Viele FR-Leserinnen und -Leser sind beunruhigt und auf der Suche nach Antworten auf die offenen Fragen unserer Zeit. Darunter steht diese an erster Stelle: Warum erstarkt der Nationalismus? Und das auch noch weltweit, wie es scheint. Allen zivilisatorischen Fortschritten zum Trotz – oder deswegen? – scheinen sich viele Menschen nicht nach Freiheit, nach Liberalität zu sehnen, sondern nach Autorität und starker Führung. Erlebt der Nationalstaat des 19. Jahrhunderts eine Renaissance mit seiner Obrigkeitshörigkeit und Duckmäuserei? Bisher geben die Regierungen jedenfalls „Antworten aus dem 19. Jahrhundert“ auf die immer forscher Auftretenden Rechtsextremen und Faschisten. Zu dieser Einschätzung gelangt keine Geringere als die große Frau der US-Außenpolitik Madeleine Albright, die frühere Außenministerin. Es mag ja zutreffend sein, dass differenzierte Argumentationen zunächst einen schweren Stand gegen die griffigen Parolen der Rechtspopulisten haben. Doch was steckt hinter diesen Parolen? Zumeist das argumentative Nichts. Die Rechten haben keine echten Konzepte, sie arbeiten mit Stimmungen. Also müsste es doch trotz allem möglich sein, ihnen die Hosen runterzuziehen. Der Kampf um die Köpfe ist in vollem Gang. Auch FR-Leser Heinz Markert aus Frankfurt hat dazu ein paar Fragen und Anmerkungen, die er in einem langen Leserbrief formuliert hat. Für das Print-Leserforum war er zu lang. Dort erschien eine gekürzte Fassung. Hier kommt die ungekürzte als Gastbeitrag im FR-Blog.

Macker, Machos und Großtöner

Von Heinz Markert

.

Der Nationalismus beginnt verbal als schleichend verderbliches Phänomen eines lässlichen Lasters, das leicht zu haben ist. Geht er in den besinnungslosen Stolz der Überheblichkeit über, wird er zur Todsünde. Zunächst ist er ein schwelendes Produkt der den Hass ausbrütenden Stammtische und wendet sich gegen andere Nationen, Länder und Völker. Er kann im Massentaumel zur Walze aus Dummheit und Unvernunft werden.

Woraus entsteht Nationalismus? Er entsteht dadurch, dass die moderne Zivilisation die Menschen so sehr einschnürt, zurichtet und ihnen so tiefes Leid antut, dass sie danach sinnen, den Kulturzustand wiederaufzuheben, indem es sie nach gewalttätigen Ausbrüchen drängt, und sie beginnen, sich als Nationen hasserfüllt gegeneinander zu wenden. Der offene Nationalismus beginnt mit einem Fieber, das sich zur Epidemie auswächst und Millionen ins Verderben reißt.

Statt die Fehler und Versäumnisse der eigenen Nation zu erkennen, wird die Schuld bei den Anderen gesucht, das Übel im Fremden verortet. Sogleich aber muss man hinzufügen – es ist raus! – dass das Übel der nationalen Überheblichkeit von überwiegend männlicher Art und vielleicht Natur ist. Die Welt wird heute mehr und mehr von männlichen Tätern beherrscht und in den Schwitzkasten genommen. Die Frauen müssen überall ausputzen, was die Männer angerichtet haben. Nicht nur in Afrika, auch in Nordamerika und Europa.

Das Weltproblem ist offenbar ein männlich verursachtes Problem. Leute wie Putin, Orban, Erdogan, Trump, Kaczyinski und Zeman u.v.m., Macker, Machos und Großtöner, nehmen sich ihre Länder zur Beute und die Welt in den Griff. Es wird höchste Zeit, dass das neue 68 vom Feminismus bestimmt wird und nicht mehr von unappetitlichen männlichen Chauvinisten. Korpsgeist unter Männern sollte beim neuen Mann verpönt sein. Wenn Frauen selbstbewusst auftreten, sind sie sogleich die Furien und Schreckschrauben, während Männer, die sich rücksichtslos durchsetzen, immer als männlich gelten (auch bei dummen Frauen).

Immer noch sollen Frauen sich in Nibelungentreue gegenüber Männern ergehen, ihnen den Rücken freihalten, sich mehr mit Kinder, Kirche und Küche befassen, damit Männer Politik und Wirtschaft machen können. Allerdings: manche Frauen stellen sich der männlichen Logik in den Dienst. Übrigens: Wer stoppt in Frankfurt endlich die Autoposer und Profilierungsneurotiker mit ihren getunten Schärpen und Bikes, die partout nicht von der virilen Machtdemonstration lassen wollen. Und die nimmt täglich zu. Macht ist bei der männlichen Massenkohorte, die wie Untote umhergeistern, ein Ausbund männlichen Eigendünkels.

Das Denken in Machtkategorien entwickelt sich beim schlichten Geist und Charakter schnell zur Nationaleitelkeit, die zur katastrophalen Weltfieberkrankheit ausarten kann. Der dem Dünkel enthobene Mann muss einen neuen Pakt eingehen, um die Welt vor dem Ungeist der Männer-Macho-Machtkrankheit zu retten. Über all den Ungeistern thront momentan ein Horst Seehofer.

Arthur Schopenhauer schrieb: „Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz, denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, da er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt“.“

Verwandte Themen

12 Kommentare zu “Macker, Machos und Großtöner

  1. «Die Welt wird heute mehr und mehr von männlichen Tätern beherrscht und in den Schwitzkasten genommen.“ Früher wurde die Welt also mehr von Frauen beherrscht?
    „Woraus entsteht Nationalismus? Er entsteht dadurch, dass die moderne Zivilisation die Menschen so sehr einschnürt, zurichtet und ihnen so tiefes Leid antut,…“ Aha, die moderne Zivilisation ist schuld. Ich dachte schon, dass man die Nationalisten verantwortlich machen könnte.

  2. @ Henning Flessner

    Sie haben sich also nie gefragt, wieso es heute so eine deutliche Rückwärtsbewegung in Richtung Nationalismus gibt?
    Auch wenn mich Heinz Markerts Erklärungsansatz nicht unbedingt überzeugt, halte ich Ihre Antwort, da seien halt Nationalisten am Werk, denn doch für etwas zu platt.

  3. „Woraus entsteht Nationalismus? Er entsteht dadurch, dass die moderne Zivilisation die Menschen so sehr einschnürt, zurichtet und ihnen so tiefes Leid antut, dass sie danach sinnen, den Kulturzustand wiederaufzuheben, indem es sie nach gewalttätigen Ausbrüchen drängt, und sie beginnen, sich als Nationen hasserfüllt gegeneinander zu wenden.“

    Schwammiger geht’s wohl nicht mehr, Herr Markert?
    Wer sind denn hier die „eingeschüchterten Menschen“? – Etwa AfD, Pegida usw.? – Die könnten dann ja keine bessere Rechtfertigung für ihr Treiben finden.
    Und wer steckt hinter der „modernen Zivilisation“, die angeblich an allem schuld ist?
    Womit das Problem wunderbar entpersonalisiert und anonymisiert wäre, sodass man gar nicht mehr nach Verantwortlichen suchen muss: Da gibt es dann keine Manager mit horrenden Dividenden mehr, keine global agierenden Multis und Investmentspekulanten, die zur Profitmaximierung mit Grundbedürfnissen des Menschen, mit Lebensmitteln, Wasser usw. spekulieren, ganze Nationen in den Ruin treiben, keinen Trump, der die ganze Welt für ein Kasino zur Bestätigung des eigenen Ego hält usw.
    Übrig bleibt nur noch eine anonyme „moderne Zivilisation“, gegen die man sowieso nichts ausrichten kann und – so wäre dann die Schlussfolgerung – wohl auch nicht soll.

    Wenn dann auch noch Machoattitüde als „Ursache“ von „Nationalismus“ angeführt wird, Ursache und Wirkung vertauscht werden, wird es erst richtig fatal.
    Abgesehen davon, dass Sie eine Marine Le Pen und deren – noch schlimmere Nichte – bei der Galerie der Machos mal gerade runter fallen lassen: Natürlich sind das alles erbärmliche Machos. Die aber ihr jämmerliches Macho-Gehabe nur zelebrieren können, weil sie eben dafür Tausende und Abertausende Fans und Bewunderer finden – und davon ein nicht unerheblicher Anteil an Frauen.
    Wie aber ist deren Geilheit auf „Männlichkeits“wahn zu erklären?

    Wer sich auf einer so oberflächlichen Ebene bewegt, erklärt nicht nur nichts, er riskiert auch, selbst zum Zwecke der Verschleierung wirklicher Gründe wieder erstarkenden Nationalismus instrumentalisiert zu werden.
    Nationalismus aber ist wie ein schleichendes Gift, vor dem nicht einmal hoch intelligente Menschen gefeit sind.

    Dazu ein Beispiel:
    Thomas Mann schrieb 1915 den Essay „Gedanken im Kriege“. Darin geht er auf genau so schludrige Weise mit dem Begriff der „Zivilisation“ um wie Sie. Er grenzt dabei die – angeblich dekadente – „Zivilisation“ westlicher Demokratien (er meint vor allem Frankreich, auch England) von der – natürlich viel tiefsinnigeren – deutschen „Kultur“ ab: ein „intellektueller“ Beitrag zu deutscher Kriegsführung und deutscher Aggression.
    Es bedurfte etwa 10 Jahre und eines tiefgehendes Zerwürfnisses mit seinem weitsichtigeren älteren Bruder Heinrich, bis sich ein Thomas Mann dazu überwand, sich von diesem Unfug zu distanzieren.

    Heute findet sich Ähnliches in der fremdenfeindlichen „Erklärung 2018“ vor allem ostdeutscher Intellektueller wie Uwe Tellkamp, Vera Lengsfeld usw.
    Mit „Machoattitüden“ als vermeintlicher Ursache ist das ganz sicher nicht erklärbar.
    (vgl. https://www.vorwaerts.de/blog/erklaerung-2018-wenig-demokratie-tun-hat
    http://frblog.de/tellkamp/)

  4. @Brigitte Ernst
    Mir fällt auch, dass hier im Blog selten die Menschen für ihr Handeln in Verantwortung genommen werden (außer Radfahrer natürlich ?). Immer ist irgendjemand dafür verantwortlich, dass die Menschen sich entsprechend verhalten. Bei Herrn Markert ist die moderne Zivilisation am Nationalismus schuld. Die armen Nationalisten können nichts dafür.
    Beim Herrn Malyssek ist es der böse Kapitalismus. Bei Herrn Lübbers sind es die Lobbyisten.
    Herrn Engelmann ist das zu schwammig, aber er bietet als Schuldigen Manager, Marine LePen und Donald Trump an.
    Wenn jemand nationalistische Parolen schreit, ist das seine freie Willensentscheidung? Es gibt es eine Willensfreiheit überhaupt oder ist das Verhalten determiniert?

  5. @ Henning Flessner, 25. Juli 2018 um 13:01

    Es wäre schon hilfreich, bevor man meint, sich über andere lustig machen zu müssen, sich anzugewöhnen, andere Beiträge wenigstens einigermaßen korrekt wahrzunehmen.
    Es ist z.B. ein mehr als kleiner Unterschied, ob man Beispiele für komplexe Verantwortlichkeiten benennt, die nicht zu ignorieren sind, oder ob man – wie Sie unterstellen – jemanden als „Schuldigen anbietet“.
    Aber sich über vermutete „simple Weltbilder“ anderer zu erheitern ist offenbar erhebender als sich selbst um einen produktiven Beitrag zu bemühen.

  6. @Werner Engelmann
    Sie haben geschrieben:
    „Womit das Problem wunderbar entpersonalisiert und anonymisiert wäre, sodass man gar nicht mehr nach Verantwortlichen suchen muss: Da gibt es dann keine Manager mit horrenden Dividenden mehr, keine global agierenden Multis und Investmentspekulanten, die zur Profitmaximierung mit Grundbedürfnissen des Menschen, mit Lebensmitteln, Wasser usw. spekulieren, ganze Nationen in den Ruin treiben, keinen Trump, der die ganze Welt für ein Kasino zur Bestätigung des eigenen Ego hält usw.“
    Ich habe dies so verstanden, dass Sie der Meinung sind, dass es personalisierte Verantwortliche für den Nationalismus gibt, nämlich z. B. Manager oder Spekulanten. Ich habe von Schuldigen geschrieben, weil für mich jemand, der für ein Übel verantwortlich ist, schuld an diesem Übel ist.
    Ich habe nicht beabsichtigt, mich über jemanden lustig zu machen.
    Ich habe eine ernsthafte Frage gestellt (Ich bin nicht beleidigt, wenn Sie nicht darauf eingehen). Sind Menschen für ihre Überzeugungen verantwortlich oder sind die Überzeugungen, salopp ausgedrückt, „ein Produkt der Umwelt“?
    Ich habe ein Eindruck, dass hier im Blog hauptsächlich die Meinung vertreten wird, dass nicht die Menschen für ihre Überzeugungen verantwortlich sind, sondern die Umwelt (Kapitalismus, moderne Zivilisation, Manager, Spekulanten, Lobbyisten, das Internet etc.) der Menschen.
    „keine global agierenden Multis“
    Ich nehme mal an, dass Sie als „Multis“ multinationale Konzerne meinen. (Gibt es auch Multis, die nur lokal agieren?)
    Ich habe 30 Jahre lang in einem solchen gearbeitet mit Kollegen und Kolleginnen aus 43 Ländern in einem Gebäude. Ich habe dort nichts von Nationalismus verspürt und frage mich, ob oder wie ich dort (unbewusst) auch für den aufkommenden Nationalismus gesorgt habe.

  7. @Henning Flessner
    Nachweislich bin zumindest ich nicht paranoid. Pauschal zu unterstellen, dass auch ich die Gründe für meine Not im Kapitalismus, der modernen Zivilisation, den Managements großer Konzerne, Spekulanten, Lobbyisten oder gar im Internet suche, ist insofern nicht möglich, weil sich solch ein Unterfangen bereits an der Integrität meiner Person bricht. Meinerseits fehlt mir somit eher, dass hier im FR-Blog nahezu keiner der kommentierenden Leser die Konsequenzen daraus für eine Analyse der Gesellschaft durchbuchstabiert, die auf der Höhe der Zeit ist und sich nicht darin verliert, zum wiederholten Mal ohnehin dadurch zum bloßen Meinen herabgesunkene Ideologien zu reproduzieren.

  8. @ Henning Flessner

    Der Kapitalimus ist tatsächlich böse, weil der Mensch seinen Mechanismen ausgeliefet ist. Die Akteure des K. wissen das und der Staat ist zum Steigbügelhalter der kapitalistischen Interessen geworden.

  9. @Jürgen Malyssek
    «…weil der Mensch seinen Mechanismen ausgeliefert ist:“
    Bedeutet dieses Ausgeliefertsein, dass die Menschen diesen Mechanismen nicht entrinnen können?
    Sind auch „Die Akteure des K.“ diesen Mechanismen unterworfen?
    Wenn wir alle diesen Mechanismen ausgeliefert sind, kann man uns dann noch für unser Handeln verantwortlich machen.
    Was meinen Sie mit „Staat“? Sie sind doch auch Teil dieses Staates.

  10. @ Henning Flessner

    Die Menschen könnten diesen Mechanismen schon entrinnen, in dem sie selber denken würden und Charakter zeigen würden. Aber sie tun’s eben nicht, weil die Anpassungsbereitschaft einfach zu groß ist.
    Nehmen Sie mal das Bild, dass Harald Welzer in seinem Buch DIE SMARTE DIKTATUR für den neuen Typ von Diktatur benutzt, Big Data, die neue Macht der Digitalisierung und deren Machthaber.
    Für das bisschen mehr Bequemlichkeit, geben wir als „Konsumzombies“ nach und nach unsere Selbstbestimmung, unsere Privatheit, unsere wirkliche Freiheit auf. (ich teile seine Ansichten voll und ganz, allein schon durch meine Alltagserfahrungen und -beobachtungen).

    Das furchtbare an einer Diktatur (auch diesen neuen Typ von Diktatur) ist ihre Mitläuferschaft. Die Menschen im Rausch, dem Hunger nach Bedeutung und Zugehörigkeit.
    Schon längst haben wir diese Mitläuferschaft.

    Ich glaube nicht, dass die kritischen Geister und diejenigen, die sich gegen diese neuen Machtstrukturen wehren ausreichen werden, dieser Entwicklung Einhalt zu geben. Was nicht ausschließen soll, im Widerstand zu bleiben.

    Die Akteure des Kapitalismus sind am allerwenigsten daran interessiert die Strukturen der Macht zu verändern. Denn das ist es, was ihnen den Reichtum, das viele Geld, die Herrschaft beschert. Insofern sind sie von ihrer inneren Struktur der der äußeren Struktur (den Mechanismen des K.) unterworfen.

    Dass wir dennoch für unser Handeln verantwortlich sind und bleiben, bleibt bestehen. Wenn es für diejenigen, die aufgrund eines durchlässigen, korrupten, gesetzlosen Systems möglich ist, die sich der Verantwortung für ihr rücksichtsloses Handeln zu entziehen, dann haben wir auf Dauer die Despotie. Und das hatten wir schon. Gar nicht so lange her.

    Sicher, ich bin Teil des Staates. Ich bin Bürger und Wähler und jetzt Kritiker. Der Staat an sich ist die Regierung, die Legislative, die Judikative und die Ausführende.
    Ich bin nicht der Staat. Ich bin Staatsbürger.

    „Die Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die Aufklärung.“
    IMMANUEL KANT

  11. @ Henning Flessner, 26. Juli 2018 um 12:42

    „Sind Menschen für ihre Überzeugungen verantwortlich oder sind die Überzeugungen, salopp ausgedrückt, „ein Produkt der Umwelt“?“ –

    Sowohl theoretisch wie praktisch ist diese Frage längst geklärt.
    Reine „Milieutheoretiker“ im Sinne der Naturalisten, die den Menschen allein als Produkt seines „Milieus“ auffassen, gibt es schon lange nicht mehr. Doch auch damals hatte das nichts mit dem Problem der Verantwortung zu tun. Es war lediglich der bürgerlich-intellektuelle Reflex auf die (vulgärmarxistische) Auffassung, aus einer depravierten Masse (von Marx als „Lumpenproletariat“ bezeichnet), könne von sich aus ein „revolutionäres Subjekt“ hervorgehen.
    Die Frage der Verantwortlichkeit von Politikern bzw. Großindustriellen ist seit den Nürnberger Prozessen und spätestens seit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag geklärt – auch, wenn die USA ihre Kriegsverbrecher diesem zu entziehen suchte.

    Um solche Fragen kann es hier also gar nicht gehen.
    Zudem muss man, bevor man jemanden für seine Untaten verantwortlich machen kann, seiner erst mal habhaft werden bzw. seine Macht über Menschen oder über Hirne brechen.
    Dafür muss man die Verantwortlichen aber auch klipp und klar benennen und sich nicht mit einem Wischiwaschi von einschüchternder“ Wirkung „moderner Zivilisation“ begnügen.

    Mit dem Marxschen Begriff des Kapitalisten als „Charaktermaske“ ist lediglich gemeint, dass man mit individuellen Schuldzuweisungen nicht weiter kommt, sondern von den strukturbedingten Erscheinungsformen – hier: der kapitalistischen Produktionsweise – auszugehen hat.

    Nicht verstehen kann ich, warum Sie sich als ehemaliger Mitarbeiter eines offenbar international arbeitenden Unternehmens überhaupt betroffen fühlen, wo sich doch niemand hier in dieser Richtung geäußert hat, schon gar nicht im Sinne eines Schuldvorwurfs.
    Das erinnert mich an den Vorwurf eines „Staatsbüttels“ in der nach-68er Chaotenzeit, als ich in den Schuldienst eintrat. Das ist nun eine Diskussionsebene, auf die man sich wirklich nicht mehr einlassen muss.

  12. @Werner Engelmann
    Meine Frage war anders gemeint.
    Aber Sie haben ja schon klargestellt, dass meine Frage hier soundso nicht hingehört.
    «Um solche Fragen kann es hier also gar nicht gehen.“

Kommentarfunktion geschlossen