uns und weltweit sichern.“
    Ich halte das für rhetorische Spiegelfechterei, die jeder Realität entbehrt.
    In unserer Welt gibt es nichts, was Sicherheit gewährleisten könnte, weder „immer mehr Waffen“ noch „Allein vertrauensbildende Maßnahmen, Diplomatie und Verhandlungen“.
    Für das Versagen von Diplomatie und Verhandlungen stehen beispielhaft die vielen gebrochenen internationale Verträge, in denen sich Russland zum Gewaltverzicht in politischen Konfliktfällen – insbesbesonder bei Grenzstreitigkeiten – bekannt hat. Für das Versagen von „immer mehr Waffen“ zur Gewährleistung von Sicherheit steht beispielhaft der Fall des Terrorangriffs der Hamas auf das hochgerüstete Israel.
    Es kann immer nur darum gehen, die Wahrscheinlichkeit für den Beginn von Kriegen zu reduzieren. Das Patentrezept hierfür haben werder die Befürworter von Aufrüstung noch die von Abrüstung.
    Im Fall Russlands halte ich eine vernünftigte Rüstung für angemessen. Was das sein kann, darüber ist zu streiten. Die Situation im Nahen Osten ist wesentlich komplizierter, zeigt aber dass die Politk der Vergangenheit, in einem feindlichen Umfeld ausschließlich auf militärische Stärke zu setzen, den Staat in eine Sackgasse geführt hat.

  22. der von Herrn Möller vertretenen Auffassung, die russische Regierung gebe „mit ihrem Überfall auf die Ukraine den konkreten Anlass“ zur NATO-Aufrüstung mit Mittelstrecken- und Hyperschallraketen möchte ich entschieden wiedersprechen! Auch die zur „Beruhigung“ der Öffentlichkeit eingebrachte Argumentation von Minister Pistorius, es würden in Deutschland ab 2026 „nur“ Raketen mit konventionellen Sprengköpfen“ stationiert, geht an der Tatsache vorbei, dass vor allem die Hyperschallraketen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 20.000 km/h die Kommandostrukturen und westlich des Urals plazierten Raketenrampen Russlands nahezu ohne Vorwarnzeit – und damit ohen jegliche Chance auf Überprüfbarkeit eines möglichen technischen Versagens oder eines Fehlalarms – zerstören können. Somit sind diese neuen, präzise steuerbaren Raketen, ähnlich den seinerzeitigen Pershing II und Cruise Missiles, klassische Erstschlags- und „Enthauptungs“-Waffen, welche (aus gegnersicher Sicht betrachtet) zum sofortigen Gegenschlag „zwingen“ und Deutschland damit „wie schon im Kalten Krieg zur möglichen Abschussrampe, Zielscheibe und Schlachtfeld eines Atomkriegs“ machen (Zitat: Naturwissenschaftlerinitiative). Der INF-Vertrag von 1987 zum Verbot landgestützter Mittelstreckenraketen mit Reichweiten zwischen 500 und 500km wurde 2019 zuerst von Präsident Trump mit dem Hinweis auf russische, um Kaliningrad stationierte Marschflugkörper gekündigt. Der offizielle Streitpunkt war die Reichweite dieser russischen Raketen. Lt. Moskau sei sie 480 km; die US-Regierung behauptete 2.500 km. Hätte ein Interesse bestanden, den bis dahin erfolgreichen Abrüstungsvertrag zu retten, hätte die NATO auf eine von Russland angebotene Vorort-Überprüfung und ein Stationierungsmoratorium eingehen können. Beides wurde aber abgelehnt! Oberst a.D. Wolfgang Richter gab dazu im Deutschlandfunk seine Einschätzung, dass damit die Chance vertan wurde, „zumindest einmal das System zu überprüfen…und abzuschätzen, handelt es sich um eine Langstreckenwaffen oder nicht“. Warum aber die Abfuhr der NATO? Die Antwort gab der US-Offizier Michelle Baldanza bereits im März 2019 gegenüber Reuters. Demnach habe die USA damals schon mit „Fabrikaktivitäten begonnen“, welche „bis zum 2. Februar (Kündigung des INF-Vertrags) nicht mit den US-Verpflichtungen unter dem Vertrag zu vereinbaren gewesen wären“. In der Folge wurde dann bereits 2021 in Wiesbaden das zuständige US-Kommando zur Koordination der Raketeneinsätze, welches nach dem Abschluss des INF-Vertrags aufgelöst worden war, wieder reaktiviert – alles weit vor dem unverzeihlichen Einmarsch Russlands in die Ukraine! Die jetzt in den Hinterzimmern der Politik/Militärs beschlossene Raketenstationierung wird, sofern sie nicht gestoppt wird, eine neue gegenseitige Aufrüstungs- und Eskalationsdynamik in Gang setzen, die die Zeiten des Kalten Krieges zu übertreffen droht – und das ohne Beteiligung des Parlaments und der Öffentlichkeit und ohne (wie seinerzeit beim NATO-Doppelbeschluss) gleichzeitiges Verhandlungsangebot. Dies darf unter keinen Umständen durchkommen!

  23. Hallo Herr Möller,
    da bin ich aber ganz bei ihnen. Weder die Bewaffnung noch die Diplomatie bestimmen über den Ausbruch eines Krieges. Es ist immer menschliche Unvollkommenheit. Man muss sich doch den Planeten nur ansehen mit seinen ganzen Kriegen und Krisen, seinem Fortschritt und seinem nach den Sternen greifen . menschliches Tun eben, so häufig sinnlos und verderblich. Der Mensch ist so gestrickt, das hat ihn raketengleich „erfolgreich“ und zur Beherrschung des Planeten gemacht, nur kommt er damit nicht zurecht. So wie es heute läuft geht die Sache den Bach runter, auf allen möglichen Gebieten. Wir sind zu erfolgreich ! so wie Midas, dem alles zu Gold wurde…. Eben alles nichts Neues. Wir suchen doch immer noch einen Planeten mit vernunftbegabten Lebewesen, bis jetzt haben wir noch keinen gefunden.

  24. Ulrich Menzel meint in der FR vom 22.8.24 im Interview mit Bascha Mika, dass die für eine Stationierung in Deutschland vorgesehenen neuen US-Mittelstreckenraketen nur der Abschreckung und Kriegsverhinderung dienen sollen. Das greift jedoch etwas zu kurz. Zur glaubwürdigen Abschreckung gehört die Bereitschaft, die Waffen gegebenenfalls auch einzusetzen. Auch wenn die geplanten Waffen vorerst konventionell bestückt werden sollen, sind sie geeignet, das nuklear-strategische Verhältnis zwischen Ost und West gründlich zu verändern, da die Waffen nukleare Einrichtungen in Russland praktisch ohne Vorwarnzeit zerstören können. Die Erstschlagsfähigkeit des Westens würde erhöht, was eine neue Aufrüstungsspirale in Gang setzen wird. Es wäre gut, wenn die FR die Studie von Oberst a.D. Wolfgang Richter „Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland“ diskutieren würde. Richter betont, dass diese Stationierung das strategische Gleichgewicht zwischen West und Ost gefährlich verändere, die Chancen künftiger Rüstungskontrolle dramatisch reduziere und die Konfrontation zwischen NATO und Russland unnötig verschärfe. Angesichts der Überlegenheit der NATO bei luft- und seegestützten Systemen überzeuge die Entdeckung einer angeblichen Fähigkeitslücke nicht. Gerade zeitgleich mit Auslaufen des New-START-Vertrages 2026 sollen die neuen Raketen singulär in Deutschland stationiert werden. Eine Verlängerung des letzten noch bestehenden Rüstungsabkommens wäre dann kaum mehr möglich. Es bedarf jetzt eines breiten Aufstandes gegen die verhängnisvolle neue Raketenstationierung, die ohne öffentliche Debatte und ohne jegliches Verhandlungsangebot an die Gegenseite durchgesetzt werden soll.

  25. @Bernd Bremen
    Lieber Herr Bremen,

    den Widerspruch zwischen meinem Beitrag und Ihrem, kann ich nicht wirklich erkennen. Ihrem Beitrag kann ich weitgehend zustimmen. Weitgehend heißt hier, ich teile Ihre Beschreibung der militärtechnischen Fakten.
    Auch dem, was die möglichen Absichten hinter der seit längerem geplanten und jetzt angekündigten Raketenstationierung betrifft, kann ich natürlich nicht wirklich widersprechen. Wer weiß denn schon, was in manchen Gehirnen im Pentagon und im BMVg vor sich geht? Sollten all die Mutmaßungen in Ihrem Beitrag zutreffen, so hat Putin auf jeden Fall mit seinem militärischen Abenteuer in der Ukraine, den westlichen Militärs das Geschäft erleichtert.
    Darüber hinaus ist es für mich unter geostrategischem Blickwinkel vorstellbar, dass US-Strategen durchaus ein Interesse daran haben können, Russland als potentiellen Bündnispartner Chinas in einen niederschwelligen Krieg in der Ukraine verwickelt zu sehen. Mir jedenfalls würde das die merkwürdige Formel erklären: „Die Ukraine darf diesen Krieg nicht verlieren – Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen.“ Wobei Putin natürlich ein solches Kalkül – wenn es das denn gibt – jederzeit mit einem Rückzug aus der Ukraine durchkreuzen kann.

  26. zu @ Hans Möller
    Jetzt fehlt nur noch das sie endgültig Putin zum Friedensfürsten erklären der demnächst den bösen Westen ärgert in dem er seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine beendet. Über welche Verdrängungskapazitäten muss man verfügen um das so zu sehen. Beneidenswert.

  27. Wenn man die Kommentare hier liest sollte man mal daran erinnern das es derzeit nur einen gibt der Städte in Trümmern legt. Krankenhäuser und Schulen bombardieren lässt und Kinder entführen. Im Westen überlegt man Raketen aufzustellen. Ist der Unterschied denn wirklich nicht erkennbar? Ok ich habe Israel vergessen. Die Regierung dort will auch den Krieg ähnlich wie Putin.

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